25.05.2011 2.7 Äquivalenzen und Folgerungen Jede Gleichungs - und Ungleichungsumformung kann als Anwendung einer Funktion aufgefasst werden: 3x + 5 = 8 -5 f ( ... ) mit f ( x) = x - 5 :3 f ( ... ) mit f ( x) = ( 3x + 5 ) - 5 = 8 - 5 3x = 3 3x 3 = 3 3 x 3 x = 1 Bei welchen Funktionen f gilt f( a) = f ( b) ? a = b Antwort: Dies ist genau die Eigenschaft injektiver Funktionen. Bei welchen Funktionen f gilt f( a) < f ( b) ? a < b Antwort: Dies ist genau die Eigenschaft streng monoton wachsender Funktionen. Bei welchen Funktionen f gilt f( a) > f ( b) ? a < b Antwort: Dies ist genau die Eigenschaft streng monoton fallender Funktionen. Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 2.7 Folie 1 Daher gilt für das Umformen von Gleichungen : • Die Anwendung einer injektiven Funktion auf eine Gleichung ist eine Äquivalenz ( ohne Änderung der Lösungsmenge) . • Die Anwendung einer nicht - injektiven Funktionen ( sin, cos, tan, cot, cosh, | x | , x 2 , x 4 , ... ) auf eine Gleichung ist eine Folgerung ( es können Lösungen zur Lösungsmenge hinzukommen; daher ist eine Probe notwendig) . • Not - Umkehrfunktionen werden ausschließlich mit den entsprechenden Formeln auf Gleichungen angewendet, da sonst Lösungen verloren gehen. Beispiele ex = a arcsin ( x ) = a tan ( x ) = a x = ln ( a ) ( da f ( x ) = ln ( x ) injektiv ist ) x = sin ( a ) ( da f ( x ) = sin ( x ) nicht injektiv ist ) x = arctan ( a ) + k . π Institut für Automatisierungstechnik ( da f ( x) = arctan ( x ) eine Not - Umkehrfunktion ist ) Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 2.7 Folie 2 1 25.05.2011 Übersicht über alle Formeln zum Umformen einer Gleichung mit Not - Umkehrfunktionen cosh ( x ) = a x = + arcosh ( a ) x = arcsin ( a ) + k . 2π sin ( x ) = a x = π - arcsin ( a ) + k . 2π cos ( x ) = a x = + tan ( x ) = a x = arctan ( a ) + k . π cot ( x ) = a x = arccot ( a ) + k . π |x| = a x = + x2 = a x = + x4 = a x = + arccos ( a ) + k . 2π a a 4 a Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 2.7 Folie 3 Für das Umformen von Ungleichungen gilt: • Die Anwendung einer monoton wachsenden Funktion auf eine Ungleichung ist eine Äquivalenz ; das Relationszeichen bleibt unverändert. Beispiel: - 3x + 5 > 8 -5 Anwendung der streng monoton - 3x > 3 • wachsenden Funktion f ( x ) = x - 5 Die Anwendung einer monoton fallenden Funktion auf eine Ungleichung ist ebenfalls eine Äquivalenz ; das Relationszeichen wird umgedreht. Beispiel: - 3x > 3 : (- 3) x < -1 • Anwendung der streng monoton x fallenden Funktion f ( x ) = -3 Nicht monotone Funktionen dürfen nicht auf Ungleichungen angewandt werden ! Beispiel: 5 > -3 x Kehrwertbildung ist verboten, da die 1 Funktion f ( x) = x Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold nicht monoton ist. Analysis 2.7 Folie 4 2 25.05.2011 Bemerkung Ob eine Funktion injektiv bzw. monoton ist, hängt ggf. vom Definitionsbereich ab. So ist z.B. f ( x ) = x 2 • nicht injektiv und nicht monoton über R • injektiv und streng monoton fallend für x < 0 • injektiv und streng monoton wachsend für x > 0 Daher gilt: ( ... ) 2 1.) |x - 1| > x 2.) - |x - 1| > > x R+ >0 >0 (| x - 1 |) 2 ( ... ) 2 x - x+1 R- <0 <0 (- | x - 1 |) 2 < ( x - x+1 ) 2 ( ... ) 2 3.) x- 2 < ? x Diese Ungleichung darf allgemein nicht quadriert werden ! Um sie zu lösen, ist daher eine Fallunterscheidung notwendig. < 0 oder > 0 ? Institut für Automatisierungstechnik x- 2 < 1. Fall: D = R x x < 2 , also D1 = x- 2 < <0 x >0 Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 2.7 Folie 5 >0 0;2 wegen D = R >0 Die linke Seite der Ungleichung ist also negativ und die rechte Seite ist positiv ( Quadrieren verboten ! ) . Die Ungleichung ist daher für alle x ε D1 erfüllt : L1 = D1 = 2. Fall: x >2 x- 2 < >0 , also D2 = R x 0;2 . >2 R+ N.R.: (x - 2)2 < x x=1 x2 - 5x + 4 < 0 >0 Ergebnis: L = >2 x=4 y f ( x ) = x2 - 5x + 4 1<x<4 Wegen D2 = R x2- 5x + 4 = 0 1 gilt daher L2 = 2;4 1 0;4 Institut für Automatisierungstechnik . Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 2.7 4 x Folie 6 3