Lineare Algebra für Informatiker (Prof. Dr. Bürgisser) M u s t e r l ö s u n g Sommersemester 2011 z u Ü b u n g s b l a t t 11 Aufgabe 1: (6 Punkte) Zu einer Matrix A = (aij ) ∈ K n×n sei B = (bij ) definiert durch bij = aji für alle 1 ≤ i, j ≤ n. Man nennt AT := B die transponierte Matrix von A. 1. Beweisen Sie, dass für alle M, N ∈ K n×n gilt: (M · N )T = N T · M T . 2. Beweisen Sie, dass die Menge O(n, K) := {A ∈ K n×n | AAT = En } eine Untergruppe der GLn ist. 3. Bestimmen Sie alle Elemente der Menge O(2, F2 ). Musterlösung: 1. Sei M = [mij ] und N = [nij ]. Desweiteren sei m0ij = mji und n0ij = nji . Dann gilt nach den Regeln der Matrixmultiplikation: (M N )T ij = (M N )ji = n X mjk nki k=1 und (N T M T )ij = n X n0ik m0kj = k=1 n X mjk nki = (M N )T ij . k=1 2. Sei A ∈ O(n, K). Dann folgt aus AAT = En und weil GLn eine Gruppe ist, dass AT das eindeutige beidseitige Inverse von A in GLn ist, also auch AT A = En . Zudem ist AT ∈ O(n, K), denn AT (AT )T = AT A = En . Seien A, B ∈ O(n, K). Dann ist AB(AB)T = ABB T AT = ABB −1 A−1 = En , also ist AB ∈ O(n, K). 2 a b a c a + b2 ac + bd 1 0 3. = = . c d b d ac + bd c2 + d2 0 1 Es gilt a2 + b2 = 1 ⇔ (a, b) ∈ {(1, 0), (0, 1)} und c2 + d2 = 1 ⇔ (c, d) ∈ {(1, 0), (0, 1)}. a b Von den resultierenden 4 Möglichkeiten für haben 2 eine Nullzeile und sind damit keine c d Elemente der GLn . Alternativ kann man auch an der Gleichung ac + bd = 0 sehen, dass diese beiden Elemente nicht in O(2, F2 ) liegen. Die verbliebenen 2 Elemente 1 0 0 1 und 0 1 1 0 erfüllen AAT = E2 und bilden somit O(2, F2 ). Aufgabe 2: (6 Punkte) Bekanntlich heißt eine Matrix A ∈ K n×n invertierbar, falls ein B ∈ K n×n existiert mit AB = BA = En . Es genügt jedoch weniger zu fordern. Beweisen Sie die folgenden Implikationen für A ∈ K n×n : 1. ∃B ∈ K n×n : AB = En ⇒ A invertierbar. 2. ∃B ∈ K n×n : BA = En ⇒ A invertierbar. Musterlösung: Es ist A genau dann invertierbar, wenn rk(A) = n. Aber AB = En mit rk(En ) = n impliziert rk(A) = rk(B) = n, denn durch Hintereinanderausführung mehrerer linearer Abbildungen kann die Dimension des Bildes nicht wachsen. Somit ist A invertierbar. Analog für Teil 2. Aufgabe 3: (7 Punkte) Wir definieren die Potenzen einer Matrix A ∈ K n×n durch A0 := En und Ak+1 := AAk für k ∈ N. Es sei nun A eine nilpotente Matrix, d.h. es existiert d ∈ N mit Ad = 0. Beweisen Sie, dass En − A invertierbar ist und finden Sie eine explizite Formel für die Inverse von En − A. Hinweis: Denken Sie an die Formel für die endliche geometrische Reihe. Musterlösung: (En − A) d−1 X Ak = k=0 d−1 X Ak − k=0 d−1 X Ak+1 = En − Ad = En . k=0 Nach Aufgabe 2 genügt dies und das eindeutige Inverse ist Pd−1 k=0 Ak . Aufgabe 4: (6 Punkte) Sei A die Darstellungsmatrix von ϕ ∈ End(V ) bezüglich der Basis (f1 , . . . , fn ). Sei S ∈ GLn . Zeigen Sie, dass es eine Basis (f˜1 , . . . , f˜n ) von V gibt, bezüglich derer ϕ die Darstellungsmatrix SAS −1 hat. Musterlösung: Nach Definition der Darstellungsmatrix ist A genau dann die Darstellungsmatrix von ϕ bezüglich f , wenn ϕ(f1 ), . . . , ϕ(fn ) = (f1 , . . . , fn ) · A. Pn Sei nun (g1 , . . . , gn ) := (f1 , . . . , fn )S −1 , also (g1 , . . . , gn )S = (f1 , . . . , fn ), d.h. fi = k=1 gk ski . Dann ist ! X X ! n n n n X X gk sk1 , . . . , ϕ gk skn ϕ(g1 ), . . . , ϕ(gn ) S = ϕ(gk )sk1 , . . . , ϕ(gk )skn = ϕ k=1 = k=1 ϕ(f1 ), . . . , ϕ(fn ) = (f1 , . . . , fn )A = k=1 X gk sk1 , . . . , k=1 = k=1 X gk skn k=1 (g1 , . . . , gn )SA Das ist äquivalent zu ϕ(g1 ), . . . , ϕ(gn ) = (g1 , . . . , gn )SAS −1 , also ist SAS −1 die Darstellungsmatrix von ϕ bezüglich g. Umgekehrt ist S −1 AS die Darstellungsmatrix von ϕ bezüglich (f˜1 , . . . , f˜n ) := (f1 , . . . , fn )S.