Aus der Chronik der Volksschule Eidenborn (1. Weltkrieg 1914

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Aus der Chronik der Volksschule Eidenborn
(1. Weltkrieg 1914 – 1918)
Vorbemerkungen:
In diesem Jahr wird der hundertjährigen Wiederkehr des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges
gedacht. Dieser wird inzwischen als die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet, denn er
hat die kriegerischen Ereignisse der folgenden Jahrzehnte maßgeblich beeinflusst.
Die Bildung von Staatsbündnissen Ende des 19. Jahrhunderts/Anfang des 20. Jahrhunderts
zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien einerseits sowie zwischen Russland,
Frankreich und England andererseits hatte ein Wettrüsten der beiden Blöcke zur Folge. Auch
waren die Beziehungen zwischen den Staaten durch machtpolitische Bestrebungen angespannt.
Anlass für den Ausbruch des 1. Weltkrieges war schließlich das Attentat auf den österreichungarischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand am 28.06.1914 in Sarajewo/Serbien.
Diplomatische Versuche von Deutschland und England, den Krieg zu vermeiden, blieben erfolglos.
Daraufhin sahen sich die jeweiligen Bündnisstaaten zur Mobilmachung genötigt. In Deutschland
ordnete der Kaiser am 01.08.1914 die Mobilmachung an. Die deutsche Kriegserklärung an
Russland erfolgte am 01.08.1914, an Frankreich am 03.08.1914. Entsprechend dem sogenannten
Schlieffen-Plan griffen die deutschen Truppen Frankreich von Nordosten an und verletzten dabei
die belgische und luxemburgische Neutralität, was zum Kriegseintritt Englands führte.
Zu Beginn des Krieges, in den man zunächst mit Begeisterung zog, war man der Meinung, bis
Weihnachten des gleichen Jahres wieder zu Hause zu sein. Es kam aber anders. Auf dem
östlichen Kriegsschauplatz gelang es den deutschen Truppen, in Russland einzudringen und die
Front von der Heimat fernzuhalten. Dagegen hatte sich im Westen der deutsche Vormarsch
festgerannt. Er verwandelte er sich in einen jahrelangen mörderischen Stellungskrieg.
Schon bald nach Kriegsbeginn verschlechterte sich infolge der von England verhängten
Seeblockade die Ernährungslage in Deutschland dramatisch. Versorgungsengpässe, erhöhte
Lebensmittelpreise und das Gefühl der Bevölkerung, bei der Lebensmittelzuteilung ungerecht
behandelt zu werden, führten bereits 1915 zu Demonstrationen.
Während im März 1918 Deutschland und Russland einen Friedensvertrag schlossen, hatten sich
im Westen durch den im April 1917 erfolgten Kriegseintritt der USA die Aussichten auf einen Sieg
erheblich verschlechtert. Dies führte schließlich zum Abschluss eines Waffenstillstands, der im
November 1918 in Kraft trat.
Dem 1. Weltkrieg fielen etwa 20 Millionen Menschen zum Opfer.
Der Lehrer Heinrich Zander hat in der Chronik der Volksschule Eidenborn regionale und
überregionale Kriegsereignisse aufgezeigt, insbesondere erwähnte er häufig die kriegsbedingt
schlechte Ernährungslage der Bevölkerung. Die Eintragungen beginnen mit den Angaben über
den Ausbruch des 1. Weltkrieges und die Namen der Eidenborner Bürger, die sich Anfang August
1914 zu den Waffen stellen mussten.
2
1914
Krieg
Am 29. Juni wurde der östereich. Thronfolger Franz Ferdinand von dem
serbischen Studenten Princip in Sarajewo ermordet. Die Folge war die
Kriegserklärung Österreichs an Serbien. Da Russland sich dazu anschickte,
den Serben Hilfe zu bringen, erklärte am 1. August gemäß Bündnisvertrag
Deutschland an Russland den Krieg. Wie vorauszusehen war, rückten die
Franzosen in den nächsten Tage an die deutsche, teilweise sogar über die
Grenze. Einige Armeekorps wurden nun gegen die Russen, die Hauptmacht
gegen die Franzosen entsandt.
Nun begannen die Durchzüge durch hiesige Gegend. Am 1. August hatte
Deutschland mobil gemacht, der Krieg beginnt.
Am 5. Aug. erneuert der Kaiser den Orden des Eisernen Kreuzes. Gemäß ihrer
Kriegsorder mussten sich aus hiesigem Orte in der Woche v. 2. bis 9. Aug. zu
den Waffen stellen: Folz Alfons, Paul Math., Becker Nikel, Schmidt Michel,
Schwinn Peter, Bastuck-Serf Joh., Bastuck-Müller Joh., Michaely Pet., Baus
Joh., Baus Jak., Schweitzer Pet., Fuchs Baptist, Müseler-Paul Jos. (vermutlich:
„Mißler“), Schmidt Andreas von Zollstock. Aktiv in den Waffen stehen von hier:
Baus Oskar, Bastuck Michel, Schäfer Joh., Bulle Math. u. Gerstner Math. v.
Zollstock.
Ferner sind einberufen: die Ersatzreservisten: Bastuck Jakob u. Schäfer Pet.
Von nichtgedienten Leuten u. gedienten Leuten über 45 Jahre sind eine Anzahl
zeitweilig beordert zu Hilfeleistungen.
In der Nacht vom 11. auf den 12. Aug. wurde eine Abteilung vom
Fernsprechbataillon Frankfurt a/Od.-Posen hierselbst einquartiert. Am
Vormittag des 15. rückten selbe weiter.
Schulschluss
Am 3. Aug. wurden die Volksschulen geschlossen, damit die Schulkinder bei
Einbringung der Ernte Hilfe leisten können.
Soldateneinquartierung
Am 19. gegen Mittag wurden 30 Husaren mit den Pferden und ½ Stunde später
etwa 220 Leibgardegrenadiere, Ersatztruppe, mit Offizieren hier einquartiert.
Auf plötzlich eingetroffenen Befehl rückten dieselben abends um 11 Uhr nach
Lebach aus, von wo sie per Bahn sofort zum Kriegsschauplatz befördert
wurden. Am folgenden Tage fand die große Schlacht Metz – Vogesen statt.
Der Hl. Vater
tot
In die Aufregung infolge der Kriegswirren bringen die Blätter die betrübende
Nachricht, dass am frühen Morgen des 22. der Hl. Vater Pius X. dem Herrn
entschlafen sei. Wegen der großen Spannung der Gemüter ruft diese Nachricht
nicht die Aufregung hervor, wenn es sonst geschehen wäre.
Neuer Papst
Am 3. Sept. wurde der Kardinal Della Chiesa, Erzbischof von Bologna, zum
Papst erwählt mit dem Namen Benedikt XV. Er ist geboren am 21. Nov. 1854 /
25. Juli 1852 ?? zu Pegli.
Schulferien
Am 7. Sept. wurden die Schulen durch Verfügung des Landrats wieder eröffnet.
Eine Woche später, am 14. Sept., begannen die 5-wöch. Herbstferien, die
zuerst auf 3 Wochen festgesetzt wurden, dann eine Woche und wiederum um
eine Woche verlängert wurden.
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Heldentod
Anfang Oktober traf die Nachricht ein, dass der in der Linie stehende, zum Inf.
Reg. Nr. 166 in Bitsch gehörende Michel Bastuck, Sohn des Michel Bastuck,
am 26. August in der Schlacht Metz-Vogesen den Heldentod gestorben sei.
R.i.p.
Heldentod
Anfang November wurde die Wwe. Schmitt (auf dem Weiher) benachrichtigt,
dass ihr Sohn Michel, Res. beim Inf.Reg. 145, am 31. Okt. im Argonnerwald
gefallen sei. R.i.p.
Teuerung
Die Lebens- und Gebrauchsartikel steigen mit jedem Tage im Preise. Für
Kartoffeln und Getreide sind staatlicherseits Höchstpreise festgesetzt, für die
käuflichen
Nahrungsund
täglichen
Gebrauchsmittel
ebenfalls.
Behördlicherseits wird fortgesetzte Sparsamkeit besonders in Brotfrucht
empfohlen.
Auszeichnung
Dem Joh. Schäfer, 21 Jahre alt, Musketier im Inf. Reg. 166, Bitsch, Sohn des
Nikl. Schäfer, wurde gegen Ende Dez. das Eis. Kreuz 2. Klasse verliehen.
dasselbe
Dem Math. Paul, Sohn des Pet. Paul, Reservist, 23 Jahre alt, vom Gardeinf.
Reg. Kaiser Alexander, wurde am 24. Dez. das Eis. Kreuz 2. Klasse verliehen.
dasselbe
Dem Wehrmann Vize-Feldw. Johann Bastuck-Serf, vom Res. Inf. Reg. Nr. 98,
Sohn des Michel Bastuck, dessen jüngster Sohn, wie oben erwähnt, den
Heldentod starb, das Eis. Kreuz 2. Kl. verliehen.
1915
Witterung
6. Januar 1915. Bis jetzt war der Winter mit Ausnahme einer Frostwoche im
Nov. sehr gelinde, fast fortwährend Regen u. trübe, sodass die Krieger über die
ewige Nässe und den furchtbaren Morast sehr klagen.
Bittfeier
Die sämtlichen Bischöfe Deutschlands haben für den 7., 8., 9. u. 10. Januar
eine Bittfeier veranlasst. Für den 7. Febr. setzte der Hl. Vater einen Bettag für
alle kriegsführenden Länder zur Erlangung des Friedens an.
Besuch
Am Dienstag, den 16. Febr. besuchte der Herr Kreisschulinspektor Hirtz die
Schule.
Kriegsbegeisterung
Die Begeisterung für den Krieg ist hier wie allerorts sehr groß, doch lässt die
Opferwilligkeit zu wünschen übrig, wenigstens bei einem Teile der Einwohner.
Vaterländ.
Frauenverein
In Lebach wurde ein Zweigverein des Vaterländischen Frauenvereins gebildet,
dessen Vertreterin im Orte die Frau des Lehrers ist. Durch ihre Bemühungen
treten fast alle Haushaltungen dem Verein bei. Auch dem Roten Kreuz treten
auf energisches Drängen des Herrn Bürgermeisters Lamberty bei.
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Goldgeld
Gleich bei Beginn des Krieges wird das Goldgeld eingefordert u. gegen
Banknoten umgewechselt. Da die Leute jedoch dasselbe festhalten, geht der
Gemeindevorsteher auf Geheiß des Herrn Landrats im Dez. von Haus zu Haus
und sammelte über 1000 M. Später lässt der Herr Pastor durch Schüler
sammeln und auch diese bringen wieder mehrere 1000 M. zusammen.
Getreidebeschlagnahme
Im Monat Januar werden Roggen, Weizen, Hafer und Mehl aufgenommen und
beschlagnahmt, nachdem bei Beginn des Krieges schon eine
Getreideaufnahme stattfand. Die Verfütterung jeder Art von Getreide mit dem
Vieh wurde streng verboten und unter hohe Strafe gestellt.
Sparen von
Brotfrucht
Um Brotfrucht zu sparen, ergeht die Vorschrift, dass die Frucht bis zum
Äußersten, bis 80 Prozent, ausgemahlen werden muss. Außerdem ist die
Brotfrucht zu vermischen mit Kartoffeln. Es werden fabrikmäßige Kartoffelmehle
hergestellt: Kartoffelwalzmehl, Kartoffelflocken und Kartoffelstärke. Diese
müssen unter vorgeschriebenem Prozentsatz vom Bäcker unter das Mehl
gemischt werden. Unter das hausbackene Brot werden 30 % gekochte frische
Kartoffeln gemischt.
Brot- und
Mehlrationen
Anfang März werden wöchentlich Brot- oder Mehlkarten ausgegeben,
wöchentlich pro Person: 4 Pfd., 14 Tage später 3 ½ Pfd. Brot. Das gelieferte
Mehl für Hausbäckerei beträgt etwas weniger. Auf Beschwerden der Bergleute
wird selben Mitte März eine größere Ration, ¾ Pfd. mehr gewährt, das den
anderen abgezogen wird. Das mit Kartoffeln gemischte Brot muss die
Bezeichnung K-Brot (Kriegsbrot) tragen, dasjenige mit über vorgeschriebene
Maße mit Kartoffeln gemischte Brot heißt K-K-Brot (Kriegskartoffelbrot).
Wollwoche
Am Anfang des Monats Februar schrieb die Behörde eine sogenannte
Wollwoche aus. Reste von Kleiderstoffen, vorwiegend wollene, wurden im
ganzen Reich gesammelt, um davon durch Verarbeitung hauptsächlich Decken
für die Soldaten im Felde herzustellen. Die darunter befindlichen, noch
brauchbaren Kleidungsstücke wurden unter die durch eingefallenen Russen
ihrer sämtliche4n Habe beraubten Bewohner Ostpreußens verteilt. Unser Ort
brachte einen ganzen Wagen voll Reste und Kleidungsstücke zusammen.
Verbot der
Fütterung
Ausgangs Februar wurde eine Aufnahme der Kartoffeln gemacht mit dem
Verbot, selbe an Vieh und Schweine zu verfüttern. Es wurde angeraten, die
Schweine möglichst zu schlachten.
Pferdenot
Da die meisten Pferde für den Krieg erworben sind, entsteht mit Beginn der
Frühjahrsarbeit eine große Pferdenot. Es werden infolgedessen ganz enorme
Preise für ein einigermaßen brauchbares Pferd bis zu 2000 M und darüber
gezahlt. Die meisten Pferdebesitzer gehen deshalb daran, Kühe anzulernen.
Verbot von
Hafer
Da auch der Hafer beschlagnahmt und nur Saathafer u. Hafer für Arbeitspferde
erlaubt ist, sind die Bewohner, die mit Kühen arbeiten müssen, sehr
unzufrieden.
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Verbot der
Verfütterung
Am 15. März ergeht ein Verbot der Kartoffelfütterung an Schweine. Die
Schweinezüchter müssen Ersatz für selbe suchen. Es werden seitens der
Behörde Zuckerrüben beschafft. Auch wird Zuckermelasse mit Rübenschnitzel
angeboten.
Gummi
Anfang Mai werden Gummireste gesammelt.
Reichsanleihe
Für 31. März wird eine Reichsanleihe ausgeschrieben, deren Resultat
9 Milliarden und u. 60 Millionen beträgt.
Brotration
Mitte März wird die Tagesration für Brot auf ½ Pfd. festgesetzt. Bergleute
erhalten eine Zuschlagskarte von 100 Gr. täglich.
Brotration
Für diejenigen, die selbst backen, werden 2 ½ Pfd. Mehl pro Woche verabfolgt,
das sie mit dem vorgeschriebenen Quantum Kartoffeln oder anderen Zutaten
verbacken müssen. Letztere behaupten, besser auszukommen. Diejenigen, die
noch Frucht haben, behalten ein bestimmtes Quantum, das sie nach Bedarf,
aber in bestimmter Menge, je nach der Kopfzahl, mahlen lassen.
Lebensmittelpreise
1. Juni. Die Lebensmittel und Bedarfsartikel sind auf eine bedeutende Höhe
gestiegen. Es kosten: Rindfleisch 1,10, Schweinef. 1,20, Grauwurst 3,00,
Erbsen 0,70, Bohnen 0,70, Linsen 0,90, Reis 0,70 – 0,80, Gries 0,60, Graupen
1,00, Nudeln 0,75, Kunstfett 1,25, Kaffee 1,90, Malzk. 0,55, Salatöl 2,50, Salz
0,13, Seife 0,50, Zucker ganz 0,31, gem. 0,32, Würfel 0,33. Petroleum wird
nicht mehr geliefert. Tabak ist wenig gestiegen. Kerzen sind sehr teuer u. rar.
Witterung
Die Witterung war im Frühling günstig. Im Sommer trat eine andauernde
Regenlosigkeit ein, die Hafer, Gerste und Zweitfutter sehr beeinträchtigte. In
der ersten Hälfte August trat dann eine bis 10-tägige Regenzeit ein, die für
Hafer u. Gerste zu spät kam, jedoch das Zweitfutter sehr günstig gestaltete,
leider aber die Kartoffeln teilweise zum schnellen Umschlag und vielfach zur
Fäulnis brachte. Äpfel liefern gute, Birnen eine mittel und Zwetschgen eine
schlechte Ernte.
Beschlagnahme
Mitte August wurde bekanntgegeben, dass die Geräte aus Kupfer, Messing
und Reinnickel beschlagnahmt und abzuliefern seien.
Veränderung
Vom 5. August ab wurde der Schulunterricht in hiesiger Schule gemäß
Ministerialbeschluss so eingerichtet, dass die beiden Abteilungen von 7 – 10,
die unteren Abt. von 10 – 12 Unterricht hatten, nachmittags frei.
Auszeichnung
Auch der Pet. Schwinn, Sohn des Nikl. Schwinn, wurde mit dem Eisernen
Kreuz ausgezeichnet.
Verlängerung
der Herbstferien
Wegen des Mangels an Arbeitskräften werden die Herbstferien, die 4 Wochen
dauern sollen, um 14 Tage verlängert.
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Erhöhung der
Brotmenge
Vom 1. September ab wird die Brotration auf 4 Pfd. wöchentlich erhöht,
die Mehlration auf 1350 Gr.
Fettpreise
Hälfte Okt.
Die Fettpreise steigen ins ungeheuerliche. Schmalz kostet 2,50, Speck 2,00,
Nierenfett 1,50, Pflanzenfett 2,00, Salatöl 3,60.
Schweinepreis
Am 17. Okt. verkaufte der Joh. Schäfer dem Metzger ein Schwein von nicht 400
Pfd., nach Aussage des Metzgers, für 600 M.
HohenzollernFeier
Am 21. Okt. wurde die 500 jähr. Feier der Hohenzollern in BrandenburgPreußen in der hiesigen Schule durch Vortrag des Lehrers u. Absingen
patriotischer Lieder u. durch Aushängen der Fahne begangen.
Obstsammlung
für Rotes Kreuz
Ebenfalls am 21. Okt. fand eine Sammlung von Obst in jeder Form durch
den Lehrer von Haus zu Haus im Auftrage des vaterländischen Frauenvereins
für das Rote Kreuz statt, womit man der Kaiserin zum Geburtstage gleichsam
ein Geschenk machen wollte. Die Sammlung war hauptsächlich für die
Feldlazarette bestimmt. Fiel im Orte gut aus.
Butterpreis
Die Butterpreise werden auf 2,20, Süßrahmbutter auf 2,80 M festgesetzt. Eier
kosten bis 2,60 d. Dutzend. Kurz darauf wird der Butterhöchstpreis auf 1,90
festgesetzt.
Schulrat
Am 12. Okt. besuchte der Herr Schulrat Hirtz die Schule.
Aufsuchen
von Bucheln
Der Lehrer machte mit den Schülern zweimal einen Ausflug in den Wald zum
Aufsuchen von Bucheln. Es wurde nichts gefunden.
Viehzählung
Am 1. Nov. fand eine Viehzählung statt. Es wurden gezählt: 21 Pferde, 163
Rindvieh, 156 Schweine, 25 Ziegen. Ich habe die Empfindung, dass, wie
gewöhnlich, nicht alles angegeben wurde. Ich war Zähler.
Gefangen
Der Joh. Schäfer, Sohn von Nikl. Schäfer, geriet, nachdem er schon einmal
verwundet war und wieder ins Feld musste, Ausgang April in russische
Gefangenschaft und war verschollen, bis Mitte Nov. Nachricht von ihm eintraf
aus Krasnojarsk.
Butterpreis
Der Butterpreis wird Mitte Nov. auf 1,90 festgesetzt.
7
1916
Auszeichnung
Der Richard Raber, Inf.Reg.Nr. 76, der im Mai 1915 mit 19 Jahren eingezogen
wurde, Sohn des Bergmanns Joh. Raber, im südl. Elsass kämpfend, wurde
Anfang Januar 1916 für bewiesene Tapferkeit mit dem Eis. Kreuz II. Klasse
ausgezeichnet und zum Gefreiten befördert. Ende Februar erhielt er das
Braunschw. Kriegs-Verdienst-Kreuz.
Fleischpreise
Am 27. Jan. zahlte ich für Schweinerauchfleisch für das Pfund 2,40 M. Am 11.
Febr. kaufte ich ein Schwein von 180 Pfd. und zahlte für das Pfd.
Schlachtgewicht 1,60 M.
Geschützdonner
Der Geschützdonner des Kampfes vor Verdun vom 21. Febr. bis 22. März
war derart mächtig, dass hier allenthalben die Fenster klirrten, und zwar Tag u.
Nacht. Manche Leute, deren Schlafzimmern nach Westen lagen, konnten nicht
schlafen. Leute, die während des Tages in der Kapelle waren, fürchteten sich
wegen des Klirrens der Fenster.
Viehzählung
Bei der am 15. April vorgenommenen Viehzählung wurden hier gezählt: 21
Pferde, 165 Rindvieh, 121 Schweine, 24 Ziegen, 505 Hühner.
Butter- und
Fettkarten
Vom 25. Mai ab werden Butter- u. Fettkarten ausgegeben, wonach pro Kopf
u. Woche ½ Pfd. Butter oder Fett verabreicht werden kann in den dazu
bestimmten Kaufhäusern. Solche sind: Lange, Nachfolger (Ewerhardt), J.G.
Engel und Wwe. Liebelt in Lebach. Als Fett gilt: kunstgem. Fett, Margarine,
Schweineschmalz, ausgelassenes Nierenfett.
Zuckerkarten
Ausgang Mai wurden Zuckerkarten ausgegeben, wonach pro Kopf u. Monat
1 Pfd. verabfolgt wird, der im hiesigen Konsum ausgegeben wird.
Seifenkarten
Auf der Rückseite der Zuckerkarte ist eine Seifenkarte, wonach pro Kopf u.
Monat 100 Gr. Feinseife sowie 500 Gr. Seife oder Seifenpulver oder andere
fetthaltige Waschpulver verabreicht werden.
Eierpreis
Das Dutzend Eier wird jetzt hier mit 3 M bezahlt.
Butterpreis
Der Höchstpreis für Butter wird Ende Mai auf 2,20 festgesetzt.
Fleischpreis
Am Sonntag, Dreifaltigkeit, kostete frisches Rindfleisch in Stadt u. Land 2,40 M.
Kartoffellieferung
Am Mittwoch, 21. Juni, mussten die letzten überzähligen Kartoffeln abgeliefert
werden.
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Reichssammlung für Gefangene
In der Woche v. 2. bis 9. Juli wurde eine Reichssammlung für Zivil- u.
Militärgefangene abgehalten. In hiesiger Gemeinde einschließlich Mühle u. Zollwurden 57,60 M. gesammelt.
Eierpreis
Der Eierpreis beträgt Anfang August 3,60 M.
Brennnesseln
Zur Verwertung der Brennnesselfaser wird eine Gesellschaft ins Leben gerufen.
Im ganzen Reiche werden die Brennnesseln gesammelt und gedörrt. Unsere
Schule sammelte 63 Pfd., wofür per Ztr. 7,00 M gezahlt werden. Juli – August.
Kleiderkarten
Mit dem 1. August tritt eine Verordnung in Kraft, wonach zur Erwerbung der
meisten Webstoffe Karten vorgezeigt werden, für deren Empfangnahme der
Bedarf nachzuweisen ist.
Ährenlesen
Mit Anfang August werden durch die Kgl. Regierung die Schulen aufgefordert,
Ähren zu lesen. Auch wir lesen und bringen 72 Pfd. zusammen. Diese Lese
wird Ausgang Aug. beschlagnahmt zu Gunsten des Roten Kreuzes.
Butterlieferung
Mit dem August muss jeder Viehbesitzer, der mehr als zwei Kühe besitzt, von
jeder Kuh wöchentlich 1 Pfd. Butter an eine Zentralstelle in Lebach liefern, von
wo selbe an die einzelnen Haushalte ohne Vieh verabfolgt wird, und zwar
wöchentlich pro Person 0,045 Kg.
Viehzählung
Am 1. Sept. findet eine Viehzählung statt.
Lebensmittel-Aufnahme
Ebenfalls am 1. Sept. findet eine Aufnahme Dauer-Fleischwaren,
Fleischkonserven und Eiern statt.
Flieger
25. Sept. In letzter Nacht um 11 ½ Uhr wurden die Bewohner durch heftigen
Geschützdonner aufgeweckt. Alles lief auf die Straße. Flieger warfen Bomben
anscheinend über Dillingen, Bous u. Völklingen. Der Bombendonner vermischte
sich mit dem Donner der Abwehrgeschütze. Blitze zuckten in der Luft.
Scheinwerferflammen zogen am Horizont. Es war fürchterlich. Man sah sich
eine Schlacht abspielen. Frauen u. Kinder weinten. Es dauerte ¾ Stunde.
Mehlbeeren
Die Früchte des Weißdornes (Mehlbeeren) werden gesammelt. Aus der
getrockneten Beere soll ein Ersatz für Kaffee hergestellt werden. Auch wir
sammelten solche Beeren und lieferten sie á Pfd. 10 Pfg. ab.
Zwetschgenkerne
Steinobstkerne, aus denen Öl bereitet wird, sammelten wir und lieferten sie ab.
Sie werden nicht eingefordert.
Herbstferien
Auch in diesem Jahre werden die Herbstferien um 14 Tage verlängert.
9
Fleischkarten
Seit Anfang Sommer werden Fleischkarten ausgegeben, wonach pro
Person u. Woche ½ Pfd. geliefert wird.
Flugzeug
Am 29. Okt. ging bei Lebach ein deutsches Flugzeug – Zweidecker – nieder,
das von allen Leuten besichtigt u. angestaunt wurde. Besonders die
Schuljugend freute sich, ein solches zu sehen.
Kartoffelpreise u.
Menge
Die Höchstpreise für Kartoffeln bis 15. Febr. werden auf 4 M festgesetzt
vom Keller des Erzeugers. Die Menge beträgt pro Kopf und Tag 1 Pfd., für
den Erzeuger 1 ½ Pfd., für Schwerarbeiter 2 Pfd.
Petroleum
Für Petroleum wird ein Ersatz geliefert, da derselbe fast gänzlich fehlt. Dieser
Ersatz wird mit 1,90 das Liter bezahlt.
Viehzählung
Am 1. Dez. war in Verbindung mit der Volkszählung eine Viehzählung. Es
wurden gezählt: 20 Pferde, 175 Rindvieh, 105 Schweine, 23 Ziegen, 475
Hühner.
Kartoffelnot
Die Kartoffelernte ist wegen des regnerischen Sommers missraten, sodass
Kartoffelmangel eintrat. Hiesige Gemeinde wurde verpflichtet, über 900 Ztr.
abzuliefern. Zu dieser Menge gehörte schon ein großer Prozentsatz von
Saatkartoffeln. Auf eine Beschwerde der Dorfbewohner wurde das Quantum
herabgesetzt.
Runkeln statt
Kartoffeln im
Brot
Laut Vorschrift des Kriegsernährungsamtes (Präsident v. Batock) sollen das
Brot statt mit Kartoffeln mit Runkelrüben gestreckt werden. Ferner sollen die
Kartoffeln zum Teil durch Kohlrüben, Rüben u. Möhren ersetzt werden.
Fettmangel
Die Gegend wird täglich überlaufen von Leuten aus der Industriegegend, die
Butter, Fett, Eier u. Fleisch suchen und die höchsten Preise bieten, ja
fabelhafte Preise.
Fettsammlung
Infolge eines Aufrufes Hindenburgs wird Ausgang Dezember eine Sammlung
von Fetten für die Schwerarbeiter veranstaltet, denn diese Leute leiden an
großem Fettmangel.
1917
Viehzählung
Am 1. März fand eine Viehzählung statt und wurden gezählt: 21 Pferde, 183
Rindvieh, 94 Schweine, 29 Ziegen, 10 Kaninchen, 462 Hühner.
Schulausfall
Wegen Ersparen von Kohlen wurde die Schule v. 12. Febr. bis 14. März
ausgesetzt.
10
Winter 1916/17
Eines solch strengen und andauernden Winters wissen sich die ältesten Leute
kaum zu erinnern. Während der Herbst meist regnerisch war, sodass der Bauer
sehr spät zur Wintersaat kam, die Saat daher sehr schwach in den Winter ging,
während der Vorwinter viel Nässe brachte, setzte Ausgang Januar eine große
Kälte ein, die Anfang Februar bis 16o, stellenweise bis 20o Grad stieg. Die Saat
wurde erheblich geschädigt, sodass viele Felder umgesät werden mussten, und
zwar bei mangelnder Saatfrucht. Die Not ist groß und wächst fortwährend. Die
ungünstige Witterung, Nässe u. Kälte, hält an, sodass die Frühjahrssaat nicht
vonstatten geht. Heute, am 13. April, sind vielleicht ein halb Dutzend Felder
eingesät, und zwar Ausgang voriger Woche. Diese Woche hindurch schneit es
am Tage fast durchweg, nachts Frost. In den Gärten konnte noch nichts
geschehen. Die Not wächst, die Aussichten sind trübe.
Not
Aus den umliegenden Städten u. größeren Orten kommen die Leute täglich
massenhaft schon fast den ganzen Winter hindurch bei Regen, Schnee u.
bitterer Kälte und erbitten Esswaren, Erwachsene sowohl wie Kinder, denen die
Not und der Hunger aus den Augen schauen, die schrecklichsten Zustände
erzählen. Wenn auch manches übertrieben sein mag, so ist doch bei vielen das
elende Aussehen Zeuge der Wahrheit. Auch Leute aus den besseren Ständen
und hohe und niedere Beamte kann man täglich mit dem Rucksack die Dörfer
abgehen sehen, Leute die 3. (Klasse), ja sogar 2. (Klasse) fahren. Natürlich
nehmen diese Leute nur Waren gegen gute, übermäßige Zahlung. Jeder Preis
wird gezahlt, Butter wird bis zu 8 M, Eier bis 6 M bezahlt, Schinken werden
gekauft zu 100 u. mehr M.
Wicken statt
Linsen
Mit Ende Winter fängt man an, Wicken zu kochen statt Linsen. Sie werden
bis zu 60 Pfg. das Pfd. verkauft. Mehrmals gewässert sind sie sehr
schmackhaft.
Durchsuchung
Am 13. April werden die Häuser nach Brotvorrat u. Mehl untersucht. Die
Kommission besteht aus einem vom Landrat-Zivil-Kommissar, einem
Gendarmen, einem U.Offiz. und 4 Soldaten.
Sommerzeit
Am 16. April, morgens 2 Uhr, beginnt die Sommerzeit. Die Uhren werden eine
Stunde früher gesetzt.
VI. Kriegsanleihe
Trotz verschiedentlicher eindringlicher Anreden des Lehrers an die Schulkinder,
wobei die Wichtigkeit, die Notwendigkeit u. die Vorteile einer Zeichnung
dargetan wurden, fiel die Zeichnung ganz minderwertig aus. Die
Schulzeichnung betrug bei 13 Kindern 302 M, die Werbung von Haus zu Haus
200, 100 u. 100 = 400 M. Bei der V. Anleihe hatten die Schüler 184 und ein
Ackerer 600 M gezeichnet. Ein Vortrag, den der Lehrer bei der IV. Anleihe
gehalten hatte, war von einigen Bewohnern besucht.
Unterricht
Laut Verfügung der Königl. Regierung II. C 35 vom 15. März wird Unterricht nur
am Vormittag, und zwar 3 Stunden erteilt, damit die Kinder zur Hilfeleistung in
den landwirtsch. Arbeiten frei werden.
11
Witterung
Nachdem der ganze Frühling kalt war, beginnt am 30. April endlich eine mäßige
Wärme, sodass man, nachdem in der Woche vorher die Hafersaat u. die
Gärten bestellt wurden, mit dem Kartoffelsetzen beginnt.
Witterung
Die Witterung hebt sich, es wird wärmer, so dass ein außerordentliches
Wachstum einsetzt. Fast gleichzeitig blühen Kirschen, Birnen, Zwetschgen u.
Äpfel. Im halben Mai mähen die Leute Gras zum Füttern.
Stallneubau
Im Frühjahr baut man auf Antrag des Lehrers einen Stall an den Abort an.
Größe 3 ½ x 3 m Licht. Der Heuboden ist sehr beschränkt.
Viehzählung
Am 1. Juni wurden gezählt: 24 Pferde, 175 Rinder, 79 Schweine, 28 Ziegen, 2
Kaninchen, 374 Hühner.
Entnahme
der Glocken
Am 13. Juni kamen mehrere Soldaten an und machten sich daran, die Glocken
in Lebach herunter zu holen unter Weinen und Wehklagen der Gläubigen. Am
14. kam Herr Kaplan Böllig aus Lebach und ordnete die Herabnahme der
hiesigen Glocke an. Peter Folz u. Joh. Raber brachten sie herab.
Brennnessel
Auch in diesem Jahre werden wieder Brennnesseln gesammelt. Wir lieferten 64
Pfd. ab zu 7 Pfg.
Obstkerne
Auch Obstkerne werden weiter gesammelt.
Kirschenkerne und 200 Pfd. Zwetschgenkerne.
Sturm
Am Sonntag, dem 29. Juli, abends gegen 8 Uhr, trat ein Gewitter auf mit einem
einige Minuten dauernden Sturme, wie er noch selten hier erlebt wurde.
Obstbäume u. Äste wurden abgerissen u. gebrochen, viel Obst abgeschüttelt.
Ähren
Auch in diesem Jahr werden wieder Ähren gesammelt, und zwar 63 Pfd. reine
Körner.
Viehzählung
Die am 1. Sept. vorgenommene Viehzählung ergab: 23 Pferde, 190 Rindv., 114
Schweine, 27 Kaninchen, 408 Hühner, Ziegen 28.
Obstversteigerung
Die Obstversteigerung am Wege nach Falscheid ergab 768 M.
Schweinezählung
Am 15. Okt. wurden 141 Schweine gezählt.
Versetzung des
Herrn Landrats
Zum 15. Okt. wurde der Landrat Freiherr Schütz von Lervalt als Vortragender
Rat ins Ministerium berufen.
Wir
liefern
ab
40
Pfd.
12
Neuer Landrat
An seine Stelle wurde Herr Dr. Scheller, Landrat in Adenau, berufen zum
15. Okt.
Voller
Unterricht
Mit Schluss der Herbstferien beginnt wieder der volle Unterricht.
Zählung
Am 1. Dez. fand eine Viehzählung, am 5. Dez. eine Volkszählung statt.
Petroleum-
An Petroleum tritt großer Mangel ein. Für Hälfte Sept. bis Ende Okt. werden
1 ½ L., für Nov. u. Dez. 2 ¾ L. geliefert.
Erbsen
Linsen
Für Erbsen werden im Schleichhandel 1 bis 2 M pro Pfd. bezahlt. Für
Linsen bis 1,80 M.
Teuerung
Nähzwirn wird ungeheuer rar und kostet 4 – 5 M. die Rolle von 500 m. Schuhe
werden bezahlt mit 40 bis 60 M, Kinderschuhe bis 40 M, dabei sind es
Ersatzschuhe aus Holz u. Pappdeckel. Dabei fahren die Leute tagelang, ehe
sie selbe erhalten können, sogar bis Pirmasens. Außerdem müssen die Leute
Lebensmittel, Butter, Eier, Hülsenfrüchte etc. zum Tausch mitnehmen. Die
Kleiderstoffe werden ebenso teuer, ein Herrenanzug für gewöhnliche Leute
kostet bis, ja über 300 M., Biber kostet 9 – 10 M die Elle.
Wicken
Statt Linsen werden Wicken gegessen. Sie werden mit 100 M. u. höher per 50
kg. bezahlt, im Kleinhandel mit 1,50 per Pfund. Sie werden während der
Zubereitung 3 – 4 mal abgeschüttet u. schmecken so gut wie Linsen.
1918
Wassernot
Vor Weihnachten traten Frost u. Schnee ein und wechselten mehrmals mit
gelindem Tauwetter ab, schließlich starker Frost. Am 15. Jan. trat starker
Regen auf, Schnee u. Eis gingen plötzlich ab. Die Folge war starke Wassernot.
In Lebach wurden die Leute in der Nacht v. 15. auf 16. aufgeweckt. Die Keller
und untere Hausteile an der Theel standen voll Wasser. Mehrere Ziegen u.
Schweine ertranken. Der Verkehr wurde durch aneinandergestellte Wagen
erhalten. Die Unterführung im Pickard war bis obenhin angefüllt.
Schulrat
Am 28. Febr. besuchte Herr Schulrat Hirtz die Schule.
Viehzählung
Am 1. März findet die planmäßige Viehzählung statt. Es werden gezählt: Pferde
21, Rindvieh 162, Schafe 1, Schweine 69, Ziegen 34, Kan. 3, Hühner 420.
Tod
Herr Ortsschulinspektor Pfarrer Pfeifer +.
Am 21. März, morgens gegen 9 Uhr, starb nach langjährigem Leiden und 15
monatlichem Lager unser allverehrter Ortsschulinspektor, Herr Pfarrer Josef
Pfeifer in Lebach im 60. Lebensjahr. Er war geboren in Brachbach an der Sieg
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und wirkte als Pfarrer u. Ortsschulinspektor in Lebach seit 1. September 1907.
Ehre seinem Andenken – R. i. P.
8. Kriegsanleihe
Zur 8. Kriegsanleihe wurden aus der Gemeinde durch die Schule M 11 305
gezeichnet.
Laubheu
Wegen Mangel an Heu für die Pferde der Armee wird angeordnet, Baumlaub
durch die Schulen zu sammeln und zu trocknen. Auch wir sammelten Laubheu.
Schulunterricht
Der Schulunterricht für den Sommer ist so ein gerichtet, dass nur vormittags
Unterricht erteilt wird und zwar von 8 – 10 Uhr für die 4 oberen Jahrgänge, von
10 – 12 für die übrigen.
Ferkelpreise,
Viehpreise
Für Ferkel von 6 – 7 Wochen werden 100, 150 bis 200 M. bezahlt.
Für eine gute frische Fuhrkuh werden 1500 – 1700 M. bezahlt. Gute Pferde
kosten jetzt bis 6000 Mark.
Verdienstkreuz für
Kriegshilfe
Am 19. Juni wurde dem Lehrer vom Herrn Kreisschulinspektor das
Verdienstkreuz für Kriegshilfe Allerhöchst ausgehändigt.
Pflanzensetzlinge
Pflanzensetzlinge, Gemüse- u. Runkelsetzlinge kosteten in diesem Frühjahr
4 u. 5 M das Hundert.
Laubheu
Zur Streckung des Grasheues u. des Hafers wurde während des Sommers
Laub gesammelt und getrocknet. Das Laub wird getrocknet, zur Dürre gebracht
und darauf gemahlen und mit Melasse oder Ölkuchen an die Kriegspferde
verfüttert. Es werden für Grünlaub 4 M., für Trockenlaub 18 M. gezahlt. Der
Schulunterricht darf wochenlang für Laubgewinnung ausfallen. Wir sammelten
52,09 Z. Grünlaub, 25 Ztr. Trockenlaub.
Flieger
Die Fliegerüberfälle sind jetzt so häufig geworden, dass sie an günstigen
Tagen, hellem Wetter manchmal tagelang und jede Nacht stattfinden.
Neuer Pfarrer
Am 28. Juli wurde der neue Pfarrer, Herr Joh. Dahmen, eingeführt. Derselbe
war geboren in Bewingen, Pfarrei Niederbettingen. Seine letzte Pfarrstelle war
Biebern bei Simmern.
Diebstähle
Die Felddiebstähle nehmen in erschreckendem Maße zu. Es werden Kohl
(Rüben), Frucht, Kartoffeln, Bohnen, alle Feldfrüchte gestohlen, manchmal am
hellen Tage. Auch die Diebstähle in den Häusern u. Stallungen mehren sich.
Schweine, Kälber, Ziegen werden in den Ställen abgeschlachtet u. fortgebracht.
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Tabak
Da der ausländische Tabak mangelt, wird der Rauchtabak sowie Zigarren
allmählich rar. Die Preise werden hoch. Echter Tabak ist kaum mehr zu haben
und wird mit bis 20 M je Pfd. bezahlt. Zigarren unter 20 Pfg. sind nicht zu
rauchen. Tabak wird hergestellt aus allen möglichen Ersatzstoffen: Huflattich,
Rhabarber, Teekräutern, Buchen-, Nuss-, Kastanienlaub. In diesem Sommer
kann man in jedem Garten Tabakpflanzen sehen.
Obstpreise
Das Jahr 1918 war für hiesige Gegend ein schlechtes
sehr rar, Birnen gab es fast gar keine, Zwetschgen eine
stieg der Preis ins Unglaubliche. Tafeläpfel wurden
Wirtschaftsbirnen mit 70 M und mehr. Zwetschgen mit
festgesetzten Höchstpreise betrugen nicht die Hälfte.
Herbstferien
Die Herbstferien beginnen am 16. Sept. u. dauern 4 Wochen, werden um 1
Woche verlängert.
Buchecker
u. Eicheln
Nach den Ferien setzt das Sammeln von Bucheckern u. Eicheln ein. Am
Sammeln sind durchschnittlich 30 Kinder beteiligt. Es werden 10 kg.
waldfrische Bucheln u. 60 kg. Eicheln gesammelt.
Sammeltätigkeit
Der Sommer 1918 steht im Zeichen der Sammeltätigkeit. Es wird hauptsächlich
Laubheu gesammelt. Der Schulunterricht fällt fast ganz aus. Im Herbste bis in
den Winter hinein werden Eicheln und Bucheln gesammelt. Es lässt sich leicht
denken, auf welchen Standpunkt die Schule sinkt.
Waffenstillstand
Anfang November werden Waffenstillstandsverhandlungen zwecks
Friedensschlusses eingeleitet. Am 11. Nov. 11 Uhr Vm. Wird der
Waffenstillstand genehmigt, und zwar unter sehr demütigenden Bedingungen,
die aber einige Tage später etwas gemildert werden. Unser Kaiser dankt ab. Es
bildet sich eine neue Regierung unter dem Vorsitz der Sozialdemokratie.
Reichskanzler ist der S.D. (vermutlich Sozialdemokrat) Ebert, Kultusminister
der S.D. Ad. Hoffmann.
Rückzug
Mitte November beginnt der Rückzug. Am 14. durchziehen die ersten Truppen
das Dorf, Etappenkommandos, Automobile u. Wagen. Am 16. haben wir
Einquartierung. Am 21. kommt Fußartillerie. Einquartierung im Dorfe 21. u. 22.
Am 22. wird wieder Fußartillerie einquartiert u. Starkstrom-Abteilung. Am 23.
passieren die letzten Truppen das Dorf. Es berührte die ländliche Bevölkerung
unangenehm, dass die Etappentruppen meist rote Fähnchen an Wagen und
Pferden zeigten, wohingegen die Fronttruppen die preußischen u. deutschen
Farben trugen. Aus diesem Grunde wurden auch die ersten Truppen ziemlich
kühl empfangen.
Obstjahr. Äpfel waren
geringe Menge. Daher
bezahlt mit 100 M.,
80, sogar 100 M. Die
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