035_071_BIOsp_0107.qxd 60 31.01.2007 11:18 Uhr Seite 60 MET H ODE N & AN WE N DU NGEN Imaging System Modulares konfokales LaserscanningSystem eröffnet neue Möglichkeiten HAUKE KAHL GESCHÄFTSBEREICH MIKROSKOPIE, OLYMPUS DEUTSCHL AND GMBH, HAMBURG Die modernen Life Science-Wissenschaften entwickeln sich mit rasantem Tempo. Daher ist es ein Muss für heutige wissenschaftliche Instrumente, dass sie gegenwärtigen und zukünftigen Anforderungen gewachsen sind. Dieser Anspruch gilt umso mehr für die Mikroskopie, wo regelmäßig neuartige Bildgebungsverfahren entwickelt werden, die sich rasch als Routinemethoden etablieren und so den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn enorm beschleunigen. ó Um den vielfältigen Anforderungen und Möglichkeiten gerecht zu werden, hat Olympus seine Forschungsmikroskope nach dem Vorbild einer optischen Bank konzipiert, welche die Integration einer Vielzahl unterschiedlicher Module ermöglicht. Ein solcher Ansatz erlaubt die kompromisslose Realisierung des richtigen Mikroskops für die jeweilige kundenspezifische Anwendung. Bestes Beispiel für dieses richtungweisende modulare Konzept ist das Olympus FluoView FV1000. Dieses innovative konfokale Laserscanning-Mikroskop kann mit einer Reihe fortschrittlicher Module ausgestattet werden kann. So ermöglicht der SIM-Scanner – ein voll integrierter zweiter Laser-Scanner – die unabhängige Photomanipulation bei gleichzeitiger Bildaufnahme. Das TIRF-Modul dage- ˚ Abb. 1: Konfokale Fluoreszenzaufnahmen von Kaede-exprimierenden HeLa-Zellen. Die Bildserie wurde in 3 Sek.-Intervallen erstellt und zeigt die Umwandlung des grünen Kaede mit einem 405 nm Laser in die photokonvertierte rote Form, die sich zunehmend in der Zelle ausbreitet. Laser des Hauptscanners: 488 nm/543 nm Objektiv: UPlanApo60Xoil. Mit freundlicher Genehmigung: Ryoko Ando und Dr. Atsushi Miyawaki, RIKEN, Brain Science Institute Laboratory for Cell Function Dynamics. gen erlaubt die evaneszente Beleuchtung der Probe durch die mit dem konfokalen System installierten Laser. Weitere optionale Komponenten, wie das laserbasierte Z-Drift-Kompensationssystem und ein CO2-Inkubator mit Temperaturkontrolle, gestatten Langzeitaufnahmen lebender Zellen, was die experimentellen Einsatzmöglichkeiten des FV1000 abermals erweitert. Fluoreszente Revolution Die vergangenen zehn Jahre erlebten einen Paradigmenwechsel in der Fluoreszenzmikroskopie. Zunächst exotisch anmutende Techniken wie FRET (Förster-/Fluorescence Resonance Energy Transfer), FLIP (Fluorescence Loss In Photobleaching) und FRAP (Fluorescence Recovery After Photobleaching) entwickelten sich zum alltäglichen Standard. Die beiden letztgenannten Methoden erfordern das selektive Bleichen fluoreszenter Marker in definierten Zielregionen einer Zelle, um die Bewegungen membrangebundener oder intrazellulär lokalisierter Moleküle zu verfolgen. Bei der FLIP-Methode wird die Zielregion während des Experiments kontinuierlich gebleicht und aus der langsamen Abnahme der Fluoreszenzintensität in den umgebenden Arealen wird auf die Bewegung der fluoreszenten Moleküle rückgeschlossen. FRAP hingegen bedeutet, dass die Zielregion während eines festen Zeitintervalls gebleicht wird, um anschließend den Anstieg der Fluoreszenzintensität zu messen, der die Bewegung ungebleichter Moleküle aus der Umgebung in die Zielregion anzeigt. Bei herkömmlichen konfokalen Laserscanning-Mikroskopen werden das Bleichen der Zielregion und das Scannen des Bildes von demselben Laser-Scanner übernommen, wodurch eine signifikante Verzögerung zwischen Probenmanipulation und Messung der Fluoreszenzintensität entsteht. Aus diesem Grund werden sehr schnelle aber möglicherweise bedeutsame Prozesse leicht verpasst. Dank der Ausstattung des FV1000 mit dem SIM-Scanner-Modul kann die Fotomanipulation bei gleichzeitiger BilddatenBIOspektrum | 01.07 | 13. Jahrgang 035_071_BIOsp_0107.qxd 31.01.2007 11:18 Uhr Seite 61 61 aufnahme erfolgen, weshalb dem Experimentator selbst schnellste Änderungen der Fluoreszenzintensität bei FLIP und FRAP nicht entgehen. Die Nützlichkeit der SIM-Scanner-Technologie erweist sich aber auch bei der Verwendung neuartiger fluoreszenter Moleküle, den „optischen Leuchtmarkern“ (optical highlighters). Diese teils natürlich vorkommenden, teils rekombinant veränderten Proteine zeichnen sich durch die Besonderheit aus, dass sich Ihre Absorptions- und Emissionseigenschaften durch gezielte Bestrahlung mit Licht bestimmter Wellenlängen manipulieren lassen. Das fotoaktivierbare Grün-fluoreszierende-Protein (PA-GFP) beispielsweise muss erst durch 405 nm Lichtpulse aktiviert werden, bevor die Fluoreszenz dauerhaft bei 488 nm angeregt werden kann. Das Emissionsmaximum liegt dann bei 517 nm. PA-GFP lässt sich zur gezielten Markierung einzelner Zellen, Organellen oder Proteine innerhalb größerer Ansammlungen verwenden, um sie bei Langzeitaufnahmen verfolgen zu können. Ein weiteres fluoreszentes Markerprotein namens Dronpa zeichnet sich durch die vorteilhafte Eigenschaft aus, dass seine Fluoreszenz durch einen starken 488 nm Laserpuls abgeschaltet werden kann. Anders als beim Bleichen ist dieser Vorgang aber reversibel, denn durch einen schwachen 405 nm Laserpuls lässt sich die Fluoreszenz reaktivieren. Die Möglichkeit ein Fluoreszenzsignal an- und abzuschalten und damit wiederholte Fotoaktivierungsexperimente an derselben Zelle durchzuführen, zeigt Proteindiffusionsvorgänge in einem neuen Licht und der Informationsgewinn ist enorm. Das gilt auch für andere Fotomanipulationsanwendungen. Kaede beispielsweise ist ein rekombinant hergestelltes fluoreszentes Protein aus Trachyphylla geoffroyi, welches grünes Licht emittiert. Wird dieses Protein jedoch violetter oder ultravioletter Strahlung ausgesetzt, verändert sich das Emissionsspektrum und das Molekül emittiert langwelligeres Rot. Dieser Farbwechsel von Grün zu Rot gleicht dem eines herbstlichen Ahornbaums, weshalb das Protein nach dem japanischen Wort „Kaede“ für Ahorn benannt wurde. Illuminiert man eine Kaede-exprimierende Zelle punktuell mit violettem/ultraviolettem Licht, so lässt sich beobachten wie sich das rötliche Kaede-Protein durch Diffusion in der gesamten Zelle ausbreitet; eine elegante und einfache Methode, um ausgesuchte Zellen zu markieren. In ähnlicher Weise können die Pulse eines 405 nm Lasers BIOspektrum | 01.07 | 13. Jahrgang A B ˚ Abb. 2: A, PA-GFP-markierte HeLa-Zelle, 488 nm Anregung, Aufnahme: 1 Bild pro Sekunde, Fotostimulation: periodische 405 nm Laserstimulation. B, Einführung des fluoreszenten Kalziumindikators ‚Calcium Green’ in HeLa-Zellen. Mit inaktiviertem (caged) ATP versetzte Zellen, wurden punktuell mit Pulsen eines 405 nm Lasers bestrahlt, um das ATP freizusetzen (un-cage). Der ATP-Stimulus bewirkt einen lokalen Anstieg der Ca2+-Konzentration in der Zelle. Mit freundlicher Genehmigung: Dr. Takeharu Nagai, Dr. Takayuki Miyauchi, Dr. Atsushi Miyawaki, RIKEN Brain Science Institute Laboratory for Cell Function Dynamics. ¯ Abb. 3: Fluoreszente Mehrfachmarkierung der Fokalen Adhäsionskinase (FAK, grüne Fluoreszenz) und des f-Actin im Zytoskelett (rote Fluoreszenz). Im Gegensatz zur konventionellen Epifluoreszenzbeleuchtung (oben) des f-Aktin-Skeletts emöglicht die TIRF-Mikroskopie (Mitte) eine wesentlich kontrastreichere Abbildung, da hier Aktinfasern, die tiefer im Zellinneren liegen, nicht zur Fluoreszenz angeregt werden. TIRF-mikroskopische Aufzeichnung der Verteilung der FAK-Proteinmoleküle und Überlagerung mit dem TIRF-mikroskopischen Bild des f-Aktin-Zellskeletts zeigt, dass die Aktinfasern zwischen den FAK enthaltenden Haftstrukturen aufgespannt sind (unten). Mit freundlicher Genehmigung: Götz Pilarczyk, Uta Joos, Till Biskup, Oliver Ernst, Ines Westphal, Fraunhofer Institut für Biomedizinische Technik, Invalidenstraße 42, D-10115 Berlin. dazu benutzt werden, um beispielsweise ATP zu aktivieren (un-cage), das zuvor in modifizierter, inaktiver Form vorlag (caged). Die genannten Anwendungen können unter Zuhilfenahme des SIM-Scanners durchgeführt werden, während der Hauptscanner die zu beobachtenden Veränderungen bildlich festhält. Objektiv-basiertes TIRFM Die Stärke der TIRFM-Technik (Totale-interne-Reflektions-Fluoreszenzmikroskopie) besteht in einer herausragenden Z-Auflösung, weshalb sie sich zur Erforschung des gesamten Spektrums von Ereignissen an der Zelloberfläche besonders eignet. Dazu zählen unter anderem Zellinteraktionen, Zelladhäsion sowie Endo- und Exocytose. TIRFM beruht auf einer gänzlich anderen Art der Beleuchtung, als die zuvor besprochene konfokale Laserscanning-Mikroskopie. Mit dem TIRFM-Modul des FV1000 wird das Laserlicht auf den äußersten Randbereich der hinteren Fokusebene eines brechungsstarken Objektivs gerichtet (Numerische Apertur, NA = 1,45). Dieser spezielle Strahlenverlauf führt dazu, dass das aus dem Objektiv austretende Licht in einem derart flachen Winkel auf die Grenzfläche zwischen Deckglas und Probe trifft, dass es total reflektiert wird. Während das einfallende Licht also nicht in die Probe übertritt, reicht dennoch das von ihm ausstrahlende elektrische Feld bis in die Probe hinein. Die Intensität dieses evaneszenten Feldes nimmt mit zunehmendem Abstand von der Grenzfläche exponentiell ab. Aus diesem 035_071_BIOsp_0107.qxd 31.01.2007 11:18 Uhr Seite 62 M ETHODEN & ANWENDUNGEN Grund werden nur diejenigen fluoreszenten Moleküle angeregt, die sich in einem Abstand von wenigen Hundert Nanometern zur Deckglasoberfläche befinden, was eine enorme Verbesserung der Auflösung in Z-Richtung zur Folge hat. Die tatsächliche Schichtdicke, innerhalb der eine effektive fluoreszente Anregung erfolgt, hängt von der Wellenlänge des verwendeten Laserlichts und von dessen Einfallswinkel beim Auftreffen auf die Grenzfläche ab. Dieser Einfallswinkel lässt sich beim FV1000-TIRFMModul einstellen. Die optimale Eindringtiefe des evaneszenten Feldes kann somit den Gegebenheiten der Probe angepasst werden. Die minimal erreichbare Schichtdicke mit evaneszenter Anregung beträgt etwa 50 nm. Diese physikalischen Grenzbereiche werden mit dem Ölimmersionsobjektiv APO100xOHR von Olympus erreicht, dass eine NA von 1,65 vorweisen kann. Durch Integration des TIRFMModuls in das FV1000-Gesamtsystem können alle installierten Laserwellenlängen sowohl für das konfokale Laserscanning als auch für TIRFM genutzt werden. Präzise optische (= konfokale) Schnitte in mehreren spektralen Kanälen sind damit ebenso möglich, wie die TIRFM-Darstellung von Zelloberflächen mit hoher Z-Auflösung. Zur reibungslosen Bilddatenaufnahme ist das FV1000 mit einem voll synchronisierten CCD-basierten Cell^M/^R Imaging System bestückt. Damit lassen sich Protokolle, wie sequenzielle multi-spektrale Aufnahmen oder TIRFM-Bildfolgen mit variabler Eindringtiefe des evaneszenten Feldes auf einfachste Weise vom Nutzer programmieren. dul entwickelt. Dieses Modul nutzt eine 785 nm Laserdiode, um Abweichungen von der Fokusebene in Z-Richtung zu detektieren. Der Laser misst in regelmäßigen Abständen die Entfernung zu einer Referenzebene mit fester Relation zur Probe, üblicherweise zur Deckglasoberfläche. Zu Beginn der Aufnahmesequenz wird die Probe fokussiert und die mit dem Kompensationsmodul gemessene Entfernung zur Referenzebene als Sollwert definiert. In einem Regelkreis mit negativer Rückkopplung wird nun vor jeder Bildaufnahme die aktuelle Entfernung überprüft und gegebenenfalls an den Sollwert angeglichen. Damit ist sichergestellt, dass alle Bilder in derselben Fokusebene aufgenommen werden. Ein Vorteil, der sich schon bei Zeitrafferaufnahmen mit kurzen Intervallen (10 min) aber besonders bei solchen mit langen Intervallen (Stunden bis Tage) bezahlt macht. ó Korrespondenzadresse: OLYMPUS DEUTSCHLAND GMBH Geschäftsbereich Mikroskopie Dr. Hauke Kahl Vertriebsleiter Laser-Scanning-Mikroskopie Tel.: 040-237730 Fax: 040-230817 [email protected] www.olympus.de Im Fokus bleiben Für die Aufnahme von Zeitraffersequenzen ist es unabdingbar, die Proben konstant in der gewünschten Fokusebene zu halten. Unglücklicherweise führen vielerlei Faktoren zu Abweichungen von der exakten Fokusposition. Temperaturschwankungen können beispielsweise eine thermische Drift der Mechanik eines Mikroskops auslösen. Um einer solchen Z-Drift entgegenzuwirken, hat Olympus für das FV1000 ein neues KompensationsmoBIOspektrum | 01.07 | 13. Jahrgang