Warum die Menschen hierzulande immer kränker werden und was Sie selbst für Ihre Gesundheit tun können Brigitte Hamann Wenn Afrika von schweren Krankheiten wie Ebola geplagt wird, sind wir zwar bestürzt, aber kaum erstaunt. Denn schließlich herrschen dort vielerorts Hunger, Mangelernährung, Armut, schlechte bis katastrophale hygienische Bedingungen und es fehlt an ärztlicher Versorgung. Die Menschen sind innerlich ausgehöhlt und haben Erkrankungen wenig entgegenzusetzen, ob diese nun von innen heraus oder von außen durch Infektion entstehen. Darüber sind wir doch weit hinaus, oder? Nun, stellen wir die entscheidende Frage: Wie gesund sind die Deutschen wirklich? Ein kurzer Ausflug in die Statistik Untersuchungen zum Gesundheitszustand der Europäer bzw. der Deutschen gibt es von unterschiedlichen Stellen. Neben der EU-Statistikbehörde Eurostat befasst sich das Robert-KochInstitut mit dieser Frage. Auch Krankenkassen erstellen Gesundheitsreports. Werfen wir einen Blick in die Gesundheitsstatik des Eurostat Jahrbuchs 2014. Sie beginnt folgendermaßen: »Durchschnittlicher Aufenthalt im Krankenhaus wird immer kürzer. Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol sind zweithäufigster Grund für einen stationären Krankenhausaufenthalt. Mehr als zwei Drittel aller Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt. Durchblutungsstörungen des Herzens häufigste Todesursache. Krankenhausentbindung per Kaiserschnitt heute doppelt so häufig wie vor 20 Jahren. Etwa jeder achte Beschäftigte ist im Gesundheitswesen tätig. Gesundheitsausgaben 2012: 3740 Euro pro Kopf.« Wer diese Aussagen auf den ersten Blick für wenig bedenklich hält, wird auf den zweiten unschwer feststellen, dass sich hinter diesen kurzgefassten Worten schwerwiegende Probleme verbergen: Kranke werden immer schneller aus dem Krankhaus ausquartiert, Herzerkrankungen sind eine Volkskrankheit und führen häufig zum Tod, eine Pflege außer Haus wird nicht nur oft nicht gewünscht, sondern kaum jemand kann sie sich noch leisten, psychische Probleme nehmen zu. Der Gesundheitssektor ist die große Finanz- und Beschäftigungsmaschinerie – was wäre, wenn die Menschen plötzlich gesünder wären? Lange gesund und vital leben und dabei glücklich sein, das ist der Wunschtraum der meisten Menschen. Die Realität sieht anders aus: Jeder Fünfte in Deutschland hat langanhaltende Gesundheitsprobleme. Ganze 59,7 Prozent der Deutschen sind übergewichtig − nur die Engländer schaffen es, mehr Pfunde auf die Waage zu bringen. 2011 hatten 20 Prozent der deutschen Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 64 Jahren Gesundheitsprobleme, die länger als sechs Monate andauerten. Chronische Rücken- und Nackenprobleme sind in der EU weitverbreitet. 35 Prozent der Bevölkerung waren es in Deutschland. Dabei kommen die Deutschen bei den langanhaltenden Gesundheitsproblemen mit 20 Prozent im Vergleich zur EU-Gesamtbevölkerung noch gut weg. EU-weit sind es nämlich 27 Prozent, die über Beschwerden klagen. An vorderster Stelle stehen Nacken- und Rückenprobleme, an zweiter Herz-, Blutdruck- oder Kreislaufbeschwerden. Chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus, HerzKreislauf-Erkrankungen oder chronische Atemwegserkrankungen stellen in der gesamten EU ein ernsthaftes Problem dar (OECD 2010), mit regionalen Unterschieden. Rund 36 Prozent litten 2010 in Deutschland an einer dieser Krankheiten. Dennoch bewerten Europäerinnen und Europäer ihren Gesundheitszustand laut Robert-Koch-Institut selbst als gut (2012). Und noch eine gute Nachricht gibt es: Die Deutschen bewegen sich mehr. Vielleicht nehmen Herz-Kreislauf-Erkrankungen deshalb aktuell nicht zu. Nehmen Sie diese Zahlen als Orientierung, mehr sollen sie im Rahmen dieses Artikels nicht sein. Wenn Sie sich selbst einen Überblick über den Gesundheitszustand der Deutschen verschaffen wollen, fragen Sie Freunde und Bekannte, Menschen, die sie zufällig treffen, hören Sie den Menschen in Wartezimmern von Arzt- und Heilpraktikerpraxen zu. Wie gesund sind die Deutschen? Woran leiden Sie? Und nicht zuletzt: Wie gesund sind Sie selbst? An wie vielen Fronten kann Ihr Immunsystem kämpfen? Um es vorwegzunehmen: Das, was wir so schlicht als Immunsystem bezeichnen, ist ein hochkomplexes Gebilde aus unterschiedlichen Systemen, die mit erstaunlicher Präzision kooperieren – oder auch nicht, wie im Falle von Allergien und Autoimmunerkrankungen, die mittlerweile den Charakter einer Volksseuche angenommen haben, nur dass wir sie nicht so bezeichnen. Denn Seuchen, so funkt es noch in den meisten Köpfen, sind Pocken, Pest und Cholera, mit einem Ebola-Update. Aber das ist ja keine Seuche, sondern eine Epidemie … Fakt ist: Die Zahl der Autoimmunerkrankungen nimmt drastisch zu. Das Immunsystem stuft dabei körpereigenes Gewebe irrtümlich als Fremdkörper ein und greift es an. Die Folge dieser Selbstzerstörung sind Entzündungsreaktionen, die zu schweren Schäden führen. Immer mehr Menschen leiden in mehr oder weniger starkem Umfang unter Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Diabetes mellitus Typ 1, chronischen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn, Zöliakie, Multipler Sklerose, Psoriasis und HashimotoThyreoiditis. Eine weitere Volksseuche ist das Leaky-Gut-Syndrom (der »lecke« Darm). Diese Störung der Darm-Barriere-Funktion ist ein häufiger Auslöser für Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Sie wird oft lange nicht erkannt und daher falsch behandelt. Die handelsübliche Ernährung, Stress und Erkrankungen führen zu einer Übersäuerung, oft bis hinein in die Zellen, mit drastischen Folgen für den Organismus – nicht umsonst boomt die Entsäuerungsund Entgiftungsliteratur. Summa summarum: Die Deutschen sind nicht nur nicht besonders gesund, viele leiden unter ernstzunehmenden Erkrankungen und Stoffwechselproblemen, die das Immunsystem überlasten. Die Immunabwehr befindet sich in einem Vielfrontenkrieg und das bedeutet: Ob es sich um eine schwere Grippe wie Anfang des Jahres handelt, um Masern, Ebola oder den Krankenhauskeim MRSA – wo schon gekämpft wird ist kein Spielraum, um weitere Kämpfe auszutragen. Es braucht nicht viel Nachdenken, um einzusehen: Wir leben zwar unter ganz anderen Bedingungen als viele Menschen in den afrikanischen Ländern, aber das Immunsystem und der gesamte Organismus der meisten Menschen hier ist genauso belastet, der Körper auf seine Weise ebenso »ausgehöhlt«. Was es braucht, ist ein gesundes inneres Milieu Immun durch ein gesundes, inneres Milieu »Die Mikrobe ist nichts, das Milieu ist alles!«, erklärte der Chemiker, Mediziner und Pharmazeut Dr. Antoine Béchamp vor 150 Jahren. Zu dem gleichen Ergebnis kam der Mediziner Claude Bernard, dem unter anderem bahnbrechende Entdeckungen zur Verdauung von Fetten und der Rolle der Leber gelangen. Unter seinem Mikroskop entdeckte Béchamp höchst Erstaunliches: Mikroben kamen nicht einfach nur von außen, sie bildeten sich im Körper selbst, und sie veränderten ihre Gestalt. Manche Viren verwandelten sich in andere Viren, andere wurden zu Bakterien. Aus Bakterien bildeten sich Hefen und daraus entstanden Schimmelpilze. Bereits Louis Pasteur hatte beobachtet, dass Bakterien ihre Form verändern, je nachdem, in welchem Milieu sie sich befinden. Aus stäbchenförmigen oder zylinderförmigen Bakterien wurden so z. B. kugelförmige. Diese Veränderung in der Gestalt wurde später Pleomorphie genannt. Diese und weitere Beobachtungen von Wissenschaftlern zeigen, dass aus Blutzellen, z. B. unter Stress, auch Krankheitserreger entstehen können. Krankheit fällt uns nicht einfach nur von außen an. Sie ist ein innerer Vorgang. Und auch wenn wir uns »anstecken« − ob von innen oder außen −, es braucht ein geeignetes Milieu, das eine Krankheitsentstehung begünstigt. »Die Lebensweise schafft das falsche innere Milieu und löst damit Krankheit und vorzeitigen Tod aus. Mikroorganismen − egal, welchen Namen sie tragen − sind die Folge einer falschen Lebensweise«, erklärt der Mikrobiologe und Ernährungswissenschaftler Dr. Robert O. Young, einer der Hauptvertreter einer alkalisch ausgerichteten Lebensweise. Um zu beweisen, dass ein gesundes inneres Milieu nicht infiziert werden würde, soll Claude Bernard einmal ein Glas Wasser, in dem sich Cholerabakterien befanden, getrunken haben. Er blieb gesund (Dr. Robert Young in: Sick and Tired. Reclaim your Inner Terrain. Salt Lake City, Utah, USA 2001). Wie wir uns ernähren, so sind wir »Du bist, was du isst«, ist ein immer wieder gern zitierter Spruch. Dass diese Worte eine weitreichende Bedeutung haben, zeigen zahlreiche, bedeutsame Untersuchungen. Zu ihnen gehören zweifellos die Forschungsergebnisse des Biophysikers Fritz-Albert Popp, der die Biophotonen und damit die Lichtspeicherfähigkeit von Nahrung entdeckte, die Erkenntnisse des Alternativmediziners Masuru Emoto über die Botschaft des Wassers, und A. W. Dänzer, Gründer und Leiter eines kleinen Schweizer Lebensmittel-Familienunternehmens, der in vielen Jahren Forschung, mehr als 50 Lebensmittel in Bio- und Nichtbio-Qualität untersuchte und mit seinem Bildmaterial nachwies, dass »Bio-Lebensmittel eine wunderschöne Lebenskraft oder Ordnungskraft haben, während diese in Nichtbio-Lebensmitteln leider generell vermindert oder zerstört ist.« Mit der Frage, wie gesund die Deutschen tatsächlich sind und welche Rolle die Ernährung dabei spielt, befasst sich aktuell das IPEV – Institut für Ernährung und Prävention in Ismaning bei München: »Die Ernährung spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle«, erklärt Prof. Dr. Jürgen Vormann. »Ein weiterer Faktor ist aber unsere Lebensführung insgesamt. Die meisten von uns leben in einem ständigen Stresszustand. Zum Hauptübel Stress trägt nicht nur unser Arbeitsalltag bei, sondern z. B. auch Lärm oder selbst Freizeitsport, bei dem wir übertreiben, uns selbst gerne überfordern. Stress und schlechte Ernährung in Kombination vertragen sich nicht. In Deutschland sind Fernseh-Kochshows sehr beliebt. Aber gegessen werden zu über 90 Prozent ConvenienceProdukte. Das bedeutet, unausgewogene Ernährung, Speisen aus der Massenproduktion, Standardisierung, fehlende Vielfalt, mit einem Wort Wohlstandsdefizite. Unseren Kindern sind Gemüsesorten fremd geworden, sie erkennen sie im Urzustand kaum noch.« Weiter bemängelt der Professor: »Wir Deutschen leben auch mit falschen Normen: Nehmen wir das Thema ›Kreislauf‹, da streben wir oft bei 60 bis 70-Jährigen mit Medikamentierung Werte an, die eigentlich für 20 bis 30-jährige Menschen gelten. Der Ausgleich von Defiziten mit langfristig wirksamen Nahrungsergänzungsmitteln wird oft kritisiert, während häufige Nebenwirkungen von Arzneimitteln toleriert werden.« Wie Sie gesundes inneres Milieu schaffen Ein gesundes inneres Milieu ist Leben an sich. Wenn Sie die bestmöglichen gesundheitlichen Bedingungen für sich anstreben, die auch Ihre Glücksfähigkeit beeinflussen, müssen Sie Ihre Lebensweise ehrlich überprüfen, von der Ernährung über Ihren Berufsalltag, Ihre soziale Umgebung und zwischenmenschlichen Beziehungen. Machen Sie sich eine Liste Ihrer Stressfaktoren, gehen Sie in sich und beantworten Sie ehrlich die Frage, warum Sie bestimmte Dinge so tun, wie Sie sie tun und warum Sie sie nicht ändern bzw. wie sie zu ändern wären. Vor allem überprüfen Sie Ihre Ernährungsgewohnheiten auf »Feinde des Immunsystems«. In meinem Buch Die Rückkehr der Seuchen. Wie Sie sich schützen und zu den Überlebenden zählen habe ich die Feinde ausführlich beschrieben und Lösungen aufgezeigt. Meist ist es nur eine Frage der Menge – um ein gesundes inneres Milieu zu erreichen, müssen Sie nicht unbedingt auf die »perfekte« Ernährung umsteigen. Wie viel Sie tun müssen, hängt davon ab, wie Ihre gesundheitliche Ausgangssituation ist. Das gilt auch für alle anderen Bereiche. Ein perfektes Leben gibt es immer nur in kurzen Augenblicken, aber ein Leben, das über alles gesehen, »perfekt« genug ist, kann jeder erreichen. Und denken Sie daran: Gesundheit ist tägliches Lebensprogramm, nicht etwas, das man mal macht, als Kur, und dann muss es genügen. Schließlich haben Sie doch auch Zeit, um zu arbeiten, auszugehen, fernzusehen, zu lesen …, oder? http://info.kopp-verlag.de/medizin-und-gesundheit/gesundes-leben/brigitte-hamann/warum-diemenschen-hierzulande-immer-kraenker-werden-und-was-sie-selbst-fuer-ihre-gesundheit-tunkoe.html;jsessionid=024AE1B8102905C15F18C3173A8D336B