Technische Universität Dortmund Fakultät für Mathematik Prof. Dr. Detlev Hoffmann Marco Sobiech/ Nico Lorenz Wintersemester 16/17 Übungsblatt 0 24. Oktober 2016 Lineare Algebra 1 Lösung zu Aufgabe 0.1: Für die Aufgabenteile (a), (c) und (d) beachte man, dass f (X) ⊆ R+ ∶= {x ∈ R ∣ x ≥ 0} für alle X ⊆ R gilt, sodass man sofort sieht, dass die hier gewählten Ansätze wohldefinierte Funktionen liefern. (a) f weder injektiv noch surjektiv: Wir wählen X = Y = R. Dann ist f ∶ R → R nicht injektiv, da für alle x ∈ R∖{0} zwar x ≠ −x gilt, aber auch f (x) = x2 = (−x)2 = f (−x). Weiterhin ist f nicht surjektiv, da beispielsweise −1 kein Urbild unter f hat. (b) f injektiv, aber nicht surjektiv: Wir wählen X = {0} und Y = {0, 1}. Dann ist f offensichtlich injektiv, da der Definitionsbereich einelementig ist, aber nicht surjektiv, da 1 kein Urbild hat. (Alternativ kann man auch aus Kardinalitätsgründen sofort schließen, dass f nicht surjektiv ist.) (c) f nicht injektiv, aber surjektiv: Wir wählen X = R und Y = f (R). Wir haben bereits in Teil (a) gesehen, dass f dann nicht injektiv ist, nach Definition des Bildbereichs ist jedoch klar, dass f surjektiv ist, ohne den Bildbereich explizit bestimmen zu müssen. Natürlich gilt offensichtlich f (R) = R+ . (d) f bijektiv: Mit den Argumenten von oben sieht man leicht ein, dass unter anderem folgende Möglichkeiten in Frage kommen: X = Y = R+ oder X = Y = {0}. Lösung zu Aufgabe 0.2: Es sei f ∶ M → N eine Abbildung. (a) Z.z.: f ist injektiv genau dann, wenn es eine Abbildung g ∶ N → M gibt mit g ○ f = idM . ”⇒”: Wir konstruieren g ∶ N → M explizit. Dazu sei zunächst ein m′ ∈ M fest gewählt. Es sei n ∈ N beliebig. Falls es kein m ∈ M gibt mit f (m) = n, so setzen wir g(n) ∶= m′ . Andernfalls existiert wegen der Injektivität von f ein eindeutiges m ∈ M mit f (m) = n und wir setzen g(n) ∶= m. Dann gilt für alle m ∈ M nach Definition: (g ○ f )(m) = g(f (m)) = m, also g ○ f = idM . ”⇐”: Es seien m, m′ ∈ M, m ≠ m′ . Dann gilt g(f (m)) = m ≠ m′ = g(f (m′ )). Damit muss auch f (m) ≠ f (m′ ) gelten, da g nach Voraussetzung eine wohldefinierte Funktion ist. (b) Z.z.: f ist surjektiv genau dann, wenn es eine Abbildung h ∶ N → M gibt mit f ○ h = idN . ”⇒”: Wieder wird h explizit konstruiert: Es sei n ∈ N beliebig. Da f surjektiv ist, existiert 1 ein m ∈ M mit f (m) = n. Wir setzen h(n) ∶= m. Für alle m ∈ M gilt dann (f ○h)(n) = n, also f ○ h = idN . ”⇐”: Es sei n ∈ N beliebig. Dann gilt n = f (h(n)), d.h. h(n) ∈ M ist ein Urbild von n unter f . (c) Z.z.: f ist bijektiv genau dann, wenn es eine Abbildung k ∶ N → M gibt mit k○f = idM und f ○ k = idN . ”⇒”: Wir müssen lediglich zeigen, dass unter der hiesigen zusätzlichen Voraussetzung die Abbildungen g, h aus den Aufgabenteilen (a) und (b) übereinstimmen. Dies sieht man wie folgt ein: g = g ○ idN = g ○ (f ○ h) = (g ○ f ) ○ h = idM ○h = h Wir können also k ∶= g = h wählen. ”⇐”: Nach Teil (a) ist f injektiv und nach Teil (b) surjektiv, also ist f bijektiv. (d) Z.z.: Ist f bijektiv, so ist die Abbildung k aus (c) eindeutig bestimmt und bijektiv und weiterhin k −1 = f . Die Abbildung k ist bijektiv, da sie das zur Bijektivität äquivalente Kriterium aus Teil (c) erfüllt. Ist k ′ eine weitere solche Abbildung, so folgt wie in Teil (c) k = k ′ . Wegen k ○ f = idM und f ○ k = idN ist auch k −1 = f klar. Die Abbildungen g, h aus den Aufgabenteilen (a) und (b) müssen nicht zwangsweise eindeutig sein, wie die folgenden Beispiele zeigen: • f ∶ {1, 2} → {1, 2, 3}, 1 ↦ 1, 2 ↦ 2 ist offensichtlich eine injektive Abbildung, und sowohl die Abbildung g1 ∶ {1, 2, 3} → {1, 2}, 1 ↦ 1, 2 ↦ 2, 3 ↦ 1 als auch g2 ∶ {1, 2, 3} → {1, 2}, 1 ↦ 1, 2 ↦ 2, 3 ↦ 2 erfüllen die Anforderungen aus (a). • Zur surjektiven Funktion g1 aus dem obigen Punkt erfüllen sowohl f aus dem obigen Punkt also auch f ′ ∶ {1, 2} → {1, 2, 3}, 1 ↦ 3, 2 ↦ 2 die Anforderungen aus (b). Lösung zu Aufgabe 0.3: Zeigen Sie, dass die folgenden Mengen paarweise gleichmächtig sind: (i) N (ii) Z (iii) Q (iv) Q+ . ⎧ ⎪ ⎪ n−1 , falls n ungerade Wir betrachten die Abbildung f ∶ N → Z definiert durch f (n) ∶= ⎨ 2n . ⎪− , falls n gerade ⎪ ⎩ 2 Dann ist f injektiv, denn: Im ersten Fall kommen nur nichtnegative Zielfunktionswerte vor, im zweiten Fall kommen nur nicht negative Werte vor. Daher können Zahlen unterschiedlicher Parität nie auf dieselbe Zahl unter f abgebildet werden. Für zwei n′ −1 ungerade Zahlen n, n′ ∈ N gilt offensichtlich auch n−1 2 ≠ 2 und für zwei gerade Zahlen m′ m, m′ ∈ N gilt ebenso m 2 ≠ 2 . Weiterhin ist f surjektiv, denn: 0 hat 1 als Urbild. Zu einem beliebigen n ∈ N ist 2n + 1 ein Urbild unter f , zu −n ist 2n ein Urbild. Also stehen N und Z in Bijektion untereinander, sind also gleichmächtig. Als nächstes begründen wir die Gleichmächtigkeit von N und Q+ (ohne einen formalen Beweis zu geben). Dazu stellen wir uns eine Tabelle vor, deren Zeilen und Spalten der Reihe nach mit den Elementen von N beschriftet sind. Das Element in der i-ten Zeile und 2 j-ten Spalte wird mit dem positiven Bruch i j identifiziert: 1 1 1 2 1 3 1 4 ⋯ 2 1 2 2 2 3 2 4 ⋯ 3 1 3 2 3 3 3 4 ⋯ ⋮ ⋮ ⋮ ⋮ ⋱ Links oben beginnend läuft man nun diagonal das Schema ab und überspringt dabei nicht gekürzte Brüche (für weitere Details, siehe Übung). Eine Bijektion g ∶ N → Q+ erhält man dann, indem man g(n) als den n-ten Wert definiert, den man so in der Tabelle erreicht. Da jedes Element aus Q+ eine solche Darstellung als gekürzten Bruch besitzt, ist das so konstruierte g surjektiv und da ungekürzte Brüche übersprungen werden, ist g auch injektiv. Auf ähnliche Weise erhält man eine Bijektion zwischen Z und Q: Man imitiert obiges Vorgehen einmal für die positiven Zahlen und einmal für die negativen Zahlen und bildet 0 auf 0 ab. Da die Hintereinanderschaltung zweier Bijektionen nach Satz 1.1.16 wieder eine Bijektion ist und auch die Umkehrabbildung einer Bijektion wieder bijektiv ist, sind damit alle angegebenen Mengen gleichmächtig. Lösung zu Aufgabe 0.4: Wir zeigen mittels vollständiger Induktion für alle n ∈ N0 : n k n+1 − 1. ∑2 =2 k=0 0 Induktionsanfang: Für n = 0 gilt ∑ 2k = 20 = 1 = 21 − 1. k=0 n−1 Induktionsvoraussetzung: Es gelte ∑ 2k = 2n − 1 für ein n ∈ N. k=0 Induktionsschritt: Es gilt unter Verwendung der Induktionsvoraussetzung n n−1 k=0 k=0 k k n n n n n+1 − 1, ∑ 2 = (∑ 2 ) + 2 = 2 − 1 + 2 = 2 ⋅ 2 − 1 = 2 was gerade zu zeigen war. n Die Formel ∑ 3k = 3n+1 − 1 gilt nicht, wie man direkt für n = 0 sieht: k=0 0 k 0 1 ∑ 3 = 3 = 1 ≠ 2 = 3 − 1. k=0 3