Mundpflege bei Palliativpatienten Inhaltsverzeichnis [Verbergen] 1. Das Wichtigste in Kürze 2. Bedeutung der Mundpflege in der Palliativsituation 3. Bedürfnisse und Vorlieben des Patienten 4. Allgemeine Maßnahmen 5. Konkrete Maßnahmen 5.1. Mundgeruch 5.2. Mundtrockenheit 5.3. Soor oder schmerzhafter Mund 5.4. Borken und Beläge 1. Das Wichtigste in Kürze Eine gute Mundpflege ist wichtig für Wohlbefinden und Lebensqualität schwer kranker Patienten. Deshalb muss sie in Abstimmung mit dem Patienten erfolgen. Bei Palliativpatienten ist besonders auf Infektionen der Mundschleimhaut zu achten. 2. Bedeutung der Mundpflege in der Palliativsituation Der Mund zählt zu den Sinnesorganen und ist einer der empfindungsstärksten Bereiche des menschlichen Körpers. Er ermöglicht Kommunikation, ist notwendig für die Nahrungsaufnahme und trägt somit zur Verbesserung des Wohlbefindens und der Lebensqualität bei. Mundpflege hat für Palliativpatienten eine besondere Bedeutung, weil durch Störungen des Immunsystems infolge von Erkrankungen oder Therapien (z. B. Zytostatika, Antibiotika, Kortikoide, Radiatio) die Mundschleimhaut oft von Soor, Mundtrockenheit, Mundgeruch, schmerzhaften Läsionen und Borkenbildung und Aphten befallen wird. 3. Bedürfnisse und Vorlieben des Patienten Ausgeprägte Mundtrockenheit oder eine unreine Mundschleimhaut reduzieren die Lebensqualität deutlich. Dies wird in der Regel bei der Pflegeplanung unter Ressourcen und Maßnahmen mit berücksichtigt, deshalb hat die Mundpflege einen besonderen Stellenwert. Eine gesunde Mundschleimhaut wird oft gleichgesetzt mit einer hohen Pflegequalität. Aufgrund des Allgemeinzustands eines palliativen Patienten ist eine gesunde Mundschleimhaut aber meist nicht mehr zu erreichen. Die Pflege sollte sich deswegen auf ein möglichst sensibles Vorgehen beschränken, das die Intimsphäre besonders beachtet und auf die persönlichen Bedürfnisse eingeht. Erfahrungen und Vorlieben des Patienten bei Verwendung von Mundpflegemitteln sollten dabei unbedingt beachtet werden. Sie haben Vorrang vor den Kenntnissen über deren Wirkungsweisen. Damit zwischen den Bedürfnissen des Patienten und den pflegerischen Ansprüchen des Mundpflegemitteln sollten dabei unbedingt beachtet werden. Sie haben Vorrang vor den Kenntnissen über deren Wirkungsweisen. Damit zwischen den Bedürfnissen des Patienten und den pflegerischen Ansprüchen des Pflegeteams keine Spannungen entstehen, muss, so weit das möglich ist, ausführlich miteinander kommuniziert werden. Wichtig ist dabei: Anamnese und regelmäßige Inspektion zu Gewohnheiten, Abneigungen und aktuellem Zustand erstellen. Der Patient selbst entscheidet über die Maßnahmen. Der Patient soll sich sicher und ernst genommen fühlen. Die Mundpflege soll angenehm sein. 4. Allgemeine Maßnahmen Hier eine Aufzählung allgemeiner Maßnahmen zur Behandlung von Erkrankungen des Mund- und Rachenraumes: Befeuchtung regelmäßig in kurzen Abständen. Die nachfolgend aufgeführten Pflegemöglichkeiten sollen Impulse geben und immer mit Rücksicht auf die Vorlieben des Patienten durchgeführt werden. Voraussetzung für Mundpflege ist, dass der Patient seinen Mund freiwillig öffnet und dadurch auch ein angenehmes Gefühl verspürt. Um dies zu erreichen, kann z. B. eine basale Stimulation durchgeführt werden: die Pflegekraft steht am Kopfende des Patienten und hält diesen mit beiden Händen fest. Sie führt gleichzeitig wiegende Kopfbewegungen durch und massiert mit dem Daumen die Kiefermuskulatur. Diese sanften Bewegungen dürfen nicht abrupt beendet werden, sondern sollen langsam zu einer wohltuenden Mundpflege übergehen. Zur Mundpflege gehört auch die Lippenpflege, dazu eignet sich z.B. Vaseline. 5. Konkrete Maßnahmen Hier eine Aufzählung häufiger Probleme und konkreter Maßnahmen zur Mundpflege bei Palliativpatienten: 5.1. Mundgeruch Entstehung Unzureichende Mundhygiene Infektionen im Mund- und Rachenraum Erbrechen Blutungen Absonderung von Tumorsekret Tumorzerfall Behandlung Regelmäßige Zahnhygiene Mundspülungen mit Tee, Mundpflegelösungen und/ oder Antibiotika Chlorophyll- Dragees Soorbehandlung mit Mykostatika 5.2. Mundtrockenheit Entstehung Dehydratation Verminderte Speichelsekretion Medikation (Opioide, starke Schmerzmittel, …) Mundschleimhauterkrankungen Mundschleimhauterkrankungen Tumorerkrankungen Behandlung Anregung des Speichelflusses durch saure Drops oder Tees, gefrorene saure Früchte, Luftbefeuchter mit sauren Duftaromen, z.B. Zitrusfruchtaromen Mundbefeuchtung durch Spülen oder Auswischen mit Tee oder Wasser Benetzen der Mundhöhle mit Zerstäubern, je nach Geschmack Säfte, Cola, Bier Künstlicher Speichel Raumluftbefeuchter 5.3. Soor oder schmerzhafter Mund Entstehung Eingeschränkte Mundhygiene Entzündliche Prozesse Bläschen und Aphtenbildung Störungen des Immunsystems Tumorerkrankungen Therapien mit Antibiotika, Kortikoiden, Zytostatika, Radiatio Behandlung Mundspülung mit Salbeitee oder desinfizierenden Lösungen Verabreichung von Lokalanästhetika in Salben-, Gel-, Lösungs- oder Lutschtablettenform Soorbehandlung mit Mykostatika 5.4. Borken und Beläge Entstehung Mangelnde Mundhygiene Mundtrockenheit Mundatmung Fehlende Kautätigkeit Behandlung Mit Sahne oder Öl vorsichtig abreiben oder Butter im Mund zergehen lassen Mit Panthenol- Lösung einsprühen Kurzzeitiger Gebrauch von Wasserstoffsuperoxid 3 % Vorsichtige mechanische Reinigung Getränke mit Kohlensäure Letzte Aktualisierung am 09.06.2009 Redakteur/ in: Claudia Feicht © 2009 beta Institut gemeinnützige GmbH | Kontakt | Impressum