Warum 37°C? Evolutionäre Grundlagen der Thermoregulation ● Unter Thermoregulation versteht man in der Biologie die mehr oder weniger große Unabhängigkeit der Betriebstemperatur eines Organismus von der Außenwelt. ● poikilotherme = wechselwarme Tiere ● homoiotherme = gleichwarme Tiere ● ● 01.04.2008 ektotherme Tiere ihre Körperwärme fast vollständig aus der Umgebung erhalten endotherme Tiere ihre Wärme selbst produzieren Klaus B as tek Metabolische Grundbedingungen des zellulären Lebens ● ● 01.04.2008 Lebende Zellen sind wegen ihres hohen Gehaltes an Substraten und Enzymen, der eigentlich zu einer osmotischen Schwellung bis hin zur Ruptur der Zellmembran führen müsste, thermodynamisch außerordentlich „unwahrscheinliche" Gebilde. Aktive Membranpumpe um dem osmotischen Sog entgegen zu wirken – Aufrechterhaltung des Osmotischen Drucks in der Zelle – Verhinderung der Schwellung. Klaus B as tek Metabolische Grundbedingungen des zellulären Lebens ● Jedes Energiedefizit - sei es durch Sauerstoff- (O2-) oder Substratmangel bedingt - führt über eine gedrosselte Pumpaktivität letztlich zu einem Zellödem. ● 01.04.2008 Eine Abkühlung vermag, indem sie den Energiebedarf reduziert eine hypoxischischämische Zellschädigung zu verzögern oder zu verhindern. Klaus B as tek Metabolische Grundbedingungen des zellulären Lebens ● 01.04.2008 Allerdings kann eine Temperatursenkung, da sie die chemischen Pumpmechanismen stärker drosselt als die physikalischen Diffusionsvorgänge, ihrerseits zu einem Ungleichgewicht zwischen passivem Wassereinstrom und aktiver Leckpumpentätigkeit und damit zu einer „Kälteschwellung" der Zellen führen. Klaus B as tek Übergang vom anaeroben zum aeroben Stoffwechsel 01.04.2008 Klaus B as tek Übergang vom anaeroben zum aeroben Stoffwechsel ● ● 01.04.2008 Entstehung des irdischen Lebens in sauerstoffreier Atmosphäre – Energiegewinnung durch anaerobe Glycolyse. Nach Entwicklung der Photosynthese sukzessive Anreicherung der Erdatmosphäre mit „toxischem“ Sauerstoff Klaus B as tek Übergang vom anaeroben zum aeroben Stoffwechsel ● ● 01.04.2008 Endosymbiose der „Mitochondrienvorläufer“ -Energiegewinnung durch oxidative Phosphorylierung. Nutzung des Sauerstoff bei gleichzeitigem Schutz vor diesem in sauerstoffarmer, intrazellulärer Umgebung. Klaus B as tek Übergang von der Kiemen-zur Kiemen-zur Lungenatmung ● ● ● 01.04.2008 Der Übergang der Wirbeltiere vom Wasser- zum Landleben stellt einen metabolisch bedeutsamen Evolutionsschritt dar. Luft ist wesentlich weniger viskös Luft ist sauerstoffreicher (bessere Bedarfsdeckung über die Lunge, als über Kiemen) Klaus B as tek Übergang von der Kiemen-zur Kiemen-zur Lungenatmung ● 01.04.2008 Bei den meisten poikilothermen Tieren ist die Wärmeabgabe im Verhältnis zur Wärmeproduktion so groß, dass sie praktisch die Temperatur der Umgebung annehmen. Dies gilt insbesondere für im Wasser lebende Tiere. Warum? Da Wasser weniger als ein Volumenprozent Sauerstoff enthält (Luft: 21 Volumenprozent) müssen die Wassertiere eine sehr große Menge des umgebenden Mediums pro Zeiteinheit über ihre respiratorischen Austauschflächen (Kiemen, Haut) strömen lassen, um ihren Sauerstoffbedarf aus dem Wasser zu decken. Dadurch wirken die respiratorischen Flächen zugleich als Wärmetauscher mit der Umgebung und führen bis zu 60% der durch Stoffwechseltätigkeit gebildeten Wärme des Körpers ab. Klaus B as tek Übergang von der Kiemen-zur Kiemen-zur Lungenatmung ● ● ● 01.04.2008 Luft hat geringer Wärmeleitfähigkeit (Isolationswirkung) Luft hat geringere Wärmekapazität Dadurch sind die Landtiere größeren Temperaturschwankungen der Umgebung ausgesetzt. Klaus B as tek Übergang von der Kiemen-zur Kiemen-zur Lungenatmung ● ● 01.04.2008 Bei Lungenatmern kommt es zu einer grundlegend veränderten Elimination von Kohlendioxid. Fische und Amphibien haben einen annähernd der Umgebungsluft entsprechenden Kohlendioxidgehalt. Klaus B as tek Übergang von der Kiemen-zur Kiemen-zur Lungenatmung ● ● 01.04.2008 In der Lunge als „Dritter Raum“ kommt es zu einer Zwischenspeicherung und damit Retention von CO2 im Organismus Acidosevermeidung – hepatorenale alkalisierungsmechanismen. Klaus B as tek Übergang von der Kiemen-zur Kiemen-zur Lungenatmung ● Allerdings sind lungenatmende Wirbeltiere über die Atmungsabhängigkeit des pCO2 auch zu raschen Veränderungen des pH-Werts in der Lage ● 01.04.2008 Stoffwechselmodulation über pHgesteuerte Enzymaktivität. Klaus B as tek Übergang von der Poikilo-zur Poikilo-zur Homöothermie ● ● ● ● 01.04.2008 Poikilotherme Lebewesen haben wegen größerer Schwankungen der Umgebungstemperatur: Ausgeprägten Tag-Nacht-Rhythmus Benötigen „Sonnenbad“ für Betriebstemperatur Inaktivitätszustand bei Dunkelheit Klaus B as tek Übergang von der Poikilo-zur Poikilo-zur Homöothermie ● ● ● ● 01.04.2008 Homöotherme Organismen: Körpertemperatur weitgehenst konstant Belegung ökologischer Nischen (Nacht) Allerdings 4fach erhöhter Energieumsatz Klaus B as tek Übergang von der Poikilo-zur Poikilo-zur Homöothermie ● ● ● ● 01.04.2008 Ursächlich Zunahme der Membranpermeabilität ?! - gesteigerte Pumpaktivität -“Abfallwärme“ bildet die Grundlage der Endothermie - gesteigerter Substratbedarf Klaus B as tek Übergang von der Poikilo-zur Poikilo-zur Homöothermie ● Verminderte Hypoxietoleranz ● Geringere Hypothermietoleranz ● -typische „Warmblüterprobleme“ 01.04.2008 Klaus B as tek Bedeutung des Winterschlafes ● ● ● 01.04.2008 Besetzung ökologischer Nischen homöothermer Organismen auch in gemäßigten Breiten. Saisonale Nahrungsknappheit Wanderung, Voratshaltung, Isolation oder... Klaus B as tek Bedeutung des Winterschlafes ● ● ● 01.04.2008 Winterschlaf Senken der Körpertemperatur bis auf 0,2°C-5°C Bei drohender Unterschreitung chemische Thermogenese im braunen Fettgewebe Klaus B as tek Bedeutung des Winterschlafes ● 01.04.2008 Autonomer Vorgang der Wiedererwärmung Klaus B as tek Temperaturschwankungen in der Körperschale ● ● ● ● 01.04.2008 Kälteexposition: Vasokonstriktion – Verminderung der Wärmeleitfähigkeit der Körperschale Damit Isolation Körperkern Stoffwechselsteigerung Muskelzittern, braunes Fettgewebe Klaus B as tek Temperaturschwankungen in der Körperschale ● Wärmeexposition: ● Vasodilatation ● Schweißsekretion ● Kühlung des Blutes 01.04.2008 Klaus B as tek Temperaturschwankungen in der Körperschale ● 01.04.2008 unterkühlte Warmblüter sind nicht physiologischer weise auf eine exogene Wärmeaufnahme eingerichtet . Klaus B as tek Temperaturschwankungen im Körperkern ● KKT nicht immer konstante Größe ● Tagesrhythmus ● Ovulationszyklus ● 01.04.2008 Anpassung an Umweltbedingungen (z.B.Kolibrie ) Klaus B as tek Temperaturschwankungen im Körperkern ● 01.04.2008 Winterschlaf im Gegensatz zur klinischen Hypothermie nicht oder zumindest nicht ausschließlich eine kältebedingte Stoffwechseldrosselung, sondern vielmehr eine primäre Stoff­ wechseldrosselung mit konsekutiver Abkühlung bedingt. Klaus B as tek Abhängigkeit der Stoffwechselrate von der Körpertemperatur ● ● 01.04.2008 Stoffwechselrate hängt eng von der Temperatur ab. Mit sinkenden Umgebungstemperaturen kommt es zu einer kältegegenregulatorischen Stoffwechselsteigerung, die bei Erwachsenen relativ flach verläuft und ihr Maximum, etwa das Fünffache des Grundumsatzes, bei Umgebungstemperaturen zwischen 5 und 0°C erreicht. Klaus B as tek Abhängigkeit der Stoffwechselrate von der Körpertemperatur ● Demgegenüber erleiden Neugeborene aufgrund ihres ungünstigeren Oberflächen-VolumenVerhältnisses einen stärkeren Wärmeverlust und zeigen daher einen entsprechend steileren Umsatzanstieg, wodurch ihre maximale Thermogenese bereits bei ca. 23°C ausgeschöpft ist. Hierzu sind sie, wie die Winterschläfer mit braunem Fettgewebe ausgestattet, das eine effizientere Thermogenese gewährleistet als das relativ unökonomische Kältezittern; allerdings bleibt diese „unsichtbar" und wird daher in ihren metabolischen Auswirkungen (Anstieg des O2Verbrauches!) oft unterschätzt. 01.04.2008 Klaus B as tek Temperaturschwankungen im Körperkern ● Hypothermie – Unterkühlung ● Milde Hypothermie: 34°C-35,9°C ● Mittlere Hypothermie: 32°C-33,9°C ● Starke Hypothermie: unter 32°C 01.04.2008 Klaus B as tek Temperaturschwankungen im Körperkern ● der „mildeste" Grad der Hypothermie hat die größte stoffwechselsteigernde Potenz, sodass etwa eine Narkoseausleitung bei knapp subnormalen Körpertemperaturen zu einem dramatischen Anstieg des O2Verbrauches führen kann ! 01.04.2008 Klaus B as tek Energieumsatz und Körpergröße 01.04.2008 Klaus B as tek Energieumsatz und Körpergröße ● ● 01.04.2008 der spezifische (gewichtsbezogene) Energieumsatz lebender Organismen nimmt aus übrigens noch immer nicht vollständig verstandenen Gründen üblicherweise mit sinkender Körpergröße zu. Untere Grenze für das Gewicht liegt bei ca. 1,6g (Schmetterlingsfledermaus 1,4g) Klaus B as tek Energieumsatz und Körpergröße ● ● ● 01.04.2008 Ausschaltung der üblichen KörpergrößenEnergieumsatz-Beziehung („Maus-Elefant-Kurve") im Winterschlaf . -einheitliches Energieminimum Ebenfalls intrauterines Leben. Der Fetus erreicht noch nicht - wie das Neugeborene kurz nach der Geburt - einen seiner geringeren Körpergröße entsprechend höheren spezifischen Energieumsatz, sondern verhält sich metabolisch vielmehr „wie ein Organ der Mutter" Klaus B as tek Energieumsatz und Körpergröße ● 01.04.2008 In Umkehrung dieses postnatalen Energie­ umsatzanstieges scheinen Neugeborene über die (zeitlich befristete) Fähigkeit zu verfügen, bei Sauerstoffmangel noch einmal auf ein niedrigeres (fetomaternales) Umsatzniveau abzufallen. Sie bilden damit ein Beispiel für eine „flexible Anpassung des Sauerstoffverbrauchs an das Sauerstoffangebot" (Oxykonformismus), die wesentlich zu ihrer erhöhten endogenen Hypoxietoleranz beitragen dürfte Klaus B as tek Energieumsatz und Körpergröße ● 01.04.2008 Die vorstehenden Betrachtungen lassen erkennen, dass die autonom geregelte Körperkerntemperatur homöothermer Organismen keinen „Selbstzweck" darstellt,sondern vielmehr Ausdruck einer an die jeweiligen Umgebungsbedingungen (Sauerstoff- und Substratangebot) angepassten Stoffwechselrate ist. Klaus B as tek Energieumsatz und Körpergröße ● 01.04.2008 Tatsächlich kann ein und derselbe Abkühlungsgrad, je nachdem, ob er bei einem großen oder kleinen Organismus, mit oder ohne Suppression der Kältegegenregulation, vor oder nach einer Hypoxie eintritt zu sehr unterschiedlichen metabolischen Konsequenzen führen, die dann für das Schicksal des Patienten bedeutsamer sein können als die erreichteTemperatur selbst. Klaus B as tek Physiologie des Wärmehaushaltes ● ● Regelkreis Körpertemperatur: Regelkreis Körpertemperatur: ● Transmittersysteme ● Histamin ● Noradrenalin ● Dopamin ● Serotonin ● Acetycholin ● 01.04.2008 Prostaglandine Klaus B as tek Physiologie des Wärmehaushaltes ● Reaktion auf Abkühlung ● thermoregulatorische Vasokonstriktion ● kutane arteriovenösen Shunts ● Umverteilung des venösen Rückstroms Blut fließt vermehrt durch die tiefen Venen - Wärmetausch im Gegenstromprinzip ● funktionellen Trennung von Körperkern und Körperschale ● Wärmebildung zusätzlich durch Kältezittern 01.04.2008 Klaus B as tek Physikalische Grundlagen ● ● ● 01.04.2008 Temperatur : Die SI-Einheit der Temperatur ist Kelvin (K). In der Medizin wird die Temperatur in Grad Celsius (°C) angegeben. Um zwischen Kelvin und °C umzurechnen, muss zur Temperaturangabe in Kelvin 273,15 addiert werden. Wärmefluss: zeitliche Änderung der thermischen Energie über die Oberfläche eines Körpers hinweg, also der Wärmemenge Q pro Zeit t und Fläche A (SI-Einheit: W m~2 Wärmekapazität: Wärmekapazität bezeichnet das Vermögen eines Körpers, Energie in Form von thermischer Energie zu speichern Klaus B as tek Wärmeaustausch ● ● ● ● 01.04.2008 Größe des Wärmeaustausches ist von 3 Faktoren abhängig: Energiegradienten : Temperaturgradient Wasserdampfpartialdruckdifferenz der Fläche Wärmeaustauschkoeffizient: Korrelation zwischen dem Wärmefluss pro Flächeneinheit und dem Temperaturgradienten Klaus B as tek Wärmeübertragung /Austausch ● Konduktion ● Konvektion ● Radiation ● Evaporation 01.04.2008 Klaus B as tek Entstehung von perioperativer Hypothermie ● ● Ein perioperatives Absinken der Körperkerntemperatur unter 36°C wird als perioperative Hypothermie bezeichnet. Zur Entstehung von perioperativer Hypothermie tragen prä- und intraoperative Faktoren bei : ● präoperative Körperkerntemperatur ● das Ausmaß des operativen Eingriffs ● der intraoperative Flüssigkeitsumsatz ● der postoperative Krankheitsschweregrad 01.04.2008 Klaus B as tek Entstehung von perioperativer Hypothermie ● ● Alter und Vorerkrankungen : gesunde jüngere und ältere Menschen vergleichbare Körperkerntemperaturen Unterschiede im Ernährungsstatus, durch Erkrankungen und Medikamenteneffekte Hypothyreose, autonome Polyneuropathie, Querschnittslähmung, Zwischenhirnschädigungen .... ● Hyperthyreose, Adipositas, Hypertonie, präoperative Fieber.... 01.04.2008 ↓ Klaus B as tek ↑ Entstehung von perioperativer Hypothermie ● Vormedikation: ● Neuroleptika ↓ Nifedipin ↓ Histaminrezeptorenblocker ↓ ● Benzodiazepine → Neuroleptika → Protonenpumpenhemmern → Clonidin → ● Antidepressiva ↑Atropin ↑ ● Opioide : dosisabhängig ↓aber Studien fehlen 01.04.2008 Klaus B as tek Abfall der Körperkerntemperatur 01.04.2008 Klaus B as tek Abfall der Körperkerntemperatur ● ● ● 01.04.2008 Abfall der KKT kann in 3 Phasen eingeteilt werden: 1. Wärmeumverteilung - Phase des schnellen AbfallsAufheben der thermoregulatorischen Vasokonstriktion – 1h 2. Lineare Phase – negative Wärmebilanz 2-3h Klaus B as tek Abfall der Körperkerntemperatur ● ● ● 01.04.2008 Abfall der KKT kann in 3 Phasen eingeteilt werden: 3. Plateauphase - passives Plateau – Gleichgewicht von Wärmegewinn und Wärmeverlusten Beim aktiven Plateau besteht weiterhin eine negative Wärmebilanz - funktionellen Trennung von Körperkern und Körperperipherie Bei hohem Flüssigkeitsumsatz mit unzureichend erwärmten Infusionen und Blutprodukten kann die Plateauphase ausbleiben Klaus B as tek Wärmebilanz ● Normal :1W/KgKG ● 0,7W/KgKG, Patient Operationstisch ca.3-5W ● ● ● 01.04.2008 konvektive und radiative Wärmeverlust der luftexponierten Haut ca. 160W kalte Infusionen 2-32W Wärmeverlust über Evaporation 350W/m² Operationsgebiet allerdings klein 50W max. Wärmeverlusten bei schlanken Patienten größer als bei adipösen Patienten Klaus B as tek Rückenmarknahe Regionalanästhesie ● ● ● ● 01.04.2008 Sympathikolyse und Vasodilatation zentrale Beeinträchtigung der Thermoregulation, da die Hauttemperatur aus den betäubten Arealen fälschlicherweise zu hoch wahrgenommen wird Hypothalamus korrigiert daraufhin die Tem­ peraturschwelle nach unten Die Kombination von Allgemeinanästhesie und sehr ausgedehnter Periduralanästhesie führt zu einer verstärkten Hypothermie . Im Unterschied zur alleinigen Allgemeinanästhesie hält der Temperaturabfall kontinuierlich an, da die Vasodilatation im betäubten Areal bestehen bleibt Klaus B as tek Risiken von perioperativer Hypothermie ● Kardiovaskuläre Risiken: Kardiale Ereignisse wie Myokardinfarkte, akute Herzinsuffizienz, Myokardischämie und Rhythmusstörungen sind die führende Todesursache während und unmittelbar nach Narkose. Postoperativ signifikant häufigere kardiale Ereignisse (instabile Angina Pectoris, Myokardinfarkt, Herzstillstand) bei Patienten mit intraoperativer Hypothermie Auch die Anzahl von Myokardischämien und ventrikulären Tachykardien war signifikant erhöht – nicht assoziiert mit postoperativem Shivering Vermutlich erhöhte Plasmaspiegel von Noradrenalin und die damit verbundene postoperative Hypertension verantwortlich 01.04.2008 Klaus B as tek Risiken von perioperativer Hypothermie ● 01.04.2008 Die Tatsache, dass perioperative Hypothermie gerade diejenigen kardialen Ereignisse signifikant häufiger auftreten lässt, die die führende Todesursache während und unmittelbar nach Narkose sind, unterstreicht die Bedeutung des perioperativen Wärmemanagements. Klaus B as tek Risiken von perioperativer Hypothermie ● ● ● ● 01.04.2008 Gerinnungsstörungen Blutgerinnung auf 2 Ebenen gestört. Es kommt zu einer Störung der Thrombozytenfunktion und einer Störung der Enzymfunktion der plasmatischen Gerinnungsfaktoren Thrombozytenadhäsion und Thrombozytenaggregation sind bei Hypothermie reversibel gestört plasmatische Gerinnung funktioniert temperaturabhängig Klaus B as tek Risiken von perioperativer Hypothermie ● ● 01.04.2008 Beträgt die PTT bei 37°C noch 36 s , so beträgt sie bei 31°C 46,1 s. Gerinnungsanalysen werden im Labor jedoch immer bei 37°C durchgeführt, deshalb wird dieser Effekt in der Routine nicht erfasst Die Folgen dieser Gerinnungsstörung zeigen sich in einem vermehrten perioperativen Blutverlust und daraus folgend einem vermehrten Transfusionsbedarf. Klaus B as tek Risiken von perioperativer Hypothermie ● ● 01.04.2008 Postoperative Katabolie In mehreren Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass perioperative Hypothermie die postoperative Katabolie verstärkt . Dabei zeigt sich insbesondere ein vermehrter Muskelproteinabbau Klaus B as tek Risiken von perioperativer Hypothermie ● ● 01.04.2008 Wundheilung und Wundinfektion Wundheilung ist ein dynamischer und komplexer Prozess, der in sich überlappende Phasen abläuft und bei ungestörtem Verlauf zur strukturellen und funktionellen Wiederherstellung des Gewebes führt. Nur durch perfekt koordinierte Zell-Zell- und Zell-Matrix-Interaktionen, die durch Zytokine, Wachstumsfaktoren, Proteasen und Wachstumsinhibitoren vermittelt werden, kann ein physiologischer Ablauf der Wundheilung garantiert werden. Unabdingbar für den ungestörten Ablauf der Wundheilung sind weiterhin gute Oxygenierung und Gewebeperfusion. Klaus B as tek Risiken von perioperativer Hypothermie ● ● ● 01.04.2008 Wundheilung und Wundinfektion 1.) Hämostase Verletzung des Gewebes - Aktivierung der Gerinnungskaskade -Bildung einer provisorische Wundmatrix – Thrombozytendegranulierung – Freisetzung von Histamin und Serotonin, Zytokine und Wachstumsfaktoren Ungestörter Ablauf ist unentbehrlich, da er die 2. Phase der Wundheilung initiiert. Klaus B as tek Risiken von perioperativer Hypothermie ● ● 01.04.2008 Wundheilung und Wundinfektion 2.) inflammatorische Phase Neutrophile Granulozyten - erste Verteidigungslinie gegen eine Wundinfektion - leiten die inflammatorische Phase der Wundheilung ein - phagozytieren und inaktivieren Mikroorganismen – dann Monozyten reifen zu Wund- bzw. Gewebsmakrophagen - synthetisieren Kollagenasen – Sauerstoffradikale - Zytokine und Wachstumsfaktoren 0-3Tage Klaus B as tek Risiken von perioperativer Hypothermie ● ● ● Wundheilung und Wundinfektion 3.) Proliferative Phase Angiogenese – Reepithelialiserung - Zellen werden durch Wachstumsfaktoren in ihrem Proliferations- und Syntheseverhalten fein reguliert 8.-15. Tage 4.) Remodellierungsphase, Die zunächst relativ zufällig angeordneten Kollagenfibrillen werden zunehmend geordnet - Wochen bis Monate - Etwa 2 Jahre nach der Verletzung erreicht die Narbe etwa 80% der Festigkeit eines unverletzten Gewebes 01.04.2008 Klaus B as tek Risiken von perioperativer Hypothermie ● ● ● ● 01.04.2008 Wundheilung und Wundinfektion milde perioperative Hypothermie kann zu erhöhtem Blutverlust (30%) - Transfusionen (Imunmodulation/supression) Beeinflussung der Hämostase - Grundlage für die nachfolgenden Phasen der Wundheilung geringe Kontamination unter der Operation - Zeitfenster nach bakterieller Wundkontamination beträgt ca. 2-4 h – Antibiotikaprophylaxe am effektivsten Eine bakterielle Kontamination wird über die unspezifische Immunantwort, d. h. Opsonisation der Bakterien, Phagozytose und Abtöten der Bakterien durch O.-Radikale, das „oxidative bacterial killing", effektiv bekämpft . Klaus B as tek Risiken von perioperativer Hypothermie ● ● 01.04.2008 Wundheilung und Wundinfektion Eine milde intraoperative Hypothermie führt zu einer thermoregulativen Vasokonstriktion mit konsekutivem Abfall des Sauerstoffpartialdrucks im Gewebe. Dadurch wird die Synthese der O2-Radikale und somit das „Oxidative bacterial killing“ beeinträchtigt. Klaus B as tek Pharmakokinetik und Pharmakodynamik ● ● ● ● ● 01.04.2008 Viele Enzyme, die am Metabolismus von Medikamenten beteiligt sind, wirken temperaturabhängig Intravenöse Anästhetika -Propofol- Plasmaspiegel bei hypothermen Patienten um 28% höher Inhalationsanästhetika - MAC aller Inhalationsanästhetika um ca. 5% pro °C erniedrigt Relaxanzien – Wirkdauer deutlich verlängert - . Zusätzlich führt die Hypothermie selbst zu einer Verringerung der Muskelkraft. Verlängerter Aufenthalt im Aufwachraum - Kältegefühl und Kältezittern werden als sehr unangenehm empfunden. Klaus B as tek Wie lässt sich perioperative Hypothermie vermeiden? ● 1.) Messung der Körperkerntemperatur ● 2.) Anwendung eines adäquaten Wärmemanagements 01.04.2008 Klaus B as tek Wie lässt sich perioperative Hypothermie vermeiden? ● Messung der Körperkerntemperatur › 30Min ● Tympanonkontaktmessung ● Infrarottemperaturmessung im Gehörgang ● Messung in der Pulmonalarterie ● Ösophagusmesssonde ● Messung im Nasopharynx ● Harnblasentemperaturmessung 01.04.2008 Klaus B as tek Adäquates Wärmemanagement ● Wärmeprotektionsverfahren ● Interne-externe Wärmeprotektionsverfahren ● Aktive-passive Wärmeprotektionsverfahren 01.04.2008 Klaus B as tek Adäquates Wärmemanagement ● ● ● ● 01.04.2008 Wärmeprotektion durch Erhöhung der Raumtemperatursinnvoller Kompromiss von ungefähr 22°C Wärmeprotektion durch Atemgasklimatisierung (HMEFilter, Flowreduktion,) Verlustvermeidung -keine Wärmezufuhr. Wärmeprotektion durch Ösophaguswärmer - minimale Wärmeaustauschfläche Wärmeprotektion durch Heizmatten unter dem Rücken Der Einsatz von Heizmatten unter dem Rücken ist ein seit Jahrzehnten verwendetes konduktives externes, aktives und wenig effektives Verfahren. Wärmefluss zum Körperkern hin ist erst bei Heizmattenoberflächentemperaturen von 37°C zu erwarten. Klaus B as tek Adäquates Wärmemanagement ● 01.04.2008 Obwohl der Wärmeaustausch über Konduktion hocheffektiv ist, ist die Änderung der Wärmebilanz durch Heizmatten unter dem Rücken nicht sehr groß. Die damit erzielten Wärmeflüsse betragen zwischen 11 und 18 W. Da jedoch die Wärmeverluste über den Rücken perioperativ mit 3-5 W gering sind, ändert sich die Wärmebilanz nur um 14 bis maximal 23 W Klaus B as tek Adäquates Wärmemanagement ● ● ● 01.04.2008 Wärmeprotektion durch auf den Körper gelegte Heizmatten - konduktives, externes, aktives und effektives Verfahren Wärmeprotektion durch konvektive Luftwärmer -Durch den Einsatz eines konvektiven Luftwärmers mit Oberkörperdecke kann die Wärmebilanz um 40-64 W geändert werden, beim Einsatz von Unterkörperdecken um 78-88 W. Dennoch ist die damit erzielte Änderung nicht immer ausreichend, um eine perioperative Normothermie sicherzustellen. Wärmeprotektion durch Isolation -Isolation reduziert die radiativen und konvektiven Wärmeverluste über die Haut externes, passives und effektives Verfahren. Klaus B as tek Adäquates Wärmemanagement ● ● 01.04.2008 Wärmeprotektion durch Infrarotstrahler - externes, aktives, effektives Wärmeprotektionsverfahren - meist nur relativ kleine Flächen frei zugänglich - eher zur Vorwärmung von Patienten und zur postoperativen Wärmetherapie . Wärmeprotektion durch Infusionswärmer - internes, aktives, und beim gezielten Einsatz effektives Wärmeprotektionsverfahren Mengen (mehr als 500-1000 ml/h) Klaus B as tek Adäquates Wärmemanagement ● 01.04.2008 Wärmeprotektion durch präoperative Gabe von Aminosäuren Die präoperative Gabe von Aminosäuren (z. B. 480 kj über 2 h) ist ein internes Wärmeprotektions-verfahren. Die Gabe von Aminosäuren führt zu einer Stoffwechselsteigerung, erhöht die Körperkern­ temperatur, erhöht die Thermoregulationsschwellen und kann die intraoperative Auskühlung reduzieren. Dies gilt nicht nur bei Allgemeinanästhesie, sondern auch bei Spinalanästhesie. Die Effektivität des Verfahrens ist schwierig einzuschätzen, wahrscheinlich ist es jedoch effektiv Klaus B as tek Adäquates Wärmemanagement ● ● ● ● 01.04.2008 Präoperative Maßnahmen Vorwärmung kann mit konduktiven Verfahren, Infrarotstrahlern oder mittels konvektiver Luftwärmung durchgeführt werden (Decke weiter benutzen) Vorwärmen von Gelmatten (konduktive Wärmeverluste verringern) Ebenso sollte versucht werden, die Zeiten zu minimieren, in denen die Körperoberfläche während der Narkoseeinleitung, Lagerung und dem Abwaschen nicht abgedeckt ist. Klaus B as tek Adäquates Wärmemanagement ● Intraoperativ ● möglichst großflächige aktive Wärmung ● ● ● 01.04.2008 von mehr als 500-1000 ml/h sollte ein Infusionswärmer eingesetzt werden Die Körperoberfläche, die nicht aktiv gewärmt werden kann, sollte isoliert werden in der HNO und Augenheilkunde kann intraoperativ auf eine aktive Wärmetherapie verzichtet und nur mit Isolation gearbeitet werden. Klaus B as tek Adäquates Wärmemanagement ● ● 01.04.2008 Postoperativ Aufgrund der erhöhten Inzidenz an postoperativen kardialen Zwischenfällen bedürfen hypotherme Patienten mit hohem koronarem Risiko der besonderen Aufmerksamkeit. Falls eine Hypothermie mit einer Körperkerntemperatur unter 35°C (bei kardialen Risikopatienten unter 36°C) nicht verhindert werden konnte, sollte die Narkose in die postoperative Phase hinein verlängert und der Patient nachbeatmet und konduktiv, konvektiv oder radiativ gewärmt werden Klaus B as tek Risiken aktiver Wärmetherapie ● Verbrennungsrisiko Das Risiko für Verbrennungen existiert prinzipiell für jedes aktive Wärmesystem ● Risiko von erhöhten Keimzahlen im Operationssaal bzw. Operationsgebiet Es existieren mehrere Studien, die keine erhöhte Keimbelastung oder erhöhte Infektrate nachweisen konnten ● Risiko von Luftblasenbildung bei Infusionswärmern Durch den Einsatz von Infusionswärmern kann es zu einer Gasfreisetzung von 1-3 ml Gas pro Liter erwärmter Infusionslösung kommen. Dies kann insbesondere bei Patienten mit offenem Foramen ovale problematisch sein, da das Risiko von arteriellen 01.04.2008 Luftembolien besteht Klaus B as tek 01.04.2008 Klaus B as tek