Lineare Algebra II (SS 13) Bernhard Hanke Universität Augsburg 22.04.2013 Bernhard Hanke 1 / 10 Eigenräume eines Endomorphismus Ist λ ein Eigenwert eines Endomorphismus f ∈ End(V ) und A = MBB (f ) die darstellende Matrix von f bezüglich einer Basis B, dann sind die Vektoren in einer Basis von ker(A − λEn ) ⊂ K n die Koordinatenvektoren (bezüglich der Basis B) der Basisvektoren von Eig(f ; λ). Bernhard Hanke 2 / 10 Spur eines Endomorphismus Definition Es sei A = (aij ) ∈ K n×n . Wir setzen spur(A) := n X akk ∈ K . k=1 Dies ist die Spur von A. Proposition (1.7) Es seien A, B ∈ K n×n . Dann gilt spur(AB) = spur(BA). Insbesondere haben ähnliche Matrizen die gleiche Spur. Bemerkung Man beachte, dass in der Regel AB 6= BA gilt!. Bernhard Hanke 3 / 10 Proposition (1.8) a) Es sei f ∈ End(V ) diagonalisierbar. Dann zerfällt Pf in Linearfaktoren. b) Das charakteristische Polynom Pf zerfalle in Linearfaktoren, wobei jede Nullstelle mit Vielfachheit 1 auftritt. Dann ist f diagonalisierbar. Bemerkung Die Nullstellen von Pf können in höherer Vielfachheit auftreten, z.B. ist f : K n → K n , x 7→ λx, dann gilt Pf = (λ − X )n . Bernhard Hanke 4 / 10 Proposition (1.9) Für alle λ ∈ K gilt dim Eig(f; λ) ≤ µ(Pf ; λ). Bemerkung Es muss nicht immer Gleichheit auftreten. Sei λ 1 0 . . .. .. J(λ, n) := .. . 1 0 λ ∈ K n×n der Jordanblock der Größe n zum Eigenwert λ. Dann ist PJ(λ,n) = (λ − X )n aber dim Eig(J(λ, n); λ) = 1. Bernhard Hanke 5 / 10 Satz (1.10) Die folgenden Aussagen sind äquivalent: I f ist diagonalisierbar. I Pf zerfällt in Linearfaktoren und für alle Nullstellen λ von f gilt dim Eig(f; λ) = µ(Pf ; λ). I Sind λ1 , . . . , λk die paarweise verschiedenen Eigenwerte von f , so gilt V = Eig(f; λ1 ) ⊕ . . . ⊕ Eig(f; λk ) . Bernhard Hanke 6 / 10 Diagonalisierbarkeit eines Endomorphismus Sei f ∈ End(V ), V endlichdimensional: I f Falls Pf in Linearfaktoren nicht zerfällt, so ist f sicher nicht diagonalisierbar. I Zerfällt Pf in Linearfaktoren, so berechnet man für alle Nullstellen λ von Pf die Dimension von Eig(f; λ). Gilt für alle Nullstellen λ die Gleichheit dim Eig(f; λ) = µ(Pf ; λ), so ist f diagonalisierbar. Definition Es sei V ein endlichdimensionaler K -Vektorraum und f ∈ End(V ). Es sei λ ∈ K eine Nullstelle von Pf (d.h. ein Eigenwert von f ). I Die Ordnung der Nullstelle λ von Pf , also die Zahl µ(Pf ; λ), heißt algebraische Vielfachheit von λ. I Die Dimension dim Eig(f; λ) heißt geometrische Vielfachheit von λ. Bernhard Hanke 7 / 10 Beispiel 2 0 0 Wir betrachten A := 3 5 −3 ∈ R3×3 . 6 6 −4 Das charakteristische Polynom ist PA = −(X − 2)2 · (X + 1) die Eigenwerte sind dann λ1 = −1 und λ2 = 2. Für die algebraischen und geometrischen Vielfachheiten gilt µ(PA ; −1) = 1 = dim Eig(A; −1) und µ(PA ; 2) = 2 = dim Eig(A; 2). Insbesonders ist A diagonalisierbar. Bernhard Hanke 8 / 10 Trigonalisierbarkeit eines Endomorphismus Satz (1.11) Es sei f ∈ End(V ). Dann sind äquivalent: I Pf zerfällt in Linearfaktoren. I f ist trigonalisierbar. Mit dem Fundamentalsatz der Algebra folgt also Folgerung Jeder Endomorphismus eines endlichdimensionalen komplexen Vektorraumes ist trigonalisierbar. Bernhard Hanke 9 / 10 Bemerkung Die darstellende obere Dreiecksmatrix ist durch f nicht eindeutig bestimmt. Es ist jedoch klar, dass auf der Diagonalen genau die Eigenwerte stehen, und zwar mit der Häufigkeit ihrer algebraischen Vielfachheiten. Wir kommen auf diesen Punkt später noch einmal zu sprechen, wenn wir die Jordansche Normalform diskutieren. Beispiel 3 2 −1 Wir betrachten die Matrix A := 2 4 −1 . 5 6 −1 Das charakteristische Polynom PA = −(X − 2)3 zerfällt in Linearfaktoren, also ist A trigonalisierbar. Eine konkrete Rechnung ergibt, dass A ähnlich zur oberen Dreiecksmatrix: 2 2 3 A0 = 0 2 1 . 0 0 2 Bernhard Hanke 10 / 10