soFid - Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst 01/2006 Politische Soziologie GESIS-IZ Bonn 2006 Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst soFid Politische Soziologie Band 2006/1 bearbeitet von Stefan Jakowatz Mit Beiträgen von Raj Kollmorgen, Juniorprofessur für Soziologie und Europastudien der Otto-von Guericke-Universität Magdeburg und Sascha Liebermann, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität Dortmund Informationszentrum Sozialwissenschaften Bonn 2006 ISSN: Herausgeber bearbeitet von: Programmierung: Druck u. Vertrieb: 0176-4470 Informationszentrum Sozialwissenschaften der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V., Bonn Stefan Jakowatz Udo Riege, Siegfried Schomisch Informationszentrum Sozialwissenschaften Lennéstr. 30, 53113 Bonn, Tel.: (0228)2281-0 Printed in Germany Die Mittel für diese Veröffentlichung wurden im Rahmen der institutionellen Förderung der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS) vom Bund und den Ländern gemeinsam bereitgestellt. Das IZ ist Mitglied der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS). Die GESIS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. © 2006 Informationszentrum Sozialwissenschaften, Bonn. Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere ist die Überführung in maschinenlesbare Form sowie das Speichern in Informationssystemen, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Einwilligung des Herausgebers gestattet. Inhalt Vorwort .............................................................................................................................................7 Raj Kollmorgen Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp Eine komperative Analyse……….……………………………………………………………….…9 Sascha Liebermann Bürgerlose Reformen. Eine zeitdiagnostische Betrachtung…………………………………………………………………………….…………..31 Sachgebiete 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte ..............................................................................41 2 Theorie und Geschichte politischer Systeme.......................................................................64 3 Staatstheorie und staatliches Handeln .................................................................................80 4 Politische Parteien und Parteiensysteme ...........................................................................103 5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation......................................................................118 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen .......................................................134 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten ...................................................................159 Register Hinweise zur Registerbenutzung...................................................................................................187 Personenregister ............................................................................................................................189 Sachregister...................................................................................................................................195 Institutionenregister.......................................................................................................................207 Anhang Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur ..........................................................................213 Zur Benutzung der Forschungsnachweise.....................................................................................213 soFid Politische Soziologie 2006/1 Vorwort 7 Vorwort zum soFid „Politische Soziologie“ Das Informationszentrum Sozialwissenschaften (IZ) bietet mit dem „Sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst“ (soFid) zweimal jährlich aktuelle Informationen zu einer großen Zahl spezieller Themenstellungen an. Jeder soFid hat sein eigenes, meist pragmatisch festgelegtes Profil. Gewisse Überschneidungen sind deshalb nicht zu vermeiden. Quelle der im jeweiligen soFid enthaltenen Informationen sind die vom IZ produzierten Datenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) sowie FORIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften). Die Datenbank SOLIS stützt sich vorwiegend auf deutschsprachige Veröffentlichungen, d.h. Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Beiträge in Sammelwerken sowie auf Graue Literatur in den zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. In SOLIS ist bei einigen Hinweisen unter „Standort“ eine Internet-Adresse eingetragen. Wenn Sie mit dieser Adresse im Internet suchen, finden Sie hier den vollständigen Text des Dokuments. Wesentliche Quellen zur Informationsgewinnung für FORIS sind Erhebungen in den deutschsprachigen Ländern bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. Der Fragebogen zur Meldung neuer Projekte steht permanent im Internet unter http://www.gesis.org/IZ zur Verfügung. Literaturhinweise sind durch ein "-L" nach der laufenden Nummer gekennzeichnet, Forschungsnachweise durch ein "-F". Im Gegensatz zu Literaturhinweisen, die jeweils nur einmal gegeben werden, kann es vorkommen, dass ein Forschungsnachweis in mehreren aufeinander folgenden Diensten erscheint. Dies ist gerechtfertigt, weil Forschungsprojekte häufig ihren Zuschnitt verändern, sei es, dass das Projekt eingeengt, erweitert, auf ein anderes Thema verlagert oder ganz abgebrochen wird. Es handelt sich also bei einem erneuten Nachweis in jedem Falle um eine aktualisierte Fassung, die Rückschlüsse auf den Fortgang der Arbeiten an einem Projekt zulässt. *** Die politische Soziologie stellt das Verbindungselement zwischen Soziologie und Politikwissenschaft her. Unter Einbeziehung theoretisch-systematisierender wie auch historisch-empirischer Aspekte befasst sie sich mit den gesellschaftlichen und sozialpsychologischen Voraussetzungen und Folgen des politischen Handelns, mit der Entstehung, Struktur und dem Wirkungszusammenhang politischer Systeme, den Interdependenzen von Aufbau, Ausbau und Modernisierung politischer, sozialer und wirtschaftlicher Ordnungen, der Entstehung von Macht und dem Einfluss gesellschaftlicher Gruppen und Akteure auf diesem Wirkungsgeflecht. Diese Bestimmung des Wissensgebiets spiegelt sich in der Sachgebietsgliederung des vorliegenden Informationsdienstes wider: Politische Konzepte und Ideen, politische Systeme und Systemkrisen einschließlich historischer Erfahrungen, politische Steuerung und ihre Institutionalisierung, 8 soFid Politische Soziologie 2006/1 Vorwort staatliches Handeln einschließlich Verhältnis von Macht und Herrschaft, Parteiwesen, Wahlsoziologie, Partizipation, öffentliche Meinung, politische Einstellung, politische Bewegungen, Interessengruppen und Radikalismus, politische Eliten und politische Kultur, Werte, Wertewandel und Ethik sind Gegenstand der einzelnen Kapitel. Aufgrund der Fülle der Dokumente in der ausgewiesenen Klassifikation „politische Soziologie“ konnten nicht alle aktuellen Nachweise aufgenommen werden. Die Auswahl erfolgte zunächst nach inhaltlichen Kriterien wie auch Aktualität, zusätzlich jedoch auch in Abgrenzung zu anderen Fachgebietsbereichen. So wurden Literatur oder Forschung, die in anderen soFid-Themenbereichen veröffentlicht werden, hier nicht noch mal dokumentiert. Dies gilt für Themen der Außenund Sicherheitspolitik, zu regionalen oder ethnischen Konflikten oder Gewalt wie auch zu Konversion, die im soFid „Internationale Beziehungen/Friedens- und Konfliktforschung“ dokumentiert sind. Gleiches gilt für den umfangreichen Bereich „Sozialpolitik“. Zu politischen Analysen für die neuen Bundesländer und die damit verbundenen Transaktionsprozesse informieren Sie sich bitte im Fachinformationsdienst „Gesellschaftlicher Wandel in den neuen Bundesländern“. Die umfangreiche sozialwissenschaftliche Forschung und Literatur zu Osteuropa wird im Dienst „Osteuropaforschung“ dokumentiert. Für das Gebiet „Stadt- und Regionalforschung“ gibt es einen eigenen Dienst, ebenso für „Bevölkerungsforschung“, „Umweltforschung“ oder „Frauen- und Geschlechterforschung“. Gesundheitsverhalten und -politik ist im soFid „Gesundheitsforschung“ enthalten, der Komplex „Migration und ethnische Minderheiten“ im gleichnamigen Band dokumentiert, politische Bildung findet sich im Band „Bildungsforschung“ wieder, um nur die wichtigsten angrenzenden Themenbereiche zu nennen. Auch konnten Länderstudien aufgrund der großen Zahl der Nachweise nicht mehr einbezogen werden. Außer Acht gelasssen wurden Beiträge zu Ressortpolitik, Kommunalpolitik und weitestgehend auch zu Europapolitik. Für diese Themen empfehlen wir eine individuelle Recherche in der Datenbank durchzuführen. In dieser soFid-Ausgabe veröffentlichen wir zwei wissenschaftliche Aufsätze:"Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp. Eine komparative Analyse" von Juniorprof. Dr. Raj Kollmorgen, Institut für Soziologie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und "Bürgerlose Reformen. Eine zeitdiagnostische Betrachtung" von Dr. Sascha Liebermann, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Dortmund. Wir bedanken uns bei beiden für die gute Kooperation. Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp Eine komparative Analyse 1 Raj Kollmorgen Stellen Transformationen, genauer: Gesellschaftstransformationen einen eigenen Typ sozialen Wandels dar? Eine Prüfung des sozialwissenschaftlichen Forschungsfeldes lässt rasch deutlich werden, dass die Antwort nicht so einfach ist, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Soweit ich sehe, lassen sich fünf Ansichten in der transformationstheoretischen Debatte unterscheiden, die in zwei Gruppen mit gleichsam polaren Ausgangspunkten zerfallen. Die erste Gruppe betrachtet Gesellschaftstransformationen als eine Unterklasse überwölbender sozialer Wandlungsprozesse, wobei entweder (1) Entwicklung im engeren entwicklungssoziologischen Sinne oder (2) Modernisierung als Oberklasse angegeben wird. Inwieweit dann Transformation „nur“ als raum-zeitliche konkrete Ausprägung oder doch als typologisch distinkter Prozesstypus betrachtet wird, der eigenartige sozialwissenschaftliche Begriffs- und Analyseinstrumente erfordert, bleibt umstritten. Die meisten Vertreter dieser Position scheinen aber eher der Ausprägungsvariante 2 anzuhängen. Die zweite Gruppe setzt umgekehrt bei Transformation an und fragt nach zuordenbaren Entwicklungsprozessen und Fallgruppen. (3) Eine erste diesem Zugang folgende Ansicht reserviert den Begriff der Transformation für die postsozialistischen Umwälzungen, deren Merkmale einzigartig sind und insofern einen eigenen Begriff rechtfertigen: Transformationen sind postsozialistische Transformationen. (4) Für eine mittlere Position der zweiten Gruppe stellen die postsozialistischen Fälle zwar den Ausgangspunkt gegenwärtiger Transformationsforschung dar und verfügen aufgrund ihrer Häufung bei gleichzeitiger Differenzierung über das Potential einer gleichsam paradigmatischen Fallgruppe. Jedoch gab es bereits vorher Gesellschaftswandlungen des Transformationstypus und kann es auch zukünftig solche geben. (5) Die dritte Position vertritt schließlich einen weiten Begriff von Transformation, der im Prinzip alle gravierenden und mindestens mittelfristigen sozialen Wandlungsprozesse einbegreift, so etwa neben den postsozialistischen auch die Entstehung des Feudalismus in Europa oder die Umwandlungen des westeuropäischen Sozialstaates seit Anfang der 80er Jahre. Es ist offensichtlich, dass sich hier ein Bogen zurück zur ersten Grundposition spannt, da 3 Transformation tendenziell durch Entwicklung oder Modernisierung austauschbar erscheint. Ich selbst favorisiere die mittlere Position und stelle die These auf, dass Gesellschaftstransformation einen eigenen sozialen Wandlungstypus mit spezifischen Merkmalen repräsentiert, der aber nicht 1 2 3 Erstmals erschienen in: Kollmorgen, Raj (Hg./2005): Transformation als Typ sozialen Wandels. Postsozialistische Lektionen, historische und internationale Vergleiche. Münster et al.: LIT, S. 21-46. Zur Diskussion im Kontext der Entwicklungssoziologie siehe Kollmorgen 2004; für die Modernisierungsforschung: Zapf 1991, 1996. Überblicke zur Begriffsdebatte aus der Perspektive der Systemwechsel- bzw. Transformationsforschung bieten zum Beispiel Merkel 1994, 1999 oder Sandschneider 1995, vgl. auch Kollmorgen 1996. 10 soFid Politische Soziologie 2006/1 Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp auf die postsozialistischen Umwälzungen eingeschränkt werden kann. Vielmehr stellen letztere einen freilich herausragenden historischen Subtyp dar. Im Folgenden möchte ich diese These schrittweise entfalten, indem ich nach einigen theoretisch-methodologischen Überlegungen zunächst die postsozialistischen Umbrüche betrachte und dann in komparativer Perspektive nach historisch vergleichbaren, dabei vor allem ähnlichen Transformationen frage. Darauf aufbauend umreiße ich Begriff, Struktur und Grundtypen von Gesellschaftstransformationen, um abschließend einige Folgerungen für die Transformationsforschung zu ziehen. 1 Theoretisch-methodologische Vorbemerkung Zunächst ist festzuhalten, dass typologische Bestimmungsversuche, die selbst keine Kausalanalyse beinhalten, einerseits forschungsleitende Ordnungsraster darstellen und insofern als „Approximation“ vorausgehen, andererseits ein dann „reicheres“ Ergebnis kausalanalytischer Arbeit repräsentieren. Typologien bemühen sich um Ordnungen relevanter Sachverhalte nach mindestens einem oder mehreren beschreibenden oder erklärenden Merkmalen. Soziologische Typen selbst sind modellierte soziale Sachverhalte in Form von Eigenschafts- bzw. Faktorkombinationen, die empirisch und/oder theoretisch zu begründen sind. Soweit ich den Begriff des Idealtypus verwende – wie es bei der Gesellschaftstransformation der Fall sein wird –, orientiere ich mich an Max Webers Verständnis. Idealtypen sind diesem zufolge weder allein klassifikatorische „Gattungsbegriffe“ noch im Vollsinne des Wortes „Durchschnittstypen“, die es jenseits statistischer Mittelwerte nicht geben kann. Vielmehr stellen sie kognitive Konstruktionen dar, die sich in besonderer Weise durch die Fixierung „kulturbedeutsamer Wirklichkeitsausschnitte“ und Überhöhung bzw. Idealisierung von Merkmalen sozialer Sachverhalte bzw. im Laufe der wirklichen Analyse: von multifaktoriellen Kausalitäten auszeichnen (Weber 1904/1988: 200ff.). Idealtypische Konstruktionen schließen – wie es nicht zuletzt Weber eindrucksvoll exerziert hat – komparative Analysen dezidiert ein. Ein Diktum Spinozas abwandelnd kann zuspitzend formuliert werden: „determinatio est comparatio“. Bestimmen, Typisieren setzt Vergleichen voraus, bedarf des Vergleichs – Vergleichen ist implizites Typisieren, ermöglicht überhaupt erst den Entwurf gehaltvoller Typologien und erklärender Modelle. Zu den komparativen Methoden ist an dieser Stelle nur soviel zu vermerken: Für Gesellschaftstransformationen kommen aufgrund ihres höchst komplexen Charakters, der daraus resultierenden praktisch unendlich großen Variablen- bei vergleichsweise geringer Fallzahl (das „small-N-problem“) vor allem die „konfigurative (Einzelfall-)Analyse“ und von da ausgehend, der makro-qualitative Vergleich in Betracht. Für letzteren ist es im Rückgriff auf eine Argumentation John Stuart Mills (zuerst 1843) sinnvoll, zwei Herangehensweisen zu unterscheiden: eine Konkordanzmethode („method of agreement“) und eine Differenzmethode („method of difference“). Beide Zugänge können und wurden verfeinert bzw. später in anspruchsvolleren Verfahren integriert. Entscheidend bleibt, dass beim Konkordanzansatz für gemeinsame Phänomene nach Differenzen bei hypothetisch erklärenden Variablen gefragt wird, so dass schrittweise gemeinsame unabhängige Variablen, d.h. letztlich Kausalfaktoren, isoliert werden können. Demgegenüber versucht die Differenzmethode durch die Analyse basal vergleichbarer, darin aber möglichst unterschiedlicher Phänomene, zunächst den Kern geteilter erklärender Variablen festzustellen (diese zu „kontrollieren“), um dann sukzessive die Differ- soFid Politische Soziologie 2006/1 Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp 11 enzen in den Kausalfaktoren und ihre Wirkungen zu interpretieren (vgl. Przeworski/Teune 1970; Tilly 1984; Eisenstadt 1999; Berg-Schlosser 2003). Eingedenk dieser theoretisch-methodologischen Zusammenhänge wird plausibel, dass begriffliche und typologische Überlegungen keineswegs Spielerei und analytisch mehr oder weniger irrelevant sind. Wer etwa Gesellschaftstransformationen ab ovo als Modernisierung begreift, der wird ihre Elemente allein durch modernisierungstheoretische „Brillen“ identifizieren können und zieht womöglich nur Fälle anderweitiger Modernisierungen als Vergleichsfolie zur Bestimmung von Gehalten, Fristen oder für prognostische Aussagen heran. Dies kann zu eingeschränkten empirischen Horizonten, ungerechtfertigter Variablenvorauswahl und verkürzten bzw. einseitigen Erklärungsmodellen führen. 2 Die postsozialistischen Transformationen in Mittelost- und Osteuropa Zur Gewinnung einer typologischen Basis möchte ich zunächst die postsozialistischen Transformationen in Mittelost- und Teilen Osteuropas erkunden. Dies erscheint sinnvoll, da die Gruppe des osteuropäischen Postsozialismus nicht nur eine relativ große Fallzahl (N = 19) aufweist, sondern trotz deutlicher phänomenologischer Gemeinsamkeiten hinreichend Differenzen existieren. Wie lassen sich die postsozialistischen Transformationen in Mittelosteuropa, partiell auch Osteuropa zusammenfassend umreißen (ausführlich: Kollmorgen 2003a)? (1) Dem engeren „Umbruch“ ab Herbst 1989 ging eine Zeit des Niedergangs voraus, in der militärische, ökonomische, politische und ideologische Erfolge der staatsozialistischen Moderneform, ein Bestehen im Systemwettbewerb, ja partielle Vorreiterrollen schwanden. Der Niedergang vollzog sich in Form von Stagnationsprozessen, Lähmungen bis hin zu ernsten Krisen und betraf Teilbereiche, einzelne Nationalgesellschaften, schließlich das gesamte „Zweite Weltsystem“. (2) Nach einer Phase des beschleunigten Niedergangs ab 1980/81 bzw. 1985 folgte zwischen 1988 und Ende 1990 der eigentliche Regime- und damit auch Epochenumbruch. Der „Herbst 1989“ stellt dabei, wenn man so will, den Gipfel- und Scheitelpunkt des politischen Aufbruchs in vor allem Mittelost-, aber auch weiten Teilen Südosteuropas dar. Geradezu kartenhausartig brachen die realsozialistischen Herrschaftsregime in Mittelosteuropa zusammen; nirgendwo dauerte es länger als ein halbes Jahr, in einigen Fällen nur Wochen. Diesen Charakter echter Systemzusammenbrüche zwischen 1989 und 1991 findet man allerdings in einigen südosteuropäischen Transformationen (z.B. Bulgarien) sowie in der Sowjetunion bzw. ihren Nachfolgestaaten (wie Russland) nicht. (3) Die Geschwindigkeit des Untergangs insbesondere in Mittelosteuropa verdankte sich einerseits der hohen Mobilisierungsfähigkeit und breiten Unterstützung der Bevölkerung, andererseits der kaum vorhandenen kollektiven Gegenwehr der alten Eliten. Mit gewissen Abstrichen galt das selbst in der Sowjetunion oder in Rumänien, wo es den blutigsten Demokratisierungsprozess gab. Daher ging der Ablösungsprozess der alten „Politbürokratien“ und weiteren Angehörigen der politischen Top-Elite rasch vonstatten. (4) Aus den bald darauf abgehaltenen demokratischen Gründungswahlen (founding elections) gingen Parteien der Bürgerbewegungen, teils in Koalitionen mit (eher:) pseudo-liberalen bzw. -konservativen Bündnissen als Sieger hervor. Die neuen Regierungen in Mittelost- und weiten Teilen Südosteuropas verkündeten ihre Programmatiken einer „Rückkehr nach Europa“, d.h. einer unverzügli- 12 soFid Politische Soziologie 2006/1 Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp chen Errichtung demokratischer Wohlfahrtskapitalismen nach westlichem Vorbild, wobei sie durch die überwältigende Masse der Bevölkerung getragen wurden. Die Absicht der „Übernahme“, des „Imports“ oder der „Leihe“ westlicher Basisinstitutionen bezog sich nicht nur auf die zentralen Bereiche von rechtsstaatlicher Verfassung, politischem System und kapitalistischer Marktwirtschaft. Es umfasste auch wohlfahrtsstaatliche Ordnungen, Bildungs- und Wissenschaftssysteme usw. Die – um einen Begriff von Gerhard Lehmbruch (1996) zu verwenden – „Institutionenleihe“ wurde dabei selektiv, in Bezug auf je bestimmte favorisierte Institutionenordnungen des Westens (etwa der Französischen Verfassung in Polen) vorgenommen, wobei die Bezugsgesellschaften von Bereich zu Bereich wechseln konnten (Deutsches Wahl- und amerikanisches Universitätssystem). Dementspre4 chend wechselten auch die hinzugezogenen Beraterstäbe. (5) In einigen osteuropäischen Transformationsgesellschaften traten zum Teil heftige Konflikte im Prozess einer gleichsam wiederaufgenommenen Nationen- bzw. Nationalstaatsbildung auf – nunmehr unter dem Vorzeichen breiter Selbstbestimmung von Ethnien, religiösen Gemeinschaften und (Quasi-)Nationen. Die Spanne der Lösungsversuche reichte von friedlichen Sezessionen (Tschechien und Slowakei) bis hin zu blutigen Bürgerkriegen wie in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, vor allem aber in Jugoslawien. (6) Die Programmatik der postsozialistischen Umwälzungen zielte demnach auf eine letztlich gesamtgesellschaftliche, alle System- und Lebensweltsphären sowie gesellschaftlichen Ebenen einbegreifende Transformation auf dem Wege schnellstmöglicher Implementationen dem Westen entliehener Institutionenordnungen, um damit so rasch wie möglich deren Modernitäts-, mithin Wohlstandsniveau zu erreichen. (7) Dieser politische, wirtschafts- und sozialwissenschaftlich unterstützte, zugleich ideologisch geformte Modernisierungsansatz sah sich in seiner gesellschaftspraktischen Realisierung mit zahlreichen Problemen konfrontiert, die in den bekannten „Dilemmata der Gleichzeitigkeit“, insbesondere von ökonomischen Reformen vs. Demokratisierung, aber auch von Institutionen- vs. Verhaltensbzw. Kultur-„Umbau“, von Regelgenerierung vs. Regel(aus)nutzung usw. ihre Zuspitzungen erfuhren. Weitere strukturelle Widersprüche waren damit verwoben, etwa der des (staats-)politischen Kapitalismus: „alte Kader“ und der Staat versuchten einen funktionierenden, wettbewerblich organisierten Markt zu generieren: der reinen Theorie nach die Quadratur des Kreises. Markante gesellschaftspolitische Ausdrücke bzw. Ergebnisse dieser dilemmatischen Lagen waren die Auseinandersetzung zwischen Verfechtern einer vor allem wirtschaftlichen Schocktherapie und denen eines Gradualismus sowie die schier unvermeidbare Ablösung von Regierungen nach jeweils einer Legislaturperiode (den Bürgerbewegungen folgten vielfach „Reformsozialisten“ im Bündnis mit Bauernparteien). Reformstrategien wurden aber selbst innerhalb einer Wahlperiode gewechselt. Das Ganze mündete in Zick-Zack-Verläufen der Reformen, Wellen des Umbaus, ja zum Teil in echten Regressionen. Andererseits waren gerade in Mittelosteuropa die Transformationen, vor allem hinsichtlich Demokratisierung und zentraler Wirtschaftsreformen durchaus erfolgreich, wie nicht zuletzt die im Mai 2004 vorgenommenen Beitritte zur EU bezeugen. 4 Die DDR bzw. dann die neuen Bundesländer zeigen mit ihrem „Institutionentransfer“ von West nach Ost deutlich, inwieweit es sich hier um einen Sonderfall handelt, der gleichwohl auch Modellfallqualitäten besaß. Zum ansonsten hier ausgesparten „Sonderfall“ Ostdeutschland, dessen komparative Bedeutung nach wie vor unterschätzt wird: Lehmbruch 1996; Thomas 1998; Kollmorgen 2003b. soFid Politische Soziologie 2006/1 Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp 13 (8) Zusammengenommen zeigen die postsozialistischen Transformationen in Europa, dass sie (a) in den politisch-rechtlichen Kernbereichen mehrere Jahre, in den ökonomisch-sozialen und kulturellen Bereichen bzw. Aspekten weit über ein Jahrzehnt dauern. Ob sie selbst in Mittelosteuropa (und dem Baltikum) bis heute bereits durchgängig abgeschlossen wurden, kann dabei zunächst offen gelassen werden. (b) Mit zunehmender Dauer wird zugleich eine deutliche Ausdifferenzierung der Transformationsverläufe und –resultate erkennbar. Die Spanne reicht von erfolgreichen Projekten etwa in Slowenien, Tschechien oder Litauen über verzögerte bzw. langsamere und defizitäre Fälle wie Bulgarien oder Rumänien bis hin zu breakdowns (klassischer Fall: Weißrussland). (c) Egal aber, ob es sich – gemessen am großen Projekt der Jahre 1989/90 – um eher fortgeschritten „erfolgreiche“ oder weniger „erfolgreiche Transformationen“ handelt: Nirgendwo entstanden Duplikate des Westens; Wirtschaftsordnungen, politische Systeme und Sozio-Kulturen erhielten im doppelten Sinne ihre Eigenheiten. 3 Vergleichsperspektiven: divergente und similäre Wandlungsprozesse Um die Frage zu beantworten, ob es sich bei Gesellschaftstransformationen um einen eigenen Typus – und zwar über die postsozialistischen Fälle hinausgehend – handelt, reicht diese Merkmalsbestimmung nicht aus. Zu fragen ist vielmehr, welche weiteren Wandlungsprozesse sinnvollerweise zu den postsozialistischen ins Verhältnis gesetzt werden können und worin dabei Ähnlichkeiten bzw. substantielle Differenzen bestehen. Ich beschränke mich auf wenige Vergleichsperspektiven und knappe, zuspitzende Erläuterungen, wobei ich drei Gruppen unterscheide. Archetypische Modernisierungen und neueste Globalisierung Für mich – und wohl die meisten Transformationsforscher – fallen weder die archetypischen Kapitalismus- und Demokratiegenesen in Westeuropa noch „Megatrends“ wie der jüngste Globalisierungsschub unter den Typus der Gesellschaftstransformation. Entscheidende Merkmalsdifferenzen sind: (1) Eine Diffusität von Anfang und Ende der Kapitalismusentstehung und des Globalisierungsschubes gegenüber einer (relativ) klaren Konturierung der Transformation. (2) Ein langfristiger, genauer: über Jahrhunderte, dabei periodenweise sich beschleunigender Prozess der Entstehung der westlichen Moderne (in gewisser Weise gilt das wohl auch für Globalisierungen) einerseits, ein demgegenüber kürzerer, sich nach Jahrzehnten bemessender Prozess der Transformation. (3) Bei der Kapitalismusentstehung, aber auch bei den Globalisierungen handelt es sich eher um kontinuierliche Wandlungsprozesse, wohingegen die postsozialistische Umwälzung eine Diskontinuität repräsentiert. (4) Einer vielfältig bedingten, vorwiegend unkoordinierten, in Teilen schier „blinden“ Dynamik von Kapitalismusgenese und Globalisierung steht die postsozialistische Transformation als Projekt, als politisch gesteuertes Unternehmen der Gesellschaftsumwandlung im Weg des „institution building“ gegenüber. Während im ersten Fall von fragmentierten, unklaren oder flüchtigen Akteuren gesprochen werden muss, handelt es sich im Postsozialismus um (relativ) klar bestimm- 14 soFid Politische Soziologie 2006/1 Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp bare Akteure im Sinne sozialer bzw. politischer Bewegungen, Organisationen sowie deren Eli5 ten. Demokratisierung und „Entwicklung“ Der weit verbreitete Versuch, die postsozialistischen Transformationen vorgängigen Demokratisierungsprozessen, den so genannten „transitions to democracy“ zu- oder besser: unterzuordnen, hat zu vielen höchst ergiebigen Vergleichsanalysen mit Südeuropa, partiell auch Lateinamerika sowie mit den Nachkriegsdemokratien in Italien und Westdeutschland geführt. Das lag vor allem an zwei Merkmalen dieser „transitions“: Erstens an der Richtung des Übergangs von autoritären zu demokratischen politischen Systemen; zweitens an ihrer eminent politischen Form, einschließlich vergleichbarer Elite-Masse-Konstellationen und Fraktionierungen der Eliten. Jedoch besteht eine deutliche Merkmalsdifferenz. Postsozialistische Umwälzungen besitzen explizit eine gesamtgesellschaftliche Dimension gegenüber einem nur (oder doch prioritär) politischen Charakter der „transitions from authoritarian rule“ in Südeuropa und Lateinamerika. Kaum ein Handlungs- bzw. Gesellschaftsbereich bleibt im Postsozialismus unberührt. Territoriale Gliederung, Staatlichkeit, Rechtssystem, Wirtschaftsordnung, Sozialstruktur, Wissenschaft, Kunst usw.; sie alle werden in den Mahlstrom der Umwälzungen gezogen. Freilich, wie aus einigen mittelamerikanischen Transitionsfällen bekannt ist, können hier in begrenztem Maße (etwa hinsichtlich der Wirtschaftsordnung infolge von Landverteilungen und neuen Rechtsordnungen) fließende Übergänge bestehen (zur Diskussion vgl. bereits Karl/Schmitter 1991 vs. Offe 1991; von Beyme 1994). Gleichsam Umgekehrtes ist über „Entwicklungsprozesse“ in den „Dritte-Welt-Staaten“ bzw. Regionen zu sagen, wobei viele subsaharisch-afrikanische Wandlungsprozesse seit den 60er Jahren vielleicht am deutlichsten die Differenz markieren. Pointiert formuliert, fehlt es jenen Wandlungsprozessen im subsaharischen Afrika an dem, was die südeuropäischen als eigentlichen Markstein besitzen: einen klar konturierten politischen Demokratisierungsprozess als Kern der Umwälzungen. Vielmehr setzen unter den oft ethnisch fundierten sowie korrupten Staaten die neueren Wandlungsprozesse „unten“, vor Ort, z.B. in Form neuer Wirtschaftskooperativen bei vielfacher Unterstützung durch internationale NGOs an. Dabei besteht der afrikanische Problemhorizont in der Regel in der Durchsetzung „friedlicher Koexistenz“ und Sicherung ökonomischen Überlebens, keineswegs – wie in Mittelosteuropa – im Versuch einer „Rückkehr nach Europa“ bzw. der Herstellung von Wettbewerbsfähigkeit gegenüber westlichen Volkswirtschaften und Sozialstaaten (zur Diskussion: Kollmorgen 2004). „Nachholende Modernisierungen“ im Osten Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts Ich möchte auf eine dritte Gruppe von Wandlungsprozessen aufmerksam machen, die mir – in bestimmter Hinsicht stärker noch als letztgenannte Gruppe – ein aussichtsreicher Kandidat für eine ge5 Dieser idealtypische Kontrast bedeutet nicht – und kaum einer hat darauf so früh aufmerksam gemacht wie H. Wiesenthal –, dass die postsozialistischen Transformationen für die Interpretation und Erklärung sowohl der Kapitalismusgenese im Westen als auch für gegenwärtige Veränderungsprozesse im Westen (sei es Globalisierung, seien es andere Herausforderungen) analytisch irrelevant wären. Ganz im Gegenteil. Vergleichanalysen können außerordentlich fruchtbar sein, etwa hinsichtlich der Frage nach Möglichkeiten und Modi radikaler Gesellschaftsreformen heutiger westlicher Gesellschaften (siehe Wiesenthal 1994, 2001). soFid Politische Soziologie 2006/1 Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp 15 meinsame Typenbildung zu sein scheint. Ich spreche von ambitionierten Versuchen „nachholender Modernisierung“ ab Mitte des 19. Jahrhunderts im eurasischen bzw. asiatischen Raum. Den ersten und dabei weitgehend gelungenen Versuch stellt die „Meiji Ishin“, also Restauration oder Erneuerung, in Japan nach 1868 dar. Ich beschränke den Aufweis erstaunlicher phänomenologischer Paral6 lelen auf fünf Punkte : (1) Auch in Japan lässt sich eine klare Niedergangsperiode erkennen, die sowohl endogene wie exogene Ursachen hatte. Im Inneren des Landes stagnierte die „Baku-han“-Verfassung unter der Shogun-Dynastie des seit über 200 Jahren regierenden Tokugawa-Clans. Ökonomisch-soziale Stagnationsprozesse konnten durch eine sich nur noch reproduzierende politische Elite nicht mehr bewältigt werden. Die Sozio-Kulturen waren ständisch voneinander abgeschottet, die „Leit“-Kultur“ der Samurai zeigte sich sterilisiert. Obwohl es daher in den 30er und 40er Jahren, der „Tempó-Ära“, Reformversuche von oben (durch das bakufu) gab, blieben diese im nicht reformierbaren Herrschaftsregime und den tradierten Gesellschaftsstrukturen stecken. Wie im osteuropäischen Fall spielten dann exogene Ursachen und Anstöße eine wesentliche Rolle für den Beginn der Transformation. Die Bemühungen westlicher Mächte, die japanische Isolation zu brechen, um Märkte zu öffnen und politischen Einfluss zu gewinnen, kulminierten 1853 im militärischen „Besuch“ des US-Commanders Perry, der gewaltförmigen Durchsetzung lukrativer Handelskontrakte und der Einrichtung von Ausländersiedlungen. (2) Den Japanern wurde geradezu schlagartig ihre bedrohte Lage und Rückständigkeit auf militärischem und ökonomischem Gebiet bewusst. Zudem schienen mit dem Westen Reformalternativen auf und verlor das Baku-han-System mit der Tokugawa-Hegemonie weiter an Legitimität. In den folgenden 10 Jahren verschärften sich Lähmungs- bzw. Verfallsprozesse. Der engere Transitionsprozess begann 1868 mit der auch militärischen Ablösung des Tokugawa-Shogunats und der Machtübernahme durch vorher marginalisierte Eliten der zweiten Reihe und vor allem aus der Provinz. Dieser militärisch-politische Machtwechsel wurde unter den Leitmotiven „Zivilisation und Aufklärung“ (bunmei-kaika), „Rückkehr zur Vergangenheit“ (fukko) und der Stärkung von Staat und Militär (fukoku-kyohei), d.h. der Zentralisierung des Staates in Verbindung mit nationaler Identitätsbildung, fortgesetzt, wobei der Wiederaufwertung des tenno, d.h. des japanischen Kaisers, entscheidende Bedeutung zukam (Hall 1968: 259; Eisenstadt 2000: 127). Er wurde zur Symbolfigur der anstehenden Erneuerungsbewegung, die deshalb nach dem damals amtierenden Kaiser Meiji bezeichnet wurde. (3) Die dann einsetzende gesamtgesellschaftliche Transformation erfolgte im Bewusstsein der Rückständigkeit Japans im Kern als selbstbewusste, strategisch eingesetzte und selektive „Institutionenleihe“, für die D. Eleanor Westney das eindrückliche Bild eines „institution shopping“ geprägt hat (Westney 1987). Vor allem junge Eliten wurden nach Europa und die USA ausgesandt und kamen mit „institutionellen Blaupausen“ und ausländischen Experten für praktisch alle wichtigen Staatsund Gesellschaftsbereiche zurück. Die Spanne reichte von der Verfassung über das Banken-, Universitäts- und Schulsystem bis zur Post und der medizinischen Versorgung. Dabei wurde sehr genau nach den jeweils neuesten bzw. am besten funktionierenden, aber auch passfähigsten Institutionenordnungen geschaut und auch vor Revisionen nicht zurückgeschreckt. Die zunächst nach französischem Vorbild ins Auge gefasste Heeresreform wurde nach dem Sieg Preußens im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 in eine nach preußischem Muster umgewandelt. Wichtig ist, dass wie im post6 Ich beziehe mich in der folgenden Skizze vor allem auf: Hall 1968; Westney 1987; Inoue 1993; Lehmbruch 1996 sowie Eisenstadt 2000: 110-173. 16 soFid Politische Soziologie 2006/1 Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp sozialistischen Fall weder starke soziale Gegenkräfte und Entwicklungsalternativen vorhanden waren noch intermediäre politische Akteure existierten, die das Projekt der politischen Eliten hätten ernsthaft verzögern oder gar torpedieren können. Die alten Eliten wurden dabei großzügig behandelt, d.h. auf symbolischen Plätzen der Macht belassen bzw. wie die vormaligen Feudalfürsten (daimyó) monetär abgefunden. (4) Das bedeutete indes keineswegs, dass der institutionelle Umbau und mit ihm der Versuch, die westlichen Gesellschaften ökonomisch und militärisch einzuholen, unproblematisch und kurzfristig realisiert werden konnte. Einerseits führten die institutionellen Leihen sozio-kulturelle, mithin kognitive und sozio-moralische Gehalte mit sich, die nicht nur zu „Anpassungsproblemen“ der breiten Masse der „institution taker“ aufgrund tradierter Lebensweisen führte. Sie lösten auch die rasche Formierung politischer und kultureller Gegenbewegungen aus, die auf den nationalen sozio-kulturellen Traditionen und Eigenheiten der japanischen Gesellschaft beharrten und deren westorientierte Transformation entschieden ablehnten. Da diese Bewegungen auch beachtliche Teile der Reformeliten einschloss, wurde die Transformation schon in den 70er Jahren einer „instrumentalistischen“ Revision unterzogen: Transformation als technischer, aber nicht länger sozio-kultureller Transfer aus dem Westen. Deutlichste Ausdrücke waren die weitgehende Rückgängigmachung der Reform des Erziehungswesens bzw. ihre Neuausrichtung auf den (nationalistischen) Kaiser-Kult sowie die Zurückstutzung der Demokratisierung durch Orientierung an der preußischen Staatsverfassung, einschließlich der Installierung einer autoritären Regierungspraxis. Andererseits wurde fortschreitend deutlich, dass die „Restauration“ nicht nur Gewinner produzierte, sondern auch Verlierer. Diese waren vor allem unter den Angehörigen der alten Dienstklasse (bushi bzw. samurai), der Bauernschaft (die zum Teil radikal proletarisiert wurde) und der vordem privilegierten Kaufmannschaft zu finden, die nun harten Konkurrenzsituationen ausgesetzt wurde. (5) Der Gesamtprozess der Transformation Japans von einer spezifisch spätfeudalen Gesellschaft hin zu einer wiederum eigenartig modernen Gesellschaft, die militärisch und ökonomisch dem Westen ebenbürtig war, dauerte bis zum Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts (1889 neue Verfassung, 1912 Tod des Kaisers Meiji, 1918 erste echte Parteienregierung), d.h. dreißig bis fünfzig Jahre. Die weitere Geschichte Japans in den zwanziger und dreißiger Jahren mit anwachsendem Nationalismus, korporatistischem Autoritarismus und Militarismus sowie deren Eskalationen im II. Weltkrieg machen deutlich, wie sehr die Umwälzungen ausstrahlten und wie fragil bzw. revidierbar sich zugleich bestimmte Transformationsschritte erwiesen (vgl. Übersicht 1). Dass die japanische Meiji-Restauration nicht allein stand, sondern sich weltgesellschaftlichen Konstellationen verdankt, die als Bedingungsgefüge auch andere eurasische Gesellschaften gegenüber der west- und mitteleuropäischen Moderne herausforderten, belegen sowohl die Modernisierungsanstrengungen im Osmanischen Reich, die allerdings erst mit dem Untergang des Imperiums und der Gründung der Türkei 1921 zu substantiellen institutionellen Umbauten führten, sowie die weitgehend gescheiterten Versuche in Russland nach 1905 (vgl. Hildermeier 1989; McDaniel 1991). soFid Politische Soziologie 2006/1 Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp 17 Real-sozialistische Gesellschaftstransformationen Das Scheitern der ersten „Revolution“ und Reformbemühungen in Russland nach dem verlorenen 7 Krieg gegen Japan wurde bekanntlich zum Saatbeet für die unter veränderten Vorzeichen in Angriff genommenen Umwälzungen nach 1917. Mit der „Oktoberrevolution“ wurde ein Gesellschaftsumbau eingeleitet, der sich einerseits in die eben besprochenen „nachholenden Modernisierungsversuche“ einreiht, andererseits aber eine Vielzahl von Eigenheiten aufweist, von denen das Projekt einer „sozialistischen“, mit allen bisherigen „Ausbeuterordnungen“ radikal brechenden Gesellschaft nur die offenkundigste ist. Auch für diese „Fallgruppe“, deren erste Welle (1917ff.) sich von der zweiten (1947/48ff.) deutlich unterscheidet, muss ich mich im vorliegenden Kontext auf wenige vergleichend typologische Bemerkungen beschränken (vgl. ibid.; Glaeßner 1994; Linz/Stepan 1996; Segert 2002). (1) So sehr es sich in Mittel- und Südosteuropa nach 1947/48 um imperial abhängige Transformationen handelte; sie können nicht durchgängig als von außen oktroyierte begriffen werden. Neuere Studien haben noch einmal belegt, dass in einer Reihe von Gesellschaften mindestens mittelfristig der Boden für die „sozialistische Revolution“ bereitet war und temporär legitime Herrschaftsregime bestanden. Die sozialistische Umwälzung wurde dabei als besondere Form einer Überwindung des peripheren Status Osteuropas, der Modernisierung und darin des Ein- und Überholens des kapitalistischen Westens angesehen (vgl. Segert 2002). (2) Die real-sozialistischen Umwälzungen trieben in ihrem gesellschaftlichen Totalitätsanspruch wie durch ihren Politisierungs- und Zentralisierungsgrad unter gewollter Abwesenheit autonomer intermediärer Akteure die Merkmale von Gesellschaftstransformationen gleichsam auf die Spitze. Zugleich drohten diese extremen Ausprägungen andauernd in ihr Gegenteil umzuschlagen. Diese „Drohung“ wurde mindestens in den Phasen des Totalitarismus in Osteuropa (SU: 1927-1953/56, in Mittelosteuropa: 1948-1953/56) zur oft schrecklichen Realität: Aus der Hyperpolitisierung wurde – wie es H. Arendt schon früh formulierte – die „Atomisierung der Gesellschaft“, d.h. ein im Arendtschen Sinne politikfreies Herrschaftssystem (Arendt 1951/86). Vom Anspruch einer totalen, also alle Lebensbereiche umfassenden, radikalen Umformung der Gesellschaft blieben infolge eines angstbesetzten Terrorregimes nur Lähmung, Stillstand, zuweilen sogar Rückschritt. (3) Aufgrund dieser besonderen Struktureigenschaften des staatsozialistischen Projektes als totalitäre, später dominant: „post-totalitäre“ bzw. autoritäre Transformation unter Bedingungen überwiegend agrarisch geprägter Gesellschaften (partielle Ausnahmen: Tschechien und die DDR) vollzogen sich in der zweiten Welle nach 1947/48 die real-sozialistischen Umwälzungen gegenüber den vor8 gängigen Versuchen in ihren politisch-transitiven und formell-institutionellen Aspekten teils ge- 7 8 Mit diesem unerhörten Sieg im Jahr 1905 trat das erneuerte Japan in den Kreis der militärischen Großmächte. Zugleich erhielten damit die autoritär-konservativen Eliten jede Argumentationshilfe für ihre „instrumentalistische“ Transformationsstrategie. Formelle Institutionen sind vor allem „gesatzte“ Institutionen, d.h. solche mit geschriebenen Zwecken, Regeln, Mitgliedschaften bzw. Zugängen sowie Handlungsanforderungen. Eine höhere Stufe der Formalisierung in modernen Gesellschaften wird mit der „Legalisierung“ im Sinne gesetzlich normierter und sanktionierter Handlungsregeln erreicht. Legalinstitutionen bilden zusammen mit semi-legalen Institutionen und Akteuren (z.B. Parteien und bestimmten Verbänden) den Kern (staats-)gesellschaftlicher bzw. sozio-politischer Modernität (vgl. bereits Weber 1921/1972). 18 soFid Politische Soziologie 2006/1 Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp waltförmiger, teils deutlich schneller. Diese Beschleunigung galt freilich für andere Bereiche und Dimensionen, insbesondere die sozio-kulturelle, nicht. Postsozialismus im typologischen Vergleich Vor dem Hintergrund der vorgestellten Vergleichsfälle, die mögliche Vergleichsperspektiven selbst9 verständlich nicht erschöpfen , erscheinen die postsozialistischen Transformationen mit ihren Phänomenen und – wie ich hier ohne tiefere Debatte nur als These formulieren kann – ihren Ursachenkomplexen nach keineswegs als einmalig und unvergleichbar. Vielmehr lässt sich aus kontrastiven Analysen – wie gegenüber „Globalisierung“ – und aus Vergleichen mit analogen Wandlungsprozes10 sen (z.B. Meiji Ishin in Japan und staatsozialistische Umwälzungen) ein Satz an ähnlichen Bedingungskonstellationen, Strukturen, Akteurkonfigurationen und Orientierungen sowie temporalen Eigenschaften gewinnen. 4 Gesellschaftstransformation als Typ sozialen Wandels: Begriff, Struktur, Einordnung 11 Für den folgenden Versuch einer ersten und groben typologischen Bestimmung ist noch einmal auf den idealtypischen Charakter im Weberschen Sinne hinzuweisen. Das schließt insbesondere den auf „Reinheit“ setzenden, bewusst gegen andere Typen abgrenzenden, also die differentia specifica be12 tonenden Konstruktionscharakter ein. Begriff Gesellschaftstransformationen setzen von vornherein auf gesamtgesellschaftlicher Ebene an und zielen auf einen Wechsel der konstitutiven Formbestimmtheiten gesellschaftlicher Re- und Neuproduk13 tion. Weltgeschichtlich müssen dabei zwei Typen von Formations- bzw. Gesellschaftsformwech9 10 11 12 13 Zu erwähnen sind insbesondere die ostasiatischen „Modernisierungen“ und Demokratisierungsprozesse (Taiwan, Südkorea u.a.) in den 80er Jahren wie (und historisch übergreifend) der chinesische Fall, d.h. sowohl in der maoistischen Ära als auch ab Mitte der 80er Jahre. Beide Fälle verweisen natürlich ihrerseits auf Japan und auf zivilisationstheoretische Problemstellungen, die ich an dieser Stelle aber nicht verhandeln kann (vgl. aber die Literatur in FN 5 sowie soziologisch: Eisenstadt 1999, 2000). Innerhalb dieser Ähnlichkeitsperspektive kann und muss dann noch einmal nach dem Kriterium „möglichst ähnliche“ vs. „möglichst verschiedene“ Fälle unterschieden werden, woraus Möglichkeiten vertiefender Faktoranalysen, Feststellungen von Grenzbedingungen und Subtypenbildungen folgen. Ich stütze mich im Folgenden zum Teil auf einen bereits veröffentlichten Text (Kollmorgen 2004). Der Historiker kann daher mit guten Gründen jeden Einzelfall als nicht idealtypisch aus- und nachweisen. Dies macht – wie schon Weber ausführlich diskutiert hat – die Konstruktion nicht überflüssig, im Gegenteil (vgl. zu diesem Gesamtkomplex den immer noch aktuellen Sammelband von Wehler 1984). Diese konstitutiven Formbestimmtheiten waren und sind gattungsgeschichtlich höchst variabel, so dass sich eine übergreifende inhaltliche Fixierung verbietet. Für die europäische Neuzeit und ihre weltgesellschaftliche Ausstrahlung können als entscheidende Formen jene der materiellen Produktion (einschließlich der mannigfachen Umverteilungsprozesse des Neuprodukts), des sozio-politischen Prozesses (einschließlich der Staatsform) und jene des Rechtsverkehrs angesehen werden, die selbst vielfach miteinander verwoben sind. soFid Politische Soziologie 2006/1 Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp 19 seln unterschieden werden: ein erster Typ von Transformation, der vielfältig ansetzt (demographisch, sozioökonomisch, militärisch, soziokulturell), sich in einer Reihe von langfristigen, oft überlappenden Teilprozessen und Zyklen gesamtgesellschaftlich überwiegend unbewusst, aber dennoch gerichtet vollzieht, wobei er markante Einstiege, Wendepunkte und symbolisch überhöhte Abschlüsse besitzen kann, aber nicht muss. Hierunter fallen z.B. die von Marx analysierten Formationsübergänge, herausgehoben der vom Feudalismus zur „modernen bürgerlichen Gesellschaft“ in einem Zeitraum von annähernd 300 Jahren. Ein zweiter Typ von Transformation trat zuerst Mitte, Ende des 19. Jahrhunderts im Kontext von Ausstrahlung und systematischer Expansion der westlichen Moderne, d.h. mit der Schaffung eines echten Weltmarktes, imperialistischer Politiken und dem darauf bezogenen Bewusstsein eines Auf- bzw. Nachholen-Müssens auf. Prototypisch für diesen zweiten Typus sind – wie eben diskutiert – die Meiji-Restauration in Japan, die realsozialistischen sowie die postsozialistischen Transformationen in Europa. Der zweite Typus, für den ich aus sprachlichen Zweckmäßigkeitsgründen und angesichts jüngster Verwendungsweisen den Begriff der Gesellschaftstransformation (oder auch: Systemtransformation) reservieren möchte, unterscheidet sich vom erstgenannten Typus des Formationswechsels: § durch den bewussten und inszenierten Versuch einer radikalen, systemisch gesteuerten gesell- schaftlichen Umwälzung (was die Infragestellung welcher Tradition auch immer, das Bewusstsein der Historizität jeder Ordnung und ihrer gezielten Umgestaltbarkeit voraussetzt); § durch eine (weitgehend) autonome Modellorientierung im Formationswechsel, wobei die Modelle durch Orientierung an bzw. selektiven, rekombinatorischen Bezug auf institutionelle Ordnungen mächtiger(er) bzw. erfolgreicher(er) Staaten in der Weltgesellschaft generiert wurden; § durch das intentionale Agieren tragender Akteure, die sich im Kampf gegen Verteidiger des alten Systems auf säkulare soziale Bewegungen stützen und („legal-rationale“) bürokratische Steuerungsinstitutionen in Anspruch nehmen; § durch die Idee des „institutions first“, d.h. einer vorauslaufenden, oft modellhaften Institutionen- bildung, die Ausgangspunkt veränderten Handelns für die Masse der Individuen sein soll; § durch ihre bis heute im Kern nationalstaatliche Organisation und Realisierung, was die Einbin- dung in weltsystemische Umgestaltungs- und Hegemonialprojekte (etwa des „sowjetischen Impe14 riums“) ausdrücklich einschließt. Gesellschaftstransformationen beinhalten politisierte, relativ klar konturierte und radikale Übergänge. Sie dürfen aber auf diesen Charakter nicht eingeschränkt werden. Auch wenn das Medium der Politik diese Transformationen auszeichnet, ist darauf bezogenen Bestimmungen von Gegenstand, Dauer und Trägergruppen bzw. sozialen Konfliktlinien ein Doppeltes korrigierend entgegenzuhalten: Zum einen verändern sich diese und mit ihnen die Steuerungsmöglichkeiten im Zuge der Umfor14 Diese definitorische Bestimmung nimmt damit einerseits Begriffsfassungen auf, die bereits kurz nach dem Beginn der postsozialistischen Umwälzungen entwickelt wurden. Danach stellen Transformationen „eine Unterklasse sozialen Wandels mit Ereignischarakter“ dar und beinhalten einen „plötzlichen, intentionalen, zeitlich dramatisierten Prozess mit angebbaren Akteuren“, wobei sich die „schlagartige Änderung der institutionellen Rahmenbedingungen“ als Schlüsselmoment erweist (vgl. Inhetveen 1992 und die Zusammenfassung bei Kollmorgen 1994). Andererseits beziehe ich mich mit dieser Merkmalsbestimmung erweiternd und spezifizierend auf klassische und neuere Kataloge „modernen sozialen Wandels“ von M. Weber (1921/1972) bis A. Giddens (z.B. 1995: 179; vgl. insgesamt Müller/Schmid 1995, Sztompka 1993). 20 soFid Politische Soziologie 2006/1 Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp mungen, so dass die Zielbestimmtheiten niemals ausschließlich und in toto erreicht werden. Zum anderen sind die formell-institutionellen und insbesondere politisch-rechtlichen Transformationen, einschließlich ihrer symbolischen Marksteine (z.B. Sturz alter Machthaber, Verabschiedung einer neuen Verfassung) nicht mit dem Ganzen des Formationswechsels zu identifizieren. Soweit daher Gesellschaftstransformationen jene letztgenannten „transitiven“ Aspekte und Dimensionen deutlich schneller als „klassische“ Formationswechsel realisieren können, der Gesamtprozess und vor allem die sozio-kulturellen Umwälzungen beanspruchen trotz größerer politischer Steuerungskapazitäten 15 kaum weniger Zeit. Generell gilt festzuhalten, dass die Bestimmung eines Abschlusses infolge der Komplexität und zum Teil auch Diffusität von Formationsmerkmalen eineindeutig kaum möglich ist. Darüber hinaus verweisen Systemtransformationen immer auf existierende weltgesellschaftliche Asymmetrien, Ungleichzeitigkeiten und Abhängigkeiten und auf Ideen „beschleunigter“, darin oft „nachholender“ Modernisierungen gegenüber Konkurrenten oder imperialen Mächten. Eingedenk dieser Merkmale können erstens Gesellschaftstransformationen nur dort (relativ) erfolgreich in Angriff genommen werden, wo bereits substantielle Elemente „moderner“ Politik im Sinne westlicher Modernitätslogiken vorliegen oder beschleunigt entwickelt werden. Das betrifft vor allem die Existenz einer (national-)staatlichen Ordnung („stateness“) mit bürokratisierten Verwaltungen, mindestens Anfänge eines politischen Teilsystems sowie Anknüpfungspunkte für republikanisch-zivilgesellschaftliche Kulturen („civic culture“), wobei deren notwendige Maße nur durch empirische 16 Forschung zu bestimmen und nicht a priori zu fixieren sind. Zweitens folgt daraus die These, dass trotz ihres voraussetzungsvollen und fragilen Charakters Anzahl und Bedeutung der Systemtransformationen gegenüber Formationswechseln des ersten Typs wachsen. Sowohl der Prozess kapitalistisch und imperialistisch dominierter Globalisierung seit Mitte des 19. Jahrhunderts wie die Stärkung reflexiver soziopolitischer Steuerungspotentiale in der Gesellschaftsentwicklung weisen den Typus Systemtransformation als dominierenden Modus von Formationswechseln im 20. und vermutlich auch im 21. Jahrhunderts aus. Grundstruktur Geschult an historischen und aktuellen Systemtransformationen bestimme ich drei wesentliche Strukturmerkmale. Ich unterscheide erstens drei Perioden der Transformation: (1) Niedergang der alten Ordnung: Hier werden mittel- und längerfristig die gesellschaftlichen Be17 dingungen bestimmter Transformationspfade bzw. Typen generiert. Die Dauer schwankt stark 15 Diese Relationalaussage bezieht sich auf Formationswechsel innerhalb einer Epoche. Diese Einschränkung ist wichtig, weil sich die Moderne durch eine übergreifende Beschleunigungstendenz sozialen, kulturellen, partiell sogar psychischen „Lebens“ auszeichnet. Die Dominanz der Gesellschaftstransformationen gegenüber den „klassischen“ Formationswechseln ist ein Resultat dieser Beschleunigung. Die auch im vorliegenden Kontext spannende Frage nach den Dimensionen und Grenzen sozialer und sozio-kultureller Beschleunigungsprozesse kann hier nicht näher verfolgt werden, vgl. aber Rosa 2003. 16 Andererseits dürfen diese Elemente im Sinne deliberativer bzw. partizipativer Demokratien nicht „zu weit“ entwickelt sein, da sonst, wie A. Przeworski, C. Offe und H. Wiesenthal eindrücklich gezeigt haben, eine rasche und radikale Systemtransformation nicht gelingen kann. Pointiert formuliert, würde das Projekt in diesem Fall demokratisch „zerredet“, „zerstückelt“ und „zersessen“. Schon deshalb sind gelingende Systemtransformationen durchaus unwahrscheinlich. 17 Um das klarzustellen: Wenn ich hier von Niedergangsperiode spreche, heißt das nicht, dass die jeweiligen Gesellschaftsgeschichten nur Niedergang, nur Regression beinhalteten. Wie oben schon festgestellt, kön- soFid Politische Soziologie 2006/1 Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp 21 zwischen wenigen Jahren und Jahrzehnten. Obwohl diese Niedergangsperiode zum gesamten Transformationsprozess gehört, werde ich sie – wie allgemein üblich – in der Angabe von Zeiträumen für die Systemwechsel nicht berücksichtigen. (2) Transition: Diese beinhaltet den engeren, kurz- und mittelfristigen, vor allem politisch-rechtlichen bzw. formell-institutionellen Übergang, in dem aus den Pfadbedingungen durch Akteure und deren Kämpfe der Transformationspfad bzw. –typus erzeugt wird (Dauer: in der Regel zwei bis sechs Jahre). (3) Strukturierung: Die langfristige, über zwei Generationswechsel (ca. 35 bis 50 Jahre) reichende Periode der Muster- bzw. Pfadgestaltung. Dabei handelt es sich nicht nur um „Konsolidierung“, nicht nur um eine Entfaltungslogik, wie in der politikwissenschaftlichen Transformationsforschung regelmäßig unterstellt (vgl. Merkel 1999), sondern eben um Strukturierung, die „Gegenlogiken“ enthält und Neues produziert. Das bedeutet einerseits Stagnationen, Regressionen und Abbrüche von Transformationen, andererseits offene Metamorphosen, Pfadveränderungen, auch wenn diese mit der Zeit immer aufwändiger und schwieriger zu realisieren sind. Zweitens und im Rahmen dieser Drei-Perioden-Prozessstruktur identifiziere ich politisch-gesellschaftliche Transformationszyklen mit einer Dauer von etwa 3 bis 5 Jahren, die an – soweit vorhanden – nationale Wahlzyklen andocken und jeweils konkrete Transformationsprobleme „formulieren“, aber auch in zyklentypischer Weise bearbeiten (vgl. Übersicht 1). Drittens sind in den Transformationen Makro-, Meso- und Mikroebene im Akteur- und Institutionenumbau und darin verschiedene Dimensionen, wie die politisch-konstitutionelle von der soziokulturellen, zu unterscheiden, wobei die oben angesprochenen Dilemmata auftreten. In den Transformationen und mit den Zyklen wandern die (dilemmatischen) Probleme und ihre Lösungsorte von Ebene bzw. Ebenenkonflikt sowie Dimension und dimensionalen Konflikten zu anderen. Wenn die Gesellschaftstransformationen in den Transitionen vor allem makro- und mesogesellschaftlich verortet und durch politische (ggf. militärische) Kämpfe kollektiver Akteure geprägt werden, sind es später in der Strukturierung vor allem Fragen der mesoinstitutionellen Systembildung und deren (sozio-)kultureller Einbettung bzw. Verankerung auch auf mikrosozialer Ebene. Insgesamt bedeutet diese Prozessstruktur, dass Gesellschaftstransformationen über viele Anfänge und viele Enden verfügen, langfristige Projekte darstellen und (mindestens) mittelfristig offen bleiben. nen diese Perioden sogar fieberhafte Reformversuche alter Machthaber aufweisen. Die Bezeichnung Niedergang verdankt sich allein einer (wenn man so will: finalistischen) Funktionsrelation jener Periode gegenüber der folgenden Transition. 22 soFid Politische Soziologie 2006/1 Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp Übersicht 1: Perioden und Zyklen von Systemtransformationen im Vergleich 19./20. Jahrhundert Realsozialistische Transformationen in Mittelosteuropa nach 1945 SU/Russland MOE ca. seit 1840/1854 höchst different, ca. seit 1925/35 seit 1970er seit 1970er 1868-1877 1948/49-1953/56 1985-1991 / 1991-1995/96 1988/89-1993/94 1877-1889/90 1953/56-1961/65 1995/96-1998/99 1993/94-1998 Perioden / Zyklus* Niedergang I** II Post-Kommunismus Meiji-Restauration in Japan III (= Abschluss A) 1890-1912/18 1961/65-1971/76 1998/99-2004 1998-2002/03 IV (= Abschluss B) 1912/18-1926/32 1971/76-ca. 1981/85 2004-? 2002/03-? V (= Abschluss C) 1926/32-1945 1981/85-1988/90 - - Erläuterungen: * Die Strukturierung umfasst in der Regel die Zyklen I/II-IV/V. Die Abschlüsse A bis C deuten die mehrdimensionalen Enden an. ** Der erste Zyklus ist im zwanzigsten Jahrhundert oft mit der Transitionsperiode im engeren Sinne identisch. Subtypen In den vorhergehenden Abschnitten wurden bereits im- und explizit Subtypen von Systemtransformationen ausgewiesen, die auf wichtige Merkmale Bezug nahmen. Systematisch betrachtet, kommen vor allem folgende Faktoren bzw. Unterscheidungsachsen für eine Subtypenbildung in Frage: (a) Richtung des Form(ations)wechsels (Transformation zur bürgerlich-kapitalistischen vs. zur staatssozialistischen vs. zur demokratisch-kapitalistischen Form bzw. Formation) (b) Endogenitäts-Exogenitäts-Relation (stärker endogen vs. stärker exogen bis hin zu imperialistisch oktroyierten Systemwechseln) (c) Modus des politisierten Akteur-Institutionen-Umbaus (von totalitär über autoritär bis preemptiv-demokratisch) (d) (Prioritärer) Modus sozialer Integration im Übergang (von ethnizistisch/nationalistischen bis zu wohlfahrtspolitischen Formen) (e) Zivilisatorische bzw. sozio-kulturelle Einbettung (Übergänge in West- und Mitteleuropa vs. Osteuropa vs. Mittelasien vs. Ostasien etc.) (f) Regionale, d.h. politisch-, wirtschafts- und kultur-regionale Kontexte und Integrationen (z.B. mittelosteuropäische Fallgruppe nach 1988/89 vs. mittelasiatische in den Ex-Sowjetrepubliken nach 1990/91). Zur Illustration ordnet die folgende Übersicht 2 drei Einzelfälle den Unterscheidungskriterien der Achsen (a) bis (d) zu, wobei bestimmte Korrelationen zu beobachten sind, die ich an dieser Stelle nicht weiter verfolgen kann. soFid Politische Soziologie 2006/1 Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp 23 Übersicht 2: Vier Merkmalsachsen von Systemtransformation und drei Fallzuordnungen Spätfeudalismen zu bürgerlich-kapitalistische bürgerlich-kapitalistischen Modernen zu StaatsModernen sozialismen Staatssozialismen zu (wohlfahrts-) demokratischen Kapitalismen totalitär von außen SBZ/DDR (1947ff.) autoritär Japan (1868ff.) preemptivdemokratisch Ungarn (1988ff.) national(istisch) von innen wohlfahrtspolitisch Aus bisherigen Analysen lassen sich drei ideale Subtypen von Systemtransformationen konstruieren, deren zentraler Ansatzpunkt die Richtung des Formationswechsels ist, welche entscheidende gemeinsame Charakteristika konstituiert (vgl. oben 2. und 3.): (1) Postfeudalistische Transformationen (Fälle u.a.: Japan, Russland, Türkei Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts) (2) Staatssozialistische Transformationen (Fälle u.a.: Russland/SU Anfang des 20. Jahrhunderts, dann Mittelost- und Südosteuropa sowie China und Nordkorea nach 1945/47; in den 60er Jahren weitere Versuche z.B. in Kuba) (3) Postsozialistische Transformationen (siehe oben unter 2.). Daneben sind viele Übergangs- bzw. Mischformen zu konstatieren, wobei insbesondere zwei von besonderer Relevanz sind: zum einen Mischformen zwischen Subtyp 1 und 2, wofür nicht allein Russland nach 1917 steht, sondern auch die Mongolei nach 1924 und viele „sozialistische Experimente“ in der „Dritten Welt“ ab Mitte des 20. Jahrhunderts; zum anderen all jene „politischen Systemwechsel“, die auch die staatlichen und Wirtschaftsordnungen ergriffen, mithin Gesellschaftsform(ations)wechseln nahe kommen. Hierfür können exemplarisch der Nationalsozialismus in Deutschland nach 1933, vor allem nach 1939, aber eben auch bestimmte transitions to democracy in Lateinamerika genannt werden (zur Übersicht: Merkel 1999). Einordnung Zusammengenommen besteht für mich kein Zweifel, dass Gesellschaftstransformation als ein besonderer sozialer Wandlungstypus fixier- und bestimmbar ist, der sich von anderen Wandlungstypen hinreichend unterscheiden lässt. Zur abschließenden Diskussion des Problems möchte ich auf die in der Einleitung benannten vier alternativen Positionen zurückkommen. Zunächst ist klar, dass der Typus „Gesellschaftstransformation“ einerseits nicht allein die postsozialistischen Umwälzungen umfassen kann (Position 3); eine solch enge Begriffsweise würde wichtige komparative, mithin explanative Möglichkeiten verschließen und ist deshalb abzuweisen. Andererseits kann „Gesellschaftstransformation“ als Begriff und Typus nicht alle „gravierenden und mindestens mittelfristigen sozialen Wandlungsprozesse“ wie Feudalismusentstehung, die Heraufkunft des deutschen Nationalsozialismus oder die heutigen Sozialstaatsreformen bedeuten (Position 5). In die- 24 soFid Politische Soziologie 2006/1 Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp sem Falle würde sich nämlich Transformation bzw. Gesellschaftstransformation in jede Form (fundamentaleren) strukturellen bzw. makrostrukturellen Wandels auflösen (so z.B. Sandschneider 1995; Sztompka 1993: 19f.). Auch wenn dies terminologisch selbstverständlich möglich ist, bringt es weder typologischen noch anderweitigen analytischen Gewinn und hätte außerdem zur Folge, für die hier diskutierten Fälle von Gesellschaftstransformation einen alternativen Typenbegriff finden zu müssen. Ein Verständnis von Systemtransformationen als ggf. besondere Ausprägung von „Entwicklung“ im engeren Sinne (Position 1) oder Modernisierung (Position 2) verweist zwar einerseits auf wichtige Struktureigenschaften und relevante Vergleichsperspektiven, erscheint aber aus anderem Blickwinkel zugleich problematisch und bedarf daher mindestens der konkretisierenden Reformulierung. So hat die in Aufnahme kritisch-entwicklungssoziologischer Konzeptionen vorgetragene Idee, Systemtransformationen als „auf die westliche Moderne(n) bezogene“ und dabei (wie immer sich dann „selbstreferierende“) „abhängige Entwicklung“ zu deuten, zweifellos einen doppelten Vorteil. Zum einen werden damit die post-sozialistischen Gesellschaften in einen hegemonialisierten Weltsystemzusammenhang eingebettet und wird explizit thematisierbar, ob und inwieweit „aus dem Osten einer neuer Süden“ (A. Przeworski) mit seinen typischen ökonomischen, politischen und sozialen Abhängigkeiten und Problemen eigenständiger Entwicklung wird. Es erschließen sich mithin wichtige „materiale“ Vergleichsperspektiven. Zum anderen erlaubt diese Zuordnung eine Anwendung theoretisch-konzeptueller Ansätze und Methoden aus der entwicklungssoziologischen Diskussion der letzten Jahrzehnte, so dass nicht – wie nach 1990 durchaus zu beobachten war – einige „Räder“ das dritte Mal erfunden wurden. Diesem Vorteil steht freilich ein gewichtiger Nachteil, mindestens aber eine Gefahr gegenüber. Soweit z.B. nicht die klaren Divergenzen von „Entwicklung“ im 20. Jahrhundert in Afrika, weiten Teilen Asiens, aber auch in Regionen Lateinamerikas vor allem gegenüber den mittelosteuropäischen Transformationsgesellschaften reflektiert werden, die in den gesellschaftlichen Ausgangslagen (u.a. Bildung, Sozialstaat, Wirtschaftsstrukturen, politische Kultur), den Orientierungen und Steuerungskapazitäten wichtiger Akteure, damit auch den Prozesseigenschaften der „Entwicklung“, in den Geschwindigkeiten sowie den raschen und intensiven supranationalen Integrationsprozessen bestanden und bestehen, generiert man neue, aber keineswegs weniger gravierende blinde Flecke in Analyse, Vergleich und Prognostik. Dem kann nur durch einen weite(re)n Ent18 wicklungsbegriff und eine konzeptuelle Öffnung begegnet werden. Auch wenn dies dann erlaubt, Gesellschaftstransformationen als eine Form von „Entwicklung“ zu verstehen, bleibt die Notwendigkeit einer hinreichenden Spezifikation und Absetzung gegen andere Formen, so dass sich auch in diesem Fall ein wirklich eigenständiger (Sub-)Typus rechtfertigt (zur Diskussion Kollmorgen 2004). Für die Idee, unter Transformation eine Unterklasse von Modernisierungsprozessen zu verstehen, wie es z.B. Wolfgang Zapf (1991, 1996) getan hat, gilt mit einigen Abstrichen ähnliches. Zwei zentrale Einwände gegen eine ungebrochene Subsumtion von Transformation unter Modernisierung sind von besonderer Relevanz: (a) Die Fixierung auf eine epochale Formation, eben die Moderne, 18 Diese hätten auch abhängige und nachholende „Entwicklungen“ im Westen zu berücksichtigen. Nur exemplarisch ist darauf zu verweisen, dass sich etwa Preußen Anfang des 19. Jahrhunderts in seiner „Entwicklung“ an Großbritannien orientierte, die Bundesrepublik heute u.a. an den USA, an Japan, aber selbst an Dänemark (hinsichtlich wohlfahrtsstaatlicher Regelungen) usw. Moderne „Entwicklung“ muss also grundsätzlich als weltgesellschaftliches und darin interdependentes, immer wieder neue Zentrum-Peripherie-Kaskaden generierendes Phänomen konzeptualisiert werden, das auch im Zentrum selbst (Semi-)Peripherien schafft und nötigt (vgl. Wallerstein 1984; Kößler 1998). soFid Politische Soziologie 2006/1 Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp 25 wodurch andere Gesellschaftsform(ations)wechsel von vornherein exkludiert werden, kann sowenig befriedigen wie die ungeklärte Relation von Tradition und Moderne in Modernisierungsprozessen. (b) Auch wenn Zapf mit seinen beiden Merkmalen transformatorischer Modernisierungen: „Nachholen“ und „Zielbekanntheit“ – obgleich verzerrt – wichtige Elemente auch meiner Typisierung anspricht, bleiben zwei Probleme. Einerseits reichen diese Merkmale nicht hin; andererseits führt eine Aufstockung in meinem Sinne weiter von allgemeiner Modernisierung weg, wobei Zapf hierunter die selbst hoch differenten archetypischen Modernisierungsprozesse im Westen wie die zeitgenössischen im Westen („ongoing modernization“) versteht. Eine mehr oder weniger schlichte Unterordnung der transformatorischen Modernisierung in Osteuropa erscheint insofern erneut und mehrfach fragwürdig. Interessanterweise hat Zapf den Einwand mangelnder Differenzierung in einem Aufsatz aus dem Jahr 1996 indirekt akzeptiert, insofern er hier die Transformation in zwei Teilprozesse zerlegt, wovon der erste als Transition der politikwissenschaftlichen Transitionsforschung überwiesen, der zweite, anschließende gesellschaftliche Umwälzungsprozess als Modernisierung der Soziologie überantwortet wird. Dann aber kann das Ganze nicht mehr als Modernisierung im Zapfschen Sinne begriffen werden und bleibt die Notwendigkeit von Spezifikation und der Bestimmung eben deutlich differenter „Modernisierungen“, wie ich es aus meiner Perspektive und mit dem Begriff der Gesellschaftstransformation unternehme. Im Ergebnis dieser Überlegungen erkenne ich zwar ausdrücklich die Berechtigung alternativer Typologisierungsversuche mit eigenen „Kulturbedeutsamkeiten“ bzw. disziplinären und komparativen Foci an, jedoch favorisiert sich für eine am Ganzen interessierte, den Wandlungsprozess zentrierende und dabei ausdrücklich komparativ orientierte Analyse eine Typologisierung, die stärker den Aspekt des Gesellschaftsform(ations)wechsels thematisiert. Übersicht 4 bietet noch einmal eine diesbezüglich vergleichende Zusammenfassung. 5 Konsequenzen für die (postsozialistische) Transformations-forschung Für mich ergeben sich aus dem vorgestellten Typologisierungsversuch von Gesellschaftstransformationen vier wichtige Folgerungen für die (Re-)Orientierung von Transformationsforschung: (1) Wer über den Postsozialismus forscht, sollte und kann von anderen Gesellschaftstransformationen „nicht schweigen“. Die postsozialistischen Umwälzungen erlauben und erfordern nicht nur komparative Forschungen im Rahmen der Fallgruppe. Sie besitzen auch historische „Vorläufer“, die kaum weniger von heuristischem und analytischem Interesse und insbesondere für gesellschaftstheoretisch ansetzende Erklärungsversuche unverzichtbar sind. (2) Ein wichtiges Charakteristikum von Gesellschaftstransformationen, das sich aus einem historischen Vergleich – etwa mit dem Meiji-Japan und den Entwicklungen bis 1945 – erschließen lässt, besteht in der Langzeitigkeit (40-55 Jahre) und den partiellen Offenheiten solcher Umwälzungen trotz zum Teil mehrerer und oft symbolisch überhöhter Endpunkte. Nicht nur angesichts der täglich erfahrbaren gesellschaftspraktischen Problemlagen in Osteuropa, sondern auch in Reflexion historischer Vorläufer darf daher Transformationsforschung zum Postsozialismus heute und in absehbarer Zeit nicht zum Erliegen kommen. 26 soFid Politische Soziologie 2006/1 Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp Übersicht 3: Drei soziale Wandlungstypen im Vergleich Formationsübergang (Typ A)* transition to democracy Gesellschaftstransformation (Formationsübergang Typ B) Form verschlungener, langfristiger, in Phasen („Wellen“) beschleunigter Ablösungsund Generierungsprozess eines Zusammenhangs von Sozialstrukturen, Akteur-Institutionen-Komplexen und Sozio-Kulturen ohne fixierbaren Bereichs- und Ebenenprimat gerichteter, dramatisierter Übergangsprozess politischer Systeme („Demokratisierung“) mit politisch-institutionellem Kern unter Orientierung an etablierten Demokratien gerichteter, radikaler, politisch inszenierter und systemisch gesteuerter, zyklisch verlaufender Generierungsprozess neuer Gesellschaftsform(ation)en unter Orientierung an Vorbildern (Modellen) mit politischem, institutionellem und Top-down-Primat bei relativ kurzer Transitions- und langer Strukturierungsperiode Orte Weltregionen (mit regiona- Nationalgesellschaften (oft in len bzw. nationalgesellweltregionaler Einbettung) schaftlichen „Avantgarden“) Ebene Mikro bis Makro Makro bis Meso (und langfristi- Makro bis Mikro gen Folgen für die Mikroebene) Bereich gesamtgesellschaftlich Politik (mit Auswirkungen auf andere Bereiche) gesamtgesellschaftlich (Kern: Politik) Ursachen, „Kräfte“, Bewusstheit / Steuerung multiple, vorwiegend endogene Ursachen und Ansatzpunkte („von unten“, „von oben“), als Gesamtprozess unbewusst und ungesteuert multiple, im Kern endogene politische und ökonomische Gründe unter exogenen Beschleunigungs- bzw. Verzögerungsfaktoren („Wellen“), große Bedeutung von Eliten und deren Massenbasen, Versuch der politischen Steuerung („von oben“) multiple, endogene und weltgesellschaftlich-exogene Ursachen bzw. Kontexte, Idee des Ein- und Überholens der Vorbilder, mit der Transition: Versuch der politischen Steuerung „von oben“ epochale Verortung seit der Entstehung erster Zivilisationen mit der zweiten Demokratisierungswelle (1917/18ff.) seit Ende des 19. Jahrhunderts Dauer Jahrhundert(e) Jahre (zwischen ca. 3 und 10 Jahren) Jahrzehnte (40-55 Jahre) Resultate neue Gesellschaftsform (ation) neues politisches Regime oder System (später auch veränderte politische Kultur) neue Gesellschaftsform (ation) Nationalgesellschaften (in weltgesellschaftlicher Abhängigkeit und mit weltregionalen Schwerpunkten) * In Zapfscher Perspektive steht dieser Typus für Modernisierung, soweit sie zur Generierung neuer Gesellschaftssysteme führt wie z.B. in den archetypischen Modernisierungen des Westens. (3) Zugleich machen historische Vergleiche deutlich, dass Gesellschaftstransformationen in der Strukturierungsperiode einerseits zunehmend von anderweitigen Wandlungsprozessen mitgeprägt bzw. überlagert werden, heute z.B. Globalisierungsdruck, europäische Integration im Rahmen der soFid Politische Soziologie 2006/1 Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp 27 EU oder auch säkulare Trends wie die Alterung der Bevölkerungen. Andererseits kann die Strukturierung fließend in eine Destrukturierung übergehen, wie der Staatssozialismus eindrücklich vorgeführt hat. Beides: Kontextualisierung bzw. Überformung wie mögliche Niedergänge, bedarf der forschungsstrategischen Beachtung. (4) Für die im engeren Sinne theoretisch-methodologische Konzeptualisierung von Transformationsforschung folgt, dass sie Politik (und „politische Ökonomie“), den Auf- bzw. Umbau moderner Akteur-Institutionen-Komplexe und deren Prozesslogiken sowie nicht-intendierte Effekte institutioneller Re- und Neustrukturierungsprozesse im Kontext von „Institutionenleihe“ oder „Transfer“ vor 19 allem (aber nicht ausschließlich) auf nationalstaatlicher Ebene zu fokussieren hat . Obwohl im Zuge von Transition und stärker noch Strukturierung Institutionalisierungsprozesse „von unten“ (bottom-up) immer wichtiger werden und zu analysieren sind, besteht aufgrund der Anlage von Systemtransformationen ein (methodologisches) Primat der Top-down-Perspektive sowie der makro- und mesogesellschaftlichen Untersuchungsebene. Theoretisch-methodischer Kern einer Transformationssoziologie sind daher zum einen (kulturtheoretisch aufgeklärte) Akteurtheorien bzw. ein „akteurzentrierter Institutionalismus“ (Mayntz/Scharpf 1995) sowie gesellschaftsgeschichtlich aufgeklärte Pfadanalysen im interkulturellen und intertemporalen Vergleich (vgl. Stark/Bruszt 1998; Müller 1996; Schelkle et al. 2001; Wiesenthal 2001). Zum anderen empfehlen sich in methodischer Hinsicht neben gesellschaftsdeckenden quantitativen Analysen administrativer und Befragungsdaten qualitative Untersuchungen, wobei komplexe Netzwerkanalysen und Experteninterviews wichtige Instrumente darstellen. Literatur Arendt, Hannah (1951/1986): Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. München: Piper. Berg-Schlosser, Dirk (2003): Makro-qualitative vergleichende Methode. In: Berg-Schlosser, Dirk/Müller-Rommel, Ferdinand (Hg.): Vergleichende Politikwissenschaft. Opladen: Leske + Budrich: 103-128. Beyme, Klaus von (1994): Systemwechsel in Osteuropa. Frankfurt/Main: Suhrkamp. Eisenstadt, Shmuel N. (1999): Die Dimensionen komparativer Analyse und die Erforschung sozialer Dynamik. Von der vergleichenden Politikwissenschaft zum Zivilisationsvergleich. In: Kaelble, Hartmut/Schriewer, Jürgen (Hg./1999): Diskurse und Entwicklungspfade. Der Gesellschaftsvergleich in den Geschichts- und Sozialwissenschaften. FaM./N.Y.: Campus: 3-28. Eisenstadt, Shmuel N. (2000): Die Vielfalt der Moderne. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft. Giddens, Anthony (1979/1995): Strukturation und sozialer Wandel. In: Müller, H.-P./Schmid, M. (Hg.): Sozialer Wandel. Modellbildung und theoretische Ansätze. Frankfurt/M.: Suhrkamp: 151-191. Glaeßner, Gert-Joachim (1994): Demokratie nach dem Ende des Kommunismus. Opladen: Westdeutscher Verlag. Hall, John Whitney (1968): Das Japanische Kaiserreich. Frankfurt/M.: Fischer. 19 Dieser nationalstaatliche Fokus ist freilich – wie eben herausgestellt – immer wieder unter dem Imperativ der Kontextualisierung zu öffnen. Für die gegenwärtigen postsozialistischen Umwälzungen gilt das in verstärktem Maße. 28 soFid Politische Soziologie 2006/1 Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp Hildermeier, Manfred (1989): Die Russische Revolution 1905-1921. Frankfurt/M.: Suhrkamp. Inhetveen, Rüdiger (1992): Systemtransformation in Deutschland - ein Sonderfall? Thesenpapier zum Soziologen-Tag. In: Meyer, H. (Hg.): Soziologen-Tag Leipzig 1991. Berlin: Akademie Verlag: 548-551. Inoue, Kiyoshi (1993): Geschichte Japans. Frankfurt/N.Y.: Campus. Karl, Terry Lynn/Schmitter, Phillipe C. (1991): Modest of Transition in Latin America, Southern and Eastern Europe. In: International Social Science Journal, 1991 (128): 269-284. Kollmorgen, Raj (1994): Auf der Suche nach Theorien der Transformation. Überlegungen zu Begriff und Theoretisierung der postsozialistischen Transformationen. In: Berliner Journal für Soziologie, 4. Jg. (4): 381-399. Kollmorgen, Raj (1996): Schöne Aussichten? Zur Kritik integrativer Transformationstheorien. In: Kollmorgen, R./Reißig, R./Weiß, J. (Hg.): Sozialer Wandel und Akteure in Ostdeutschland. Opladen: Leske + Budrich: 281-332. Kollmorgen, Raj (2003a): Postsozialistische Gesellschaftstransformationen in Osteuropa. Prozesse, Probleme und Perspektiven ihrer Erforschung. In: Kollmorgen, R./Schrader, H. (Hg.): Postsozialistische Transformationen: Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur. Theoretische Perspektiven und empirische Befunde. Würzburg: Ergon Verlag: 19-60. Kollmorgen, Raj (2003b): Idealfall oder Unfall? Gehalt und Vergleichbarkeit des Akteur- und Institutionenumbaus in Ostdeutschland. In: Brussig, M./Ettrich, F./Kollmorgen, R. (Hg.): Konflikt und Konsens: Transformationsprozesse in Ostdeutschland. Opladen: Leske + Budrich: 255-286. Kollmorgen, Raj (2004): Zwei konkurrierende Disziplinen? Entwicklungssoziologie und Transformationsforschung In: Berliner Debatte – INITIAL, 15. Jg. (3): 24-40. Kößler, Reinhart (1998): Entwicklung. Münster: Westfälisches Dampfboot. Lehmbruch, Gerhard (1996): Die ostdeutsche Transformation als Strategie des Institutionentransfers: Überprüfung und Antikritik. In: Eisen, Andreas/Wollmann, Hellmut (Hg.): Institutionenbildung in Ostdeutschland. Zwischen externer Steuerung und Eigendynamik. Opladen: Leske + Budrich: 63-78. Linz, Juan J./Stepan, Alfred (1996): Problems of Democratic Transition and Consolidation. Baltimore/London: Johns Hopkins UP. Mayntz, Renate/Scharpf, Fritz W. (1995): Der Ansatz des akteurzentrierten Institutionalismus. In: Dies. (Hg.): Gesellschaftliche Selbstregelung und politische Steuerung. Frankfurt/New York: Campus: 39-72. McDaniel, Tim (1991): Autocracy, Modernization, and Revolution in Russia and Iran. Princeton: PUP. Merkel, Wolfgang (1994): Einleitung. In: Merkel, W. (Hg.): Systemwechsel 1. Theorien, Ansätze und Konzeptionen. Opladen: Leske+Budrich: 9-22. Merkel, Wolfgang (1999): Systemtransformation. Opladen: Leske + Budrich. Mill, John Stuart (zuerst 1843/1959): A System of Logic. London: Longmans Green. Müller, Hans-Peter/Schmid, Michael (Hg./1995): Sozialer Wandel. Modellbildung und theoretische Ansätze. Frankfurt/Main: Suhrkamp. Müller, Klaus (1996): Kontingenzen der Transformation. In: Berliner Journal für Soziologie, 6. Jg. (4): 449-466. soFid Politische Soziologie 2006/1 Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp 29 Offe, Claus (1991): Capitalism by Democratic Design? Democratic Theory Facing the Triple Transition in Eastern Central Europe. In: Social Research, 1991 (4): 865-892. Przeworski, A./Teune, H. (1970): The Logic of Comparative Social Inquiry. Malabar/Florida: Krieger. Rosa, Hartmut (2003): Social Acceleration. Ethical and Political Consequences of a De-Synchronized High-Speed Society. In: Constellations. An International Journal of Critical and Democratic Theory, vol. 10 (1): 3-52. Sandschneider, Eberhard (1995): Stabilität und Transformation politischer Systeme. Stand und Perspektiven politikwissenschaftlicher Transformationsforschung. Opladen: Leske + Budrich. Schelkle, Waltraud/Krauth, Wolf-Hagen/Kohli, Martin/Elwert, Georg (Hg./2001): Paradigms of Social Change: Modernisation, Development, Transformation, Evolution. Frankfurt/M./N.Y.: Campus. Segert, Dieter (2002): Die Grenzen Osteuropas. Frankfurt/N.Y.: Campus. Stark, David/Bruszt, Laszlo (1998): Postsocialist Pathways: Transforming Politics and Property in East Central Europe (Cambridge Studies in Comparative Politics). Cambridge: CUP. Sztompka, Piotr (1993): The Sociology of Social Change. Oxford: Basil Blackwell. Thomas, Michael (1998): Paradoxien in der deutschen Transformationsdebatte. In: INITIAL, 9 (2/3): 104-116. Tilly, Charles (1984): Big Structures, Large Processes, Hugh Comparisons. N.Y.: Russell Sage Foundation. Wallerstein, Imanuel (1984/1989): Der historische Kapitalismus. Berlin/Hamburg Weber, Max (1904/1987): Die „Objektivität“ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis. In: Ders.: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre. Tübingen: Mohr: 146-215. Weber, Max (1921/1972): Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie. Tübingen: Mohr. Wehler, Hans-Ulrich (Hg./1984): Geschichte und Soziologie. Königstein/Ts.: Athenäum Verlag. Westney, D. Eleanor (1987): Imitation and Innovation: The Transfer of Western Organizational Patterns in Meiji Japan. Cambridge: CUP. Wiesenthal, Helmut (1994): Die Krise holistischer Politikansätze und das Projekt der gesteuerten Systemtransformation. Arbeitspapiere der Arbeitsgruppe Transformationsprozesse in den neuen Bundesländern der Max-Planck-Gesellschaft, AG TRAP 94/10. Berlin. Wiesenthal, Helmut (2001): A Paradigm Destroyed. On the Opportunity of Revising Theories of Institutional Transformation. In: Schelkle, Waltraud/Krauth, Wolf-Hagen/Kohli, Martin/Elwert, Georg (eds.): Paradigms of Social Change: Modernisation, Development, Transformation, Evolution. Frankfurt/N.Y.: Campus: 145-166. Zapf, Wolfgang (1991): Modernisierung und Modernisierungstheorien. In: Zapf, W. (Hg.): Die Modernisierung moderner Gesellschaften. Verhandlungen des 25. Deutschen Soziologentages in Frankfurt am Main 1990. Frankfurt/N.Y.: Campus: 23-39. Zapf, Wolfgang (1996): Modernisierungstheorien in der Transformationsforschung. In: Beyme, Klaus von/Offe, Claus (Hg.): Politische Theorien in der Ära der Transformation. PVS Sonderheft 26. Opladen: Westdeutscher Verlag: 169-181. 30 soFid Politische Soziologie 2006/1 Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp Zur Person Dr. Raj Kollmorgen, Juniorprofessor, geb. 1963 in Leipzig; Studium der Philosophie, Soziologie und Volkswirtschaftslehre in Berlin (1985-1991/92), Diplom in Philosophie 1990, 1992-1996 wiss. Mitarbeiter in der Kommission für die Erforschung des sozialen und politischen Wandels in den neuen Bundesländern in Halle/Saale, 1996-1999 Promotionsstipendium der Hans-Böckler-Stiftung, 1999 Promotion zum Dr. phil. (Soziologie) an der FSU Jena, 1998-2000 wiss. Mitarbeiter am Institut für Soziologie der FSU Jena, 2000-2002 wiss. Assistent am Lehrstuhl Makrosoziologie der Universität Magdeburg, seit Dez. 2002: Juniorprofessor für Soziologie und Europastudien am ISOZ der Universität Magdeburg Kontakt Dr. Raj Kollmorgen Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Institut für Soziologie, Juniorprofessur für Soziologie und Europastudien Zschokkestr. 32, LG 40-170 39104 Magdeburg Telefon: (0391) 67-16 200 Fax: (0391) 67-16 532 E-Mail: [email protected] Bürgerlose Reformen Eine zeitdiagnostische Betrachtung 1 Sascha Liebermann In Zeiten jahrelanger Reformdiskussionen, wie wir sie in Deutschland verstärkt seit 1998 erleben, mag es verwundern, eine Bürgervergessenheit der Auseinandersetzungen zu behaupten. Denn Reformen, die einen Ausweg aus einer Problemlage weisen sollen, sind nur möglich, wenn die Bürger sie tragen, ihnen Gefolgschaft leisten und dadurch Entscheidungen praktisch wirksam und befestigt werden. An die Bürger muss appelliert, sie müssen in ihrer fundierenden Stellung im Gemeinwesen adressiert werden, damit das Werben um sie erfolgreich sein kann. All dies scheint trivial, sind sie es doch, die das Gemeinwesen konstituieren. Doch die Reformdiskussion lehrt uns, dass es zumindest rhetorisch möglich ist, den Bürger abzuschaffen, diese Abschaffung aber ihre eigene objektive Ermöglichungsstruktur verleugnet. Noch findet das Wort – Bürger – Verwendung, der Sache nach allerdings hat er in den Überlegungen zu einer Reform der sozialen Sicherungssysteme und des Gesundheitswesens kaum einen Ort. Statt die Autonomie der Bürger dadurch zu stärken und herauszufordern, dass Handeln ermöglicht wird, werden sie angereizt und aktiviert. Wer annimmt, Lethargie und Apathie seien anthropologische Konstanten, der Mensch sei von Grund auf träge, wird Aktivie2 rung für unerlässlich erachten. Soll sie aber nicht auf eine Dauerbetreuung hinauslaufen, die Aktivierung dann von der aktivierten Praxis selbst übernommen werden, bedarf es einer Autonomie, die wieder vorausgesetzt werden muss. Dieser elementare Widerspruch gegenwärtiger Sozialpolitik weist den Weg zu einem konstitutiven Moment des Gemeinwesens: der Autonomie des Bürgers, sie ist Voraussetzung und Legitimierungsgrund politischen Handelns im Nationalstaat. Gleichwohl aber durchzieht der Geist der Kontrolle die Auseinandersetzungen. Was bedeutet dies für die Kohäsion eines Gemeinwesens, welche Folgen hat diese Unterminierung der Stellung des Bürgers und woher rührt sie? Symptome Diese Bürgervergessenheit nun hat eine bestimmte Gestalt, der ich im Folgenden nachgehen möchte. Ich stütze mich hierzu vor allem auf sprachliche Eigenheiten der Auseinandersetzung, denn sie scheinen mir derart weitreichend die Verleugnung der konstitutiven Stellung des Bürgers zu belegen, dass schon ihre Etablierung in der öffentlichen Debatte erklärungsbedürftig ist. Sie erlaubt auch zu er1 2 Eine längere Fassung ist erschienen in Sozialer Sinn Heft 1/2005, S. 131-142. „Work has the greater prestige; moreover, it is thought of as alien to man - it is sort of disciplined salvage operation, rescuing a useful social product from chaos and the disorders of man’s innate laziness. The same era, that of transitional growth of population, that saw the most astounding increase in man’s mastery over nature, took it as axiomatic, echoing a series of writers form Malthus to Sumner and Freud, that people had to be driven to work by economic necessity. Today, knowing more about the nature of man and of work, we still nevertheless tend to accept the psychological premise that work and productivity are disciplines exerted against the grain of man’s nature. We did not quite see, though we are close to seeing, that what looks like laziness may be a reaction against the kind of work people are forced to do and the way in which they are forced to define it.“ Riesman et al (1989: 262). 32 soFid Politische Soziologie 2006/1 Bürgerlose Reformen schließen, worin die Beharrung und Lähmung, die schon des öfteren für die Reformdiskussion diagnostiziert wurde, begründet sein könnte, dass es gerade diese Bürgervergessenheit ist, die ein tragendes Moment der Problemlage bildet. Beitragszahler Beitrags- und Steuerzahler, Wähler, Kunden der Arbeitsagentur, Menschen in unserem Land, Bevölkerung – all dies sind Begrifflichkeiten, die tagein tagaus Verwendung finden, wo der Sache nach vom Bürger die Rede ist. Erst dieser Umstand, dass der Bürger rhetorisch abgeschafft worden ist, weist den Weg zu einem Phänomen, das auf mehr schließen lässt als auf eine bloß sprachliche Verirrung. Wie an den Begrifflichkeiten zu erkennen, benennen sie – die letzten beiden ausgenommen – Teilfunktionen, sie bezeichnen ein Handeln mit einem umgrenzten Zweck, eine spezifische und nicht eine diffuse Sozialbeziehung. Teilfunktionen sind sie jedoch nur bezogen auf ein umgreifendes Ganzes, eines, das den Grund und die Berechtigungsstruktur für diese Teilfunktionen abgibt. Werden sie von dieser Legitimierungsbasis abstrahiert, davon abgelöst, läßt sich ihre Konstitution nicht mehr ab3 leiten. Es handelt sich um ein spezifisches Handeln, das aus einem politischen Gemeinwesen emergiert und durch die Errichtung eines institutionellen Gefüges befestigt und in seiner relativen Eigenlogik befördert wird. Beitragszahler für die sozialen Sicherungssysteme, um die es in der Reformdiskussion dabei geht und Steuerzahler kann der Einzelne nur sein, weil das Gemeinwesen sich zur Einrichtung eines beitragsfinanzierten Umlagesystems entschieden hat, dessen Legitimationsquelle der nationalstaatliche Volkssouverän ist. Die Bürger nun zu Beitragszahlern zu degradieren verleugnet ihre konstitutive Stellung, denn das Wort Beitragszahler bezeichnet lediglich diejenigen, die Beiträge entrichten, ganz gleich, wie sie zum Gemeinwesen stehen, ob sie Bürger sind oder nicht. Sie sind die Finanzierungsquelle des Sicherungssystems, das sind all diejenigen Personen und Körperschaften, die beitragspflichtig sind. Nur wenn also die Finanzierungsseite ausschließlich betrachtet wird, ist die Kategorie der Beitragszahler angemessen. Folgerichtig taucht sie immer dann auf, wenn die Finanzierungsprobleme durch die Vermehrung der Beitragszahler gemindert oder gelöst werden sollen. Geht es aber um den Bestand dieser Systeme und eine Umgestaltung, muss für ihre Realisierung um Mehrheiten gestritten werden. Dazu bedarf es der Gefolgschaft der Bürger. Die sprachlichen Eigenheiten der Reformdiskussion zeigen deutlich an, dass die Legitimierung des Umbaus vor den Bürgern gar nicht zu geschehen hat, sie muss nur durchgesetzt werden. Weil Beitragszahler keine das System selbst legitimierende Stellung haben, muss um sie auch nicht politisch geworben werden. Es reicht, ihnen die Entscheidung zu verkünden. Wähler Wie verhält es sich mit dieser Kategorie, die gerade in Zeiten einer bevorstehenden Wahl besonders häufig Verwendung findet? 3 Ein Erklärungsproblem, in das jede Differenzierungstheorie gerät, die die Ausdifferenzierung von Handlungslogiken im Zuge des Rationalisierungsprozesses verabsolutiert. Damit verliert sie die die Ausdifferenzierung ermöglichende Struktur aus den Augen und kann nicht mehr erklären, auf welches Handlungsproblem die Ausdifferenzierung eine praktische Antwort darstellt und was ihre Umgestaltung ermöglicht. soFid Politische Soziologie 2006/1 Bürgerlose Reformen 33 Auch sie ist nicht selbstbegründend, sondern leitet sich aus einer Mitgliedschaft ab. Doch selbst von Mitgliedschaft zu sprechen, scheint unangemessen, wenn es sich bei ihr um eine handelt, die über diejenige in einem Verein oder Verband hinausgeht. Staatsbürger zu sein, umgreift die ganze Person, es ist keine begrenzte Aufgabe, die von der Person ablösbar wäre, wie es für spezifische Sozialbeziehungen der Fall ist. Diese umfassende Mitgliedschaft könnte nur aufgegeben werden, wenn der Einzelne das politische Gemeinwesen, in dem er sesshaft ist, verließe und die Staatsbürgerschaft in einem anderen anstrebte oder gar ihm die Bürgerrechte entzogen würden. Wähler – auch Stimm- und Wahlbürger genannt – wird der Einzelne in einem Herrschaftsverband nur, weil er Bürger ist. Mit dem Wahlakt delegiert er zwar Verantwortung, er gibt sie aber nicht ab, bleibt zu jeder Zeit Träger der Herrschaftslegitimation. Treuhänderisch, so könnte man sagen, überträgt der Bürger Verantwortung an Instanzen politischer Entscheidungsfindung. Die Bürger sind als ganze Personen Träger des Gemeinwesens, ihre Bereitschaft, praktisch folgenreich Stellung zu beziehen, wenn Interessen des Gemeinwesens eine Beschädigung oder Missachtung droht, kann jederzeit erforderlich sein. Sei es, dass intellektuelles Räsonnement in der Öffentlichkeit notwendig wird, weil die Regierung oder auch das Parlament keine tragfähigen oder als solche umstrittene Lösungsvorschläge für Handlungsprobleme des Gemeinwesens unterbreitet, sei es, dass öffentliches Eigentum vor Beschädigung geschützt oder die Beschädigung bezeugt werden muss. Dieser Verpflichtung des Bürgers kann der Einzelne sich nur um den Preis einer Sittlichkeitsverletzung entziehen. Das Gemeinwesen bestünde nicht auf Dauer, könnte in diese Loyalität der Bürger nicht vertraut werden. Wenn auch der Wahlakt herausgehobene Bedeutung für ein Gemeinwesen hat, weil mittels seiner ein Auftrag zur Regierungsbildung erteilt wird, erschöpft sich das Bürgersein nicht in ihm und die Rechtfertigungsverpflichtung der Politik gegenüber den Bürgern ist damit auch nicht aufgehoben. Den Bürger rhetorisch auf seine Wahlfunktion zurückzustutzen, auf die explizite Stimmabgabe, vollzieht, was auch Politikern stets unterstellt wird: Nur die Wahl gewinnen zu wollen und dann die Bürger nicht mehr als Legitimationsquelle zu achten. Kunden Obwohl offenkundig möchte ich noch die Aufmerksamkeit auf eine weiter Sprachregelung richten, in der sich die bislang rekonstruierten Transformationen besonders deutlich zeigen. Mit den Gesetzen über „Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“, vulgo Hartz-Gesetze, sind Leistungsempfänger der Arbeitsagenturen zu Kunden erklärt worden. Signalisiert werden sollte damit wohl, die Beratung von Transferleistungsempfängern an ihrer Lage und ihren Fähigkeiten auszurichten; sicher sollte auch der Geist von Dienstleistung auf diesem Wege Einzug in die Arbeitsagenturen halten. All diese guten Absichten verschleiern jedoch, was es strukturell bedeutet, Transferleistungen zu beziehen. Abgesehen davon, wie das Vorhaben, fallangemessener zu beraten, realisiert worden ist und ob die Fallorientierung tatsächlich gefördert wurde, erfolgt mit der Sprachregelung eine Krisendementierung (vgl. von Harrach/Loer/Schmidtke 2000: 79ff.). Wer in die Lage gerät, Transferleistungen zur Sicherung seines Lebensunterhalts in Anspruch zu nehmen, befindet sich in einer lebenspraktischen Krise. Mit dem Verlust der Einkommensquelle kann er sich nicht mehr versorgen. Damit ist er auf eine Fremdversorgung angewiesen, auf die er zwar einen Rechtsanspruch hat. Doch ob er die Gewährungsbedingungen erfüllt, kann erst entschieden werden, nachdem der Antragsteller Einblick in seine privaten Verhältnisse gegeben hat. Es wird seine Anspruchsberechtigung geprüft. Der Verlust einer Einkommensquelle aus Erwerbsarbeit ist also mit einem erheblichen Eingriff in die Privatsphä- 34 soFid Politische Soziologie 2006/1 Bürgerlose Reformen re verbunden. Darüber hinaus aber, in seiner Bedeutung mindestens genauso schwerwiegend, ist der Aspekt der Krise, der mit dem Scheitern am Ideal der Lebensführung, sich durch Erwerbsarbeit selbst zu versorgen, verbunden ist. Dieses Bewährungsideal ist es, welches auch der Ordnungspolitik innewohnt und das der Errichtung der Sicherungssysteme in ihrer konkreten Ausgestaltung zugrunde liegt. Wer einen Beruf ergreift und Erwerbsarbeit leistet, hat nicht nur einen Anteil an der Erzeugung von Gütern und Dienstleistungen und durch diese Wertschöpfung Anteil an der Beschaffung von steuerlichen Abschöpfungspotentialen für das Gemeinwesen. Er trägt auch zur Unterhaltung der Sicherungssysteme bei, die nach dem Prinzip eines beitragsgestützten Umlageverfahrens finanziert werden. Nur diese eine Einkommensquelle der Bürger wird vom Gemeinwesen als allgemeine anerkannt. Alle Transferleistungen wie Rente, Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe sind Ersatzleistungen, deren Anspruch sich aus geleisteter Erwerbsarbeit herleitet oder deren Bedarf nachgewiesen werden muss. Stigmatisierende Wirkungen dieser Leistungen resultieren wesentlich aus dieser Stellung, ein Ersatzeinkommen zu gewähren. Die Kontrolle durch die Sozialverwaltung begründet sich durch die Inanspruchnahme einer Notfallleistung. Da es sich offenbar um eine lebenspraktische Krise handelt, die die ganze Person ergreift, ist es zynisch, sie zum Kunden zu erklären. Ein Kunde hat stets die Wahl, ob und wo er ein bestimmtes Produkt erwirbt, es ist als Problemlösung von ihm als Person ab4 lösbar, schafft Handlungsmöglichkeiten, ist aber nicht Grundlage seiner Integrität. Mit Transferleistungen verhält es sich vollständig anders. Unvernünftig ist es, solche Leistungen nicht in Anspruch zu nehmen, sofern die Integrität damit aufs Spiel gesetzt wird, gerade zu ihrem Schutz sind sie eingerichtet worden. Der Schutz der Integrität durch Transferleistungen geht aber stets mit Bevormundung einher, den Kontrollen, die man über sich ergehen lassen muss. Das Prinzip, auf dem unsere Sicherungssysteme gründen, verstärkt eine Problemlage, die auch bei einer liberaleren Gewährung bestünde: die Stellung der Transferleistung als Ersatzeinkommen, das sich aus der Erwerbsverpflich5 tung herleitet. Solange es keine nennenswerten Schwierigkeiten gibt, in den ersten Arbeitsmarkt zurückzukehren, mag dieser strukturelle Widerspruch: Integritätsschutz durch bevormundende Kontrolle, latent bleiben. Er wird dann manifest, wenn die Wertschöpfungsleistung in einem Gemeinwesen einen Umfang angenommen hat, der Transferleistungen ermöglicht, die nicht mehr Ersatzleistungen wären. Doch Gewährungsumfang und -bedingungen sind zweierlei, die Gestaltung der Vergabe eines, die Höhe des gewährten Umfanges ein anderes. Der strukturelle Widerspruch zwischen der bedingungslosen Anerkennung der Bürger als Fundament des Gemeinwesens und der bedingten 4 5 Diese Krisendementierung hat nun schon länger auch in anderen Handlungsfeldern sich etabliert. Es kann als ein Charakteristikum der Universitätsreformen gelten, die auf den Weg gebracht worden sind, Studenten zu Kunden zu verwandeln. Aus dem Studium als Ort der Krise wird eine Ausbildung, deren Zweck im Trainieren von Routinen besteht: die Aneignung von Wissen. dass ein Studium aber wesentlich krisenhaft ist und sein muss, soll es seinen Zweck erfüllen, bedarf es einer entsprechenden Lehre. In ihr müssen Handlungsprobleme, die durch Theorien rekonstruiert und erklärt werden sollen, zur Erfahrung gebracht werden. Erst dann ist es den Studenten möglich, ihre praktisch routinisierten Deutungen der Welt auf Distanz zu bringen und einer methodisch disziplinierten Falsifizierung zu unterziehen (Liebermann/Loer 2005: 25 f.). Der Kunde jedoch steht nie in einem solch krisenhaften Verhältnis zu einem standardisierten Gut, das er erwirbt, es ist vollkommen von ihm als Person ablösbar. Auch in der Theorie der Sozialarbeit hat sich diese Krisendementierung etabliert. Von Adressaten und Nutzern wird gesprochen, wo von Klienten die Rede sein müßte (Jansen/Liebermann 2004: 297 f.). Es ließe sich auch ein sehr liberales Modell der Sozialhilfe vorstellen, das auf Kontrollen verzichtete, ganz auf die Initiative der Leistungsempfänger setzte, einen Pauschalbetrag gewährte und Beratungsdienste vorhielte. An der Stellung der Sozialhilfe als Ersatz-, damit als Noteinkommen änderte dies nichts. soFid Politische Soziologie 2006/1 Bürgerlose Reformen 35 Gewährung einer Transferleistung bleibt wahrscheinlich praktisch folgenlos, solange das Gemeinwesen nicht über die Möglichkeiten verfügt, eine solche Leistung bedingungslos zu gewähren. Strukturell aber anerkennte erst ein Einkommen ohne Leistungsverpflichtung den Bürger als Bür6 ger. „Der Bevölkerung“ Eine weitere, durch das Parlament abgesegnete Verleugnung stellt sich den bislang benannten Phänomenen an die Seite. Im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes in Berlin ist nach einer Entscheidung des Deutschen Bundestages am 12.September 2000 ein Kunstobjekt installiert worden: „Im Lichthof wurde ein 21 x 7 m großer flacher Kasten installiert, aus dessen Mitte in weißen Leuchtbuchstaben die Worte DER BEVÖLKERUNG nach oben strahlen. Der Schriftzug ist von allen Etagen des Gebäudes aus zu lesen, vom Plenarsaal, von der Presse- und Fraktionsebene und von den Besuchern auf dem Dach. Er bezieht sich auf die 1916 am Westportal des Reichstagsgebäudes angebrachte Inschrift DEM DEUTSCHEN VOLKE“ (Deutscher Bundestag 2002). Es handelt sich um eine Anpflanzung, die mit der Erde aus der Heimat der Bundestagsabgeordneten gefüllt wurde und weiterhin werden soll. Worin besteht nun der Kontrast, der künstlerisch gestaltet etwas zur Erfahrung bringen soll? Es könnte sich um eine Anspielung handeln, eine auf den historisch bedeutsamen Unterschied zwischen Untertanen des Kaiserreichs und Bürgern einer Demokratie. Die Wandlung der Legitimationsstruktur von Herrschaft würde durch die Kontrastierung gestaltet, dadurch, dass eine den Volkssouverän gerade nicht erfassende Kategorie dem Volk entgegengesetzt wird, könnte herausgehoben werden, wer und was das Volk ist. Allerdings würde dieser gestaltete Kontrast offene Türen einrennen. Zum einen ist der Reichstag schon Sitz des ersten demokratischen Parlaments in den zwanziger Jahren gewesen, symbolisiert nun heute nicht mehr den Untertanengeist im Obrigkeitsstaat. Mit dem Umzug von Bonn nach Berlin ist er auch Sitz des bundesdeutschen Parlaments geworden. Sollte es eine Anspielung auf diesen historischen Wandel sein, wäre sie schon dadurch in eine Schieflage geraten und zumindest missverständlich. Folgenreicher ist die Gleichordnung, die das Objekt auch vollzieht, denn die Abgeordneten sollen Heimaterde in es einbringen – ein Identifikationsangebot, aber womit? Eine Gemeinschaft ganzer Personen, der Bürger, die eine politische Ordnung tragen, werden mit einer Kategorie, die die Wohnbevölkerung umfasst, ins Verhältnis gesetzt. Sie bezeichnet eine Aggregierung, nicht aber eine Gemeinschaft. Diese Differenzierung zwischen Bürgern und Nicht-Bürgern einzureißen, kommt einer Verleugnung des Konstituens politischer Gemeinschaft gleich. Sie deutet auf eine erhebliche Verunsicherung des Gemeinwesens dahingehend, sich als Volkssouverän zu begreifen. Denn nur wenn der Nationalstaat als politische Vergemeinschaftung, die Bürger als sein Fundament, fraglich geworden sind, wäre zu begreifen, dass ein solches Objekt gerade dort installiert wird, wo der Nationalstaat seinen herausgehobenen Ort hat: am deutschen Bundestag. Nun wiederholt gar die Widmung der Installation „Der Bevölkerung“ – entgegen ihrer wohl beabsichtigten Aufklärung – die obrigkeitsstaatliche Bürgerverleugnung. Denn wie der Kaiser den Reichstag „dem deutschen Volke“ widmen konnte, weil es selbst nicht Quelle der Widmung war, widmet – wer nun? – den Ort des deutschen Parlaments „der Bevölkerung“. Einzig der Adressat der Widmung allerdings, der Volkssouverän, könnte diese Widmung legitimieren, er 6 Im Zusammenhang der Diskussion um Konzepte eines bedingungslosen Grundeinkommens, das an die Stelle gegenwärtiger Transferleistungen träte, wird versucht, diese Folgen auszuloten (Pateman 2004; Oevermann 2001; Liebermann 2005). 36 soFid Politische Soziologie 2006/1 Bürgerlose Reformen widmet den Ort sich selbst. Genau dies allerdings gestaltet die Installation nicht und errichtet wieder – konsequent – symbolisch den deutschen Obrigkeitsstaat. In dieser Installation, die ich hier als Beispiel angeführt habe, werden die Bürger nun denjenigen gleichgestellt, die keine Verpflichtungen haben, die sich an die Gemeinschaft noch nicht als ganze Personen gebunden haben. Ihre Gefolgschaft kann gesucht, an sie kann aber nicht appelliert werden. Auch müssen Sie die Entscheidungen nicht tragen, sie müssen sie lediglich befolgen. Zu dieser Auflösung der politischen Gemeinschaft als Legitimationsquelle politischer Entscheidungen fügt sich auch die in Deutschland mittlerweile verbreitete Redeweise von den „Menschen in unserem Land“, wo das Wort an die Bürger gerichtet werden müßte. Auch sie verschweigt die Differenz zwischen einer die Rechte und Pflichten wahrnehmenden Bürgerschaft und denjenigen, die keine Bürger des Gemeinwesens sind. Resümee Anhand der hier untersuchten Begrifflichkeiten habe ich zu verdeutlichen versucht, wie bürgervergessen die Reformdiskussion in Deutschland – öffentlich wie sozialwissenschaftlich – ist, wo sie nicht gar den Bürger explizit verleugnet. Wie ist es möglich, dass die objektiven Momente nationalstaatlicher Vergemeinschaftung, wie sie in der deutschen Ordnungspolitik Gestalt gewonnen haben, so wenig im Selbstverständnis eines Gemeinwesens präsent sind? Zeugt diese Bürgervergessenheit von einem Umbruch, der das tragende Fundament dieses Gemeinwesens zu erkennen gibt? Manches spricht dafür, dass im Zentrum der gegenwärtigen Krisenlage vor allem eines steht: die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Viele Vorschläge zur Reformierung des ordnungspolitischen Gefüges haben eine Belebung des Arbeitsmarktes und der Wertschöpfung zum Zweck. Familien- und Bildungspolitik werden davon ebenso dominiert. Die große Lagerbildung entlang der Frage, ob die Binnenkaufkraft gestärkt oder die Belastung der Unternehmen gesenkt werden soll, beschäftigt sich schon lange nicht mehr mit dem Phänomen, das seit den siebziger Jahren zu beobachten ist. Obwohl das Bruttoinlandsprodukt erheblich gestiegen und zugleich das Arbeitsvolumen in Arbeitsstunden pro Kopf erheblich gesunken ist (Miegel/Wahl 2002: 62), steigende Wertschöpfung und steigende 7 Arbeitslosigkeit zwei Seiten einer Medaille sind, wird Arbeitslosigkeit als Versagen gedeutet. Würde dieser Erfolg genommen, wie er sich darstellt, u.a. als Entlastung menschlicher Arbeitskraft durch Automatisierung, könnte die Frage gestellt werden, was denn die Bedingungen für diesen Erfolg gewesen sind und wie sie sich erhalten oder gar fördern ließen. Über Prinzipien wie z.B. der Einkommensverteilung könnte räsoniert werden, ob sie der Lage noch angemessen sind. Entsprechendes gilt für die Systeme sozialer Sicherung: Wo es an Wertschöpfung nicht mangelt, muss ein Gemeinwesen die Frage beantworten, wie es sie im Sinne seiner Bürger nutzen will. Denn die Loyalität der Bürger 7 Instruktiv für diese Diskussion ist, welche Konsequenz die Autoren aus diesen ökonomischen Daten ziehen. Sie schließen daraus nicht, dass über das Prinzip der Einkommensverteilung nachgedacht werden muss, wenn ein hohes Wohlstandniveau auch mit erheblich weniger menschlicher Arbeitskraft erzeugt werden kann. Vielmehr plädieren sie dafür, durch entsprechende arbeitsmarktpolitisch Maßnahmen – z.B. einen so genannten Niedriglohnsektor – das „vorhandene Beschäftigungspotential“ (Miegel/Wahl: 160 f.) zu erschließen. Damit erklären sie den Wertschöpfungserfolg zu einem Problem der Unterbeschäftigung. Das ist nur möglich, wenn an der Beibehaltung des gegenwärtigen Prinzips der Einkommensverteilung nicht gezweifelt wird. soFid Politische Soziologie 2006/1 Bürgerlose Reformen 37 hängt wesentlich davon ab, dass Handlungsprobleme des Gemeinwesens gelöst werden. Mit solchen Problemen ringt die Reformdiskussion. Doch statt die Prinzipien, auf denen die Sicherungssysteme beruhen, zu überdenken, wird darüber gestritten, wie sich diese Systeme erhalten lassen, obwohl sie gerade auf dem Hintergrund der skizzierten ökonomischen Entwicklung in eine Krise geraten sind. Dieses unbeirrte Beharren besonders auf einem Prinzip: der Bindung an Arbeit, verweist auf eine kollektive Vorstellung davon, wie der Einzelne seinen Beitrag zum Gemeinwohl zu erbringen hat. Wo dies der Grund ist, auf dem das Gemeinwesen steht, vollzieht sich eine Umwertung von Arbeit, wie wir sie seit Jahren beobachten können. Das Entstehen von Arbeitsplätzen muss um beinahe jeden Preis gefördert werden, vor allem um den Preis der Autonomie des Bürgers. Damit hat sich Arbeit aber schon lange davon abgelöst, an ihrer Leistung gemessen zu werden. Weil Arbeit als Lebensführungsideal so zentral für das Gemeinwesen in seinem Selbstverständnis ist, der Missstand der Arbeitslosigkeit behoben werden muss, müssen alle mehr oder weniger mit den Wertschöpfungsprozessen verbundenen Bereiche des Ge8 meinwesens dieser Deutung folgend umgestaltet werden. Die Ausrichtung des Bildungswesens – Schulen wie Universitäten – daran, zur Vorbereitung auf das Berufsleben beizutragen, fügt sich dem genauso, wie der Zweck den Ganztagseinrichtungen zur Kinderbetreuung haben sollen, nämlich vor allem den beruflichen Erfolg der Eltern zu ermöglichen; Familiengründung soll gefördert werden, um dem demographischen Wandel entgegenzuwirken, als könne nicht eine geringere Bevölkerungsdichte in Deutschland ebenso erstrebenswert sein (Friedl 2001: 103 f.). Wenn nun sich vor allem an geleisteter Arbeit, nicht an Leistung, der Beitrag des Einzelnen zum Gemeinwohl bemißt, dominiert ein Solidarprinzip das Gemeinwesen, das sich über Leistung und Gegenleistung bestimmt und nicht durch eine bedingungslose Anerkennung der Bürger als Bürger. Bei aller Umverteilung, die über Steuern und auch die Sicherungssysteme vorgenommen wird, scheint die Kohäsion des Gemeinwesens bislang stärker in einem Generationenvertrag der Erwerbstätigen, denn in der Solidarität der Bürger begründet zu sein. Bricht nun die Grundlage für diesen Generationenvertrag weg, weil die an Leistung gemessene Arbeit zu einer Entlastung menschlicher Arbeitskraft geführt hat, wird die Kohäsion gefährdet. Daher die Beschwörung sozialer Integration durch Arbeit, die auch in der sozialwissenschaftlichen Literatur prominent ist. Das könnte ein Grund dafür sein, dass in einer krisenhaften Lage nicht die Bürger als Bürger in der öffentlichen Auseinandersetzung adressiert werden und Lösungsvorschläge nicht der Stärkung ihrer Autonomie als Bürger zuerst dienen sollen. Auch die Kritiker der so genannten Hartz-Gesetze teilen diese Haltung wie selbstverständlich, wenn sie ebenfalls im Schaffen von Arbeitsplätzen den ersten Zweck erkennen. Reformen sollen, in ihrer Deutung, dazu dienen, eine Teilhabe an Arbeit durch Umverteilung von Arbeitsstunden zu ermöglichen (Bontrup 2005; Müller 2005; Behrens et al. 2005). Welche Folgen diese Gesamtlage für die Bereitschaft der Bürger hat, sich an das Gemeinwesen zu binden, wie sehr sie durch ein Fortbestehen dieser Krisenlage sukzessive schwächer wird, wäre weiter zu ergründen. Die häufig genannte Lähmung, die über Deutschland liege, ist allem Anschein nach auch auf das Ausbleiben tragfähiger Lösungsvorschläge zu erklären. Verstärkt wird dies durch den beinahe vollständigen Ausfall einer intellektuellen Debatte in der Öffentlichkeit, die sich mit Alter- 8 Dem fügen sich die Wahlslogans der Parteien aus den vergangenen Jahren: „Sozial ist, was Arbeit schafft“, „Arbeit hat Vorfahrt“ (CDU/CSU); „Arbeit soll das Land regieren“ (PDS); „Brüder, durch Sonne zur Arbeit“ (Bündnis 90/Die Grünen); „Arbeit muss sich wieder lohnen“ (FDP) und „Arbeitsplätze sind für uns die schönsten Plätze in Deutschland“ (SPD). 38 soFid Politische Soziologie 2006/1 Bürgerlose Reformen 9 nativen beschäftigt. Bürgerverleugnung als Phänomen der deutschen Reformdiskussion erwächst demnach auf dem Grund eines schwachen Selbstverständnisses als Bürgergemeinschaft. Die soziologische Forschung, statt diese Phänomene zum Gegenstand der Analyse zu machen, reproduziert sie in ihrer Begriffsbildung: die erklärungsbedürftige Bürgervergessenheit als Signum der Gegenwart. Literatur Behrens, Herbert; Grottian, Peter; Horst, Helmut; Massarrat, Mohssen; Spitzley, Helmut; Strotmann, Peter (2005): „Mehr Zeit zum Leben, Lachen und Lieben. Es ist genug für alle da: Massenarbeitslosigkeit überwinden – Arbeit solidarisch verteilen!“. Ein Aufruf über den Wahltermin hinaus, in: Frankfurter Rundschau 200: 7 Bontrup, Heinz J. (2005): „Geteilte Zeit ist geteilte Arbeit. Durch Arbeitszeitverkürzung und kluge Steuerpolitik könnten mehr Menschen in Lohn und Brot kommen“, in: Frankfurter Rundschau, Rubrik: Dokumentation, 15. August Dahrendorf, Ralf (1968): Gesellschaft und Demokratie in Deutschland, 1968 Deutscher Bundestag (8-2005): http://www.bundestag.de/bau_kunst/kunstwerke/haacke/derbevoelkerung/ [September 2005] Harrach, E-M. von; Loer, T.; Schmidtke, O. (Hg.) (2000): Verwaltung des Sozialen. Formen der subjektiven Bewältigung eines Strukturkonflikts, Konstanz Jansen, Axel; Liebermann, Sascha (2004): „Eine professionalisierungstheoretische Bestimmung von Qualität und deren Evaluation in der sozialen Arbeit. Anmerkungen aus der gutachtlichen Praxis in der Erziehungshilfe“, in: Beckmann, Otto, Richter, Schrödter (eds.), Qualität in der sozialen Arbeit, Wiesbaden: 293-309 Liebermann, Sascha (2005): „Politische Freiheit statt Vollbeschäftigung. Ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle Bürger als Reformalternative“, in: Gnade oder Recht. Entwicklung der sozialen Sicherungssysteme, hrg. von Alexander Prenninger (unter Mitarbeit von Brigitte Pellar, Winfried R. Garscha , Eva Himmelstoss), ITH-Tagungsbände Nr. 39, Leipzig Liebermann, Sascha; Loer, Thomas (2005): „Soziologie – zu Gegenwart und Zukunft einer Wissenschaft“, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, H 34-35, Bonn: 23-29 Miegel, Meinhard; Wahl, Stefanie (2002): Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit, Olzog Müller, Albrecht (2005): „Entscheidend ist, was wächst“, in: Frankfurter Rundschau 171: 7 Oevermann, Ulrich (2000): „The analytical difference between community („Gemeinschaft“) and society („Gesellschaft“) and its consequences for the conceptualization of an education for European citizenship“, in: Developing Identities in Europe: citizenship education and higher education. Proceedings of the second Conference of the Children’s Identity and Citizenship in Europe, London: 37-61 - (2001): „Die Krise der Arbeitsgesellschaft und das Bewährungsproblem des modernen Subjekts“, in: Becker, Roland; Franzmann, Andreas; Jansen, Axel; Liebermann, Sascha (eds.), Eigeninter9 Selbst solche Vorschläge, die sich als Alternativen verstehen, wie z.B. die mittlerweile sehr umfangreiche Literatur zum so genannten Grundeinkommen, verzichten häufig nicht auf das Prinzip von Leistung und Gegenleistung: entweder wird die Gewährung weiterhin mit einer Arbeitsverpflichtung oder mit einer Verpflichtung zum gemeinnützigen Engagement verbunden. soFid Politische Soziologie 2006/1 Bürgerlose Reformen 39 esse und Gemeinwohlbindung. Kulturspezifische Ausformungen in den USA und Deutschland, Konstanz: 19-39 Pateman, Carole (2004): „Democratising Citizenship: Some Advantages of a Basic Income“ in: Politics & Society, Vol. 32 (März): 89-105 Riesman, David; Glazer, Nathan; Denney, Rueul (1989): The Lonely Crowd, New Haven & London Zur Person Sascha Liebermann, Dr. phil., geb. 1967 studierte Philosophie, Soziologie und Psychoanalyse in Frankfurt am Main.; wissenschaftlicher Assistent an der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität Dortmund; Vorstand des Instituts für hermeneutische Sozial- und Kulturforschung e.V. in Frankfurt/Main. Kontakt Dr. Sascha Liebermann Wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Fakultät Lehrstuhl für Soziologie insb. Arbeitssoziologie Universität Dortmund 44221 Dortmund Tel.: +49 (0) 231 755 32 98 Fax: +49 (0) 231 755 32 93 [email protected] soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte 41 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte [1-F] Abromeit, Heidrun, Prof.Dr.; Stoiber, Michael, Dr.; Schmidt, Thomas (Bearbeitung): Der Vergleich nationaler Traditionen demokratischen Denkens INHALT: Das in internationaler Kooperation angelegte Projekt befindet sich in seiner Startphase. ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Technische Universität Darmstadt, FB 02 Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Arbeitsbereich Vergleichende Analyse politischer Systeme und Demokratieforschung (Residenzschloss, 64283 Darmstadt) KONTAKT: Abromeit, Heidrun (Prof.Dr. Tel. 06151-16-2842, e-mail: [email protected]) [2-L] Adloff, Frank: Zivilgesellschaft: Theorie und politische Praxis, Frankfurt am Main: Campus Verl. 2005, 170 S., ISBN: 3-593-37398-X INHALT: "'Zivilgesellschaft' ist ein viel benutztes Schlagwort, sowohl in Medien und Politik als auch in den Sozialwissenschaften. Der Begriff bezeichnet nichtstaatliche Organisationen wie Verbände, Vereine, soziale Bewegungen, Stiftungen, Initiativen - kurz, alle Aktivitäten von Bürgerinnen und Bürgern, die unsere heutigen Demokratien mitgestalten. Auf der normativen Ebene zählen das öffentliche Gespräch und Werte wie Toleranz und Gewaltfreiheit zur Zivilgesellschaft. Frank Adloff rekonstruiert zunächst die wechselhafte Geschichte des Begriffs, die schon mit Aristoteles begann, über das Mittelalter bis in die Neuzeit und die Moderne reicht und Denker wie Locke, Hegel, Tocqueville, Gramsci, Dewey, Arendt, Etzioni, Dahrendorf oder Habermas einschließt. Anschließend beschreibt er historische Entwicklungslinien und Beispiele der deutschen Zivilgesellschaft - als gesellschaftlicher und öffentlicher Raum von freiwilligen und politischen Assoziationen - vom 19. Jahrhundert bis heute. Am Ende stellt Adloff nationenübergreifende Formen von Zivilgesellschaft vor und zeigt, dass diese im Zeitalter der Globalisierung unerlässlich sind." (Autorenreferat) [3-L] Albert, Mathias: Weltgesellschaft und Weltstaat, in: Matthias Albert, Bernhard Moltmann, Bruno Schoch (Hrsg.): Die Entgrenzung der Politik : internationale Beziehungen und Friedensforschung ; Festschrift für Lothar Brock, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2004, S. 223-240, ISBN: 3-593-37458-7 INHALT: Der Verfasser identifiziert fünf unterschiedliche Verständnisse von Weltgesellschaft in der politikwissenschaftlichen und soziologischen Diskussion. Weltgesellschaft wird unterschieden in eine nicht-eigenständige Ebene der Strukturbildung, eine eigenständige Emergenzebene, einen Gesamtzusammenhang sozialer Systeme, einen Teilzusammenhang sozialer Systeme und in ein Agglomerat von mehreren der angesprochenen Bestimmungen. Ausgehend von der Beobachtung vielfach konstatierter globaler Konstitutionalisierungsprozesse fragt der Verfasser, in wie fern die Überlegungen hinsichtlich der Weltgesellschaft auch auf die Vorstellung einer Weltstaatlichkeit zu übertragen wären. Er plädiert für eine verstärkte Auseinandersetzung mit Weltstaatlichkeit, um so die Analyse des Wandels des politischen 42 soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte Systems der Weltgesellschaft von der "westfälischen Semantik" des methodologischen Nationalismus abzulösen. (ICE2) [4-L] Angeli, Oliviero: Volk und Nation als 'Zukunftsbegriffe': politische Leitbilder im begriffsgeschichtlichen Kontext der Aufklärung, (Region - Nation - Europa, 21), Münster: Lit Verl. 2004, 130 S., ISBN: 38258-6960-1 INHALT: Mit dem Begriff der europäischen Nation ist oft mehr eine Hoffnung denn ein Befund verknüpft. Die Frage nach solchen Zielbegriffen in historischen Umbrüchen lässt Angeli auf die normative Begriffsbildung der Aufklärung zurückblicken. Sein schmaler Band beginnt mit allgemeinen Ausführungen zur begriffsgeschichtlichen Analyse; er erläutert Kosellecks Sattelzeithypothese und greift den Aspekt der Verzeitlichung heraus. Die Begriffe Volk und Nation werden konkret bei Herder und Rousseau nachgezeichnet. Es folgt ein eigener Abschnitt zu Kant, bei dem Angeli einen rechts- und einen geschichtsphilosophischen Volksbegriff unterscheidet. Vor diesem Hintergrund wird abschließend Habermas' Programmwort eines europäischen Volkes skeptisch begutachtet. (ZPol, VS) [5-L] Asbach, Olaf: Die Konstitution politischer Freiheit: Grundlagen, Probleme und Aktualität der politischen Theorie der Aufklärung, in: Karl Graf Ballestrem, Volker Gerhardt, Henning Ottmann, Martyn P. Thompson (Hrsg.): Politisches Denken : Jahrbuch 2004, Berlin: Duncker & Humblot, 2004, S. 77-105, ISBN: 3-428-11732-8 (Standort: B d. Friedrich-Ebert-Stiftung(Bo133)-X7409) INHALT: Der Beitrag skizziert Grundlagen und Problemstellungen der wissenschaftlichen und politisch-gesellschaftlichen Entwicklungen in der Neuzeit. Dabei geht es um vier Dimensionen: (1) geschichtliche Prozesse der Herausbildung der neuzeitlichen Gesellschaft; (2) Konzeptionalisierung dieser Entwicklung durch die sich entwickelnde moderne Wissenschaft; (3) Beziehung zwischen wissenschaftlicher Entwicklung und realgeschichtlichen Prozessen; (4) aktuelle analytische und normative Bedeutung dieser Entwicklungen. Der Verfasser zeichnet die Revolutionierung des Wissens seit der frühen Neuzeit nach und analysiert Traditionslinien der politischen Theorie der Neuzeit (aristotelisch-christlich, Staatsraison, Natur- und Vernunftrechtslehre, klassischer Republikanismus). Er beschreibt den Doppelcharakter der Aufklärung als sachliche Vertiefung und Ausbreitung der wissenschaftlichen Forschung und Kritik einerseits und als soziale, die gesellschaftliche wie auch die natürliche Welt zum Gegenstand technisch-praktisch orientierter Reformen machende Bewegung andererseits. Das politische Denken der Aufklärung wird als Ausdruck einer produktiven Auseinandersetzung mit der entstehenden bürgerlichen Gesellschaft im Zusammenhang mit den Entwicklungen im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts nachgezeichnet. Erst in diesem systematischen, historisch-gesellschaftlichen Zusammenhang werden die Eigentümlichkeiten der politischen Theorie der Aufklärung in ihren verschiedenen Strömungen und Ausprägungen bestimmbar. (ICE2) soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte 43 [6-L] Ballestrem, Karl Graf; Gerhardt, Volker; Ottmann, Henning; Thompson, Martyn P. (Hrsg.): Politisches Denken: Jahrbuch 2004, Berlin: Duncker & Humblot 2004, 213 S., ISBN: 3-42811732-8 (Standort: B d. Friedrich-Ebert-Stiftung(Bo133)-X7409) INHALT: Im Mittelpunkt des Jahrbuchs 2004 stehen Beiträge zur Ideengeschichte. Inhaltlich spannt sich der Bogen von Platons anthropologischer und ethischer Begründung der Politik über die Hobbes-Rezeption in Deutschland, einer Erinnerung an Samuel Pufendorf bis hin zu einer Erörterung der Theorieansätze an Helmuth Plessner und Michael Oakeshott. Auch der Freiheitsbegriff der Aufklärung und die Lügen in den Zeiten des Kommunismus werden thematisiert und es findet sich ein Beitrag zur Strafrechtstheorie im frühneuzeitlichen Naturrecht. Außerdem sind Rezensionen, eine Laudatio auf Norberto Bobbio und ein Nachruf auf Ernst Vollrath enthalten. Aus dem Inhaltsverzeichnis: I. Aufsätze: Wolfgang H. Pleger: Die geteilte Seele. Zum Verhältnis von Anthropologie und Ethik bei Platon (11-23); Howard Williams / Mirko Wischke: Zwischen Widerstandsrecht und starkem Staat. Ein Beitrag zur deutschen Rezeptionsgeschichte von Hobbes (25-42); Dieter Hüning: 'Is not the power to punish essentially a power that pertains to the state?' The Different Foundations of the Right to Punish in Early Modern Natural Law Doctrines (43-60); Horst Denzer: Samuel Pufendorf - ein vergessener Klassiker des Naturrechts (61-75); Olaf Asbach: Die Konstitution politischer Freiheit. Grundlagen, Probleme und Aktualität der politischen Theorie der Aufklärung (77105); Lothar R. Waas: 'Natürliches' Recht in 'positivierter' Gestalt, das sich aus Pflichten herleitet? Von der Paradoxie der Menschenrechte (107-123); Steffen Dietzsch: Vom Lügen in Zeiten des Kommunismus (125-145); Kai Haucke: Zukunft durch Verspätung. Helmuth Plessners Vision eines deutschen Beitrages zum politischen Humanismus Westeuropas (147166); Michael Henkel: Vom Sinn einer philosophischen Theorie der Politik. Bemerkungen zum Theoriebegriff bei Hans Buchheim und Michael Oakeshott (167-187); II. Nachrufe: Henning Ottmann: Vom Nutzen und Nachteil der Philosophie für die Politik. Laudatio auf Norberto Bobbio zur Verleihung des Hegel-Preises der Stadt Stuttgart (191-195); Heinz-Gerd Schmitz: Zum Tode von Ernst Vollrath (197-199). (ZPol, VS) [7-L] Baumeister, Biene; Negator, Zwi: Situationistische Revolutionstheorie: eine Aneignung, (Theorie.org), Stuttgart: Schmetterling Verl. 2005, 240 S., ISBN: 3-89657-586-4 INHALT: Die Situationistische Internationale, eine 1957 gegründete marxistisch geprägte Gruppierung, hat die so genannte situationistische Revolutionstheorie entwickelt. Die Autorinnen wollen eine Einführung in dieses Konzept geben. Die Theorie zielt auf die Aufdeckung von Verblendungszusammenhängen in der modernen, durch Konsum geprägten Welt ab und betont, ähnlich wie Adorno, insbesondere das kritische Potenzial der Kunst. In der Kunst sei es möglich, die wahren und nicht manipulierten Bedürfnisse des Menschen auszudrücken - im Gegensatz zur Massenkultur. Langfristig gehe es um die revolutionäre Überwindung der herrschenden gesellschaftlichen Machtverhältnisse, und damit verbunden, um die Aufhebung der modernen Trennung von Leben und Kunst. (ZPol, VS) [8-F] Berghoff, Peter, Dr.phil. (Bearbeitung): Symbolik und Diabolik des Politischen 44 soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte INHALT: Das Projekt hat in politikwissenschaftlicher Perspektive das Problem des "Bösen" bzw. das, was dafür gehalten wird, zum Gegenstand. Es sollen die dominant gewordenen Muster im Feld des Politischen untersucht werden, die in den modernen als säkularisiert geltenden Gesellschaften die Interpretation von Leid, Tod, Ungerechtigkeit, Unfreiheit, Not, Zerstörung etc. nachhaltig geformt haben. Es geht aber nicht nur um eine Deskription der Muster, mit denen in der Moderne den Phänomenen des "Bösen" begegnet wurde. Vielmehr sollen auch die Formen des Bewusstseins von politischer Realität untersucht werden, auf die sich die Muster der Vorstellung vom "Bösen" beziehen. Um der Kritik von Präsentationen und Repräsentationen politischer Realität eine theoretische Grundlage zu geben, sollen im ersten Teil des Projektes die symboltheoretischen Dimensionen der Politik in verschiedenen Perspektiven erarbeitet werden. Der zweite Teil wird dann die politisch dominanten Repräsentationen des "Bösen" (hier Diabolik genannt) zum Gegenstand haben. Hierbei stehen zunächst die modernen massenintegrierenden Ideologien des Nationalismus/ Rassismus und Kommunismus/ Sozialismus im Fokus. Konnten die Massenideologien noch für viele Antwort auf die Fragen nach politischer Realität geben respektive dem, was sie bedroht, stellt sich, insofern man den Zusammenbruch der großen ideologischen Erzählungen in der "Post"- oder "Spätmoderne" diagnostiziert, auch die Frage nach dem "Bösen" wieder als Herausforderung an das Integrations- und Desintegrationspotential politischer Kultur. Diese Herausforderung besteht nicht nur im Hinblick auf eine Parzellierung verbindender Realitätsrepräsentationen, die auch jede Ethik zu betreffen scheint, sondern auch in der Bedeutung, die dem Phänomen "Macht" beigemessen wird. Im letzten Teil soll deshalb das Problem der Macht in der Perspektive des Verhältnisses zwischen symbolischen und diabolischen Realitätsrepräsentationen untersucht werden. ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Institut für Religionspolitologie e.V. an der Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg (Lotharstr. 65, 47048 Duisburg) KONTAKT: Institution (Tel. 0203-379-1978, Fax: 0203-379-1979, e-mail: [email protected]) [9-L] Bragyova, Andras: Freedom and permission: the constitutional concepts of the freedom of the individual, in: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie (ARSP), Vol. 91/2005, H. 3, S. 379-408 (Standort: UuStB Köln(38)-Fa5; Kopie über den Literaturdienst erhältlich). Der Volltext ist über www.infoconnex.de erhältlich. INHALT: "The constitutional freedom of the individual is a specific legal permission to perform certain act-types by virtue of the constitution. Legal and constitutional permissions are either negative permissions, consisting of the lack of obligation or prohibition to perform a conduct, or positive permissions rendering the performance of certain acts possible. Further, a distinction is proposed between legal systems containing their constitution and those not containing their constitution. In the former, constitutional freedom is the freedom to perform any conduct, i.e. any conduct neither obligatory nor prohibited by the law. In legal systems containing their constitution (those recognizing constitutional review) constitutional freedom includes all the act-types obligatorily permitted in the constitution as denominated freedomrights. The final section contends that the 'general right to freedom' is but a special case of the constitutional principle of equality." (author's abstract) soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte 45 [10-L] Bührmann, Andrea D.: Die Politik des Selbst: Rezeptionssperren und produktive Aneignungen der Foucault'schen Studien zur Gouvernementalität, in: Cilja Harders, Heike Kahlert, Delia Schindler (Hrsg.): Forschungsfeld Politik : geschlechtskategoriale Einführung in die Sozialwissenschaften, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 175-192, ISBN: 3-8100-4074-6 (Standort: UuStB Köln(38)32A3905) INHALT: "Die Autorin arbeitet in ihrem Text die methodologischen und methodischen Dimensionen von Foucaults Konzept der 'Gouvernementalität' heraus. Sie diskutiert zunächst Foucaults Verfahren der Dispositivanalyse, mit dem er die ihn interessierenden modernen Subjektivierungsweisen untersuchte. Dabei verknüpft Bührmann die diskursanalytische mit der machtanalytischen Dimension und zeigt, dass Subjektivierungsweisen mit Foucault als Effekte von Macht- und Diskurspraktiken begriffen werden können. Die Autorin entwickelt im Anschluss daran ein Verfahren, um die von Foucault ausgeblendeten Geschlechterverhältnisse systematisch einzubinden. Dabei würden männliche und weibliche Subjektivierungsweisen in der Disziplinargesellschaft als Produkt historisch spezifischer Dispositive sicht- und verstehbar." (Autorenreferat) [11-L] Defert, Daniel; Ewald, François (Hrsg.): Analytik der Macht, (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, 1759), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005, 349 S., ISBN: 3-518-29359-1 INHALT: "Die Frage nach der Macht durchzieht nicht nur wie ein roter Faden das Werk Michel Foucaults, sondern war auch Anlass zu höchst kontroversen Diskussionen, die keineswegs abgeschlossen sind - im Gegenteil: Foucaults Konzepte, wie etwa die Biomacht, die Gouvernementalität, aber auch die Ästhetik der Existenz oder die Disziplinarmacht, geben aktuellen Debatten in der Philosophie und Soziologie, aber auch der Politik- und Geschichtswissenschaft entscheidende Impulse. Dieser Band versammelt die wichtigsten Texte Foucaults und bietet somit einen umfassenden Überblick über einen der zentralen Bereiche der Theoriebildung der letzten Jahr-zehnte. In seinem Nachwort erschließt Thomas Lemke sowohl den historischen als auch den systematischen Kontext von Foucaults Machttheorie." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Vorwort (von: 'Wahnsinn und Gesellschaft') (7-17); Gespräch mit Madeleine Chapsal (18-24); Antwort auf eine Frage (25-51); Die Intellektuellen und die Macht (52-63); Theorien und Institutionen des Strafvollzugs (64-68); Wahnsinn, eine Frage der Macht (69-73); Macht und Körper (74-82); Gespräch mit Michel Foucault (83-107); Vorlesung vom 14. Januar 1976 (108-125); Die Machtverhältnisse gehen in das Innere der Körper über (126-136); Michel Foucault: Die Sicherheit und der Staat (137-143); Die Disziplinargesellschaft in der Krise (144-147); Die Gouvernementalität (148-174); Nutzlos, sich zu erheben (175-179); Die Geburt der Biopolitik (180-187); Omnes et singulatim (188-219); Die Maschen der Macht (220-239); Subjekt und Macht (240-263); Politik und Ethik: ein Interview (264-271); Den Regierungen gegenüber: die Rechte der Menschen (272-273); Die Ethik der Sorge um sich als Praxis der Freiheit (274-300); Michel Foucault, ein Interview: Sex, Macht und die Politik der Identität (301-315); Thomas Lemke: Nachwort: Geschichte und Erfahrung. Michel Foucault und die Spuren der Macht (317-347). 46 soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte [12-L] Domingues, José Maurício: Globalisierung, Reflexivität und Gerechtigkeit, in: Hauke Brunkhorst, Sérgio Costa (Hrsg.): Jenseits von Zentrum und Peripherie : zur Verfassung der fragmentierten Weltgesellschaft, München: Hampp, 2005, S. 147-167, ISBN: 3-87988-933-3 INHALT: Der Autor definiert in Anlehnung an Georg Lukßcs die Staatsbürgerschaft als erste historische Realabstraktion, welche dem modernen Individuum die Möglichkeit eines "reembedding" in der säkularisierten und posttraditionellen Gesellschaft eröffnet. Die weltweite Verbreitung des Ideals der Staatsbürgerrechte ging allerdings zeitgleich mit dem europäischen Kolonialismus einher, so dass von einer paradoxen Koexistenz von Staatsbürgerschaft als (Real- ) Abstraktion und einer kolonialen Ordnung gesprochen werden kann, in der alle Rechte den Kolonialisierten aberkannt wurden. Diese (post-) kolonialen Spannungen und Differenzen verhindern dem Autor zufolge auch heute noch die weltweite Generalisierung der Staatsbürgerschaft. Ausgehend von zentralen Aspekten soziologischer Theorien des 20. Jahrhunderts und eigener früherer Arbeiten untersucht er den Zusammenhang zwischen Gerechtigkeit, globaler Ordnung und Reflexivität. Er diskutiert ferner die Frage, wie Partikularität und Universalismus in der Moderne miteinander vereinbart werden können und eine soziale Solidarität der Menschheit auf globaler Ebene geschaffen werden kann. (ICI) [13-L] Ehlers, Nils: Der Widerspruch zwischen Mensch und Bürger bei Rousseau, Göttingen: Cuvillier Verl. 2004, 121 S., ISBN: 3-86537-306-2 (Standort: UB Bonn(5)-2005-719) INHALT: "Jean-Jacques Rousseau gehört mit seinem Gesellschaftsvertrag zweifellos zu den Staatstheoretikern, die einen nachhaltigen Einfluss auf die Geschichte Frankreichs, Europas und des gesamten Abendlandes hatten. Ein oder vielleicht sogar der Kernpunkt dieses Werkes aber ist die Frage: Was und wie soll ein Bürger sein? Weitaus weniger wird in der politischen Theorie dagegen beachtet, dass Rousseau auch nach der Alternative zum Bürgersein fragte und mit seinem Emile darauf zu antworten suchte. Doch erst unter Hinzunahme dieses zweiten Entwurfs wird deutlich, welches Spannungsverhältnis entsteht, wenn der moderne, nach Individualität strebende Mensch auch seine politische Bürgerrolle spielen will. Das vorliegende Buch ist aus der Perspektive der Politikwissenschaft geschrieben. In erster Linie versucht es aber, sich auf Rousseau und das sich daraus ergebende Grundproblem, den Widersprich zwischen Mensch und Bürger, einzulassen. Dadurch muss es bisweilen die Pfade politikwissenschaftlichen Denkens verlassen, so dass wir uns schließlich in einem Grenzgebiet zwischen politischer Theorie, Lebensphilosophie und Theologie wiederfinden." (Textauszug) [14-L] Fritze, Lothar: Verführung und Anpassung: zur Logik der Weltanschauungsdiktatur, (Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Bd. 133), Berlin: Duncker & Humblot 2004, 229 S., ISBN: 3-428-11255-5 (Standort: UuStB Köln(38)-31A4766) INHALT: Bei dem Buch handelt es sich um eine Zusammenstellung von sechs Aufsätzen und Vorträgen, die am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung entstanden sind und größtenteils bereits andernorts veröffentlicht wurden. 'In allen Texten ist ein Gedanke zentral: nämlich sowohl das Anziehende als auch das Abstoßende von Weltanschauungsdiktaturen, soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte 47 sowohl die Zustimmung zu ihnen als auch ihre Ablehnung, sowohl ihre Entstehung als auch ihren Untergang aus der Struktur der menschlichen Bedürftigkeit, dem Streben nach Befriedigung von Bedürfnissen sowie den jeweiligen gesellschaftlichen Voraussetzungen zur Bedürfnisbefriedigung der Massen zu erklären.' Aus dem Inhaltsverzeichnis: I. Herrschaft und Konsens - Über Anziehungskraft und Stabilität von Weltanschauungsdiktaturen (Originalbeitrag); II. Glaube und Gewißheit - Über die Bekehrung zur Weltanschauungsdiktatur (2002); III. Bevormundung und Demotivation - Über Charakteristika einer einst realen Weltanschauungsdiktatur (1999); IV. Alltag und Anpassung - Über die Lebenswirklichkeit in einer Weltanschauungsdiktatur (Originalbeitrag); V. Zusammenbruch und Untergang - Ursachenanalysen und Erklärungsansätze zum Verschwinden einer Weltanschauungsdiktatur (1998); VI. Deutungen und Beurteilungen - Über paradoxe Zumutungen nach dem Ende einer Weltanschauungsdiktatur (1999). (ZPol, VS) [15-L] Fuchs, Dieter: Modelle der Demokratie: Partizipatorische, Liberale und Elektronische Demokratie, in: André Kaiser, Thomas Zittel (Hrsg.): Demokratietheorie und Demokratieentwicklung : Festschrift für Peter Graf Kielmansegg, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 19-54, ISBN: 3-53114118-X (Standort: UB Bonn(5)-2004/4498) INHALT: Im Zuge einer Auseinandersetzung mit der Frage nach dem notwendigen Ausmaß der politischen Beteiligung der Bürger erörtert der Beitrag normative Demokratiemodelle. Das erste Ziel der Untersuchung besteht somit in einer Skizzierung der wichtigsten Demokratiemodelle und des Stellenwertes, dem sie politischer Beteiligung einräumen. Dabei wird in drei Schritten vorgegangen: Im ersten Schritt wird die antike Demokratie vorgestellt, in der sich das Volk selbst regierte. Sie stellt das Urbild und Vorbild vieler zeitgenössischer Modelle der partizipatorischen Demokratie dar. Im zweiten Schritt wird die moderne Demokratie dargestellt, die gemeinhin als liberale Demokratie bezeichnet wird und institutionell eine repräsentative Demokratie ist. Der dritte Schritt widmet sich der partizipatorischen bzw. deliberativen und der elektronischen Demokratie. Das zweite Ziel der Analyse besteht in der Erörterung der Frage, inwieweit es überhaupt realistisch ist, unter den heutigen Verhältnissen am Ideal der partizipatorischen Demokratie festzuhalten und inwieweit diese auch nur annäherungsweise verwirklicht werden kann. Hierzu werden theoretische Plausibilitäten und wissenschaftliche Befunde herangezogen, die zu der Diskussion einen Beitrag liefern. (ICG2) [16-L] Ganghof, Steffen: Politische Gleichheit und echte Mehrheitsdemokratie: über die normativen Grundlagen institutioneller Arrangements, in: Zeitschrift für Politikwissenschaft : Journal of Political Science, Jg. 15/2005, H. 3, S. 741-763 (Standort: UuStB Köln(38)-EWA Z3338; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Der Artikel verteidigt das normative Ideal der echten Mehrheitsdemokratie als Ausdruck der politischen Gleichheit zwischen Bürgern. Der institutionelle Kern dieses Ideals besteht in der Kombination von elektoralem Proporzprinzip und legislativem Mehrheitsprinzip. Der verbreitete Mangel an Wertschätzung für dieses Ideal basiert zu einem großen Teil auf einem Mangel an analytischer Unterscheidung. Dieser Artikel erläutert zentrale analytische Unterscheidungen, die in der normativen Diskussion über die Institutionen der Demokratie, 48 soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte insbesondere der parlamentarischen Demokratie, beachtet werden sollten. Die Bedeutung einer differenzierteren Analyse wird am Beispiel der aktuellen Debatte über Demokratiereform in Deutschland verdeutlicht." (Autorenreferat) [17-L] Geiger, Rolf; Merle, Jean-Christophe; Scarano, Nico (Hrsg.): Modelle politischer Philosophie, Paderborn: mentis Verl. 2003, 323 S., ISBN: 3-89785-367-1 INHALT: Der Band ist Otfried Höffe zum sechzigsten Geburtstag gewidmet. Inhaltlich liegt der Schwerpunkt auf methodologischen Fragestellungen politischer Philosophie, die in drei Abschnitte gegliedert sind. Im ersten Teil, in dem es um klassische Modelle geht, werden Aristoteles, Rousseau, Hegel sowie die Utopie und die Anarchie behandelt. Der zweite hinterfragt den Vertrag als Methode z. B. auf seinen Voraussetzungsreichtum oder auf seine Vereinbarkeit mit moralischem Pluralismus. Der letzte Abschnitt ist mit 'Liberalismus und Gleichheit' überschrieben; darin werden Liberalismus-Begriffe unterschieden, die so genannte Biopolitik diskutiert oder auch van Parijs 'universelles Grundeinkommen' kritisiert. Aus dem Inhaltsverzeichnis: I. Klassische Modelle Christof Rapp: Methoden der politischen Philosophie bei Aristoteles (17-41); Reinhard Brandt: Jean-Jacques Rousseau: Vom Gesellschaftsvertrag (4262); Ludwig Siep: Hegel und der Holismus in der politischen Philosophie (63-77); Annemarie Pieper: Der vollkommene Staat. Zur Notwendigkeit von Utopien (78-92); Matthias Kaufmann: Anarchie und moralischer Skeptizismus. Die Befreiung des Menschen aus den Zwängen von Recht und Moral? (93-114); II. Vertrag als Methode? Thomas Pogge: Hypothetische Gesellschaftsverträge: Drei Schwierigkeiten (117-137); Wolfgang Kersting: Die Grenzen des Vertrags. Systematische Probleme der Vertragstheorie (138-162); Peter Koller: Praktische Rationalität und empirisches Wissen in der ethisch-politischen Theoriebildung (163-178); Nico Scarano: Vertragstheorie und moralischer Pluralismus (179-198); III. Liberalismus und Gleichheit Ulrich Steinvorth: Die historische und aktuelle Bedeutung des Liberalismus (201218); Christoph Horn: Liberalismus und Perfektionismus - ein unversöhnlicher Gegensatz? (219-241); Volker Gerhardt: Biopolitik im liberalen Staat. Deutsche Probleme mit einer weltpolitischen Aufgabe (242-259); Wilfried Hinsch: Angemessene Gleichheit (260-278); Stefan Gosepath: Grundprinzipien einer gerechten Verteilung materieller Güter (279-296); JeanChristophe Merle: Differenzprinzip, Grundeinkommen und Neutralität (297-315). (ZPol, VS) [18-L] Greven, Michael Th.: 'Gerechtigkeitspolitik' in der politischen Gesellschaft, in: Michael Corsten, Hartmut Rosa, Ralph Schrader (Hrsg.): Die Gerechtigkeit der Gesellschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 261-278, ISBN: 3-531-14401-4 INHALT: Demokratische Politik ist der zentrale Ort für das Geltendmachen moralischer Ansprüche gegenüber den "eigensinnigen" Rationalitäten funktional differenzierter Teilsysteme. Es ist die Politik, von der, vermittelt vor allem über das Recht und das Steuersystem, die Umund Durchsetzung von Gerechtigkeitsforderungen erwartet wird. Der Autor ist jedoch gegenüber der Idee einer deliberativen "Gerechtigkeitspolitik" diskursethischer Provenienz extrem skeptisch: Gerechtigkeit ist zwar eine politisch-rhetorisch unverzichtbare - letztlich auf ein menschliches Transzendenzbedürfnis verweisende - aber inhaltlich "völlig leere regulative Idee". Deshalb plädiert er angesichts "limitierter Rationalität" und "knapper Gründe" für einen demokratischen politischen Dezisionismus, der nur insofern normativen Ansprüchen ge- soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte 49 nügen muss, als die politischen Akteure für die Konsequenzen ihrer Entscheidungen die volle Verantwortung zu übernehmen haben. Insgesamt bleibt der Streit zwischen konkurrierenden Gerechtigkeitsprinzipien wissenschaftlich unlösbar und der politischen Auseinandersetzung überlassen. "Gerechtigkeit" ist die "Leerformel", unter der die realpolitische Auseinandersetzung über die Sinnhaftigkeit und Verteilungswirkung politischer Institutionen und Entscheidungen geführt wird. (ICA2) [19-L] Groh, Kathrin; Weinbach, Christine (Hrsg.): Zur Genealogie des politischen Raums: politische Strukturen im Wandel, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 311 S., ISBN: 3-531-14185-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005/3706) INHALT: "Dieser Sammelband dokumentiert die Ergebnisse eines Workshops, der im November 2003 im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 584 'Das Politische als Kommunikationsraum in der Geschichte' an der Universität Bielefeld stattgefunden hat." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Kathrin Groh und Christine Weinbach: Zur Genealogie des politischen Raumes der Demokratie (9-52); Siegfried Weichlein: Teilhabe und Ordnung: Zur Politisierung der Weimarer Gesellschaft (53-76); Sandra Obermeyer: Grundrechte als politische Rechte: Zur Bedeutung von Grundrechtsgarantien in demokratischen Gesellschaften (77113); Andreas Kost: Politische Partizipation auf kommunaler Ebene (115-129); Jeanette Schade: Zivilgesellschaft aus politiktheoretischer Perspektive (131-153); Jörn Tessen: Pluralismus - Zur Anerkennung kollektiver Interessen (155-179); Gianni D'Amato: Staatsbürgerschaft und Zugehörigkeit als Bedingungen politischer Teilhabe. Das Beispiel der Schweiz (181-199); Kathrin Prümm: Migrantenorganisationen als Akteure der Zivilgesellschaft? (201224); Birgit Riegraf: Koordinaten eines gewandelten Staatsverständnisses: Das New Public Management (225-244); Konstanze Piel: Das Verhältnis von Staat und Gesellschaft. Oder: Zur gegenwärtigen Neubestimmung des Politischen (245-272); Irene Dingeldey: Vom klassischen zum aktivierenden Wohlfahrtsstaat (273-308). [20-L] Hacke, Jens: Bekenntnis zur Bürgerlichkeit: Selbstbehauptungsmotive in der politischen Philosophie der Bundesrepublik, in: Vorgänge : Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, Jg. 44/2005, H. 2 = H. 170, S. 33-44 (Standort: UuStB Köln(38)-XG2258; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Ob man Gerechtigkeit durch Diskurs und Demokratisierung anstrebt (Rawls, Habermas), ob man eine integrative Formung von Gemeinschaften favorisiert (Kommunitarismus) oder ob man sich einer Moralisierung des Sozialismus als drittem Weg verschreibt (Giddens) - diese Konzepte werden heute unter dem Leitbegriff der "Zivilgesellschaft" verhandelt. Der vorliegende Beitrag verfolgt die Spuren, die Joachim Ritter und Odo Marquard mit ihrer Philosophie der Bürgerlichkeit im politischen Denken der Bundesrepublik und dem Diskurs zur "Zivilgesellschaft" hinterlassen haben. Im Hinblick auf eine intellektuelle Klimaveränderung hin zu einem bürgerlich-liberalen Selbstverständnis wird deren Beitrag gewürdigt, den der Verfasser in einer "Verallgemeinerung von Bürgerlichkeit" als einem wichtigen Charakteristikum der gesellschaftlichen Entwicklung in der frühen Bundesrepublik sieht. Gerade der als bürgerlich empfundene Übergang zur Normalität nach 1945 stand in der Kritik, restaurativ zu sein und den eigentlichen Charakter der NS-Verbrechen zu verdecken. In einer Zeit, als viel- 50 soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte fach das "Ende der Bürgerlichkeit" zur Debatte stand und die westdeutsche Gesellschaft von einem Großteil der neomarxistisch inspirierten Intellektuellen keineswegs unter der Zielnorm einer "bürgerlichen Republik" betrachtet wurde, leisteten die Liberalkonservativen semantische Vorarbeit zur Renaissance des Bürgerlichen. Sie trugen dazu bei, "Bürgerlichkeit" als normativen Begriff wiederzubeleben, der als ein "Set von Werthaltungen" beschrieben wird. (ICA2) [21-L] Haller, Max; Hadler, Markus: Ist der Nationalstaat überholt?: Überlegungen und Fakten über die sinnvollste Einheit bzw. Analyseebene in der international vergleichenden Sozialforschung, in: Angewandte Sozialforschung : Zeitschrift für Mitteleuropa, Jg. 23/2005, H. 3/4, S. 141-161 (Standort: UuStB Köln(38)XH01356; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Beitrag setzt sich mit drei Fragen auseinander: (1) Welche Bedeutung kommt dem Nationalstaat heute noch zu? (2) Welche Ebene ist soziologisch die angemessene, wenn man von Gesellschaft spricht? (3) Welche Einheiten sollte man im Rahmen der vergleichenden Sozialforschung zu Grunde legen? Zunächst werden eine Reihe von Argumenten dafür angesprochen, dass die Bedeutung des Nationalstaats zu Gunsten über-, aber auch untergeordneter Einheiten abnimmt. Das Verhältnis dieser neuen Einheiten zum Nationalstaat kann aber auch, so wird gezeigt, als ein Komplementärverhältnis konzipiert werden. Die Verfasser zeigen, dass der Nationalstaat trotz aller Auseinandersetzungen, Verschiebungen und Neuformierungen seine zentrale Funktion als Sicherheits-, Rechts-, Wohlfahrts- und Identifikationsgemeinschaft behalten hat. Sie belegen dies sekundäranalytisch anhand von Beispielen aus vier Themenbereichen. Dabei geht es um die Bestimmung individueller Einstellungen zur sozialen Ungleichheit durch gesellschaftliche Strukturen und dominante Meinungen, um die Bereitschaft zu geographischer Mobilität zwischen Regionen und Staaten, um Ähnlichkeiten zwischen Regionen und Staaten im Hinblick auf Einstellungen zur nationalen Identität sowie um die Identifikation mit unterschiedlichen makrosozialen Einheiten. (ICE2) [22-L] Henkel, Michael: Vom Sinn einer philosophischen Theorie der Politik: Bemerkungen zum Theoriebegriff bei Hans Buchheim und Michael Oakeshott, in: Karl Graf Ballestrem, Volker Gerhardt, Henning Ottmann, Martyn P. Thompson (Hrsg.): Politisches Denken : Jahrbuch 2004, Berlin: Duncker & Humblot, 2004, S. 167-187, ISBN: 3-428-11732-8 (Standort: B d. Friedrich-Ebert-Stiftung (Bo133)-X7409) INHALT: Der Verfasser vergleicht die politischen Theorieansätze von Hans Buchheim und Michael Oakeshott. Hierzu wird zunächst Oakshotts Werk in groben Zügen dargestellt, um dann Gemeinsamkeiten zwischen Buchheims und Oakeshotts Denken herauszuarbeiten, wobei der Verfasser vor allem auf Buchheims "Theorie der Politik" rekurriert. Beide Theoretiker nehmen weder auf einen Naturzustand Bezug, in dem die Geltung vorstaatlicher Rechte angenommen wird, welche der via Vertrag zu konstituierende Staat zu achten und zu schützen verpflichtet sei, noch setzen sie eine von allen Gesellschaftsmitgliedern akzeptierte Konzeption des Guten voraus, die im Sinne eines inhaltlichen Konsenses die Integration der Gesellschaft im Staat erst ermöglicht. Abschließend wird die praktische Dimension von Buchheims Theorie thematisiert. (ICE2) soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte 51 [23-L] Hobsbawm, Eric J.: Nationen und Nationalismus: Mythos und Realität seit 1780, Frankfurt am Main: Campus Verl. 2005, XIII, 256 S., ISBN: 3-593-37778-0 (Standort: UB Bonn(5)-2005/4502) INHALT: Der Verfasser charakterisiert zunächst die Nation als neuartiges Phänomen der Moderne und zeichnet die Entwicklung des politischen Liberalismus nach. Er behandelt dann in chronologischer Abfolge den volkstümlichen Protonationalismus in seiner Verbindung mit Sprache und Religion, den Nationalismus "von oben", die Wandlungen des Nationalismus zwischen 1870 und 1918, den Höhepunkt des Nationalismus in den Jahren 1918 bis 1950 und schließlich die Entwicklung des Nationalismus im ausgehenden 20. Jahrhundert. Neuere Entwicklungen wie die Globalisierung und deren Effekte werden im Vorwort angesprochen. In einem Nachwort wird der Blick des Verfassers auf Nationen, Nationalismus und Nationalstaaten zusammenfassend gewürdigt. (ICE) [24-L] Horster, Detlef: Sozialstaat und Gerechtigkeit: Hannah-Arendt-Lectures und Hannah-Arendt-Tage 2004, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2005, 127 S., ISBN: 3-934730-06-X INHALT: "Wir alle wollen in einer Gesellschaft leben, in der es gerecht zugeht. Gerechtigkeit gilt in der westlichen Welt als das zentrale Kriterium der moralischen Legitimation politischer und sozialer Verfahrensweisen und Institutionen. Für alle Regelungsbereiche der Politik, für alle Institutionen, Instrumente und Verfahrensweisen politischen Handelns gilt, dass sie dem Anspruch nach 'gerecht sein' müssen, um 'gerechtfertigt werden' zu können. Soweit es den zentralen Stellenwert der Gerechtigkeit im Zusammenhang der Rechtfertigung politischen Handelns und gesellschaftlicher Institutionen betrifft, herrscht also Einigkeit, doch diese endet bald, wenn es um die Frage geht, wie eine gerechte Gesellschaft konkret aussehen soll: 'Dass Gerechtigkeit gefordert ist', ist völlig unstrittig - 'was Gerechtigkeit erfordert', ist dagegen höchst umstritten, und dies gilt in besonderer Wahl für die Frage der gerechten Verteilung von Gütern, das heißt: das Problem der sozialen Gerechtigkeit." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Gert Schäfer: Demokratie, Sozialstaatlichkeit, gesellschaftliche und individuelle Verantwortung (12-36); Angelika Krebs: Wieviel Gleichheit wollen wir? (37-43); Susanne Boshammer: Was heißt gerecht verteilen? (44-60); Heiner Geissler: Der Tanz um das goldene Kalb (61-74); Michael Sommer: Ab durch die Mitte mit der sozialen Gerechtigkeit? (75-86); Gerhard Kruip: Was ist soziale Gerechtigkeit? Korreferat zum Vortrag des DGBBundesvorsitzenden Michael Sommer (87-99); Ingrid Hofmann: Soziale Gerechtigkeit (100108); Oskar Negt: Uneingelöste Leistungsgerechtigkeit. Kommentar zur Rede von Ingrid Hofmann (109-124). [25-L] Jahn, Egbert: Demokratievorstellungen in der Geschichte des Sozialismus und Kommunismus, in: André Kaiser, Thomas Zittel (Hrsg.): Demokratietheorie und Demokratieentwicklung : Festschrift für Peter Graf Kielmansegg, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 101-140, ISBN: 3-53114118-X (Standort: UB Bonn(5)-2004/4498) INHALT: Der Beitrag beschäftigt sich mit den Fragen, wodurch sich demokratische und pseudodemokratische sowie sozialistische und pseudosozialistische Vorstellungen in der Arbeiter- 52 soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte bewegung des 19. und 20. Jahrhunderts unterscheiden und weshalb sie so schwer unterscheidbar sind. Dabei wird hier die These vertreten, dass die sozialistischen Autokratien überhaupt nur entstehen können, weil ihre Schöpfer und Anhänger zumindest in der Entstehungsphase dieser Autokratien überzeugt sind, sozialistische Demokratie zu schaffen, auch wenn mit der Etablierung der Autokratien der Selbstbetrug immer mehr durch resignativzynischen Fremdbetrug abgelöst wird. In das Thema einführend, wird zunächst das Verhältnis von Staats- und Gesellschaftsordnung, also von Demokratie und Sozialismus (inklusive Kommunismus) beschrieben. Der zweite Schritt umfasst eine Klärung des historisch entstandenen Demokratiebegriffs und seinen authentischen und pseudodemokratischen Vorstellungen. Der dritte Schritt arbeitet die Differenz zwischen kapitalistischer und sozialistischer Demokratie heraus. Die beiden nachfolgenden Schritte erläutern den Sprachgebrauch der Schlüsselbegriffe Sozialismus bzw. Kommunismus und beschreiben diese sodann als zwei Phasen der Zukunftsgesellschaft. Der sechste Schritt erörtert schließlich neun Einfallstore für autokratische und damit pseudodemokratische Tendenzen in sozialistischen Demokratievorstellungen: (1) die Vorherrschaft des sozialen demos-Begriffs gegenüber dem politischen Demokratiebegriff, (2) die Umwandlung des Begriffs der Demokratie von einer Herrschaftsform in eine soziale Klassenkoalition und in eine gesellschaftspolitische Bewegung, (3) die unkonturierte Zukunftsvorstellung von der sozialistisch-kommunistischen Gesellschaft, (4) die Vorstellung vom Absterben des Staates und der Demokratie, (5) das reduktionistische Verständnis von Demokratie als Volksfürsorge, (6) Demokratie als bloßes Mittel für den Übergang zum Sozialismus, (7) das Fehlen einer Herrschaftsbegrenzung in den Konzeptionen einer Rätedemokratie, (8) die substitutionalistische Repräsentation des Volkes sowie (9) die positive Wertbesetzung der Diktatur in der 'demokratischen Diktatur des Proletariats'. Das ungenügende Nachdenken über die Frage, welcher rechtlichen Institutionen und Prozeduren eine sozialistische Demokratie bedarf, wie die Freiheiten und die Rechte des Individuums vor willkürlicher oder unbegrenzter Herrschaft des Volkes in einem sozialistischen Staat oder in einer sozialistischen Selbstverwaltung gewährleistet werden können, hat nicht unwesentlich zum fast vollständigen Untergang des Kommunismus und auch jeglichen anderen Sozialismus als staatliche Ordnung, als gesellschaftspolitische Bewegung und selbst als Theorie und Zukunftsidee am Ende des 20. Jahrhunderts beigetragen. (ICG2) [26-L] Karitzki, Olaf: Globale Gerechtigkeit und Pluralismus, München: Fink 2005, 418 S., ISBN: 3-7705-4149-9 (Standort: UuStB Köln(38)-32A2238) INHALT: "Weltweite Armut, vorbeugende Kriege, große wirtschaftliche Ungleichheit zwischen Staaten, globale Klima-Katastrophe: die Welt befindet sich in Unordnung. Diese spiegelt sich in heftigen Debatten über globale Gerechtigkeit, in der Frage, welchen Zustand der Welt wir anstreben sollen. Einfache Antworten wie im Kalten Krieg oder ein simples 'nicht für uns sein heißt gegen uns sein' helfen nicht weiter. Dazu sind die Probleme zu komplex und zu sehr miteinander verwoben: Welche Volksgruppe hat das Recht auf einen eigenen Staat? Sind wir für den Hunger in der Welt verantwortlich - und wer ist ein relevantes 'Wir'? Sollen heutige Generationen die Versprechen ihrer Vorfahren halten müssen? Ist ein Krieg moralischer, wenn er im Rahmen der Charta der Vereinten Nationen erklärt wird? Globale Gerechtigkeit zeigt sich für den Autor in einem System moralischer Grundsätze. Bleiben ethische Aussagen zu Streitfällen der internationalen Politik unverbunden, besteht die Gefahr einer 'moralischen Rosinenpickerei': für jedes Teilproblem wird dann eine gerechte Lösung gesucht, nur passen soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte 53 die ethischen Begründungen für die einzelnen Lösungen nicht zusammen. In Anlehnung an John Rawls' Buch 'Das Recht der Völker' wird ein Verfahren entwickelt, die genannten und weitere aktuelle Fragen von einem unparteiischen Standpunkt aus zu beantworten. Daraus folgen keine unumstößlichen Wahrheiten, sondern Anregungen zum Diskutieren und Weiterdenken." (Autorenreferat) [27-F] Klein, Eckart, Prof.Dr. (Leitung): Gewaltenteilung und Menschenrechte INHALT: Die unterschiedlichen Auswirkungen des Grundsatzes der Gewaltenteilung, sollen auf ihre Wirkung auf den Schutz der Menschenrechte hin untersucht werden. ART: Eigenprojekt; gefördert BEGINN: 2005-05 ENDE: 2006-05 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; M.M. Charity INSTITUTION: Universität Potsdam, MenschenRechtsZentrum (August-Bebel-Str. 89, 14482 Potsdam) KONTAKT: Institution (e-mail: [email protected]) [28-L] Koch, Bettina: Zur Dis-/Kontinuität mittelalterlichen politischen Denkens in der neuzeitlichen politischen Theorie: Marsilius von Padua, Johannes Althusius und Thomas Hobbes im Vergleich, (Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Bd. 137), Berlin: Duncker & Humblot 2005, 381 S., ISBN: 3428-11609-7 (Standort: UB Bonn(5)-2005/1176) INHALT: Die Verfasserin gibt einleitend einen Überblick über die Grundlagen mittelalterlichen politischen Denkens. Der sich anschließende systematische Vergleich von Marsilius von Padua, Johannes Althusius und Thomas Hobbes beginnt mit dem Menschen in seiner Grunddisposition (persona) und in seiner politischen Funktion als aktiv partizipierender Bürger (cives) und unterworfenes Subjekt (regimen). Die folgenden Kapitel wenden sich spezifisch gemeinschaftlichen Aspekten im Sinne eines Ordnungsdenkens zu (civitas, lex) und stellen die Frage nach dem Verhältnis der zwei Gewalten Politik und Religion. Abschließend wird die Frage nach Störfaktoren behandelt, die die Existenz des Gemeinwesens gefährden könnten (civitas defecta). Auf der Basis dieser Analyse zieht die Verfasserin ein abschließendes Fazit zur Kontinuität mittelalterlichen politischen Denkens in den Systementwürfen von Althusius und Hobbes sowie zum Verhältnis von Politik und Religion. (ICE2) [29-L] Koenig, Matthias: Menschenrechte, (Reihe Campus Einführungen), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2005, 168 S., ISBN: 3-593-37186-3 INHALT: "Die Menschenrechte gehören zu den zentralen Werten der Moderne. Matthias Koenig schildert, wie die Idee der Menschenrechte entstanden ist und seit der Amerikanischen und Französischen Revolution institutionalisiert wurde - zunächst in nationalstaatlichen Verfassungen, später im internationalen Menschenrechtsschutz. Er beschreibt, wie Menschenrechte in der Weltgesellschaft rechtlich kodifiziert, politisch durchgesetzt und von sozialen Bewegungen eingefordert werden, und erläutert die aktuellen Debatten um den Gehalt der Men- 54 soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte schen-rechte, ihren universalen Geltungsanspruch und ihre interkulturelle Übersetzbarkeit." (Autorenreferat) [30-L] Krol, Martin; Matzky-Eilers, Michael; Straube, Gregor (Hrsg.): Macht - Herrschaft - Gewalt: gesellschaftswissenschaftliche Debatten am Beginn des 21. Jahrhunderts, (Verhandlungen mit der Gegenwart, Bd. 1), Münster: Lit Verl. 2005, 255 S., ISBN: 3-8258-8721-9 (Standort: UB Stuttgart(93)-Zy120K93) INHALT: "Die im vorliegenden Band versammelten Texte untersuchen Bedingungen und Analysemöglichkeiten von Macht, Herrschaft und Gewalt. Neben theoretischen Rahmungen geraten deren Manifestationen im Raum des Politischen, in Geschlechterordnung, Erinnerungsdiskursen und Repräsentationen, in den Blick. Die programmatische Vielfältigkeit der Zugriffe verweist auf die Kontingenz von Wahrheitszuweisungen. Durch die Polykontexturalität der Positionen, die vom transformativen Charakter der thematisierten Kategorien ausgehen, weiden Felder eröffnet und weiterführende Diskussionsangebote gemacht." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Susanne Krasmann: Die Materialität der Gewalt. Oder: Warum die Kategorie des Raumes für eine politische Soziologie der Gewalt nützlich sein könnte (13-34); Reinhard Kreissl: Die Fake-Guerilla im Cybermarxismus. Vorüberlegungen zur Transformation sozialer Kontrolle und ihrer Kritik (35-66); Michael Matzky-Eilers: Theoretische Aspekte Michel Foucaults (67-78); Lisa Bokemeyer, Nicole Hummel, Mond Motakef: Die Möglichkeit im Unmöglichen: Gewalt und Dekonstruktion im Anschluss an Jacques Derrida (79-90); Michael Matzky-Eilers: Aspekte in Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme (91-104); Timo Luks: Biographien und Biographeme. Annäherungen an Marc Bloch und Ernst H. Kantorowicz (105-114); Arslan Boyaci: Falschmeldungen in der Vergangenheit. Marc Bloch und 'Die wundertätigen Könige' (115-122); Martin Krol: Gedanken zu Perspektiven einer Geschichtsschreibung nach Foucault (123-134); Il-Tschung Lim: Politik der Inklusion - Adressabilität und Ökonomie der Macht bei Niklas Luhmann (135-144); Axel Matzky-Eilers: Die Funktionen von Parteiorganisationen im politischen System der Gesellschaft (145-156); Ronald Langner: Soziale Bewegungen und Protest (157-166); Jörn Brinkhus: Macht - Herrschaft - Gegenmacht. Überlegungen zu Reichweite und Analysetiefe von Max Webers Herrschaftssoziologie (167-178); Claas Wehlen: Die Materialität des immateriellen politischen Körpers. Ernst H. Kantorowicz und 'Die zwei Körper des Königs' (179-188); Sven Martensen: Die Ästhetik der Macht: Zur architektonischen Selbstdarstellung der Bundesrepublik Deutschland (189-202); Kea Wienand: Funktionen visueller Repräsentationen von Alterität - Überlegungen aus gendertheoretischer und postkolonialer Perspektive (203-214); Nicole Mehring: Zur visuellen Repräsentation von Geschichte und ihren geschlechtlichen Implikationen (215-224); Tobias Kirsch: Männlichkeit als Machtstruktur. Die geschlechtliche Seite von Macht, Herrschaft und Gewalt (225-244); Gregor Straube: Repräsentationen des männlichen Körpers in den Neuen Männermagazinen. Eine Projektskizze (233-244); Mario Goldmann: Der Körper in der Theorie sozialer Systeme - Versuch einer ersten Annäherung (245-256). [31-L] Kunze, Rolf-Ulrich: Nation und Nationalismus, (Kontroversen um die Geschichte), Darmstadt: Wissenschaftl. Buchges. 2005, VIII, 126 S., ISBN: 3-534-14746-4 (Standort: UB Bonn(5)-2005/1030) soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte 55 INHALT: "Nation, Nationalstaat und Nationalismus sind keineswegs 'natürliche Gegebenheiten', sondern historische Konstrukte, deren Erforschung seit Renans Schlüsselfrage 1882 'Was ist Nation' zu den zentralen Themen der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften zählt. Nach einem umfassenden Überblick über die Entwicklung der modernen Nationalismusforschung erörtert Rolf-Ulrich Kunze sechs ausgewählte Forschungskontroversen und stellt die wesentlichen Ergebnisse der geschichts- und politikwissenschaftlichen, der sozialpsychologischen, philosophischen und anthropologischen Forschung dar." (Autorenreferat) [32-L] Lijphart, Arend: Democracy in the twenty-first century: can we be optimistic?, in: Norbert Kersting, Lasse Cronqvist (Hrsg.): Democratization and political culture in comparative perspective : Festschrift for Dirk Berg-Schlosser, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 37-56, ISBN: 3-81004159-9 (Standort: ULB Münster Zweigbibl. Sozialwiss. (6A)-ME3370/71) INHALT: Der Verfasser setzt sich mit zwei auf die Zukunft der Demokratie bezogenen Fragen auseinander: Wird die Demokratie sich im 21. Jahrhundert weiter ausbreiten und wie wird sich die Demokratie in qualitativer Hinsicht entwickeln? Damit wird auch die Frage angesprochen, ob parlamentarische Systeme oder Präsidialsysteme die günstigeren Voraussetzungen für die Entwicklung freiheitlicher Demokratien bieten. Mit Blick auf die Erfahrungen des 20. Jahrhunderts vertritt der Verfasser die Ansicht, dass der Parlamentarismus die besseren Voraussetzungen für eine Konsolidierung von Demokratien bietet. Die Entscheidung für ein Präsidialsystem in vielen Ländern vor allem Lateinamerikas bildet daher einen Grund zur Sorge. Der Verfasser verweist allerdings auch auf eine Reihe von Problemen in "alten" Demokratien, vor allem einen Vertrauensverlust auf Seiten der Bürger, der sich in sinkender Wahlbeteiligung ausdrückt. Vor diesem Hintergrund wird abschließend die Einführung einer Wahlpflicht diskutiert. (ICEÜbers) [33-L] Linz, Juan J.: Legitimacy of democracy, in: Norbert Kersting, Lasse Cronqvist (Hrsg.): Democratization and political culture in comparative perspective : Festschrift for Dirk Berg-Schlosser, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 57-77, ISBN: 3-8100-4159-9 (Standort: ULB Münster Zweigbibl. Sozialwiss. (6A)-ME3370/71) INHALT: Der Verfasser fragt nach dem Zusammenhang zwischen der Legitimität des politischen Systems in einem Land, der Legitimität des sozioökonomischen Systems und der Wahrscheinlichkeit eines Zusammenbruchs des politischen Systems. Als Ausgangspunkt dienen die beiden rivalisierenden politischen Systeme des 20. Jahrhunderts. Im kapitalistischen System sind das politische System und das Wirtschaftssystem jeweils autonom. Eine Krise des Kapitalismus hat daher nicht notwendigerweise einen direkten Einfluss auf die Stabilität der Demokratie, wie oft behauptet wird. Eine wirtschaftliche Krise kann in stabilen Demokratien unterschiedlichen Akteuren zugeordnet werden, sodass das politische System im Kern nicht für schlechte wirtschaftliche Ergebnisse verantwortlich ist. Das Risiko, dass demokratiefeindliche Kräfte von einer Wirtschaftskrise profitieren, ist daher gering. (ICEÜbers) 56 soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte [34-L] Lösch, Bettina: Deliberative Politik: moderne Konzeptionen von Öffentlichkeit, Demokratie und politischer Partizipation, Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot 2005, 274 S., ISBN: 3-89691-608-4 (Standort: ULB Münster Zweigbibl. Sozialwiss.(6A)-Me3100/126) INHALT: Die Verfasserin setzt sich zunächst mit dem Verhältnis von Philosophie und Politik auseinander und erörtert in diesem Zusammenhang Typen klassischer Beratungsverhältnisse. Anknüpfend an diese Differenzierung geht es im zweiten Kapitel um Aporien und Strukturelemente politischer Öffentlichkeit. Vor diesem Hintergrund legt die Verfasserin eine Systematik moderner Demokratietheorien vor, die sie in entscheidungszentrierte, kontextbezogene und prozedurale Demokratietheorien unterteilt. In der Auseinandersetzung mit diskursethisch begründeten prozeduralen Konzeptionen deliberativer Demokratie wird abschließend das Verhältnis von Deliberation und politischer Partizipation angesprochen. Hier tritt ein stark partizipatorisch orientierter Ansatz deliberativer Politik in den Vordergrund, wie er von Amy Gutmann und Dennis Thompson vertreten wird. (ICE2) [35-F] Nass, Elmar, Dr.theol. (Bearbeitung); Althammer, Jörg, Prof.Dr. (Betreuung): Die Effizienz sozialer Gerechtigkeit. Zur Idee eines humangerechten Sozialstaates INHALT: Der vermeintliche Trade-off von Effizienz und sozialer Gerechtigkeit wird in einem aristotelisch begründeten Entwurf zur Legitimierung sozialer Rechte durch die These einer Symbiose ersetzt. Ein Implementierungsmodell weist einen Weg zur Durchsetzung im pluralistischen Kontext. METHODE: aristotelisch-naturrechtlicher Ansatz zur Begründung sozialer Rechte ART: Dissertation; Auftragsforschung BEGINN: 2002-11 ENDE: 2005-10 AUFTRAGGEBER: Bistum Aachen FINANZIERER: Auftraggeber INSTITUTION: Universität Bochum, Fak. für Sozialwissenschaft, Sektion Sozialpolitik und Sozialökonomik Lehrstuhl Sozialpolitik (Universitätsstr. 150, 44780 Bochum) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected]) [36-L] Nawrath, Thomas: Die Tugend des Staatsmanns: eine pragmatische Dimension in Kants politischer Philosophie, in: Schweizerische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Vol. 11/2005, Iss. 2, S. 83-100 (URL: http://www.ingentaconnect.com/content/spsa/spsr/2005/00000011/00000002/art00004) INHALT: "Der vorliegende Artikel sucht die Dimension konkreter Politik in Kants Philosophie und fragt anhand des Verhältnisses von Staatsoberhaupt und Untertan danach, wann eine Republik mehr ist als nur ein Wort auf einem Blatt Papier. Hierzu wird das Verhältnis zwischen Kants Ethik und seiner Pädagogik heranzuziehen sein. Weder kann die Lösung allein durch die Individualethik erbracht werden, noch befriedigt allein eine geschichtsphilosophische Hoffnung. Denn dadurch wird das Selbstdenken als zentrale Forderung der Aufklärung konterkariert. Die realhistorischen Ereignisse in Frankreich und ihre systematische Erläuterung durch Kant weisen auf dasselbe Problem hin, wenn er die Abschaffung der Adelselite befürwortet. Die Institution des Adels genügt nämlich ebenfalls nicht dem Kriterium der Menschenrechte. Daraus ergibt sich für die Republikanisierung, damit sie für den Untertan nach- soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte 57 vollziehbar wird, die Bildung eines politischen Bewusstseins. Hierzu antizipiert Kant dasjenige, was heute unter dem Begriff des Sozialkapitals diskutiert wird." (Autorenreferat) [37-L] Neves, Marcelo: Gerechtigkeit und Differenz in einer komplexen Weltgesellschaft, in: Hauke Brunkhorst, Sérgio Costa (Hrsg.): Jenseits von Zentrum und Peripherie : zur Verfassung der fragmentierten Weltgesellschaft, München: Hampp, 2005, S. 23-52, ISBN: 3-87988-933-3 INHALT: Der Autor geht zunächst auf den Begriff der Gerechtigkeit als normatives Modell der konsistenten und adäquat komplexen Gleich-/Ungleichbehandlung ein und nimmt dabei eine Analyse des Gleichheitssatzes vor. Auf der Basis dieser Konzeption der Gerechtigkeit als Gleichheit versucht er nachzuweisen, dass der ihr innewohnende Universalismus mit dem die heutige Weltgesellschaft kennzeichnenden Wertepluralismus vereinbar ist. Er betrachtet im Anschluss daran die Gerechtigkeit als komplexe Gleichheit, wobei er ihre Variation je nach dem Sprachspiel (Diskurs) bzw. dem Kommunikationszusammenhang (System), auf das/den sich die Gleich-/Ungleichbehandlung bezieht, berücksichtigt. Er charakterisiert ferner den demokratischen Rechtsstaat als das für die Verwirklichung der Gerechtigkeit in der heutigen Weltgesellschaft adäquateste Verfahrensmodell. In seinen Schlussbemerkungen erörtert der Autor die Frage, ob und inwieweit der demokratische Rechtsstaat aufgrund zweier Faktoren an Bedeutung verloren hat: einerseits infolge der ethnischen Intoleranz und des religiösen Fundamentalismus, beide mit der Vielfalt von Werten unvereinbar; andererseits aufgrund des Expansionismus der Wirtschaft mit destruktiven Wirkungen auf das Recht und die Politik, was zu einer Verbreitung neuer Formen sozialer Exklusion und Ungleichheit geführt hat. (ICI2) [38-F] Noetzel, Thomas, Prof.Dr.phil. (Bearbeitung): Menschenbilder in der Globalisierung (Teilprojekt im Rahmen der Forschungsgruppe "Menschenbilder und ihre Orientierungsleistungen") INHALT: Ziel des Projektes ist zu klären, inwiefern die Positionen im Globalisierungsdiskurs von immanenten und latenten Menschenbildern geprägt sind. Es soll geklärt werden, ob in der Differenz der Vorstellungen über den Menschen Gründe für die so schwierige und unwegsam erscheinende Annäherung von Globalisierungskritikern und -befürwortern liegen könnten. Vertiefend wird eine Analyse normativer Universalismustheorien im Zusammenhang mit dem globalen, interkulturellen Anspruch der Menschenrechte durchgeführt. METHODE: Da es sich bei dem Projekt um die Untersuchung der Strukturierungsfunktion von latenten und immanenten Sinngehalten handelt, bietet sich die Textanalyse mit den Instrumenten der objektiven Hermeneutik an. Es werden Interviews mit Globalisierungskritikern und -befürwortern durchgeführt sowie entsprechendes Textmaterial ausgewählt und qualitativ analysiert. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen; Qualitatives Interview (Stichprobe: 5-10). Beobachtung, nicht teilnehmend; Gruppendiskussion; Sekundäranalyse von Individualdaten; Sequenzanalyse. Feldarbeit durch Mitarbeiter/innen des Projekts. ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Land Hessen Ministerium für Wissenschaft und Kunst 58 soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte INSTITUTION: Universität Marburg, FB 03 Gesellschaftswissenschaften und Philosophie, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte (WilhelmRöpke-Str. 6 G, 35032 Marburg) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 06421-28-24382, e-mail: [email protected]) [39-F] Nonhoff, Martin, Dr. (Bearbeitung): Politischer Diskurs und Hegemonie. Soziale Marktwirtschaft als hegemoniales Projekt INHALT: Auf theoretischer Ebene wird eine politikwissenschaftliche Theorie des Diskurses und der Hegemonie entworfen, v.a. im Anschluss an das Denken von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe. Auf methodischer Ebene wird eine Analytik zur empirischen (diskursanalytisch arbeitenden) Hegemonieforschung entworfen. Im Zentrum steht dabei ein Set von neun hegemonialen Strategien. Empirisch wird der Diskurs um die Soziale Marktwirtschaft zwischen 1946 und 1959 untersucht. Dabei stehen unter anderem Texte von Alfred Müller-Armack und Ludwig Erhard sowie Parteipublikationen im Vordergrund. Es wird aufgezeigt, wie sich die Soziale Marktwirtschaft als letztlich erfolgreiches hegemoniales Projekt entwickelte. ZEITRAUM: 1946-1959 GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland METHODE: Konstruktivistischer Ansatz; Diskurs-/ Hegemonietheorie; Diskursanalyse VERÖFFENTLICHUNGEN: Nonhoff, M.: Politischer Diskurs und Hegemonie. Das Projekt Soziale Marktwirtschaft. Bielefeld: Transcript 2006 (im Erscheinen). ARBEITSPAPIERE: Nonhoff, M.: Soziale Marktwirtschaft als hegemoniales Projekt. Eine Übung in funktionalistischer Diskursanalyse. Paper auf der Tagung "Diskursanalyse in Deutschland und Frankreich: aktuelle Tendenzen in den Sprach- und Sozialwissenschaften" (Paris, Juli 2005). Download unter: http://www.johannes-angermueller.de/deutsch/ADFA/nonhoff.pdf . ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 1998-03 ENDE: 2004-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Freistaat Bayern; Studienstiftung des deutschen Volkes INSTITUTION: Universität Bremen, Zentrum für Sozialpolitik Abt. Theorie und Verfassung des Wohlfahrtsstaates (Postfach 330440, 28334 Bremen) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0421-218-9250, e-mail: [email protected]) [40-L] Pollak, Johannes: Repräsentation als Herrschaftsorganisation: ideengeschichtliche Anmerkungen, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg. 34/2005, H. 3, S. 217-232 (Standort: UuStB Köln(38)-XE00150; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Repräsentation ist ein Schlüsselkonzept moderner Demokratietheorie - seine Bedeutung ist jedoch weidlich unspezifisch. Der Beitrag konzentriert sich auf eine Funktion der Repräsentation, die Herrschaftsorganisation und auf die damit verbundenen Fragen wer oder was wird wie repräsentiert. In der ideengeschichtlichen Genese wird sichtbar, dass Repräsentation weder ein modernes Konzept ist, noch dass es eine bloße Technik der Herrschaftsgestaltung ist. Vielmehr wird durch die Kontextualisierung sein teleologisch manipulativer Charakter evident." (Autorenreferat) soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte 59 [41-L] Reitz, Tilman: Neoliberalismus in Staat und Geist, in: Das Argument : Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften, Jg. 47/2005, H. 3 = H. 261, S. 371-375 (Standort: UB Bonn(5)-Z70/6; UuStB Köln(38)-XG01665; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Verfasser diskutiert Foucaults Position zum Neoliberalismus, wie sie im zweiten Band der Gouvernementalitäts-Vorlesungen entwickelt wird. Er zeigt, dass Foucaults stellenweise hellsichtige Analyse der liberalen Wirtschaftstheorie seit 1938 unter einer fast vollständigen Vernachlässigung der aktuellen Politik des Neoliberalismus leidet, ganz zu schweigen von deren Beziehung zur sozioökonomischen Wirklichkeit. So erscheint der keynesianische Wohlfahrtsstaat in Nachkriegsdeutschland als Antwort auf Marktradikalismus, während die Verstrickung der Chicago-Schule in das Pinochet-Regime kein Gegenstand der Analyse wird. (ICEÜbers) [42-F] Richter, Norbert Axel, Dr. (Bearbeitung): Imaginationen einer geordneten Welt: historisch-systematische Untersuchung zu Begriff und Idee der Weltordnung und zu den normativen Konsequenzen einer phänomenologischanthropologischen Kritik aktueller politischer Weltordnungskonzepte INHALT: Imaginationen einer als ganzer geordneten Welt sind in der Geistesgeschichte seit ihren Anfängen präsent und auch in der politischen Philosophie wirksam gewesen. Im Zuge der unter dem Schlagwort Globalisierung zusammengefassten Prozesse hat das Problem der Schaffung und Begründung einer politischen Weltordnung an Aktualität gewonnen. Zugleich sind aber gegenwärtige Projekte globaler politischer Ordnung einer Kritik ausgesetzt, die sich z.T. auf die Ebene einer Phänomenologie sozialer Regel- und Ordnungsbildung zurückverfolgen lässt. Das systematische Hauptinteresse des Forschungsprojekts besteht darin, die theoretische und politische Relevanz einer auf dieser fundamentalen Ebene positionierten kritischen Ordnungstheorie zu untersuchen: Mithin aufzuklären, inwieweit die Begründungsbasis aktueller Konzepte politischer Weltordnung durch sie berührt wird und inwieweit aus einer Kritik diesen Typs normative Randbedingungen für die Gestaltung eines interkulturell rationalen Weltregierens abgeleitet werden können. Im Vorfeld dieser systematischen Fragestellung soll auf der Grundlage philosophie- und begriffsgeschichtlicher Forschungsergebnisse eine Typologie historischer Weltordnungsvorstellungen entwickelt werden, die es erlaubt, gegenwärtig diskutierte Modelle in ihrem spezifischen problemgeschichtlichen Horizont sichtbar zu machen. ART: gefördert BEGINN: 2004-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Tübingen, Graduiertenkolleg "Globale Herausforderung - transnationale und transkulturelle Lösungswege" (Liebermeisterstr. 18, 72076 Tübingen) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected]) [43-L] Rose, Uta-D.: Die Komplexität politischen Handelns: die Liberalismus-Kommunitarismus-Debatte im Lichte des Denkens von Hannah Arendt, Waldkirch: Ed. Gorz 2004, 296 S., ISBN: 3-93809501-6 (Standort: UB Wuppertal(468)-05ZZX29186) 60 soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte INHALT: "Die Kontroverse zwischen Liberalismus und Kommunitarismus ist nicht nur eine theoretische Auseinandersetzung. Die beteiligten Autoren wollen zugleich die Bürger erreichen und das Erfordernis bewusst machen, sich einerseits mit dem Gemeinwesen zu identifizieren und sich andererseits aktiv daran zu beteiligen, d.h. politisch zu handeln. Politisches Handeln wird allerdings nicht ausdrücklich thematisiert. Aus diesem Grund greift die Autorin auf Hannah Arendts politisches Denken zurück, worin die Komplexität des politischen Handelns besonders deutlich zutage tritt. In Anknüpfung an Hannah Arendt und in ihrer Nachfolge über sie hinausgehend weist die Autorin phänomenologisch auf, wie Handeln geschieht und was für es konstitutiv ist. Die phänomenologische 'Lektürehaltung' gegenüber den beteiligten Autoren lässt die Liberalismus-Kommunitarismus-Debatte in einem anderen Licht erscheinen, so dass unbeachtet gebliebenes Gemeinsames eine neue Bedeutung erlangt und sogar eine Möglichkeit der Versöhnung der gegensätzlichen Positionen eröffnet. Der Mitvollzug der Phänomene des Handelns schärft den Blick für politisches Alltagsgeschehen. Darüber hinaus weisen die Phänomene auf uns selbst als Handelnde, machen uns betroffen. Handeln wird zu einer 'Angelegenheit', 'an' der uns 'gelegen' ist." (Autorenreferat) [44-L] Roth, Roland: Die dunklen Seiten der Zivilgesellschaft: Grenzen einer zivilgesellschaftlichen Fundierung von Demokratie, in: Ansgar Klein, Kristine Kern, Brigitte Geißel, Maria Berger (Hrsg.): Zivilgesellschaft und Sozialkapital : Herausforderungen politischer und sozialer Integration, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 41-64, ISBN: 3-8100-3993-4 (Standort: UB Bonn(5)-20052831) INHALT: "Die Schattenseiten von realen Zivilgesellschaften im Hinblick auf demokratische Prozesse untersucht Roland Roth. Er geht davon aus, dass demokratieförderliche Wirkungen der Zivilgesellschaft erst dann angemessen erfasst werden können, wenn auch die gegenläufigen anti-demokratischen und unzivilen Tendenzen innerhalb 'realer Zivilgesellschaften' ernsthaft berücksichtigt werden. Roth zeigt auf, dass die Existenz von Gruppierungen einer bad civil society analytisch nur unzureichend berücksichtigt werden. Zudem argumentiert er, dass je korporatistischer die Einbindung zivilgesellschaftlicher Organisationen ausfällt, desto weniger dürften sie den Idealen autonomer, selbstorganisierter und freiwilliger Assoziation entsprechen und demokratische Lernorte anbieten. Als Gefahren an den Grenzen von Zivilgesellschaft zu den Sektoren Markt und Staat diskutiert der Autor die Problematik von zunehmender Korruption, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Seine Analyse macht deutlich, dass die Demokratisierung liberaler Demokratien neue institutionelle Formen benötigt und sich nicht in der Anrufung der Zivilgesellschaft erschöpfen darf." (Autorenreferat) [45-L] Saage, Richard; Heyer, Andreas: Rousseaus Stellung zum utopischen Diskurs der Neuzeit, in: Politische Vierteljahresschrift : Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Jg. 46/2005, H. 3, S. 389-405 (Standort: UuStB Köln(38)-XE00036; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Die Autoren vertreten die These, dass eine differenzierte Interpretation des Werkes von Jean-Jacques Rousseau nur dann erfolgen kann, wenn dessen Schriften zwischen den beiden das neuzeitliche Denken zentral prägenden politischen Theoriebildungsmustern des Kontraktualismus und der Utopie verortet werden. Die aktuelle Dimension dieser Auseinan- soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte 61 dersetzung ist in der Frage zu sehen, ob die liberal-individualistischen Schichten des Rousseauschen Denkens dessen kollektive Komponenten überlagern oder ob das Umgekehrte der Fall ist. Verbunden ist mit dieser Entscheidung zugleich die Richtung der jeweiligen Rousseau-Interpretation: Entweder wird dieser als liberaler Vordenker der Moderne verstanden und mit seinen demokratietheoretischen Überlegungen ernst genommen oder als zumindest Stichwortgeber der totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts aufgefasst. Zur Klärung der hier aufgeworfenen Frage untersuchen die Autoren die kontraktualistische und die utopische Dimension in Rousseaus Werk und wägen beide Elemente interpretativ gegeneinander ab." (Autorenreferat) [46-L] Schröder, Peter: Niccolo Machiavelli, (Reihe Campus Einführungen), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2004, 164 S., ISBN: 3-593-37571-0 INHALT: Diese Einführung zu Machiavelli beansprucht insofern Originalität, als der Autor Machiavellis Deutschlandbild und Machiavellis Wirkung in England eigene Unterkapitel widmet. Er geht zunächst auf einige relevante Aspekte von Machiavellis Leben ein. Um den folgenden Hauptteil zu erschließen, muss der Leser sich selbst zunächst Orientierung verschaffen: Unter der Überschrift 'Menschenbild' wird Machiavellis Politikansatz erläutert, was in dem folgenden Kapitel 'Republikanismus'21; fortgeführt wird mit den Schwerpunkten Religion und Militär. Bevor abschließend die Rezeptionsgeschichte nachgezeichnet wird, widmet sich Schröder noch dem Geschichtsbild. (ZPol, VS) [47-L] Schwerdt, Kai: Demokratie und Globalisierung: zur Zukunft der territorial verfassten Demokratie in einer globalisierten Welt, Marburg: Tectum Verl. 2003, 147 S., ISBN: 3-8288-8517-9 INHALT: Schwerdt untersucht das Phänomen der Globalisierung, stellt ihm die Anforderungen territorialer Demokratien gegenüber und benennt schließlich zwei Alternativen, wie auf den drohenden Legitimitätsverlust Letzterer reagiert werden kann. Er hält sich in seinem Buch durchweg an bekannte Größen des Faches. Fritz W. Scharpf steht dabei für das Modell des demokratietheoretischen Pessimismus, während Anthony McGrew, Otfried Höffe und allen voran David Held deren optimistisches Pendant repräsentieren. (ZPol, VS) [48-L] Streeck, Wolfgang: Globalisierung: Mythos und Wirklichkeit, in: Hans-Jürgen Aretz, Christian Lahusen (Hrsg.): Die Ordnung der Gesellschaft : Festschrift zum 60. Geburtstag von Richard Münch, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 373-395, ISBN: 3-631-53411-6 INHALT: Begreift man die Herausbildung eines globalen Systems souveräner Nationalstaaten als Moment eines langen, dem Nationalstaat vorausgehenden Prozesses der gleichzeitigen Modernisierung und Globalisierung sozialer Ordnungen, so kann - so die These des Autors - aus dem Andauern dieses Prozesses nicht ohne weiteres auf ein bevorstehendes "Ende des Nationalstaats" geschlossen werden. Die Ausführungen zeigen, dass das System der Nationalstaaten schon immer eine Organisationsform der Weltgesellschaft war: eine institutionelle Archi- 62 soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte tektur zur Bearbeitung komplexer Koordinierungsprobleme in einer längst weltweit ausdifferenzierten Sozialstruktur. Was wir heute als Globalisierung erfahren, ist deshalb nicht die Ablösung nationaler Gesellschaften durch eine globale Gesellschaft - diese gibt es schon lange -, sondern eine, wenn auch weitgehende, Reorganisation der letzteren. Veränderungen in Rolle und Funktionsweise des Nationalstaats müssen dabei im Kontext eines sich verändernden Verhältnisses zwischen interner Koordinierung innerhalb politischer Einheiten und externer Koordinierung zwischen denselben verstanden werden, dessen treibende Kräfte der Fortschritt der weltweiten Arbeitsteilung einerseits und die Eigenlogik der Evolution politischer Ordnungen und Institutionen andererseits sind. (ICA2) [49-L] Vorholt, Udo: Gerechtigkeit - die philosophische Konzeption von Leonard Nelson, in: Thomas Meyer, Udo Vorholt (Hrsg.): Zivilgesellschaft und Gerechtigkeit, Dortmund: Projekt-Verl., 2004, S. 103-113, ISBN: 3-89733-124-1 (Standort: ULB Darmstadt(17)-2005-5156) INHALT: Nach einem kurzen allgemeinen Überblick über die verschiedenen Gerechtigkeitskonzeptionen aus der politischen Philosophie und der normativen Ethik (Platon, Aristoteles, Rechtspositivismus, Utilitarismus, Systemtheorie, John Rawls, Michael Walzer, Sen) stellt der Beitrag den Entwurf einer umfassenden Gerechtigkeitstheorie des Philosophen Leonard Nelson vor. Bei der integralen Theorie des Göttinger Philosophen, Politikers und Pädagogen handelt es sich um einen der wenigen Theorieentwürfe im Bereich der normativen Begründung politischen Handelns, der sich von der philosophischen Analyse bis hin zur politischen Programmatik erstreckt. Beleuchtet werden das 1917 in seinem Hauptwerk "Kritik der praktischen Vernunft" entwickelte Sittengesetz sowie seine Gesellschaftstheorie (Rechtsgesetz) aus dem 1924 vorgelegten "System der philosophischen Rechtslehre und Politik". Nach Nelson ist das Ideal der persönlichen Freiheit durch das Recht der persönlichen Gleichheit eingeschränkt. Dies ist auch in seiner Argumentation der entscheidende Kritikpunkt gegenüber dem politischen Liberalismus. (ICH) [50-L] Williams, Howard; Wischke, Mirko: Zwischen Widerstandsrecht und starkem Staat: ein Beitrag zur deutschen Rezeptionsgeschichte von Hobbes, in: Karl Graf Ballestrem, Volker Gerhardt, Henning Ottmann, Martyn P. Thompson (Hrsg.): Politisches Denken : Jahrbuch 2004, Berlin: Duncker & Humblot, 2004, s. 2542, ISBN: 3-428-11732-8 (Standort: B d. Friedrich-Ebert-Stiftung(Bo133)-X7409) INHALT: Im Mittelpunkt des Beitrags stehen zwei wichtige Phasen der Hobbes-Rezeption in Deutschland. Die erste Phase fällt in den Zeitraum nach der Französischen Revolution, die zweite in die Jahrzehnte nach dem Ersten Weltkrieg. In beiden Diskussionen nimmt die Interpretation von Hobbes' Widerstandslehre einen zentralen Platz ein. In die erste Phase fällt die Interpretation Kants, der die Prinzipien der Französischen Revolution bejaht und kein absoluter Gegner von Hobbes war, sowie von Paul Johann Anselm Feuerbach, der die Autoritätstendenzen bei Hobbes am besten verstanden und das Widerstandsrecht als unverzichtbar angesehen hat. Zur zweiten Phase gehört die Rezeption durch Carl Schmitt, der nur den Autoritätsgedanken aufgreift und die liberalen Aspekte in Hobbes' System verneint. Zwischen beiden Strömungen steht die historisch-wissenschaftliche Interpretation von Tönnies. Tönnies positive Rezeption übersieht allerdings, dass Hobbes ein Gegner der Demokratie ist. (ICE2) soFid Politische Soziologie 2006/1 1 Politische Grundbegriffe und Konzepte 63 [51-F] Yang, Mundo, Dipl.-Pol.; Teune, Simon, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Rucht, Dieter, Prof.Dr. (Leitung): Democracy and the mobilization of society INHALT: Visionen, Praktiken und Bedingungen partizipatorischer und deliberativer Demokratie in der globalisierungskritischen Bewegung. ZEITRAUM: 1990er Jahre bis heute GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Debatte um deliberale Demokratie; Habermas; Theorien sozialer Bewegungen. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Gruppendiskussion. Qualitatives Interview. Inhaltsanalyse, standardisiert; Inhaltsanalyse, offen; Aktenanalyse, standardisiert; Aktenanalyse, offen (Stichprobe: 31-43; Webseiten, Statuten, Satzungen von Organisationen, Gruppen; Auswahlverfahren: Quota). Beobachtung, teilnehmend (Stichprobe: 2 Basisgruppen mit 9-15 Aktivisten; Auswahlverfahren: kontrollierter Vergleich). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 317; Individuen, Aktivisten; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: Auftragsforschung BEGINN: 2004-09 ENDE: 2007-09 AUFTRAGGEBER: Generaldirektion Forschung FINANZIERER: Auftraggeber INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie Forschungsgruppe Zivilgesellschaft, Citizenship und Politische Mobilisierung in Europa (Reichpietschufer 50, 10785 Berlin) KONTAKT: Leiter (Tel. 030-25491-306, e-mail: [email protected]) [52-L] Zittel, Thomas: Partizipative Demokratie und Politische Partizipation, in: André Kaiser, Thomas Zittel (Hrsg.): Demokratietheorie und Demokratieentwicklung : Festschrift für Peter Graf Kielmansegg, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 55-74, ISBN: 3-531-14118-X (Standort: UB Bonn(5)2004/4498) INHALT: Der Beitrag zur neueren demokratiepolitischen Debatte beschäftigt sich mit der Chance zur Veränderung politischer Beteiligungsraten durch die Reform der Verfahren und Institutionen von Demokratie. Dabei handelt es sich um das Konzept der partizipativen Demokratie, das einen positiven Zusammenhang zwischen politischer Beteiligung und institutionellen Rahmenbedingungen zugrundelegt. Der erste Schritt liefert einen Überblick zu den Reformoptionen, die im Kontext der Theorie partizipativer Demokratie vertreten werden. Im Zentrum der weiteren Überlegungen steht die Frage nach der Wirkung dieser Reformoptionen auf den Grad der Beteiligungsbereitschaft. Demnach lassen sich drei Wirkungszusammenhänge unterscheiden, aus denen drei Strategien der Demokratisierung hervorgehen: (1) Expansive, (2) integrative und (3) effizienz-orientierte Demokratisierung. Diese Trias bildet die Grundlage für eine Rekonstruktion der Theorie der partizipativen Demokratie, die den Zusammenhang zwischen verfasster Ordnung und politischem Verhalten in den Mittelpunkt stellt. Der Text schließt mit einem Fazit und einer Diskussion zu den weitergehenden Fragen, die sich im Rahmen der skizzierten Systematik stellen. (ICG2) 64 soFid Politische Soziologie 2006/1 2 Theorie und Geschichte politischer Systeme 2 Theorie und Geschichte politischer Systeme [53-L] Albert, Hans: Wirtschaft, Politik und Freiheit - das Freiburger Erbe, (Freiburger Diskussionspapiere zur Ordnungsökonomik), Freiburg im Breisgau 2004, 15 S. (Graue Literatur; URL: http://www.eucken.de/publikationen/04_8bw.pdf) INHALT: Der Text erörtert die Wirkungsgeschichte bzw. den wissenschaftlichen Beitrag der 'Freiburger Schule' für die wirtschaftliche, politische und freiheitliche Entwicklung der Bundesrepublik. So ist nach Einschätzung des Autors die institutionelle Gründung der Bundesrepublik in wesentlicher Hinsicht dem Einfluss der Freiburger Schule zu verdanken. Ferner hat sie die Gestaltung der sozialen Ordnung geprägt, die dann zur heutigen Verfassung der Bundesrepublik geführt hat. Dem gemäß werden hier die wirtschaftspolitischen Sichtweisen und Ansätze des Mitbegründers der Freiburger Schule W. Eucken dargelegt. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Themen der Wirtschafts- und Wettbewerbsordnung sowie der individuellen Freiheit. Ferner wird die Fortführung des Freiburger Erbes durch F. A. von Hayek, J. Buchanan und andere Wissenschaftler skizziert. (ICG2) [54-L] Conze, Eckart: Sicherheit als Kultur: Überlegungen zu einer "modernen Politikgeschichte" der Bundesrepublik Deutschland, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jg. 53/2005, H. 3, S. 357-380 (Standort: UuStB Köln(38)-FHM EP67; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Was ist Sicherheit und wie viel braucht ein Mensch davon, um sich in seiner Welt 'heimisch' zu fühlen? Der Autor skizziert das rückwärtsgewandte Sicherheitsstreben in der Ära Adenauer, den optimistischen Glauben an die Sicherheit von Fortschritt und Wachstum in den sechziger und frühen siebziger Jahren, das folgende Jahrzehnt der 'Inneren Sicherheit' und schließlich die internationale Sicherheitspolitik. Dabei entwickelt er ein neues Konzept einer 'modernen Politikgeschichte' der Bundesrepublik Deutschland, die mit 'Sicherheit' als analytischem Leitbegriff sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Ansätze ebenso zu integrieren vermag wie das Potential der Kulturgeschichte und der Geschichte transnationaler Beziehungen, von der in den letzten Jahren viele fruchtbare Ansätze ausgegangen sind." (Autorenreferat) [55-L] Crome, Erhard: Politische Konstellationen des Umbruchs: Bürgerbewegungen, SED und 'Blockflöten', in: Stefan Bollinger (Hrsg.): Das letzte Jahr der DDR : zwischen Revolution und Selbstaufgabe, Berlin: Dietz, 2004, S. 124-155, ISBN: 3-320-02047-1 (Standort: UB Erfurt/ Gotha(547)-MG810308692) INHALT: Der Autor untersucht verschiedene Diskursstrukturen in der Geschichte der ehemaligen DDR, um die Eigenarten des kommunistischen Herrschaftssystems, die Atomisierung bzw. Entdifferenzierung der Gesellschaft und ihre eingeebneten Sozialverhältnisse zu verdeutlichen. Die Affirmation und Distinktion im Verhältnis zum kommunistischen Herrschaftssystem erfolgten dabei wesentlich auf dem Wege "kultureller Inszenierungen", die auf die For- soFid Politische Soziologie 2006/1 2 Theorie und Geschichte politischer Systeme 65 mierung der politischen Generationen in der DDR einwirkten. Der Autor geht ferner auf die Entstehung und Organisationsentwicklung der Bürgerbewegungen, den schleichenden Machtverlust der SED sowie auf die Rolle der ehemaligen Blockparteien der DDR im Umbruchprozess von 1989/90 ein. (ICI) [56-L] Debus, Marc: Annähern oder Distanzieren?: strategische Positionierung von FDP, VdU und FPÖ zwischen 1949 und 2002, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg. 34/2005, H. 4, S. 413430 (Standort: UuStB Köln(38)-XE00150; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Seit 1949 verfügen Deutschland und Österreich über ideologisch wie numerisch ähnliche Parteiensysteme. Während jedoch in der Bundesrepublik Koalitionen aus großer und kleiner Partei die Regel waren, bestanden in Österreich vorwiegend große Koalitionen. Ziel dieses Aufsatzes soll sein, durch eine Kombination von koalitions- und spieltheoretischen sowie historischen Ansätzen die Ursachen für die unterschiedliche Strategie und Stellung von FDP, VdU und FPÖ im jeweiligen Koalitionsspiel zu bestimmen. Die empirische Analyse von Wahlprogrammen zeigt, dass die FDP häufig programmatische Positionen einnimmt, die der ihres gewünschten Koalitionspartners widersprechen, wohingegen VdU bzw. FPÖ sich inhaltlich vielfach der Partei annähern, die Signale zur Bildung einer 'kleinen Koalition' aussendet. Das Eintreten dieser strategischen Bewegungen hängt jedoch davon ab, welcher ideologische Flügel zum Zeitpunkt einer Wahl die jeweilige Partei dominiert." (Autorenreferat) [57-L] Eidgenössisches Département des Innern -EDI-, Schweizerisches Bundesarchiv (Hrsg.): Die Erfindung der Demokratie in der Schweiz, (Studien und Quellen, 30), Zürich: Chronos Verl. 2004, 330 S., ISBN: 3-0340-0693-4 INHALT: Aus dem Inhaltsverzeichnis: Bernard Voutat / Pierre-Antoine Schorderet: Droits politiques et democratie. La politisation saisie par le droit (17-43); Josef Lang: Die beiden Katholizismen und die Krux der Schweizer Demokratie (45-73); Sibylle Hardmeier: Was uns der Frauenstimmrechtskampf über die 'Erfindung' der Demokratie lehrt (75-108); Gisela Hürlimann / Ganga Jey Aratnam: Die Aporien der Demokratie. Politische Partizipation, Integration und die 'Ausländerfrage', 1960 bis heute (109-143); Roger Blum: Medien und Demokratie (145-156); Jean Widmer: Ordre des langues et ordre du politique. Plurilinguisme et democratie en Suisse (157-181); Patrick Kupper / Daniel Speich: Demokratie und Wissenschaft. Ansätze zur Geschichte einer verwickelten Beziehung (183-214); Trudy Huskamp Peterson: Truth and the records of truth commissions (215-226); Christoph Graf: Archive und Demokratie in der Informationsgesellschaft (227-271); Jacques Grimard: Archives et democratie ... a la canadienne (273-296); Daniel Brändli / Rafael Schläpfer: Demokratie und Informationsgesellschaft (297-330). (ZPol, VS) [58-L] Elo, Kimmo: Die Systemkrise eines totalitären Herrschaftssystems und ihre Folgen: eine aktualisierte Totalitarismustheorie am Beispiel der Systemkrise in der DDR 1953, (Diktatur und Widerstand, Bd. 10), Münster: Lit Verl. 2005, 246 S., ISBN: 3-8258-8069-9 (Standort: UB Bonn(5)2005-3702) 66 soFid Politische Soziologie 2006/1 2 Theorie und Geschichte politischer Systeme INHALT: Der Verfasser stellt zunächst die Totalitarismustheorie von Carl J. Friedrichs vor, um diese dann im nächsten Schritt in modifizierter Form auf die politische Krise in der DDR 1953 anzuwenden. Die Frage nach Struktur und Dynamik eines totalitären Systems steht dabei im Mittelpunkt. Die Ursachen und Folgen der Systemkrise in der DDR, so wird deutlich, sind primär auf die strukturellen Restriktionen des totalitären Systems zurückzuführen, die die totalitäre Dynamik maßgeblich bestimmt haben. Die aktualisierte Totalitarismustheorie erweist sich als in der Lage, die zentralen "blinden Flecke" der frühen Totalitarismustheorien auszuleuchten: die Frage nach den Änderungen innerhalb eines totalitären Systems und die Frage, warum solche Änderungen stattfinden. (ICE2) [59-L] Hahn, André: Der Runde Tisch - Schule der Demokratie, in: Stefan Bollinger (Hrsg.): Das letzte Jahr der DDR : zwischen Revolution und Selbstaufgabe, Berlin: Dietz, 2004, S. 230-272, ISBN: 3-32002047-1 (Standort: UB Erfurt/ Gotha(547)-MG81030-8692) INHALT: Der Autor versteht den Runden Tisch in der ehemaligen DDR als ein außerparlamentarisches Forum widerstreitender politischer Interessen, das eine Beratungs-, Initiativ- und teilweise auch Kontrollfunktion gegenüber den gewählten Vertretungskörperschaften der Gesellschaft ausübt. Der Runde Tisch war das unverwechselbare Resultat der demokratischen Umwälzung in der DDR mit einem hohen Grad eigener kritischer Identität. Er signalisierte die Chancen und die Kraft direkter Demokratie in einer Gesellschaft mündiger Bürger gerade deshalb so einprägsam, weil er auch ihre Grenzen erkannte und sich von Beginn an der Aufgabe stellte, einen repräsentativen Parlamentarismus zu begründen. Der Autor unterstreicht in seinem Aufsatz die Bedeutung des Runden Tisches für die politische Interessenartikulation und die Herausbildung politischer Eliten in der Wendezeit. Er gibt einen Überblick über die Teilnehmer am Zentralen Runden Tisch, die einzelnen Arbeitsphasen und die inhaltliche politische Arbeit. Er beschreibt ferner die Rolle der kirchlichen Moderatoren und skizziert die Grenzen der Runden Tische in Bezug auf das Legitimationsproblem in der Politik und die Machtfrage. Er diskutiert abschließend die Frage, was von dem Runden Tisch nach der Wiedervereinigung für die Politikgestaltung in Ostdeutschland geblieben ist. (ICI2) [60-F] Haupert, Bernhard, Prof.Dr. (Leitung): Rekonstruktion von Sozialisationsmilieus im Nationalsozialismus INHALT: keine Angaben ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Katholische Hochschule für Soziale Arbeit (Rastpfuhl 12A, 66113 Saarbrücken) KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected]) [61-L] Höpner, Martin: Sozialdemokratie, Gewerkschaften und organisierter Kapitalismus, 1880-2002, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft, 2005, H. 45, S. 196-221 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; UuStB Köln(38)-M Einzelsign; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) soFid Politische Soziologie 2006/1 2 Theorie und Geschichte politischer Systeme 67 INHALT: "In diesem Beitrag werden Ursprünge und Entwicklung der sozialdemokratischen Präferenz für die Liberalisierung der Unternehmenskontrolle diskutiert. Es wird gezeigt, dass die Vorliebe für Wettbewerbspolitik in den Bereich der vorstrategischen, fundamentalen Präferenzen fällt. Der organisierte Kapitalismus, hier verstanden als Begrenzung des Wettbewerbs durch Unternehmenskooperation und -koordination, Delegation von Entscheidungsbefugnissen an Kartelle oder Unternehmensnetzwerke und damit verbundene Durchdringung der Unternehmen mit über die Einzelwirtschaft hinausweisenden Perspektiven, hat sich in Deutschland etwa ab den 1880er Jahren herausgebildet. Organisation durch Kartelle galt bereits in der Arbeiterbewegung des Kaiserreichs als reifste Form des Kapitalismus. Während der zweiten Hälfte der Weimarer Republik wurde kapitalistische Organisation durchweg als dem Konkurrenzkapitalismus überlegene, kapitalistische Anarchie durch sozialistische Prinzipien ergänzende, das Kapital zivilisierende Wirtschaftsform interpretiert. Der Nationalsozialismus löste einen eruptiven Präferenzwechsel in der Arbeiterbewegung aus. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, vollendet durch die Godesberger und Düsseldorfer Programme, bildete sich die sozialdemokratische und gewerkschaftliche Präferenz für Wettbewerbspolitik heraus, in deren Tradition die liberale Haltung von SPD und Gewerkschaften während der Reformen der Unternehmenskontrolle der späten neunziger und frühen 2000er Jahre stand." (Autorenreferat) [62-F] Ihme-Tuchel, Beate, Dr. (Bearbeitung): Politisch induzierter gesellschaftlicher Wandel in der DDR INHALT: Das Projekt will einerseits einen Überblick über den politisch induzierten Wandel in der SBZ/ DDR sowie seine Voraussetzungen und Dynamik geben. Diese Gesamtbetrachtung knüpft an verschiedene theoretische Interpretationen des politischen Systems der DDR an und will diese mit Leitfragen zu einzelnen Zeitabschnitten empirisch-analytisch überprüfen. Erste Ergebnisse wurden in unten stehenden Publikationen veröffentlicht; eine überblicksartige Gesamtdarstellung zu Forschungsproblemen war für das Jahr 2001 geplant. Der zweite Teil des Projektes widmet sich in den kommenden Jahren Spezialfragen des politisch induzierten Wandels, etwa den Versuchen der Herausbildung einer eigenen "sozialistischen Intelligenz" in der SBZ/ DDR. GEOGRAPHISCHER RAUM: SBZ/ DDR VERÖFFENTLICHUNGEN: Ihme-Tuchel, Beate: Stalinismus in der DDR. in: Historicum. Zeitschrift für Geschichte, Nr. 82, Winter 2003/2004, S. 18-23.+++Dies.: Armee des Volkes? Anmerkungen zur wechselseitigen Reflexion von Militär und Gesellschaft in der DDR. in: Ehlert, Hans; Rogg, Matthias (Hrsg.): Militär, Staat und Gesellschaft in der DDR. Forschungsfelder, Ergebnisse, Perspektiven. Militärgeschichte der DDR, Bd. 8. Berlin: Links 2004, S. 359-375. ISBN 3-86153-329-4.+++Dies.: Marxistische Ideologie - Herrschaftsinstrument und politische Heilslehre. in: Eppelmann, Rainer; Faulenbach, Bernd; Mählert, Ulrich (Hrsg.): Bilanz und Perspektiven der DDR-Forschung. Paderborn: Schöningh 2003, S. 107-112 und S. 451-454. ISBN 3-406-70110-X.+++Dies.: Die DDR. Kontroversen um die Geschichte. Darmstadt: Wiss. Buchges. 2002. ISBN 3-534-14733-2.+++Dies.: Die frühe Schriftstellerpolitik der SED und das Desaster der interpretierenden Klasse. in: Timmermann, Heiner (Hrsg.): Die DDR in Deutschland: ein Rückblick auf 50 Jahre. Schriftenreihe Dokumente und Schriften der Europäischen Akademie Otzenhauen, Bd. 93, Berlin 2001.+++Dies.: Die innenpolitische Entwicklung in den neuen Bundesländern seit 1989. in: Politische Bildung: Beiträge zur wissenschaftlichen Grundlegung und zur Unterrichtspraxis, 31, 1998, 4, S. 54-61. Zugleich erschienen in: Massing, Peter (Hrsg.): Wendepunkte: zur deutschen Geschichte von 1945 bis heute. uni studien politik. Schwalbach/ Ts. 1998, S. 54-61. 68 soFid Politische Soziologie 2006/1 2 Theorie und Geschichte politischer Systeme ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Otto-SuhrInstitut für Politikwissenschaft Bereich Grundlagen der Politik Arbeitsbereich Historische Grundlagen der Politik (Ihnestr. 22, 14195 Berlin) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 030-838-54349, e-mail: [email protected]) [63-F] Janssen, Siebo (Bearbeitung): Verbindung zwischen protestantischer Staatsauffassung und außenpolitischen Konsequenzen derselben bei protestantisch-konservativen Parteien in den Niederlanden und dem Deutschen Reich zwischen 1871 und 1929 INHALT: keine Angaben ZEITRAUM: 1871-1929 GEOGRAPHISCHER RAUM: Niederlande, Deutsches Reich ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Bochum, Promotionskolleg Ost-West (44780 Bochum) [64-L] Kaase, Max; Frank, Sybille; Mochmann, Ekkehard: Nach der Katastrophe - Anmerkungen zur Entwicklung des westdeutschen Parteiensystems in den fünfziger Jahren, in: André Kaiser, Thomas Zittel (Hrsg.): Demokratietheorie und Demokratieentwicklung : Festschrift für Peter Graf Kielmansegg, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 265-278, ISBN: 3-531-14118-X (Standort: UB Bonn(5)-2004/4498) INHALT: Der Beitrag untersucht die Frage, ob und wie sich in den 1950er Jahren die Einstellungen der Bundesbürger zu einem zentralen Element pluralistischer demokratischer Politik, dem Parteiensystem, entwickelt haben. Die Ausführungen basieren insbesondere auf zwei Allensbach-Studien von 1952 bzw. 1957, die sich mit der Frage nach der Präferenz für ein Ein- oder Mehrparteiensystem befassen. Ferner werden Umfrageergebnisse zu den Einstellungen der Deutschen gegenüber den politischen Systemen der Vergangenheit sowie einer neuen nationalsozialistischen Partei präsentiert. Die Umfrageergebnisse zeigen eine klare Beziehung zwischen politischem Vertrauen und der Bevorzugung eines Mehrparteiensystems, auch wenn ein deutlich stärkerer Effekt politischer Informiertheit erkennbar wird. Die Analyse vermittelt aber auch die Botschaft, dass die Bürger Zeit benötigen, um sich an eine neue politische Ordnung zu gewöhnen. (ICG2) [65-F] Kohr, Jürgen, Dipl.-Theol. M.A. (Bearbeitung): "Das Eine, was not tut" - politische Auseinandersetzungen im deutschen Judentum der Weimarer Republik INHALT: Das Dissertationsprojekt versucht die Diskussionen innerhalb des deutschen Judentums der Weimarer Republik unter der Perspektive des Politischen einzuholen. Die unter dem Einfluss der Aufklärung, des Antisemitismus und des Zionismus aufgebrochenen inneren ideologischen Auseinandersetzungen werden im Hinblick auf ihre politische Bedeutung analysiert. Der Untersuchungszeitraum ist dabei mit Bedacht gewählt: Zum einen lebten im damaligen Deutschland mehrere der herausragendsten jüdischen Denker ihrer Zeit, zum anderen erfuhren die genannten Einflüsse Aufklärung, Antisemitismus und Zionismus in der Weimarer Zeit soFid Politische Soziologie 2006/1 2 Theorie und Geschichte politischer Systeme 69 eine immer stärkere Zuspitzung. Unter dem Druck der äußeren Verhältnisse traten auch die ideologischen Positionen stärker hervor. Den Nachweis zu führen, dass es sich dabei um explizit oder implizit politische Positionen handelt, wird ein Ziel der Arbeit sein. Weiter wird zu zeigen sein, dass sich aus den politischen Ideen konkrete politische Handlungspräfigurationen ergaben. Damit wird der Zusammenhang von politischem Denken und politischer Praxis freigelegt. Dies soll anhand ausgewählter und exponierter Vertreter verschiedener Positionen geschehen (Leo Baeck, Isaac Breuer, Martin Buber, Franz Rosenzweig, Leo Strauss). Die Arbeit kann dabei nicht nur zu einem vertieften Verständnis des deutschen Judentums vor der Katastrophe des Holocaust beitragen, sondern auch für die gegenwärtigen ideologischen Auseinandersetzungen in Israel lehrreich sein, denn viele der heute vertretenen Positionen stehen in direkter Nachfolge ihrer historischen Vorgänger in der Zeit vor der Staatsgründung. GEOGRAPHISCHER RAUM: Weimarer Republik ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät 01, Institut für Politische Wissenschaft Lehrstuhl für Politische Wissenschaft II (Kochstr. 4, 7, 91054 Erlangen) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 09131-85-29239, Fax: 09131-85-22371, e-mail: [email protected]) [66-L] Kössler, Till: Abschied von der Revolution: Kommunisten und Gesellschaft in Westdeutschland 19451968, (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 143), Düsseldorf: Droste 2005, 499 S., ISBN: 3-7700-5263-3 (Standort: Techn. HSB Aachen(82)-Za2828143) INHALT: Die vorliegende Arbeit untersucht den Wandel der kommunistischen Bewegung zwischen 1945 und 1968 vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Transformation vom Nationalsozialismus zur gegenwärtigen Bundesrepublik. Der Prozess der Demokratisierung und inneren Stabilisierung der Bundesrepublik wird dabei auf der bisher vernachlässigten lokalen und regionalen Ebene rekonstruiert, wobei zum einen nach der inneren Entwicklung der kommunistischen Bewegung und zum anderen nach der Bedeutung der Kommunisten im Prozess der inneren Konsolidierung der Bundesrepublik gefragt wird. Der Arbeit liegt die Überlegung zugrunde, dass eine Untersuchung der westdeutschen Kommunisten, die für einen radikalen politisch-moralischen Gegenentwurf zur bundesrepublikanischen Ordnung standen und dazu als innenpolitische Stellvertreter der SED im Westen agierten, ein besonderes Schlaglicht auf den Gesellschaftswandel nach 1945 zu werfen vermag. Die Geschichte des Kommunismus in Westdeutschland wird als Teil einer umfassenderen Gesellschaftsgeschichte des Kalten Krieges und seiner Folgen - insbesondere für die Industriearbeiterschaft des Ruhrgebiets - neu geschrieben: Welche Bedeutung hatte die weltpolitische Auseinandersetzung vor Ort? Lässt sich eine Übereinstimmung zwischen dem globalen Verlauf des Kalten Krieges und seiner lokalen Ausprägung feststellen, oder sind eher gegenläufige Entwicklungen zu beobachten? Ver- oder entschärften lokale Faktoren die Auswirkungen der globalen Konflikte? Ein wesentliches Ergebnis der Arbeit ist, dass zumeist verdeckte Prozesse durch eine polarisierende Rhetorik zur Entradikalisierung und allmählichen Integration eines Großteils der Kommunisten in die politische Ordnung der Bundesrepublik beitrugen. (ICI2) 70 soFid Politische Soziologie 2006/1 2 Theorie und Geschichte politischer Systeme [67-L] Kriechbaumer, Robert: Die Ära Kreisky: Österreich 1970-1983, (Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für politischhistorische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg, 22), Wien: Böhlau 2004, 568 S., ISBN: 3-205-77262-8 INHALT: In den 70er- und frühen 80er-Jahren fand ein tief greifender Modernisierungsprozess in Österreich statt, der u. a. durch eine Ausweitung der sozialstaatlichen Absicherung, die Herausbildung neuer Mittelschichten sowie geänderte Werte und Moralvorstellungen gekennzeichnet war. Die politische Integrationsfigur dieser Zeit war der SPÖ-Politiker Bruno Kreisky, der die Partei mit einem liberalen Reformprogramm aus ihrer vorherigen Erstarrung herausführte und neue Wählergruppen erschloss. Unter Kreisky entwickelte sich die SPÖ, so der Autor, zu einer der erfolgreichsten sozialdemokratischen Parteien Westeuropas; der Bundeskanzler und Parteivorsitzende selbst galt als 'politische(r) Über-Vater' (VI) Österreichs. Im ersten Teil seiner Studie gibt Kriechbaumer einen ausführlichen Überblick über die zentralen politischen Themen sowie Entscheidungen dieser Jahre. Anschließend wird Kreisky aus der Perspektive seiner politischen Gegner porträtiert. Dazu hat Kriechbaumer Politiker interviewt, die damals zu den Oppositionsparteien gehörten. (ZPol, VS) [68-L] Krumm, Thomas: Politische Vergemeinschaftung durch symbolische Politik: die Formierung der rot-grünen Zusammenarbeit in Hessen von 1983 bis 1991, (DUV : Sozialwissenschaft), Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl. 2004, IX, 287 S., ISBN: 3-8244-4601-4 (Standort: UB Bonn(5)-2005-2562) INHALT: Die Untersuchung basiert auf Ansätzen der objektiven Hermeneutik, der Systemtheorie und der Koalitionstheorie. Der Verfasser skizziert zunächst die Ausgangslage und die Konstellation des hessischen Parteiensystems in den Umbruchjahren 1982/83. Dabei steht das symbolische Kapital der Parteien als Ressource aktueller Strategieentscheidungen über Kooperation oder Konfrontation mit den politischen Konkurrenten im Mittelpunkt. Es schließen sich drei Fallstudien an, die jeweils Unterfälle der Transformation rot-grüner Zusammenarbeit im Bundesland Hessen behandeln. Die erste Fallstudien behandelt den Abschluss der Tolerierungsvereinbarung von SPD und Grünen im Juni 1984 unter der Fragestellung, ob hier von der gelungenen Bewältigung einer Identitätskrise als Beginn einer gemeinsamen Regierungspraxis gesprochen werden kann. Die zweite Fallstudie befasst sich mit dem Koalitionsbruch im Februar 1987. Einen Kontrast zum Scheitern der ersten rot-grünen Koalition bietet die dritte Fallstudie, die die Neuauflage der rot-grünen Koalition nach vier Jahren gemeinsamer Opposition im März 1991 behandelt. Die Untersuchung schließt mit theoretischen Folgerungen für die politische Vergemeinschaftung von Rot-Grün und Überlegungen zur Erschließung politischer Vergemeinschaftungen durch symbolische Politik. (ICE2) [69-L] Lemke, Matthias: Que faire?: la social-démocratie allemande à l'épreuve des totalitarismes, Paris 2003, 130 S. (Standort: FES Bonn(Bo133)-C03-01889; Graue Literatur) INHALT: Der Autor reflektiert die Entwicklungen und Strukturen des demokratischen Sozialismus in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In seiner hermeneutischen Annäherung an das politische Denken und die politischen Ideen zum Verhältnis von Sozialismus und De- soFid Politische Soziologie 2006/1 2 Theorie und Geschichte politischer Systeme 71 mokratie untersucht er vor allem drei Theorieansätze: den reformistischen Revisionismus bei Eduard Bernstein, die politische Theorie der Revolution von Rosa Luxemburg und den AntiLeninismus bei Karl Kautsky. Er arbeitet im Rahmen einer Diskursanalyse die zentralen Argumentationslinien sowie die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der politischen Theoretiker heraus und erörtert ihre verschiedenen Positionen zum Totalitarismus. Er beleuchtet ferner die historische Entwicklung der deutschen Sozialdemokratie im Spannungsfeld zwischen Liberalismus und Kommunismus und diskutiert die Frage, ob diese im Sinne eines "AntiTotalitarismus" verstanden werden kann. Bei seinen Überlegungen unterscheidet er jeweils zwischen den analytischen Ebenen einer defensiven und einer konstruktivistischen Theorie der Politik. (ICI) [70-L] Lindenberger, Thomas: "Asoziale Lebensweise": Herrschaftslegitimation, Sozialdisziplinierung und die Konstruktion eines "negativen Milieus" in der SED-Diktatur, in: Geschichte und Gesellschaft : Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft, Jg. 31/2005, H. 2, S. 227-254 (Standort: UuStB Köln(38)Einzelsignatur; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Dieser Beitrag analysiert die Funktion des Begriffs der "asozialen Lebensweise" für die staatsozialistische Herrschaft in der DDR. Die "Asozialen" in der Aufbaugesellschaft der fünfziger Jahre werden vorgestellt. Es wird gezeigt, wie das DDR-Strafrecht die "Asozialen" als Fremde im Inneren der DDR darstellte und wie das Strafrecht in der Praxis als Strafpolitik umgesetzt wurde. Der Autor versucht die Frage zu klären, ob das "negative Milieu" der "Asozialen" eine Art "underclass" im Staatssozialismus bildete. Der Begriff "asozial" erscheint als Stigma, dessen rassistischen und stalinistischen Kontinuitäten nicht von der Hand zu weisen sind. Der Verfasser resümiert: "Wer aus verschuldetem Unvermögen oder gar freiwillig, aus Abneigung, dauerhaft in Distanz zu den "Vorzügen" sozialistischen Arbeitens, Lernens und Lebens verharrte, stand mit einem halben Bein im Lager des Klassengegners und mit einem ganzen bereits im Gefängnis." (ICB) [71-L] Madaràsz, Jeannette Z.: Conflict and compromise in East Germany, 1971-1989: a precarious stability, Houndsmill: Palgrave 2003, XVI, 276 S., ISBN: 1-403-91568-7 (Standort: UuStB Köln(38)-30A5456) INHALT: Das Buch untersucht die soziale Lage, die politischen Präferenzen und Positionen und ihre institutionellen Verfestigungen in Bürgerbewegungen bzw. Protestgruppen von vier Gruppierungen (Schriftsteller, Frauen, Jugendliche und Christen) im "real existierenden Sozialismus" der DDR zwischen 1971 und der Wende 1989. Der Autor rekonstruiert die politische Kultur bzw. den Umgang des SED-Regimes mit diesen "außerparlamentarischen" oppositionellen Bewegungen. Bei aller Repression und bei allen politischen Restriktionen gelang es der DDR-Führung, "Protest" und einen moderaten zivilen Widerstand durch eine Politik der wechselseitigen Kompromisse zu befrieden bzw. in den "Aufbau der sozialistischen Gesellschaft" des Arbeiter- und Bauernstaats einzubinden. Erst ab 1987 erodierte die Stabilität des politischen Regimes zusehends. Ein Schwerpunkt der Analyse sind die politischen Differenzen zwischen Walter Ulbricht und Erich Honecker zum Umgang mit den chronischen Schwierigkeiten der Planwirtschaft und den Versuchen des zentralisierten sozialistischen Staats, die Gesellschaft im Rahmen des Marxismus-Leninismus zu modernisieren. Das Sys- 72 soFid Politische Soziologie 2006/1 2 Theorie und Geschichte politischer Systeme tem scheiterte am Alleinvertretungsanspruch einer alle Lebensbereiche regulierenden Einheitspartei. Sie war letztendlich den Problemen einer modernen funktional differenzierten Gesellschaften nicht mehr gewachsen. (ICA) [72-F] Metzler, Gabriele, PD Dr. (Bearbeitung): Konzeptionen politischen Handelns von Adenauer bis Brandt. Politische Planung in der pluralistische Gesellschaft INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Tübingen, Fak. für Philosophie und Geschichte, Seminar für Zeitgeschichte (Wilhelmstr. 36, 72074 Tübingen) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 07071-297-6109, e-mail: [email protected]) [73-F] Metzler, Gabriele, PD Dr. (Bearbeitung): Regieren im 20. Jahrhundert INHALT: keine Angaben ZEITRAUM: 20. Jahrhundert ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Tübingen, Fak. für Philosophie und Geschichte, Seminar für Zeitgeschichte (Wilhelmstr. 36, 72074 Tübingen) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 07071-297-6109, e-mail: [email protected]) [74-L] Metzler, Gabriele: Konzeptionen politischen Handelns von Adenauer bis Brandt: politische Planung in der pluralistischen Gesellschaft, Paderborn: Schöningh 2005, 478 S., ISBN: 3-506-71737-5 (Standort: UuStB Köln(38)-32A2143) INHALT: "Politische Planung als Handlungsstrategie kennzeichnete den modernen Interventionsstaat seit dem Durchbruch zur 'Hochmoderne' gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Dieser Staat sah sich seither vor der Aufgabe, gesellschaftliche Integration zu fördern und soziale Sicherheit zu schaffen, während er mit wachsenden politischen Partizipationsansprüchen der Bürger konfrontiert wurde. Die Bundesrepublik erlebte - wie die meisten vergleichbaren Industrieländer - in den 196oer Jahren eine regelrechte Planungseuphorie. Politische Planung galt als Strategie modernen politischen Handelns, die alle relevanten Felder staatlicher Tätigkeit erfasste. Ihren Höhepunkt erreichte der Planungswille unter der sozialliberalen Regierung Willy Brandts (1969-1974), als die umfassendsten und ehrgeizigsten Reformen der Nachkriegszeit in die Wege geleitet wurden. Die Autorin untersucht die Entwicklung der Planungsdiskussionen vor dem Hintergrund des tiefgreifenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels, der sich seit den 195oer Jahren vollzog. Dessen zeitgenössische Deutungen, besonders durch die Sozialwissenschaften, flossen in einen politischen Reformdiskurs ein, den auch eine sich herausbildende kritische Öffentlichkeit prägte. Die zunehmende Einbindung von (wissenschaftlichen) Experten in den politischen Prozess wird ebenso analysiert wie die Veränderungen im politischen System der 196oer Jahre, in denen sich das Denken über Politik und Staat grundlegend wandelte. Damit markierten jene Jahre das Ende einer Epoche; ihr folgte ein soFid Politische Soziologie 2006/1 2 Theorie und Geschichte politischer Systeme 73 Umbruch, auf den viele mit der Diagnose der 'Unregierbarkeit' des Landes reagierten. Tatsächlich scheiterten viele der Planungsvorhaben der Regierung Brandt, wie generell der Glaube an die Möglichkeiten umfassender Planung sich erschöpfte. Die Studie analysiert die vielfältigen Ursachen für diesen Umschwung und diskutiert damit auch die unmittelbare Vorgeschichte der gegenwärtigen Probleme politischen Handelns." (Autorenreferat) [75-L] Möller, Frank (Hrsg.): Charismatische Führer der deutschen Nation, München: Oldenbourg 2004, 281 S., ISBN: 3486-56717-9 INHALT: Der Genitiv im Titel bringt den wechselseitigen Prozess zum Ausdruck, 'in dem sich auf der einen Seite die Gesellschaft auch in der Verständigung über ihre politischen Führer zur Nation formt, und auf der anderen Seite der Politiker seine Herrschaft über die Unterstützung dieser Nation legitimiert' (3). Die Einleitung des Herausgebers reflektiert den Begriff des charismatischen Führers im Rückgriff auf Max Weber. Sie vermeidet einerseits ein einseitiges Verständnis des Charismas als Herrschaftstechnik, indem sie die konstitutive Rolle des Vertrauens betont - der charismatische Politiker erweist sich eher als Projektion des Verehrungswürdigen aus gesellschaftlichen Bedürfnissen heraus. Sie unterstreicht andererseits den idealtypischen Charakter dieser Legitimationsform, sodass nicht nur Hitler, sondern auch durch Wahl legitimierte Demokraten wie Adenauer, Brandt und Kohl behandelt werden. Des Weiteren werden Napoleon, von Gagern, Bismarck, Wilhelm II., von Hindenburg und Ulbricht dargestellt. Dem bruchstückhaften Vergleich der Einleitung zufolge besteht keine verbindende Kontinuität zwischen den behandelten Politikern. Aus dem Inhaltsverzeichnis: Andreas Schulz: Der 'deutsche' Napoleon - charismatische Vorbild der Nationalbewegung? (1941); Frank Möller: Heinrich von Gagern Carisma und Charakter (43-61); Christian Jansen: Otto von Bismarck: Modernität und Repression, Gewaltsamkeit und List. Ein absolutistischer Staatsdiener im Zeitalter der Massenpolitik (63-83); Ulrich Sieg: Wilhelm II. - ein 'leutseliger Charismatiker' (85-108); Wolfram Pyta: Paul von Hindenburg als charismatischer Führer der deutschen Nation (109-147); Dirk van Laak: Adolf Hitler (149-169); Edgar Wolfrum: Konrad Adenauer: Politik und Vertrauen (171-191); Rainer Gries: Walter Ulbricht - das sind wir alle! Inszenierungsstrategien einer charismatischen Kommunikation (193-218); Wolther von Kieseritzky: 'Wie eine Art Pfingsten ...' Willy Brandt und die Bewährungsprobe der zweiten deutschen Republik (219-258); Dieter Hein: Helmut Kohl. Ein charismatischer Führer der deutschen Nation? (259-281). (ZPol, VS) [76-L] Pietzsch, Henning: Opposition und Widerstand: Geschichte der kirchlichen Jugendarbeit 'Offene Arbeit' Jena 1970-1989, Berlin 2004, 408 S. (Graue Literatur; URL: http://edocs.tu-berlin.de/diss/2004/pietzsch_henning.pdf; http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=972217886&dok_var=d1&dok_ext= pdf&filename=972217886.pdf) INHALT: Pietzsch erzählt die Geschichte der kirchlichen 'Jungen Gemeinde Stadtmitte Jena', berichtet über ihre Akteure und über ihre Kontakte zur Jenaer Kulturopposition. Das Besondere an dieser Einzelfallstudie ist die Biografie des Autors - er engagierte sich bis zu seiner Ausreise 1988 zehn Jahre lang aktiv in dieser Gemeinde. Pietzsch beginnt die chronologische Schilderung - gestützt u. a. auf Zeitzeugeninterviews - in den Siebzigerjahren und verknüpft 74 soFid Politische Soziologie 2006/1 2 Theorie und Geschichte politischer Systeme diese mit überregionalen Ereignissen und den Reaktionen des SED-Regimes auf Oppositionelle. So kommt er trotz der thematischen Begrenzung auf Jena zu Aussagen, die sich für die DDR durchaus verallgemeinern lassen. Ein Schwerpunkt seiner Darstellung sind zudem die Maßnahmen des Ministeriums für Staatssicherheit, das in den Siebzigerjahren allein auf den Jenaer 'Arbeitskreis Literatur' um den Schriftsteller Lutz Rathenow 39 Inoffizielle Mitarbeiter angesetzt hatte. Einige Lebensläufe und mutmaßliche Motive der Inoffiziellen Mitarbeiter, die die Junge Gemeinde bespitzelten, zitiert Pietzsch etwas ausführlicher aus den Akten auch in diesen Lebensgeschichten vermittelt sich ein Teil der DDR-Diktatur. Die Versuche, die oppositionelle Arbeit der Jungen Gemeinde zu behindern, hätten diese - ebenso wie die politischen Auseinandersetzungen mit den kirchlichen Amtsträgern - allerdings erst 'zu einem zentralen Ort für Opposition und Widerstand' (149) gemacht, so Pietzsch. Im umfangreichen Anhang dieser Studie finden sich Jenaer Presseartikel aus den Jahren 1982 bis 1989, Spitzelberichte der Inoffiziellen Mitarbeiter sowie Dokumente so genannter 'Operativer Vorgänge' des Ministeriums für Staatssicherheit. (ZPol, VS) [77-L] Plener, Ulla: Der feindliche Bruder: Kurt Schumacher: Intentionen - Politik - Ergebnisse 1921 bis 1952 ; zum Verhältnis von Sozialdemokraten und anderen Linken aus historischer und aktueller Sicht, (Forschungen Arbeiterbewegung), Berlin: Ed. Bodoni 2003, 272 S., ISBN: 3-929390-66-3 (Standort: ULB Münster Zweigbibl. Sozialwiss.(6A)-MG15040/480) INHALT: "Kurt Schumacher: der charismatische, vom grundsätzlichen Antikommunismus getriebene Führer der SPD in den Jahren 1945-1952... Wo lagen die Quellen seiner abgrundtiefen Feindschaft gegenüber der Sowjetunion und den 'Russen'? Warum bekämpfte er so vehement die KPD und die SED, die doch wie die SPD zur sozialistisch orientierten Arbeiterbewegung des 20. Jahrhunderts gehörten? War sein 'fast hysterischer' Antikommunismus wirklich produktiv für die von ihm wie von Hunderttausenden in der Arbeiterbewegung seiner Zeit verfochtenen Anliegen, Deutschland vom Naziunrat zu reinigen, als eine sozialökonomisch fundierte Demokratie neu zu gestalten und seine staatliche Einheit zu erhalten? Waren die von ihm - wie von der SED - geschürften neuen Gräben in der Arbeiterbewegung wirklich zukunftsträchtig für das auf beiden Seiten angestrebte Ziel einer humanen, friedlichen, demokratischen und sozial gerechten Gesellschaft? Und: Soll man in der SPD heute wirklich 'von Kurt Schumacher immer noch lernen, dass der Kampf nach zwei Seiten geführt werden muss' - also auch gegen links?" (Autorenreferat) [78-F] Remy, Dietmar, Dr.; Gebauer, Ronald, Dipl.-Soz.; Salheiser, Axel, M.A. (Bearbeitung); Best, Heinrich, Prof.Dr. (Leitung): Führungsgruppen und gesellschaftliche Differenzierungsprozesse in der DDR (Teilprojekt A1) INHALT: Planwirtschaften müssen aufgrund fehlender Marktregulative einen großen Teil ihrer Steuerungsprozesse über die Auswahl, Instruktion und Kontrolle von Leitungspersonal abwickeln, das dabei systematisch widersprüchlichen Anforderungen von Konformität und Professionalität ausgesetzt ist. Zentrale Dimensionen gesellschaftlicher Differenzierung in der DDR und der modus operandi der in ihr etablierten Machtorganisation können daher über die sozialstrukturelle Analyse leitender Kader erschlossen werden. Datengrundlage des Projekts ist soFid Politische Soziologie 2006/1 2 Theorie und Geschichte politischer Systeme 75 eine für Forschungszwecke aufbereitete und erweiterte Version des Zentralen Kaderdatenspeichers des Ministerrates der DDR. Dieses kaderpolitische Kontroll- und Steuerungsinstrument enthält in seinen Jahresdateien für ca. 698.000 Personen u.a. reichhaltige Angaben zur Qualifikation, Berufsbiographie, sozialen Herkunft, Mitgliedschaft in Parteien und Massenorganisationen. Dieser Speicher wurde um entsprechende Angaben aus dem Bereich der Sicherheit (NVA), der Bildung (Lehrer) und der Partei (1. und 2. SED-Bezirks- und Kreissekretäre) erweitert. Es fanden Zusatzerhebungen anhand von Kaderkarteikarten der NVAOffiziere (Stichprobe: 1.000 Personen) und durch Archivrecherchen und Experteninterviews statt (466 SED-Funktionäre). Auf dieser Basis werden zunächst Ungleichheitsstrukturen identifiziert und mit den Zieldefinitionen des DDR-Regimes verglichen. Im sektoralen Vergleich sollen sodann Ausmaß und Art funktionaler Ausdifferenzierung bzw. politisch vermittelter Integration eruiert werden (Mobilitätsanalysen, Untersuchung politisch-organisatorischer Einbindungen, symbolischer Gratifikationen und der Karriereverlaufsmuster). Schließlich sollen typische Opportunitätsstrukturen und deren Veränderung sowie das zugehörige restringierende bzw. förderliche institutionelle Setting rekonstruiert werden. ZEITRAUM: 1960-1989 GEOGRAPHISCHER RAUM: DDR METHODE: Die verschiedenen "Jahresscheiben" der Datensätze des Zentralen Kaderdatenspeichers, die sich im Hinblick auf die in ihnen enthaltenen Personen teilweise überschneiden, wurden zu einer "Masterdatei" zusammengefügt, die das gesamte Datenmaterial redundanzfrei und fehlerbereinigt enthält. Darüber hinaus werden die Daten für statistische Längsschnittanalysen aufbereitet, die im weiteren Projektverlauf durchgeführt werden sollen (Bildung von Episodendaten und Vorbereitung von Verfahren des Episodensplittings). Mit Hilfe ereignisanalytischer Verfahren sollen Biographieverläufe in ihrem soziostrukturellen Kontext vor dem Hintergrund verschiedener historischer Entwicklungsphasen der DDR und unterschiedlicher Generationszusammenhänge nachgezeichnet werden. In diesem Zusammenhang stellt sich z.B. die Frage, inwieweit zeitabhängige Effekte (von Alter, Kohortenzugehörigkeit und historischen Perioden) mit entsprechenden Effekten vergleichbar sind, wie sie für westliche Gesellschaften berichtet werden. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen. Qualitatives Interview (Stichprobe: 20; Mitarbeiter Kaderverwaltung, EDV-Personal, Ministerrat; Auswahlverfahren: willkürlich). Sekundäranalyse von Individualdaten (Stichprobe: ca. 698.000; Führungsgruppen der DDR in den 1980er Jahre; Auswahlverfahren: total). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Best, H.: Cadres into managers: structural changes of East German economic elites before and after reunification. in: Best, H.; Michael H. (Hrsg.): Manager und Unternehmer im DDR-Sozialismus. Historical Social Research, Jg. 30, 2005, H. 112 (Sonderh. 2), S. 6-24.+++Best, H.; Gebauer, R. (Hrsg.): (Dys)funktionale Differenzierung? Rekrutierungsmuster und Karriereverläufe der DDR-Funktionseliten. SFB-580-Mitteilungen, H. 3. Jena/ Halle 2002.+++Best, H.; Hornbostel, S. (Hrsg.): Die DDR-Funktionselite. Empirische Befunde und wissenschaftliche Kontroversen. Historical Social Research (HSR), Jg. 28, 2003, H. 103/104 (Sonderh. 1/2).+++Best, H.; Hofmann, M. (Hrsg.): Manager und Unternehmer im DDR-Sozialismus. Historical Social Research, Jg. 30, 2005, H. 112 (Sonderh. 2). +++Hornbostel, S.: Die geplante Elite - erste Ergebnisse aus der Analyse der Kaderdatenspeicher des Ministerrates. in: Potsdamer Bulletin für Zeithistorische Studien, 1997, Nr. 10, S. 5569.+++Ders.: Die besten Vertreter der Arbeiterklasse. Kaderpolitik und gesellschaftliche Differenzierungsmuster im Spiegel des zentralen Kaderdatenspeichers des Ministerrates der DDR. in: Ders. (Hrsg.): Sozialistische Eliten. Horizontale und vertikale Differenzierungsmuster in der DDR. Opladen 1999, S. 177-210.+++Ders.: Spätsozialismus, Legitimierung und Stabilität. in: Boyer, C.; Skyba, P. (Hrsg.): Repression und Wohlstandsversprechen. Zur Sta- 76 soFid Politische Soziologie 2006/1 2 Theorie und Geschichte politischer Systeme bilisierung von Parteiherrschaft in der DDR und der CSSR. Berichte und Studien/ HannahAhrendt-Institut, Nr. 20. Dresden 1999, S. 13-28.+++Ders.: Von Überlebenden, Kolonisten und Newcomern: neue und alte Eliten in Ostdeutschland. in: Die neuen Eliten. Kursbuch, H. 39. Berlin: Rowohlt 2000, S. 123-136.+++Ders.: Der Gütestempel - Auszeichnungen in der DDR. in: Best, H.; Mestrup, H. (Hrsg.): Die Ersten und Zweiten Sekretäre der SED. Machtstrukturen und Herrschaftspraxis in den thüringischen Bezirken der DDR. Weimar/ Jena 2003, S. 508-528.+++Best, Heinrich: La structure du pouvoir en Allemagne de l'Est: déroulement et résultats d'une double expérience sure le terrain. in: Sfez, Lucien (Hrsg.): Conférences de l'École doctorale de Science politique(2001-2003). Paris: Publications de la Sorbonne 2004, S. 89-113.+++Ders.: Cadres into managers: structural changes of East German economic elites before and after reunification. in: Lengyel, György (eds.): Cohesion and division of economic elites in Central and Eastern Europe. A volume of workshop proceedings, Budapest, 4-5 September, 2004, Corvinus University of Budapest, S. 9-24.+++Rathje, U.; Remy, D.: Der Zentrale Kaderdatenspeicher des Ministerrates der DDR. Zur Erschließung und Rekonstruktion einer bedeutenden zeithistorischen Quelle durch das Bundesarchiv und die Universität Jena. in: Mitteilungen aus dem Bundesarchiv, Jg. 12, 2004, H. 1, S. 14-25. +++Remay, D.: Kaderauswahl und Karrierekriterien beim Kombinat VEB Carl Zeiss Jena in der Ära Biermann. in: Best, H.; Hofmann, M. (Hrsg.): Manager und Unternehmer im DDRSozialismus. Historical Social Research, Jg. 30, 2005, H. 112 (Sonderh. 2), S. 50-72. +++Salheiser, A.: "Du und deine Elite!" Leitungskader im Elektroniksektor der DDRIndustrie zwischen fachlicher Qualifikation und politischer Loyalität. in: Best, H.; Hornbostel, S. (Hrsg.): Funktionseliten der DDR: theoretische Kontroversen und empirische Befunde. Historical Social Research, Jg. 28, 2003, H. 103/104 (Sonderh. 1/2), S. 187-215. +++Salheiser, A.: Die ökonomische Elite der DDR im Datenbestand des Teilprojekts A1 des SFB 580: Leitungspersonal der volkseigenen Industrie im Zentralen Kaderdatenspeicher. in: Best, H.; Hofmann, M. (Hrsg.): Manager und Unternehmer im DDR-Sozialismus. Historical Social Research, Jg. 30, 2005, H. 112 (Sonderh. 2), S. 73-95. ART: gefördert BEGINN: 2001-07 ENDE: 2008-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Jena, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, SFB 580 Gesellschaftliche Entwicklungen nach dem Systemumbruch - Diskontinuität, Tradition und Strukturbildung (Carl-Zeiss-Str. 2, 07743 Jena); Universität Jena, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Methoden der empirischen Sozialforschung und Strukturanalyse moderner Gesellschaften (07737 Jena) KONTAKT: Best, Heinrich (Prof.Dr. e-mail: [email protected]); Lehrstuhlsekretariat (Tel. 03641-945540) [79-L] Rupieper, Hermann-Josef (Hrsg.): '"... und das Wichtigste ist doch die Einheit.': der 17. Juni 1953 in den Bezirken Halle und Magdeburg, (Forschungen zur Neuesten Geschichte, 1), Münster: Lit Verl. 2003, 442 S., ISBN: 3-8258-6775-7 INHALT: Die Ereignisse am 17. Juni 1953 in dem für die DDR-Wirtschaft wichtigen mitteldeutschen Industrierevier mit den Regionen Halle/Merseburg, Bitterfeld/Wolfen und Magdeburg stehen im Zentrum des Bandes. Einen Schwerpunkt des Aufstandes bildeten die Großbetriebe der chemischen Industrie und des Schwermaschinenbaus. In Fallstudien zu den Institutionen und Betrieben untersuchen die Autorinnen und Autoren auch die Vorkommnisse und die soFid Politische Soziologie 2006/1 2 Theorie und Geschichte politischer Systeme 77 Streikaktionen der Arbeiter in Leuna und Buna, im Mansfelder Bergbaurevier sowie den ländlichen Protest in Jessen oder die Aktionen der Studenten in Halle. Aber auch Einzelschicksale werden berücksichtigt, wie etwa der Kampf des MfS gegen einen Hallenser Pfarrer. Aus dem Inhaltsverzeichnis: I. Lokalstudien: Alexander Sperk: Der 'verhinderte' Aufstand - 17. Juni 1953 in Köthen (30-58); Daniel Bohse: 'Arbeiter, laßt euch auf keinen Kuhhandel ein! Sie lügen immer noch. Sie meinen es nicht ehrlich!' Der 17. Juni 1953 im Bergbau- und Industrierevier Mansfeld-Sangerhausen (59-105); Wilfried Lübeck: Der 17. Juni 1953 in Magdeburg. 'Wenn die Freunde nicht da gewesen wären, wäre es zu einer Niederlage gekommen.' (106-139); Katja Seybold: Ländlicher Protest - Der 17. Juni 1953 in Jessen und Umgebung (140-161); Stefan Förster: Der 17. Juni 1953 in Stadt und Landkreis Quedlinburg (162-185); Olaf Freier: Spontanes Aufbegehren, Machtverlust und Besatzergewalt - Der 17. Juni 1953 in Bitterfeld (186-216); II. Institutionen und Betriebe: Hans-Peter Löhn: 'An den Demonstrationen nehmen vorwiegend Studenten teil!' - Die Angehörigen der Martin-LutherUniversität während des -Volksaufstandes am 17. Juni 1953 (217-253); Hermann-J. Rupieper: Quellen zum 17. Juni 1953 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (254-279) Friederike Sattler: 'Seht euch vor, ihr sitzt auf einem Vulkan!' Der 17. Juni 1953 in den Leuna- und den Bunawerken (280-330); Ralf Schade: Der 17. Juni 1953 in den Leuna-Werken (331-349); III. Einzelschicksale: Andre Gursky: Erna Dorn: 'KZ-Kommandeuse' und 'Rädelsführerin' von Halle - Rekonstruktion einer Legende (350-380); Ulrich Schröter: Der Kampf des MfS gegen die Hallenser Studentengemeinde 1953 und ihren Pfarrer Johannes Hamel (381-402); Thomas Linßner: Horst Fahlberg fotografierte am 17. Juni 1953 in Schönebeck (403-406); IV. Zeitzeugenberichte: Achim Beyer (407-412); Herbert Priew (413-416); Wolfgang Stiehl (417-423). (ZPol, VS) [80-F] Scheiper, Stephan, M.A. (Bearbeitung): Politik und Attentat. Der staatliche Umgang mit politischer Gewalt in Weimar und Bonn 1921-1977 INHALT: Die Dissertation beschäftigt sich mit den staatlichen Reaktionen auf politisch motivierte Attentate in Deutschland in den 70er Jahren. Wie sich staatliches Handeln und "Regieren" in den 70er Jahren während der Auseinandersetzung verändert und in welchem Verhältnis dies zu den politischen und gesellschaftlichen Veränderungen des 20.Jahrhunderts steht, ist die zentrale Frage. Dies soll insbesondere über einen Vergleich mit ähnlich gelagerten Phänomenen in der Weimarer Republik zu klären sein aber zeitlich und territorial darüber hinaus blicken. Im Rahmen der Arbeit fragt der Bearbeiter zunächst danach, welche Bedeutung die Auseinandersetzung mit dem Terrorismus für das konkrete Regieren in den 70er Jahren hatte. Die Debatten in Politik und Öffentlichkeit waren starken Polarisierungen unterzogen. Der Bereich der "Inneren Sicherheit" wurde offensichtlich zu einem bestimmenden Handlungsparadigma des Staates. Die Funktion der "Inneren Sicherheit" gilt es in einen breiteren Sicherheitskontext einzuarbeiten und in den weiteren legislativen und exekutiven Handlungsrahmen einzuflechten. Wichtig ist daher die Funktion des Rechts für die politischen Instanzen; inwiefern das Recht als staatliches Steuerungsmittel verstanden und genutzt wurde und die Funktion gesellschaftlicher Integration übernahm. Beispielsweise kam in diesem Zusammenhang der Novellierung des Strafrechts eine besondere Bedeutung zu, was einerseits die Schaffung neuer Straftatbestände, wie dem Republikschutzgesetz in der Weimarer Republik und den Gesetzen zur Bekämpfung terroristischer Vereinigungen (Paragraf 129a StGB) in der Bundesrepublik verdeutlichen. Zeitgleich wurde seit den ausgehenden 60er Jahren eine grundsätz- 78 soFid Politische Soziologie 2006/1 2 Theorie und Geschichte politischer Systeme liche Reform des Strafrechts zum Abschluss geführt, die in ihren Wurzeln die Rechtswissenschaft und Politik seit fast einem Jahrhundert beschäftigt hatten. Die Diskussionen im Sonderausschuss für die Strafrechtsreform des 6. Deutschen Bundestages, vor allem aber der Jahre 1974- 976 zu den Änderungen des Straf-, Strafprozess- und Strafvollzugsrecht zeugen von diesen Entwicklungen. Die Funktion des Rechts gewinnt im Gesamtzeitrahmen zudem doppelt an Bedeutung, indem nicht nur von einer intensiveren, d.h. expansiveren Verrechtlichung ausgegangen werden kann, sondern in den 1970er Jahren mehr und mehr der Anspruch deutlich wird, säkulare Normen in das Recht einzuflechten, Werte in Gesetzesform zu gießen. Diese Entwicklung ist aber nur Teil eines veritablen Bruchs im Verständnis dessen, was der Staat als theoretisches Konstrukt seit den 70er Jahren zu leisten hat oder besser: noch zu leisten vermag. Für diesen Zeitraum sind weitere Fragen von elementarer Bedeutung: Verstehen sich die politischen Eliten als Rahmen gebende Akteure für das gesellschaftliche Zusammenleben und wenn ja, in welcher Weise nehmen sie die Rückwirkungen dieses Handelns wahr und verarbeiten es in einem reflektierten politischen Lernprozess? Ob die deutsche Politik neben spezifischen Handlungsformen auch eine Erwartungshaltung aus der Gesellschaft geschaffen, die das Bild des Politikers als Akteur und besonders des Staates als übergeordnete Instanz in der modernen Industriegesellschaft bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts erhalten hat, ist eine Frage, die in diesem Rahmen ebenfalls geklärt werden kann. Letztlich gilt es zu ermitteln, in welcher Form sich Staatsverständnis und staatliches Handeln veränderten und während der Auseinandersetzung mit terroristischen Phänomenen auch in Bezug auf Demokratisierung interprettiert und ausgestaltet wurden. ZEITRAUM: 1921-1977 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Deutsches Reich ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Volkswagen Stiftung INSTITUTION: Universität Tübingen, Fak. für Philosophie und Geschichte, Seminar für Zeitgeschichte (Wilhelmstr. 36, 72074 Tübingen) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 07071-297-7332, e-mail: [email protected]) [81-L] Thomas, Sven: Die informelle Koalition: Richard von Weizsäcker und die Berliner CDU-Regierung (19811983), (DUV : Sozialwissenschaft), Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl. 2005, VII, 122 S., ISBN: 3-82444614-6 (Standort: Hess. LB Wiesbaden(43)-05A1441) INHALT: "Als Richard von Weizsäcker 1981 in Berlin eine Minderheitsregierung bildete, galt die Stadt als nahezu unregierbar. Gleichwohl erwies sich der Minderheitssenat als politisch handlungsfähiger und stabiler als die beiden vorhergehende Mehrheitsregierungen. Sven Thomas zeigt in seiner empirischen Untersuchung, dass eines der Erfolgsgeheimnisse Richard von Weizsäckers die informelle Koalition war, eine politische Allianz der regierenden CDU mit einzelnen F.D.P.-Abgeordneten. Auf diese Weise mobilisierte der Weizsäcker-Senat parlamentarische Mehrheiten und sicherte gleichzeitig die Einbindung der Regierungsfraktion und der tolerierenden Abgeordneten in die Arbeit des Senats. So entstand ein regierendes Netzwerk, dem sowohl politische Entscheidungen des Senats als auch des Abgeordnetenhauses zugerechnet werden können. Dies widerspricht der Vorstellung einer strikten Gewaltenteilung zwischen Exekutive und Legislative, dürfte aber der politischen Praxis weitgehend entsprechen. Der Autor wertet erstmals Protokolle des Senats aus und stützt sich auf Interviews mit Richard von Weizsäcker, Eberhard Diepgen, Horst Vetter und Norbert Kaczmarek. Seine soFid Politische Soziologie 2006/1 2 Theorie und Geschichte politischer Systeme 79 Studie untermauert die These, dass Minderheitsregierungen auch in Deutschland politisch leistungsfähig sein können." (Autorenreferat) [82-L] Wenzke, Rüdiger (Hrsg.): Staatsfeinde in Uniform?: widerständiges Verhalten und politische Verfolgung in der NVA, (Militärgeschichte der DDR, Bd. 9), Berlin: LinksDruck Verl. 2005, XIV, 642 S., ISBN: 3-86153361-8 (Standort: FHB Merseburg(542)-Gesch15.06148(1)/1) INHALT: "Gab es politisch motivierten Widerstand in den Streitkräften der DDR? Haben sich Offiziere offen gegen die SED-Politik gewandt? Wie ging man in der NVA mit Systemgegnern, Waffendienstverweigerern und politischen Abweichlern um? Der vorliegende Band bietet auf der Grundlage umfangreicher Archivrecherchen erstmalig einen Überblick über Formen widerständigen und nonkonformistischen Verhaltens von Angehörigen des DDRMilitärs in der Zeit von 1949 bis 1990. Die Autoren zeigen, wie sich Menschen unter den besonderen Bedingungen von Befehl und Gehorsam der Allmacht der Partei und des Staates entgegenstellten. Sie beschreiben zugleich die Reaktionen des militärischen Repressionsapparates und machen an zahlreichen Beispielen deutlich, wie man in der Armee gegen Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere voging, die sich der geforderten politischen Norm widersetzten. Ein umfangreicher Dokumententeil belegt und ergänzt die Kernaussagen des Buches." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rüdiger Wenzke: Widerständiges Verhalten und Repression im DDR-Militär. Eine Einführung (1-30); Torsten Diedrich: Gegen Aufrüstung, Volksunterdrückung und politische Gängelei. Widerstandsverhalten und politische Verfolgung in der Aufbau-und Konsolidierungsphase der DDR-Streitkräfte 1948 bis 1968 (31-196); Rüdiger Wenzke: Zwischen 'Prager Frühling' 1968 und Herbst 1989. Protestverhalten, Verweigerungsmuster und politische Verfolgung in der NVA der siebziger und achtziger Jahre (197428); Hans Ehlert: Zwischen Mauerfall und Volkskammerwahl. Die NVA im Strudel des gesellschaftlichen Umbruchs in der DDR 1989/90 (429-464). [83-L] Zierold, Kay: Der Bruch der sozial-liberalen Koalititon: eine Analyse des Zerfallsprozesses anhand des "multi-dimensional framework" von Geoffrey Pridham, (Politische Studien, Bd. 8), Herbolzheim: Centaurus-Verl.-Ges. 2004, XII, 288 S., ISBN: 3-8255-0397-6 (Standort: UuStB Köln(38)13Y2335) INHALT: "Am 17. September 1982 zerbrach die sozial-liberale Koalition. Am 1. Oktober wurde Bundeskanzler Helmut Schmidt durch ein Misstrauensvotum gestürzt und eine christlichliberale Koalition installiert. Kaum ein koalitionspolitisches Ereignis in der jüngsten Geschichte der Bundesrepublik Deutschland hat die Bevölkerung sowie weite Teile des Parlaments derart stark emotionalisiert wie dieses. Denn ein überaus populärer und auch von vielen Freidemokraten geschätzter Kanzler wurde mit den Stimmen derjenigen Koalitionsfraktion gestürzt, mit deren Hilfe er noch zwei Jahre zuvor zum Kanzler gewählt worden war. Die vorliegende Arbeit belegt, dass die von der FDP-Führung vorgebrachten Gründe für ihren Koalitionsausstieg Scheinwahrheiten waren. Das Regierungsbündnis zerbrach nicht an unüberbrückbaren Differenzen mit der SPD, sondern daran, dass die Führung der Liberalen aus Gründen der Sicherung ihrer parlamentarischen Existenz den Koalitionsbruch zielstrebig provozierte. Darüber hinaus bildete die Weigerung der SPD, eine Generalamnestie für Spender 80 soFid Politische Soziologie 2006/1 2 Theorie und Geschichte politischer Systeme und Spendenempfänger mitzutragen, ein weiteres Motiv für den Koalitionsausstieg der FDP. Da siebzig Prozent der eingeleiteten Ermittlungsverfahren die FDP betrafen, bildete eine Amnestieregelung eine existentielle Notwendigkeit, um zu verhindern, dass die Staatsanwaltschaften Strafverfahren eröffneten. In einer christlich-liberalen Koalition hoffte die liberale Führungsspitze, eine Amnestieregelung durchsetzen zu können." (Autorenreferat) 3 Staatstheorie und staatliches Handeln [84-F] Becker, Florian, Prof.Dr. (Bearbeitung): Kooperative und konsensuale Strukturen in der Normsetzung INHALT: Die Untersuchung befasst sich aus sozialwissenschaftlich informatiertem Blickwinkel mit der Verteilung von Regelungslasten zwischen Staat und Gesellschaft. Dabei fasst sie die Beteiligung privater an der gesetzlichen bzw. untergesetzlichen Normsetzung ebenso ins Auge wie die Delegation von Regelungsmaterien an private Normsetzer. Politisch brisante Themen wie der Atomkompromiss zwischen der Bundesregierung und den Energieversorgungsunternehmen spiele dabei ebenso eine Rolle wie die nur der Fachöffentlichkeit bekannten "verrechtlichen", hochtechnischen Verbändevereinbarungen in der Energiewirtschaft. Die Arbeit geht dabei von der steuerungstheoretischen Einsicht aus, dass eine Beteiligung von Normadressaten an der Normsetzung insbesondere in komplexen Problemfeldern wegen der Steuerungsresistenz gesellschaftlicher Teilsysteme und aufgrund privat/ staatlicher Informationsasymmetrien für unverzichtbar gehalten wird, während die Verfassung und insbesondere das Demokratieprinzip solchen privat/ staatlichen Gemengelagen eher skeptisch gegenübersteht. Zentrales Anliegen der Arbeit ist der Versuch eines Ausgleichs zwischen sozialwissenschaftlicher Analyse und verfassungsrechtlicher Dogmatik. VERÖFFENTLICHUNGEN: Becker, F.: Kooperative und konsensuale Strukturen in der Normsetzung. Jus publicum, 129. Zugl. Bonn, Univ., Habil.-Schr., 2004. Tübingen: Mohr Siebeck 2005, XIX, 828 S. ISBN 3-16-148572-6. ART: Habilitation; gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern (Kurt-Schumacher-Str. 10, 53113 Bonn) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected]) [85-L] Behrens, Fritz; Heinze, Rolf G.; Hilbert, Josef; Stöbe-Blossey, Sybille (Hrsg.): Ausblicke auf den aktivierenden Staat: von der Idee zur Strategie, (Modernisierung des öffentlichen Sektors , Sonderband, 23), Berlin: Ed. Sigma 2005, 487 S., ISBN: 3-89404-773-9 INHALT: "Das Leitbild des 'aktivierenden Staates' hat in den letzten Jahren in Wissenschaft und Politik weite Verbreitung gefunden: Die öffentliche Hand soll geeignete Rahmenbedingungen schaffen, um mehr zivil-gesellschaftliches und individuelles Engagement zu ermöglichen und anzustoßen; sie soll 'fördern' und 'fordern' miteinander verknüpfen. Inzwischen dient der Begriff des 'aktivierenden Staates' als Leitbild für die unterschiedlichsten Politikansätze, und auch die Ebene der Staatsorganisation ist in Bewegung geraten. Die Konkretisierung und Umset- soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln 81 zung des Konzepts vom 'aktivierenden Staat' ist nach wie vor 'work in progress'. Aber nach nunmehr etwa zehn Jahren der Debatte hierüber ist es an der Zeit zu fragen, ob und auf welche Weise aus der Idee eine Strategie geworden ist. Das geschieht in diesem Band, indem zunächst das Leitbild unter verschiedenen Aspekten kritisch diskutiert wird (Teil I). Im Zentrum der folgenden Teile stehen die Implikationen sowohl für die verschiedenen staatlichen Ebenen (Teil II) als auch für unterschiedliche Politikfelder (Teil III). Die Autor/inn/en aus Wissenschaft, Verwaltungspraxis und Politik bringen dabei höchst unterschiedliche Sichtweisen zum Ausdruck und geben so der Debatte neue Impulse." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: R.G. Heinze, J. Hilbert, D. Spalink, S. Stöbe-Blossey: Einführung: der aktivierende Staat. Hintergründe und Merkmale eines Leitbildes für öffentliches Handeln; B. Blanke, S. Plaß: Vom schlanken Staat zum aktivierenden Staat: Leitbilder der Staats- und Verwaltungsmodernisierung (27-42); P. Steinbrück: Der Staat muss aktiv sein, er muss aber auch Menschen aktivieren (43-53); R. Marx, H. Wulsdorf: Politik möglich machen: normative Leitideen für Staat und Gesellschaft (55-74); M. Bürsch: Engagierte Bürger und aktivierender Staat: auf dem Weg zu einer neuen Arbeitsteilung (75-84); H.P. Bull: Verwaltungspolitik konkret: der Kommissionsbericht "Zukunft des öffentlichen Dienstes - öffentlicher Dienst der Zukunft" (85-87); R.G. Heinze: Von "runden Tischen" zu "langen Bänken": das Schicksal politischer Innovationen in Deutschland und Ansätze zur neuen Politiksteuerung (99-121); W. Kaczorowski: Die "Connected Republic": eine Vision für Regieren und Verwalten im 21. Jahrhundert (123-134); F. Behrens: Die Herausforderung zur zivilgesellschaftlichen: Staatsmodernisierung (137-161); G. Banner: Aktivierend auch nach innen? Verwaltungsreformen zwischen Ländern und Kommunen (163-185); G. Langemeyer: Aktive, eigenständige Städte: Fundament des aktivierenden Staates (187-200); E. Mezger, V. Grünewald: Mitarbeiterorientierung in der Bürgerkommune (201-218); U.v. Alemann, D.H. Gehne, C. Strünck: Lokale politische Kultur und die Krise der Repräsentation: Steuerungsmodelle zwischen Parteienstaat und direkter Demokratie (219-240); D. Grunow, M. Felder, G. Wolfswinkler: Der aktivierende Staat und die Europäische Union (241-260); S. Gabriel: Für einen Perspektivenwechsel: auf dem Weg zum aktivierenden Sozialstaat (263-287); H. Schridde: Die "Soziale Stadt" und "Ganzheitliches Regieren" im aktivierenden Sozialstaat (289-314); E. Goos-Wille: Dialog Soziales Niedersachsen: institutionelles Lernen in der Landessozialpolitik (315-336); N. Sievers: Aktivierende Kulturpolitik in Nordrhein-Westfalen: Aufstieg und Fall einer landeskulturpolitischen Konzeption (337-362); U. Fink: Stärkung von Gesundheitsförderung und Prävention - das zentrale Zukunftsthema in der deutschen Gesundheitspolitik (363-377); J. Schmid: Aktivierung in der Arbeitsmarktpolitik: Lehren für Deutschland aus einem internationalen Trend (379-395); J. Hilbert, M. Cirkel: Das Altern der Gesellschaft - die graue Zukunft bekommt Silberstreifen! (397-414); K. Esch, S. Stöbe-Blossey: Aktivierung soll Schule machen: Ansätze für eine aktivierende Politik im Feld Bildung und Erziehung (415-431); R.G. Heinze, J. Hilbert, D. Spalink, S. Stöbe-Blossey: Zur Zukunft das aktivierenden Staates (435-452). [86-L] Bußjäger, Peter: Bundesstaatsreform ja, aber welche?: Modelle für die Verteilung der Gesetzgebungszuständigkeiten zwischen Bund und Ländern, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg. 34/2005, H. 3, S. 311-322 (Standort: UuStB Köln(38)-XE00150; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) 82 soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln INHALT: "Eine der schwierigsten Themenstellungen für den im Jänner 2005 beendeten Österreich-Konvent bildete die Neuverteilung der Gesetzgebungszuständigkeit im föderalen System Österreichs. Wie sich zeigen sollte, bildete diese Frage auch eine der maßgeblichen Bruchstellen im Konvent. Es gelang nicht, einen Konsens zu den verschiedenen Optionen, die sich für die Reform des bundesstaatlichen Systems stellten, zu finden. Die Tatsache, dass das bundesstaatliche System als solches nach dem Konventsauftrag beizubehalten war, darf nicht darüber hinweg täuschen, dass über die Leistungsfähigkeit und Chancen des Föderalismus in Österreich im Konvent ein tiefgreifender Dissens bestand. So blieben lediglich verschiedene, im zuständigen Ausschuss 5 des Konvents diskutierte Alternativen für die Neugestaltung des bundesstaatlichen Systems zurück. Ob und welche dieser Vorschläge in der weiteren Verfassungsdiskussion aufgegriffen werden, lässt sich nicht prognostizieren." (Autorenreferat) [87-L] Butterwegge, Christoph: Krise und Zukunft des Sozialstaates, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 318 S., ISBN: 3-8100-4138-6 INHALT: "Das vorliegende Buch erläutert die Struktur- und Gestaltungsprinzipien des deutschen Sozialstaates, zeichnet seine wechselhafte Geschichte vom Kaiserreich bis heute nach und analysiert die Ursachen des Wandels, in dem er sich seit geraumer Zeit befindet. Überschneidungen waren nicht vermeidbar, weil die Entwicklung des Sozialstaates dreidimensional untersucht werden muss: Veränderungen auf der institutionellen, der materiellen und der diskursiven Ebene bedingen einander. Deshalb ergänzen systematische Ausführungen beispielsweise zur Wohlfahrtsstaatstheorie bzw. -kritik und zu Wandlungen des Gerechtigkeitsbegriffs die chronologische Darstellung. Da es sich um eine politikwissenschaftliche und nicht um eine historische Arbeit handelt, fällt die Analyse umso detaillierter aus, je näher sie der aktuellen Tagespolitik kommt. Ausführlicher behandelt wird die Sozialpolitik der CDU/CSU/FDPRegierung unter Helmut Kohl (1982 bis 1998) und der rot-grünen Koalition unter Gerhard Schröder (1998 bis 2005). Eine zentrale These des Buches lautet, dass der Sozialstaat seit Mitte der 1970er-Jahre restrukturiert und demontiert wird, obwohl er weder Verursacher der damaligen Weltwirtschafts- und der im Grunde bis heute anhaltenden Beschäftigungskrise war, noch aus seinem Um- bzw. Abbau irgendein Nutzen für die wirtschaftliche oder gesellschaftliche Entwicklung des Landes erwächst. Vielmehr bringt die neoliberale Wende zwar das Ende des Wohlfahrtsstaates, wie ihn die 'alte' Bundesrepublik kannte, mit sich; eine Hochleistungs-, Konkurrenz- und Ellenbogengesellschaft nach US-amerikanischem Muster bietet aber für die Mehrheit der Bevölkerung keine erstrebenswerte Alternative. Die öffentliche Debatte wird nicht nur in Wahlkampfzeiten von kurzatmigen und tagespolitischen Vorschlägen beherrscht, die den aktuellen Problemen des Sozialstaates so wenig gerecht werden wie seinen längerfristigen Perspektiven. Auch die zuletzt flutartig anschwellende Fachliteratur bietet zwar eine Fülle an Erklärungsmustern für die Krise, in welcher sich der Wohlfahrtsstaat befindet, gibt aber wenig Aufschluss über die ihr zugrunde liegenden Entwicklungsprozesse und Lösungsmöglichkeiten, sieht man von wohlfeilen Ratschlägen hinsichtlich einer 'Verschlankung' der Sozialbürokratie und Kürzung der Leistungen ab. Häufig bleiben die hinter solchen Vorschlägen zum Um- bzw. Abbau des Wohlfahrtsstaates verborgenen Interessen teilweise sehr (einfluss)reicher Gesellschaftsgruppen unerkannt, obwohl sie klären könnten, warum das Soziale gegenwärtig verstärkt unter Druck steht. Sozialstaatlichkeit ist an ein gesellschaftspolitisches Klima gebunden, das sich im Massenbewusstsein widerspiegelt, aber auch von ihren Gegnern beeinflusst und verändert bzw. verschlechtert wird. Dies geschieht soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln 83 durch eine prinzipielle Sozialstaatskritik, wie sie der Neoliberalismus, der Kommunitarismus und der Feminismus formulieren, sowie durch eine populäre Sozialstaatskritik, wie man sie etwa in den Massenmedien findet, wo moniert wird, dass wirklich Bedürftige kaum noch in den Genuss staatlicher Transferleistungen kämen, während immer mehr 'Faulenzer' in der 'sozialen Hängematte' lägen, die Wohlfahrtsbürokratie der Gesellschaft die Luft abschnüre und die Freiheit der Bürger/innen darunter leide. Weiter heißt es, die Kosten des Sozialstaats würden in naher Zukunft unbezahlbar, zumal er die Familien ausbeute und die wenigen Jüngeren nicht mehr in der Lage seien, die ständig wachsende Zahl von Altersrenten zu finanzieren. Ob solche Befürchtungen zutreffen, übertrieben sind oder gar geschürt werden, um die Wirtschafts- und Sozialordnung der Bundesrepublik grundlegend ändern zu können, ist gleichfalls Gegenstand der folgenden Erörterungen." (Textauszug) [88-F] Demuth, Christian, M.A. (Bearbeitung); Patzelt, Werner J., Prof.Dr. (Betreuung): Der Bundestag als lernende Institution INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Politikwissenschaft Lehrstuhl Politische Systeme und Systemvergleich (01062 Dresden) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0351-463-35763, Fax: 0351-463-37238, e-mail: [email protected]) [89-L] Dingeldey, Irene: Vom klassischen zum aktivierenden Wohlfahrtsstaat, in: Kathrin Groh, Christine Weinbach (Hrsg.): Zur Genealogie des politischen Raums : politische Strukturen im Wandel, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 273-308, ISBN: 3-531-14185-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005/3706) INHALT: Die Verfasserin setzt sich mit der Frage auseinander, wie sich insbesondere sozialpolitische Ziele und Steuerungsvorstellungen ausgehend vom keynesianischen Wohlfahrtsstaat bis zur Gegenwart entwickelt haben. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Frage, inwiefern sich der klassische vom aktivierenden Wohlfahrtsstaat unterscheidet. Dabei wird angenommen, dass hier ein grundsätzlicher Wandel im Sinne eines Paradigmenwechselns vorliegt. Die Verfasserin stellt die historische Entwicklung des Wohlfahrtsstaatswandels anhand aufeinander folgender Phasen wohlfahrtsstaatlicher Entwicklung von den Anfängen der Sozialpolitik als Basis für die Entstehung des keynesianischen Wohlfahrtsstaats bis zur Gegenwart dar. Um den Paradigmenwechsel zu verdeutlichen, werden darüber hinaus einzelne Dimensionen der Sozialstaatlichkeit in den jeweiligen Konzepten des klassischen und des aktivierenden Sozialstaats einander gegenübergestellt. Welche Variante des aktivierenden Wohlfahrtsstaats sich im Endeffekt durchsetzen wird, so die Verfasserin abschließend, ist heute noch nicht absehbar. Sicher ist jedoch, dass künftige Sozialstaatskonzepte durch normative Leitvorstellungen geprägt sein werden, die sich massiv von denen des klassischen Wohlfahrtsstaats unterscheiden. (ICE2) [90-F] Ehlert, Niels, Dipl.-Verw.Wiss. M.A. (Bearbeitung); Kaiser, André, Prof.Dr. (Leitung): Föderalismus und Dezentralisierung als Dimension von Staatshandeln 84 soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln INHALT: Mit dem Projekt "Föderalismus und Dezentralisierung als Dimensionen von Staatshandeln" wird angestrebt, den Einfluss von Staatsstrukturen auf die Performanz eines politischen Systems unter besonderer Berücksichtigung der beiden Dimensionen Föderalismus sowie Dezentralisierung zu untersuchen. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass in der Literatur bisher nur ungenügend zwischen diesen beiden Dimensionen unterschieden worden ist, so dass wir erwarten, durch unsere Untersuchung einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Staatshandeln leisten zu können. Konkret verfolgen die Forscher mit ihrem Projekt folgende Ziele: 1. Föderalismus sowie Dezentralisierung sollen als unterschiedliche Dimensionen mit jeweils eigenständigem Erklärungspotenzial für die Ergebnisse von Staatshandeln etabliert werden. 2. Es sollen die unabhängigen Auswirkungen der beiden Dimensionen sowie deren wechselseitige Interaktionseffekte beleuchtet werden. 3. Darüber hinaus sollen die Zusammenhänge zwischen Föderalismus, Dezentralisierung und der Performanz politischer Systeme nicht nur empirisch untersucht werden, sondern es soll zugleich ein theoretisches Erklärungsmodell bezüglich der zu erwartenden Effekte hergeleitet werden. 4. Schließlich soll zusätzlich betrachtet werden, ob und inwiefern Föderalismus und Dezentralisierung in unterschiedlichen Politikfeldern möglicherweise mit divergierenden Auswirkungen verbunden sind. Mit Bezug auf diese Projektziele postulieren die Forscher auf Basis einer Auswertung des bisherigen Forschungsstands zunächst folgende allgemeine Zusammenhänge: H1a: Dezentralisierung führt zu einer besseren Performanz politischer Systeme. H1b: Die Effekte von Dezentralisierung hängen darüber hinaus von der Härte der Budgetrestriktionen innerhalb eines politischen Systems ab. Für ein gegebenes Dezentralisierungsniveau führen härtere Budgetrestriktionen zu einer verbesserten politischen Performanz. H1c: Dezentralisierung in unitarischen Staaten führt zu einer hohen Performanz. H1d: Dezentralisierung in Staaten, die dem Modell des dualen Föderalismus folgen, führt ebenfalls zu einer hohen Performanz. H1e: Dezentralisierung in Staaten, die dem Modell des Verbundföderalismus folgen, führt im Vergleich dazu zu einer geringeren Performanz. H2a: Über die vermuteten Interaktionseffekte hinaus wirkt sich Föderalismus tendenziell eher negativ auf die Performanz eines politischen Systems aus. METHODE: Die Hypothese H2a kann nur als schwacher Zusammenhang aufgestellt werden, da bei einer Betrachtung der verschiedenen theoretischen Ansätze deutlich wird, dass die Auswirkungen von Föderalismus nur im Zusammenspiel mit anderen institutionellen Arrangements verstanden werden können. Insbesondere beinhaltet diese Hypothese daher nicht, dass für föderale Staaten generell eine geringere Performanz erwartet werden kann. Stattdessen wird eine Aussage darüber getroffen, dass Föderalismus tendenziell negative Effekte zeitigt, wenn für weitere institutionelle Faktoren kontrolliert wird. Entsprechend den theoretischen Überlegungen müssen dabei aus Sicht der Forscher insbesondere institutionelle Budgetrestriktionen, der Grad der fiskalischen Autonomie subnationaler Einheiten und der Föderalismus-Typ berücksichtigt werden. Eine solche kontrollierte Analyse kann durch eine umfassende statistische Auswertung gewährleistet werden. Dementsprechend sieht die Projektkonzeption vor, die Zusammenhänge zwischen Föderalismus, Dezentralisierung und Performanz vermittels einer quantitativen Analyse der OECD-Staaten statistisch zu erfassen, um auf dieser Grundlage die wahrscheinlichen Einflüsse der beiden Dimensionen auf die Ergebnisse politischer Entscheidungsprozesse beurteilen zu können. Die angestrebte Untersuchung geht über die bisher in der Literatur durchgeführten Analysen hinaus und kann für sich genommen bereits einen wichtigen Erkenntnisbeitrag für die vergleichende Föderalismusforschung leisten. Darüber hinaus ist die statistische Analyse zugleich Voraussetzung für eine adäquate Fallauswahl für eine anschließende qualitative Untersuchung. Mit der theoretischen Modellierung und der quantitativen Auswertung schaffen die Forscher somit zugleich ein wirksames soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln 85 Fundament für eine weitergehende Untersuchung der Ausgangsfragstellung durch qualitative Falluntersuchungen. Ein entsprechendes Folgeprojekt nach Abschluss des Forschungsvorhabens wird angestrebt. ART: gefördert BEGINN: 2005-04 ENDE: 2006-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Forschungsinstitut für Politische Wissenschaft und Europäische Fragen Lehrstuhl für vergleichende Politikwissenschaft (Postfach 411020, 50870 Köln) KONTAKT: Leiter (Tel. 0221-470-2852, e-mail: [email protected]) [91-F] Flickinger, Hans-Georg, Prof.Dr. (Bearbeitung): Neue Soziale Bewegungen im rechtsstaatlichen Verfassungssystem INHALT: keine Angaben ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Kassel, FB 04 Sozialwesen, Institut für Sozialpolitik und Organisation Sozialer Dienste (Arnold-Bode-Str. 10, 34109 Kassel) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0561-804-2950) [92-F] Florack, Martin, M.A. (Bearbeitung); Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr.Dr. (Leitung): Regieren in der Transitionsphase - Startphase der nordrhein-westfälischen Landesregierung 2005/2006 (Arbeitstitel) INHALT: Ziel der Studie ist es, die Start- und Konsolidierungsphase (2005-2006) der neuen Landesregierung aus der Innenperspektive eines teilnehmenden Beobachters heraus wissenschaftlich zu begleiten und zu analysieren. Das Projekt schließt eine Forschungslücke, die in besonderem Maße für die Ebene der Bundesländer gilt: "Regieren nach Wahlen ist in Deutschland bislang nicht systematisch behandelt worden" (Derlien/ Murswiek 2001: 7). Die Begleitstudie befasst sich dabei mit vier unterschiedlichen Dimensionen: 1. Institutionelle Arrangements: Institutionen und institutionelle Arrangements haben Einfluss auf Regierungswechsel und das Regieren nach Wahlen. Die Analyse dieser Dimension rückt damit die Bedeutung von Institutionen für das Regieren in Nordrhein-Westfalen in den Mittelpunkt. Untersuchungsgegenstände: Nutzung von Organisationen und Gremien wie z.B. der Staatskanzlei; Veränderungen institutioneller Arrangements durch Koalitionsvereinbarung, Ressortzuschnitt etc. 2. Inhaltliche Schwerpunktsetzung: eine Startphase ist u.a. durch veränderte inhaltliche Prioritäten der neuen Regierung gekennzeichnet. Von besonderem Interesse sind hier die Auswahl dieser Schwerpunkte sowie ihre weitere Bedeutung in der Startphase der Landesregierung. Untersuchungsgegenstände: Auswahl inhaltlicher Schwerpunkte; Formulierung und Bindekraft inhaltlicher Schwerpunkte durch Regierungserklärung etc. 3. Personalkonfiguration: personelle Veränderungen beeinflussen in besonderer Weise das Regieren. Dazu gehört nicht nur die Besetzung der Ressorts, sondern auch die Besetzung zentraler Steuerungsinstanzen in Staatskanzlei, Ministerien und weiteren Organisationen. Untersuchungsgegenstände: Kabinettsbildung; personelle Besetzung von Schlüsselpositionen; Schaffung informeller Steuerungsinstanzen etc. 4. Politische Steuerung: aus den oben genannten Faktoren - institutionelle Arrangements, inhaltliche Schwerpunksetzung und Personal - folgt ein besonderes Erkenntnisinteresse an Aspekten der politischen Steuerung. Regierungssteuerung vereint dabei die Steuer- 86 soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln barkeit des jeweiligen politischen Systems mit der Steuerungsfähigkeit der zentralen Akteure. Untersuchungsgegenstände: Steuerungsformen und Nutzung spezifischer Steuerungsinstrumente, Politik- und Regierungsstil des Ministerpräsidenten etc. Die Studie stützt sich in besonderer Weise auf die teilnehmende Beobachtung des Regierungsalltags der Landesregierung (insbesondere des Ministerpräsidenten), die Auswertung vorliegender Dokumente sowie Interviews mit Akteuren aus der Landesregierung. Im Rahmen der Studie sollen die gewonnenen Erkenntnisse nach Möglichkeit mit Erfahrungen in anderen Bundesländern kontrastiert und verglichen werden. ZEITRAUM: 2005-2006 GEOGRAPHISCHER RAUM: NordrheinWestfalen sowie Vergleich mit anderen Bundesländern METHODE: Basis der Untersuchung sind neoinstitutionalistische Erklärungsansätze. Akteurshandeln in Institutionen und die Wirkung bestimmter institutioneller Arrangements als Bestandteil moderner Regierungsforschung bilden den theoretischen Ausgangspunkt der Analyse. Im Mittelpunkt stehen dabei institutionell bedingte Handlungsoptionen und Handlungsrestriktionen für zentrale Akteure. Ausgangspunkt ist der Begriff des Politikmanagements, der die Steuerbarkeit des politischen Systems und die Steuerungsfähigkeit wichtiger politischer Akteure - Instrumente, Stile, Techniken - umfasst. Die methodische Besonderheit des Projekts liegt in der gewählten Innenperspektive. Aus der Position desteilnehmenden Beobachters heraus soll ein weitergehender methodischer Beitrag für die Regierungsforschung geleistet werden. DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend; Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2005-10 ENDE: 2006-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Land Nordrhein-Westfalen Staatskanzlei INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0203-379-2048, e-mail: [email protected]) [93-F] Fuchs, Dieter, Prof.Dr.; Roller, Edeltraud, Univ.-Prof.Dr. (Leitung): Leistungsfähigkeit der heute existierenden Demokratien INHALT: Der wichtigste Erklärungsfaktor für diese Leistungsfähigkeit stellt die institutionelle Struktur des demokratischen Regimes der einzelnen Länder dar. Als zusätzliche Erklärungsfaktoren und als Kontrollvariablen werden vor allem ökonomische und politische Faktoren herangezogen. Die Grundlage dieses Projektes ist ein Datensatz, in dem für mehr als 60 der heutigen Demokratien eine Vielzahl von politischen, ökonomischen und kulturellen Makroindikatoren enthalten sind. ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Stuttgart, Fak. 10 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Abt. II Politische Theorie und Empirische Demokratieforschung (Breitscheidstr. 2, 70174 Stuttgart); Universität Mainz, FB 02 Sozialwissenschaften, Medien und Sport, Institut für Politikwissenschaft Abt. Vergleichende Politikwissenschaft (Saarstr. 21, 55099 Mainz) KONTAKT: Fuchs, Dieter (Prof.Dr. Tel. 0711-121-3431, Fax: 0711-121-3432, e-mail: [email protected]) soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln 87 [94-L] Gallus, Alexander: Typologisierung von Staatsformen und politischen Systemen in Geschichte und Gegenwart, in: Alexander Gallus, Eckhard Jesse (Hrsg.): Staatsformen : Modelle politischer Ordnung von der Antike bis zur Gegenwart, Wien: Böhlau, 2004, S. 19-56, ISBN: 3-412-07604-X (Standort: UuStB Köln(38)-31A5407) INHALT: Der Beitrag strebt eine Bilanz der Staatsformenlehre von der Antike bis zur Gegenwart an. Er beginnt mit der Erörterung der älteren Tradition der Staatsformenlehre und stellt zunächst anhand ausgewählter Werke historische Ansätze der Typologisierung vor. Unterteilt ist diese Betrachtung in die Zeitabschnitte Antike, Mittelalter, frühe Neuzeit sowie 19. und frühes 20. Jahrhundert. Der zweite Teil des Beitrags behandelt Typologien der modernen Politikwissenschaft, wie sie sich vor allem ab Ende des 2. Weltkriegs entwickelt haben. Diese jüngeren Analysen politischer Systeme stellen die Unterscheidung zwischen Demokratie und Diktatur in den Mittelpunkt, wobei bei beiden weitere Unterformen unterschieden werden. Der Verfasser erörtert die Dichotomien Monokratie versus Demokratie, parlamentarische versus präsidentielle Demokratie sowie totalitäre versus autoritäre Diktatur. Er plädiert abschließend für ein ausgeglicheneres Verhältnis von empirisch-analytischer und normativ-wertender Komparatistik. (ICE2) [95-L] Gellner, Winand; Glatzmeier, Armin: Macht und Gegenmacht: Einführung in die Regierungslehre, (Studienkurs Politikwissenschaft), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2004, 430 S., ISBN: 3-8329-0964-8 (Standort: UuStB Köln(38)-32A533) INHALT: Thema des Lehrbuchs ist der Gedanke der Gewaltenteilung in politischen Ordnungen. Zunächst werden Entwicklungslinien der Gewaltenteilung in der politischen Theorie nachgezeichnet und Grundkonzepte der Politikwissenschaft im Bereich der vergleichenden Regierungs- und Systemlehre erörtert. Die Verfasser wenden sich dann den Akteuren auf der Ebene der klassischen Gewaltentrias Exekutive (Regierung, Verwaltung), Legislative (Parlament) und Judikative zu. Als Modelle vertikaler Gewaltenteilung werden föderale und zentralistische Systeme erörtert. Darüber hinaus werden auch Interessengruppen, Parteien und Medien als Akteure des intermediären Bereichs behandelt. Abschließend werden politische Handlungsmuster thematisiert. Hier geht es um Pluralismus, Korporatismus, Spielarten der Demokratie, Wahlen und Wahlverhalten sowie politische Kultur. (ICE) [96-L] Haacke, Brigitte von: Effizienz von Staaten: ein Rankingmodell zum internationalen Vergleich staatlicher Leistungsfähigkeit, (Schriftenreihe Wirtschaftswissenschaften, Bd. 19), Berlin: Köster 2002, VI, 197 S., ISBN: 3-89574-479-4 (Standort: UuStB Köln(38)-11V4565) INHALT: "Staaten konkurrieren weltweit um die Ansiedlung mobiler Produktionsfaktoren und damit um Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Bessere staatliche Modelle führen zu mehr Wohlstand und Freiheit. Das setzt Länder unter einen nie gekannten Anpassungsdruck bezogen auf ihre wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Den hohen Erwartungen an die Politik stehen knappe öffentliche Mittel gegenüber. Deshalb spielen Effektivität und Effizienz staatlicher Leistungserbringung eine immer größere Rolle. In dieser Arbeit wird ein Konzept 88 soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln entwickelt, das die staatliche Aufgabenerfüllung in ihrer ganzen Breite abbildet - also im politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereich. Gleichzeitig werden die öffentlichen Leistungen ins Verhältnis zu den dafür von den Bürgern beanspruchten Ressourcen gesetzt. Ergebnis ist ein internationaler Vergleich der Effizienz von Staaten bei der Erfüllung ihrer öffentlichen Aufgaben." (Autorenreferat) [97-L] Heinze, Rolf G.: Von "runden Tischen" zu "langen Bänken": das Schicksal politischer Innovationen in Deutschland und Ansätze zur neuen Politiksteuerung, in: Fritz Behrens, Rolf G. Heinze, Josef Hilbert, Sybille Stöbe-Blossey (Hrsg.): Ausblicke auf den aktivierenden Staat : von der Idee zur Strategie, Berlin: Ed. Sigma, 2005, S. 99-121, ISBN: 3-89404-773-9 INHALT: Am Beispiel verschiedener politischer Reformprojekte in Deutschland seit 1998 versucht der Beitrag knapp das Verständnis eines aktivierenden Staates zu umreißen. Strategisch zielt die Konzeption des aktivierenden Staates auf eine Überwindung der politischen Erstarrungen; sie orientiert sich als Leitvorstellung an einem kooperativen Staat und neuen Bündnissen zwischen gesellschaftlichen Organisationen und dem Staat, um in Kooperation mit anderen gesellschaftlichen Subsystemen und Akteuren neue Steuerungsressourcen zu erschließen. Bewertet werden Projekte wie etwa die Hartz- und die Rürup-Kommission, das Bündnis für Arbeit, die Agenda 2010 und die Föderalismus-Kommission. Dabei geht es sowohl um die Grenzen korporatistischer Modernisierung und neuer Steuerungsformen als auch um die Schwierigkeiten der politischen Führung, eine an Kooperation mit den Großverbänden (oder auch Gewerkschaften und Bevölkerung) orientierte Politik durchzusetzen. Abschließend wird festgehalten, dass Expertenkommissionen nicht unbedingt Hoffnungsträger für grundlegende politische Reformen sind und dass die Politiker sich von der Einsicht trennen müssen, dass Reformvorhaben bis ins Detail geplant werden können. (ICH) [98-L] Jann, Werner; Döhler, Marian; Fleischer, Julia; Hustedt, Thurid; Tiessen, Jan: Regierungsorganisation als Institutionenpolitik: ein westeuropäischer Vergleich, (Forschungspapiere "Regierungsorganisation in Westeuropa", H. 01/2005), Potsdam 2005, 46 S., ISBN: 3-937786-30-9 (Graue Literatur; URL: http://www.uni-potsdam.de/u/ls_verwaltung/forschung/DFG-RiW/docs/Heft%201a.pdf) INHALT: "Gegenstand ist die Regierungsorganisation in fünf westeuropäischen Ländern, die seit den frühen 1990er Jahren durch Europäisierung, Globalisierung und die Krise des Wohlfahrtsstaates unter erhöhtem Anpassungsdruck stehen. Während sich das politikwissenschaftliche Interesse meist auf den allgemeinen Wandel der 'Staatlichkeit' oder die konkreten Veränderungen von Politikinhalten konzentriert, wird hier in vergleichender Perspektive nach dem Wandel von politischen Strukturen und Prozessen der Regierungsorganisation, insbesondere der Ministerialverwaltung, gefragt. Ausgangshypothese ist, dass die westeuropäischen Regierungssysteme auf die externen Herausforderungen mit Änderungen ihrer 'Produktionsstruktur' von Gesetzen und Programmen reagiert haben. Daraus ergeben sich folgende Kernfragen: Welche Veränderungen der Regierungsorganisationen sind zu identifizieren? Handelt es sich dabei um Ergebnisse einer reflexiven Institutionenpolitik? Ändert sich die strategische Handlungsfähigkeit der Regierungsorganisation? Ersten empirischen Beobachtungen folgend lässt sich ein Wandel auf drei Dimensionen vermuten: dem wachsenden hori- soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln 89 zontalen regierungsinternen Koordinationsbedarf, der vertikalen Reorganisation und Funktionsveränderung zentralstaatlicher Exekutiven sowie Veränderungen der Beziehungen mit externen Akteuren bspw. organisierten Interessen, Politikberatern und Konsensbildungskommissionen. Neben der Bundesrepublik, Großbritannien und Frankreich sollen die beiden skandinavischen Länder Dänemark und Schweden in die Untersuchung einbezogen werden." (Autorenreferat) [99-L] König, Thomas; Bräuninger, Thomas: Gesetzgebung im Föderalismus, (Speyerer Forschungsberichte, Nr. 237), Speyer 2005, XI, 80 S. (Graue Literatur; URL: http://192.124.238.222/fbpdf/fb-237.pdf) INHALT: Die Untersuchung zur Gesetzgebung im Föderalismus befasst sich mit der Frage, ob die weitverbreitete skeptische Bewertung gegenüber diesem Vorgang womöglich in der selektiven Auswahl der betrachteten Perioden sowie der Fallstudien begründet ist. Zur Beantwortung erfolgt eine umfassende und historische Überprüfung der Faktoren, die laut prominenter politikwissenschaftlicher Ansätze einen Einfluss auf die Möglichkeiten und Grenzen des Regierens im Föderalismus haben. Im ersten Kapitel werden die drei Forschungsansätze (1) der institutionellen Perspektive, (2) des Modells der Parteienregierung sowie (3) des Polarisierungsansatzes und erste explorative Analysen vorgestellt. Mit der Einbeziehung von institutionellen, partei- und politikfeldspezifischen Merkmalen von Gesetzesinitiativen wird auf einfacher, bivariater Basis erläutert, welche Zusammenhänge zwischen einzelnen Faktoren einerseits und Gesetzesinitiativen bzw. -verabschiedungen andererseits in der Literatur diskutiert werden und welche empirischen Hinweise sich hierfür finden lassen. Im zweiten Kapitel werden die diskutierten Zusammenhänge in Form von Hypothesen über die Determinanten für die Verabschiedungswahrscheinlichkeit und -dauer konkretisiert. Diese beiden Indikatoren sollen die entscheidende Kerngröße des Gesetzgebungsprozesses widerspiegeln, nämlich seine Effektivität und seine Effizienz. Im dritten Kapitel wird abschließend die Aussagekraft der verschiedenen Hypothesen in vergleichender Weise überprüft. Dabei wird zur systematischen Herausarbeitung des eigenständigen Einflusses der einzelnen Faktoren die Verabschiedungswahrscheinlichkeit und -dauer mit den statistischen Methoden der Regressions- und der Ereignisdatenanalyse untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die institutionellen Faktoren, insbesondere die von den Regierungen ausgeübte Agenda-Setzungsfunktion, aber auch die vom Bundestag praktizierte Änderungsfunktion, wesentliche Rückschlüsse auf die Verabschiedung einer Initiative ziehen lassen. (ICG2) [100-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr. (Leitung): Machterosionen von Regierungen INHALT: Im Projekt "Aufstieg und Fall von Regierungen" sind einige Variablen besonders im Umfeld des Machtverfalls ermittelt worden. Die Indikatoren sollen in einem weiteren Vergleich einem Test unterzogen werden. Für die Politikberatung können daraus wichtige Schlussfolgerungen gezogen werden. Wie lässt sich der Countdown des Machtverlustes aufhalten? ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe 90 soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg) KONTAKT: Leiter (Tel. 0203-379-2041, Fax: 0203-379-2318, e-mail: [email protected]) [101-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr. (Leitung): Strategien: Wie setze ich was durch in der Politik? INHALT: Wie setze ich was durch? Politische Strategien im Dreieck von Macht, Kommunikation und Steuerung "Wer regiert, muss nicht unbedingt die Macht haben, seine Interessen und Ziele durchzusetzen. Das ist eine Grunderfahrungen aller politischen Akteure. Doch die genauen Mechanismen, warum was wie verwirklicht werden kann, sind nicht erforscht. Wie zufällig verläuft Politik? Wie müssen politische Prozesse und Inhalte inszeniert werden? Was kann überhaupt noch wie gesteuert werden? ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg); Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Centrum für angewandte Politikforschung -C.A.P- Forschungsgruppe Deutschland (Oettingenstr. 67, 80538 München) KONTAKT: Leiter (Tel. 0203-379-2041, Fax: 0203-379-2318, e-mail: [email protected]) [102-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr. (Leitung): Politische Führung INHALT: In Vorbereitung ist ein Projekt, das sich mit den Grundlagen des politischen Führens systematisch auseinandersetzt. Was sind die gewandelten Anforderungen, Instrumente und Erwartungen an moderne Führung? ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg) KONTAKT: Leiter (Tel. 0203-379-2041, Fax: 0203-379-2318, e-mail: [email protected]) [103-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr. (Leitung): Regierungszentralen im Vergleich INHALT: Wie arbeiten Staatskanzleien in Deutschland? Wie lässt sich vergleichend der Funktionswandel dieser Regierungszentralen analysieren? Das Projekt soll die machtpolitischen Steuerungsprozesse zwischen Staatskanzleien, Kabinetten und Mehrheitsfraktionen offenlegen. ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg) soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln 91 KONTAKT: Leiter (Tel. 0203-379-2041, Fax: 0203-379-2318, e-mail: [email protected]) [104-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr.rer.pol.Dr.phil.; Fröhlich, Manuel, Prof.Dr. (Bearbeitung): Politik und Regieren in Deutschland. Strukturen, Prozesse, Entscheidungen INHALT: Wer regiert wie in Berlin? Wie nehmen die Wähler Einfluss auf die politische Führung? Wie steuert man Reformen in Staat und Gesellschaft? Dieser Band ist eine Einführung in das Regieren im politischen System der Bundesrepublik Deutschland. Insbesondere werden Kenntnisse über das Politikmanagement vermittelt: Politische Führung und Regierungsstile, politische Rationalität und Regierungssteuerung, Akteure und ihre Kommunikationsstrategien sowie Erklärungen für Machtstabilisierung und Machtverlust. Dabei spielen die Innensichten der Politik, die Verbindungen zwischen Sach- und Machtfragen, zwischen den politischen Institutionen und den Spitzenakteuren eine elementare Rolle. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland VERÖFFENTLICHUNGEN: Korte, Karl-Rudolf; Fröhlich, Manuel: Politik und Regieren in Deutschland. Strukturen, Prozesse, Entscheidungen. Paderborn: Schöningh 2004 (UTB 2436). ISBN: 3-8252-2436-8. ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg) KONTAKT: Korte, Karl-Rudolf (Prof.Dr.Dr. Tel. 0203-379-2041, e-mail: [email protected]) [105-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr.rer.pol.Dr.phil. (Bearbeitung): Regieren und Opponieren in der Berliner Republik INHALT: Die Studien des Bandes werden eine Zwischenbilanz des Regierens und Opponierens nach acht Jahren Berliner Republik ziehen. Sie werden das Agieren und Reagieren von Regierungs- und Oppositionsakteuren in den Mittelpunkt ihres Erkenntnisinteresses rücken. Damit werden Lücken sowohl in der Forschung als auch für die Lehre geschlossen. Denn Analysen über Erfolg versprechende Machterwerbsstrategien für Oppositionsparteien sind in der Literatur ebenso Mangelware, wie Arbeiten über den Einfluss des Oppositionsverhaltens auf die Regierungstätigkeit. Die Bilanzierung des Parteienwettbewerbs in maßgeblichen Politikfeldern wird durch die Dokumentation von Daten und Personalkonstellationen ergänzt, um den Lehrbuchcharakter des Bandes zu unterstreichen. ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0203-379-2041, e-mail: [email protected]) [106-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr.rer.pol.Dr.phil. (Bearbeitung): Mehrheiten für Unpopuläres in Deutschland? Optionen und Rahmenbedingungen zur Optimierung von Reformprozessen 92 soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln INHALT: In Deutschland sind Reformen zwingend notwendig, um die Handlungsfähigkeit des Staates auch in Zukunft zu garantieren. Dies stellt die politischen Akteure vor enorme Herausforderungen, da Mehrheiten für Unpopuläres gewonnen werden müssen. Die Kombination der Herausforderungen, eine Konsolidierungspolitik zu betreiben und der Notwendigkeit Wahlen zu gewinnen, klingt zunächst wie die Quadratur des Kreises - sie ist aber dennoch grundsätzlich möglich. Die Zielsetzung des Projektes muss sein, die Möglichkeiten und Ausprägungen einer Reformpolitik in Deutschland zu analysieren. Um dies zu erreichen, muss aufgezeigt werden, wie sich die jeweilige sozialpolitische Kultur der Vergleichsstaaten von der deutschen unterscheidet. Daraus leitet sich die Herausforderung an das Projekt ab, Optionen dafür zu entwickeln, wie politische Parteien Mehrheiten für eine postulierte, an der sozialpolitischen Kultur und den gesellschaftlichen Notwendigkeiten orientierten, Konsolidierungspolitik gewinnen können. Daher muss der Schwerpunkt der Projektanalyse auf die politische Kultur und politische Kommunikation gelegt werden. ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0203-379-2041, e-mail: [email protected]) [107-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr.rer.pol.Dr.phil. (Bearbeitung): Regieren in Nordrhein-Westfalen INHALT: Die Forschungsgruppe Regieren arbeitet an einem umfassenden Projekt zum Regieren in Nordrhein-Westfalen. Im Mittelpunkt steht die erstmalige Erarbeitung einer modernen und umfassenden Regierungslehre für das bevölkerungsstärkste deutsche Bundesland. Das Projekt konzentriert sich auf konkrete Politikfeldanalysen und landespolitische Entscheidungsprozesse. Im Zentrum stehen die Ministerpräsidenten seit 1990 als maßgebliche Akteure der Landespolitik. Die Leitfragen des Projekts lauten: Was charakterisiert die Steuerung und Führung der Landespolitik in Nordrhein-Westfalen? Wie groß ist der Handlungsspielraum der Landesregierung zur Problemlösung? Wie nutzen Spitzenakteure Handlungskorridore im Entscheidungsprozess? ZEITRAUM: ab 1990 GEOGRAPHISCHER RAUM: Nordrhein-Westfalen ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Landeszentrale für Politische Bildung Nordrhein-Westfalen INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0203-379-2041, Fax: 0203-379-2318, email: [email protected]) [108-L] Leggewie, Claus: Kanzler- versus Parlamentsdemokratie: Plädoyer für ein Selbstauflösungsrecht des Bundestages, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 50/2005, H. 10, S. 1207-1212 (Standort: UB Bonn(5)-Z59/69; UuStB Köln(38)-FHM XE00157; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln 93 INHALT: Der Verfasser fragt nach den historischen Ursachen der jetzigen grundgesetzlichen Regelung der Parlamentsauflösung in der Bundesrepublik (Art. 67, 68 GG) und nach alternativen Gestaltungsmöglichkeiten. Er plädiert für eine Änderung der genannten Artikel, die sich seiner Einschätzung zufolge auch in ihrem jüngsten Zusammenwirken nicht als funktional erwiesen haben, wenn das Ziel einer Vertrauensfrage die von den Grundgesetzautoren gewünschte Stabilität sein soll. Faktisch habe sich die Vertrauensfrage des Art. 68 zum Instrument einer verkappten Parlamentsauflösung und zum Vehikel des politischen Machtwechsels entwickelt. Der Verfasser befürwortet ein Selbstauflösungsrecht des Bundestages als vorbeugendes Mittel gegen das "Kanzlerplebiszit". (ICE2) [109-L] Lenk, Klaus: Der Staat am Draht: Electronic Government und die Zukunft der öffentlichen Verwaltung eine Einführung, Berlin: Ed. Sigma 2004, 120 S., ISBN: 3-89404-519-1 INHALT: Das aus einer Vorlesungsreihe zum Beginn des Hochschulkollegs 'Electronic Government' der Alcatel SEL Stiftung für Kommunikationsforschung hervorgegangene schmale Bändchen soll 'E-Government auf eine wissenschaftlich gehaltvolle Ebene heben' (12). Der Autor wählt hierzu einen weniger technischen denn sozial- beziehungsweise verwaltungswissenschaftlichen Ansatz. Er öffnet damit das bis heute enge Verständnis von E-Government, welches sich vorwiegend an den (begrenzten) technischen Möglichkeiten des Internets und den gängigen Formen der 'online'-Kommunikation orientiert. Seine Folgenabschätzung läuft letztlich auf die globale Forderung nach einer nachhaltigen 'E-Transformation' (69) von Staat, Verwaltung und Gesellschaft hinaus, die von der Informationstechnik zwar ermöglicht, aber nicht umgesetzt werden könne. In seiner Einführung analysiert Lenk deshalb sowohl das Potenzial der Informationstechnik als auch die Art und Weise, wie Verwaltungsarbeit strukturiert ist. Er verbindet die bereits begonnenen Veränderungen in der Staatsmodernisierung ('Neues Öffentliches Management' 'Public Governance' mit den Gestaltungspotenzialen der zunehmenden Informatisierung von Staat und Verwaltung. (ZPol, VS) [110-L] Linder, Wolf: Schweizerische Demokratie: Institutionen - Prozesse - Perspektiven, Bern: Haupt 2005, 444 S., ISBN: 3-258-06842-9 (Standort: UB Erlangen(29)-H00/2005A/10449) INHALT: "Das Buch zeigt die Entwicklung und Eigenheiten schweizerischer Demokratie. Dazu gehören der Föderalismus, die Konkordanz als Instrument des Interessenausgleichs und der gesellschaftlichen Integration, die Auswirkungen der Volksrechte, der Einfluss von Parteien, politischen Bewegungen und Verbänden auf den Entscheidungsprozess, sowie die Handlungsmöglichkeiten von Regierung und Parlament. Darüber hinaus situiert der Autor das schweizerische politische System im internationalen Vergleich: Ähnlichkeiten und Differenzen zur parlamentarischen Mehrheitsdemokratie, Fragen der Globalisierung und Internationalisierung, und der mögliche Beitrag des schweizerischen Demokratiemodells zur Lösung des multikulturellen Konflikts werden diskutiert." (Autorenreferat) 94 soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln [111-L] Müller, Kay; Walter, Franz: Graue Eminenzen der Macht: Küchenkabinette in der deutschen Kanzlerdemokratie ; von Adenauer bis Schröder, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2004, 214 S., ISBN: 3-531-143484 (Standort: UB Bonn(5)-2005-2253) INHALT: "Küchenkabinette sind von der Verfassung nicht vorgesehen. Dennoch kommt kein Bundeskanzler ohne sie aus: Im Kreis vertrauter Berater entstehen die großen politischen Entscheidungen, von dort aus wird auch der graue Regierungsalltag gesteuert. Dieses Buch betrachtet erstmals alle Küchenkabinette in der Geschichte der Bundesrepublik: Wer sind diese Männer und (wenigen) Frauen im Schatten der Macht? Welchen Einfluss hatten sie auf die Politik, den Erfolg oder Misserfolg des Regierungschefs? Wie war das Verhältnis der Kanzler zu Ihren engen Beratern? Was sind die Voraussetzungen und Erfolgsbedingungen für die Auswahl und die Arbeit eines Küchenkabinettes? Insgesamt bietet das Buch einen farbigen Einblick in den engsten und sehr informellen Bereich der Regierungsmacht in der Bundesrepublik Deutschland." (Autorenreferat) [112-L] Nothelle-Wildfeuer, Ursula: Die Idee der Zivilgesellschaft und das Subsidiaritätsprinzip: zur sozialethischen Fundierung von Überlegungen zum Umbau des Sozialstaates, in: Thomas Meyer, Udo Vorholt (Hrsg.): Zivilgesellschaft und Gerechtigkeit, Dortmund: Projekt-Verl., 2004, S. 67-89, ISBN: 3-89733124-1 (Standort: ULB Darmstadt(17)-2005-5156) INHALT: Der Beitrag befasst sich mit der Frage, was ethisch hinter den beiden Termini Zivilgesellschaft und Subsidiaritätsprinzip steht und welchen Beitrag beide für die gegenwärtige Sozialstaatsdebatte leisten können. Vorgestellt wird ein sozialethisches Konzept eines Sozialstaates, dessen Fundament wechselseitig subsidiär und zivilgesellschaftlich begründet, aber auch begrenzt wird. Dieses Konzept ermöglicht Freiheit und die Gestaltung von Freiheitsräumen im Sinne sozialer Gerechtigkeit bzw. im Sinne des Prinzips der Freiheitsermöglichung und Freiheitsverpflichtung. Daraus folgt im Hinblick auf die Aufgabe der Gesellschaft und des politischen Handelns, dass alle Bürger befähigt werden, sich an den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen. Nur über einen solchen Versuch können beide Termini differenziert für eine Analyse der Defizite des gegenwärtigen Sozialstaats und für eine Neubesinnung auf eine angemessene Konzeption des Sozialstaats fruchtbar gemacht werden. (ICH) [113-L] Ooyen, Robert Chr. van: Misstrauensvotum und Parlamentsauflösung: Prüfungsmaßstab für die Zuverlässigkeit "unechter" Vertrauensfragen aus verfassungspolitologischer Sicht, in: Recht und Politik : Vierteljahreshefte für Rechts- und Verwaltungspolitik, Jg. 41/2005, H. 3, S. 137-141 (Standort: UuStB Köln(38)-XF98; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Zum zweiten Mal in seiner Amtszeit hat Bundeskanzler Gerhard Schröder die Vertrauensfrage gestellt. Im Unterschied zur parlamentarischen "Krise" um den Bundeswehreinsatz in Afghanistan (2001) ist der aktuelle Fall einer möglichen Parlamentsauflösung wegen der Problematik eines vermeintlichen Missbrauchs von Art. 68 GG infolge einer sogenannten "unechten Vertrauensfrage", die durch die Stimmenenthaltung im Regierungslager "fingiert" soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln 95 wurde, höchst umstritten. Für die Beurteilung der Zulässigkeit der Parlamentsauflösung nach Art. 68 GG gerade in Hinblick auf den Streit, ob nun ein Missbrauch durch die "unechte", "fingierte" Vertrauensfrage vorliegt, lassen sich drei "Negativ-Kriterien" als Prüfungsmaßstab vorschlagen: (1) Die Stabilität des parlamentarischen Regierungssystems darf nicht gefährdet sein, (2) die Auflösung des Bundestags darf nicht nur zu dem Zweck erfolgen, bloß Neuwahlen zu einem der Regierung günstigen Zeitpunkt herbeizuführen und (3) keine der im Bundestag vertretenen Oppositionsparteien darf sich gegen Neuwahlen aussprechen. Während die Vertrauensfrage/Bundestagsauflösung durch Kohl/Carstens nach diesem Prüfungsmaßstab sich zumindest als "Grenzfall" eines Missbrauchs durch "unechte" Vertrauensfrage darstellt (bloß machtpolitisches Kalkül für Neuwahlen unmittelbar nach erfolgreichem Misstrauensvotum jedoch mit Einverständnis der parlamentarischen Opposition), ergab sich für den aktuellen Fall Schröder/Köhler verfassungsrechtlich eindeutig kein Missbrauch durch "unechte Vertrauensfrage". (ICB2) [114-L] Ooyen, Robert Chr. van: Der Begriff des Politischen des Bundesverfassungsgerichts, (Beiträge zur Politischen Wissenschaft, 136), Berlin: Duncker & Humblot 2005, 254 S., ISBN: 3-428-11635-6 INHALT: Van Ooyen konstatiert einen Bedarf an politikwissenschaftlicher Analyse der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts. Sie könne zeigen, dass die aus juristischer Sicht 'unpolitische' Rechtsprechung sehr wohl in einer sie beeinflussenden Denktradition politischer Philosophie steht. Die provokante These lautet: 'Der Begriff des Politischen des BVerfG ist der Begriff des Staates, der zusammen mit dem Begriff des 'Volkes' ('Staatsvolk') in einer antipluralistischen Tradition der deutschen Staats- und Verfassungslehre steht.' Dieses Verständnis geht im weitesten Sinne auf Hobbes, Rousseau und Hegel zurück, wird jedoch durch die Rezeption der Klassiker seitens Schmitt, Smend, Triepel und Leibholz vermittelt, erhält so sein spezifisches Kolorit und verhindert die vollständige Verankerung eines pluralistischen Verständnisses von Bürger und Verfassung einer offenen Gesellschaft in der Rechtsprechung des Gerichts. Van Ooyen weist seine These im Verlauf der Arbeit mittels der exemplarischen Analyse ausgewählter Urteile (u. a. Parteienfinanzierung, Asyl-Kompromiss) nach, die in den Abschnitten Grundrechte, Parteien, Beamtentum, Demokratie und pluralistische Gruppen, Einheit und Integration, Europa sowie Verfassungsgerichtsbarkeit selbst eingeordnet wurden. Innerhalb der einzelnen Kapitel werden die jeweiligen politischen Theorien näher dargestellt und die Staats- und Verfassungslehren von Roman Herzog und Ernst-Wolfgang Böckenförde mit berücksichtigt. Van Ooyen konstatiert: Die Urteile sind häufig bloße politische Dezisionen, die sich in apodiktischer Weise in den Bahnen fragwürdiger, weil nicht demokratischer Traditionen der 'Staatslehre' bewegen. Das Gericht postuliert einfach sein etatistisches Politikverständnis ohne intellektuelle Skrupel; mühelos (...) wird dabei bisweilen Grundsätzliches entschieden - und dieser vom Gericht gerne offen gehaltene politische Entscheidungsraum noch als 'Rechtsprechung' mit dem Mythos 'richterlicher Selbstbeschränkung' hinter einer vagen 'staatstheoretischen' Begrifflichkeit camoufliert.' (223 f.) (ZPol, VS) 96 soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln [115-L] Papadopoulos, Yannis: Populism as the other side of consociational multi-level democracies, in: Daniele Caramani, Yves Mény (Hrsg.): Challenges to consensual politics : community, identity, and populist protest in the Alpine region, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 71-81 (Standort: SB München(12)2005.43044) INHALT: Historische Bedingungen haben im Alpenraum zu einer Konzentration von Verhandlungsdemokratien geführt. Die politischen Charakteristika solcher Systeme tragen in hohem Maße zur Entstehung und zum Erfolg populistischer Parteien bei. Zu diesen Charakteristika zählen fragmentierte Systeme der politischen Entscheidungsfindung, vielfach mit VetoRechten ausgestattet. Zudem verfügen die politischen Eliten in solchen Systemen über einen höheren Grad an Autonomie, und die Konkurrenz unter ihnen ist oft begrenzt. Da diese Systeme Mehrebenensysteme sind, erfordern sie ein hohes Maß an Elitenkooperation, was die Politik intransparent und die Zuweisung politischer Verantwortung schwierig macht. Diese Charakteristika machen es populistischen Parteien leicht, für sich die Vertretung einer "reinen Lehre" und des "kleinen Mannes" zu reklamieren. Gleichzeitig vermag das System der Verhandlungsdemokratien populistische Parteien leicht zu integrieren. (ICE) [116-L] Pappi, Franz Urban; Becker, Axel; Herzog, Alexander: Regierungsbildung in Mehrebenensystemen: zur Erklärung der Koalitionsbildung in den deutschen Bundesländern, in: Politische Vierteljahresschrift : Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Jg. 46/2005, H. 3, S. 432-458 (Standort: UuStB Köln(38)XE00036; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Das deutsche Regierungssystem wird als volles Zweiebenensystem konzipiert, in dem die Landesregierungen über den Bundesrat bundespolitische Entscheidungskompetenzen haben und die Bildung der Landesregierungen für die Regierungs- und Oppositionsparteien im Bund deshalb bundespolitisch wichtig ist. Die Frage ist, ob sich ein systematischer Einfluss der Bundesparteien auf die Regierungsbildung in den Ländern nachweisen lässt. Die Frage wird mit indirekter Beweisführung beantwortet. Selbst wenn zentrale, koalitionstheoretisch abgeleitete Determinanten der Regierungsbildung konstant gehalten werden, werden in den deutschen Bundesländern A-Mehrheitskoalitionen aus Parteien, die auch im Bund regieren, oder B-Mehrheitskoalitionen aus Parteien, die im Bund nicht regieren, statt gemischten oder Minderheitsregierungen überzufällig häufig gebildet. Dabei wird für jede der 182 Regierungsbildungssituationen in den Bundesländern von 1949 bis 2003 die tatsächlich gebildete Regierung in Beziehung gesetzt zu den jeweils möglichen Regierungen." (Autorenreferat) [117-L] Piel, Konstanze: Das Verhältnis von Staat und Gesellschaft: oder: zur gegenwärtigen Neubestimmung des Politischen, in: Kathrin Groh, Christine Weinbach (Hrsg.): Zur Genealogie des politischen Raums : politische Strukturen im Wandel, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 245-272, ISBN: 3-531-14185-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005/3706) INHALT: Die Verfasserin wendet sich gegen die verbreitete Annahme einer fortschreitenden Entdifferenzierung der Politik und geht stattdessen von einer weiteren Ausdifferenzierung des politischen Systems aus. Die zunehmende Bedeutung nichtstaatlicher Akteure und die Ver- soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln 97 schiebung von formellen zu informellen Formen des Regierens werden als Veränderungen der Binnendifferenzierung des politischen Systems gesehen. Hier geht es um Veränderungen im Zusammenspiel von funktionaler und segmentärer Differenzierung und die damit einher gehenden Konsequenzen im Verhältnis von staatlichem Zentrum und zivilgesellschaftlicher Peripherie. Das Leitkonzept "Governance" markiert dabei einen tiefgreifenden Transformationsprozess politischer Ordnungsvorstellungen in Richtung auf die Hybridisierung politischer Herrschaft. Vor allem auf internationaler Ebene bilden sich netzwerkartige Beziehungen zwischen öffentlichen und privaten Akteuren heraus, die unter diesen Leitbegriff gefasst werden. (ICE2) [118-L] Pollak, Johannes; Slominski, Peter: "Konstitutioneller Moment" und Verfassungsreform: eine Einschätzung des ÖsterreichKonvents, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg. 34/2005, H. 4, S. 337-349 (Standort: UuStB Köln(38)-XE00150; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Trotz einer Vielzahl an Verfassungsänderungen, gibt es sowohl in der rechts- und politikwissenschaftlichen Literatur als auch in der Praxis einen Konsens, dass die österreichische Bundesverfassung einer grundlegenden Reform bedarf. Zu diesem Zweck wurde im Mai 2003 ein so genannter Österreich-Konvent eingerichtet. Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, unter welchen Bedingungen bedeutende Verfassungsreformen erfolgreich sind. Als konzeptuelle Grundlage fungiert dabei Bruce Ackermans Theorie des konstitutionellen Moments. Der Artikel kommt zu dem Schluss, dass der Österreich-Konvent ohne breite Anteilnahme der BürgerInnen installiert wurde und somit keinen konstitutionellen Moment im Sinne Ackermans ausgelöst hat." (Autorenreferat) [119-F] Rehling, Andrea, M.A. (Bearbeitung): Korporatismus als Stabilisierungsstrategie. Ein Vergleich von Zentralarbeitsgemeinschaft und Konzertierter Aktion INHALT: Der aktuelle Forschungsschwerpunkt im Rahmen des Dissertationsprojektes liegt auf dem "Korporatismus als Stabilisierungsstrategie. Ein Vergleich von Zentralarbeitsgemeinschaft und Konzertierter Aktion". Der Korporatismus wird in der Literatur, aber auch in der tagespolitischen Debatte als "deutsches Modell" geradezu zu einer Institution deutscher Wirtschaftspolitik erhoben. Nicht zuletzt durch die gescheiterte Neuauflage des "Bündnisses für Arbeit" ist die Diskussion um die Ohn- bzw. Beharrungsmacht der Verbände, ihr Zuviel oder Zuwenig an Einflussmöglichkeiten im Staat aus der aktuellen politischen, aber auch der wissenschaftlichen Diskussion nicht mehr wegzudenken. Im Mittelpunkt dieser Untersuchung soll der tripartistische Makro-Korporatismus mit seinen drei kollektiven Akteuren: Staat, Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften stehen. In einem diachronen Vergleich sollen Zentralarbeitsgemeinschaft und Konzertierte Aktion, die beiden einzigen deutschen MakroKorporatismen, auf ihre strukturellen und ideellen Analogien und Differenzen untersucht werden. Ausgangspunkt soll dabei die Frage sein, was den Staat und die Tarifparteien, die den grundsätzlichsten Interessengegensatz in der modernen Industriegesellschaft darstellen, dazu bewegt bzw. was sie daran hindert, ihr Verhalten zu konzertieren. Neben den Strukturen, welche die Handlungen der Akteure determinieren, gilt es die handlungsleitende Weltsicht der jeweiligen Akteure herauszukristallisieren, um Aufschluss über ihre Handlungsoptionen, 98 soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln Zwänge und Strategien zu gewinnen. Dabei sind natürlich auch die Verfahrensweisen der Konfliktverregelung vor, während und nach der Konzertierung von besonderem Interesse sowie die Frage, ob im diachronen Vergleich Entwicklungen, institutionelle Lernprozesse und Rückschritte auszumachen sind. Ein besonderes Augenmerk soll der Frage gelten, ob der Korporatismus im Bereich der Sozial- und Systemintegration Leistungen übernimmt, die ihn zur erfolgreichen Stabilisierungsstrategie machen. ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Volkswagen Stiftung INSTITUTION: Universität Tübingen, Fak. für Philosophie und Geschichte, Seminar für Zeitgeschichte (Wilhelmstr. 36, 72074 Tübingen) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 07071-297-7332, Fax: 07071-295793, e-mail: [email protected]) [120-L] Reutter, Werner: Vertrauensfrage und Parlamentsauflösung: Anmerkungen zur verfassungspolitischen Debatte und zur Verfassungspraxis in den Ländern, in: Politische Vierteljahresschrift : Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Jg. 46/2005, H. 4, S. 655-673 (Standort: UuStB Köln(38)-XE00036; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "In dem Beitrag werden die in der aktuellen Debatte über die Parlamentsauflösung nach Art. 68 GG vorgebrachten Argumente rekapituliert, auf ihre verfassungshistorischen Traditionen untersucht und mit der Verfassungspraxis in den Ländern kontrastiert. Im Ergebnis zeigt sich, dass die verfassungspolitischen Ziele, die mit der Vertrauensfrage und der Parlamentsauflösung in Bund und Ländern verknüpft werden, weniger von den kodifizierten Normen denn von einem funktionierenden Parteiensystem abhängen. Das eigentliche Gefährdungspotential für die parlamentarische Demokratie in Deutschland besteht folglich in den gegenwärtig zu beobachtenden Veränderungen im Parteiensystem." (Autorenreferat) [121-L] Riegraf, Birgit: Koordinaten eines gewandelten Staatsverständnisses: das New Public Management, in: Kathrin Groh, Christine Weinbach (Hrsg.): Zur Genealogie des politischen Raums : politische Strukturen im Wandel, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 225-244, ISBN: 3-531-14185-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005/3706) INHALT: Die Verfasserin stellt den Wandel der Staatskonzeptionen im Spiegel der Reformbemühungen im öffentlichen Sektor in der Bundesrepublik seit Ende der 1960er Jahre dar. Mit dem New Public Management soll in Abkehr von der Vision eines allmächtigen Planungsstaats ein paradigmatischer Wandel der Organisations- und Steuerungsmuster in Richtung auf mehr Effektivität, Effizienz, Transparenz und Dezentralisierung vollzogen werden. Diesem neuen Paradigma liegen zwei ökonomische Bezugstheorien zugrunde, der Public-ChoiceAnsatz und der betriebswirtschaftliche "Managerialismus". Die Verfasserin weist auf die Gefahr hin, dass eine radikale Version des New Public Management Staatsversagen überbetont und eingleisig mit einer radikalen Einführung von privat- und marktwirtschaftlichen Mechanismen reagiert. (ICE2) soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln 99 [122-L] Ruck, Michael: Die Republik der Runden Tische: konzertierte Aktionen, Bündnisse und Konsensrunden, in: André Kaiser, Thomas Zittel (Hrsg.): Demokratietheorie und Demokratieentwicklung : Festschrift für Peter Graf Kielmansegg, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 333-357, ISBN: 3-53114118-X (Standort: UB Bonn(5)-2004/4498) INHALT: Der Beitrag beleuchtet die Wiedereinführung der Konzertierten Aktion und der Runden Tische Ende der 1990er Jahre als Instrumente der Konsensbildung und somit als Bestandteile der politischen Kultur in der Bundesrepublik Deutschland. Dabei wird aus zeithistorischer Perspektive der Frage nachgegangen, welche Erfolgsaussichten der neuerliche Versuch eines Dreier-'Bündnisses für Arbeit' von Regierung, Gewerkschaften und Arbeitgeberseite besessen hat. Zuvor wird geprüft, ob die früheren Erfahrungen mit dem tripartistischen Korporatismus es tatsächlich nahegelegt haben, diesen Weg seit 1998 ein weiteres Mal zu beschreiten. Dazu werden erstens das Zustandekommen und die praktische Arbeit dieses Gremiums skizziert, zweitens wird die Konzertierte Aktion in den säkularen Zusammenhang korporativer Wirtschaftspolitik in Deutschland eingeordnet. Ausgehend davon wird drittens die von Sozialwissenschaftlern diskutierte Renaissance neokorporatistischer Arrangements Mitte bis Ende der 1990er Jahre in den Blick genommen. Den Abschluss bilden viertens Thesen zum Ansatz und zum Schicksal des zweiten 'Bündnisses für Arbeit', dessen Scheitern im März 2003 nach Jahren der Agonie ratifiziert worden ist. (ICG2) [123-L] Scharpf, Fritz W.: No exit from the joint decision trap?: can German federalism reform itself?, (MPIfG Working Paper, 05/8), Köln 2005, o. Sz. (Graue Literatur; URL: http://www.mpi-fg-koeln.mpg.de/pu/ workpap/wp05-8/wp05-8.html) INHALT: "Die im internationalen Vergleich einmaligen Institutionen des 'unitarischen Bundesstaats' erschienen lange as Element der deutschen Erfolgsgeschichte in der Nachkriegszeit. Heute erscheinen sie jedoch als 'Politikverflechtungsfalle', welche die Politik in Bund und Ländern an der Bewältigung der neuen ökonomischen und demo-graphischen Herausforderungen hindert. Trotzdem gelang es einer im Herbst 2003 eingesetzten und politisch potent besetzten gemeinsamen Kommission von Bundestag und Bundesrat nicht, sich auf eine Verfassungsreform zu einigen. Der Text analysiert die prozeduralen und sachlichen Fehlentscheidungen, die das Scheitern erklären, und er erörtert die Möglichkeit asymmetrischer Lösungen, die den Spielraum für autonomes politisches Handeln auf beiden staatlichen Ebenen erweitern könnten." (Autorenreferat) [124-L] Schnapp, Kai-Uwe: Ministerialbürokratien in westlichen Demokratien: eine vergleichende Analyse, (Schriftenreihe Interdisziplinäre Organisations- und Verwaltungsforschung, 11), Opladen: Leske u. Budrich 2004, 375 S., ISBN: 3-8100-3800-8 INHALT: Auf der Grundlage von Strukturmerkmalen nationaler politisch-administrativer Systeme will Schnapp die Frage beantworten, über welches Potenzial Ministerialbürokratien verfügen, um den politischen Entscheidungsprozess zu beeinflussen. Dabei werden zwei Teilaspekte erörtert: Mittels formaler Modelle zeichnet der Autor Möglichkeiten und Wirkungswei- 100 soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln sen des bürokratischen Einflusses auf politische Entscheidungen nach und leitet daraus Indikatoren zur empirischen Bestimmung des Einflusspotenzials ab. Diese Indikatoren werden dann in einer empirischen Analyse von 21 Mitgliedsländern der OECD zur Bestimmung der Größe des Einflusses herangezogen. Als wichtigstes Ergebnis kann der in der Arbeit entwickelte Index zum Gesamteinflusspotenzial der Ministerialbürokratien bezeichnet werden. Dieser Index ermöglicht eine Einstufung des Einflusses der Ministerialverwaltungen in den Untersuchungsländern: Danach sind die einflussreichsten Bürokratien in Frankreich, Belgien, Österreich und Deutschland zu finden. Ein etwas geringeres Gewicht haben die Bürokratien Irlands und der Schweiz, ein annähernd mittleres Einflussniveau die Bürokratien in Norwegen, Portugal, Japan und Dänemark. Mit sinkenden Einflussniveaus folgen die USA, die Niederlande, Kanada, Australien und Finnland. Abgerundet wird die Arbeit durch eine ausführliche Diskussion der Messverfahren und möglicher Fehlerquellen. (ZPol, VS) [125-L] Schuett-Wetschky, Eberhard: Regierung, Parlament oder Parteien: wer entscheidet, wer beschließt?, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 36/2005, H. 3, S. 489-507 (Standort: UuStB Köln(38)-XF148; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "In den Medien wird häufig der Eindruck erweckt, dass die Regierung regiert, während tatsächlich die Regierungsparteien die politischen Entscheidungen treffen. Allgemeiner formuliert: Nicht die Organe Regierung und Parlament entscheiden, sondern Parteien. In parlamentarischen Regierungssystemen ist dies schon immer so gewesen. Dennoch werden Parteien als Entscheidungsträger bis in die Gegenwart abgelehnt. Diese Antipartei-Haltung wird am Beispiel aktueller Theoretiker analysiert. Charakteristisch für die traditionelle, einseitig auf Organe fixierte Theorie ist, dass realistisch denkende Theoretiker wie Walter Bagehot, Joseph A. Schumpeter, Ernst Fraenkel und Dolf Sternberger ausgeblendet werden. Mit dem Festhalten an Organen als Entscheidungsträgern fördern die traditionell argumentierenden Theoretiker die Distanz zwischen Bürgern und Politik, obgleich sie weder überzeugende Rechts- noch Sachgründe vortragen." (Autorenreferat) [126-L] Schulz, Daniel: Verfassung und Nation: Formen politischer Institutionalisierung in Deutschland und Frankreich, (Schriftenreihe Verfassung und Politik), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2004, 320 S., ISBN: 3-531-14410-3 (Standort: UB Duisburg(136)-01QPV3647) INHALT: "Die Bundesrepublik Deutschland und die V. Republik Frankreichs stehen im Prozess der europäischen Integration vor dem Erfahrungshintergrund zweier verschiedener nationaler Verfassungskulturen. Ziel dieser Arbeit ist es, die Entwicklung und die Wandlung des Verfassungsverständnisses in Deutschland und in Frankreich anhand seiner deutungskulturellen Ausprägungen zu analysieren. Verfassung und Nation können dabei als konkurrierende Ordnungsmuster verstanden werden, über die unterschiedliche Leitideen und Geltungsansprüche in politischen Deutungskämpfen langfristig verstetigt wurden." (Autorenreferat) soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln 101 [127-L] Sturm, Roland: Bürgergesellschaft und Bundesstaat: demokratietheoretische Begründung des Föderalismus und der Föderalismuskultur, Gütersloh 2004, 40 S. (Graue Literatur; URL: http://www.stiftungmarktwirtschaft.de/module/sturm.pdf) INHALT: Der Text leistet einen Beitrag zur Föderalismusdebatte in Deutschland, indem Optionen zur Optimierung von Föderalismusreformen in einen grundsätzlicheren Kontext gestellt werden. Das Konstrukt der 'Föderalismuskultur' ist nach Ansicht des Autors nur aussagekräftig und entwicklungsfähig, wenn es rückgekoppelt wird mit Grundfragen der demokratischen Gesellschaft, die sowohl aus der Perspektive der Föderalismusdebatte als auch aus der Perspektive der Debatte um die politische Bedeutung der Wiederbelebung einer Bürgergesellschaft erwachsen. Die künstliche Trennung oder gar antagonistische Gegenüberstellung von Demokratie und Föderalismus entwertet die Möglichkeiten einer föderalen Ordnung oder überbewertet die Ansprüche an dieses gesellschaftliche Organisationsprinzip. Im ersten Abschnitt wird zunächst das bürgergesellschaftliche Defizit der Föderalismusdebatte erörtert. Das zweite Kapitel thematisiert sodann das föderale Defizit in der Bürgergesellschaftsdiskussion. Auf dieser Grundlage werden im dritten Abschnitt Elemente des Diskurses zur Grundausstattung demokratischer Gemeinschaften mit den Überlegungen zur Ausgestaltung einer Bürgergesellschaft und den gesellschaftlichen Begründungen für eine föderale Ordnung zusammengeführt. Dazu gehören (1) politische Herrschaft, (2) Organisation der politischen Teilhabe, (3) Entstehung von Wissen über den politischen Prozess, (4) politische Verantwortung, (5) Identität, (6) Inklusion, (7) Kontrolle der Machtausübung, (8) Erneuerung als Grundprinzip sowie (9) Pluralität des politischen Wettbewerbs. Die politische Kultur des Föderalismus spiegelt die Gesamtheit dieser Elemente wider und ihren historisch jeweils unterschiedlichen relativen Beitrag zur Verankerung des Föderalismus in einem politischen Gemeinwesen. (ICG2) [128-L] Ullmann, Wolfgang: Die Einheit der Bundesrepublik Deutschland als Verfassungsaufgabe, in: Rainer Hufnagel, Titus Simon (Hrsg.): Problemfall deutsche Einheit : interdisziplinäre Betrachtungen zu gesamtdeutschen Fragestellungen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 45-61, ISBN: 3-53114318-2 (Standort: UuStB Köln(38)-32A2004) INHALT: Der Verfasser geht von der These aus, dass die deutsche Einheit noch nicht vollendet ist. Ausschlaggebend hierfür ist für ihn der Umstand, dass der im Grundgesetz vorgesehene Weg der Vereinigung (Staatsziel Einheit aller Länder, alte Präambel), Beitritt der 1949 nicht handlungsfähigen Teile (Art. 23 alt) und Verfassunggebung durch die Gesamtbevölkerung (Art. 146) nicht gegangen worden ist. Die deutsche Wiedervereinigung wurde weder durch die Idee einer politischen Union noch die einer Staatsrekonstruktion oder durch vorsichtige Schritte in föderative Strukturen bestimmt, sondern durch den Vertrag über eine Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion. Der Einigungsvertrag, dessen Inhalt die rechtliche Normierung des Beitritts nach Art. 23 GG (alte Fassung) sein sollte, ist nichts anderes als eine ausführliche Sammlung von Ausführungsbestimmungen zum Vertrag über die Währungsunion. (ICE2) 102 soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln [129-L] Waschkuhn, Arno: Regimebildung und Netzwerke: neue Ordnungsmuster und Interaktionsformen zur Konflikt- und Verantwortungsregulierung im Kontext politischer Steuerung, (Erfurter Beiträge zu den Staatswissenschaften, H. 5), Berlin: de Gruyter Recht 2005, 76 S., ISBN: 3-89949-218-8 (Standort: UB Bonn(5)-2005-5290) INHALT: "Regime" im neueren Sinne (nämlich seit etwa zwei Jahrzehnten) bezeichnen Ordnungsformen in bestimmten Handlungszusammenhängen, insbesondere im Hinblick auf interund transnationale Akteure. Es handelt sich um Kooperationsformen und Regelungsbereiche, die als institutionalisierte Sets und Ensembles von Prinzipien, Normen, Regeln und Entscheidungsverfahren in zunehmendem Maße zu grundlegenden und relativ dauerhaften Ausformungen geführt haben. Netzwerke sind ebenfalls Verflechtungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen - lokal bis global -, jedoch in der Genese und Performanz signifikant stärker auf Freiwilligkeit und Reziprozität gestellt und im Allgemeinen auch lockerer und spontaner organisiert. Die vorliegende Studie versteht beide Formen, Regime und Netzwerke, als integrative Grundelemente von Interessenvermittlungsprozessen und Mehrebenenmodellen sowie Ausweise spontaner Ordnungsbildung und neu dimensionierter Sinnzusammenhänge. Es handelt sich um Neuformatierungen und Institutionalisierungen der Hochmoderne, die möglichen Fragmentierungen (aufgrund einer Rahmenverschiebung von Staat und Gesellschaft infolge von Prozessen der Denationalisierung und Globalisierung) entgegen wirken. Der Autor untersucht zunächst die Verregelung von Problemfeldern durch Regime, sodann die stärker akteurgeprägten Netzwerke. Abschließend werden in themenspezifischer Hinsicht konzeptionelle Fragen im Kontext der Hochmoderne sowie hiermit verbundene politisch-praktische Verantwortungs- und Legitimationsprobleme erörtert. (ICA2) [130-L] Wassermann, Rudolf: Die manipulierte Verfassung: Anmerkungen zum politischen Sommertheater um Art. 68 GG, in: Recht und Politik : Vierteljahreshefte für Rechts- und Verwaltungspolitik, Jg. 41/2005, H. 3, S. 131-136 (Standort: UuStB Köln(38)-XF98; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der 22. Mai 2005 war ein Tag politischer Dramatik. Kaum, dass die Wahlniederlage der SPD in Nordrhein-Westfalen feststand, verkündeten Franz Müntefering und Bundeskanzler Gerhard Schröder den Fernsehzuschauern ihre Absicht, sobald wie möglich Neuwahlen herbeizuführen. Der politische Sinn bleibt jedoch unklar. An dem politischen Kernübel, unter dem die deutsche Politik gegenwärtig leidet, kann die Neuwahl des Bundestags nichts ändern, an der Tatsache nämlich, dass die Oppositionsmehrheit im Bundesrat die Politik der Bundesregierung blockieren kann. Die Bundesregierung brauchte sich auch keine Sorgen um ihre Handlungsfähigkeit zu machen. Die Koalition stand im Bundestag fest zusammen. Wenn es überhaupt sinnvolle Gründe gab, so lagen sie im Bereich des Psychologischen. "Schröder will's wissen" - mit dieser Kurzformel erfasst man wohl am besten die Motive, die Schröder und Müntefering bestimmten, jenes absurde Theater zu inszenieren, das gespielt werden muss, wenn ein Mehrheitskanzler versucht, mithilfe des Art. 68 Abs.1 GG zur Auflösung des Bundestages zu gelangen. Höhepunkt des absurden Geschehens war der 1. Juli, der Tag, am dem Bundeskanzler Schröder die Vertrauensfrage stellte. Schröder war kein Minderheitenkanzler; die Regierung und die Koalition waren handlungsfähig und hatten dies gerade am Vortag, als sie zahlreiche Gesetze im Bundestag durchbrachten, bewiesen. Politik paradox: soFid Politische Soziologie 2006/1 3 Staatstheorie und staatliches Handeln 103 Der Kanzler stellte zwar die Vertrauensfrage, aber er wollte, dass die SPD-Abgeordneten diese nicht mit Ja, sondern mit Nein beantworteten. (ICB2) [131-L] Wulff, Manfred: Das liberaldemokratische Regierungssystem: Grundprinzipien und -positionen, Probleme und Reformansätze, (Beiträge zur Politischen Wissenschaft, 135), Berlin: Duncker & Humblot 2005, 585 S., ISBN: 3-428-11621-6 INHALT: "Die einst erfolgreiche deutsche Volkswirtschaft hat sich in eine immobile Verwaltungswirtschaft verwandelt. Das Versagen aller Regierungen bei der Lösung der Probleme führt zu der Vermutung, dass die wesentlichen Ursachen für die Fehlentwicklung durch einen Regierungswechsel nicht beseitigt werden können, weil sie systembedingt sind. Manfred Wulff prüft, ob diese Vermutung begründet ist. Außerdem untersucht er, wie die Entwicklung aus (neo)liberaler Sicht zu beurteilen ist und ob eine den (neo)liberalen Vorstellungen entsprechende Politik die Probleme besser lösen könnte. Das Grundproblem sieht der Autor in dem geringen Einfluss der Wähler auf den politischen Entscheidungsprozess und der damit verbundenen Herrschaft der Parteifunktionäre, deren Wiederwahl von der Unterstützung durch Interessenverbände abhängt. Diese Abhängigkeit hat eine Ausrichtung der Politik an kurzfristigen partikularen Interessen zur Folge und verhindert langfristig konzipierte und gesamtwirtschaftlich sinnvolle Problemlösungen. Bei der (neo)liberalen Kritik kann zwischen den Grundpositionen des individualistischen, kollektivistischen und solidarischen (Neo)Liberalismus unterschieden werden. Nach der Darstellung der Reformvorschläge wird untersucht, ob ein utopisches Modell mit einem dreistufigen Parlamentssystem und autonomen Organisationen der Exekutive den (neo)liberalen Vorstellungen besser entspricht als das gegenwärtige parlamentarische Regierungssystem." (Autorenreferat) 4 Politische Parteien und Parteiensysteme [132-L] Adams, Karl-Heinz: Parteienfinanzierung in Deutschland: Entwicklung der Einnahmestrukturen politischer Parteien oder eine Sittengeschichte über Parteien, Geld und Macht, Marburg: Tectum Verl. 2005, 617 S., ISBN: 3-8288-8804-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005-5588) INHALT: "In diesem Buch werden die Einnahmearten der politischen Parteien dargestellt. Neben den im Parteiengesetz enumerativ aufgeführten Kategorien werden alle weiteren Finanzquellen der Parteien aufgezeigt, um Strukturen in der Parteienfinanzierungsgeschichte offen zu legen. Aufgeteilt ist das Buch in drei Abschnitte. Zuerst erfolgt eine chronologische Beschreibung der historischen Entwicklung. Ausgehend vom neunzehnten Jahrhundert wird hauptsächlich die Parteienfinanzierung in der Bundesrepublik behandelt. Danach werden die einzelnen Einnahmearten kapitelweise in ihrer historischen Entfaltung vorgestellt. Schließlich folgt eine Untersuchung der Faktoren der Parteienfinanzierung." (Autorenreferat) 104 soFid Politische Soziologie 2006/1 4 Politische Parteien und Parteiensysteme [133-L] Alemann, Ulrich von: Neue Bürgergesellschaft, alte Parteien?: zur Notwendigkeit einer partizipativen Parteireform, in: Daniel Dettling (Hrsg.): Parteien in der Bürgergesellschaft : zum Verhältnis von Macht und Beteiligung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 43-48, ISBN: 3-531-14543-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005-5488) INHALT: Parteien stellen die bestimmenden Organisationen der Politik dar, sie legitimieren staatliches Handeln und organisieren Interessenvermittlung und politische Willensbildung. Parteiendemokratie und Zivilgesellschaft sind keine antagonistische, sondern komplementäre Politikformen. Die Parteien beschäftigen sich allerdings zu viel mit sich selbst. Die Bedeutung der Massenmedien in Bezug auf die Information der Bürger wie auch der internen Kommunikation in den Parteien ist gewachsen. Parteireformen sollten die Aufgaben der Parteien stärken; Widerstand erwächst oft aus der Angst der Funktionäre vor Machtverlust. Politische Führungsfunktion und programmatische Funktion der Parteien müssen zurückgewonnen werden. Insgesamt sind die Parteien in Deutschland - gerade aus der Sicht des Auslands - aber besser als ihr Ruf. (ICE2) [134-L] Arnim, Hans Herbert von: The development of political: Parteienfinanzierung: Zwischen Notwendigkeit und Missbrauch ; alte Probleme und neue Entwicklungen, in: Dimitres Th. Tsatsos, Evangelos Venizelos, Xenophon I. Contiades (Hrsg.): Political parties in the 21st century, Berlin: Berliner Wissenschafts-Verl., 2004, S. 79-94, ISBN: 3-8305-0863-8 (Standort: UB Trier(385)-sb40490) INHALT: Der Beitrag stellt einige grundsätzliche und einige aktuelle Fragen der Parteienfinanzierung zur Diskussion. Dabei geht der Verfasser von der deutschen Perspektive aus, wirft aber auch einen Seitenblick auf einige andere Länder und spricht auch die öffentliche Finanzierung der europäischen politischen Parteien und das geplante EU-Abgeordnetenstatut an. Bei der Parteienfinanzierung ergeben sich typische Missbrauchserfahrungen. Diese gehen vor allem in drei Richtungen: (1) Durch Großspenden an Parteien kann die höchst ungleich verteilte wirtschaftliche Macht in politische Macht "umgemünzt" und so der demokratische Grundsatz der politischen Gleichheit (one man - one vote) unterlaufen werden, mit der Folge, dass die Demokratie plutokratische Züge annimmt. (2) Die Parteien sind versucht, außerparlamentarische Konkurrenten bei der Vergabe staatlicher Mittel zu benachteiligen und dabei den Grundsatz gleicher Chancen im politischen Wettbewerb zu verletzen. (3) Die Parteien im Parlament tendieren leicht dazu, sich aus der Staatskasse exzessiv zu "bedienen". Damit sind sie immer weniger auf Bürgerzuwendungen angewiesen, der Grundsatz der Staatsfreiheit (oder besser: der Bürgernähe) der Parteien droht verletzt zu werden. Um diese Gefahren zu bannen, bedarf es adäquater Regelungen. So sind, um den Einfluss des "großen Geldes" zu bremsen, in mehreren Ländern Spenden oberhalb einer bestimmten Höhe untersagt, in anderen Ländern sind zumindest Spenden von Unternehmen (juristischen Personen) verboten. Auf den "sanfteren" Versuch durch die Veröffentlichung von Großspenden (zusammen mit dem Namen des Spenders) wird näher eingegangen. (ICA2) soFid Politische Soziologie 2006/1 4 Politische Parteien und Parteiensysteme 105 [135-L] Arnim, Hans Herbert von: Reformen des deutschen Parteiensystems, (Freiburger Diskussionspapiere zur Ordnungsökonomik), Freiburg im Breisgau 2004, 26 S. (Graue Literatur; URL: http://opus.zbw-kiel.de/volltexte/ 2005/3318/pdf/04_13bw.pdf) INHALT: Nach Ansicht des Autors ist in der Bundesrepublik Deutschland der politische Missstand zu beobachten, dass die Anforderungen an das politische System und die Leistungen des Systems weit auseinander fallen. Es besteht ein Missverhältnis, besonders bei Reformen: Die mangelnde Fähigkeit 'der Politik', Reformen durchzusetzen, steht in scharfem Kontrast zu der gleichzeitig eklatant zunehmenden Dringlichkeit solcher Reformen. Vor diesem Hintergrund erörtert der Beitrag die politische Lage, formuliert die politischen Herausforderungen und führt Lösungsvorschläge zur Veränderung des eingeschlagenen politischen Prozesses an. Dabei finden unter anderem folgende Aspekte Berücksichtigung: (1) der Rahmen des Grundgesetzes, (2) politische Entscheidungen durch das Volk, (3) das öffentliche Amt und seine Befugnisse, (4) das politische Verhalten der Berufspolitiker, (5) der Wettbewerb um Wählerstimmen, (6) Parteienfinanzierung, (7) die Diäten der Parlamentarier, (8) Ämterpatronage, (9) das vielfach geschichtete Gemeinwesen, (10) die Medien, (11) die Verfassungsgerichte und der Common Sense des Volkes sowie (12) eine Reform der Landesverfassungen, die eine Direktwahl des Regierungschefs durch das Volk und die Verbesserung des Landtagswahlrechts vorsieht. (ICG2) [136-L] Backhaus-Maul, Holger: Eine Partei ist eine Partei: über den Sinn von Unterscheidungen, in: Daniel Dettling (Hrsg.): Parteien in der Bürgergesellschaft : zum Verhältnis von Macht und Beteiligung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 81-89, ISBN: 3-531-14543-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005-5488) INHALT: Der Verfasser thematisiert das Verhältnis von Staat, Parteien und Bürgergesellschaft. Einer relativ starken Position der Parteien steht eine relativ schwache Zivilgesellschaft gegenüber. Vor diesem Hintergrund fragt der Verfasser nach Auswegen aus dem Dilemma staatlicher Allmachtsvorstellungen und zivilgesellschaftlicher Bescheidenheit. Drei Ansätze werden in diesem Zusammenhang diskutiert: (1) die Gründung von Bürgerstiftungen; (2) die sozialpolitische Rolle von Unternehmen im Rahmen von Corporate Citizenship; (3) zivilgesellschaftliche Foren des Gedankenaustauschs und der gemeinsamen Wissensgenerierung ("think tanks"). (ICE) [137-L] Boll, Friedhelm: Entwicklung der Medienbeteiligung politischer Parteien am Beispiel der SPD, in: Martin Morlok, Ulrich von Alemann, Thilo Streit (Hrsg.): Medienbeteiligungen politischer Parteien, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2004, S. 15-28, ISBN: 3-8329-0719-X INHALT: Der Beitrag behandelt die historische Entstehung der sozialdemokratischen Presse und die in Zeiten der Verfolgung entstandene Rechtsform des Treuhändermodells. Es wird erläutert, dass das Modell der Treuhänderschaft während der Zeit der Diskriminierung und Verfolgung der Arbeiterbewegung der einzig sinnvolle und wirtschaftlich angemessene Weg war, Medien und Parteivermögen zu verwalten. Am Rande wird darauf eingegangen, dass dieses von der SPD entwickelte Modell auch als Vorbild für die anderen Parteien diente. Drei Fra- 106 soFid Politische Soziologie 2006/1 4 Politische Parteien und Parteiensysteme gen stehen im Mittelpunkt: Welche wirtschaftliche Bedeutung hatten die sozialdemokratischen Medienunternehmen für die Entwicklung der SPD? 2. Warum wurden die Beteiligungen nicht als direktes Eigentum der Partei, sondern auf dem Weg der Treuhänderschaft meist in der Form einer GmbH -, gelegentlich auch als Druckereigenossenschaf, eingerichtet? 3. Welche Bedeutung hatten beide Rechtsformen für das deutsche Parteiensystem und seine im internationalen Vergleich so außerordentliche Stabilität? (Fr2) [138-L] Brie, Michael (Hrsg.): Die Linkspartei: Ursprünge, Ziele, Erwartungen, (Texte / Rosa-Luxemburg-Stiftung, Bd. 23), Berlin: Dietz 2005, 96 S., ISBN: 3-320-02072-2 INHALT: Inhaltsverzeichnis: Die Ursprünge - Michael Brie: Bürgerinnen und Bürger auf der Suche nach Alternativen (9-15); Michael Brie: Die PDS (16-23); Helge Meves: Die Wahlalternative - eine andere Politik ist möglich (24-29); Helge Meves: Die Chronologie der WASG und ihrer Kooperation mit der Linkspartei.PDS (30-21). Dietmar Wittich: Akzeptanz und Wählbarkeit (32-36); Drei Ziele - Dieter Klein: Erstes Ziel: Eine andere Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik (37-44); Lutz Brangsch: Zweites Ziel: Demokratisierung der Gesellschaft (45-51); Cornelia Hildebrandt: Drittes Ziel: Für ein soziales, demokratisches und friedliches Europa (52-58); André Brie: Thesen zur Perspektive der Linkspartei: offene Fragen, Probleme, Herausforderungen (59-65); Joachim Bischoff: Exkurs I - Die Zerstörung des "Rheinischen Kapitalismus" - Neoliberale Offensive (66-67); Vom Fordismus zur finanzgetriebenen Kapitalakkumulation (68-72); Politische Akteure (73-74); Exkurs II: Projekte vereinigter Linksparteien in Europa: Portugal und Dänemark - Helmut Ettinger: Der Linksblock in Portugal (75); Peter Birke: Die Linksparteien in Dänemark: Sozialistische Volkspartei und Einheitsliste (76-78); Kaleidoskop von Meinungen (zusammengestellt von Michael Brie) - Der Auslöser: der Widerstand gegen Hartz IV (79-80); Links und Rechts in Deutschland (81-82); Zum Projekt der Linkspartei (83-85); Demokratischer Sozialismus (86); Ausgewählte Texte in Auszügen (87-91). [139-L] Caluori, Ladina; Hug, Simon: Changes in the partisan composition of the Swiss government: 1891, 1919, 1929, 1943, 1959, 2003, ...?, in: Schweizerische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Vol. 11/2005, Iss. 3, S. 101-121 (URL: http://www.ingentaconnect.com/content/spsa/spsr/2005/00000011/00000003/art00005) INHALT: "Nach bald einem halben Jahrhundert ohne Veränderung in der Regierungssitzverteilung unter den Parteien, hat sich im Jahr 2003 die Exekutive der Schweiz einschneidend gewandelt. Solche Änderungen haben sich in der Vergangenheit mehrmals ereignet, jedoch nach nicht einheitlichen Intervallen. In dieser Arbeit versuchen die Verfasser der Frage nachzugehen, wie diese Änderungen in der Sitzverteilung mit den Wahlerfolgen der Parteien in Verbindung stehen. Es zeigt sich, dass sich der Wahlerfolg nicht direkt auf Sitzgewinne in der Regierung überträgt. Erst mit einer Verzögerung von bis zwei Wahlen wirkt sich der Parteienerfolg in den Wahlen auf eventuelle Sitzgewinne in der Regierung aus. Deswegen ist der zweite Sitzgewinn der SVP im Jahr 2003 ein Ausreißer verglichen mit bisherigen Entwicklungen in der Parteienzusammensetzung der Schweizerischen Regierung." (Autorenreferat) soFid Politische Soziologie 2006/1 4 Politische Parteien und Parteiensysteme 107 [140-L] Dettling, Daniel (Hrsg.): Parteien in der Bürgergesellschaft: zum Verhältnis von Macht und Beteiligung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 158 S., ISBN: 3-531-14543-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005-5488) INHALT: "Die Parteien in Deutschland, vor allem die beiden Volksparteien, leiden unter Mitgliederschwund und einer wachsenden Entfremdung zwischen Politik und Bürger. Für immer mehr Bürger versagen die Parteien bei der Suche nach Antworten auf die drängendsten Probleme. Parteien werden kaum noch als Anwälte und Vertreter der Bürger wahrgenommen. Sie gelten als zu verzahnt und vermachtet mit staatlichen Strukturen und allein interessiert an Machtgewinnung und -erhaltung. Neue Formen des politischen Engagements sind gefragt. Dieser Band gibt unter anderem Antwort auf die Frage: Wie lassen sich bürgerschaftliches Engagement und parteipolitische Aktivität unter dem Druck zunehmender Professionalisierung und der Herausforderung der Mediendemokratie verbinden und ggf. optimieren?" (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Elmar Wiesendahl: Das Ende der Mitgliederpartei. Die Parteiendemokratie auf dem Prüfstand (23-42); Ulrich von Alemann: Neue Bürgergesellschaft, alte Parteien? Zur Notwendigkeit einer partizipativen Parteireform (43-48); Richard Meng: Am Ende regiert immer der Kanzler. Bürgergesellschaft in den Medien - wie viel Quote bringen Engagement und Beteiligung? (49-62); Christiane Frantz: Politik als Beruf jenseits der Parteien (65-71); Thomas Leif: Weiches Thema - Weiche Politik? Warum die Engagement-Politik in Deutschland im Schatten steht (72-80); Holger Backhaus-Maul: Eine Partei ist eine Partei. Über den Sinn von Unterscheidungen (81-89); Bernhard Weßels: Zwischen Organisation und Bewegung: Wie viel Gesellschaft braucht Partei? (90-104); Johannes v. Thadden: Bürgerpartei braucht Engagement: Zur Zukunft der CDU als Volkspartei (105-113); Gerd Mielke: 'I'll get by with a little help from my friends' (117-130); Rupert Graf Strachwitz: Zivilgesellschaft als politisches Konzept - Gefahr für die Parteien? (131-138); Warnfried Dettling: Fremde Welten? Bürgergesellschaft und Mediendemokratie (139-146); Fritz Goergen: Mehr Republik wagen. Die offene Gesellschaft verträgt auch keine zivile Uniform (147-154). [141-L] Dittberner, Jürgen: Die FDP: Geschichte, Personen, Organisation, Perspektiven ; eine Einführung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 411 S., ISBN: 3-531-14050-7 (Standort: UB Dortmund(290)D35323) INHALT: "Die FDP hat sich als einzige der kleinen Parteien seit 1949 gehalten. Dabei ist es ihr immer wieder gelungen, die Grundidee des Liberalismus zu aktualisieren - so in der 'Spiegel'Krise oder bei der Begründung der sozial-liberalen Koalition. Sie konnte sich auch dank ihrer Funktion als Mehrheitsbeschafferin behaupten, so in der 'Ära Kohl'. Nachdem die Partei 1998 in die Opposition geschickt wurde, hat sie Schwierigkeiten, ihren Standort im Parteiensystem zu definieren. In diesem Buch wird erstmals wieder eine Gesamtdarstellung der FDP gewagt. Neben ihrer Geschichte und ihren wichtigen Funktionsträgern, ihrer Organisation und ihrem politischen Programm werden auch beispielhaft die Landesverbände der FDP behandelt. Abgerundet wird diese Einführung durch eine Bewertung der Zukunftsperspektiven der FDP im Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland." (Autorenreferat) 108 soFid Politische Soziologie 2006/1 4 Politische Parteien und Parteiensysteme [142-L] Fromont, Michel: Parteienrecht in Deutschland und Frankreich: ein Vergleich, in: Dimitres Th. Tsatsos, Evangelos Venizelos, Xenophon I. Contiades (Hrsg.): Political parties in the 21st century, Berlin: Berliner Wissenschafts-Verl., 2004, S. 289-297, ISBN: 3-8305-0863-8 (Standort: UB Trier(385)sb40490) INHALT: Die Rechtsordnungen Frankreichs und der BRD haben verfassungsmäßig festgelegten Grundsätze über die Rechtsstellung der Parteien gemeinsam. Sie sind hier wie dort größtenteils identisch. Auf der Ebene der Gesetzgebung gibt es jedoch Unterschiede. In Deutschland gelten die Parteien als Institutionen, was eine detaillierte und fast lückenlose gesetzliche Regelung zur Folge hat. In Frankreich dagegen fungieren sie als Rahmen für die Ausübung der politischen Freiheiten und als Instrument für die Politiker. Letzteres hat in gewisser Weise zu einer Überbewertung des einzelnen Politikers geführt. Aus diesen Gründen ist in der BRD ein "Parteienstaat" entstanden, in welchem die Gewaltenteilung deutlich in den Hintergrund getreten ist. Frankreich dagegen hat einen Weg der Anpassung an die neuen Erfordernisse der politischen Tätigkeit eher in Richtung der direkten Demokratie gesucht. Der vorliegende Beitrag zeigt, dass die Lage in beiden Ländern nicht befriedigend ist. Weder der Parteienstaat noch das Präsidialsystem sind Wundermittel. Dies hat seinen Grund darin, dass die Bürger heute mehr verlangen als früher. Sie sind besser ausgebildet und informiert und erwarten deshalb mehr von Politikern, auch im Rahmen einer neoliberalen Politik. Die Transparenz des politischen Lebens und der Dialog zwischen Bürgern und Politikern müssen insgesamt verbessert werden. (ICA2) [143-L] Haas, Melanie: Die Grünen als neue Partei des Bürgertums: Geschichte - Milieus - Wähler - Mitgliedschaft, in: Vorgänge : Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, Jg. 44/2005, H. 2 = H. 170, S. 61-70 (Standort: UuStB Köln(38)-XG2258; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der vorliegende Beitrag zeigt, dass, wie und warum sich "Die Grünen" hinsichtlich Mitgliedschaft und Wählern zu einer Partei des Bürgertums bzw. zur "Partei der Besserverdienenden" gewandelt haben. Die die Ergebnisse der Bundestagswahl von 2005 noch nicht einbeziehende Analyse der Autorin macht deutlich, dass die Trägerschichten des klassischen Bürgertums sich in den letzten Jahrzehnten entscheidend gewandelt haben: Die antibürgerliche Kritik der 1960er und 1970er Jahre, die Bildungsrevolution und in deren Gefolge die Aufsteiger aus den proletarischen Schichten, der Zerfall der politischen Klassenlogik in der westdeutschen Wohlstandsgesellschaft zugunsten politischer Generationen seit den 1960er Jahren, aber auch die Vertreibung, Marginalisierung oder Nivellierung des Bürgertums in der DDR sorgten für ein verändertes Bürgertum in nicht nur quantitativer, sondern auch qualitativer Hinsicht. Die Autorin fragt, ob "Die Grünen" dabei sind, die Nachfolge der traditionellen Bürgerparteien CDU und FDP anzutreten. Mit einer Analyse der grünen Mitglieder- und Wählerstrukturen sowie des Politikangebots im Hinblick auf dessen Zielgruppenausrichtung wird eine Verortung bürgerlicher Schichten im aktuellen bundesdeutschen Parteiensystem vorgenommen. Der Blick auf dieses "neue Bürgertum" - in Abgrenzung zum alten Bürgertum - wird einleitend in seinem Entstehungsprozess in der alten Bundesrepublik rekonstruiert. (ICA2) soFid Politische Soziologie 2006/1 4 Politische Parteien und Parteiensysteme 109 [144-L] Holtmann, Everhard: Bemerkenswert konstant und doch in Bewegung - Perspektiven des deutschen Parteiensystems nach der Bundestagswahl 2002, in: Heinrich Oberreuter (Hrsg.): Der versäumte Wechsel : eine Bilanz des Wahljahres 2002, München: Olzog, 2004, S. 220-233, ISBN: 3-7892-8149-2 (Standort: UB d. Univ. d. Bundeswehr Hamburg(705)-POL570/YC0010) INHALT: Stetigkeit und Dynamik sind die beiden Perspektiven, die die Entwicklung des deutschen Parteiensystems nach der Bundestagswahl 2002 bestimmen. Der Verfasser demonstriert dies anhand von vier Faktoren. Die Perspektive Stetigkeit dokumentieren im Ergebnis der Bundestagswahl 2002 die Konzentration der Wählerstimmen auf die beiden großen Volksparteien sowie das messbare Ausmaß an individueller Parteibindung und –identifikation. Die Perspektive Dynamik markieren zwei Tendenzen, die im Wählerverhalten 2002 nicht offen zum Ausdruck kommen, gleichwohl aber als latentes Veränderungspotenzial für einen Formwandel des Parteiensystems präsent sind: der sich ankündigende Wandel der großen Parteien von der traditionellen Programmpartei zur Leitlinien- und Steuerpartei sowie das weiterhin mögliche Auftauchen einer Protestpartei in der Arena des Parteienwettbewerbs auf Bundesebene. (ICE2) [145-F] Jandura, Olaf, M.A. (Bearbeitung); Donsbach, Wolfgang, Prof.Dr. (Betreuung): Kleinparteien in der Mediendemokratie. Konstanten und Spezifika der Wahrnehmung als Regierungs- und Oppositionsparteien INHALT: Der Autor untersuchte die parlamentarischen Aktivitäten der beiden Kleinparteien FDP und Bündnis 90/ Die Grünen. Diese verglich er mit deren Pressemitteilungen zu den Bundestagswahlen 1998 und 2002 sowie mit der Medienberichterstattung über diese beiden Bundestagswahlkämpfe. Überraschenderweise werden die Kleinparteien im Vergleich zu ihrer politischen Bedeutung überdurchschnittlich häufig in der Berichterstattung dargestellt. Jedoch bleiben die Sachthemen den großen Parteien vorbehalten. ZEITRAUM: 1994-2002 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; quasiexperimentelles Design DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, standardisiert (Stichprobe: 20.000; die wichtigsten meinungsbildenden Medien Deutschlands; Auswahlverfahren: Zufall, Klumpen. Pressemitteilungen der Parteien; Auswahlverfahren: Vollerhebung). Aktenanalyse, standardisiert (Stichprobe: 7.200; parlamentarische Aktivitäten der Fraktionen des deutschen Bundestags). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: Dissertation BEGINN: 2002-02 ENDE: 2005-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Kommunikationswissenschaft Professur für Kommunikationswissenschaft I (01062 Dresden) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0351-46333235, e-mail: [email protected]) [146-L] Jesse, Eckhard: Der Umgang mit parteipolitischem Rechtsextremismus, (Arbeitspapier / Konrad-AdenauerStiftung e.V., Nr. 149), Sankt Augustin 2005, 19 S., ISBN: 3-937731-69-5 (Graue Literatur; URL: http://www.kas.de/db_files/dokumente/arbeitspapiere/7_dokument_dok_pdf_7525_1.pdf) 110 soFid Politische Soziologie 2006/1 4 Politische Parteien und Parteiensysteme INHALT: "In diesem Arbeitspapier beschäftigt sich der Autor mit dem Extremismusbegriff und seine Ausdifferenzierung, der Erörterung der Positionen der NPD und der PDS - zum Teil im Vergleich - und dem angemessenen Umgang mit dem parteipolitischen (Rechts-)Extremismus." (Autorenreferat) [147-L] Jesse, Eckhard: Das Auf und Ab der NPD, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2005, H. 42, S. 31-38 (Standort: UuStB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/F89AZ8.pdf) INHALT: Der Verfasser gibt einen Überblick über die Entwicklung der NPD von ihrer Gründung 1964 bis ins Jahr 2005. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Entwicklung der Partei seit 1990 (seit 1996 unter Udo Voigt), den Ergebnissen, die die NPD in diesem Zeitraum bei Bundes- und Landtagswahlen erzielte, dem gescheiterten Verbotsverfahren 2001/2003 und der Frage nach dem richtigen Umgang mit der NPD. Insgesamt wird eine Entwicklung der NPD von einer eher besitzbürgerlich-deutschnationalen Partei zu einer nationalrevolutionärklassenkämpferisch auftretenden Partei sichtbar, die sich vor allem unter Udo Voigt neonationalsozialistischen Positionen öffnet und für die die Idee der "Volksgemeinschaft" eine zentrale Rolle spielt. (ICE2) [148-L] Jesse, Eckhard: Nach der gescheiterten Vertrauensfrage: zur Lage der Parteien und des Parteiensystems in Deutschland, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 36/2005, H. 3, S. 600-615 (Standort: UuStB Köln(38)-XF148; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Nach der gescheiterten Vertrauensfrage von Kanzler Gerhard Schröder am 1. Juli 2005 und nach den vorgezogenen Bundestagswahlen steht vermutlich ein Wandel des deutschen Parteiensystems bevor. Dabei sind zwei Fragen zentral: Kommt es zu einem Regierungswechsel? Erweitert sich die Zahl der Bundestagsparteien? Ein Regierungswechsel ist angesichts der Landtagswahlergebnisse zwischen 2002 und 2005 ebenso wahrscheinlich wie die Vergrößerung der Zahl der Bundestagsparteien. Doch was kurzfristig für die neue 'Linkspartei', eine Verbindung von PDS und der WASG, von Vorteil ist, muss es nicht mittelfristig sein. Durch einen - wahrscheinlichen - Linksruck der SPD könnte die 'Linkspartei' wegen der Vernachlässigung der Ostidentität in Schwierigkeiten geraten. Im Vergleich zur letzten Bundestagswahl von 2002 stehen Union und FDP dieses Mal eng zusammen, während der Zusammenhalt zwischen der SPD und den Grünen zu bröckeln scheint." (Autorenreferat) [149-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr.rer.pol.Dr.phil. (Bearbeitung): Die Folgen politischer Repräsentationsdefizite für den Bestand einer friedfertigen Gesellschaft an den Beispielen Deutschland und den Niederlanden INHALT: Identifizierung von Repräsentationslücken politischer Parteien in Deutschland und den Niederlanden. Entwicklung wahrscheinlicher Szenarien für den Bestand einer friedfertigen Gesellschaft. Anhand qualitativer und quantitativer Analysen der Programme und der Wahlkampfkommunikation soll ermittelt werden, welche gesellschaftlichen Gruppen und Milieus soFid Politische Soziologie 2006/1 4 Politische Parteien und Parteiensysteme 111 von politischen Parteien angesprochen und in ihren politischen Ansprüchen noch repräsentiert werden, und welche Interessen und Ansprüche im Parteienwettbewerb keinen Widerhall mehr finden. Die mangelhafte Repräsentation gesellschaftlicher Konflikte und die damit verbundene Exklusion von Bevölkerungsgruppen haben Auswirkungen auf den Bestand des sozialen Friedens. Anhand der identifizierten Repräsentationsdefizite werden Szenarien für den Bestand einer friedfertigen Gesellschaft erarbeitet und konkretisiert. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Niederlande ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0203-379-2041, e-mail: [email protected]) [150-L] Matzky-Eilers, Axel: Die Funktionen von Parteiorganisationen im politischen System der Gesellschaft, in: Martin Krol, Michael Matzky-Eilers, Gregor Straube (Hrsg.): Macht - Herrschaft - Gewalt : gesellschaftswissenschaftliche Debatten am Beginn des 21. Jahrhunderts, Münster: Lit Verl., 2005, S. 145-156, ISBN: 3-8258-8721-9 (Standort: UB Stuttgart(93)-Zy120K93) INHALT: Klaus von Beyme entwickelte in seinem Buch "Parteien in westlichen Demokratien" (1982) die folgende Typologie der Funktionen von politischen Parteien innerhalb freiheitlichdemokratisch verfasster Gesellschaftsordnungen: (1) Zielfindungsfunktion im Hinblick auf Ideologie und Programmatik, (2) Interessenaggregations- und Interessenartikulationsfunktion, (3) Mobilisierungs- und Sozialisierungsfunktion gegenüber der Bürgerschaft im Zusammenhang mit Wahlen sowie (4) Elitenrekrutierungs- und Regierungsbildungsfunktion. Der Autor unternimmt in seinem Beitrag den Versuch, in kritischer Anknüpfung an Beyme dessen Typologie zu theoretisieren, wobei er die funktional-strukturelle Systemtheorie von Niklas Luhmann zugrunde legt. Diese theoretische Perspektive grenzt sich insbesondere von einem Verständnis von Politik als ein ubiquitär verbreitetes Phänomen ab und versucht, eine Parteientheorie aus dieser Perspektive heraus zu konzeptualisieren. Die Interpretation von Politik als Teilsystem der Gesellschaft hat zur Folge, Parteien nicht über die Artikulation gesellschaftlicher Interessen zu bestimmen, sondern ihre Inklusionsfunktion in den Mittelpunkt zu rücken, die ein routiniertes Reentry des Souveräns in das politische System ermöglicht. (ICI2) [151-L] Micus, Matthias: Die "Enkel" Willy Brandts: Aufstieg und Politikstil einer SPD-Generation, (Campus Forschung, Bd. 884), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2005, 236 S., ISBN: 3-593-37744-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005/3662) INHALT: "Seit vielen Jahren bestimmt die Generation der 'Enkel' Willy Brandts den Kurs der SPD, sie stellte und stellt zahlreiche Ministerpräsidenten und Landesminister und seit 1998 auch die Bundesregierung. Trotz dieser offenkundigen Bedeutung, war die Generation der 'Enkel' bislang nicht Gegenstand einer gründlichen Analyse. Matthias Micus vollzieht die persönliche und politische Entwicklung wichtiger sozialdemokratischer Politiker nach - teilweise auf der Grundlage persönlicher Interviews - und vermittelt Einblicke in Motive, Beweggründe und Handlungslogiken der 'Enkel'." (Autorenreferat) 112 soFid Politische Soziologie 2006/1 4 Politische Parteien und Parteiensysteme [152-L] Mielke, Gerd: "I'll get by with a little help from my friends", in: Daniel Dettling (Hrsg.): Parteien in der Bürgergesellschaft : zum Verhältnis von Macht und Beteiligung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 117-130, ISBN: 3-531-14543-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005-5488) INHALT: Der Verfasser fragt nach dem Verhältnis von Partien und bürgerschaftlichem Engagement in Deutschland und sondiert Möglichkeiten und Grenzen einer engeren Verknüpfung beider Bereiche. Seiner Diagnose zu Folge verbinden sich Mitgliederschwund, Überalterung und organisatorische Ermattung in den großen Parteien mit den Verheißungen der Professionalisierungsthese zu einem undurchsichtigen Syndrom, in dessen Schutz sich eine ungeheure Refeudalisierung der Parteieliten vollzogen hat. Er schlägt ein Reformprojekt vor mit dem Ziel, die Parteien zu den gesellschaftlichen Vorfeldern und den dortigen Kulturmustern und Sozialkapitalien zu öffnen, eine aggressivere Marktorientierung in die Organisationen einzubauen und die Parteieliten aus ihrer abgekoppelten und feudalisierten Professionalisierungsisolation heraus zu lösen. Drei Elemente bilden den Kern dieses Projekts: (1) Reform des traditionellen Mitgliederkonzepts; (2) Einführung von Bonus-Systemen für Mitgliederzuwachs und Wählerzuwachs bei der Festlegung von Delegiertenschlüsseln und Finanzzuweisungen; (3) Direktwahl der Vorsitzenden durch die Mitglieder. (ICE2) [153-L] Morgenstern, Andreas: Die FDP in der parlamentarischen Opposition 1966-69: Wandel zu einer 'Reformpartei', Marburg: Tectum Verl. 2004, 116 S., ISBN: 3-8288-8670-1 INHALT: War die FDP eine Reformpartei, als sie sich in der Zeit der großen Koalition in der Opposition befand? Anders als der Titel suggeriert, steht diese Frage im Zentrum von Morgensterns Analyse. Eine Reformpartei zeichne sich durch ein realistisches politisches Gesamtkonzept aus, das nicht nur einen politischen Teilbereich umfasst und darüber hinaus im Gegensatz zu den politischen Konkurrenten steht. Zunächst wird die FDP vor 1966 als Partei ohne klares ideologisches Profil und mit nur geringer inhaltlicher Akzentuierung gegenüber der CDU/CSU charakterisiert. Nach dem Gang in die Opposition habe sie auf den Feldern Ost- und Deutschlandpolitik, Bildungs-, Sozial- und Wirtschaftspolitik versucht, sich ein eigenständiges Profil zu erarbeiten. Das über der Partei schwebende 'Damoklesschwert existenzbedrohender Wählerabwanderung' (100) habe aber dazu geführt, dass es letztlich nicht zu einem überzeugenden Wandel der FDP zur Reformpartei gekommen sei. (ZPol, VS) [154-L] Morlok, Martin: Die Zukunft der politischen Parteien, in: Dimitres Th. Tsatsos, Evangelos Venizelos, Xenophon I. Contiades (Hrsg.): Political parties in the 21st century, Berlin: Berliner Wissenschafts-Verl., 2004, S. 39-65, ISBN: 3-8305-0863-8 (Standort: UB Trier(385)-sb40490) INHALT: Der Beitrag fragt nach der Zukunft der politischen Parteien im Raum der EU. Dazu wird zunächst auf die Funktionen der politischen Parteien eingegangen, um dann die strukturelle Notwendigkeit von Parteien für eine demokratische Politik herauszuarbeiten. Im Anschluss daran werden einige gesellschaftliche Trends benannt, um abschließend deren Bedeutung für die Zukunft der Parteien zu erläutern. Grundlage für die vorliegende "Spekulation" über die Zukunft der Parteien sind die Leistungen der Parteien für das politische System. Da- soFid Politische Soziologie 2006/1 4 Politische Parteien und Parteiensysteme 113 bei geht es auch immer um Gesichtspunkte der Legitimität politischer Entscheidungen. Daran anschließend werden sechs Tendenzen gesellschaftlichen Wandels skizziert, die zum Wandel des Parteiensystem geführt haben bzw. noch führen: Durchdringung der Gesellschaft durch die Massenmedien, stark verbesserte Möglichkeiten des Transports und der Kommunikation, Notwendigkeit von Expertenwissen, gestiegene Uneinheitlichkeit bis zur Unübersichtlichkeit, gesteigertes demokratisches Anspruchsniveau und die Internationalisierung, verbunden mit dem Aufbau supranationaler Strukturen. Die Ausführungen zeigen insgesamt, dass die - vielbeklagte - Politikverdrossenheit und Entfremdung der Parteipolitik nichts anderes ist als die negative Seite der Ausdifferenzierung der Politik. Auch Parteien sind der Dialektik von Institutionalisierung und Entfremdung ausgesetzt. Die historisch erwiesene Wandlungsfähigkeit der Parteien bietet jedoch Gewähr dafür, dass sie auch in Zukunft ihre Aufgaben erfüllen können und ihre "Krise" meistern werden. (ICA2) [155-F] Nachtwey, Oliver, Dipl.-Volksw. (Bearbeitung); Lessenich, Stephan, Prof.Dr. (Betreuung): Legitimationsprobleme der Spät-Sozialdemokratie - soziale Gerechtigkeit und das Dilemma der Politischen Ökonomie INHALT: The modernization that is currently being propagated in the social democratic parties of various European countries is presented as a reaction to fundamental socio-economic transformation processes within industrial societies and the global economy. The goal of this modernization process is to bring forth a "Third Way" distinct both from neoliberalism and from the statist, corporatist social democracy of the post-war era. In the course of redefining and realigning their fundamental policy programmes, social democratic parties have initiated a value discussion where the normative dimension of the core idea of social justice is open to question. The classical social democratic values of solidarity and equality have been successively abandoned and replaced with a semi-meritocratic, competition-oriented concept of fairness. This study of "Legitimation problems of late Social Democracy" should investigate the characteristics, content and platform of the social democratic redefinition of social justice that has taken place under the banner of the Third Way, taking as case studies the British Labour Party and the German Social Democratic Party (SPD). The main question here is the extent to which redefining the core idea of social justice serves to legitimize neoliberal economic policies, and thus accelerates the loss of member loyalty. This will be investigated by means of a comparison of programme development related to a political paradigm change. ZEITRAUM: 1992-2005 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Großbritannien METHODE: historischer Institutionalismus VERÖFFENTLICHUNGEN: Nachtwey, O.; Heise, Arne: Vom kranken Mann Europas zum Wirtschaftswunderland? Großbritanniens flexible Wohlfahrtsökonomie. 2005 (i.E.).+++ Nachtwey, O.: Solidarität als Privileg. in: Blätter für deutsche und internationale Politik, 2005, 8, S. 907-909.+++Ders.: Blair-Paradox. in: Blätter für deutsche und internationale Politik, 2005, 4, S. 395-398.+++Ders.: Sozialpolitische Konturen der Marktsozialdemokratie. in: Zeitschrift Sozialismus, 2005, 5, S. 17-25.+++Ders.: Die globalisierte Revolte. in: Buchholz, Christine et al.: Unsere Welt ist keine Ware. Handbuch für Globalisierungskritiker. KiWi Paperbackreihe, 715. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2002, S. 22-40. ISBN 3-462-03164-3.+++ Ders.: Weltmarkt und Imperialismus: zur Entstehungsgeschichte der klassischen marxistischen Imperialismustheorie. Wissenschaft und Forschung, 21. Köln: Neuer ISP-Verl. 2005, 114 soFid Politische Soziologie 2006/1 4 Politische Parteien und Parteiensysteme 116 S. ISBN 3-89900-021-8. ARBEITSPAPIERE: Nachtwey, O.: Legitimation problems of late Social Democracy. Expose. Download unter: http://www.uni-goettingen.de/docs/ f36a8786e0bafc1f7bfcb3457ce685d8.doc . ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2003-10 ENDE: 2005-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Göttingen, Graduiertenkolleg "Die Zukunft des Europäischen Sozialmodells" (Humboldtallee 3, 37073 Göttingen) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0551-39-2380, e-mail: [email protected]) [156-L] Reissig, Rolf: Mitregieren in Berlin: die PDS auf dem Prüfstand, (Texte / Rosa-Luxemburg-Stiftung, Bd. 22), Berlin: Dietz 2005, 89 S., ISBN: 3-320-02067-6 INHALT: Den Gegenstand der Studie bildet die kritische Reflexion und Problematisierung von Erfahrungen der PDS als Regierungspartei in Berlin seit 2001. Im Mittelpunkt der Betrachtungen steht die forschungsleitende Frage, welche spezifischen Gestaltungsziele die PDS formuliert, welche Handlungsräume sowie -möglichkeiten sie in der Koalition hat bzw. sich schafft und welche Effekte dieses politische Handeln erzeugt. Die Untersuchung basiert auf den vier Bausteinen (1) Dokumentenanalyse, (2) qualitative Interviews und Expertengespräche, (3) teilnehmende Beobachtung sowie (4) Systematisierung und theoretisch-konzeptionelle Verarbeitung der Untersuchungsergebnisse. In das Thema einführend, wird zunächst als Ausgangssituation der Weg der PDS in die Regierungskoalition nachgezeichnet. Im Anschluss erfolgt eine Darstellung des Handelns der Akteure in Regierungsverantwortung und der erzielten Ergebnisse. Der dritte Schritt nimmt die intendierten und nichtintendierten Folgewirkungen der Regierungsbeteiligung in den Blick. Dabei werden die vier Ebenen Folgen (1) für das Land, (2) für die Gesellschaft, (3) für die rot-rote Koalition sowie (4) für die PDS mit jeweils spezifischen Indikatoren analysiert. Aus einer solchen Beobachtung und Analyse der Politik der Berliner PDS in Regierungsverantwortung werden dann - unter Berücksichtigung des ehemaligen Tolerierungsmodells in Sachsen-Anhalt und der rot-roten Koalition in Mecklenburg-Vorpommern, aber auch der Regierungsbeteiligung linkssozialistischer Parteien in West- und Nordeuropa - Erfahrungen abgeleitet und problematisiert sowie strategische Schlussfolgerungen formuliert. Diese spezifischen Erfahrungen und Anregungspotenziale werden dann im vierten Schritt abschließend in den Rang grundlegender Erfahrungswerte 'linkssozialistischer Politik in Regierungsverantwortung' gehoben und zur Diskussion gestellt. (ICG2) [157-L] Römmele, Andrea: Partei- und Wahlkampfspenden: Erfahrungen aus der BRD und den USA, in: Politische Vierteljahresschrift : Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Sonderheft, 2005, H. 35, S. 384-394 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; UuStB Köln(38)-FHMXE00036; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Partei- und Wahlkampfspenden sind notwendig, bergen aber die Gefahr der Verzerrung der Partizipation auf der Grundlage des Prinzips 'one man, one vote'. Welche Maßnahmen und Regelungen sind geeignet, um Spenden von korrupten Einflüssen zu befreien bzw. zu bewahren, fragt die Autorin in ihrem Beitrag. Um dies zu beleuchten, untersucht die zu- soFid Politische Soziologie 2006/1 4 Politische Parteien und Parteiensysteme 115 nächst vergleichend die historische Entwicklung der Spendenregulierung in der Bundesrepublik Deutschland. Hier diskutiert sie im Besonderen die Regelung über Anreize und über Veröffentlichung. Sie schließt, dass die derzeitige Regelung eine angemessene und wirkungsvolle Kombination aus Abschreckung und Anreiz ist. Sodann vergleicht sie die Regelungen der Bundesrepublik Deutschland durch die Beschreibung der Regelungen in den USA. Diese Regelungen unterscheiden sich sehr von den deutschen; die in den USA erscheinen jedoch trotz ihrer größeren Strenge weniger wirkungsvoll." (Autorenreferat) [158-L] Schönhoven, Klaus: Wendejahre: die Sozialdemokratie in der Zeit der Großen Koalition 1966-1969, (Die deutsche Sozialdemokratie nach 1945, Bd. 2), Bonn: J. H. W. Dietz Nachf. 2004, 734 S., ISBN: 3-80125021-0 INHALT: Obwohl das deutsche Regierungssystem seinem wettbewerbsdemokratischen Grundzug zum Trotz seit seinen Anfängen Elemente der Konsensdemokratie aufweist, waren die beiden großen Volksparteien im Bund nur von 1966 bis 1969 in einer großen Koalition vereint. Die Regierungszeit des Kanzlers Kiesinger wird gemeinhin lediglich als eine Überleitung von der bis dahin herrschenden CDU-Dominanz zur sozialliberalen Koalition wahrgenommen. Dass der 'Machtwechsel' zur Kanzlerschaft Willy Brandts in der historischen Rückschau eine weniger einschneidende Zäsur darstellt als vielfach beschrieben, zeigt die Studie des Zeithistorikers Schönhoven. Sein Interesse richtet sich auf die SPD, wobei zum einen die innerparteiliche Entwicklung analysiert wird. Das ist vor allem deshalb interessant, weil sich parallel zur Regierungsbeteiligung in der großen Koalition der Wandel von der traditionellen Arbeiterpartei zur stärker von der akademisch gebildeten Mittelschicht geprägten linken Volkspartei Bahn bricht. Zum anderen untersucht Schönhoven die beachtlichen Leistungen der Regierung Kiesinger, aber auch die kaum überwindlichen Gegensätze, die der Handlungsfähigkeit der Koalition Grenzen setzten. Auf breiter Quellenbasis entwickelt Schönhoven die These, dass die Große Koalition weder den Nachsatz der Regierung Erhard darstellt noch auf die Vorgeschichte der sozialliberalen Regierungen reduziert werden kann. Vielmehr komme sie als 'eine experimentelle Phase der Neu- und Umorientierung in das Blickfeld'; (13). Insofern bietet die Studie nicht nur eine detailgenaue Analyse dreier Jahre sozialdemokratischer Politik, sondern schärft den Blick für das schwierige Spannungsverhältnis von potenzieller Innovationskraft und systembedingter Handlungsschwäche übergroßer Mehrheiten. (ZPol, VS) [159-L] Schuler-Harms, Margarete: Medienbeteiligung politischer Parteien - eine Bestandsaufnahme, in: Martin Morlok, Ulrich von Alemann, Thilo Streit (Hrsg.): Medienbeteiligungen politischer Parteien, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2004, S. 29-49, ISBN: 3-8329-0719-X INHALT: Parteien haben die Aufgabe, bei der politischen Willensbildung des Volkes mitzuwirken. Dies beschränkt sich nicht nur auf Wahlen und Abstimmungen, sondern umfasst den gesamten Prozess der öffentlichen Auseinandersetzung. Die Autorin untersucht ein bislang wenig beachtetes Feld der Rechtswissenschaft, nämlich die Beteiligung der Parteien als Unternehmerinnen. Die Bestandsaufnahme bezieht sich auf ausschließlich bundes- oder landesweit organisierte Parteien. Das Untersuchungsgebiet beschränkt sich auf die sog. Massenmedien, die Parteienpresse bleibt ausgenommen. Ins Blickfeld gerät vor allem die SPD, weil nur deren 116 soFid Politische Soziologie 2006/1 4 Politische Parteien und Parteiensysteme privatwirtschaftliche Tätigkeit ein Ausmaß erreicht, das eine verfassungsrechtliche Diskussion nahe legt. Die Medienbeteiligungen der SPD werden zunächst aus Sicht des Gesellschaftsrechts dargestellt und anschließend im Hinblick auf die Rolle der Parteien im Medienrecht weiter präzisiert. Außerdem zielt die Bestandsaufnahme darauf ab, für die Diskussion von Funktionsauftrag und Chancengleichheit der Parteien die erforderlichen Daten zu erheben. Die Darstellung stützt sich dabei in erster Linie auf öffentlich zugängliche Publikationen und Materialien. (Fr2) [160-L] Stöss, Richard: Die NPD: Erfolgsbedingungen einer rechtsextremen Partei, in: Wolfgang Benz (Hrsg.): Jahrbuch für Antisemitismusforschung 14, Berlin: Metropol-Verl., 2005, S. 41-59, ISBN: 3-93869020-8 INHALT: Der Verfasser gibt einen Überblick über die Geschichte des Rechtsextremismus in der Bundesrepublik nach 1945, wobei er vier Phasen unterscheidet: (1) erste Phase von 1945 bis 1961 mit Wahlerfolgen bei Landtags- und Bundestagswahlen; (2) zweite Phase von 1962 bis 1982 mit der Parteigründung der NPD und ihrem vergleichsweise guten Abschneiden bei der Bundestagwahl 1969; (3) dritte Phase von 1983 bis 1989 mit Wahlerfolgen der DVU und der "Republikaner"; (4) vierte, gesamtdeutsche Phase ab 1990 mit Wahlerfolgen von DVU und NPD bei Landtagswahlen in Nord- und Ostdeutschland und "Republikanern" in BadenWürttemberg. Für die NPD wird eine Entwicklung deutlich, die von der Gründung als deutschnationale Partei zur überwiegend neonazistischen Partei führt, vor allem seit der Übernahme des Parteivorsitzes durch Udo Voigt 1996. Genau dies - wie auch Mängel in der aktuellen politischen Programmatik - dürfte die aktuellen Erfolgsaussichten der Partei trotz langfristig nicht ungünstiger Rahmenbedingungen minimieren. (ICE2) [161-L] Vester, Michael: Zwischen Innovation und Gerechtigkeit, in: Sozialwissenschaftliche Literatur Rundschau : SLR ; Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Sozialpolitik, Gesellschaftspolitik, Jg. 28/2005, H. 1 = H. 50, S. 55-71 (Standort: UuStB Köln(38)-M XG 05303; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Verfasser versucht zu erklären, warum die SPD nach zwei rot-grünen Regierungsperioden ein Drittel ihrer Wähler verloren hat. Er zeigt, dass die Politik Bundeskanzler Schröders durch die Reduzierung von sozialen Diensten und Einkommen die wirtschaftliche Stagnation verschärft hat. Die breiten Kreisen der Bevölkerung vorgehaltene parasitäre Mentalität verhinderte eine Mobilisierung zugunsten der Regierung. Diese Politik ging nicht nur mit einer unausgewogenen materiellen, moralischen und Bildungs-Privilegierung der Oberschichten und einer zunehmenden Exklusion unterprivilegierter Schichten einher. Sie destabilisierte auch die große, ehemals wohlhabende Mittelschicht der Arbeiter und Angestellten, die das wichtigste Wählerreservoir der SPD bildete. Die Regierung verpasste so die historische Chance, dass die große Mehrheit der abhängig Beschäftigten bereit waren, Opfer zu bringen, falls diese sozial ausgewogen sein und der wirtschaftlichen Erholung nutzen würden. Dieser nachhaltige Vertrauensverlust in soziale Gerechtigkeit stieß sowohl aktive Mitglieder als auch Wähler vor den Kopf und kann nicht durch kurzfristige politische Kampagnen oder im Wahlkampf wieder wett gemacht werden. Die Christdemokraten werden bei den kommenden Wahlen von dieser Erosion profitieren. Auch sie können allerdings dem Problem, dass sie auf soFid Politische Soziologie 2006/1 4 Politische Parteien und Parteiensysteme 117 Arbeitnehmerstimmen angewiesen sind, nicht aus dem Weg gehen. Arbeitnehmer, die christdemokratisch wählen, unterstützen eine konservative Variante des Wohlfahrtsstaats. Die politische Repräsentationskrise wird solange weitergehen, wie die politischen Repräsentanten ignorieren, dass 80% der Bevölkerung eindeutig die - modernisierte - Fortsetzung einer konservativen oder sozialdemokratischen wohlfahrtsstaatlichen Politik wünschen. (ICEÜbers) [162-L] Weßels, Bernhard: Zwischen Organisation und Bewegung: Wie viel Gesellschaft braucht Partei?, in: Daniel Dettling (Hrsg.): Parteien in der Bürgergesellschaft : zum Verhältnis von Macht und Beteiligung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 90-104, ISBN: 3-531-14543-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005-5488) INHALT: Ziel des Beitrags ist es, Beobachtungen zur Veränderung der Gesellschaft und deren Auswirkungen auf die politischen Parteien zusammenzutragen, um vor diesem Hintergrund die Frage nach dem Verhältnis von Partei und Gesellschaft zu stellen. Der Verfasser zeigt, dass der umfassende soziale Wandel in der Bundesrepublik wie anderswo hergebrachte Sicherheiten getilgt und das Management gesellschaftlicher Vielfalt in den und durch die Parteien mit einem hohen Maß an Unsicherheit und Risiko verbunden ist. Die Parteien reagieren hierauf mit einer Bewegung in die politische Mitte. Der Verfasser betont, dass die Parteien jedoch darauf angewiesen sind, einen Teil der Gesellschaft nicht nur als Resonanzboden, sondern als Inputfaktor für die Wahrnehmung, Selektion und Programmierung von Zielen in die Organisation einzubeziehen. Bewegung in den Parteien entsteht aus der Responsivität gegenüber Veränderungen der Differenz in der Gesellschaft. (ICE2) [163-L] Wiesendahl, Elmar: Das Ende der Mitgliederpartei: die Parteiendemokratie auf dem Prüfstand, in: Daniel Dettling (Hrsg.): Parteien in der Bürgergesellschaft : zum Verhältnis von Macht und Beteiligung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 23-42, ISBN: 3-531-14543-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005-5488) INHALT: Der Verfasser beschäftigt sich mit dem Ersatz von verfestigter Parteien- und Parteipolitikerherrschaft durch Formen bürgerschaftlicher Selbstorganisation von Politik, wie sie im Modell der Zivilgesellschaft beschrieben werden. Gefragt wird, ob in den Stärken einer parteifernen Zivilgesellschaft ein Ausweg aus der Parteienkrise gefunden werden könnte. Am Anfang steht eine Bestandsaufnahme der wesentlichen Krisensymptome gegenwärtiger Parteienherrschaft, die den Anlass für eine Ablösung der entwurzelten Parteiendemokratie durch die Zivilgesellschaft bilden. Vor diesem Hintergrund wird nach dem Verhältnis zwischen realdemokratischem Parteienstaat und dem Modell der Zivilgesellschaft gefragt. Der Verfasser kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Parteien einerseits aus denjenigen vorpolitischen Räumen zurückziehen müssen, die sie durch parteienstaatlichen Expansionsdrang kolonisiert haben. Andererseits lassen sich die Parteien jedoch nicht durch die Zivilgesellschaft ersetzen. Solange sich die Politik in repräsentativ-demokratischen Bahnen bewegt, werden Parteien gebraucht. (ICE2) 118 soFid Politische Soziologie 2006/1 5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation 5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation [164-L] Binder, Tanja: Die Wahlerfolge rechtspopulistischer Parteien - eine Folge von Modernisierungsprozessen?, (Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie, Abteilung Demokratie: Strukturen, Leistungsprofil und Herausforderungen, 2005-203), Berlin 2005, 21 S. (Graue Literatur; URL: http://skylla.wzberlin.de/pdf/2005/iv05-203.pdf); Forschungsbericht/Nummer: SP IV 2005-203 INHALT: "Das Auftreten neuer Parteien hat viele westeuropäische Parteiensysteme in den letzten 30 Jahren nachhaltig verändert. Insbesondere der Erfolg rechtspopulistischer Parteien wird als kritisches Symptom für den Zustand der Demokratien angesehen. Welche Ursachen und Erklärungen gibt es für diesen Erfolg? Drei Gründe legen nahe, dass Rechtspopulismus eine Folge von Modernisierungsprozessen ist. Aus der theoretischen, sozialpsychologischen Perspektive spricht einiges dafür, dass es sich um ein Epiphänomen von Entfremdung, relativer Deprivation und Bedrohungsangst handelt. Empirisch sprechen für diese Hypothese die Koinzidenz von beschleunigten Modernisierungsprozessen und rechtspopulistischen Wahlerfolgen sowie die Angebotsstruktur dieser Parteien, die genau auf die von der Sozialpsychologie beschriebenen Affekte und Bedürfnisse abstellt." (Autorenreferat) [165-L] Brettschneider, Frank: Bundestagswahlkampf und Medienberichterstattung, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2005, H. 51/52, S. 19-26 (Standort: UuStB Köln(38)Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/7Y4VNP.pdf) INHALT: "Lange Zeit schien der Wahlsieg der Union sicher. Die SPD hatte kein Wahlkampfthema. Ein unprofessionelles Themenmanagement der Wahlkampfleitung der Union brachte die SPD wieder zurück ins Spiel. Der Beitrag untersucht, welche Wahlkampffehler gemacht wurden." (Autorenreferat) [166-L] Collani, Gernot von; Blank, Hartmut: Determinanten politischer Parteienpräferenzen: Persönlichkeitsmerkmale, soziale Überzeugungen und politische Parteienpräferenzen: eine Internetbefragung zur Bundestagswahl 2002, in: Zeitschrift für Politische Psychologie, Jg. 11/2003, Nr. 4, S. 307-324 (Standort: UuStB Köln(38)-Zs.A 5587; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Im Zusammenhang mit der Bundestagswahl im September 2002 wurden in einer Internetbefragung (N = 235) Persönlichkeitsmerkmale der Teilnehmer/innen, ihre Präferenzen für politische Parteien sowie soziale Dominanzorientierung als wichtiger Aspekt ihrer sozialen Überzeugungen erhoben. Die Präferenzen für politische Parteien in der Bundesrepublik ließen sich auf einem eindimensionalen Kontinuum politischer Orientierung von rechts nach links (Konservativismusdimension) zufriedenstellend abbilden. Eine alternative Anordnung der Parteien nach zwei Dimensionen auf der Grundlage der Präferenzurteile ergab dagegen vier klar voneinander abgegrenzte Cluster (B90-Grüne/ SPD; CDU/ CSU/ FDP; PDS sowie soFid Politische Soziologie 2006/1 5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation 119 rechtsextreme Gruppierungen bestehend aus Schill-Partei, DVU, REP, NPD). Stärker konservative politische Orientierungen (in der eindimensionalen Anordnung) waren dabei schwach positiv mit Persönlichkeitskonstrukten wie Konsistenzbedürfnis, persönlichem Bedürfnis nach Struktur und Narzissmus assoziiert. Hohe Zusammenhänge ergaben sich dagegen zur sozialen Dominanzorientierung, die bei Anhänger(inne)n rechter Parteien sehr viel stärker ausgeprägt war. In einer multiplen Regression zeigte allein das Konsistenzbedürfnis über soziale Dominanzorientierung hinaus einen zusätzlichen Vorhersagewert für die Parteienpräferenzen. Außer dem linearen Zusammenhang ergab sich auch eine U-förmige Beziehung zwischen den genannten Persönlichkeitskonstrukten und politischer Orientierung: Anhänger rechter und linker Parteien wiesen im Vergleich zu den Anhängern der politischen Mitte ein höheres Ausmaß an sozialer Dominanzorientierung, an Konsistenzbedürfnis und an Bedürfnis nach Struktur auf. Die Ergebnisse werden als Beleg für die Nützlichkeit von Persönlichkeitsmerkmalen und sozialen Einstellungen für das Verständnis politischer Orientierungen interpretiert." (Autorenreferat) [167-L] Dams, Andreas: Zweitstimme ist Kanzlerstimme!: die Abhängigkeit der Kanzlerpräferenz von Fernsehnachrichten und Wirtschaftslage ; eine zeitreihenanalytische Untersuchung am Beispiel der Bundestagswahl 1994 auf der Basis täglicher Messungen, Berlin 2003, IV, 301 S. (Graue Literatur; URL: http://www.diss.fu-berlin.de/cgi-bin/zip.cgi/2004/158/Fub-diss2004158.zip; http://deposit. ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=971793263) INHALT: "Die Dissertation ist der Versuch, vor dem Hintergrund neuerer theoretischer Perspektiven die Frage nach 'persuasiven' Medienwirkungen im Wahlkampf auch empirisch neu zu überprüfen. Dies geschieht mit Hilfe von zeitreihenanalytischen Modellen und Verfahren und auf der Grundlage in der Wahlforschung bisher nicht diskutierter theoretischer Überlegungen zur Asymmetrie der Wahrnehmung und Beurteilung von Kandidaten in Wahlkämpfen. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht zuerst die theoretische Frage nach der Beziehung zwischen Medien und Politik im allgemeinen (Kap. 2) und zwischen Massenmedien und Wählern im besonderen (Kap. 3), einschließlich der in der Wahlforschung etablierten Einflussfaktoren auf Kandidatenurteile (Kap. 4) - und insbesondere der von Zaller kognitionspsychologisch begründeten Mechanismen von Einstellungs- bzw. Meinungswandel als Folge persuasiver Medieneffekte (Kap. 5). Vor dem Hintergrund dieser umfassenden theoretischen Überlegungen und Herleitungen wird die spezifische empirische Fragestellung nach der Wirkung von Fernsehnachrichten auf die Meinung der Zuschauer entwickelt und ihre methodologische Fundierung und Umsetzung sorgfältig diskutiert (Kap. 7). In den beiden Ergebniskapiteln werden zuerst die deskriptiv-analytischen Befunde dargestellt (Kap. 8), um schließlich die Ausgangsfrage nach dem Einfluss von Nachrichten-Aussagen (bzw. Wirtschaftserwartungen) auf Kanzlerpräferenzen mit Hilfe zeitreihenanalytischer dynamischer TransferfunktionsModelle zu diskutieren. Trotz aller Beschränkungen ist die Botschaft der Analysen eindeutig: Starke persuasive Medieneffekte können durch angemessene theoretische Perspektiven, Messungen und Analyseverfahren ans Licht gebracht werden - ganz wie es Zaller in seinem pointierten Zitat 1996 prognostiziert hat ('very large media persuasion effects are lurking all around us, waiting to be brought more fully to light by more appropriate measures, models, and theoretical perspectives', Zaller 1996). Obwohl Schulz die These vom wahlentscheidenden Einfluss des Fernsehens für 'nicht mehr zeitgemäß' hält (Schulz 1998), zeigen die Analysen dieser Arbeit, dass es doch Konstellationen gibt, die einen wahlentscheidenden Einfluss 120 soFid Politische Soziologie 2006/1 5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation des Fernsehens möglich machen (hier die Nachrichtenlage beim Herausforderer Scharping). Allerdings gilt dies (natürlich) nicht für jede Medienberichterstattung zu jeder Zeit. Je nach Rahmenbedingungen können bestimmte Phasen der Medienberichterstattung auch ohne sichtbare Folgen auf die Meinung des Publikums bleiben (hier die Berichterstattung über den Amtsinhaber Helmut Kohl)." (Autorenreferat) [168-L] Eith, Ulrich: Parteibindungen in Deutschland: Einstellungsprofile, Wahlrelevanz, politische Handlungsmöglichkeiten, (Arbeitspapier / Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., Nr. 146), Sankt Augustin 2005, 30 S., ISBN: 3-937731-54-7 (Graue Literatur; URL: http://www.kas.de/db_files/dokumente/arbeitspapiere/7_dokument_dok_pdf_6891_1.pdf) INHALT: "Die Daten der Meinungsforschungsinstitute signalisieren seit Jahren, verstärkt seit Beginn der kontroversen Diskussionen zur Reform von Arbeitsmarkt und Sozialsystemen, einen rapiden Vertrauensverlust der Bürgerinnen und Bürger in Parteien und politische Akteure. Hierzu passt, dass die regierende SPD - von wenigen Ausnahmen abgesehen - seit 1999 bei Landtagswahlen teils massive Verluste hinnehmen muss, ohne dass dies im selben Umfang der Union als zweiter großen Volkspartei zugute kommt. Offen bleibt bislang die Frage, ob diese Indikatoren nur eine zeitweilige Stimmungslage oder aber einen grundlegenden Erosionsprozess der Fundamente der Demokratie in Deutschland anzeigen. Vor diesem Hintergrund konzentriert sich die nachfolgende Untersuchung auf die Entwicklung der längerfristigen Parteibindungen seit Mitte der 1990er Jahre. Dieses in der sozialwissenschaftlichen Wahlforschung bestens etablierte Konzept unterstellt Bindungen an die Parteien, die ihre Wirkung über längere Zeiträume hinweg entfalten und somit auch in 'Krisenzeiten' einen stabilisierenden Effekt ausüben können. Zu klären ist also zunächst die grundsätzliche Frage nach den parteispezifischen Profilen der Personen mit Parteibindungen hinsichtlich ihrer sozialstrukturellen Zusammensetzung und ihren politischen Einstellungen sowie nach Unterscheidungsmerkmalen zu parteipolitisch Ungebundenen. Lassen sich im Zeitvergleich die Träger eines möglichen Erosionsprozesses identifizieren und was charakterisiert in besonderer Weise Personen ohne Parteibindungen? Verbunden damit ist die politisch zentrale Diskussion, inwieweit die Parteien über eigene Handlungs- und Einflussmöglichkeiten hinsichtlich der Stabilisierung bzw. Auflösung von Parteibindungen verfügen. Die empirische Datenbasis stellen die Erhebungen der Deutschen Nationalen Wahlstudien 1994, 1998 und 2002 dar, die von den Primärforschern Jürgen W. Falter, Oscar W. Gabriel und Hans Rattinger konzipiert wurden. Aufbereitet und zugänglich gemacht wurden die Daten vom Zentralarchiv für Sozialforschung der Universität zu Köln." (Textauszug) [169-L] Freitag, Markus: Labor Schweiz: vergleichende Wahlbeteiligungsforschung bei kantonalen Parlamentswahlen, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 57/2005, H. 4, S. 667-669 (Standort: UuStB Köln(38)-Haa00277-b; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Wie lässt sich die unterschiedliche Beteiligung bei den kantonalen Parlamentswahlen in den Schweizer Gliedstaaten erklären? Die vorliegende Arbeit beantwortet diese Frage und präsentiert die erste systematisch vergleichend angelegte Untersuchung zur Wahldemokratie in den eidgenössischen Kantonen. Im Mittelpunkt steht dabei die empirische Überprüfung soFid Politische Soziologie 2006/1 5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation 121 sowohl institutioneller als auch makrosoziologischer, kultureller und sozioökonomischer Bestimmungsgründe. Gemäß den statistischen Schätzverfahren fällt die Beteiligung bei kantonalen Wahlen in denjenigen Gliedstaaten überdurchschnittlich aus, die eine Regelung zur Wahlpflicht aufweisen, stark katholisch geprägt sind, über einen hohen Anteil an Parteimitgliedern verfügen und eine niedrige Wahlhürde zur Erringung eines Mandates aufstellen. Darüber hinaus wird in den vorliegenden Analysen deutlich, dass direktdemokratische Beteiligungsmöglichkeiten keinen systematischen Einfluss auf die Partizipationsrate bei Wahlen in den Schweizer Gliedstaaten ausüben." (Autorenreferat) [170-L] Hartleb, Florian; Jesse, Eckhard: Der Bundestagswahlkampf von 2002 unter strategischpersonellen Gesichtspunkten: mit einem Ausblick auf den Bundestagswahlkampf 2005, in: Politische Studien : Zweimonatszeitschrift für Politik und Zeitgeschehen, Jg. 56/2005, H. 402, S. 86-97 (Standort: UuStB Köln(38)POL2927; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.hss.de/downloads/PolStudien402.pdf) INHALT: Der Beitrag behandelt die Wahlkampfführung der Parteien bei der Bundestagswahl 2002, um Erklärungen für den Wahlausgang zu finden. Neben den Parteien SPD, CDU/CSU, FDP, Die Grünen, die den Einzug in den Bundestag geschafft haben, werden auch PDS und die Rechtsparteien berücksichtigt. Im Mittelpunkt stehen dabei strategische Aspekte, nicht Erkenntnisse der Wahlforschung: Welche Rolle spielte die Personalisierung, die ja kein neues Phänomen ist, sondern bereits in den Wahlkämpfen eines Adenauer oder Brandt Konturen annahm? Inwiefern gaben 'Zufallsereignisse' wie die Flutkatastrophe und die Angst vor dem Irak-Krieg, die traditionell den Amtsinhaber begünstigen, für die Wahlentscheidung den Ausschlag? Schließlich wird angesichts des Überraschungscoups von Gerhard Schröder ein Blick nach vorn geworfen: Welches Szenario bietet sich für die Bundestagswahl 2005 an? Wo gibt es Differenzen, wo Parallelen zum Bundestagswahlkampf 2002? Welche Regierungen könnten sich ergeben? Realistischerweise kommen drei Szenarien in Frage: (1) eine schwarz-gelbe Koalition, (2) eine schwarze Regierung oder (3) eine große Koalition. Eine neue Bundesregierung muss, wie immer die Konstellation sein mag, große Herausforderungen meistern. Die Zeiten der sozialen Wohltaten gehören offenkundig der Vergangenheit an. Die Bürger erwarten, dass die Parteien ihnen 'reinen Wein' einschenken. (ICG2) [171-F] Hermann, Michael, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Pappi, Franz Urban, Prof.Dr.; Henning, Christian H.C.A., Prof.Dr.rer.pol.Dr.sc.agr.; Shikano, Susumu, Dr. (Leitung): Das vereinigte räumliche Wählermodell in unterschiedlichen Wahl und Parteiensystemen INHALT: Ziel des beantragten Projektes ist die Erweiterung und Überprüfung des von uns entwickelten vereinigten räumlichen Wählermodells in einer Vielzahl von unterschiedlichen Kontexten und Spezifikationen. Der wichtigste Beitrag dieses Modells im Vergleich zu anderen räumlichen Modellen liegt darin, dass das Mischverhältnis von Richtungs- und Distanzmodell theoretisch aus dem instrumentellen Wählen abgeleitet wird. Der Mischparameter hängt hierbei davon ab, wie groß der Einfluss der eigenen Stimme auf die Abstimmungsmacht der Partei wahrgenommen wird. Je größer dieser Einfluss, desto mehr nimmt das Gewicht des Distanzmodells in der Wahlentscheidung zu. So ermöglicht das Modell die Hypothesenbildung für unterschiedliche institutionelle Kontexte. Die abgeleiteten Hypothesen sollen anhand von 122 soFid Politische Soziologie 2006/1 5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation Sekundäranalysen verschiedener nationaler Wahlstudien (u.a. Großbritannien, Deutschland und Belgien) überprüft werden. Konkret soll die Variation des entscheidenden Modellparameters sowohl im internationalen Vergleich, als auch innerhalb der politischen Systeme überprüft werden. Beispielsweise sollte der Einfluss der eigenen Stimme in Großbritannien - einem Zweiparteiensystem mit Mehrheitswahlrecht - größer sein, da jeweils eine Partei alleine die Regierung stellt und im Gesetzgebungsprozess kaum Zugeständnisse machen muss, als beispielsweise in Belgien, einem Mehrparteiensystem mit Koalitionsregierungen. Weiterhin beabsichtigen wir die Überprüfung parteispezifischer und wählerspezifischer Hypothesen innerhalb einzelner politischer Systeme. Beispielsweise sollte ein Wähler davon ausgehen, dass große disziplinierte Parteien eine höhere Chance auf Durchsetzung ihrer politischen Position besitzen als kleine Parteien mit lockerer Fraktionsdisziplin. Entsprechend sollte die Wahl einer großen disziplinierten Partei den politischen Status quo mehr in seine Richtung verschieben als die Wahl einer kleinen Partei. GEOGRAPHISCHER RAUM: Großbritannien, Neuseeland, Kanada, Deutschland, Schweiz, Belgien, Norwegen, USA METHODE: Fachlich lässt sich das Projekt der Wahlforschung bzw. der komparativen Wahlforschung zuordnen; theoretisch wird der Downsschen Tradition instrumentellen PolicyWählens gefolgt; die Methode besteht in der statistischen Analyse nationaler Wahlstudien (Sekundärdaten). Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten (Stichprobe: je ca. 1.500; Wahlberechtigte Bevölkerung in Großbritannien, Neuseeland, Kanada, Deutschland, Schweiz, Belgien, Norwegen und den USA; Auswahlverfahren: Zufall). VERÖFFENTLICHUNGEN: Hinich, M.; Henning, C.H.C.A; Shikano, S.: Proximity versus directional models of voting. different concepts but one iheory. in: Henning, Christian H.C.A.; Melbeck, Christian (Hrsg.): Interdisziplinäre Sozialforschung. Festschrift für Franz Urban Pappi. Frankfurt: Campus 2004, S. 37-56. ART: gefördert BEGINN: 2006-03 ENDE: 2008-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Fritz Thyssen Stiftung INSTITUTION: Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung MZES- Arbeitsbereich B Die politischen Systeme Europas und ihre Integration (68131 Mannheim); Universität Kiel, Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät, Institut für Agrarökonomie Lehrstuhl für Agrarpolitik (Olshausenstr. 40, 24089 Kiel) KONTAKT: Herrmann, Michael (Tel. 0621-181-2086, e-mail: [email protected]) [172-L] Jesse, Eckhard: Das Wahljahr der großen Wende?: von den Landtagswahlen im Jahre 2005 zur Neuwahl des Bundestages, in: Gesellschaft Wirtschaft Politik : Sozialwissenschaften für politische Bildung, N. F., Jg. 54/2005, H. 3, S. 281-292 (Standort: UB Bonn(5)-Z62/84; UuStB Köln(38)-M XG00116; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Nach den fünf Landtagswahlen und der Europawahl im Jahre 2004 (Jesse 2004; Hirscher 2005) wurde das folgende Jahr als ein wahlarmes Jahr angesehen. Zwei Landtagswahlen standen auf der Tagesordnung: in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen. Doch nun werden die Bürger der Bundesrepublik noch in diesem Jahr eine vorgezogene Bundestagswahl erleben. Überraschend für alle trat nach dem für die SPD verheerenden Ausgang der Wahl im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen Bundeskanzler Gerhard Schröder die Flucht nach vom an und sprach sich dafür aus, über eine gescheiterte Vertrau- soFid Politische Soziologie 2006/1 5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation 123 ensfrage im September Neuwahlen herbeizuführen. Der folgende Beitrag geht einerseits den ähnlichen Trends der beiden Landtagswahlen nach, andererseits ihren Folgen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland löste das Ergebnis einer Landtagswahl eine Neuwahl im Bund aus. Was sind die Gründe für die Verluste der SPD gewesen und damit für das Ende der letzten rot-grünen Koalition? Ist Schröders Reaktion ein geschickter Schachzug oder eher das Eingeständnis seines Scheiterns? Mit welchen Programmen warten die Parteien auf? Inwiefern haben sich die Konstellationen der Parteien geändert? Welche Koalitionsoptionen bieten sich ihnen bei der dritten vorgezogenen Bundestagswahl nach 1972 und 1983 an?" (Textauszug) [173-L] Kepplinger, Hans Mathias; Maurer, Marcus: Abschied vom rationalen Wähler: warum Wahlen im Fernsehen entschieden werden, (AlberReihe Kommunikation, 30), Freiburg im Breisgau: Alber 2005, 195 S., ISBN: 3-495-48040-4 INHALT: Der Verweis auf das eindrucksvolle Management der Elbeflut als einem wesentlichen Faktor für den Wahlerfolg Gerhard Schröders im Jahre 2002 gehört zu den gängigen Erklärungsansätzen zur letzten Bundestagswahl. Kepplinger und Maurer wollen mit ihrer 'Mainzer Wahlstudie' solche Erklärungsansätze hinterfragen. Es ist vielleicht weniger das Ereignis selbst, sondern vielmehr die medial vermittelte Vorstellung eines Ereignisses, die die Wahlentscheidung beeinflusst. Um diesem Zusammenhang näher auf den Grund zu gehen, führten Kepplinger und Maurer zwischen 1998 und 2002 elf Befragungen unter Wahlberechtigten im Rhein-Main-Gebiet durch. Sie wurden mit Tendenzen der Medienberichterstattung in Beziehung gesetzt. Aus dieser längerfristigen Beobachtung von Wählern ziehen die Verfasser Schlussfolgerungen, die sie in einer Zusammenfassung bündeln. Vertrauenswürdigkeit sowie die Beurteilung der Persönlichkeit und Sachkompetenz der Spitzenpolitiker seien hauptsächlich durch den Tenor der Medienberichterstattung geprägt. Die Wähler unterlägen mithin einer 'Illusion der autonomen Urteilsbildung': 'Was sie für ein eigenständiges Urteil über das aktuelle Geschehen und die Politiker halten, ist in Wirklichkeit meist der kollektive Nachvollzug von Folgerungen, die sich aus der Art der medialen Darstellung ergeben.' (183 f.) Aufgrund dieser Schlussfolgerungen ziehen Kepplinger und Maurer die Annahme des 'rationalen Wählers' in Zweifel. Kombiniert mit der zunehmenden Personalisierung habe dieser Umstand nicht nur Konsequenzen für die Wählenden, sondern auch für das Anforderungsprofil derjenigen, die sich zur Wahl stellen: 'Es dürften (...) eher mehr als weniger Politiker in Spitzenämter gelangen, die ausgezeichnete Voraussetzungen für den Machtgewinn, jedoch nur mäßige für die Machtausübung mitbringen.' (189). (ZPol, VS) [174-L] Klein, Markus: Die Entwicklung der Beteiligungsbereitschaft bei Bundestagswahlen: eine Mehrebenenanalyse auf der Grundlage der Politbarometer-Trenderhebungen der Jahre 1977 bis 2002, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 57/2005, H. 3, S. 494-522 (Standort: UuStB Köln(38)-Haa00277-b; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Die Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen wies in den letzten Jahrzehnten einen rückläufigen Trend auf. Die vorliegenden empirischen Analysen der Mechanismen hinter diesem Rückgang schöpfen das Analysepotential der verfügbaren Trenddaten nur unvollkommen aus. Am Beispiel der Politbarometer-Befragungen der Jahre 1977 bis 2002 wird gezeigt, wie 124 soFid Politische Soziologie 2006/1 5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation man Trenddaten mit Hilfe der Mehrebenenanalyse einer stringenteren Auswertung unterziehen kann. Die rückläufige Verbreitung der Parteiidentifikation und die zunehmende Unzufriedenheit mit den politischen Parteien erweisen sich dabei als Hauptursachen der rückläufigen Beteiligungsbereitschaft. Die Mobilisierungswirkungen von Wahlkämpfen nehmen im Zeitverlauf an Stärke zu." (Autorenreferat) [175-F] Kohler, Ulrich, Dr. (Bearbeitung): Die politische Partizipation von Unterschichten INHALT: Die politische Partizipation von Unterschichten ist in praktisch allen modernen Demokratien niedriger als diejenige von Mittel- und Oberschichten. Diese regelmäßige und dauerhafte "partizipatorische Enthaltsamkeit" ist insofern ein schwerwiegendes gesellschaftliches Problem, als daraus ein dauerhafter, sich verstärkenden Prozess des Rückzugs bestimmter Gruppen aus dem politischen und gesellschaftlichen Leben entstehen könnte - bis hin zur möglichen Abkehr von der bestehenden Gesellschaftsordnung. Es lässt sich jedoch zeigen, dass sich das Ausmaß der partizipatorischen Enthaltsamkeit von Unterschichten zwischen verschiedenen Gesellschaften unterscheidet. Eingedenk der möglichen negativen Konsequenzen dauerhafter partizipatorischer Enthaltsamkeit ist es wichtig die Ursachen dieser unterschiedlichen Integrationskraft von Gesellschaften zu erforschen. Warum gelingt es einigen Demokratien besser als anderen, ihre Unterschichten in das politische System zu integrieren? Darauf eine Antwort zu finden, ist das Ziel der Forschungsarbeit. Mögliche Antworten liegen einerseits in den Wahlsystemen demokratischer Gesellschaften und andererseits in den Strukturierungslinien der politischen und gesellschaftlichen Konflikte. ART: Eigenprojekt BEGINN: 2003-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Arbeit, Sozialstruktur und Sozialstaat Abt. Ungleichheit und soziale Integration (Reichpietschufer 50, 10785 Berlin) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 030-25491-361, e-mail: [email protected]) [176-L] Kornelius, Bernhard; Roth, Dieter: Politische Partizipation in Deutschland: Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage, Gütersloh: Verl. Bertelsmann Stiftung 2004, 165 S., ISBN: 3-89204-787-1 (Standort: ULB Münster(6)-MG15075/31) INHALT: "In Deutschland identifizieren sich immer weniger Bürger mit den Spitzenpolitikern und den Parteien. Dennoch ist die Akzeptanz der repräsentativen Demokratie stabil. Wie kommt dieser Gegensatz zustande? Welche Einstellungen und Überlegungen bestimmen das Wahlverhalten der Bürger? In welchem Zusammenhang stehen bürgerschaftliches Engagement und politische Partizipation? Wo sind Ansatzpunkte, um das politische Interesse der Bürger zu stärken? Diesen Fragen geht die vorliegende Publikation nach. Die Studie basiert auf einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage der Forschungsgruppe Wahlen, deren Ergebnisse mit Zeitreihen des 'Politbarometers' kombiniert werden. Das erlaubt, Veränderungen und Kontinuitäten in Orientierungen und Ordnungsvorstellungen zu erfassen, die konventionelle und unkonventionelle Beteiligungsmentalitäten prägen. 'Politische Partizipation in soFid Politische Soziologie 2006/1 5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation 125 Deutschland' zeichnet so ein umfassendes Bild vom Verhältnis der Bürger zu ihrem Gemeinwesen - demokratietheoretisch fundiert und empirisch verifiziert." (Autorenreferat) [177-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr. (Leitung): Wahlkampfstrategien der politischen Parteien im Vergleich INHALT: Im Kontext von Lehrveranstaltungen und Konferenzen wurden die Strategiemuster der Parteien im Hinblick auf die Bundestagswahlen analysiert. Die Ergebnisse sind systematisiert und einem Vergleich unterzogen worden. Das Projekt entwickelte sich in enger Abstimmung mit den jeweiligen Wahlkampfzentralen und wird unterstützt von den politischen Stiftungen. ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg) KONTAKT: Leiter (Tel. 0203-379-2041, Fax: 0203-379-2318, e-mail: [email protected]) [178-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr.rer.pol.Dr.phil. (Bearbeitung): Bundestagswahl 2005 - NRW Perspektiven und ausgewählte Politikfelder INHALT: Was bedeutet die vorgezogene Bundestagswahl 2005 für Nordrhein-Westfalen? Nach möglichen Auswirkungen eines Regierungswechsels in Berlin auf die Bürger in NRW und den Unterschieden in den Programmen der Parteien in einzelnen Politikfeldern fragt eine Studie, die die Forschungsgruppe Regieren für die Landeszentrale für Politische Bildung anfertigt. Die Ergebnisse sollen in Informationsmaterialien für die Bürger einfließen. ZEITRAUM: 2005 GEOGRAPHISCHER RAUM: Nordrhein-Westfalen ART: Auftragsforschung AUFTRAGGEBER: Landeszentrale für Politische Bildung NordrheinWestfalen FINANZIERER: Auftraggeber INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0203-379-2041, Fax: 0203-379-2318, email: [email protected]) [179-L] Korte, Karl-Rudolf: Was entschied die Bundestagswahl 2005?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2005, H. 51/52, S. 12-18 (Standort: UuStB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/7Y4VNP.pdf) INHALT: "Die Bundestagswahl zeigte, dass sich die Bedingungen des Erfolges im politischen Wettbewerb allmählich verändern. In dieser neuen Ausgangslage sind die Chancen zur Mobilisierung von Mehrheiten für unpopuläre Entscheidungen in Zeiten ökonomischer Knappheit keinesfalls gefallen. Sie sind eher gestiegen." (Autorenreferat) 126 soFid Politische Soziologie 2006/1 5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation [180-L] Korte, Karl-Rudolf: Die Republik im vorgezogenen Wahlkampf: zu den Bundestagswahlen 2005, in: Die Politische Meinung : Monatsschrift zu Fragen der Zeit, Jg. 50/2005, H. 8 = Nr. 429, S. 10-14 (Standort: UuStB Köln(38)-EP15460; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.kas. de/db_files/dokumente/die_politische_meinung/7_dokument_dok_pdf_7026_1.pdf) INHALT: Der Beitrag erörtert die politische Ausgangslage und den Wahlkampf zu den vorgezogenen Bundestagswahlen 2005. Dabei gliedern sich die Ausführungen in die folgenden Aspekte: (1) Die verlorene Landtagswahl von SPD und den Grünen in Nordrhein-Westfalen 2005, (2) soziale Absturzängste in der Bevölkerung, (3) die Wahlkampfszenarien von FDP, Grünen, SPD, CDU/CSU und WASG/PDS sowie insbesondere (4) Strategien der Wählermobilisierung nach US-amerikanischem Vorbild. Dazu gehören Micro-Targeting, Grassroots, die Etablierung von Sympathieträgern sowie die Orientierung an Werten. Die Mobilisierung potenzieller Wähler ist nach Einschätzung des Autors angesichts der sich abzeichnenden erhöhten Emotionalisierung durch die Sonderbedingungen der Wahl diesmal leichter als 2002. Die wertorientierte Aufladung dreht sich um Aspekte von Freiheit und Gerechtigkeit im zunehmend ökonomisierten Alltagsleben. (ICG2) [181-L] Mazzoleni, Oscar; Masulin, Maurizio: Jeunes, participation politique et participation sociale en Suisse: une étude de cas, in: Schweizerische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Vol. 11/2005, Iss. 2, S. 55-81 (URL: http://www. ingentaconnect.com/content/spsa/spsr/2005/00000011/00000002/art00003) INHALT: "Diese Studie diskutiert die Beziehung zwischen politischer und sozialer Partizipation Jugendlicher an der Schwelle zum Erwachsensein. Viele Studien zu diesem Thema behaupten, dass Jugendliche konventionelle politische Partizipation (z.B. Wahlbeteilung und Parteimitgliedschaft) als immer weniger attraktiv empfinden, während sie Aktivitäten im Bereich 'soziale Partizipation' (z.B. Mitgliedschaft oder Aktivitäten in soziokulturellen Organisationen) bevorzugen. Diese Studie zeigt auf der Basis eines repräsentativen Samples von Studentinnen und Studenten der Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana, dass die Beziehung zwischen politischer und sozialer Partizipation während der Transitionsphase zum Erwachsensein auf eine komplexe und nicht-lineare Art variiert und infolgedessen nicht durch einen einfachen Altersindikator erfasst werden kann." (Autorenreferat) [182-L] Oberreuter, Heinrich (Hrsg.): Der versäumte Wechsel: eine Bilanz des Wahljahres 2002, München: Olzog 2004, 235 S., ISBN: 3-7892-8149-2 (Standort: UB d. Univ. d. Bundeswehr Hamburg(705)-POL570/YC0010) INHALT: Zufall, Glück, Medienwirkung, Ablenkung oder Wahlbetrug? Die Frage, wodurch die Bundestagswahl 2002 entschieden wurde, wird in den Beiträgen unterschiedlich akzentuiert. Thematisiert werden die Rolle der Medien, die Wahlkampfgestaltung sowie Einflussfaktoren und Bestimmungsgründe für das Wahlverhalten. Ferner wird nach Konsequenzen für die Wahlforschung und nach den Auswirkungen auf das Parteiensystem gefragt. Der Band geht auf ein im Dezember 2002 veranstaltetes Symposium der Tutzinger Akademie für Politische Bildung und der Deutschen Vereinigung für Parlamentsfragen zurück. Aus dem Inhaltsverzeichnis: Frank Brettschneider: Agenda-Setting, Agenda-Cutting, Agenda-Surfing. Themen- soFid Politische Soziologie 2006/1 5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation 127 management bei der Bundestagswahl 2002 (9-34); Matthias Machnig: Auf der Zielgeraden. Ein Rückblick auf die Bundestagswahl 2002 (35-45); Heinrich Oberreuter: Inflexibilität als Methode? Wahlkampfstrategie, Profil und Lage der Unionsparteien (46-63); Roberto Heinrich / Richard Hilmer: Wahlsoziologische Betrachtungen der Bundestagswahl 2002 (64-83); Dieter Roth: Die Bundestagswahl 2002: ein enges Wahlergebnis aber kein zufälliges (84102); Renate Köcher: Wahlsieg durch Ablenkung: Aufregungszyklen (103-116); Hans Mathias Kepplinger / Marcus Maurer: Wie viele Stimmen kostet Wahlbetrug? (117-126); Siegfried Weischenberg: Des Kanzlers neue Kleider. Medien im Wahlkampf - Wahlkampf in den Medien (127-135); Wolfgang Donsbach / Olaf Jandura / Matthias Hastall: Neues aus der Fernsehdemokratie - Wahrnehmung und Wirkung des ersten TV-Duells (136-156); Jürgen Wilke / Carsten Reinemann: Im Trend oder ein Fall für sich? Die Presseberichterstattung zum Wahlkampf 2002 im Zeitvergleich (157-181); Richard Stöss: Strukturwandel, Strategiefähigkeit und Zufall. Anmerkungen zum Ergebnis der Bundestagswahl 2002 und zu den Perspektiven des Parteiensystems nach der Wahl (182-194); Viola Neu: Neue Entwicklungen im Parteiensystem oder: der unberechenbare Wähler (195-219); Everhard Holtmann: Bemerkenswert konstant und doch in Bewegung - Perspektiven des deutschen Parteiensystems nach der Bundestagswahl 2002 (220-233). (ZPol, VS) [183-F] Przygoda, Annette, M.A. (Bearbeitung); Kaiser, André, Prof.Dr. (Leitung): Wahlsysteme und Frauenrepräsentation INHALT: Die Gleichstellung von Männern und Frauen bezüglich des Wahlrechtes wurde in Deutschland bereits im Jahre 1919 erreicht. Zwischen dieser formal-rechtlichen Gleichheit und der Realität besteht bis heute allerdings eine erhebliche Diskrepanz. Während Frauen heutzutage etwa genauso häufig von ihrem aktiven Wahlrecht Gebrauch machen wie Männer, werden sie seltener zur Wahl aufgestellt und in Parlamente gewählt. Obschon der Anteil der Parlamentarierinnen international in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen ist, wird die Unterrepräsentation der Frauen im Parlament in der öffentlichen Meinung und in der Wissenschaft zunehmend als ein Demokratiedefizit wahrgenommen. Betrachtet man die Situation in der Bundesrepublik jedoch genauer, dann fällt auf, dass nicht nur im Zeitverlauf, sondern auch zwischen den deutschen Länderparlamenten eine erhebliche Varianz besteht. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie es um die Repräsentation von Frauen in den deutschen Landtagen bestellt ist und welche Determinanten die Varianz erklären können. Bei der Erklärung unterschiedlicher Repräsentationsstärken wurde bislang vor allem auf sozioökonomische und kulturelle Variablen verwiesen. Insofern institutionelle Variablen thematisiert wurden, ging es zumeist um die interne Parteiorganisation und die Wirkung von Quotenregelungen. Die Rolle von Wahlsystemen wurde hingegen bisher unzureichend verstanden und erfasst. Genau diesen vernachlässigten Aspekt greift das Projekt auf. Die zentrale These lautet dabei, dass Wahlsysteme neben den bekannten sozioökonomischen und kulturellen Variablen einen zusätzlichen signifikanten Einfluss auf die Repräsentationsstärke von Frauen in Parlamenten ausüben. Hypothesen: Das Projekt stellt die in der bisherigen Forschung nicht ausreichend beachteten Auswirkungen des Wahlsystems in das Zentrum des Forschungsinteresses. Wahlsysteme sind Institutionen, die erstens regeln, wie Wählerpräferenzen in Stimmen umgesetzt werden (Inputseite), und zweitens bestimmen, wie Stimmen in Parlamentssitze umgerechnet werden (Outputseite). Auf der Inputseite unterscheidet man die Kandidatenwahl, bei der der Wähler für Personen votiert, und die Listenwahl, bei der der Wähler für eine Partei stimmt. Die Outputseite ist durch den Gegensatz von Mehrheits- und Verhältniswahl gekenn- 128 soFid Politische Soziologie 2006/1 5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation zeichnet. Bislang wird die Diskussion um die Effekte von Wahlsystemen durch eine Typologie beherrscht, die sich einseitig am Gegensatz von Verhältnis- und Mehrheitswahlrecht (Outputdimension) orientiert. Dies hat zwei weitreichende Konsequenzen: Erstens werden die für die Fragestellung wichtigen, inputseitigen Aspekte des Wahlsystems, nämlich Stimmgebung und Wahlbewerbung ausgeblendet. Zweitens können in einem solchen Rahmen die so genannten gemischten Wahlsysteme und ihre Effekte, welche bisher kaum erforscht sind, nicht sinnvoll erfasst werden. Dies ist insbesondere problematisch, weil zu diesem Typus nicht nur einige etablierte Demokratien, sondern vor allem auch die Mehrzahl der deutschen Bundesländer gehört. Wendet man die Unterscheidung zwischen Input- und Outputseite von Wahlsystemen jedoch auf die Fragestellung des Projektes an, dann ergeben sich dessen zentrale Hypothesen: Bezüglich der Output-Dimension wird in der vergleichenden Wahlsystemforschung üblicherweise argumentiert, dass Verhältniswahlsysteme der Repräsentation von Frauen und gesellschaftlichen Minderheiten zuträglich sind. Das Gegenteil wird von Mehrheitswahlsystemen behauptet. Bezieht man jedoch die Art der Wahlwerbung mit ein, dann ist zu erwarten, dass vor allem der inputseitige Aspekt unterschiedliche Repräsentationsraten erklären kann. Die Listenwahl fördert, insbesondere bei großen Verrechnungswahlkreisen, die Repräsentation von Frauen, während die Kandidatenwahl sie erschwert. ART: gefördert BEGINN: 2005-05 ENDE: 2006-10 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Fritz Thyssen Stiftung INSTITUTION: Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Forschungsinstitut für Politische Wissenschaft und Europäische Fragen Lehrstuhl für vergleichende Politikwissenschaft (Postfach 411020, 50870 Köln) KONTAKT: Leiter (Tel. 0221-470-2852, e-mail: [email protected]) [184-L] Schaffer, Lena-Maria; Schneider, Gerald: Die Prognosegüte von Wahlbörsen und Meinungsumfragen zur Bundestagswahl 2005, in: Politische Vierteljahresschrift : Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Jg. 46/2005, H. 4, S. 674-681 (Standort: UuStB Köln(38)-XE00036; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Die Gegenüberstellung von Wahlbörsenresultaten und Meinungsumfragen gehört zu den Ritualen, die in der Berichterstattung über Wahlen nach Bekanntgabe der Resultate einsetzen. Doch viele dieser Analysen beziehen sich nicht auf eigentliche Vorhersagen. In diesem Aufsatz stellen die Verfasser einen ähnlichen Vergleich an, beziehen sich aber auf Prognosen, die Sie vor dem Wahlausgang für die Bundestagswahl 2005 errechneten. Die Analyse zeigt, dass die Wahlbörse Wahl$treet auch 2005 besser abschnitt als die kommerziellen Institute. Angesichts der außergewöhnlich großen Prognosefehler besonders der Umfrageinstitute diskutieren die Verfasser überdies im Licht der Social Choice-Theorie, welche Auswirkungen fehlerhafte Umfragen auf Wahlentscheidungen haben." (Autorenreferat) [185-F] Schellenberg, Sirii (Bearbeitung); Patzelt, Werner J., Prof.Dr. (Betreuung): Erfolgreiche Wahlkampfstrategien für Parteien INHALT: keine Angaben ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe soFid Politische Soziologie 2006/1 5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation 129 INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Politikwissenschaft Lehrstuhl Politische Systeme und Systemvergleich (01062 Dresden) KONTAKT: Betreuer (Tel. 0351-463-32888, Fax: 0351-463-37238, e-mail: [email protected]) [186-F] Schlipphak, Bernd, M.A.; Zettl, Christian, M.A.; Gillessen, Christina (Bearbeitung); Eith, Ulrich, PD Dr.phil. (Leitung): Analyse von Bundes- und Landtagswahlen INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten (repräsentative Wahlbefragungen). Sekundäranalyse von Aggregatdaten. ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Seminar für Wissenschaftliche Politik Arbeitsgruppe Wahlen (Rempartstr. 15, 79085 Freiburg im Breisgau) KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected]) [187-F] Schmitt, Hermann, Priv.Doz. Dr.; Wüst, Andreas M., Dr.phil. (Leitung): Befragung der Direktkandidaten zur Bundestagswahl 2002 (Deutsche Kandidatenstudie) INHALT: Von November 2002 bis März 2003 wurden die Direktkandidaten zur Bundestagswahl 2002 der im Bundestag vertretenen Parteien schriftlich befragt. 51% der Direktkandidaten nahmen an der Umfrage teil. ZEITRAUM: November 2002 bis März 2003 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Die Befragung ist Bestandteil eines international-vergleichenden Forschungsprojekts. Weitgehend identische Fragebögen wurden in Australien, Neuseeland, Großbritannien und den Niederlanden von den Kandidaten nationaler Parlamentswahlen ausgefüllt. In all diesen Länden wurde ein Teil der Fragen auch in repräsentativen Bevölkerungsumfragen erhoben, so dass sowohl Vergleiche zwischen Ländern als auch zwischen Kandidaten und der wahlberechtigten Bevölkerung möglich sind. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 1.468; Direktkandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien; Auswahlverfahren: total). Feldarbeit durch Mitarbeiter/innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Schmitt, Hermann; Wüst, Andreas M.: Direktkandidaten bei der Bundestagswahl 2002: politische Agenda und Links-Rechts-Selbsteinstufung im Vergleich zu den Wählern. in: Brettschneider, Frank; Deth, Jan van; Roller, Edeltraud (Hrsg): Die Bundestagswahl 2002: Analysen der Wahlergebnisse und des Wahlkampfes. Wiesbaden: VS Verl. 2004, S. 303-325.+++Roth, Dieter; Wüst, Andreas M.: Abwahl ohne Machtwechsel: die Bundestagswahl 2005 im Lichte längerfristiger Entwicklungen. in: Jesse, Eckhard; Sturm, Roland (Hrsg): Die Bundestagswahlen 2005 und die Folgen. Wiesbaden 2006 (im Druck). ARBEITSPAPIERE: Karp, Jeffrey; Schmitt, Hermann; Wüst, Andreas: Electoral systems and government arrangements: evaluating preferences of parliamentary candidates in New Zealand and Germany. Annual Conference of the APSA. Philadelphia 2003. ART: gefördert BEGINN: 2002-08 ENDE: 2004-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Amsterdam School of Communication Research (ASCoR) 130 soFid Politische Soziologie 2006/1 5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation INSTITUTION: Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung MZES- Arbeitsbereich B Die politischen Systeme Europas und ihre Integration (68131 Mannheim) KONTAKT: Wüst, Andreas M. (Dr. Tel. 0621-181-2878, e-mail: [email protected]) [188-F] Schnapp, Kai-Uwe, Dr.; Völkl, Kerstin, M.A.; Brislinger, Evelyn, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Gabriel, Oscar W., Prof.Dr.Dr.; Holtmann, Everhard, Prof.Dr.; Jagodzinski, Wolfgang, Prof.Dr. (Leitung): Einfluss der Bundespolitik auf Landtagswahlen. Eine Analyse des Wählerverhaltens auf Landesebene unter besonderer Berücksichtigung der Bundespolitik INHALT: Das Ziel des Projektes besteht darin, auf der Basis der einschlägigen wahlsoziologischen Erklärungsmodelle zu untersuchen, ob die Stimmabgabe bei Landtagswahlen zu einem Großteil von der Bundespolitik beeinflusst wird und welche Rolle bundespolitische Faktoren im Vergleich mit genuin landesspezifischen Größen spielen. Dabei soll ein Vergleich über die Zeit und verschiedene Länder erfolgen. ZEITRAUM: 1960-2003 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Theorien des Wählerverhaltens. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten (Länderwahlstudien seit 1960 soweit verfügbar). Sekundäranalyse von Aggregatdaten (Wahlergebnisse und sozioökonomische Daten auf Ebene der politischen Kreise soweit verfügbar). Inhaltsanalyse, standardisiert (Zeitungsanalyse zur Bestimmung des Einflusses politischer Ereignisse). ART: gefördert BEGINN: 2004-07 ENDE: 2006-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Stuttgart, Fak. 10 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Abt. I Politische Systeme und Politische Soziologie (Breitscheidstr. 2, 70174 Stuttgart); Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät, Institut für Politikwissenschaft Lehrbereich Systemanalyse und Vergleichende Politik (06099 Halle); Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung an der Universität zu Köln (Postfach 410960, 50869 Köln) KONTAKT: Völkl, Kerstin (Tel. 0711-121-3618, e-mail: [email protected]); Schnapp, KaiUwe (Dr. Tel. 0345-55-24215, e-mail: [email protected]) [189-L] Schweitzer, Eva Johanna: Election campaigning online: German party websites in the 2002 national elections, in: European journal of communication, Vol. 20/2005, Nr. 3, S. 327-351 (Standort: UuStB Köln(38)MXH04914; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://ejc.sagepub.com/cgi/reprint/20/3/327) INHALT: Der Beitrag präsentiert eine integrierte quantitative Analyse der funktionalen, formalen und inhaltlichen Aspekte der Webseiten deutscher Parteien während des Bundestagswahlkampfs 2002. Die Analyse ist theoretisch geleitet von der Normalisierungshypothese des Cyberspace, die von der Annahme des Einfließens von politischen Bezügen zur "realen Welt" in das Internet ausgeht. Die Ergebnisse liefern empirische Hinweise für eine begrenzte Normalisierung des deutschen E-Wahlkampfes: in der Tat erfüllen die Webseiten der deutschen Par- soFid Politische Soziologie 2006/1 5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation 131 teien in erster Linie informative Funktionen und vernachlässigen die interaktiven Möglichkeiten. In professioneller Hinsicht konnte keine Kluft zwischen den großen und den kleineren Parteien festgestellt werden. Schließlich wird der Online-Wahlkampf von einem hohen Maß an Selbstreferentialität dominiert und es mangelt sowohl an der erwarteten Personalisierung als auch an charakteristischen Unterschieden bei den Kommunikationsstilen zwischen Amtsinhabern und Herausforderern. (UNübers.) [190-F] Shikano, Susumu, Dr.phil. (Bearbeitung); Pappi, Franz Urban, Prof.Dr. (Betreuung): Wechselwirkungen zwischen Stimmgebungen für Kandidaten und Parteilisten von gemischten Wahlsystemen mit zwei Stimmen INHALT: Das vorliegende Projekt will die (implizite) Annahme der herkömmlichen Untersuchungen des gemischten Wahlsystems, die Unabhängigkeit zwischen der Mehrheits- und Verhältniswahl, in Frage stellen. Es wird daher untersucht, welche Wechselwirkungen zwischen den Entscheidungsprozessen bei der Erst- und Zweitstimme entstehen. Ihr Zusammenhang, der nicht als einseitig, sondern als wechselseitig durch das Choice-Set vermittelt konzipiert wird, soll auf individueller Ebene theoretisch und empirisch untersucht werden, um die Grundlage für weitere empirische Analysen der Aggregatdaten zu liefern. Die Aufklärung der Wechselwirkungen des gemischten Wahlsystems soll dazu beitragen, die einst von Duverger gestellte Frage zu beantworten, warum das deutsche Parteiensystem trotz seiner Verhältniswahl wenig fragmentiert ist. Es wird auch anhand von weiteren Ländern mit gemischten Wahlsystemen überprüft, ob das gemischte Wahlsystem durch die Wechselwirkungen auf das Parteiensvsteau zentripetal wirkt, so dass zwei große Parteien entstehen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Neuseeland, Japan METHODE: Rational Choice mit der Annahme "begrenzter Rationalität". Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Panel; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten (Stichprobe: 1.237; Wahlberechtigte in vier Bezirken - Dortmund, Arnsberg-Soest, Heilbronn, München-Land im Jahr 1961; Auswahlverfahren: Zufall. Stichprobe: 3.985; Wahlberechtigte in Japan zwischen 1993 und 1996; Auswahlverfahren: Zufall. Stichprobe: 4.000; Wahlberechtigte in Neuseeland im Jahr 1996; Auswahlverfahren: Zufall. Stichprobe: 1.500; Wahlberechtigte in der Bundesrepublik im Jahr 2002; Auswahlverfahren: Zufall. Wahlberechtigte in Neuseeland im Jahr 1999; Auswahlverfahren: Zufall. Wahlberechtigte in Neuseeland im Jahr 2002; Auswahlverfahren: Zufall). Sekundäranalyse von Aggregatdaten (Wahlergebnisse der Bundestagswahl von 1949 bis 2002, Wahlergebnisse der japanischen Unterhauswahl von 1993 bis 2004, Wahlergebnisse der neuseeländischen Parlamentswahlen von 1993 bis 2002). VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Shikano, Susumu: Wechselwirkungen zwischen Stimmgebungen für Kandidaten und Parteiliste von gemischten Wahlsystemen mit zwei Stimmen. Antrag an die Deutsche Forschungsgemeinschaft auf Gewährung einer Sachbeihilfe, 30. September 2004. Mannheim: MZES 2004, 30 S.+++Ders.: On feeling thermometer scores and construction of a party competition space. Paper prepared for delivery a the Annual Conference of the Midwest Political Science Association, Chicago IL, April 15-18, 2004. Mannheim: MZES 2004, 30 S.+++Ders.: Construction of choice-sets and its influence on voting decision: application of the probalistic choice set model for voter choice under two-ballot system in Germany and Japan. Version, 2.00, 30. September 2004. Mannheim: Univ., Lehrstuhl für Politische Wissenschaft I, 23 S.+++Ders.: Ideological link- 132 soFid Politische Soziologie 2006/1 5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation age between districts of mixed electoral systems. Paper prepared for delivery at the Annual Conference of the Midwest Political Science Association, Chicago IL, April 7-10, 2005. ART: Habilitation; Eigenprojekt BEGINN: 2005-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Wissenschaftler INSTITUTION: Universität Mannheim, Fak. für Sozialwissenschaften, Lehrstuhl für Politische Wissenschaft I (68131 Mannheim) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0621-181-2065, e-mail: [email protected]) [191-F] Steininger, Martin, Dipl.-Volksw. (Bearbeitung); Rotte, Ralph, Prof.Dr. (Leitung): Sozioökonomische Determinanten des Wahlverhaltens in empirisch-ökologischer Analyse INHALT: Das Projekt mit M. Steininger untersucht die sozioökonomischen Faktoren, die für das Abschneiden von Parteien bei Wahlen sowie die Wahlbeteiligung relevant sind. Die empirische Analyse erfolgt dabei nicht wie in der Wahlforschung üblich anhand von Umfrage- und Individualdaten, sondern mittels Informationen über die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen auf regionaler und lokaler Ebene, in der Regel auf der Basis der amtlichen Statistik. Außerdem werden ökonometrische Analysemodelle verwendet, welche in der Politikwissenschaft bislang noch zu wenig Verwendung gefunden haben. Das methodologische Problem des "ökologischen Fehlschlusses" wird dahingehend berücksichtigt, dass keine Theorien individuellen Wahlverhaltens getestet werden sollen, sondern politisch leichter zu beeinflussende und zu gestaltende Rahmenbedingungen der Wahlentscheidung betrachtet werden. Entsprechend der damit implizit gegebenen praktisch-normativen Ausrichtung stehen Determinanten von Wahlerfolgen (rechts-)extremer und populistischer Parteien im Mittelpunkt des Interesses. ART: keine Angabe BEGINN: 2001-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Technische Hochschule Aachen, FB 07 Philosophische Fakultät, Institut für Politische Wissenschaft Bereich Internationale Politik (Ahornstr. 55, 52074 Aachen) KONTAKT: Leiter (Tel. 0241-80-24824, Fax: 0241-80-22162, e-mail: [email protected]) [192-L] Stöss, Richard: Strukturwandel, Strategiefähigkeit und Zufall: Anmerkungen zum Ergebnis der Bundestagswahl 2002 und zu den Perspektiven des Parteiensystems nach der Wahl, in: Heinrich Oberreuter (Hrsg.): Der versäumte Wechsel : eine Bilanz des Wahljahres 2002, München: Olzog, 2004, S. 182-194, ISBN: 3-7892-8149-2 (Standort: UB d. Univ. d. Bundeswehr Hamburg(705)POL570/YC0010) INHALT: Die Bundestagswahl 2002 endete mit einem Wahlerfolg von SPD und Bündnis 90/Die Grünen, der auf einen "last minute swing" im Sinne eines gouvernementalen Beharrungseffekts zurückging. Das Wahlergebnis ist auch ein Resultat der Besonderheiten des bundesdeutschen Wahlrechts. Die Wahlkampfstrategien der Parteien hatten einen erheblichen Einfluss auf den Wahlausgang. Mit ihrem modellhaften Wahlkampf erbrachte die SPD den Nachweis ihrer Strategiefähigkeit, während vor allem bei FDP und PDS in hohem Maße strategische Fehler zu konstatieren waren. Der Sieg der Koalitionsparteien ging nicht zuletzt darauf zurück, dass die Oppositionsparteien ihre Chance nicht zu nutzen wussten. (ICE) soFid Politische Soziologie 2006/1 5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation 133 [193-L] Wächter, Franziska; Riegel, Lisa: EUYOUPART, WP6/D8 (Political Participation of Young People in Europe - Development of Indicators for Comparative Research in the European Union): national working paper on qualitative research (Germany), München 2004, 64 S. (Graue Literatur; URL: http://cgi.dji.de/ bibs/D8_national_working_paper_germany_e.pdf; http://cgi.dji.de/bibs/D8national_working_paper_germany.pdf) INHALT: Der Bericht präsentiert die bundesdeutschen Ergebnisse des internationalen Forschungsprojektes EUYOUPART, das die Gruppe der politisch inaktiven jungen Menschen untersucht. Hierzu werden vier Gruppen hinsichtlich der Merkmale Geschlecht und Bildung unterschieden und die Erkenntnisse durch Gruppendiskussionen sowie vier individuelle biographische Interviews gewonnen. Die Ausführungen gliedern sich in folgende Aspekte: (1) Zugehörigkeit und Identität, (2) Aktivitäten jenseits der politischen Partizipation, (3) Politik/Demokratie, (4) politische Partizipation, (5) Gelegenheitsstrukturen zur Partizipation sowie (6) Verständnis der Schlüsselbegriffe 'Bürger' und 'Demokratie'. Die Untersuchung offenbart, dass Politik unter den Jugendlichen überwiegend eine männliche Domäne ist und in erster Linie durch die Parteipolitik beeinflusst wird. Die Zielgruppe der jungen Menschen ist zwar an politischen Diskussionen interessiert, sieht aber keine Veranlassung zur politischen Partizipation. (ICG2) [194-L] Wächter, Franziska: EUYOUPART, WP8/D15 (Political Participation of Young People in Europe - Development of Indicators for Comparative Research in the European Union): national report on survey findings (Germany), München 2005, 34 S. (Graue Literatur; URL: http://cgi.dji.de/bibs/main_survey_report_D15_e+crosstabs.pdf) INHALT: Der Bericht präsentiert die bundesdeutschen Ergebnisse des internationalen Forschungsprojektes EUYOUPART, das die Gruppe der politisch (in)aktiven jungen Menschen untersucht. Die Ausführungen gliedern sich in folgende Aspekte: (1) Politisches Interesse, Kompetenz und Wissen, (2) ideologische Orientierungen, (3) Wahlbeteiligung, (4) politische Partizipation und verschiedene Formen der Einbindungen, (5) Einstellungen gegenüber der Gesellschaft bzw. Vertrauen in soziale und politische Institutionen sowie (6) Zugehörigkeiten, Überzeugungen und Werte. Rund die Hälfte der 1000 befragten jungen Menschen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren sind an Politik sehr bzw. ziemlich interessiert, wobei hier das männliche Geschlecht überwiegt. Ferner steigt die Aufmerksamkeit gegenüber der Politik mit dem Alter und Bildungsniveau und junge Ausländer zeigen weniger politisches Interesse als junge Deutsche. Hinsichtlich der politisch-geographischen Ebene ist das Interesse an nationaler Politik am größten, gefolgt von der internationalen, der EU- und schließlich der lokalen Politik. Zudem korreliert der Bildungsumfang der Eltern mit dem politischen Interesse der Kinder in diesen vier Kategorien. (ICG2) 134 soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen [195-L] Benthin, Rainer: Auf dem Weg in die Mitte: Öffentlichkeitsstrategien der Neuen Rechten, (Campus Forschung, 875), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2004, 262 S., ISBN: 3-593-37620-2 INHALT: Die Neue Rechte wird in der Forschung zum Rechtsradikalismus in mehrfacher Hinsicht kontrovers diskutiert. Da Benthin als Hauptproblem die 'bisweilen erfolgreichen (Diskurs-)Strategien' (9) der Neuen Rechten identifiziert, konzentriert er seine Analyse auf 'die spezifisch neu-rechte politisch-kulturelle Praxis der strategischen Kommunikation' (10). Ausgehend von Konzepten der Öffentlichkeitstheorie und der Bewegungsforschung will er damit die Frage nach den Akteurs- und Handlungsstrategien der Neuen Rechten beantworten. Dazu entwickelt er in den ersten drei Kapiteln einen theoretischen Bezugsrahmen, der zugleich einen kenntnisreichen Überblick über den wissenschaftlichen Diskussionsstand, wie auch eine überzeugend fundierte Konzipierung des eigenen Ansatzes darstellt. In den folgenden beiden empirischen Kapiteln untersucht der Autor neu-rechte Medientexte aus dem Zeitraum von 1997 bis 2003 mittels einer qualitativen Inhalts- und Diskursanalyse hinsichtlich Themenkarrieren, Deutungswissen und Öffentlichkeitsstrategien. In seiner akribischen Untersuchung kommt er zu dem Ergebnis, 'dass der messbare Erfolg der Neuen Rechten nach wie vor begrenzt, aber dennoch vernehmbar ist' (241). Die Arbeit repräsentiert den wissenschaftlichen 'state of the art' - insbesondere aus bewegungsanalytischer Perspektive - der jüngeren Entwicklung der Neuen Rechten. (ZPol, VS) [196-F] Berghoff, Peter, Dr.phil.; Berretz, Uschi; Hammelstein-Eroglu, Gülten (Bearbeitung): Politisch-religiöser Fundamentalismus und demokratische Kultur INHALT: Ziel des Projektes ist es, einen religionspolitologischen Beitrag zum Verständnis des politisch-religiösen Fundamentalismus zu leisten. In religionspolitologischer Perspektive wird unter "Religion" eine Interpretation von Wirklichkeit verstanden, in deren Zentrum der Glaube an eine welt-jenseitige, auf existentielle Fragen des Menschen antwortende Instanz steht. Der Glaube betrifft demnach auch das Bewusstsein von politischer Realität. Zum Problem wird das Verhältnis von Politik und Religion insbesondere dann, wenn an die Möglichkeit einer innerweltlichen Verfügbarkeit Antwort gebender Instanzen geglaubt wird. Demnach resultiert das Problem des Fundamentalismus entweder aus der Politisierung religiöser Traditionen und Überzeugungen oder aus der Sakralisierung politischer Ideologien, unabhängig davon, ob es sich um genuin religiöse oder sog. säkulare Existenzdeutungen handelt. Welche spezifischen Verknüpfungen von Politik und Religion zu politisch-religiösem Fundamentalismus führen und welche Herausforderungen sich daraus für die Politik eines demokratischen Gemeinwesens ergeben, steht daher im Zentrum der Untersuchung. Im ersten Schritt werden die wissenschaftliche, gesellschaftliche und politische Wahrnehmung des politisch-religiösen Fundamentalismus im Hinblick auf die jeweils zugrunde liegenden Deutungen des Verhältnisses von Politik und Religion und damit einhergehender Erklärungslücken aufgearbeitet. Die daraus gewonnenen Fragedimensionen werden im zweiten Schritt anhand von Experteninterviews mit Vertretern der Religionsgemeinschaften und Multiplikatoren des multikulturellen Dialogs ergänzt und präzisiert. Im dritten Schritt wird eine qualitative Befragung zu politischen und religiösen Haltungen und deren Verknüpfungen bei Duisburger Studierenden soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen 135 durchgeführt. Leitend wird dabei die Frageperspektive sein, welche Inhalte des jüdischen, christlichen, islamischen und säkularen Bewusstseins der demokratischen Kultur förderlich sind bzw. diese bereichern, und welche Bewusstseinsformen und Inhalte ihr abträglich sind, zu Fanatismus und Fatalismus tendieren und einen politisch-religiösen Fundamentalismus begünstigen. ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Institut für Religionspolitologie e.V. an der Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg (Lotharstr. 65, 47048 Duisburg) KONTAKT: Institution (Tel. 0203-379-1978, Fax: 0203-379-1979, e-mail: [email protected]) [197-L] Breuer, Stefan: Nationalismus und Faschismus: Frankreich, Italien und Deutschland im Vergleich, Darmstadt: Wissenschaftl. Buchges. 2005, 202 S., ISBN: 3-534-17994-3 (Standort: UB Bonn(5)-20052108) INHALT: Der Autor belebt die selten explizit verfolgte sozialwissenschaftliche Methode des Idealtypus von Weber. In seiner These tritt Breuer der oft anzutreffenden Reduktion des Faschismus auf einen Extrempol des Nationalismus entgegen, ohne die Beziehung zwischen beiden zu bezweifeln. In der bereits für sich bedenkenswerten Idealtypenbildung entwirft er am Leitfaden des Selbstverständnisses von Nationalisten einen ideologieorientierten Nationalismus. Den Faschismus versteht er dagegen primär als politische Partei, die organisatorisch u.a. über ihre Gewaltsamkeit und ihre charismatische Führung zu charakterisieren sei. Emotionen stünden dabei über Doktrinen, sodass der Faschismus in der Praxis als Aggregat von Ideologien lavieren könne. Der Autor stützt seine Aussagen auf Untersuchungen zu Frankreich, Italien und Deutschland. Anhand von französischen Akteuren will er zeigen, dass es keine geradlinige Steigerung vom Nationalismus zum Faschismus gibt. An den Formierungsphasen des deutschen und italienischen Faschismus soll andererseits erwiesen werden, dass der Faschismus vom Ziel her ein Aggregat ist, weshalb die ideologische Annäherung letztlich nicht zur Bestimmung taugt. (ZPol, VS) [198-L] Brink, Tobias ten: VordenkerInnen der globalisierungskritischen Bewegung: Pierre Bourdieu, Susan George, Antonio Negri, (Reihe: Wissenschaft & Forschung, Bd. 20), Frankfurt am Main: Neuer ISP-Verl. 2004, 175 S., ISBN: 3-89900-020-X (Standort: UB Bonn(5)-2004-6921) INHALT: "Mit der wettbewerbsstaatlichen Transformation der Staaten im Zuge des neoliberalen Globalisierungsprozesses, dem zunehmenden Leerlaufen liberaldemokratischer Prozesse auf einzelstaatlicher Ebene und der damit verbundenen Krise der politischen Repräsentation hat die internationale globalisierungskritische Bewegung an Bedeutung gewonnen. Dieses vielschichtige Geflecht von Initiativen und Organisationen wird spätestens seit den Auseinandersetzungen um die WTO-Konferenz in Seattle im Jahre 1999 als ernstzunehmender Akteur auf der internationalen politischen Bühne wahrgenommen. Im Kontext dieser Bewegungen haben sich auch wichtige theoretische Diskussionen entwickelt, die den Slogan 'eine andere Welt ist möglich' wissenschaftlich untermauert haben. Damit ist es gelungen, die Hegemonie des sowohl die Wissenschaft als auch die Öffentlichkeit beherrschenden neoliberalen 'Einheitsden- 136 soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen kens' (Bourdieu) zumindest in Frage zu stellen. In diesem Prozess spielt eine Reihe von theoretischen 'Vordenkerinnen' eine bedeutsame Rolle, denen ten Brink durchaus zutreffend den Status von 'organischen Bewegungsintellektuellen' im Sinne Antonio Gramscis zuschreibt. Mit dreien davon, nämlich Pierre Bourdieu, Susan George und Antonio Negri setzt er sich in der vorliegenden Arbeit kritisch auseinander. Die Auswahl ist damit begründet, dass diese Personen in gewisser Weise unter-schiedliche politisch-theoretische Strömungen in der globalisierungskritischen Bewegung repräsentieren, eine eher theoretisch orientierte, eine pragmatisch-reformistische und eine radikal konfrontative. Man kann davon auszugehen, dass damit die derzeit wichtigsten Ansätze behandelt werden, die in der Bewegungsszene relevant sind. Die kritische Auseinandersetzung mit den hier präsentierten 'Vordenkerinnen' bezieht sich demnach auf einen weiteren Diskussionszusammenhang. Der Verfasser skizziert zunächst einmal kurz und prägnant den jeweiligen politischen und wissenschaftlichen Kontext der AutorInnen sowie die Grundzüge ihrer Argumentation, d. h. ihre Kritik am gegenwärtigen Globalisierungsprozess und ihre Konzepte in Bezug auf gesellschaftlich-politische Alternativen. Den Schwerpunkt der Untersuchung bildet eine ausführliche Auseinandersetzung mit den von ihnen zur Debatte gestellten Theorie- und Interpretationsansätzen. Dabei wird eine ganze Reihe von Themen behandelt, die in der aktuellen politischen Debatte eine Rolle spielen, angefangen von dem üblicherweise recht schwammig gebrauchten Neoliberalismusbegriff über die These von der Notwendigkeit einer Re-Regulierung scheinbar verselbständigter Finanzmärkte, die Zukunft des Nationalstaats bis hin zu einer recht gründlichen Auseinandersetzung mit Negri und Hardts 'Empire' und deren Vorstellungen von einer gesellschaftsverändernden 'Multitude'. Dabei werden unter Bezugnahme auf ältere und neuere staats- und kapitalismustheoretische Entwicklungen grundlegende gesellschafts- und staatstheoretische Defizite herausgearbeitet, die bei allen diesen Ansätzen festzustellen sind." (Textauszug) [199-L] Butterwegge, Christoph: Neoliberalismus und Neue Rechte, in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 16/2005, H. 3, S. 70-80 (Standort: UB Bonn(5)-Z90/76; UuStB Köln(38)-M XA01655; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.berlinerdebatte.de/initial/pdf%20laden.htm) INHALT: Zusammenhänge zwischen ökonomischer Globalisierung und rechtsextremer Mobilisierung werden in der öffentlichen bzw. Fachdiskussion selten thematisiert, obwohl eine Kausalbeziehung besteht, die im vorliegenden Beitrag näher untersucht wird. Generell ist der Rechtsextremismus - wie politische Phänomene allgemein - von den jeweiligen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht abzulösen, sondern nur im Kontext der Welt(markt)dynamik zu analysieren. Der Autor präferiert hierzu ein Erklärungsmodell, das die Konkurrenz als Triebkraft des kapitalistischen Wirtschaftssystems für die neoliberale Modernisierung nicht nur des Wohlfahrtsstaates, sondern fast aller Bereiche der Gesellschaft, wie auch für Rassismus und rechte Gewalt verantwortlich macht. Der modernisierte Rechtsextremismus verklammert Nationalismus und Wirtschaftsliberalismus in einer Weise miteinander, die populistische Anrufungen ermöglicht bzw. erleichtert. Der modernisierte Rechtsextremismus hat mit dem "alten" Faschismus zwar die Grundprinzipien gemein, ist jedoch kaum vorstellbar ohne Bezug auf die Parolen des Neoliberalismus. Die rechte Wertetrias bilden nicht mehr "Führer, Volk und Vaterland", sondern "Markt, Leistung und Konkurrenzfähigkeit" des "Standorts Deutschland". Die "Neue Rechte" versucht sich damit "an die Spitze des Fortschritts" zu setzen, damit "Deutschland in der Welt wieder jemand ist". (ICA2) soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen 137 [200-F] Dannenbaum, Thomas (Bearbeitung): Die Anti-AKW-Bewegung in Gesellschaft und Politik der Bundesrepublik in den 70er Jahren INHALT: Im Februar 1975 besetzten Demonstranten den Bauplatz des geplanten Atomkraftwerks im südbadischen Wyhl. Dieses Ereignis markiert den Ausgangspunkt für das Entstehen einer nationalen Anti-AKW-Bewegung. Die Auseinandersetzung um die Atomenergie entwickelte sich zu einem bestimmenden Konflikt der bundesdeutschen Innenpolitik in der zweiten Hälfte der 70er Jahre. Die Untersuchung soll die wechselseitigen Wahrnehmungsmuster von AntiAKW-Bewegung einerseits sowie Staat bzw. Gesellschaft andererseits vor dem geistigen Klima der Zeit herausarbeiten. Ziel der Arbeit ist, zum besseren Verständnis der "Tendenzwende" um 1973/74, des Umschlagens von Technikeuphorie und Fortschrittsoptimismus in Zukunftsskepsis, und den Auswirkungen von "1968" in der Gesellschaft der Bundesrepublik beizutragen. ZEITRAUM: 70er Jahre GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Tübingen, Fak. für Philosophie und Geschichte, Seminar für Zeitgeschichte (Wilhelmstr. 36, 72074 Tübingen) KONTAKT: Sekretariat (Tel. 07071-297-2997, Fax: 07071-295793, e-mail: [email protected]) [201-L] Decker, Frank; Miliopoulos, Lazaros: Rechtsextremismus und Rechtspopulismus in der Bundesrepublik: eine Bestandsaufnahme, in: Martin H. W. Möllers, Robert Chr. van Ooyen (Hrsg.): Jahrbuch Öffentliche Sicherheit 2004/2005, Frankfurt am Main: Verl. für Polizeiwiss., 2005, S. 117-155, ISBN: 3-935979-58-4 INHALT: Mit dem Erfolg der NPD bei der sächsischen Landtagswahl im September 2004 hat die Debatte um die Ursachen und Perspektiven des Rechtsextremismus in Deutschland zumindest vorderhand eine neue Qualität bekommen. Der NPD-Erfolg in Sachsen kommt keineswegs aus heiterem Himmel. Er ist Bestandteil der von Experten so genannten "dritten Welle" des Rechtsextremismus in der Bundesrepublik. Diese Welle entstand etwa Mitte der achtziger Jahre und ist bis heute nicht abgerissen. Den Republikanern gelang es dreimal, der DVU sogar siebenmal, in die Landesparlamente einzuziehen. Hinzu kamen Wahlerfolge von nichtextremistischen rechtspopulistischen Vertretern wie der Schill-Partei. Die relative Schwäche der Rechtsaußenparteien in der Bundesrepublik wird erst bei einem Vergleich auf der europäischen Eben augenfällig. Der vorliegende Aufsatz versucht sich an einer Bestandsaufnahme rechtsextremistischer und rechtspopulistischer Tendenzen. Am Anfang steht dabei die Klärung von begrifflichen Fragen. Im zweiten Teil werden dann nach einem einleitenden Rückblick auf die "drei Wellen" des Rechtsextremismus die wichtigsten parteiförmigen Vertreter des Rechtsextremismus und -populismus abgehandelt. Es folgt ein Überblick über die Erscheinungsformen des gewaltsamen Rechtsextremismus und seines ideologischen Vorfelds, in dem auch auf die Motive und Herkunft der zumeist jugendlichen Gewalttäter verwiesen wird. Im vierten Kapitel werden die verschiedenen sozial- und politikwissenschaftlichen Erklärungsansätze für das Aufkommen des Rechtsextremismus auf die deutsche Situation angewandt. Abschließend werden mögliche Bekämpfungsstrategien erörtert. (ICB2) 138 soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen [202-L] Döhring, Kirsten; Feldmann, Renate; Kenzo, Rena; Köttig Michaela; Bitzan, Renate; Heß, Cordelia; Elverich, Gabi: Braune Schwestern?: feministische Analysen zu Frauen in der extremen Rechten, (rat-reihe antifaschistischer texte), Münster: Unrast-Verl. 2005, 142 S., ISBN: 3-89771-809-X (Standort: UB Bielefeld(361)-IE184/DI00/B8S4) INHALT: "In der extremen Rechten sind Frauen in vielfältiger Weise und mit unterschiedlichen inhaltlichen Positionen aktiv. 'Braune Schwestern?' versammelt gemeinsame Überlegungen der Autorinnen zum Verhältnis zwischen Feminismus und Selbstverständnissen rechter Frauen. Das Antifaschistische Frauennetzwerk forscht und recherchiert seit Jahren zur Involviertheit von Frauen in Neonazismus und der extremen Rechten. Die Analysen und Diskussionsbeiträge in diesem Band bewegen sich zwischen Recherchen rechts orientierter Frauen in der Neonazi-Szene und Einschätzungen internationaler Entwicklungen und Ambivalenzen zwischen Modernisierung, Normalisierung und Retraditionaliaierung." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Kirsten Döhring, Renate Feldmann: Akteurinnen und Organisationen. Die Involviertheit von Frauen in der extremen Rechten (17-33); Rena Kenzo: Bücherfrauen und Labelmädel. Von extrem rechten Händlerinnen (35-56); Michaela Köttig: Mädchen und Frauen in der extremen Rechten. Ein Diskussionsbeitrag zu Erklärungskonzepten und Forschungsansätzen (57-74); Renate Bitzan: Differenz und Gleichheit. Zur Geschlechterideologie rechter Frauen und ihren Anknüpfungspunkten zu feministischen Konzepten (75-90); Cordelia Heß: Geldjuden, Mädchenhändler, Zeckenschlampen. Zum Verhältnis von Sexismus und Antisemitismus im völkischen Weltbild (91-109); Gabi Elverich: Zwischen Modernisierung und Retraditionalisierung. Extrem rechte Geschlechterpolitik am Beispiel des französischen Front National (109-123). [203-L] Erlach, Emanuel von: Politisierung in Vereinen: eine empirische Studie zum Zusammenhang zwischen der Vereinsmitgliedschaft und der Teilnahme an politischen Diskussionen, in: Schweizerische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Vol. 11/2005, Iss. 3, S. 27-59 (URL: http://www.ingentaconnect.com/content/spsa/spsr/2005/00000011/00000003/art00002) INHALT: "Es ist empirisch gut belegt, dass Vereinsmitglieder nicht nur häufiger politisch partizipieren als Nichtmitglieder, sondern dass sie sich auch überdurchschnittlich für Politik interessieren und über Politik diskutieren. In diesem Artikel wird anhand von Analysen zum Zusammenhang zwischen der Vereinsmitgliedschaft und der Teilnahme an politischen Diskussionen gezeigt, dass dieser empirische Befund nur bedingt auf politische Sozialisationseffekte von Freiwilligenorganisationen zurückzuführen ist. Die Ergebnisse von multivariaten Analysen weisen darauf hin, dass nicht die Vereinsmitgliedschaft, sondern eher die politische Frühsozialisation und die Ausbildung zu einer vermehrten Teilnahme an politischen Diskussionen führen. Vereine entfalten primär dann eine politisierende Wirkung, wenn sie die Möglichkeit bieten, Organisations- und Kommunikationsfähigkeiten zu erlernen respektive zu kultivieren, oder wenn sie einen Beitrag zur Konfliktfähigkeit ihrer Mitglieder leisten." (Autorenreferat) soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen 139 [204-L] Flecker, Jörg; Kirschenhofer, Sabine; Krenn, Manfred; Papouschek, Ulrike: Leistung, Unsicherheit und Ohnmacht: wie Umbrüche in der Arbeitswelt zum Aufstieg des Rechtspopulismus beitrugen, in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie : Vierteljahresschrift der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 30/2005, H. 3, S. 3-27 (Standort: UuStB Köln(38)-XH02528; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Das europäische Forschungsprojekt SIREN erfasste in acht europäischen Ländern die subjektiven Wahrnehmungen und Verarbeitungsformen der Umbrüche in der Arbeitswelt und setzte sie mit politischen Orientierungen in Beziehung. In diesem Artikel werden die Ergebnisse des qualitativen Untersuchungsteils für Österreich zusammengefasst. Sie erlauben es, die erhöhte Akzeptanz rechtspopulistischer ideologischer Angebote in verschiedenen Bevölkerungsgruppen besser zu verstehen und diesbezügliche Thesen empirisch zu überprüfen. Der Beitrag stellt insbesondere die Vielfalt der Ursachen für die Übernahme autoritärausgrenzender Haltungen und für die Attraktivität politischer Angebote des Rechtspopulismus in Form einer Typologie dar. Im Zentrum steht die Frage, wie sich die subjektive Wahrnehmung und Verarbeitung des sozio-ökonomischen Wandels in politische Subjektivität umsetzt." (Autorenreferat) [205-L] Foltin, Robert: Und wir bewegen uns doch: soziale Bewegungen in Österreich, Wien: Ed. Grundrisse 2004, 352 S., ISBN: 3-9501925-0-6 (Standort: SB München(12)-2005.14965) INHALT: "Immer wieder wird - je nach Standpunkt - beklagt oder festgestellt, dass linke Bewegungen in Österreich nie ein größeres Ausmaß erreicht hätten. Trotzdem veränderte sich die institutionelle Struktur wie auch Sichtweise und Lebensverhältnisse der Bevölkerung, angestoßen und beeinflusst durch soziale Auseinandersetzungen. Internationale Einflüsse waren zwar wichtig, aber auch spezifisch österreichische Ereignisse bewirkten Veränderungen. Der Autor zeichnet die Bewegungen der letzten Jahr-zehnte nach: von den Revolten des Lebensstils durch Musik und Drogen über '1968', den Feminismus, die Schwulen- und Lesbenbewegung, die Besetzung der Wiener Arena. den Widerstand gegen das AKW Zwentendorf und das Wasserkraftwerk Hainburg, über die Proteste gegen die Wahl Kurt Waldheims zum Bundespräsidenten und die Studierendenstreiks 1987 und 1996 bis hin zur Bewegung gegen die ÖVP-FPÖ-Regierung ab dem Februar 2000, die eine für Österreich unerwartete und auch bislang unbekannte Intensität entwickelte. Aus dem Blickwinkel der emanzipatorischen Bewegungen entwirft der Autor ein Bild der gesellschaftlichen Veränderungen und eine Analyse der Transformation der herrschenden Strukturen - nicht nur in Österreich." (Autorenreferat) [206-L] Frindte, Wolfgang; Wammetsberger, Dorit; Wettig, Susan: A new type of anti-semitism in Germany: is reconciliation possible?, in: Russel F. Farnen, Henk Dekker, Christ'l De Landtsheer, Heinz Sünker, Daniel B. German (eds.): Democratization, Europeanization, and globalization trends : cross-national analysis of authoritarianism, socialization, communications, youth, and social policy, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 277-293, ISBN: 3-631-51936-2 (Standort: UB Münster Zweigbibl. Sozialwiss.(6A)-MK5000/276) INHALT: "Against the background of a series of serious right-wing extremist and anti-Semitic incidents in Germany in 2000, we constructed a new heuristic model with three components 140 soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen to describe new aspects of anti-Semitism based on: 1) traditional anti-Semitic prejudices, 2) communicative latency of anti-Semitism, and 3) refusal or acceptance of responsibility for what happened in the past to the Jewish people. The model was tested in some field studies (N=2130 youngsters in Ger-many) using a standardized questionnaire. Path analyses show a 3-dimensional structure of anti-Semitism (manifest, latent, and 'no responsibility toward Jews') and the data fit the theoretical model. New aspects of anti-Semitic attitudes reflect the public avoidance of anti-Semitic statements and refusal to discuss Germany's fault, behavior, and responsibility for the Jewish people. These new aspects of anti-Semitic attitudes are also linked to a general hostility toward foreigners. It is possible to differentiate between groups of individuals with various anti-Semitic attitudes. The new aspects of anti-Semitic attitudes are concerned with present debates about German national pride among German subpopulations and about the end of 'getting over history' The 'new' anti-Semitism in Germany may be considered as a social construction of German subpopulations designed to repress their own conceptions of unpleasant 'German' problems." (author's abstract) [207-L] Gessenharter, Wolfgang; Pfeiffer, Thomas (Hrsg.): Die Neue Rechte - eine Gefahr für die Demokratie?, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2004, 251 S., ISBN: 3-8100-4162-9 (Standort: UB Essen(465)-11OYU2256) INHALT: Dass eine Gefährdung demokratischer Politik vom 'rechten Rand' nicht nur die Gestalt offen rechtsextremistischer Organisationen und Cliquen annehmen kann, ist in der Fachdiskussion unstrittig. Neben den gewaltbereiten Gruppierungen gibt es die Grauzone einer intellektuellen Neuen Rechten, die sich - ein offenes Bekenntnis zum Nationalsozialismus vermeidend - um eine Modernisierung dieser Ideologie bemüht. Zu ihren Merkmalen zählen einerseits Antipluralismus, Freund-Feind-Denken und autoritärer Etatismus, andererseits netzwerkartige Strukturen, in denen sie den Kampf um kulturellen Einfluss betreibt. Die Autorinnen und Autoren versuchen Spezifika der Neuen Rechten im deutschen Kontext - vor allem mit Blick auf sprachliche, ideologische und publizistische Vermittlungsformen - zu diskutieren und durch Beispiele aus Frankreich, Österreich und den USA zu ergänzen. Der Sammelband beruht - eine Initiative der Arbeitsgruppe Demokratieforschung der Universität der Bundeswehr Hamburg aufgreifend - auf einer 2003 durchgeführten Tagung des nordrheinwestfälischen Verfassungsschutzes. Aus dem Inhaltsverzeichnis: Wolfgang Gessenharter / Thomas Pfeiffer: Einleitung. Ein Dialog wird fortgesetzt (11-16); Neue Rechte: Hintergründe, Positionen, Erscheinungsformen: Kurt Sontheimer: Die Kontinuität antidemokratischen Denkens. Von der Weimarer Republik zur Bundesrepublik (19-29); Wolfgang Gessenharter: Im Spannungsfeld. Intellektuelle Neue Rechte und demokratische Verfassung (31-49); Thomas Pfeiffer: Avantgarde und Brücke. Die Neue Rechte aus Sicht des Verfassungsschutzes NRW (51-70); Vertiefungen: 1. Ideologie und Sprache der Neuen Rechten: Armin Pfahl-Traughber: Die 'Umwertung der Werte' als Bestandteil einer Strategie der 'Kulturrevolution'. Die Begriffsumdeutung von 'Demokratie' durch rechtsextremistische Intellektuelle (73-94); Roger Woods: Die Leiden der jungen Werte. Die Neue Rechte als Kultur und Politik (95-105); Frank Aydt: Grenzgänger zwischen Alter und Neuer Rechter. Sprache und Ideologie Horst Mahlers am Beispiel seiner Propaganda im Internet (107-116); 2. Neurechte Einflüsse auf studentische Verbindungen: Dietrich Heither: 'In irgendeiner Form national oppositionell'. Ansichten, Akteure und Aktivitäten in der 'Deutschen Burschenschaft' (117-134); Hans-Peter Lüngen: Einflüsse und Affinitäten? Beziehungen der Neuen Rechten zu studentischen Verbindungen aus Sicht eines Verfassungsschützers (135-143); 3. Internationale Schlaglichter: soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen 141 Matthias Weber: Prototyp der Neuen Rechten. Alain de Benoist und die Nouvelle Droite in Frankreich (145-161); Brigitte Bailer: Partei- statt Metapolitik. 'Neue Rechte' und FPÖ in Österreich (163-173); Thomas Grumke: 'Take this country back!' Die neue Rechte in den USA (175-185); 4. Publizistik der Neuen Rechten: Thomas Pfeiffer: Das informationelle Kapillarsystem. Die neurechte Publizistik im Medienmix einer Bewegung von rechts (187-197); Anton Maegerle: Blätter gegen Zeitgeist und Dekadenz. Profile und Beziehungen neurechter Periodika an Beispielen (199-209); Michael Puttkamer: 'Jedes Abo eine konservative Revolution'. Strategie und Leitlinien der 'Jungen Freiheit' (211-220); Diskussion Die Neue Rechte eine Gefahr für die Demokratie? (223-243). (ZPol, VS) [208-L] Halm, Dirk; Sauer, Martina: Freiwilliges Engagement von Türkinnen und Türken in Deutschland, Essen 2004, 251 S. (Graue Literatur; URL: http://www.bmfsfj.de/Publikationen/engagementtuerkisch/01-Redaktion/ PDF-Anlagen/gesamtdownload,property=pdf.pdf) INHALT: Die Studie zu den freiwilligen Engagements und Potentialen in der türkischen Community in Deutschland basiert auf einem zweistufigen Untersuchungsdesign. Zum einen wird eine telefonische, repräsentative bundesweite standardisierte Befragung unter 1.500 türkischstämmigen Migranten durchgeführt, um den Umfang, die Bereiche, die Qualität und Struktur, die Erwartungen und Probleme sowie Unterstützungsmöglichkeiten zur Schaffung von Gelegenheitsstrukturen für Beteiligung am freiwilligen Engagement für die größte in Deutschland lebende Zuwanderergruppe aufzeigen. Zum anderen werden 36 Expertinnen und Experten anhand eines halbstandardisierten Leitfadens face-to-face befragt. Der Fokus des halbstandardisierten Erhebungsteils liegt in der Identifizierung Erfolg versprechender Strategien zur Unterstützung des Engagements von Migrantinnen und Migranten und den Möglichkeiten der Vernetzung. Die Expertinnen und Experten sind jeweils Repräsentanten der auch im quantitativen Erhebungsteil unterschiedenen Engagementbereiche. Zusätzlich werden, um die Mikrostrukturen von freiwilligem Engagement und Kooperationen vor Ort zu erfassen, 16 Interviews in der Stadt Herne hinzugezogen. Fast zwei Drittel (64%) der 1.500 befragten türkischstämmigen Migranten beteiligen sich aktiv in Vereinen, Verbänden, Gruppen oder Initiativen. Die wichtigsten Bereiche der Beteiligung von TürkInnen sind Religion, Sport, Freizeit, Kultur und Schule. Insgesamt zeigen jedoch nur 10% der Befragten ein Engagement über die Beteiligung hinaus. Zugleich bekunden 50% der türkischstämmiger Migranten Interesse an (weiterem) freiwilligen Engagement. Deutlich wird auch, dass mit zunehmender Aufenthaltsdauer in Deutschland die Beteiligung tendenziell zunimmt. Die Beteiligung an gesellschaftlichen Aktivitäten unterscheidet sich gemäß den Ergebnissen der quantitativen Erhebung sowohl im Umfang als auch nach der demographischen, der sozialen und der Familiensituation. Laut der Auswertung der Experteninterviews besteht die wichtigste Möglichkeit, türkischstämmige MigrantInnen in deutsche Organisationen zu integrieren, darin, spezifische Angebote mit entsprechender Information und Kommunikation, am besten mit türkischstämmigen Ansprechpartnern, zu installieren oder eigenständige ethnische Gruppen innerhalb der eigenen Organisation zuzulassen, sich als 'Andockstationen' für diese Gruppen in der Aufnahmegesellschaft zu verstehen und so mehr Partizipation zu ermöglichen und das Engagement unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen zu vernetzen. (ICG2) 142 soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen [209-F] Häusler, Alexander (Bearbeitung); Butterwegge, Christoph, Prof.Dr. (Leitung): Rechtsextreme Propaganda und öffentlicher Diskurs über Zuwanderung und Integration INHALT: In der aktuellen politischen Auseinandersetzung um die Entwicklung des Sozialstaates und die Begrenzung/ Steuerung der Migration erhält die Beschäftigung mit Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt eine zunehmende Bedeutung. Nach dem Bombenanschlag von Düsseldorf nahm die Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus in den Medien und der politischen Öffentlichkeit unseres Landes zum ersten Mal seit fast zehn Jahren wieder breiten Raum ein. Diesem Umstand soll durch eine inhaltliche Ausweitung des Forschungsprojektes "Sozialstaatsentwicklung: Großstadt, Migration und (Jugend-)Gewalt" auf die Wirkungsweisen rechtsextremer und rassistischer Propaganda Rechnung getragen werden. So sollen die Formen rechtsextremer Einflussnahme auf die öffentliche Debatte empirisch erfasst und auf ihre Wirkungsmächtigkeit hin untersucht werden. In der wissenschaftlichen Diskussion hat sich auf breiter Ebene die Einschätzung durchgesetzt, dass aktuelle rechtsextreme Erscheinungsformen nicht losgelöst vom politischen Diskurs aus der Mitte des gesellschaftlichen Geschehens bewertet werden können. Eine monokausale Reduzierung von Erklärungsansätzen rechtsextremer Erscheinungsformen auf rein verfassungsrechtliche, jugendoder gewaltspezifische Fragen verengt den Blickwinkel auf sichtbare Phänomene und verhindert einen analytischen Einblick in das Ursache-Wirkungs-Verhältnis rechtsextremer Agitation. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, anhand von ausgewerteten aktuellen Beispielen die Argumentationsweisen und Propagandastrategien rechtsextremer Strömungen in deren Bezugnahmen auf politische Positionen der gesellschaftlichen Mitte zu verdeutlichen. Bezugspunkte sind Verlautbarungen zu den Themenfeldern Migration, Asyl, Integration, Partizipation und "multikulturelle Gesellschaft". Die geplante Untersuchung soll empirisches Material für eine wirksame Immunisierung gegenüber rechtsextremen Versuchen zur Anlehnung an etablierte Öffentlichkeitsstrukturen und demokratische Meinungsfindungsprozesse bereitstellen. Zu diesem Zweck wären aktuelle rechtsextreme Medien und Propagandamaterialien vergleichend auszuwerten. Ausgangspunkt ist die Bezugnahme auf Verlautbarungen aus der demokratischen Mitte der Gesellschaft. Es soll geklärt werden, ob und in welcher Form Bezüge zu Verlautbarungen, Kampagnen oder programmatischen Optionen aus der etablierten Politik zu den oben genannten Themenfeldern von Rechtsextremen gesucht, hergestellt und genutzt werden. Erkenntnisleitende Fragestellungen: In welchen Bereichen rechtsextremer Publikationen und Propagandamaterialien sind Orientierungen an etablierten politischen Kampagnen und Diskursen feststellbar, und welche Anküpfungspunkte weisen sie auf? Sind Strategieoptionen in den verschiedenen rechtsextremen Organisationsstrukturen zur Unterwanderung zivilgesellschaftlicher Diskurse erkennbar, und wenn ja, wie lassen sich diese beschreiben? Sind Überschneidungen von aktuellen Diskursen zu den oben genannten Themenfeldern mit rechtsextremen Interventionen vorhanden, und welche Ausprägungen weisen sie auf? ART: gefördert BEGINN: 2001-01 ENDE: 2002-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Land Nordrhein-Westfalen Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung INSTITUTION: Universität Köln, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Forschungsstelle für interkulturelle Studien (Gronewaldstr. 2, 50931 Köln) KONTAKT: Leiter (Tel. 0221-470-6144, e-mail: [email protected]) soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen 143 [210-L] Heinrich, Gudrun (Hrsg.): Beiträge zu Fragen von Zivilgesellschaft und Rechtsextremismus, (Rostocker Informationen zu Politik und Verwaltung, H. 25), (Abschlusstagung des XENOS-Projektes "Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommmern", 2004, Rostock), Rostock 2005, 64 S. (Graue Literatur; URL: http://www.wiwi.uni-rostock.de/~polreg/download/RIPV25.pdf) INHALT: "Mit dem Titel 'Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommmern' war die Abschlusstagungdes XENOS-Projektes im November 2004 überschrieben, deren Ziel es war, einen Blick auf die rechtsextremen Potenziale, ihre Strukturen und Ziele sowie auf den Stand der Prävention im Lande zu werfen. Die heterogenen Beiträge dieses Heftes vereint das klare Plädoyer für eine Fokussierung der Präventionsarbeit auf den Aspekt der Demokratie und Demokratieentwicklung." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Lothar Probst: Chancenstrukturen für bürgerschaftliches Engagement in Ostdeutschland (11-22); Gudrun Heinrich: Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern - ein Überblick (23-40); Michael Flenker: Lagedarstellung zum Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern (41-50); Dierk Borstel: Rechtsextremismus im kommunalen Nahraum - Situation und Perspektiven für die Gestaltung der Zivilgesellschaft (51-58); Mathias Rautenberg: Maßnahmen gegen Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern. Ein Überblick (59-64). [211-L] Heinrich, Gudrun (Hrsg.): Jugend und Politik - Verdrossenheit?, (Rostocker Informationen zu Politik und Verwaltung, H. 20), (Tagung "Jugend und Politik - Verdrossenheit?", 2003, Rostock), Rostock 2004, 77 S. (Graue Literatur; URL: http://www.wiwi.uni-rostock.de/~polreg/download/GraueReihe20.pdf) INHALT: "Im Rahmen einer Tagung am Institut für Politik- und Verwaltungswissenschaften (IPV) der Universität Rostock wurde die Frage nach dem spezifischen Umgang Jugendlicher mit Politik und politischen Fragen gestellt. Motiviert wurde diese Frage durch die Auseinandersetzung mit Ursachen und Erscheinungsformen des jugendlichen Rechtsextremismus im Rahmen des XENOS-Projektes 'Vielfältige Arbeitswelt gegen Rechtsextremismus' am IPV. Während sich die bisherigen Veröffentlichungen aus dem Projekt unmittelbar mit Fragen des Rechtsextremismus auseinandersetzten, wird hier auf den allgemeinen politischen Rahmen Bezug genommen. Auf der Suche nach Erklärungsansätzen stößt man unweigerlich auf die Frage, welchen Einfluss die angeblich so große Politikverdrossenheit unter Jugendlichen auf die Ausbildung extremistischer und rassistischer Einstellungen hat. Ist die Jugend wirklich politikverdrossen oder ist nicht vielmehr auch die Politik gegenüber den Jugendlichen verdrossen? Die hier vorliegende Veröffentlichung der Tagungsbeiträge soll die Debatte über das Verhältnis Jugendlicher zur Politik aber auch das Verhältnis der Politik gegenüber Jugendlichen und ihren spezifischen Interessen und Artikulationsformen befördern." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Gudrun Heinrich: Einleitung: Jugend und Politik - Verdrossenheit? (5-6); Gert Pickel: Jugend und Politikverdrossenheit im Deutschland nach der Vereinigung? (7-32); Martina Gille: Mädchen und Politik: gibt es einen weiblichen Blick auf Politik und politisches Engagement? (33-54); Dirk Villányi, Matthias D. Witte: Jugendkulturen und Politik. Die Verortung jugendkultureller Vergemeinschaftungen im subpolitischen Feld (55-76). 144 soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen [212-L] Heitmeyer, Wilhelm (Hrsg.): Deutsche Zustände: Folge 3, (Edition Suhrkamp, Bd. 2388), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005, 280 S., ISBN: 3-518-12388-2 INHALT: Die humane Qualität einer Gesellschaft sei am Umgang mit schwachen Gruppen zu erkennen, schreibt Heitmeyer. Der Zustand der deutschen Gesellschaft wird seit 2002 anhand des Konzepts der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit empirisch analysiert Gefragt wird, ob sich im Zeitverlauf eine Aufrechterhaltung oder gar Verstärkung der Ungleichwertigkeit von Gruppen feststellen lässt, also ob beispielsweise Muslime und Behinderte immer stärker abgelehnt werden oder wie stark sich Antisemitismus in die Kritik an Israel mischt. Veranschaulicht werden die Vorurteile an Fallbeispielen. Ein zentrales Thema sind dabei die Mechanismen der 'Schuldumkehr'. Dabei entlastet sich derjenige, der Vorurteile zugibt mit dem Hinweis, der andere habe selbst Schuld, verhalte sich so, dass man ihn ablehne. Insgesamt kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass sich das Syndrom der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit verfestige, auch wenn Frauen und Homosexuelle immer weniger mit Vorurteilen bedacht würden. Dem stehe eine Zunahme antisemitischer und fremdenfeindlicher Haltungen vor allem bei den Menschen gegenüber, die sich der politischen Mitte zurechnen. Dabei konnte eine aufschlussreiche Feststellung gemacht werden: Menschen, die mit eher vielen Ausländern in einem Ort oder Stadtviertel zusammenleben, haben weniger Vorurteile als die, in deren Umgebung fast keine Ausländer leben. Am stärksten mit Vorurteilen behaftet zeigten sich die gering qualifizierten Frauen in Ostdeutschland - die eindeutigen Verliererinnen der Wende, so die Autoren, für die auf dem Arbeitsmarkt kein Platz mehr sei und die Ausländer am stärksten als Konkurrenten und Bedrohung begriffen. Zu fragen sei insgesamt, so Heitmeyer, 'ob und wie diese privaten individuellen Einstellungen 'politisiert' werden' (32). Gefährlich wäre eine Bündelung des rechtspopulistischen Potenzials. Aus dem Inhaltsverzeichnis: I. Das Problem: Wilhelm Heitmeyer: Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Die theoretische Konzeption und empirische Ergebnisse aus den Jahren 2002, 2003 und 2004 (13-36); II. Die empirische Analysen des GMF-Survey 2004: Jürgen Mansel / Wilhelm Heitmeyer: Spaltung der Gesellschaft. Die negativen Auswirkungen auf das Zusammenleben (39-72); Carina Wolf / Ulrich Wagner / Oliver Christ: Die Belastungsgrenze ist nicht überschritten. Empirische Ergebnisse gegen die Behauptung vom 'vollen Boot' (73-91); Kirsten Endrikat / Rainer Strobl: Ambivalenz der Anpassung. Menschenfeindliche Einstellungen im sozialen Bezugskontext (92-107); Beate Küpper / Wilhelm Heitmeyer: Feindselige Frauen. Zwischen Angst, Zugehörigkeit und Durchsetzungsideologie (108-128); Andreas Zick / Beate Küpper: 'Die sind doch selbst schuld, wenn man was gegen sie hat!', oder Wie man sich seiner Vorurteile entledigt (129-143); Aribert Heyder / Julia Iser / Peter Schmidt: Israelkritik oder Antisemitismus? Meinungsbildung zwischen Öffentlichkeit, Medien und Tabus (144165); III. Die Fallgeschichten; IV. Das ambivalente Agieren in Politik, Staat und Gesellschaft Focus: Politische Öffentlichkeit - Riskantes Zusammenspiel beim Antisemitismus: Werner Bergmann / Wilhelm Heitmeyer: Antisemitismus: Verliert die Vorurteilsrepression ihre Wirkung? (224-238); Focus: Politik - Zuwanderungsgesetz ohne Integrationswirkung? KarlHeinz Meier-Braun: Einwanderungspolitik. Von einer Geschichte, die nicht zu Ende gehen wollte (240-249); Focus: Gesellschaftliche Entwicklung - riskante Unternehmungen Klaus Dörre: Hartz-Kapitalismus. Das 'Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt' und seine sozialen Folgen (252-260); V. Eingreifende Menschen: Ester Dischereit: 'Bisschen Stolz als Cottbusser'. Horst Martin, vorgestellt von Esther Dischereit (263-266); Wilhelm Heitmeyer / Gunter Hofmann: 'Ich will keine Normalität, es muß weh tun'. Iris Berben im Gespräch (267-278). (ZPol, VS) soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen 145 [213-F] Kilpert, Daniel (Bearbeitung); Bergmann, Werner, Prof.Dr. (Betreuung): Antizionismus und Antisemitismus in der deutschen Linken seit 1990 - Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur deutschen Rechten INHALT: keine Angaben ZEITRAUM: seit 1990 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Technische Universität Berlin, Zentrum für Antisemitismusforschung (ErnstReuter-Platz 7, 10587 Berlin) KONTAKT: Betreuer (e-mail: [email protected]) [214-L] Klein, Ansgar: Bürgerschaftliches Engagement und Zivilgesellschaft: die reformpolitische Diskussion, in: Archiv für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit : Vierteljahreshefte zur Förderung von Sozial-, Jugend- und Gesundheitshilfe, Jg. 36/2005, Nr. 4, S. 4-19 (Standort: UuStB Köln(38)-XG 1981; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Sobald von Reformpolitik die Rede ist, rücken Parteiendemokratie und die Akteure der repräsentativen Demokratie in den Vordergrund. Das neuere Begriffsverständnis von Zivilgesellschaft in den westlichen Demokratien ist insbesondere von sozialen Bewegungen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) geprägt worden. Doch ist der Begriff längst auch in den reformpolitischen Diskussionen der Parteien aufgegriffen worden. Der im Jahr 2000 publizierte Text von Bundeskanzler Schröder 'Die zivile Bürgergesellschaft' löste zunächst größere Erwartungen an die seit 1998 amtierende rot-grüne Bundesregierung aus, dass Zivilgesellschaft in ihrer Reformpolitik eine größere Rolle spielen könnte, doch blieb der Impuls ohne relevante praktische Wirkungen in den großen Themen der Reformpolitik. Allerdings konnte die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements davon profitieren. Im Folgenden soll auf unterschiedliche Funktionen der Zivilgesellschaft eingegangen werden. In einem zweiten Schritt werden zentrale Leitbilder des Reformdiskurses in ihrem Anschluss an Zivilgesellschaft und deren Funktionen behandelt, um anschließend die reformpolitische Perspektive der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages 'Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements' und die daran anknüpfenden Diskussionen über eine Agenda der 'Engagementpolitik' und ihre demokratiepolitischen Bezüge zu skizzieren." (Autorenreferat) [215-L] Knothe, Holger; John, René: Problemkonstruktion, Identität und Reflexion: Beobachtungen bei Attac, (IPP-Arbeitpapiere, Nr. 3), München 2004, 24 S. (Graue Literatur; URL: http://www.ipp-muenchen.de/texte/ap_3.pdf) INHALT: Der Beitrag beschäftigt sich mit der Globalisierungsgegner-Organisation Attac als jüngster Form sozialer Bewegungen vor allem im Hinblick auf das Aktivierungs- und Bindungspotenzial von Engagement unter den Bedingungen der reflexiven Moderne. In diesem Zusammenhang wird der Frage nachgegangen, ob die Art und Weise, wie Attac Probleme aufwirft und Themen im Politischen besetzt, es rechtfertigt, hier von einem neuen Typ sozialer Bewegung zu sprechen. Vor dem Hintergrund der Ende der 1990er Jahre durch die Forschung konstatierten Lage der sozialen Bewegungen werden zunächst anhand von zentralen Texten von Attac Deutschland die Problemdefinitionen und Themenfindung, der aus ver- 146 soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen schiedenen Motivlagen resultierende Identitätsentwurf sowie das Reflexionspotenzial von Attac analysiert. Daran schließt die Diskussion über die Möglichkeiten und Grenzen des von Attac gepflegten politischen Stils und seiner Folgen für die Problematisierung von Weltzuständen an. Die ungebrochen aufklärerische Haltung von Attac verweist notwendig auf bekannte Versatzstücke älterer Neuer Sozialer Bewegungen. Dabei wird sich erst in der Zukunft noch zeigen, wie sich diese Aufklärung Kant'scher Art durchsetzen kann. Die globalisierungskritische Bewegung und mit ihr Attac sind Versuche, sich in der unübersichtlichen Welt anhand eigener Wegweiser zurechtzufinden. Der Möglichkeit eines Scheiterns dieser Versuche sind sich auch viele der Protagonisten bewusst. Dies allerdings gibt Anlass zur Hoffnung, dass gesellschaftlich relevante Reflexivität dennoch ein wesentlicher Bestandteil der neuesten Sozialen Bewegung ist. (ICG2) [216-L] Kuhn, Hans-Peter: Geschlechtsspezifische Aspekte politischer Identitätsbildung im Jugendalter: Theorien, Konzepte, Befunde, in: Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, Jg. 25/2005, H. 4, S. 399-415 (Standort: UuStB Köln(38)-XG02735; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Seit vielen Jahrzehnten zeigen empirische Untersuchungen, insbesondere Jugendstudien, immer wieder Geschlechtsunterschiede in politischen Orientierungen. Auf der einen Seite schneiden junge Frauen im Vergleich zu jungen Männern häufig schlechter ab in Bezug auf zentrale politische Orientierungen wie zum Beispiel politisches Interesse und subjektive politische Kompetenz. Auf der anderen Seite zeigen sich junge Frauen aber auch interessierter und engagierter als junge Männer, wenn es um weniger konventionelle Themen und Formen der politischen Beteiligung geht. Wie lässt sich dies erklären? Der Beitrag teilt zunächst das Feld der politischen Orientierungen in fünf große Bereiche und gibt einen detaillierten Überblick über die Befundlage der empirischen Forschung. Im Anschluss daran werden verschiedene Erklärungsansätze für Geschlechtsunterschiede in politischen Orientierungen vorgestellt: Biologie, Situation, Struktur, Sozialisation, Persönlichkeitsentwicklung und feministische Politikwissenschaft. Am Ende plädiert die Diskussion für eine integrative Perspektive der verschiedenen Erklärungsansätze und will zu einer umfassenderen Betrachtungsweise von Geschlechtsunterschieden in politischen Orientierungen kommen." (Autorenreferat) [217-L] Langner, Ronald: Soziale Bewegungen und Protest, in: Martin Krol, Michael Matzky-Eilers, Gregor Straube (Hrsg.): Macht - Herrschaft - Gewalt : gesellschaftswissenschaftliche Debatten am Beginn des 21. Jahrhunderts, Münster: Lit Verl., 2005, S. 156-166, ISBN: 3-8258-8721-9 (Standort: UB Stuttgart(93)-Zy120K93) INHALT: Der Autor diskutiert die Bedeutung und gesellschaftliche Funktion sozialer Bewegungen im Kontext der Theorie sozialer Systeme von Niklas Luhmann. Dieser äußerte sich erstmals im Rahmen der Studentenproteste von 1968 zu sozialen Bewegungen, die für ihn anfangs nur ein Randphänomen seiner Beobachtungen darstellten. In den 1990er Jahren bis zu seinem Hauptwerk "Die Gesellschaft der Gesellschaft" (1998) hat sich jedoch dann Luhmanns Standpunkt zu den sozialen Bewegungen stark verändert. Während er in der ersten Phase seines Schaffens von einer eher moralischen Gesellschaftskritik spricht, die selbst keine Alternativen anzubieten hat, ändert sich seine Position im Hinblick auf die neuen sozialen soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen 147 Bewegungen zu einem Beitrag zur Selbstbeschreibung der Gesellschaft, für die es noch kein funktionales Äquivalent gibt. Der Autor zeigt in seinem Aufsatz zunächst die bislang erfassten Formen sozialer Bewegungen auf, um im Anschluss daran die Entstehung, den Systemstatus und gesellschaftlichen Bezug in Bezug auf die Theorie sozialer Systeme herauszuarbeiten. Im Mittelpunkt seiner Betrachtungen steht dabei die gesamtgesellschaftliche Relevanz der neuen sozialen Bewegungen. (ICI2) [218-L] Leuenberger, Petra: Ausländerfreundlichere Schweiz?: Anzeichen eines Meinungswandels bei den Stimmberechtigten?, in: Ueli Mäder, Claus-Heinrich Daub (Hrsg.): Soziale Folgen der Globalisierung, Basel: ed. gesowip, 2004, S. 141-149, ISBN: 3-906129-13-6 (Standort: UuStB Köln(38)-31A2536) INHALT: Die Verfasserin stellt Ergebnisse von zwei Befragungen zur Einstellung der Schweizer Bevölkerung gegenüber Ausländern aus den Jahren 2000 (n=992) und 2001 (n=1027) vor. Diese Ergebnisse lassen sich in vier Thesen zusammenfassen: (1) Die Einstellungen gegenüber Ausländern im Allgemeinen und ausländischen Erwerbstätigen sind freundlicher geworden. (2) Die Grundhaltung Asylsuchenden gegenüber hat sich verschlechtert. (3) Mit dem Abbau von Befürchtungen im Hinblick auf Konkurrenz durch ausländische Erwerbstätige auf dem Arbeitsmarkt gewinnen Fragen der Integration an Bedeutung. (4) Die freundlichere Stimmung gegenüber Ausländern im Allgemeinen und ausländischen Erwerbstätigen hängt nicht zuletzt mit der guten konjunkturellen Lage in der Schweiz im Frühjahr 2001 zusammen. (ICE2) [219-L] Mansel, Jürgen: Die Generation Golf und der Golfkrieg, in: Zeitschrift für Politische Psychologie, Jg. 11/2003, Nr. 4, S. 385-399 (Standort: UuStB Köln(38)-Zs.A 5587; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Auf der Basis von Datenreihen aus dem ALLBUS zeigt sich, dass nach 1990 der Anteil der Personen, die nach dem Inglehard-Index als Postmaterialisten klassifiziert werden, in allen Altersgruppen deutlich rückläufig ist. In den jüngsten Altersgruppen sinkt der Anteil der Postmaterialisten unter jenen bei den Vorgängerkohorten. Im vorliegenden Aufsatz wird die These vertreten, dass das Ereignis Golfkrieg und die Reaktionen verantwortlicher Politiker auf den Protest der Jugendlichen für diesen Wandel mitverantwortlich sind. Auf der Basis von Daten die ein halbes Jahr vor, während und ein halbes Jahr nach dem Golfkrieg erhoben wurden, wird gezeigt, dass Jugendliche durch dass Ereignis in starkem Maße verunsichert wurden, sie während des Truppenaufmarsches der Alliierten einen Krieg in Europa für sehr viel wahrscheinlicher erachten als noch ein halbes Jahr. Demgegenüber bleibt die Angst vor einem entsprechenden Ereignis eher stabil und vermindert sich sogar bei jenen Jugendlichen, die bereits vor dem Krieg im hohem Maße gegenüber makrosozialen Risikolagen sensibilisiert waren. Ein halbes Jahr danach nimmt die Angst bei allen Jugendlichen rapide ab. Dies zeigt an, dass in der Phase des Golfkrieges ein Teil der Jugendlichen bei der Verarbeitung der Ereignisse offensichtlich überfordert wurde und 'abgestumpft' ist. Im gleichen Zeitraum nimmt insbesondere bei den jungen Gegnern des Golfkrieges das Vertrauen in die Politiker und die politischen Parteien deutlich ab. Der Golfkrieg und die Reaktionen auf politischen Protest der Heranwachsenden markiert bei ihnen offensichtlich einen Wendepunkt, in dessen 148 soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen Folge sie sich von der Politik abwenden. Postmaterialistische Werte (insbesondere die Einflussmöglichkeiten der Bürger auf die Politik) verlieren damit an Bedeutung." (Autorenreferat) [220-F] Martinez Ruiz, Maria Lucia (Bearbeitung); Sander, Wolfgang, Prof.Dr. (Betreuung): Lernentwicklung im Bereich der politischen Urteilsbildung INHALT: Ziel soll sein, auf der Basis der fachdidaktischen Diskussion und lernpsychologischer Ansätze zu klären, was unter politischer Urteilsbildung und Lernentwicklung in diesem Zusammenhang verstanden wird. Darauf aufbauend soll ein theoretisches Modell entwickelt werden, wie Lernentwicklung in Bezug auf politische Urteilsbildung initiiert und entwickelt werden kann. METHODE: Untersuchung von Vorstellungen von Lernentwicklung hinsichtlich politischer Urteilsbildung in der fachdidaktischen Diskussion und auf Grundlage von allgemeinen Lerntheorien und Entwicklungstheorien (Theoriearbeit) ART: Dissertation; Eigenprojekt BEGINN: 2005-07 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler INSTITUTION: Universität Gießen, FB 03 Sozial- und Kulturwissenschaften, Institut für Schulpädagogik und Didaktik der Sozialwissenschaften (Karl-Glöckner-Str. 21 B, 35394 Gießen) [221-F] Menz, Wolfgang, Dipl.-Soz.; Bogner, Alexander, Dr. (Bearbeitung); Schumm, Wilhelm, Prof.Dr. (Leitung): Wissen für Entscheidungsprozesse - Expertenwissen, Öffentlichkeit und politische Entscheidung. Ethikkommissionen und Bürgerbeteiligung als Instrumente der Politikberatung INHALT: Im Rahmen von sieben Fallstudien zu Formen institutionalisierter Politikberatung durch Experten und Öffentlichkeitsvertreter in Deutschland und Österreich (Ethikräte, Enquetekommissionen, Bürgerkonferenzen) untersuchen die Forscher die Prozesse der Meinungsbildung und Aushandlung, die Formen des verhandelten Wissens sowie die Handlungsorientierungen und das Selbstverständnis der beteiligten Akteure. Darüber hinaus analysieren die Forscher, wie die Voten der Kommissionen dazu genutzt werden, politische Entscheidungen zu begründen, zu rationalisieren und zu legitimieren Dabei beziehen die Forscher die Themen Stammzellforschung, Klonen sowie den Umgang mit genetischen Daten in die Untersuchung ein. Das Ziel ist es, einen Beitrag zu leisten zur sozialwissenschaftlichen Konzeptualisierung von Bürger- und Fachexpertise als Ergebnis von Aushandlungsprozessen sowie zur Untersuchung der politischen Funktion von Expertenwissen und Öffentlichkeitspartizipation im Zeitalter von auf Dauer gestelltem Dissens angesichts neuer Risikotechnologien. GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland, Österreich METHODE: Qualitative Untersuchung; soziologische Wissenschafts-, Partizipations- und Beratungsforschung. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Beobachtung, nicht teilnehmend (Stichprobe: 4; Mitglieder von Ethikräten). Qualitatives Interview (Stichprobe: 70; politische Entscheidungsträger). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Bogner, Alexander; Menz, Wolfgang: Bioethical controversies and policy advise: the production of ethical dissent and its role in the substantiation of political decision-making. in: Maasen, Sabine; Weingart, Peter (Hrsg.): Democratization of expertise? Exploring novel forms of scientific advice in political decision-making: the 2003 year- soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen 149 book sociology of the sciences. Dordrecht: Kluwer Academic Pub. 2005 (im Erscheinen).+++Dies.: Alternative Rationalitäten? Technikbewertung durch Laien und Experten am Beispiel der Biomedizin. in: Bora, Alfons; Decker, Michael; Grundwald, Armin; Renn, Ortwin (Hrsg.): Technik in einer fragilen Welt: die Rolle der Technikfolgenabschätzung. Gesellschaft - Technik - Umwelt: Neue Folge, Bd. 7. Berlin: Ed. Sigma 2005. ISBN 3-89404-937-5. +++Bogner, Alexander: Moralische Expertise? Zur Produktionsweise von Kommissionsethik. in: Bogner, Alexander; Torgersen, Helge (Hrsg.): Wozu Experten? Ambivalenzen der Beziehung von Wissenschaft und Politik. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, S. 172-193. ISBN 3-531-14515-0.+++Bogner, Alexander; Menz, Wolfgang: Braucht die Politik den Expertenkonsens? Zur Rolle bioethischer Expertise in der reflexiven Moderne. in: Kettner, Matthias (Hrsg.): Welche Autorität haben nationale Etik-Kommitees? Reihe Ethik in der Praxis. Münster: Lit Verl. 2005. ISBN 3-8258-6276-3.+++Dies.: Die Praxis der Ethik und die Irritation der Praxis. in: Erwägen - Wissen - Ethik, Jg, 16, 2005, H. 1, S. 21-23 (Kommentar zu Matthias Kettner: Ethik-Kommitees. Ihre Organisationsformen und ihr moralischer Anspruch). ART: gefördert BEGINN: 2004-05 ENDE: 2007-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und Forschung INSTITUTION: Institut für Sozialforschung -IFS- an der Universität Frankfurt am Main (Senckenberganlage 26, 60325 Frankfurt am Main); Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Technikfolgen-Abschätzung -ITA- (Strohgasse 45, 5, 1030 Wien, Österreich) KONTAKT: Menz, Wolfgang (Tel. 069-756183-47, e-mail: [email protected]) [222-F] Minkenberg, Michael, Prof.Dr.; Erb, Rainer, PD Dr.; Flad, Henning (Bearbeitung): Repression und Reaktion: zur Wirkung von Repression auf rechtsradikale Gruppen (im Rahmen des Forschungsverbundes "Stärkung von Integrationspotenzialen einer modernen Gesellschaft") INHALT: Dieses Projekt findet im Rahmen eines Projektverbundes unter Leitung von Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer von der Universität Bielefeld statt. Der interdisziplinäre Forschungsverbund mit dem Titel "Stärkung von Integrationspotenzialen einer modernen Gesellschaft", zu dem 17 Einzelprojekte gehören, hat sich zur Aufgabe gemacht, zerstörerische Folgen von Desintegrationsprozessen und Erfolgsfaktoren für Integration zu analysieren. Im Rahmen dieser Analyse will das Projekt "Repressionswirkungen" der Frage nachgehen, wie sich das Instrumentarium der "wehrhaften Demokratie" in der Bundesrepublik bei der Bekämpfung politischer Bedrohungen wie des Rechtsradikalismus auswirkt. Die zentrale Frage des Projekts lautet: Wie reagieren rechtsradikale Gruppen auf Repression? Gibt es "Lernerfolge" oder andere Effekte, die die Wirkungen von Repressionen zunichte machen oder gar umkehren? Im Mittelpunkt der Untersuchung steht also die Frage des Repressionserfolges gegenüber Mitgliedern rechtsradikaler Gruppen bzw. die Abwendungen oder Verhärtungen von rechtsradikalen Positionen und Organisationen aufgrund staatlicher, aber auch nicht-staatlicher Interventionen. VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Mikenberg, Michael: Der politikwissenschaftliche Forschungsstand zu Rechtsradikalismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt. Expertise. Frankfurt/ Oder 2003. ART: gefördert BEGINN: 2002-01 ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und Forschung 150 soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen INSTITUTION: Europa-Universität Viadrina, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Politikwissenschaft, insb. vergleichende Analyse politischer Systeme, Bewegungen und Kulturen (Postfach 1786, 15207 Frankfurt an der Oder) KONTAKT: Minkenberg, Michael (Prof.Dr. e-mail: [email protected]) [223-F] Mokry, Alexander (Bearbeitung); Steffens, Gerd, Prof.Dr. (Leitung): Veränderte Öffentlichkeit und politische Bildung INHALT: Ziel des Projektes ist es die Chancen und Risiken von Netzöffentlichkeit und veränderte Kommunikations- und Partizipationsmöglichkeiten für die politische Bildung zu bestimmen. Der Fokus hierbei liegt auf einer Untersuchung internetgestützter (spontaner) politischer Kommunikations- und Partizipationsmöglichkeiten Jugendlicher in Deutschland und den USA. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, USA METHODE: In einer ersten Phase sollen in einer - parallel in Deutschland und den USA durchzuführenden - Erhebung Art und Umfang des Interneteinsatzes im Politikunterricht untersucht werden. (Zu welchen Zwecken wird das Internet im Politikunterricht eingesetzt; welche Erfahrungen haben die Schülerinnen und Schüler -der Oberstufe- mit dem Medium Internet; wie/ wofür wird es -außerhalb des Unterrichts- genutzt?; besteht Interesse an der Partizipation?) Als zweiter Schritt soll dann eine Untersuchung von Partizipationsmöglichkeiten und Partizipationsverhalten (Jugendlicher) im NGO-Bereich (Attac; Transparency International; Moveon.Org) folgen, bestehend aus Quellenuntersuchungen (Foren, Newsgroups) und Expertenbefragungen (welche Formen der Online-Partizipation sind möglich?; wer partizipiert?; wie groß ist der Anteil Jugendlicher?; welche Wirkungen hat die Partizipation?). Abschließend soll bestimmt werden, ob die dargestellten Formen der Online-Partizipationen einen Handlungsraum für Jugendliche bieten, um deren politischen Interessen dort zu artikulieren und welche Konsequenzen und Chancen sich hieraus für politische Bildung ergeben. ART: keine Angabe BEGINN: 2005-05 ENDE: 2007-05 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Kassel, FB 05 Gesellschaftswissenschaften, Fach Politikwissenschaft Fachgebiet Politische Bildung und ihre Didaktik (Nora-Platiel-Str. 1, 34109 Kassel) KONTAKT: Leiter (Tel. 0561-804-3114, Fax: 0561-804-3464, e-mail: [email protected]); Bearbeiter (Tel. 0561-804-3164, Fax: 0561-804-3464, e-mail: [email protected]) [224-L] Nicoll, Norbert: Attac Deutschland: Kritik, Stand und Perspektiven, Marburg: Tectum Verl. 2005, 156 S., ISBN: 3-8288-8819-4 (Standort: ULB Münster(6)-MK8500/633) INHALT: Der Verfasser setzt sich zunächst mit dem Begriff der Globalisierung und der Globalisierungskritik auseinander sowie mit der Rolle, die Attac in der internationalen Protestbewegung gegen die Globalisierung spielt. Er stellt sodann die Gründung von Attac im Zuge der Asienkrise 1997/98 dar und beschreibt den besonderen Charakter von Attac zwischen Volksbildungseinrichtung, Interessengruppe und Protestbewegung. Im Folgenden wird die Mitgliederstruktur von Attac dargestellt, die wichtigsten Mitgliedsorganisationen (Gewerkschaften, Parteien, kirchliche und politische Gruppen und Organisationen) werden vorgestellt. Die Organisationsstruktur von Attac bewegt sich nach Einschätzung des Verfassers zwischen Netzwerk, nichtstaatlicher Organisation und politischer Bewegung. Er zeigt, wie Entscheidungen soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen 151 getroffen werden, welche Organe es gibt und wie es um die innerorganisatorische Demokratie bestellt ist. Der Verfasser fragt zudem nach der Stichhaltigkeit der in Deutschland gegen Attac erhobenen Antisemitismusvorwürfe und beschäftigt sich abschließend mit den Zukunftsperspektiven von Attac. (ICE) [225-F] Oppenhäuser, Holger (Bearbeitung): Globalisierung im Diskurs der extremen Rechten INHALT: In der Politikwissenschaft besteht Einigkeit darüber, dass es derzeit keine angemessenen Theorien zu Erfassung der extremen Rechten gibt. Insbesondere die einst kontrovers diskutierte Frage nach Faschismus und kapitalistischer Gesellschaftsordnung findet in der derzeitigen Debatte kaum noch Beachtung, obgleich sie angesichts rechter Militanz und rechtspopulistischer Parteien in Zeiten der Globalisierung hochaktuell erscheint. Dieser Frage soll in der Dissertation sowohl theoretisch als auch empirisch nachgegangen werden. Zunächst möchte der Autor eine zentrale These seiner Magisterarbeit in diskurstheoretischer Perspektive präzisieren, wonach die französische Regulationstheorie, erweitert um Gramscis Hegemoniebegriff sowie Konzepte von 'gender-' und 'race-regimes' einen geeigneten gesellschaftstheoretischen Rahmen darstellen, um Konjunkturen extrem rechter Ideologien bzw. Bewegungen und Parteien zu analysieren. Ein Ziel ist somit auch, die komplementären Schwächen von Diskurstheorie und materialistischer Gesellschaftstheorie in der Auseinandersetzung mit einem konkreten Gegenstand zu bearbeiten, nämlich der Frage nach den Entstehungs- und Durchsetzungsbedingungen der extremen Rechten. Mit einem kritischen Rückblick auf die ältere Faschismusdiskussion soll dabei die Frage nach dem Zusammenhang von Fordismus und Faschismus untersucht werden (1). Danach soll mit Blick auf die politikwissenschaftliche Rechtsextremismus-Diskussion gefragt werden, inwiefern sich Zusammenhänge zwischen der zeitgenössischen extremen Rechten und den gesellschaftlichen Umstrukturierungen des Postfordismus ergeben (2). Im Anschluss daran soll nach möglichen allgemeinen Zusammenhängen zwischen der extremen Rechten und der Reproduktion der kapitalistischen Gesellschaft gefragt werden (3). Schließlich verspricht der diskurstheoretische Zugang eine angemessene Theoretisierung der extrem rechten Ideologie, die den Fallstricken der klassischen Ideologiekritik entgeht und zugleich eine Analyse der diskursiven Praxis - als zentrales Feld des Kampfes um Hegemonie - ermöglicht (4). Ein derzeit bedeutendes Moment dieses Kampfes, nämlich die Bezugnahme der extremen Rechten auf ökonomische und soziale Entwicklungen, soll im zweiten Teil der Dissertation - am Beispiel des Globalisierungsdiskurses empirisch untersucht werden. Analysiert werden soll die Thematisierung von Globalisierung im Mediendiskurs (verschiedener Fraktionen) der extremen Rechten in Deutschland. Als methodische Grundlage sollen diskursanalytische Verfahren dienen. Insbesondere die folgenden zentralen Fragen sollen bei der Untersuchung berücksichtigt werden: Wie ist der völkische Diskurs der extremen Rechten mit dem Globalisierungsdiskurs strategisch verknüpft? Welche thematischen Artikulationen sind dominant? In welcher Weise transformieren sie das 'völkische Wissen'? Welche Anschlussstellen bestehen zu konkurrierenden Diskursen und auf welche möglichen Bündnisse deutet dies hin? Welche Subjektivitätslagen tendiert der Diskurs wie zu transformieren? Auf welche institutionellen (insbesondere staatlichen und ökonomischen) Veränderungen zielt der Diskurs? Abschließen sollen die empirischen Ergebnisse auf den zuvor entwickelten gesellschaftstheoretischen Rahmen rückbezogen werden. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei auf der Frage liegen, welche Optionen die extreme Rechte aktu- 152 soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen ell verfolgt, welche Durchsetzungschancen absehbar sind und wo demnach Gegenstrategien ansetzen könnten. ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft; Deutscher Akademischer Austauschdienst -DAADINSTITUTION: Universität Frankfurt, FB 03 Gesellschaftswissenschaften, Internationales Promotions-Centrum Gesellschaftswissenschaften (Robert-Mayer-Str. 5, 60054 Frankfurt am Main) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected]) [226-L] Patzelt, Werner J.: Warum verachten die Deutschen ihr Parlament und lieben ihr Verfassungsgericht?: Ergebnisse einer vergleichenden demoskopischen Studie, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 36/2005, H. 3, S. 517-538 (Standort: UuStB Köln(38)-XF148; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Parlamenten wird in Deutschland vergleichsweise wenig Vertrauen entgegengebracht, ihre Leistungen werden eher schlecht bewertet. Warum ist das so? Zentrale Ursachen sollten sich durch einen Vergleich mit stets vertrauensvoll und gut bewerteten politischen Institutionen herausfinden lassen. Dafür bietet sich in Deutschland ein Vergleich der Vertrauens- und Bewertungslage von Bundestag und Bundesverfassungsgericht an. Auf der Grundlage einer im Herbst 2004 durchgeführten bundesweit repräsentativen Umfrage zeigen sich an zentralen Ursachen, dass der 'institutionelle Charakter' des Bundestages (Gemeinwohlorientierung, Überparteilichkeit, Sachlichkeit, Zeit- und Kosteneffektivität) in jeder Hinsicht für deutlich schlechter gehalten wird als jener des Bundesverfassungsgerichts; dass die institutionelle Performanz sowie die Responsivität des Parlaments schlechter bewertet werden als die des Verfassungsgerichts; und dass der Bundestag auch in den Medien schlechter wegkommt als das Bundesverfassungsgericht. Im Übrigen hängt die Beurteilung beider Institutionen stark vom allgemeinen Urteil über das politische System ab, wobei auf das Bundesverfassungsgericht vor allem Zufriedenheit mit tragenden Systemprinzipien abfärbt, auf den Bundestag aber sehr stark Unzufriedenheit mit der wirtschaftlichen Lage und dem politischen Personal." (Autorenreferat) [227-L] Pettenkofer, Andreas: Gewalterfahrungen und kollektive Identitäten 'modernisierender' politischer Bewegungen: Überlegungen am westdeutschen Fall, in: Christoph Liell, Andreas Pettenkofer (Hrsg.): Kultivierungen von Gewalt : Beiträge zur Soziologie von Gewalt und Ordnung, Würzburg: Ergon Verl., 2004, S. 111-135, ISBN: 3-89913-404-4 INHALT: Die theoretischen Überlegungen des Autors beruhen auf einer Auswertung von Texten aus Bewegungszeitschriften und diskutieren zwei Varianten einer "Normalisierungsthese", welche auf unterschiedliche Weise versuchen, eine Grenze zwischen rationalen und irrationalen Elementen des Gegenstands zu ziehen. Es handelt sich zum einen um den frühen Protestdiskurs der westdeutschen Studentenbewegung von 1968 und zum anderen um die Debatten zur späteren Friedenbewegung. Der Autor untersucht u.a. die rhetorische Normalisierung des politischen Protests, den Wandel und die Stabilität der Legitimation politischer Gewalt sowie die Verbindung von Gewaltfreiheit und Militanz. Er zeigt die Ambivalenzen der Normalisie- soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen 153 rungsdiskurse auf und verdeutlicht anhand der Beispiele, dass keine dieser Grenzziehungen Erfolg hatte: das irrationale Element, das sich insbesondere in den Gewaltdiskursen und praktiken zeigt, ist auch konstitutiv für den rationalisierenden Erfolg der politischen Bewegung. Der gewaltförmige Ursprung ist nach der These des Autors in die kollektive Identität der Bewegungen eingeschrieben und erst diese Identität verleiht dem Protest seinen Eigenwert. Der Bezug auf Gewalt wirkt insofern als eine Kontamination, die für die modernisierende Wirkung dieser neuen sozialen Bewegungen entscheidend ist. (ICI2) [228-L] Raasch, Rolf; Henning, Markus: Neoanarchismus in Deutschland: Entstehung - Verlauf - Konfliktlinien, (Sozialwissenschaftliche und historische Schriften, Bd. 1), Berlin: Oppo-Verl. 2005, 219 S., ISBN: 3-926880-13-9 (Standort: Techn. HSB Aachen(82)-Za9666-1) INHALT: "'Neoanarchismus in Deutschland': 'Neo' ist griechisch und bedeutet 'neu'. Doch was ist eigentlich das Neue am Neoanarchismus?2 Und warum lohnt es, sich mit diesem Thema zu beschäftigen? Obwohl es hier vordergründig auch um ein historisches Thema geht, dreht sich dieser Text nur am Rande um allgemeine Fragen nach den Zielen und dem Sinn des Anarchismus aus dem Blickwinkel historiografischer Perspektiven. Diese Fragestellungen sind oft genug an anderer Stelle ausgiebig erörtert worden. Sie erschließen sich hier quasi 'nebenbei'. Uns geht es vielmehr um eine soziologische Bestandsaufnahme der Entwicklung vom Antiautoritarismus der '68er Bewegung' hin zum Anarchismus. Wie kam es in einer Zeit sozialer und politischer Auf- und Umbrüche, in der die Momente jugendlicher Subkulturen und radikaldemokratischer Protestformen zusammenwirkten, zur Wiederentdeckung des historischen Anarchismus und eines zeitlosen sozialpolitischen Phänomens: Der Anarchie? Die an dieser Geschichte Beteiligten kritisierten das Schlechte am Alten und waren auf der Suche nach dem besseren Neuen. Sie trafen schließlich eher unbewusst auf das Alte: Den Anarchismus oder aktiv ausgedrückt: Die Anarchie als experimentell zu konkretisierende Metapher sozialer und individueller Freiheitsbestrebungen. Einmal unterstellt, der Anarchismus sei keine folgenlose idealistische Schwärmerei oder revolutionsromantisch verklärtes Zukunftsprojekt: Was kann er zur progressiven Veränderung einer Gesellschaft beitragen? Und, wenn überhaupt: Reicht es dann lediglich zu einer reformistischen Modernisierungsfunktion, also zur Integration von Systemopposition zum Zwecke der reibungsloseren Anpassung liberal-bürgerlich verfasster Gesellschaften ans global-kapitalistische Wirtschaftssystem? Am Beispiel der Geschichte der neoanarchistischen Bewegung in der BRD und der späten DDR wird die nie voraus zu berechnende Wirkung der Anarchie auf das Selbst und aufs soziale Ganze untersucht, ausgelöst durch die '68iger Bewegung' und die kulturrevolutionären Jugendbewegungen bis in die neuere Zeit hinein." (Autorenreferat) [229-F] Rattinger, Hans, Prof.Dr. (Leitung): Von der knappen Wiederwahl zur Abwahl? Die Dynamik individueller politischer Orientierungen und Verhaltensweisen in Deutschland zwischen den Bundestagswahlen 2002 und 2005 INHALT: Ziel des Forschungsvorhabens ist es, im zeitlichen Kontext der überraschend vorgezogenen Bundestagswahl 2005 den Wandlungsprozess der politischen Orientierungen und Verhaltensweisen in Deutschland seit der Bundestagswahl 2002 zu dokumentieren. Im Zentrum 154 soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen des Interesses stehen die Folgen der außergewöhnlichen aktuellen politischen Ereignisse im Vergleich zu den Randbedingungen anderer Bundestagswahlen. Daher wird bei der Datenerhebung auf bereits zur Bundestagswahl 2002 befragte Personen zurückgegriffen, um durch eine Wiederholungsbefragung vor allem die Dynamik des individuellen politischen Meinungs- und Präferenzwandels bei identischen Versuchspersonen angesichts der massiven Veränderungen der politischen Situation im Land nachzuvollziehen und einer umfassenden Auswertung zu unterziehen. ZEITRAUM: 2002-2005 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Empirische Sozialforschung; politikwissenschaftliche Einstellungs- und Verhaltensforschung. Untersuchungsdesign: Panel DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: ca. 1.500; Teilnehmer der Befragung aus 2002; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts; Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut. ART: gefördert BEGINN: 2005-08 ENDE: 2005-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Fritz Thyssen Stiftung INSTITUTION: Universität Bamberg, Fak. Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl für Politikwissenschaft II Politische Soziologie (Feldkirchenstr. 21, 96045 Bamberg) KONTAKT: Leiter (Tel. 0951-863-2605, e-mail: [email protected]) [230-L] Röpke, Andrea; Speit, Andreas (Hrsg.): Braune Kameradschaften: die militanten Neonazis im Schatten der NPD, Berlin: LinksDruck Verl. 2005, 221 S., ISBN: 3-86153-365-0 (Standort: UB Mainz(77)-232211) INHALT: "Im Schatten der rechtsextremen NPD haben sich die Neonazis unauffällig umstrukturiert. An die Stelle juristisch belangbarer Organisationen ist in den letzten Jahren ein Netzwerk autonomer Kameradschaften getreten, die besonders militant agieren. Die Polizei konnte umfangreiche Waffen- und Sprengstoffbestände sicherstellen, einen Bombenanschlag auf jüdische Einrichtungen in München gerade noch verhindern. Beinahe täglich sind Menschen Opfer rechter Gewalt. In zehn Beiträgen berichten die Autoren über die internen Funktionsmechanismen der lokalen Gruppen, ihre Koordinierung durch regionale Aktionsbüros, die finanzielle Absicherung über eigene Unternehmen und Immobilien, den Aufschwung des Rechtsrock, die neue Stellung der Frauen innerhalb der Szene und die verdeckten internationalen Vernetzungen. Eine Aufstellung der wichtigsten Kameradschaften in ganz Deutschland findet sich im Anhang." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Andreas Speit: 'Wir marschieren bis zum Sieg' (13-39); Andrea Röpke: Bomben, Waffen, Terror in der Kameradschaftsszene (40-66); Christian Dornbusch, Jan Raabe: 'Rechtsrock fürs Vaterland' (67-86); Andrea Röpke, Andreas Speit: 'Nicht mehr nur die Freundin eines Nazis' (87-106); Andrea Röpke: 'Nachschubbasis und Heimatfront' (107-132); Christian Dornbusch, Andreas Speit: Mode für den 'nationalen Widerstand' (133-146); Heike Kleffner: Mittendrin - Der Kameradschaftsbund Anklam (147-162); Alexander Hoffmann, Andrea Röpke, Andreas Speit: Das internationale Netz (163-181); Andrea Röpke, Andreas Speit: NPD und 'Freie Kameradschaften' (182198). [231-F] Salzborn, Samuel, Dr. (Bearbeitung); Schmidt, Peter, Prof.Dr. (Leitung): Antisemitismus als Element Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit: Strukturen, Kontexte und Dynamiken soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen 155 INHALT: Tiefenhermeneutik des Antisemitismus. In der Antisemitismusforschung wird in Bezug auf Deutschland in der Regel zwischen vier Subdimensionen der Judenfeindschaft unterschieden: erstens dem christlich-religiösen Antijudaismus, zweitens dem biologisch argumentierenden Rassenantisemitismus, drittens dem so genannten sekundären Antisemitismus und viertens dem antizionistischen Antisemitismus. Im Rahmen öffentlich artikulierter Meinungen kommt in jüngerer Vergangenheit insbesondere den beiden letzt genannten Formen große Bedeutung zu. Während die Artikulation von Einstellungen, die dem religiösen bzw. dem rassistischen Antisemitismus zugeordnet werden können, im Laufe der deutschen Nachkriegsgeschichte langsam, aber kontinuierlich abgenommen hat, zeigt sich im Rahmen quantitativer Studien eine im Vergleich hohe Relevanz von sekundärem und antizionistischem Antisemitismus im gesellschaftlichen Diskurs. Zentral in Bezug auf diese Verschiebung der Artikulationsweise von antisemitische Einstellungen in der deutschen Bevölkerung ist die Auseinandersetzung damit, ob dieser Wandel nur in einer Änderung der Artikulationsweise bei Fortbestehen der antisemitischen Grundhaltung besteht und welche Rolle in diesem Kontext das Motiv der Kommunikationslatenz spielt. Die Hypothese besteht darin, dass es in jüngster Vergangenheit eine prinzipielle Zunahme der Bereitschaft zur Kommunikation antisemitischer Einstellungen gibt, dass diese Erosion der Kommunikationsschranke mit der Enttabuisierung von antizionistischem und sekundärem Antisemitismus ursächlich zusammenhängt und dass zugleich gesamtgesellschaftliche Diskursverschiebungen im Spannungsfeld des Opfer-Täter-Diskurses eine erhebliche Rolle für die Enttabuisierung des Antisemitismus spielen. Gesamtziel der Untersuchung ist die Ergründung von Strukturen, Kontexten und Dynamiken des Antisemitismus, wobei das Schwergewicht auf Aspekte der Politischen Psychologie gelegt wird, also vor allem kollektive Identifikations-, Abwehr- und Projektionsmuster in den Blick genommen werden sollen. Hierbei soll der Frage nachgegangen werden, welche politisch-psychologischen Hintergründe für die Übernahme antisemitischer Welterklärungsmuster ursächlich sind, aber auch herausgefunden werden, unter welchen Umständen latenter Antisemitismus zu manifestem und letztlich auch physisch gewalttätigem Antisemitismus werden kann und inwiefern die "Erosion der Grenzziehung" (Lars Rensmann) damit korreliert. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Methodisch soll das Projekt in Anlehnung an das von Christian Seipel und Peter Rieker beschriebene Integrationskonzept eines Nacheinander von quantitativer und qualitativer empirischer Forschung im Rahmen einer qualitativen Zusatzstudie untersucht werden, die als Substichprobe aus der Grundgesamtheit des nächsten GMF-Surveys gezogen werden soll. Methodisch besonders geeignet ist hierfür das strukturierte Tiefeninterview, da es die Möglichkeit eröffnet, nicht kommunizierte Motive - seien sie bewusst verschwiegener oder unbewusst verdrängter Natur - aufzudecken. Ziel ist dabei vor allem, hinter die Oberflächenstruktur des Antisemitismus zu kommen, seine politisch-psychologischen Dynamiken zu dechiffrieren und seine assoziativen Kontexte herauszuarbeiten. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 20; Stichprobe aus dem GMFSurvey 2005; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: gefördert BEGINN: 2005-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Gießen, FB 03 Sozial- und Kulturwissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Empirische Sozialforschung (Karl-Glöckner-Str. 21 E, 35394 Gießen); Universität Marburg, Graduiertenkolleg 884 "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit: Ursachen, Phänomenologie und Konsequenzen" (Gutenbergstr. 18, 35032 Marburg) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected], http://www.salzborn.de ) 156 soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen [232-F] Schäfer, Julia, M.A. (Bearbeitung); Deth, Jan van, Prof.Dr. (Betreuung): Sozialkapital und politische Orientierungen bei Jugendlichen in Deutschland INHALT: Problemstellung: Welchen Beitrag kann das Sozialkapitalkonzept zur Erklärung der politischen Involvierung Jugendlicher beitragen? Zielsetzung: Mittels des Sozialkapitalkonzeptes wird versucht eine Antwort auf die Frage zu finden, warum Jugendliche in Deutschland derart unterschiedlich politisch involviert sind. Übertragbarkeit des Sozialkapitalkonzeptes auf Jugendliche und Analyse der Bedingungsfaktoren und Folgen sozialen Kapitals im Jugendalter. Hypothese: Neben der Ausstattung mit Human-, Finanz-, Familien- oder Beziehungskapital spielt die Verfügbarkeit von Sozialkapital (Vereinsmitgliedschaft, Vertrauen, Werte, Normen) eine wichtige Rolle für die politische Sozialisation. Ergebnis: Sozialkapital ist wichtig für die Entwicklung politischer Orientierungen im Jugendalter. Allerdings verstärken sich Ungleichheiten zwischen den Jugendlichen sich durch soziales Kapital. ZEITRAUM: 1990-2002 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Das Sozialkapitalkonzept hat in jüngster Zeit vor allem durch die Arbeiten von Robert Putnam und die damit in Gang gesetzte Debatte um die Relevanz zivilgesellschaftlicher Strukturen, Aufmerksamkeit innerhalb der Politikwissenschaft erlangt. In vielfältigen aktuellen Forschungsprojekten wird daher versucht, zu untersuchen, inwieweit soziale Beteiligung, generalisiertes Vertrauen sowie soziale Werte und Normen, als zentrale strukturelle und kulturelle Bestandteile sozialen Kapitals politisches Interesse, politische Beteiligung oder politische Unterstützung bedingen. Im Mittelpunkt derartiger Studien stehen allerdings Erwachsenen. Wird das Sozialkapital Jugendlicher betrachtet, stehen vor allem jugendspezifische Formen der sozialen Integration, wie die Familie, die Schule oder Gleichaltrige, und deren Einfluss auf zum Beispiel den Schulerfolg oder delinquentes Verhaltens im Mittelpunkt der Untersuchungen. Stattdessen wird die Rolle sozialen Kapitals bei der politischen Sozialisation Jugendlicher seit der Deutschen Einheit auf Basis verschiedener Jugendstudien betrachtet. DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten (Stichprobe: 4.005; Shell Jugendstudie "Jugend '92"; Auswahlverfahren: Zufall. Stichprobe: 2.102; Shell Jugendstudie "Jugend 1997"; Auswahlverfahren: Zufall. Stichprobe: 4.546; Shell Jugendstudie "Jugend 2000"; Auswahlverfahren: Zufall. Stichprobe: 2.515; Shell Jugendstudie "Jugend 2002"; Auswahlverfahren: Zufall. Stichprobe: 7.090; DJI Jugendsurvey 1992; Auswahlverfahren: Zufall. Stichprobe: 6.919; DJI Jugendsurvey 1997; Auswahlverfahren: Zufall. Stichprobe: 3.275; Kindheit, Jugend und Erwachsenwerden 1991-1997, Querschnitt 1996; Auswahlverfahren: Zufall). ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2003-01 ENDE: 2005-05 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Land Baden-Württemberg INSTITUTION: Universität Mannheim, Fak. für Sozialwissenschaften, Lehrstuhl für Politische Wissenschaft und International Vergleichende Sozialforschung (68131 Mannheim) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0621-181-2796, e-mail: [email protected]) [233-L] Schrupp, Antje: Zukunft der Frauenbewegung, Rüsselsheim: Göttert 2004, 79 S., ISBN: 3-922499-75-9 INHALT: Angesichts der zunehmenden Kürzungen in der etablierten Frauenpolitik und des scheinbaren Aufweichens patriarchaler Strukturen ist auch für den Feminismus eine Neubestimmung der eigenen Positionen notwendig geworden. Einen Ansatzpunkt sieht die differenztheoretisch orientierte Autorin im weiblichen Begehren. Dieses soll jedoch nicht als fest soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen 157 gefügte Position in politischen Zusammenhängen durchgesetzt, sondern vielmehr diskursiv und in persönlichen Beziehungen ausgehandelt werden. Dabei soll es nicht das Ziel sein, Interessen schlicht durchzusetzen, sondern vielmehr das je eigene Begehren auch und gerade als weibliches Begehren zu formulieren. Dadurch sollen Frauen in gesellschaftlichen Zusammenhängen und der Öffentlichkeit sichtbar und symbolisch verortbar werden, aber nicht als geschlechtsneutrale, sondern als geschlechtliche Wesen, als Frauen. (ZPol, VS) [234-L] Schulz, Wolfgang; Weiss, Hilde: Ausländerfeindlichkeit und Neoliberalismus als Elemente populistischer Politik?: zum Wandel der Einstellungen der ÖsterreicherInnen zwischen 1998 und 2003, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg. 34/2005, H. 4, S. 395-411 (Standort: UuStB Köln(38)XE00150; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "In dem Beitrag wird untersucht, ob fremdenfeindliche und neoliberale Ideologien, die in den vergangenen Nationalratswahlen noch eine wichtige Rolle spielten, auch nach den letzten Wahlen (2002) noch attraktiv sind. Anhand repräsentativer Befragungen wird gezeigt, wie sich die Einstellungen der AnhängerInnen der österreichischen Parteien zwischen 1998 und 2003 verändert haben. Die Ergebnisse zeigen, dass die beiden Dimensionen Fremdenfeindlichkeit und Neoliberalismus zu beiden Zeitpunkten erheblich korrelieren. Ausländerfeindlichkeit hat in der Bevölkerung zwischen den beiden Beobachtungszeitpunkten zwar nur unwesentlich abgenommen, die Attraktivität neoliberaler Maßnahmen und Ideen hat jedoch stark an Boden verloren. 1998 waren die AnhängerInnen der beiden rechten Lager in der Einstellungsdimension Neoliberalismus nahe beisammen, auch SPÖ-AnhängerInnen, fühlten sich, wenn auch nicht im selben Ausmaß, von einer neoliberalen Ideologie angesprochen. 2003 rücken aber sowohl SPÖ- als auch ÖVP-AnhängerInnen von neoliberalen Haltungen ab, nur die FPÖ-SympathisantInnen (2003 rund auf die Hälfte reduziert) halten diesen Standpunkt aufrecht. Die Gewinnformel aus 'Ausländerfeindlichkeitplus neoliberale Politik' war also zu Ende der 90er Jahre durchaus erfolgreich, hat aber inzwischen an Anziehungskraft verloren. 1998 waren noch rund ein Drittel der ArbeiterInnen sowohl fremdenfeindlich als auch neoliberal eingestellt, 2003 geht dieser Anteil auf ein Fünftel zurück." (Autorenreferat) [235-L] Schumann, Siegfried; Schoen, Harald: Köpfe machen Stimmung: eine Analyse der Determinanten von Parteisympathien, in: Zeitschrift für Politische Psychologie, Jg. 11/2003, Nr. 4, S. 325-343 (Standort: UuStB Köln(38)-Zs.A 5587; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Die vorliegende Untersuchung geht der Frage nach den Determinanten von Parteisympathien nach. Als die mit Abstand wichtigste Determinante erweist sich die Sympathie zu den Spitzenpolitikern der jeweiligen Parteien. Die Sympathien für die verschiedenen Politiker sind dabei nicht voneinander unabhängig, sondern klar strukturiert ('linke/ alternative', 'rechte/ konservative' und 'extrem rechte' Politiker). Eine analoge Struktur liegt auch den KompetenzEinschätzungen der einzelnen Parteien zur Lösung des wichtigsten politischen Problems zugrunde. Diese Variable besitzt jedoch allenfalls mäßige Erklärungskraft, ebenso wie die Rechts-Links-Selbsteinschätzung, die Parteiidentifikation sowie die Sympathie für Gewerkschaften bzw. für die katholische Kirche. Nachdem Parteisympathien auch unter Kontrolle anderer relevanter Einflussgrößen derart stark von der Sympathie zu den entsprechenden Poli- 158 soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen tikern abhängen, eröffnen sich hier erhebliche, bisher nicht in diesem Maße wahrgenommene Gestaltungsmöglichkeiten für die Politik." (Autorenreferat) [236-L] Srp, Uwe: Antiamerikanismus in Deutschland: Theoretische und empirische Analyse basierend auf dem Irakkrieg 2003, (Studien zur Zeitgeschichte, 43), Hamburg: Kovac 2005, 240 S., ISBN: 38300-1755-3 INHALT: Während des Tiefpunktes deutsch-amerikanischer Beziehungen im Kontext des IrakKrieges 2003 konstatierten Kommentatoren auf beiden Seiten des Atlantiks eine spürbare Zunahme des Antiamerikanismus im Meinungsbild der deutschen Bevölkerung. Es blieb jedoch offen, was sich hinter dem Begriff Antiamerikanismus verbirgt: ein langfristiger Meinungswandel in der Bevölkerung, ein kurzfristiger Umschwung des Stimmungsbildes im Angesicht des drohenden Krieges, berechtigte Kritik, ein Kampfbegriff oder die Applikation verbreiteter Stereotype und Vorurteile. Srp versucht den Begriff 'Antiamerikanismus' mit Inhalt zu füllen und dann die Rolle der Medien im Kontext des Irak-Krieges zu überprüfen. Der erste Teil dient der Betrachtung von Antiamerikanismus aus drei Blickwinkeln: Definition des Begriffes im wissenschaftlichen Gebrauch und im Alltagsverständnis, historische Entwicklung von Amerikabildern im deutschsprachigen Raum sowie psychologische Konzepte zur Beschreibung und Erklärung von Antiamerikanismus. Daraus wird ein Analysekonzept entwickelt, das die politischen Aspekte von Antiamerikanismus betont. Dieses Konzept bildet die Basis für die inhaltsanalytische Untersuchung der deutschen Wochenpresse mit den Vertretern von 'Der Spiegel', 'Stern', 'Focus', 'Die Zeit', 'Freitag' und 'Junge Freiheit'. Die Darstellung erfolgt überblicksartig, eine Erläuterung des Untersuchungsdesigns und des Analyserasters sowie der gewerteten Indikatoren fehlen. (ZPol, VS) [237-F] Steffens, Gerd, Prof.Dr. (Leitung): Konzepte der Bürgerrolle, politische Sozialisation und politische Bildung INHALT: Untersucht wird, wieweit Konzeptionalisierungen/ Modellierungen von Bürgerrollen die - expliziten oder impliziten - Fluchtpunkte politischer Sozialisation und politischer Bildung sind. Diese Frage wird sowohl in einer historischen, begriffs- und theoriegeschichtlichen Untersuchungsperspektive, die an der Genese idealtypischer Figurationen wie 'Citoyen', 'Bougeois' oder 'Untertan' interessiert ist, wie in einer demokratietheoretischen Perspektive untersucht, aus der analysiert wird, welche Rollen/ Selbstverständnisse durch Konzeptionalisierung/ Inszenierungen von Politik nahegelegt oder durch Konzepte von politischer Bildung zugeschrieben werden. ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Kassel, FB 05 Gesellschaftswissenschaften, Fach Politikwissenschaft Fachgebiet Politische Bildung und ihre Didaktik (Nora-Platiel-Str. 1, 34109 Kassel) KONTAKT: Leiter (Tel. 0561-804-3114, Fax: 0561-804-3464, e-mail: [email protected]) soFid Politische Soziologie 2006/1 6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen 159 [238-L] Trube, Achim: Bürger ohne Arbeit, aber mit gesellschaftlichem Engagement?: Arbeitsmarktpolitik, Beschäftigungspolitik und Gemeinwohlarbeit, in: Archiv für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit : Vierteljahreshefte zur Förderung von Sozial-, Jugend- und Gesundheitshilfe, Jg. 36/2005, Nr. 4, S. 44-59 (Standort: UuStB Köln(38)-XG1981; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Erstaunliches kennzeichnet die aktuelle sozialwissenschaftliche Diskussion in der Bundesrepublik: Einerseits erfolgt die Auseinandersersetzung mit der Massenarbeitslosigkeit und deren Folgen, andererseits 'blühen' Überlegungen zur Zivilgesellschaft und bürgerschaftlichem Engagement. Beide Enden der Gesprächsfäden bleiben dabei oftmals seltsam unverknüpft oder aber werden eher theoretisch abgehoben in Bezug gesetzt. Im Lichte dessen will der folgende Beitrag empirisch die vorfindbaren Ansätze bürgerschaftlichen Engagements im Bereich von Arbeitslosigkeit und Beschäftigungsförderung beleuchten, ohne aber der theoretischen Fragestellung auszuweichen, die im ersten Teil der Abhandlung zumindest kurz angerissen werden soll. Praxisorientiert wird es überdies auch darum gehen, speziell die aktuelle Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik im Hinblick auf ihr zivilgesellschaftliches Potenzial zu überprüfen, um ihre Valenz für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung soziologisch zu bewerten." (Autorenreferat) [239-L] Vogt, Ludgera: Das Kapital der Bürger: Theorie und Praxis zivilgesellschaftlichen Engagements, Frankfurt am Main: Campus Verl. 2005, 298 S., ISBN: 3-593-37883-3 INHALT: "Zivilgesellschaft basiert auf dem freiwilligen Engagement der Bürger. Die investieren viel Arbeit, Zeit und oft auch Geld, um gemeinnützige Projekte voranzubringen. Wodurch sind sie motiviert, was erwarten sie sich davon? Ludgera Vogt zeigt in einer kritischen Diskussion der vorliegenden Theorieansätze und in einer empirischen Fallstudie zu einer deutschen Bürgerstiftung, wie Bürgergesellschaft tatsächlich funktioniert. Im Ergebnis zeigt sich, dass nur da, wo Gemeinsinn und Eigennutz, republikanisches Ideal und kühle Nutzenabwägung zusammenwirken, zivil-gesellschaftliches Engagement erfolgreich auf Dauer gestellt werden kann." (Autorenreferat) 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten [240-L] Baurmann, Michael: Korruption, Recht und Moral, in: Politische Vierteljahresschrift : Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Sonderheft, 2005, H. 35, S. 164-182 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; UuStB Köln(38)-FHM-XE00036; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Will man etablierte Korruption in einem politischen System bekämpfen, so muss man den Zustand der gesamten Gesellschaft verändern, postuliert der Autor. Obwohl gegen starke konkurrierende Normensysteme von z.B. Subkulturen schwer durchsetzbar, haben staatliche Rechtsnormen wichtige unverzichtbare Funktionen. Es ist jedoch eine Untersuchung der Wirkung von staatlicher Strafe in sozialwissenschaftlicher Perspektive nötig, die Wirkungen ana- 160 soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten lysiert und über eine bloße Abschreckungsprävention hinausgehen. Hierzu legt er zunächst dar, dass Rechtsnormen mit Strafen als Mittel der moralischen Erziehung und Abschreckungsprävention schwer oder gar nicht gegen bestehende soziale Normen durchsetzbar sind. Wirksamer erscheinen hier Maßnahmen im Sinne der positiven Generalprävention, die aktives freiwilliges Befolgen von Normen befördert. Es ist allerdings zwingend nötig, dass Strafen und die ausführenden Subjekte legitimiert und durch ihre Effizienz und Verlässlichkeit Vertrauen vermittelnd erscheinen." (Autorenreferat) [241-L] Behnke, Nathalie: Ethik in Politik und Verwaltung: Entstehung und Funktion ethischer Normen in Deutschland und den USA, (Staatslehre und politische Verwaltung, Bd. 9), Baden-Baden: Nomos Verl.Ges. 2004, 276 S., ISBN: 3-8329-0953-2 (Standort: UB Bonn(5)-2005/4787) INHALT: Die Verfasserin setzt sich mit der Frage auseinander, worauf das gesteigerte Interesse an politischer Ethik in Deutschland und den USA zurückzuführen ist und welche Unterschiede es in der institutionellen Umsetzung politischer Ethik in beiden Ländern gibt. Zur Beantwortung dieser Fragen wird das Modell der Normentstehung von Edna Ullmann-Margalit herangezogen, das die Entstehung von Institutionen aus der situativen Nachfrage nach Normen erklärt. Es schließt sich eine "dichte Beschreibung" beider Fallbeispiele an, die jeweils den Ausgangspunkt der Ethik-Debatte, die Verankerung grundlegender ethischer Werte, einschlägige Regelungsinhalte (Verbote, Unvereinbarkeiten, Prävention) sowie Verantwortlichkeiten und Kontrolle umfasst. Als vergleichbare Einflüsse auf die Nachfrage nach EthikMaßnahmen erweisen sich die Faktoren Erosion des öffentlichen Vertrauens, erhöhte Kontrollansprüche und moralische Entlastung. Darüber hinaus werden Faktoren identifiziert, die für die unterschiedliche Schwerpunktsetzung in beiden Ländern auf die Signalfunktion von Ethik-Maßnahmen oder auf die instrumentelle Kontrollfunktion verantwortlich sind, Einflüsse des politischen Systems benannt und institutionelle Lösungen vorgestellt. Die Verfasserin schließt mit Überlegungen zur Einbettung von Ethik-Maßnahmen in ein weiter gefasstes Verständnis der Entwicklung und Standardisierung von Normen. (ICE2) [242-L] Brück, Brigitte: Frauen und Rechtsradikalismus in Europa: eine Studie zu Frauen in Führungspositionen rechtsradikaler Parteien in Deutschland, Frankreich und Italien, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 164 S., ISBN: 3-8100-3857-1 (Standort: UB Dortmund(290)-D35347) INHALT: "Das Buch bietet einen fundierten Überblick über das Selbstverständnis von Politikerinnen in Führungspositionen rechtsextremer Parteien in Deutschland, Frankreich und Italien. Das Buch führt in die zeitgenössische Rechtsextremismusforschung - sofern sie eine Geschlechterperspektive berücksichtigt - ländervergleichend ein. Anhand von Leitfadeninterviews mit Politikerinnen in Führungspositionen rechtsradikaler Parteien in Deutschland, Frankreich und Italien werden das Sachverständnis und die politische Positionierung dieser Aktivistinnen untersucht. Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser Politikerinnen werden analysiert. Dabei wird die Rolle der Politikerinnen in der Traditionsbildung und der Modernisierung ihrer Parteien nachgezeichnet. Das Buch bietet einen Überblick über rechtsextreme Frauen in Europa und einen Einblick in die geschlechterkritische komparative Rechtsextremismusforschung." (Autorenreferat) soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten 161 [243-L] Brunssen, Frank: Das neue Selbstverständnis der Berliner Republik, Würzburg: Königshausen u. Neumann 2005, 169 S., ISBN: 3-8260-3003-6 INHALT: Die deutsche Einigung hat - entgegen der anfänglichen Wahrnehmung vieler Westdeutscher - nicht einfach die alte Bundesrepublik um die Gebiete der neuen Bundesländer erweitert. Der Umbruch 1989/90 und die sich daran anschließenden Prozesse haben die politische Kultur des vereinigten Deutschlands an markanten Punkten geprägt und gewiss auch verändert. Neben der Entscheidung über die Hauptstadt zählen dazu sicher - angesichts der Unterschiedlichkeit der Lebensverhältnisse - die Frage der inneren Einheit und Versuche einer Neudeutung der jüngeren deutschen Geschichte, die eine Relativierung der nationalsozialistischen Vergangenheit bedeuten könnten. Anhand dieser thematischen Gesichtspunkte will der Autor diskutieren, 'wie die Deutschen sich selbst seit der Zeitenwende von 1989/90 sehen und wie sie von außen gesehen werden wollen' (10). Ausdrücklich betont Brunssen, dass es ihm nicht um eine neuerliche Erörterung des problematischen Konzeptes der nationalen Identität geht, sondern - jenseits essenzialistischer Vorannahmen - um die empirische, also wandelbare Ausprägung des Selbstverständnisses der Deutschen. (ZPol, VS) [244-F] Buchholz, Kai, M.A. (Bearbeitung); Weingart, Peter, Prof.Dr. (Betreuung): Voraussetzungen und Widersprüche der wissenschaftlichen Politikberatung. Über Struktureigenschaften von politikberatendem Handeln (Arbeitstitel) INHALT: In der Dissertation soll der Frage nachgegangen werden, ob sich wissenschaftliche Politikberatung soziologisch als professionalisierungsbedürftiges Handeln beschreiben lässt. Mit dieser Frage soll der Prozess der wissenschaftlichen Politikberatung genauer beleuchtet werden, indem versucht wird zu zeigen, unter welchen strukturellen Bedingungen dieser Prozess stattfindet, die sich aus den Eigendynamiken der spezifischen sozialen Situation Beratung erklären lassen. Zur Bearbeitung diese Vorhabens werden in einem ersten Schritt aus den Interviews der BBAW Arbeitsgruppe, der Analyse eines Fallbeispiels (der Zentralen Kommission für Biologische Sicherheit) und durch die Analyse von Interviews mit Wissenschaftlern, die persönlich informell Politiker beraten, die Probleme rekonstruiert, die sich in der Praxis der wissenschaftlichen Politikberatung ergeben. In einem zweiten Schritt wird auf der Grundlage von soziologischen Forschungen zu Beratung ein allgemeiner Politikberatungsbegriff entwickelt. Dieser bestimmt Beratung als spezifische soziale Beziehung, die widersprüchliche Rollenerwartungen bereit hält und damit die Kommunikation zwischen Berater und Beratenen strukturiert. Diese Anforderungen müssen in der Beratung bearbeitet werden, damit Beratung nicht scheitert und Aussichten auf Erfolg hat. Dann werden diese Anforderungen mit denen verglichen, die nach der Professionalisierungstheorie Handeln in der pädagogischen Praxis oder der Rechtsberatung als professionalisierungsbedürftiges Handeln auszeichnen. Hier werden Strukturähnlichkeiten vermutet, die es nahe legen, auch Politikberatung als professionalisierungsbedürftiges Handeln aufzufassen. Um diese Annahme zu verifizieren, wird in einem dritten Schritt mit dem theoretisch gewonnen Begriff der Beratung versucht, die rekonstruierten Probleme der Politikberatung zu analysieren. Hier soll geklärt werden, ob die Probleme, die die Praxis selbst sieht, als die durch die theoretischen Überlegungen hergeleiteten typischen Probleme zu interpretieren sind, die durch die widersprüchlichen Anforderungen der Beratung auftreten. Wenn sich dies zeigen lässt, ist ein allgemeiner Beratungsbegriff gewonnen, der die Dynamiken von Politikberatung gut erfassen kann. Dies 162 soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten würde weiterhin die Ausgangshypothese erhärten, dass Politikberatung als professionalisierungsbedürftiges Handeln charakterisiert werden kann. METHODE: 1. Systemtheorie und Professionssoziologie; 2. Soziologie der Beratung. Untersuchungsdesign: Fallstudie DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen (ein Beratungsgremium). Qualitatives Interview (mehrere Politikberater und Gremienmitglieder). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Buchholz, Kai: Wissenschaftliche Politikberatung in der Wissensgesellschaft. in: Hellmann, Gunther; Rudolf, Peter (Hrsg.): Politikwissenschaft in der Wissensgesellschaft. Zum neuen Verhältnis zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik (in der Planung 2006).+++Patzwaldt, Katja; Buchholz, Kai: Beratung in der Forschungs- und Technologiepolitik. in: Falk, Svenja; Römmele, Andrea; Rehfeld, Dieter; Thunert, Martin (Hrsg.): Handbuch Politikberatung (im Erscheinen 2006). ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2004-08 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Bielefeld, Institut für Wissenschafts- und Technikforschung -IWT(Postfach 100131, 33501 Bielefeld); Universität Bielefeld, Graduiertenkolleg 724 "Auf dem Weg in die Wissensgesellschaft: institutionelle und epistemische Transformationen der Wissensproduktion und ihre gesellschaftlichen Rückwirkungen" (Postfach 100131, 33501 Bielefeld) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0521-106-4667, e-mail: [email protected]) [245-L] Bussemer, Thymian: Propaganda: Konzepte und Theorien, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 443 S., ISBN: 3-8100-4201-3 INHALT: Bussemer nimmt eine kritische theoriegeschichtliche Betrachtung der Entwicklung der Propagandaforschung im 20. Jahrhundert und ihrer diversen Forschungsansätze vor: An der 'wechselvollen Geschichte' (379) der Kommunikationswissenschaften entlang stellt er die Perspektiven und Forschungsansätze dar, die für deren verschiedene Phasen typisch sind. Er beschränkt sich dabei aber nicht nur auf die gängigsten Paradigmen und Untersuchungen. Der Band behandelt frühe Propagandakonzepte aus der Massenpsychologie und empirische Modelle wie das Reiz-Reaktions-Schema der Persuasionsforschung ebenso wie später folgende gruppenorientierte Ansätze oder Theorien zur alltäglichen Persuasion in hochmodernen Gesellschaften. Dabei versucht Bussemer, die politischen Intentionen und Strategien sozialer Kontrolle hinter der Kommunikations- und Propagandaforschung zu verdeutlichen, wie sie während des Nationalsozialismus und des Kalten Krieges verfolgt wurden, aber später auch zur Stabilisierung moderner Gesellschaften dienten und immer noch zum Beispiel in den aktuellen Ausformungen der Public Relations zu finden seien. (ZPol, VS) [246-L] Dettling, Warnfried: Fremde Welten?: Bürgergesellschaft und Mediendemokratie, in: Daniel Dettling (Hrsg.): Parteien in der Bürgergesellschaft : zum Verhältnis von Macht und Beteiligung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 139-146, ISBN: 3-531-14543-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005-5488) INHALT: Die Zivilgesellschaft findet in der Mediendemokratie nur schwer ihren Platz. Sie wird zwar in lokalen Medien greifbar, als politische Alternative bleibt sie jedoch in den nationalen soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten 163 Medien unterbelichtet. Die Wirklichkeit der Mediengesellschaft verändert das Verhalten von Wissenschaft und Politik. Die mediale Konstruktion der Wirklichkeit und die dadurch mitverursachte Entpolitisierung der Politik führen zu einer Verdrängung der Wirklichkeit und einer Verarmung der politischen Debatte. Erforderlich sind eine Wiedergewinnung kritischer Öffentlichkeit und eine Repolitisierung der Politik mit dem Ziel, ein neues Verhältnis von Staat, Gesellschaft und Wirtschaft zu formulieren. (ICE2) [247-L] Eckert, Forian: Lobbyismus - zwischen legitimem politischem Einfluss und Korruption, in: Politische Vierteljahresschrift : Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Sonderheft, 2005, H. 35, S. 267-286 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; UuStB Köln(38)-FHM-XE00036; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Problematische Nebeneinkünfte von Abgeordneten sind in letzter Zeit schlagartig in das Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit gedrungen. Aber kann und darf hier von Korruption gesprochen werden? Der Autor versucht, den Graubereich zwischen Lobbyismus und Korruption aufzuhellen und zu strukturieren. Er beschreibt das Wesen des Lobbyismus und diskutiert das Für und Wider des Phänomens unter Berücksichtigung demokratietheoretischer Gesichtspunkte - insbesondere der Pluralismusdebatte. Die Grenze zur Korruption ist nicht klar zu umreißen, sondern man kann sich ihr lediglich nähern, wobei der Autor das Polaritätenschema von Alemanns und dessen Konzept der Schattenpolitik zu Hilfe nimmt. Ein wichtiges Unterscheidungskriterium wird im Tauschmedium gesehen: Beim Lobbyismus ist es die Information, bei der Korruption der unrechtmäßige geldwerte Vorteil. Er kommt zu dem Ergebnis, dass es keine genaue Unterscheidung der wesensverwandten Phänomene gibt. Er schließt daraus, dass Legitimität vor Legalität bei der Beurteilung der Phänomene gehen muss. Vor dem Hintergrund dieser theoretischen Überlegungen diskutiert der Autor, wie und in welchem Maße eine zuviel in die Korruption übergreifende Lobbytätigkeit bekämpft werden muss. Er hält die vorhandenen Selbstreinigungskräfte im politischen System für ausreichend. Weder eine Veröffentlichung sämtlicher Einkünfte von Abgeordneten noch die Schaffung zusätzlicher Transparenz werden als wirksam eingestuft. Ein Zuviel an Transparenz schafft Intransparenz, qualifizierte Abgeordnete sind nur schwer zu haben, wenn man all ihre Einkünfte veröffentlichen möchte, so seine Bedenken." (Autorenreferat) [248-L] Fischer, Jochen; Rupp, Hans Karl: Deutsche Vereinigung und NS-Vergangenheit, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2005, H. 40, S. 41-46 (Standort: UuStB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/HTGILM.pdf) INHALT: Der durch Martin Walsers Friedenspreisrede ausgelöste Diskurs um die deutsche Erinnerungskultur nach der Wiedervereinigung wurde zur Grundsatzdebatte über einen neuen Umgang mit dem Holocaust in einem neuen Deutschland. Durch die breite, zunächst mediale und später auch politische Diskussion war bald von einem "Einschnitt in die Erinnerungskultur" der Bundesrepublik die Rede. Der Beitrag zeigt, dass von einem Vergessen der "singulären" deutschen Verbrechen der NS-Zeit trotz mancher Befürchtungen nach der deutschen Vereinigung nicht die Rede sein kann. Die deutsche Erinnerungskultur hat sich mit dem deutlichen Bekenntnis zum Holocaust-Mahnmal erneuert, zumindest, was das offizielle Gedenken 164 soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten in der Berliner Republik betrifft. Auch ging vom Wunsch der Deutschen nach Einheit und von ihrem Vollzug keine neue Gefahr im Sinne einer Wiederholung der deutschen Geschichte aus. Antisemitismus ist im offiziellen Deutschland ein durchgesetztes und bei Durchbrechung streng sanktioniertes Tabu. Ethnische Minderheiten sind im Deutschland des 21. Jahrhunderts gleichwohl immer wieder gefährdet - vor allem in Zeiten wirtschaftlicher und sozialer Krisen. Immerhin zeigt aber die breite und dauerhafte Ablehnung antisemitischer Vorurteile in Repräsentativumfragen in Ost- und Westdeutschland, unabhängig von Geschlecht und Alter, dass es bei einer Mehrheit der Deutschen eine inzwischen gefestigte Frontstellung gegen antisemitische Äußerungen und Verhaltensweisen gibt. (ICA2) [249-F] Füting, Angelika, Dipl.-Medienwiss. (Bearbeitung); Will, Andreas, Prof.Dr.; Vowe, Gerhard, Prof.Dr. (Betreuung): Wer kommuniziert wie über politische Themen? Eine typologische Längsschnittanalyse der individuellen politischen Kommunikation in der Bundesrepublik Deutschland INHALT: Forschungsfrage: Wie verändert sich die Kommunikation über politische Themen der Bürger der Bundesrepublik Deutschland von 2002 bis 2005? ZEITRAUM: 2002-2005 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Theorie: individuelle politische Kommunikation; Methodologie: Instrument Typologie. Untersuchungsdesign: Panel DATENGEWINNUNG: Experiment; Standardisierte Befragung, telefonisch. Sekundäranalyse von Individualdaten (Stichprobe: ca. 1.300; Herkunft der Daten: DFG-Projekt "Politische Online-Kommunikation"; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2005-05 ENDE: 2007-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Stipendium; Landesgraduiertenförderung Thüringen INSTITUTION: Technische Universität Ilmenau, Fak. für Mathematik und Naturwissenschaften, Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft (Postfach 100565, 98684 Ilmenau) KONTAKT: Vowe, Gerhard (Prof.Dr. Tel. 0211-8114014, e-mail: [email protected]) [250-L] Giordano, Christian; Patry, Jean-Luc (Hrsg.): Wertkonflikte und Wertewandel: eine pluridisziplinäre Begegnung, (Freiburger Sozialanthropologische Studien, Bd. 6), Münster: Lit Verl. 2005, 163 S., ISBN: 3-8258-8073-7 (Standort: THB Aachen(82)-Le9947-6) INHALT: "Dieser Sammelband versucht Wertkonflikte und Wertewandel aus verschiedenen disziplinären Perspektiven zu beleuchten. Experten aus der Philosophie, Theologie, Soziologie, Sozialanthropologie, Geschichte, Psychologie, Linguistik und Erziehungswissenschaft bemühen sich zu zeigen, dass Wertkonflikte und Wertewandel sowohl in Vergangenheit als auch in Gegenwart eine kreative transkulturelle Konstante im gesellschaftlichen Dasein darstellen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Jean-Claude Wolf: Wertkonflikte (7-31); Gerhard Zecha: Aus Fehlern lernen: Anmerkungen zur Wissenschaftsethik (33-49); Werner Wolbert: Zur Theorie der Pflichtenkollision oder: Die Pflicht zur pflichtwidrigen Tat (51-60); Mariano Delgado: Der Konflikt um die Weitergabe des Glaubens (61-80); Hans Goebl: "Kämpfende Buchstaben": Bemerkungen und Reflexionen zu Orthographie- und Kodifizierungskonflikten in Okzitanien, Romanischbünden und Ladinien (81-103); Claudine Brohy: Die Schweiz und ihre Vielsprachigkeit: Wie spiegeln sich Wertvorstellungen und Wertekonflikte soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten 165 in Karikaturen? (105-118); Aline Gohard-Radenkovic: La nouvelle politique des ministères de l'Education et de l'Immigration du Québec: de la catégorisation culturelle de "Eux Autres": aux tensions sociales entre "Nous - Québécois" (119-134); Jean-Luc Patry: Intrapersonaler Wertepluralismus in der Erziehung: Theorie und konkrete Beispiele (135-150); Christian G. Allesch: Globale Märkte - globale Ängste: zur Psychodynamik der Globalisierungsdebatte (151-163). [251-F] Gruber, Andreas, Dipl.-Pol. (Bearbeitung); Hoffmann-Lange, Ursula, Prof.Dr. (Betreuung): Der weg nach ganz oben - Karriereverläufe deutscher Spitzenpolitiker INHALT: Im Jahr 1975 erschien mit Dietrich Herzogs Untersuchung "Politische Karrieren - Selektion und Professionalisierung politischer Führungsgruppen" eines der Hauptwerke der empirisch angelegten politischen Rekrutierungsforschung. In seinem wegweisenden Werk brachte Herzog als Erster Licht in das Dunkel politischer Karriereverläufe. Von besonderer Bedeutung war sein karrieretheoretischer Forschungsansatz, der eine verlaufssoziologische Betrachtung des Rekrutierungsprozesses von Spitzenpolitikern erlaubte. 30 Jahre nach dem Erscheinen sollen die zentralen Aussagen Herzogs einer empirischen Prüfung unterzogen werden. Ziel des Projekts ist die Untersuchung politischer Führungsauswahl in Deutschland. Im Mittelpunkt stehen die Inhaber politischer Spitzenfunktionen in Exekutive und Legislative, auf Bundes- und auf Länderebene. Deren politische Karriere soll dabei nicht nur als Summe individueller Aufstiegserfolge begriffen werden, sondern als Prozess des Handelns von Personen im Kontext sozialstruktureller und organisatorischer Möglichkeiten. Ausgegangen wird von der Grundüberlegung, dass Karrieren deutscher Spitzenpolitiker nicht einfach ein Produkt des Zufalls sind, sondern dass Karrieren von gesellschaftlichen und politisch-institutionellen Rahmenbedingungen abhängig sind. Eine Spitzenkarriere läuft daher innerhalb bestimmter Phasen (z.B. politische Aktivierung) und Strukturen (z.B. politische Parteien) ab. Aufgrund der Ähnlichkeit der Phasen und Strukturen einer Karriere ergeben sich feste Rekrutierungspfade. Politische Karrieren werden daher ähnliche Muster aufweisen. Das Forschungsziel des Projekts besteht darin, diese Karrieremuster zu identifizieren und empirisch nachzuweisen. Die Untersuchung der insgesamt ca. 475 Personen umfassenden Gruppe konzentriert sich auf folgende Ausgangsfragestellung: Welche grundlegenden Karrieremuster erkennt man bei Spitzenpolitiker in Deutschland? Sind die von Herzog 1975 entdeckten Muster der "StandardKarriere", der "Cross-Over-Karriere" und der "reinen Polit-Karriere" nach wie vor empirisch nachweisbar? Haben sich die Gruppengrößen verschoben oder gibt es neue Karrieremuster? Zur Beantwortung werden unter anderem folgende Aspekte betrachtet: 1. Zusammenhang zwischen beruflicher Laufbahn und politischer Karriere aus: Ist die politische Karriere nach wie vor eine zweite Karriere, die nach einer erfolgreichen beruflichen Laufbahn angestrebt wird? Lässt sich ein Karrieremuster erkennen, in dem Politiker ohne berufliche Erfahrungen unmittelbar in verantwortliche politische Positionen rekrutiert werden? Welche Rolle spielt der Dritte Sektor aufgrund seiner Politiknähe als Rekrutierungsreservoir? 2. Verlauf innerparteilicher Karrieren: Zu welchem Zeitpunkt erfolgt der Parteibeitritt? Welche innerparteilichen Ämter werden bekleidet? Welche Rolle spielen die Jugendorganisationen der Parteien oder andere innerparteiliche Gruppierungen? 3. Öffentliche Wahlämter und parlamentarische Mandate: Welche Rolle spielen kommunalpolitische Wahlämter für eine Spitzenkarriere? In welcher Phase einer Karriere erfolgt mit der Übernahme eines Mandats im Bundes- oder Landtag der Wechsel in die hauptamtliche Politik? Wie sieht die parlamentarische "Lehrzeit" 166 soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten aus? In welchem Umfang kann man von einer vertikalen Ämterkumulation sprechen? 4. Landespolitik als Karrierearena: Wie hoch ist der Anteil der Spitzenpolitiker auf Bundesebene, die den Weg über die Landespolitik genommen haben (Zentripetalrate) und der Anteil der Landespolitiker mit Erfahrungen auf Bundesebene (Zentrifugalraten)? Ist die Landespolitik eine eigenständige Karrierearena? Kann man daher von einem parallelen anstelle eines seriellen Modells bei der Betrachtung landes- und bundespolitischer Karrieren sprechen? GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland METHODE: Herzog folgend wird ein karrieretheoretischer Ansatz der Untersuchung zugrunde gelegt. Demnach wir Elitenbildung als Prozess verstanden, als sukzessive Folge von Rollen-, Status- und Positionswechsel, in deren Ablauf Personen schließlich in Führungspositionen gelangen. Führungsauswahl wird daher nicht nur als Summe individueller Aufstiegserfolge oder als bloßes Substrat gesellschaftlicher Bedingungen begriffen, sondern als Prozess des Handelns von Personen im Kontext sozialstruktureller und organisatorischer Möglichkeiten. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 500; Spitzenpolitiker auf Bundes- und Landesebene, in exekutiven und legislativen Funktionen; Auswahlverfahren: total). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts; Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut. ART: Dissertation BEGINN: 2003-11 ENDE: 2007-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler INSTITUTION: Universität Bamberg, Fak. Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Professur für Politikwissenschaft, insb. Politische Systeme (Feldkirchenstr. 21, 96045 Bamberg) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0951-863-2752, e-mail: [email protected]) [252-L] Haug, Frigga; Reimer, Katrin (Hrsg.): Politik ums Kopftuch, Hamburg: Argument-Verl. 2005, 191 S., ISBN: 3-88619-468-X INHALT: Der Kopftuchstreit, also die Frage, ob es muslimischen Frauen als Lehrerinnen oder ganz generell im öffentlichen Dienst erlaubt oder verboten sein soll, das Kopftuch zu tragen, hat zu unübersichtlichen Fronten gerade auf der Linken und unter Feministinnen geführt. Während Alice Schwarzer das Bundesverfassungsgerichtsurteil, das diese Frage nicht abschließend entschied, sondern den Landesgesetzgebern überließ, als 'halben Sieg der Fundamentalisten' anprangerte, sprachen sich Frauenpolitikerinnen aus Bund und Ländern sowie Ausländerbeauftragte für eine liberale Haltung des Staates aus. Dieser Band dokumentiert das gesamte Spektrum der Auseinandersetzung, die in Form von Aufrufen, offenen Briefen, Zeitungsartikeln und Vorträgen geführt wurde und wird. Damit wollen die Herausgeberinnen einen Beitrag zur Versachlichung der Debatte leisten. Gegliedert sind die Beiträge nach den angesprochenen grundsätzlichen Fragen nach der Haltung zu kultureller Diversität und Frauenrechten, nach dem Verhältnis von Kirche und Staat, der Frage nach der universalen Geltung von Menschenrechten sowie den Bedingungen und Grenzen individueller Entscheidungsfreiheit. Aus dem Inhaltsverzeichnis: I. Vom 'Kampf der Kulturen' zum Kampf um Frauenrechte: Marieluise Beck / Barbara John u. a.: 'Religiöse Vielfalt statt Zwangsemanzipation!': Aufruf wider eine Lex Kopftuch (10-12) Initiative für Toleranz, Akzeptanz und gegenseitigen Respekt: Muslimische Frauen zur Kopftuchdebatte (13-14); Initiative 'Mein Kopftuch': Einmischung und Anmaßung (15-17); Ülkü Schneider-Gürkan u. a.: Für Neutralität in der Schule! (18-21); Hamideh Mohagheghi: Ein Stück (Streit-)Stoff (22-28); Frigga Haug: Nebenschauplatz Kopftuch. Über das Buch 'Nichts ist vergangen. Eine Bosnierin erzählt' von Hajrija Hrustanovic (29-31); Alice Schwarzer: Ein halber Sieg für die Fanatiker. Über das Kopftuch- soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten 167 Urteil in Karlsruhe (32-34); Halina Bendkowski: Von der Notwendigkeit der Freiheit, sich nicht selbst behindern zu müssen. Plädoyer für einen dogmatischen Feminismus! (35-40); Heide Oestreich: Das Kopftuch als Kippfigur (41-46); II. Zur Trennung von Kirche und Staat: Ute Sacksofsky: Lehrerin mit Kopftuch. Anmerkungen aus verfassungsrechtlicher Perspektive (48-54); Hermann Klenner: Christentum und Staatsgewalt (55-59); Lale Akgün: Für religiöse Vielfalt und Emanzipation. Wider die Kulturalisierung des Kopftuchdiskurses (60-64); Gemeinsame Stellungnahme islamischer Organisationen in Deutschland zur 'Kopftuchdebatte' (65-66); Helmut Wiesmann: Anmerkungen zur Kopftuchdebatte (67-76); Manfred Kock: Trennendes und Gemeinsames. Zur Kopftuch-Stellungnahme der Evangelischen Kirche Deutschland (77-80); Sabine Kebir: Vom Zwang familiärer Autorität befreien. Kopftuch und sexuelle Selbstbestimmung der Frau (81-84); Sanem Kleff: Die unvollendete Säkularisierung und der Islam in Deutschland (85-94); III. Antirassismus, Menschenrechte, Kulturrelativismus: Birgit Rommelspacher: Eine 'billige' Lösung (96-98); taz-Interview mit Frigga Haug: Der Streit verdeckt die wahren Probleme (99-101); Initiative gegen das Chipkartensystem: Zum 'Stichwort: Becklash' (102-106); Halina Bendkowski: An die Initiative gegen das Chipkartensystem (107-108); Aufruf: Nein zum Kopftuchverbot! Kein Berufsverbot für Frauen!: Türkischer Bund Berlin Brandenburg: Naivität nutzt den Fundamentalisten (110-111); Nora Räthzel: Begegnungen mit dem Kopftuch (112-119); Interkultureller Rat in Deutschland: Thesen zum Kopftuch (120-122); IV. Pluraler Universalismus: Perspektiven widerspruchsorientierter Politiken: Chahdortt Djavann: Das Symbol der Minderwertigkeit (124-129); Charlotte Nordmann: Das Knäuel entwirren. Der Kopftuchstreit in Frankreich (130-139); Berrin Koyuncu Lorasdagi / Hilal Onur Ince: Den Staat 'vom Kopf auf die Füße stellen'. Feminismus und das Symbol Kopftuch in der Türkei (140-150) und weitere Beiträge. (ZPol, VS) [253-L] Hefty, Julia: Die parlamentarischen Staatssekretäre im Bund: eine Entwicklungsgeschichte seit 1967, (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 145), Düsseldorf: Droste 2005, 320 S., ISBN: 3-7700-5265-X (Standort: UB Bonn(5)-2005-6308) INHALT: "Die Entwicklung der Institution des Parlamentarischen Staatssekretärs, die Bedeutung des Amtes im Gefüge der politischen Elite der Bundesrepublik und die Inhaber der Position von der Einrichtung 1967 bis heute blieben eine Forschungslücke der Politikwissenschaft. Der Anspruch, diese Lücke zu schließen, steckt die Zielsetzung der vorliegenden Studie ab. Die Arbeit will einen umfassenden und grundlegenden Beitrag zur historisch-politologischen Erforschung des Parlamentarischen Staatssekretärs liefern und sowohl insitutionelle und prozessuale, als auch intentionale Aspekte des Themas beleuchten. Dabei sollen die Rahmenbedingungen dargestellt, Entwicklungen empirisch untersucht und analysiert und die Ergebnisse, soweit möglich, systematisiert werden. Das Ziel ist hierbei, nicht nur einen Teilaspekt, sondern den Gesamtgegenstand zu erfassen, was eine Annäherung von allen Seiten und folglich die Anwendung der jeweils gewinnbringendsten Methode, also insgesamt einen 'Methodenmix' verlangt. Deshalb wird bewusst darauf verzichtet, eine gängige Theorie am Beispiel der Parlamentarischen Staatssekretäre zu überprüfen, zu verifizieren beziehungsweise zu falsifizieren. Die Befassung mit theoretischen Grundlagen wird vielmehr in den Dienst der empirisch-analytischen Erforschung des Parlamentarischen Staatssekretärs gestellt. So erfolgt beispielsweise auch der Rückgriff auf die Elitenforschung zu diesem Zweck, wobei generalisierbare, auf andere Forschungsgegenstände übertragbare Ergebnisse ein positives 'Nebenprodukt' wären. Das Erkenntnisinteresse der Untersuchung wird im Wesentlichen geleitet von 168 soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten folgenden Fragen: - Welche Bedeutung hat das Amt, das - weil es für notwendig gehalten wurde - festgefügten Strukturen des Regierungssystems der Bundesrepublik hinzugefügt worden ist, nach mehr als drei Jahrzehnten seines Bestehens für das Regierungssystem erlangt? - Wie wirkt die Institution auf die politische Effizienz des parlamentarischen Regierungssystems der Bundesrepublik? - Wie und in welchem Rahmen verändert sich eine / diese Institution unter dem Druck verschiedener Interessen in einem stabilen demokratischen System, wenn an ihrer gesetzlichen Grundlage wenig geändert wird? - Was kennzeichnet den Aufstieg vom Bundestagsabgeordneten zum Parlamentarischen Staatssekretär, welche persönlichen Determinanten prägen die Amtsausübung und wodurch ist der Abgang aus dem Amt bestimmt? Lassen sich gar Rückschlüsse vom Abgangsmuster auf Karrieremuster, Amtsund Rollenverständnis und individuelles Motivationsprofil ziehen? - Wie ist die Auswahl der Parlamentarischen Staatssekretäre nicht nur als Summe individueller Aufstiegserfolge, sondern als ein Prozess des Handelns von Personen im Kontext politischer und organisatorischer Möglichkeiten zu verstehen? - Welche Machtkonstellationen spiegeln sich in der personalpolitischen Nutzung des Instruments 'Parlamentarische Staatssekretäre' wider? - Mit welchem Ergebnis lassen sich Funktionsbedingungen und Rekrutierungsmuster in ihrem Wirkungszusammenhang erfassen?" (Textauszug) [254-L] Holz, Petra: Zwischen Tradition und Emanzipation: CDU-Politikerinnen in der Zeit von 1946 bis 1960, Königstein: Helmer 2004, 366 S., ISBN: 3-89741-159-8 INHALT: Obwohl die CDU unter Adenauer für eine konservative Rollenverteilung zwischen Mann und Frau eintrat, bekleideten auch christdemokratische Frauen bereits in den Anfängen der Bundesrepublik politische Ämter. Damit stand der persönliche Lebensweg der Politikerinnen im Widerspruch zum offiziellen Frauenbild. Die Autorin will sowohl die Rollenvorstellungen und das Selbstverständnis der Politikerinnen als auch ihren Einfluss auf die Frauenpolitik ihrer Zeit nachzeichnen. Dazu gibt sie im ersten Teil einen Überblick über die verschiedenen Strömungen der Frauenbewegung bis zur Gründung der Bundesrepublik, die den historischen Hintergrund für die politische Sozialisation der Politikerinnen bildeten. Außerdem skizziert Holz die Biografien der Politikerinnen und ihre organisatorische Einbindung in die CDU. Anschließend zeichnet sie im Hauptteil die Debatten zu politischen Entscheidungen nach, die Fraueninteressen zentral berührten. Dabei behandelt sie sowohl die Auseinandersetzung um den Art. 3 Abs. II des Grundgesetzes ('Männer und Frauen sind gleichberechtigt') als auch die Auslegung dieses Artikels im Kontext anderer Fragen, wie beispielsweise dem Familienrecht. Die Autorin gelangt zu dem Ergebnis, dass die CDU-Politikerinnen zwar mehrheitlich ein konservatives Frauenbild vertraten, innerhalb der Partei waren die Positionen jedoch keineswegs so einheitlich, wie es in der Außendarstellung der Partei erschien. Mit ihren Debatten und Positionsbestimmungen legten die Politikerinnen, so die Autorin weiter, einen Grundstein für die Arbeit der nachfolgenden Politikerinnengeneration. Zudem sei die Einbindung der Frauen ein wesentlicher Faktor für die relativ problemlose Demokratisierung der Bundesrepublik gewesen. (ZPol, VS) soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten 169 [255-L] Imhof, Kurt; Blum, Roger; Bonfadelli, Heinz; Jarren, Otfried (Hrsg.): Mediengesellschaft: Strukturen, Merkmale, Entwicklungsdynamiken, (Mediensymposium Luzern, Bd. 8), (Mediensymposium Luzern "Mediengesellschaft: Strukturen, Merkmale, Entwicklungsdynamiken", 2002, Luzern), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2004, 419 S., ISBN: 3-53114372-7 (Standort: UuStB Köln(38)-32A670) INHALT: "Die Debatte über den Gesellschaftsbegriff in den Sozialwissenschaften beginnt sich langsam zu klären. Die Zahl der verhandelten Begriffe nimmt ab, dafür steigt die Qualität und Konsistenz der Debatte. Einer der intensiv debattierten Begriffe ist derjenige der 'Mediengesellschaft'. Dieses Buch ausgewählter Beiträge zu diesem Terminus führt in die Debatte über Gesellschaftsbegriffe ein und diskutiert das Konzept der 'Mediengesellschaft' zusammen mit den Begriffen 'Medialisierung' und 'Mediatisierung'. Generell wird hier davon ausgegangen, dass die Ausdifferenzierung eines eigenständigen Mediensystems die Beziehungen zwischen den zentralen Teilsystemen moderner Gesellschaften fundamental ändern und die Akteure aller Teilsysteme, einem Medialisierungs- oder Mediatisierungsdruck aussetzen. Neben dem Teilsystem Wissenschaft, steht das ökonomische System und das politische System im Zentrum." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Michael Haller: Die Mediengesellschaft oder das Dilemma der Unvereinbarkeit von Identität und Universalität (33-56); Werner A. Meier, Heinz Bonfadelli: Informationsgesellschaft oder Mediengesellschaft? (57-78); Esther Kamber: Mediengesellschaft - der Gesellschaftsbegriff im Spannungsfeld der Modernetheorie (7999); Elisabeth Klaus, Margret Lünenborg: Medienhandeln als Alltagshandeln. Über die Konstituierung gesellschaftlicher Identität durch cultural citizenship in der Mediengesellschaft (100-113); Edzard Schade: Indikatoren für die Medialisierungsforschung: Konzepte von Wirklichkeitskonstruktion als Bausteine der Mediengesellschaft (114-138); Ulrich Saxer: Mediengesellschaft: auf dem Wege zu einem Konzept (139-155); Urs Dahinden: Steht die Wissenschaft unter Mediatisierungsdruck? Eine Positionsbestimmung zwischen Glashaus und Marktplatz (159-175); Stephan Ruß-Mohl: Wissenschaftsjournalismus in der Aufmerksamkeitsökonomie (176-194); Michael Schanne, Urs Kiener: Wissenschaft und Öffentlichkeit: multiple Grenzziehungen (195-207); Jürgen Heinrich, Frank Lobigs: Moralin fürs Volk. Gründe und Auswirkungen der Moralisierung in der Politik- und Wirtschaftsberichterstattung aus einer modernen ökonomischen Perspektive (211-230); Stefan Tobler: Aufstieg und Fall der New Economy. Zur Medialisierung der Börsenarena (231-261); Mark Eisenegger: Reputationskonstitution in der Mediengesellschaft (262-292); Christian Steininger: Das politische Dilemma medialer Produktion (295-313); Frank Esser: Metaberichterstattung. Begründung eines Konzepts der Medienselbstthematisierung und Publicity-Thematisierung in internationalen Wahlkämpfen (314-346); Horst Pöttker: Maßstab: Balance von Eigensinn und Fremdverstehen. Zur Analyse der Kritik an der Mediatisierung (347-362); Hans Matthias Kepplinger, Simone Christine Ehmig: Ist die funktionalistische Skandaltheorie empirisch haltbar? Ein Beitrag zur Interpendenz von Politik und Medien im Umgang mit Missständen in der Gesellschaft (363-375); Herbert Schatz, Jörg-Uwe Nieland: Zum Verhältnis von Fernsehen und Politik in Zeiten der Medialisierung politischer Kommunikation (376-399); Ulrich Sarcinelli: Zur Unterschätzung der Eigenlogik des Politischen: Plädoyer für eine Rekontextualisierung der politischen Kommunikationsforschung (400-409). 170 soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten [256-L] Imhof, Kurt: Die aktuelle Rolle der Medien in der politischen Kommunikation: zu einem vernachlässigten Aspekt der Informationsgesellschaft, in: Gérald Berthoud, Albert Kündig, Beat Sitter-Liver (Hrsg.): Informationsgesellschaft : Geschichten und Wirklichkeit ; 22. Kolloquium (2003) der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften, Fribourg: Acad. Press Fribourg, 2005, S. 65-76, ISBN: 3-7278-1467-5 (Standort: SUB Bremen(46)-SOZ312.7/I799) INHALT: "In diesem Beitrag werden die wichtigsten Gefährdungsdiagnosen der Gesellschaftstheorie hinsichtlich der Integrationsfunktion öffentlicher Kommunikation diskutiert. Dies wird auf der Basis empirischer Resultate aus zeitreihenanalytischen Untersuchungen der öffentlichen politischen Kommunikation in der Schweiz seit den 60er-Jahren vorgenommen. Dabei wird gezeigt, dass sich die öffentliche politische Kommunikation - und damit eben das Politische selbst - in kurzer Zeit folgenreich neu konstituiert hat und einige Gefährdungsdiagnosen entwertet, andere aber plausibilisiert und akzentuiert. Letzteres bezieht sich insbesondere auf die Reduktion des Rationalitätsgehalts politischer Öffentlichkeit." (Autorenreferat) [257-L] Kathage, Andrea: Mehr als Reden zum Fenster hinaus: zur Relevanz öffentlicher Kommunikation für den privaten Konsens, (Essener Studien zur Semiotik und Kommunikationsforschung, Bd. 14), Aachen: Shaker 2005, VII, 163 S., ISBN: 3-8322-3662-7 (Standort: Ub Siegen(465)-31OCS2478) INHALT: Anknüpfend an kommunikationswissenschaftliche Theorieansätze Gerold Ungeheuers beschreibt die Verfasserin kommunikative Prozesse im Plenarsaal. Dabei wird gezeigt, dass der Idealtypus der vollkommen freien Wechselrede nicht erreicht werden kann, dass er zudem auch nicht der besseren Verständigung dienen würde. Die Verfasserin setzt sich zunächst mit Positionen aus den Bereichen Linguistik und Politikwissenschaft auseinander, die die Kommunikationsprozesse der Abgeordneten im Deutschen Bundestag kritisieren. Mit Hilfe der Termini "Öffentlichkeit" und "privater Konsens" werden sodann Kommunikationshandlungen der Abgeordneten im Hinblick auf deren interne Funktion für den Bundestag analysiert. In der öffentlichen Kommunikation formen, überprüfen und bestätigen die Abgeordneten ihren privaten Konsens, die Grundvoraussetzung jeglicher Kommunikation. Erst im Hinblick auf die Öffentlichkeit der Wähler bildet der Bundestag durch öffentliche Kommunikation seinen eigenen Konsens. Ein Vergleich öffentlicher Kommunikation im Plenarsaal mit Prozessen der Alltagskommunikation zeigt, dass die Grundlagen jedes Kommunikationsprozesses im Alltag zu finden sind. Abschließend wird gefragt, welche Funktionen der Konsens innerhalb der Gesellschaft sowie einzelner Gruppen erfüllt, wie er entsteht, bewahrt und zerstört werden kann. (ICE2) [258-L] Kersting, Norbert; Cronqvist, Lasse: Comparative studies: problem or solution: the political culture of democratization, in: Norbert Kersting, Lasse Cronqvist (Hrsg.): Democratization and political culture in comparative perspective : Festschrift for Dirk Berg-Schlosser, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 1536, ISBN: 3-8100-4159-9 (Standort: ULB Münster Zweigbibl. Sozialwiss. (6A)-ME3370/71) INHALT: Im ersten Teil ihres Beitrags befassen sich die Autoren mit Problemen der Demokratisierung. Sie behandeln die Bedeutung institutioneller Faktoren für den Erfolg von Demokrati- soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten 171 sierungsprozessen, die von T. Schiller formulierten fünf "Prinzipien und Qualifizierungskriterien" der Demokratie sowie Phasen und Strategien im Prozess der Demokratisierung und fragen nach gesellschaftlichen Milieus (Eliten, Mittelschichten, Unterklassen) als Akteuren in diesem Prozess. Der zweite Teil des Beitrags ist Aspekten der politischen Kultur und der politischen Kulturforschung gewidmet, wobei die Problematik internationaler Vergleiche den Hintergrund der Überlegungen bildet. Hier geht es um die politische Sozialisation als Kernelement politischer Kultur, um Vertrauen, politische Partizipation und Legitimität als Charakteristika einer demokratischen politischen Kultur, um das Phänomen der Zufriedenheit oder Unzufriedenheit mit "der Politik" und um die Frage politischen Wandels. Der dritte Teil des Aufsatzes gibt einen Überblick über die sich anschließenden Einzelbeiträge des Sammelbandes, den die Verfasser mit ihren Überlegungen einleiten. (ICE) [259-L] Kokott, Juliane: Laizismus und Religionsfreiheit im öffentlichen Raum, in: Der Staat : Zeitschrift für Staatslehre und Verfassungsgeschichte, deutsches und europäisches öffentliches Recht, Bd. 44/2005, H. 3, S. 343-365 (Standort: UuStB Köln(38)-FHM XF7; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Dieser Beitrag beschäftigt sich mit Laizismus und Religionsfreiheit im öffentlichen Bereich und konzentriert sich dabei auf das Konfliktfeld zwischen Staaten christlicher Prägung und dem Islam. Es gibt drei verschiedene Modelle, mit denen man das Verhältnis zwischen Staat und Religionsgemeinschaft charakterisieren kann: das Staatskirchenmodell, das Trennungsmodell und das deutsche Modell einer partnerschaftlichen Trennung, auch Kooperationsmodell genannt. Dabei ist das Staatskirchenmodell, heute beispielsweise noch in Großbritannien etabliert, für die Bundesrepublik verfassungsrechtlich ausgeschlossen. Anders als in Frankreich kam es in Deutschland nie zu einem endgültigen Bruch im Sinne einer strikten Trennung von Staat und Kirche. Das deutsche Kooperationsmodell lässt sich als hinkende Trennung von Religion und Staat umschreiben. Das Grundgesetzt anerkennt die Kirchen, aber auch die Religionsgesellschaften in der Tradition der Weimarer Reichsverfassung als Körperschaften des öffentlichen Rechts. Dies ist eine bewusste Absage an das französische Trennungsmodell, das man gerade in Weimar zeitlich unmittelbar vor Augen hatte: Religion und Kirche sollten nicht vollständig auf den Bereich des Privaten verwiesen werden. Abschließend plädiert der Verfasser für den religionsneutralen, aber nicht religionsblinden Staat im Rahmen eines fortentwickelten, modernen Kooperationsmodells. (ICB2) [260-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr. (Leitung): Politikberatung von innen: Über das politische Informationsmanagement des politischen Spitzenpersonals INHALT: Wolfgang Schäuble im Jahr 1998 über Bundeskanzler Helmut Kohl: "Ich habe von Anfang an im Grunde das Prinzip haben können: ich mache das schon richtig, so wie er es wollen würde, wenn er es wüsste" (Zitat aus dem Buch Korte: "Deutschlandpolitik in Helmut Kohls Kanzlerschaft. Regierungsstil und Entscheidungen", Stuttgart 1998, S. 210). Sind solche "vertrauten Paare" die notwendige Bedingung für den Entscheidungsprozess der politischen Spitzenakteure? Sind sie existentieller Teil der internen Politikberatung? Auf welcher Informationsgrundlage entscheiden Kanzler, Ministerpräsidenten, Minister? Wie gestalten die handelnden Akteure das entscheidende Informationsmanagement? Die Information ist wich- 172 soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten tiger Teil der Politikberatung. Sie wird zuallererst aus dem institutionellen Umfeld bereitgestellt, sozusagen als Politikberatung von innen. Idealtypisch wird die so gewonnene Informationsgrundlage durch Politikberatung von außen ergänzt. Um diese Fragen systematisch anzugehen, problematisierte die Forschungsgruppe Regieren die administrativen, die strategischen und personalen Prozesse der internen Politikberatung. ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg) KONTAKT: Leiter (Tel. 0203-379-2041, Fax: 0203-379-2318, e-mail: [email protected]) [261-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr. (Leitung): Die politischen Realitätswahrnehmung von politischen Spitzenakteuren: Das Beispiel der Büroleiter INHALT: Die Variable "Realitätsverluste", die im Projekt zum Aufstieg und Fall von Regierungen als eine entscheidende Variable im Umfeld des Machtabstiegs von Bundeskanzlern analysiert wurde, soll in einem größeren empirischen Projekt getestet werden. Wie und durch welche Personen nehmen Spitzenakteure wie Bundeskanzler, Ministerpräsidenten, Minister ihre politische Realität wahr? Wie zufällig, wie berechnend, wie erwartbar gehen parallel zur Organisation des Tagesgeschäfts auch policy-Akzentuierungen damit einher? Wie verengt, wie erweitert sich die politische Realitätswahrnehmung durch persönliche Organisation des Regierungsalltags? In einer ersten Phase soll in einer Konferenz die Grundproblematik in Zusammenarbeit mit einigen Büroleitern erarbeitet werden, um vergleichbare Messgrößen ermitteln zu können. ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg) KONTAKT: Leiter (Tel. 0203-379-2041, Fax: 0203-379-2318, e-mail: [email protected]) [262-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr.rer.pol.Dr.phil. (Bearbeitung): Realitätsverlust politischer Spitzenakteure? INHALT: Wer vermittelt politischen Spitzenakteuren wie dem Bundeskanzler, Ministerpräsidenten und Ministern die politische "Realität"? Über welche Mechanismen nehmen Politiker ihr Umfeld und die Welt, die sie regieren, wahr? Wie verengt oder erweitert sich die politische Realitätswahrnehmung durch die individuelle Organisation des Regierungsalltags? Dieses Projekt der Forschungsgruppe Regieren soll anhand konkreter Beispiele aus unterschiedlichen Politikfeldern ermitteln, wie die Realitätswahrnehmung politischer Spitzenakteure durch Personen aus ihrem Umfeld und durch weitere intermediäre Strukturen beeinflusst wird. Besonderes Interesse gilt dabei der Kategorie "Realitätsverlust", die als entscheidender Erklärungsfaktor für den Machtverlust politischer Spitzenakteure identifiziert wurde. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten 173 INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0203-379-2041, Fax: 0203-379-2318, email: [email protected]) [263-F] Kreiner, Maria, Dipl.-Soz.Wiss. (Bearbeitung); Naßmacher, Karl-Heinz, Prof.Dr.; Patzelt, Werner J., Prof.Dr. (Betreuung): Amt auf Zeit. Eine Verbleibsstudie über ehemalige Bundestagsabgeordnete INHALT: Die Dissertation befasst sich mit dem beruflichen und politischen Verbleib ausgeschiedener Bundestagsabgeordneter. Ausgehend von der Tatsache, dass das Bundestagsmandat ein Amt auf Zeit ist, die Bundestagsabgeordneten dieses Mandat in der Regel hauptberuflich ausüben und häufig die Verbindungen zum vorherigen Beruf abgebrochen haben, stellt sich die Frage, was mit Bundestagsabgeordneten geschieht, die ihr Mandat durch eine Wahlniederlage verloren, keine Rückkehrmöglichkeit zu ihrer vorherigen Arbeitsstelle und noch nicht das Pensionsalter erreicht haben. Werden sie durch Positionen aufgefangen, welche die Parteien ihnen schaffen? Bekommen sie einen hoch dotierten Aufsichtsratsposten in der Wirtschaft? Haben sie für das Ausscheiden aus dem Amt in irgendeiner Hinsicht Vorsorge getroffen? Oder hat, wer einmal die Politik zum Beruf hatte, auf jeden Fall für den Rest seines Lebens ausgesorgt? In der Literatur zur Elitenforschung wurde immer wieder festgestellt, dass Studien über den Verbleib von ausgeschiedenen Berufspolitikern fehlen. Was bislang erforscht wurde, war vor allem der Zugang zum politischen Amt (Rekrutierung), seine Ausübung, welche Einstellungen die Amtsträger haben und wie ihre politischen Karrierewege verliefen. Die Frage des Ausscheidens aus der Politik wurde zwar vereinzelt aufgeworfen, aber stets nur als Teilfrage eines übergeordneten Kontextes behandelt und bildete nie ausschließlich den Forschungsgegenstand. Zu dieser Forschungslücke möchte diese Arbeit mit Hilfe qualitativer leitfadengeführter Intensivinterviews einen ersten Beitrag leisten. ZEITRAUM: ehemalige Bundestagsabgeordnete, die 1994 oder 1998 ausgeschieden sind GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Es wurden qualitative Leitfadeninterviews durchgeführt. Im Zeitraum von März 20 03 bis März 2004 wurden insgesamt 38 ehemalige Bundestagsabgeordnete in ganz Deutschland in einem persönlichen Gespräch von der Verfasserin über ihre Situation nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag befragt. Anhand eines Gesprächsleitfadens wurde der berufliche und politische Werdegang vor, während und nach dem Bundestagsmandat erfragt. Dabei bildete der berufliche Verbleib nach dem Mandatsende den Schwerpunkt der Befragung. Ferner wurde erhoben, ob für den Fall des Ausscheidens aus dem Amt Vorsorge getroffen wurde und was die persönliche Situation nach dem Bundestagsmandat am stärksten kennzeichnete. Die Untersuchung kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass die wenigsten der Befragten zu ihrer vorherigen Tätigkeit zurückgekehrt sind, obwohl die Mehrzahl von ihnen eine Rückkehrrecht und damit eine Arbeitsplatzgarantie hatte. Insbesondere die befragten "Beamten" und "Angestellten des öffentlichen Dienstes" orientierten sich nach dem Mandatsende beruflich neu. Als Hauptgrund dafür lässt sich die geringe Motivation der Betroffenen feststellen, sich wieder in ihr vorheriges Berufsfeld zu integrieren. Sie wollten ihre im Bundestag erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten nach dem Mandatsende beruflich nutzen. Auf der sicheren Basis einer Arbeitsplatzgarantie konnten sie beruflich experimentieren und sich zum Beispiel selbständig machen. Die Untersuchung zeigt aber auch Fälle von Befragten, die nach dem 174 soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten Mandatsverlust in eine wirtschaftliche Notlage geraten sind. Diese Befragten hatten kein Rückkehrrecht zu ihrer vorherigen Stelle und mussten noch etliche Jahre bis zum Pensionsalter überbrücken, wofür das Übergangsgeld bei weitem nicht ausreichte. Sie hatten große Schwierigkeiten als ehemalige Berufspolitiker auf dem Arbeitsmarkt eine Stelle zu bekommen und eine Integration in das vorherige Berufsfeld war ausgeschlossen. Die Parteizugehörigkeit, aber auch ihre Managementfähigkeiten und Führungskompetenzen waren insbesondere für Stellenangebote der mittleren Positionsebene behindernde Faktoren für eine Anstellung. Die Rolle der Parteien für einen beruflichen Wiedereinstieg nach dem Mandatsende wurde von den Befragten überwiegend negativ beurteilt. In dem Verhaltensrepertoire der Parteien gegenüber ausgeschiedenen Kolleginnen und Kollegen, die eine Hilfe ihrer Partei gebraucht hätten, befanden sich folgenlos gebliebene Unterstützungsbekundungen, schlichte Ignoranz bis hin zu Begegnungsvermeidungen. Hingegen gab es Befragte, die Stellenangebote der Parteien erhielten, die sie gar nicht brauchten und auch nicht wollten. Die Untersuchungsergebnisse legen nahe, dass die Parteien disponible Posten nach dem Nutzen vergeben, den sie noch aus einem ausgeschiedenen Bundestagsabgeordneten ziehen können und nicht nach dem Prinzip der Solidarität mit an einer Wiederwahl Gescheiterten. Die Fälle von Abgeordneten, die nach einem Mandatsverlust in eine wirtschaftliche Notlage geraten, repräsentieren sicherlich nicht die Mehrheit der ehemaligen Bundestagsabgeordneten, aber sie relativieren das Klischee vom ausgeschiedenen Berufspolitiker, der für den Rest seines Lebens materiell ausgesorgt habe. DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 38; ausgeschiedene MdB 1994 und 1998; Auswahlverfahren: Zufall). ART: Dissertation BEGINN: 2002-12 ENDE: 2005-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Universität Oldenburg, Fak. 04 Human- und Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Abt. Empirische Demokratieforschung (26111 Oldenburg) KONTAKT: Institution (e-mail: [email protected]) [264-L] Kreis, Georg (Hrsg.): Erinnern und Verarbeiten: zur Schweiz in den Jahren 1933-1945, (Itinera, 25), Basel: Schwabe 2004, 160 S., ISBN: 3-7965-2073-1 INHALT: Das 'lange Beschweigen der schweizerischen Verstrickung in das Geschehen des Zweiten Weltkriegs' (40) und das Unbehagen der Schweizer darüber, dass der Holocaust zur Legitimation supranationaler Eingriffe dient (z. B. beim Boykott der EU gegen Österreich 2000), gehören zu den Themen dieses Sammelbandes. Neben den Beiträgen, die sich der Vergangenheitsdebatte im engeren politischen Sinne widmen, reflektiert u. a. die Literaturprofessorin Ursula Amrein über die Anlehnung und Abgrenzung vom deutschen Kulturraum. Der Band erscheint in der Folge des ersten 'Schweizerischen Geschichtstags', den die Schweizerische Gesellschaft für Geschichte Anfang 2003 an der Universität Freiburg veranstaltete. Allerdings sind nur die ersten beiden Beiträge Tagungsvorträge. Der Historiker Moritz Csaky erinnert einleitend daran, dass sich das kollektive Bewusstsein nicht erst vor dem Hintergrund der (medialen) Globalisierung nicht deckungsgleich mit nationalen Identitätskonstruktionen entwickelt. Gleichwohl seien Gedächtnis und Erinnerung seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu leitenden Denkfiguren geworden. Vor dem Hintergrund von Zivilisationsbrüchen und radikalen Transformationen werde einmal mehr deutlich, dass 'Identität kein fester Besitz, sondern ein Prozess ist' (27). Aus dem Inhaltsverzeichnis: Moritz Csaky: Die Mehrdeutigkeit von Gedächtnis und Erinnerung (7-30); Urs Altermatt: Verspätete Thematisierung des soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten 175 Holocaust in der Schweiz (31-55); Thomas Maissen: Führerlosigkeit als Normalzustand. Die Schweizer Weltkriegsdebatte und die Krise um die nachrichtenlosen Vermögen in einer langfristigen Perspektive (57-69); Ursula Amrein: Der doppelte Ort. Die deutschsprachige Literatur in der Schweiz 1880 bis 1950 (71-88); Christian Koller: Der ausgestellte Volkskörper. Sport an der schweizerischen Landesausstellung 1939 (89-117); Georg Kreis: Zwischen Mangel und Überfluss. Das Versorgungsproblem der Jahre 1939-1942 aus der Sicht des 'Nebelspalters' (119-140); Anne Yammine: Humanitäre Propaganda am Ausgang des Zweiten Weltkriegs. Die 'Schweizer Spende für die Kriegsgeschädigten' 1944-1948 (141-154). (ZPol, VS) [265-L] Krysmanski, Hans Jürgen: Hirten & Wölfe: wie Geld- und Machteliten sich die Welt aneignen oder: Einladung zum Power Structure Research, Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot 2004, 205 S., ISBN: 3-89691602-5 INHALT: Dass hinter den politischen Eliten meist auch der Einfluss von Personengruppen mit viel Geld steht, wird insbesondere für die USA häufig diskutiert. Der Autor untersucht den Einfluss dieser Geld-Eliten aus vornehmlich soziologischer Perspektive. Dabei werden einerseits konkrete Netzwerke, Beziehungen und Einflussnahmen exemplarisch dargestellt, andererseits setzt sich Krysmanski mit dem aus den US-amerikanischen Theorieströmungen adaptierten theoretischen Konzept des Power Structure Research auseinander, mit dessen Hilfe diese Beziehungen beschrieben und analysiert werden können. Im Kern handelt es sich um ein erweitertes und modernisiertes Klassenkonzept: Demnach haben sich die herrschenden Klassen in sich ausdifferenziert und sind in vier verschiedenen Gruppen quasi arbeitsteilig organisiert, um den Erhalt ihrer Macht zu sichern. Diese Gruppen lassen sich modellhaft in konzentrischen Ringen um die im Zentrum stehenden Superreichen gruppieren, wobei zwischen den verschiedenen 'Ringburgen' netzwerkartige Strukturen bestehen. Diese Zusammenhänge erläutert der Autor vorwiegend anhand der US-amerikanischen Verhältnisse. Daneben enthält das Buch Interviews zum Thema sowie einen Beitrag von Rainer Rilling, der sich mit der aktuellen politischen Situation in den USA befasst. Einige Kapitel sind bereits anderweitig als Einzelbeiträge veröffentlicht worden. (ZPol, VS) [266-L] Lamla, Jörn: Zivilität und Konsum: die Bürgerkultur im Prozess gesellschaftlicher Vermarktlichung, in: Michael Corsten, Hartmut Rosa, Ralph Schrader (Hrsg.): Die Gerechtigkeit der Gesellschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 281-308, ISBN: 3-531-14401-4 INHALT: Der Beitrag vertritt die These, dass angesichts der unter dem Schlagwort der Globalisierung diskutierten ökonomischen Veränderungsprozesse und des damit verbundenen relativen Niedergangs nationalstaatlicher politischer Spielräume und des Machtzuwachses transnational operierender Konzerne weniger die Entscheidung des politischen Bürgers als vielmehr die Dezision des Konsumenten ist, über die in der Gegenwartsgesellschaft moralische Ansprüche geltend gemacht werden. Der Autor prüft dabei die kulturellen und institutionellen Voraussetzungen eines "politischen Konsums", der auf eine normativ anspruchsvolle Weise gesellschaftliche Entwicklungen durch auch an moralischen Kriterien ausgerichtete Kaufentscheidungen und -verweigerungen wenn nicht zu steuern, so doch zu beeinflussen vermag. 176 soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten Diese "Neue Konsum-Bürgerschaftlichkeit", die dem Verlust des politischen Steuerungsanspruches Rechnung tragen soll, ohne die Hoffnung auf eine gesellschaftliche Durchsetzung von Gerechtigkeitsorientierungen preiszugeben, ist jedoch ihrerseits von gesellschaftlichen Bedingungen abhängig, welche die Konsumsphäre selbst nicht zu erzeugen vermag und die in der Spätmoderne zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich sind. Zum bürgerschaftlichen Protest gegen die "Vermarktlichung des Sozialen" kommt es nur, wo bereits ein reflexives Wissen von den institutionellen Zusammenhängen der kapitalistischen Gegenwartsgesellschaft vorliegt. Aber auch die diffuse Verweigerung erzeugt schon einen latenten Druck auf die Konsument(inn)en-Bürgerschaft, sich von der marktkulturellen Werteordnung ein Stück zu lösen und andere Lebenswerte - nicht zuletzt Gerechtigkeit - zu beachten oder zu verteidigen. (ICA2) [267-L] Leggewie, Claus; Meyer, Erik: 'Ein Ort, an den man gerne geht': das Holocaust-Mahnmal und die deutsche Geschichtspolitik nach 1989, München: Hanser 2005, 397 S., ISBN: 3-446-20586-1 INHALT: Das 'Denkmal für die ermordeten Juden Europas' müsse ein Ort sein, an den man gerne geht, schreiben die Gießener Politikwissenschaftler Leggewie und Meyer im Rückgriff auf eine leicht missverständliche Formulierung des Bundeskanzlers - nicht im Sinne eines Vergnügens, sondern mit der freiwilligen 'Bereitschaft', sich durch die erinnerten Taten irritieren und verunsichern zu lassen' (23). Würde niemand das Denkmal besuchen, wäre es sinnlos. Ob es an sich eine gute oder schlechte Idee ist, wird ausdrücklich nicht thematisiert. Die Autoren analysieren vielmehr die Entscheidungen und Prozeduren bis zum Zeitpunkt der Einweihung, wobei sie den gesamten Prozess als 'Lehrstück der Geschichtspolitik' (12) verstehen und als Politikfeld behandeln. Aufgezeigt wird die Entwicklung seit der Rede Richard von Weizsäckers am 8. Mai 1985, anhand des Historikerstreits, der Einrichtung der Neuen Wache als nationalen Gedenkort, der doppelten Vergangenheit Buchenwalds und der Durchsetzung der These von der Einzigartigkeit des Holocausts. Im Hauptteil folgen die 'politische Geschichte, die Irrungen und Wirrungen' (21) des Denkmalprojektes, wobei die Autoren das Augenmerk immer wieder auf die nicht-intendierten Folgen politischen Handelns richten. Demnach kommen dem Schriftsteller Martin Walser, der 1998 nicht immer an die Vergangenheit erinnert werden wollte, große Verdienste bei der Durchsetzung des Projekts zu - durch seine Art der ablehnenden Geschichtsbetrachtung seien Befürworter des Denkmals gewonnen und mobilisiert worden. Leggewie und Meyer sehen in dem Denkmal einen 'herausragende(n) Meilenstein' auf einem 'dialektischen' Weg von Bonn nach Berlin' (34). Die gründlich aufgearbeitete Vergangenheit sei für Schröder, der in dieser Hinsicht mit seiner linksliberalen Regierung glaubwürdiger sei als sein konservativer Vorgänger, eine Rückversicherung bei der Durchsetzung Deutschlands als internationaler Machtfaktor. 'Überspitzt formuliert: Man skandalisierte den dicken Schlussstrich, um ihn feiner ziehen zu können.' (33). (ZPol, VS) [268-L] Leif, Thomas: Rückgewinnung gesellschaftlicher Funktionen: die Medien in der Rolle der "Vierten Gewalt", in: Christoph Fasel (Hrsg.): Qualität und Erfolg im Journalismus, Konstanz: UVK Verl.Ges., 2005, S. 31-48, ISBN: 3-89669-700-5 soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten 177 INHALT: Der Fernsehreporter und Vorsitzende des Netzwerks Recherche beschreibt unter politologischem Blickwinkel das Beziehungsgeflecht aus politischer und wirtschaftlicher Macht, das den Journalismus zu korrumpieren droht. Er erinnert an die unveräußerliche Kritikfunktion des Journalismus, die es zu stärken gilt. Die rechtlichen Privilegien der "Vierten Gewalt" werden durch den Grundkonsens bestimmt, dass je größer das Informationsinteresse der Öffentlichkeit an einem bestimmten Vorgang ist, desto wichtiger das Grundrecht der Pressefreiheit vor den übrigen Grundrechten und allgemeinen Gesetzen ist. Mit sich veränderndem Informationsinteresse der Gesellschaft und unter geänderten medialen Rahmenbedingungen, stellt sich die Frage nach einem Abbau der Schutzrechte der Pressefreiheit. Die Aushöhlung der Rolle der Medien erfolgt auf vielen Ebenen, wobei der Einfluss der PR-Industrie auf den Journalismus am wirksamsten zu sein scheint. Noch ist die Rolle der Medien nicht akut bedroht aber durch die detailliert beschriebenen Tendenzen gefährdet. "Alle Tendenzen, den Medienbetrieb weiter zu kommerzialisieren und gleichzeitig die Arbeitsbedingungen für recherchierenden Journalismus zu begrenzen, müssen abgewehrt werden." (UN) [269-F] Leuschner, Vincenz (Bearbeitung): Politische Freundschaften. Zur Bedeutung persönlicher Beziehungen für das Handeln politischer Führungsgruppen INHALT: keine Angaben ART: keine Angabe BEGINN: 2004-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät III, Berlin Graduate School of Social Sciences -BGSS- (Jägerstr. 10-11, 10117 Berlin) KONTAKT: Institution (e-mail: [email protected]) [270-L] Maissen, Thomas: Verweigerte Erinnerung: nachrichtenlose Vermögen und Schweizer Weltkriegsdebatte 19892004, Zürich: Verl. Neue Zürcher Zeitung 2005, 729 S., ISBN: 3-03823046-4 (Standort: UuStB Köln(38)-32A5048) INHALT: Die vorliegende Untersuchung handelt davon, wie zuerst eine Institution - das Schweizer Bankensystem - und dann ein ganzes Land das Vertrauen einer globalisierten Öffentlichkeit verloren, weil die Revision des eigenen Geschichtsbildes und die damit notwendig werdende Bewältigung der eigenen Vergangenheit nicht oder nicht schnell genug vollzogen wurden. Die Untersuchung vollzieht sich in vier Schritten. Im ersten Schritt wird die Vorgeschichte der "Schweizer Weltkriegsdebatte" aufgezeigt - die Situation des Finanzplatzes Schweiz im Zweiten Weltkrieg und der Umgang mit den nachrichtenlosen Vermögen 1945 bis 1995. Der zweite Teil ist den Rahmenbedingungen der Debatte gewidmet. Hier geht es u.a. um die Außen- und Innenpolitik der USA nach dem Ende des Kalten Krieges, die Rolle jüdischer Organisationen, Probleme der schweizerischen Historiographie, den Antisemitismus in der Schweiz sowie die Rolle der Medien. Im dritten Schritt erfolgt eine detaillierte chronologische Aufarbeitung der Verhandlungen und der Konflikts um die nachrichtenlosen Vermögen von den ersten Bemühungen Akiva Lewinskys bis zu den Verhandlungen des zweiten Claims Resolution Tribunal. Der Band schließt mit einer zusammenfassenden Würdigung von Voraussetzungen, Verlauf und Ausgang des Konflikts. (ICE) 178 soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten [271-L] Marr, Mirko: Internetzugang und politische Informiertheit: zur digitalen Spaltung der Gesellschaft, (Forschungsfeld Kommunikation, Bd. 19), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2005, 255 S., ISBN: 3-89669475-8 (Standort: UB Duisburg(464)-01OVI4890) INHALT: "In der Diskussion um die Chancengleichheit im Informationszeitalter wurden die sozialen und regionalen Disparitäten bei der Ausbreitung des Internets als Indikatoren für die Gefahr einer digitalen Spaltung der Gesellschaft gedeutet. Der Autor setzt sich kritisch mit der Forschung zu dieser Debatte auseinander und problematisiert dabei nicht die Existenz von Zugangsklüften, sondern deren Deutung als soziale Bedrohung. Am Beispiel politischer Informiertheit zeigt er, dass Internetnutzer zwar über einen höheren politischen Informationsstand verfügen, dieser Ressourcenvorsprung allerdings nur bedingt durch den Internetzugang erklärt werden kann." (Autorenreferat) [272-F] Münkel, Daniela, Dr. (Bearbeitung); Saldern, Adelheid von, Prof.Dr. (Leitung): Willy Brandt und die "Vierte Gewalt". Politik, Massenmedien und politische Kultur in der Bundesrepublik der fünfziger und sechziger Jahre INHALT: Im Mittelpunkt des Forschungsprojektes steht die Frage nach dem Verhältnis von Politik und Massenmedien in seinen Auswirkungen auf die politische Kultur der Bundesrepublik von den fünfziger bis Anfang der siebziger Jahre. Dieser Zeitraum ist durch einen tiefgreifenden Wandel gekennzeichnet, der sich vor dem Hintergrund der politischen und gesellschaftlichen Veränderugnen sowie der Umgestaltung der Medienlandschaft, vor allem durch den Aufstieg des Fernsehens zum neuen Leitmedium, vollzog. Die wachsende Bedeutung der Massenmedien bei der Vermittlung von Politik sowie als Informationsmedium der politischen Meinungsbildung hatte Auswirkungen auf die politische Kultur der Bundesrepublik: die Formen der Selbstdarstellung von Politikern, das Verhältnis von Politik und Öffentlichkeit sowie die Kommunikationsstrukturen im politischen Raum begannen sich zu wandeln. Dieser Prozess soll vor allem anhand der Vorreiterrolle des Politikers Willy Brandt und seiner Medienpolitik, von den fünziger Jahren bis zum Wahlkampf des Jahres 1972, konkretisiert werden. In der Verknüpfung von Politik- und Mediengeschichte ist das Projekt ein Beitrag zur Geschichte der Bundesrepublik, unter einem wesentlichen Blickwinkel, der bisher von der historischen Forschung kaum berücksichtigt wurde. ZEITRAUM: 1950er Jahre bis 1972 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland VERÖFFENTLICHUNGEN: Münke, Daniela: Willy Brandt und die "Vierte Gewalt". Politik und Massenmedien in den 50er bis 70er Jahren. Campus Historische Studien, Bd. 41. Frankfurt: Campus 2005, 329 S. ISBN 3-593-37871-X. ART: Habilitation; gefördert BEGINN: 2000-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Hannover, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar (Im Moore 21, 30167 Hannover) KONTAKT: Leiterin (e-mail: [email protected]); Bearbeiterin (e-mail: [email protected]) [273-L] Pfannes, Petra: 'Powerfrau', 'Quotenfrau', 'Ausnahmefrau' ...?: die Darstellung von Politikerinnen in der deutschen Tagespresse, Marburg: Tectum Verl. 2004, 112 S., ISBN: 3-8288-8649-3 soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten 179 INHALT: Trotz der Erfolge einzelner Frauen sei die Berichterstattung über Politik - wie die Politik selbst auch - nach wie vor männlich dominiert. Anknüpfend an diesen doppelten Befund wirft die Autorin die Frage auf, ob sich in der Presse über 'Frauen, die in einen klassischen Männerbereich eingedrungen sind' (1) Unterschiede gegenüber der Darstellung männlicher Politiker nachweisen lassen. Pfannes unterzieht die SZ, die FAZ und 'Die Welt' einer quantitativen Inhaltsanalyse (Basis: 314 per Schlagwort im Titel zufällig ausgewählte Artikel), die das Frauenbild rekonstruiert, das hinter der Berichterstattung über die Bundesministerinnen der 14. Wahlperiode steht, und nach tradierten Rollenmustern in der Haltung gegenüber weiblichen Machtträgern sucht. (ZPol, VS) [274-F] Reinhardt, Sibylle, Prof.Dr. (Bearbeitung): Konfliktfähigkeit als Demokratiekompetenz INHALT: In einem Entwurf von fünf Demokratiekompetenzen spielt Konfliktfähigkeit die zentrale Rolle. Empirisch ist bisher nichts untersucht - mit einem Mehrebenenansatz werden Operationalisierungen vorgeschlagen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Kompetenz - Konzept für Demokratie ART: Eigenprojekt BEGINN: 2004-04 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät, Institut für Politikwissenschaft Professur für Didaktik der Sozialkunde (06099 Halle) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected]) [275-F] Rucht, Dieter, Prof.Dr.; Yang, Mundo, Dipl.-Pol.; Zimmermann, Ann, Dipl.-Soz. (Bearbeitung): Besonderheiten netzbasierter politischer Kommunikation am Beispiel des Genfood-Diskurses INHALT: Vielfach wird vermutet, das Internet habe eine Reihe von Qualitäten, die einer aktiven Teilnahme der Bürgerschaft an öffentlichen Debatten besonders förderlich seien. Diesen Annahmen wird im Rahmen einer überwiegend quantitativ ausgerichteten Analyse des deutschsprachigen Diskurses zum Thema Genfood nachgegangen. Fragestellung: Um die Besonderheiten netzbasierter politischer Kommunikation zu analysieren, wurden Webseiteninhalte und einschlägige Tageszeitungen miteinander verglichen. In Hinsicht auf die unterstellten demokratieförderlichen Möglichkeiten des Internets wurde erforscht, ob auch periphere politische Akteure eine größere Sichtbarkeit erlangen, ob das Internet ein breiteres argumentatives Spektrum bietet, ob eine stärker interaktive und dezentrale Kommunikation vorzufinden ist, ob vermehrt internationale Vernetzungen zu erkennen sind, und schließlich ob im Internet politische Mobilisierung in Gang gesetzt wird. Ergebnisse: In der Tendenz lassen sich die vermuteten Besonderheiten empirisch nachweisen. Das Spektrum der Akteure, Argumente und Partizipationsmöglichkeiten ist im Internet breiter. Allerdings scheint das Internet als Medium der politischen Mobilisierung überschätzt zu werden. Die Bestätigung der Untersuchungshypothesen fällt weit schwächer aus, als es die theoretische Literatur nahe legt. METHODE: Die Untersuchung wurde mit Verfahren der quantitativen Inhalts-, Webseiten- und Linkanalyse für einen zehnwöchigen Zeitraum im Sommer 2004 durchgeführt. Dabei wurden 180 soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten insbesondere beim systematischen Vergleich von Internet und herkömmlichen Medien innovative Wege beschritten. ART: Auftragsforschung; Gutachten BEGINN: 2004-05 ENDE: 2004-10 AUFTRAGGEBER: Deutscher Bundestag FINANZIERER: Auftraggeber INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie Forschungsgruppe Zivilgesellschaft, Citizenship und Politische Mobilisierung in Europa (Reichpietschufer 50, 10785 Berlin) KONTAKT: Rucht, Dieter (Prof.Dr. e-mail: [email protected]) [276-L] Schlie, Ulrich: Was von Hitler geblieben ist: das Dritte Reich und das politische Gegenwartsbewußtsein in Deutschland, in: Europäische Rundschau : Vierteljahreszeitschrift für Politik, Wirtschaft und Zeitgeschichte, Jg. 33/2005, Nr. 2, S. 29-49 (Standort: UuStB Köln(38)-XE337; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Anlässlich des 60. Jahrestags des Kriegsendes in Europa widmet sich der Beitrag dem moralischen und materiellen Erbe des Hitlerreiches und seiner Bedeutung für die Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland. Für die Beantwortung der Fragestellung fallen vier Beobachtungen ins Auge: Mit dem zeitlichen Abstand ist das Interesse an Hitler nicht geringer geworden. Es besteht grundsätzliche Einigkeit über die verbrecherische Natur der nationalsozialistischen Herrschaft. Über die richtige Form des Erinnerns wird immer noch gestritten. In den letzten 15 Jahren stehen immer mehr Einzelschicksale im Vordergrund. Der Beitrag befasst sich daher mit folgenden Fragen: Welche Formen des Erinnerns sind der deutschen Geschichte angemessen? Welche Teile der nationalsozialistischen Vergangenheit werden auch in Zukunft politisches Handeln bestimmen und welche Folgerungen sind daraus für die deutsche und europäische Politik zu ziehen? Neben den zeitgeschichtlichen Konsequenzen des Nazi-Regimes für die weitere Entwicklung der Weltgeschichte geht es auch um die geschichtswissenschaftlichen Debatten in und außerhalb Deutschlands. Die abschließenden Überlegungen befassen sich mit dem zukünftigen Umgang mit deutscher Geschichte und den Chancen, die darin liegen, trotz aller Ablehnung die nationalsozialistische Vergangenheit in den größeren Zusammenhang der ganzen deutschen Geschichte zu stellen, um darüber auch eine positive Identität zu ermöglichen. (ICH) [277-F] Schönborn, Susanne (Bearbeitung); Bergmann, Werner, Prof.Dr. (Betreuung): Jüdische Identität im Spiegel politischer Diskurse in der Bundesrepublik Deutschland INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Technische Universität Berlin, Zentrum für Antisemitismusforschung (ErnstReuter-Platz 7, 10587 Berlin) KONTAKT: Betreuer (e-mail: [email protected]) soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten 181 [278-F] Seifert, Markus, Dipl.-Medienwiss. (Bearbeitung); Vowe, Gerhard, Prof.Dr. (Betreuung): Neue Morgenröte der Demokratie? Selektive Mobilisierung zu politischen Kommunikationsaktivitäten durch Internetnutzung (Teilprojekt im Rahmen des DFG-Projekts "Politische Online-Kommunikation") INHALT: Ausgangspunkt des Vorhabens bildet die These, das Internet könne die Bürger zur Kommunikation über Politik mobilisieren, so z.B. zu einer intensiveren Information durch Medien, wie Internet und Fernsehen, zu häufigeren Gesprächen über Politik und zu stärkerer Partizipation, wie Demonstrationen. Es lassen sich empirische Belege dafür anführen, dass sich in der Tat nach dem Hinzukommen des Internets zum Kommunikationsrepertoire der Bürger deren politische Kommunikation in einigen Aktivitäten intensiviert. Damit wird der Vortrag in einen demokratiepraktischen Kontext gerückt: Wir leben in einer Demokratie - aber in wieweit bietet das Internet neue Chancen einer Mobilisierung zu aktiver politischer Kommunikation? Denn die zentralen Fragestellungen des Vorhabens sind nun: Handelt es sich hierbei um generelle Effekte, welche für die gesamte Bevölkerung gelten oder existieren diese mobilisierenden Effekte nur in einigen Bevölkerungsteilen? Führt das Internet bei der Intensivierung der politischen Kommunikation zu einer weiteren Art der "Digitalen Spaltung"? Im Mittelpunkt der theoretischen Diskussion des Vorhabens stehen deshalb die aktuellen Entwicklungen der Digitalen Spaltung, der Verteilung und Nutzung von Netzzugängen in der Bevölkerung und weiterführend der Faktoren, die eine ungleich intensive politische Kommunikation der Bürger bedingen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Seifert, M.: Wen mobilisiert das Internet zu politischer Kommunikation? Zur Untersuchung eines selektiven mobilisierenden Einflusses des Internets auf die politische Kommunikation der Bürger vor dem Szenario einer Digitalen Spaltung. in: BuschJanser, Florian et al. (Hrsg.): Düsseldorfer Forum Politische Kommunikation: Akteure, Prozesse, Strukturen - Tagungsband 2005. Berlin: poli-c-books 2005 (im Druck). ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2004-01 ENDE: 2006-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Technische Universität Ilmenau, Fak. für Mathematik und Naturwissenschaften, Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft Fachgebiet Empirische Medienforschung, Politische Kommunikation (Postfach 100565, 98684 Ilmenau) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 03677-69-4673, Fax: 03677-69-4650, e-mail: [email protected]) [279-F] Seifert, Markus, Dipl.-Medienwiss. (Bearbeitung); Vowe, Gerhard, Prof.Dr. (Leitung): Politische Online-Kommunikation. Veränderungen in der politischen Kommunikation durch Online-Zugang? Empirische Untersuchung der individuellen Online-Nutzung im politischen Kontext INHALT: Ziel des Projektes ist es, die Wirkungen eines Internetzugangs auf die politische Kommunikation und Partizipation der Bürger zu untersuchen. Ausgangspunkt waren die Ergebnisse einer ersten regional begrenzten Querschnittuntersuchung aus dem Jahr 2001, die Hinweise darauf gaben, in welchem Maße die Varianz politischer Aktivität durch den Internetzugang zu erklären ist. Es wird nun eine Paneluntersuchung durchgeführt, welche die vorliegenden Querschnittsdaten in ein Paneldesign integriert und diese Längsschnittuntersuchung um ein bundesweit repräsentatives Panel ergänzt. Bisherige Befunde: 1. Manche Kommunikationsmöglichkeiten des Internets werden intensiv auch für politische Kommunikation genutzt. Ins- 182 soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten gesamt sind Internet-Nutzer deutlich politisch aktiver als Nicht-Nutzer. 2. Die Mobilisierung von Internet-Nutzern ebbt nicht nach einer gewissen Erfahrungsphase wieder ab; im Gegenteil nehmen verschiedene Aktivitäten mit zunehmender Online-Erfahrung noch an Intensität zu. 3. Dem Internet-Zugang lässt sich im varianzanalytischen Modell ein signifikanter Erklärungsanteil an der Zunahme politischer Aktivitäten zuweisen. Die Wirkung des Internetzugangs ist dabei zwar relativ moderat und nur einer neben anderen Faktoren, es gibt jedoch keinen Faktor, dem eine größere Erklärungskraft als dem Internetzugang zukäme. Diese Ergebnisse leisten einen Beitrag zur aktuellen Diskussion über den Einsatz des Internets im politischen Prozess: Das Netz hat einen gewissen verstärkenden Einfluss auf politische Kommunikation und Partizipation ("Mobilisierung"). Es wird vor allem dort eingesetzt, wo es seine Stärken ausspielen kann, nämlich im Bereich interpersonaler Kommunikation und interaktiver Partizipation. Die ersten beiden Erhebungswellen wurden in den Jahren 2002 und 2003 durchgeführt. Das Projekt wurde im Jahr 2004 fortgesetzt und wird noch bis zum Ende des Jahres 2005 von der DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) finanziert. Mit dieser Fortführung der Untersuchung können insbesondere längerfristige Veränderungen in der individuellen politischen Kommunikation beobachtet werden. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland VERÖFFENTLICHUNGEN: Emmer, Martin; Vowe, Gerhard: Digital divide: ein Mythos auf dem Prüfstand. in: Gellner, Winand; Strohmeier, Gerd (Hrsg.): Freiheit und Gemeinwohl. Politikfelder und Politikvermittlung zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Baden-Baden: Nomos 2002, S. 179-193.+++Emmer, Martin: Politische Mobilisierung durch das Internet? Eine kommunikationswissenschaftliche Untersuchung zur Wirkung eines neuen Mediums. München: Fischer 2005. ARBEITSPAPIERE: Vowe, Gerhard: DFG-Projekt "Veränderungen der individuellen politischen Kommunikation durch Online-Zugang. Längsschnittuntersuchung zur Prüfung einer Theorie rationaler Mediewahl." Fragebogen 2005. Befragung der 4. Welle der bundesweiten Stichprobe (Wiederbefragung und Panel-Nachziehung). 27 S. Download unter: http://www.tu-ilmenau.de/fakmn/fileadmin/template/ifmk/fachgebiete/empk/Dokumente/PolKom/Online5b.pdf . ART: gefördert BEGINN: 2001-08 ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Technische Universität Ilmenau, Fak. für Mathematik und Naturwissenschaften, Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft Fachgebiet Empirische Medienforschung, Politische Kommunikation (Postfach 100565, 98684 Ilmenau); Universität Düsseldorf, Philosophische Fakultät, Sozialwissenschaftliches Institut Lehrstuhl für Kommunikations- und Medienwissenschaft I (Universitätsstr. 1, 40225 Düsseldorf) KONTAKT: Leiter (Tel. 0211-81-14014, e-mail: [email protected]); Bearbeiter (Tel. 03677-69-4673, Fax: 03677-69-4650, e-mail: [email protected]) [280-L] Siedschlag, Alexander: Digitale Demokratie - Netzpolitik und Deliberation, in: WeltTrends : Zeitschrift für internationale Politik und vergleichende Studien, Jg. 13/2005, Nr. 48, S. 11-26 (Standort: UuStB Köln (38)LXE782; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Computer allein hat das Verhältnis zwischen Bürger und Staat bis heute nicht grundlegend gewandelt. Er hat nicht zu qualifizierterer Bürgerbeteiligung geführt und auch nicht die Informationsvormacht von Regierungseliten geschmälert. Eine interessante Frage ist, inwieweit die Möglichkeit internetvermittelter Kommunikation dazu genutzt werden kön- soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten 183 nen, die Potenziale für Partizipation und für deliberativen Diskurs auf eine der Demokratie des 21. Jahrhunderts angemessene Weise zu verbessern und ihre Umsetzung praktikabler zu machen. Netzgestützte Deliberation muss dabei vor allem die Kultur- und Gruppengebundenheit des Denkens berücksichtigen, anstatt primär davon auszugehen, dass Politik im Netz zur Entstehung einer eigenen, neuartigen, politischen Kultur beiträgt. Nach dem heutigen Wissensstand liefert die Digitalität oder die Virtualität des Politischen keinen einheitlichen neuen Bewertungsmaßstab und kein neuartiges übergreifendes Anforderungsprofil für öffentliches Handeln und Kommunikation. Vielmehr hängen der Bewertungsmaßstab und das Anforderungsprofil in erster Linie davon ab, welches Konzept internetgestützter Politik man zugrunde legt. Einschlägig sind mittlerweile fünf Konzepte: E-Government, E-Governance, EDemocracy, Cyberdemocracy und Digital Democracy. Das Model der Digital Democracy erscheint dem Verfasser dieses Beitrages als das sinnvollste, es könnte die Basis bilden für die weiterer Erforschung der Zusammenhänge zwischen internetgestützter Politik und dem Wandel in der politischen Kultur und der Kommunikations-Kultur. (ICB2) [281-L] Thunert, Martin: Politikberatung in der Bundesrepublik Deutschland: Entwicklungslinien, Leistungsfähigkeit und Legitimation, in: André Kaiser, Thomas Zittel (Hrsg.): Demokratietheorie und Demokratieentwicklung : Festschrift für Peter Graf Kielmansegg, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 391-421, ISBN: 3-531-14118-X (Standort: UB Bonn(5)-2004/4498) INHALT: Der Beitrag zur Politikberatung in der Bundesrepublik Deutschland geht folgenden Fragen nach: Auf welche Beratungsinfrastruktur treffen die Nachfrager auf der Angebotsseite, wie leistungsfähig ist der Beratungssektor, und wie legitim ist die Hinzuziehung externer Berater zur Entscheidungsvorbereitung? Ein theoretischer Einführungsteil erläutert zunächst den Begriff der Politikberatung und stellt die konkurrierenden Grundverständnisse ('weise Männer' und 'Marktplatz der Ideen') und Modelle von Politikberatung vor. Der anschließende empirisch-genetische Hauptteil der Studie gliedert sich in folgende Abschnitte: (1) externe Politikberatung vor 1945, (2) Dominanz der Regierungsberatung und geschlossener Beratungsformen von 1949 bis 1969, (3) quantitative und qualitative Ausweitung der Beratung in den 1960er und 1970er Jahren, (4) Öffentlichkeitsorientierung, Wertebindung und advokatische Politikberatung in den 1980er und 1990er Jahren sowie (5) Entwicklung zu einer konsolidierten Vielfalt in der Gegenwart. Ferner wird eine Bilanz der Entwicklung der politischen Konsultationen in Deutschland hinsichtlich der Aspekte (1) Systemmerkmale, (2) Verständniswandel und Vielfalt der Beratungsformen bzw. (3) Wissenschaftlichkeit und Beratungsprofessionalität formuliert. Im Anschluss folgen Überlegungen dazu, welche Hindernisse auf dem Weg zu einer effektiven Beratung zu überwinden und welche institutionellen Änderungen in der Diskussion sind. In einer Schlussbetrachtung zur Legitimation von Politikberatung merkt der Autor an, dass man nicht schlüssig beweisen kann, dass Politikberatung wirklich die Qualität von Politik, d.h. die Problemlösungsfähigkeit des politischen Systems nachhaltig verbessert. Vieles spricht jedoch dafür, dass insbesondere schwergewichtige Themen, die mittel- und längerfristige gesellschaftliche und politische Bedeutung besitzen, ohne die Beteiligung von Wissenschaftlern an Beratungsgemeinschaften politisch kaum beherrschbar sind. (ICG2) 184 soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten [282-L] Uhl, Heidemarie: Deutsche Schuld, deutsches Leid - eine österreichische Perspektive auf neue Tendenzen der deutschen Erinnerungskultur, in: Moshe Zuckermann (Hrsg.) - 2. Aufl.: Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte : Bd. 33/2005, Antisemitismus, Antizionismus, Israelkritik, Göttingen: Wallstein, 2005, S. 160-180, ISBN: 3-89244-872-8 (Standort: UuStB Köln(38)-XE240-33/2005) INHALT: Die Autorin untersucht neue Tendenzen in der deutschen Erinnerungskultur, die sich mit einer "Rückkehr der Erinnerung" an das Thema "Flucht und Vertreibung" verbinden. Sie geht von einem engen Zusammenhang zwischen dem Stellenwert der Holocausterinnerung im nationalen Geschichtsbild und der normativen Ausrichtung der politischen Kultur eines Landes aus. Darüber hinaus lassen sich unterschiedliche gedächtniskulturelle Formate erkennen: zum einen ein Opfergedächtnis, in dem die Gesellschaft als Opferkollektiv dargestellt wird, und zum anderen ein "negatives" Gedächtnis, das sich mit Fragen von Schuld, Mitverantwortung und der eigenen Täterschaft auseinandersetzt. Dieses Schuldgedächtnis hat seit den 1980er Jahren vielfach Eingang in die offizielle Erinnerungskultur gefunden bzw. diese geprägt. Der Umgang mit der NS-Vergangenheit in der Bundesrepublik Deutschland ist vor allem durch einen Transformationsprozess von der Externalisierung der Schuldfrage in der Nachkriegszeit zur Internalisierung der Holocausterinnerung als zentralen historischen Bezugspunkt des nationalen Gedächtnisses seit den 1980er Jahren geprägt, wie die Autorin in ihrem Beitrag näher zeigt. Sie beleuchtet die oftmals konstatierte "Rückkehr der Erinnerung" an die "eigene Leidenserfahrung" im Hinblick auf ihre gedächtniskulturellen Kontexte und Codierungen und zieht Vergleiche zum "österreichischen Gedächtnis". (ICI2) [283-L] Weber, Jörg: Quo vadis Politikberatung? Wie politisch ist die wissenschaftliche Politikberatung in Deutschland?: eine Entwicklungsgeschichte der wissenschaftlichen Politikberatung in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses von Enquete-Kommisionen auf den Wissens-Transfer, Wuppertal 2004, 263 S. (Graue Literatur; URL: http://elpub.bib.uniwuppertal.de/edocs/dokumente/fbg/paedagogik/diss2003/weber/dg0301.pdf; http://deposit.ddb.de/ cgi-bin/dokserv?idn=973068892&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=973068892.pdf) INHALT: Die Studie untersucht die Entscheidungsfindungsprozesse von Politikern auf Bundesund Landesebene, die sie mit Hilfe von Sachverständigen erarbeiten, also die wissenschaftliche Politikberatung in Deutschland. Die zentrale Fragestellung der Untersuchung lautet dem gemäß: Welche politischen Funktionen können der wissenschaftlichen Politikberatung im politischen Willens- und Entscheidungsprozess zugeordnet werden und inwieweit haben sich Funktionen in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt? Im ersten Kapitel werden zunächst wichtige Grundlagen des Untersuchungsgegenstandes betrachtet. Ferner wird der allgemeine politische Rahmen der Entwicklung des Beratersystems in der Bundesrepublik Deutschland beleuchtet. Im zweiten Kapitel schließt sich ein Beitrag über die Wissenschaftlichen Dienste (Abteilung W) des Bundestages an. Zugleich wird ein Abriss der gesamten Organisation der Wissensvermittlung beim Deutschen Bundestag geliefert. Die Institution der EnqueteKommission wird im dritten Kapitel hinsichtlich ihrer Entstehungsgeschichte und parlamentarischen Einbettung untersucht. Basierend auf persönlichen Erfahrungen des Autors durch die Teilnahme am Beratungsprozess der Enquete-Kommission 'Zukunft der Städte in NRW' des Landtages von Nordrhein-Westfalen, wird sodann im vierten Kapitel die objektiv erscheinende 'Beratungswelt' der Enquete-Kommission entlang eines Vergleichs dreier Instru- soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten 185 ment der empirischen Sozialforschung (Dokumentenanalyse, teilnehmende Beobachtung, Interview) untersucht. Im fünften Kapitel wird abschließend für eine demokratische und verantwortbare Zukunftsgestaltung durch mehr bürgerschaftliches Engagement plädiert. (ICG2) [284-L] Wetzel, Dietmar J.: Vom Anderen des Politischen: über "postmoderne Ethik" und ihre Grenzen, in: Susanne Kollmann, Kathrin Schödel (Hrsg.): PostModerne De/Konstruktionen : Ethik, Politik und Kultur am Ende einer Epoche, Münster: Lit Verl., 2004, S. 29-44, ISBN: 3-8258-7896-1 (Standort: ULB Münster(6)-MR7200/295) INHALT: Dass es die "postmoderne Ethik" nicht gibt, ist für den Autor Ausgangspunkt seiner Überlegungen und ein wesentliches Kennzeichen postmodern-dekonstruktiver Theoriebildung. Dieser Überzeugung folgend knüpft der Text in wesentlichen Punkten diskurskritisch an die Autorentrias Levinas, Derrida und Cornell an. Die durch diese DenkerInnen evozierten notwendigen Verschiebungen und Korrekturen diskursethisch-moderner Positionen, so die These, werden vor allem dann sichtbar, wenn man sich ausgehend von ethischen Fragestellungen zum "Feld des Politischen" begibt. Ausgegangen wird dabei von der grundlegenden Differenz zwischen der Politik und dem Politischen. Politik wird als Regierungskunst und als Einsatz der Polizei unter Rückgriff auf rechtsstaatlich legale Mittel verstanden. Anhand von zwei Beispielen wird das "Andere des Politischen" im Sinne einer Wiederkehr und Korrektur ethisch-moralischer Diskurse demonstriert. Fragen der Souveränität, des Flüchtlings und der Biopolitik stehen dabei im Zentrum. Obwohl ambitioniert und den Rahmen einer "postmodernen Ethik" sprengend, werden "Empire" (Hardt/Negri) und "Homo sacer" (Agamben) als Beitrag zur politischen Theoriebildung erörtert. Abgeschlossen werden die Überlegungen mit einem kurzen Fazit, das für eine "ethische Eröffnung des Raums des Politischen" plädiert. (ICA2) [285-L] Wild, Dieter: Macht und Medien: zum Nachkriegsjournalismus in der Bundesrepublik von den sechziger Jahren bis zum Fall der Mauer, in: Christoph Fasel (Hrsg.): Qualität und Erfolg im Journalismus, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2005, S. 15-19, ISBN: 3-89669-700-5 INHALT: Das ehemalige Mitglied der Chefredaktion des 'Spiegel' beleuchtet den westdeutschen Nachkriegsjournalismus in der Zeit, in der M. Haller unter seiner Ressortleitung SpiegelRedakteur war. Die Zeit vom Ende der 1960er Jahre bis zum Fall der Mauer im November 1989 war die 'Blütezeit' des deutschen Journalismus, die, ausgelöst durch die 'Spiegel-Affäre' durch eine emanzipatorische Entwicklung in Journalismus und Gesellschaft gekennzeichnet war. Die Medien spielten eine wichtige Rolle beim Aufbau der Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland, indem sie auch internationale gesellschaftliche Entwicklungen aufnahmen und so dazu beitrugen, die deutsche Nachkriegsgesellschaft offener für unterschiedliche Lebensentwürfe zu machen. Gesellschaftlicher Einfluss der Medien und politische Macht sind zu unterscheiden. Spiegel, Stern und Zeit waren die wichtigsten Printmedien der Zeit und Journalistenund Verlegerpersönlichkeiten wie R. Augstein, H. Nannen, G. Bucerius oder A. Springer prägten das Bild der alten Bundesrepublik. Nach seinem Selbstverständnis konnte der 'Spiegel' keine eigenen politischen Ziele verfolgen, wohl aber Themen setzen, Trends ver- 186 soFid Politische Soziologie 2006/1 7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten stärken und politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Missstände aufdecken. Die journalistische Arbeit Hallers wird in diesen Rahmen eingeordnet und bewertet. (UN) [286-L] Wilke, Manfred: Umgestaltung in der Erinnerungspolitik: zur Zukunft der Stasi-Unterlagen-Behörde, in: Die Politische Meinung : Monatsschrift zu Fragen der Zeit, Jg. 50/2005, H. 7 = Nr. 428, S. 39-42 (Standort: UuStB Köln(38)-EP15460; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http:// www.kas.de/db_files/dokumente/die_politische_meinung/7_dokument_dok_pdf_6901_1.pdf) INHALT: Am 3. Dezember 2004 ändert die Bundesregierung die ministerielle Zuständigkeit für die Behörde der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) und der Stiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur. Beide Einrichtungen wechseln aus der Zuständigkeit des Innenministeriums in die des Staatsministeriums für Kultur und Medien im Bundeskanzleramt (BKM). In Anbetracht der Funktion der BStU als moralische Instanz zur Durchsetzung der Aufarbeitung dieser zweiten Diktatur-Geschichte in Deutschland beschreibt und erörtert der Beitrag die dementsprechende erinnerungspolitische Neubestimmung der SED-Herrschaft. Das BKM möchte auf diese Weise die erinnerungspolitische Kompetenz für die diktatorische Vergangenheit der Deutschen im 20. Jahrhundert insgesamt bündeln. Diese Konzentration ermöglicht nach Ansicht des Autors der Bundesregierung durch öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen, das Setzen von Forschungsschwerpunkten und die Präsentation von Ausstellungen in den Gedenkstätten, die für die Nachgeborenen zu zeithistorischen Museen werden, aktiven Einfluss zu nehmen auf das Geschichtsbewusstsein der kommenden Generationen. (ICG2) [287-L] Zintl, Reinhard: Soziale Normen und politische Korruption, in: Politische Vierteljahresschrift : Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Sonderheft, 2005, H. 35, S. 183-194 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; UuStB Köln(38)-FHM-XE00036; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Die Beherrschung von Korruption kann niemals als stabil gelten. Bei der Diskussion von Normen und Korruption stützt der Autor diese These, indem er mehrere Ebenen unterscheidet, auf denen Normen verletzt werden können. Die Modelle zu diesen Ebenen gründen auf dem Prinzipal-Agenten-Konzept, das er kurz skizziert und interpretiert. Vor der Diskussion der Ebenen konturiert er diese durch die Beschreibung von drei Typen der Korruptionsbekämpfung, die jene Ebenen kenntlich machen. Konkreter fassbar und beurteilbar ist Korruption auf der Ebene der Vollzugsorgane von Verwaltung usw. Problematischer wird es bereits, wenn es um Agenten mit freiem Mandat geht. Wenn es um das Verhalten und das Zügeln der Wähler selbst geht, so in seiner abstrakten Funktion als Prinzipal in der Rolle des Volkes, hängt Korruption in starkem Maße vom vorhandenen 'sozialen Kapital' ab." (Autorenreferat) Register 187 Hinweise zur Registerbenutzung Sachregister Grundlage für das Sachregister sind die Schlagwörter, die zur gezielten Suche der Literatur- bzw. Forschungsnachweise in unseren Datenbanken FORIS und SOLIS vergeben wurden. Um eine differenzierte Suche zu ermöglichen, werden dabei nicht nur die Haupt-, sondern auch Nebenaspekte der Arbeiten verschlagwortet. • Bei einem maschinell erstellten Verzeichnis wie dem obigen Sachregister führt das zwangsläufig zu einem Nebeneinander von wesentlichen und eher marginalen Eintragungen. Manche Begriffe machen erst in Verbindung mit anderen Sinn oder wechseln ihren Sinn in Abhängigkeit vom jeweiligen Zusammenhang. • Solche Zusammenhänge gehen aber bei einem einstufigen Register typischerweise verloren. Vermeintliche Fehleintragungen gehen fast immer aufs Konto eines dieser beiden Effekte, die sich bei der maschinellen Registererstellung grundsätzlich nicht vermeiden lassen. Personenregister Aufgeführt sind • bei Literaturnachweisen: alle aktiv an dem Werk beteiligten Personen; • bei Forschungsnachweisen: alle als Leiter, Betreuer oder wissenschaftliche Mitarbeiter („Autoren“) eines Projekts angegebenen Personen. Institutionenregister Aufgeführt sind nur die forschenden Institutionen. Institutionelle Auftraggeber, Finanzierer, Förderer oder dergleichen sind zwar in den Forschungsnachweisen selbst aufgeführt, nicht jedoch im Register. Sortierung Die Sortierung folgt den lexikalischen Regeln, d.h. Umlaute werden wie der Grundbuchstabe sortiert. Numerische Angaben (z.B. „19. Jahrhundert“) sind ganz ans Ende sortiert, also hinter Buchstabe Z. Nummerierung Alle in den Registern angegebenen Zahlen beziehen sich auf die laufenden Nummern der Literatur- und Forschungsnachweise. Personenregister 189 Personenregister A Abromeit, Heidrun 1 Adams, Karl-Heinz 132 Adloff, Frank 2 Albert, Hans 53 Albert, Mathias 3 Alemann, Ulrich von 133 Althammer, Jörg 35 Angeli, Oliviero 4 Arnim, Hans Herbert von 134, 135 Asbach, Olaf 5 B Backhaus-Maul, Holger 136 Ballestrem, Karl Graf 6 Baumeister, Biene 7 Baurmann, Michael 240 Becker, Axel 116 Becker, Florian 84 Behnke, Nathalie 241 Behrens, Fritz 85 Benthin, Rainer 195 Berghoff, Peter 8, 196 Bergmann, Werner 213, 277 Berretz, Uschi 196 Best, Heinrich 78 Binder, Tanja 164 Bitzan, Renate 202 Blank, Hartmut 166 Blum, Roger 255 Bogner, Alexander 221 Boll, Friedhelm 137 Bonfadelli, Heinz 255 Bragyova, Andras 9 Bräuninger, Thomas 99 Brettschneider, Frank 165 Breuer, Stefan 197 Brie, Michael 138 Brink, Tobias ten 198 Brislinger, Evelyn 188 Brück, Brigitte 242 Brunssen, Frank 243 Buchholz, Kai 244 Bührmann, Andrea D. 10 Bussemer, Thymian 245 Bußjäger, Peter 86 Butterwegge, Christoph 87, 199, 209 C Caluori, Ladina 139 Collani, Gernot von 166 Conze, Eckart 54 Crome, Erhard 55 Cronqvist, Lasse 258 D Dams, Andreas 167 Dannenbaum, Thomas 200 Debus, Marc 56 Decker, Frank 201 Defert, Daniel 11 Demuth, Christian 88 Deth, Jan van 232 Dettling, Daniel 140 Dettling, Warnfried 246 Dingeldey, Irene 89 Dittberner, Jürgen 141 Döhler, Marian 98 Döhring, Kirsten 202 Domingues, José Maurício 12 Donsbach, Wolfgang 145 E Eckert, Forian 247 Ehlers, Nils 13 Ehlert, Niels 90 Eith, Ulrich 168, 186 Elo, Kimmo 58 Elverich, Gabi 202 Erb, Rainer 222 Erlach, Emanuel von 203 Ewald, François 11 F Feldmann, Renate 202 Fischer, Jochen 248 Flad, Henning 222 Flecker, Jörg 204 Fleischer, Julia 98 Flickinger, Hans-Georg 91 190 Florack, Martin 92 Foltin, Robert 205 Frank, Sybille 64 Freitag, Markus 169 Frindte, Wolfgang 206 Fritze, Lothar 14 Fröhlich, Manuel 104 Fromont, Michel 142 Fuchs, Dieter 15, 93 Füting, Angelika 249 G Gabriel, Oscar W. 188 Gallus, Alexander 94 Ganghof, Steffen 16 Gebauer, Ronald 78 Geiger, Rolf 17 Gellner, Winand 95 Gerhardt, Volker 6 Gessenharter, Wolfgang 207 Gillessen, Christina 186 Giordano, Christian 250 Glatzmeier, Armin 95 Greven, Michael Th. 18 Groh, Kathrin 19 Gruber, Andreas 251 H Haacke, Brigitte von 96 Haas, Melanie 143 Hacke, Jens 20 Hadler, Markus 21 Hahn, André 59 Haller, Max 21 Halm, Dirk 208 Hammelstein-Eroglu, Gülten 196 Hartleb, Florian 170 Haug, Frigga 252 Haupert, Bernhard 60 Häusler, Alexander 209 Hefty, Julia 253 Heinrich, Gudrun 210, 211 Heinze, Rolf G. 85, 97 Heitmeyer, Wilhelm 212 Henkel, Michael 22 Henning, Christian H.C.A. 171 Henning, Markus 228 Hermann, Michael 171 Herzog, Alexander 116 Personenregister Heß, Cordelia 202 Heyer, Andreas 45 Hilbert, Josef 85 Hobsbawm, Eric J. 23 Hoffmann-Lange, Ursula 251 Holtmann, Everhard 144, 188 Holz, Petra 254 Höpner, Martin 61 Horster, Detlef 24 Hug, Simon 139 Hustedt, Thurid 98 I Ihme-Tuchel, Beate 62 Imhof, Kurt 255, 256 J Jagodzinski, Wolfgang 188 Jahn, Egbert 25 Jandura, Olaf 145 Jann, Werner 98 Janssen, Siebo 63 Jarren, Otfried 255 Jesse, Eckhard 146, 147, 148, 170, 172 John, René 215 K Kaase, Max 64 Kaiser, André 90, 183 Karitzki, Olaf 26 Kathage, Andrea 257 Kenzo, Rena 202 Kepplinger, Hans Mathias 173 Kersting, Norbert 258 Kilpert, Daniel 213 Kirschenhofer, Sabine 204 Klein, Ansgar 214 Klein, Eckart 27 Klein, Markus 174 Knothe, Holger 215 Koch, Bettina 28 Koenig, Matthias 29 Kohler, Ulrich 175 Kohr, Jürgen 65 Kokott, Juliane 259 König, Thomas 99 Kornelius, Bernhard 176 Personenregister Korte, Karl-Rudolf 92, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 149, 177, 178, 179, 180, 260, 261, 262 Kössler, Till 66 Köttig Michaela 202 Kreiner, Maria 263 Kreis, Georg 264 Krenn, Manfred 204 Kriechbaumer, Robert 67 Krol, Martin 30 Krumm, Thomas 68 Krysmanski, Hans Jürgen 265 Kuhn, Hans-Peter 216 Kunze, Rolf-Ulrich 31 L Lamla, Jörn 266 Langner, Ronald 217 Leggewie, Claus 108, 267 Leif, Thomas 268 Lemke, Matthias 69 Lenk, Klaus 109 Lessenich, Stephan 155 Leuenberger, Petra 218 Leuschner, Vincenz 269 Lijphart, Arend 32 Lindenberger, Thomas 70 Linder, Wolf 110 Linz, Juan J. 33 Lösch, Bettina 34 M Madaràsz, Jeannette Z. 71 Maissen, Thomas 270 Mansel, Jürgen 219 Marr, Mirko 271 Martinez Ruiz, Maria Lucia 220 Masulin, Maurizio 181 Matzky-Eilers, Axel 150 Matzky-Eilers, Michael 30 Maurer, Marcus 173 Mazzoleni, Oscar 181 Menz, Wolfgang 221 Merle, Jean-Christophe 17 Metzler, Gabriele 72, 73, 74 Meyer, Erik 267 Micus, Matthias 151 Mielke, Gerd 152 Miliopoulos, Lazaros 201 191 Minkenberg, Michael 222 Mochmann, Ekkehard 64 Mokry, Alexander 223 Möller, Frank 75 Morgenstern, Andreas 153 Morlok, Martin 154 Müller, Kay 111 Münkel, Daniela 272 N Nachtwey, Oliver 155 Nass, Elmar 35 Naßmacher, Karl-Heinz 263 Nawrath, Thomas 36 Negator, Zwi 7 Neves, Marcelo 37 Nicoll, Norbert 224 Noetzel, Thomas 38 Nonhoff, Martin 39 Nothelle-Wildfeuer, Ursula 112 O Oberreuter, Heinrich 182 Ooyen, Robert Chr. van 113, 114 Oppenhäuser, Holger 225 Ottmann, Henning 6 P Papadopoulos, Yannis 115 Papouschek, Ulrike 204 Pappi, Franz Urban 116, 171, 190 Patry, Jean-Luc 250 Patzelt, Werner J. 88, 185, 226, 263 Pettenkofer, Andreas 227 Pfannes, Petra 273 Pfeiffer, Thomas 207 Piel, Konstanze 117 Pietzsch, Henning 76 Plener, Ulla 77 Pollak, Johannes 40, 118 Przygoda, Annette 183 R Raasch, Rolf 228 Rattinger, Hans 229 Rehling, Andrea 119 Reimer, Katrin 252 Reinhardt, Sibylle 274 Reissig, Rolf 156 192 Reitz, Tilman 41 Remy, Dietmar 78 Reutter, Werner 120 Richter, Norbert Axel 42 Riegel, Lisa 193 Riegraf, Birgit 121 Roller, Edeltraud 93 Römmele, Andrea 157 Röpke, Andrea 230 Rose, Uta-D. 43 Roth, Dieter 176 Roth, Roland 44 Rotte, Ralph 191 Rucht, Dieter 51, 275 Ruck, Michael 122 Rupieper, Hermann-Josef 79 Rupp, Hans Karl 248 S Saage, Richard 45 Saldern, Adelheid von 272 Salheiser, Axel 78 Salzborn, Samuel 231 Sander, Wolfgang 220 Sauer, Martina 208 Scarano, Nico 17 Schäfer, Julia 232 Schaffer, Lena-Maria 184 Scharpf, Fritz W. 123 Scheiper, Stephan 80 Schellenberg, Sirii 185 Schlie, Ulrich 276 Schlipphak, Bernd 186 Schmidt, Peter 231 Schmidt, Thomas 1 Schmitt, Hermann 187 Schnapp, Kai-Uwe 124, 188 Schneider, Gerald 184 Schoen, Harald 235 Schönborn, Susanne 277 Schönhoven, Klaus 158 Schröder, Peter 46 Schrupp, Antje 233 Schuett-Wetschky, Eberhard 125 Schuler-Harms, Margarete 159 Schulz, Daniel 126 Schulz, Wolfgang 234 Schumann, Siegfried 235 Schumm, Wilhelm 221 Personenregister Schweitzer, Eva Johanna 189 Schwerdt, Kai 47 Seifert, Markus 278, 279 Shikano, Susumu 171, 190 Siedschlag, Alexander 280 Slominski, Peter 118 Speit, Andreas 230 Srp, Uwe 236 Steffens, Gerd 223, 237 Steininger, Martin 191 Stöbe-Blossey, Sybille 85 Stoiber, Michael 1 Stöss, Richard 160, 192 Straube, Gregor 30 Streeck, Wolfgang 48 Sturm, Roland 127 T Teune, Simon 51 Thomas, Sven 81 Thompson, Martyn P. 6 Thunert, Martin 281 Tiessen, Jan 98 Trube, Achim 238 U Uhl, Heidemarie 282 Ullmann, Wolfgang 128 V Vester, Michael 161 Vogt, Ludgera 239 Völkl, Kerstin 188 Vorholt, Udo 49 Vowe, Gerhard 249, 278, 279 W Wächter, Franziska 193, 194 Walter, Franz 111 Wammetsberger, Dorit 206 Waschkuhn, Arno 129 Wassermann, Rudolf 130 Weber, Jörg 283 Weinbach, Christine 19 Weingart, Peter 244 Weiss, Hilde 234 Wenzke, Rüdiger 82 Weßels, Bernhard 162 Wettig, Susan 206 Personenregister Wetzel, Dietmar J. 284 Wiesendahl, Elmar 163 Wild, Dieter 285 Wilke, Manfred 286 Will, Andreas 249 Williams, Howard 50 Wischke, Mirko 50 Wulff, Manfred 131 Wüst, Andreas M. 187 Y Yang, Mundo 51, 275 Z Zettl, Christian 186 Zierold, Kay 83 Zimmermann, Ann 275 Zintl, Reinhard 287 Zittel, Thomas 52 193 Sachregister 195 Sachregister A Abgeordneter 135, 247, 257, 263 Abstraktion 12 abweichendes Verhalten 70 Adel 36 Adenauer, K. 72, 75, 111 Adoleszenz 181 Affektivität 164 agenda setting function 182 Akteur 101, 260 aktivierende Arbeitsmarktpolitik 89, 238 Aktivierung 85, 97 Alltag 14, 257 Alltagswissen 236 Alpenraum 115 Amnestie 83 Amt 251, 253 Anarchie 17, 228 Anarchismus 228 Angst 164 Anthropologie 6 Antiamerikanismus 236 Anti-Atom-Bewegung 200 Antifaschismus 77 Antike 15, 94 Antikommunismus 77 Antirassismus 252 Antisemitismus 202, 206, 212, 213, 224, 231, 242, 248, 267 arabische Länder 219, 236 Arbeit 70 Arbeiter 70 Arbeiterbewegung 25, 77, 137 Arbeiterpartei 158 Arbeitgeber 122 Arbeitgeberverband 97, 119, 122 Arbeitslosigkeit 238 Arbeitsmarktpolitik 97, 238 Arbeitswelt 204 Arendt, H. 2, 43 Aristoteles 17, 35 Asylbewerber 218 Attac 215, 224 Attentat 80 Aufklärungszeitalter 4, 5 Ausländer 218 Ausländerfeindlichkeit 44, 206, 212, 218, 222, 234, 248 ausländischer Arbeitnehmer 218 Außenpolitik 63, 138 außerparlamentarische Opposition 228 autoritäres System 50, 94 Autoritarismus 204 B Bank 270 Belgien 171 Berater 111 Beratungsgremium 111 Bergbau 79 Berichterstattung 87, 145, 165, 167, 173, 182, 255, 273 Berlin 81, 156, 243 Bernstein, E. 69 Beruf 263 beruflicher Abstieg 261 beruflicher Aufstieg 251, 261 berufliche Reintegration 263 berufliches Selbstverständnis 268 Berufsfeld 263 Berufsrolle 253 Beschäftigungspolitik 97, 156, 238 Bestandsaufnahme 159 Beteiligung 159 Bevölkerung 64, 218, 226, 236, 243, 248 Bevölkerungsgruppe 149, 204 bilaterale Beziehungen 236 Bildungspolitik 153 Biopolitik 17 Biotechnik 284 Bismarck, O. 75 Bourdieu, P. 198 Brandt, W. 72, 75, 111, 158 Bundeskanzler 67, 103, 113, 130, 167, 260, 261, 262 Bundeskompetenz 86 Bundesland 92, 116, 120, 135, 178, 251 Bundesministerium 286 Bundespolitik 116, 188, 251, 283 Bundespräsident 113, 130 196 Bundesrat 99, 113, 123, 130 Bundesregierung 84, 103, 125 Bundesstaat 86, 95, 123, 127 Bundestag 88, 99, 108, 113, 120, 123, 130, 148, 214, 226, 257, 263 Bundestagswahl 113, 130, 145, 147, 148, 160, 165, 167, 170, 172, 173, 174, 177, 178, 179, 180, 182, 184, 186, 187, 189, 192, 229 Bundesverfassungsgericht 113, 114, 130, 226 Bündnis 90/ Die Grünen 143, 145, 170, 180 Bündnis für Arbeit 97, 122 Bürger 13, 28, 112, 193, 237, 249 Bürgerbeteiligung 15, 52, 118, 221, 275 bürgerliche Gesellschaft 20, 127, 143 Bürgernähe 134, 280 Bürgerrecht 19, 156 bürgerschaftliches Engagement 2, 136, 140, 152, 163, 176, 208, 210, 214, 238, 239, 283 Bürgertum 20, 143, 237 Bürokratie 124 C CDU 81, 158, 165, 170, 180, 254 Chancengleichheit 159 Charisma 75 computervermittelte Kommunikation 279 Contrat Social 13, 17, 45 Corporate Citizenship 136 Corporate Governance 61 CSU 170, 180 D Dahrendorf, R. 2 Dänemark 98 DDR 14, 55, 58, 59, 62, 70, 71, 75, 76, 77, 78, 79, 82, 286 DDR-Forschung 286 Dekonstruktivismus 284 Deliberation 34, 51, 280 deliberative Demokratie 18, 34 Demokratieverständnis 25, 193, 274, 285 demokratischer Sozialismus 25, 138 demokratisches Verhalten 15, 51, 52, 274 Demokratisierung 25, 32, 44, 52, 142, 152, 214, 254, 258, 278 Sachregister Denkmal 248, 267 Deprivation 164 Derrida, J. 284 Deutschlandpolitik 153 deutschsprachige Schweiz 218 Dewey, J. 2 Dezentralisation 90 Dezisionismus 18 Diäten 135 Die Grünen 68 Die Republikaner 160, 201 Diktatur 14, 25, 94, 286 Diktatur des Proletariats 25 direkte Demokratie 110, 142 Direktwahl 183, 187 Diskriminierung 137, 248 Diskussion 65 Dissident 82 Drittes Reich 60, 65, 75, 264, 276, 282 DVU 160, 201, 242 E Effizienz 96, 99 Ehrenamt 176, 239 Einheitspartei 71 Einigungsvertrag 128 Einkommen 247 Einnahmen 132 Einparteiensystem 64 Einstellungsänderung 234 Einwanderung 250 Einwanderungspolitik 212 Electronic Government 109 elektronische Demokratie 15, 280 Elite 62, 78, 251, 253, 258 Energiewirtschaft 84 Engagement 112, 211 Entfremdung 164 Entscheidungsprozess 221 Erhard, L. 111 Erinnerung 248, 264, 282, 286 Erziehung 250 Etatismus 114, 207 Ethik 6, 8, 18, 26, 36, 49, 221, 241, 250, 284 Etzioni, A. 2 evangelische Kirche 76 Exekutive 27, 95, 98, 139 Exklusion 149 Sachregister Experte 221 F Fachdidaktik 220 familiale Sozialisation 151 Familienrecht 254 Fanatismus 196 Faschismus 197, 225 FDP 56, 74, 81, 83, 141, 145, 153, 170, 180 Feindbild 231 Feminismus 202, 233 Fernsehen 167, 173, 182, 255 finanzielle Situation 135 Finanzpolitik 83 Föderalismus 86, 90, 95, 97, 99, 110, 123, 127 Fordismus 225 Forschungsansatz 21, 150 Forschungseinrichtung 184 Forschungspolitik 156 Foucault, M. 10, 11, 41 FPÖ 56 Frankreich 98, 126, 142, 197, 202, 207, 242 Französische Revolution 23 französischsprachige Schweiz 218 Frau 57, 183, 202, 230, 242, 252, 254, 273 Frauenbewegung 71, 205, 233, 254 Frauenbild 254, 273 Freiheit 6, 9, 43, 49, 53, 112, 180, 228 freiheitlich-demokratische Grundordnung 131 Freiheitsrecht 9 Freizeit 208 Freizeitverhalten 193 Fremdbild 236 Freundschaft 269 Frieden 149 Friedensbewegung 227 frühe Neuzeit 5, 6, 28, 40, 94 Führung 78, 102 Führungskraft 104 Führungsposition 92, 242, 269 Fundamentalismus 154, 196 funktionale Differenzierung 217, 255 Funktionär 141, 251 Funktionswandel 103 197 G Gedenkstätte 267 Gemeinschaft 12, 43, 68 Gemeinwesen 135 Gemeinwohl 238 Generation 55 Gentechnologie 275 Gerechtigkeit 12, 18, 24, 26, 37, 43, 49, 180, 266 Geschichtsbewusstsein 267, 276, 286 Geschichtsbild 46, 243, 270, 282 Geschichtsphilosophie 4, 36 Geschichtsschreibung 276 Geschlecht 30 Geschlechterverhältnis 10, 242 Geschlechtsrolle 273 Gesellschaftsordnung 12, 53, 149 Gesellschaftsrecht 159 Gesellschaftstheorie 225 Gesellschaftswissenschaft 30 Gesetzentwurf 99 Gesetzgebung 16, 86, 99, 134 gesetzliche Regelung 84 Gewalt 30, 197, 201, 227 Gewaltbereitschaft 199, 230 Gewaltenteilung 27, 95 Gewerkschaft 61, 97, 119, 122 Glaube 14, 196, 259 Glaubensfreiheit 259 Gleichheit 16, 17, 37 Globalisierung 12, 38, 47, 48, 51, 110, 198, 215, 224, 225, 250, 266 Gouvernementalität 10, 11, 41 Governance 109, 117 Gramsci, A. 2 Großbetrieb 79 Großbritannien 98, 155, 171 Große Koalition 74, 158 Grundgesetz 108, 113, 128, 130, 135, 259 Gruppenzugehörigkeit 193 H Habermas, J. 2, 4 Handlung 9, 43, 269 Handlungsfähigkeit 106, 113, 130 Handlungsorientierung 221 Handlungsspielraum 107 Haushaltskonsolidierung 106 Haushaltspolitik 156 198 Hegel, G. 2, 17 Hegemonie 39 Herder, J. 4 Herrschaft 14, 30, 40 herrschende Klasse 265 Hessen 68 Hierarchie 129 Hilferding, R. 61 historische Analyse 31 Hitler, A. 75, 276 Hobbes, T. 6, 28, 50 Honecker, E. 71 horizontale Mobilität 21 Humanismus 6 I Idealtypus 197 Ideengeschichte 42 Identifikation 21, 144, 174 Identität 11, 127, 193, 215, 276 Identitätsbildung 216 Ideologie 65, 197, 199, 201, 207 Illegalität 83 Individualkommunikation 249 Individuum 9 Industriearbeiter 66 Industriegebiet 79 Informationsaufnahme 280 Informationsaustausch 280 Informationsfluss 280 Informationsgesellschaft 57, 255, 256 Informationsmanagement 260 Informationsquelle 280 Informationsstand 271 Informationstechnologie 109 Informationsverhalten 176 Informationsvermittlung 262 informelle Struktur 81, 117 Inklusion 19, 127, 150 Innenpolitik 200 innere Sicherheit 54, 80 innerparteiliche Demokratie 152 innerparteiliche Gruppierung 158 innerparteiliche Opposition 56 Institutionalisierung 53, 241 Institutionalismus 99 institutionelle Faktoren 52, 93, 96, 98, 183, 241, 258, 281 institutioneller Wandel 92, 281, 283 Sachregister Instrumentarium 102 Integrationspolitik 218 Intellektueller 11, 198, 207 interaktive Medien 280 Interessengruppe 95, 134 Interessenorientierung 247 Interessenpolitik 134 Interessenvertretung 59, 154 interkulturelle Faktoren 42 internationale Beziehungen 230 internationale Politik 3, 26, 29 internationale Sicherheit 54 internationales System 3 Internationalisierung 3, 110, 154 Internet 109, 189, 207, 223, 271, 275, 278, 279, 280 Intervention 222 Irak 236 Islam 252, 259 Italien 197, 242 italienischsprachige Schweiz 181 J Japan 190 Journalismus 255, 268, 285 Journalist 268, 285 journalistischer Beruf 268, 285 Jude 264, 270 Judentum 65, 277 Judenverfolgung 248, 264, 267, 282 Judikative 27, 95 Jugend 71, 216 Jugendarbeit 76 Jugendbewegung 205, 228 Jugendkultur 211 Jugendlicher 181, 193, 194, 201, 211, 219, 223, 232 junger Erwachsener 181, 193, 194 Jurist 281 K Kader 78 Kalter Krieg 66, 77, 245 Kampagne 189 Kanada 57, 171, 250 Kandidatenaufstellung 183 Kandidatur 187, 190 Kant, I. 4, 36, 50 Kanton 169 Sachregister Kapitalismus 25, 33, 61, 198, 225, 266 Karriere 151, 253, 263 Kartell 61 Katholizismus 57 Kautsky, K. 69 Kernenergie 84, 200 Keynesianismus 89 Kirche 71, 252, 259 Klassengesellschaft 265 Kleidung 230, 252 Koalition 68, 74, 81, 83, 170 Koalitionsbildung 56, 68, 116, 170 Koalitionspolitik 68, 83, 156 Kohl, H. 75, 111 Kollektivbewusstsein 264 kollektive Identität 227 kollektives Wissen 282 Kolonialismus 12 Kommerzialisierung 268 Kommission 221 Kommunikation 37, 101, 149, 223, 245, 257, 280 Kommunikationstechnologie 154, 280 Kommunismus 25, 66, 69 Kommunitarismus 43, 239 Kompetenzverteilung 86 Komplexität 37 Kompromiss 71 Konfliktfähigkeit 274 Konfliktregelung 129 Konfliktstruktur 129 Konformität 78 Konkordanzdemokratie 110, 115 Konservatismus 20, 254 konservative Partei 63 Konsolidierung 106 Konstitutionalismus 3, 126 Konstruktivismus 255 Konsum 7, 266 Konsumgesellschaft 266 Konsumtheorie 266 Kontrakttheorie 45 Konzentrationslager 267 konzertierte Aktion 119 Koordination 48 Korporatismus 44, 119, 122 korporativer Akteur 122 Korruption 44, 157, 240, 247, 287 KPD 66 199 Krieg 219, 236 Krise 87 Kritische Theorie 12 Kultur 30, 54, 196, 207, 208, 286 kulturelle Identität 277 Kulturpolitik 156 Kulturrelativismus 252 Kulturrevolution 228 Kunst 7 L Länderkompetenz 86 Landespolitik 107, 116, 141, 156, 188, 251, 283 Landesregierung 81, 92, 156 ländlicher Raum 79 Landtag 120 Landtagswahl 147, 148, 160, 172, 180, 186, 188 Lebensbedingungen 243 Legislative 27, 95 Legislaturperiode 106 Legitimation 35, 155, 221 Legitimität 33, 247, 258 Lehrer 252 Leistung 24 Leistungsfähigkeit 93 Leitbild 4, 18, 89, 119, 214 Lernen 220 lernende Organisation 88 Lernerfolg 222 Lernprozess 88, 220 Levinas, E. 284 Liberalismus 17, 20, 23, 26, 41, 43, 45, 49, 69, 131, 141 Lobby 134, 247 Locke, J. 2 Luhmann, N. 217 Luxemburg, R. 69 M Machiavelli, N. 46 Macht 8, 10, 11, 30, 95, 101, 104, 140, 261, 265 Machtverfall 100 Machtwechsel 100 Mädchen 202 Management 19, 104, 109, 121 Markt 129 200 Marktorientierung 266 Marktwirtschaft 266 Marxismus 62 Marxismus-Leninismus 71 Massenkultur 7 Massenmedien 87, 154, 159, 165, 167, 173, 255, 268, 272 Mecklenburg-Vorpommern 210 Mediatisierung 246, 255 Medien 57, 95, 135, 137, 145, 159, 182, 225, 236, 256, 286 Mediengesellschaft 140, 145, 246, 255 Medienpolitik 268 Medienrecht 159, 268 Medienverhalten 279 Mehrebenenanalyse 129 Mehrebenensystem 115, 116 Mehrheitsprinzip 16 Mehrheitswahl 171, 190 Mehrparteiensystem 64, 171 Mehrsprachigkeit 57 Meinungsbildung 167, 173, 221 Meinungsforschung 184 Mensch 13, 28 Menschenbild 38, 46 Menschenrechte 6, 27, 29, 36, 38, 252 Menschenwürde 35 Migrant 19, 208 Migration 209 Militär 46, 82 Minderheit 248 Minister 260, 261, 262, 273 Ministerialverwaltung 98, 124 Ministerium 124 Ministerpräsident 107, 260, 261, 262 Misstrauensvotum 113, 130 Mittelalter 28, 94 Mittelschicht 143, 158, 161, 258 Mittelstand 143 Mobilisierung 275, 278 Modell 35, 90, 96, 137, 220 Moderne 12 Modernisierung 31, 85, 155, 227 Moral 17, 18, 240, 284 moralisches Urteil 43 Motivation 239, 263 multikulturelle Gesellschaft 110, 209 multinationales Unternehmen 266 Musik 230 Sachregister Muslim 252, 259 Mythos 48 N Nachhaltigkeit 281 Nachkriegszeit 20, 254, 272, 285 Nachrichten 167 Nahrungsmittel 275 Nation 4, 23, 31, 126 Nationalbewusstsein 21 nationale Identität 21, 264 nationale Teilung 77 Nationalismus 23, 31, 197 Nationalsozialismus 60, 199, 243, 245, 248, 276, 282 Nationalstaat 21, 23, 26, 31, 47, 48, 266 NATO-Doppelbeschluss 83 Naturrecht 6, 35 Neofaschismus 276 Neoliberalismus 41, 87, 131, 155, 198, 199, 234 Neonazismus 146, 147, 160, 202, 230 Netzwerk 129, 207, 265 Neue Rechte 195, 201, 207 Neuseeland 171, 190 Neuzeit 45 New Economy 255 nichtstaatliche Organisation 2, 29, 117, 136, 223, 224 Niederlande 63, 149 Niederösterreich 204 Non-Profit-Organisation 2 Nordrhein-Westfalen 92, 107, 172, 178, 180, 196 Normalität 227 Normativität 16, 42, 94 Normbildung 241 Normgeltung 240, 241 Normsetzung 84 Normverletzung 240 Norwegen 171 Notlage 8 NPD 146, 147, 160, 201, 230, 242 Nutzung 223, 271, 278, 279 O OECD-Staat 124 offene Gesellschaft 140 öffentliche Aufgaben 59, 159 Sachregister öffentliche Kommunikation 255 öffentliche Leistung 96 öffentliche Meinung 64, 231, 236 öffentlicher Dienst 252 öffentlicher Sektor 117 öffentliche Verwaltung 19, 95, 109, 121, 124, 241 Öffentlichkeit 34, 209, 212, 223, 246, 255, 256, 257, 270, 281 Öffentlichkeitsarbeit 195, 245 ökonomisches Modell 96 ökonomische Theorie 41, 121 Ökonomisierung 121 Online-Befragung 280 Online-Dienst 280 Online-Medien 223, 279, 280 Opposition 71, 76, 105, 113, 141, 145, 148, 153 Ordnungspolitik 53 Ordnungstheorie 39, 42 Organisation 40, 98, 137 Organisationsstruktur 141, 150 organisierter Kapitalismus 61 Österreich 56, 67, 86, 118, 204, 205, 207, 221, 234, 282 Ostpolitik 153 P Pädagogik 36 Parlament 95, 110, 125, 226, 283 parlamentarischer Ausschuss 214 Parlamentarismus 16, 32, 94, 95, 120, 125, 253 Parlamentsauflösung 108, 120, 148 Parlamentswahl 169 Parteianhänger 144, 158, 161, 166, 168, 174, 201, 235 Parteibasis 201 Parteiengesetz 132 Parteienrecht 132 Parteienstaat 99, 131, 142, 163 Parteigründung 138, 201 Parteipolitik 99, 140, 146, 152, 162, 163, 193, 197 Parteipresse 39, 137 Parteiverbot 147 Partikularismus 12 Partizipation 112, 169, 223 Pazifischer Raum 171, 190 201 PDS 138, 146, 156, 170, 180 Persischer Golf 219 Personal 92 Personalisierung 170 Persönlichkeitsentwicklung 216 Persönlichkeitsmerkmal 166 Persuasion 245 Philosophie 22, 49 philosophische Aufklärung 4, 5, 6, 65 Planungskonzeption 74 Planwirtschaft 71 Platon 6 Pluralismus 17, 19, 26, 37, 64, 72, 250 Polarisierung 99 Politikberatung 34, 74, 100, 221, 244, 260, 281, 283 Politiker 36, 67, 101, 104, 106, 107, 135, 151, 152, 235, 242, 251, 254, 262, 272, 273 Politikfeld 105, 178 Politikfeldanalyse 107 Politikverdrossenheit 32, 168, 193, 194, 211 Politikvermittlung 165 Politikwissenschaft 5, 94, 134 politisch-administratives System 103 politische Aktivität 145, 232, 253, 279 politische Bewegung 25, 51, 66, 198, 200, 205, 224, 225, 227 politische Beziehungen 269 politische Bildung 64, 127, 220, 223, 237, 286 politische Elite 55, 59, 115, 152, 251, 253, 263, 265, 269 politische Entscheidung 103, 125, 131, 135, 221 politische Entwicklung 39, 55, 67, 105, 137, 144, 151, 213, 228 politische Ethik 241 politische Folgen 156 politische Führung 55, 62, 75, 102, 104, 197, 251, 262, 267 politische Geschichte 267, 286 politische Gruppe 149 politische Herrschaft 28, 117, 127 politische Ideologie 65, 194, 197 politische Institution 16, 52, 103, 104, 194, 226, 253, 286 politische Integration 175 202 politische Kommunikation 8, 65, 104, 140, 145, 149, 165, 189, 195, 223, 246, 249, 255, 256, 257, 275, 278, 279 politische Kontrolle 78, 134, 241 politische Kriminalität 80 politische Krise 58, 161, 163 politische Kultur 8, 20, 55, 59, 71, 95, 106, 122, 127, 142, 196, 227, 241, 243, 248, 258, 272, 280, 281, 282 politische Linke 20, 138, 146, 148, 166, 205, 213 politische Macht 127, 285 politische Meinung 64, 65, 229, 236, 281 politische Mitte 162, 166 politische Ökonomie 39 politische Partizipation 15, 19, 34, 51, 52, 57, 59, 118, 127, 133, 140, 163, 175, 176, 181, 193, 194, 203, 216, 232, 258, 279, 280 politische Philosophie 6, 17, 20, 22, 34, 36, 40, 114 politische Planung 72, 74, 92 politischer Akteur 92, 104, 105, 106, 258 politischer Beamter 253 politische Rechte 146, 160, 164, 166, 170, 199, 201, 204, 213, 242 politische Reform 127, 135 politischer Einfluss 60, 104, 105, 124, 131, 167, 247, 265 politischer Konflikt 200, 270 politischer Unterricht 223 politischer Wandel 55, 58, 59, 62, 80, 92, 105, 120, 139, 144, 158, 258 politisches Asyl 209 politisches Bewusstsein 36, 276 politisches Handeln 37, 43, 72, 74, 92, 99, 103, 122, 146, 156, 158, 207, 244, 253, 267, 269, 276 politisches Interesse 203, 211, 216, 232 politische Situation 135, 265 politisches Mandat 169, 251, 263 politische Sozialisation 60, 151, 181, 193, 194, 203, 216, 232, 237, 254, 258 politisches Programm 56, 92, 138, 146, 149, 156, 162, 170, 172, 178, 180, 215 politisches Regime 71 politische Stabilität 71, 113 politische Steuerung 78, 92, 101, 104, 105, 107, 117, 129 Sachregister politische Strategie 101, 170, 192 politisches Verhalten 52, 105, 135, 215, 267 politische Theorie 1, 2, 5, 6, 17, 22, 28, 31, 34, 39, 42, 52, 58, 69, 94, 95, 114, 150, 225 politische Verfolgung 82 politische Verhandlung 122 politische Willensbildung 59, 98, 105, 106, 127, 281 Politisierung 203 Popularität 179 Populismus 44, 115, 164, 201, 204, 234 Postfordismus 225 Postmaterialismus 219 Postmoderne 284 Poststrukturalismus 284 Präsidialsystem 32, 94, 142 Prävention 210, 240, 241 Presse 137, 182 Pressefreiheit 268 privater Sektor 117 Privatisierung 121 Privatsphäre 257 Privatunternehmen 84 Professionalisierung 140, 152, 244, 281 Prognose 184 Propaganda 209, 245 Protestantismus 63 Protestbewegung 79, 200, 205, 215, 224 Protestverhalten 215 psychische Faktoren 250 Psychologie 236 psychologische Theorie 31, 245 Publizistik 207 Q Quotierung 183 R Radikalismus 66 Ranking 96 Rassismus 44, 211, 231, 248 Rationalität 17, 104, 173, 227, 256 Rawls, J. 43 Realitätsbezug 189, 261 Recht 9, 28, 240, 284 rechtliche Faktoren 159 rechtsextreme Partei 191, 209 Sachregister Rechtsform 137 Rechtsgeltung 27 Rechtsnorm 37 Rechtsphilosophie 4 Rechtsprechung 114 Rechtsradikalismus 44, 64, 146, 147, 160, 164, 195, 199, 201, 202, 207, 209, 210, 211, 222, 225, 230, 242, 248, 276 Rechtsreform 80 Rechtsstaat 37, 91 Rechtstheorie 6 Rechtswissenschaft 281 Reflexivität 12, 215 Reformmodell 52, 112 Reformpolitik 74, 106, 153, 214 Regelung 84 Regierbarkeit 113 Regierung 67, 73, 92, 95, 98, 99, 100, 103, 104, 105, 110, 111, 113, 122, 125, 131, 139, 158, 261, 280, 283 Regierungsbildung 16, 116, 158, 170 Regierungslehre 107 Regierungspartei 139, 141, 145, 148, 158 Regierungspolitik 80, 158 Regierungswechsel 92, 178 Regime 129 Region 21 regionale Faktoren 66, 191 Regulationstheorie 225 Rekrutierung 251, 253, 263 Religion 13, 28, 46, 196, 208, 259 Religionsgemeinschaft 259 Religionsunterricht 259 religiöse Faktoren 169, 231 religiöse Gruppe 259 Religiosität 235 Reorganisation 92 Repräsentation 16, 40, 59, 125, 149, 183 repräsentative Demokratie 15 Repression 82, 222 Republik 36 Republikanismus 46, 126, 239 Revolution 7, 79 Rollenverständnis 253 Rousseau, J. 4, 13, 17, 45 S Säkularisierung 259 schichtspezifische Faktoren 234 203 Schleswig-Holstein 172 Schmitt, C. 50 Schröder, G. 111, 113, 130 Schule 208, 259 schulische Sozialisation 151 Schweden 98 Schweiz 19, 57, 110, 139, 169, 171, 181, 218, 250, 256, 264, 270, 271 SED 55, 70, 71, 286 Sekundäranalyse 186 Selbstorganisation 129 Selbstreferenz 189 Selbstverständnis 237, 243 Sexismus 202 Sicherheit 54 Sicherheitspolitik 54 Skandal 255 Solidarität 12, 35 sowjetische Besatzungszone 62 Sozialabbau 87 Sozialdemokratie 61, 69, 77, 155, 158, 161, 272 sozialdemokratische Partei 155 soziale Bewegung 25, 51, 91, 110, 200, 205, 215, 217 soziale Beziehungen 244 soziale Differenzierung 78, 265 soziale Einstellung 194 soziale Entwicklung 217 soziale Funktion 217 soziale Gerechtigkeit 18, 24, 35, 49, 112, 155, 161, 266 soziale Institution 194 soziale Integration 208, 222, 256 soziale Klasse 70 soziale Konstruktion 206, 246 soziale Kontrolle 70, 245 soziale Marktwirtschaft 39 soziale Norm 240, 241, 287 soziale Partizipation 181, 208 sozialer Konflikt 149 sozialer Status 251 sozialer Wandel 62, 66, 80, 162, 164, 204, 205, 282 soziales Milieu 60, 70, 143, 149, 258 soziales Netzwerk 129 soziales System 37, 150, 217 soziale Ungleichheit 21, 37, 161 soziale Wahrnehmung 204 204 Sozialisation 60, 151 Sozialismus 25, 49, 55, 62, 69, 77 sozialistischer Staat 25, 71 sozialistische Wirtschaft 71 Sozialkapital 2, 36, 232, 239, 240, 287 Sozialordnung 53 Sozialpolitik 24, 83, 85, 89, 138, 153, 156, 170, 238 Sozialrecht 35 Sozialstaat 24, 35, 85, 87, 89, 112 Sozialstruktur 143 soziologische Theorie 30, 49 sozioökonomische Entwicklung 155, 204 Sparpolitik 179 SPD 68, 69, 74, 77, 83, 137, 151, 155, 156, 158, 159, 161, 165, 170, 180 Spende 83, 132, 134, 157 SPÖ 67 Sport 208 Sprache 207 Sprachgruppe 250 Staatenbildung 53 Staatenbund 95 staatliche Einflussnahme 70 staatliche Lenkung 62, 70, 103 Staatsangehörigkeit 19 Staatsapparat 103 Staatsform 94, 131, 253 Staatsgewalt 227 Staatsrecht 114 Staatssozialismus 70 Staatstätigkeit 96, 121 Staatstheorie 22 Stabilisierung 119 Stagnation 161 Stalinismus 62 Stammzellenforschung 221 Stasi-Unterlagen-Gesetz 286 Steiermark 204 Steuerungsprozess 78, 103 Stiftung 136, 239 Stigmatisierung 70 Strafe 240 Strafrecht 6, 70, 80 Straftat 201 Strafverfolgung 70 Strafvollzug 11 Strukturwandel 154 Studentenbewegung 227, 228 Sachregister Studentenverbindung 207 Subjektivität 10 Subsidiarität 112 Supranationalität 2 symbolische Politik 8, 68 Symbolismus 8 Sympathie 235 Systemkrise 33, 58 Systemstabilität 33 Systemtheorie 150, 217 T Tageszeitung 273 Tarifpartner 119 Tausch 247 technischer Fortschritt 200 Technokratie 154 Teilnehmer 59 Terrorismus 80 Tocqueville, A. 2 Tönnies, F. 50 Totalitarismus 14, 58, 69, 94 Tradition 1 Transparenz 115, 142 Tugend 36 Türke 208 Typologie 31, 94, 150, 204, 231 U Universalismus 12, 252 Unternehmen 61, 84 Unternehmer 159 Unterschicht 175, 258 Urteilsbildung 173, 220 USA 157, 171, 180, 207, 223, 236, 241, 265 Utilitarismus 239 Utopie 17, 45 V Verantwortungsbewusstsein 206 Verantwortungsethik 18 Verband 110, 119, 131 Verbot 9, 241 Verein 203 Verfassungsänderung 108, 118, 123 Verfassungsbeschwerde 113, 130 Verfassungsgericht 135, 226 Verfassungsrecht 99, 114 Sachregister Verfassungsschutz 207 Verfassungswirklichkeit 120 Verflechtung 188 Vergangenheitsbewältigung 206, 243, 248, 264, 270, 276, 282 vergleichende Politikwissenschaft 95 Verhaltensänderung 279 Verhältniswahl 190 Vermögen 264, 270 Vernetzung 275 Vertrauen 161, 168, 194, 226, 258 Vertrauensfrage 108, 113, 120, 130, 148, 172 Verwaltungshandeln 109, 287 Verwissenschaftlichung 74 virtuelle Gemeinschaft 280 Volk 4, 114, 287 Völkermord 282 Völkerrecht 29 Volksabstimmung 169 Volksentscheid 135, 142 Volkspartei 140, 144, 158 Vorurteil 206, 212, 231 W Wahlbeteiligung 169, 174, 194 Wähler 104, 171, 173, 184, 188, 190, 229 Wahlergebnis 139, 147, 160, 161, 164, 179, 182, 191, 192 Wahlforschung 191 Wahlgesetz 130, 171 Wahlkampf 135, 145, 149, 157, 165, 170, 172, 174, 177, 180, 182, 185, 189, 192 Wahlrecht 57 Wahlsystem 171, 183, 190, 192 Wahrnehmung 145, 167, 261, 262 Wahrnehmungsstörung 261 Währungsunion 128 Weber, M. 197 Website 189, 275 Wehrdienstverweigerer 82 Weimarer Republik 19, 50, 65, 80, 126, 207, 259 Weltanschauung 14, 242 Weltbild 202, 242 Weltgesellschaft 3, 12, 21, 29, 37, 48 Weltmarkt 199 Weltordnung 3, 42 Weltpolitik 17, 26 205 Weltwirtschaft 48 Wende 55, 59 Wert 37, 250 Wertorientierung 20, 166, 180, 194, 207, 216, 219, 250, 281 Wertwandel 250 Wettbewerb 53, 61, 199 Wettbewerbsfähigkeit 199 Wettbewerbsordnung 53 Widerstand 71, 76, 79, 82, 266 Widerstandsrecht 50 Wiedervereinigung 128, 243, 248 Wien 204 Wirtschaft 53, 161, 255 wirtschaftliche Lage 167 Wirtschaftselite 265 Wirtschaftskrise 33 Wirtschaftsordnung 33, 39, 53 Wirtschaftspolitik 53, 61, 83, 96, 122, 138, 153, 156 Wirtschaftssystem 33 Wissen 194, 221, 271 Wissenschaftler 281 wissenschaftliche Beratung 74, 244, 283 Wissenschaftlichkeit 281 Wissenschaftsgeschichte 1 Wissenschaftspolitik 156 Wissensgesellschaft 255 Wissenstransfer 283 Wochenzeitung 236 Wohlfahrt 70 Wohlfahrtsstaat 19, 41, 87, 89 Z Zeitfaktor 106 Zeitgeist 200 Zentralismus 95 Zielsetzung 59 Zionismus 65, 213 Zivilgesellschaft 2, 19, 44, 85, 112, 117, 129, 133, 136, 140, 163, 208, 210, 214, 215, 238, 239, 246, 266, 283 Zufriedenheit 258 Zukunftsperspektive 224 Zweiparteiensystem 171 Zweite Republik 56, 67, 118, 205, 234 Zweiter Weltkrieg 264, 270 zwischenbetriebliche Kooperation 61 206 17. Jahrhundert 18. Jahrhundert 19. Jahrhundert 21. Jahrhundert Sachregister 5 5 23, 94, 126 30, 32 Institutionenregister 207 Institutionenregister Europa-Universität Viadrina, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Politikwissenschaft, insb. vergleichende Analyse politischer Systeme, Bewegungen und Kulturen 222 Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft Bereich Grundlagen der Politik Arbeitsbereich Historische Grundlagen der Politik 62 Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät III, Berlin Graduate School of Social Sciences -BGSS- 269 Institut für Religionspolitologie e.V. an der Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg 8, 196 Institut für Sozialforschung -IFS- an der Universität Frankfurt am Main 221 Katholische Hochschule für Soziale Arbeit 60 Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern 84 Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Technikfolgen-Abschätzung -ITA221 Technische Hochschule Aachen, FB 07 Philosophische Fakultät, Institut für Politische Wissenschaft Bereich Internationale Politik 191 Technische Universität Berlin, Zentrum für Antisemitismusforschung 213, 277 Technische Universität Darmstadt, FB 02 Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Arbeitsbereich Vergleichende Analyse politischer Systeme und Demokratieforschung 1 Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Kommunikationswissenschaft Professur für Kommunikationswissenschaft I 145 Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Politikwissenschaft Lehrstuhl Politische Systeme und Systemvergleich 88, 185 Technische Universität Ilmenau, Fak. für Mathematik und Naturwissenschaften, Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft 249 Technische Universität Ilmenau, Fak. für Mathematik und Naturwissenschaften, Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft Fachgebiet Empirische Medienforschung, Politische Kommunikation 278, 279 Universität Bamberg, Fak. Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl für Politikwissenschaft II Politische Soziologie 229 Universität Bamberg, Fak. Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Professur für Politikwissenschaft, insb. Politische Systeme 251 Universität Bielefeld, Graduiertenkolleg 724 "Auf dem Weg in die Wissensgesellschaft: institutionelle und epistemische Transformationen der Wissensproduktion und ihre gesellschaftlichen Rückwirkungen" 244 208 Institutionenregister Universität Bielefeld, Institut für Wissenschafts- und Technikforschung -IWT- 244 Universität Bochum, Fak. für Sozialwissenschaft, Sektion Sozialpolitik und Sozialökonomik Lehrstuhl Sozialpolitik 35 Universität Bochum, Promotionskolleg Ost-West 63 Universität Bremen, Zentrum für Sozialpolitik Abt. Theorie und Verfassung des Wohlfahrtsstaates 39 Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der Bundesrepublik Deutschland 92, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 149, 177, 178, 260, 261, 262 Universität Düsseldorf, Philosophische Fakultät, Sozialwissenschaftliches Institut Lehrstuhl für Kommunikations- und Medienwissenschaft I 279 Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät 01, Institut für Politische Wissenschaft Lehrstuhl für Politische Wissenschaft II 65 Universität Frankfurt, FB 03 Gesellschaftswissenschaften, Internationales Promotions-Centrum Gesellschaftswissenschaften 225 Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Seminar für Wissenschaftliche Politik Arbeitsgruppe Wahlen 186 Universität Gießen, FB 03 Sozial- und Kulturwissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Empirische Sozialforschung 231 Universität Gießen, FB 03 Sozial- und Kulturwissenschaften, Institut für Schulpädagogik und Didaktik der Sozialwissenschaften 220 Universität Göttingen, Graduiertenkolleg "Die Zukunft des Europäischen Sozialmodells" 155 Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät, Institut für Politikwissenschaft Lehrbereich Systemanalyse und Vergleichende Politik 188 Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät, Institut für Politikwissenschaft Professur für Didaktik der Sozialkunde 274 Universität Hannover, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar 272 Universität Jena, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Methoden der empirischen Sozialforschung und Strukturanalyse moderner Gesellschaften 78 Universität Jena, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, SFB 580 Gesellschaftliche Entwicklungen nach dem Systemumbruch - Diskontinuität, Tradition und Strukturbildung 78 Universität Kassel, FB 04 Sozialwesen, Institut für Sozialpolitik und Organisation Sozialer Dienste 91 Universität Kassel, FB 05 Gesellschaftswissenschaften, Fach Politikwissenschaft Fachgebiet Politische Bildung und ihre Didaktik 223, 237 Universität Kiel, Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät, Institut für Agrarökonomie Lehrstuhl für Agrarpolitik 171 Institutionenregister 209 Universität Köln, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Forschungsstelle für interkulturelle Studien 209 Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Forschungsinstitut für Politische Wissenschaft und Europäische Fragen Lehrstuhl für vergleichende Politikwissenschaft 90, 183 Universität Mainz, FB 02 Sozialwissenschaften, Medien und Sport, Institut für Politikwissenschaft Abt. Vergleichende Politikwissenschaft 93 Universität Mannheim, Fak. für Sozialwissenschaften, Lehrstuhl für Politische Wissenschaft I 190 Universität Mannheim, Fak. für Sozialwissenschaften, Lehrstuhl für Politische Wissenschaft und International Vergleichende Sozialforschung 232 Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung -MZES- Arbeitsbereich B Die politischen Systeme Europas und ihre Integration 171, 187 Universität Marburg, FB 03 Gesellschaftswissenschaften und Philosophie, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte 38 Universität Marburg, Graduiertenkolleg 884 "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit: Ursachen, Phänomenologie und Konsequenzen" 231 Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Centrum für angewandte Politikforschung -C.A.P- Forschungsgruppe Deutschland 101 Universität Oldenburg, Fak. 04 Human- und Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Abt. Empirische Demokratieforschung 263 Universität Potsdam, MenschenRechtsZentrum 27 Universität Stuttgart, Fak. 10 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Abt. II Politische Theorie und Empirische Demokratieforschung 93 Universität Stuttgart, Fak. 10 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Abt. I Politische Systeme und Politische Soziologie 188 Universität Tübingen, Fak. für Philosophie und Geschichte, Seminar für Zeitgeschichte 80, 119, 200 72, 73, Universität Tübingen, Graduiertenkolleg "Globale Herausforderung - transnationale und transkulturelle Lösungswege" 42 Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Arbeit, Sozialstruktur und Sozialstaat Abt. Ungleichheit und soziale Integration 175 Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie Forschungsgruppe Zivilgesellschaft, Citizenship und Politische Mobilisierung in Europa 51, 275 Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung an der Universität zu Köln 188 ANHANG Hinweise 213 Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur Die in der Datenbank SOLIS nachgewiesene Graue Literatur enthält nahezu vollständig einen Bibliotheksstandort zur Erleichterung der Ausleihe; dies gilt auch für einen Teil (40%) der nachgewiesenen Verlagsliteratur. In SOLIS nachgewiesene Zeitschriftenaufsätze sind zu über 60% mit einem Standortvermerk versehen. Beschaffung von Literatur über den Deutschen Leihverkehr Die Standortvermerke in SOLIS (Kürzel, Ort und Sigel der besitzenden Bibliothek sowie Signatur der Arbeit) beziehen sich auf Bibliotheken, die dem normalen Fernleihverkehr angeschlossen sind. Sollte die gewünschte Arbeit bei Ihrer örtlichen Bibliothek nicht vorhanden sein, ersparen Ihnen die Standortvermerke für die Fernleihe („Direktbestellung“) den u.U. sehr zeitraubenden Weg über das Bibliothekenleitsystem. Elektronische Bestellungen sind ebenfalls möglich, z.B. über subito - einen bundesweiten Dokumentlieferdienst der deutschen Bibliotheken für Aufsätze und Bücher. Literaturdienst der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln Aufsätze aus Zeitschriften, die für SOLIS ausgewertet werden und in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln vorhanden sind, können über den Kölner Literaturdienst (KÖLI) als Kopie bestellt werden. Diese Aufsätze enthalten den Standortvermerk „UuStB Koeln(38) - Signatur der Zeitschrift“ sowie einen Hinweis auf den Kopierdienst. Die Bestellung kann mit gelber Post, per Fax oder elektronisch erfolgen. Kosten für den Postversand bis zu je 20 Kopien pro Aufsatz betragen 4,- Euro, für Hochschulangehörige 2,- Euro (bei „Normalbestellung“ mit einer Lieferzeit von i.d.R. sieben Tagen); gegen Aufpreis ist eine „Eilbestellung“ (Bearbeitungszeit: ein Arbeitstag) oder auch eine Lieferung per Fax möglich. Zur Benutzung der Forschungsnachweise Die Inhalte der Forschungsnachweise beruhen auf den Angaben der Forscher selbst. Richten Sie deshalb bitte Anfragen jeglicher Art direkt an die genannte Forschungseinrichtung oder an den/die Wissenschaftler(in). Das gilt auch für Anfragen wegen veröffentlichter oder unveröffentlichter Literatur, die im Forschungsnachweis genannt ist. Informations- und Dienstleistungsangebot des Informationszentrums Sozialwissenschaften Als Serviceeinrichtung für die Sozialwissenschaften erbringt das Informationszentrum Sozialwissenschaften (IZ) überregional und international grundlegende Dienste für Wissenschaft und Praxis. Seine Datenbanken zu Forschungsaktivitäten und Fachliteratur sowie der Zugang zu weiteren nationalen und internationalen Datenbanken sind die Basis eines umfassenden Angebotes an Informationsdiensten für Wissenschaft, Multiplikatoren und professionelle Nutzer von Forschungsergebnissen. Zu seinen zentralen Aktivitäten gehören: • Aufbau und Angebot von Datenbanken mit Forschungsprojektbeschreibungen (FORIS) und Literaturhinweisen (SOLIS) • Beratung bei der Informationsbeschaffung - Auftragsrecherchen in Datenbanken weltweit • Informationstransfer von und nach Osteuropa • Informationsdienste zu ausgewählten Themen • Informationswissenschaftliche und informationstechnologische Forschung & Entwicklung • Internet-Service Das Informationszentrum Sozialwissenschaften wurde 1969 von der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V. (ASI) gegründet. Seit Dezember 1986 ist es mit dem Zentralarchiv für empirische Sozialforschung (ZA) an der Universität zu Köln und dem Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen e.V. (ZUMA), Mannheim in der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS) zusammengeschlossen. GESIS ist Mitglied der „Leibniz-Gemeinschaft“ und wird von Bund und Ländern gemeinsam gefördert. Im Januar 1992 wurde eine Außenstelle der GESIS (ab 2003 GESIS-Servicestelle Osteuropa) in Berlin eröffnet, in der die Abteilung des IZ zwei Aufgaben übernahm: Die Bestandssicherung unveröffentlichter sozialwissenschaftlicher Forschungsarbeiten der DDR und den Informationstransfer von und nach Osteuropa. Die Datenbanken FORIS und SOLIS FORIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften) Inhalt: FORIS informiert über laufende, geplante und abgeschlossene Forschungsarbeiten der letzten zehn Jahre aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Österreich und der Schweiz. Die Datenbank enthält Angaben zum Inhalt, zum methodischen Vorgehen und zu Datengewinnungsverfahren sowie zu ersten Berichten und Veröffentlichungen. Die Namen der am Projekt beteiligten Forscher und die Institutsadresse erleichtern die Kontaktaufnahme. Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Psychologie, Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Sozialgeschichte, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie z.B. Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie, Sozialwesen oder Kriminologie. Bestand der letzten 10 Jahre: über 40.000 Forschungsprojektbeschreibungen Quellen: Erhebungen, die das IZ Sozialwissenschaften in der Bundesrepublik Deutschland, die Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien in Österreich (bis 2001) und SIDOS (Schweizerischer Informations- und Daten-Archivdienst) in der Schweiz bei sozialwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen durchführen. Die Ergebnisse der IZ-Er- hebung werden ergänzt durch sozialwissenschaftliche Informationen fachlich spezialisierter IuD-Einrichtungen wie z.B. des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit (Nürnberg) sowie durch Auswertung von Internetquellen, Hochschulforschungsberichten sowie Jahresberichten zentraler Fördereinrichtungen und Stiftungen. SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) Inhalt: SOLIS informiert über die deutschsprachige fachwissenschaftliche Literatur ab 1945, d.h. Aufsätze in Zeitschriften, Beiträge in Sammelwerken, Monographien und Graue Literatur (Forschungsberichte, Kongressberichte), die in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich oder der Schweiz erscheinen. Bei Aufsätzen aus Online-Zeitschriften und bei Grauer Literatur ist im Standortvermerk zunehmend ein Link zum Volltext im Web vorhanden. Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Bildungsforschung, Kommunikationswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie z.B. Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie oder Sozialwesen. Bestand: Sommer 2005 ca. 320.000 Literaturnachweise Jährlicher Zuwachs: ca. 14.000 Quellen: Zeitschriften, Monographien einschließlich Beiträgen in Sammelwerken sowie Graue Literatur. SOLIS wird vom IZ Sozialwissenschaften in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden, der Freien Universität Berlin - Fachinformationsstelle Publizistik, dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, den Herausgebern der Zeitschrift für Politikwissenschaft und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung hergestellt. Weitere Absprachen bestehen mit der Zentralstelle für Psychologische Information und Dokumentation in Trier und mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt/Main. Zugang zu den Datenbanken Der Abruf von Informationen aus den Datenbanken FORIS und SOLIS ist prinzipiell kostenpflichtig. Beide Datenbanken sind in jeweils unterschiedlichen fachlichen Umgebungen über folgende Hosts zugänglich: STN International The Scientific & Technical Information Network Postfach 24 65 D-76012 Karlsruhe Tel. (0 72 47) 80 85 55 www.stn-international.de GBI Gesellschaft für Betriebswirtschaftliche Information mbH Postfach 81 03 60 D-81903 München Tel. (0 89) 99 28 79-0 www.gbi.de/_de An nahezu allen Hochschulstandorten sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der Schweiz sind beide Datenbanken auf der Basis von Pauschalabkommen mit den Hosts - z.B. für das GBI wiso-net - in der Bibliothek oder über Institutsrechner für die Hochschulangehörigen frei zugänglich. infoconnex - der neue interdisziplinäre Informationsdienst bietet Individualkunden günstige Jahrespauschalpreise für den Zugang zu den Datenbanken SOLIS und FORIS - auch in Kombination mit den Literaturdatenbanken zu Pädagogik und Psychologie (www.infoconnex.de). Im www-Angebot des IZ bzw. der GESIS steht - neben weiteren kostenfrei zugänglichen Datenbanken - ein Ausschnitt aus der FORIS-Datenbank mit Projektbeschreibungen der letzten Jahre für inhaltliche und formale Suchen zur Verfügung; dadurch besteht darüber hinaus die Möglichkeit, bereits gemeldete Projekte auf Aktualität zu prüfen sowie jederzeit neue Projekte für eine Aufnahme in FORIS mitzuteilen. Beratung bei der Nutzung sozialwissenschaftlicher Datenbanken Zur Unterstützung Ihrer eigenen Suche in den Datenbanken FORIS und SOLIS bietet das IZ entsprechende Rechercheinstrumente wie z.B. den Thesaurus oder die Klassifikation Sozialwissenschaften. Selbstverständlich beraten wir Sie auch jederzeit bei der Umsetzung sozialwissenschaftlicher Fragestellungen in effektive Suchstrategien in unseren Datenbanken. Auftragsrecherchen In Ihrem Auftrag und nach Ihren Wünschen führt das IZ kostengünstig Recherchen in den Datenbanken FORIS und SOLIS durch. Darüber hinaus werden Informationen aus weiteren nationalen und internationalen Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen und/oder fachübergreifenden Themengebieten zusammengestellt. Informationstransfer von und nach Osteuropa Die Abteilung Informationstransfer in der GESIS-Servicestelle Osteuropa fördert die Ost-WestKommunikation in den Sozialwissenschaften. Sie unterstützt die internationale Wissenschaftskooperation mit einer Vielzahl von Informationsdiensten. Eine wichtige Informationsquelle für Kontakte, Publikationen oder Forschung bietet in diesem Zusammenhang auch der Newsletter „Sozialwissenschaften in Osteuropa“, der viermal jährlich in englischer Sprache erscheint. Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst - soFid Regelmäßige Informationen zu neuer Literatur und aktueller sozialwissenschaftlicher Forschung bietet das IZ mit diesem Abonnementdienst, der sowohl in gedruckter Form als auch auf CD-ROM bezogen werden kann. Er ist vor allem konzipiert für diejenigen, die sich kontinuierlich und längerfristig zu einem Themenbereich informieren wollen. soFid ist zu folgenden Themenbereichen erhältlich: • • • • • • • • • • • • • Allgemeine Soziologie Berufssoziologie Bevölkerungsforschung Bildungsforschung Familienforschung Frauen- und Geschlechterforschung Freizeit - Sport - Tourismus Gesellschaftlicher Wandel in den neuen Bundesländern Gesundheitsforschung Industrie- und Betriebssoziologie Internationale Beziehungen + Friedens- und Konfliktforschung Jugendforschung Kommunikationswissenschaft: Massenkommunikation - Medien Sprache • Kriminalsoziologie + Rechtssoziologie • Kultursoziologie + Kunstsoziologie • Methoden und Instrumente der Sozialwissenschaften • Migration und ethnische Minderheiten • Organisations- und Verwaltungsforschung • Osteuropaforschung • Politische Soziologie • Religionsforschung • Soziale Probleme • Sozialpolitik • Sozialpsychologie • Stadt- und Regionalforschung • Technology Assessment • Umweltforschung • Wissenschafts- und Technikforschung sowiNet - Aktuelle Themen im Internet Zu gesellschaftlich relevanten Themen in der aktuellen Diskussion werden in der Reihe sowiOnline Informationen über sozialwissenschaftliche Forschungsprojekte und Veröffentlichungen auf Basis der Datenbanken FORIS und SOLIS zusammengestellt. In der Reihe sowiPlus werden solche Informationen darüber hinaus mit Internetquellen unterschiedlichster Art (aktuelle Meldungen, Dokumente, Analysen, Hintergrundmaterialien u.a.m.) angereichert. Alle Themen sind zu finden unter www.gesis.org/Information/SowiNet. Forschungsübersichten Dokumentationen zu speziellen sozialwissenschaftlichen Themengebieten, Ergebnisberichte von Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des IZ, Tagungsberichte und State-of-the-art-Reports werden in unregelmäßigen Abständen in verschiedenen Reihen herausgegeben. Internet-Service Die Institute der GESIS (Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V.) IZ (Informationszentrum Sozialwissenschaften, Bonn) ZA (Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung an der Universität zu Köln) und ZUMA (Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen, Mannheim) bieten unter www.gesis.org gemeinsam Informationen zum gesamten Spektrum ihrer Infrastrukturleistungen sowie Zugang zu Informations- und Datenbeständen. Unter dem Menü-Punkt „Literatur- & Forschungsinformation“ bietet das IZ nicht nur Zugang zu einem Ausschnitt aus der Forschungsprojektdatenbank FORIS, sondern zu einer Reihe weiterer Datenbanken und Informationssammlungen: • Die Datenbank SOFO - sozialwissenschaftliche Forschungseinrichtungen - enthält Angaben zu universitären und außeruniversitären Instituten in der Bundesrepublik Deutschland in den Bereichen Soziologie, Politikwissenschaft, Psychologie, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft, Bevölkerungswissenschaft, Geschichtswissenschaft sowie Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Gesucht werden kann nach Namen(steilen), Fachgebiet, Ort, Bundesland sowie organisatorischer Zuordnung (Hochschule, außeruniversitäre Forschung oder öffentlicher Bereich). Neben Adressen, herausgegebenen Schriftenreihen u.ä. verweisen Hyperlinks ggf. auf die jeweiligen Homepages der Institutionen. Darüber hinaus gelangt man über einen weiteren Hyperlink zu allen Projektbeschreibungen eines Instituts, die in den letzten drei Jahren in die Forschungsdatenbank FORIS aufgenommen wurden (www.gesis.org/information/SOFO). • Die Datenbank INEastE - Social Science Research INstitutions in Eastern Europe - bietet Tätigkeitsprofile zu sozialwissenschaftlichen Einrichtungen in vierzehn osteuropäischen Ländern. Ähnlich wie in SOFO, können auch hier die Institutionen durchsucht werden nach Namensteilen, Ort, Land, Personal, Fachgebiet, Tätigkeitsschwerpunkt und organisatorischer Zuordnung. Die zumeist ausführlichen Institutsbeschreibungen in englischer Sprache sind durch weiterführende Hyperlinks zu den Institutionen ergänzt (www.gesis.org/Information/Osteuropa/INEastE). • Sozialwissenschaftliche Zeitschriften in Deutschland, Österreich und der Schweiz stehen in einer weiteren Datenbank für Suchen zur Verfügung. Es handelt sich dabei um Fachzeitschriften, die vom IZ in Kooperation mit weiteren fachlich spezialisierten Einrichtungen regelmäßig für die Literaturdatenbank SOLIS gesichtet und ausgewertet werden. Standardinformationen sind Zeitschriftentitel, Herausgeber, Verlag und ISSN - Redaktionsadresse und URL zur Homepage der Zeitschrift werden sukzessive ergänzt. Immer vorhanden ist ein Link zur Datenbank SOLIS, der automatisch eine Recherche beim GBI-Host durchführt und die in SOLIS gespeicherten Titel der Aufsätze aus der betreffenden Zeitschrift kostenfrei anzeigt; weitere Informationen zu den Aufsätzen wie Autoren oder Abstracts können gegen Entgelt direkt angefordert werden. Die Datenbank befindet sich noch im Aufbau; eine alphabetische Liste aller ausgewerteten Zeitschriften aus den deutschsprachigen Ländern kann jedoch im PDF-Format abgerufen werden. Zu sozialwissenschaftlichen Zeitschriften in Osteuropa liegen ausführliche Profile vor, die in alphabetischer Reihenfolge für die einzelnen Länder ebenfalls abrufbar sind. Der Zugang erfolgt über www.gesis.org/Information/Zeitschriften. Über weitere Menü-Hauptpunkte werden u.a. erreicht: • die Linksammlung SocioGuide, die - gegliedert nach Ländern und Sachgebieten - Zugang zu Internetangeboten in den Sozialwissenschaften bietet (www.gesis.org/SocioGuide) sowie • der GESIS-Tagungskalender (www.gesis.org/Veranstaltungen) mit Angaben zu Thema/ Inhalt, Termin, Ort, Land, Kontaktadresse bzw. weiterführenden Links zu nationalen und internationalen Tagungen und Kongressen in den Sozialwissenschaften sowie zu Veranstaltungen in und zu Osteuropa im Bereich der Transformationsforschung. Elektronischer Service des IZ Das IZ-Telegramm, das vierteljährlich über Neuigkeiten und Wissenswertes aus dem IZ berichtet, sowie der Newsletter „Social Science in Eastern Europe“ können auch in elektronischer Version bezogen werden. Ein E-mail-Abonnement des IZ-Telegramms erhalten Sie über [email protected]; Textfeld: subscribe iz-telegramm IhrVorname IhrNachname Der Betreff bleibt leer, statt IhrVorname IhrNachname können Sie auch anonymous eingeben. Für den Newsletter gilt: [email protected]; Text im Betreff: subscribe oenews *** Umfassende und aktuelle Informationen zum Gesamtangebot der Serviceleistungen des IZ inklusive Preisen, Download- und Bestellmöglichkeiten finden Sie im Internet - alles auf einen Blick unter: www.gesis.org/IZ/IZ-uebersicht.htm GESIS - Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. Informationszentrum Sozialwissenschaften Lennéstraße 30 53113 Bonn Telefon: (0228)2281-0 Telefax: (0228) 22 81-120 e-mail:[email protected] Abteilung Informationstransfer in der GESIS-Servicestelle Osteuropa Schiffbauerdamm 19 • 10117 Berlin Telefon: (030) 23 36 11-0 Telefax: (030) 23 36 11-310 e-mail:[email protected]