Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst - soFid

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soFid - Sozialwissenschaftlicher
Fachinformationsdienst
01/2006
Politische Soziologie
GESIS-IZ Bonn 2006
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst
soFid
Politische Soziologie
Band 2006/1
bearbeitet von
Stefan Jakowatz
Mit Beiträgen von
Raj Kollmorgen, Juniorprofessur für Soziologie und Europastudien der
Otto-von Guericke-Universität Magdeburg und
Sascha Liebermann, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften,
Universität Dortmund
Informationszentrum Sozialwissenschaften Bonn 2006
ISSN:
Herausgeber
bearbeitet von:
Programmierung:
Druck u. Vertrieb:
0176-4470
Informationszentrum Sozialwissenschaften der Arbeitsgemeinschaft
Sozialwissenschaftlicher Institute e.V., Bonn
Stefan Jakowatz
Udo Riege, Siegfried Schomisch
Informationszentrum Sozialwissenschaften
Lennéstr. 30, 53113 Bonn, Tel.: (0228)2281-0
Printed in Germany
Die Mittel für diese Veröffentlichung wurden im Rahmen der institutionellen Förderung der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS) vom Bund und den
Ländern gemeinsam bereitgestellt. Das IZ ist Mitglied der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher
Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS). Die GESIS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
© 2006 Informationszentrum Sozialwissenschaften, Bonn. Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere
ist die Überführung in maschinenlesbare Form sowie das Speichern in Informationssystemen, auch
auszugsweise, nur mit schriftlicher Einwilligung des Herausgebers gestattet.
Inhalt
Vorwort .............................................................................................................................................7
Raj Kollmorgen
Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
Eine komperative Analyse……….……………………………………………………………….…9
Sascha Liebermann
Bürgerlose Reformen. Eine zeitdiagnostische
Betrachtung…………………………………………………………………………….…………..31
Sachgebiete
1
Politische Grundbegriffe und Konzepte ..............................................................................41
2
Theorie und Geschichte politischer Systeme.......................................................................64
3
Staatstheorie und staatliches Handeln .................................................................................80
4
Politische Parteien und Parteiensysteme ...........................................................................103
5
Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation......................................................................118
6
Politische Einstellungen und politische Bewegungen .......................................................134
7
Politische Kultur und Ethik, politische Eliten ...................................................................159
Register
Hinweise zur Registerbenutzung...................................................................................................187
Personenregister ............................................................................................................................189
Sachregister...................................................................................................................................195
Institutionenregister.......................................................................................................................207
Anhang
Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur ..........................................................................213
Zur Benutzung der Forschungsnachweise.....................................................................................213
soFid Politische Soziologie 2006/1
Vorwort
7
Vorwort zum soFid „Politische Soziologie“
Das Informationszentrum Sozialwissenschaften (IZ) bietet mit dem „Sozialwissenschaftlichen
Fachinformationsdienst“ (soFid) zweimal jährlich aktuelle Informationen zu einer großen Zahl
spezieller Themenstellungen an. Jeder soFid hat sein eigenes, meist pragmatisch festgelegtes Profil. Gewisse Überschneidungen sind deshalb nicht zu vermeiden.
Quelle der im jeweiligen soFid enthaltenen Informationen sind die vom IZ produzierten Datenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) sowie FORIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften).
Die Datenbank SOLIS stützt sich vorwiegend auf deutschsprachige Veröffentlichungen, d.h. Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Beiträge in Sammelwerken sowie auf Graue Literatur in den
zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. In SOLIS ist bei einigen Hinweisen unter „Standort“ eine Internet-Adresse eingetragen. Wenn Sie mit dieser Adresse im Internet suchen, finden Sie
hier den vollständigen Text des Dokuments.
Wesentliche Quellen zur Informationsgewinnung für FORIS sind Erhebungen in den deutschsprachigen Ländern bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. Der Fragebogen zur Meldung neuer Projekte steht permanent im Internet unter http://www.gesis.org/IZ zur
Verfügung.
Literaturhinweise sind durch ein "-L" nach der laufenden Nummer gekennzeichnet, Forschungsnachweise durch ein "-F". Im Gegensatz zu Literaturhinweisen, die jeweils nur einmal gegeben
werden, kann es vorkommen, dass ein Forschungsnachweis in mehreren aufeinander folgenden
Diensten erscheint. Dies ist gerechtfertigt, weil Forschungsprojekte häufig ihren Zuschnitt verändern, sei es, dass das Projekt eingeengt, erweitert, auf ein anderes Thema verlagert oder ganz abgebrochen wird. Es handelt sich also bei einem erneuten Nachweis in jedem Falle um eine aktualisierte Fassung, die Rückschlüsse auf den Fortgang der Arbeiten an einem Projekt zulässt.
***
Die politische Soziologie stellt das Verbindungselement zwischen Soziologie und Politikwissenschaft her. Unter Einbeziehung theoretisch-systematisierender wie auch historisch-empirischer
Aspekte befasst sie sich mit den gesellschaftlichen und sozialpsychologischen Voraussetzungen
und Folgen des politischen Handelns, mit der Entstehung, Struktur und dem Wirkungszusammenhang politischer Systeme, den Interdependenzen von Aufbau, Ausbau und Modernisierung politischer, sozialer und wirtschaftlicher Ordnungen, der Entstehung von Macht und dem Einfluss gesellschaftlicher Gruppen und Akteure auf diesem Wirkungsgeflecht.
Diese Bestimmung des Wissensgebiets spiegelt sich in der Sachgebietsgliederung des vorliegenden Informationsdienstes wider: Politische Konzepte und Ideen, politische Systeme und Systemkrisen einschließlich historischer Erfahrungen, politische Steuerung und ihre Institutionalisierung,
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soFid Politische Soziologie 2006/1
Vorwort
staatliches Handeln einschließlich Verhältnis von Macht und Herrschaft, Parteiwesen, Wahlsoziologie, Partizipation, öffentliche Meinung, politische Einstellung, politische Bewegungen, Interessengruppen und Radikalismus, politische Eliten und politische Kultur, Werte, Wertewandel und
Ethik sind Gegenstand der einzelnen Kapitel.
Aufgrund der Fülle der Dokumente in der ausgewiesenen Klassifikation „politische Soziologie“
konnten nicht alle aktuellen Nachweise aufgenommen werden. Die Auswahl erfolgte zunächst
nach inhaltlichen Kriterien wie auch Aktualität, zusätzlich jedoch auch in Abgrenzung zu anderen
Fachgebietsbereichen. So wurden Literatur oder Forschung, die in anderen soFid-Themenbereichen veröffentlicht werden, hier nicht noch mal dokumentiert. Dies gilt für Themen der Außenund Sicherheitspolitik, zu regionalen oder ethnischen Konflikten oder Gewalt wie auch zu Konversion, die im soFid „Internationale Beziehungen/Friedens- und Konfliktforschung“ dokumentiert
sind. Gleiches gilt für den umfangreichen Bereich „Sozialpolitik“.
Zu politischen Analysen für die neuen Bundesländer und die damit verbundenen Transaktionsprozesse informieren Sie sich bitte im Fachinformationsdienst „Gesellschaftlicher Wandel in den
neuen Bundesländern“. Die umfangreiche sozialwissenschaftliche Forschung und Literatur zu
Osteuropa wird im Dienst „Osteuropaforschung“ dokumentiert. Für das Gebiet „Stadt- und Regionalforschung“ gibt es einen eigenen Dienst, ebenso für „Bevölkerungsforschung“, „Umweltforschung“ oder „Frauen- und Geschlechterforschung“. Gesundheitsverhalten und -politik ist im
soFid „Gesundheitsforschung“ enthalten, der Komplex „Migration und ethnische Minderheiten“
im gleichnamigen Band dokumentiert, politische Bildung findet sich im Band „Bildungsforschung“ wieder, um nur die wichtigsten angrenzenden Themenbereiche zu nennen.
Auch konnten Länderstudien aufgrund der großen Zahl der Nachweise nicht mehr einbezogen
werden. Außer Acht gelasssen wurden Beiträge zu Ressortpolitik, Kommunalpolitik und weitestgehend auch zu Europapolitik. Für diese Themen empfehlen wir eine individuelle Recherche in
der Datenbank durchzuführen.
In dieser soFid-Ausgabe veröffentlichen wir zwei wissenschaftliche Aufsätze:"Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp. Eine komparative Analyse" von Juniorprof. Dr. Raj Kollmorgen, Institut für Soziologie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und "Bürgerlose
Reformen. Eine zeitdiagnostische Betrachtung" von Dr. Sascha Liebermann, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Dortmund.
Wir bedanken uns bei beiden für die gute Kooperation.
Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
Eine komparative Analyse
1
Raj Kollmorgen
Stellen Transformationen, genauer: Gesellschaftstransformationen einen eigenen Typ sozialen Wandels dar?
Eine Prüfung des sozialwissenschaftlichen Forschungsfeldes lässt rasch deutlich werden, dass die
Antwort nicht so einfach ist, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Soweit ich sehe, lassen sich
fünf Ansichten in der transformationstheoretischen Debatte unterscheiden, die in zwei Gruppen mit
gleichsam polaren Ausgangspunkten zerfallen.
Die erste Gruppe betrachtet Gesellschaftstransformationen als eine Unterklasse überwölbender sozialer Wandlungsprozesse, wobei entweder (1) Entwicklung im engeren entwicklungssoziologischen Sinne oder (2) Modernisierung als Oberklasse angegeben wird. Inwieweit dann Transformation „nur“ als raum-zeitliche konkrete Ausprägung oder doch als typologisch distinkter Prozesstypus
betrachtet wird, der eigenartige sozialwissenschaftliche Begriffs- und Analyseinstrumente erfordert,
bleibt umstritten. Die meisten Vertreter dieser Position scheinen aber eher der Ausprägungsvariante
2
anzuhängen.
Die zweite Gruppe setzt umgekehrt bei Transformation an und fragt nach zuordenbaren Entwicklungsprozessen und Fallgruppen. (3) Eine erste diesem Zugang folgende Ansicht reserviert den Begriff der Transformation für die postsozialistischen Umwälzungen, deren Merkmale einzigartig sind
und insofern einen eigenen Begriff rechtfertigen: Transformationen sind postsozialistische Transformationen. (4) Für eine mittlere Position der zweiten Gruppe stellen die postsozialistischen Fälle
zwar den Ausgangspunkt gegenwärtiger Transformationsforschung dar und verfügen aufgrund ihrer
Häufung bei gleichzeitiger Differenzierung über das Potential einer gleichsam paradigmatischen
Fallgruppe. Jedoch gab es bereits vorher Gesellschaftswandlungen des Transformationstypus und
kann es auch zukünftig solche geben. (5) Die dritte Position vertritt schließlich einen weiten Begriff
von Transformation, der im Prinzip alle gravierenden und mindestens mittelfristigen sozialen Wandlungsprozesse einbegreift, so etwa neben den postsozialistischen auch die Entstehung des Feudalismus in Europa oder die Umwandlungen des westeuropäischen Sozialstaates seit Anfang der 80er
Jahre. Es ist offensichtlich, dass sich hier ein Bogen zurück zur ersten Grundposition spannt, da
3
Transformation tendenziell durch Entwicklung oder Modernisierung austauschbar erscheint.
Ich selbst favorisiere die mittlere Position und stelle die These auf, dass Gesellschaftstransformation
einen eigenen sozialen Wandlungstypus mit spezifischen Merkmalen repräsentiert, der aber nicht
1
2
3
Erstmals erschienen in: Kollmorgen, Raj (Hg./2005): Transformation als Typ sozialen Wandels. Postsozialistische Lektionen, historische und internationale Vergleiche. Münster et al.: LIT, S. 21-46.
Zur Diskussion im Kontext der Entwicklungssoziologie siehe Kollmorgen 2004; für die Modernisierungsforschung: Zapf 1991, 1996.
Überblicke zur Begriffsdebatte aus der Perspektive der Systemwechsel- bzw. Transformationsforschung
bieten zum Beispiel Merkel 1994, 1999 oder Sandschneider 1995, vgl. auch Kollmorgen 1996.
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soFid Politische Soziologie 2006/1
Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
auf die postsozialistischen Umwälzungen eingeschränkt werden kann. Vielmehr stellen letztere einen freilich herausragenden historischen Subtyp dar.
Im Folgenden möchte ich diese These schrittweise entfalten, indem ich nach einigen theoretisch-methodologischen Überlegungen zunächst die postsozialistischen Umbrüche betrachte und dann in
komparativer Perspektive nach historisch vergleichbaren, dabei vor allem ähnlichen Transformationen frage. Darauf aufbauend umreiße ich Begriff, Struktur und Grundtypen von Gesellschaftstransformationen, um abschließend einige Folgerungen für die Transformationsforschung zu ziehen.
1
Theoretisch-methodologische Vorbemerkung
Zunächst ist festzuhalten, dass typologische Bestimmungsversuche, die selbst keine Kausalanalyse
beinhalten, einerseits forschungsleitende Ordnungsraster darstellen und insofern als „Approximation“ vorausgehen, andererseits ein dann „reicheres“ Ergebnis kausalanalytischer Arbeit repräsentieren. Typologien bemühen sich um Ordnungen relevanter Sachverhalte nach mindestens einem oder
mehreren beschreibenden oder erklärenden Merkmalen. Soziologische Typen selbst sind modellierte
soziale Sachverhalte in Form von Eigenschafts- bzw. Faktorkombinationen, die empirisch und/oder
theoretisch zu begründen sind. Soweit ich den Begriff des Idealtypus verwende – wie es bei der Gesellschaftstransformation der Fall sein wird –, orientiere ich mich an Max Webers Verständnis. Idealtypen sind diesem zufolge weder allein klassifikatorische „Gattungsbegriffe“ noch im Vollsinne des
Wortes „Durchschnittstypen“, die es jenseits statistischer Mittelwerte nicht geben kann. Vielmehr
stellen sie kognitive Konstruktionen dar, die sich in besonderer Weise durch die Fixierung „kulturbedeutsamer Wirklichkeitsausschnitte“ und Überhöhung bzw. Idealisierung von Merkmalen sozialer
Sachverhalte bzw. im Laufe der wirklichen Analyse: von multifaktoriellen Kausalitäten auszeichnen
(Weber 1904/1988: 200ff.).
Idealtypische Konstruktionen schließen – wie es nicht zuletzt Weber eindrucksvoll exerziert hat –
komparative Analysen dezidiert ein. Ein Diktum Spinozas abwandelnd kann zuspitzend formuliert
werden: „determinatio est comparatio“. Bestimmen, Typisieren setzt Vergleichen voraus, bedarf des
Vergleichs – Vergleichen ist implizites Typisieren, ermöglicht überhaupt erst den Entwurf gehaltvoller Typologien und erklärender Modelle.
Zu den komparativen Methoden ist an dieser Stelle nur soviel zu vermerken: Für Gesellschaftstransformationen kommen aufgrund ihres höchst komplexen Charakters, der daraus resultierenden praktisch unendlich großen Variablen- bei vergleichsweise geringer Fallzahl (das „small-N-problem“)
vor allem die „konfigurative (Einzelfall-)Analyse“ und von da ausgehend, der makro-qualitative
Vergleich in Betracht. Für letzteren ist es im Rückgriff auf eine Argumentation John Stuart Mills (zuerst 1843) sinnvoll, zwei Herangehensweisen zu unterscheiden: eine Konkordanzmethode („method
of agreement“) und eine Differenzmethode („method of difference“). Beide Zugänge können und
wurden verfeinert bzw. später in anspruchsvolleren Verfahren integriert. Entscheidend bleibt, dass
beim Konkordanzansatz für gemeinsame Phänomene nach Differenzen bei hypothetisch erklärenden
Variablen gefragt wird, so dass schrittweise gemeinsame unabhängige Variablen, d.h. letztlich Kausalfaktoren, isoliert werden können. Demgegenüber versucht die Differenzmethode durch die Analyse basal vergleichbarer, darin aber möglichst unterschiedlicher Phänomene, zunächst den Kern geteilter erklärender Variablen festzustellen (diese zu „kontrollieren“), um dann sukzessive die Differ-
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Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
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enzen in den Kausalfaktoren und ihre Wirkungen zu interpretieren (vgl. Przeworski/Teune 1970; Tilly 1984; Eisenstadt 1999; Berg-Schlosser 2003).
Eingedenk dieser theoretisch-methodologischen Zusammenhänge wird plausibel, dass begriffliche
und typologische Überlegungen keineswegs Spielerei und analytisch mehr oder weniger irrelevant
sind. Wer etwa Gesellschaftstransformationen ab ovo als Modernisierung begreift, der wird ihre Elemente allein durch modernisierungstheoretische „Brillen“ identifizieren können und zieht womöglich nur Fälle anderweitiger Modernisierungen als Vergleichsfolie zur Bestimmung von Gehalten,
Fristen oder für prognostische Aussagen heran. Dies kann zu eingeschränkten empirischen Horizonten, ungerechtfertigter Variablenvorauswahl und verkürzten bzw. einseitigen Erklärungsmodellen
führen.
2
Die postsozialistischen Transformationen in Mittelost- und Osteuropa
Zur Gewinnung einer typologischen Basis möchte ich zunächst die postsozialistischen Transformationen in Mittelost- und Teilen Osteuropas erkunden. Dies erscheint sinnvoll, da die Gruppe des osteuropäischen Postsozialismus nicht nur eine relativ große Fallzahl (N = 19) aufweist, sondern trotz
deutlicher phänomenologischer Gemeinsamkeiten hinreichend Differenzen existieren.
Wie lassen sich die postsozialistischen Transformationen in Mittelosteuropa, partiell auch Osteuropa
zusammenfassend umreißen (ausführlich: Kollmorgen 2003a)?
(1) Dem engeren „Umbruch“ ab Herbst 1989 ging eine Zeit des Niedergangs voraus, in der militärische, ökonomische, politische und ideologische Erfolge der staatsozialistischen Moderneform, ein
Bestehen im Systemwettbewerb, ja partielle Vorreiterrollen schwanden. Der Niedergang vollzog
sich in Form von Stagnationsprozessen, Lähmungen bis hin zu ernsten Krisen und betraf Teilbereiche, einzelne Nationalgesellschaften, schließlich das gesamte „Zweite Weltsystem“.
(2) Nach einer Phase des beschleunigten Niedergangs ab 1980/81 bzw. 1985 folgte zwischen 1988
und Ende 1990 der eigentliche Regime- und damit auch Epochenumbruch. Der „Herbst 1989“ stellt
dabei, wenn man so will, den Gipfel- und Scheitelpunkt des politischen Aufbruchs in vor allem Mittelost-, aber auch weiten Teilen Südosteuropas dar. Geradezu kartenhausartig brachen die realsozialistischen Herrschaftsregime in Mittelosteuropa zusammen; nirgendwo dauerte es länger als ein halbes Jahr, in einigen Fällen nur Wochen. Diesen Charakter echter Systemzusammenbrüche zwischen
1989 und 1991 findet man allerdings in einigen südosteuropäischen Transformationen (z.B. Bulgarien) sowie in der Sowjetunion bzw. ihren Nachfolgestaaten (wie Russland) nicht.
(3) Die Geschwindigkeit des Untergangs insbesondere in Mittelosteuropa verdankte sich einerseits
der hohen Mobilisierungsfähigkeit und breiten Unterstützung der Bevölkerung, andererseits der
kaum vorhandenen kollektiven Gegenwehr der alten Eliten. Mit gewissen Abstrichen galt das selbst
in der Sowjetunion oder in Rumänien, wo es den blutigsten Demokratisierungsprozess gab. Daher
ging der Ablösungsprozess der alten „Politbürokratien“ und weiteren Angehörigen der politischen
Top-Elite rasch vonstatten.
(4) Aus den bald darauf abgehaltenen demokratischen Gründungswahlen (founding elections) gingen Parteien der Bürgerbewegungen, teils in Koalitionen mit (eher:) pseudo-liberalen bzw. -konservativen Bündnissen als Sieger hervor. Die neuen Regierungen in Mittelost- und weiten Teilen Südosteuropas verkündeten ihre Programmatiken einer „Rückkehr nach Europa“, d.h. einer unverzügli-
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Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
chen Errichtung demokratischer Wohlfahrtskapitalismen nach westlichem Vorbild, wobei sie durch
die überwältigende Masse der Bevölkerung getragen wurden. Die Absicht der „Übernahme“, des
„Imports“ oder der „Leihe“ westlicher Basisinstitutionen bezog sich nicht nur auf die zentralen Bereiche von rechtsstaatlicher Verfassung, politischem System und kapitalistischer Marktwirtschaft.
Es umfasste auch wohlfahrtsstaatliche Ordnungen, Bildungs- und Wissenschaftssysteme usw. Die –
um einen Begriff von Gerhard Lehmbruch (1996) zu verwenden – „Institutionenleihe“ wurde dabei
selektiv, in Bezug auf je bestimmte favorisierte Institutionenordnungen des Westens (etwa der Französischen Verfassung in Polen) vorgenommen, wobei die Bezugsgesellschaften von Bereich zu Bereich wechseln konnten (Deutsches Wahl- und amerikanisches Universitätssystem). Dementspre4
chend wechselten auch die hinzugezogenen Beraterstäbe.
(5) In einigen osteuropäischen Transformationsgesellschaften traten zum Teil heftige Konflikte im
Prozess einer gleichsam wiederaufgenommenen Nationen- bzw. Nationalstaatsbildung auf – nunmehr unter dem Vorzeichen breiter Selbstbestimmung von Ethnien, religiösen Gemeinschaften und
(Quasi-)Nationen. Die Spanne der Lösungsversuche reichte von friedlichen Sezessionen (Tschechien und Slowakei) bis hin zu blutigen Bürgerkriegen wie in den Nachfolgestaaten der
Sowjetunion, vor allem aber in Jugoslawien.
(6) Die Programmatik der postsozialistischen Umwälzungen zielte demnach auf eine letztlich gesamtgesellschaftliche, alle System- und Lebensweltsphären sowie gesellschaftlichen Ebenen einbegreifende Transformation auf dem Wege schnellstmöglicher Implementationen dem Westen entliehener Institutionenordnungen, um damit so rasch wie möglich deren Modernitäts-, mithin Wohlstandsniveau zu erreichen.
(7) Dieser politische, wirtschafts- und sozialwissenschaftlich unterstützte, zugleich ideologisch geformte Modernisierungsansatz sah sich in seiner gesellschaftspraktischen Realisierung mit zahlreichen Problemen konfrontiert, die in den bekannten „Dilemmata der Gleichzeitigkeit“, insbesondere
von ökonomischen Reformen vs. Demokratisierung, aber auch von Institutionen- vs. Verhaltensbzw. Kultur-„Umbau“, von Regelgenerierung vs. Regel(aus)nutzung usw. ihre Zuspitzungen erfuhren. Weitere strukturelle Widersprüche waren damit verwoben, etwa der des (staats-)politischen Kapitalismus: „alte Kader“ und der Staat versuchten einen funktionierenden, wettbewerblich organisierten Markt zu generieren: der reinen Theorie nach die Quadratur des Kreises. Markante gesellschaftspolitische Ausdrücke bzw. Ergebnisse dieser dilemmatischen Lagen waren die Auseinandersetzung zwischen Verfechtern einer vor allem wirtschaftlichen Schocktherapie und denen eines Gradualismus sowie die schier unvermeidbare Ablösung von Regierungen nach jeweils einer Legislaturperiode (den Bürgerbewegungen folgten vielfach „Reformsozialisten“ im Bündnis mit Bauernparteien). Reformstrategien wurden aber selbst innerhalb einer Wahlperiode gewechselt. Das Ganze mündete in Zick-Zack-Verläufen der Reformen, Wellen des Umbaus, ja zum Teil in echten Regressionen.
Andererseits waren gerade in Mittelosteuropa die Transformationen, vor allem hinsichtlich Demokratisierung und zentraler Wirtschaftsreformen durchaus erfolgreich, wie nicht zuletzt die im Mai
2004 vorgenommenen Beitritte zur EU bezeugen.
4
Die DDR bzw. dann die neuen Bundesländer zeigen mit ihrem „Institutionentransfer“ von West nach Ost
deutlich, inwieweit es sich hier um einen Sonderfall handelt, der gleichwohl auch Modellfallqualitäten besaß. Zum ansonsten hier ausgesparten „Sonderfall“ Ostdeutschland, dessen komparative Bedeutung nach
wie vor unterschätzt wird: Lehmbruch 1996; Thomas 1998; Kollmorgen 2003b.
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Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
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(8) Zusammengenommen zeigen die postsozialistischen Transformationen in Europa, dass sie (a) in
den politisch-rechtlichen Kernbereichen mehrere Jahre, in den ökonomisch-sozialen und kulturellen
Bereichen bzw. Aspekten weit über ein Jahrzehnt dauern. Ob sie selbst in Mittelosteuropa (und dem
Baltikum) bis heute bereits durchgängig abgeschlossen wurden, kann dabei zunächst offen gelassen
werden. (b) Mit zunehmender Dauer wird zugleich eine deutliche Ausdifferenzierung der Transformationsverläufe und –resultate erkennbar. Die Spanne reicht von erfolgreichen Projekten etwa in
Slowenien, Tschechien oder Litauen über verzögerte bzw. langsamere und defizitäre Fälle wie Bulgarien oder Rumänien bis hin zu breakdowns (klassischer Fall: Weißrussland). (c) Egal aber, ob es
sich – gemessen am großen Projekt der Jahre 1989/90 – um eher fortgeschritten „erfolgreiche“ oder
weniger „erfolgreiche Transformationen“ handelt: Nirgendwo entstanden Duplikate des Westens;
Wirtschaftsordnungen, politische Systeme und Sozio-Kulturen erhielten im doppelten Sinne ihre Eigenheiten.
3
Vergleichsperspektiven: divergente und similäre Wandlungsprozesse
Um die Frage zu beantworten, ob es sich bei Gesellschaftstransformationen um einen eigenen Typus
– und zwar über die postsozialistischen Fälle hinausgehend – handelt, reicht diese Merkmalsbestimmung nicht aus. Zu fragen ist vielmehr, welche weiteren Wandlungsprozesse sinnvollerweise zu den
postsozialistischen ins Verhältnis gesetzt werden können und worin dabei Ähnlichkeiten bzw. substantielle Differenzen bestehen. Ich beschränke mich auf wenige Vergleichsperspektiven und
knappe, zuspitzende Erläuterungen, wobei ich drei Gruppen unterscheide.
Archetypische Modernisierungen und neueste Globalisierung
Für mich – und wohl die meisten Transformationsforscher – fallen weder die archetypischen Kapitalismus- und Demokratiegenesen in Westeuropa noch „Megatrends“ wie der jüngste Globalisierungsschub unter den Typus der Gesellschaftstransformation. Entscheidende Merkmalsdifferenzen sind:
(1) Eine Diffusität von Anfang und Ende der Kapitalismusentstehung und des Globalisierungsschubes gegenüber einer (relativ) klaren Konturierung der Transformation.
(2) Ein langfristiger, genauer: über Jahrhunderte, dabei periodenweise sich beschleunigender Prozess der Entstehung der westlichen Moderne (in gewisser Weise gilt das wohl auch für Globalisierungen) einerseits, ein demgegenüber kürzerer, sich nach Jahrzehnten bemessender Prozess
der Transformation.
(3) Bei der Kapitalismusentstehung, aber auch bei den Globalisierungen handelt es sich eher um
kontinuierliche Wandlungsprozesse, wohingegen die postsozialistische Umwälzung eine Diskontinuität repräsentiert.
(4) Einer vielfältig bedingten, vorwiegend unkoordinierten, in Teilen schier „blinden“ Dynamik von
Kapitalismusgenese und Globalisierung steht die postsozialistische Transformation als Projekt,
als politisch gesteuertes Unternehmen der Gesellschaftsumwandlung im Weg des „institution
building“ gegenüber. Während im ersten Fall von fragmentierten, unklaren oder flüchtigen Akteuren gesprochen werden muss, handelt es sich im Postsozialismus um (relativ) klar bestimm-
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Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
bare Akteure im Sinne sozialer bzw. politischer Bewegungen, Organisationen sowie deren Eli5
ten.
Demokratisierung und „Entwicklung“
Der weit verbreitete Versuch, die postsozialistischen Transformationen vorgängigen Demokratisierungsprozessen, den so genannten „transitions to democracy“ zu- oder besser: unterzuordnen, hat zu
vielen höchst ergiebigen Vergleichsanalysen mit Südeuropa, partiell auch Lateinamerika sowie mit
den Nachkriegsdemokratien in Italien und Westdeutschland geführt. Das lag vor allem an zwei
Merkmalen dieser „transitions“: Erstens an der Richtung des Übergangs von autoritären zu demokratischen politischen Systemen; zweitens an ihrer eminent politischen Form, einschließlich vergleichbarer Elite-Masse-Konstellationen und Fraktionierungen der Eliten. Jedoch besteht eine deutliche Merkmalsdifferenz. Postsozialistische Umwälzungen besitzen explizit eine gesamtgesellschaftliche Dimension gegenüber einem nur (oder doch prioritär) politischen Charakter der „transitions from authoritarian rule“ in Südeuropa und Lateinamerika. Kaum ein Handlungs- bzw. Gesellschaftsbereich bleibt im Postsozialismus unberührt. Territoriale Gliederung, Staatlichkeit, Rechtssystem, Wirtschaftsordnung, Sozialstruktur, Wissenschaft, Kunst usw.; sie alle werden in den Mahlstrom der Umwälzungen gezogen. Freilich, wie aus einigen mittelamerikanischen Transitionsfällen
bekannt ist, können hier in begrenztem Maße (etwa hinsichtlich der Wirtschaftsordnung infolge von
Landverteilungen und neuen Rechtsordnungen) fließende Übergänge bestehen (zur Diskussion vgl.
bereits Karl/Schmitter 1991 vs. Offe 1991; von Beyme 1994).
Gleichsam Umgekehrtes ist über „Entwicklungsprozesse“ in den „Dritte-Welt-Staaten“ bzw. Regionen zu sagen, wobei viele subsaharisch-afrikanische Wandlungsprozesse seit den 60er Jahren vielleicht am deutlichsten die Differenz markieren. Pointiert formuliert, fehlt es jenen Wandlungsprozessen im subsaharischen Afrika an dem, was die südeuropäischen als eigentlichen Markstein besitzen: einen klar konturierten politischen Demokratisierungsprozess als Kern der Umwälzungen. Vielmehr setzen unter den oft ethnisch fundierten sowie korrupten Staaten die neueren Wandlungsprozesse „unten“, vor Ort, z.B. in Form neuer Wirtschaftskooperativen bei vielfacher Unterstützung
durch internationale NGOs an. Dabei besteht der afrikanische Problemhorizont in der Regel in der
Durchsetzung „friedlicher Koexistenz“ und Sicherung ökonomischen Überlebens, keineswegs – wie
in Mittelosteuropa – im Versuch einer „Rückkehr nach Europa“ bzw. der Herstellung von Wettbewerbsfähigkeit gegenüber westlichen Volkswirtschaften und Sozialstaaten (zur Diskussion: Kollmorgen 2004).
„Nachholende Modernisierungen“ im Osten Ende des 19. und Anfang des 20.
Jahrhunderts
Ich möchte auf eine dritte Gruppe von Wandlungsprozessen aufmerksam machen, die mir – in bestimmter Hinsicht stärker noch als letztgenannte Gruppe – ein aussichtsreicher Kandidat für eine ge5
Dieser idealtypische Kontrast bedeutet nicht – und kaum einer hat darauf so früh aufmerksam gemacht wie
H. Wiesenthal –, dass die postsozialistischen Transformationen für die Interpretation und Erklärung sowohl
der Kapitalismusgenese im Westen als auch für gegenwärtige Veränderungsprozesse im Westen (sei es
Globalisierung, seien es andere Herausforderungen) analytisch irrelevant wären. Ganz im Gegenteil. Vergleichanalysen können außerordentlich fruchtbar sein, etwa hinsichtlich der Frage nach Möglichkeiten und
Modi radikaler Gesellschaftsreformen heutiger westlicher Gesellschaften (siehe Wiesenthal 1994, 2001).
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Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
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meinsame Typenbildung zu sein scheint. Ich spreche von ambitionierten Versuchen „nachholender
Modernisierung“ ab Mitte des 19. Jahrhunderts im eurasischen bzw. asiatischen Raum. Den ersten
und dabei weitgehend gelungenen Versuch stellt die „Meiji Ishin“, also Restauration oder Erneuerung, in Japan nach 1868 dar. Ich beschränke den Aufweis erstaunlicher phänomenologischer Paral6
lelen auf fünf Punkte :
(1) Auch in Japan lässt sich eine klare Niedergangsperiode erkennen, die sowohl endogene wie exogene Ursachen hatte. Im Inneren des Landes stagnierte die „Baku-han“-Verfassung unter der Shogun-Dynastie des seit über 200 Jahren regierenden Tokugawa-Clans. Ökonomisch-soziale Stagnationsprozesse konnten durch eine sich nur noch reproduzierende politische Elite nicht mehr bewältigt
werden. Die Sozio-Kulturen waren ständisch voneinander abgeschottet, die „Leit“-Kultur“ der Samurai zeigte sich sterilisiert. Obwohl es daher in den 30er und 40er Jahren, der „Tempó-Ära“, Reformversuche von oben (durch das bakufu) gab, blieben diese im nicht reformierbaren Herrschaftsregime und den tradierten Gesellschaftsstrukturen stecken. Wie im osteuropäischen Fall spielten dann
exogene Ursachen und Anstöße eine wesentliche Rolle für den Beginn der Transformation. Die Bemühungen westlicher Mächte, die japanische Isolation zu brechen, um Märkte zu öffnen und politischen Einfluss zu gewinnen, kulminierten 1853 im militärischen „Besuch“ des US-Commanders
Perry, der gewaltförmigen Durchsetzung lukrativer Handelskontrakte und der Einrichtung von Ausländersiedlungen.
(2) Den Japanern wurde geradezu schlagartig ihre bedrohte Lage und Rückständigkeit auf militärischem und ökonomischem Gebiet bewusst. Zudem schienen mit dem Westen Reformalternativen
auf und verlor das Baku-han-System mit der Tokugawa-Hegemonie weiter an Legitimität. In den folgenden 10 Jahren verschärften sich Lähmungs- bzw. Verfallsprozesse. Der engere Transitionsprozess begann 1868 mit der auch militärischen Ablösung des Tokugawa-Shogunats und der Machtübernahme durch vorher marginalisierte Eliten der zweiten Reihe und vor allem aus der Provinz.
Dieser militärisch-politische Machtwechsel wurde unter den Leitmotiven „Zivilisation und Aufklärung“ (bunmei-kaika), „Rückkehr zur Vergangenheit“ (fukko) und der Stärkung von Staat und Militär (fukoku-kyohei), d.h. der Zentralisierung des Staates in Verbindung mit nationaler Identitätsbildung, fortgesetzt, wobei der Wiederaufwertung des tenno, d.h. des japanischen Kaisers, entscheidende Bedeutung zukam (Hall 1968: 259; Eisenstadt 2000: 127). Er wurde zur Symbolfigur der anstehenden Erneuerungsbewegung, die deshalb nach dem damals amtierenden Kaiser Meiji bezeichnet
wurde.
(3) Die dann einsetzende gesamtgesellschaftliche Transformation erfolgte im Bewusstsein der Rückständigkeit Japans im Kern als selbstbewusste, strategisch eingesetzte und selektive „Institutionenleihe“, für die D. Eleanor Westney das eindrückliche Bild eines „institution shopping“ geprägt hat
(Westney 1987). Vor allem junge Eliten wurden nach Europa und die USA ausgesandt und kamen
mit „institutionellen Blaupausen“ und ausländischen Experten für praktisch alle wichtigen Staatsund Gesellschaftsbereiche zurück. Die Spanne reichte von der Verfassung über das Banken-, Universitäts- und Schulsystem bis zur Post und der medizinischen Versorgung. Dabei wurde sehr genau
nach den jeweils neuesten bzw. am besten funktionierenden, aber auch passfähigsten Institutionenordnungen geschaut und auch vor Revisionen nicht zurückgeschreckt. Die zunächst nach französischem Vorbild ins Auge gefasste Heeresreform wurde nach dem Sieg Preußens im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 in eine nach preußischem Muster umgewandelt. Wichtig ist, dass wie im post6
Ich beziehe mich in der folgenden Skizze vor allem auf: Hall 1968; Westney 1987; Inoue 1993; Lehmbruch
1996 sowie Eisenstadt 2000: 110-173.
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Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
sozialistischen Fall weder starke soziale Gegenkräfte und Entwicklungsalternativen vorhanden waren noch intermediäre politische Akteure existierten, die das Projekt der politischen Eliten hätten
ernsthaft verzögern oder gar torpedieren können. Die alten Eliten wurden dabei großzügig behandelt,
d.h. auf symbolischen Plätzen der Macht belassen bzw. wie die vormaligen Feudalfürsten (daimyó)
monetär abgefunden.
(4) Das bedeutete indes keineswegs, dass der institutionelle Umbau und mit ihm der Versuch, die
westlichen Gesellschaften ökonomisch und militärisch einzuholen, unproblematisch und kurzfristig
realisiert werden konnte. Einerseits führten die institutionellen Leihen sozio-kulturelle, mithin kognitive und sozio-moralische Gehalte mit sich, die nicht nur zu „Anpassungsproblemen“ der breiten
Masse der „institution taker“ aufgrund tradierter Lebensweisen führte. Sie lösten auch die rasche
Formierung politischer und kultureller Gegenbewegungen aus, die auf den nationalen sozio-kulturellen Traditionen und Eigenheiten der japanischen Gesellschaft beharrten und deren westorientierte
Transformation entschieden ablehnten. Da diese Bewegungen auch beachtliche Teile der Reformeliten einschloss, wurde die Transformation schon in den 70er Jahren einer „instrumentalistischen“ Revision unterzogen: Transformation als technischer, aber nicht länger sozio-kultureller Transfer aus
dem Westen. Deutlichste Ausdrücke waren die weitgehende Rückgängigmachung der Reform des
Erziehungswesens bzw. ihre Neuausrichtung auf den (nationalistischen) Kaiser-Kult sowie die Zurückstutzung der Demokratisierung durch Orientierung an der preußischen Staatsverfassung, einschließlich der Installierung einer autoritären Regierungspraxis. Andererseits wurde fortschreitend
deutlich, dass die „Restauration“ nicht nur Gewinner produzierte, sondern auch Verlierer. Diese waren vor allem unter den Angehörigen der alten Dienstklasse (bushi bzw. samurai), der Bauernschaft
(die zum Teil radikal proletarisiert wurde) und der vordem privilegierten Kaufmannschaft zu finden,
die nun harten Konkurrenzsituationen ausgesetzt wurde.
(5) Der Gesamtprozess der Transformation Japans von einer spezifisch spätfeudalen Gesellschaft hin
zu einer wiederum eigenartig modernen Gesellschaft, die militärisch und ökonomisch dem Westen
ebenbürtig war, dauerte bis zum Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts (1889 neue Verfassung, 1912 Tod des Kaisers Meiji, 1918 erste echte Parteienregierung), d.h. dreißig bis fünfzig Jahre.
Die weitere Geschichte Japans in den zwanziger und dreißiger Jahren mit anwachsendem Nationalismus, korporatistischem Autoritarismus und Militarismus sowie deren Eskalationen im II. Weltkrieg
machen deutlich, wie sehr die Umwälzungen ausstrahlten und wie fragil bzw. revidierbar sich
zugleich bestimmte Transformationsschritte erwiesen (vgl. Übersicht 1).
Dass die japanische Meiji-Restauration nicht allein stand, sondern sich weltgesellschaftlichen Konstellationen verdankt, die als Bedingungsgefüge auch andere eurasische Gesellschaften gegenüber
der west- und mitteleuropäischen Moderne herausforderten, belegen sowohl die Modernisierungsanstrengungen im Osmanischen Reich, die allerdings erst mit dem Untergang des Imperiums und der
Gründung der Türkei 1921 zu substantiellen institutionellen Umbauten führten, sowie die weitgehend gescheiterten Versuche in Russland nach 1905 (vgl. Hildermeier 1989; McDaniel 1991).
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Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
17
Real-sozialistische Gesellschaftstransformationen
Das Scheitern der ersten „Revolution“ und Reformbemühungen in Russland nach dem verlorenen
7
Krieg gegen Japan wurde bekanntlich zum Saatbeet für die unter veränderten Vorzeichen in Angriff
genommenen Umwälzungen nach 1917. Mit der „Oktoberrevolution“ wurde ein Gesellschaftsumbau eingeleitet, der sich einerseits in die eben besprochenen „nachholenden Modernisierungsversuche“ einreiht, andererseits aber eine Vielzahl von Eigenheiten aufweist, von denen das Projekt einer
„sozialistischen“, mit allen bisherigen „Ausbeuterordnungen“ radikal brechenden Gesellschaft nur
die offenkundigste ist.
Auch für diese „Fallgruppe“, deren erste Welle (1917ff.) sich von der zweiten (1947/48ff.) deutlich
unterscheidet, muss ich mich im vorliegenden Kontext auf wenige vergleichend typologische Bemerkungen beschränken (vgl. ibid.; Glaeßner 1994; Linz/Stepan 1996; Segert 2002).
(1) So sehr es sich in Mittel- und Südosteuropa nach 1947/48 um imperial abhängige Transformationen handelte; sie können nicht durchgängig als von außen oktroyierte begriffen werden. Neuere Studien haben noch einmal belegt, dass in einer Reihe von Gesellschaften mindestens mittelfristig der
Boden für die „sozialistische Revolution“ bereitet war und temporär legitime Herrschaftsregime bestanden. Die sozialistische Umwälzung wurde dabei als besondere Form einer Überwindung des peripheren Status Osteuropas, der Modernisierung und darin des Ein- und Überholens des
kapitalistischen Westens angesehen (vgl. Segert 2002).
(2) Die real-sozialistischen Umwälzungen trieben in ihrem gesellschaftlichen Totalitätsanspruch
wie durch ihren Politisierungs- und Zentralisierungsgrad unter gewollter Abwesenheit autonomer
intermediärer Akteure die Merkmale von Gesellschaftstransformationen gleichsam auf die Spitze.
Zugleich drohten diese extremen Ausprägungen andauernd in ihr Gegenteil umzuschlagen. Diese
„Drohung“ wurde mindestens in den Phasen des Totalitarismus in Osteuropa (SU: 1927-1953/56, in
Mittelosteuropa: 1948-1953/56) zur oft schrecklichen Realität: Aus der Hyperpolitisierung wurde –
wie es H. Arendt schon früh formulierte – die „Atomisierung der Gesellschaft“, d.h. ein im Arendtschen Sinne politikfreies Herrschaftssystem (Arendt 1951/86). Vom Anspruch einer totalen, also alle
Lebensbereiche umfassenden, radikalen Umformung der Gesellschaft blieben infolge eines angstbesetzten Terrorregimes nur Lähmung, Stillstand, zuweilen sogar Rückschritt.
(3) Aufgrund dieser besonderen Struktureigenschaften des staatsozialistischen Projektes als totalitäre, später dominant: „post-totalitäre“ bzw. autoritäre Transformation unter Bedingungen überwiegend agrarisch geprägter Gesellschaften (partielle Ausnahmen: Tschechien und die DDR) vollzogen
sich in der zweiten Welle nach 1947/48 die real-sozialistischen Umwälzungen gegenüber den vor8
gängigen Versuchen in ihren politisch-transitiven und formell-institutionellen Aspekten teils ge-
7
8
Mit diesem unerhörten Sieg im Jahr 1905 trat das erneuerte Japan in den Kreis der militärischen Großmächte. Zugleich erhielten damit die autoritär-konservativen Eliten jede Argumentationshilfe für ihre „instrumentalistische“ Transformationsstrategie.
Formelle Institutionen sind vor allem „gesatzte“ Institutionen, d.h. solche mit geschriebenen Zwecken, Regeln, Mitgliedschaften bzw. Zugängen sowie Handlungsanforderungen. Eine höhere Stufe der Formalisierung in modernen Gesellschaften wird mit der „Legalisierung“ im Sinne gesetzlich normierter und sanktionierter Handlungsregeln erreicht. Legalinstitutionen bilden zusammen mit semi-legalen Institutionen und
Akteuren (z.B. Parteien und bestimmten Verbänden) den Kern (staats-)gesellschaftlicher bzw. sozio-politischer Modernität (vgl. bereits Weber 1921/1972).
18
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Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
waltförmiger, teils deutlich schneller. Diese Beschleunigung galt freilich für andere Bereiche und
Dimensionen, insbesondere die sozio-kulturelle, nicht.
Postsozialismus im typologischen Vergleich
Vor dem Hintergrund der vorgestellten Vergleichsfälle, die mögliche Vergleichsperspektiven selbst9
verständlich nicht erschöpfen , erscheinen die postsozialistischen Transformationen mit ihren Phänomenen und – wie ich hier ohne tiefere Debatte nur als These formulieren kann – ihren Ursachenkomplexen nach keineswegs als einmalig und unvergleichbar. Vielmehr lässt sich aus kontrastiven
Analysen – wie gegenüber „Globalisierung“ – und aus Vergleichen mit analogen Wandlungsprozes10
sen (z.B. Meiji Ishin in Japan und staatsozialistische Umwälzungen) ein Satz an ähnlichen Bedingungskonstellationen, Strukturen, Akteurkonfigurationen und Orientierungen sowie temporalen Eigenschaften gewinnen.
4
Gesellschaftstransformation als Typ sozialen Wandels:
Begriff, Struktur, Einordnung
11
Für den folgenden Versuch einer ersten und groben typologischen Bestimmung ist noch einmal auf
den idealtypischen Charakter im Weberschen Sinne hinzuweisen. Das schließt insbesondere den auf
„Reinheit“ setzenden, bewusst gegen andere Typen abgrenzenden, also die differentia specifica be12
tonenden Konstruktionscharakter ein.
Begriff
Gesellschaftstransformationen setzen von vornherein auf gesamtgesellschaftlicher Ebene an und zielen auf einen Wechsel der konstitutiven Formbestimmtheiten gesellschaftlicher Re- und Neuproduk13
tion. Weltgeschichtlich müssen dabei zwei Typen von Formations- bzw. Gesellschaftsformwech9
10
11
12
13
Zu erwähnen sind insbesondere die ostasiatischen „Modernisierungen“ und Demokratisierungsprozesse
(Taiwan, Südkorea u.a.) in den 80er Jahren wie (und historisch übergreifend) der chinesische Fall, d.h. sowohl in der maoistischen Ära als auch ab Mitte der 80er Jahre. Beide Fälle verweisen natürlich ihrerseits auf
Japan und auf zivilisationstheoretische Problemstellungen, die ich an dieser Stelle aber nicht verhandeln
kann (vgl. aber die Literatur in FN 5 sowie soziologisch: Eisenstadt 1999, 2000).
Innerhalb dieser Ähnlichkeitsperspektive kann und muss dann noch einmal nach dem Kriterium „möglichst
ähnliche“ vs. „möglichst verschiedene“ Fälle unterschieden werden, woraus Möglichkeiten vertiefender
Faktoranalysen, Feststellungen von Grenzbedingungen und Subtypenbildungen folgen.
Ich stütze mich im Folgenden zum Teil auf einen bereits veröffentlichten Text (Kollmorgen 2004).
Der Historiker kann daher mit guten Gründen jeden Einzelfall als nicht idealtypisch aus- und nachweisen.
Dies macht – wie schon Weber ausführlich diskutiert hat – die Konstruktion nicht überflüssig, im Gegenteil
(vgl. zu diesem Gesamtkomplex den immer noch aktuellen Sammelband von Wehler 1984).
Diese konstitutiven Formbestimmtheiten waren und sind gattungsgeschichtlich höchst variabel, so dass
sich eine übergreifende inhaltliche Fixierung verbietet. Für die europäische Neuzeit und ihre weltgesellschaftliche Ausstrahlung können als entscheidende Formen jene der materiellen Produktion (einschließlich
der mannigfachen Umverteilungsprozesse des Neuprodukts), des sozio-politischen Prozesses (einschließlich der Staatsform) und jene des Rechtsverkehrs angesehen werden, die selbst vielfach miteinander verwoben sind.
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Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
19
seln unterschieden werden: ein erster Typ von Transformation, der vielfältig ansetzt (demographisch, sozioökonomisch, militärisch, soziokulturell), sich in einer Reihe von langfristigen, oft überlappenden Teilprozessen und Zyklen gesamtgesellschaftlich überwiegend unbewusst, aber dennoch
gerichtet vollzieht, wobei er markante Einstiege, Wendepunkte und symbolisch überhöhte Abschlüsse besitzen kann, aber nicht muss. Hierunter fallen z.B. die von Marx analysierten Formationsübergänge, herausgehoben der vom Feudalismus zur „modernen bürgerlichen Gesellschaft“ in einem
Zeitraum von annähernd 300 Jahren. Ein zweiter Typ von Transformation trat zuerst Mitte, Ende des
19. Jahrhunderts im Kontext von Ausstrahlung und systematischer Expansion der westlichen Moderne, d.h. mit der Schaffung eines echten Weltmarktes, imperialistischer Politiken und dem darauf bezogenen Bewusstsein eines Auf- bzw. Nachholen-Müssens auf. Prototypisch für diesen zweiten Typus sind – wie eben diskutiert – die Meiji-Restauration in Japan, die realsozialistischen sowie die
postsozialistischen Transformationen in Europa.
Der zweite Typus, für den ich aus sprachlichen Zweckmäßigkeitsgründen und angesichts jüngster
Verwendungsweisen den Begriff der Gesellschaftstransformation (oder auch: Systemtransformation) reservieren möchte, unterscheidet sich vom erstgenannten Typus des Formationswechsels:
§ durch den bewussten und inszenierten Versuch einer radikalen, systemisch gesteuerten gesell-
schaftlichen Umwälzung (was die Infragestellung welcher Tradition auch immer, das Bewusstsein
der Historizität jeder Ordnung und ihrer gezielten Umgestaltbarkeit voraussetzt);
§ durch eine (weitgehend) autonome Modellorientierung im Formationswechsel, wobei die Modelle
durch Orientierung an bzw. selektiven, rekombinatorischen Bezug auf institutionelle Ordnungen
mächtiger(er) bzw. erfolgreicher(er) Staaten in der Weltgesellschaft generiert wurden;
§ durch das intentionale Agieren tragender Akteure, die sich im Kampf gegen Verteidiger des alten
Systems auf säkulare soziale Bewegungen stützen und („legal-rationale“) bürokratische Steuerungsinstitutionen in Anspruch nehmen;
§ durch die Idee des „institutions first“, d.h. einer vorauslaufenden, oft modellhaften Institutionen-
bildung, die Ausgangspunkt veränderten Handelns für die Masse der Individuen sein soll;
§ durch ihre bis heute im Kern nationalstaatliche Organisation und Realisierung, was die Einbin-
dung in weltsystemische Umgestaltungs- und Hegemonialprojekte (etwa des „sowjetischen Impe14
riums“) ausdrücklich einschließt.
Gesellschaftstransformationen beinhalten politisierte, relativ klar konturierte und radikale Übergänge. Sie dürfen aber auf diesen Charakter nicht eingeschränkt werden. Auch wenn das Medium der
Politik diese Transformationen auszeichnet, ist darauf bezogenen Bestimmungen von Gegenstand,
Dauer und Trägergruppen bzw. sozialen Konfliktlinien ein Doppeltes korrigierend entgegenzuhalten: Zum einen verändern sich diese und mit ihnen die Steuerungsmöglichkeiten im Zuge der Umfor14 Diese definitorische Bestimmung nimmt damit einerseits Begriffsfassungen auf, die bereits kurz nach dem
Beginn der postsozialistischen Umwälzungen entwickelt wurden. Danach stellen Transformationen „eine
Unterklasse sozialen Wandels mit Ereignischarakter“ dar und beinhalten einen „plötzlichen, intentionalen,
zeitlich dramatisierten Prozess mit angebbaren Akteuren“, wobei sich die „schlagartige Änderung der institutionellen Rahmenbedingungen“ als Schlüsselmoment erweist (vgl. Inhetveen 1992 und die Zusammenfassung bei Kollmorgen 1994). Andererseits beziehe ich mich mit dieser Merkmalsbestimmung erweiternd
und spezifizierend auf klassische und neuere Kataloge „modernen sozialen Wandels“ von M. Weber
(1921/1972) bis A. Giddens (z.B. 1995: 179; vgl. insgesamt Müller/Schmid 1995, Sztompka 1993).
20
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Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
mungen, so dass die Zielbestimmtheiten niemals ausschließlich und in toto erreicht werden. Zum anderen sind die formell-institutionellen und insbesondere politisch-rechtlichen Transformationen,
einschließlich ihrer symbolischen Marksteine (z.B. Sturz alter Machthaber, Verabschiedung einer
neuen Verfassung) nicht mit dem Ganzen des Formationswechsels zu identifizieren. Soweit daher
Gesellschaftstransformationen jene letztgenannten „transitiven“ Aspekte und Dimensionen deutlich
schneller als „klassische“ Formationswechsel realisieren können, der Gesamtprozess und vor allem
die sozio-kulturellen Umwälzungen beanspruchen trotz größerer politischer Steuerungskapazitäten
15
kaum weniger Zeit. Generell gilt festzuhalten, dass die Bestimmung eines Abschlusses infolge der
Komplexität und zum Teil auch Diffusität von Formationsmerkmalen eineindeutig kaum möglich
ist. Darüber hinaus verweisen Systemtransformationen immer auf existierende weltgesellschaftliche
Asymmetrien, Ungleichzeitigkeiten und Abhängigkeiten und auf Ideen „beschleunigter“, darin oft
„nachholender“ Modernisierungen gegenüber Konkurrenten oder imperialen Mächten.
Eingedenk dieser Merkmale können erstens Gesellschaftstransformationen nur dort (relativ) erfolgreich in Angriff genommen werden, wo bereits substantielle Elemente „moderner“ Politik im Sinne
westlicher Modernitätslogiken vorliegen oder beschleunigt entwickelt werden. Das betrifft vor allem
die Existenz einer (national-)staatlichen Ordnung („stateness“) mit bürokratisierten Verwaltungen,
mindestens Anfänge eines politischen Teilsystems sowie Anknüpfungspunkte für republikanisch-zivilgesellschaftliche Kulturen („civic culture“), wobei deren notwendige Maße nur durch empirische
16
Forschung zu bestimmen und nicht a priori zu fixieren sind. Zweitens folgt daraus die These, dass
trotz ihres voraussetzungsvollen und fragilen Charakters Anzahl und Bedeutung der Systemtransformationen gegenüber Formationswechseln des ersten Typs wachsen. Sowohl der Prozess kapitalistisch und imperialistisch dominierter Globalisierung seit Mitte des 19. Jahrhunderts wie die Stärkung
reflexiver soziopolitischer Steuerungspotentiale in der Gesellschaftsentwicklung weisen den Typus
Systemtransformation als dominierenden Modus von Formationswechseln im 20. und vermutlich
auch im 21. Jahrhunderts aus.
Grundstruktur
Geschult an historischen und aktuellen Systemtransformationen bestimme ich drei wesentliche
Strukturmerkmale. Ich unterscheide erstens drei Perioden der Transformation:
(1) Niedergang der alten Ordnung: Hier werden mittel- und längerfristig die gesellschaftlichen Be17
dingungen bestimmter Transformationspfade bzw. Typen generiert. Die Dauer schwankt stark
15 Diese Relationalaussage bezieht sich auf Formationswechsel innerhalb einer Epoche. Diese Einschränkung
ist wichtig, weil sich die Moderne durch eine übergreifende Beschleunigungstendenz sozialen, kulturellen,
partiell sogar psychischen „Lebens“ auszeichnet. Die Dominanz der Gesellschaftstransformationen gegenüber den „klassischen“ Formationswechseln ist ein Resultat dieser Beschleunigung. Die auch im vorliegenden Kontext spannende Frage nach den Dimensionen und Grenzen sozialer und sozio-kultureller Beschleunigungsprozesse kann hier nicht näher verfolgt werden, vgl. aber Rosa 2003.
16 Andererseits dürfen diese Elemente im Sinne deliberativer bzw. partizipativer Demokratien nicht „zu weit“
entwickelt sein, da sonst, wie A. Przeworski, C. Offe und H. Wiesenthal eindrücklich gezeigt haben, eine
rasche und radikale Systemtransformation nicht gelingen kann. Pointiert formuliert, würde das Projekt in
diesem Fall demokratisch „zerredet“, „zerstückelt“ und „zersessen“. Schon deshalb sind gelingende Systemtransformationen durchaus unwahrscheinlich.
17 Um das klarzustellen: Wenn ich hier von Niedergangsperiode spreche, heißt das nicht, dass die jeweiligen
Gesellschaftsgeschichten nur Niedergang, nur Regression beinhalteten. Wie oben schon festgestellt, kön-
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Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
21
zwischen wenigen Jahren und Jahrzehnten. Obwohl diese Niedergangsperiode zum gesamten
Transformationsprozess gehört, werde ich sie – wie allgemein üblich – in der Angabe von Zeiträumen für die Systemwechsel nicht berücksichtigen.
(2) Transition: Diese beinhaltet den engeren, kurz- und mittelfristigen, vor allem politisch-rechtlichen bzw. formell-institutionellen Übergang, in dem aus den Pfadbedingungen durch Akteure
und deren Kämpfe der Transformationspfad bzw. –typus erzeugt wird (Dauer: in der Regel zwei
bis sechs Jahre).
(3) Strukturierung: Die langfristige, über zwei Generationswechsel (ca. 35 bis 50 Jahre) reichende
Periode der Muster- bzw. Pfadgestaltung. Dabei handelt es sich nicht nur um „Konsolidierung“,
nicht nur um eine Entfaltungslogik, wie in der politikwissenschaftlichen Transformationsforschung regelmäßig unterstellt (vgl. Merkel 1999), sondern eben um Strukturierung, die „Gegenlogiken“ enthält und Neues produziert. Das bedeutet einerseits Stagnationen, Regressionen und
Abbrüche von Transformationen, andererseits offene Metamorphosen, Pfadveränderungen,
auch wenn diese mit der Zeit immer aufwändiger und schwieriger zu realisieren sind.
Zweitens und im Rahmen dieser Drei-Perioden-Prozessstruktur identifiziere ich politisch-gesellschaftliche Transformationszyklen mit einer Dauer von etwa 3 bis 5 Jahren, die an – soweit vorhanden – nationale Wahlzyklen andocken und jeweils konkrete Transformationsprobleme „formulieren“, aber auch in zyklentypischer Weise bearbeiten (vgl. Übersicht 1).
Drittens sind in den Transformationen Makro-, Meso- und Mikroebene im Akteur- und Institutionenumbau und darin verschiedene Dimensionen, wie die politisch-konstitutionelle von der soziokulturellen, zu unterscheiden, wobei die oben angesprochenen Dilemmata auftreten. In den Transformationen und mit den Zyklen wandern die (dilemmatischen) Probleme und ihre Lösungsorte von Ebene
bzw. Ebenenkonflikt sowie Dimension und dimensionalen Konflikten zu anderen. Wenn die Gesellschaftstransformationen in den Transitionen vor allem makro- und mesogesellschaftlich verortet und
durch politische (ggf. militärische) Kämpfe kollektiver Akteure geprägt werden, sind es später in der
Strukturierung vor allem Fragen der mesoinstitutionellen Systembildung und deren (sozio-)kultureller Einbettung bzw. Verankerung auch auf mikrosozialer Ebene.
Insgesamt bedeutet diese Prozessstruktur, dass Gesellschaftstransformationen über viele Anfänge
und viele Enden verfügen, langfristige Projekte darstellen und (mindestens) mittelfristig offen bleiben.
nen diese Perioden sogar fieberhafte Reformversuche alter Machthaber aufweisen. Die Bezeichnung Niedergang verdankt sich allein einer (wenn man so will: finalistischen) Funktionsrelation jener Periode gegenüber der folgenden Transition.
22
soFid Politische Soziologie 2006/1
Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
Übersicht 1: Perioden und Zyklen von Systemtransformationen im Vergleich
19./20. Jahrhundert
Realsozialistische
Transformationen in
Mittelosteuropa nach
1945
SU/Russland
MOE
ca. seit 1840/1854
höchst different, ca.
seit 1925/35
seit 1970er
seit 1970er
1868-1877
1948/49-1953/56
1985-1991 /
1991-1995/96
1988/89-1993/94
1877-1889/90
1953/56-1961/65
1995/96-1998/99
1993/94-1998
Perioden / Zyklus*
Niedergang
I**
II
Post-Kommunismus
Meiji-Restauration
in Japan
III (= Abschluss A)
1890-1912/18
1961/65-1971/76
1998/99-2004
1998-2002/03
IV (= Abschluss B)
1912/18-1926/32
1971/76-ca. 1981/85
2004-?
2002/03-?
V (= Abschluss C)
1926/32-1945
1981/85-1988/90
-
-
Erläuterungen: * Die Strukturierung umfasst in der Regel die Zyklen I/II-IV/V. Die Abschlüsse A bis C deuten die mehrdimensionalen Enden an. ** Der erste Zyklus ist im zwanzigsten Jahrhundert oft mit der Transitionsperiode im engeren Sinne identisch.
Subtypen
In den vorhergehenden Abschnitten wurden bereits im- und explizit Subtypen von Systemtransformationen ausgewiesen, die auf wichtige Merkmale Bezug nahmen. Systematisch betrachtet, kommen vor allem folgende Faktoren bzw. Unterscheidungsachsen für eine Subtypenbildung in Frage:
(a) Richtung des Form(ations)wechsels (Transformation zur bürgerlich-kapitalistischen vs. zur
staatssozialistischen vs. zur demokratisch-kapitalistischen Form bzw. Formation)
(b) Endogenitäts-Exogenitäts-Relation (stärker endogen vs. stärker exogen bis hin zu imperialistisch oktroyierten Systemwechseln)
(c) Modus des politisierten Akteur-Institutionen-Umbaus (von totalitär über autoritär bis preemptiv-demokratisch)
(d) (Prioritärer) Modus sozialer Integration im Übergang (von ethnizistisch/nationalistischen bis
zu wohlfahrtspolitischen Formen)
(e) Zivilisatorische bzw. sozio-kulturelle Einbettung (Übergänge in West- und Mitteleuropa vs. Osteuropa vs. Mittelasien vs. Ostasien etc.)
(f) Regionale, d.h. politisch-, wirtschafts- und kultur-regionale Kontexte und Integrationen (z.B.
mittelosteuropäische Fallgruppe nach 1988/89 vs. mittelasiatische in den Ex-Sowjetrepubliken
nach 1990/91).
Zur Illustration ordnet die folgende Übersicht 2 drei Einzelfälle den Unterscheidungskriterien der
Achsen (a) bis (d) zu, wobei bestimmte Korrelationen zu beobachten sind, die ich an dieser Stelle
nicht weiter verfolgen kann.
soFid Politische Soziologie 2006/1
Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
23
Übersicht 2: Vier Merkmalsachsen von Systemtransformation und drei Fallzuordnungen
Spätfeudalismen zu
bürgerlich-kapitalistische
bürgerlich-kapitalistischen
Modernen zu StaatsModernen
sozialismen
Staatssozialismen zu
(wohlfahrts-) demokratischen Kapitalismen
totalitär
von außen
SBZ/DDR (1947ff.)
autoritär
Japan (1868ff.)
preemptivdemokratisch
Ungarn (1988ff.)
national(istisch)
von innen
wohlfahrtspolitisch
Aus bisherigen Analysen lassen sich drei ideale Subtypen von Systemtransformationen konstruieren,
deren zentraler Ansatzpunkt die Richtung des Formationswechsels ist, welche entscheidende gemeinsame Charakteristika konstituiert (vgl. oben 2. und 3.):
(1) Postfeudalistische Transformationen (Fälle u.a.: Japan, Russland, Türkei Ende des 19./Anfang
des 20. Jahrhunderts)
(2) Staatssozialistische Transformationen (Fälle u.a.: Russland/SU Anfang des 20. Jahrhunderts,
dann Mittelost- und Südosteuropa sowie China und Nordkorea nach 1945/47; in den 60er Jahren
weitere Versuche z.B. in Kuba)
(3) Postsozialistische Transformationen (siehe oben unter 2.).
Daneben sind viele Übergangs- bzw. Mischformen zu konstatieren, wobei insbesondere zwei von
besonderer Relevanz sind: zum einen Mischformen zwischen Subtyp 1 und 2, wofür nicht allein
Russland nach 1917 steht, sondern auch die Mongolei nach 1924 und viele „sozialistische Experimente“ in der „Dritten Welt“ ab Mitte des 20. Jahrhunderts; zum anderen all jene „politischen Systemwechsel“, die auch die staatlichen und Wirtschaftsordnungen ergriffen, mithin Gesellschaftsform(ations)wechseln nahe kommen. Hierfür können exemplarisch der Nationalsozialismus in
Deutschland nach 1933, vor allem nach 1939, aber eben auch bestimmte transitions to democracy in
Lateinamerika genannt werden (zur Übersicht: Merkel 1999).
Einordnung
Zusammengenommen besteht für mich kein Zweifel, dass Gesellschaftstransformation als ein besonderer sozialer Wandlungstypus fixier- und bestimmbar ist, der sich von anderen Wandlungstypen
hinreichend unterscheiden lässt. Zur abschließenden Diskussion des Problems möchte ich auf die in
der Einleitung benannten vier alternativen Positionen zurückkommen.
Zunächst ist klar, dass der Typus „Gesellschaftstransformation“ einerseits nicht allein die postsozialistischen Umwälzungen umfassen kann (Position 3); eine solch enge Begriffsweise würde wichtige
komparative, mithin explanative Möglichkeiten verschließen und ist deshalb abzuweisen. Andererseits kann „Gesellschaftstransformation“ als Begriff und Typus nicht alle „gravierenden und mindestens mittelfristigen sozialen Wandlungsprozesse“ wie Feudalismusentstehung, die Heraufkunft des
deutschen Nationalsozialismus oder die heutigen Sozialstaatsreformen bedeuten (Position 5). In die-
24
soFid Politische Soziologie 2006/1
Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
sem Falle würde sich nämlich Transformation bzw. Gesellschaftstransformation in jede Form (fundamentaleren) strukturellen bzw. makrostrukturellen Wandels auflösen (so z.B. Sandschneider
1995; Sztompka 1993: 19f.). Auch wenn dies terminologisch selbstverständlich möglich ist, bringt
es weder typologischen noch anderweitigen analytischen Gewinn und hätte außerdem zur Folge, für
die hier diskutierten Fälle von Gesellschaftstransformation einen alternativen Typenbegriff finden zu
müssen.
Ein Verständnis von Systemtransformationen als ggf. besondere Ausprägung von „Entwicklung“ im
engeren Sinne (Position 1) oder Modernisierung (Position 2) verweist zwar einerseits auf wichtige
Struktureigenschaften und relevante Vergleichsperspektiven, erscheint aber aus anderem Blickwinkel zugleich problematisch und bedarf daher mindestens der konkretisierenden Reformulierung.
So hat die in Aufnahme kritisch-entwicklungssoziologischer Konzeptionen vorgetragene Idee, Systemtransformationen als „auf die westliche Moderne(n) bezogene“ und dabei (wie immer sich dann
„selbstreferierende“) „abhängige Entwicklung“ zu deuten, zweifellos einen doppelten Vorteil. Zum
einen werden damit die post-sozialistischen Gesellschaften in einen hegemonialisierten Weltsystemzusammenhang eingebettet und wird explizit thematisierbar, ob und inwieweit „aus dem Osten einer
neuer Süden“ (A. Przeworski) mit seinen typischen ökonomischen, politischen und sozialen Abhängigkeiten und Problemen eigenständiger Entwicklung wird. Es erschließen sich mithin wichtige
„materiale“ Vergleichsperspektiven. Zum anderen erlaubt diese Zuordnung eine Anwendung theoretisch-konzeptueller Ansätze und Methoden aus der entwicklungssoziologischen Diskussion der letzten Jahrzehnte, so dass nicht – wie nach 1990 durchaus zu beobachten war – einige „Räder“ das dritte
Mal erfunden wurden. Diesem Vorteil steht freilich ein gewichtiger Nachteil, mindestens aber eine
Gefahr gegenüber. Soweit z.B. nicht die klaren Divergenzen von „Entwicklung“ im 20. Jahrhundert
in Afrika, weiten Teilen Asiens, aber auch in Regionen Lateinamerikas vor allem gegenüber den mittelosteuropäischen Transformationsgesellschaften reflektiert werden, die in den gesellschaftlichen
Ausgangslagen (u.a. Bildung, Sozialstaat, Wirtschaftsstrukturen, politische Kultur), den Orientierungen und Steuerungskapazitäten wichtiger Akteure, damit auch den Prozesseigenschaften der
„Entwicklung“, in den Geschwindigkeiten sowie den raschen und intensiven supranationalen Integrationsprozessen bestanden und bestehen, generiert man neue, aber keineswegs weniger gravierende blinde Flecke in Analyse, Vergleich und Prognostik. Dem kann nur durch einen weite(re)n Ent18
wicklungsbegriff und eine konzeptuelle Öffnung begegnet werden. Auch wenn dies dann erlaubt,
Gesellschaftstransformationen als eine Form von „Entwicklung“ zu verstehen, bleibt die Notwendigkeit einer hinreichenden Spezifikation und Absetzung gegen andere Formen, so dass sich auch in
diesem Fall ein wirklich eigenständiger (Sub-)Typus rechtfertigt (zur Diskussion Kollmorgen 2004).
Für die Idee, unter Transformation eine Unterklasse von Modernisierungsprozessen zu verstehen,
wie es z.B. Wolfgang Zapf (1991, 1996) getan hat, gilt mit einigen Abstrichen ähnliches. Zwei zentrale Einwände gegen eine ungebrochene Subsumtion von Transformation unter Modernisierung
sind von besonderer Relevanz: (a) Die Fixierung auf eine epochale Formation, eben die Moderne,
18 Diese hätten auch abhängige und nachholende „Entwicklungen“ im Westen zu berücksichtigen. Nur exemplarisch ist darauf zu verweisen, dass sich etwa Preußen Anfang des 19. Jahrhunderts in seiner „Entwicklung“ an Großbritannien orientierte, die Bundesrepublik heute u.a. an den USA, an Japan, aber selbst an
Dänemark (hinsichtlich wohlfahrtsstaatlicher Regelungen) usw. Moderne „Entwicklung“ muss also grundsätzlich als weltgesellschaftliches und darin interdependentes, immer wieder neue Zentrum-Peripherie-Kaskaden generierendes Phänomen konzeptualisiert werden, das auch im Zentrum selbst (Semi-)Peripherien schafft und nötigt (vgl. Wallerstein 1984; Kößler 1998).
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Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
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wodurch andere Gesellschaftsform(ations)wechsel von vornherein exkludiert werden, kann sowenig
befriedigen wie die ungeklärte Relation von Tradition und Moderne in Modernisierungsprozessen.
(b) Auch wenn Zapf mit seinen beiden Merkmalen transformatorischer Modernisierungen: „Nachholen“ und „Zielbekanntheit“ – obgleich verzerrt – wichtige Elemente auch meiner Typisierung anspricht, bleiben zwei Probleme. Einerseits reichen diese Merkmale nicht hin; andererseits führt eine
Aufstockung in meinem Sinne weiter von allgemeiner Modernisierung weg, wobei Zapf hierunter
die selbst hoch differenten archetypischen Modernisierungsprozesse im Westen wie die zeitgenössischen im Westen („ongoing modernization“) versteht. Eine mehr oder weniger schlichte Unterordnung der transformatorischen Modernisierung in Osteuropa erscheint insofern erneut und mehrfach
fragwürdig.
Interessanterweise hat Zapf den Einwand mangelnder Differenzierung in einem Aufsatz aus dem
Jahr 1996 indirekt akzeptiert, insofern er hier die Transformation in zwei Teilprozesse zerlegt, wovon der erste als Transition der politikwissenschaftlichen Transitionsforschung überwiesen, der
zweite, anschließende gesellschaftliche Umwälzungsprozess als Modernisierung der Soziologie
überantwortet wird. Dann aber kann das Ganze nicht mehr als Modernisierung im Zapfschen Sinne
begriffen werden und bleibt die Notwendigkeit von Spezifikation und der Bestimmung eben deutlich
differenter „Modernisierungen“, wie ich es aus meiner Perspektive und mit dem Begriff der
Gesellschaftstransformation unternehme.
Im Ergebnis dieser Überlegungen erkenne ich zwar ausdrücklich die Berechtigung alternativer Typologisierungsversuche mit eigenen „Kulturbedeutsamkeiten“ bzw. disziplinären und komparativen
Foci an, jedoch favorisiert sich für eine am Ganzen interessierte, den Wandlungsprozess zentrierende
und dabei ausdrücklich komparativ orientierte Analyse eine Typologisierung, die stärker den Aspekt
des Gesellschaftsform(ations)wechsels thematisiert. Übersicht 4 bietet noch einmal eine diesbezüglich vergleichende Zusammenfassung.
5
Konsequenzen für die (postsozialistische) Transformations-forschung
Für mich ergeben sich aus dem vorgestellten Typologisierungsversuch von Gesellschaftstransformationen vier wichtige Folgerungen für die (Re-)Orientierung von Transformationsforschung:
(1) Wer über den Postsozialismus forscht, sollte und kann von anderen Gesellschaftstransformationen „nicht schweigen“. Die postsozialistischen Umwälzungen erlauben und erfordern nicht nur
komparative Forschungen im Rahmen der Fallgruppe. Sie besitzen auch historische „Vorläufer“, die
kaum weniger von heuristischem und analytischem Interesse und insbesondere für gesellschaftstheoretisch ansetzende Erklärungsversuche unverzichtbar sind.
(2) Ein wichtiges Charakteristikum von Gesellschaftstransformationen, das sich aus einem historischen Vergleich – etwa mit dem Meiji-Japan und den Entwicklungen bis 1945 – erschließen lässt, besteht in der Langzeitigkeit (40-55 Jahre) und den partiellen Offenheiten solcher Umwälzungen trotz
zum Teil mehrerer und oft symbolisch überhöhter Endpunkte. Nicht nur angesichts der täglich erfahrbaren gesellschaftspraktischen Problemlagen in Osteuropa, sondern auch in Reflexion historischer Vorläufer darf daher Transformationsforschung zum Postsozialismus heute und in absehbarer
Zeit nicht zum Erliegen kommen.
26
soFid Politische Soziologie 2006/1
Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
Übersicht 3: Drei soziale Wandlungstypen im Vergleich
Formationsübergang
(Typ A)*
transition to democracy
Gesellschaftstransformation
(Formationsübergang
Typ B)
Form
verschlungener, langfristiger, in Phasen („Wellen“)
beschleunigter Ablösungsund Generierungsprozess
eines Zusammenhangs von
Sozialstrukturen, Akteur-Institutionen-Komplexen und
Sozio-Kulturen ohne fixierbaren Bereichs- und Ebenenprimat
gerichteter, dramatisierter Übergangsprozess politischer Systeme („Demokratisierung“) mit
politisch-institutionellem Kern
unter Orientierung an etablierten Demokratien
gerichteter, radikaler, politisch inszenierter und systemisch gesteuerter, zyklisch
verlaufender Generierungsprozess neuer Gesellschaftsform(ation)en unter Orientierung an Vorbildern (Modellen) mit politischem, institutionellem und
Top-down-Primat bei relativ
kurzer Transitions- und langer Strukturierungsperiode
Orte
Weltregionen (mit regiona- Nationalgesellschaften (oft in
len bzw. nationalgesellweltregionaler Einbettung)
schaftlichen „Avantgarden“)
Ebene
Mikro bis Makro
Makro bis Meso (und langfristi- Makro bis Mikro
gen Folgen für die Mikroebene)
Bereich
gesamtgesellschaftlich
Politik (mit Auswirkungen auf
andere Bereiche)
gesamtgesellschaftlich
(Kern: Politik)
Ursachen,
„Kräfte“,
Bewusstheit /
Steuerung
multiple, vorwiegend endogene Ursachen und Ansatzpunkte („von unten“, „von
oben“), als Gesamtprozess
unbewusst und ungesteuert
multiple, im Kern endogene politische und ökonomische Gründe unter exogenen Beschleunigungs- bzw. Verzögerungsfaktoren („Wellen“), große Bedeutung von Eliten und deren Massenbasen, Versuch der politischen Steuerung („von oben“)
multiple, endogene und
weltgesellschaftlich-exogene Ursachen bzw. Kontexte,
Idee des Ein- und Überholens der Vorbilder, mit der
Transition: Versuch der politischen Steuerung „von
oben“
epochale
Verortung
seit der Entstehung erster
Zivilisationen
mit der zweiten Demokratisierungswelle (1917/18ff.)
seit Ende des 19. Jahrhunderts
Dauer
Jahrhundert(e)
Jahre (zwischen ca. 3 und 10
Jahren)
Jahrzehnte (40-55 Jahre)
Resultate
neue Gesellschaftsform
(ation)
neues politisches Regime oder
System (später auch veränderte
politische Kultur)
neue Gesellschaftsform
(ation)
Nationalgesellschaften (in
weltgesellschaftlicher Abhängigkeit und mit weltregionalen Schwerpunkten)
* In Zapfscher Perspektive steht dieser Typus für Modernisierung, soweit sie zur Generierung neuer Gesellschaftssysteme führt wie z.B. in den archetypischen Modernisierungen des Westens.
(3) Zugleich machen historische Vergleiche deutlich, dass Gesellschaftstransformationen in der
Strukturierungsperiode einerseits zunehmend von anderweitigen Wandlungsprozessen mitgeprägt
bzw. überlagert werden, heute z.B. Globalisierungsdruck, europäische Integration im Rahmen der
soFid Politische Soziologie 2006/1
Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
27
EU oder auch säkulare Trends wie die Alterung der Bevölkerungen. Andererseits kann die Strukturierung fließend in eine Destrukturierung übergehen, wie der Staatssozialismus eindrücklich vorgeführt hat. Beides: Kontextualisierung bzw. Überformung wie mögliche Niedergänge, bedarf der forschungsstrategischen Beachtung.
(4) Für die im engeren Sinne theoretisch-methodologische Konzeptualisierung von Transformationsforschung folgt, dass sie Politik (und „politische Ökonomie“), den Auf- bzw. Umbau moderner
Akteur-Institutionen-Komplexe und deren Prozesslogiken sowie nicht-intendierte Effekte institutioneller Re- und Neustrukturierungsprozesse im Kontext von „Institutionenleihe“ oder „Transfer“ vor
19
allem (aber nicht ausschließlich) auf nationalstaatlicher Ebene zu fokussieren hat . Obwohl im Zuge
von Transition und stärker noch Strukturierung Institutionalisierungsprozesse „von unten“ (bottom-up) immer wichtiger werden und zu analysieren sind, besteht aufgrund der Anlage von Systemtransformationen ein (methodologisches) Primat der Top-down-Perspektive sowie der makro- und
mesogesellschaftlichen Untersuchungsebene. Theoretisch-methodischer Kern einer Transformationssoziologie sind daher zum einen (kulturtheoretisch aufgeklärte) Akteurtheorien bzw. ein „akteurzentrierter Institutionalismus“ (Mayntz/Scharpf 1995) sowie gesellschaftsgeschichtlich aufgeklärte Pfadanalysen im interkulturellen und intertemporalen Vergleich (vgl. Stark/Bruszt 1998; Müller 1996; Schelkle et al. 2001; Wiesenthal 2001). Zum anderen empfehlen sich in methodischer Hinsicht neben gesellschaftsdeckenden quantitativen Analysen administrativer und Befragungsdaten
qualitative Untersuchungen, wobei komplexe Netzwerkanalysen und Experteninterviews wichtige
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19 Dieser nationalstaatliche Fokus ist freilich – wie eben herausgestellt – immer wieder unter dem Imperativ
der Kontextualisierung zu öffnen. Für die gegenwärtigen postsozialistischen Umwälzungen gilt das in verstärktem Maße.
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Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
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30
soFid Politische Soziologie 2006/1
Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp
Zur Person
Dr. Raj Kollmorgen, Juniorprofessor, geb. 1963 in Leipzig; Studium der Philosophie, Soziologie und
Volkswirtschaftslehre in Berlin (1985-1991/92), Diplom in Philosophie 1990, 1992-1996 wiss. Mitarbeiter in der Kommission für die Erforschung des sozialen und politischen Wandels in den neuen
Bundesländern in Halle/Saale, 1996-1999 Promotionsstipendium der Hans-Böckler-Stiftung, 1999
Promotion zum Dr. phil. (Soziologie) an der FSU Jena, 1998-2000 wiss. Mitarbeiter am Institut für
Soziologie der FSU Jena, 2000-2002 wiss. Assistent am Lehrstuhl Makrosoziologie der Universität
Magdeburg, seit Dez. 2002: Juniorprofessor für Soziologie und Europastudien am ISOZ der Universität Magdeburg
Kontakt
Dr. Raj Kollmorgen
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Institut für Soziologie, Juniorprofessur für Soziologie und Europastudien
Zschokkestr. 32, LG 40-170
39104 Magdeburg
Telefon: (0391) 67-16 200
Fax: (0391) 67-16 532
E-Mail: [email protected]
Bürgerlose Reformen
Eine zeitdiagnostische Betrachtung
1
Sascha Liebermann
In Zeiten jahrelanger Reformdiskussionen, wie wir sie in Deutschland verstärkt seit 1998 erleben,
mag es verwundern, eine Bürgervergessenheit der Auseinandersetzungen zu behaupten. Denn Reformen, die einen Ausweg aus einer Problemlage weisen sollen, sind nur möglich, wenn die Bürger
sie tragen, ihnen Gefolgschaft leisten und dadurch Entscheidungen praktisch wirksam und befestigt
werden. An die Bürger muss appelliert, sie müssen in ihrer fundierenden Stellung im Gemeinwesen
adressiert werden, damit das Werben um sie erfolgreich sein kann. All dies scheint trivial, sind sie es
doch, die das Gemeinwesen konstituieren. Doch die Reformdiskussion lehrt uns, dass es zumindest
rhetorisch möglich ist, den Bürger abzuschaffen, diese Abschaffung aber ihre eigene objektive Ermöglichungsstruktur verleugnet. Noch findet das Wort – Bürger – Verwendung, der Sache nach allerdings hat er in den Überlegungen zu einer Reform der sozialen Sicherungssysteme und des Gesundheitswesens kaum einen Ort. Statt die Autonomie der Bürger dadurch zu stärken und herauszufordern, dass Handeln ermöglicht wird, werden sie angereizt und aktiviert. Wer annimmt, Lethargie
und Apathie seien anthropologische Konstanten, der Mensch sei von Grund auf träge, wird Aktivie2
rung für unerlässlich erachten. Soll sie aber nicht auf eine Dauerbetreuung hinauslaufen, die Aktivierung dann von der aktivierten Praxis selbst übernommen werden, bedarf es einer Autonomie, die
wieder vorausgesetzt werden muss. Dieser elementare Widerspruch gegenwärtiger Sozialpolitik
weist den Weg zu einem konstitutiven Moment des Gemeinwesens: der Autonomie des Bürgers, sie
ist Voraussetzung und Legitimierungsgrund politischen Handelns im Nationalstaat. Gleichwohl aber
durchzieht der Geist der Kontrolle die Auseinandersetzungen. Was bedeutet dies für die Kohäsion eines Gemeinwesens, welche Folgen hat diese Unterminierung der Stellung des Bürgers und woher
rührt sie?
Symptome
Diese Bürgervergessenheit nun hat eine bestimmte Gestalt, der ich im Folgenden nachgehen möchte.
Ich stütze mich hierzu vor allem auf sprachliche Eigenheiten der Auseinandersetzung, denn sie scheinen mir derart weitreichend die Verleugnung der konstitutiven Stellung des Bürgers zu belegen, dass
schon ihre Etablierung in der öffentlichen Debatte erklärungsbedürftig ist. Sie erlaubt auch zu er1
2
Eine längere Fassung ist erschienen in Sozialer Sinn Heft 1/2005, S. 131-142.
„Work has the greater prestige; moreover, it is thought of as alien to man - it is sort of disciplined salvage
operation, rescuing a useful social product from chaos and the disorders of man’s innate laziness. The same
era, that of transitional growth of population, that saw the most astounding increase in man’s mastery over
nature, took it as axiomatic, echoing a series of writers form Malthus to Sumner and Freud, that people had
to be driven to work by economic necessity. Today, knowing more about the nature of man and of work, we
still nevertheless tend to accept the psychological premise that work and productivity are disciplines exerted against the grain of man’s nature. We did not quite see, though we are close to seeing, that what looks like laziness may be a reaction against the kind of work people are forced to do and the way in which they are
forced to define it.“ Riesman et al (1989: 262).
32
soFid Politische Soziologie 2006/1
Bürgerlose Reformen
schließen, worin die Beharrung und Lähmung, die schon des öfteren für die Reformdiskussion diagnostiziert wurde, begründet sein könnte, dass es gerade diese Bürgervergessenheit ist, die ein tragendes Moment der Problemlage bildet.
Beitragszahler
Beitrags- und Steuerzahler, Wähler, Kunden der Arbeitsagentur, Menschen in unserem Land, Bevölkerung – all dies sind Begrifflichkeiten, die tagein tagaus Verwendung finden, wo der Sache nach
vom Bürger die Rede ist. Erst dieser Umstand, dass der Bürger rhetorisch abgeschafft worden ist,
weist den Weg zu einem Phänomen, das auf mehr schließen lässt als auf eine bloß sprachliche Verirrung. Wie an den Begrifflichkeiten zu erkennen, benennen sie – die letzten beiden ausgenommen –
Teilfunktionen, sie bezeichnen ein Handeln mit einem umgrenzten Zweck, eine spezifische und nicht
eine diffuse Sozialbeziehung. Teilfunktionen sind sie jedoch nur bezogen auf ein umgreifendes Ganzes, eines, das den Grund und die Berechtigungsstruktur für diese Teilfunktionen abgibt. Werden sie
von dieser Legitimierungsbasis abstrahiert, davon abgelöst, läßt sich ihre Konstitution nicht mehr ab3
leiten. Es handelt sich um ein spezifisches Handeln, das aus einem politischen Gemeinwesen emergiert und durch die Errichtung eines institutionellen Gefüges befestigt und in seiner relativen Eigenlogik befördert wird. Beitragszahler für die sozialen Sicherungssysteme, um die es in der Reformdiskussion dabei geht und Steuerzahler kann der Einzelne nur sein, weil das Gemeinwesen sich zur Einrichtung eines beitragsfinanzierten Umlagesystems entschieden hat, dessen Legitimationsquelle der
nationalstaatliche Volkssouverän ist. Die Bürger nun zu Beitragszahlern zu degradieren verleugnet
ihre konstitutive Stellung, denn das Wort Beitragszahler bezeichnet lediglich diejenigen, die Beiträge entrichten, ganz gleich, wie sie zum Gemeinwesen stehen, ob sie Bürger sind oder nicht. Sie sind
die Finanzierungsquelle des Sicherungssystems, das sind all diejenigen Personen und Körperschaften, die beitragspflichtig sind. Nur wenn also die Finanzierungsseite ausschließlich betrachtet wird,
ist die Kategorie der Beitragszahler angemessen. Folgerichtig taucht sie immer dann auf, wenn die
Finanzierungsprobleme durch die Vermehrung der Beitragszahler gemindert oder gelöst werden sollen. Geht es aber um den Bestand dieser Systeme und eine Umgestaltung, muss für ihre Realisierung
um Mehrheiten gestritten werden. Dazu bedarf es der Gefolgschaft der Bürger. Die sprachlichen Eigenheiten der Reformdiskussion zeigen deutlich an, dass die Legitimierung des Umbaus vor den
Bürgern gar nicht zu geschehen hat, sie muss nur durchgesetzt werden. Weil Beitragszahler keine das
System selbst legitimierende Stellung haben, muss um sie auch nicht politisch geworben werden. Es
reicht, ihnen die Entscheidung zu verkünden.
Wähler
Wie verhält es sich mit dieser Kategorie, die gerade in Zeiten einer bevorstehenden Wahl besonders
häufig Verwendung findet?
3
Ein Erklärungsproblem, in das jede Differenzierungstheorie gerät, die die Ausdifferenzierung von Handlungslogiken im Zuge des Rationalisierungsprozesses verabsolutiert. Damit verliert sie die die Ausdifferenzierung ermöglichende Struktur aus den Augen und kann nicht mehr erklären, auf welches Handlungsproblem die Ausdifferenzierung eine praktische Antwort darstellt und was ihre Umgestaltung ermöglicht.
soFid Politische Soziologie 2006/1
Bürgerlose Reformen
33
Auch sie ist nicht selbstbegründend, sondern leitet sich aus einer Mitgliedschaft ab. Doch selbst von
Mitgliedschaft zu sprechen, scheint unangemessen, wenn es sich bei ihr um eine handelt, die über
diejenige in einem Verein oder Verband hinausgeht. Staatsbürger zu sein, umgreift die ganze Person,
es ist keine begrenzte Aufgabe, die von der Person ablösbar wäre, wie es für spezifische Sozialbeziehungen der Fall ist. Diese umfassende Mitgliedschaft könnte nur aufgegeben werden, wenn der Einzelne das politische Gemeinwesen, in dem er sesshaft ist, verließe und die Staatsbürgerschaft in einem anderen anstrebte oder gar ihm die Bürgerrechte entzogen würden.
Wähler – auch Stimm- und Wahlbürger genannt – wird der Einzelne in einem Herrschaftsverband
nur, weil er Bürger ist. Mit dem Wahlakt delegiert er zwar Verantwortung, er gibt sie aber nicht ab,
bleibt zu jeder Zeit Träger der Herrschaftslegitimation. Treuhänderisch, so könnte man sagen, überträgt der Bürger Verantwortung an Instanzen politischer Entscheidungsfindung. Die Bürger sind als
ganze Personen Träger des Gemeinwesens, ihre Bereitschaft, praktisch folgenreich Stellung zu beziehen, wenn Interessen des Gemeinwesens eine Beschädigung oder Missachtung droht, kann jederzeit erforderlich sein. Sei es, dass intellektuelles Räsonnement in der Öffentlichkeit notwendig wird,
weil die Regierung oder auch das Parlament keine tragfähigen oder als solche umstrittene Lösungsvorschläge für Handlungsprobleme des Gemeinwesens unterbreitet, sei es, dass öffentliches Eigentum vor Beschädigung geschützt oder die Beschädigung bezeugt werden muss. Dieser Verpflichtung
des Bürgers kann der Einzelne sich nur um den Preis einer Sittlichkeitsverletzung entziehen. Das Gemeinwesen bestünde nicht auf Dauer, könnte in diese Loyalität der Bürger nicht vertraut werden.
Wenn auch der Wahlakt herausgehobene Bedeutung für ein Gemeinwesen hat, weil mittels seiner ein
Auftrag zur Regierungsbildung erteilt wird, erschöpft sich das Bürgersein nicht in ihm und die
Rechtfertigungsverpflichtung der Politik gegenüber den Bürgern ist damit auch nicht aufgehoben.
Den Bürger rhetorisch auf seine Wahlfunktion zurückzustutzen, auf die explizite Stimmabgabe, vollzieht, was auch Politikern stets unterstellt wird: Nur die Wahl gewinnen zu wollen und dann die Bürger nicht mehr als Legitimationsquelle zu achten.
Kunden
Obwohl offenkundig möchte ich noch die Aufmerksamkeit auf eine weiter Sprachregelung richten,
in der sich die bislang rekonstruierten Transformationen besonders deutlich zeigen. Mit den Gesetzen über „Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“, vulgo Hartz-Gesetze, sind Leistungsempfänger der Arbeitsagenturen zu Kunden erklärt worden. Signalisiert werden sollte damit wohl, die
Beratung von Transferleistungsempfängern an ihrer Lage und ihren Fähigkeiten auszurichten; sicher
sollte auch der Geist von Dienstleistung auf diesem Wege Einzug in die Arbeitsagenturen halten. All
diese guten Absichten verschleiern jedoch, was es strukturell bedeutet, Transferleistungen zu beziehen. Abgesehen davon, wie das Vorhaben, fallangemessener zu beraten, realisiert worden ist und ob
die Fallorientierung tatsächlich gefördert wurde, erfolgt mit der Sprachregelung eine Krisendementierung (vgl. von Harrach/Loer/Schmidtke 2000: 79ff.). Wer in die Lage gerät, Transferleistungen
zur Sicherung seines Lebensunterhalts in Anspruch zu nehmen, befindet sich in einer lebenspraktischen Krise. Mit dem Verlust der Einkommensquelle kann er sich nicht mehr versorgen. Damit ist er
auf eine Fremdversorgung angewiesen, auf die er zwar einen Rechtsanspruch hat. Doch ob er die Gewährungsbedingungen erfüllt, kann erst entschieden werden, nachdem der Antragsteller Einblick in
seine privaten Verhältnisse gegeben hat. Es wird seine Anspruchsberechtigung geprüft. Der Verlust
einer Einkommensquelle aus Erwerbsarbeit ist also mit einem erheblichen Eingriff in die Privatsphä-
34
soFid Politische Soziologie 2006/1
Bürgerlose Reformen
re verbunden. Darüber hinaus aber, in seiner Bedeutung mindestens genauso schwerwiegend, ist der
Aspekt der Krise, der mit dem Scheitern am Ideal der Lebensführung, sich durch Erwerbsarbeit
selbst zu versorgen, verbunden ist. Dieses Bewährungsideal ist es, welches auch der Ordnungspolitik
innewohnt und das der Errichtung der Sicherungssysteme in ihrer konkreten Ausgestaltung zugrunde liegt. Wer einen Beruf ergreift und Erwerbsarbeit leistet, hat nicht nur einen Anteil an der Erzeugung von Gütern und Dienstleistungen und durch diese Wertschöpfung Anteil an der Beschaffung
von steuerlichen Abschöpfungspotentialen für das Gemeinwesen. Er trägt auch zur Unterhaltung der
Sicherungssysteme bei, die nach dem Prinzip eines beitragsgestützten Umlageverfahrens finanziert
werden. Nur diese eine Einkommensquelle der Bürger wird vom Gemeinwesen als allgemeine anerkannt. Alle Transferleistungen wie Rente, Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe sind Ersatzleistungen,
deren Anspruch sich aus geleisteter Erwerbsarbeit herleitet oder deren Bedarf nachgewiesen werden
muss.
Stigmatisierende Wirkungen dieser Leistungen resultieren wesentlich aus dieser Stellung, ein Ersatzeinkommen zu gewähren. Die Kontrolle durch die Sozialverwaltung begründet sich durch die Inanspruchnahme einer Notfallleistung. Da es sich offenbar um eine lebenspraktische Krise handelt,
die die ganze Person ergreift, ist es zynisch, sie zum Kunden zu erklären. Ein Kunde hat stets die
Wahl, ob und wo er ein bestimmtes Produkt erwirbt, es ist als Problemlösung von ihm als Person ab4
lösbar, schafft Handlungsmöglichkeiten, ist aber nicht Grundlage seiner Integrität. Mit Transferleistungen verhält es sich vollständig anders. Unvernünftig ist es, solche Leistungen nicht in Anspruch
zu nehmen, sofern die Integrität damit aufs Spiel gesetzt wird, gerade zu ihrem Schutz sind sie eingerichtet worden. Der Schutz der Integrität durch Transferleistungen geht aber stets mit Bevormundung einher, den Kontrollen, die man über sich ergehen lassen muss. Das Prinzip, auf dem unsere Sicherungssysteme gründen, verstärkt eine Problemlage, die auch bei einer liberaleren Gewährung bestünde: die Stellung der Transferleistung als Ersatzeinkommen, das sich aus der Erwerbsverpflich5
tung herleitet. Solange es keine nennenswerten Schwierigkeiten gibt, in den ersten Arbeitsmarkt zurückzukehren, mag dieser strukturelle Widerspruch: Integritätsschutz durch bevormundende Kontrolle, latent bleiben. Er wird dann manifest, wenn die Wertschöpfungsleistung in einem Gemeinwesen einen Umfang angenommen hat, der Transferleistungen ermöglicht, die nicht mehr Ersatzleistungen wären. Doch Gewährungsumfang und -bedingungen sind zweierlei, die Gestaltung der Vergabe eines, die Höhe des gewährten Umfanges ein anderes. Der strukturelle Widerspruch zwischen
der bedingungslosen Anerkennung der Bürger als Fundament des Gemeinwesens und der bedingten
4
5
Diese Krisendementierung hat nun schon länger auch in anderen Handlungsfeldern sich etabliert. Es kann
als ein Charakteristikum der Universitätsreformen gelten, die auf den Weg gebracht worden sind, Studenten zu Kunden zu verwandeln. Aus dem Studium als Ort der Krise wird eine Ausbildung, deren Zweck im
Trainieren von Routinen besteht: die Aneignung von Wissen. dass ein Studium aber wesentlich krisenhaft
ist und sein muss, soll es seinen Zweck erfüllen, bedarf es einer entsprechenden Lehre. In ihr müssen Handlungsprobleme, die durch Theorien rekonstruiert und erklärt werden sollen, zur Erfahrung gebracht werden. Erst dann ist es den Studenten möglich, ihre praktisch routinisierten Deutungen der Welt auf Distanz
zu bringen und einer methodisch disziplinierten Falsifizierung zu unterziehen (Liebermann/Loer 2005: 25
f.). Der Kunde jedoch steht nie in einem solch krisenhaften Verhältnis zu einem standardisierten Gut, das er
erwirbt, es ist vollkommen von ihm als Person ablösbar. Auch in der Theorie der Sozialarbeit hat sich diese
Krisendementierung etabliert. Von Adressaten und Nutzern wird gesprochen, wo von Klienten die Rede
sein müßte (Jansen/Liebermann 2004: 297 f.).
Es ließe sich auch ein sehr liberales Modell der Sozialhilfe vorstellen, das auf Kontrollen verzichtete, ganz
auf die Initiative der Leistungsempfänger setzte, einen Pauschalbetrag gewährte und Beratungsdienste vorhielte. An der Stellung der Sozialhilfe als Ersatz-, damit als Noteinkommen änderte dies nichts.
soFid Politische Soziologie 2006/1
Bürgerlose Reformen
35
Gewährung einer Transferleistung bleibt wahrscheinlich praktisch folgenlos, solange das Gemeinwesen nicht über die Möglichkeiten verfügt, eine solche Leistung bedingungslos zu gewähren.
Strukturell aber anerkennte erst ein Einkommen ohne Leistungsverpflichtung den Bürger als Bür6
ger.
„Der Bevölkerung“
Eine weitere, durch das Parlament abgesegnete Verleugnung stellt sich den bislang benannten Phänomenen an die Seite. Im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes in Berlin ist nach einer Entscheidung des Deutschen Bundestages am 12.September 2000 ein Kunstobjekt installiert worden:
„Im Lichthof wurde ein 21 x 7 m großer flacher Kasten installiert, aus dessen Mitte in weißen Leuchtbuchstaben die Worte DER BEVÖLKERUNG nach oben strahlen. Der Schriftzug ist von allen Etagen des Gebäudes aus zu lesen, vom Plenarsaal, von der Presse- und Fraktionsebene und von den Besuchern auf dem Dach. Er bezieht sich auf die 1916 am Westportal des Reichstagsgebäudes angebrachte Inschrift DEM DEUTSCHEN VOLKE“ (Deutscher Bundestag 2002). Es handelt sich um eine Anpflanzung, die mit der Erde aus der Heimat der Bundestagsabgeordneten gefüllt wurde und
weiterhin werden soll. Worin besteht nun der Kontrast, der künstlerisch gestaltet etwas zur Erfahrung
bringen soll? Es könnte sich um eine Anspielung handeln, eine auf den historisch bedeutsamen Unterschied zwischen Untertanen des Kaiserreichs und Bürgern einer Demokratie. Die Wandlung der
Legitimationsstruktur von Herrschaft würde durch die Kontrastierung gestaltet, dadurch, dass eine
den Volkssouverän gerade nicht erfassende Kategorie dem Volk entgegengesetzt wird, könnte herausgehoben werden, wer und was das Volk ist. Allerdings würde dieser gestaltete Kontrast offene
Türen einrennen. Zum einen ist der Reichstag schon Sitz des ersten demokratischen Parlaments in
den zwanziger Jahren gewesen, symbolisiert nun heute nicht mehr den Untertanengeist im Obrigkeitsstaat. Mit dem Umzug von Bonn nach Berlin ist er auch Sitz des bundesdeutschen Parlaments
geworden. Sollte es eine Anspielung auf diesen historischen Wandel sein, wäre sie schon dadurch in
eine Schieflage geraten und zumindest missverständlich. Folgenreicher ist die Gleichordnung, die
das Objekt auch vollzieht, denn die Abgeordneten sollen Heimaterde in es einbringen – ein Identifikationsangebot, aber womit? Eine Gemeinschaft ganzer Personen, der Bürger, die eine politische
Ordnung tragen, werden mit einer Kategorie, die die Wohnbevölkerung umfasst, ins Verhältnis gesetzt. Sie bezeichnet eine Aggregierung, nicht aber eine Gemeinschaft. Diese Differenzierung zwischen Bürgern und Nicht-Bürgern einzureißen, kommt einer Verleugnung des Konstituens politischer Gemeinschaft gleich. Sie deutet auf eine erhebliche Verunsicherung des Gemeinwesens dahingehend, sich als Volkssouverän zu begreifen. Denn nur wenn der Nationalstaat als politische Vergemeinschaftung, die Bürger als sein Fundament, fraglich geworden sind, wäre zu begreifen, dass ein
solches Objekt gerade dort installiert wird, wo der Nationalstaat seinen herausgehobenen Ort hat: am
deutschen Bundestag. Nun wiederholt gar die Widmung der Installation „Der Bevölkerung“ – entgegen ihrer wohl beabsichtigten Aufklärung – die obrigkeitsstaatliche Bürgerverleugnung. Denn wie
der Kaiser den Reichstag „dem deutschen Volke“ widmen konnte, weil es selbst nicht Quelle der
Widmung war, widmet – wer nun? – den Ort des deutschen Parlaments „der Bevölkerung“. Einzig
der Adressat der Widmung allerdings, der Volkssouverän, könnte diese Widmung legitimieren, er
6
Im Zusammenhang der Diskussion um Konzepte eines bedingungslosen Grundeinkommens, das an die
Stelle gegenwärtiger Transferleistungen träte, wird versucht, diese Folgen auszuloten (Pateman 2004; Oevermann 2001; Liebermann 2005).
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Bürgerlose Reformen
widmet den Ort sich selbst. Genau dies allerdings gestaltet die Installation nicht und errichtet wieder
– konsequent – symbolisch den deutschen Obrigkeitsstaat.
In dieser Installation, die ich hier als Beispiel angeführt habe, werden die Bürger nun denjenigen
gleichgestellt, die keine Verpflichtungen haben, die sich an die Gemeinschaft noch nicht als ganze
Personen gebunden haben. Ihre Gefolgschaft kann gesucht, an sie kann aber nicht appelliert werden.
Auch müssen Sie die Entscheidungen nicht tragen, sie müssen sie lediglich befolgen. Zu dieser Auflösung der politischen Gemeinschaft als Legitimationsquelle politischer Entscheidungen fügt sich
auch die in Deutschland mittlerweile verbreitete Redeweise von den „Menschen in unserem Land“,
wo das Wort an die Bürger gerichtet werden müßte. Auch sie verschweigt die Differenz zwischen einer die Rechte und Pflichten wahrnehmenden Bürgerschaft und denjenigen, die keine Bürger des Gemeinwesens sind.
Resümee
Anhand der hier untersuchten Begrifflichkeiten habe ich zu verdeutlichen versucht, wie bürgervergessen die Reformdiskussion in Deutschland – öffentlich wie sozialwissenschaftlich – ist, wo sie
nicht gar den Bürger explizit verleugnet. Wie ist es möglich, dass die objektiven Momente nationalstaatlicher Vergemeinschaftung, wie sie in der deutschen Ordnungspolitik Gestalt gewonnen haben,
so wenig im Selbstverständnis eines Gemeinwesens präsent sind? Zeugt diese Bürgervergessenheit
von einem Umbruch, der das tragende Fundament dieses Gemeinwesens zu erkennen gibt?
Manches spricht dafür, dass im Zentrum der gegenwärtigen Krisenlage vor allem eines steht: die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Viele Vorschläge zur Reformierung des ordnungspolitischen Gefüges
haben eine Belebung des Arbeitsmarktes und der Wertschöpfung zum Zweck. Familien- und Bildungspolitik werden davon ebenso dominiert. Die große Lagerbildung entlang der Frage, ob die Binnenkaufkraft gestärkt oder die Belastung der Unternehmen gesenkt werden soll, beschäftigt sich
schon lange nicht mehr mit dem Phänomen, das seit den siebziger Jahren zu beobachten ist. Obwohl
das Bruttoinlandsprodukt erheblich gestiegen und zugleich das Arbeitsvolumen in Arbeitsstunden
pro Kopf erheblich gesunken ist (Miegel/Wahl 2002: 62), steigende Wertschöpfung und steigende
7
Arbeitslosigkeit zwei Seiten einer Medaille sind, wird Arbeitslosigkeit als Versagen gedeutet. Würde dieser Erfolg genommen, wie er sich darstellt, u.a. als Entlastung menschlicher Arbeitskraft durch
Automatisierung, könnte die Frage gestellt werden, was denn die Bedingungen für diesen Erfolg gewesen sind und wie sie sich erhalten oder gar fördern ließen. Über Prinzipien wie z.B. der Einkommensverteilung könnte räsoniert werden, ob sie der Lage noch angemessen sind. Entsprechendes gilt
für die Systeme sozialer Sicherung: Wo es an Wertschöpfung nicht mangelt, muss ein Gemeinwesen
die Frage beantworten, wie es sie im Sinne seiner Bürger nutzen will. Denn die Loyalität der Bürger
7
Instruktiv für diese Diskussion ist, welche Konsequenz die Autoren aus diesen ökonomischen Daten ziehen. Sie schließen daraus nicht, dass über das Prinzip der Einkommensverteilung nachgedacht werden
muss, wenn ein hohes Wohlstandniveau auch mit erheblich weniger menschlicher Arbeitskraft erzeugt
werden kann. Vielmehr plädieren sie dafür, durch entsprechende arbeitsmarktpolitisch Maßnahmen – z.B.
einen so genannten Niedriglohnsektor – das „vorhandene Beschäftigungspotential“ (Miegel/Wahl: 160 f.)
zu erschließen. Damit erklären sie den Wertschöpfungserfolg zu einem Problem der Unterbeschäftigung.
Das ist nur möglich, wenn an der Beibehaltung des gegenwärtigen Prinzips der Einkommensverteilung
nicht gezweifelt wird.
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Bürgerlose Reformen
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hängt wesentlich davon ab, dass Handlungsprobleme des Gemeinwesens gelöst werden. Mit solchen
Problemen ringt die Reformdiskussion.
Doch statt die Prinzipien, auf denen die Sicherungssysteme beruhen, zu überdenken, wird darüber
gestritten, wie sich diese Systeme erhalten lassen, obwohl sie gerade auf dem Hintergrund der skizzierten ökonomischen Entwicklung in eine Krise geraten sind. Dieses unbeirrte Beharren besonders
auf einem Prinzip: der Bindung an Arbeit, verweist auf eine kollektive Vorstellung davon, wie der
Einzelne seinen Beitrag zum Gemeinwohl zu erbringen hat. Wo dies der Grund ist, auf dem das Gemeinwesen steht, vollzieht sich eine Umwertung von Arbeit, wie wir sie seit Jahren beobachten können. Das Entstehen von Arbeitsplätzen muss um beinahe jeden Preis gefördert werden, vor allem um
den Preis der Autonomie des Bürgers. Damit hat sich Arbeit aber schon lange davon abgelöst, an ihrer Leistung gemessen zu werden. Weil Arbeit als Lebensführungsideal so zentral für das Gemeinwesen in seinem Selbstverständnis ist, der Missstand der Arbeitslosigkeit behoben werden muss,
müssen alle mehr oder weniger mit den Wertschöpfungsprozessen verbundenen Bereiche des Ge8
meinwesens dieser Deutung folgend umgestaltet werden. Die Ausrichtung des Bildungswesens –
Schulen wie Universitäten – daran, zur Vorbereitung auf das Berufsleben beizutragen, fügt sich dem
genauso, wie der Zweck den Ganztagseinrichtungen zur Kinderbetreuung haben sollen, nämlich vor
allem den beruflichen Erfolg der Eltern zu ermöglichen; Familiengründung soll gefördert werden,
um dem demographischen Wandel entgegenzuwirken, als könne nicht eine geringere Bevölkerungsdichte in Deutschland ebenso erstrebenswert sein (Friedl 2001: 103 f.).
Wenn nun sich vor allem an geleisteter Arbeit, nicht an Leistung, der Beitrag des Einzelnen zum Gemeinwohl bemißt, dominiert ein Solidarprinzip das Gemeinwesen, das sich über Leistung und Gegenleistung bestimmt und nicht durch eine bedingungslose Anerkennung der Bürger als Bürger. Bei
aller Umverteilung, die über Steuern und auch die Sicherungssysteme vorgenommen wird, scheint
die Kohäsion des Gemeinwesens bislang stärker in einem Generationenvertrag der Erwerbstätigen,
denn in der Solidarität der Bürger begründet zu sein. Bricht nun die Grundlage für diesen Generationenvertrag weg, weil die an Leistung gemessene Arbeit zu einer Entlastung menschlicher Arbeitskraft geführt hat, wird die Kohäsion gefährdet. Daher die Beschwörung sozialer Integration durch
Arbeit, die auch in der sozialwissenschaftlichen Literatur prominent ist. Das könnte ein Grund dafür
sein, dass in einer krisenhaften Lage nicht die Bürger als Bürger in der öffentlichen Auseinandersetzung adressiert werden und Lösungsvorschläge nicht der Stärkung ihrer Autonomie als Bürger zuerst dienen sollen. Auch die Kritiker der so genannten Hartz-Gesetze teilen diese Haltung wie selbstverständlich, wenn sie ebenfalls im Schaffen von Arbeitsplätzen den ersten Zweck erkennen. Reformen sollen, in ihrer Deutung, dazu dienen, eine Teilhabe an Arbeit durch Umverteilung von Arbeitsstunden zu ermöglichen (Bontrup 2005; Müller 2005; Behrens et al. 2005).
Welche Folgen diese Gesamtlage für die Bereitschaft der Bürger hat, sich an das Gemeinwesen zu
binden, wie sehr sie durch ein Fortbestehen dieser Krisenlage sukzessive schwächer wird, wäre weiter zu ergründen. Die häufig genannte Lähmung, die über Deutschland liege, ist allem Anschein nach
auch auf das Ausbleiben tragfähiger Lösungsvorschläge zu erklären. Verstärkt wird dies durch den
beinahe vollständigen Ausfall einer intellektuellen Debatte in der Öffentlichkeit, die sich mit Alter-
8
Dem fügen sich die Wahlslogans der Parteien aus den vergangenen Jahren: „Sozial ist, was Arbeit schafft“,
„Arbeit hat Vorfahrt“ (CDU/CSU); „Arbeit soll das Land regieren“ (PDS); „Brüder, durch Sonne zur Arbeit“ (Bündnis 90/Die Grünen); „Arbeit muss sich wieder lohnen“ (FDP) und „Arbeitsplätze sind für uns
die schönsten Plätze in Deutschland“ (SPD).
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Bürgerlose Reformen
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nativen beschäftigt. Bürgerverleugnung als Phänomen der deutschen Reformdiskussion erwächst
demnach auf dem Grund eines schwachen Selbstverständnisses als Bürgergemeinschaft. Die soziologische Forschung, statt diese Phänomene zum Gegenstand der Analyse zu machen, reproduziert sie
in ihrer Begriffsbildung: die erklärungsbedürftige Bürgervergessenheit als Signum der Gegenwart.
Literatur
Behrens, Herbert; Grottian, Peter; Horst, Helmut; Massarrat, Mohssen; Spitzley, Helmut; Strotmann,
Peter (2005): „Mehr Zeit zum Leben, Lachen und Lieben. Es ist genug für alle da: Massenarbeitslosigkeit überwinden – Arbeit solidarisch verteilen!“. Ein Aufruf über den Wahltermin hinaus,
in: Frankfurter Rundschau 200: 7
Bontrup, Heinz J. (2005): „Geteilte Zeit ist geteilte Arbeit. Durch Arbeitszeitverkürzung und kluge
Steuerpolitik könnten mehr Menschen in Lohn und Brot kommen“, in: Frankfurter Rundschau,
Rubrik: Dokumentation, 15. August
Dahrendorf, Ralf (1968): Gesellschaft und Demokratie in Deutschland, 1968
Deutscher Bundestag (8-2005):
http://www.bundestag.de/bau_kunst/kunstwerke/haacke/derbevoelkerung/ [September 2005]
Harrach, E-M. von; Loer, T.; Schmidtke, O. (Hg.) (2000): Verwaltung des Sozialen. Formen der subjektiven Bewältigung eines Strukturkonflikts, Konstanz
Jansen, Axel; Liebermann, Sascha (2004): „Eine professionalisierungstheoretische Bestimmung von
Qualität und deren Evaluation in der sozialen Arbeit. Anmerkungen aus der gutachtlichen Praxis
in der Erziehungshilfe“, in: Beckmann, Otto, Richter, Schrödter (eds.), Qualität in der sozialen
Arbeit, Wiesbaden: 293-309
Liebermann, Sascha (2005): „Politische Freiheit statt Vollbeschäftigung. Ein bedingungsloses
Grundeinkommen für alle Bürger als Reformalternative“, in: Gnade oder Recht. Entwicklung der
sozialen Sicherungssysteme, hrg. von Alexander Prenninger (unter Mitarbeit von Brigitte Pellar,
Winfried R. Garscha , Eva Himmelstoss), ITH-Tagungsbände Nr. 39, Leipzig
Liebermann, Sascha; Loer, Thomas (2005): „Soziologie – zu Gegenwart und Zukunft einer Wissenschaft“, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, H 34-35, Bonn: 23-29
Miegel, Meinhard; Wahl, Stefanie (2002): Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit, Olzog
Müller, Albrecht (2005): „Entscheidend ist, was wächst“, in: Frankfurter Rundschau 171: 7
Oevermann, Ulrich (2000): „The analytical difference between community („Gemeinschaft“) and
society („Gesellschaft“) and its consequences for the conceptualization of an education for European citizenship“, in: Developing Identities in Europe: citizenship education and higher education. Proceedings of the second Conference of the Children’s Identity and Citizenship in Europe,
London: 37-61
- (2001): „Die Krise der Arbeitsgesellschaft und das Bewährungsproblem des modernen Subjekts“,
in: Becker, Roland; Franzmann, Andreas; Jansen, Axel; Liebermann, Sascha (eds.), Eigeninter9
Selbst solche Vorschläge, die sich als Alternativen verstehen, wie z.B. die mittlerweile sehr umfangreiche
Literatur zum so genannten Grundeinkommen, verzichten häufig nicht auf das Prinzip von Leistung und
Gegenleistung: entweder wird die Gewährung weiterhin mit einer Arbeitsverpflichtung oder mit einer Verpflichtung zum gemeinnützigen Engagement verbunden.
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esse und Gemeinwohlbindung. Kulturspezifische Ausformungen in den USA und Deutschland,
Konstanz: 19-39
Pateman, Carole (2004): „Democratising Citizenship: Some Advantages of a Basic Income“ in: Politics & Society, Vol. 32 (März): 89-105
Riesman, David; Glazer, Nathan; Denney, Rueul (1989): The Lonely Crowd, New Haven & London
Zur Person
Sascha Liebermann, Dr. phil., geb. 1967 studierte Philosophie, Soziologie und Psychoanalyse in
Frankfurt am Main.; wissenschaftlicher Assistent an der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität Dortmund; Vorstand des Instituts für hermeneutische Sozial- und Kulturforschung e.V. in Frankfurt/Main.
Kontakt
Dr. Sascha Liebermann
Wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Fakultät
Lehrstuhl für Soziologie insb. Arbeitssoziologie
Universität Dortmund
44221 Dortmund
Tel.: +49 (0) 231 755 32 98
Fax: +49 (0) 231 755 32 93
[email protected]
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1 Politische Grundbegriffe und Konzepte
[1-F] Abromeit, Heidrun, Prof.Dr.; Stoiber, Michael, Dr.; Schmidt, Thomas (Bearbeitung):
Der Vergleich nationaler Traditionen demokratischen Denkens
INHALT: Das in internationaler Kooperation angelegte Projekt befindet sich in seiner Startphase.
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Technische Universität Darmstadt, FB 02 Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Arbeitsbereich Vergleichende Analyse politischer
Systeme und Demokratieforschung (Residenzschloss, 64283 Darmstadt)
KONTAKT: Abromeit, Heidrun (Prof.Dr. Tel. 06151-16-2842,
e-mail: [email protected])
[2-L] Adloff, Frank:
Zivilgesellschaft: Theorie und politische Praxis, Frankfurt am Main: Campus Verl. 2005, 170
S., ISBN: 3-593-37398-X
INHALT: "'Zivilgesellschaft' ist ein viel benutztes Schlagwort, sowohl in Medien und Politik als
auch in den Sozialwissenschaften. Der Begriff bezeichnet nichtstaatliche Organisationen wie
Verbände, Vereine, soziale Bewegungen, Stiftungen, Initiativen - kurz, alle Aktivitäten von
Bürgerinnen und Bürgern, die unsere heutigen Demokratien mitgestalten. Auf der normativen
Ebene zählen das öffentliche Gespräch und Werte wie Toleranz und Gewaltfreiheit zur Zivilgesellschaft. Frank Adloff rekonstruiert zunächst die wechselhafte Geschichte des Begriffs,
die schon mit Aristoteles begann, über das Mittelalter bis in die Neuzeit und die Moderne
reicht und Denker wie Locke, Hegel, Tocqueville, Gramsci, Dewey, Arendt, Etzioni, Dahrendorf oder Habermas einschließt. Anschließend beschreibt er historische Entwicklungslinien
und Beispiele der deutschen Zivilgesellschaft - als gesellschaftlicher und öffentlicher Raum
von freiwilligen und politischen Assoziationen - vom 19. Jahrhundert bis heute. Am Ende
stellt Adloff nationenübergreifende Formen von Zivilgesellschaft vor und zeigt, dass diese im
Zeitalter der Globalisierung unerlässlich sind." (Autorenreferat)
[3-L] Albert, Mathias:
Weltgesellschaft und Weltstaat, in: Matthias Albert, Bernhard Moltmann, Bruno Schoch (Hrsg.):
Die Entgrenzung der Politik : internationale Beziehungen und Friedensforschung ; Festschrift für
Lothar Brock, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2004, S. 223-240, ISBN: 3-593-37458-7
INHALT: Der Verfasser identifiziert fünf unterschiedliche Verständnisse von Weltgesellschaft in
der politikwissenschaftlichen und soziologischen Diskussion. Weltgesellschaft wird unterschieden in eine nicht-eigenständige Ebene der Strukturbildung, eine eigenständige Emergenzebene, einen Gesamtzusammenhang sozialer Systeme, einen Teilzusammenhang sozialer
Systeme und in ein Agglomerat von mehreren der angesprochenen Bestimmungen. Ausgehend von der Beobachtung vielfach konstatierter globaler Konstitutionalisierungsprozesse
fragt der Verfasser, in wie fern die Überlegungen hinsichtlich der Weltgesellschaft auch auf
die Vorstellung einer Weltstaatlichkeit zu übertragen wären. Er plädiert für eine verstärkte
Auseinandersetzung mit Weltstaatlichkeit, um so die Analyse des Wandels des politischen
42
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1 Politische Grundbegriffe und Konzepte
Systems der Weltgesellschaft von der "westfälischen Semantik" des methodologischen Nationalismus abzulösen. (ICE2)
[4-L] Angeli, Oliviero:
Volk und Nation als 'Zukunftsbegriffe': politische Leitbilder im begriffsgeschichtlichen Kontext der Aufklärung, (Region - Nation - Europa, 21), Münster: Lit Verl. 2004, 130 S., ISBN: 38258-6960-1
INHALT: Mit dem Begriff der europäischen Nation ist oft mehr eine Hoffnung denn ein Befund
verknüpft. Die Frage nach solchen Zielbegriffen in historischen Umbrüchen lässt Angeli auf
die normative Begriffsbildung der Aufklärung zurückblicken. Sein schmaler Band beginnt
mit allgemeinen Ausführungen zur begriffsgeschichtlichen Analyse; er erläutert Kosellecks
Sattelzeithypothese und greift den Aspekt der Verzeitlichung heraus. Die Begriffe Volk und
Nation werden konkret bei Herder und Rousseau nachgezeichnet. Es folgt ein eigener Abschnitt zu Kant, bei dem Angeli einen rechts- und einen geschichtsphilosophischen Volksbegriff unterscheidet. Vor diesem Hintergrund wird abschließend Habermas' Programmwort eines europäischen Volkes skeptisch begutachtet. (ZPol, VS)
[5-L] Asbach, Olaf:
Die Konstitution politischer Freiheit: Grundlagen, Probleme und Aktualität der politischen
Theorie der Aufklärung, in: Karl Graf Ballestrem, Volker Gerhardt, Henning Ottmann, Martyn
P. Thompson (Hrsg.): Politisches Denken : Jahrbuch 2004, Berlin: Duncker & Humblot, 2004, S.
77-105, ISBN: 3-428-11732-8 (Standort: B d. Friedrich-Ebert-Stiftung(Bo133)-X7409)
INHALT: Der Beitrag skizziert Grundlagen und Problemstellungen der wissenschaftlichen und
politisch-gesellschaftlichen Entwicklungen in der Neuzeit. Dabei geht es um vier Dimensionen: (1) geschichtliche Prozesse der Herausbildung der neuzeitlichen Gesellschaft; (2) Konzeptionalisierung dieser Entwicklung durch die sich entwickelnde moderne Wissenschaft; (3)
Beziehung zwischen wissenschaftlicher Entwicklung und realgeschichtlichen Prozessen; (4)
aktuelle analytische und normative Bedeutung dieser Entwicklungen. Der Verfasser zeichnet
die Revolutionierung des Wissens seit der frühen Neuzeit nach und analysiert Traditionslinien
der politischen Theorie der Neuzeit (aristotelisch-christlich, Staatsraison, Natur- und Vernunftrechtslehre, klassischer Republikanismus). Er beschreibt den Doppelcharakter der Aufklärung als sachliche Vertiefung und Ausbreitung der wissenschaftlichen Forschung und Kritik einerseits und als soziale, die gesellschaftliche wie auch die natürliche Welt zum Gegenstand technisch-praktisch orientierter Reformen machende Bewegung andererseits. Das politische Denken der Aufklärung wird als Ausdruck einer produktiven Auseinandersetzung mit
der entstehenden bürgerlichen Gesellschaft im Zusammenhang mit den Entwicklungen im
Europa des 17. und 18. Jahrhunderts nachgezeichnet. Erst in diesem systematischen, historisch-gesellschaftlichen Zusammenhang werden die Eigentümlichkeiten der politischen Theorie der Aufklärung in ihren verschiedenen Strömungen und Ausprägungen bestimmbar. (ICE2)
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1 Politische Grundbegriffe und Konzepte
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[6-L] Ballestrem, Karl Graf; Gerhardt, Volker; Ottmann, Henning; Thompson, Martyn P. (Hrsg.):
Politisches Denken: Jahrbuch 2004, Berlin: Duncker & Humblot 2004, 213 S., ISBN: 3-42811732-8 (Standort: B d. Friedrich-Ebert-Stiftung(Bo133)-X7409)
INHALT: Im Mittelpunkt des Jahrbuchs 2004 stehen Beiträge zur Ideengeschichte. Inhaltlich
spannt sich der Bogen von Platons anthropologischer und ethischer Begründung der Politik
über die Hobbes-Rezeption in Deutschland, einer Erinnerung an Samuel Pufendorf bis hin zu
einer Erörterung der Theorieansätze an Helmuth Plessner und Michael Oakeshott. Auch der
Freiheitsbegriff der Aufklärung und die Lügen in den Zeiten des Kommunismus werden thematisiert und es findet sich ein Beitrag zur Strafrechtstheorie im frühneuzeitlichen Naturrecht.
Außerdem sind Rezensionen, eine Laudatio auf Norberto Bobbio und ein Nachruf auf Ernst
Vollrath enthalten. Aus dem Inhaltsverzeichnis: I. Aufsätze: Wolfgang H. Pleger: Die geteilte
Seele. Zum Verhältnis von Anthropologie und Ethik bei Platon (11-23); Howard Williams /
Mirko Wischke: Zwischen Widerstandsrecht und starkem Staat. Ein Beitrag zur deutschen
Rezeptionsgeschichte von Hobbes (25-42); Dieter Hüning: 'Is not the power to punish essentially a power that pertains to the state?' The Different Foundations of the Right to Punish in
Early Modern Natural Law Doctrines (43-60); Horst Denzer: Samuel Pufendorf - ein
vergessener Klassiker des Naturrechts (61-75); Olaf Asbach: Die Konstitution politischer
Freiheit. Grundlagen, Probleme und Aktualität der politischen Theorie der Aufklärung (77105); Lothar R. Waas: 'Natürliches' Recht in 'positivierter' Gestalt, das sich aus Pflichten herleitet? Von der Paradoxie der Menschenrechte (107-123); Steffen Dietzsch: Vom Lügen in
Zeiten des Kommunismus (125-145); Kai Haucke: Zukunft durch Verspätung. Helmuth
Plessners Vision eines deutschen Beitrages zum politischen Humanismus Westeuropas (147166); Michael Henkel: Vom Sinn einer philosophischen Theorie der Politik. Bemerkungen
zum Theoriebegriff bei Hans Buchheim und Michael Oakeshott (167-187); II. Nachrufe:
Henning Ottmann: Vom Nutzen und Nachteil der Philosophie für die Politik. Laudatio auf
Norberto Bobbio zur Verleihung des Hegel-Preises der Stadt Stuttgart (191-195); Heinz-Gerd
Schmitz: Zum Tode von Ernst Vollrath (197-199). (ZPol, VS)
[7-L] Baumeister, Biene; Negator, Zwi:
Situationistische Revolutionstheorie: eine Aneignung, (Theorie.org), Stuttgart: Schmetterling
Verl. 2005, 240 S., ISBN: 3-89657-586-4
INHALT: Die Situationistische Internationale, eine 1957 gegründete marxistisch geprägte Gruppierung, hat die so genannte situationistische Revolutionstheorie entwickelt. Die Autorinnen
wollen eine Einführung in dieses Konzept geben. Die Theorie zielt auf die Aufdeckung von
Verblendungszusammenhängen in der modernen, durch Konsum geprägten Welt ab und betont, ähnlich wie Adorno, insbesondere das kritische Potenzial der Kunst. In der Kunst sei es
möglich, die wahren und nicht manipulierten Bedürfnisse des Menschen auszudrücken - im
Gegensatz zur Massenkultur. Langfristig gehe es um die revolutionäre Überwindung der herrschenden gesellschaftlichen Machtverhältnisse, und damit verbunden, um die Aufhebung der
modernen Trennung von Leben und Kunst. (ZPol, VS)
[8-F] Berghoff, Peter, Dr.phil. (Bearbeitung):
Symbolik und Diabolik des Politischen
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1 Politische Grundbegriffe und Konzepte
INHALT: Das Projekt hat in politikwissenschaftlicher Perspektive das Problem des "Bösen" bzw.
das, was dafür gehalten wird, zum Gegenstand. Es sollen die dominant gewordenen Muster
im Feld des Politischen untersucht werden, die in den modernen als säkularisiert geltenden
Gesellschaften die Interpretation von Leid, Tod, Ungerechtigkeit, Unfreiheit, Not, Zerstörung
etc. nachhaltig geformt haben. Es geht aber nicht nur um eine Deskription der Muster, mit
denen in der Moderne den Phänomenen des "Bösen" begegnet wurde. Vielmehr sollen auch
die Formen des Bewusstseins von politischer Realität untersucht werden, auf die sich die
Muster der Vorstellung vom "Bösen" beziehen. Um der Kritik von Präsentationen und Repräsentationen politischer Realität eine theoretische Grundlage zu geben, sollen im ersten Teil
des Projektes die symboltheoretischen Dimensionen der Politik in verschiedenen Perspektiven erarbeitet werden. Der zweite Teil wird dann die politisch dominanten Repräsentationen
des "Bösen" (hier Diabolik genannt) zum Gegenstand haben. Hierbei stehen zunächst die modernen massenintegrierenden Ideologien des Nationalismus/ Rassismus und Kommunismus/
Sozialismus im Fokus. Konnten die Massenideologien noch für viele Antwort auf die Fragen
nach politischer Realität geben respektive dem, was sie bedroht, stellt sich, insofern man den
Zusammenbruch der großen ideologischen Erzählungen in der "Post"- oder "Spätmoderne"
diagnostiziert, auch die Frage nach dem "Bösen" wieder als Herausforderung an das Integrations- und Desintegrationspotential politischer Kultur. Diese Herausforderung besteht nicht
nur im Hinblick auf eine Parzellierung verbindender Realitätsrepräsentationen, die auch jede
Ethik zu betreffen scheint, sondern auch in der Bedeutung, die dem Phänomen "Macht" beigemessen wird. Im letzten Teil soll deshalb das Problem der Macht in der Perspektive des
Verhältnisses zwischen symbolischen und diabolischen Realitätsrepräsentationen untersucht
werden.
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Institut für Religionspolitologie e.V. an der Universität Duisburg-Essen Campus
Duisburg (Lotharstr. 65, 47048 Duisburg)
KONTAKT: Institution (Tel. 0203-379-1978, Fax: 0203-379-1979,
e-mail: [email protected])
[9-L] Bragyova, Andras:
Freedom and permission: the constitutional concepts of the freedom of the individual, in:
Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie (ARSP), Vol. 91/2005, H. 3, S. 379-408 (Standort:
UuStB Köln(38)-Fa5; Kopie über den Literaturdienst erhältlich). Der Volltext ist über
www.infoconnex.de erhältlich.
INHALT: "The constitutional freedom of the individual is a specific legal permission to perform
certain act-types by virtue of the constitution. Legal and constitutional permissions are either
negative permissions, consisting of the lack of obligation or prohibition to perform a conduct,
or positive permissions rendering the performance of certain acts possible. Further, a distinction is proposed between legal systems containing their constitution and those not containing
their constitution. In the former, constitutional freedom is the freedom to perform any conduct, i.e. any conduct neither obligatory nor prohibited by the law. In legal systems containing their constitution (those recognizing constitutional review) constitutional freedom includes all the act-types obligatorily permitted in the constitution as denominated freedomrights. The final section contends that the 'general right to freedom' is but a special case of the
constitutional principle of equality." (author's abstract)
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1 Politische Grundbegriffe und Konzepte
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[10-L] Bührmann, Andrea D.:
Die Politik des Selbst: Rezeptionssperren und produktive Aneignungen der Foucault'schen
Studien zur Gouvernementalität, in: Cilja Harders, Heike Kahlert, Delia Schindler (Hrsg.): Forschungsfeld Politik : geschlechtskategoriale Einführung in die Sozialwissenschaften, Wiesbaden:
VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 175-192, ISBN: 3-8100-4074-6 (Standort: UuStB Köln(38)32A3905)
INHALT: "Die Autorin arbeitet in ihrem Text die methodologischen und methodischen Dimensionen von Foucaults Konzept der 'Gouvernementalität' heraus. Sie diskutiert zunächst Foucaults Verfahren der Dispositivanalyse, mit dem er die ihn interessierenden modernen Subjektivierungsweisen untersuchte. Dabei verknüpft Bührmann die diskursanalytische mit der
machtanalytischen Dimension und zeigt, dass Subjektivierungsweisen mit Foucault als Effekte von Macht- und Diskurspraktiken begriffen werden können. Die Autorin entwickelt im Anschluss daran ein Verfahren, um die von Foucault ausgeblendeten Geschlechterverhältnisse
systematisch einzubinden. Dabei würden männliche und weibliche Subjektivierungsweisen in
der Disziplinargesellschaft als Produkt historisch spezifischer Dispositive sicht- und verstehbar." (Autorenreferat)
[11-L] Defert, Daniel; Ewald, François (Hrsg.):
Analytik der Macht, (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, 1759), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005, 349 S., ISBN: 3-518-29359-1
INHALT: "Die Frage nach der Macht durchzieht nicht nur wie ein roter Faden das Werk Michel
Foucaults, sondern war auch Anlass zu höchst kontroversen Diskussionen, die keineswegs
abgeschlossen sind - im Gegenteil: Foucaults Konzepte, wie etwa die Biomacht, die Gouvernementalität, aber auch die Ästhetik der Existenz oder die Disziplinarmacht, geben aktuellen
Debatten in der Philosophie und Soziologie, aber auch der Politik- und Geschichtswissenschaft entscheidende Impulse. Dieser Band versammelt die wichtigsten Texte Foucaults und
bietet somit einen umfassenden Überblick über einen der zentralen Bereiche der Theoriebildung der letzten Jahr-zehnte. In seinem Nachwort erschließt Thomas Lemke sowohl den historischen als auch den systematischen Kontext von Foucaults Machttheorie." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Vorwort (von: 'Wahnsinn und Gesellschaft') (7-17); Gespräch mit
Madeleine Chapsal (18-24); Antwort auf eine Frage (25-51); Die Intellektuellen und die
Macht (52-63); Theorien und Institutionen des Strafvollzugs (64-68); Wahnsinn, eine Frage
der Macht (69-73); Macht und Körper (74-82); Gespräch mit Michel Foucault (83-107); Vorlesung vom 14. Januar 1976 (108-125); Die Machtverhältnisse gehen in das Innere der Körper über (126-136); Michel Foucault: Die Sicherheit und der Staat (137-143); Die Disziplinargesellschaft in der Krise (144-147); Die Gouvernementalität (148-174); Nutzlos, sich zu
erheben (175-179); Die Geburt der Biopolitik (180-187); Omnes et singulatim (188-219); Die
Maschen der Macht (220-239); Subjekt und Macht (240-263); Politik und Ethik: ein Interview (264-271); Den Regierungen gegenüber: die Rechte der Menschen (272-273); Die Ethik
der Sorge um sich als Praxis der Freiheit (274-300); Michel Foucault, ein Interview: Sex,
Macht und die Politik der Identität (301-315); Thomas Lemke: Nachwort: Geschichte und Erfahrung. Michel Foucault und die Spuren der Macht (317-347).
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[12-L] Domingues, José Maurício:
Globalisierung, Reflexivität und Gerechtigkeit, in: Hauke Brunkhorst, Sérgio Costa (Hrsg.):
Jenseits von Zentrum und Peripherie : zur Verfassung der fragmentierten Weltgesellschaft, München: Hampp, 2005, S. 147-167, ISBN: 3-87988-933-3
INHALT: Der Autor definiert in Anlehnung an Georg Lukßcs die Staatsbürgerschaft als erste
historische Realabstraktion, welche dem modernen Individuum die Möglichkeit eines "reembedding" in der säkularisierten und posttraditionellen Gesellschaft eröffnet. Die weltweite
Verbreitung des Ideals der Staatsbürgerrechte ging allerdings zeitgleich mit dem europäischen Kolonialismus einher, so dass von einer paradoxen Koexistenz von Staatsbürgerschaft
als (Real- ) Abstraktion und einer kolonialen Ordnung gesprochen werden kann, in der alle
Rechte den Kolonialisierten aberkannt wurden. Diese (post-) kolonialen Spannungen und Differenzen verhindern dem Autor zufolge auch heute noch die weltweite Generalisierung der
Staatsbürgerschaft. Ausgehend von zentralen Aspekten soziologischer Theorien des 20. Jahrhunderts und eigener früherer Arbeiten untersucht er den Zusammenhang zwischen Gerechtigkeit, globaler Ordnung und Reflexivität. Er diskutiert ferner die Frage, wie Partikularität
und Universalismus in der Moderne miteinander vereinbart werden können und eine soziale
Solidarität der Menschheit auf globaler Ebene geschaffen werden kann. (ICI)
[13-L] Ehlers, Nils:
Der Widerspruch zwischen Mensch und Bürger bei Rousseau, Göttingen: Cuvillier Verl. 2004,
121 S., ISBN: 3-86537-306-2 (Standort: UB Bonn(5)-2005-719)
INHALT: "Jean-Jacques Rousseau gehört mit seinem Gesellschaftsvertrag zweifellos zu den
Staatstheoretikern, die einen nachhaltigen Einfluss auf die Geschichte Frankreichs, Europas
und des gesamten Abendlandes hatten. Ein oder vielleicht sogar der Kernpunkt dieses Werkes
aber ist die Frage: Was und wie soll ein Bürger sein? Weitaus weniger wird in der politischen
Theorie dagegen beachtet, dass Rousseau auch nach der Alternative zum Bürgersein fragte
und mit seinem Emile darauf zu antworten suchte. Doch erst unter Hinzunahme dieses zweiten Entwurfs wird deutlich, welches Spannungsverhältnis entsteht, wenn der moderne, nach
Individualität strebende Mensch auch seine politische Bürgerrolle spielen will. Das vorliegende Buch ist aus der Perspektive der Politikwissenschaft geschrieben. In erster Linie versucht es aber, sich auf Rousseau und das sich daraus ergebende Grundproblem, den Widersprich zwischen Mensch und Bürger, einzulassen. Dadurch muss es bisweilen die Pfade politikwissenschaftlichen Denkens verlassen, so dass wir uns schließlich in einem Grenzgebiet
zwischen politischer Theorie, Lebensphilosophie und Theologie wiederfinden." (Textauszug)
[14-L] Fritze, Lothar:
Verführung und Anpassung: zur Logik der Weltanschauungsdiktatur, (Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Bd. 133), Berlin: Duncker & Humblot 2004, 229 S., ISBN: 3-428-11255-5
(Standort: UuStB Köln(38)-31A4766)
INHALT: Bei dem Buch handelt es sich um eine Zusammenstellung von sechs Aufsätzen und
Vorträgen, die am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung entstanden sind und
größtenteils bereits andernorts veröffentlicht wurden. 'In allen Texten ist ein Gedanke zentral:
nämlich sowohl das Anziehende als auch das Abstoßende von Weltanschauungsdiktaturen,
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sowohl die Zustimmung zu ihnen als auch ihre Ablehnung, sowohl ihre Entstehung als auch
ihren Untergang aus der Struktur der menschlichen Bedürftigkeit, dem Streben nach Befriedigung von Bedürfnissen sowie den jeweiligen gesellschaftlichen Voraussetzungen zur Bedürfnisbefriedigung der Massen zu erklären.' Aus dem Inhaltsverzeichnis: I. Herrschaft und
Konsens - Über Anziehungskraft und Stabilität von Weltanschauungsdiktaturen (Originalbeitrag); II. Glaube und Gewißheit - Über die Bekehrung zur Weltanschauungsdiktatur (2002);
III. Bevormundung und Demotivation - Über Charakteristika einer einst realen Weltanschauungsdiktatur (1999); IV. Alltag und Anpassung - Über die Lebenswirklichkeit in einer Weltanschauungsdiktatur (Originalbeitrag); V. Zusammenbruch und Untergang - Ursachenanalysen und Erklärungsansätze zum Verschwinden einer Weltanschauungsdiktatur (1998); VI.
Deutungen und Beurteilungen - Über paradoxe Zumutungen nach dem Ende einer Weltanschauungsdiktatur (1999). (ZPol, VS)
[15-L] Fuchs, Dieter:
Modelle der Demokratie: Partizipatorische, Liberale und Elektronische Demokratie, in:
André Kaiser, Thomas Zittel (Hrsg.): Demokratietheorie und Demokratieentwicklung : Festschrift
für Peter Graf Kielmansegg, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 19-54, ISBN: 3-53114118-X (Standort: UB Bonn(5)-2004/4498)
INHALT: Im Zuge einer Auseinandersetzung mit der Frage nach dem notwendigen Ausmaß der
politischen Beteiligung der Bürger erörtert der Beitrag normative Demokratiemodelle. Das
erste Ziel der Untersuchung besteht somit in einer Skizzierung der wichtigsten Demokratiemodelle und des Stellenwertes, dem sie politischer Beteiligung einräumen. Dabei wird in drei
Schritten vorgegangen: Im ersten Schritt wird die antike Demokratie vorgestellt, in der sich
das Volk selbst regierte. Sie stellt das Urbild und Vorbild vieler zeitgenössischer Modelle der
partizipatorischen Demokratie dar. Im zweiten Schritt wird die moderne Demokratie dargestellt, die gemeinhin als liberale Demokratie bezeichnet wird und institutionell eine repräsentative Demokratie ist. Der dritte Schritt widmet sich der partizipatorischen bzw. deliberativen
und der elektronischen Demokratie. Das zweite Ziel der Analyse besteht in der Erörterung der
Frage, inwieweit es überhaupt realistisch ist, unter den heutigen Verhältnissen am Ideal der
partizipatorischen Demokratie festzuhalten und inwieweit diese auch nur annäherungsweise
verwirklicht werden kann. Hierzu werden theoretische Plausibilitäten und wissenschaftliche
Befunde herangezogen, die zu der Diskussion einen Beitrag liefern. (ICG2)
[16-L] Ganghof, Steffen:
Politische Gleichheit und echte Mehrheitsdemokratie: über die normativen Grundlagen
institutioneller Arrangements, in: Zeitschrift für Politikwissenschaft : Journal of Political Science, Jg. 15/2005, H. 3, S. 741-763 (Standort: UuStB Köln(38)-EWA Z3338; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Artikel verteidigt das normative Ideal der echten Mehrheitsdemokratie als Ausdruck der politischen Gleichheit zwischen Bürgern. Der institutionelle Kern dieses Ideals besteht in der Kombination von elektoralem Proporzprinzip und legislativem Mehrheitsprinzip.
Der verbreitete Mangel an Wertschätzung für dieses Ideal basiert zu einem großen Teil auf
einem Mangel an analytischer Unterscheidung. Dieser Artikel erläutert zentrale analytische
Unterscheidungen, die in der normativen Diskussion über die Institutionen der Demokratie,
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1 Politische Grundbegriffe und Konzepte
insbesondere der parlamentarischen Demokratie, beachtet werden sollten. Die Bedeutung einer differenzierteren Analyse wird am Beispiel der aktuellen Debatte über Demokratiereform
in Deutschland verdeutlicht." (Autorenreferat)
[17-L] Geiger, Rolf; Merle, Jean-Christophe; Scarano, Nico (Hrsg.):
Modelle politischer Philosophie, Paderborn: mentis Verl. 2003, 323 S., ISBN: 3-89785-367-1
INHALT: Der Band ist Otfried Höffe zum sechzigsten Geburtstag gewidmet. Inhaltlich liegt der
Schwerpunkt auf methodologischen Fragestellungen politischer Philosophie, die in drei Abschnitte gegliedert sind. Im ersten Teil, in dem es um klassische Modelle geht, werden Aristoteles, Rousseau, Hegel sowie die Utopie und die Anarchie behandelt. Der zweite hinterfragt
den Vertrag als Methode z. B. auf seinen Voraussetzungsreichtum oder auf seine Vereinbarkeit mit moralischem Pluralismus. Der letzte Abschnitt ist mit 'Liberalismus und Gleichheit'
überschrieben; darin werden Liberalismus-Begriffe unterschieden, die so genannte Biopolitik
diskutiert oder auch van Parijs 'universelles Grundeinkommen' kritisiert. Aus dem Inhaltsverzeichnis: I. Klassische Modelle Christof Rapp: Methoden der politischen Philosophie bei Aristoteles (17-41); Reinhard Brandt: Jean-Jacques Rousseau: Vom Gesellschaftsvertrag (4262); Ludwig Siep: Hegel und der Holismus in der politischen Philosophie (63-77); Annemarie
Pieper: Der vollkommene Staat. Zur Notwendigkeit von Utopien (78-92); Matthias Kaufmann: Anarchie und moralischer Skeptizismus. Die Befreiung des Menschen aus den Zwängen von Recht und Moral? (93-114); II. Vertrag als Methode? Thomas Pogge: Hypothetische
Gesellschaftsverträge: Drei Schwierigkeiten (117-137); Wolfgang Kersting: Die Grenzen des
Vertrags. Systematische Probleme der Vertragstheorie (138-162); Peter Koller: Praktische
Rationalität und empirisches Wissen in der ethisch-politischen Theoriebildung (163-178); Nico Scarano: Vertragstheorie und moralischer Pluralismus (179-198); III. Liberalismus und
Gleichheit Ulrich Steinvorth: Die historische und aktuelle Bedeutung des Liberalismus (201218); Christoph Horn: Liberalismus und Perfektionismus - ein unversöhnlicher Gegensatz?
(219-241); Volker Gerhardt: Biopolitik im liberalen Staat. Deutsche Probleme mit einer weltpolitischen Aufgabe (242-259); Wilfried Hinsch: Angemessene Gleichheit (260-278); Stefan
Gosepath: Grundprinzipien einer gerechten Verteilung materieller Güter (279-296); JeanChristophe Merle: Differenzprinzip, Grundeinkommen und Neutralität (297-315). (ZPol, VS)
[18-L] Greven, Michael Th.:
'Gerechtigkeitspolitik' in der politischen Gesellschaft, in: Michael Corsten, Hartmut Rosa,
Ralph Schrader (Hrsg.): Die Gerechtigkeit der Gesellschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.,
2005, S. 261-278, ISBN: 3-531-14401-4
INHALT: Demokratische Politik ist der zentrale Ort für das Geltendmachen moralischer Ansprüche gegenüber den "eigensinnigen" Rationalitäten funktional differenzierter Teilsysteme. Es
ist die Politik, von der, vermittelt vor allem über das Recht und das Steuersystem, die Umund Durchsetzung von Gerechtigkeitsforderungen erwartet wird. Der Autor ist jedoch gegenüber der Idee einer deliberativen "Gerechtigkeitspolitik" diskursethischer Provenienz extrem
skeptisch: Gerechtigkeit ist zwar eine politisch-rhetorisch unverzichtbare - letztlich auf ein
menschliches Transzendenzbedürfnis verweisende - aber inhaltlich "völlig leere regulative
Idee". Deshalb plädiert er angesichts "limitierter Rationalität" und "knapper Gründe" für einen demokratischen politischen Dezisionismus, der nur insofern normativen Ansprüchen ge-
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nügen muss, als die politischen Akteure für die Konsequenzen ihrer Entscheidungen die volle
Verantwortung zu übernehmen haben. Insgesamt bleibt der Streit zwischen konkurrierenden
Gerechtigkeitsprinzipien wissenschaftlich unlösbar und der politischen Auseinandersetzung
überlassen. "Gerechtigkeit" ist die "Leerformel", unter der die realpolitische Auseinandersetzung über die Sinnhaftigkeit und Verteilungswirkung politischer Institutionen und Entscheidungen geführt wird. (ICA2)
[19-L] Groh, Kathrin; Weinbach, Christine (Hrsg.):
Zur Genealogie des politischen Raums: politische Strukturen im Wandel, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss. 2005, 311 S., ISBN: 3-531-14185-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005/3706)
INHALT: "Dieser Sammelband dokumentiert die Ergebnisse eines Workshops, der im November
2003 im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 584 'Das Politische als Kommunikationsraum in der Geschichte' an der Universität Bielefeld stattgefunden hat." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Kathrin Groh und Christine Weinbach: Zur Genealogie des politischen
Raumes der Demokratie (9-52); Siegfried Weichlein: Teilhabe und Ordnung: Zur Politisierung der Weimarer Gesellschaft (53-76); Sandra Obermeyer: Grundrechte als politische
Rechte: Zur Bedeutung von Grundrechtsgarantien in demokratischen Gesellschaften (77113); Andreas Kost: Politische Partizipation auf kommunaler Ebene (115-129); Jeanette
Schade: Zivilgesellschaft aus politiktheoretischer Perspektive (131-153); Jörn Tessen: Pluralismus - Zur Anerkennung kollektiver Interessen (155-179); Gianni D'Amato: Staatsbürgerschaft und Zugehörigkeit als Bedingungen politischer Teilhabe. Das Beispiel der Schweiz
(181-199); Kathrin Prümm: Migrantenorganisationen als Akteure der Zivilgesellschaft? (201224); Birgit Riegraf: Koordinaten eines gewandelten Staatsverständnisses: Das New Public
Management (225-244); Konstanze Piel: Das Verhältnis von Staat und Gesellschaft. Oder:
Zur gegenwärtigen Neubestimmung des Politischen (245-272); Irene Dingeldey: Vom klassischen zum aktivierenden Wohlfahrtsstaat (273-308).
[20-L] Hacke, Jens:
Bekenntnis zur Bürgerlichkeit: Selbstbehauptungsmotive in der politischen Philosophie der
Bundesrepublik, in: Vorgänge : Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, Jg.
44/2005, H. 2 = H. 170, S. 33-44 (Standort: UuStB Köln(38)-XG2258; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Ob man Gerechtigkeit durch Diskurs und Demokratisierung anstrebt (Rawls, Habermas), ob man eine integrative Formung von Gemeinschaften favorisiert (Kommunitarismus)
oder ob man sich einer Moralisierung des Sozialismus als drittem Weg verschreibt (Giddens)
- diese Konzepte werden heute unter dem Leitbegriff der "Zivilgesellschaft" verhandelt. Der
vorliegende Beitrag verfolgt die Spuren, die Joachim Ritter und Odo Marquard mit ihrer Philosophie der Bürgerlichkeit im politischen Denken der Bundesrepublik und dem Diskurs zur
"Zivilgesellschaft" hinterlassen haben. Im Hinblick auf eine intellektuelle Klimaveränderung
hin zu einem bürgerlich-liberalen Selbstverständnis wird deren Beitrag gewürdigt, den der
Verfasser in einer "Verallgemeinerung von Bürgerlichkeit" als einem wichtigen Charakteristikum der gesellschaftlichen Entwicklung in der frühen Bundesrepublik sieht. Gerade der als
bürgerlich empfundene Übergang zur Normalität nach 1945 stand in der Kritik, restaurativ zu
sein und den eigentlichen Charakter der NS-Verbrechen zu verdecken. In einer Zeit, als viel-
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fach das "Ende der Bürgerlichkeit" zur Debatte stand und die westdeutsche Gesellschaft von
einem Großteil der neomarxistisch inspirierten Intellektuellen keineswegs unter der Zielnorm
einer "bürgerlichen Republik" betrachtet wurde, leisteten die Liberalkonservativen semantische Vorarbeit zur Renaissance des Bürgerlichen. Sie trugen dazu bei, "Bürgerlichkeit" als
normativen Begriff wiederzubeleben, der als ein "Set von Werthaltungen" beschrieben wird.
(ICA2)
[21-L] Haller, Max; Hadler, Markus:
Ist der Nationalstaat überholt?: Überlegungen und Fakten über die sinnvollste Einheit bzw.
Analyseebene in der international vergleichenden Sozialforschung, in: Angewandte Sozialforschung : Zeitschrift für Mitteleuropa, Jg. 23/2005, H. 3/4, S. 141-161 (Standort: UuStB Köln(38)XH01356; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag setzt sich mit drei Fragen auseinander: (1) Welche Bedeutung kommt dem
Nationalstaat heute noch zu? (2) Welche Ebene ist soziologisch die angemessene, wenn man
von Gesellschaft spricht? (3) Welche Einheiten sollte man im Rahmen der vergleichenden
Sozialforschung zu Grunde legen? Zunächst werden eine Reihe von Argumenten dafür angesprochen, dass die Bedeutung des Nationalstaats zu Gunsten über-, aber auch untergeordneter
Einheiten abnimmt. Das Verhältnis dieser neuen Einheiten zum Nationalstaat kann aber auch,
so wird gezeigt, als ein Komplementärverhältnis konzipiert werden. Die Verfasser zeigen,
dass der Nationalstaat trotz aller Auseinandersetzungen, Verschiebungen und Neuformierungen seine zentrale Funktion als Sicherheits-, Rechts-, Wohlfahrts- und Identifikationsgemeinschaft behalten hat. Sie belegen dies sekundäranalytisch anhand von Beispielen aus vier
Themenbereichen. Dabei geht es um die Bestimmung individueller Einstellungen zur sozialen
Ungleichheit durch gesellschaftliche Strukturen und dominante Meinungen, um die Bereitschaft zu geographischer Mobilität zwischen Regionen und Staaten, um Ähnlichkeiten zwischen Regionen und Staaten im Hinblick auf Einstellungen zur nationalen Identität sowie um
die Identifikation mit unterschiedlichen makrosozialen Einheiten. (ICE2)
[22-L] Henkel, Michael:
Vom Sinn einer philosophischen Theorie der Politik: Bemerkungen zum Theoriebegriff bei
Hans Buchheim und Michael Oakeshott, in: Karl Graf Ballestrem, Volker Gerhardt, Henning
Ottmann, Martyn P. Thompson (Hrsg.): Politisches Denken : Jahrbuch 2004, Berlin: Duncker &
Humblot, 2004, S. 167-187, ISBN: 3-428-11732-8 (Standort: B d. Friedrich-Ebert-Stiftung
(Bo133)-X7409)
INHALT: Der Verfasser vergleicht die politischen Theorieansätze von Hans Buchheim und Michael Oakeshott. Hierzu wird zunächst Oakshotts Werk in groben Zügen dargestellt, um dann
Gemeinsamkeiten zwischen Buchheims und Oakeshotts Denken herauszuarbeiten, wobei der
Verfasser vor allem auf Buchheims "Theorie der Politik" rekurriert. Beide Theoretiker nehmen weder auf einen Naturzustand Bezug, in dem die Geltung vorstaatlicher Rechte angenommen wird, welche der via Vertrag zu konstituierende Staat zu achten und zu schützen
verpflichtet sei, noch setzen sie eine von allen Gesellschaftsmitgliedern akzeptierte Konzeption des Guten voraus, die im Sinne eines inhaltlichen Konsenses die Integration der Gesellschaft im Staat erst ermöglicht. Abschließend wird die praktische Dimension von Buchheims
Theorie thematisiert. (ICE2)
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[23-L] Hobsbawm, Eric J.:
Nationen und Nationalismus: Mythos und Realität seit 1780, Frankfurt am Main: Campus Verl.
2005, XIII, 256 S., ISBN: 3-593-37778-0 (Standort: UB Bonn(5)-2005/4502)
INHALT: Der Verfasser charakterisiert zunächst die Nation als neuartiges Phänomen der Moderne und zeichnet die Entwicklung des politischen Liberalismus nach. Er behandelt dann in
chronologischer Abfolge den volkstümlichen Protonationalismus in seiner Verbindung mit
Sprache und Religion, den Nationalismus "von oben", die Wandlungen des Nationalismus
zwischen 1870 und 1918, den Höhepunkt des Nationalismus in den Jahren 1918 bis 1950 und
schließlich die Entwicklung des Nationalismus im ausgehenden 20. Jahrhundert. Neuere
Entwicklungen wie die Globalisierung und deren Effekte werden im Vorwort angesprochen.
In einem Nachwort wird der Blick des Verfassers auf Nationen, Nationalismus und Nationalstaaten zusammenfassend gewürdigt. (ICE)
[24-L] Horster, Detlef:
Sozialstaat und Gerechtigkeit: Hannah-Arendt-Lectures und Hannah-Arendt-Tage 2004,
Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2005, 127 S., ISBN: 3-934730-06-X
INHALT: "Wir alle wollen in einer Gesellschaft leben, in der es gerecht zugeht. Gerechtigkeit gilt
in der westlichen Welt als das zentrale Kriterium der moralischen Legitimation politischer
und sozialer Verfahrensweisen und Institutionen. Für alle Regelungsbereiche der Politik, für
alle Institutionen, Instrumente und Verfahrensweisen politischen Handelns gilt, dass sie dem
Anspruch nach 'gerecht sein' müssen, um 'gerechtfertigt werden' zu können. Soweit es den
zentralen Stellenwert der Gerechtigkeit im Zusammenhang der Rechtfertigung politischen
Handelns und gesellschaftlicher Institutionen betrifft, herrscht also Einigkeit, doch diese endet bald, wenn es um die Frage geht, wie eine gerechte Gesellschaft konkret aussehen soll:
'Dass Gerechtigkeit gefordert ist', ist völlig unstrittig - 'was Gerechtigkeit erfordert', ist dagegen höchst umstritten, und dies gilt in besonderer Wahl für die Frage der gerechten Verteilung von Gütern, das heißt: das Problem der sozialen Gerechtigkeit." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Gert Schäfer: Demokratie, Sozialstaatlichkeit, gesellschaftliche und individuelle Verantwortung (12-36); Angelika Krebs: Wieviel Gleichheit wollen wir? (37-43); Susanne Boshammer: Was heißt gerecht verteilen? (44-60); Heiner Geissler: Der Tanz um das
goldene Kalb (61-74); Michael Sommer: Ab durch die Mitte mit der sozialen Gerechtigkeit?
(75-86); Gerhard Kruip: Was ist soziale Gerechtigkeit? Korreferat zum Vortrag des DGBBundesvorsitzenden Michael Sommer (87-99); Ingrid Hofmann: Soziale Gerechtigkeit (100108); Oskar Negt: Uneingelöste Leistungsgerechtigkeit. Kommentar zur Rede von Ingrid
Hofmann (109-124).
[25-L] Jahn, Egbert:
Demokratievorstellungen in der Geschichte des Sozialismus und Kommunismus, in: André
Kaiser, Thomas Zittel (Hrsg.): Demokratietheorie und Demokratieentwicklung : Festschrift für
Peter Graf Kielmansegg, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 101-140, ISBN: 3-53114118-X (Standort: UB Bonn(5)-2004/4498)
INHALT: Der Beitrag beschäftigt sich mit den Fragen, wodurch sich demokratische und pseudodemokratische sowie sozialistische und pseudosozialistische Vorstellungen in der Arbeiter-
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bewegung des 19. und 20. Jahrhunderts unterscheiden und weshalb sie so schwer unterscheidbar sind. Dabei wird hier die These vertreten, dass die sozialistischen Autokratien überhaupt nur entstehen können, weil ihre Schöpfer und Anhänger zumindest in der Entstehungsphase dieser Autokratien überzeugt sind, sozialistische Demokratie zu schaffen, auch
wenn mit der Etablierung der Autokratien der Selbstbetrug immer mehr durch resignativzynischen Fremdbetrug abgelöst wird. In das Thema einführend, wird zunächst das Verhältnis
von Staats- und Gesellschaftsordnung, also von Demokratie und Sozialismus (inklusive
Kommunismus) beschrieben. Der zweite Schritt umfasst eine Klärung des historisch entstandenen Demokratiebegriffs und seinen authentischen und pseudodemokratischen Vorstellungen. Der dritte Schritt arbeitet die Differenz zwischen kapitalistischer und sozialistischer Demokratie heraus. Die beiden nachfolgenden Schritte erläutern den Sprachgebrauch der
Schlüsselbegriffe Sozialismus bzw. Kommunismus und beschreiben diese sodann als zwei
Phasen der Zukunftsgesellschaft. Der sechste Schritt erörtert schließlich neun Einfallstore für
autokratische und damit pseudodemokratische Tendenzen in sozialistischen Demokratievorstellungen: (1) die Vorherrschaft des sozialen demos-Begriffs gegenüber dem politischen
Demokratiebegriff, (2) die Umwandlung des Begriffs der Demokratie von einer Herrschaftsform in eine soziale Klassenkoalition und in eine gesellschaftspolitische Bewegung, (3) die
unkonturierte Zukunftsvorstellung von der sozialistisch-kommunistischen Gesellschaft, (4)
die Vorstellung vom Absterben des Staates und der Demokratie, (5) das reduktionistische
Verständnis von Demokratie als Volksfürsorge, (6) Demokratie als bloßes Mittel für den Übergang zum Sozialismus, (7) das Fehlen einer Herrschaftsbegrenzung in den Konzeptionen
einer Rätedemokratie, (8) die substitutionalistische Repräsentation des Volkes sowie (9) die
positive Wertbesetzung der Diktatur in der 'demokratischen Diktatur des Proletariats'. Das
ungenügende Nachdenken über die Frage, welcher rechtlichen Institutionen und Prozeduren
eine sozialistische Demokratie bedarf, wie die Freiheiten und die Rechte des Individuums vor
willkürlicher oder unbegrenzter Herrschaft des Volkes in einem sozialistischen Staat oder in
einer sozialistischen Selbstverwaltung gewährleistet werden können, hat nicht unwesentlich
zum fast vollständigen Untergang des Kommunismus und auch jeglichen anderen Sozialismus als staatliche Ordnung, als gesellschaftspolitische Bewegung und selbst als Theorie und
Zukunftsidee am Ende des 20. Jahrhunderts beigetragen. (ICG2)
[26-L] Karitzki, Olaf:
Globale Gerechtigkeit und Pluralismus, München: Fink 2005, 418 S., ISBN: 3-7705-4149-9
(Standort: UuStB Köln(38)-32A2238)
INHALT: "Weltweite Armut, vorbeugende Kriege, große wirtschaftliche Ungleichheit zwischen
Staaten, globale Klima-Katastrophe: die Welt befindet sich in Unordnung. Diese spiegelt sich
in heftigen Debatten über globale Gerechtigkeit, in der Frage, welchen Zustand der Welt wir
anstreben sollen. Einfache Antworten wie im Kalten Krieg oder ein simples 'nicht für uns sein
heißt gegen uns sein' helfen nicht weiter. Dazu sind die Probleme zu komplex und zu sehr
miteinander verwoben: Welche Volksgruppe hat das Recht auf einen eigenen Staat? Sind wir
für den Hunger in der Welt verantwortlich - und wer ist ein relevantes 'Wir'? Sollen heutige
Generationen die Versprechen ihrer Vorfahren halten müssen? Ist ein Krieg moralischer,
wenn er im Rahmen der Charta der Vereinten Nationen erklärt wird? Globale Gerechtigkeit
zeigt sich für den Autor in einem System moralischer Grundsätze. Bleiben ethische Aussagen
zu Streitfällen der internationalen Politik unverbunden, besteht die Gefahr einer 'moralischen
Rosinenpickerei': für jedes Teilproblem wird dann eine gerechte Lösung gesucht, nur passen
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die ethischen Begründungen für die einzelnen Lösungen nicht zusammen. In Anlehnung an
John Rawls' Buch 'Das Recht der Völker' wird ein Verfahren entwickelt, die genannten und
weitere aktuelle Fragen von einem unparteiischen Standpunkt aus zu beantworten. Daraus
folgen keine unumstößlichen Wahrheiten, sondern Anregungen zum Diskutieren und Weiterdenken." (Autorenreferat)
[27-F] Klein, Eckart, Prof.Dr. (Leitung):
Gewaltenteilung und Menschenrechte
INHALT: Die unterschiedlichen Auswirkungen des Grundsatzes der Gewaltenteilung, sollen auf
ihre Wirkung auf den Schutz der Menschenrechte hin untersucht werden.
ART: Eigenprojekt; gefördert BEGINN: 2005-05 ENDE: 2006-05 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; M.M. Charity
INSTITUTION: Universität Potsdam, MenschenRechtsZentrum (August-Bebel-Str. 89, 14482
Potsdam)
KONTAKT: Institution (e-mail: [email protected])
[28-L] Koch, Bettina:
Zur Dis-/Kontinuität mittelalterlichen politischen Denkens in der neuzeitlichen politischen
Theorie: Marsilius von Padua, Johannes Althusius und Thomas Hobbes im Vergleich, (Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Bd. 137), Berlin: Duncker & Humblot 2005, 381 S., ISBN: 3428-11609-7 (Standort: UB Bonn(5)-2005/1176)
INHALT: Die Verfasserin gibt einleitend einen Überblick über die Grundlagen mittelalterlichen
politischen Denkens. Der sich anschließende systematische Vergleich von Marsilius von Padua, Johannes Althusius und Thomas Hobbes beginnt mit dem Menschen in seiner Grunddisposition (persona) und in seiner politischen Funktion als aktiv partizipierender Bürger (cives)
und unterworfenes Subjekt (regimen). Die folgenden Kapitel wenden sich spezifisch gemeinschaftlichen Aspekten im Sinne eines Ordnungsdenkens zu (civitas, lex) und stellen die Frage
nach dem Verhältnis der zwei Gewalten Politik und Religion. Abschließend wird die Frage
nach Störfaktoren behandelt, die die Existenz des Gemeinwesens gefährden könnten (civitas
defecta). Auf der Basis dieser Analyse zieht die Verfasserin ein abschließendes Fazit zur
Kontinuität mittelalterlichen politischen Denkens in den Systementwürfen von Althusius und
Hobbes sowie zum Verhältnis von Politik und Religion. (ICE2)
[29-L] Koenig, Matthias:
Menschenrechte, (Reihe Campus Einführungen), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2005, 168 S.,
ISBN: 3-593-37186-3
INHALT: "Die Menschenrechte gehören zu den zentralen Werten der Moderne. Matthias Koenig
schildert, wie die Idee der Menschenrechte entstanden ist und seit der Amerikanischen und
Französischen Revolution institutionalisiert wurde - zunächst in nationalstaatlichen Verfassungen, später im internationalen Menschenrechtsschutz. Er beschreibt, wie Menschenrechte
in der Weltgesellschaft rechtlich kodifiziert, politisch durchgesetzt und von sozialen Bewegungen eingefordert werden, und erläutert die aktuellen Debatten um den Gehalt der Men-
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schen-rechte, ihren universalen Geltungsanspruch und ihre interkulturelle Übersetzbarkeit."
(Autorenreferat)
[30-L] Krol, Martin; Matzky-Eilers, Michael; Straube, Gregor (Hrsg.):
Macht - Herrschaft - Gewalt: gesellschaftswissenschaftliche Debatten am Beginn des 21.
Jahrhunderts, (Verhandlungen mit der Gegenwart, Bd. 1), Münster: Lit Verl. 2005, 255 S.,
ISBN: 3-8258-8721-9 (Standort: UB Stuttgart(93)-Zy120K93)
INHALT: "Die im vorliegenden Band versammelten Texte untersuchen Bedingungen und Analysemöglichkeiten von Macht, Herrschaft und Gewalt. Neben theoretischen Rahmungen geraten
deren Manifestationen im Raum des Politischen, in Geschlechterordnung, Erinnerungsdiskursen und Repräsentationen, in den Blick. Die programmatische Vielfältigkeit der Zugriffe
verweist auf die Kontingenz von Wahrheitszuweisungen. Durch die Polykontexturalität der
Positionen, die vom transformativen Charakter der thematisierten Kategorien ausgehen, weiden Felder eröffnet und weiterführende Diskussionsangebote gemacht." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Susanne Krasmann: Die Materialität der Gewalt. Oder: Warum die Kategorie des Raumes für eine politische Soziologie der Gewalt nützlich sein könnte (13-34); Reinhard Kreissl: Die Fake-Guerilla im Cybermarxismus. Vorüberlegungen zur Transformation
sozialer Kontrolle und ihrer Kritik (35-66); Michael Matzky-Eilers: Theoretische Aspekte
Michel Foucaults (67-78); Lisa Bokemeyer, Nicole Hummel, Mond Motakef: Die Möglichkeit im Unmöglichen: Gewalt und Dekonstruktion im Anschluss an Jacques Derrida (79-90);
Michael Matzky-Eilers: Aspekte in Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme (91-104);
Timo Luks: Biographien und Biographeme. Annäherungen an Marc Bloch und Ernst H. Kantorowicz (105-114); Arslan Boyaci: Falschmeldungen in der Vergangenheit. Marc Bloch und
'Die wundertätigen Könige' (115-122); Martin Krol: Gedanken zu Perspektiven einer Geschichtsschreibung nach Foucault (123-134); Il-Tschung Lim: Politik der Inklusion - Adressabilität und Ökonomie der Macht bei Niklas Luhmann (135-144); Axel Matzky-Eilers: Die
Funktionen von Parteiorganisationen im politischen System der Gesellschaft (145-156); Ronald Langner: Soziale Bewegungen und Protest (157-166); Jörn Brinkhus: Macht - Herrschaft
- Gegenmacht. Überlegungen zu Reichweite und Analysetiefe von Max Webers Herrschaftssoziologie (167-178); Claas Wehlen: Die Materialität des immateriellen politischen Körpers.
Ernst H. Kantorowicz und 'Die zwei Körper des Königs' (179-188); Sven Martensen: Die Ästhetik der Macht: Zur architektonischen Selbstdarstellung der Bundesrepublik Deutschland
(189-202); Kea Wienand: Funktionen visueller Repräsentationen von Alterität - Überlegungen aus gendertheoretischer und postkolonialer Perspektive (203-214); Nicole Mehring: Zur
visuellen Repräsentation von Geschichte und ihren geschlechtlichen Implikationen (215-224);
Tobias Kirsch: Männlichkeit als Machtstruktur. Die geschlechtliche Seite von Macht, Herrschaft und Gewalt (225-244); Gregor Straube: Repräsentationen des männlichen Körpers in
den Neuen Männermagazinen. Eine Projektskizze (233-244); Mario Goldmann: Der Körper
in der Theorie sozialer Systeme - Versuch einer ersten Annäherung (245-256).
[31-L] Kunze, Rolf-Ulrich:
Nation und Nationalismus, (Kontroversen um die Geschichte), Darmstadt: Wissenschaftl. Buchges. 2005, VIII, 126 S., ISBN: 3-534-14746-4 (Standort: UB Bonn(5)-2005/1030)
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INHALT: "Nation, Nationalstaat und Nationalismus sind keineswegs 'natürliche Gegebenheiten',
sondern historische Konstrukte, deren Erforschung seit Renans Schlüsselfrage 1882 'Was ist
Nation' zu den zentralen Themen der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften zählt. Nach
einem umfassenden Überblick über die Entwicklung der modernen Nationalismusforschung
erörtert Rolf-Ulrich Kunze sechs ausgewählte Forschungskontroversen und stellt die wesentlichen Ergebnisse der geschichts- und politikwissenschaftlichen, der sozialpsychologischen,
philosophischen und anthropologischen Forschung dar." (Autorenreferat)
[32-L] Lijphart, Arend:
Democracy in the twenty-first century: can we be optimistic?, in: Norbert Kersting, Lasse
Cronqvist (Hrsg.): Democratization and political culture in comparative perspective : Festschrift
for Dirk Berg-Schlosser, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 37-56, ISBN: 3-81004159-9 (Standort: ULB Münster Zweigbibl. Sozialwiss. (6A)-ME3370/71)
INHALT: Der Verfasser setzt sich mit zwei auf die Zukunft der Demokratie bezogenen Fragen
auseinander: Wird die Demokratie sich im 21. Jahrhundert weiter ausbreiten und wie wird
sich die Demokratie in qualitativer Hinsicht entwickeln? Damit wird auch die Frage angesprochen, ob parlamentarische Systeme oder Präsidialsysteme die günstigeren Voraussetzungen für die Entwicklung freiheitlicher Demokratien bieten. Mit Blick auf die Erfahrungen des
20. Jahrhunderts vertritt der Verfasser die Ansicht, dass der Parlamentarismus die besseren
Voraussetzungen für eine Konsolidierung von Demokratien bietet. Die Entscheidung für ein
Präsidialsystem in vielen Ländern vor allem Lateinamerikas bildet daher einen Grund zur
Sorge. Der Verfasser verweist allerdings auch auf eine Reihe von Problemen in "alten" Demokratien, vor allem einen Vertrauensverlust auf Seiten der Bürger, der sich in sinkender
Wahlbeteiligung ausdrückt. Vor diesem Hintergrund wird abschließend die Einführung einer
Wahlpflicht diskutiert. (ICEÜbers)
[33-L] Linz, Juan J.:
Legitimacy of democracy, in: Norbert Kersting, Lasse Cronqvist (Hrsg.): Democratization and
political culture in comparative perspective : Festschrift for Dirk Berg-Schlosser, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 57-77, ISBN: 3-8100-4159-9 (Standort: ULB Münster Zweigbibl.
Sozialwiss. (6A)-ME3370/71)
INHALT: Der Verfasser fragt nach dem Zusammenhang zwischen der Legitimität des politischen
Systems in einem Land, der Legitimität des sozioökonomischen Systems und der Wahrscheinlichkeit eines Zusammenbruchs des politischen Systems. Als Ausgangspunkt dienen
die beiden rivalisierenden politischen Systeme des 20. Jahrhunderts. Im kapitalistischen System sind das politische System und das Wirtschaftssystem jeweils autonom. Eine Krise des
Kapitalismus hat daher nicht notwendigerweise einen direkten Einfluss auf die Stabilität der
Demokratie, wie oft behauptet wird. Eine wirtschaftliche Krise kann in stabilen Demokratien
unterschiedlichen Akteuren zugeordnet werden, sodass das politische System im Kern nicht
für schlechte wirtschaftliche Ergebnisse verantwortlich ist. Das Risiko, dass demokratiefeindliche Kräfte von einer Wirtschaftskrise profitieren, ist daher gering. (ICEÜbers)
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1 Politische Grundbegriffe und Konzepte
[34-L] Lösch, Bettina:
Deliberative Politik: moderne Konzeptionen von Öffentlichkeit, Demokratie und politischer
Partizipation, Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot 2005, 274 S., ISBN: 3-89691-608-4 (Standort:
ULB Münster Zweigbibl. Sozialwiss.(6A)-Me3100/126)
INHALT: Die Verfasserin setzt sich zunächst mit dem Verhältnis von Philosophie und Politik
auseinander und erörtert in diesem Zusammenhang Typen klassischer Beratungsverhältnisse.
Anknüpfend an diese Differenzierung geht es im zweiten Kapitel um Aporien und Strukturelemente politischer Öffentlichkeit. Vor diesem Hintergrund legt die Verfasserin eine Systematik moderner Demokratietheorien vor, die sie in entscheidungszentrierte, kontextbezogene
und prozedurale Demokratietheorien unterteilt. In der Auseinandersetzung mit diskursethisch
begründeten prozeduralen Konzeptionen deliberativer Demokratie wird abschließend das
Verhältnis von Deliberation und politischer Partizipation angesprochen. Hier tritt ein stark
partizipatorisch orientierter Ansatz deliberativer Politik in den Vordergrund, wie er von Amy
Gutmann und Dennis Thompson vertreten wird. (ICE2)
[35-F] Nass, Elmar, Dr.theol. (Bearbeitung); Althammer, Jörg, Prof.Dr. (Betreuung):
Die Effizienz sozialer Gerechtigkeit. Zur Idee eines humangerechten Sozialstaates
INHALT: Der vermeintliche Trade-off von Effizienz und sozialer Gerechtigkeit wird in einem
aristotelisch begründeten Entwurf zur Legitimierung sozialer Rechte durch die These einer
Symbiose ersetzt. Ein Implementierungsmodell weist einen Weg zur Durchsetzung im pluralistischen Kontext.
METHODE: aristotelisch-naturrechtlicher Ansatz zur Begründung sozialer Rechte
ART: Dissertation; Auftragsforschung BEGINN: 2002-11 ENDE: 2005-10 AUFTRAGGEBER:
Bistum Aachen FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Bochum, Fak. für Sozialwissenschaft, Sektion Sozialpolitik und
Sozialökonomik Lehrstuhl Sozialpolitik (Universitätsstr. 150, 44780 Bochum)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[36-L] Nawrath, Thomas:
Die Tugend des Staatsmanns: eine pragmatische Dimension in Kants politischer Philosophie, in: Schweizerische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Vol. 11/2005, Iss. 2, S. 83-100
(URL:
http://www.ingentaconnect.com/content/spsa/spsr/2005/00000011/00000002/art00004)
INHALT: "Der vorliegende Artikel sucht die Dimension konkreter Politik in Kants Philosophie
und fragt anhand des Verhältnisses von Staatsoberhaupt und Untertan danach, wann eine Republik mehr ist als nur ein Wort auf einem Blatt Papier. Hierzu wird das Verhältnis zwischen
Kants Ethik und seiner Pädagogik heranzuziehen sein. Weder kann die Lösung allein durch
die Individualethik erbracht werden, noch befriedigt allein eine geschichtsphilosophische
Hoffnung. Denn dadurch wird das Selbstdenken als zentrale Forderung der Aufklärung konterkariert. Die realhistorischen Ereignisse in Frankreich und ihre systematische Erläuterung
durch Kant weisen auf dasselbe Problem hin, wenn er die Abschaffung der Adelselite befürwortet. Die Institution des Adels genügt nämlich ebenfalls nicht dem Kriterium der Menschenrechte. Daraus ergibt sich für die Republikanisierung, damit sie für den Untertan nach-
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vollziehbar wird, die Bildung eines politischen Bewusstseins. Hierzu antizipiert Kant dasjenige, was heute unter dem Begriff des Sozialkapitals diskutiert wird." (Autorenreferat)
[37-L] Neves, Marcelo:
Gerechtigkeit und Differenz in einer komplexen Weltgesellschaft, in: Hauke Brunkhorst, Sérgio Costa (Hrsg.): Jenseits von Zentrum und Peripherie : zur Verfassung der fragmentierten Weltgesellschaft, München: Hampp, 2005, S. 23-52, ISBN: 3-87988-933-3
INHALT: Der Autor geht zunächst auf den Begriff der Gerechtigkeit als normatives Modell der
konsistenten und adäquat komplexen Gleich-/Ungleichbehandlung ein und nimmt dabei eine
Analyse des Gleichheitssatzes vor. Auf der Basis dieser Konzeption der Gerechtigkeit als
Gleichheit versucht er nachzuweisen, dass der ihr innewohnende Universalismus mit dem die
heutige Weltgesellschaft kennzeichnenden Wertepluralismus vereinbar ist. Er betrachtet im
Anschluss daran die Gerechtigkeit als komplexe Gleichheit, wobei er ihre Variation je nach
dem Sprachspiel (Diskurs) bzw. dem Kommunikationszusammenhang (System), auf das/den
sich die Gleich-/Ungleichbehandlung bezieht, berücksichtigt. Er charakterisiert ferner den
demokratischen Rechtsstaat als das für die Verwirklichung der Gerechtigkeit in der heutigen
Weltgesellschaft adäquateste Verfahrensmodell. In seinen Schlussbemerkungen erörtert der
Autor die Frage, ob und inwieweit der demokratische Rechtsstaat aufgrund zweier Faktoren
an Bedeutung verloren hat: einerseits infolge der ethnischen Intoleranz und des religiösen
Fundamentalismus, beide mit der Vielfalt von Werten unvereinbar; andererseits aufgrund des
Expansionismus der Wirtschaft mit destruktiven Wirkungen auf das Recht und die Politik,
was zu einer Verbreitung neuer Formen sozialer Exklusion und Ungleichheit geführt hat. (ICI2)
[38-F] Noetzel, Thomas, Prof.Dr.phil. (Bearbeitung):
Menschenbilder in der Globalisierung (Teilprojekt im Rahmen der Forschungsgruppe
"Menschenbilder und ihre Orientierungsleistungen")
INHALT: Ziel des Projektes ist zu klären, inwiefern die Positionen im Globalisierungsdiskurs von
immanenten und latenten Menschenbildern geprägt sind. Es soll geklärt werden, ob in der
Differenz der Vorstellungen über den Menschen Gründe für die so schwierige und unwegsam
erscheinende Annäherung von Globalisierungskritikern und -befürwortern liegen könnten.
Vertiefend wird eine Analyse normativer Universalismustheorien im Zusammenhang mit dem
globalen, interkulturellen Anspruch der Menschenrechte durchgeführt.
METHODE: Da es sich bei dem Projekt um die Untersuchung der Strukturierungsfunktion von
latenten und immanenten Sinngehalten handelt, bietet sich die Textanalyse mit den Instrumenten der objektiven Hermeneutik an. Es werden Interviews mit Globalisierungskritikern
und -befürwortern durchgeführt sowie entsprechendes Textmaterial ausgewählt und qualitativ
analysiert. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen;
Qualitatives Interview (Stichprobe: 5-10). Beobachtung, nicht teilnehmend; Gruppendiskussion; Sekundäranalyse von Individualdaten; Sequenzanalyse. Feldarbeit durch Mitarbeiter/innen des Projekts.
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Land Hessen Ministerium für
Wissenschaft und Kunst
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1 Politische Grundbegriffe und Konzepte
INSTITUTION: Universität Marburg, FB 03 Gesellschaftswissenschaften und Philosophie, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte (WilhelmRöpke-Str. 6 G, 35032 Marburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 06421-28-24382, e-mail: [email protected])
[39-F] Nonhoff, Martin, Dr. (Bearbeitung):
Politischer Diskurs und Hegemonie. Soziale Marktwirtschaft als hegemoniales Projekt
INHALT: Auf theoretischer Ebene wird eine politikwissenschaftliche Theorie des Diskurses und
der Hegemonie entworfen, v.a. im Anschluss an das Denken von Ernesto Laclau und Chantal
Mouffe. Auf methodischer Ebene wird eine Analytik zur empirischen (diskursanalytisch arbeitenden) Hegemonieforschung entworfen. Im Zentrum steht dabei ein Set von neun hegemonialen Strategien. Empirisch wird der Diskurs um die Soziale Marktwirtschaft zwischen
1946 und 1959 untersucht. Dabei stehen unter anderem Texte von Alfred Müller-Armack und
Ludwig Erhard sowie Parteipublikationen im Vordergrund. Es wird aufgezeigt, wie sich die
Soziale Marktwirtschaft als letztlich erfolgreiches hegemoniales Projekt entwickelte. ZEITRAUM: 1946-1959 GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland
METHODE: Konstruktivistischer Ansatz; Diskurs-/ Hegemonietheorie; Diskursanalyse
VERÖFFENTLICHUNGEN: Nonhoff, M.: Politischer Diskurs und Hegemonie. Das Projekt
Soziale Marktwirtschaft. Bielefeld: Transcript 2006 (im Erscheinen). ARBEITSPAPIERE:
Nonhoff, M.: Soziale Marktwirtschaft als hegemoniales Projekt. Eine Übung in funktionalistischer Diskursanalyse. Paper auf der Tagung "Diskursanalyse in Deutschland und Frankreich: aktuelle Tendenzen in den Sprach- und Sozialwissenschaften" (Paris, Juli 2005).
Download unter: http://www.johannes-angermueller.de/deutsch/ADFA/nonhoff.pdf .
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 1998-03 ENDE: 2004-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Freistaat Bayern; Studienstiftung des deutschen Volkes
INSTITUTION: Universität Bremen, Zentrum für Sozialpolitik Abt. Theorie und Verfassung des
Wohlfahrtsstaates (Postfach 330440, 28334 Bremen)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0421-218-9250, e-mail: [email protected])
[40-L] Pollak, Johannes:
Repräsentation als Herrschaftsorganisation: ideengeschichtliche Anmerkungen, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg. 34/2005, H. 3, S. 217-232 (Standort: UuStB
Köln(38)-XE00150; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Repräsentation ist ein Schlüsselkonzept moderner Demokratietheorie - seine Bedeutung ist jedoch weidlich unspezifisch. Der Beitrag konzentriert sich auf eine Funktion der
Repräsentation, die Herrschaftsorganisation und auf die damit verbundenen Fragen wer oder
was wird wie repräsentiert. In der ideengeschichtlichen Genese wird sichtbar, dass Repräsentation weder ein modernes Konzept ist, noch dass es eine bloße Technik der Herrschaftsgestaltung ist. Vielmehr wird durch die Kontextualisierung sein teleologisch manipulativer Charakter evident." (Autorenreferat)
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[41-L] Reitz, Tilman:
Neoliberalismus in Staat und Geist, in: Das Argument : Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften, Jg. 47/2005, H. 3 = H. 261, S. 371-375 (Standort: UB Bonn(5)-Z70/6; UuStB
Köln(38)-XG01665; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Verfasser diskutiert Foucaults Position zum Neoliberalismus, wie sie im zweiten
Band der Gouvernementalitäts-Vorlesungen entwickelt wird. Er zeigt, dass Foucaults stellenweise hellsichtige Analyse der liberalen Wirtschaftstheorie seit 1938 unter einer fast vollständigen Vernachlässigung der aktuellen Politik des Neoliberalismus leidet, ganz zu schweigen von deren Beziehung zur sozioökonomischen Wirklichkeit. So erscheint der keynesianische Wohlfahrtsstaat in Nachkriegsdeutschland als Antwort auf Marktradikalismus, während
die Verstrickung der Chicago-Schule in das Pinochet-Regime kein Gegenstand der Analyse
wird. (ICEÜbers)
[42-F] Richter, Norbert Axel, Dr. (Bearbeitung):
Imaginationen einer geordneten Welt: historisch-systematische Untersuchung zu Begriff und
Idee der Weltordnung und zu den normativen Konsequenzen einer phänomenologischanthropologischen Kritik aktueller politischer Weltordnungskonzepte
INHALT: Imaginationen einer als ganzer geordneten Welt sind in der Geistesgeschichte seit ihren
Anfängen präsent und auch in der politischen Philosophie wirksam gewesen. Im Zuge der unter dem Schlagwort Globalisierung zusammengefassten Prozesse hat das Problem der Schaffung und Begründung einer politischen Weltordnung an Aktualität gewonnen. Zugleich sind
aber gegenwärtige Projekte globaler politischer Ordnung einer Kritik ausgesetzt, die sich z.T.
auf die Ebene einer Phänomenologie sozialer Regel- und Ordnungsbildung zurückverfolgen
lässt. Das systematische Hauptinteresse des Forschungsprojekts besteht darin, die theoretische
und politische Relevanz einer auf dieser fundamentalen Ebene positionierten kritischen Ordnungstheorie zu untersuchen: Mithin aufzuklären, inwieweit die Begründungsbasis aktueller
Konzepte politischer Weltordnung durch sie berührt wird und inwieweit aus einer Kritik diesen Typs normative Randbedingungen für die Gestaltung eines interkulturell rationalen Weltregierens abgeleitet werden können. Im Vorfeld dieser systematischen Fragestellung soll auf
der Grundlage philosophie- und begriffsgeschichtlicher Forschungsergebnisse eine Typologie
historischer Weltordnungsvorstellungen entwickelt werden, die es erlaubt, gegenwärtig diskutierte Modelle in ihrem spezifischen problemgeschichtlichen Horizont sichtbar zu machen.
ART: gefördert BEGINN: 2004-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Tübingen, Graduiertenkolleg "Globale Herausforderung - transnationale und transkulturelle Lösungswege" (Liebermeisterstr. 18, 72076 Tübingen)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[43-L] Rose, Uta-D.:
Die Komplexität politischen Handelns: die Liberalismus-Kommunitarismus-Debatte im
Lichte des Denkens von Hannah Arendt, Waldkirch: Ed. Gorz 2004, 296 S., ISBN: 3-93809501-6 (Standort: UB Wuppertal(468)-05ZZX29186)
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INHALT: "Die Kontroverse zwischen Liberalismus und Kommunitarismus ist nicht nur eine
theoretische Auseinandersetzung. Die beteiligten Autoren wollen zugleich die Bürger erreichen und das Erfordernis bewusst machen, sich einerseits mit dem Gemeinwesen zu identifizieren und sich andererseits aktiv daran zu beteiligen, d.h. politisch zu handeln. Politisches
Handeln wird allerdings nicht ausdrücklich thematisiert. Aus diesem Grund greift die Autorin
auf Hannah Arendts politisches Denken zurück, worin die Komplexität des politischen Handelns besonders deutlich zutage tritt. In Anknüpfung an Hannah Arendt und in ihrer Nachfolge über sie hinausgehend weist die Autorin phänomenologisch auf, wie Handeln geschieht
und was für es konstitutiv ist. Die phänomenologische 'Lektürehaltung' gegenüber den beteiligten Autoren lässt die Liberalismus-Kommunitarismus-Debatte in einem anderen Licht erscheinen, so dass unbeachtet gebliebenes Gemeinsames eine neue Bedeutung erlangt und sogar eine Möglichkeit der Versöhnung der gegensätzlichen Positionen eröffnet. Der Mitvollzug der Phänomene des Handelns schärft den Blick für politisches Alltagsgeschehen. Darüber
hinaus weisen die Phänomene auf uns selbst als Handelnde, machen uns betroffen. Handeln
wird zu einer 'Angelegenheit', 'an' der uns 'gelegen' ist." (Autorenreferat)
[44-L] Roth, Roland:
Die dunklen Seiten der Zivilgesellschaft: Grenzen einer zivilgesellschaftlichen Fundierung
von Demokratie, in: Ansgar Klein, Kristine Kern, Brigitte Geißel, Maria Berger (Hrsg.): Zivilgesellschaft und Sozialkapital : Herausforderungen politischer und sozialer Integration, Wiesbaden:
VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 41-64, ISBN: 3-8100-3993-4 (Standort: UB Bonn(5)-20052831)
INHALT: "Die Schattenseiten von realen Zivilgesellschaften im Hinblick auf demokratische
Prozesse untersucht Roland Roth. Er geht davon aus, dass demokratieförderliche Wirkungen
der Zivilgesellschaft erst dann angemessen erfasst werden können, wenn auch die gegenläufigen anti-demokratischen und unzivilen Tendenzen innerhalb 'realer Zivilgesellschaften' ernsthaft berücksichtigt werden. Roth zeigt auf, dass die Existenz von Gruppierungen einer bad civil society analytisch nur unzureichend berücksichtigt werden. Zudem argumentiert er, dass je
korporatistischer die Einbindung zivilgesellschaftlicher Organisationen ausfällt, desto weniger dürften sie den Idealen autonomer, selbstorganisierter und freiwilliger Assoziation entsprechen und demokratische Lernorte anbieten. Als Gefahren an den Grenzen von Zivilgesellschaft zu den Sektoren Markt und Staat diskutiert der Autor die Problematik von zunehmender Korruption, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Seine Analyse macht deutlich, dass
die Demokratisierung liberaler Demokratien neue institutionelle Formen benötigt und sich
nicht in der Anrufung der Zivilgesellschaft erschöpfen darf." (Autorenreferat)
[45-L] Saage, Richard; Heyer, Andreas:
Rousseaus Stellung zum utopischen Diskurs der Neuzeit, in: Politische Vierteljahresschrift :
Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Jg. 46/2005, H. 3, S. 389-405
(Standort: UuStB Köln(38)-XE00036; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Autoren vertreten die These, dass eine differenzierte Interpretation des Werkes
von Jean-Jacques Rousseau nur dann erfolgen kann, wenn dessen Schriften zwischen den
beiden das neuzeitliche Denken zentral prägenden politischen Theoriebildungsmustern des
Kontraktualismus und der Utopie verortet werden. Die aktuelle Dimension dieser Auseinan-
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dersetzung ist in der Frage zu sehen, ob die liberal-individualistischen Schichten des Rousseauschen Denkens dessen kollektive Komponenten überlagern oder ob das Umgekehrte der
Fall ist. Verbunden ist mit dieser Entscheidung zugleich die Richtung der jeweiligen Rousseau-Interpretation: Entweder wird dieser als liberaler Vordenker der Moderne verstanden
und mit seinen demokratietheoretischen Überlegungen ernst genommen oder als zumindest
Stichwortgeber der totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts aufgefasst. Zur Klärung der hier
aufgeworfenen Frage untersuchen die Autoren die kontraktualistische und die utopische Dimension in Rousseaus Werk und wägen beide Elemente interpretativ gegeneinander ab." (Autorenreferat)
[46-L] Schröder, Peter:
Niccolo Machiavelli, (Reihe Campus Einführungen), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2004, 164
S., ISBN: 3-593-37571-0
INHALT: Diese Einführung zu Machiavelli beansprucht insofern Originalität, als der Autor Machiavellis Deutschlandbild und Machiavellis Wirkung in England eigene Unterkapitel widmet. Er geht zunächst auf einige relevante Aspekte von Machiavellis Leben ein. Um den folgenden Hauptteil zu erschließen, muss der Leser sich selbst zunächst Orientierung verschaffen: Unter der Überschrift 'Menschenbild' wird Machiavellis Politikansatz erläutert, was in
dem folgenden Kapitel 'Republikanismus'21; fortgeführt wird mit den Schwerpunkten Religion und Militär. Bevor abschließend die Rezeptionsgeschichte nachgezeichnet wird, widmet
sich Schröder noch dem Geschichtsbild. (ZPol, VS)
[47-L] Schwerdt, Kai:
Demokratie und Globalisierung: zur Zukunft der territorial verfassten Demokratie in einer
globalisierten Welt, Marburg: Tectum Verl. 2003, 147 S., ISBN: 3-8288-8517-9
INHALT: Schwerdt untersucht das Phänomen der Globalisierung, stellt ihm die Anforderungen
territorialer Demokratien gegenüber und benennt schließlich zwei Alternativen, wie auf den
drohenden Legitimitätsverlust Letzterer reagiert werden kann. Er hält sich in seinem Buch
durchweg an bekannte Größen des Faches. Fritz W. Scharpf steht dabei für das Modell des
demokratietheoretischen Pessimismus, während Anthony McGrew, Otfried Höffe und allen
voran David Held deren optimistisches Pendant repräsentieren. (ZPol, VS)
[48-L] Streeck, Wolfgang:
Globalisierung: Mythos und Wirklichkeit, in: Hans-Jürgen Aretz, Christian Lahusen (Hrsg.):
Die Ordnung der Gesellschaft : Festschrift zum 60. Geburtstag von Richard Münch, Frankfurt am
Main: P. Lang, 2005, S. 373-395, ISBN: 3-631-53411-6
INHALT: Begreift man die Herausbildung eines globalen Systems souveräner Nationalstaaten als
Moment eines langen, dem Nationalstaat vorausgehenden Prozesses der gleichzeitigen Modernisierung und Globalisierung sozialer Ordnungen, so kann - so die These des Autors - aus
dem Andauern dieses Prozesses nicht ohne weiteres auf ein bevorstehendes "Ende des Nationalstaats" geschlossen werden. Die Ausführungen zeigen, dass das System der Nationalstaaten schon immer eine Organisationsform der Weltgesellschaft war: eine institutionelle Archi-
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tektur zur Bearbeitung komplexer Koordinierungsprobleme in einer längst weltweit ausdifferenzierten Sozialstruktur. Was wir heute als Globalisierung erfahren, ist deshalb nicht die Ablösung nationaler Gesellschaften durch eine globale Gesellschaft - diese gibt es schon lange -,
sondern eine, wenn auch weitgehende, Reorganisation der letzteren. Veränderungen in Rolle
und Funktionsweise des Nationalstaats müssen dabei im Kontext eines sich verändernden
Verhältnisses zwischen interner Koordinierung innerhalb politischer Einheiten und externer
Koordinierung zwischen denselben verstanden werden, dessen treibende Kräfte der Fortschritt der weltweiten Arbeitsteilung einerseits und die Eigenlogik der Evolution politischer
Ordnungen und Institutionen andererseits sind. (ICA2)
[49-L] Vorholt, Udo:
Gerechtigkeit - die philosophische Konzeption von Leonard Nelson, in: Thomas Meyer, Udo
Vorholt (Hrsg.): Zivilgesellschaft und Gerechtigkeit, Dortmund: Projekt-Verl., 2004, S. 103-113,
ISBN: 3-89733-124-1 (Standort: ULB Darmstadt(17)-2005-5156)
INHALT: Nach einem kurzen allgemeinen Überblick über die verschiedenen Gerechtigkeitskonzeptionen aus der politischen Philosophie und der normativen Ethik (Platon, Aristoteles,
Rechtspositivismus, Utilitarismus, Systemtheorie, John Rawls, Michael Walzer, Sen) stellt
der Beitrag den Entwurf einer umfassenden Gerechtigkeitstheorie des Philosophen Leonard
Nelson vor. Bei der integralen Theorie des Göttinger Philosophen, Politikers und Pädagogen
handelt es sich um einen der wenigen Theorieentwürfe im Bereich der normativen Begründung politischen Handelns, der sich von der philosophischen Analyse bis hin zur politischen
Programmatik erstreckt. Beleuchtet werden das 1917 in seinem Hauptwerk "Kritik der praktischen Vernunft" entwickelte Sittengesetz sowie seine Gesellschaftstheorie (Rechtsgesetz) aus
dem 1924 vorgelegten "System der philosophischen Rechtslehre und Politik". Nach Nelson
ist das Ideal der persönlichen Freiheit durch das Recht der persönlichen Gleichheit eingeschränkt. Dies ist auch in seiner Argumentation der entscheidende Kritikpunkt gegenüber
dem politischen Liberalismus. (ICH)
[50-L] Williams, Howard; Wischke, Mirko:
Zwischen Widerstandsrecht und starkem Staat: ein Beitrag zur deutschen Rezeptionsgeschichte von Hobbes, in: Karl Graf Ballestrem, Volker Gerhardt, Henning Ottmann, Martyn P.
Thompson (Hrsg.): Politisches Denken : Jahrbuch 2004, Berlin: Duncker & Humblot, 2004, s. 2542, ISBN: 3-428-11732-8 (Standort: B d. Friedrich-Ebert-Stiftung(Bo133)-X7409)
INHALT: Im Mittelpunkt des Beitrags stehen zwei wichtige Phasen der Hobbes-Rezeption in
Deutschland. Die erste Phase fällt in den Zeitraum nach der Französischen Revolution, die
zweite in die Jahrzehnte nach dem Ersten Weltkrieg. In beiden Diskussionen nimmt die Interpretation von Hobbes' Widerstandslehre einen zentralen Platz ein. In die erste Phase fällt die
Interpretation Kants, der die Prinzipien der Französischen Revolution bejaht und kein absoluter Gegner von Hobbes war, sowie von Paul Johann Anselm Feuerbach, der die Autoritätstendenzen bei Hobbes am besten verstanden und das Widerstandsrecht als unverzichtbar angesehen hat. Zur zweiten Phase gehört die Rezeption durch Carl Schmitt, der nur den Autoritätsgedanken aufgreift und die liberalen Aspekte in Hobbes' System verneint. Zwischen beiden Strömungen steht die historisch-wissenschaftliche Interpretation von Tönnies. Tönnies
positive Rezeption übersieht allerdings, dass Hobbes ein Gegner der Demokratie ist. (ICE2)
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[51-F] Yang, Mundo, Dipl.-Pol.; Teune, Simon, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Rucht, Dieter, Prof.Dr.
(Leitung):
Democracy and the mobilization of society
INHALT: Visionen, Praktiken und Bedingungen partizipatorischer und deliberativer Demokratie
in der globalisierungskritischen Bewegung. ZEITRAUM: 1990er Jahre bis heute GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Debatte um deliberale Demokratie; Habermas; Theorien sozialer Bewegungen.
Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Gruppendiskussion. Qualitatives
Interview. Inhaltsanalyse, standardisiert; Inhaltsanalyse, offen; Aktenanalyse, standardisiert;
Aktenanalyse, offen (Stichprobe: 31-43; Webseiten, Statuten, Satzungen von Organisationen,
Gruppen; Auswahlverfahren: Quota). Beobachtung, teilnehmend (Stichprobe: 2 Basisgruppen
mit 9-15 Aktivisten; Auswahlverfahren: kontrollierter Vergleich). Standardisierte Befragung,
schriftlich (Stichprobe: 317; Individuen, Aktivisten; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit
durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2004-09 ENDE: 2007-09 AUFTRAGGEBER: Generaldirektion Forschung FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie Forschungsgruppe Zivilgesellschaft, Citizenship und Politische Mobilisierung in Europa (Reichpietschufer 50, 10785 Berlin)
KONTAKT: Leiter (Tel. 030-25491-306, e-mail: [email protected])
[52-L] Zittel, Thomas:
Partizipative Demokratie und Politische Partizipation, in: André Kaiser, Thomas Zittel (Hrsg.):
Demokratietheorie und Demokratieentwicklung : Festschrift für Peter Graf Kielmansegg, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 55-74, ISBN: 3-531-14118-X (Standort: UB Bonn(5)2004/4498)
INHALT: Der Beitrag zur neueren demokratiepolitischen Debatte beschäftigt sich mit der Chance
zur Veränderung politischer Beteiligungsraten durch die Reform der Verfahren und Institutionen von Demokratie. Dabei handelt es sich um das Konzept der partizipativen Demokratie,
das einen positiven Zusammenhang zwischen politischer Beteiligung und institutionellen
Rahmenbedingungen zugrundelegt. Der erste Schritt liefert einen Überblick zu den Reformoptionen, die im Kontext der Theorie partizipativer Demokratie vertreten werden. Im Zentrum der weiteren Überlegungen steht die Frage nach der Wirkung dieser Reformoptionen auf
den Grad der Beteiligungsbereitschaft. Demnach lassen sich drei Wirkungszusammenhänge
unterscheiden, aus denen drei Strategien der Demokratisierung hervorgehen: (1) Expansive,
(2) integrative und (3) effizienz-orientierte Demokratisierung. Diese Trias bildet die Grundlage für eine Rekonstruktion der Theorie der partizipativen Demokratie, die den Zusammenhang zwischen verfasster Ordnung und politischem Verhalten in den Mittelpunkt stellt. Der
Text schließt mit einem Fazit und einer Diskussion zu den weitergehenden Fragen, die sich
im Rahmen der skizzierten Systematik stellen. (ICG2)
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2 Theorie und Geschichte politischer Systeme
2 Theorie und Geschichte politischer Systeme
[53-L] Albert, Hans:
Wirtschaft, Politik und Freiheit - das Freiburger Erbe, (Freiburger Diskussionspapiere zur
Ordnungsökonomik), Freiburg im Breisgau 2004, 15 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.eucken.de/publikationen/04_8bw.pdf)
INHALT: Der Text erörtert die Wirkungsgeschichte bzw. den wissenschaftlichen Beitrag der
'Freiburger Schule' für die wirtschaftliche, politische und freiheitliche Entwicklung der Bundesrepublik. So ist nach Einschätzung des Autors die institutionelle Gründung der Bundesrepublik in wesentlicher Hinsicht dem Einfluss der Freiburger Schule zu verdanken. Ferner hat
sie die Gestaltung der sozialen Ordnung geprägt, die dann zur heutigen Verfassung der Bundesrepublik geführt hat. Dem gemäß werden hier die wirtschaftspolitischen Sichtweisen und
Ansätze des Mitbegründers der Freiburger Schule W. Eucken dargelegt. Eine zentrale Rolle
spielen dabei die Themen der Wirtschafts- und Wettbewerbsordnung sowie der individuellen
Freiheit. Ferner wird die Fortführung des Freiburger Erbes durch F. A. von Hayek, J. Buchanan und andere Wissenschaftler skizziert. (ICG2)
[54-L] Conze, Eckart:
Sicherheit als Kultur: Überlegungen zu einer "modernen Politikgeschichte" der Bundesrepublik Deutschland, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jg. 53/2005, H. 3, S. 357-380
(Standort: UuStB Köln(38)-FHM EP67; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Was ist Sicherheit und wie viel braucht ein Mensch davon, um sich in seiner Welt
'heimisch' zu fühlen? Der Autor skizziert das rückwärtsgewandte Sicherheitsstreben in der
Ära Adenauer, den optimistischen Glauben an die Sicherheit von Fortschritt und Wachstum
in den sechziger und frühen siebziger Jahren, das folgende Jahrzehnt der 'Inneren Sicherheit'
und schließlich die internationale Sicherheitspolitik. Dabei entwickelt er ein neues Konzept
einer 'modernen Politikgeschichte' der Bundesrepublik Deutschland, die mit 'Sicherheit' als
analytischem Leitbegriff sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Ansätze ebenso zu integrieren
vermag wie das Potential der Kulturgeschichte und der Geschichte transnationaler Beziehungen, von der in den letzten Jahren viele fruchtbare Ansätze ausgegangen sind." (Autorenreferat)
[55-L] Crome, Erhard:
Politische Konstellationen des Umbruchs: Bürgerbewegungen, SED und 'Blockflöten', in:
Stefan Bollinger (Hrsg.): Das letzte Jahr der DDR : zwischen Revolution und Selbstaufgabe, Berlin: Dietz, 2004, S. 124-155, ISBN: 3-320-02047-1 (Standort: UB Erfurt/ Gotha(547)-MG810308692)
INHALT: Der Autor untersucht verschiedene Diskursstrukturen in der Geschichte der ehemaligen
DDR, um die Eigenarten des kommunistischen Herrschaftssystems, die Atomisierung bzw.
Entdifferenzierung der Gesellschaft und ihre eingeebneten Sozialverhältnisse zu verdeutlichen. Die Affirmation und Distinktion im Verhältnis zum kommunistischen Herrschaftssystem erfolgten dabei wesentlich auf dem Wege "kultureller Inszenierungen", die auf die For-
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mierung der politischen Generationen in der DDR einwirkten. Der Autor geht ferner auf die
Entstehung und Organisationsentwicklung der Bürgerbewegungen, den schleichenden
Machtverlust der SED sowie auf die Rolle der ehemaligen Blockparteien der DDR im Umbruchprozess von 1989/90 ein. (ICI)
[56-L] Debus, Marc:
Annähern oder Distanzieren?: strategische Positionierung von FDP, VdU und FPÖ zwischen
1949 und 2002, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg. 34/2005, H. 4, S. 413430 (Standort: UuStB Köln(38)-XE00150; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Seit 1949 verfügen Deutschland und Österreich über ideologisch wie numerisch ähnliche Parteiensysteme. Während jedoch in der Bundesrepublik Koalitionen aus großer und
kleiner Partei die Regel waren, bestanden in Österreich vorwiegend große Koalitionen. Ziel
dieses Aufsatzes soll sein, durch eine Kombination von koalitions- und spieltheoretischen
sowie historischen Ansätzen die Ursachen für die unterschiedliche Strategie und Stellung von
FDP, VdU und FPÖ im jeweiligen Koalitionsspiel zu bestimmen. Die empirische Analyse
von Wahlprogrammen zeigt, dass die FDP häufig programmatische Positionen einnimmt, die
der ihres gewünschten Koalitionspartners widersprechen, wohingegen VdU bzw. FPÖ sich
inhaltlich vielfach der Partei annähern, die Signale zur Bildung einer 'kleinen Koalition' aussendet. Das Eintreten dieser strategischen Bewegungen hängt jedoch davon ab, welcher ideologische Flügel zum Zeitpunkt einer Wahl die jeweilige Partei dominiert." (Autorenreferat)
[57-L] Eidgenössisches Département des Innern -EDI-, Schweizerisches Bundesarchiv (Hrsg.):
Die Erfindung der Demokratie in der Schweiz, (Studien und Quellen, 30), Zürich: Chronos
Verl. 2004, 330 S., ISBN: 3-0340-0693-4
INHALT: Aus dem Inhaltsverzeichnis: Bernard Voutat / Pierre-Antoine Schorderet: Droits politiques et democratie. La politisation saisie par le droit (17-43); Josef Lang: Die beiden Katholizismen und die Krux der Schweizer Demokratie (45-73); Sibylle Hardmeier: Was uns der
Frauenstimmrechtskampf über die 'Erfindung' der Demokratie lehrt (75-108); Gisela Hürlimann / Ganga Jey Aratnam: Die Aporien der Demokratie. Politische Partizipation, Integration
und die 'Ausländerfrage', 1960 bis heute (109-143); Roger Blum: Medien und Demokratie
(145-156); Jean Widmer: Ordre des langues et ordre du politique. Plurilinguisme et democratie en Suisse (157-181); Patrick Kupper / Daniel Speich: Demokratie und Wissenschaft. Ansätze zur Geschichte einer verwickelten Beziehung (183-214); Trudy Huskamp Peterson:
Truth and the records of truth commissions (215-226); Christoph Graf: Archive und Demokratie in der Informationsgesellschaft (227-271); Jacques Grimard: Archives et democratie ...
a la canadienne (273-296); Daniel Brändli / Rafael Schläpfer: Demokratie und Informationsgesellschaft (297-330). (ZPol, VS)
[58-L] Elo, Kimmo:
Die Systemkrise eines totalitären Herrschaftssystems und ihre Folgen: eine aktualisierte
Totalitarismustheorie am Beispiel der Systemkrise in der DDR 1953, (Diktatur und Widerstand, Bd. 10), Münster: Lit Verl. 2005, 246 S., ISBN: 3-8258-8069-9 (Standort: UB Bonn(5)2005-3702)
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2 Theorie und Geschichte politischer Systeme
INHALT: Der Verfasser stellt zunächst die Totalitarismustheorie von Carl J. Friedrichs vor, um
diese dann im nächsten Schritt in modifizierter Form auf die politische Krise in der DDR
1953 anzuwenden. Die Frage nach Struktur und Dynamik eines totalitären Systems steht dabei im Mittelpunkt. Die Ursachen und Folgen der Systemkrise in der DDR, so wird deutlich,
sind primär auf die strukturellen Restriktionen des totalitären Systems zurückzuführen, die
die totalitäre Dynamik maßgeblich bestimmt haben. Die aktualisierte Totalitarismustheorie
erweist sich als in der Lage, die zentralen "blinden Flecke" der frühen Totalitarismustheorien
auszuleuchten: die Frage nach den Änderungen innerhalb eines totalitären Systems und die
Frage, warum solche Änderungen stattfinden. (ICE2)
[59-L] Hahn, André:
Der Runde Tisch - Schule der Demokratie, in: Stefan Bollinger (Hrsg.): Das letzte Jahr der
DDR : zwischen Revolution und Selbstaufgabe, Berlin: Dietz, 2004, S. 230-272, ISBN: 3-32002047-1 (Standort: UB Erfurt/ Gotha(547)-MG81030-8692)
INHALT: Der Autor versteht den Runden Tisch in der ehemaligen DDR als ein außerparlamentarisches Forum widerstreitender politischer Interessen, das eine Beratungs-, Initiativ- und teilweise auch Kontrollfunktion gegenüber den gewählten Vertretungskörperschaften der Gesellschaft ausübt. Der Runde Tisch war das unverwechselbare Resultat der demokratischen Umwälzung in der DDR mit einem hohen Grad eigener kritischer Identität. Er signalisierte die
Chancen und die Kraft direkter Demokratie in einer Gesellschaft mündiger Bürger gerade
deshalb so einprägsam, weil er auch ihre Grenzen erkannte und sich von Beginn an der Aufgabe stellte, einen repräsentativen Parlamentarismus zu begründen. Der Autor unterstreicht in
seinem Aufsatz die Bedeutung des Runden Tisches für die politische Interessenartikulation
und die Herausbildung politischer Eliten in der Wendezeit. Er gibt einen Überblick über die
Teilnehmer am Zentralen Runden Tisch, die einzelnen Arbeitsphasen und die inhaltliche politische Arbeit. Er beschreibt ferner die Rolle der kirchlichen Moderatoren und skizziert die
Grenzen der Runden Tische in Bezug auf das Legitimationsproblem in der Politik und die
Machtfrage. Er diskutiert abschließend die Frage, was von dem Runden Tisch nach der Wiedervereinigung für die Politikgestaltung in Ostdeutschland geblieben ist. (ICI2)
[60-F] Haupert, Bernhard, Prof.Dr. (Leitung):
Rekonstruktion von Sozialisationsmilieus im Nationalsozialismus
INHALT: keine Angaben
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Katholische Hochschule für Soziale Arbeit (Rastpfuhl 12A, 66113 Saarbrücken)
KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected])
[61-L] Höpner, Martin:
Sozialdemokratie, Gewerkschaften und organisierter Kapitalismus, 1880-2002, in: Kölner
Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft, 2005, H. 45, S. 196-221 (Standort:
UB Bonn(5)-Einzelsign; UuStB Köln(38)-M Einzelsign; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
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INHALT: "In diesem Beitrag werden Ursprünge und Entwicklung der sozialdemokratischen Präferenz für die Liberalisierung der Unternehmenskontrolle diskutiert. Es wird gezeigt, dass die
Vorliebe für Wettbewerbspolitik in den Bereich der vorstrategischen, fundamentalen Präferenzen fällt. Der organisierte Kapitalismus, hier verstanden als Begrenzung des Wettbewerbs
durch Unternehmenskooperation und -koordination, Delegation von Entscheidungsbefugnissen an Kartelle oder Unternehmensnetzwerke und damit verbundene Durchdringung der Unternehmen mit über die Einzelwirtschaft hinausweisenden Perspektiven, hat sich in Deutschland etwa ab den 1880er Jahren herausgebildet. Organisation durch Kartelle galt bereits in der
Arbeiterbewegung des Kaiserreichs als reifste Form des Kapitalismus. Während der zweiten
Hälfte der Weimarer Republik wurde kapitalistische Organisation durchweg als dem Konkurrenzkapitalismus überlegene, kapitalistische Anarchie durch sozialistische Prinzipien ergänzende, das Kapital zivilisierende Wirtschaftsform interpretiert. Der Nationalsozialismus löste
einen eruptiven Präferenzwechsel in der Arbeiterbewegung aus. Nach dem Ende des Zweiten
Weltkriegs, vollendet durch die Godesberger und Düsseldorfer Programme, bildete sich die
sozialdemokratische und gewerkschaftliche Präferenz für Wettbewerbspolitik heraus, in deren
Tradition die liberale Haltung von SPD und Gewerkschaften während der Reformen der Unternehmenskontrolle der späten neunziger und frühen 2000er Jahre stand." (Autorenreferat)
[62-F] Ihme-Tuchel, Beate, Dr. (Bearbeitung):
Politisch induzierter gesellschaftlicher Wandel in der DDR
INHALT: Das Projekt will einerseits einen Überblick über den politisch induzierten Wandel in
der SBZ/ DDR sowie seine Voraussetzungen und Dynamik geben. Diese Gesamtbetrachtung
knüpft an verschiedene theoretische Interpretationen des politischen Systems der DDR an und
will diese mit Leitfragen zu einzelnen Zeitabschnitten empirisch-analytisch überprüfen. Erste
Ergebnisse wurden in unten stehenden Publikationen veröffentlicht; eine überblicksartige Gesamtdarstellung zu Forschungsproblemen war für das Jahr 2001 geplant. Der zweite Teil des
Projektes widmet sich in den kommenden Jahren Spezialfragen des politisch induzierten
Wandels, etwa den Versuchen der Herausbildung einer eigenen "sozialistischen Intelligenz"
in der SBZ/ DDR. GEOGRAPHISCHER RAUM: SBZ/ DDR
VERÖFFENTLICHUNGEN: Ihme-Tuchel, Beate: Stalinismus in der DDR. in: Historicum.
Zeitschrift für Geschichte, Nr. 82, Winter 2003/2004, S. 18-23.+++Dies.: Armee des Volkes?
Anmerkungen zur wechselseitigen Reflexion von Militär und Gesellschaft in der DDR. in:
Ehlert, Hans; Rogg, Matthias (Hrsg.): Militär, Staat und Gesellschaft in der DDR. Forschungsfelder, Ergebnisse, Perspektiven. Militärgeschichte der DDR, Bd. 8. Berlin: Links
2004, S. 359-375. ISBN 3-86153-329-4.+++Dies.: Marxistische Ideologie - Herrschaftsinstrument und politische Heilslehre. in: Eppelmann, Rainer; Faulenbach, Bernd; Mählert, Ulrich (Hrsg.): Bilanz und Perspektiven der DDR-Forschung. Paderborn: Schöningh 2003, S.
107-112 und S. 451-454. ISBN 3-406-70110-X.+++Dies.: Die DDR. Kontroversen um die
Geschichte. Darmstadt: Wiss. Buchges. 2002. ISBN 3-534-14733-2.+++Dies.: Die frühe
Schriftstellerpolitik der SED und das Desaster der interpretierenden Klasse. in: Timmermann,
Heiner (Hrsg.): Die DDR in Deutschland: ein Rückblick auf 50 Jahre. Schriftenreihe Dokumente und Schriften der Europäischen Akademie Otzenhauen, Bd. 93, Berlin 2001.+++Dies.:
Die innenpolitische Entwicklung in den neuen Bundesländern seit 1989. in: Politische Bildung: Beiträge zur wissenschaftlichen Grundlegung und zur Unterrichtspraxis, 31, 1998, 4, S.
54-61. Zugleich erschienen in: Massing, Peter (Hrsg.): Wendepunkte: zur deutschen Geschichte von 1945 bis heute. uni studien politik. Schwalbach/ Ts. 1998, S. 54-61.
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2 Theorie und Geschichte politischer Systeme
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Otto-SuhrInstitut für Politikwissenschaft Bereich Grundlagen der Politik Arbeitsbereich Historische
Grundlagen der Politik (Ihnestr. 22, 14195 Berlin)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 030-838-54349, e-mail: [email protected])
[63-F] Janssen, Siebo (Bearbeitung):
Verbindung zwischen protestantischer Staatsauffassung und außenpolitischen Konsequenzen derselben bei protestantisch-konservativen Parteien in den Niederlanden und dem Deutschen Reich zwischen 1871 und 1929
INHALT: keine Angaben ZEITRAUM: 1871-1929 GEOGRAPHISCHER RAUM: Niederlande,
Deutsches Reich
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Bochum, Promotionskolleg Ost-West (44780 Bochum)
[64-L] Kaase, Max; Frank, Sybille; Mochmann, Ekkehard:
Nach der Katastrophe - Anmerkungen zur Entwicklung des westdeutschen Parteiensystems
in den fünfziger Jahren, in: André Kaiser, Thomas Zittel (Hrsg.): Demokratietheorie und Demokratieentwicklung : Festschrift für Peter Graf Kielmansegg, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.,
2004, S. 265-278, ISBN: 3-531-14118-X (Standort: UB Bonn(5)-2004/4498)
INHALT: Der Beitrag untersucht die Frage, ob und wie sich in den 1950er Jahren die Einstellungen der Bundesbürger zu einem zentralen Element pluralistischer demokratischer Politik, dem
Parteiensystem, entwickelt haben. Die Ausführungen basieren insbesondere auf zwei Allensbach-Studien von 1952 bzw. 1957, die sich mit der Frage nach der Präferenz für ein Ein- oder
Mehrparteiensystem befassen. Ferner werden Umfrageergebnisse zu den Einstellungen der
Deutschen gegenüber den politischen Systemen der Vergangenheit sowie einer neuen nationalsozialistischen Partei präsentiert. Die Umfrageergebnisse zeigen eine klare Beziehung
zwischen politischem Vertrauen und der Bevorzugung eines Mehrparteiensystems, auch
wenn ein deutlich stärkerer Effekt politischer Informiertheit erkennbar wird. Die Analyse
vermittelt aber auch die Botschaft, dass die Bürger Zeit benötigen, um sich an eine neue politische Ordnung zu gewöhnen. (ICG2)
[65-F] Kohr, Jürgen, Dipl.-Theol. M.A. (Bearbeitung):
"Das Eine, was not tut" - politische Auseinandersetzungen im deutschen Judentum der
Weimarer Republik
INHALT: Das Dissertationsprojekt versucht die Diskussionen innerhalb des deutschen Judentums
der Weimarer Republik unter der Perspektive des Politischen einzuholen. Die unter dem Einfluss der Aufklärung, des Antisemitismus und des Zionismus aufgebrochenen inneren ideologischen Auseinandersetzungen werden im Hinblick auf ihre politische Bedeutung analysiert.
Der Untersuchungszeitraum ist dabei mit Bedacht gewählt: Zum einen lebten im damaligen
Deutschland mehrere der herausragendsten jüdischen Denker ihrer Zeit, zum anderen erfuhren die genannten Einflüsse Aufklärung, Antisemitismus und Zionismus in der Weimarer Zeit
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eine immer stärkere Zuspitzung. Unter dem Druck der äußeren Verhältnisse traten auch die
ideologischen Positionen stärker hervor. Den Nachweis zu führen, dass es sich dabei um explizit oder implizit politische Positionen handelt, wird ein Ziel der Arbeit sein. Weiter wird zu
zeigen sein, dass sich aus den politischen Ideen konkrete politische Handlungspräfigurationen
ergaben. Damit wird der Zusammenhang von politischem Denken und politischer Praxis freigelegt. Dies soll anhand ausgewählter und exponierter Vertreter verschiedener Positionen geschehen (Leo Baeck, Isaac Breuer, Martin Buber, Franz Rosenzweig, Leo Strauss). Die Arbeit kann dabei nicht nur zu einem vertieften Verständnis des deutschen Judentums vor der
Katastrophe des Holocaust beitragen, sondern auch für die gegenwärtigen ideologischen Auseinandersetzungen in Israel lehrreich sein, denn viele der heute vertretenen Positionen stehen
in direkter Nachfolge ihrer historischen Vorgänger in der Zeit vor der Staatsgründung. GEOGRAPHISCHER RAUM: Weimarer Republik
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät 01, Institut für Politische Wissenschaft Lehrstuhl für Politische Wissenschaft II (Kochstr. 4, 7, 91054 Erlangen)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 09131-85-29239, Fax: 09131-85-22371,
e-mail: [email protected])
[66-L] Kössler, Till:
Abschied von der Revolution: Kommunisten und Gesellschaft in Westdeutschland 19451968, (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 143), Düsseldorf: Droste 2005, 499 S., ISBN: 3-7700-5263-3 (Standort: Techn. HSB Aachen(82)-Za2828143)
INHALT: Die vorliegende Arbeit untersucht den Wandel der kommunistischen Bewegung zwischen 1945 und 1968 vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Transformation vom Nationalsozialismus zur gegenwärtigen Bundesrepublik. Der Prozess der Demokratisierung und
inneren Stabilisierung der Bundesrepublik wird dabei auf der bisher vernachlässigten lokalen
und regionalen Ebene rekonstruiert, wobei zum einen nach der inneren Entwicklung der
kommunistischen Bewegung und zum anderen nach der Bedeutung der Kommunisten im
Prozess der inneren Konsolidierung der Bundesrepublik gefragt wird. Der Arbeit liegt die
Überlegung zugrunde, dass eine Untersuchung der westdeutschen Kommunisten, die für einen radikalen politisch-moralischen Gegenentwurf zur bundesrepublikanischen Ordnung
standen und dazu als innenpolitische Stellvertreter der SED im Westen agierten, ein besonderes Schlaglicht auf den Gesellschaftswandel nach 1945 zu werfen vermag. Die Geschichte des
Kommunismus in Westdeutschland wird als Teil einer umfassenderen Gesellschaftsgeschichte des Kalten Krieges und seiner Folgen - insbesondere für die Industriearbeiterschaft des
Ruhrgebiets - neu geschrieben: Welche Bedeutung hatte die weltpolitische Auseinandersetzung vor Ort? Lässt sich eine Übereinstimmung zwischen dem globalen Verlauf des Kalten
Krieges und seiner lokalen Ausprägung feststellen, oder sind eher gegenläufige Entwicklungen zu beobachten? Ver- oder entschärften lokale Faktoren die Auswirkungen der globalen
Konflikte? Ein wesentliches Ergebnis der Arbeit ist, dass zumeist verdeckte Prozesse durch
eine polarisierende Rhetorik zur Entradikalisierung und allmählichen Integration eines Großteils der Kommunisten in die politische Ordnung der Bundesrepublik beitrugen. (ICI2)
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[67-L] Kriechbaumer, Robert:
Die Ära Kreisky: Österreich 1970-1983, (Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für politischhistorische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg, 22), Wien: Böhlau 2004, 568
S., ISBN: 3-205-77262-8
INHALT: In den 70er- und frühen 80er-Jahren fand ein tief greifender Modernisierungsprozess in
Österreich statt, der u. a. durch eine Ausweitung der sozialstaatlichen Absicherung, die Herausbildung neuer Mittelschichten sowie geänderte Werte und Moralvorstellungen gekennzeichnet war. Die politische Integrationsfigur dieser Zeit war der SPÖ-Politiker Bruno Kreisky, der die Partei mit einem liberalen Reformprogramm aus ihrer vorherigen Erstarrung herausführte und neue Wählergruppen erschloss. Unter Kreisky entwickelte sich die SPÖ, so der
Autor, zu einer der erfolgreichsten sozialdemokratischen Parteien Westeuropas; der Bundeskanzler und Parteivorsitzende selbst galt als 'politische(r) Über-Vater' (VI) Österreichs. Im
ersten Teil seiner Studie gibt Kriechbaumer einen ausführlichen Überblick über die zentralen
politischen Themen sowie Entscheidungen dieser Jahre. Anschließend wird Kreisky aus der
Perspektive seiner politischen Gegner porträtiert. Dazu hat Kriechbaumer Politiker interviewt,
die damals zu den Oppositionsparteien gehörten. (ZPol, VS)
[68-L] Krumm, Thomas:
Politische Vergemeinschaftung durch symbolische Politik: die Formierung der rot-grünen
Zusammenarbeit in Hessen von 1983 bis 1991, (DUV : Sozialwissenschaft), Wiesbaden: Dt.
Univ.-Verl. 2004, IX, 287 S., ISBN: 3-8244-4601-4 (Standort: UB Bonn(5)-2005-2562)
INHALT: Die Untersuchung basiert auf Ansätzen der objektiven Hermeneutik, der Systemtheorie
und der Koalitionstheorie. Der Verfasser skizziert zunächst die Ausgangslage und die Konstellation des hessischen Parteiensystems in den Umbruchjahren 1982/83. Dabei steht das
symbolische Kapital der Parteien als Ressource aktueller Strategieentscheidungen über Kooperation oder Konfrontation mit den politischen Konkurrenten im Mittelpunkt. Es schließen
sich drei Fallstudien an, die jeweils Unterfälle der Transformation rot-grüner Zusammenarbeit
im Bundesland Hessen behandeln. Die erste Fallstudien behandelt den Abschluss der Tolerierungsvereinbarung von SPD und Grünen im Juni 1984 unter der Fragestellung, ob hier von
der gelungenen Bewältigung einer Identitätskrise als Beginn einer gemeinsamen Regierungspraxis gesprochen werden kann. Die zweite Fallstudie befasst sich mit dem Koalitionsbruch
im Februar 1987. Einen Kontrast zum Scheitern der ersten rot-grünen Koalition bietet die
dritte Fallstudie, die die Neuauflage der rot-grünen Koalition nach vier Jahren gemeinsamer
Opposition im März 1991 behandelt. Die Untersuchung schließt mit theoretischen Folgerungen für die politische Vergemeinschaftung von Rot-Grün und Überlegungen zur Erschließung
politischer Vergemeinschaftungen durch symbolische Politik. (ICE2)
[69-L] Lemke, Matthias:
Que faire?: la social-démocratie allemande à l'épreuve des totalitarismes, Paris 2003, 130 S.
(Standort: FES Bonn(Bo133)-C03-01889; Graue Literatur)
INHALT: Der Autor reflektiert die Entwicklungen und Strukturen des demokratischen Sozialismus in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In seiner hermeneutischen Annäherung
an das politische Denken und die politischen Ideen zum Verhältnis von Sozialismus und De-
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mokratie untersucht er vor allem drei Theorieansätze: den reformistischen Revisionismus bei
Eduard Bernstein, die politische Theorie der Revolution von Rosa Luxemburg und den AntiLeninismus bei Karl Kautsky. Er arbeitet im Rahmen einer Diskursanalyse die zentralen Argumentationslinien sowie die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der politischen Theoretiker
heraus und erörtert ihre verschiedenen Positionen zum Totalitarismus. Er beleuchtet ferner
die historische Entwicklung der deutschen Sozialdemokratie im Spannungsfeld zwischen Liberalismus und Kommunismus und diskutiert die Frage, ob diese im Sinne eines "AntiTotalitarismus" verstanden werden kann. Bei seinen Überlegungen unterscheidet er jeweils
zwischen den analytischen Ebenen einer defensiven und einer konstruktivistischen Theorie
der Politik. (ICI)
[70-L] Lindenberger, Thomas:
"Asoziale Lebensweise": Herrschaftslegitimation, Sozialdisziplinierung und die Konstruktion eines "negativen Milieus" in der SED-Diktatur, in: Geschichte und Gesellschaft : Zeitschrift
für Historische Sozialwissenschaft, Jg. 31/2005, H. 2, S. 227-254 (Standort: UuStB Köln(38)Einzelsignatur; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Dieser Beitrag analysiert die Funktion des Begriffs der "asozialen Lebensweise" für die
staatsozialistische Herrschaft in der DDR. Die "Asozialen" in der Aufbaugesellschaft der
fünfziger Jahre werden vorgestellt. Es wird gezeigt, wie das DDR-Strafrecht die "Asozialen"
als Fremde im Inneren der DDR darstellte und wie das Strafrecht in der Praxis als Strafpolitik
umgesetzt wurde. Der Autor versucht die Frage zu klären, ob das "negative Milieu" der "Asozialen" eine Art "underclass" im Staatssozialismus bildete. Der Begriff "asozial" erscheint als
Stigma, dessen rassistischen und stalinistischen Kontinuitäten nicht von der Hand zu weisen
sind. Der Verfasser resümiert: "Wer aus verschuldetem Unvermögen oder gar freiwillig, aus
Abneigung, dauerhaft in Distanz zu den "Vorzügen" sozialistischen Arbeitens, Lernens und
Lebens verharrte, stand mit einem halben Bein im Lager des Klassengegners und mit einem
ganzen bereits im Gefängnis." (ICB)
[71-L] Madaràsz, Jeannette Z.:
Conflict and compromise in East Germany, 1971-1989: a precarious stability, Houndsmill:
Palgrave 2003, XVI, 276 S., ISBN: 1-403-91568-7 (Standort: UuStB Köln(38)-30A5456)
INHALT: Das Buch untersucht die soziale Lage, die politischen Präferenzen und Positionen und
ihre institutionellen Verfestigungen in Bürgerbewegungen bzw. Protestgruppen von vier
Gruppierungen (Schriftsteller, Frauen, Jugendliche und Christen) im "real existierenden Sozialismus" der DDR zwischen 1971 und der Wende 1989. Der Autor rekonstruiert die politische Kultur bzw. den Umgang des SED-Regimes mit diesen "außerparlamentarischen" oppositionellen Bewegungen. Bei aller Repression und bei allen politischen Restriktionen gelang
es der DDR-Führung, "Protest" und einen moderaten zivilen Widerstand durch eine Politik
der wechselseitigen Kompromisse zu befrieden bzw. in den "Aufbau der sozialistischen Gesellschaft" des Arbeiter- und Bauernstaats einzubinden. Erst ab 1987 erodierte die Stabilität
des politischen Regimes zusehends. Ein Schwerpunkt der Analyse sind die politischen Differenzen zwischen Walter Ulbricht und Erich Honecker zum Umgang mit den chronischen
Schwierigkeiten der Planwirtschaft und den Versuchen des zentralisierten sozialistischen
Staats, die Gesellschaft im Rahmen des Marxismus-Leninismus zu modernisieren. Das Sys-
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tem scheiterte am Alleinvertretungsanspruch einer alle Lebensbereiche regulierenden Einheitspartei. Sie war letztendlich den Problemen einer modernen funktional differenzierten Gesellschaften nicht mehr gewachsen. (ICA)
[72-F] Metzler, Gabriele, PD Dr. (Bearbeitung):
Konzeptionen politischen Handelns von Adenauer bis Brandt. Politische Planung in der
pluralistische Gesellschaft
INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Tübingen, Fak. für Philosophie und Geschichte, Seminar für Zeitgeschichte (Wilhelmstr. 36, 72074 Tübingen)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 07071-297-6109, e-mail: [email protected])
[73-F] Metzler, Gabriele, PD Dr. (Bearbeitung):
Regieren im 20. Jahrhundert
INHALT: keine Angaben ZEITRAUM: 20. Jahrhundert
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Tübingen, Fak. für Philosophie und Geschichte, Seminar für Zeitgeschichte (Wilhelmstr. 36, 72074 Tübingen)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 07071-297-6109, e-mail: [email protected])
[74-L] Metzler, Gabriele:
Konzeptionen politischen Handelns von Adenauer bis Brandt: politische Planung in der
pluralistischen Gesellschaft, Paderborn: Schöningh 2005, 478 S., ISBN: 3-506-71737-5 (Standort: UuStB Köln(38)-32A2143)
INHALT: "Politische Planung als Handlungsstrategie kennzeichnete den modernen Interventionsstaat seit dem Durchbruch zur 'Hochmoderne' gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Dieser Staat
sah sich seither vor der Aufgabe, gesellschaftliche Integration zu fördern und soziale Sicherheit zu schaffen, während er mit wachsenden politischen Partizipationsansprüchen der Bürger
konfrontiert wurde. Die Bundesrepublik erlebte - wie die meisten vergleichbaren Industrieländer - in den 196oer Jahren eine regelrechte Planungseuphorie. Politische Planung galt als
Strategie modernen politischen Handelns, die alle relevanten Felder staatlicher Tätigkeit erfasste. Ihren Höhepunkt erreichte der Planungswille unter der sozialliberalen Regierung Willy
Brandts (1969-1974), als die umfassendsten und ehrgeizigsten Reformen der Nachkriegszeit
in die Wege geleitet wurden. Die Autorin untersucht die Entwicklung der Planungsdiskussionen vor dem Hintergrund des tiefgreifenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels,
der sich seit den 195oer Jahren vollzog. Dessen zeitgenössische Deutungen, besonders durch
die Sozialwissenschaften, flossen in einen politischen Reformdiskurs ein, den auch eine sich
herausbildende kritische Öffentlichkeit prägte. Die zunehmende Einbindung von (wissenschaftlichen) Experten in den politischen Prozess wird ebenso analysiert wie die Veränderungen im politischen System der 196oer Jahre, in denen sich das Denken über Politik und Staat
grundlegend wandelte. Damit markierten jene Jahre das Ende einer Epoche; ihr folgte ein
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Umbruch, auf den viele mit der Diagnose der 'Unregierbarkeit' des Landes reagierten. Tatsächlich scheiterten viele der Planungsvorhaben der Regierung Brandt, wie generell der
Glaube an die Möglichkeiten umfassender Planung sich erschöpfte. Die Studie analysiert die
vielfältigen Ursachen für diesen Umschwung und diskutiert damit auch die unmittelbare Vorgeschichte der gegenwärtigen Probleme politischen Handelns." (Autorenreferat)
[75-L] Möller, Frank (Hrsg.):
Charismatische Führer der deutschen Nation, München: Oldenbourg 2004, 281 S., ISBN: 3486-56717-9
INHALT: Der Genitiv im Titel bringt den wechselseitigen Prozess zum Ausdruck, 'in dem sich
auf der einen Seite die Gesellschaft auch in der Verständigung über ihre politischen Führer
zur Nation formt, und auf der anderen Seite der Politiker seine Herrschaft über die Unterstützung dieser Nation legitimiert' (3). Die Einleitung des Herausgebers reflektiert den Begriff
des charismatischen Führers im Rückgriff auf Max Weber. Sie vermeidet einerseits ein einseitiges Verständnis des Charismas als Herrschaftstechnik, indem sie die konstitutive Rolle
des Vertrauens betont - der charismatische Politiker erweist sich eher als Projektion des Verehrungswürdigen aus gesellschaftlichen Bedürfnissen heraus. Sie unterstreicht andererseits
den idealtypischen Charakter dieser Legitimationsform, sodass nicht nur Hitler, sondern auch
durch Wahl legitimierte Demokraten wie Adenauer, Brandt und Kohl behandelt werden. Des
Weiteren werden Napoleon, von Gagern, Bismarck, Wilhelm II., von Hindenburg und Ulbricht dargestellt. Dem bruchstückhaften Vergleich der Einleitung zufolge besteht keine verbindende Kontinuität zwischen den behandelten Politikern. Aus dem Inhaltsverzeichnis: Andreas Schulz: Der 'deutsche' Napoleon - charismatische Vorbild der Nationalbewegung? (1941); Frank Möller: Heinrich von Gagern Carisma und Charakter (43-61); Christian Jansen:
Otto von Bismarck: Modernität und Repression, Gewaltsamkeit und List. Ein absolutistischer
Staatsdiener im Zeitalter der Massenpolitik (63-83); Ulrich Sieg: Wilhelm II. - ein 'leutseliger
Charismatiker' (85-108); Wolfram Pyta: Paul von Hindenburg als charismatischer Führer der
deutschen Nation (109-147); Dirk van Laak: Adolf Hitler (149-169); Edgar Wolfrum: Konrad
Adenauer: Politik und Vertrauen (171-191); Rainer Gries: Walter Ulbricht - das sind wir alle!
Inszenierungsstrategien einer charismatischen Kommunikation (193-218); Wolther von Kieseritzky: 'Wie eine Art Pfingsten ...' Willy Brandt und die Bewährungsprobe der zweiten
deutschen Republik (219-258); Dieter Hein: Helmut Kohl. Ein charismatischer Führer der
deutschen Nation? (259-281). (ZPol, VS)
[76-L] Pietzsch, Henning:
Opposition und Widerstand: Geschichte der kirchlichen Jugendarbeit 'Offene Arbeit' Jena
1970-1989, Berlin 2004, 408 S. (Graue Literatur; URL: http://edocs.tu-berlin.de/diss/2004/pietzsch_henning.pdf; http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=972217886&dok_var=d1&dok_ext=
pdf&filename=972217886.pdf)
INHALT: Pietzsch erzählt die Geschichte der kirchlichen 'Jungen Gemeinde Stadtmitte Jena', berichtet über ihre Akteure und über ihre Kontakte zur Jenaer Kulturopposition. Das Besondere
an dieser Einzelfallstudie ist die Biografie des Autors - er engagierte sich bis zu seiner Ausreise 1988 zehn Jahre lang aktiv in dieser Gemeinde. Pietzsch beginnt die chronologische
Schilderung - gestützt u. a. auf Zeitzeugeninterviews - in den Siebzigerjahren und verknüpft
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diese mit überregionalen Ereignissen und den Reaktionen des SED-Regimes auf Oppositionelle. So kommt er trotz der thematischen Begrenzung auf Jena zu Aussagen, die sich für die
DDR durchaus verallgemeinern lassen. Ein Schwerpunkt seiner Darstellung sind zudem die
Maßnahmen des Ministeriums für Staatssicherheit, das in den Siebzigerjahren allein auf den
Jenaer 'Arbeitskreis Literatur' um den Schriftsteller Lutz Rathenow 39 Inoffizielle Mitarbeiter
angesetzt hatte. Einige Lebensläufe und mutmaßliche Motive der Inoffiziellen Mitarbeiter,
die die Junge Gemeinde bespitzelten, zitiert Pietzsch etwas ausführlicher aus den Akten auch in diesen Lebensgeschichten vermittelt sich ein Teil der DDR-Diktatur. Die Versuche,
die oppositionelle Arbeit der Jungen Gemeinde zu behindern, hätten diese - ebenso wie die
politischen Auseinandersetzungen mit den kirchlichen Amtsträgern - allerdings erst 'zu einem
zentralen Ort für Opposition und Widerstand' (149) gemacht, so Pietzsch. Im umfangreichen
Anhang dieser Studie finden sich Jenaer Presseartikel aus den Jahren 1982 bis 1989, Spitzelberichte der Inoffiziellen Mitarbeiter sowie Dokumente so genannter 'Operativer Vorgänge'
des Ministeriums für Staatssicherheit. (ZPol, VS)
[77-L] Plener, Ulla:
Der feindliche Bruder: Kurt Schumacher: Intentionen - Politik - Ergebnisse 1921 bis 1952 ;
zum Verhältnis von Sozialdemokraten und anderen Linken aus historischer und aktueller
Sicht, (Forschungen Arbeiterbewegung), Berlin: Ed. Bodoni 2003, 272 S., ISBN: 3-929390-66-3
(Standort: ULB Münster Zweigbibl. Sozialwiss.(6A)-MG15040/480)
INHALT: "Kurt Schumacher: der charismatische, vom grundsätzlichen Antikommunismus getriebene Führer der SPD in den Jahren 1945-1952... Wo lagen die Quellen seiner abgrundtiefen Feindschaft gegenüber der Sowjetunion und den 'Russen'? Warum bekämpfte er so vehement die KPD und die SED, die doch wie die SPD zur sozialistisch orientierten Arbeiterbewegung des 20. Jahrhunderts gehörten? War sein 'fast hysterischer' Antikommunismus wirklich produktiv für die von ihm wie von Hunderttausenden in der Arbeiterbewegung seiner
Zeit verfochtenen Anliegen, Deutschland vom Naziunrat zu reinigen, als eine sozialökonomisch fundierte Demokratie neu zu gestalten und seine staatliche Einheit zu erhalten?
Waren die von ihm - wie von der SED - geschürften neuen Gräben in der Arbeiterbewegung
wirklich zukunftsträchtig für das auf beiden Seiten angestrebte Ziel einer humanen, friedlichen, demokratischen und sozial gerechten Gesellschaft? Und: Soll man in der SPD heute
wirklich 'von Kurt Schumacher immer noch lernen, dass der Kampf nach zwei Seiten geführt
werden muss' - also auch gegen links?" (Autorenreferat)
[78-F] Remy, Dietmar, Dr.; Gebauer, Ronald, Dipl.-Soz.; Salheiser, Axel, M.A. (Bearbeitung);
Best, Heinrich, Prof.Dr. (Leitung):
Führungsgruppen und gesellschaftliche Differenzierungsprozesse in der DDR (Teilprojekt
A1)
INHALT: Planwirtschaften müssen aufgrund fehlender Marktregulative einen großen Teil ihrer
Steuerungsprozesse über die Auswahl, Instruktion und Kontrolle von Leitungspersonal abwickeln, das dabei systematisch widersprüchlichen Anforderungen von Konformität und Professionalität ausgesetzt ist. Zentrale Dimensionen gesellschaftlicher Differenzierung in der DDR
und der modus operandi der in ihr etablierten Machtorganisation können daher über die sozialstrukturelle Analyse leitender Kader erschlossen werden. Datengrundlage des Projekts ist
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eine für Forschungszwecke aufbereitete und erweiterte Version des Zentralen Kaderdatenspeichers des Ministerrates der DDR. Dieses kaderpolitische Kontroll- und Steuerungsinstrument enthält in seinen Jahresdateien für ca. 698.000 Personen u.a. reichhaltige Angaben
zur Qualifikation, Berufsbiographie, sozialen Herkunft, Mitgliedschaft in Parteien und Massenorganisationen. Dieser Speicher wurde um entsprechende Angaben aus dem Bereich der
Sicherheit (NVA), der Bildung (Lehrer) und der Partei (1. und 2. SED-Bezirks- und Kreissekretäre) erweitert. Es fanden Zusatzerhebungen anhand von Kaderkarteikarten der NVAOffiziere (Stichprobe: 1.000 Personen) und durch Archivrecherchen und Experteninterviews
statt (466 SED-Funktionäre). Auf dieser Basis werden zunächst Ungleichheitsstrukturen identifiziert und mit den Zieldefinitionen des DDR-Regimes verglichen. Im sektoralen Vergleich
sollen sodann Ausmaß und Art funktionaler Ausdifferenzierung bzw. politisch vermittelter
Integration eruiert werden (Mobilitätsanalysen, Untersuchung politisch-organisatorischer
Einbindungen, symbolischer Gratifikationen und der Karriereverlaufsmuster). Schließlich sollen typische Opportunitätsstrukturen und deren Veränderung sowie das zugehörige restringierende bzw. förderliche institutionelle Setting rekonstruiert werden. ZEITRAUM: 1960-1989
GEOGRAPHISCHER RAUM: DDR
METHODE: Die verschiedenen "Jahresscheiben" der Datensätze des Zentralen Kaderdatenspeichers, die sich im Hinblick auf die in ihnen enthaltenen Personen teilweise überschneiden,
wurden zu einer "Masterdatei" zusammengefügt, die das gesamte Datenmaterial redundanzfrei und fehlerbereinigt enthält. Darüber hinaus werden die Daten für statistische Längsschnittanalysen aufbereitet, die im weiteren Projektverlauf durchgeführt werden sollen (Bildung von Episodendaten und Vorbereitung von Verfahren des Episodensplittings). Mit Hilfe
ereignisanalytischer Verfahren sollen Biographieverläufe in ihrem soziostrukturellen Kontext
vor dem Hintergrund verschiedener historischer Entwicklungsphasen der DDR und unterschiedlicher Generationszusammenhänge nachgezeichnet werden. In diesem Zusammenhang
stellt sich z.B. die Frage, inwieweit zeitabhängige Effekte (von Alter, Kohortenzugehörigkeit
und historischen Perioden) mit entsprechenden Effekten vergleichbar sind, wie sie für westliche Gesellschaften berichtet werden. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt
DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen. Qualitatives Interview (Stichprobe: 20; Mitarbeiter Kaderverwaltung, EDV-Personal, Ministerrat; Auswahlverfahren: willkürlich). Sekundäranalyse von Individualdaten (Stichprobe: ca. 698.000; Führungsgruppen der DDR in den
1980er Jahre; Auswahlverfahren: total). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Best, H.: Cadres into managers: structural changes of East German
economic elites before and after reunification. in: Best, H.; Michael H. (Hrsg.): Manager und
Unternehmer im DDR-Sozialismus. Historical Social Research, Jg. 30, 2005, H. 112 (Sonderh. 2), S. 6-24.+++Best, H.; Gebauer, R. (Hrsg.): (Dys)funktionale Differenzierung? Rekrutierungsmuster und Karriereverläufe der DDR-Funktionseliten. SFB-580-Mitteilungen, H. 3.
Jena/ Halle 2002.+++Best, H.; Hornbostel, S. (Hrsg.): Die DDR-Funktionselite. Empirische
Befunde und wissenschaftliche Kontroversen. Historical Social Research (HSR), Jg. 28,
2003, H. 103/104 (Sonderh. 1/2).+++Best, H.; Hofmann, M. (Hrsg.): Manager und Unternehmer im DDR-Sozialismus. Historical Social Research, Jg. 30, 2005, H. 112 (Sonderh. 2).
+++Hornbostel, S.: Die geplante Elite - erste Ergebnisse aus der Analyse der Kaderdatenspeicher des Ministerrates. in: Potsdamer Bulletin für Zeithistorische Studien, 1997, Nr. 10, S. 5569.+++Ders.: Die besten Vertreter der Arbeiterklasse. Kaderpolitik und gesellschaftliche Differenzierungsmuster im Spiegel des zentralen Kaderdatenspeichers des Ministerrates der
DDR. in: Ders. (Hrsg.): Sozialistische Eliten. Horizontale und vertikale Differenzierungsmuster in der DDR. Opladen 1999, S. 177-210.+++Ders.: Spätsozialismus, Legitimierung und
Stabilität. in: Boyer, C.; Skyba, P. (Hrsg.): Repression und Wohlstandsversprechen. Zur Sta-
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bilisierung von Parteiherrschaft in der DDR und der CSSR. Berichte und Studien/ HannahAhrendt-Institut, Nr. 20. Dresden 1999, S. 13-28.+++Ders.: Von Überlebenden, Kolonisten
und Newcomern: neue und alte Eliten in Ostdeutschland. in: Die neuen Eliten. Kursbuch, H.
39. Berlin: Rowohlt 2000, S. 123-136.+++Ders.: Der Gütestempel - Auszeichnungen in der
DDR. in: Best, H.; Mestrup, H. (Hrsg.): Die Ersten und Zweiten Sekretäre der SED. Machtstrukturen und Herrschaftspraxis in den thüringischen Bezirken der DDR. Weimar/ Jena
2003, S. 508-528.+++Best, Heinrich: La structure du pouvoir en Allemagne de l'Est: déroulement et résultats d'une double expérience sure le terrain. in: Sfez, Lucien (Hrsg.): Conférences de l'École doctorale de Science politique(2001-2003). Paris: Publications de la Sorbonne
2004, S. 89-113.+++Ders.: Cadres into managers: structural changes of East German economic elites before and after reunification. in: Lengyel, György (eds.): Cohesion and division
of economic elites in Central and Eastern Europe. A volume of workshop proceedings, Budapest, 4-5 September, 2004, Corvinus University of Budapest, S. 9-24.+++Rathje, U.; Remy,
D.: Der Zentrale Kaderdatenspeicher des Ministerrates der DDR. Zur Erschließung und Rekonstruktion einer bedeutenden zeithistorischen Quelle durch das Bundesarchiv und die Universität Jena. in: Mitteilungen aus dem Bundesarchiv, Jg. 12, 2004, H. 1, S. 14-25.
+++Remay, D.: Kaderauswahl und Karrierekriterien beim Kombinat VEB Carl Zeiss Jena in
der Ära Biermann. in: Best, H.; Hofmann, M. (Hrsg.): Manager und Unternehmer im DDRSozialismus. Historical Social Research, Jg. 30, 2005, H. 112 (Sonderh. 2), S. 50-72.
+++Salheiser, A.: "Du und deine Elite!" Leitungskader im Elektroniksektor der DDRIndustrie zwischen fachlicher Qualifikation und politischer Loyalität. in: Best, H.; Hornbostel, S. (Hrsg.): Funktionseliten der DDR: theoretische Kontroversen und empirische Befunde. Historical Social Research, Jg. 28, 2003, H. 103/104 (Sonderh. 1/2), S. 187-215.
+++Salheiser, A.: Die ökonomische Elite der DDR im Datenbestand des Teilprojekts A1 des
SFB 580: Leitungspersonal der volkseigenen Industrie im Zentralen Kaderdatenspeicher. in:
Best, H.; Hofmann, M. (Hrsg.): Manager und Unternehmer im DDR-Sozialismus. Historical
Social Research, Jg. 30, 2005, H. 112 (Sonderh. 2), S. 73-95.
ART: gefördert BEGINN: 2001-07 ENDE: 2008-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Jena, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, SFB 580 Gesellschaftliche Entwicklungen nach dem Systemumbruch - Diskontinuität, Tradition und
Strukturbildung (Carl-Zeiss-Str. 2, 07743 Jena); Universität Jena, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Methoden der empirischen Sozialforschung und Strukturanalyse moderner Gesellschaften (07737 Jena)
KONTAKT: Best, Heinrich (Prof.Dr. e-mail: [email protected]); Lehrstuhlsekretariat
(Tel. 03641-945540)
[79-L] Rupieper, Hermann-Josef (Hrsg.):
'"... und das Wichtigste ist doch die Einheit.': der 17. Juni 1953 in den Bezirken Halle und
Magdeburg, (Forschungen zur Neuesten Geschichte, 1), Münster: Lit Verl. 2003, 442 S., ISBN:
3-8258-6775-7
INHALT: Die Ereignisse am 17. Juni 1953 in dem für die DDR-Wirtschaft wichtigen mitteldeutschen Industrierevier mit den Regionen Halle/Merseburg, Bitterfeld/Wolfen und Magdeburg
stehen im Zentrum des Bandes. Einen Schwerpunkt des Aufstandes bildeten die Großbetriebe
der chemischen Industrie und des Schwermaschinenbaus. In Fallstudien zu den Institutionen
und Betrieben untersuchen die Autorinnen und Autoren auch die Vorkommnisse und die
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Streikaktionen der Arbeiter in Leuna und Buna, im Mansfelder Bergbaurevier sowie den
ländlichen Protest in Jessen oder die Aktionen der Studenten in Halle. Aber auch Einzelschicksale werden berücksichtigt, wie etwa der Kampf des MfS gegen einen Hallenser Pfarrer. Aus dem Inhaltsverzeichnis: I. Lokalstudien: Alexander Sperk: Der 'verhinderte' Aufstand
- 17. Juni 1953 in Köthen (30-58); Daniel Bohse: 'Arbeiter, laßt euch auf keinen Kuhhandel
ein! Sie lügen immer noch. Sie meinen es nicht ehrlich!' Der 17. Juni 1953 im Bergbau- und
Industrierevier Mansfeld-Sangerhausen (59-105); Wilfried Lübeck: Der 17. Juni 1953 in
Magdeburg. 'Wenn die Freunde nicht da gewesen wären, wäre es zu einer Niederlage gekommen.' (106-139); Katja Seybold: Ländlicher Protest - Der 17. Juni 1953 in Jessen und
Umgebung (140-161); Stefan Förster: Der 17. Juni 1953 in Stadt und Landkreis Quedlinburg
(162-185); Olaf Freier: Spontanes Aufbegehren, Machtverlust und Besatzergewalt - Der 17.
Juni 1953 in Bitterfeld (186-216); II. Institutionen und Betriebe: Hans-Peter Löhn: 'An den
Demonstrationen nehmen vorwiegend Studenten teil!' - Die Angehörigen der Martin-LutherUniversität während des -Volksaufstandes am 17. Juni 1953 (217-253); Hermann-J. Rupieper: Quellen zum 17. Juni 1953 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (254-279)
Friederike Sattler: 'Seht euch vor, ihr sitzt auf einem Vulkan!' Der 17. Juni 1953 in den Leuna- und den Bunawerken (280-330); Ralf Schade: Der 17. Juni 1953 in den Leuna-Werken
(331-349); III. Einzelschicksale: Andre Gursky: Erna Dorn: 'KZ-Kommandeuse' und 'Rädelsführerin' von Halle - Rekonstruktion einer Legende (350-380); Ulrich Schröter: Der Kampf
des MfS gegen die Hallenser Studentengemeinde 1953 und ihren Pfarrer Johannes Hamel
(381-402); Thomas Linßner: Horst Fahlberg fotografierte am 17. Juni 1953 in Schönebeck
(403-406); IV. Zeitzeugenberichte: Achim Beyer (407-412); Herbert Priew (413-416); Wolfgang Stiehl (417-423). (ZPol, VS)
[80-F] Scheiper, Stephan, M.A. (Bearbeitung):
Politik und Attentat. Der staatliche Umgang mit politischer Gewalt in Weimar und Bonn
1921-1977
INHALT: Die Dissertation beschäftigt sich mit den staatlichen Reaktionen auf politisch motivierte Attentate in Deutschland in den 70er Jahren. Wie sich staatliches Handeln und "Regieren"
in den 70er Jahren während der Auseinandersetzung verändert und in welchem Verhältnis
dies zu den politischen und gesellschaftlichen Veränderungen des 20.Jahrhunderts steht, ist
die zentrale Frage. Dies soll insbesondere über einen Vergleich mit ähnlich gelagerten Phänomenen in der Weimarer Republik zu klären sein aber zeitlich und territorial darüber hinaus
blicken. Im Rahmen der Arbeit fragt der Bearbeiter zunächst danach, welche Bedeutung die
Auseinandersetzung mit dem Terrorismus für das konkrete Regieren in den 70er Jahren hatte.
Die Debatten in Politik und Öffentlichkeit waren starken Polarisierungen unterzogen. Der Bereich der "Inneren Sicherheit" wurde offensichtlich zu einem bestimmenden Handlungsparadigma des Staates. Die Funktion der "Inneren Sicherheit" gilt es in einen breiteren Sicherheitskontext einzuarbeiten und in den weiteren legislativen und exekutiven Handlungsrahmen
einzuflechten. Wichtig ist daher die Funktion des Rechts für die politischen Instanzen; inwiefern das Recht als staatliches Steuerungsmittel verstanden und genutzt wurde und die Funktion gesellschaftlicher Integration übernahm. Beispielsweise kam in diesem Zusammenhang
der Novellierung des Strafrechts eine besondere Bedeutung zu, was einerseits die Schaffung
neuer Straftatbestände, wie dem Republikschutzgesetz in der Weimarer Republik und den
Gesetzen zur Bekämpfung terroristischer Vereinigungen (Paragraf 129a StGB) in der Bundesrepublik verdeutlichen. Zeitgleich wurde seit den ausgehenden 60er Jahren eine grundsätz-
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liche Reform des Strafrechts zum Abschluss geführt, die in ihren Wurzeln die Rechtswissenschaft und Politik seit fast einem Jahrhundert beschäftigt hatten. Die Diskussionen im Sonderausschuss für die Strafrechtsreform des 6. Deutschen Bundestages, vor allem aber der Jahre 1974- 976 zu den Änderungen des Straf-, Strafprozess- und Strafvollzugsrecht zeugen von
diesen Entwicklungen. Die Funktion des Rechts gewinnt im Gesamtzeitrahmen zudem doppelt an Bedeutung, indem nicht nur von einer intensiveren, d.h. expansiveren Verrechtlichung
ausgegangen werden kann, sondern in den 1970er Jahren mehr und mehr der Anspruch deutlich wird, säkulare Normen in das Recht einzuflechten, Werte in Gesetzesform zu gießen.
Diese Entwicklung ist aber nur Teil eines veritablen Bruchs im Verständnis dessen, was der
Staat als theoretisches Konstrukt seit den 70er Jahren zu leisten hat oder besser: noch zu leisten vermag. Für diesen Zeitraum sind weitere Fragen von elementarer Bedeutung: Verstehen
sich die politischen Eliten als Rahmen gebende Akteure für das gesellschaftliche Zusammenleben und wenn ja, in welcher Weise nehmen sie die Rückwirkungen dieses Handelns wahr
und verarbeiten es in einem reflektierten politischen Lernprozess? Ob die deutsche Politik
neben spezifischen Handlungsformen auch eine Erwartungshaltung aus der Gesellschaft geschaffen, die das Bild des Politikers als Akteur und besonders des Staates als übergeordnete
Instanz in der modernen Industriegesellschaft bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts erhalten hat, ist eine Frage, die in diesem Rahmen ebenfalls geklärt werden kann. Letztlich gilt es
zu ermitteln, in welcher Form sich Staatsverständnis und staatliches Handeln veränderten und
während der Auseinandersetzung mit terroristischen Phänomenen auch in Bezug auf Demokratisierung interprettiert und ausgestaltet wurden. ZEITRAUM: 1921-1977 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Deutsches Reich
ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Volkswagen
Stiftung
INSTITUTION: Universität Tübingen, Fak. für Philosophie und Geschichte, Seminar für Zeitgeschichte (Wilhelmstr. 36, 72074 Tübingen)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 07071-297-7332, e-mail: [email protected])
[81-L] Thomas, Sven:
Die informelle Koalition: Richard von Weizsäcker und die Berliner CDU-Regierung (19811983), (DUV : Sozialwissenschaft), Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl. 2005, VII, 122 S., ISBN: 3-82444614-6 (Standort: Hess. LB Wiesbaden(43)-05A1441)
INHALT: "Als Richard von Weizsäcker 1981 in Berlin eine Minderheitsregierung bildete, galt
die Stadt als nahezu unregierbar. Gleichwohl erwies sich der Minderheitssenat als politisch
handlungsfähiger und stabiler als die beiden vorhergehende Mehrheitsregierungen. Sven
Thomas zeigt in seiner empirischen Untersuchung, dass eines der Erfolgsgeheimnisse Richard
von Weizsäckers die informelle Koalition war, eine politische Allianz der regierenden CDU
mit einzelnen F.D.P.-Abgeordneten. Auf diese Weise mobilisierte der Weizsäcker-Senat parlamentarische Mehrheiten und sicherte gleichzeitig die Einbindung der Regierungsfraktion
und der tolerierenden Abgeordneten in die Arbeit des Senats. So entstand ein regierendes
Netzwerk, dem sowohl politische Entscheidungen des Senats als auch des Abgeordnetenhauses zugerechnet werden können. Dies widerspricht der Vorstellung einer strikten Gewaltenteilung zwischen Exekutive und Legislative, dürfte aber der politischen Praxis weitgehend entsprechen. Der Autor wertet erstmals Protokolle des Senats aus und stützt sich auf Interviews
mit Richard von Weizsäcker, Eberhard Diepgen, Horst Vetter und Norbert Kaczmarek. Seine
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Studie untermauert die These, dass Minderheitsregierungen auch in Deutschland politisch
leistungsfähig sein können." (Autorenreferat)
[82-L] Wenzke, Rüdiger (Hrsg.):
Staatsfeinde in Uniform?: widerständiges Verhalten und politische Verfolgung in der NVA,
(Militärgeschichte der DDR, Bd. 9), Berlin: LinksDruck Verl. 2005, XIV, 642 S., ISBN: 3-86153361-8 (Standort: FHB Merseburg(542)-Gesch15.06148(1)/1)
INHALT: "Gab es politisch motivierten Widerstand in den Streitkräften der DDR? Haben sich
Offiziere offen gegen die SED-Politik gewandt? Wie ging man in der NVA mit Systemgegnern, Waffendienstverweigerern und politischen Abweichlern um? Der vorliegende Band bietet auf der Grundlage umfangreicher Archivrecherchen erstmalig einen Überblick über Formen widerständigen und nonkonformistischen Verhaltens von Angehörigen des DDRMilitärs in der Zeit von 1949 bis 1990. Die Autoren zeigen, wie sich Menschen unter den besonderen Bedingungen von Befehl und Gehorsam der Allmacht der Partei und des Staates
entgegenstellten. Sie beschreiben zugleich die Reaktionen des militärischen Repressionsapparates und machen an zahlreichen Beispielen deutlich, wie man in der Armee gegen Soldaten,
Unteroffiziere und Offiziere voging, die sich der geforderten politischen Norm widersetzten.
Ein umfangreicher Dokumententeil belegt und ergänzt die Kernaussagen des Buches." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rüdiger Wenzke: Widerständiges Verhalten und Repression
im DDR-Militär. Eine Einführung (1-30); Torsten Diedrich: Gegen Aufrüstung, Volksunterdrückung und politische Gängelei. Widerstandsverhalten und politische Verfolgung in der
Aufbau-und Konsolidierungsphase der DDR-Streitkräfte 1948 bis 1968 (31-196); Rüdiger
Wenzke: Zwischen 'Prager Frühling' 1968 und Herbst 1989. Protestverhalten, Verweigerungsmuster und politische Verfolgung in der NVA der siebziger und achtziger Jahre (197428); Hans Ehlert: Zwischen Mauerfall und Volkskammerwahl. Die NVA im Strudel des gesellschaftlichen Umbruchs in der DDR 1989/90 (429-464).
[83-L] Zierold, Kay:
Der Bruch der sozial-liberalen Koalititon: eine Analyse des Zerfallsprozesses anhand des
"multi-dimensional framework" von Geoffrey Pridham, (Politische Studien, Bd. 8), Herbolzheim: Centaurus-Verl.-Ges. 2004, XII, 288 S., ISBN: 3-8255-0397-6 (Standort: UuStB Köln(38)13Y2335)
INHALT: "Am 17. September 1982 zerbrach die sozial-liberale Koalition. Am 1. Oktober wurde
Bundeskanzler Helmut Schmidt durch ein Misstrauensvotum gestürzt und eine christlichliberale Koalition installiert. Kaum ein koalitionspolitisches Ereignis in der jüngsten Geschichte der Bundesrepublik Deutschland hat die Bevölkerung sowie weite Teile des Parlaments derart stark emotionalisiert wie dieses. Denn ein überaus populärer und auch von vielen Freidemokraten geschätzter Kanzler wurde mit den Stimmen derjenigen Koalitionsfraktion gestürzt, mit deren Hilfe er noch zwei Jahre zuvor zum Kanzler gewählt worden war. Die
vorliegende Arbeit belegt, dass die von der FDP-Führung vorgebrachten Gründe für ihren
Koalitionsausstieg Scheinwahrheiten waren. Das Regierungsbündnis zerbrach nicht an unüberbrückbaren Differenzen mit der SPD, sondern daran, dass die Führung der Liberalen aus
Gründen der Sicherung ihrer parlamentarischen Existenz den Koalitionsbruch zielstrebig provozierte. Darüber hinaus bildete die Weigerung der SPD, eine Generalamnestie für Spender
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und Spendenempfänger mitzutragen, ein weiteres Motiv für den Koalitionsausstieg der FDP.
Da siebzig Prozent der eingeleiteten Ermittlungsverfahren die FDP betrafen, bildete eine
Amnestieregelung eine existentielle Notwendigkeit, um zu verhindern, dass die Staatsanwaltschaften Strafverfahren eröffneten. In einer christlich-liberalen Koalition hoffte die liberale
Führungsspitze, eine Amnestieregelung durchsetzen zu können." (Autorenreferat)
3 Staatstheorie und staatliches Handeln
[84-F] Becker, Florian, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Kooperative und konsensuale Strukturen in der Normsetzung
INHALT: Die Untersuchung befasst sich aus sozialwissenschaftlich informatiertem Blickwinkel
mit der Verteilung von Regelungslasten zwischen Staat und Gesellschaft. Dabei fasst sie die
Beteiligung privater an der gesetzlichen bzw. untergesetzlichen Normsetzung ebenso ins Auge wie die Delegation von Regelungsmaterien an private Normsetzer. Politisch brisante Themen wie der Atomkompromiss zwischen der Bundesregierung und den Energieversorgungsunternehmen spiele dabei ebenso eine Rolle wie die nur der Fachöffentlichkeit bekannten
"verrechtlichen", hochtechnischen Verbändevereinbarungen in der Energiewirtschaft. Die
Arbeit geht dabei von der steuerungstheoretischen Einsicht aus, dass eine Beteiligung von
Normadressaten an der Normsetzung insbesondere in komplexen Problemfeldern wegen der
Steuerungsresistenz gesellschaftlicher Teilsysteme und aufgrund privat/ staatlicher Informationsasymmetrien für unverzichtbar gehalten wird, während die Verfassung und insbesondere
das Demokratieprinzip solchen privat/ staatlichen Gemengelagen eher skeptisch gegenübersteht. Zentrales Anliegen der Arbeit ist der Versuch eines Ausgleichs zwischen sozialwissenschaftlicher Analyse und verfassungsrechtlicher Dogmatik.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Becker, F.: Kooperative und konsensuale Strukturen in der Normsetzung. Jus publicum, 129. Zugl. Bonn, Univ., Habil.-Schr., 2004. Tübingen: Mohr Siebeck
2005, XIX, 828 S. ISBN 3-16-148572-6.
ART: Habilitation; gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern (Kurt-Schumacher-Str. 10, 53113 Bonn)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[85-L] Behrens, Fritz; Heinze, Rolf G.; Hilbert, Josef; Stöbe-Blossey, Sybille (Hrsg.):
Ausblicke auf den aktivierenden Staat: von der Idee zur Strategie, (Modernisierung des öffentlichen Sektors , Sonderband, 23), Berlin: Ed. Sigma 2005, 487 S., ISBN: 3-89404-773-9
INHALT: "Das Leitbild des 'aktivierenden Staates' hat in den letzten Jahren in Wissenschaft und
Politik weite Verbreitung gefunden: Die öffentliche Hand soll geeignete Rahmenbedingungen
schaffen, um mehr zivil-gesellschaftliches und individuelles Engagement zu ermöglichen und
anzustoßen; sie soll 'fördern' und 'fordern' miteinander verknüpfen. Inzwischen dient der Begriff des 'aktivierenden Staates' als Leitbild für die unterschiedlichsten Politikansätze, und auch
die Ebene der Staatsorganisation ist in Bewegung geraten. Die Konkretisierung und Umset-
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3 Staatstheorie und staatliches Handeln
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zung des Konzepts vom 'aktivierenden Staat' ist nach wie vor 'work in progress'. Aber nach
nunmehr etwa zehn Jahren der Debatte hierüber ist es an der Zeit zu fragen, ob und auf welche Weise aus der Idee eine Strategie geworden ist. Das geschieht in diesem Band, indem zunächst das Leitbild unter verschiedenen Aspekten kritisch diskutiert wird (Teil I). Im Zentrum
der folgenden Teile stehen die Implikationen sowohl für die verschiedenen staatlichen Ebenen (Teil II) als auch für unterschiedliche Politikfelder (Teil III). Die Autor/inn/en aus Wissenschaft, Verwaltungspraxis und Politik bringen dabei höchst unterschiedliche Sichtweisen
zum Ausdruck und geben so der Debatte neue Impulse." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis:
R.G. Heinze, J. Hilbert, D. Spalink, S. Stöbe-Blossey: Einführung: der aktivierende Staat.
Hintergründe und Merkmale eines Leitbildes für öffentliches Handeln; B. Blanke, S. Plaß:
Vom schlanken Staat zum aktivierenden Staat: Leitbilder der Staats- und Verwaltungsmodernisierung (27-42); P. Steinbrück: Der Staat muss aktiv sein, er muss aber auch Menschen aktivieren (43-53); R. Marx, H. Wulsdorf: Politik möglich machen: normative Leitideen für
Staat und Gesellschaft (55-74); M. Bürsch: Engagierte Bürger und aktivierender Staat: auf
dem Weg zu einer neuen Arbeitsteilung (75-84); H.P. Bull: Verwaltungspolitik konkret: der
Kommissionsbericht "Zukunft des öffentlichen Dienstes - öffentlicher Dienst der Zukunft"
(85-87); R.G. Heinze: Von "runden Tischen" zu "langen Bänken": das Schicksal politischer
Innovationen in Deutschland und Ansätze zur neuen Politiksteuerung (99-121); W. Kaczorowski: Die "Connected Republic": eine Vision für Regieren und Verwalten im 21. Jahrhundert (123-134); F. Behrens: Die Herausforderung zur zivilgesellschaftlichen: Staatsmodernisierung (137-161); G. Banner: Aktivierend auch nach innen? Verwaltungsreformen zwischen
Ländern und Kommunen (163-185); G. Langemeyer: Aktive, eigenständige Städte: Fundament des aktivierenden Staates (187-200); E. Mezger, V. Grünewald: Mitarbeiterorientierung
in der Bürgerkommune (201-218); U.v. Alemann, D.H. Gehne, C. Strünck: Lokale politische
Kultur und die Krise der Repräsentation: Steuerungsmodelle zwischen Parteienstaat und direkter Demokratie (219-240); D. Grunow, M. Felder, G. Wolfswinkler: Der aktivierende
Staat und die Europäische Union (241-260); S. Gabriel: Für einen Perspektivenwechsel: auf
dem Weg zum aktivierenden Sozialstaat (263-287); H. Schridde: Die "Soziale Stadt" und
"Ganzheitliches Regieren" im aktivierenden Sozialstaat (289-314); E. Goos-Wille: Dialog
Soziales Niedersachsen: institutionelles Lernen in der Landessozialpolitik (315-336); N. Sievers: Aktivierende Kulturpolitik in Nordrhein-Westfalen: Aufstieg und Fall einer landeskulturpolitischen Konzeption (337-362); U. Fink: Stärkung von Gesundheitsförderung und Prävention - das zentrale Zukunftsthema in der deutschen Gesundheitspolitik (363-377); J.
Schmid: Aktivierung in der Arbeitsmarktpolitik: Lehren für Deutschland aus einem internationalen Trend (379-395); J. Hilbert, M. Cirkel: Das Altern der Gesellschaft - die graue Zukunft bekommt Silberstreifen! (397-414); K. Esch, S. Stöbe-Blossey: Aktivierung soll Schule
machen: Ansätze für eine aktivierende Politik im Feld Bildung und Erziehung (415-431);
R.G. Heinze, J. Hilbert, D. Spalink, S. Stöbe-Blossey: Zur Zukunft das aktivierenden Staates
(435-452).
[86-L] Bußjäger, Peter:
Bundesstaatsreform ja, aber welche?: Modelle für die Verteilung der Gesetzgebungszuständigkeiten zwischen Bund und Ländern, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft,
Jg. 34/2005, H. 3, S. 311-322 (Standort: UuStB Köln(38)-XE00150; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
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3 Staatstheorie und staatliches Handeln
INHALT: "Eine der schwierigsten Themenstellungen für den im Jänner 2005 beendeten Österreich-Konvent bildete die Neuverteilung der Gesetzgebungszuständigkeit im föderalen System Österreichs. Wie sich zeigen sollte, bildete diese Frage auch eine der maßgeblichen
Bruchstellen im Konvent. Es gelang nicht, einen Konsens zu den verschiedenen Optionen, die
sich für die Reform des bundesstaatlichen Systems stellten, zu finden. Die Tatsache, dass das
bundesstaatliche System als solches nach dem Konventsauftrag beizubehalten war, darf nicht
darüber hinweg täuschen, dass über die Leistungsfähigkeit und Chancen des Föderalismus in
Österreich im Konvent ein tiefgreifender Dissens bestand. So blieben lediglich verschiedene,
im zuständigen Ausschuss 5 des Konvents diskutierte Alternativen für die Neugestaltung des
bundesstaatlichen Systems zurück. Ob und welche dieser Vorschläge in der weiteren Verfassungsdiskussion aufgegriffen werden, lässt sich nicht prognostizieren." (Autorenreferat)
[87-L] Butterwegge, Christoph:
Krise und Zukunft des Sozialstaates, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 318 S., ISBN:
3-8100-4138-6
INHALT: "Das vorliegende Buch erläutert die Struktur- und Gestaltungsprinzipien des deutschen
Sozialstaates, zeichnet seine wechselhafte Geschichte vom Kaiserreich bis heute nach und
analysiert die Ursachen des Wandels, in dem er sich seit geraumer Zeit befindet. Überschneidungen waren nicht vermeidbar, weil die Entwicklung des Sozialstaates dreidimensional untersucht werden muss: Veränderungen auf der institutionellen, der materiellen und der diskursiven Ebene bedingen einander. Deshalb ergänzen systematische Ausführungen beispielsweise zur Wohlfahrtsstaatstheorie bzw. -kritik und zu Wandlungen des Gerechtigkeitsbegriffs die
chronologische Darstellung. Da es sich um eine politikwissenschaftliche und nicht um eine
historische Arbeit handelt, fällt die Analyse umso detaillierter aus, je näher sie der aktuellen
Tagespolitik kommt. Ausführlicher behandelt wird die Sozialpolitik der CDU/CSU/FDPRegierung unter Helmut Kohl (1982 bis 1998) und der rot-grünen Koalition unter Gerhard
Schröder (1998 bis 2005). Eine zentrale These des Buches lautet, dass der Sozialstaat seit
Mitte der 1970er-Jahre restrukturiert und demontiert wird, obwohl er weder Verursacher der
damaligen Weltwirtschafts- und der im Grunde bis heute anhaltenden Beschäftigungskrise
war, noch aus seinem Um- bzw. Abbau irgendein Nutzen für die wirtschaftliche oder gesellschaftliche Entwicklung des Landes erwächst. Vielmehr bringt die neoliberale Wende zwar
das Ende des Wohlfahrtsstaates, wie ihn die 'alte' Bundesrepublik kannte, mit sich; eine
Hochleistungs-, Konkurrenz- und Ellenbogengesellschaft nach US-amerikanischem Muster
bietet aber für die Mehrheit der Bevölkerung keine erstrebenswerte Alternative. Die öffentliche Debatte wird nicht nur in Wahlkampfzeiten von kurzatmigen und tagespolitischen Vorschlägen beherrscht, die den aktuellen Problemen des Sozialstaates so wenig gerecht werden
wie seinen längerfristigen Perspektiven. Auch die zuletzt flutartig anschwellende Fachliteratur bietet zwar eine Fülle an Erklärungsmustern für die Krise, in welcher sich der Wohlfahrtsstaat befindet, gibt aber wenig Aufschluss über die ihr zugrunde liegenden Entwicklungsprozesse und Lösungsmöglichkeiten, sieht man von wohlfeilen Ratschlägen hinsichtlich einer
'Verschlankung' der Sozialbürokratie und Kürzung der Leistungen ab. Häufig bleiben die hinter solchen Vorschlägen zum Um- bzw. Abbau des Wohlfahrtsstaates verborgenen Interessen
teilweise sehr (einfluss)reicher Gesellschaftsgruppen unerkannt, obwohl sie klären könnten,
warum das Soziale gegenwärtig verstärkt unter Druck steht. Sozialstaatlichkeit ist an ein gesellschaftspolitisches Klima gebunden, das sich im Massenbewusstsein widerspiegelt, aber
auch von ihren Gegnern beeinflusst und verändert bzw. verschlechtert wird. Dies geschieht
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3 Staatstheorie und staatliches Handeln
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durch eine prinzipielle Sozialstaatskritik, wie sie der Neoliberalismus, der Kommunitarismus
und der Feminismus formulieren, sowie durch eine populäre Sozialstaatskritik, wie man sie
etwa in den Massenmedien findet, wo moniert wird, dass wirklich Bedürftige kaum noch in
den Genuss staatlicher Transferleistungen kämen, während immer mehr 'Faulenzer' in der 'sozialen Hängematte' lägen, die Wohlfahrtsbürokratie der Gesellschaft die Luft abschnüre und
die Freiheit der Bürger/innen darunter leide. Weiter heißt es, die Kosten des Sozialstaats würden in naher Zukunft unbezahlbar, zumal er die Familien ausbeute und die wenigen Jüngeren
nicht mehr in der Lage seien, die ständig wachsende Zahl von Altersrenten zu finanzieren. Ob
solche Befürchtungen zutreffen, übertrieben sind oder gar geschürt werden, um die Wirtschafts- und Sozialordnung der Bundesrepublik grundlegend ändern zu können, ist gleichfalls
Gegenstand der folgenden Erörterungen." (Textauszug)
[88-F] Demuth, Christian, M.A. (Bearbeitung); Patzelt, Werner J., Prof.Dr. (Betreuung):
Der Bundestag als lernende Institution
INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Politikwissenschaft Lehrstuhl Politische Systeme und Systemvergleich (01062 Dresden)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0351-463-35763, Fax: 0351-463-37238,
e-mail: [email protected])
[89-L] Dingeldey, Irene:
Vom klassischen zum aktivierenden Wohlfahrtsstaat, in: Kathrin Groh, Christine Weinbach
(Hrsg.): Zur Genealogie des politischen Raums : politische Strukturen im Wandel, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 273-308, ISBN: 3-531-14185-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005/3706)
INHALT: Die Verfasserin setzt sich mit der Frage auseinander, wie sich insbesondere sozialpolitische Ziele und Steuerungsvorstellungen ausgehend vom keynesianischen Wohlfahrtsstaat
bis zur Gegenwart entwickelt haben. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Frage, inwiefern
sich der klassische vom aktivierenden Wohlfahrtsstaat unterscheidet. Dabei wird angenommen, dass hier ein grundsätzlicher Wandel im Sinne eines Paradigmenwechselns vorliegt. Die
Verfasserin stellt die historische Entwicklung des Wohlfahrtsstaatswandels anhand aufeinander folgender Phasen wohlfahrtsstaatlicher Entwicklung von den Anfängen der Sozialpolitik
als Basis für die Entstehung des keynesianischen Wohlfahrtsstaats bis zur Gegenwart dar. Um
den Paradigmenwechsel zu verdeutlichen, werden darüber hinaus einzelne Dimensionen der
Sozialstaatlichkeit in den jeweiligen Konzepten des klassischen und des aktivierenden Sozialstaats einander gegenübergestellt. Welche Variante des aktivierenden Wohlfahrtsstaats sich
im Endeffekt durchsetzen wird, so die Verfasserin abschließend, ist heute noch nicht absehbar. Sicher ist jedoch, dass künftige Sozialstaatskonzepte durch normative Leitvorstellungen
geprägt sein werden, die sich massiv von denen des klassischen Wohlfahrtsstaats unterscheiden. (ICE2)
[90-F] Ehlert, Niels, Dipl.-Verw.Wiss. M.A. (Bearbeitung); Kaiser, André, Prof.Dr. (Leitung):
Föderalismus und Dezentralisierung als Dimension von Staatshandeln
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3 Staatstheorie und staatliches Handeln
INHALT: Mit dem Projekt "Föderalismus und Dezentralisierung als Dimensionen von Staatshandeln" wird angestrebt, den Einfluss von Staatsstrukturen auf die Performanz eines politischen
Systems unter besonderer Berücksichtigung der beiden Dimensionen Föderalismus sowie Dezentralisierung zu untersuchen. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass in der Literatur
bisher nur ungenügend zwischen diesen beiden Dimensionen unterschieden worden ist, so
dass wir erwarten, durch unsere Untersuchung einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von
Staatshandeln leisten zu können. Konkret verfolgen die Forscher mit ihrem Projekt folgende
Ziele: 1. Föderalismus sowie Dezentralisierung sollen als unterschiedliche Dimensionen mit
jeweils eigenständigem Erklärungspotenzial für die Ergebnisse von Staatshandeln etabliert
werden. 2. Es sollen die unabhängigen Auswirkungen der beiden Dimensionen sowie deren
wechselseitige Interaktionseffekte beleuchtet werden. 3. Darüber hinaus sollen die Zusammenhänge zwischen Föderalismus, Dezentralisierung und der Performanz politischer Systeme
nicht nur empirisch untersucht werden, sondern es soll zugleich ein theoretisches Erklärungsmodell bezüglich der zu erwartenden Effekte hergeleitet werden. 4. Schließlich soll zusätzlich betrachtet werden, ob und inwiefern Föderalismus und Dezentralisierung in unterschiedlichen Politikfeldern möglicherweise mit divergierenden Auswirkungen verbunden
sind. Mit Bezug auf diese Projektziele postulieren die Forscher auf Basis einer Auswertung
des bisherigen Forschungsstands zunächst folgende allgemeine Zusammenhänge: H1a: Dezentralisierung führt zu einer besseren Performanz politischer Systeme. H1b: Die Effekte von
Dezentralisierung hängen darüber hinaus von der Härte der Budgetrestriktionen innerhalb eines politischen Systems ab. Für ein gegebenes Dezentralisierungsniveau führen härtere Budgetrestriktionen zu einer verbesserten politischen Performanz. H1c: Dezentralisierung in unitarischen Staaten führt zu einer hohen Performanz. H1d: Dezentralisierung in Staaten, die
dem Modell des dualen Föderalismus folgen, führt ebenfalls zu einer hohen Performanz. H1e:
Dezentralisierung in Staaten, die dem Modell des Verbundföderalismus folgen, führt im Vergleich dazu zu einer geringeren Performanz. H2a: Über die vermuteten Interaktionseffekte
hinaus wirkt sich Föderalismus tendenziell eher negativ auf die Performanz eines politischen
Systems aus.
METHODE: Die Hypothese H2a kann nur als schwacher Zusammenhang aufgestellt werden, da
bei einer Betrachtung der verschiedenen theoretischen Ansätze deutlich wird, dass die Auswirkungen von Föderalismus nur im Zusammenspiel mit anderen institutionellen Arrangements verstanden werden können. Insbesondere beinhaltet diese Hypothese daher nicht, dass
für föderale Staaten generell eine geringere Performanz erwartet werden kann. Stattdessen
wird eine Aussage darüber getroffen, dass Föderalismus tendenziell negative Effekte zeitigt,
wenn für weitere institutionelle Faktoren kontrolliert wird. Entsprechend den theoretischen
Überlegungen müssen dabei aus Sicht der Forscher insbesondere institutionelle Budgetrestriktionen, der Grad der fiskalischen Autonomie subnationaler Einheiten und der Föderalismus-Typ berücksichtigt werden. Eine solche kontrollierte Analyse kann durch eine umfassende statistische Auswertung gewährleistet werden. Dementsprechend sieht die Projektkonzeption vor, die Zusammenhänge zwischen Föderalismus, Dezentralisierung und Performanz
vermittels einer quantitativen Analyse der OECD-Staaten statistisch zu erfassen, um auf dieser Grundlage die wahrscheinlichen Einflüsse der beiden Dimensionen auf die Ergebnisse politischer Entscheidungsprozesse beurteilen zu können. Die angestrebte Untersuchung geht über die bisher in der Literatur durchgeführten Analysen hinaus und kann für sich genommen
bereits einen wichtigen Erkenntnisbeitrag für die vergleichende Föderalismusforschung leisten. Darüber hinaus ist die statistische Analyse zugleich Voraussetzung für eine adäquate
Fallauswahl für eine anschließende qualitative Untersuchung. Mit der theoretischen Modellierung und der quantitativen Auswertung schaffen die Forscher somit zugleich ein wirksames
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3 Staatstheorie und staatliches Handeln
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Fundament für eine weitergehende Untersuchung der Ausgangsfragstellung durch qualitative
Falluntersuchungen. Ein entsprechendes Folgeprojekt nach Abschluss des Forschungsvorhabens wird angestrebt.
ART: gefördert BEGINN: 2005-04 ENDE: 2006-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Forschungsinstitut für Politische Wissenschaft und Europäische Fragen Lehrstuhl für vergleichende Politikwissenschaft (Postfach 411020, 50870 Köln)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0221-470-2852, e-mail: [email protected])
[91-F] Flickinger, Hans-Georg, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Neue Soziale Bewegungen im rechtsstaatlichen Verfassungssystem
INHALT: keine Angaben
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Kassel, FB 04 Sozialwesen, Institut für Sozialpolitik und Organisation Sozialer Dienste (Arnold-Bode-Str. 10, 34109 Kassel)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0561-804-2950)
[92-F] Florack, Martin, M.A. (Bearbeitung); Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr.Dr. (Leitung):
Regieren in der Transitionsphase - Startphase der nordrhein-westfälischen Landesregierung
2005/2006 (Arbeitstitel)
INHALT: Ziel der Studie ist es, die Start- und Konsolidierungsphase (2005-2006) der neuen Landesregierung aus der Innenperspektive eines teilnehmenden Beobachters heraus wissenschaftlich zu begleiten und zu analysieren. Das Projekt schließt eine Forschungslücke, die in besonderem Maße für die Ebene der Bundesländer gilt: "Regieren nach Wahlen ist in Deutschland
bislang nicht systematisch behandelt worden" (Derlien/ Murswiek 2001: 7). Die Begleitstudie
befasst sich dabei mit vier unterschiedlichen Dimensionen: 1. Institutionelle Arrangements:
Institutionen und institutionelle Arrangements haben Einfluss auf Regierungswechsel und das
Regieren nach Wahlen. Die Analyse dieser Dimension rückt damit die Bedeutung von Institutionen für das Regieren in Nordrhein-Westfalen in den Mittelpunkt. Untersuchungsgegenstände: Nutzung von Organisationen und Gremien wie z.B. der Staatskanzlei; Veränderungen
institutioneller Arrangements durch Koalitionsvereinbarung, Ressortzuschnitt etc. 2. Inhaltliche Schwerpunktsetzung: eine Startphase ist u.a. durch veränderte inhaltliche Prioritäten der
neuen Regierung gekennzeichnet. Von besonderem Interesse sind hier die Auswahl dieser
Schwerpunkte sowie ihre weitere Bedeutung in der Startphase der Landesregierung. Untersuchungsgegenstände: Auswahl inhaltlicher Schwerpunkte; Formulierung und Bindekraft inhaltlicher Schwerpunkte durch Regierungserklärung etc. 3. Personalkonfiguration: personelle
Veränderungen beeinflussen in besonderer Weise das Regieren. Dazu gehört nicht nur die
Besetzung der Ressorts, sondern auch die Besetzung zentraler Steuerungsinstanzen in Staatskanzlei, Ministerien und weiteren Organisationen. Untersuchungsgegenstände: Kabinettsbildung; personelle Besetzung von Schlüsselpositionen; Schaffung informeller Steuerungsinstanzen etc. 4. Politische Steuerung: aus den oben genannten Faktoren - institutionelle Arrangements, inhaltliche Schwerpunksetzung und Personal - folgt ein besonderes Erkenntnisinteresse an Aspekten der politischen Steuerung. Regierungssteuerung vereint dabei die Steuer-
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3 Staatstheorie und staatliches Handeln
barkeit des jeweiligen politischen Systems mit der Steuerungsfähigkeit der zentralen Akteure.
Untersuchungsgegenstände: Steuerungsformen und Nutzung spezifischer Steuerungsinstrumente, Politik- und Regierungsstil des Ministerpräsidenten etc. Die Studie stützt sich in besonderer Weise auf die teilnehmende Beobachtung des Regierungsalltags der Landesregierung (insbesondere des Ministerpräsidenten), die Auswertung vorliegender Dokumente sowie
Interviews mit Akteuren aus der Landesregierung. Im Rahmen der Studie sollen die gewonnenen Erkenntnisse nach Möglichkeit mit Erfahrungen in anderen Bundesländern kontrastiert
und verglichen werden. ZEITRAUM: 2005-2006 GEOGRAPHISCHER RAUM: NordrheinWestfalen sowie Vergleich mit anderen Bundesländern
METHODE: Basis der Untersuchung sind neoinstitutionalistische Erklärungsansätze. Akteurshandeln in Institutionen und die Wirkung bestimmter institutioneller Arrangements als Bestandteil moderner Regierungsforschung bilden den theoretischen Ausgangspunkt der Analyse. Im Mittelpunkt stehen dabei institutionell bedingte Handlungsoptionen und Handlungsrestriktionen für zentrale Akteure. Ausgangspunkt ist der Begriff des Politikmanagements, der
die Steuerbarkeit des politischen Systems und die Steuerungsfähigkeit wichtiger politischer
Akteure - Instrumente, Stile, Techniken - umfasst. Die methodische Besonderheit des Projekts liegt in der gewählten Innenperspektive. Aus der Position desteilnehmenden Beobachters heraus soll ein weitergehender methodischer Beitrag für die Regierungsforschung geleistet werden. DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend; Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2005-10 ENDE: 2006-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Land Nordrhein-Westfalen Staatskanzlei
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der
Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0203-379-2048, e-mail: [email protected])
[93-F] Fuchs, Dieter, Prof.Dr.; Roller, Edeltraud, Univ.-Prof.Dr. (Leitung):
Leistungsfähigkeit der heute existierenden Demokratien
INHALT: Der wichtigste Erklärungsfaktor für diese Leistungsfähigkeit stellt die institutionelle
Struktur des demokratischen Regimes der einzelnen Länder dar. Als zusätzliche Erklärungsfaktoren und als Kontrollvariablen werden vor allem ökonomische und politische Faktoren
herangezogen. Die Grundlage dieses Projektes ist ein Datensatz, in dem für mehr als 60 der
heutigen Demokratien eine Vielzahl von politischen, ökonomischen und kulturellen Makroindikatoren enthalten sind.
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Stuttgart, Fak. 10 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für
Sozialwissenschaften Abt. II Politische Theorie und Empirische Demokratieforschung (Breitscheidstr. 2, 70174 Stuttgart); Universität Mainz, FB 02 Sozialwissenschaften, Medien und
Sport, Institut für Politikwissenschaft Abt. Vergleichende Politikwissenschaft (Saarstr. 21,
55099 Mainz)
KONTAKT: Fuchs, Dieter (Prof.Dr. Tel. 0711-121-3431, Fax: 0711-121-3432,
e-mail: [email protected])
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3 Staatstheorie und staatliches Handeln
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[94-L] Gallus, Alexander:
Typologisierung von Staatsformen und politischen Systemen in Geschichte und Gegenwart,
in: Alexander Gallus, Eckhard Jesse (Hrsg.): Staatsformen : Modelle politischer Ordnung von der
Antike bis zur Gegenwart, Wien: Böhlau, 2004, S. 19-56, ISBN: 3-412-07604-X (Standort: UuStB
Köln(38)-31A5407)
INHALT: Der Beitrag strebt eine Bilanz der Staatsformenlehre von der Antike bis zur Gegenwart
an. Er beginnt mit der Erörterung der älteren Tradition der Staatsformenlehre und stellt zunächst anhand ausgewählter Werke historische Ansätze der Typologisierung vor. Unterteilt ist
diese Betrachtung in die Zeitabschnitte Antike, Mittelalter, frühe Neuzeit sowie 19. und frühes 20. Jahrhundert. Der zweite Teil des Beitrags behandelt Typologien der modernen Politikwissenschaft, wie sie sich vor allem ab Ende des 2. Weltkriegs entwickelt haben. Diese
jüngeren Analysen politischer Systeme stellen die Unterscheidung zwischen Demokratie und
Diktatur in den Mittelpunkt, wobei bei beiden weitere Unterformen unterschieden werden.
Der Verfasser erörtert die Dichotomien Monokratie versus Demokratie, parlamentarische versus präsidentielle Demokratie sowie totalitäre versus autoritäre Diktatur. Er plädiert abschließend für ein ausgeglicheneres Verhältnis von empirisch-analytischer und normativ-wertender
Komparatistik. (ICE2)
[95-L] Gellner, Winand; Glatzmeier, Armin:
Macht und Gegenmacht: Einführung in die Regierungslehre, (Studienkurs Politikwissenschaft), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2004, 430 S., ISBN: 3-8329-0964-8 (Standort: UuStB
Köln(38)-32A533)
INHALT: Thema des Lehrbuchs ist der Gedanke der Gewaltenteilung in politischen Ordnungen.
Zunächst werden Entwicklungslinien der Gewaltenteilung in der politischen Theorie nachgezeichnet und Grundkonzepte der Politikwissenschaft im Bereich der vergleichenden Regierungs- und Systemlehre erörtert. Die Verfasser wenden sich dann den Akteuren auf der Ebene
der klassischen Gewaltentrias Exekutive (Regierung, Verwaltung), Legislative (Parlament)
und Judikative zu. Als Modelle vertikaler Gewaltenteilung werden föderale und zentralistische Systeme erörtert. Darüber hinaus werden auch Interessengruppen, Parteien und Medien
als Akteure des intermediären Bereichs behandelt. Abschließend werden politische Handlungsmuster thematisiert. Hier geht es um Pluralismus, Korporatismus, Spielarten der Demokratie, Wahlen und Wahlverhalten sowie politische Kultur. (ICE)
[96-L] Haacke, Brigitte von:
Effizienz von Staaten: ein Rankingmodell zum internationalen Vergleich staatlicher Leistungsfähigkeit, (Schriftenreihe Wirtschaftswissenschaften, Bd. 19), Berlin: Köster 2002, VI, 197
S., ISBN: 3-89574-479-4 (Standort: UuStB Köln(38)-11V4565)
INHALT: "Staaten konkurrieren weltweit um die Ansiedlung mobiler Produktionsfaktoren und
damit um Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Bessere staatliche Modelle führen zu mehr
Wohlstand und Freiheit. Das setzt Länder unter einen nie gekannten Anpassungsdruck bezogen auf ihre wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Den hohen Erwartungen an die Politik stehen knappe öffentliche Mittel gegenüber. Deshalb spielen Effektivität und Effizienz
staatlicher Leistungserbringung eine immer größere Rolle. In dieser Arbeit wird ein Konzept
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entwickelt, das die staatliche Aufgabenerfüllung in ihrer ganzen Breite abbildet - also im politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereich. Gleichzeitig werden die öffentlichen Leistungen ins Verhältnis zu den dafür von den Bürgern beanspruchten Ressourcen gesetzt. Ergebnis
ist ein internationaler Vergleich der Effizienz von Staaten bei der Erfüllung ihrer öffentlichen
Aufgaben." (Autorenreferat)
[97-L] Heinze, Rolf G.:
Von "runden Tischen" zu "langen Bänken": das Schicksal politischer Innovationen in
Deutschland und Ansätze zur neuen Politiksteuerung, in: Fritz Behrens, Rolf G. Heinze, Josef
Hilbert, Sybille Stöbe-Blossey (Hrsg.): Ausblicke auf den aktivierenden Staat : von der Idee zur
Strategie, Berlin: Ed. Sigma, 2005, S. 99-121, ISBN: 3-89404-773-9
INHALT: Am Beispiel verschiedener politischer Reformprojekte in Deutschland seit 1998 versucht der Beitrag knapp das Verständnis eines aktivierenden Staates zu umreißen. Strategisch
zielt die Konzeption des aktivierenden Staates auf eine Überwindung der politischen Erstarrungen; sie orientiert sich als Leitvorstellung an einem kooperativen Staat und neuen Bündnissen zwischen gesellschaftlichen Organisationen und dem Staat, um in Kooperation mit anderen gesellschaftlichen Subsystemen und Akteuren neue Steuerungsressourcen zu erschließen. Bewertet werden Projekte wie etwa die Hartz- und die Rürup-Kommission, das Bündnis
für Arbeit, die Agenda 2010 und die Föderalismus-Kommission. Dabei geht es sowohl um die
Grenzen korporatistischer Modernisierung und neuer Steuerungsformen als auch um die
Schwierigkeiten der politischen Führung, eine an Kooperation mit den Großverbänden (oder
auch Gewerkschaften und Bevölkerung) orientierte Politik durchzusetzen. Abschließend wird
festgehalten, dass Expertenkommissionen nicht unbedingt Hoffnungsträger für grundlegende
politische Reformen sind und dass die Politiker sich von der Einsicht trennen müssen, dass
Reformvorhaben bis ins Detail geplant werden können. (ICH)
[98-L] Jann, Werner; Döhler, Marian; Fleischer, Julia; Hustedt, Thurid; Tiessen, Jan:
Regierungsorganisation als Institutionenpolitik: ein westeuropäischer Vergleich, (Forschungspapiere "Regierungsorganisation in Westeuropa", H. 01/2005), Potsdam 2005, 46 S.,
ISBN: 3-937786-30-9 (Graue Literatur; URL: http://www.uni-potsdam.de/u/ls_verwaltung/forschung/DFG-RiW/docs/Heft%201a.pdf)
INHALT: "Gegenstand ist die Regierungsorganisation in fünf westeuropäischen Ländern, die seit
den frühen 1990er Jahren durch Europäisierung, Globalisierung und die Krise des Wohlfahrtsstaates unter erhöhtem Anpassungsdruck stehen. Während sich das politikwissenschaftliche Interesse meist auf den allgemeinen Wandel der 'Staatlichkeit' oder die konkreten Veränderungen von Politikinhalten konzentriert, wird hier in vergleichender Perspektive nach
dem Wandel von politischen Strukturen und Prozessen der Regierungsorganisation, insbesondere der Ministerialverwaltung, gefragt. Ausgangshypothese ist, dass die westeuropäischen Regierungssysteme auf die externen Herausforderungen mit Änderungen ihrer 'Produktionsstruktur' von Gesetzen und Programmen reagiert haben. Daraus ergeben sich folgende
Kernfragen: Welche Veränderungen der Regierungsorganisationen sind zu identifizieren?
Handelt es sich dabei um Ergebnisse einer reflexiven Institutionenpolitik? Ändert sich die
strategische Handlungsfähigkeit der Regierungsorganisation? Ersten empirischen Beobachtungen folgend lässt sich ein Wandel auf drei Dimensionen vermuten: dem wachsenden hori-
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zontalen regierungsinternen Koordinationsbedarf, der vertikalen Reorganisation und Funktionsveränderung zentralstaatlicher Exekutiven sowie Veränderungen der Beziehungen mit externen Akteuren bspw. organisierten Interessen, Politikberatern und Konsensbildungskommissionen. Neben der Bundesrepublik, Großbritannien und Frankreich sollen die beiden
skandinavischen Länder Dänemark und Schweden in die Untersuchung einbezogen werden."
(Autorenreferat)
[99-L] König, Thomas; Bräuninger, Thomas:
Gesetzgebung im Föderalismus, (Speyerer Forschungsberichte, Nr. 237), Speyer 2005, XI, 80 S.
(Graue Literatur; URL: http://192.124.238.222/fbpdf/fb-237.pdf)
INHALT: Die Untersuchung zur Gesetzgebung im Föderalismus befasst sich mit der Frage, ob
die weitverbreitete skeptische Bewertung gegenüber diesem Vorgang womöglich in der selektiven Auswahl der betrachteten Perioden sowie der Fallstudien begründet ist. Zur Beantwortung erfolgt eine umfassende und historische Überprüfung der Faktoren, die laut prominenter politikwissenschaftlicher Ansätze einen Einfluss auf die Möglichkeiten und Grenzen
des Regierens im Föderalismus haben. Im ersten Kapitel werden die drei Forschungsansätze
(1) der institutionellen Perspektive, (2) des Modells der Parteienregierung sowie (3) des Polarisierungsansatzes und erste explorative Analysen vorgestellt. Mit der Einbeziehung von institutionellen, partei- und politikfeldspezifischen Merkmalen von Gesetzesinitiativen wird auf
einfacher, bivariater Basis erläutert, welche Zusammenhänge zwischen einzelnen Faktoren
einerseits und Gesetzesinitiativen bzw. -verabschiedungen andererseits in der Literatur diskutiert werden und welche empirischen Hinweise sich hierfür finden lassen. Im zweiten Kapitel
werden die diskutierten Zusammenhänge in Form von Hypothesen über die Determinanten
für die Verabschiedungswahrscheinlichkeit und -dauer konkretisiert. Diese beiden Indikatoren sollen die entscheidende Kerngröße des Gesetzgebungsprozesses widerspiegeln, nämlich
seine Effektivität und seine Effizienz. Im dritten Kapitel wird abschließend die Aussagekraft
der verschiedenen Hypothesen in vergleichender Weise überprüft. Dabei wird zur systematischen Herausarbeitung des eigenständigen Einflusses der einzelnen Faktoren die Verabschiedungswahrscheinlichkeit und -dauer mit den statistischen Methoden der Regressions- und der
Ereignisdatenanalyse untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die institutionellen Faktoren,
insbesondere die von den Regierungen ausgeübte Agenda-Setzungsfunktion, aber auch die
vom Bundestag praktizierte Änderungsfunktion, wesentliche Rückschlüsse auf die Verabschiedung einer Initiative ziehen lassen. (ICG2)
[100-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr. (Leitung):
Machterosionen von Regierungen
INHALT: Im Projekt "Aufstieg und Fall von Regierungen" sind einige Variablen besonders im
Umfeld des Machtverfalls ermittelt worden. Die Indikatoren sollen in einem weiteren Vergleich einem Test unterzogen werden. Für die Politikberatung können daraus wichtige
Schlussfolgerungen gezogen werden. Wie lässt sich der Countdown des Machtverlustes aufhalten?
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
90
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INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der
Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0203-379-2041, Fax: 0203-379-2318, e-mail: [email protected])
[101-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr. (Leitung):
Strategien: Wie setze ich was durch in der Politik?
INHALT: Wie setze ich was durch? Politische Strategien im Dreieck von Macht, Kommunikation
und Steuerung "Wer regiert, muss nicht unbedingt die Macht haben, seine Interessen und Ziele durchzusetzen. Das ist eine Grunderfahrungen aller politischen Akteure. Doch die genauen
Mechanismen, warum was wie verwirklicht werden kann, sind nicht erforscht. Wie zufällig
verläuft Politik? Wie müssen politische Prozesse und Inhalte inszeniert werden? Was kann
überhaupt noch wie gesteuert werden?
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der
Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg); Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Centrum für angewandte Politikforschung -C.A.P- Forschungsgruppe Deutschland (Oettingenstr. 67, 80538 München)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0203-379-2041, Fax: 0203-379-2318, e-mail: [email protected])
[102-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr. (Leitung):
Politische Führung
INHALT: In Vorbereitung ist ein Projekt, das sich mit den Grundlagen des politischen Führens
systematisch auseinandersetzt. Was sind die gewandelten Anforderungen, Instrumente und
Erwartungen an moderne Führung?
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der
Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0203-379-2041, Fax: 0203-379-2318, e-mail: [email protected])
[103-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr. (Leitung):
Regierungszentralen im Vergleich
INHALT: Wie arbeiten Staatskanzleien in Deutschland? Wie lässt sich vergleichend der Funktionswandel dieser Regierungszentralen analysieren? Das Projekt soll die machtpolitischen
Steuerungsprozesse zwischen Staatskanzleien, Kabinetten und Mehrheitsfraktionen offenlegen.
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der
Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg)
soFid Politische Soziologie 2006/1
3 Staatstheorie und staatliches Handeln
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KONTAKT: Leiter (Tel. 0203-379-2041, Fax: 0203-379-2318, e-mail: [email protected])
[104-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr.rer.pol.Dr.phil.; Fröhlich, Manuel, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Politik und Regieren in Deutschland. Strukturen, Prozesse, Entscheidungen
INHALT: Wer regiert wie in Berlin? Wie nehmen die Wähler Einfluss auf die politische Führung? Wie steuert man Reformen in Staat und Gesellschaft? Dieser Band ist eine Einführung
in das Regieren im politischen System der Bundesrepublik Deutschland. Insbesondere werden
Kenntnisse über das Politikmanagement vermittelt: Politische Führung und Regierungsstile,
politische Rationalität und Regierungssteuerung, Akteure und ihre Kommunikationsstrategien
sowie Erklärungen für Machtstabilisierung und Machtverlust. Dabei spielen die Innensichten
der Politik, die Verbindungen zwischen Sach- und Machtfragen, zwischen den politischen Institutionen und den Spitzenakteuren eine elementare Rolle. GEOGRAPHISCHER RAUM:
Bundesrepublik Deutschland
VERÖFFENTLICHUNGEN: Korte, Karl-Rudolf; Fröhlich, Manuel: Politik und Regieren in
Deutschland. Strukturen, Prozesse, Entscheidungen. Paderborn: Schöningh 2004 (UTB 2436).
ISBN: 3-8252-2436-8.
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der
Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg)
KONTAKT: Korte, Karl-Rudolf (Prof.Dr.Dr. Tel. 0203-379-2041,
e-mail: [email protected])
[105-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr.rer.pol.Dr.phil. (Bearbeitung):
Regieren und Opponieren in der Berliner Republik
INHALT: Die Studien des Bandes werden eine Zwischenbilanz des Regierens und Opponierens
nach acht Jahren Berliner Republik ziehen. Sie werden das Agieren und Reagieren von Regierungs- und Oppositionsakteuren in den Mittelpunkt ihres Erkenntnisinteresses rücken.
Damit werden Lücken sowohl in der Forschung als auch für die Lehre geschlossen. Denn Analysen über Erfolg versprechende Machterwerbsstrategien für Oppositionsparteien sind in
der Literatur ebenso Mangelware, wie Arbeiten über den Einfluss des Oppositionsverhaltens
auf die Regierungstätigkeit. Die Bilanzierung des Parteienwettbewerbs in maßgeblichen Politikfeldern wird durch die Dokumentation von Daten und Personalkonstellationen ergänzt, um
den Lehrbuchcharakter des Bandes zu unterstreichen.
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der
Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0203-379-2041, e-mail: [email protected])
[106-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr.rer.pol.Dr.phil. (Bearbeitung):
Mehrheiten für Unpopuläres in Deutschland? Optionen und Rahmenbedingungen zur Optimierung von Reformprozessen
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soFid Politische Soziologie 2006/1
3 Staatstheorie und staatliches Handeln
INHALT: In Deutschland sind Reformen zwingend notwendig, um die Handlungsfähigkeit des
Staates auch in Zukunft zu garantieren. Dies stellt die politischen Akteure vor enorme Herausforderungen, da Mehrheiten für Unpopuläres gewonnen werden müssen. Die Kombination
der Herausforderungen, eine Konsolidierungspolitik zu betreiben und der Notwendigkeit
Wahlen zu gewinnen, klingt zunächst wie die Quadratur des Kreises - sie ist aber dennoch
grundsätzlich möglich. Die Zielsetzung des Projektes muss sein, die Möglichkeiten und Ausprägungen einer Reformpolitik in Deutschland zu analysieren. Um dies zu erreichen, muss
aufgezeigt werden, wie sich die jeweilige sozialpolitische Kultur der Vergleichsstaaten von
der deutschen unterscheidet. Daraus leitet sich die Herausforderung an das Projekt ab, Optionen dafür zu entwickeln, wie politische Parteien Mehrheiten für eine postulierte, an der sozialpolitischen Kultur und den gesellschaftlichen Notwendigkeiten orientierten, Konsolidierungspolitik gewinnen können. Daher muss der Schwerpunkt der Projektanalyse auf die politische Kultur und politische Kommunikation gelegt werden.
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der
Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0203-379-2041, e-mail: [email protected])
[107-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr.rer.pol.Dr.phil. (Bearbeitung):
Regieren in Nordrhein-Westfalen
INHALT: Die Forschungsgruppe Regieren arbeitet an einem umfassenden Projekt zum Regieren
in Nordrhein-Westfalen. Im Mittelpunkt steht die erstmalige Erarbeitung einer modernen und
umfassenden Regierungslehre für das bevölkerungsstärkste deutsche Bundesland. Das Projekt
konzentriert sich auf konkrete Politikfeldanalysen und landespolitische Entscheidungsprozesse. Im Zentrum stehen die Ministerpräsidenten seit 1990 als maßgebliche Akteure der Landespolitik. Die Leitfragen des Projekts lauten: Was charakterisiert die Steuerung und Führung
der Landespolitik in Nordrhein-Westfalen? Wie groß ist der Handlungsspielraum der Landesregierung zur Problemlösung? Wie nutzen Spitzenakteure Handlungskorridore im Entscheidungsprozess? ZEITRAUM: ab 1990 GEOGRAPHISCHER RAUM: Nordrhein-Westfalen
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Landeszentrale für Politische
Bildung Nordrhein-Westfalen
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der
Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0203-379-2041, Fax: 0203-379-2318,
email: [email protected])
[108-L] Leggewie, Claus:
Kanzler- versus Parlamentsdemokratie: Plädoyer für ein Selbstauflösungsrecht des Bundestages, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 50/2005, H. 10, S. 1207-1212 (Standort: UB Bonn(5)-Z59/69; UuStB Köln(38)-FHM XE00157; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
soFid Politische Soziologie 2006/1
3 Staatstheorie und staatliches Handeln
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INHALT: Der Verfasser fragt nach den historischen Ursachen der jetzigen grundgesetzlichen
Regelung der Parlamentsauflösung in der Bundesrepublik (Art. 67, 68 GG) und nach alternativen Gestaltungsmöglichkeiten. Er plädiert für eine Änderung der genannten Artikel, die sich
seiner Einschätzung zufolge auch in ihrem jüngsten Zusammenwirken nicht als funktional
erwiesen haben, wenn das Ziel einer Vertrauensfrage die von den Grundgesetzautoren gewünschte Stabilität sein soll. Faktisch habe sich die Vertrauensfrage des Art. 68 zum Instrument einer verkappten Parlamentsauflösung und zum Vehikel des politischen Machtwechsels
entwickelt. Der Verfasser befürwortet ein Selbstauflösungsrecht des Bundestages als vorbeugendes Mittel gegen das "Kanzlerplebiszit". (ICE2)
[109-L] Lenk, Klaus:
Der Staat am Draht: Electronic Government und die Zukunft der öffentlichen Verwaltung eine Einführung, Berlin: Ed. Sigma 2004, 120 S., ISBN: 3-89404-519-1
INHALT: Das aus einer Vorlesungsreihe zum Beginn des Hochschulkollegs 'Electronic Government' der Alcatel SEL Stiftung für Kommunikationsforschung hervorgegangene schmale
Bändchen soll 'E-Government auf eine wissenschaftlich gehaltvolle Ebene heben' (12). Der
Autor wählt hierzu einen weniger technischen denn sozial- beziehungsweise verwaltungswissenschaftlichen Ansatz. Er öffnet damit das bis heute enge Verständnis von E-Government,
welches sich vorwiegend an den (begrenzten) technischen Möglichkeiten des Internets und
den gängigen Formen der 'online'-Kommunikation orientiert. Seine Folgenabschätzung läuft
letztlich auf die globale Forderung nach einer nachhaltigen 'E-Transformation' (69) von Staat,
Verwaltung und Gesellschaft hinaus, die von der Informationstechnik zwar ermöglicht, aber
nicht umgesetzt werden könne. In seiner Einführung analysiert Lenk deshalb sowohl das Potenzial der Informationstechnik als auch die Art und Weise, wie Verwaltungsarbeit strukturiert ist. Er verbindet die bereits begonnenen Veränderungen in der Staatsmodernisierung
('Neues Öffentliches Management' 'Public Governance' mit den Gestaltungspotenzialen der
zunehmenden Informatisierung von Staat und Verwaltung. (ZPol, VS)
[110-L] Linder, Wolf:
Schweizerische Demokratie: Institutionen - Prozesse - Perspektiven, Bern: Haupt 2005, 444
S., ISBN: 3-258-06842-9 (Standort: UB Erlangen(29)-H00/2005A/10449)
INHALT: "Das Buch zeigt die Entwicklung und Eigenheiten schweizerischer Demokratie. Dazu
gehören der Föderalismus, die Konkordanz als Instrument des Interessenausgleichs und der
gesellschaftlichen Integration, die Auswirkungen der Volksrechte, der Einfluss von Parteien,
politischen Bewegungen und Verbänden auf den Entscheidungsprozess, sowie die Handlungsmöglichkeiten von Regierung und Parlament. Darüber hinaus situiert der Autor das
schweizerische politische System im internationalen Vergleich: Ähnlichkeiten und Differenzen zur parlamentarischen Mehrheitsdemokratie, Fragen der Globalisierung und Internationalisierung, und der mögliche Beitrag des schweizerischen Demokratiemodells zur Lösung des
multikulturellen Konflikts werden diskutiert." (Autorenreferat)
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soFid Politische Soziologie 2006/1
3 Staatstheorie und staatliches Handeln
[111-L] Müller, Kay; Walter, Franz:
Graue Eminenzen der Macht: Küchenkabinette in der deutschen Kanzlerdemokratie ; von
Adenauer bis Schröder, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2004, 214 S., ISBN: 3-531-143484 (Standort: UB Bonn(5)-2005-2253)
INHALT: "Küchenkabinette sind von der Verfassung nicht vorgesehen. Dennoch kommt kein
Bundeskanzler ohne sie aus: Im Kreis vertrauter Berater entstehen die großen politischen Entscheidungen, von dort aus wird auch der graue Regierungsalltag gesteuert. Dieses Buch betrachtet erstmals alle Küchenkabinette in der Geschichte der Bundesrepublik: Wer sind diese
Männer und (wenigen) Frauen im Schatten der Macht? Welchen Einfluss hatten sie auf die
Politik, den Erfolg oder Misserfolg des Regierungschefs? Wie war das Verhältnis der Kanzler
zu Ihren engen Beratern? Was sind die Voraussetzungen und Erfolgsbedingungen für die
Auswahl und die Arbeit eines Küchenkabinettes? Insgesamt bietet das Buch einen farbigen
Einblick in den engsten und sehr informellen Bereich der Regierungsmacht in der Bundesrepublik Deutschland." (Autorenreferat)
[112-L] Nothelle-Wildfeuer, Ursula:
Die Idee der Zivilgesellschaft und das Subsidiaritätsprinzip: zur sozialethischen Fundierung
von Überlegungen zum Umbau des Sozialstaates, in: Thomas Meyer, Udo Vorholt (Hrsg.):
Zivilgesellschaft und Gerechtigkeit, Dortmund: Projekt-Verl., 2004, S. 67-89, ISBN: 3-89733124-1 (Standort: ULB Darmstadt(17)-2005-5156)
INHALT: Der Beitrag befasst sich mit der Frage, was ethisch hinter den beiden Termini Zivilgesellschaft und Subsidiaritätsprinzip steht und welchen Beitrag beide für die gegenwärtige Sozialstaatsdebatte leisten können. Vorgestellt wird ein sozialethisches Konzept eines Sozialstaates, dessen Fundament wechselseitig subsidiär und zivilgesellschaftlich begründet, aber
auch begrenzt wird. Dieses Konzept ermöglicht Freiheit und die Gestaltung von Freiheitsräumen im Sinne sozialer Gerechtigkeit bzw. im Sinne des Prinzips der Freiheitsermöglichung und Freiheitsverpflichtung. Daraus folgt im Hinblick auf die Aufgabe der Gesellschaft
und des politischen Handelns, dass alle Bürger befähigt werden, sich an den wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen. Nur über einen solchen Versuch können beide
Termini differenziert für eine Analyse der Defizite des gegenwärtigen Sozialstaats und für eine Neubesinnung auf eine angemessene Konzeption des Sozialstaats fruchtbar gemacht werden. (ICH)
[113-L] Ooyen, Robert Chr. van:
Misstrauensvotum und Parlamentsauflösung: Prüfungsmaßstab für die Zuverlässigkeit "unechter" Vertrauensfragen aus verfassungspolitologischer Sicht, in: Recht und Politik : Vierteljahreshefte für Rechts- und Verwaltungspolitik, Jg. 41/2005, H. 3, S. 137-141 (Standort: UuStB
Köln(38)-XF98; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Zum zweiten Mal in seiner Amtszeit hat Bundeskanzler Gerhard Schröder die Vertrauensfrage gestellt. Im Unterschied zur parlamentarischen "Krise" um den Bundeswehreinsatz
in Afghanistan (2001) ist der aktuelle Fall einer möglichen Parlamentsauflösung wegen der
Problematik eines vermeintlichen Missbrauchs von Art. 68 GG infolge einer sogenannten
"unechten Vertrauensfrage", die durch die Stimmenenthaltung im Regierungslager "fingiert"
soFid Politische Soziologie 2006/1
3 Staatstheorie und staatliches Handeln
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wurde, höchst umstritten. Für die Beurteilung der Zulässigkeit der Parlamentsauflösung nach
Art. 68 GG gerade in Hinblick auf den Streit, ob nun ein Missbrauch durch die "unechte",
"fingierte" Vertrauensfrage vorliegt, lassen sich drei "Negativ-Kriterien" als Prüfungsmaßstab
vorschlagen: (1) Die Stabilität des parlamentarischen Regierungssystems darf nicht gefährdet
sein, (2) die Auflösung des Bundestags darf nicht nur zu dem Zweck erfolgen, bloß Neuwahlen zu einem der Regierung günstigen Zeitpunkt herbeizuführen und (3) keine der im Bundestag vertretenen Oppositionsparteien darf sich gegen Neuwahlen aussprechen. Während die
Vertrauensfrage/Bundestagsauflösung durch Kohl/Carstens nach diesem Prüfungsmaßstab
sich zumindest als "Grenzfall" eines Missbrauchs durch "unechte" Vertrauensfrage darstellt
(bloß machtpolitisches Kalkül für Neuwahlen unmittelbar nach erfolgreichem Misstrauensvotum jedoch mit Einverständnis der parlamentarischen Opposition), ergab sich für den aktuellen Fall Schröder/Köhler verfassungsrechtlich eindeutig kein Missbrauch durch "unechte Vertrauensfrage". (ICB2)
[114-L] Ooyen, Robert Chr. van:
Der Begriff des Politischen des Bundesverfassungsgerichts, (Beiträge zur Politischen Wissenschaft, 136), Berlin: Duncker & Humblot 2005, 254 S., ISBN: 3-428-11635-6
INHALT: Van Ooyen konstatiert einen Bedarf an politikwissenschaftlicher Analyse der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts. Sie könne zeigen, dass die aus juristischer Sicht
'unpolitische' Rechtsprechung sehr wohl in einer sie beeinflussenden Denktradition politischer Philosophie steht. Die provokante These lautet: 'Der Begriff des Politischen des BVerfG
ist der Begriff des Staates, der zusammen mit dem Begriff des 'Volkes' ('Staatsvolk') in einer
antipluralistischen Tradition der deutschen Staats- und Verfassungslehre steht.' Dieses Verständnis geht im weitesten Sinne auf Hobbes, Rousseau und Hegel zurück, wird jedoch durch
die Rezeption der Klassiker seitens Schmitt, Smend, Triepel und Leibholz vermittelt, erhält so
sein spezifisches Kolorit und verhindert die vollständige Verankerung eines pluralistischen
Verständnisses von Bürger und Verfassung einer offenen Gesellschaft in der Rechtsprechung
des Gerichts. Van Ooyen weist seine These im Verlauf der Arbeit mittels der exemplarischen
Analyse ausgewählter Urteile (u. a. Parteienfinanzierung, Asyl-Kompromiss) nach, die in den
Abschnitten Grundrechte, Parteien, Beamtentum, Demokratie und pluralistische Gruppen,
Einheit und Integration, Europa sowie Verfassungsgerichtsbarkeit selbst eingeordnet wurden.
Innerhalb der einzelnen Kapitel werden die jeweiligen politischen Theorien näher dargestellt
und die Staats- und Verfassungslehren von Roman Herzog und Ernst-Wolfgang Böckenförde
mit berücksichtigt. Van Ooyen konstatiert: Die Urteile sind häufig bloße politische Dezisionen, die sich in apodiktischer Weise in den Bahnen fragwürdiger, weil nicht demokratischer
Traditionen der 'Staatslehre' bewegen. Das Gericht postuliert einfach sein etatistisches Politikverständnis ohne intellektuelle Skrupel; mühelos (...) wird dabei bisweilen Grundsätzliches
entschieden - und dieser vom Gericht gerne offen gehaltene politische Entscheidungsraum
noch als 'Rechtsprechung' mit dem Mythos 'richterlicher Selbstbeschränkung' hinter einer vagen 'staatstheoretischen' Begrifflichkeit camoufliert.' (223 f.) (ZPol, VS)
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soFid Politische Soziologie 2006/1
3 Staatstheorie und staatliches Handeln
[115-L] Papadopoulos, Yannis:
Populism as the other side of consociational multi-level democracies, in: Daniele Caramani,
Yves Mény (Hrsg.): Challenges to consensual politics : community, identity, and populist protest
in the Alpine region, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 71-81 (Standort: SB München(12)2005.43044)
INHALT: Historische Bedingungen haben im Alpenraum zu einer Konzentration von Verhandlungsdemokratien geführt. Die politischen Charakteristika solcher Systeme tragen in hohem
Maße zur Entstehung und zum Erfolg populistischer Parteien bei. Zu diesen Charakteristika
zählen fragmentierte Systeme der politischen Entscheidungsfindung, vielfach mit VetoRechten ausgestattet. Zudem verfügen die politischen Eliten in solchen Systemen über einen
höheren Grad an Autonomie, und die Konkurrenz unter ihnen ist oft begrenzt. Da diese Systeme Mehrebenensysteme sind, erfordern sie ein hohes Maß an Elitenkooperation, was die
Politik intransparent und die Zuweisung politischer Verantwortung schwierig macht. Diese
Charakteristika machen es populistischen Parteien leicht, für sich die Vertretung einer "reinen
Lehre" und des "kleinen Mannes" zu reklamieren. Gleichzeitig vermag das System der Verhandlungsdemokratien populistische Parteien leicht zu integrieren. (ICE)
[116-L] Pappi, Franz Urban; Becker, Axel; Herzog, Alexander:
Regierungsbildung in Mehrebenensystemen: zur Erklärung der Koalitionsbildung in den
deutschen Bundesländern, in: Politische Vierteljahresschrift : Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Jg. 46/2005, H. 3, S. 432-458 (Standort: UuStB Köln(38)XE00036; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Das deutsche Regierungssystem wird als volles Zweiebenensystem konzipiert, in dem
die Landesregierungen über den Bundesrat bundespolitische Entscheidungskompetenzen haben und die Bildung der Landesregierungen für die Regierungs- und Oppositionsparteien im
Bund deshalb bundespolitisch wichtig ist. Die Frage ist, ob sich ein systematischer Einfluss
der Bundesparteien auf die Regierungsbildung in den Ländern nachweisen lässt. Die Frage
wird mit indirekter Beweisführung beantwortet. Selbst wenn zentrale, koalitionstheoretisch
abgeleitete Determinanten der Regierungsbildung konstant gehalten werden, werden in den
deutschen Bundesländern A-Mehrheitskoalitionen aus Parteien, die auch im Bund regieren,
oder B-Mehrheitskoalitionen aus Parteien, die im Bund nicht regieren, statt gemischten oder
Minderheitsregierungen überzufällig häufig gebildet. Dabei wird für jede der 182 Regierungsbildungssituationen in den Bundesländern von 1949 bis 2003 die tatsächlich gebildete
Regierung in Beziehung gesetzt zu den jeweils möglichen Regierungen." (Autorenreferat)
[117-L] Piel, Konstanze:
Das Verhältnis von Staat und Gesellschaft: oder: zur gegenwärtigen Neubestimmung des
Politischen, in: Kathrin Groh, Christine Weinbach (Hrsg.): Zur Genealogie des politischen Raums
: politische Strukturen im Wandel, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 245-272, ISBN:
3-531-14185-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005/3706)
INHALT: Die Verfasserin wendet sich gegen die verbreitete Annahme einer fortschreitenden
Entdifferenzierung der Politik und geht stattdessen von einer weiteren Ausdifferenzierung des
politischen Systems aus. Die zunehmende Bedeutung nichtstaatlicher Akteure und die Ver-
soFid Politische Soziologie 2006/1
3 Staatstheorie und staatliches Handeln
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schiebung von formellen zu informellen Formen des Regierens werden als Veränderungen
der Binnendifferenzierung des politischen Systems gesehen. Hier geht es um Veränderungen
im Zusammenspiel von funktionaler und segmentärer Differenzierung und die damit einher
gehenden Konsequenzen im Verhältnis von staatlichem Zentrum und zivilgesellschaftlicher
Peripherie. Das Leitkonzept "Governance" markiert dabei einen tiefgreifenden Transformationsprozess politischer Ordnungsvorstellungen in Richtung auf die Hybridisierung politischer
Herrschaft. Vor allem auf internationaler Ebene bilden sich netzwerkartige Beziehungen zwischen öffentlichen und privaten Akteuren heraus, die unter diesen Leitbegriff gefasst werden.
(ICE2)
[118-L] Pollak, Johannes; Slominski, Peter:
"Konstitutioneller Moment" und Verfassungsreform: eine Einschätzung des ÖsterreichKonvents, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg. 34/2005, H. 4, S. 337-349
(Standort: UuStB Köln(38)-XE00150; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Trotz einer Vielzahl an Verfassungsänderungen, gibt es sowohl in der rechts- und
politikwissenschaftlichen Literatur als auch in der Praxis einen Konsens, dass die österreichische Bundesverfassung einer grundlegenden Reform bedarf. Zu diesem Zweck wurde im Mai
2003 ein so genannter Österreich-Konvent eingerichtet. Der vorliegende Beitrag beschäftigt
sich mit der Frage, unter welchen Bedingungen bedeutende Verfassungsreformen erfolgreich
sind. Als konzeptuelle Grundlage fungiert dabei Bruce Ackermans Theorie des konstitutionellen Moments. Der Artikel kommt zu dem Schluss, dass der Österreich-Konvent ohne breite
Anteilnahme der BürgerInnen installiert wurde und somit keinen konstitutionellen Moment
im Sinne Ackermans ausgelöst hat." (Autorenreferat)
[119-F] Rehling, Andrea, M.A. (Bearbeitung):
Korporatismus als Stabilisierungsstrategie. Ein Vergleich von Zentralarbeitsgemeinschaft
und Konzertierter Aktion
INHALT: Der aktuelle Forschungsschwerpunkt im Rahmen des Dissertationsprojektes liegt auf
dem "Korporatismus als Stabilisierungsstrategie. Ein Vergleich von Zentralarbeitsgemeinschaft und Konzertierter Aktion". Der Korporatismus wird in der Literatur, aber auch in der
tagespolitischen Debatte als "deutsches Modell" geradezu zu einer Institution deutscher Wirtschaftspolitik erhoben. Nicht zuletzt durch die gescheiterte Neuauflage des "Bündnisses für
Arbeit" ist die Diskussion um die Ohn- bzw. Beharrungsmacht der Verbände, ihr Zuviel oder
Zuwenig an Einflussmöglichkeiten im Staat aus der aktuellen politischen, aber auch der wissenschaftlichen Diskussion nicht mehr wegzudenken. Im Mittelpunkt dieser Untersuchung
soll der tripartistische Makro-Korporatismus mit seinen drei kollektiven Akteuren: Staat, Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften stehen. In einem diachronen Vergleich sollen Zentralarbeitsgemeinschaft und Konzertierte Aktion, die beiden einzigen deutschen MakroKorporatismen, auf ihre strukturellen und ideellen Analogien und Differenzen untersucht
werden. Ausgangspunkt soll dabei die Frage sein, was den Staat und die Tarifparteien, die
den grundsätzlichsten Interessengegensatz in der modernen Industriegesellschaft darstellen,
dazu bewegt bzw. was sie daran hindert, ihr Verhalten zu konzertieren. Neben den Strukturen,
welche die Handlungen der Akteure determinieren, gilt es die handlungsleitende Weltsicht
der jeweiligen Akteure herauszukristallisieren, um Aufschluss über ihre Handlungsoptionen,
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soFid Politische Soziologie 2006/1
3 Staatstheorie und staatliches Handeln
Zwänge und Strategien zu gewinnen. Dabei sind natürlich auch die Verfahrensweisen der
Konfliktverregelung vor, während und nach der Konzertierung von besonderem Interesse sowie die Frage, ob im diachronen Vergleich Entwicklungen, institutionelle Lernprozesse und
Rückschritte auszumachen sind. Ein besonderes Augenmerk soll der Frage gelten, ob der
Korporatismus im Bereich der Sozial- und Systemintegration Leistungen übernimmt, die ihn
zur erfolgreichen Stabilisierungsstrategie machen.
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Volkswagen Stiftung
INSTITUTION: Universität Tübingen, Fak. für Philosophie und Geschichte, Seminar für Zeitgeschichte (Wilhelmstr. 36, 72074 Tübingen)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 07071-297-7332, Fax: 07071-295793,
e-mail: [email protected])
[120-L] Reutter, Werner:
Vertrauensfrage und Parlamentsauflösung: Anmerkungen zur verfassungspolitischen Debatte und zur Verfassungspraxis in den Ländern, in: Politische Vierteljahresschrift : Zeitschrift
der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Jg. 46/2005, H. 4, S. 655-673 (Standort:
UuStB Köln(38)-XE00036; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In dem Beitrag werden die in der aktuellen Debatte über die Parlamentsauflösung
nach Art. 68 GG vorgebrachten Argumente rekapituliert, auf ihre verfassungshistorischen
Traditionen untersucht und mit der Verfassungspraxis in den Ländern kontrastiert. Im Ergebnis zeigt sich, dass die verfassungspolitischen Ziele, die mit der Vertrauensfrage und der Parlamentsauflösung in Bund und Ländern verknüpft werden, weniger von den kodifizierten
Normen denn von einem funktionierenden Parteiensystem abhängen. Das eigentliche Gefährdungspotential für die parlamentarische Demokratie in Deutschland besteht folglich in den
gegenwärtig zu beobachtenden Veränderungen im Parteiensystem." (Autorenreferat)
[121-L] Riegraf, Birgit:
Koordinaten eines gewandelten Staatsverständnisses: das New Public Management, in: Kathrin Groh, Christine Weinbach (Hrsg.): Zur Genealogie des politischen Raums : politische Strukturen im Wandel, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 225-244, ISBN: 3-531-14185-6
(Standort: UB Bonn(5)-2005/3706)
INHALT: Die Verfasserin stellt den Wandel der Staatskonzeptionen im Spiegel der Reformbemühungen im öffentlichen Sektor in der Bundesrepublik seit Ende der 1960er Jahre dar. Mit
dem New Public Management soll in Abkehr von der Vision eines allmächtigen Planungsstaats ein paradigmatischer Wandel der Organisations- und Steuerungsmuster in Richtung auf
mehr Effektivität, Effizienz, Transparenz und Dezentralisierung vollzogen werden. Diesem
neuen Paradigma liegen zwei ökonomische Bezugstheorien zugrunde, der Public-ChoiceAnsatz und der betriebswirtschaftliche "Managerialismus". Die Verfasserin weist auf die Gefahr hin, dass eine radikale Version des New Public Management Staatsversagen überbetont
und eingleisig mit einer radikalen Einführung von privat- und marktwirtschaftlichen Mechanismen reagiert. (ICE2)
soFid Politische Soziologie 2006/1
3 Staatstheorie und staatliches Handeln
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[122-L] Ruck, Michael:
Die Republik der Runden Tische: konzertierte Aktionen, Bündnisse und Konsensrunden, in:
André Kaiser, Thomas Zittel (Hrsg.): Demokratietheorie und Demokratieentwicklung : Festschrift
für Peter Graf Kielmansegg, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 333-357, ISBN: 3-53114118-X (Standort: UB Bonn(5)-2004/4498)
INHALT: Der Beitrag beleuchtet die Wiedereinführung der Konzertierten Aktion und der Runden
Tische Ende der 1990er Jahre als Instrumente der Konsensbildung und somit als Bestandteile
der politischen Kultur in der Bundesrepublik Deutschland. Dabei wird aus zeithistorischer
Perspektive der Frage nachgegangen, welche Erfolgsaussichten der neuerliche Versuch eines
Dreier-'Bündnisses für Arbeit' von Regierung, Gewerkschaften und Arbeitgeberseite besessen
hat. Zuvor wird geprüft, ob die früheren Erfahrungen mit dem tripartistischen Korporatismus
es tatsächlich nahegelegt haben, diesen Weg seit 1998 ein weiteres Mal zu beschreiten. Dazu
werden erstens das Zustandekommen und die praktische Arbeit dieses Gremiums skizziert,
zweitens wird die Konzertierte Aktion in den säkularen Zusammenhang korporativer Wirtschaftspolitik in Deutschland eingeordnet. Ausgehend davon wird drittens die von Sozialwissenschaftlern diskutierte Renaissance neokorporatistischer Arrangements Mitte bis Ende der
1990er Jahre in den Blick genommen. Den Abschluss bilden viertens Thesen zum Ansatz und
zum Schicksal des zweiten 'Bündnisses für Arbeit', dessen Scheitern im März 2003 nach Jahren der Agonie ratifiziert worden ist. (ICG2)
[123-L] Scharpf, Fritz W.:
No exit from the joint decision trap?: can German federalism reform itself?, (MPIfG Working
Paper, 05/8), Köln 2005, o. Sz. (Graue Literatur; URL: http://www.mpi-fg-koeln.mpg.de/pu/
workpap/wp05-8/wp05-8.html)
INHALT: "Die im internationalen Vergleich einmaligen Institutionen des 'unitarischen Bundesstaats' erschienen lange as Element der deutschen Erfolgsgeschichte in der Nachkriegszeit.
Heute erscheinen sie jedoch als 'Politikverflechtungsfalle', welche die Politik in Bund und
Ländern an der Bewältigung der neuen ökonomischen und demo-graphischen Herausforderungen hindert. Trotzdem gelang es einer im Herbst 2003 eingesetzten und politisch potent
besetzten gemeinsamen Kommission von Bundestag und Bundesrat nicht, sich auf eine Verfassungsreform zu einigen. Der Text analysiert die prozeduralen und sachlichen Fehlentscheidungen, die das Scheitern erklären, und er erörtert die Möglichkeit asymmetrischer Lösungen, die den Spielraum für autonomes politisches Handeln auf beiden staatlichen Ebenen
erweitern könnten." (Autorenreferat)
[124-L] Schnapp, Kai-Uwe:
Ministerialbürokratien in westlichen Demokratien: eine vergleichende Analyse, (Schriftenreihe Interdisziplinäre Organisations- und Verwaltungsforschung, 11), Opladen: Leske u. Budrich
2004, 375 S., ISBN: 3-8100-3800-8
INHALT: Auf der Grundlage von Strukturmerkmalen nationaler politisch-administrativer Systeme will Schnapp die Frage beantworten, über welches Potenzial Ministerialbürokratien verfügen, um den politischen Entscheidungsprozess zu beeinflussen. Dabei werden zwei Teilaspekte erörtert: Mittels formaler Modelle zeichnet der Autor Möglichkeiten und Wirkungswei-
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sen des bürokratischen Einflusses auf politische Entscheidungen nach und leitet daraus Indikatoren zur empirischen Bestimmung des Einflusspotenzials ab. Diese Indikatoren werden
dann in einer empirischen Analyse von 21 Mitgliedsländern der OECD zur Bestimmung der
Größe des Einflusses herangezogen. Als wichtigstes Ergebnis kann der in der Arbeit entwickelte Index zum Gesamteinflusspotenzial der Ministerialbürokratien bezeichnet werden.
Dieser Index ermöglicht eine Einstufung des Einflusses der Ministerialverwaltungen in den
Untersuchungsländern: Danach sind die einflussreichsten Bürokratien in Frankreich, Belgien,
Österreich und Deutschland zu finden. Ein etwas geringeres Gewicht haben die Bürokratien
Irlands und der Schweiz, ein annähernd mittleres Einflussniveau die Bürokratien in Norwegen, Portugal, Japan und Dänemark. Mit sinkenden Einflussniveaus folgen die USA, die Niederlande, Kanada, Australien und Finnland. Abgerundet wird die Arbeit durch eine ausführliche Diskussion der Messverfahren und möglicher Fehlerquellen. (ZPol, VS)
[125-L] Schuett-Wetschky, Eberhard:
Regierung, Parlament oder Parteien: wer entscheidet, wer beschließt?, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 36/2005, H. 3, S. 489-507 (Standort: UuStB Köln(38)-XF148; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In den Medien wird häufig der Eindruck erweckt, dass die Regierung regiert, während
tatsächlich die Regierungsparteien die politischen Entscheidungen treffen. Allgemeiner formuliert: Nicht die Organe Regierung und Parlament entscheiden, sondern Parteien. In parlamentarischen Regierungssystemen ist dies schon immer so gewesen. Dennoch werden Parteien als Entscheidungsträger bis in die Gegenwart abgelehnt. Diese Antipartei-Haltung wird am
Beispiel aktueller Theoretiker analysiert. Charakteristisch für die traditionelle, einseitig auf
Organe fixierte Theorie ist, dass realistisch denkende Theoretiker wie Walter Bagehot, Joseph
A. Schumpeter, Ernst Fraenkel und Dolf Sternberger ausgeblendet werden. Mit dem Festhalten an Organen als Entscheidungsträgern fördern die traditionell argumentierenden Theoretiker die Distanz zwischen Bürgern und Politik, obgleich sie weder überzeugende Rechts- noch
Sachgründe vortragen." (Autorenreferat)
[126-L] Schulz, Daniel:
Verfassung und Nation: Formen politischer Institutionalisierung in Deutschland und Frankreich, (Schriftenreihe Verfassung und Politik), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2004, 320 S.,
ISBN: 3-531-14410-3 (Standort: UB Duisburg(136)-01QPV3647)
INHALT: "Die Bundesrepublik Deutschland und die V. Republik Frankreichs stehen im Prozess
der europäischen Integration vor dem Erfahrungshintergrund zweier verschiedener nationaler
Verfassungskulturen. Ziel dieser Arbeit ist es, die Entwicklung und die Wandlung des Verfassungsverständnisses in Deutschland und in Frankreich anhand seiner deutungskulturellen
Ausprägungen zu analysieren. Verfassung und Nation können dabei als konkurrierende Ordnungsmuster verstanden werden, über die unterschiedliche Leitideen und Geltungsansprüche
in politischen Deutungskämpfen langfristig verstetigt wurden." (Autorenreferat)
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[127-L] Sturm, Roland:
Bürgergesellschaft und Bundesstaat: demokratietheoretische Begründung des Föderalismus
und der Föderalismuskultur, Gütersloh 2004, 40 S. (Graue Literatur; URL: http://www.stiftungmarktwirtschaft.de/module/sturm.pdf)
INHALT: Der Text leistet einen Beitrag zur Föderalismusdebatte in Deutschland, indem Optionen
zur Optimierung von Föderalismusreformen in einen grundsätzlicheren Kontext gestellt werden. Das Konstrukt der 'Föderalismuskultur' ist nach Ansicht des Autors nur aussagekräftig
und entwicklungsfähig, wenn es rückgekoppelt wird mit Grundfragen der demokratischen
Gesellschaft, die sowohl aus der Perspektive der Föderalismusdebatte als auch aus der Perspektive der Debatte um die politische Bedeutung der Wiederbelebung einer Bürgergesellschaft erwachsen. Die künstliche Trennung oder gar antagonistische Gegenüberstellung von
Demokratie und Föderalismus entwertet die Möglichkeiten einer föderalen Ordnung oder überbewertet die Ansprüche an dieses gesellschaftliche Organisationsprinzip. Im ersten Abschnitt wird zunächst das bürgergesellschaftliche Defizit der Föderalismusdebatte erörtert.
Das zweite Kapitel thematisiert sodann das föderale Defizit in der Bürgergesellschaftsdiskussion. Auf dieser Grundlage werden im dritten Abschnitt Elemente des Diskurses zur Grundausstattung demokratischer Gemeinschaften mit den Überlegungen zur Ausgestaltung einer
Bürgergesellschaft und den gesellschaftlichen Begründungen für eine föderale Ordnung zusammengeführt. Dazu gehören (1) politische Herrschaft, (2) Organisation der politischen
Teilhabe, (3) Entstehung von Wissen über den politischen Prozess, (4) politische Verantwortung, (5) Identität, (6) Inklusion, (7) Kontrolle der Machtausübung, (8) Erneuerung als
Grundprinzip sowie (9) Pluralität des politischen Wettbewerbs. Die politische Kultur des Föderalismus spiegelt die Gesamtheit dieser Elemente wider und ihren historisch jeweils unterschiedlichen relativen Beitrag zur Verankerung des Föderalismus in einem politischen Gemeinwesen. (ICG2)
[128-L] Ullmann, Wolfgang:
Die Einheit der Bundesrepublik Deutschland als Verfassungsaufgabe, in: Rainer Hufnagel,
Titus Simon (Hrsg.): Problemfall deutsche Einheit : interdisziplinäre Betrachtungen zu gesamtdeutschen Fragestellungen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 45-61, ISBN: 3-53114318-2 (Standort: UuStB Köln(38)-32A2004)
INHALT: Der Verfasser geht von der These aus, dass die deutsche Einheit noch nicht vollendet
ist. Ausschlaggebend hierfür ist für ihn der Umstand, dass der im Grundgesetz vorgesehene
Weg der Vereinigung (Staatsziel Einheit aller Länder, alte Präambel), Beitritt der 1949 nicht
handlungsfähigen Teile (Art. 23 alt) und Verfassunggebung durch die Gesamtbevölkerung
(Art. 146) nicht gegangen worden ist. Die deutsche Wiedervereinigung wurde weder durch
die Idee einer politischen Union noch die einer Staatsrekonstruktion oder durch vorsichtige
Schritte in föderative Strukturen bestimmt, sondern durch den Vertrag über eine Währungs-,
Wirtschafts- und Sozialunion. Der Einigungsvertrag, dessen Inhalt die rechtliche Normierung
des Beitritts nach Art. 23 GG (alte Fassung) sein sollte, ist nichts anderes als eine ausführliche Sammlung von Ausführungsbestimmungen zum Vertrag über die Währungsunion. (ICE2)
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3 Staatstheorie und staatliches Handeln
[129-L] Waschkuhn, Arno:
Regimebildung und Netzwerke: neue Ordnungsmuster und Interaktionsformen zur Konflikt- und Verantwortungsregulierung im Kontext politischer Steuerung, (Erfurter Beiträge zu
den Staatswissenschaften, H. 5), Berlin: de Gruyter Recht 2005, 76 S., ISBN: 3-89949-218-8
(Standort: UB Bonn(5)-2005-5290)
INHALT: "Regime" im neueren Sinne (nämlich seit etwa zwei Jahrzehnten) bezeichnen Ordnungsformen in bestimmten Handlungszusammenhängen, insbesondere im Hinblick auf interund transnationale Akteure. Es handelt sich um Kooperationsformen und Regelungsbereiche,
die als institutionalisierte Sets und Ensembles von Prinzipien, Normen, Regeln und Entscheidungsverfahren in zunehmendem Maße zu grundlegenden und relativ dauerhaften Ausformungen geführt haben. Netzwerke sind ebenfalls Verflechtungen auf allen gesellschaftlichen
Ebenen - lokal bis global -, jedoch in der Genese und Performanz signifikant stärker auf
Freiwilligkeit und Reziprozität gestellt und im Allgemeinen auch lockerer und spontaner organisiert. Die vorliegende Studie versteht beide Formen, Regime und Netzwerke, als integrative Grundelemente von Interessenvermittlungsprozessen und Mehrebenenmodellen sowie
Ausweise spontaner Ordnungsbildung und neu dimensionierter Sinnzusammenhänge. Es handelt sich um Neuformatierungen und Institutionalisierungen der Hochmoderne, die möglichen
Fragmentierungen (aufgrund einer Rahmenverschiebung von Staat und Gesellschaft infolge
von Prozessen der Denationalisierung und Globalisierung) entgegen wirken. Der Autor untersucht zunächst die Verregelung von Problemfeldern durch Regime, sodann die stärker akteurgeprägten Netzwerke. Abschließend werden in themenspezifischer Hinsicht konzeptionelle Fragen im Kontext der Hochmoderne sowie hiermit verbundene politisch-praktische Verantwortungs- und Legitimationsprobleme erörtert. (ICA2)
[130-L] Wassermann, Rudolf:
Die manipulierte Verfassung: Anmerkungen zum politischen Sommertheater um Art. 68
GG, in: Recht und Politik : Vierteljahreshefte für Rechts- und Verwaltungspolitik, Jg. 41/2005, H.
3, S. 131-136 (Standort: UuStB Köln(38)-XF98; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der 22. Mai 2005 war ein Tag politischer Dramatik. Kaum, dass die Wahlniederlage
der SPD in Nordrhein-Westfalen feststand, verkündeten Franz Müntefering und Bundeskanzler Gerhard Schröder den Fernsehzuschauern ihre Absicht, sobald wie möglich Neuwahlen
herbeizuführen. Der politische Sinn bleibt jedoch unklar. An dem politischen Kernübel, unter
dem die deutsche Politik gegenwärtig leidet, kann die Neuwahl des Bundestags nichts ändern,
an der Tatsache nämlich, dass die Oppositionsmehrheit im Bundesrat die Politik der Bundesregierung blockieren kann. Die Bundesregierung brauchte sich auch keine Sorgen um ihre
Handlungsfähigkeit zu machen. Die Koalition stand im Bundestag fest zusammen. Wenn es
überhaupt sinnvolle Gründe gab, so lagen sie im Bereich des Psychologischen. "Schröder
will's wissen" - mit dieser Kurzformel erfasst man wohl am besten die Motive, die Schröder
und Müntefering bestimmten, jenes absurde Theater zu inszenieren, das gespielt werden
muss, wenn ein Mehrheitskanzler versucht, mithilfe des Art. 68 Abs.1 GG zur Auflösung des
Bundestages zu gelangen. Höhepunkt des absurden Geschehens war der 1. Juli, der Tag, am
dem Bundeskanzler Schröder die Vertrauensfrage stellte. Schröder war kein Minderheitenkanzler; die Regierung und die Koalition waren handlungsfähig und hatten dies gerade am
Vortag, als sie zahlreiche Gesetze im Bundestag durchbrachten, bewiesen. Politik paradox:
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3 Staatstheorie und staatliches Handeln
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Der Kanzler stellte zwar die Vertrauensfrage, aber er wollte, dass die SPD-Abgeordneten diese nicht mit Ja, sondern mit Nein beantworteten. (ICB2)
[131-L] Wulff, Manfred:
Das liberaldemokratische Regierungssystem: Grundprinzipien und -positionen, Probleme
und Reformansätze, (Beiträge zur Politischen Wissenschaft, 135), Berlin: Duncker & Humblot
2005, 585 S., ISBN: 3-428-11621-6
INHALT: "Die einst erfolgreiche deutsche Volkswirtschaft hat sich in eine immobile Verwaltungswirtschaft verwandelt. Das Versagen aller Regierungen bei der Lösung der Probleme
führt zu der Vermutung, dass die wesentlichen Ursachen für die Fehlentwicklung durch einen
Regierungswechsel nicht beseitigt werden können, weil sie systembedingt sind. Manfred
Wulff prüft, ob diese Vermutung begründet ist. Außerdem untersucht er, wie die Entwicklung
aus (neo)liberaler Sicht zu beurteilen ist und ob eine den (neo)liberalen Vorstellungen entsprechende Politik die Probleme besser lösen könnte. Das Grundproblem sieht der Autor in
dem geringen Einfluss der Wähler auf den politischen Entscheidungsprozess und der damit
verbundenen Herrschaft der Parteifunktionäre, deren Wiederwahl von der Unterstützung
durch Interessenverbände abhängt. Diese Abhängigkeit hat eine Ausrichtung der Politik an
kurzfristigen partikularen Interessen zur Folge und verhindert langfristig konzipierte und gesamtwirtschaftlich sinnvolle Problemlösungen. Bei der (neo)liberalen Kritik kann zwischen
den Grundpositionen des individualistischen, kollektivistischen und solidarischen (Neo)Liberalismus unterschieden werden. Nach der Darstellung der Reformvorschläge wird untersucht, ob ein utopisches Modell mit einem dreistufigen Parlamentssystem und autonomen
Organisationen der Exekutive den (neo)liberalen Vorstellungen besser entspricht als das gegenwärtige parlamentarische Regierungssystem." (Autorenreferat)
4 Politische Parteien und Parteiensysteme
[132-L] Adams, Karl-Heinz:
Parteienfinanzierung in Deutschland: Entwicklung der Einnahmestrukturen politischer Parteien oder eine Sittengeschichte über Parteien, Geld und Macht, Marburg: Tectum Verl. 2005,
617 S., ISBN: 3-8288-8804-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005-5588)
INHALT: "In diesem Buch werden die Einnahmearten der politischen Parteien dargestellt. Neben
den im Parteiengesetz enumerativ aufgeführten Kategorien werden alle weiteren Finanzquellen der Parteien aufgezeigt, um Strukturen in der Parteienfinanzierungsgeschichte offen zu
legen. Aufgeteilt ist das Buch in drei Abschnitte. Zuerst erfolgt eine chronologische Beschreibung der historischen Entwicklung. Ausgehend vom neunzehnten Jahrhundert wird
hauptsächlich die Parteienfinanzierung in der Bundesrepublik behandelt. Danach werden die
einzelnen Einnahmearten kapitelweise in ihrer historischen Entfaltung vorgestellt. Schließlich
folgt eine Untersuchung der Faktoren der Parteienfinanzierung." (Autorenreferat)
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
[133-L] Alemann, Ulrich von:
Neue Bürgergesellschaft, alte Parteien?: zur Notwendigkeit einer partizipativen Parteireform, in: Daniel Dettling (Hrsg.): Parteien in der Bürgergesellschaft : zum Verhältnis von Macht
und Beteiligung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 43-48, ISBN: 3-531-14543-6
(Standort: UB Bonn(5)-2005-5488)
INHALT: Parteien stellen die bestimmenden Organisationen der Politik dar, sie legitimieren staatliches Handeln und organisieren Interessenvermittlung und politische Willensbildung. Parteiendemokratie und Zivilgesellschaft sind keine antagonistische, sondern komplementäre Politikformen. Die Parteien beschäftigen sich allerdings zu viel mit sich selbst. Die Bedeutung
der Massenmedien in Bezug auf die Information der Bürger wie auch der internen Kommunikation in den Parteien ist gewachsen. Parteireformen sollten die Aufgaben der Parteien stärken; Widerstand erwächst oft aus der Angst der Funktionäre vor Machtverlust. Politische
Führungsfunktion und programmatische Funktion der Parteien müssen zurückgewonnen werden. Insgesamt sind die Parteien in Deutschland - gerade aus der Sicht des Auslands - aber
besser als ihr Ruf. (ICE2)
[134-L] Arnim, Hans Herbert von:
The development of political: Parteienfinanzierung: Zwischen Notwendigkeit und Missbrauch ; alte Probleme und neue Entwicklungen, in: Dimitres Th. Tsatsos, Evangelos Venizelos, Xenophon I. Contiades (Hrsg.): Political parties in the 21st century, Berlin: Berliner Wissenschafts-Verl., 2004, S. 79-94, ISBN: 3-8305-0863-8 (Standort: UB Trier(385)-sb40490)
INHALT: Der Beitrag stellt einige grundsätzliche und einige aktuelle Fragen der Parteienfinanzierung zur Diskussion. Dabei geht der Verfasser von der deutschen Perspektive aus, wirft aber
auch einen Seitenblick auf einige andere Länder und spricht auch die öffentliche Finanzierung der europäischen politischen Parteien und das geplante EU-Abgeordnetenstatut an. Bei
der Parteienfinanzierung ergeben sich typische Missbrauchserfahrungen. Diese gehen vor allem in drei Richtungen: (1) Durch Großspenden an Parteien kann die höchst ungleich verteilte
wirtschaftliche Macht in politische Macht "umgemünzt" und so der demokratische Grundsatz
der politischen Gleichheit (one man - one vote) unterlaufen werden, mit der Folge, dass die
Demokratie plutokratische Züge annimmt. (2) Die Parteien sind versucht, außerparlamentarische Konkurrenten bei der Vergabe staatlicher Mittel zu benachteiligen und dabei den Grundsatz gleicher Chancen im politischen Wettbewerb zu verletzen. (3) Die Parteien im Parlament
tendieren leicht dazu, sich aus der Staatskasse exzessiv zu "bedienen". Damit sind sie immer
weniger auf Bürgerzuwendungen angewiesen, der Grundsatz der Staatsfreiheit (oder besser:
der Bürgernähe) der Parteien droht verletzt zu werden. Um diese Gefahren zu bannen, bedarf
es adäquater Regelungen. So sind, um den Einfluss des "großen Geldes" zu bremsen, in mehreren Ländern Spenden oberhalb einer bestimmten Höhe untersagt, in anderen Ländern sind
zumindest Spenden von Unternehmen (juristischen Personen) verboten. Auf den "sanfteren"
Versuch durch die Veröffentlichung von Großspenden (zusammen mit dem Namen des Spenders) wird näher eingegangen. (ICA2)
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
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[135-L] Arnim, Hans Herbert von:
Reformen des deutschen Parteiensystems, (Freiburger Diskussionspapiere zur Ordnungsökonomik), Freiburg im Breisgau 2004, 26 S. (Graue Literatur; URL: http://opus.zbw-kiel.de/volltexte/
2005/3318/pdf/04_13bw.pdf)
INHALT: Nach Ansicht des Autors ist in der Bundesrepublik Deutschland der politische Missstand zu beobachten, dass die Anforderungen an das politische System und die Leistungen
des Systems weit auseinander fallen. Es besteht ein Missverhältnis, besonders bei Reformen:
Die mangelnde Fähigkeit 'der Politik', Reformen durchzusetzen, steht in scharfem Kontrast zu
der gleichzeitig eklatant zunehmenden Dringlichkeit solcher Reformen. Vor diesem Hintergrund erörtert der Beitrag die politische Lage, formuliert die politischen Herausforderungen
und führt Lösungsvorschläge zur Veränderung des eingeschlagenen politischen Prozesses an.
Dabei finden unter anderem folgende Aspekte Berücksichtigung: (1) der Rahmen des Grundgesetzes, (2) politische Entscheidungen durch das Volk, (3) das öffentliche Amt und seine
Befugnisse, (4) das politische Verhalten der Berufspolitiker, (5) der Wettbewerb um Wählerstimmen, (6) Parteienfinanzierung, (7) die Diäten der Parlamentarier, (8) Ämterpatronage, (9)
das vielfach geschichtete Gemeinwesen, (10) die Medien, (11) die Verfassungsgerichte und
der Common Sense des Volkes sowie (12) eine Reform der Landesverfassungen, die eine Direktwahl des Regierungschefs durch das Volk und die Verbesserung des Landtagswahlrechts
vorsieht. (ICG2)
[136-L] Backhaus-Maul, Holger:
Eine Partei ist eine Partei: über den Sinn von Unterscheidungen, in: Daniel Dettling (Hrsg.):
Parteien in der Bürgergesellschaft : zum Verhältnis von Macht und Beteiligung, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 81-89, ISBN: 3-531-14543-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005-5488)
INHALT: Der Verfasser thematisiert das Verhältnis von Staat, Parteien und Bürgergesellschaft.
Einer relativ starken Position der Parteien steht eine relativ schwache Zivilgesellschaft gegenüber. Vor diesem Hintergrund fragt der Verfasser nach Auswegen aus dem Dilemma
staatlicher Allmachtsvorstellungen und zivilgesellschaftlicher Bescheidenheit. Drei Ansätze
werden in diesem Zusammenhang diskutiert: (1) die Gründung von Bürgerstiftungen; (2) die
sozialpolitische Rolle von Unternehmen im Rahmen von Corporate Citizenship; (3) zivilgesellschaftliche Foren des Gedankenaustauschs und der gemeinsamen Wissensgenerierung
("think tanks"). (ICE)
[137-L] Boll, Friedhelm:
Entwicklung der Medienbeteiligung politischer Parteien am Beispiel der SPD, in: Martin
Morlok, Ulrich von Alemann, Thilo Streit (Hrsg.): Medienbeteiligungen politischer Parteien, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2004, S. 15-28, ISBN: 3-8329-0719-X
INHALT: Der Beitrag behandelt die historische Entstehung der sozialdemokratischen Presse und
die in Zeiten der Verfolgung entstandene Rechtsform des Treuhändermodells. Es wird erläutert, dass das Modell der Treuhänderschaft während der Zeit der Diskriminierung und Verfolgung der Arbeiterbewegung der einzig sinnvolle und wirtschaftlich angemessene Weg war,
Medien und Parteivermögen zu verwalten. Am Rande wird darauf eingegangen, dass dieses
von der SPD entwickelte Modell auch als Vorbild für die anderen Parteien diente. Drei Fra-
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
gen stehen im Mittelpunkt: Welche wirtschaftliche Bedeutung hatten die sozialdemokratischen Medienunternehmen für die Entwicklung der SPD? 2. Warum wurden die Beteiligungen nicht als direktes Eigentum der Partei, sondern auf dem Weg der Treuhänderschaft meist in der Form einer GmbH -, gelegentlich auch als Druckereigenossenschaf, eingerichtet?
3. Welche Bedeutung hatten beide Rechtsformen für das deutsche Parteiensystem und seine
im internationalen Vergleich so außerordentliche Stabilität? (Fr2)
[138-L] Brie, Michael (Hrsg.):
Die Linkspartei: Ursprünge, Ziele, Erwartungen, (Texte / Rosa-Luxemburg-Stiftung, Bd. 23),
Berlin: Dietz 2005, 96 S., ISBN: 3-320-02072-2
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Die Ursprünge - Michael Brie: Bürgerinnen und Bürger auf der
Suche nach Alternativen (9-15); Michael Brie: Die PDS (16-23); Helge Meves: Die Wahlalternative - eine andere Politik ist möglich (24-29); Helge Meves: Die Chronologie der WASG
und ihrer Kooperation mit der Linkspartei.PDS (30-21). Dietmar Wittich: Akzeptanz und
Wählbarkeit (32-36); Drei Ziele - Dieter Klein: Erstes Ziel: Eine andere Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik (37-44); Lutz Brangsch: Zweites Ziel: Demokratisierung der Gesellschaft
(45-51); Cornelia Hildebrandt: Drittes Ziel: Für ein soziales, demokratisches und friedliches
Europa (52-58); André Brie: Thesen zur Perspektive der Linkspartei: offene Fragen, Probleme, Herausforderungen (59-65); Joachim Bischoff: Exkurs I - Die Zerstörung des "Rheinischen Kapitalismus" - Neoliberale Offensive (66-67); Vom Fordismus zur finanzgetriebenen
Kapitalakkumulation (68-72); Politische Akteure (73-74); Exkurs II: Projekte vereinigter
Linksparteien in Europa: Portugal und Dänemark - Helmut Ettinger: Der Linksblock in Portugal (75); Peter Birke: Die Linksparteien in Dänemark: Sozialistische Volkspartei und Einheitsliste (76-78); Kaleidoskop von Meinungen (zusammengestellt von Michael Brie) - Der
Auslöser: der Widerstand gegen Hartz IV (79-80); Links und Rechts in Deutschland (81-82);
Zum Projekt der Linkspartei (83-85); Demokratischer Sozialismus (86); Ausgewählte Texte
in Auszügen (87-91).
[139-L] Caluori, Ladina; Hug, Simon:
Changes in the partisan composition of the Swiss government: 1891, 1919, 1929, 1943, 1959,
2003, ...?, in: Schweizerische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Vol. 11/2005, Iss. 3, S. 101-121
(URL: http://www.ingentaconnect.com/content/spsa/spsr/2005/00000011/00000003/art00005)
INHALT: "Nach bald einem halben Jahrhundert ohne Veränderung in der Regierungssitzverteilung unter den Parteien, hat sich im Jahr 2003 die Exekutive der Schweiz einschneidend gewandelt. Solche Änderungen haben sich in der Vergangenheit mehrmals ereignet, jedoch
nach nicht einheitlichen Intervallen. In dieser Arbeit versuchen die Verfasser der Frage nachzugehen, wie diese Änderungen in der Sitzverteilung mit den Wahlerfolgen der Parteien in
Verbindung stehen. Es zeigt sich, dass sich der Wahlerfolg nicht direkt auf Sitzgewinne in der
Regierung überträgt. Erst mit einer Verzögerung von bis zwei Wahlen wirkt sich der Parteienerfolg in den Wahlen auf eventuelle Sitzgewinne in der Regierung aus. Deswegen ist der
zweite Sitzgewinn der SVP im Jahr 2003 ein Ausreißer verglichen mit bisherigen Entwicklungen in der Parteienzusammensetzung der Schweizerischen Regierung." (Autorenreferat)
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
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[140-L] Dettling, Daniel (Hrsg.):
Parteien in der Bürgergesellschaft: zum Verhältnis von Macht und Beteiligung, Wiesbaden:
VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 158 S., ISBN: 3-531-14543-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005-5488)
INHALT: "Die Parteien in Deutschland, vor allem die beiden Volksparteien, leiden unter Mitgliederschwund und einer wachsenden Entfremdung zwischen Politik und Bürger. Für immer
mehr Bürger versagen die Parteien bei der Suche nach Antworten auf die drängendsten Probleme. Parteien werden kaum noch als Anwälte und Vertreter der Bürger wahrgenommen. Sie
gelten als zu verzahnt und vermachtet mit staatlichen Strukturen und allein interessiert an
Machtgewinnung und -erhaltung. Neue Formen des politischen Engagements sind gefragt.
Dieser Band gibt unter anderem Antwort auf die Frage: Wie lassen sich bürgerschaftliches
Engagement und parteipolitische Aktivität unter dem Druck zunehmender Professionalisierung und der Herausforderung der Mediendemokratie verbinden und ggf. optimieren?" (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Elmar Wiesendahl: Das Ende der Mitgliederpartei. Die Parteiendemokratie auf dem Prüfstand (23-42); Ulrich von Alemann: Neue Bürgergesellschaft, alte
Parteien? Zur Notwendigkeit einer partizipativen Parteireform (43-48); Richard Meng: Am
Ende regiert immer der Kanzler. Bürgergesellschaft in den Medien - wie viel Quote bringen
Engagement und Beteiligung? (49-62); Christiane Frantz: Politik als Beruf jenseits der Parteien (65-71); Thomas Leif: Weiches Thema - Weiche Politik? Warum die Engagement-Politik
in Deutschland im Schatten steht (72-80); Holger Backhaus-Maul: Eine Partei ist eine Partei.
Über den Sinn von Unterscheidungen (81-89); Bernhard Weßels: Zwischen Organisation und
Bewegung: Wie viel Gesellschaft braucht Partei? (90-104); Johannes v. Thadden: Bürgerpartei braucht Engagement: Zur Zukunft der CDU als Volkspartei (105-113); Gerd Mielke: 'I'll
get by with a little help from my friends' (117-130); Rupert Graf Strachwitz: Zivilgesellschaft
als politisches Konzept - Gefahr für die Parteien? (131-138); Warnfried Dettling: Fremde
Welten? Bürgergesellschaft und Mediendemokratie (139-146); Fritz Goergen: Mehr Republik
wagen. Die offene Gesellschaft verträgt auch keine zivile Uniform (147-154).
[141-L] Dittberner, Jürgen:
Die FDP: Geschichte, Personen, Organisation, Perspektiven ; eine Einführung, Wiesbaden:
VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 411 S., ISBN: 3-531-14050-7 (Standort: UB Dortmund(290)D35323)
INHALT: "Die FDP hat sich als einzige der kleinen Parteien seit 1949 gehalten. Dabei ist es ihr
immer wieder gelungen, die Grundidee des Liberalismus zu aktualisieren - so in der 'Spiegel'Krise oder bei der Begründung der sozial-liberalen Koalition. Sie konnte sich auch dank ihrer
Funktion als Mehrheitsbeschafferin behaupten, so in der 'Ära Kohl'. Nachdem die Partei 1998
in die Opposition geschickt wurde, hat sie Schwierigkeiten, ihren Standort im Parteiensystem
zu definieren. In diesem Buch wird erstmals wieder eine Gesamtdarstellung der FDP gewagt.
Neben ihrer Geschichte und ihren wichtigen Funktionsträgern, ihrer Organisation und ihrem
politischen Programm werden auch beispielhaft die Landesverbände der FDP behandelt. Abgerundet wird diese Einführung durch eine Bewertung der Zukunftsperspektiven der FDP im
Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland." (Autorenreferat)
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
[142-L] Fromont, Michel:
Parteienrecht in Deutschland und Frankreich: ein Vergleich, in: Dimitres Th. Tsatsos, Evangelos Venizelos, Xenophon I. Contiades (Hrsg.): Political parties in the 21st century, Berlin: Berliner Wissenschafts-Verl., 2004, S. 289-297, ISBN: 3-8305-0863-8 (Standort: UB Trier(385)sb40490)
INHALT: Die Rechtsordnungen Frankreichs und der BRD haben verfassungsmäßig festgelegten
Grundsätze über die Rechtsstellung der Parteien gemeinsam. Sie sind hier wie dort größtenteils identisch. Auf der Ebene der Gesetzgebung gibt es jedoch Unterschiede. In Deutschland
gelten die Parteien als Institutionen, was eine detaillierte und fast lückenlose gesetzliche Regelung zur Folge hat. In Frankreich dagegen fungieren sie als Rahmen für die Ausübung der
politischen Freiheiten und als Instrument für die Politiker. Letzteres hat in gewisser Weise zu
einer Überbewertung des einzelnen Politikers geführt. Aus diesen Gründen ist in der BRD ein
"Parteienstaat" entstanden, in welchem die Gewaltenteilung deutlich in den Hintergrund getreten ist. Frankreich dagegen hat einen Weg der Anpassung an die neuen Erfordernisse der
politischen Tätigkeit eher in Richtung der direkten Demokratie gesucht. Der vorliegende Beitrag zeigt, dass die Lage in beiden Ländern nicht befriedigend ist. Weder der Parteienstaat
noch das Präsidialsystem sind Wundermittel. Dies hat seinen Grund darin, dass die Bürger
heute mehr verlangen als früher. Sie sind besser ausgebildet und informiert und erwarten deshalb mehr von Politikern, auch im Rahmen einer neoliberalen Politik. Die Transparenz des
politischen Lebens und der Dialog zwischen Bürgern und Politikern müssen insgesamt verbessert werden. (ICA2)
[143-L] Haas, Melanie:
Die Grünen als neue Partei des Bürgertums: Geschichte - Milieus - Wähler - Mitgliedschaft,
in: Vorgänge : Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, Jg. 44/2005, H. 2 = H. 170, S.
61-70 (Standort: UuStB Köln(38)-XG2258; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der vorliegende Beitrag zeigt, dass, wie und warum sich "Die Grünen" hinsichtlich
Mitgliedschaft und Wählern zu einer Partei des Bürgertums bzw. zur "Partei der Besserverdienenden" gewandelt haben. Die die Ergebnisse der Bundestagswahl von 2005 noch nicht
einbeziehende Analyse der Autorin macht deutlich, dass die Trägerschichten des klassischen
Bürgertums sich in den letzten Jahrzehnten entscheidend gewandelt haben: Die antibürgerliche Kritik der 1960er und 1970er Jahre, die Bildungsrevolution und in deren Gefolge die
Aufsteiger aus den proletarischen Schichten, der Zerfall der politischen Klassenlogik in der
westdeutschen Wohlstandsgesellschaft zugunsten politischer Generationen seit den 1960er
Jahren, aber auch die Vertreibung, Marginalisierung oder Nivellierung des Bürgertums in der
DDR sorgten für ein verändertes Bürgertum in nicht nur quantitativer, sondern auch qualitativer Hinsicht. Die Autorin fragt, ob "Die Grünen" dabei sind, die Nachfolge der traditionellen
Bürgerparteien CDU und FDP anzutreten. Mit einer Analyse der grünen Mitglieder- und
Wählerstrukturen sowie des Politikangebots im Hinblick auf dessen Zielgruppenausrichtung
wird eine Verortung bürgerlicher Schichten im aktuellen bundesdeutschen Parteiensystem
vorgenommen. Der Blick auf dieses "neue Bürgertum" - in Abgrenzung zum alten Bürgertum
- wird einleitend in seinem Entstehungsprozess in der alten Bundesrepublik rekonstruiert. (ICA2)
soFid Politische Soziologie 2006/1
4 Politische Parteien und Parteiensysteme
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[144-L] Holtmann, Everhard:
Bemerkenswert konstant und doch in Bewegung - Perspektiven des deutschen Parteiensystems nach der Bundestagswahl 2002, in: Heinrich Oberreuter (Hrsg.): Der versäumte Wechsel :
eine Bilanz des Wahljahres 2002, München: Olzog, 2004, S. 220-233, ISBN: 3-7892-8149-2
(Standort: UB d. Univ. d. Bundeswehr Hamburg(705)-POL570/YC0010)
INHALT: Stetigkeit und Dynamik sind die beiden Perspektiven, die die Entwicklung des deutschen Parteiensystems nach der Bundestagswahl 2002 bestimmen. Der Verfasser demonstriert dies anhand von vier Faktoren. Die Perspektive Stetigkeit dokumentieren im Ergebnis
der Bundestagswahl 2002 die Konzentration der Wählerstimmen auf die beiden großen
Volksparteien sowie das messbare Ausmaß an individueller Parteibindung und –identifikation. Die Perspektive Dynamik markieren zwei Tendenzen, die im Wählerverhalten 2002
nicht offen zum Ausdruck kommen, gleichwohl aber als latentes Veränderungspotenzial für
einen Formwandel des Parteiensystems präsent sind: der sich ankündigende Wandel der großen Parteien von der traditionellen Programmpartei zur Leitlinien- und Steuerpartei sowie das
weiterhin mögliche Auftauchen einer Protestpartei in der Arena des Parteienwettbewerbs auf
Bundesebene. (ICE2)
[145-F] Jandura, Olaf, M.A. (Bearbeitung); Donsbach, Wolfgang, Prof.Dr. (Betreuung):
Kleinparteien in der Mediendemokratie. Konstanten und Spezifika der Wahrnehmung als
Regierungs- und Oppositionsparteien
INHALT: Der Autor untersuchte die parlamentarischen Aktivitäten der beiden Kleinparteien FDP
und Bündnis 90/ Die Grünen. Diese verglich er mit deren Pressemitteilungen zu den Bundestagswahlen 1998 und 2002 sowie mit der Medienberichterstattung über diese beiden Bundestagswahlkämpfe. Überraschenderweise werden die Kleinparteien im Vergleich zu ihrer politischen Bedeutung überdurchschnittlich häufig in der Berichterstattung dargestellt. Jedoch
bleiben die Sachthemen den großen Parteien vorbehalten. ZEITRAUM: 1994-2002 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; quasiexperimentelles Design DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, standardisiert (Stichprobe: 20.000; die wichtigsten meinungsbildenden Medien Deutschlands; Auswahlverfahren: Zufall, Klumpen. Pressemitteilungen der
Parteien; Auswahlverfahren: Vollerhebung). Aktenanalyse, standardisiert (Stichprobe: 7.200;
parlamentarische Aktivitäten der Fraktionen des deutschen Bundestags). Feldarbeit durch
Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: Dissertation BEGINN: 2002-02 ENDE: 2005-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Wissenschaftler
INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Kommunikationswissenschaft Professur für Kommunikationswissenschaft I (01062 Dresden)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0351-46333235, e-mail: [email protected])
[146-L] Jesse, Eckhard:
Der Umgang mit parteipolitischem Rechtsextremismus, (Arbeitspapier / Konrad-AdenauerStiftung e.V., Nr. 149), Sankt Augustin 2005, 19 S., ISBN: 3-937731-69-5 (Graue Literatur; URL:
http://www.kas.de/db_files/dokumente/arbeitspapiere/7_dokument_dok_pdf_7525_1.pdf)
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
INHALT: "In diesem Arbeitspapier beschäftigt sich der Autor mit dem Extremismusbegriff und
seine Ausdifferenzierung, der Erörterung der Positionen der NPD und der PDS - zum Teil im
Vergleich - und dem angemessenen Umgang mit dem parteipolitischen (Rechts-)Extremismus." (Autorenreferat)
[147-L] Jesse, Eckhard:
Das Auf und Ab der NPD, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das
Parlament, 2005, H. 42, S. 31-38 (Standort: UuStB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/F89AZ8.pdf)
INHALT: Der Verfasser gibt einen Überblick über die Entwicklung der NPD von ihrer Gründung
1964 bis ins Jahr 2005. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Entwicklung der Partei seit
1990 (seit 1996 unter Udo Voigt), den Ergebnissen, die die NPD in diesem Zeitraum bei
Bundes- und Landtagswahlen erzielte, dem gescheiterten Verbotsverfahren 2001/2003 und
der Frage nach dem richtigen Umgang mit der NPD. Insgesamt wird eine Entwicklung der
NPD von einer eher besitzbürgerlich-deutschnationalen Partei zu einer nationalrevolutionärklassenkämpferisch auftretenden Partei sichtbar, die sich vor allem unter Udo Voigt neonationalsozialistischen Positionen öffnet und für die die Idee der "Volksgemeinschaft" eine zentrale Rolle spielt. (ICE2)
[148-L] Jesse, Eckhard:
Nach der gescheiterten Vertrauensfrage: zur Lage der Parteien und des Parteiensystems in
Deutschland, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 36/2005, H. 3, S. 600-615 (Standort: UuStB
Köln(38)-XF148; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Nach der gescheiterten Vertrauensfrage von Kanzler Gerhard Schröder am 1. Juli
2005 und nach den vorgezogenen Bundestagswahlen steht vermutlich ein Wandel des deutschen Parteiensystems bevor. Dabei sind zwei Fragen zentral: Kommt es zu einem Regierungswechsel? Erweitert sich die Zahl der Bundestagsparteien? Ein Regierungswechsel ist
angesichts der Landtagswahlergebnisse zwischen 2002 und 2005 ebenso wahrscheinlich wie
die Vergrößerung der Zahl der Bundestagsparteien. Doch was kurzfristig für die neue 'Linkspartei', eine Verbindung von PDS und der WASG, von Vorteil ist, muss es nicht mittelfristig
sein. Durch einen - wahrscheinlichen - Linksruck der SPD könnte die 'Linkspartei' wegen der
Vernachlässigung der Ostidentität in Schwierigkeiten geraten. Im Vergleich zur letzten Bundestagswahl von 2002 stehen Union und FDP dieses Mal eng zusammen, während der Zusammenhalt zwischen der SPD und den Grünen zu bröckeln scheint." (Autorenreferat)
[149-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr.rer.pol.Dr.phil. (Bearbeitung):
Die Folgen politischer Repräsentationsdefizite für den Bestand einer friedfertigen Gesellschaft an den Beispielen Deutschland und den Niederlanden
INHALT: Identifizierung von Repräsentationslücken politischer Parteien in Deutschland und den
Niederlanden. Entwicklung wahrscheinlicher Szenarien für den Bestand einer friedfertigen
Gesellschaft. Anhand qualitativer und quantitativer Analysen der Programme und der Wahlkampfkommunikation soll ermittelt werden, welche gesellschaftlichen Gruppen und Milieus
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
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von politischen Parteien angesprochen und in ihren politischen Ansprüchen noch repräsentiert
werden, und welche Interessen und Ansprüche im Parteienwettbewerb keinen Widerhall mehr
finden. Die mangelhafte Repräsentation gesellschaftlicher Konflikte und die damit verbundene Exklusion von Bevölkerungsgruppen haben Auswirkungen auf den Bestand des sozialen
Friedens. Anhand der identifizierten Repräsentationsdefizite werden Szenarien für den Bestand einer friedfertigen Gesellschaft erarbeitet und konkretisiert. GEOGRAPHISCHER
RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Niederlande
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der
Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0203-379-2041, e-mail: [email protected])
[150-L] Matzky-Eilers, Axel:
Die Funktionen von Parteiorganisationen im politischen System der Gesellschaft, in: Martin
Krol, Michael Matzky-Eilers, Gregor Straube (Hrsg.): Macht - Herrschaft - Gewalt : gesellschaftswissenschaftliche Debatten am Beginn des 21. Jahrhunderts, Münster: Lit Verl., 2005, S.
145-156, ISBN: 3-8258-8721-9 (Standort: UB Stuttgart(93)-Zy120K93)
INHALT: Klaus von Beyme entwickelte in seinem Buch "Parteien in westlichen Demokratien"
(1982) die folgende Typologie der Funktionen von politischen Parteien innerhalb freiheitlichdemokratisch verfasster Gesellschaftsordnungen: (1) Zielfindungsfunktion im Hinblick auf
Ideologie und Programmatik, (2) Interessenaggregations- und Interessenartikulationsfunktion,
(3) Mobilisierungs- und Sozialisierungsfunktion gegenüber der Bürgerschaft im Zusammenhang mit Wahlen sowie (4) Elitenrekrutierungs- und Regierungsbildungsfunktion. Der Autor
unternimmt in seinem Beitrag den Versuch, in kritischer Anknüpfung an Beyme dessen Typologie zu theoretisieren, wobei er die funktional-strukturelle Systemtheorie von Niklas
Luhmann zugrunde legt. Diese theoretische Perspektive grenzt sich insbesondere von einem
Verständnis von Politik als ein ubiquitär verbreitetes Phänomen ab und versucht, eine Parteientheorie aus dieser Perspektive heraus zu konzeptualisieren. Die Interpretation von Politik
als Teilsystem der Gesellschaft hat zur Folge, Parteien nicht über die Artikulation gesellschaftlicher Interessen zu bestimmen, sondern ihre Inklusionsfunktion in den Mittelpunkt zu
rücken, die ein routiniertes Reentry des Souveräns in das politische System ermöglicht. (ICI2)
[151-L] Micus, Matthias:
Die "Enkel" Willy Brandts: Aufstieg und Politikstil einer SPD-Generation, (Campus Forschung, Bd. 884), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2005, 236 S., ISBN: 3-593-37744-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005/3662)
INHALT: "Seit vielen Jahren bestimmt die Generation der 'Enkel' Willy Brandts den Kurs der
SPD, sie stellte und stellt zahlreiche Ministerpräsidenten und Landesminister und seit 1998
auch die Bundesregierung. Trotz dieser offenkundigen Bedeutung, war die Generation der
'Enkel' bislang nicht Gegenstand einer gründlichen Analyse. Matthias Micus vollzieht die
persönliche und politische Entwicklung wichtiger sozialdemokratischer Politiker nach - teilweise auf der Grundlage persönlicher Interviews - und vermittelt Einblicke in Motive, Beweggründe und Handlungslogiken der 'Enkel'." (Autorenreferat)
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
[152-L] Mielke, Gerd:
"I'll get by with a little help from my friends", in: Daniel Dettling (Hrsg.): Parteien in der Bürgergesellschaft : zum Verhältnis von Macht und Beteiligung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.,
2005, S. 117-130, ISBN: 3-531-14543-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005-5488)
INHALT: Der Verfasser fragt nach dem Verhältnis von Partien und bürgerschaftlichem Engagement in Deutschland und sondiert Möglichkeiten und Grenzen einer engeren Verknüpfung
beider Bereiche. Seiner Diagnose zu Folge verbinden sich Mitgliederschwund, Überalterung
und organisatorische Ermattung in den großen Parteien mit den Verheißungen der Professionalisierungsthese zu einem undurchsichtigen Syndrom, in dessen Schutz sich eine ungeheure
Refeudalisierung der Parteieliten vollzogen hat. Er schlägt ein Reformprojekt vor mit dem
Ziel, die Parteien zu den gesellschaftlichen Vorfeldern und den dortigen Kulturmustern und
Sozialkapitalien zu öffnen, eine aggressivere Marktorientierung in die Organisationen einzubauen und die Parteieliten aus ihrer abgekoppelten und feudalisierten Professionalisierungsisolation heraus zu lösen. Drei Elemente bilden den Kern dieses Projekts: (1) Reform des traditionellen Mitgliederkonzepts; (2) Einführung von Bonus-Systemen für Mitgliederzuwachs
und Wählerzuwachs bei der Festlegung von Delegiertenschlüsseln und Finanzzuweisungen;
(3) Direktwahl der Vorsitzenden durch die Mitglieder. (ICE2)
[153-L] Morgenstern, Andreas:
Die FDP in der parlamentarischen Opposition 1966-69: Wandel zu einer 'Reformpartei',
Marburg: Tectum Verl. 2004, 116 S., ISBN: 3-8288-8670-1
INHALT: War die FDP eine Reformpartei, als sie sich in der Zeit der großen Koalition in der
Opposition befand? Anders als der Titel suggeriert, steht diese Frage im Zentrum von Morgensterns Analyse. Eine Reformpartei zeichne sich durch ein realistisches politisches Gesamtkonzept aus, das nicht nur einen politischen Teilbereich umfasst und darüber hinaus im
Gegensatz zu den politischen Konkurrenten steht. Zunächst wird die FDP vor 1966 als Partei
ohne klares ideologisches Profil und mit nur geringer inhaltlicher Akzentuierung gegenüber
der CDU/CSU charakterisiert. Nach dem Gang in die Opposition habe sie auf den Feldern
Ost- und Deutschlandpolitik, Bildungs-, Sozial- und Wirtschaftspolitik versucht, sich ein eigenständiges Profil zu erarbeiten. Das über der Partei schwebende 'Damoklesschwert existenzbedrohender Wählerabwanderung' (100) habe aber dazu geführt, dass es letztlich nicht zu
einem überzeugenden Wandel der FDP zur Reformpartei gekommen sei. (ZPol, VS)
[154-L] Morlok, Martin:
Die Zukunft der politischen Parteien, in: Dimitres Th. Tsatsos, Evangelos Venizelos, Xenophon
I. Contiades (Hrsg.): Political parties in the 21st century, Berlin: Berliner Wissenschafts-Verl.,
2004, S. 39-65, ISBN: 3-8305-0863-8 (Standort: UB Trier(385)-sb40490)
INHALT: Der Beitrag fragt nach der Zukunft der politischen Parteien im Raum der EU. Dazu
wird zunächst auf die Funktionen der politischen Parteien eingegangen, um dann die strukturelle Notwendigkeit von Parteien für eine demokratische Politik herauszuarbeiten. Im Anschluss daran werden einige gesellschaftliche Trends benannt, um abschließend deren Bedeutung für die Zukunft der Parteien zu erläutern. Grundlage für die vorliegende "Spekulation"
über die Zukunft der Parteien sind die Leistungen der Parteien für das politische System. Da-
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
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bei geht es auch immer um Gesichtspunkte der Legitimität politischer Entscheidungen. Daran
anschließend werden sechs Tendenzen gesellschaftlichen Wandels skizziert, die zum Wandel
des Parteiensystem geführt haben bzw. noch führen: Durchdringung der Gesellschaft durch
die Massenmedien, stark verbesserte Möglichkeiten des Transports und der Kommunikation,
Notwendigkeit von Expertenwissen, gestiegene Uneinheitlichkeit bis zur Unübersichtlichkeit,
gesteigertes demokratisches Anspruchsniveau und die Internationalisierung, verbunden mit
dem Aufbau supranationaler Strukturen. Die Ausführungen zeigen insgesamt, dass die - vielbeklagte - Politikverdrossenheit und Entfremdung der Parteipolitik nichts anderes ist als die
negative Seite der Ausdifferenzierung der Politik. Auch Parteien sind der Dialektik von Institutionalisierung und Entfremdung ausgesetzt. Die historisch erwiesene Wandlungsfähigkeit
der Parteien bietet jedoch Gewähr dafür, dass sie auch in Zukunft ihre Aufgaben erfüllen
können und ihre "Krise" meistern werden. (ICA2)
[155-F] Nachtwey, Oliver, Dipl.-Volksw. (Bearbeitung); Lessenich, Stephan, Prof.Dr. (Betreuung):
Legitimationsprobleme der Spät-Sozialdemokratie - soziale Gerechtigkeit und das Dilemma
der Politischen Ökonomie
INHALT: The modernization that is currently being propagated in the social democratic parties of
various European countries is presented as a reaction to fundamental socio-economic transformation processes within industrial societies and the global economy. The goal of this modernization process is to bring forth a "Third Way" distinct both from neoliberalism and from
the statist, corporatist social democracy of the post-war era. In the course of redefining and
realigning their fundamental policy programmes, social democratic parties have initiated a
value discussion where the normative dimension of the core idea of social justice is open to
question. The classical social democratic values of solidarity and equality have been successively abandoned and replaced with a semi-meritocratic, competition-oriented concept of
fairness. This study of "Legitimation problems of late Social Democracy" should investigate
the characteristics, content and platform of the social democratic redefinition of social justice
that has taken place under the banner of the Third Way, taking as case studies the British Labour Party and the German Social Democratic Party (SPD). The main question here is the extent to which redefining the core idea of social justice serves to legitimize neoliberal economic policies, and thus accelerates the loss of member loyalty. This will be investigated by
means of a comparison of programme development related to a political paradigm change.
ZEITRAUM: 1992-2005 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Großbritannien
METHODE: historischer Institutionalismus
VERÖFFENTLICHUNGEN: Nachtwey, O.; Heise, Arne: Vom kranken Mann Europas zum
Wirtschaftswunderland? Großbritanniens flexible Wohlfahrtsökonomie. 2005 (i.E.).+++
Nachtwey, O.: Solidarität als Privileg. in: Blätter für deutsche und internationale Politik,
2005, 8, S. 907-909.+++Ders.: Blair-Paradox. in: Blätter für deutsche und internationale Politik, 2005, 4, S. 395-398.+++Ders.: Sozialpolitische Konturen der Marktsozialdemokratie. in:
Zeitschrift Sozialismus, 2005, 5, S. 17-25.+++Ders.: Die globalisierte Revolte. in: Buchholz,
Christine et al.: Unsere Welt ist keine Ware. Handbuch für Globalisierungskritiker. KiWi Paperbackreihe, 715. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2002, S. 22-40. ISBN 3-462-03164-3.+++
Ders.: Weltmarkt und Imperialismus: zur Entstehungsgeschichte der klassischen marxistischen Imperialismustheorie. Wissenschaft und Forschung, 21. Köln: Neuer ISP-Verl. 2005,
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
116 S. ISBN 3-89900-021-8. ARBEITSPAPIERE: Nachtwey, O.: Legitimation problems of
late Social Democracy. Expose. Download unter: http://www.uni-goettingen.de/docs/
f36a8786e0bafc1f7bfcb3457ce685d8.doc .
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2003-10 ENDE: 2005-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Göttingen, Graduiertenkolleg "Die Zukunft des Europäischen Sozialmodells" (Humboldtallee 3, 37073 Göttingen)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0551-39-2380, e-mail: [email protected])
[156-L] Reissig, Rolf:
Mitregieren in Berlin: die PDS auf dem Prüfstand, (Texte / Rosa-Luxemburg-Stiftung, Bd. 22),
Berlin: Dietz 2005, 89 S., ISBN: 3-320-02067-6
INHALT: Den Gegenstand der Studie bildet die kritische Reflexion und Problematisierung von
Erfahrungen der PDS als Regierungspartei in Berlin seit 2001. Im Mittelpunkt der Betrachtungen steht die forschungsleitende Frage, welche spezifischen Gestaltungsziele die PDS
formuliert, welche Handlungsräume sowie -möglichkeiten sie in der Koalition hat bzw. sich
schafft und welche Effekte dieses politische Handeln erzeugt. Die Untersuchung basiert auf
den vier Bausteinen (1) Dokumentenanalyse, (2) qualitative Interviews und Expertengespräche, (3) teilnehmende Beobachtung sowie (4) Systematisierung und theoretisch-konzeptionelle Verarbeitung der Untersuchungsergebnisse. In das Thema einführend, wird zunächst als
Ausgangssituation der Weg der PDS in die Regierungskoalition nachgezeichnet. Im Anschluss erfolgt eine Darstellung des Handelns der Akteure in Regierungsverantwortung und
der erzielten Ergebnisse. Der dritte Schritt nimmt die intendierten und nichtintendierten Folgewirkungen der Regierungsbeteiligung in den Blick. Dabei werden die vier Ebenen Folgen
(1) für das Land, (2) für die Gesellschaft, (3) für die rot-rote Koalition sowie (4) für die PDS
mit jeweils spezifischen Indikatoren analysiert. Aus einer solchen Beobachtung und Analyse
der Politik der Berliner PDS in Regierungsverantwortung werden dann - unter Berücksichtigung des ehemaligen Tolerierungsmodells in Sachsen-Anhalt und der rot-roten Koalition in
Mecklenburg-Vorpommern, aber auch der Regierungsbeteiligung linkssozialistischer Parteien
in West- und Nordeuropa - Erfahrungen abgeleitet und problematisiert sowie strategische
Schlussfolgerungen formuliert. Diese spezifischen Erfahrungen und Anregungspotenziale
werden dann im vierten Schritt abschließend in den Rang grundlegender Erfahrungswerte
'linkssozialistischer Politik in Regierungsverantwortung' gehoben und zur Diskussion gestellt.
(ICG2)
[157-L] Römmele, Andrea:
Partei- und Wahlkampfspenden: Erfahrungen aus der BRD und den USA, in: Politische
Vierteljahresschrift : Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Sonderheft, 2005, H. 35, S. 384-394 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; UuStB Köln(38)-FHMXE00036; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Partei- und Wahlkampfspenden sind notwendig, bergen aber die Gefahr der Verzerrung der Partizipation auf der Grundlage des Prinzips 'one man, one vote'. Welche Maßnahmen und Regelungen sind geeignet, um Spenden von korrupten Einflüssen zu befreien bzw.
zu bewahren, fragt die Autorin in ihrem Beitrag. Um dies zu beleuchten, untersucht die zu-
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
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nächst vergleichend die historische Entwicklung der Spendenregulierung in der Bundesrepublik Deutschland. Hier diskutiert sie im Besonderen die Regelung über Anreize und über
Veröffentlichung. Sie schließt, dass die derzeitige Regelung eine angemessene und wirkungsvolle Kombination aus Abschreckung und Anreiz ist. Sodann vergleicht sie die Regelungen
der Bundesrepublik Deutschland durch die Beschreibung der Regelungen in den USA. Diese
Regelungen unterscheiden sich sehr von den deutschen; die in den USA erscheinen jedoch
trotz ihrer größeren Strenge weniger wirkungsvoll." (Autorenreferat)
[158-L] Schönhoven, Klaus:
Wendejahre: die Sozialdemokratie in der Zeit der Großen Koalition 1966-1969, (Die deutsche
Sozialdemokratie nach 1945, Bd. 2), Bonn: J. H. W. Dietz Nachf. 2004, 734 S., ISBN: 3-80125021-0
INHALT: Obwohl das deutsche Regierungssystem seinem wettbewerbsdemokratischen Grundzug
zum Trotz seit seinen Anfängen Elemente der Konsensdemokratie aufweist, waren die beiden
großen Volksparteien im Bund nur von 1966 bis 1969 in einer großen Koalition vereint. Die
Regierungszeit des Kanzlers Kiesinger wird gemeinhin lediglich als eine Überleitung von der
bis dahin herrschenden CDU-Dominanz zur sozialliberalen Koalition wahrgenommen. Dass
der 'Machtwechsel' zur Kanzlerschaft Willy Brandts in der historischen Rückschau eine weniger einschneidende Zäsur darstellt als vielfach beschrieben, zeigt die Studie des Zeithistorikers Schönhoven. Sein Interesse richtet sich auf die SPD, wobei zum einen die innerparteiliche Entwicklung analysiert wird. Das ist vor allem deshalb interessant, weil sich parallel zur
Regierungsbeteiligung in der großen Koalition der Wandel von der traditionellen Arbeiterpartei zur stärker von der akademisch gebildeten Mittelschicht geprägten linken Volkspartei
Bahn bricht. Zum anderen untersucht Schönhoven die beachtlichen Leistungen der Regierung
Kiesinger, aber auch die kaum überwindlichen Gegensätze, die der Handlungsfähigkeit der
Koalition Grenzen setzten. Auf breiter Quellenbasis entwickelt Schönhoven die These, dass
die Große Koalition weder den Nachsatz der Regierung Erhard darstellt noch auf die Vorgeschichte der sozialliberalen Regierungen reduziert werden kann. Vielmehr komme sie als 'eine experimentelle Phase der Neu- und Umorientierung in das Blickfeld'; (13). Insofern bietet
die Studie nicht nur eine detailgenaue Analyse dreier Jahre sozialdemokratischer Politik, sondern schärft den Blick für das schwierige Spannungsverhältnis von potenzieller Innovationskraft und systembedingter Handlungsschwäche übergroßer Mehrheiten. (ZPol, VS)
[159-L] Schuler-Harms, Margarete:
Medienbeteiligung politischer Parteien - eine Bestandsaufnahme, in: Martin Morlok, Ulrich
von Alemann, Thilo Streit (Hrsg.): Medienbeteiligungen politischer Parteien, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2004, S. 29-49, ISBN: 3-8329-0719-X
INHALT: Parteien haben die Aufgabe, bei der politischen Willensbildung des Volkes mitzuwirken. Dies beschränkt sich nicht nur auf Wahlen und Abstimmungen, sondern umfasst den gesamten Prozess der öffentlichen Auseinandersetzung. Die Autorin untersucht ein bislang wenig beachtetes Feld der Rechtswissenschaft, nämlich die Beteiligung der Parteien als Unternehmerinnen. Die Bestandsaufnahme bezieht sich auf ausschließlich bundes- oder landesweit
organisierte Parteien. Das Untersuchungsgebiet beschränkt sich auf die sog. Massenmedien,
die Parteienpresse bleibt ausgenommen. Ins Blickfeld gerät vor allem die SPD, weil nur deren
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
privatwirtschaftliche Tätigkeit ein Ausmaß erreicht, das eine verfassungsrechtliche Diskussion nahe legt. Die Medienbeteiligungen der SPD werden zunächst aus Sicht des Gesellschaftsrechts dargestellt und anschließend im Hinblick auf die Rolle der Parteien im Medienrecht
weiter präzisiert. Außerdem zielt die Bestandsaufnahme darauf ab, für die Diskussion von
Funktionsauftrag und Chancengleichheit der Parteien die erforderlichen Daten zu erheben.
Die Darstellung stützt sich dabei in erster Linie auf öffentlich zugängliche Publikationen und
Materialien. (Fr2)
[160-L] Stöss, Richard:
Die NPD: Erfolgsbedingungen einer rechtsextremen Partei, in: Wolfgang Benz (Hrsg.): Jahrbuch für Antisemitismusforschung 14, Berlin: Metropol-Verl., 2005, S. 41-59, ISBN: 3-93869020-8
INHALT: Der Verfasser gibt einen Überblick über die Geschichte des Rechtsextremismus in der
Bundesrepublik nach 1945, wobei er vier Phasen unterscheidet: (1) erste Phase von 1945 bis
1961 mit Wahlerfolgen bei Landtags- und Bundestagswahlen; (2) zweite Phase von 1962 bis
1982 mit der Parteigründung der NPD und ihrem vergleichsweise guten Abschneiden bei der
Bundestagwahl 1969; (3) dritte Phase von 1983 bis 1989 mit Wahlerfolgen der DVU und der
"Republikaner"; (4) vierte, gesamtdeutsche Phase ab 1990 mit Wahlerfolgen von DVU und
NPD bei Landtagswahlen in Nord- und Ostdeutschland und "Republikanern" in BadenWürttemberg. Für die NPD wird eine Entwicklung deutlich, die von der Gründung als
deutschnationale Partei zur überwiegend neonazistischen Partei führt, vor allem seit der Übernahme des Parteivorsitzes durch Udo Voigt 1996. Genau dies - wie auch Mängel in der
aktuellen politischen Programmatik - dürfte die aktuellen Erfolgsaussichten der Partei trotz
langfristig nicht ungünstiger Rahmenbedingungen minimieren. (ICE2)
[161-L] Vester, Michael:
Zwischen Innovation und Gerechtigkeit, in: Sozialwissenschaftliche Literatur Rundschau : SLR
; Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Sozialpolitik, Gesellschaftspolitik, Jg. 28/2005, H. 1 = H. 50, S.
55-71 (Standort: UuStB Köln(38)-M XG 05303; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Verfasser versucht zu erklären, warum die SPD nach zwei rot-grünen Regierungsperioden ein Drittel ihrer Wähler verloren hat. Er zeigt, dass die Politik Bundeskanzler
Schröders durch die Reduzierung von sozialen Diensten und Einkommen die wirtschaftliche
Stagnation verschärft hat. Die breiten Kreisen der Bevölkerung vorgehaltene parasitäre Mentalität verhinderte eine Mobilisierung zugunsten der Regierung. Diese Politik ging nicht nur
mit einer unausgewogenen materiellen, moralischen und Bildungs-Privilegierung der Oberschichten und einer zunehmenden Exklusion unterprivilegierter Schichten einher. Sie destabilisierte auch die große, ehemals wohlhabende Mittelschicht der Arbeiter und Angestellten, die
das wichtigste Wählerreservoir der SPD bildete. Die Regierung verpasste so die historische
Chance, dass die große Mehrheit der abhängig Beschäftigten bereit waren, Opfer zu bringen,
falls diese sozial ausgewogen sein und der wirtschaftlichen Erholung nutzen würden. Dieser
nachhaltige Vertrauensverlust in soziale Gerechtigkeit stieß sowohl aktive Mitglieder als auch
Wähler vor den Kopf und kann nicht durch kurzfristige politische Kampagnen oder im Wahlkampf wieder wett gemacht werden. Die Christdemokraten werden bei den kommenden
Wahlen von dieser Erosion profitieren. Auch sie können allerdings dem Problem, dass sie auf
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4 Politische Parteien und Parteiensysteme
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Arbeitnehmerstimmen angewiesen sind, nicht aus dem Weg gehen. Arbeitnehmer, die christdemokratisch wählen, unterstützen eine konservative Variante des Wohlfahrtsstaats. Die politische Repräsentationskrise wird solange weitergehen, wie die politischen Repräsentanten ignorieren, dass 80% der Bevölkerung eindeutig die - modernisierte - Fortsetzung einer konservativen oder sozialdemokratischen wohlfahrtsstaatlichen Politik wünschen. (ICEÜbers)
[162-L] Weßels, Bernhard:
Zwischen Organisation und Bewegung: Wie viel Gesellschaft braucht Partei?, in: Daniel
Dettling (Hrsg.): Parteien in der Bürgergesellschaft : zum Verhältnis von Macht und Beteiligung,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 90-104, ISBN: 3-531-14543-6 (Standort: UB
Bonn(5)-2005-5488)
INHALT: Ziel des Beitrags ist es, Beobachtungen zur Veränderung der Gesellschaft und deren
Auswirkungen auf die politischen Parteien zusammenzutragen, um vor diesem Hintergrund
die Frage nach dem Verhältnis von Partei und Gesellschaft zu stellen. Der Verfasser zeigt,
dass der umfassende soziale Wandel in der Bundesrepublik wie anderswo hergebrachte Sicherheiten getilgt und das Management gesellschaftlicher Vielfalt in den und durch die Parteien mit einem hohen Maß an Unsicherheit und Risiko verbunden ist. Die Parteien reagieren
hierauf mit einer Bewegung in die politische Mitte. Der Verfasser betont, dass die Parteien
jedoch darauf angewiesen sind, einen Teil der Gesellschaft nicht nur als Resonanzboden,
sondern als Inputfaktor für die Wahrnehmung, Selektion und Programmierung von Zielen in
die Organisation einzubeziehen. Bewegung in den Parteien entsteht aus der Responsivität gegenüber Veränderungen der Differenz in der Gesellschaft. (ICE2)
[163-L] Wiesendahl, Elmar:
Das Ende der Mitgliederpartei: die Parteiendemokratie auf dem Prüfstand, in: Daniel Dettling (Hrsg.): Parteien in der Bürgergesellschaft : zum Verhältnis von Macht und Beteiligung,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 23-42, ISBN: 3-531-14543-6 (Standort: UB
Bonn(5)-2005-5488)
INHALT: Der Verfasser beschäftigt sich mit dem Ersatz von verfestigter Parteien- und Parteipolitikerherrschaft durch Formen bürgerschaftlicher Selbstorganisation von Politik, wie sie im
Modell der Zivilgesellschaft beschrieben werden. Gefragt wird, ob in den Stärken einer parteifernen Zivilgesellschaft ein Ausweg aus der Parteienkrise gefunden werden könnte. Am
Anfang steht eine Bestandsaufnahme der wesentlichen Krisensymptome gegenwärtiger Parteienherrschaft, die den Anlass für eine Ablösung der entwurzelten Parteiendemokratie durch
die Zivilgesellschaft bilden. Vor diesem Hintergrund wird nach dem Verhältnis zwischen realdemokratischem Parteienstaat und dem Modell der Zivilgesellschaft gefragt. Der Verfasser
kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Parteien einerseits aus denjenigen vorpolitischen
Räumen zurückziehen müssen, die sie durch parteienstaatlichen Expansionsdrang kolonisiert
haben. Andererseits lassen sich die Parteien jedoch nicht durch die Zivilgesellschaft ersetzen.
Solange sich die Politik in repräsentativ-demokratischen Bahnen bewegt, werden Parteien gebraucht. (ICE2)
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5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
[164-L] Binder, Tanja:
Die Wahlerfolge rechtspopulistischer Parteien - eine Folge von Modernisierungsprozessen?,
(Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt
Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie, Abteilung Demokratie: Strukturen, Leistungsprofil
und Herausforderungen, 2005-203), Berlin 2005, 21 S. (Graue Literatur; URL: http://skylla.wzberlin.de/pdf/2005/iv05-203.pdf); Forschungsbericht/Nummer: SP IV 2005-203
INHALT: "Das Auftreten neuer Parteien hat viele westeuropäische Parteiensysteme in den letzten
30 Jahren nachhaltig verändert. Insbesondere der Erfolg rechtspopulistischer Parteien wird als
kritisches Symptom für den Zustand der Demokratien angesehen. Welche Ursachen und Erklärungen gibt es für diesen Erfolg? Drei Gründe legen nahe, dass Rechtspopulismus eine
Folge von Modernisierungsprozessen ist. Aus der theoretischen, sozialpsychologischen Perspektive spricht einiges dafür, dass es sich um ein Epiphänomen von Entfremdung, relativer
Deprivation und Bedrohungsangst handelt. Empirisch sprechen für diese Hypothese die Koinzidenz von beschleunigten Modernisierungsprozessen und rechtspopulistischen Wahlerfolgen sowie die Angebotsstruktur dieser Parteien, die genau auf die von der Sozialpsychologie
beschriebenen Affekte und Bedürfnisse abstellt." (Autorenreferat)
[165-L] Brettschneider, Frank:
Bundestagswahlkampf und Medienberichterstattung, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2005, H. 51/52, S. 19-26 (Standort: UuStB Köln(38)Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.bpb.de/files/7Y4VNP.pdf)
INHALT: "Lange Zeit schien der Wahlsieg der Union sicher. Die SPD hatte kein Wahlkampfthema. Ein unprofessionelles Themenmanagement der Wahlkampfleitung der Union brachte
die SPD wieder zurück ins Spiel. Der Beitrag untersucht, welche Wahlkampffehler gemacht
wurden." (Autorenreferat)
[166-L] Collani, Gernot von; Blank, Hartmut:
Determinanten politischer Parteienpräferenzen: Persönlichkeitsmerkmale, soziale Überzeugungen und politische Parteienpräferenzen: eine Internetbefragung zur Bundestagswahl
2002, in: Zeitschrift für Politische Psychologie, Jg. 11/2003, Nr. 4, S. 307-324 (Standort: UuStB
Köln(38)-Zs.A 5587; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Im Zusammenhang mit der Bundestagswahl im September 2002 wurden in einer Internetbefragung (N = 235) Persönlichkeitsmerkmale der Teilnehmer/innen, ihre Präferenzen
für politische Parteien sowie soziale Dominanzorientierung als wichtiger Aspekt ihrer sozialen Überzeugungen erhoben. Die Präferenzen für politische Parteien in der Bundesrepublik
ließen sich auf einem eindimensionalen Kontinuum politischer Orientierung von rechts nach
links (Konservativismusdimension) zufriedenstellend abbilden. Eine alternative Anordnung
der Parteien nach zwei Dimensionen auf der Grundlage der Präferenzurteile ergab dagegen
vier klar voneinander abgegrenzte Cluster (B90-Grüne/ SPD; CDU/ CSU/ FDP; PDS sowie
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5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
119
rechtsextreme Gruppierungen bestehend aus Schill-Partei, DVU, REP, NPD). Stärker konservative politische Orientierungen (in der eindimensionalen Anordnung) waren dabei schwach
positiv mit Persönlichkeitskonstrukten wie Konsistenzbedürfnis, persönlichem Bedürfnis
nach Struktur und Narzissmus assoziiert. Hohe Zusammenhänge ergaben sich dagegen zur
sozialen Dominanzorientierung, die bei Anhänger(inne)n rechter Parteien sehr viel stärker
ausgeprägt war. In einer multiplen Regression zeigte allein das Konsistenzbedürfnis über soziale Dominanzorientierung hinaus einen zusätzlichen Vorhersagewert für die Parteienpräferenzen. Außer dem linearen Zusammenhang ergab sich auch eine U-förmige Beziehung zwischen den genannten Persönlichkeitskonstrukten und politischer Orientierung: Anhänger
rechter und linker Parteien wiesen im Vergleich zu den Anhängern der politischen Mitte ein
höheres Ausmaß an sozialer Dominanzorientierung, an Konsistenzbedürfnis und an Bedürfnis
nach Struktur auf. Die Ergebnisse werden als Beleg für die Nützlichkeit von Persönlichkeitsmerkmalen und sozialen Einstellungen für das Verständnis politischer Orientierungen interpretiert." (Autorenreferat)
[167-L] Dams, Andreas:
Zweitstimme ist Kanzlerstimme!: die Abhängigkeit der Kanzlerpräferenz von Fernsehnachrichten und Wirtschaftslage ; eine zeitreihenanalytische Untersuchung am Beispiel der Bundestagswahl 1994 auf der Basis täglicher Messungen, Berlin 2003, IV, 301 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.diss.fu-berlin.de/cgi-bin/zip.cgi/2004/158/Fub-diss2004158.zip; http://deposit.
ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=971793263)
INHALT: "Die Dissertation ist der Versuch, vor dem Hintergrund neuerer theoretischer Perspektiven die Frage nach 'persuasiven' Medienwirkungen im Wahlkampf auch empirisch neu zu
überprüfen. Dies geschieht mit Hilfe von zeitreihenanalytischen Modellen und Verfahren und
auf der Grundlage in der Wahlforschung bisher nicht diskutierter theoretischer Überlegungen
zur Asymmetrie der Wahrnehmung und Beurteilung von Kandidaten in Wahlkämpfen. Im
Mittelpunkt der Untersuchung steht zuerst die theoretische Frage nach der Beziehung zwischen Medien und Politik im allgemeinen (Kap. 2) und zwischen Massenmedien und Wählern
im besonderen (Kap. 3), einschließlich der in der Wahlforschung etablierten Einflussfaktoren
auf Kandidatenurteile (Kap. 4) - und insbesondere der von Zaller kognitionspsychologisch
begründeten Mechanismen von Einstellungs- bzw. Meinungswandel als Folge persuasiver
Medieneffekte (Kap. 5). Vor dem Hintergrund dieser umfassenden theoretischen Überlegungen und Herleitungen wird die spezifische empirische Fragestellung nach der Wirkung von
Fernsehnachrichten auf die Meinung der Zuschauer entwickelt und ihre methodologische
Fundierung und Umsetzung sorgfältig diskutiert (Kap. 7). In den beiden Ergebniskapiteln
werden zuerst die deskriptiv-analytischen Befunde dargestellt (Kap. 8), um schließlich die
Ausgangsfrage nach dem Einfluss von Nachrichten-Aussagen (bzw. Wirtschaftserwartungen)
auf Kanzlerpräferenzen mit Hilfe zeitreihenanalytischer dynamischer TransferfunktionsModelle zu diskutieren. Trotz aller Beschränkungen ist die Botschaft der Analysen eindeutig:
Starke persuasive Medieneffekte können durch angemessene theoretische Perspektiven, Messungen und Analyseverfahren ans Licht gebracht werden - ganz wie es Zaller in seinem pointierten Zitat 1996 prognostiziert hat ('very large media persuasion effects are lurking all around us, waiting to be brought more fully to light by more appropriate measures, models,
and theoretical perspectives', Zaller 1996). Obwohl Schulz die These vom wahlentscheidenden Einfluss des Fernsehens für 'nicht mehr zeitgemäß' hält (Schulz 1998), zeigen die Analysen dieser Arbeit, dass es doch Konstellationen gibt, die einen wahlentscheidenden Einfluss
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5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
des Fernsehens möglich machen (hier die Nachrichtenlage beim Herausforderer Scharping).
Allerdings gilt dies (natürlich) nicht für jede Medienberichterstattung zu jeder Zeit. Je nach
Rahmenbedingungen können bestimmte Phasen der Medienberichterstattung auch ohne
sichtbare Folgen auf die Meinung des Publikums bleiben (hier die Berichterstattung über den
Amtsinhaber Helmut Kohl)." (Autorenreferat)
[168-L] Eith, Ulrich:
Parteibindungen in Deutschland: Einstellungsprofile, Wahlrelevanz, politische Handlungsmöglichkeiten, (Arbeitspapier / Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., Nr. 146), Sankt Augustin 2005,
30 S., ISBN: 3-937731-54-7 (Graue Literatur;
URL: http://www.kas.de/db_files/dokumente/arbeitspapiere/7_dokument_dok_pdf_6891_1.pdf)
INHALT: "Die Daten der Meinungsforschungsinstitute signalisieren seit Jahren, verstärkt seit
Beginn der kontroversen Diskussionen zur Reform von Arbeitsmarkt und Sozialsystemen, einen rapiden Vertrauensverlust der Bürgerinnen und Bürger in Parteien und politische Akteure. Hierzu passt, dass die regierende SPD - von wenigen Ausnahmen abgesehen - seit 1999
bei Landtagswahlen teils massive Verluste hinnehmen muss, ohne dass dies im selben Umfang der Union als zweiter großen Volkspartei zugute kommt. Offen bleibt bislang die Frage,
ob diese Indikatoren nur eine zeitweilige Stimmungslage oder aber einen grundlegenden Erosionsprozess der Fundamente der Demokratie in Deutschland anzeigen. Vor diesem Hintergrund konzentriert sich die nachfolgende Untersuchung auf die Entwicklung der längerfristigen Parteibindungen seit Mitte der 1990er Jahre. Dieses in der sozialwissenschaftlichen
Wahlforschung bestens etablierte Konzept unterstellt Bindungen an die Parteien, die ihre
Wirkung über längere Zeiträume hinweg entfalten und somit auch in 'Krisenzeiten' einen stabilisierenden Effekt ausüben können. Zu klären ist also zunächst die grundsätzliche Frage
nach den parteispezifischen Profilen der Personen mit Parteibindungen hinsichtlich ihrer sozialstrukturellen Zusammensetzung und ihren politischen Einstellungen sowie nach Unterscheidungsmerkmalen zu parteipolitisch Ungebundenen. Lassen sich im Zeitvergleich die
Träger eines möglichen Erosionsprozesses identifizieren und was charakterisiert in besonderer Weise Personen ohne Parteibindungen? Verbunden damit ist die politisch zentrale Diskussion, inwieweit die Parteien über eigene Handlungs- und Einflussmöglichkeiten hinsichtlich
der Stabilisierung bzw. Auflösung von Parteibindungen verfügen. Die empirische Datenbasis
stellen die Erhebungen der Deutschen Nationalen Wahlstudien 1994, 1998 und 2002 dar, die
von den Primärforschern Jürgen W. Falter, Oscar W. Gabriel und Hans Rattinger konzipiert
wurden. Aufbereitet und zugänglich gemacht wurden die Daten vom Zentralarchiv für Sozialforschung der Universität zu Köln." (Textauszug)
[169-L] Freitag, Markus:
Labor Schweiz: vergleichende Wahlbeteiligungsforschung bei kantonalen Parlamentswahlen, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 57/2005, H. 4, S. 667-669
(Standort: UuStB Köln(38)-Haa00277-b; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Wie lässt sich die unterschiedliche Beteiligung bei den kantonalen Parlamentswahlen
in den Schweizer Gliedstaaten erklären? Die vorliegende Arbeit beantwortet diese Frage und
präsentiert die erste systematisch vergleichend angelegte Untersuchung zur Wahldemokratie
in den eidgenössischen Kantonen. Im Mittelpunkt steht dabei die empirische Überprüfung
soFid Politische Soziologie 2006/1
5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
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sowohl institutioneller als auch makrosoziologischer, kultureller und sozioökonomischer Bestimmungsgründe. Gemäß den statistischen Schätzverfahren fällt die Beteiligung bei kantonalen Wahlen in denjenigen Gliedstaaten überdurchschnittlich aus, die eine Regelung zur
Wahlpflicht aufweisen, stark katholisch geprägt sind, über einen hohen Anteil an Parteimitgliedern verfügen und eine niedrige Wahlhürde zur Erringung eines Mandates aufstellen.
Darüber hinaus wird in den vorliegenden Analysen deutlich, dass direktdemokratische Beteiligungsmöglichkeiten keinen systematischen Einfluss auf die Partizipationsrate bei Wahlen in
den Schweizer Gliedstaaten ausüben." (Autorenreferat)
[170-L] Hartleb, Florian; Jesse, Eckhard:
Der Bundestagswahlkampf von 2002 unter strategischpersonellen Gesichtspunkten: mit
einem Ausblick auf den Bundestagswahlkampf 2005, in: Politische Studien : Zweimonatszeitschrift für Politik und Zeitgeschehen, Jg. 56/2005, H. 402, S. 86-97 (Standort: UuStB Köln(38)POL2927; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.hss.de/downloads/PolStudien402.pdf)
INHALT: Der Beitrag behandelt die Wahlkampfführung der Parteien bei der Bundestagswahl
2002, um Erklärungen für den Wahlausgang zu finden. Neben den Parteien SPD, CDU/CSU,
FDP, Die Grünen, die den Einzug in den Bundestag geschafft haben, werden auch PDS und
die Rechtsparteien berücksichtigt. Im Mittelpunkt stehen dabei strategische Aspekte, nicht
Erkenntnisse der Wahlforschung: Welche Rolle spielte die Personalisierung, die ja kein neues
Phänomen ist, sondern bereits in den Wahlkämpfen eines Adenauer oder Brandt Konturen
annahm? Inwiefern gaben 'Zufallsereignisse' wie die Flutkatastrophe und die Angst vor dem
Irak-Krieg, die traditionell den Amtsinhaber begünstigen, für die Wahlentscheidung den Ausschlag? Schließlich wird angesichts des Überraschungscoups von Gerhard Schröder ein Blick
nach vorn geworfen: Welches Szenario bietet sich für die Bundestagswahl 2005 an? Wo gibt
es Differenzen, wo Parallelen zum Bundestagswahlkampf 2002? Welche Regierungen könnten sich ergeben? Realistischerweise kommen drei Szenarien in Frage: (1) eine schwarz-gelbe
Koalition, (2) eine schwarze Regierung oder (3) eine große Koalition. Eine neue Bundesregierung muss, wie immer die Konstellation sein mag, große Herausforderungen meistern. Die
Zeiten der sozialen Wohltaten gehören offenkundig der Vergangenheit an. Die Bürger erwarten, dass die Parteien ihnen 'reinen Wein' einschenken. (ICG2)
[171-F] Hermann, Michael, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Pappi, Franz Urban, Prof.Dr.; Henning,
Christian H.C.A., Prof.Dr.rer.pol.Dr.sc.agr.; Shikano, Susumu, Dr. (Leitung):
Das vereinigte räumliche Wählermodell in unterschiedlichen Wahl und Parteiensystemen
INHALT: Ziel des beantragten Projektes ist die Erweiterung und Überprüfung des von uns entwickelten vereinigten räumlichen Wählermodells in einer Vielzahl von unterschiedlichen Kontexten und Spezifikationen. Der wichtigste Beitrag dieses Modells im Vergleich zu anderen
räumlichen Modellen liegt darin, dass das Mischverhältnis von Richtungs- und Distanzmodell
theoretisch aus dem instrumentellen Wählen abgeleitet wird. Der Mischparameter hängt hierbei davon ab, wie groß der Einfluss der eigenen Stimme auf die Abstimmungsmacht der Partei wahrgenommen wird. Je größer dieser Einfluss, desto mehr nimmt das Gewicht des Distanzmodells in der Wahlentscheidung zu. So ermöglicht das Modell die Hypothesenbildung
für unterschiedliche institutionelle Kontexte. Die abgeleiteten Hypothesen sollen anhand von
122
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5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
Sekundäranalysen verschiedener nationaler Wahlstudien (u.a. Großbritannien, Deutschland
und Belgien) überprüft werden. Konkret soll die Variation des entscheidenden Modellparameters sowohl im internationalen Vergleich, als auch innerhalb der politischen Systeme überprüft werden. Beispielsweise sollte der Einfluss der eigenen Stimme in Großbritannien - einem Zweiparteiensystem mit Mehrheitswahlrecht - größer sein, da jeweils eine Partei alleine
die Regierung stellt und im Gesetzgebungsprozess kaum Zugeständnisse machen muss, als
beispielsweise in Belgien, einem Mehrparteiensystem mit Koalitionsregierungen. Weiterhin
beabsichtigen wir die Überprüfung parteispezifischer und wählerspezifischer Hypothesen innerhalb einzelner politischer Systeme. Beispielsweise sollte ein Wähler davon ausgehen, dass
große disziplinierte Parteien eine höhere Chance auf Durchsetzung ihrer politischen Position
besitzen als kleine Parteien mit lockerer Fraktionsdisziplin. Entsprechend sollte die Wahl einer großen disziplinierten Partei den politischen Status quo mehr in seine Richtung verschieben als die Wahl einer kleinen Partei. GEOGRAPHISCHER RAUM: Großbritannien, Neuseeland, Kanada, Deutschland, Schweiz, Belgien, Norwegen, USA
METHODE: Fachlich lässt sich das Projekt der Wahlforschung bzw. der komparativen Wahlforschung zuordnen; theoretisch wird der Downsschen Tradition instrumentellen PolicyWählens gefolgt; die Methode besteht in der statistischen Analyse nationaler Wahlstudien
(Sekundärdaten). Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG:
Sekundäranalyse von Individualdaten (Stichprobe: je ca. 1.500; Wahlberechtigte Bevölkerung
in Großbritannien, Neuseeland, Kanada, Deutschland, Schweiz, Belgien, Norwegen und den
USA; Auswahlverfahren: Zufall).
VERÖFFENTLICHUNGEN: Hinich, M.; Henning, C.H.C.A; Shikano, S.: Proximity versus
directional models of voting. different concepts but one iheory. in: Henning, Christian
H.C.A.; Melbeck, Christian (Hrsg.): Interdisziplinäre Sozialforschung. Festschrift für Franz
Urban Pappi. Frankfurt: Campus 2004, S. 37-56.
ART: gefördert BEGINN: 2006-03 ENDE: 2008-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Fritz Thyssen Stiftung
INSTITUTION: Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung MZES- Arbeitsbereich B Die politischen Systeme Europas und ihre Integration (68131
Mannheim); Universität Kiel, Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät, Institut für
Agrarökonomie Lehrstuhl für Agrarpolitik (Olshausenstr. 40, 24089 Kiel)
KONTAKT: Herrmann, Michael (Tel. 0621-181-2086,
e-mail: [email protected])
[172-L] Jesse, Eckhard:
Das Wahljahr der großen Wende?: von den Landtagswahlen im Jahre 2005 zur Neuwahl des
Bundestages, in: Gesellschaft Wirtschaft Politik : Sozialwissenschaften für politische Bildung, N.
F., Jg. 54/2005, H. 3, S. 281-292 (Standort: UB Bonn(5)-Z62/84; UuStB Köln(38)-M XG00116;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Nach den fünf Landtagswahlen und der Europawahl im Jahre 2004 (Jesse 2004; Hirscher 2005) wurde das folgende Jahr als ein wahlarmes Jahr angesehen. Zwei Landtagswahlen standen auf der Tagesordnung: in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen. Doch
nun werden die Bürger der Bundesrepublik noch in diesem Jahr eine vorgezogene Bundestagswahl erleben. Überraschend für alle trat nach dem für die SPD verheerenden Ausgang der
Wahl im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen Bundeskanzler Gerhard
Schröder die Flucht nach vom an und sprach sich dafür aus, über eine gescheiterte Vertrau-
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5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
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ensfrage im September Neuwahlen herbeizuführen. Der folgende Beitrag geht einerseits den
ähnlichen Trends der beiden Landtagswahlen nach, andererseits ihren Folgen. Zum ersten
Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland löste das Ergebnis einer Landtagswahl eine Neuwahl im Bund aus. Was sind die Gründe für die Verluste der SPD gewesen und
damit für das Ende der letzten rot-grünen Koalition? Ist Schröders Reaktion ein geschickter
Schachzug oder eher das Eingeständnis seines Scheiterns? Mit welchen Programmen warten
die Parteien auf? Inwiefern haben sich die Konstellationen der Parteien geändert? Welche
Koalitionsoptionen bieten sich ihnen bei der dritten vorgezogenen Bundestagswahl nach 1972
und 1983 an?" (Textauszug)
[173-L] Kepplinger, Hans Mathias; Maurer, Marcus:
Abschied vom rationalen Wähler: warum Wahlen im Fernsehen entschieden werden, (AlberReihe Kommunikation, 30), Freiburg im Breisgau: Alber 2005, 195 S., ISBN: 3-495-48040-4
INHALT: Der Verweis auf das eindrucksvolle Management der Elbeflut als einem wesentlichen
Faktor für den Wahlerfolg Gerhard Schröders im Jahre 2002 gehört zu den gängigen Erklärungsansätzen zur letzten Bundestagswahl. Kepplinger und Maurer wollen mit ihrer 'Mainzer
Wahlstudie' solche Erklärungsansätze hinterfragen. Es ist vielleicht weniger das Ereignis
selbst, sondern vielmehr die medial vermittelte Vorstellung eines Ereignisses, die die Wahlentscheidung beeinflusst. Um diesem Zusammenhang näher auf den Grund zu gehen, führten
Kepplinger und Maurer zwischen 1998 und 2002 elf Befragungen unter Wahlberechtigten im
Rhein-Main-Gebiet durch. Sie wurden mit Tendenzen der Medienberichterstattung in Beziehung gesetzt. Aus dieser längerfristigen Beobachtung von Wählern ziehen die Verfasser
Schlussfolgerungen, die sie in einer Zusammenfassung bündeln. Vertrauenswürdigkeit sowie
die Beurteilung der Persönlichkeit und Sachkompetenz der Spitzenpolitiker seien hauptsächlich durch den Tenor der Medienberichterstattung geprägt. Die Wähler unterlägen mithin einer 'Illusion der autonomen Urteilsbildung': 'Was sie für ein eigenständiges Urteil über das
aktuelle Geschehen und die Politiker halten, ist in Wirklichkeit meist der kollektive Nachvollzug von Folgerungen, die sich aus der Art der medialen Darstellung ergeben.' (183 f.)
Aufgrund dieser Schlussfolgerungen ziehen Kepplinger und Maurer die Annahme des 'rationalen Wählers' in Zweifel. Kombiniert mit der zunehmenden Personalisierung habe dieser
Umstand nicht nur Konsequenzen für die Wählenden, sondern auch für das Anforderungsprofil derjenigen, die sich zur Wahl stellen: 'Es dürften (...) eher mehr als weniger Politiker in
Spitzenämter gelangen, die ausgezeichnete Voraussetzungen für den Machtgewinn, jedoch
nur mäßige für die Machtausübung mitbringen.' (189). (ZPol, VS)
[174-L] Klein, Markus:
Die Entwicklung der Beteiligungsbereitschaft bei Bundestagswahlen: eine Mehrebenenanalyse auf der Grundlage der Politbarometer-Trenderhebungen der Jahre 1977 bis 2002, in:
Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 57/2005, H. 3, S. 494-522 (Standort:
UuStB Köln(38)-Haa00277-b; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen wies in den letzten Jahrzehnten einen
rückläufigen Trend auf. Die vorliegenden empirischen Analysen der Mechanismen hinter diesem Rückgang schöpfen das Analysepotential der verfügbaren Trenddaten nur unvollkommen
aus. Am Beispiel der Politbarometer-Befragungen der Jahre 1977 bis 2002 wird gezeigt, wie
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5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
man Trenddaten mit Hilfe der Mehrebenenanalyse einer stringenteren Auswertung unterziehen kann. Die rückläufige Verbreitung der Parteiidentifikation und die zunehmende Unzufriedenheit mit den politischen Parteien erweisen sich dabei als Hauptursachen der rückläufigen Beteiligungsbereitschaft. Die Mobilisierungswirkungen von Wahlkämpfen nehmen im
Zeitverlauf an Stärke zu." (Autorenreferat)
[175-F] Kohler, Ulrich, Dr. (Bearbeitung):
Die politische Partizipation von Unterschichten
INHALT: Die politische Partizipation von Unterschichten ist in praktisch allen modernen Demokratien niedriger als diejenige von Mittel- und Oberschichten. Diese regelmäßige und dauerhafte "partizipatorische Enthaltsamkeit" ist insofern ein schwerwiegendes gesellschaftliches
Problem, als daraus ein dauerhafter, sich verstärkenden Prozess des Rückzugs bestimmter
Gruppen aus dem politischen und gesellschaftlichen Leben entstehen könnte - bis hin zur
möglichen Abkehr von der bestehenden Gesellschaftsordnung. Es lässt sich jedoch zeigen,
dass sich das Ausmaß der partizipatorischen Enthaltsamkeit von Unterschichten zwischen
verschiedenen Gesellschaften unterscheidet. Eingedenk der möglichen negativen Konsequenzen dauerhafter partizipatorischer Enthaltsamkeit ist es wichtig die Ursachen dieser unterschiedlichen Integrationskraft von Gesellschaften zu erforschen. Warum gelingt es einigen
Demokratien besser als anderen, ihre Unterschichten in das politische System zu integrieren?
Darauf eine Antwort zu finden, ist das Ziel der Forschungsarbeit. Mögliche Antworten liegen
einerseits in den Wahlsystemen demokratischer Gesellschaften und andererseits in den Strukturierungslinien der politischen und gesellschaftlichen Konflikte.
ART: Eigenprojekt BEGINN: 2003-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine
Angabe
INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Arbeit, Sozialstruktur und Sozialstaat Abt. Ungleichheit und soziale Integration (Reichpietschufer 50,
10785 Berlin)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 030-25491-361, e-mail: [email protected])
[176-L] Kornelius, Bernhard; Roth, Dieter:
Politische Partizipation in Deutschland: Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage, Gütersloh: Verl. Bertelsmann Stiftung 2004, 165 S., ISBN: 3-89204-787-1 (Standort: ULB
Münster(6)-MG15075/31)
INHALT: "In Deutschland identifizieren sich immer weniger Bürger mit den Spitzenpolitikern
und den Parteien. Dennoch ist die Akzeptanz der repräsentativen Demokratie stabil. Wie
kommt dieser Gegensatz zustande? Welche Einstellungen und Überlegungen bestimmen das
Wahlverhalten der Bürger? In welchem Zusammenhang stehen bürgerschaftliches Engagement und politische Partizipation? Wo sind Ansatzpunkte, um das politische Interesse der
Bürger zu stärken? Diesen Fragen geht die vorliegende Publikation nach. Die Studie basiert
auf einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage der Forschungsgruppe Wahlen, deren Ergebnisse mit Zeitreihen des 'Politbarometers' kombiniert werden. Das erlaubt, Veränderungen
und Kontinuitäten in Orientierungen und Ordnungsvorstellungen zu erfassen, die konventionelle und unkonventionelle Beteiligungsmentalitäten prägen. 'Politische Partizipation in
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Deutschland' zeichnet so ein umfassendes Bild vom Verhältnis der Bürger zu ihrem Gemeinwesen - demokratietheoretisch fundiert und empirisch verifiziert." (Autorenreferat)
[177-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr. (Leitung):
Wahlkampfstrategien der politischen Parteien im Vergleich
INHALT: Im Kontext von Lehrveranstaltungen und Konferenzen wurden die Strategiemuster der
Parteien im Hinblick auf die Bundestagswahlen analysiert. Die Ergebnisse sind systematisiert
und einem Vergleich unterzogen worden. Das Projekt entwickelte sich in enger Abstimmung
mit den jeweiligen Wahlkampfzentralen und wird unterstützt von den politischen Stiftungen.
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der
Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0203-379-2041, Fax: 0203-379-2318, e-mail: [email protected])
[178-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr.rer.pol.Dr.phil. (Bearbeitung):
Bundestagswahl 2005 - NRW Perspektiven und ausgewählte Politikfelder
INHALT: Was bedeutet die vorgezogene Bundestagswahl 2005 für Nordrhein-Westfalen? Nach
möglichen Auswirkungen eines Regierungswechsels in Berlin auf die Bürger in NRW und
den Unterschieden in den Programmen der Parteien in einzelnen Politikfeldern fragt eine Studie, die die Forschungsgruppe Regieren für die Landeszentrale für Politische Bildung anfertigt. Die Ergebnisse sollen in Informationsmaterialien für die Bürger einfließen. ZEITRAUM:
2005 GEOGRAPHISCHER RAUM: Nordrhein-Westfalen
ART: Auftragsforschung AUFTRAGGEBER: Landeszentrale für Politische Bildung NordrheinWestfalen FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der
Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0203-379-2041, Fax: 0203-379-2318,
email: [email protected])
[179-L] Korte, Karl-Rudolf:
Was entschied die Bundestagswahl 2005?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2005, H. 51/52, S. 12-18 (Standort: UuStB Köln(38)-Ztg00926-a;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/7Y4VNP.pdf)
INHALT: "Die Bundestagswahl zeigte, dass sich die Bedingungen des Erfolges im politischen
Wettbewerb allmählich verändern. In dieser neuen Ausgangslage sind die Chancen zur Mobilisierung von Mehrheiten für unpopuläre Entscheidungen in Zeiten ökonomischer Knappheit
keinesfalls gefallen. Sie sind eher gestiegen." (Autorenreferat)
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[180-L] Korte, Karl-Rudolf:
Die Republik im vorgezogenen Wahlkampf: zu den Bundestagswahlen 2005, in: Die Politische Meinung : Monatsschrift zu Fragen der Zeit, Jg. 50/2005, H. 8 = Nr. 429, S. 10-14 (Standort:
UuStB Köln(38)-EP15460; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.kas.
de/db_files/dokumente/die_politische_meinung/7_dokument_dok_pdf_7026_1.pdf)
INHALT: Der Beitrag erörtert die politische Ausgangslage und den Wahlkampf zu den vorgezogenen Bundestagswahlen 2005. Dabei gliedern sich die Ausführungen in die folgenden Aspekte: (1) Die verlorene Landtagswahl von SPD und den Grünen in Nordrhein-Westfalen
2005, (2) soziale Absturzängste in der Bevölkerung, (3) die Wahlkampfszenarien von FDP,
Grünen, SPD, CDU/CSU und WASG/PDS sowie insbesondere (4) Strategien der Wählermobilisierung nach US-amerikanischem Vorbild. Dazu gehören Micro-Targeting, Grassroots, die
Etablierung von Sympathieträgern sowie die Orientierung an Werten. Die Mobilisierung potenzieller Wähler ist nach Einschätzung des Autors angesichts der sich abzeichnenden erhöhten Emotionalisierung durch die Sonderbedingungen der Wahl diesmal leichter als 2002. Die
wertorientierte Aufladung dreht sich um Aspekte von Freiheit und Gerechtigkeit im zunehmend ökonomisierten Alltagsleben. (ICG2)
[181-L] Mazzoleni, Oscar; Masulin, Maurizio:
Jeunes, participation politique et participation sociale en Suisse: une étude de cas, in: Schweizerische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Vol. 11/2005, Iss. 2, S. 55-81 (URL: http://www.
ingentaconnect.com/content/spsa/spsr/2005/00000011/00000002/art00003)
INHALT: "Diese Studie diskutiert die Beziehung zwischen politischer und sozialer Partizipation
Jugendlicher an der Schwelle zum Erwachsensein. Viele Studien zu diesem Thema behaupten, dass Jugendliche konventionelle politische Partizipation (z.B. Wahlbeteilung und Parteimitgliedschaft) als immer weniger attraktiv empfinden, während sie Aktivitäten im Bereich
'soziale Partizipation' (z.B. Mitgliedschaft oder Aktivitäten in soziokulturellen Organisationen) bevorzugen. Diese Studie zeigt auf der Basis eines repräsentativen Samples von Studentinnen und Studenten der Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana, dass die
Beziehung zwischen politischer und sozialer Partizipation während der Transitionsphase zum
Erwachsensein auf eine komplexe und nicht-lineare Art variiert und infolgedessen nicht durch
einen einfachen Altersindikator erfasst werden kann." (Autorenreferat)
[182-L] Oberreuter, Heinrich (Hrsg.):
Der versäumte Wechsel: eine Bilanz des Wahljahres 2002, München: Olzog 2004, 235 S.,
ISBN: 3-7892-8149-2 (Standort: UB d. Univ. d. Bundeswehr Hamburg(705)-POL570/YC0010)
INHALT: Zufall, Glück, Medienwirkung, Ablenkung oder Wahlbetrug? Die Frage, wodurch die
Bundestagswahl 2002 entschieden wurde, wird in den Beiträgen unterschiedlich akzentuiert.
Thematisiert werden die Rolle der Medien, die Wahlkampfgestaltung sowie Einflussfaktoren
und Bestimmungsgründe für das Wahlverhalten. Ferner wird nach Konsequenzen für die
Wahlforschung und nach den Auswirkungen auf das Parteiensystem gefragt. Der Band geht
auf ein im Dezember 2002 veranstaltetes Symposium der Tutzinger Akademie für Politische
Bildung und der Deutschen Vereinigung für Parlamentsfragen zurück. Aus dem Inhaltsverzeichnis: Frank Brettschneider: Agenda-Setting, Agenda-Cutting, Agenda-Surfing. Themen-
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management bei der Bundestagswahl 2002 (9-34); Matthias Machnig: Auf der Zielgeraden.
Ein Rückblick auf die Bundestagswahl 2002 (35-45); Heinrich Oberreuter: Inflexibilität als
Methode? Wahlkampfstrategie, Profil und Lage der Unionsparteien (46-63); Roberto Heinrich / Richard Hilmer: Wahlsoziologische Betrachtungen der Bundestagswahl 2002 (64-83);
Dieter Roth: Die Bundestagswahl 2002: ein enges Wahlergebnis aber kein zufälliges (84102); Renate Köcher: Wahlsieg durch Ablenkung: Aufregungszyklen (103-116); Hans Mathias Kepplinger / Marcus Maurer: Wie viele Stimmen kostet Wahlbetrug? (117-126); Siegfried
Weischenberg: Des Kanzlers neue Kleider. Medien im Wahlkampf - Wahlkampf in den Medien (127-135); Wolfgang Donsbach / Olaf Jandura / Matthias Hastall: Neues aus der Fernsehdemokratie - Wahrnehmung und Wirkung des ersten TV-Duells (136-156); Jürgen Wilke /
Carsten Reinemann: Im Trend oder ein Fall für sich? Die Presseberichterstattung zum Wahlkampf 2002 im Zeitvergleich (157-181); Richard Stöss: Strukturwandel, Strategiefähigkeit
und Zufall. Anmerkungen zum Ergebnis der Bundestagswahl 2002 und zu den Perspektiven
des Parteiensystems nach der Wahl (182-194); Viola Neu: Neue Entwicklungen im Parteiensystem oder: der unberechenbare Wähler (195-219); Everhard Holtmann: Bemerkenswert
konstant und doch in Bewegung - Perspektiven des deutschen Parteiensystems nach der Bundestagswahl 2002 (220-233). (ZPol, VS)
[183-F] Przygoda, Annette, M.A. (Bearbeitung); Kaiser, André, Prof.Dr. (Leitung):
Wahlsysteme und Frauenrepräsentation
INHALT: Die Gleichstellung von Männern und Frauen bezüglich des Wahlrechtes wurde in
Deutschland bereits im Jahre 1919 erreicht. Zwischen dieser formal-rechtlichen Gleichheit
und der Realität besteht bis heute allerdings eine erhebliche Diskrepanz. Während Frauen
heutzutage etwa genauso häufig von ihrem aktiven Wahlrecht Gebrauch machen wie Männer,
werden sie seltener zur Wahl aufgestellt und in Parlamente gewählt. Obschon der Anteil der
Parlamentarierinnen international in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen ist, wird die
Unterrepräsentation der Frauen im Parlament in der öffentlichen Meinung und in der Wissenschaft zunehmend als ein Demokratiedefizit wahrgenommen. Betrachtet man die Situation in
der Bundesrepublik jedoch genauer, dann fällt auf, dass nicht nur im Zeitverlauf, sondern
auch zwischen den deutschen Länderparlamenten eine erhebliche Varianz besteht. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie es um die Repräsentation von Frauen in den deutschen Landtagen bestellt ist und welche Determinanten die Varianz erklären können. Bei der
Erklärung unterschiedlicher Repräsentationsstärken wurde bislang vor allem auf sozioökonomische und kulturelle Variablen verwiesen. Insofern institutionelle Variablen thematisiert
wurden, ging es zumeist um die interne Parteiorganisation und die Wirkung von Quotenregelungen. Die Rolle von Wahlsystemen wurde hingegen bisher unzureichend verstanden und erfasst. Genau diesen vernachlässigten Aspekt greift das Projekt auf. Die zentrale These lautet
dabei, dass Wahlsysteme neben den bekannten sozioökonomischen und kulturellen Variablen
einen zusätzlichen signifikanten Einfluss auf die Repräsentationsstärke von Frauen in Parlamenten ausüben. Hypothesen: Das Projekt stellt die in der bisherigen Forschung nicht ausreichend beachteten Auswirkungen des Wahlsystems in das Zentrum des Forschungsinteresses.
Wahlsysteme sind Institutionen, die erstens regeln, wie Wählerpräferenzen in Stimmen umgesetzt werden (Inputseite), und zweitens bestimmen, wie Stimmen in Parlamentssitze umgerechnet werden (Outputseite). Auf der Inputseite unterscheidet man die Kandidatenwahl, bei
der der Wähler für Personen votiert, und die Listenwahl, bei der der Wähler für eine Partei
stimmt. Die Outputseite ist durch den Gegensatz von Mehrheits- und Verhältniswahl gekenn-
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zeichnet. Bislang wird die Diskussion um die Effekte von Wahlsystemen durch eine Typologie beherrscht, die sich einseitig am Gegensatz von Verhältnis- und Mehrheitswahlrecht
(Outputdimension) orientiert. Dies hat zwei weitreichende Konsequenzen: Erstens werden die
für die Fragestellung wichtigen, inputseitigen Aspekte des Wahlsystems, nämlich Stimmgebung und Wahlbewerbung ausgeblendet. Zweitens können in einem solchen Rahmen die so
genannten gemischten Wahlsysteme und ihre Effekte, welche bisher kaum erforscht sind,
nicht sinnvoll erfasst werden. Dies ist insbesondere problematisch, weil zu diesem Typus
nicht nur einige etablierte Demokratien, sondern vor allem auch die Mehrzahl der deutschen
Bundesländer gehört. Wendet man die Unterscheidung zwischen Input- und Outputseite von
Wahlsystemen jedoch auf die Fragestellung des Projektes an, dann ergeben sich dessen zentrale Hypothesen: Bezüglich der Output-Dimension wird in der vergleichenden Wahlsystemforschung üblicherweise argumentiert, dass Verhältniswahlsysteme der Repräsentation von
Frauen und gesellschaftlichen Minderheiten zuträglich sind. Das Gegenteil wird von Mehrheitswahlsystemen behauptet. Bezieht man jedoch die Art der Wahlwerbung mit ein, dann ist
zu erwarten, dass vor allem der inputseitige Aspekt unterschiedliche Repräsentationsraten erklären kann. Die Listenwahl fördert, insbesondere bei großen Verrechnungswahlkreisen, die
Repräsentation von Frauen, während die Kandidatenwahl sie erschwert.
ART: gefördert BEGINN: 2005-05 ENDE: 2006-10 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Fritz Thyssen Stiftung
INSTITUTION: Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Forschungsinstitut für Politische Wissenschaft und Europäische Fragen Lehrstuhl für vergleichende Politikwissenschaft (Postfach 411020, 50870 Köln)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0221-470-2852, e-mail: [email protected])
[184-L] Schaffer, Lena-Maria; Schneider, Gerald:
Die Prognosegüte von Wahlbörsen und Meinungsumfragen zur Bundestagswahl 2005, in:
Politische Vierteljahresschrift : Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft,
Jg. 46/2005, H. 4, S. 674-681 (Standort: UuStB Köln(38)-XE00036; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Gegenüberstellung von Wahlbörsenresultaten und Meinungsumfragen gehört zu
den Ritualen, die in der Berichterstattung über Wahlen nach Bekanntgabe der Resultate einsetzen. Doch viele dieser Analysen beziehen sich nicht auf eigentliche Vorhersagen. In diesem Aufsatz stellen die Verfasser einen ähnlichen Vergleich an, beziehen sich aber auf Prognosen, die Sie vor dem Wahlausgang für die Bundestagswahl 2005 errechneten. Die Analyse
zeigt, dass die Wahlbörse Wahl$treet auch 2005 besser abschnitt als die kommerziellen Institute. Angesichts der außergewöhnlich großen Prognosefehler besonders der Umfrageinstitute
diskutieren die Verfasser überdies im Licht der Social Choice-Theorie, welche Auswirkungen
fehlerhafte Umfragen auf Wahlentscheidungen haben." (Autorenreferat)
[185-F] Schellenberg, Sirii (Bearbeitung); Patzelt, Werner J., Prof.Dr. (Betreuung):
Erfolgreiche Wahlkampfstrategien für Parteien
INHALT: keine Angaben
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
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INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Politikwissenschaft Lehrstuhl Politische Systeme und Systemvergleich (01062 Dresden)
KONTAKT: Betreuer (Tel. 0351-463-32888, Fax: 0351-463-37238,
e-mail: [email protected])
[186-F] Schlipphak, Bernd, M.A.; Zettl, Christian, M.A.; Gillessen, Christina (Bearbeitung); Eith,
Ulrich, PD Dr.phil. (Leitung):
Analyse von Bundes- und Landtagswahlen
INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten (repräsentative Wahlbefragungen). Sekundäranalyse von Aggregatdaten.
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Seminar für Wissenschaftliche
Politik Arbeitsgruppe Wahlen (Rempartstr. 15, 79085 Freiburg im Breisgau)
KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected])
[187-F] Schmitt, Hermann, Priv.Doz. Dr.; Wüst, Andreas M., Dr.phil. (Leitung):
Befragung der Direktkandidaten zur Bundestagswahl 2002 (Deutsche Kandidatenstudie)
INHALT: Von November 2002 bis März 2003 wurden die Direktkandidaten zur Bundestagswahl
2002 der im Bundestag vertretenen Parteien schriftlich befragt. 51% der Direktkandidaten
nahmen an der Umfrage teil. ZEITRAUM: November 2002 bis März 2003 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Die Befragung ist Bestandteil eines international-vergleichenden Forschungsprojekts. Weitgehend identische Fragebögen wurden in Australien, Neuseeland, Großbritannien
und den Niederlanden von den Kandidaten nationaler Parlamentswahlen ausgefüllt. In all diesen Länden wurde ein Teil der Fragen auch in repräsentativen Bevölkerungsumfragen erhoben, so dass sowohl Vergleiche zwischen Ländern als auch zwischen Kandidaten und der
wahlberechtigten Bevölkerung möglich sind. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 1.468; Direktkandidaten der
im Bundestag vertretenen Parteien; Auswahlverfahren: total). Feldarbeit durch Mitarbeiter/innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Schmitt, Hermann; Wüst, Andreas M.: Direktkandidaten bei der
Bundestagswahl 2002: politische Agenda und Links-Rechts-Selbsteinstufung im Vergleich zu
den Wählern. in: Brettschneider, Frank; Deth, Jan van; Roller, Edeltraud (Hrsg): Die Bundestagswahl 2002: Analysen der Wahlergebnisse und des Wahlkampfes. Wiesbaden: VS Verl.
2004, S. 303-325.+++Roth, Dieter; Wüst, Andreas M.: Abwahl ohne Machtwechsel: die
Bundestagswahl 2005 im Lichte längerfristiger Entwicklungen. in: Jesse, Eckhard; Sturm,
Roland (Hrsg): Die Bundestagswahlen 2005 und die Folgen. Wiesbaden 2006 (im Druck).
ARBEITSPAPIERE: Karp, Jeffrey; Schmitt, Hermann; Wüst, Andreas: Electoral systems and
government arrangements: evaluating preferences of parliamentary candidates in New Zealand and Germany. Annual Conference of the APSA. Philadelphia 2003.
ART: gefördert BEGINN: 2002-08 ENDE: 2004-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution; Amsterdam School of Communication Research (ASCoR)
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INSTITUTION: Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung MZES- Arbeitsbereich B Die politischen Systeme Europas und ihre Integration (68131
Mannheim)
KONTAKT: Wüst, Andreas M. (Dr. Tel. 0621-181-2878,
e-mail: [email protected])
[188-F] Schnapp, Kai-Uwe, Dr.; Völkl, Kerstin, M.A.; Brislinger, Evelyn, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Gabriel, Oscar W., Prof.Dr.Dr.; Holtmann, Everhard, Prof.Dr.; Jagodzinski, Wolfgang,
Prof.Dr. (Leitung):
Einfluss der Bundespolitik auf Landtagswahlen. Eine Analyse des Wählerverhaltens auf
Landesebene unter besonderer Berücksichtigung der Bundespolitik
INHALT: Das Ziel des Projektes besteht darin, auf der Basis der einschlägigen wahlsoziologischen Erklärungsmodelle zu untersuchen, ob die Stimmabgabe bei Landtagswahlen zu einem
Großteil von der Bundespolitik beeinflusst wird und welche Rolle bundespolitische Faktoren
im Vergleich mit genuin landesspezifischen Größen spielen. Dabei soll ein Vergleich über die
Zeit und verschiedene Länder erfolgen. ZEITRAUM: 1960-2003 GEOGRAPHISCHER
RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Theorien des Wählerverhaltens. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt
DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten (Länderwahlstudien seit 1960
soweit verfügbar). Sekundäranalyse von Aggregatdaten (Wahlergebnisse und sozioökonomische Daten auf Ebene der politischen Kreise soweit verfügbar). Inhaltsanalyse, standardisiert
(Zeitungsanalyse zur Bestimmung des Einflusses politischer Ereignisse).
ART: gefördert BEGINN: 2004-07 ENDE: 2006-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Stuttgart, Fak. 10 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für
Sozialwissenschaften Abt. I Politische Systeme und Politische Soziologie (Breitscheidstr. 2,
70174 Stuttgart); Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät, Institut für Politikwissenschaft Lehrbereich Systemanalyse und Vergleichende Politik (06099 Halle); Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung an der Universität zu Köln (Postfach 410960, 50869
Köln)
KONTAKT: Völkl, Kerstin (Tel. 0711-121-3618, e-mail: [email protected]); Schnapp, KaiUwe (Dr. Tel. 0345-55-24215, e-mail: [email protected])
[189-L] Schweitzer, Eva Johanna:
Election campaigning online: German party websites in the 2002 national elections, in: European journal of communication, Vol. 20/2005, Nr. 3, S. 327-351 (Standort: UuStB Köln(38)MXH04914; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://ejc.sagepub.com/cgi/reprint/20/3/327)
INHALT: Der Beitrag präsentiert eine integrierte quantitative Analyse der funktionalen, formalen
und inhaltlichen Aspekte der Webseiten deutscher Parteien während des Bundestagswahlkampfs 2002. Die Analyse ist theoretisch geleitet von der Normalisierungshypothese des Cyberspace, die von der Annahme des Einfließens von politischen Bezügen zur "realen Welt" in
das Internet ausgeht. Die Ergebnisse liefern empirische Hinweise für eine begrenzte Normalisierung des deutschen E-Wahlkampfes: in der Tat erfüllen die Webseiten der deutschen Par-
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teien in erster Linie informative Funktionen und vernachlässigen die interaktiven Möglichkeiten. In professioneller Hinsicht konnte keine Kluft zwischen den großen und den kleineren
Parteien festgestellt werden. Schließlich wird der Online-Wahlkampf von einem hohen Maß
an Selbstreferentialität dominiert und es mangelt sowohl an der erwarteten Personalisierung
als auch an charakteristischen Unterschieden bei den Kommunikationsstilen zwischen Amtsinhabern und Herausforderern. (UNübers.)
[190-F] Shikano, Susumu, Dr.phil. (Bearbeitung); Pappi, Franz Urban, Prof.Dr. (Betreuung):
Wechselwirkungen zwischen Stimmgebungen für Kandidaten und Parteilisten von gemischten Wahlsystemen mit zwei Stimmen
INHALT: Das vorliegende Projekt will die (implizite) Annahme der herkömmlichen Untersuchungen des gemischten Wahlsystems, die Unabhängigkeit zwischen der Mehrheits- und
Verhältniswahl, in Frage stellen. Es wird daher untersucht, welche Wechselwirkungen zwischen den Entscheidungsprozessen bei der Erst- und Zweitstimme entstehen. Ihr Zusammenhang, der nicht als einseitig, sondern als wechselseitig durch das Choice-Set vermittelt konzipiert wird, soll auf individueller Ebene theoretisch und empirisch untersucht werden, um die
Grundlage für weitere empirische Analysen der Aggregatdaten zu liefern. Die Aufklärung der
Wechselwirkungen des gemischten Wahlsystems soll dazu beitragen, die einst von Duverger
gestellte Frage zu beantworten, warum das deutsche Parteiensystem trotz seiner Verhältniswahl wenig fragmentiert ist. Es wird auch anhand von weiteren Ländern mit gemischten
Wahlsystemen überprüft, ob das gemischte Wahlsystem durch die Wechselwirkungen auf das
Parteiensvsteau zentripetal wirkt, so dass zwei große Parteien entstehen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Neuseeland, Japan
METHODE: Rational Choice mit der Annahme "begrenzter Rationalität". Untersuchungsdesign:
Trend, Zeitreihe; Panel; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten (Stichprobe: 1.237; Wahlberechtigte in vier Bezirken - Dortmund, Arnsberg-Soest,
Heilbronn, München-Land im Jahr 1961; Auswahlverfahren: Zufall. Stichprobe: 3.985;
Wahlberechtigte in Japan zwischen 1993 und 1996; Auswahlverfahren: Zufall. Stichprobe:
4.000; Wahlberechtigte in Neuseeland im Jahr 1996; Auswahlverfahren: Zufall. Stichprobe:
1.500; Wahlberechtigte in der Bundesrepublik im Jahr 2002; Auswahlverfahren: Zufall.
Wahlberechtigte in Neuseeland im Jahr 1999; Auswahlverfahren: Zufall. Wahlberechtigte in
Neuseeland im Jahr 2002; Auswahlverfahren: Zufall). Sekundäranalyse von Aggregatdaten
(Wahlergebnisse der Bundestagswahl von 1949 bis 2002, Wahlergebnisse der japanischen
Unterhauswahl von 1993 bis 2004, Wahlergebnisse der neuseeländischen Parlamentswahlen
von 1993 bis 2002).
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Shikano, Susumu: Wechselwirkungen zwischen Stimmgebungen für Kandidaten und Parteiliste von gemischten Wahlsystemen mit zwei Stimmen. Antrag an die Deutsche Forschungsgemeinschaft auf Gewährung einer Sachbeihilfe, 30. September 2004. Mannheim: MZES 2004, 30 S.+++Ders.: On
feeling thermometer scores and construction of a party competition space. Paper prepared for
delivery a the Annual Conference of the Midwest Political Science Association, Chicago IL,
April 15-18, 2004. Mannheim: MZES 2004, 30 S.+++Ders.: Construction of choice-sets and
its influence on voting decision: application of the probalistic choice set model for voter
choice under two-ballot system in Germany and Japan. Version, 2.00, 30. September 2004.
Mannheim: Univ., Lehrstuhl für Politische Wissenschaft I, 23 S.+++Ders.: Ideological link-
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5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
age between districts of mixed electoral systems. Paper prepared for delivery at the Annual
Conference of the Midwest Political Science Association, Chicago IL, April 7-10, 2005.
ART: Habilitation; Eigenprojekt BEGINN: 2005-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: nein
FINANZIERER: Institution; Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Mannheim, Fak. für Sozialwissenschaften, Lehrstuhl für Politische
Wissenschaft I (68131 Mannheim)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0621-181-2065, e-mail: [email protected])
[191-F] Steininger, Martin, Dipl.-Volksw. (Bearbeitung); Rotte, Ralph, Prof.Dr. (Leitung):
Sozioökonomische Determinanten des Wahlverhaltens in empirisch-ökologischer Analyse
INHALT: Das Projekt mit M. Steininger untersucht die sozioökonomischen Faktoren, die für das
Abschneiden von Parteien bei Wahlen sowie die Wahlbeteiligung relevant sind. Die empirische Analyse erfolgt dabei nicht wie in der Wahlforschung üblich anhand von Umfrage- und
Individualdaten, sondern mittels Informationen über die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen auf regionaler und lokaler Ebene, in der Regel auf der Basis der amtlichen Statistik.
Außerdem werden ökonometrische Analysemodelle verwendet, welche in der Politikwissenschaft bislang noch zu wenig Verwendung gefunden haben. Das methodologische Problem
des "ökologischen Fehlschlusses" wird dahingehend berücksichtigt, dass keine Theorien individuellen Wahlverhaltens getestet werden sollen, sondern politisch leichter zu beeinflussende
und zu gestaltende Rahmenbedingungen der Wahlentscheidung betrachtet werden. Entsprechend der damit implizit gegebenen praktisch-normativen Ausrichtung stehen Determinanten
von Wahlerfolgen (rechts-)extremer und populistischer Parteien im Mittelpunkt des Interesses.
ART: keine Angabe BEGINN: 2001-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine
Angabe
INSTITUTION: Technische Hochschule Aachen, FB 07 Philosophische Fakultät, Institut für
Politische Wissenschaft Bereich Internationale Politik (Ahornstr. 55, 52074 Aachen)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0241-80-24824, Fax: 0241-80-22162,
e-mail: [email protected])
[192-L] Stöss, Richard:
Strukturwandel, Strategiefähigkeit und Zufall: Anmerkungen zum Ergebnis der Bundestagswahl 2002 und zu den Perspektiven des Parteiensystems nach der Wahl, in: Heinrich
Oberreuter (Hrsg.): Der versäumte Wechsel : eine Bilanz des Wahljahres 2002, München: Olzog,
2004, S. 182-194, ISBN: 3-7892-8149-2 (Standort: UB d. Univ. d. Bundeswehr Hamburg(705)POL570/YC0010)
INHALT: Die Bundestagswahl 2002 endete mit einem Wahlerfolg von SPD und Bündnis 90/Die
Grünen, der auf einen "last minute swing" im Sinne eines gouvernementalen Beharrungseffekts zurückging. Das Wahlergebnis ist auch ein Resultat der Besonderheiten des bundesdeutschen Wahlrechts. Die Wahlkampfstrategien der Parteien hatten einen erheblichen Einfluss
auf den Wahlausgang. Mit ihrem modellhaften Wahlkampf erbrachte die SPD den Nachweis
ihrer Strategiefähigkeit, während vor allem bei FDP und PDS in hohem Maße strategische
Fehler zu konstatieren waren. Der Sieg der Koalitionsparteien ging nicht zuletzt darauf zurück, dass die Oppositionsparteien ihre Chance nicht zu nutzen wussten. (ICE)
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5 Wahlen, Wählerverhalten und Partizipation
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[193-L] Wächter, Franziska; Riegel, Lisa:
EUYOUPART, WP6/D8 (Political Participation of Young People in Europe - Development of
Indicators for Comparative Research in the European Union): national working paper on
qualitative research (Germany), München 2004, 64 S. (Graue Literatur; URL: http://cgi.dji.de/
bibs/D8_national_working_paper_germany_e.pdf; http://cgi.dji.de/bibs/D8national_working_paper_germany.pdf)
INHALT: Der Bericht präsentiert die bundesdeutschen Ergebnisse des internationalen Forschungsprojektes EUYOUPART, das die Gruppe der politisch inaktiven jungen Menschen
untersucht. Hierzu werden vier Gruppen hinsichtlich der Merkmale Geschlecht und Bildung
unterschieden und die Erkenntnisse durch Gruppendiskussionen sowie vier individuelle biographische Interviews gewonnen. Die Ausführungen gliedern sich in folgende Aspekte: (1)
Zugehörigkeit und Identität, (2) Aktivitäten jenseits der politischen Partizipation, (3) Politik/Demokratie, (4) politische Partizipation, (5) Gelegenheitsstrukturen zur Partizipation sowie (6) Verständnis der Schlüsselbegriffe 'Bürger' und 'Demokratie'. Die Untersuchung offenbart, dass Politik unter den Jugendlichen überwiegend eine männliche Domäne ist und in
erster Linie durch die Parteipolitik beeinflusst wird. Die Zielgruppe der jungen Menschen ist
zwar an politischen Diskussionen interessiert, sieht aber keine Veranlassung zur politischen
Partizipation. (ICG2)
[194-L] Wächter, Franziska:
EUYOUPART, WP8/D15 (Political Participation of Young People in Europe - Development
of Indicators for Comparative Research in the European Union): national report on survey
findings (Germany), München 2005, 34 S. (Graue Literatur;
URL: http://cgi.dji.de/bibs/main_survey_report_D15_e+crosstabs.pdf)
INHALT: Der Bericht präsentiert die bundesdeutschen Ergebnisse des internationalen Forschungsprojektes EUYOUPART, das die Gruppe der politisch (in)aktiven jungen Menschen
untersucht. Die Ausführungen gliedern sich in folgende Aspekte: (1) Politisches Interesse,
Kompetenz und Wissen, (2) ideologische Orientierungen, (3) Wahlbeteiligung, (4) politische
Partizipation und verschiedene Formen der Einbindungen, (5) Einstellungen gegenüber der
Gesellschaft bzw. Vertrauen in soziale und politische Institutionen sowie (6) Zugehörigkeiten, Überzeugungen und Werte. Rund die Hälfte der 1000 befragten jungen Menschen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren sind an Politik sehr bzw. ziemlich interessiert, wobei hier das
männliche Geschlecht überwiegt. Ferner steigt die Aufmerksamkeit gegenüber der Politik mit
dem Alter und Bildungsniveau und junge Ausländer zeigen weniger politisches Interesse als
junge Deutsche. Hinsichtlich der politisch-geographischen Ebene ist das Interesse an nationaler Politik am größten, gefolgt von der internationalen, der EU- und schließlich der lokalen
Politik. Zudem korreliert der Bildungsumfang der Eltern mit dem politischen Interesse der
Kinder in diesen vier Kategorien. (ICG2)
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6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
[195-L] Benthin, Rainer:
Auf dem Weg in die Mitte: Öffentlichkeitsstrategien der Neuen Rechten, (Campus Forschung,
875), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2004, 262 S., ISBN: 3-593-37620-2
INHALT: Die Neue Rechte wird in der Forschung zum Rechtsradikalismus in mehrfacher Hinsicht kontrovers diskutiert. Da Benthin als Hauptproblem die 'bisweilen erfolgreichen (Diskurs-)Strategien' (9) der Neuen Rechten identifiziert, konzentriert er seine Analyse auf 'die
spezifisch neu-rechte politisch-kulturelle Praxis der strategischen Kommunikation' (10). Ausgehend von Konzepten der Öffentlichkeitstheorie und der Bewegungsforschung will er damit
die Frage nach den Akteurs- und Handlungsstrategien der Neuen Rechten beantworten. Dazu
entwickelt er in den ersten drei Kapiteln einen theoretischen Bezugsrahmen, der zugleich einen kenntnisreichen Überblick über den wissenschaftlichen Diskussionsstand, wie auch eine
überzeugend fundierte Konzipierung des eigenen Ansatzes darstellt. In den folgenden beiden
empirischen Kapiteln untersucht der Autor neu-rechte Medientexte aus dem Zeitraum von
1997 bis 2003 mittels einer qualitativen Inhalts- und Diskursanalyse hinsichtlich Themenkarrieren, Deutungswissen und Öffentlichkeitsstrategien. In seiner akribischen Untersuchung
kommt er zu dem Ergebnis, 'dass der messbare Erfolg der Neuen Rechten nach wie vor begrenzt, aber dennoch vernehmbar ist' (241). Die Arbeit repräsentiert den wissenschaftlichen
'state of the art' - insbesondere aus bewegungsanalytischer Perspektive - der jüngeren Entwicklung der Neuen Rechten. (ZPol, VS)
[196-F] Berghoff, Peter, Dr.phil.; Berretz, Uschi; Hammelstein-Eroglu, Gülten (Bearbeitung):
Politisch-religiöser Fundamentalismus und demokratische Kultur
INHALT: Ziel des Projektes ist es, einen religionspolitologischen Beitrag zum Verständnis des
politisch-religiösen Fundamentalismus zu leisten. In religionspolitologischer Perspektive wird
unter "Religion" eine Interpretation von Wirklichkeit verstanden, in deren Zentrum der Glaube an eine welt-jenseitige, auf existentielle Fragen des Menschen antwortende Instanz steht.
Der Glaube betrifft demnach auch das Bewusstsein von politischer Realität. Zum Problem
wird das Verhältnis von Politik und Religion insbesondere dann, wenn an die Möglichkeit einer innerweltlichen Verfügbarkeit Antwort gebender Instanzen geglaubt wird. Demnach resultiert das Problem des Fundamentalismus entweder aus der Politisierung religiöser Traditionen und Überzeugungen oder aus der Sakralisierung politischer Ideologien, unabhängig davon, ob es sich um genuin religiöse oder sog. säkulare Existenzdeutungen handelt. Welche
spezifischen Verknüpfungen von Politik und Religion zu politisch-religiösem Fundamentalismus führen und welche Herausforderungen sich daraus für die Politik eines demokratischen
Gemeinwesens ergeben, steht daher im Zentrum der Untersuchung. Im ersten Schritt werden
die wissenschaftliche, gesellschaftliche und politische Wahrnehmung des politisch-religiösen
Fundamentalismus im Hinblick auf die jeweils zugrunde liegenden Deutungen des Verhältnisses von Politik und Religion und damit einhergehender Erklärungslücken aufgearbeitet.
Die daraus gewonnenen Fragedimensionen werden im zweiten Schritt anhand von Experteninterviews mit Vertretern der Religionsgemeinschaften und Multiplikatoren des multikulturellen Dialogs ergänzt und präzisiert. Im dritten Schritt wird eine qualitative Befragung zu politischen und religiösen Haltungen und deren Verknüpfungen bei Duisburger Studierenden
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6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
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durchgeführt. Leitend wird dabei die Frageperspektive sein, welche Inhalte des jüdischen,
christlichen, islamischen und säkularen Bewusstseins der demokratischen Kultur förderlich
sind bzw. diese bereichern, und welche Bewusstseinsformen und Inhalte ihr abträglich sind,
zu Fanatismus und Fatalismus tendieren und einen politisch-religiösen Fundamentalismus begünstigen.
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Institut für Religionspolitologie e.V. an der Universität Duisburg-Essen Campus
Duisburg (Lotharstr. 65, 47048 Duisburg)
KONTAKT: Institution (Tel. 0203-379-1978, Fax: 0203-379-1979,
e-mail: [email protected])
[197-L] Breuer, Stefan:
Nationalismus und Faschismus: Frankreich, Italien und Deutschland im Vergleich, Darmstadt: Wissenschaftl. Buchges. 2005, 202 S., ISBN: 3-534-17994-3 (Standort: UB Bonn(5)-20052108)
INHALT: Der Autor belebt die selten explizit verfolgte sozialwissenschaftliche Methode des
Idealtypus von Weber. In seiner These tritt Breuer der oft anzutreffenden Reduktion des Faschismus auf einen Extrempol des Nationalismus entgegen, ohne die Beziehung zwischen
beiden zu bezweifeln. In der bereits für sich bedenkenswerten Idealtypenbildung entwirft er
am Leitfaden des Selbstverständnisses von Nationalisten einen ideologieorientierten Nationalismus. Den Faschismus versteht er dagegen primär als politische Partei, die organisatorisch
u.a. über ihre Gewaltsamkeit und ihre charismatische Führung zu charakterisieren sei. Emotionen stünden dabei über Doktrinen, sodass der Faschismus in der Praxis als Aggregat von Ideologien lavieren könne. Der Autor stützt seine Aussagen auf Untersuchungen zu Frankreich, Italien und Deutschland. Anhand von französischen Akteuren will er zeigen, dass es
keine geradlinige Steigerung vom Nationalismus zum Faschismus gibt. An den Formierungsphasen des deutschen und italienischen Faschismus soll andererseits erwiesen werden, dass
der Faschismus vom Ziel her ein Aggregat ist, weshalb die ideologische Annäherung letztlich
nicht zur Bestimmung taugt. (ZPol, VS)
[198-L] Brink, Tobias ten:
VordenkerInnen der globalisierungskritischen Bewegung: Pierre Bourdieu, Susan George,
Antonio Negri, (Reihe: Wissenschaft & Forschung, Bd. 20), Frankfurt am Main: Neuer ISP-Verl.
2004, 175 S., ISBN: 3-89900-020-X (Standort: UB Bonn(5)-2004-6921)
INHALT: "Mit der wettbewerbsstaatlichen Transformation der Staaten im Zuge des neoliberalen
Globalisierungsprozesses, dem zunehmenden Leerlaufen liberaldemokratischer Prozesse auf
einzelstaatlicher Ebene und der damit verbundenen Krise der politischen Repräsentation hat
die internationale globalisierungskritische Bewegung an Bedeutung gewonnen. Dieses vielschichtige Geflecht von Initiativen und Organisationen wird spätestens seit den Auseinandersetzungen um die WTO-Konferenz in Seattle im Jahre 1999 als ernstzunehmender Akteur auf
der internationalen politischen Bühne wahrgenommen. Im Kontext dieser Bewegungen haben
sich auch wichtige theoretische Diskussionen entwickelt, die den Slogan 'eine andere Welt ist
möglich' wissenschaftlich untermauert haben. Damit ist es gelungen, die Hegemonie des sowohl die Wissenschaft als auch die Öffentlichkeit beherrschenden neoliberalen 'Einheitsden-
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kens' (Bourdieu) zumindest in Frage zu stellen. In diesem Prozess spielt eine Reihe von theoretischen 'Vordenkerinnen' eine bedeutsame Rolle, denen ten Brink durchaus zutreffend den
Status von 'organischen Bewegungsintellektuellen' im Sinne Antonio Gramscis zuschreibt.
Mit dreien davon, nämlich Pierre Bourdieu, Susan George und Antonio Negri setzt er sich in
der vorliegenden Arbeit kritisch auseinander. Die Auswahl ist damit begründet, dass diese
Personen in gewisser Weise unter-schiedliche politisch-theoretische Strömungen in der globalisierungskritischen Bewegung repräsentieren, eine eher theoretisch orientierte, eine pragmatisch-reformistische und eine radikal konfrontative. Man kann davon auszugehen, dass damit
die derzeit wichtigsten Ansätze behandelt werden, die in der Bewegungsszene relevant sind.
Die kritische Auseinandersetzung mit den hier präsentierten 'Vordenkerinnen' bezieht sich
demnach auf einen weiteren Diskussionszusammenhang. Der Verfasser skizziert zunächst
einmal kurz und prägnant den jeweiligen politischen und wissenschaftlichen Kontext der AutorInnen sowie die Grundzüge ihrer Argumentation, d. h. ihre Kritik am gegenwärtigen Globalisierungsprozess und ihre Konzepte in Bezug auf gesellschaftlich-politische Alternativen.
Den Schwerpunkt der Untersuchung bildet eine ausführliche Auseinandersetzung mit den von
ihnen zur Debatte gestellten Theorie- und Interpretationsansätzen. Dabei wird eine ganze
Reihe von Themen behandelt, die in der aktuellen politischen Debatte eine Rolle spielen, angefangen von dem üblicherweise recht schwammig gebrauchten Neoliberalismusbegriff über
die These von der Notwendigkeit einer Re-Regulierung scheinbar verselbständigter Finanzmärkte, die Zukunft des Nationalstaats bis hin zu einer recht gründlichen Auseinandersetzung
mit Negri und Hardts 'Empire' und deren Vorstellungen von einer gesellschaftsverändernden
'Multitude'. Dabei werden unter Bezugnahme auf ältere und neuere staats- und kapitalismustheoretische Entwicklungen grundlegende gesellschafts- und staatstheoretische Defizite herausgearbeitet, die bei allen diesen Ansätzen festzustellen sind." (Textauszug)
[199-L] Butterwegge, Christoph:
Neoliberalismus und Neue Rechte, in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 16/2005, H. 3, S. 70-80 (Standort: UB Bonn(5)-Z90/76; UuStB Köln(38)-M
XA01655; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.berlinerdebatte.de/initial/pdf%20laden.htm)
INHALT: Zusammenhänge zwischen ökonomischer Globalisierung und rechtsextremer Mobilisierung werden in der öffentlichen bzw. Fachdiskussion selten thematisiert, obwohl eine Kausalbeziehung besteht, die im vorliegenden Beitrag näher untersucht wird. Generell ist der
Rechtsextremismus - wie politische Phänomene allgemein - von den jeweiligen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht abzulösen, sondern nur im Kontext der Welt(markt)dynamik zu analysieren. Der Autor präferiert hierzu ein Erklärungsmodell, das die Konkurrenz als Triebkraft des kapitalistischen Wirtschaftssystems für die neoliberale Modernisierung
nicht nur des Wohlfahrtsstaates, sondern fast aller Bereiche der Gesellschaft, wie auch für
Rassismus und rechte Gewalt verantwortlich macht. Der modernisierte Rechtsextremismus
verklammert Nationalismus und Wirtschaftsliberalismus in einer Weise miteinander, die populistische Anrufungen ermöglicht bzw. erleichtert. Der modernisierte Rechtsextremismus
hat mit dem "alten" Faschismus zwar die Grundprinzipien gemein, ist jedoch kaum vorstellbar ohne Bezug auf die Parolen des Neoliberalismus. Die rechte Wertetrias bilden nicht mehr
"Führer, Volk und Vaterland", sondern "Markt, Leistung und Konkurrenzfähigkeit" des
"Standorts Deutschland". Die "Neue Rechte" versucht sich damit "an die Spitze des Fortschritts" zu setzen, damit "Deutschland in der Welt wieder jemand ist". (ICA2)
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[200-F] Dannenbaum, Thomas (Bearbeitung):
Die Anti-AKW-Bewegung in Gesellschaft und Politik der Bundesrepublik in den 70er Jahren
INHALT: Im Februar 1975 besetzten Demonstranten den Bauplatz des geplanten Atomkraftwerks
im südbadischen Wyhl. Dieses Ereignis markiert den Ausgangspunkt für das Entstehen einer
nationalen Anti-AKW-Bewegung. Die Auseinandersetzung um die Atomenergie entwickelte
sich zu einem bestimmenden Konflikt der bundesdeutschen Innenpolitik in der zweiten Hälfte
der 70er Jahre. Die Untersuchung soll die wechselseitigen Wahrnehmungsmuster von AntiAKW-Bewegung einerseits sowie Staat bzw. Gesellschaft andererseits vor dem geistigen
Klima der Zeit herausarbeiten. Ziel der Arbeit ist, zum besseren Verständnis der "Tendenzwende" um 1973/74, des Umschlagens von Technikeuphorie und Fortschrittsoptimismus in
Zukunftsskepsis, und den Auswirkungen von "1968" in der Gesellschaft der Bundesrepublik
beizutragen. ZEITRAUM: 70er Jahre GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Tübingen, Fak. für Philosophie und Geschichte, Seminar für Zeitgeschichte (Wilhelmstr. 36, 72074 Tübingen)
KONTAKT: Sekretariat (Tel. 07071-297-2997, Fax: 07071-295793,
e-mail: [email protected])
[201-L] Decker, Frank; Miliopoulos, Lazaros:
Rechtsextremismus und Rechtspopulismus in der Bundesrepublik: eine Bestandsaufnahme,
in: Martin H. W. Möllers, Robert Chr. van Ooyen (Hrsg.): Jahrbuch Öffentliche Sicherheit
2004/2005, Frankfurt am Main: Verl. für Polizeiwiss., 2005, S. 117-155, ISBN: 3-935979-58-4
INHALT: Mit dem Erfolg der NPD bei der sächsischen Landtagswahl im September 2004 hat die
Debatte um die Ursachen und Perspektiven des Rechtsextremismus in Deutschland zumindest
vorderhand eine neue Qualität bekommen. Der NPD-Erfolg in Sachsen kommt keineswegs
aus heiterem Himmel. Er ist Bestandteil der von Experten so genannten "dritten Welle" des
Rechtsextremismus in der Bundesrepublik. Diese Welle entstand etwa Mitte der achtziger
Jahre und ist bis heute nicht abgerissen. Den Republikanern gelang es dreimal, der DVU sogar siebenmal, in die Landesparlamente einzuziehen. Hinzu kamen Wahlerfolge von nichtextremistischen rechtspopulistischen Vertretern wie der Schill-Partei. Die relative Schwäche
der Rechtsaußenparteien in der Bundesrepublik wird erst bei einem Vergleich auf der europäischen Eben augenfällig. Der vorliegende Aufsatz versucht sich an einer Bestandsaufnahme
rechtsextremistischer und rechtspopulistischer Tendenzen. Am Anfang steht dabei die Klärung von begrifflichen Fragen. Im zweiten Teil werden dann nach einem einleitenden Rückblick auf die "drei Wellen" des Rechtsextremismus die wichtigsten parteiförmigen Vertreter
des Rechtsextremismus und -populismus abgehandelt. Es folgt ein Überblick über die Erscheinungsformen des gewaltsamen Rechtsextremismus und seines ideologischen Vorfelds,
in dem auch auf die Motive und Herkunft der zumeist jugendlichen Gewalttäter verwiesen
wird. Im vierten Kapitel werden die verschiedenen sozial- und politikwissenschaftlichen Erklärungsansätze für das Aufkommen des Rechtsextremismus auf die deutsche Situation angewandt. Abschließend werden mögliche Bekämpfungsstrategien erörtert. (ICB2)
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[202-L] Döhring, Kirsten; Feldmann, Renate; Kenzo, Rena; Köttig Michaela; Bitzan, Renate;
Heß, Cordelia; Elverich, Gabi:
Braune Schwestern?: feministische Analysen zu Frauen in der extremen Rechten, (rat-reihe
antifaschistischer texte), Münster: Unrast-Verl. 2005, 142 S., ISBN: 3-89771-809-X (Standort: UB
Bielefeld(361)-IE184/DI00/B8S4)
INHALT: "In der extremen Rechten sind Frauen in vielfältiger Weise und mit unterschiedlichen
inhaltlichen Positionen aktiv. 'Braune Schwestern?' versammelt gemeinsame Überlegungen
der Autorinnen zum Verhältnis zwischen Feminismus und Selbstverständnissen rechter Frauen. Das Antifaschistische Frauennetzwerk forscht und recherchiert seit Jahren zur Involviertheit von Frauen in Neonazismus und der extremen Rechten. Die Analysen und Diskussionsbeiträge in diesem Band bewegen sich zwischen Recherchen rechts orientierter Frauen in
der Neonazi-Szene und Einschätzungen internationaler Entwicklungen und Ambivalenzen
zwischen Modernisierung, Normalisierung und Retraditionaliaierung." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Kirsten Döhring, Renate Feldmann: Akteurinnen und Organisationen. Die
Involviertheit von Frauen in der extremen Rechten (17-33); Rena Kenzo: Bücherfrauen und
Labelmädel. Von extrem rechten Händlerinnen (35-56); Michaela Köttig: Mädchen und Frauen in der extremen Rechten. Ein Diskussionsbeitrag zu Erklärungskonzepten und Forschungsansätzen (57-74); Renate Bitzan: Differenz und Gleichheit. Zur Geschlechterideologie rechter Frauen und ihren Anknüpfungspunkten zu feministischen Konzepten (75-90);
Cordelia Heß: Geldjuden, Mädchenhändler, Zeckenschlampen. Zum Verhältnis von Sexismus
und Antisemitismus im völkischen Weltbild (91-109); Gabi Elverich: Zwischen Modernisierung und Retraditionalisierung. Extrem rechte Geschlechterpolitik am Beispiel des französischen Front National (109-123).
[203-L] Erlach, Emanuel von:
Politisierung in Vereinen: eine empirische Studie zum Zusammenhang zwischen der Vereinsmitgliedschaft und der Teilnahme an politischen Diskussionen, in: Schweizerische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Vol. 11/2005, Iss. 3, S. 27-59
(URL: http://www.ingentaconnect.com/content/spsa/spsr/2005/00000011/00000003/art00002)
INHALT: "Es ist empirisch gut belegt, dass Vereinsmitglieder nicht nur häufiger politisch partizipieren als Nichtmitglieder, sondern dass sie sich auch überdurchschnittlich für Politik interessieren und über Politik diskutieren. In diesem Artikel wird anhand von Analysen zum Zusammenhang zwischen der Vereinsmitgliedschaft und der Teilnahme an politischen Diskussionen gezeigt, dass dieser empirische Befund nur bedingt auf politische Sozialisationseffekte
von Freiwilligenorganisationen zurückzuführen ist. Die Ergebnisse von multivariaten Analysen weisen darauf hin, dass nicht die Vereinsmitgliedschaft, sondern eher die politische Frühsozialisation und die Ausbildung zu einer vermehrten Teilnahme an politischen Diskussionen
führen. Vereine entfalten primär dann eine politisierende Wirkung, wenn sie die Möglichkeit
bieten, Organisations- und Kommunikationsfähigkeiten zu erlernen respektive zu kultivieren,
oder wenn sie einen Beitrag zur Konfliktfähigkeit ihrer Mitglieder leisten." (Autorenreferat)
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[204-L] Flecker, Jörg; Kirschenhofer, Sabine; Krenn, Manfred; Papouschek, Ulrike:
Leistung, Unsicherheit und Ohnmacht: wie Umbrüche in der Arbeitswelt zum Aufstieg des
Rechtspopulismus beitrugen, in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie : Vierteljahresschrift
der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 30/2005, H. 3, S. 3-27 (Standort: UuStB
Köln(38)-XH02528; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Das europäische Forschungsprojekt SIREN erfasste in acht europäischen Ländern die
subjektiven Wahrnehmungen und Verarbeitungsformen der Umbrüche in der Arbeitswelt und
setzte sie mit politischen Orientierungen in Beziehung. In diesem Artikel werden die Ergebnisse des qualitativen Untersuchungsteils für Österreich zusammengefasst. Sie erlauben es,
die erhöhte Akzeptanz rechtspopulistischer ideologischer Angebote in verschiedenen Bevölkerungsgruppen besser zu verstehen und diesbezügliche Thesen empirisch zu überprüfen. Der
Beitrag stellt insbesondere die Vielfalt der Ursachen für die Übernahme autoritärausgrenzender Haltungen und für die Attraktivität politischer Angebote des Rechtspopulismus in Form einer Typologie dar. Im Zentrum steht die Frage, wie sich die subjektive Wahrnehmung und Verarbeitung des sozio-ökonomischen Wandels in politische Subjektivität umsetzt." (Autorenreferat)
[205-L] Foltin, Robert:
Und wir bewegen uns doch: soziale Bewegungen in Österreich, Wien: Ed. Grundrisse 2004,
352 S., ISBN: 3-9501925-0-6 (Standort: SB München(12)-2005.14965)
INHALT: "Immer wieder wird - je nach Standpunkt - beklagt oder festgestellt, dass linke Bewegungen in Österreich nie ein größeres Ausmaß erreicht hätten. Trotzdem veränderte sich die
institutionelle Struktur wie auch Sichtweise und Lebensverhältnisse der Bevölkerung, angestoßen und beeinflusst durch soziale Auseinandersetzungen. Internationale Einflüsse waren
zwar wichtig, aber auch spezifisch österreichische Ereignisse bewirkten Veränderungen. Der
Autor zeichnet die Bewegungen der letzten Jahr-zehnte nach: von den Revolten des Lebensstils durch Musik und Drogen über '1968', den Feminismus, die Schwulen- und Lesbenbewegung, die Besetzung der Wiener Arena. den Widerstand gegen das AKW Zwentendorf und
das Wasserkraftwerk Hainburg, über die Proteste gegen die Wahl Kurt Waldheims zum Bundespräsidenten und die Studierendenstreiks 1987 und 1996 bis hin zur Bewegung gegen die
ÖVP-FPÖ-Regierung ab dem Februar 2000, die eine für Österreich unerwartete und auch bislang unbekannte Intensität entwickelte. Aus dem Blickwinkel der emanzipatorischen Bewegungen entwirft der Autor ein Bild der gesellschaftlichen Veränderungen und eine Analyse
der Transformation der herrschenden Strukturen - nicht nur in Österreich." (Autorenreferat)
[206-L] Frindte, Wolfgang; Wammetsberger, Dorit; Wettig, Susan:
A new type of anti-semitism in Germany: is reconciliation possible?, in: Russel F. Farnen,
Henk Dekker, Christ'l De Landtsheer, Heinz Sünker, Daniel B. German (eds.): Democratization,
Europeanization, and globalization trends : cross-national analysis of authoritarianism, socialization, communications, youth, and social policy, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 277-293,
ISBN: 3-631-51936-2 (Standort: UB Münster Zweigbibl. Sozialwiss.(6A)-MK5000/276)
INHALT: "Against the background of a series of serious right-wing extremist and anti-Semitic
incidents in Germany in 2000, we constructed a new heuristic model with three components
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to describe new aspects of anti-Semitism based on: 1) traditional anti-Semitic prejudices, 2)
communicative latency of anti-Semitism, and 3) refusal or acceptance of responsibility for
what happened in the past to the Jewish people. The model was tested in some field studies
(N=2130 youngsters in Ger-many) using a standardized questionnaire. Path analyses show a
3-dimensional structure of anti-Semitism (manifest, latent, and 'no responsibility toward
Jews') and the data fit the theoretical model. New aspects of anti-Semitic attitudes reflect the
public avoidance of anti-Semitic statements and refusal to discuss Germany's fault, behavior,
and responsibility for the Jewish people. These new aspects of anti-Semitic attitudes are also
linked to a general hostility toward foreigners. It is possible to differentiate between groups of
individuals with various anti-Semitic attitudes. The new aspects of anti-Semitic attitudes are
concerned with present debates about German national pride among German subpopulations
and about the end of 'getting over history' The 'new' anti-Semitism in Germany may be considered as a social construction of German subpopulations designed to repress their own conceptions of unpleasant 'German' problems." (author's abstract)
[207-L] Gessenharter, Wolfgang; Pfeiffer, Thomas (Hrsg.):
Die Neue Rechte - eine Gefahr für die Demokratie?, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2004,
251 S., ISBN: 3-8100-4162-9 (Standort: UB Essen(465)-11OYU2256)
INHALT: Dass eine Gefährdung demokratischer Politik vom 'rechten Rand' nicht nur die Gestalt
offen rechtsextremistischer Organisationen und Cliquen annehmen kann, ist in der Fachdiskussion unstrittig. Neben den gewaltbereiten Gruppierungen gibt es die Grauzone einer intellektuellen Neuen Rechten, die sich - ein offenes Bekenntnis zum Nationalsozialismus vermeidend - um eine Modernisierung dieser Ideologie bemüht. Zu ihren Merkmalen zählen einerseits Antipluralismus, Freund-Feind-Denken und autoritärer Etatismus, andererseits netzwerkartige Strukturen, in denen sie den Kampf um kulturellen Einfluss betreibt. Die Autorinnen und Autoren versuchen Spezifika der Neuen Rechten im deutschen Kontext - vor allem
mit Blick auf sprachliche, ideologische und publizistische Vermittlungsformen - zu diskutieren und durch Beispiele aus Frankreich, Österreich und den USA zu ergänzen. Der Sammelband beruht - eine Initiative der Arbeitsgruppe Demokratieforschung der Universität der
Bundeswehr Hamburg aufgreifend - auf einer 2003 durchgeführten Tagung des nordrheinwestfälischen Verfassungsschutzes. Aus dem Inhaltsverzeichnis: Wolfgang Gessenharter /
Thomas Pfeiffer: Einleitung. Ein Dialog wird fortgesetzt (11-16); Neue Rechte: Hintergründe,
Positionen, Erscheinungsformen: Kurt Sontheimer: Die Kontinuität antidemokratischen Denkens. Von der Weimarer Republik zur Bundesrepublik (19-29); Wolfgang Gessenharter: Im
Spannungsfeld. Intellektuelle Neue Rechte und demokratische Verfassung (31-49); Thomas
Pfeiffer: Avantgarde und Brücke. Die Neue Rechte aus Sicht des Verfassungsschutzes NRW
(51-70); Vertiefungen: 1. Ideologie und Sprache der Neuen Rechten: Armin Pfahl-Traughber:
Die 'Umwertung der Werte' als Bestandteil einer Strategie der 'Kulturrevolution'. Die Begriffsumdeutung von 'Demokratie' durch rechtsextremistische Intellektuelle (73-94); Roger
Woods: Die Leiden der jungen Werte. Die Neue Rechte als Kultur und Politik (95-105);
Frank Aydt: Grenzgänger zwischen Alter und Neuer Rechter. Sprache und Ideologie Horst
Mahlers am Beispiel seiner Propaganda im Internet (107-116); 2. Neurechte Einflüsse auf
studentische Verbindungen: Dietrich Heither: 'In irgendeiner Form national oppositionell'.
Ansichten, Akteure und Aktivitäten in der 'Deutschen Burschenschaft' (117-134); Hans-Peter
Lüngen: Einflüsse und Affinitäten? Beziehungen der Neuen Rechten zu studentischen Verbindungen aus Sicht eines Verfassungsschützers (135-143); 3. Internationale Schlaglichter:
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Matthias Weber: Prototyp der Neuen Rechten. Alain de Benoist und die Nouvelle Droite in
Frankreich (145-161); Brigitte Bailer: Partei- statt Metapolitik. 'Neue Rechte' und FPÖ in
Österreich (163-173); Thomas Grumke: 'Take this country back!' Die neue Rechte in den
USA (175-185); 4. Publizistik der Neuen Rechten: Thomas Pfeiffer: Das informationelle Kapillarsystem. Die neurechte Publizistik im Medienmix einer Bewegung von rechts (187-197);
Anton Maegerle: Blätter gegen Zeitgeist und Dekadenz. Profile und Beziehungen neurechter
Periodika an Beispielen (199-209); Michael Puttkamer: 'Jedes Abo eine konservative Revolution'. Strategie und Leitlinien der 'Jungen Freiheit' (211-220); Diskussion Die Neue Rechte eine Gefahr für die Demokratie? (223-243). (ZPol, VS)
[208-L] Halm, Dirk; Sauer, Martina:
Freiwilliges Engagement von Türkinnen und Türken in Deutschland, Essen 2004, 251 S.
(Graue Literatur; URL: http://www.bmfsfj.de/Publikationen/engagementtuerkisch/01-Redaktion/
PDF-Anlagen/gesamtdownload,property=pdf.pdf)
INHALT: Die Studie zu den freiwilligen Engagements und Potentialen in der türkischen Community in Deutschland basiert auf einem zweistufigen Untersuchungsdesign. Zum einen wird eine telefonische, repräsentative bundesweite standardisierte Befragung unter 1.500 türkischstämmigen Migranten durchgeführt, um den Umfang, die Bereiche, die Qualität und Struktur,
die Erwartungen und Probleme sowie Unterstützungsmöglichkeiten zur Schaffung von Gelegenheitsstrukturen für Beteiligung am freiwilligen Engagement für die größte in Deutschland
lebende Zuwanderergruppe aufzeigen. Zum anderen werden 36 Expertinnen und Experten
anhand eines halbstandardisierten Leitfadens face-to-face befragt. Der Fokus des halbstandardisierten Erhebungsteils liegt in der Identifizierung Erfolg versprechender Strategien zur
Unterstützung des Engagements von Migrantinnen und Migranten und den Möglichkeiten der
Vernetzung. Die Expertinnen und Experten sind jeweils Repräsentanten der auch im quantitativen Erhebungsteil unterschiedenen Engagementbereiche. Zusätzlich werden, um die Mikrostrukturen von freiwilligem Engagement und Kooperationen vor Ort zu erfassen, 16 Interviews in der Stadt Herne hinzugezogen. Fast zwei Drittel (64%) der 1.500 befragten türkischstämmigen Migranten beteiligen sich aktiv in Vereinen, Verbänden, Gruppen oder Initiativen.
Die wichtigsten Bereiche der Beteiligung von TürkInnen sind Religion, Sport, Freizeit, Kultur und Schule. Insgesamt zeigen jedoch nur 10% der Befragten ein Engagement über die Beteiligung hinaus. Zugleich bekunden 50% der türkischstämmiger Migranten Interesse an (weiterem) freiwilligen Engagement. Deutlich wird auch, dass mit zunehmender Aufenthaltsdauer
in Deutschland die Beteiligung tendenziell zunimmt. Die Beteiligung an gesellschaftlichen
Aktivitäten unterscheidet sich gemäß den Ergebnissen der quantitativen Erhebung sowohl im
Umfang als auch nach der demographischen, der sozialen und der Familiensituation. Laut der
Auswertung der Experteninterviews besteht die wichtigste Möglichkeit, türkischstämmige
MigrantInnen in deutsche Organisationen zu integrieren, darin, spezifische Angebote mit entsprechender Information und Kommunikation, am besten mit türkischstämmigen Ansprechpartnern, zu installieren oder eigenständige ethnische Gruppen innerhalb der eigenen Organisation zuzulassen, sich als 'Andockstationen' für diese Gruppen in der Aufnahmegesellschaft
zu verstehen und so mehr Partizipation zu ermöglichen und das Engagement unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen zu vernetzen. (ICG2)
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[209-F] Häusler, Alexander (Bearbeitung); Butterwegge, Christoph, Prof.Dr. (Leitung):
Rechtsextreme Propaganda und öffentlicher Diskurs über Zuwanderung und Integration
INHALT: In der aktuellen politischen Auseinandersetzung um die Entwicklung des Sozialstaates
und die Begrenzung/ Steuerung der Migration erhält die Beschäftigung mit Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt eine zunehmende Bedeutung. Nach dem Bombenanschlag von Düsseldorf nahm die Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus in den Medien und der politischen Öffentlichkeit unseres Landes zum ersten Mal seit fast zehn Jahren
wieder breiten Raum ein. Diesem Umstand soll durch eine inhaltliche Ausweitung des Forschungsprojektes "Sozialstaatsentwicklung: Großstadt, Migration und (Jugend-)Gewalt" auf
die Wirkungsweisen rechtsextremer und rassistischer Propaganda Rechnung getragen werden.
So sollen die Formen rechtsextremer Einflussnahme auf die öffentliche Debatte empirisch erfasst und auf ihre Wirkungsmächtigkeit hin untersucht werden. In der wissenschaftlichen
Diskussion hat sich auf breiter Ebene die Einschätzung durchgesetzt, dass aktuelle rechtsextreme Erscheinungsformen nicht losgelöst vom politischen Diskurs aus der Mitte des gesellschaftlichen Geschehens bewertet werden können. Eine monokausale Reduzierung von Erklärungsansätzen rechtsextremer Erscheinungsformen auf rein verfassungsrechtliche, jugendoder gewaltspezifische Fragen verengt den Blickwinkel auf sichtbare Phänomene und verhindert einen analytischen Einblick in das Ursache-Wirkungs-Verhältnis rechtsextremer Agitation. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, anhand von ausgewerteten aktuellen Beispielen die
Argumentationsweisen und Propagandastrategien rechtsextremer Strömungen in deren Bezugnahmen auf politische Positionen der gesellschaftlichen Mitte zu verdeutlichen. Bezugspunkte sind Verlautbarungen zu den Themenfeldern Migration, Asyl, Integration, Partizipation und "multikulturelle Gesellschaft". Die geplante Untersuchung soll empirisches Material
für eine wirksame Immunisierung gegenüber rechtsextremen Versuchen zur Anlehnung an
etablierte Öffentlichkeitsstrukturen und demokratische Meinungsfindungsprozesse bereitstellen. Zu diesem Zweck wären aktuelle rechtsextreme Medien und Propagandamaterialien vergleichend auszuwerten. Ausgangspunkt ist die Bezugnahme auf Verlautbarungen aus der demokratischen Mitte der Gesellschaft. Es soll geklärt werden, ob und in welcher Form Bezüge
zu Verlautbarungen, Kampagnen oder programmatischen Optionen aus der etablierten Politik
zu den oben genannten Themenfeldern von Rechtsextremen gesucht, hergestellt und genutzt
werden. Erkenntnisleitende Fragestellungen: In welchen Bereichen rechtsextremer Publikationen und Propagandamaterialien sind Orientierungen an etablierten politischen Kampagnen
und Diskursen feststellbar, und welche Anküpfungspunkte weisen sie auf? Sind Strategieoptionen in den verschiedenen rechtsextremen Organisationsstrukturen zur Unterwanderung zivilgesellschaftlicher Diskurse erkennbar, und wenn ja, wie lassen sich diese beschreiben?
Sind Überschneidungen von aktuellen Diskursen zu den oben genannten Themenfeldern mit
rechtsextremen Interventionen vorhanden, und welche Ausprägungen weisen sie auf?
ART: gefördert BEGINN: 2001-01 ENDE: 2002-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Land Nordrhein-Westfalen Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung
INSTITUTION: Universität Köln, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Forschungsstelle für
interkulturelle Studien (Gronewaldstr. 2, 50931 Köln)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0221-470-6144, e-mail: [email protected])
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[210-L] Heinrich, Gudrun (Hrsg.):
Beiträge zu Fragen von Zivilgesellschaft und Rechtsextremismus, (Rostocker Informationen zu
Politik und Verwaltung, H. 25), (Abschlusstagung des XENOS-Projektes "Rechtsextremismus in
Mecklenburg-Vorpommmern", 2004, Rostock), Rostock 2005, 64 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.wiwi.uni-rostock.de/~polreg/download/RIPV25.pdf)
INHALT: "Mit dem Titel 'Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommmern' war die
Abschlusstagungdes XENOS-Projektes im November 2004 überschrieben, deren Ziel es war,
einen Blick auf die rechtsextremen Potenziale, ihre Strukturen und Ziele sowie auf den Stand
der Prävention im Lande zu werfen. Die heterogenen Beiträge dieses Heftes vereint das klare
Plädoyer für eine Fokussierung der Präventionsarbeit auf den Aspekt der Demokratie und
Demokratieentwicklung." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Lothar Probst: Chancenstrukturen für bürgerschaftliches Engagement in Ostdeutschland (11-22); Gudrun Heinrich: Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern - ein Überblick (23-40); Michael Flenker: Lagedarstellung zum Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern (41-50); Dierk Borstel:
Rechtsextremismus im kommunalen Nahraum - Situation und Perspektiven für die Gestaltung
der Zivilgesellschaft (51-58); Mathias Rautenberg: Maßnahmen gegen Rechtsextremismus in
Mecklenburg-Vorpommern. Ein Überblick (59-64).
[211-L] Heinrich, Gudrun (Hrsg.):
Jugend und Politik - Verdrossenheit?, (Rostocker Informationen zu Politik und Verwaltung, H.
20), (Tagung "Jugend und Politik - Verdrossenheit?", 2003, Rostock), Rostock 2004, 77 S. (Graue
Literatur; URL: http://www.wiwi.uni-rostock.de/~polreg/download/GraueReihe20.pdf)
INHALT: "Im Rahmen einer Tagung am Institut für Politik- und Verwaltungswissenschaften
(IPV) der Universität Rostock wurde die Frage nach dem spezifischen Umgang Jugendlicher
mit Politik und politischen Fragen gestellt. Motiviert wurde diese Frage durch die Auseinandersetzung mit Ursachen und Erscheinungsformen des jugendlichen Rechtsextremismus im
Rahmen des XENOS-Projektes 'Vielfältige Arbeitswelt gegen Rechtsextremismus' am IPV.
Während sich die bisherigen Veröffentlichungen aus dem Projekt unmittelbar mit Fragen des
Rechtsextremismus auseinandersetzten, wird hier auf den allgemeinen politischen Rahmen
Bezug genommen. Auf der Suche nach Erklärungsansätzen stößt man unweigerlich auf die
Frage, welchen Einfluss die angeblich so große Politikverdrossenheit unter Jugendlichen auf
die Ausbildung extremistischer und rassistischer Einstellungen hat. Ist die Jugend wirklich
politikverdrossen oder ist nicht vielmehr auch die Politik gegenüber den Jugendlichen verdrossen? Die hier vorliegende Veröffentlichung der Tagungsbeiträge soll die Debatte über das
Verhältnis Jugendlicher zur Politik aber auch das Verhältnis der Politik gegenüber Jugendlichen und ihren spezifischen Interessen und Artikulationsformen befördern." (Textauszug).
Inhaltsverzeichnis: Gudrun Heinrich: Einleitung: Jugend und Politik - Verdrossenheit? (5-6);
Gert Pickel: Jugend und Politikverdrossenheit im Deutschland nach der Vereinigung? (7-32);
Martina Gille: Mädchen und Politik: gibt es einen weiblichen Blick auf Politik und politisches
Engagement? (33-54); Dirk Villányi, Matthias D. Witte: Jugendkulturen und Politik. Die
Verortung jugendkultureller Vergemeinschaftungen im subpolitischen Feld (55-76).
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[212-L] Heitmeyer, Wilhelm (Hrsg.):
Deutsche Zustände: Folge 3, (Edition Suhrkamp, Bd. 2388), Frankfurt am Main: Suhrkamp
2005, 280 S., ISBN: 3-518-12388-2
INHALT: Die humane Qualität einer Gesellschaft sei am Umgang mit schwachen Gruppen zu
erkennen, schreibt Heitmeyer. Der Zustand der deutschen Gesellschaft wird seit 2002 anhand
des Konzepts der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit empirisch analysiert Gefragt
wird, ob sich im Zeitverlauf eine Aufrechterhaltung oder gar Verstärkung der Ungleichwertigkeit von Gruppen feststellen lässt, also ob beispielsweise Muslime und Behinderte immer
stärker abgelehnt werden oder wie stark sich Antisemitismus in die Kritik an Israel mischt.
Veranschaulicht werden die Vorurteile an Fallbeispielen. Ein zentrales Thema sind dabei die
Mechanismen der 'Schuldumkehr'. Dabei entlastet sich derjenige, der Vorurteile zugibt mit
dem Hinweis, der andere habe selbst Schuld, verhalte sich so, dass man ihn ablehne. Insgesamt kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass sich das Syndrom der Gruppenbezogenen
Menschenfeindlichkeit verfestige, auch wenn Frauen und Homosexuelle immer weniger mit
Vorurteilen bedacht würden. Dem stehe eine Zunahme antisemitischer und fremdenfeindlicher Haltungen vor allem bei den Menschen gegenüber, die sich der politischen Mitte zurechnen. Dabei konnte eine aufschlussreiche Feststellung gemacht werden: Menschen, die mit
eher vielen Ausländern in einem Ort oder Stadtviertel zusammenleben, haben weniger Vorurteile als die, in deren Umgebung fast keine Ausländer leben. Am stärksten mit Vorurteilen
behaftet zeigten sich die gering qualifizierten Frauen in Ostdeutschland - die eindeutigen Verliererinnen der Wende, so die Autoren, für die auf dem Arbeitsmarkt kein Platz mehr sei und
die Ausländer am stärksten als Konkurrenten und Bedrohung begriffen. Zu fragen sei insgesamt, so Heitmeyer, 'ob und wie diese privaten individuellen Einstellungen 'politisiert' werden' (32). Gefährlich wäre eine Bündelung des rechtspopulistischen Potenzials. Aus dem Inhaltsverzeichnis: I. Das Problem: Wilhelm Heitmeyer: Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Die theoretische Konzeption und empirische Ergebnisse aus den Jahren 2002, 2003
und 2004 (13-36); II. Die empirische Analysen des GMF-Survey 2004: Jürgen Mansel / Wilhelm Heitmeyer: Spaltung der Gesellschaft. Die negativen Auswirkungen auf das Zusammenleben (39-72); Carina Wolf / Ulrich Wagner / Oliver Christ: Die Belastungsgrenze ist nicht
überschritten. Empirische Ergebnisse gegen die Behauptung vom 'vollen Boot' (73-91); Kirsten Endrikat / Rainer Strobl: Ambivalenz der Anpassung. Menschenfeindliche Einstellungen
im sozialen Bezugskontext (92-107); Beate Küpper / Wilhelm Heitmeyer: Feindselige Frauen. Zwischen Angst, Zugehörigkeit und Durchsetzungsideologie (108-128); Andreas Zick /
Beate Küpper: 'Die sind doch selbst schuld, wenn man was gegen sie hat!', oder Wie man sich
seiner Vorurteile entledigt (129-143); Aribert Heyder / Julia Iser / Peter Schmidt: Israelkritik
oder Antisemitismus? Meinungsbildung zwischen Öffentlichkeit, Medien und Tabus (144165); III. Die Fallgeschichten; IV. Das ambivalente Agieren in Politik, Staat und Gesellschaft
Focus: Politische Öffentlichkeit - Riskantes Zusammenspiel beim Antisemitismus: Werner
Bergmann / Wilhelm Heitmeyer: Antisemitismus: Verliert die Vorurteilsrepression ihre Wirkung? (224-238); Focus: Politik - Zuwanderungsgesetz ohne Integrationswirkung? KarlHeinz Meier-Braun: Einwanderungspolitik. Von einer Geschichte, die nicht zu Ende gehen
wollte (240-249); Focus: Gesellschaftliche Entwicklung - riskante Unternehmungen Klaus
Dörre: Hartz-Kapitalismus. Das 'Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt' und
seine sozialen Folgen (252-260); V. Eingreifende Menschen: Ester Dischereit: 'Bisschen Stolz
als Cottbusser'. Horst Martin, vorgestellt von Esther Dischereit (263-266); Wilhelm Heitmeyer / Gunter Hofmann: 'Ich will keine Normalität, es muß weh tun'. Iris Berben im Gespräch
(267-278). (ZPol, VS)
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[213-F] Kilpert, Daniel (Bearbeitung); Bergmann, Werner, Prof.Dr. (Betreuung):
Antizionismus und Antisemitismus in der deutschen Linken seit 1990 - Gemeinsamkeiten
und Unterschiede zur deutschen Rechten
INHALT: keine Angaben ZEITRAUM: seit 1990 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik
Deutschland
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Technische Universität Berlin, Zentrum für Antisemitismusforschung (ErnstReuter-Platz 7, 10587 Berlin)
KONTAKT: Betreuer (e-mail: [email protected])
[214-L] Klein, Ansgar:
Bürgerschaftliches Engagement und Zivilgesellschaft: die reformpolitische Diskussion, in:
Archiv für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit : Vierteljahreshefte zur Förderung von Sozial-, Jugend- und Gesundheitshilfe, Jg. 36/2005, Nr. 4, S. 4-19 (Standort: UuStB Köln(38)-XG
1981; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Sobald von Reformpolitik die Rede ist, rücken Parteiendemokratie und die Akteure
der repräsentativen Demokratie in den Vordergrund. Das neuere Begriffsverständnis von Zivilgesellschaft in den westlichen Demokratien ist insbesondere von sozialen Bewegungen und
Nichtregierungsorganisationen (NGOs) geprägt worden. Doch ist der Begriff längst auch in
den reformpolitischen Diskussionen der Parteien aufgegriffen worden. Der im Jahr 2000 publizierte Text von Bundeskanzler Schröder 'Die zivile Bürgergesellschaft' löste zunächst größere Erwartungen an die seit 1998 amtierende rot-grüne Bundesregierung aus, dass Zivilgesellschaft in ihrer Reformpolitik eine größere Rolle spielen könnte, doch blieb der Impuls ohne
relevante praktische Wirkungen in den großen Themen der Reformpolitik. Allerdings konnte
die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements davon profitieren. Im Folgenden soll auf
unterschiedliche Funktionen der Zivilgesellschaft eingegangen werden. In einem zweiten
Schritt werden zentrale Leitbilder des Reformdiskurses in ihrem Anschluss an Zivilgesellschaft und deren Funktionen behandelt, um anschließend die reformpolitische Perspektive der
Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages 'Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements' und die daran anknüpfenden Diskussionen über eine Agenda der 'Engagementpolitik'
und ihre demokratiepolitischen Bezüge zu skizzieren." (Autorenreferat)
[215-L] Knothe, Holger; John, René:
Problemkonstruktion, Identität und Reflexion: Beobachtungen bei Attac, (IPP-Arbeitpapiere,
Nr. 3), München 2004, 24 S. (Graue Literatur; URL: http://www.ipp-muenchen.de/texte/ap_3.pdf)
INHALT: Der Beitrag beschäftigt sich mit der Globalisierungsgegner-Organisation Attac als
jüngster Form sozialer Bewegungen vor allem im Hinblick auf das Aktivierungs- und Bindungspotenzial von Engagement unter den Bedingungen der reflexiven Moderne. In diesem
Zusammenhang wird der Frage nachgegangen, ob die Art und Weise, wie Attac Probleme
aufwirft und Themen im Politischen besetzt, es rechtfertigt, hier von einem neuen Typ sozialer Bewegung zu sprechen. Vor dem Hintergrund der Ende der 1990er Jahre durch die Forschung konstatierten Lage der sozialen Bewegungen werden zunächst anhand von zentralen
Texten von Attac Deutschland die Problemdefinitionen und Themenfindung, der aus ver-
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6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
schiedenen Motivlagen resultierende Identitätsentwurf sowie das Reflexionspotenzial von Attac analysiert. Daran schließt die Diskussion über die Möglichkeiten und Grenzen des von Attac gepflegten politischen Stils und seiner Folgen für die Problematisierung von Weltzuständen an. Die ungebrochen aufklärerische Haltung von Attac verweist notwendig auf bekannte
Versatzstücke älterer Neuer Sozialer Bewegungen. Dabei wird sich erst in der Zukunft noch
zeigen, wie sich diese Aufklärung Kant'scher Art durchsetzen kann. Die globalisierungskritische Bewegung und mit ihr Attac sind Versuche, sich in der unübersichtlichen Welt anhand
eigener Wegweiser zurechtzufinden. Der Möglichkeit eines Scheiterns dieser Versuche sind
sich auch viele der Protagonisten bewusst. Dies allerdings gibt Anlass zur Hoffnung, dass gesellschaftlich relevante Reflexivität dennoch ein wesentlicher Bestandteil der neuesten Sozialen Bewegung ist. (ICG2)
[216-L] Kuhn, Hans-Peter:
Geschlechtsspezifische Aspekte politischer Identitätsbildung im Jugendalter: Theorien, Konzepte, Befunde, in: Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, Jg. 25/2005, H. 4,
S. 399-415 (Standort: UuStB Köln(38)-XG02735; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Seit vielen Jahrzehnten zeigen empirische Untersuchungen, insbesondere Jugendstudien, immer wieder Geschlechtsunterschiede in politischen Orientierungen. Auf der einen
Seite schneiden junge Frauen im Vergleich zu jungen Männern häufig schlechter ab in Bezug
auf zentrale politische Orientierungen wie zum Beispiel politisches Interesse und subjektive
politische Kompetenz. Auf der anderen Seite zeigen sich junge Frauen aber auch interessierter und engagierter als junge Männer, wenn es um weniger konventionelle Themen und Formen der politischen Beteiligung geht. Wie lässt sich dies erklären? Der Beitrag teilt zunächst
das Feld der politischen Orientierungen in fünf große Bereiche und gibt einen detaillierten
Überblick über die Befundlage der empirischen Forschung. Im Anschluss daran werden verschiedene Erklärungsansätze für Geschlechtsunterschiede in politischen Orientierungen vorgestellt: Biologie, Situation, Struktur, Sozialisation, Persönlichkeitsentwicklung und feministische Politikwissenschaft. Am Ende plädiert die Diskussion für eine integrative Perspektive
der verschiedenen Erklärungsansätze und will zu einer umfassenderen Betrachtungsweise von
Geschlechtsunterschieden in politischen Orientierungen kommen." (Autorenreferat)
[217-L] Langner, Ronald:
Soziale Bewegungen und Protest, in: Martin Krol, Michael Matzky-Eilers, Gregor Straube
(Hrsg.): Macht - Herrschaft - Gewalt : gesellschaftswissenschaftliche Debatten am Beginn des 21.
Jahrhunderts, Münster: Lit Verl., 2005, S. 156-166, ISBN: 3-8258-8721-9 (Standort: UB Stuttgart(93)-Zy120K93)
INHALT: Der Autor diskutiert die Bedeutung und gesellschaftliche Funktion sozialer Bewegungen im Kontext der Theorie sozialer Systeme von Niklas Luhmann. Dieser äußerte sich erstmals im Rahmen der Studentenproteste von 1968 zu sozialen Bewegungen, die für ihn anfangs nur ein Randphänomen seiner Beobachtungen darstellten. In den 1990er Jahren bis zu
seinem Hauptwerk "Die Gesellschaft der Gesellschaft" (1998) hat sich jedoch dann Luhmanns Standpunkt zu den sozialen Bewegungen stark verändert. Während er in der ersten
Phase seines Schaffens von einer eher moralischen Gesellschaftskritik spricht, die selbst keine Alternativen anzubieten hat, ändert sich seine Position im Hinblick auf die neuen sozialen
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Bewegungen zu einem Beitrag zur Selbstbeschreibung der Gesellschaft, für die es noch kein
funktionales Äquivalent gibt. Der Autor zeigt in seinem Aufsatz zunächst die bislang erfassten Formen sozialer Bewegungen auf, um im Anschluss daran die Entstehung, den Systemstatus und gesellschaftlichen Bezug in Bezug auf die Theorie sozialer Systeme herauszuarbeiten.
Im Mittelpunkt seiner Betrachtungen steht dabei die gesamtgesellschaftliche Relevanz der
neuen sozialen Bewegungen. (ICI2)
[218-L] Leuenberger, Petra:
Ausländerfreundlichere Schweiz?: Anzeichen eines Meinungswandels bei den Stimmberechtigten?, in: Ueli Mäder, Claus-Heinrich Daub (Hrsg.): Soziale Folgen der Globalisierung, Basel:
ed. gesowip, 2004, S. 141-149, ISBN: 3-906129-13-6 (Standort: UuStB Köln(38)-31A2536)
INHALT: Die Verfasserin stellt Ergebnisse von zwei Befragungen zur Einstellung der Schweizer
Bevölkerung gegenüber Ausländern aus den Jahren 2000 (n=992) und 2001 (n=1027) vor.
Diese Ergebnisse lassen sich in vier Thesen zusammenfassen: (1) Die Einstellungen gegenüber Ausländern im Allgemeinen und ausländischen Erwerbstätigen sind freundlicher geworden. (2) Die Grundhaltung Asylsuchenden gegenüber hat sich verschlechtert. (3) Mit dem
Abbau von Befürchtungen im Hinblick auf Konkurrenz durch ausländische Erwerbstätige auf
dem Arbeitsmarkt gewinnen Fragen der Integration an Bedeutung. (4) Die freundlichere
Stimmung gegenüber Ausländern im Allgemeinen und ausländischen Erwerbstätigen hängt
nicht zuletzt mit der guten konjunkturellen Lage in der Schweiz im Frühjahr 2001 zusammen.
(ICE2)
[219-L] Mansel, Jürgen:
Die Generation Golf und der Golfkrieg, in: Zeitschrift für Politische Psychologie, Jg. 11/2003,
Nr. 4, S. 385-399 (Standort: UuStB Köln(38)-Zs.A 5587; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Auf der Basis von Datenreihen aus dem ALLBUS zeigt sich, dass nach 1990 der Anteil der Personen, die nach dem Inglehard-Index als Postmaterialisten klassifiziert werden, in
allen Altersgruppen deutlich rückläufig ist. In den jüngsten Altersgruppen sinkt der Anteil der
Postmaterialisten unter jenen bei den Vorgängerkohorten. Im vorliegenden Aufsatz wird die
These vertreten, dass das Ereignis Golfkrieg und die Reaktionen verantwortlicher Politiker
auf den Protest der Jugendlichen für diesen Wandel mitverantwortlich sind. Auf der Basis
von Daten die ein halbes Jahr vor, während und ein halbes Jahr nach dem Golfkrieg erhoben
wurden, wird gezeigt, dass Jugendliche durch dass Ereignis in starkem Maße verunsichert
wurden, sie während des Truppenaufmarsches der Alliierten einen Krieg in Europa für sehr
viel wahrscheinlicher erachten als noch ein halbes Jahr. Demgegenüber bleibt die Angst vor
einem entsprechenden Ereignis eher stabil und vermindert sich sogar bei jenen Jugendlichen,
die bereits vor dem Krieg im hohem Maße gegenüber makrosozialen Risikolagen sensibilisiert waren. Ein halbes Jahr danach nimmt die Angst bei allen Jugendlichen rapide ab. Dies
zeigt an, dass in der Phase des Golfkrieges ein Teil der Jugendlichen bei der Verarbeitung der
Ereignisse offensichtlich überfordert wurde und 'abgestumpft' ist. Im gleichen Zeitraum
nimmt insbesondere bei den jungen Gegnern des Golfkrieges das Vertrauen in die Politiker
und die politischen Parteien deutlich ab. Der Golfkrieg und die Reaktionen auf politischen
Protest der Heranwachsenden markiert bei ihnen offensichtlich einen Wendepunkt, in dessen
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6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
Folge sie sich von der Politik abwenden. Postmaterialistische Werte (insbesondere die Einflussmöglichkeiten der Bürger auf die Politik) verlieren damit an Bedeutung." (Autorenreferat)
[220-F] Martinez Ruiz, Maria Lucia (Bearbeitung); Sander, Wolfgang, Prof.Dr. (Betreuung):
Lernentwicklung im Bereich der politischen Urteilsbildung
INHALT: Ziel soll sein, auf der Basis der fachdidaktischen Diskussion und lernpsychologischer
Ansätze zu klären, was unter politischer Urteilsbildung und Lernentwicklung in diesem Zusammenhang verstanden wird. Darauf aufbauend soll ein theoretisches Modell entwickelt
werden, wie Lernentwicklung in Bezug auf politische Urteilsbildung initiiert und entwickelt
werden kann.
METHODE: Untersuchung von Vorstellungen von Lernentwicklung hinsichtlich politischer Urteilsbildung in der fachdidaktischen Diskussion und auf Grundlage von allgemeinen Lerntheorien und Entwicklungstheorien (Theoriearbeit)
ART: Dissertation; Eigenprojekt BEGINN: 2005-07 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: nein
FINANZIERER: Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Gießen, FB 03 Sozial- und Kulturwissenschaften, Institut für Schulpädagogik und Didaktik der Sozialwissenschaften (Karl-Glöckner-Str. 21 B, 35394 Gießen)
[221-F] Menz, Wolfgang, Dipl.-Soz.; Bogner, Alexander, Dr. (Bearbeitung); Schumm, Wilhelm,
Prof.Dr. (Leitung):
Wissen für Entscheidungsprozesse - Expertenwissen, Öffentlichkeit und politische Entscheidung. Ethikkommissionen und Bürgerbeteiligung als Instrumente der Politikberatung
INHALT: Im Rahmen von sieben Fallstudien zu Formen institutionalisierter Politikberatung
durch Experten und Öffentlichkeitsvertreter in Deutschland und Österreich (Ethikräte, Enquetekommissionen, Bürgerkonferenzen) untersuchen die Forscher die Prozesse der Meinungsbildung und Aushandlung, die Formen des verhandelten Wissens sowie die Handlungsorientierungen und das Selbstverständnis der beteiligten Akteure. Darüber hinaus analysieren die
Forscher, wie die Voten der Kommissionen dazu genutzt werden, politische Entscheidungen
zu begründen, zu rationalisieren und zu legitimieren Dabei beziehen die Forscher die Themen
Stammzellforschung, Klonen sowie den Umgang mit genetischen Daten in die Untersuchung
ein. Das Ziel ist es, einen Beitrag zu leisten zur sozialwissenschaftlichen Konzeptualisierung
von Bürger- und Fachexpertise als Ergebnis von Aushandlungsprozessen sowie zur Untersuchung der politischen Funktion von Expertenwissen und Öffentlichkeitspartizipation im Zeitalter von auf Dauer gestelltem Dissens angesichts neuer Risikotechnologien. GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland, Österreich
METHODE: Qualitative Untersuchung; soziologische Wissenschafts-, Partizipations- und Beratungsforschung. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Beobachtung,
nicht teilnehmend (Stichprobe: 4; Mitglieder von Ethikräten). Qualitatives Interview (Stichprobe: 70; politische Entscheidungsträger). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Bogner, Alexander; Menz, Wolfgang: Bioethical controversies
and policy advise: the production of ethical dissent and its role in the substantiation of political decision-making. in: Maasen, Sabine; Weingart, Peter (Hrsg.): Democratization of expertise? Exploring novel forms of scientific advice in political decision-making: the 2003 year-
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book sociology of the sciences. Dordrecht: Kluwer Academic Pub. 2005 (im Erscheinen).+++Dies.: Alternative Rationalitäten? Technikbewertung durch Laien und Experten am
Beispiel der Biomedizin. in: Bora, Alfons; Decker, Michael; Grundwald, Armin; Renn, Ortwin (Hrsg.): Technik in einer fragilen Welt: die Rolle der Technikfolgenabschätzung. Gesellschaft - Technik - Umwelt: Neue Folge, Bd. 7. Berlin: Ed. Sigma 2005. ISBN 3-89404-937-5.
+++Bogner, Alexander: Moralische Expertise? Zur Produktionsweise von Kommissionsethik.
in: Bogner, Alexander; Torgersen, Helge (Hrsg.): Wozu Experten? Ambivalenzen der Beziehung von Wissenschaft und Politik. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, S. 172-193.
ISBN 3-531-14515-0.+++Bogner, Alexander; Menz, Wolfgang: Braucht die Politik den Expertenkonsens? Zur Rolle bioethischer Expertise in der reflexiven Moderne. in: Kettner, Matthias (Hrsg.): Welche Autorität haben nationale Etik-Kommitees? Reihe Ethik in der Praxis.
Münster: Lit Verl. 2005. ISBN 3-8258-6276-3.+++Dies.: Die Praxis der Ethik und die Irritation der Praxis. in: Erwägen - Wissen - Ethik, Jg, 16, 2005, H. 1, S. 21-23 (Kommentar zu
Matthias Kettner: Ethik-Kommitees. Ihre Organisationsformen und ihr moralischer Anspruch).
ART: gefördert BEGINN: 2004-05 ENDE: 2007-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Bundesministerium für Bildung und Forschung
INSTITUTION: Institut für Sozialforschung -IFS- an der Universität Frankfurt am Main (Senckenberganlage 26, 60325 Frankfurt am Main); Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Technikfolgen-Abschätzung -ITA- (Strohgasse 45, 5, 1030 Wien, Österreich)
KONTAKT: Menz, Wolfgang (Tel. 069-756183-47, e-mail: [email protected])
[222-F] Minkenberg, Michael, Prof.Dr.; Erb, Rainer, PD Dr.; Flad, Henning (Bearbeitung):
Repression und Reaktion: zur Wirkung von Repression auf rechtsradikale Gruppen (im
Rahmen des Forschungsverbundes "Stärkung von Integrationspotenzialen einer modernen
Gesellschaft")
INHALT: Dieses Projekt findet im Rahmen eines Projektverbundes unter Leitung von Prof. Dr.
Wilhelm Heitmeyer von der Universität Bielefeld statt. Der interdisziplinäre Forschungsverbund mit dem Titel "Stärkung von Integrationspotenzialen einer modernen Gesellschaft", zu
dem 17 Einzelprojekte gehören, hat sich zur Aufgabe gemacht, zerstörerische Folgen von
Desintegrationsprozessen und Erfolgsfaktoren für Integration zu analysieren. Im Rahmen dieser Analyse will das Projekt "Repressionswirkungen" der Frage nachgehen, wie sich das Instrumentarium der "wehrhaften Demokratie" in der Bundesrepublik bei der Bekämpfung politischer Bedrohungen wie des Rechtsradikalismus auswirkt. Die zentrale Frage des Projekts
lautet: Wie reagieren rechtsradikale Gruppen auf Repression? Gibt es "Lernerfolge" oder andere Effekte, die die Wirkungen von Repressionen zunichte machen oder gar umkehren? Im
Mittelpunkt der Untersuchung steht also die Frage des Repressionserfolges gegenüber Mitgliedern rechtsradikaler Gruppen bzw. die Abwendungen oder Verhärtungen von rechtsradikalen Positionen und Organisationen aufgrund staatlicher, aber auch nicht-staatlicher Interventionen.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Mikenberg, Michael: Der
politikwissenschaftliche Forschungsstand zu Rechtsradikalismus, Fremdenfeindlichkeit und
Gewalt. Expertise. Frankfurt/ Oder 2003.
ART: gefördert BEGINN: 2002-01 ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und Forschung
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6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
INSTITUTION: Europa-Universität Viadrina, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für
Politikwissenschaft, insb. vergleichende Analyse politischer Systeme, Bewegungen und Kulturen (Postfach 1786, 15207 Frankfurt an der Oder)
KONTAKT: Minkenberg, Michael (Prof.Dr. e-mail: [email protected])
[223-F] Mokry, Alexander (Bearbeitung); Steffens, Gerd, Prof.Dr. (Leitung):
Veränderte Öffentlichkeit und politische Bildung
INHALT: Ziel des Projektes ist es die Chancen und Risiken von Netzöffentlichkeit und veränderte Kommunikations- und Partizipationsmöglichkeiten für die politische Bildung zu bestimmen. Der Fokus hierbei liegt auf einer Untersuchung internetgestützter (spontaner) politischer
Kommunikations- und Partizipationsmöglichkeiten Jugendlicher in Deutschland und den
USA. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, USA
METHODE: In einer ersten Phase sollen in einer - parallel in Deutschland und den USA durchzuführenden - Erhebung Art und Umfang des Interneteinsatzes im Politikunterricht untersucht
werden. (Zu welchen Zwecken wird das Internet im Politikunterricht eingesetzt; welche Erfahrungen haben die Schülerinnen und Schüler -der Oberstufe- mit dem Medium Internet;
wie/ wofür wird es -außerhalb des Unterrichts- genutzt?; besteht Interesse an der Partizipation?) Als zweiter Schritt soll dann eine Untersuchung von Partizipationsmöglichkeiten und
Partizipationsverhalten (Jugendlicher) im NGO-Bereich (Attac; Transparency International;
Moveon.Org) folgen, bestehend aus Quellenuntersuchungen (Foren, Newsgroups) und Expertenbefragungen (welche Formen der Online-Partizipation sind möglich?; wer partizipiert?;
wie groß ist der Anteil Jugendlicher?; welche Wirkungen hat die Partizipation?). Abschließend soll bestimmt werden, ob die dargestellten Formen der Online-Partizipationen einen
Handlungsraum für Jugendliche bieten, um deren politischen Interessen dort zu artikulieren
und welche Konsequenzen und Chancen sich hieraus für politische Bildung ergeben.
ART: keine Angabe BEGINN: 2005-05 ENDE: 2007-05 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Kassel, FB 05 Gesellschaftswissenschaften, Fach Politikwissenschaft Fachgebiet Politische Bildung und ihre Didaktik (Nora-Platiel-Str. 1, 34109 Kassel)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0561-804-3114, Fax: 0561-804-3464, e-mail: [email protected]);
Bearbeiter (Tel. 0561-804-3164, Fax: 0561-804-3464, e-mail: [email protected])
[224-L] Nicoll, Norbert:
Attac Deutschland: Kritik, Stand und Perspektiven, Marburg: Tectum Verl. 2005, 156 S.,
ISBN: 3-8288-8819-4 (Standort: ULB Münster(6)-MK8500/633)
INHALT: Der Verfasser setzt sich zunächst mit dem Begriff der Globalisierung und der Globalisierungskritik auseinander sowie mit der Rolle, die Attac in der internationalen Protestbewegung gegen die Globalisierung spielt. Er stellt sodann die Gründung von Attac im Zuge der
Asienkrise 1997/98 dar und beschreibt den besonderen Charakter von Attac zwischen Volksbildungseinrichtung, Interessengruppe und Protestbewegung. Im Folgenden wird die Mitgliederstruktur von Attac dargestellt, die wichtigsten Mitgliedsorganisationen (Gewerkschaften,
Parteien, kirchliche und politische Gruppen und Organisationen) werden vorgestellt. Die Organisationsstruktur von Attac bewegt sich nach Einschätzung des Verfassers zwischen Netzwerk, nichtstaatlicher Organisation und politischer Bewegung. Er zeigt, wie Entscheidungen
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getroffen werden, welche Organe es gibt und wie es um die innerorganisatorische Demokratie
bestellt ist. Der Verfasser fragt zudem nach der Stichhaltigkeit der in Deutschland gegen Attac erhobenen Antisemitismusvorwürfe und beschäftigt sich abschließend mit den Zukunftsperspektiven von Attac. (ICE)
[225-F] Oppenhäuser, Holger (Bearbeitung):
Globalisierung im Diskurs der extremen Rechten
INHALT: In der Politikwissenschaft besteht Einigkeit darüber, dass es derzeit keine angemessenen Theorien zu Erfassung der extremen Rechten gibt. Insbesondere die einst kontrovers diskutierte Frage nach Faschismus und kapitalistischer Gesellschaftsordnung findet in der derzeitigen Debatte kaum noch Beachtung, obgleich sie angesichts rechter Militanz und rechtspopulistischer Parteien in Zeiten der Globalisierung hochaktuell erscheint. Dieser Frage soll
in der Dissertation sowohl theoretisch als auch empirisch nachgegangen werden. Zunächst
möchte der Autor eine zentrale These seiner Magisterarbeit in diskurstheoretischer Perspektive präzisieren, wonach die französische Regulationstheorie, erweitert um Gramscis Hegemoniebegriff sowie Konzepte von 'gender-' und 'race-regimes' einen geeigneten gesellschaftstheoretischen Rahmen darstellen, um Konjunkturen extrem rechter Ideologien bzw. Bewegungen
und Parteien zu analysieren. Ein Ziel ist somit auch, die komplementären Schwächen von
Diskurstheorie und materialistischer Gesellschaftstheorie in der Auseinandersetzung mit einem konkreten Gegenstand zu bearbeiten, nämlich der Frage nach den Entstehungs- und
Durchsetzungsbedingungen der extremen Rechten. Mit einem kritischen Rückblick auf die ältere Faschismusdiskussion soll dabei die Frage nach dem Zusammenhang von Fordismus und
Faschismus untersucht werden (1). Danach soll mit Blick auf die politikwissenschaftliche
Rechtsextremismus-Diskussion gefragt werden, inwiefern sich Zusammenhänge zwischen der
zeitgenössischen extremen Rechten und den gesellschaftlichen Umstrukturierungen des
Postfordismus ergeben (2). Im Anschluss daran soll nach möglichen allgemeinen Zusammenhängen zwischen der extremen Rechten und der Reproduktion der kapitalistischen Gesellschaft gefragt werden (3). Schließlich verspricht der diskurstheoretische Zugang eine angemessene Theoretisierung der extrem rechten Ideologie, die den Fallstricken der klassischen
Ideologiekritik entgeht und zugleich eine Analyse der diskursiven Praxis - als zentrales Feld
des Kampfes um Hegemonie - ermöglicht (4). Ein derzeit bedeutendes Moment dieses Kampfes, nämlich die Bezugnahme der extremen Rechten auf ökonomische und soziale Entwicklungen, soll im zweiten Teil der Dissertation - am Beispiel des Globalisierungsdiskurses empirisch untersucht werden. Analysiert werden soll die Thematisierung von Globalisierung
im Mediendiskurs (verschiedener Fraktionen) der extremen Rechten in Deutschland. Als methodische Grundlage sollen diskursanalytische Verfahren dienen. Insbesondere die folgenden
zentralen Fragen sollen bei der Untersuchung berücksichtigt werden: Wie ist der völkische
Diskurs der extremen Rechten mit dem Globalisierungsdiskurs strategisch verknüpft? Welche
thematischen Artikulationen sind dominant? In welcher Weise transformieren sie das 'völkische Wissen'? Welche Anschlussstellen bestehen zu konkurrierenden Diskursen und auf welche möglichen Bündnisse deutet dies hin? Welche Subjektivitätslagen tendiert der Diskurs
wie zu transformieren? Auf welche institutionellen (insbesondere staatlichen und ökonomischen) Veränderungen zielt der Diskurs? Abschließen sollen die empirischen Ergebnisse auf
den zuvor entwickelten gesellschaftstheoretischen Rahmen rückbezogen werden. Besondere
Aufmerksamkeit wird dabei auf der Frage liegen, welche Optionen die extreme Rechte aktu-
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ell verfolgt, welche Durchsetzungschancen absehbar sind und wo demnach Gegenstrategien
ansetzen könnten.
ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft; Deutscher Akademischer Austauschdienst -DAADINSTITUTION: Universität Frankfurt, FB 03 Gesellschaftswissenschaften, Internationales Promotions-Centrum Gesellschaftswissenschaften (Robert-Mayer-Str. 5, 60054 Frankfurt am
Main)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[226-L] Patzelt, Werner J.:
Warum verachten die Deutschen ihr Parlament und lieben ihr Verfassungsgericht?: Ergebnisse einer vergleichenden demoskopischen Studie, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg.
36/2005, H. 3, S. 517-538 (Standort: UuStB Köln(38)-XF148; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Parlamenten wird in Deutschland vergleichsweise wenig Vertrauen entgegengebracht,
ihre Leistungen werden eher schlecht bewertet. Warum ist das so? Zentrale Ursachen sollten
sich durch einen Vergleich mit stets vertrauensvoll und gut bewerteten politischen Institutionen herausfinden lassen. Dafür bietet sich in Deutschland ein Vergleich der Vertrauens- und
Bewertungslage von Bundestag und Bundesverfassungsgericht an. Auf der Grundlage einer
im Herbst 2004 durchgeführten bundesweit repräsentativen Umfrage zeigen sich an zentralen
Ursachen, dass der 'institutionelle Charakter' des Bundestages (Gemeinwohlorientierung, Überparteilichkeit, Sachlichkeit, Zeit- und Kosteneffektivität) in jeder Hinsicht für deutlich
schlechter gehalten wird als jener des Bundesverfassungsgerichts; dass die institutionelle Performanz sowie die Responsivität des Parlaments schlechter bewertet werden als die des Verfassungsgerichts; und dass der Bundestag auch in den Medien schlechter wegkommt als das
Bundesverfassungsgericht. Im Übrigen hängt die Beurteilung beider Institutionen stark vom
allgemeinen Urteil über das politische System ab, wobei auf das Bundesverfassungsgericht
vor allem Zufriedenheit mit tragenden Systemprinzipien abfärbt, auf den Bundestag aber sehr
stark Unzufriedenheit mit der wirtschaftlichen Lage und dem politischen Personal." (Autorenreferat)
[227-L] Pettenkofer, Andreas:
Gewalterfahrungen und kollektive Identitäten 'modernisierender' politischer Bewegungen:
Überlegungen am westdeutschen Fall, in: Christoph Liell, Andreas Pettenkofer (Hrsg.): Kultivierungen von Gewalt : Beiträge zur Soziologie von Gewalt und Ordnung, Würzburg: Ergon Verl.,
2004, S. 111-135, ISBN: 3-89913-404-4
INHALT: Die theoretischen Überlegungen des Autors beruhen auf einer Auswertung von Texten
aus Bewegungszeitschriften und diskutieren zwei Varianten einer "Normalisierungsthese",
welche auf unterschiedliche Weise versuchen, eine Grenze zwischen rationalen und irrationalen Elementen des Gegenstands zu ziehen. Es handelt sich zum einen um den frühen Protestdiskurs der westdeutschen Studentenbewegung von 1968 und zum anderen um die Debatten
zur späteren Friedenbewegung. Der Autor untersucht u.a. die rhetorische Normalisierung des
politischen Protests, den Wandel und die Stabilität der Legitimation politischer Gewalt sowie
die Verbindung von Gewaltfreiheit und Militanz. Er zeigt die Ambivalenzen der Normalisie-
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rungsdiskurse auf und verdeutlicht anhand der Beispiele, dass keine dieser Grenzziehungen
Erfolg hatte: das irrationale Element, das sich insbesondere in den Gewaltdiskursen und praktiken zeigt, ist auch konstitutiv für den rationalisierenden Erfolg der politischen Bewegung. Der gewaltförmige Ursprung ist nach der These des Autors in die kollektive Identität
der Bewegungen eingeschrieben und erst diese Identität verleiht dem Protest seinen Eigenwert. Der Bezug auf Gewalt wirkt insofern als eine Kontamination, die für die modernisierende Wirkung dieser neuen sozialen Bewegungen entscheidend ist. (ICI2)
[228-L] Raasch, Rolf; Henning, Markus:
Neoanarchismus in Deutschland: Entstehung - Verlauf - Konfliktlinien, (Sozialwissenschaftliche und historische Schriften, Bd. 1), Berlin: Oppo-Verl. 2005, 219 S., ISBN: 3-926880-13-9
(Standort: Techn. HSB Aachen(82)-Za9666-1)
INHALT: "'Neoanarchismus in Deutschland': 'Neo' ist griechisch und bedeutet 'neu'. Doch was ist
eigentlich das Neue am Neoanarchismus?2 Und warum lohnt es, sich mit diesem Thema zu
beschäftigen? Obwohl es hier vordergründig auch um ein historisches Thema geht, dreht sich
dieser Text nur am Rande um allgemeine Fragen nach den Zielen und dem Sinn des Anarchismus aus dem Blickwinkel historiografischer Perspektiven. Diese Fragestellungen sind oft
genug an anderer Stelle ausgiebig erörtert worden. Sie erschließen sich hier quasi 'nebenbei'.
Uns geht es vielmehr um eine soziologische Bestandsaufnahme der Entwicklung vom Antiautoritarismus der '68er Bewegung' hin zum Anarchismus. Wie kam es in einer Zeit sozialer
und politischer Auf- und Umbrüche, in der die Momente jugendlicher Subkulturen und radikaldemokratischer Protestformen zusammenwirkten, zur Wiederentdeckung des historischen
Anarchismus und eines zeitlosen sozialpolitischen Phänomens: Der Anarchie? Die an dieser
Geschichte Beteiligten kritisierten das Schlechte am Alten und waren auf der Suche nach dem
besseren Neuen. Sie trafen schließlich eher unbewusst auf das Alte: Den Anarchismus oder
aktiv ausgedrückt: Die Anarchie als experimentell zu konkretisierende Metapher sozialer und
individueller Freiheitsbestrebungen. Einmal unterstellt, der Anarchismus sei keine folgenlose
idealistische Schwärmerei oder revolutionsromantisch verklärtes Zukunftsprojekt: Was kann
er zur progressiven Veränderung einer Gesellschaft beitragen? Und, wenn überhaupt: Reicht
es dann lediglich zu einer reformistischen Modernisierungsfunktion, also zur Integration von
Systemopposition zum Zwecke der reibungsloseren Anpassung liberal-bürgerlich verfasster
Gesellschaften ans global-kapitalistische Wirtschaftssystem? Am Beispiel der Geschichte der
neoanarchistischen Bewegung in der BRD und der späten DDR wird die nie voraus zu berechnende Wirkung der Anarchie auf das Selbst und aufs soziale Ganze untersucht, ausgelöst
durch die '68iger Bewegung' und die kulturrevolutionären Jugendbewegungen bis in die neuere Zeit hinein." (Autorenreferat)
[229-F] Rattinger, Hans, Prof.Dr. (Leitung):
Von der knappen Wiederwahl zur Abwahl? Die Dynamik individueller politischer Orientierungen und Verhaltensweisen in Deutschland zwischen den Bundestagswahlen 2002 und
2005
INHALT: Ziel des Forschungsvorhabens ist es, im zeitlichen Kontext der überraschend vorgezogenen Bundestagswahl 2005 den Wandlungsprozess der politischen Orientierungen und Verhaltensweisen in Deutschland seit der Bundestagswahl 2002 zu dokumentieren. Im Zentrum
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6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
des Interesses stehen die Folgen der außergewöhnlichen aktuellen politischen Ereignisse im
Vergleich zu den Randbedingungen anderer Bundestagswahlen. Daher wird bei der Datenerhebung auf bereits zur Bundestagswahl 2002 befragte Personen zurückgegriffen, um durch
eine Wiederholungsbefragung vor allem die Dynamik des individuellen politischen Meinungs- und Präferenzwandels bei identischen Versuchspersonen angesichts der massiven
Veränderungen der politischen Situation im Land nachzuvollziehen und einer umfassenden
Auswertung zu unterziehen. ZEITRAUM: 2002-2005 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Empirische Sozialforschung; politikwissenschaftliche Einstellungs- und Verhaltensforschung. Untersuchungsdesign: Panel DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung,
telefonisch (Stichprobe: ca. 1.500; Teilnehmer der Befragung aus 2002; Auswahlverfahren:
Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts; Feldarbeit durch ein kommerzielles
Umfrageinstitut.
ART: gefördert BEGINN: 2005-08 ENDE: 2005-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Fritz Thyssen Stiftung
INSTITUTION: Universität Bamberg, Fak. Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl für
Politikwissenschaft II Politische Soziologie (Feldkirchenstr. 21, 96045 Bamberg)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0951-863-2605, e-mail: [email protected])
[230-L] Röpke, Andrea; Speit, Andreas (Hrsg.):
Braune Kameradschaften: die militanten Neonazis im Schatten der NPD, Berlin: LinksDruck
Verl. 2005, 221 S., ISBN: 3-86153-365-0 (Standort: UB Mainz(77)-232211)
INHALT: "Im Schatten der rechtsextremen NPD haben sich die Neonazis unauffällig umstrukturiert. An die Stelle juristisch belangbarer Organisationen ist in den letzten Jahren ein Netzwerk autonomer Kameradschaften getreten, die besonders militant agieren. Die Polizei konnte umfangreiche Waffen- und Sprengstoffbestände sicherstellen, einen Bombenanschlag auf
jüdische Einrichtungen in München gerade noch verhindern. Beinahe täglich sind Menschen
Opfer rechter Gewalt. In zehn Beiträgen berichten die Autoren über die internen Funktionsmechanismen der lokalen Gruppen, ihre Koordinierung durch regionale Aktionsbüros, die finanzielle Absicherung über eigene Unternehmen und Immobilien, den Aufschwung des
Rechtsrock, die neue Stellung der Frauen innerhalb der Szene und die verdeckten internationalen Vernetzungen. Eine Aufstellung der wichtigsten Kameradschaften in ganz Deutschland
findet sich im Anhang." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Andreas Speit: 'Wir marschieren bis zum Sieg' (13-39); Andrea Röpke: Bomben, Waffen, Terror in der Kameradschaftsszene (40-66); Christian Dornbusch, Jan Raabe: 'Rechtsrock fürs Vaterland' (67-86); Andrea
Röpke, Andreas Speit: 'Nicht mehr nur die Freundin eines Nazis' (87-106); Andrea Röpke:
'Nachschubbasis und Heimatfront' (107-132); Christian Dornbusch, Andreas Speit: Mode für
den 'nationalen Widerstand' (133-146); Heike Kleffner: Mittendrin - Der Kameradschaftsbund Anklam (147-162); Alexander Hoffmann, Andrea Röpke, Andreas Speit: Das internationale Netz (163-181); Andrea Röpke, Andreas Speit: NPD und 'Freie Kameradschaften' (182198).
[231-F] Salzborn, Samuel, Dr. (Bearbeitung); Schmidt, Peter, Prof.Dr. (Leitung):
Antisemitismus als Element Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit: Strukturen, Kontexte und Dynamiken
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INHALT: Tiefenhermeneutik des Antisemitismus. In der Antisemitismusforschung wird in Bezug
auf Deutschland in der Regel zwischen vier Subdimensionen der Judenfeindschaft unterschieden: erstens dem christlich-religiösen Antijudaismus, zweitens dem biologisch argumentierenden Rassenantisemitismus, drittens dem so genannten sekundären Antisemitismus und
viertens dem antizionistischen Antisemitismus. Im Rahmen öffentlich artikulierter Meinungen kommt in jüngerer Vergangenheit insbesondere den beiden letzt genannten Formen große
Bedeutung zu. Während die Artikulation von Einstellungen, die dem religiösen bzw. dem rassistischen Antisemitismus zugeordnet werden können, im Laufe der deutschen Nachkriegsgeschichte langsam, aber kontinuierlich abgenommen hat, zeigt sich im Rahmen quantitativer
Studien eine im Vergleich hohe Relevanz von sekundärem und antizionistischem Antisemitismus im gesellschaftlichen Diskurs. Zentral in Bezug auf diese Verschiebung der Artikulationsweise von antisemitische Einstellungen in der deutschen Bevölkerung ist die Auseinandersetzung damit, ob dieser Wandel nur in einer Änderung der Artikulationsweise bei Fortbestehen der antisemitischen Grundhaltung besteht und welche Rolle in diesem Kontext das
Motiv der Kommunikationslatenz spielt. Die Hypothese besteht darin, dass es in jüngster
Vergangenheit eine prinzipielle Zunahme der Bereitschaft zur Kommunikation antisemitischer Einstellungen gibt, dass diese Erosion der Kommunikationsschranke mit der Enttabuisierung von antizionistischem und sekundärem Antisemitismus ursächlich zusammenhängt
und dass zugleich gesamtgesellschaftliche Diskursverschiebungen im Spannungsfeld des Opfer-Täter-Diskurses eine erhebliche Rolle für die Enttabuisierung des Antisemitismus spielen.
Gesamtziel der Untersuchung ist die Ergründung von Strukturen, Kontexten und Dynamiken
des Antisemitismus, wobei das Schwergewicht auf Aspekte der Politischen Psychologie gelegt wird, also vor allem kollektive Identifikations-, Abwehr- und Projektionsmuster in den
Blick genommen werden sollen. Hierbei soll der Frage nachgegangen werden, welche politisch-psychologischen Hintergründe für die Übernahme antisemitischer Welterklärungsmuster ursächlich sind, aber auch herausgefunden werden, unter welchen Umständen latenter Antisemitismus zu manifestem und letztlich auch physisch gewalttätigem Antisemitismus werden kann und inwiefern die "Erosion der Grenzziehung" (Lars Rensmann) damit korreliert.
GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Methodisch soll das Projekt in Anlehnung an das von Christian Seipel und Peter
Rieker beschriebene Integrationskonzept eines Nacheinander von quantitativer und qualitativer empirischer Forschung im Rahmen einer qualitativen Zusatzstudie untersucht werden, die
als Substichprobe aus der Grundgesamtheit des nächsten GMF-Surveys gezogen werden soll.
Methodisch besonders geeignet ist hierfür das strukturierte Tiefeninterview, da es die Möglichkeit eröffnet, nicht kommunizierte Motive - seien sie bewusst verschwiegener oder unbewusst verdrängter Natur - aufzudecken. Ziel ist dabei vor allem, hinter die Oberflächenstruktur des Antisemitismus zu kommen, seine politisch-psychologischen Dynamiken zu dechiffrieren und seine assoziativen Kontexte herauszuarbeiten. Untersuchungsdesign: Querschnitt
DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 20; Stichprobe aus dem GMFSurvey 2005; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: gefördert BEGINN: 2005-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Gießen, FB 03 Sozial- und Kulturwissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Empirische Sozialforschung (Karl-Glöckner-Str. 21 E, 35394
Gießen); Universität Marburg, Graduiertenkolleg 884 "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit: Ursachen, Phänomenologie und Konsequenzen" (Gutenbergstr. 18, 35032 Marburg)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected], http://www.salzborn.de )
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[232-F] Schäfer, Julia, M.A. (Bearbeitung); Deth, Jan van, Prof.Dr. (Betreuung):
Sozialkapital und politische Orientierungen bei Jugendlichen in Deutschland
INHALT: Problemstellung: Welchen Beitrag kann das Sozialkapitalkonzept zur Erklärung der
politischen Involvierung Jugendlicher beitragen? Zielsetzung: Mittels des Sozialkapitalkonzeptes wird versucht eine Antwort auf die Frage zu finden, warum Jugendliche in Deutschland derart unterschiedlich politisch involviert sind. Übertragbarkeit des Sozialkapitalkonzeptes auf Jugendliche und Analyse der Bedingungsfaktoren und Folgen sozialen Kapitals im Jugendalter. Hypothese: Neben der Ausstattung mit Human-, Finanz-, Familien- oder Beziehungskapital spielt die Verfügbarkeit von Sozialkapital (Vereinsmitgliedschaft, Vertrauen,
Werte, Normen) eine wichtige Rolle für die politische Sozialisation. Ergebnis: Sozialkapital
ist wichtig für die Entwicklung politischer Orientierungen im Jugendalter. Allerdings verstärken sich Ungleichheiten zwischen den Jugendlichen sich durch soziales Kapital. ZEITRAUM:
1990-2002 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Das Sozialkapitalkonzept hat in jüngster Zeit vor allem durch die Arbeiten von
Robert Putnam und die damit in Gang gesetzte Debatte um die Relevanz zivilgesellschaftlicher Strukturen, Aufmerksamkeit innerhalb der Politikwissenschaft erlangt. In vielfältigen aktuellen Forschungsprojekten wird daher versucht, zu untersuchen, inwieweit soziale Beteiligung, generalisiertes Vertrauen sowie soziale Werte und Normen, als zentrale strukturelle und
kulturelle Bestandteile sozialen Kapitals politisches Interesse, politische Beteiligung oder politische Unterstützung bedingen. Im Mittelpunkt derartiger Studien stehen allerdings Erwachsenen. Wird das Sozialkapital Jugendlicher betrachtet, stehen vor allem jugendspezifische
Formen der sozialen Integration, wie die Familie, die Schule oder Gleichaltrige, und deren
Einfluss auf zum Beispiel den Schulerfolg oder delinquentes Verhaltens im Mittelpunkt der
Untersuchungen. Stattdessen wird die Rolle sozialen Kapitals bei der politischen Sozialisation
Jugendlicher seit der Deutschen Einheit auf Basis verschiedener Jugendstudien betrachtet.
DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten (Stichprobe: 4.005; Shell Jugendstudie "Jugend '92"; Auswahlverfahren: Zufall. Stichprobe: 2.102; Shell Jugendstudie
"Jugend 1997"; Auswahlverfahren: Zufall. Stichprobe: 4.546; Shell Jugendstudie "Jugend
2000"; Auswahlverfahren: Zufall. Stichprobe: 2.515; Shell Jugendstudie "Jugend 2002";
Auswahlverfahren: Zufall. Stichprobe: 7.090; DJI Jugendsurvey 1992; Auswahlverfahren:
Zufall. Stichprobe: 6.919; DJI Jugendsurvey 1997; Auswahlverfahren: Zufall. Stichprobe:
3.275; Kindheit, Jugend und Erwachsenwerden 1991-1997, Querschnitt 1996; Auswahlverfahren: Zufall).
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2003-01 ENDE: 2005-05 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Land Baden-Württemberg
INSTITUTION: Universität Mannheim, Fak. für Sozialwissenschaften, Lehrstuhl für Politische
Wissenschaft und International Vergleichende Sozialforschung (68131 Mannheim)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0621-181-2796, e-mail: [email protected])
[233-L] Schrupp, Antje:
Zukunft der Frauenbewegung, Rüsselsheim: Göttert 2004, 79 S., ISBN: 3-922499-75-9
INHALT: Angesichts der zunehmenden Kürzungen in der etablierten Frauenpolitik und des
scheinbaren Aufweichens patriarchaler Strukturen ist auch für den Feminismus eine Neubestimmung der eigenen Positionen notwendig geworden. Einen Ansatzpunkt sieht die differenztheoretisch orientierte Autorin im weiblichen Begehren. Dieses soll jedoch nicht als fest
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6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
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gefügte Position in politischen Zusammenhängen durchgesetzt, sondern vielmehr diskursiv
und in persönlichen Beziehungen ausgehandelt werden. Dabei soll es nicht das Ziel sein, Interessen schlicht durchzusetzen, sondern vielmehr das je eigene Begehren auch und gerade als
weibliches Begehren zu formulieren. Dadurch sollen Frauen in gesellschaftlichen Zusammenhängen und der Öffentlichkeit sichtbar und symbolisch verortbar werden, aber nicht als
geschlechtsneutrale, sondern als geschlechtliche Wesen, als Frauen. (ZPol, VS)
[234-L] Schulz, Wolfgang; Weiss, Hilde:
Ausländerfeindlichkeit und Neoliberalismus als Elemente populistischer Politik?: zum Wandel der Einstellungen der ÖsterreicherInnen zwischen 1998 und 2003, in: Österreichische
Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg. 34/2005, H. 4, S. 395-411 (Standort: UuStB Köln(38)XE00150; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In dem Beitrag wird untersucht, ob fremdenfeindliche und neoliberale Ideologien, die
in den vergangenen Nationalratswahlen noch eine wichtige Rolle spielten, auch nach den letzten Wahlen (2002) noch attraktiv sind. Anhand repräsentativer Befragungen wird gezeigt, wie
sich die Einstellungen der AnhängerInnen der österreichischen Parteien zwischen 1998 und
2003 verändert haben. Die Ergebnisse zeigen, dass die beiden Dimensionen Fremdenfeindlichkeit und Neoliberalismus zu beiden Zeitpunkten erheblich korrelieren. Ausländerfeindlichkeit hat in der Bevölkerung zwischen den beiden Beobachtungszeitpunkten zwar nur unwesentlich abgenommen, die Attraktivität neoliberaler Maßnahmen und Ideen hat jedoch
stark an Boden verloren. 1998 waren die AnhängerInnen der beiden rechten Lager in der Einstellungsdimension Neoliberalismus nahe beisammen, auch SPÖ-AnhängerInnen, fühlten
sich, wenn auch nicht im selben Ausmaß, von einer neoliberalen Ideologie angesprochen.
2003 rücken aber sowohl SPÖ- als auch ÖVP-AnhängerInnen von neoliberalen Haltungen ab,
nur die FPÖ-SympathisantInnen (2003 rund auf die Hälfte reduziert) halten diesen Standpunkt aufrecht. Die Gewinnformel aus 'Ausländerfeindlichkeitplus neoliberale Politik' war also zu Ende der 90er Jahre durchaus erfolgreich, hat aber inzwischen an Anziehungskraft verloren. 1998 waren noch rund ein Drittel der ArbeiterInnen sowohl fremdenfeindlich als auch
neoliberal eingestellt, 2003 geht dieser Anteil auf ein Fünftel zurück." (Autorenreferat)
[235-L] Schumann, Siegfried; Schoen, Harald:
Köpfe machen Stimmung: eine Analyse der Determinanten von Parteisympathien, in: Zeitschrift für Politische Psychologie, Jg. 11/2003, Nr. 4, S. 325-343 (Standort: UuStB Köln(38)-Zs.A
5587; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die vorliegende Untersuchung geht der Frage nach den Determinanten von Parteisympathien nach. Als die mit Abstand wichtigste Determinante erweist sich die Sympathie zu
den Spitzenpolitikern der jeweiligen Parteien. Die Sympathien für die verschiedenen Politiker
sind dabei nicht voneinander unabhängig, sondern klar strukturiert ('linke/ alternative', 'rechte/
konservative' und 'extrem rechte' Politiker). Eine analoge Struktur liegt auch den KompetenzEinschätzungen der einzelnen Parteien zur Lösung des wichtigsten politischen Problems
zugrunde. Diese Variable besitzt jedoch allenfalls mäßige Erklärungskraft, ebenso wie die
Rechts-Links-Selbsteinschätzung, die Parteiidentifikation sowie die Sympathie für Gewerkschaften bzw. für die katholische Kirche. Nachdem Parteisympathien auch unter Kontrolle
anderer relevanter Einflussgrößen derart stark von der Sympathie zu den entsprechenden Poli-
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6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
tikern abhängen, eröffnen sich hier erhebliche, bisher nicht in diesem Maße wahrgenommene
Gestaltungsmöglichkeiten für die Politik." (Autorenreferat)
[236-L] Srp, Uwe:
Antiamerikanismus in Deutschland: Theoretische und empirische Analyse basierend auf
dem Irakkrieg 2003, (Studien zur Zeitgeschichte, 43), Hamburg: Kovac 2005, 240 S., ISBN: 38300-1755-3
INHALT: Während des Tiefpunktes deutsch-amerikanischer Beziehungen im Kontext des IrakKrieges 2003 konstatierten Kommentatoren auf beiden Seiten des Atlantiks eine spürbare Zunahme des Antiamerikanismus im Meinungsbild der deutschen Bevölkerung. Es blieb jedoch
offen, was sich hinter dem Begriff Antiamerikanismus verbirgt: ein langfristiger Meinungswandel in der Bevölkerung, ein kurzfristiger Umschwung des Stimmungsbildes im Angesicht
des drohenden Krieges, berechtigte Kritik, ein Kampfbegriff oder die Applikation verbreiteter
Stereotype und Vorurteile. Srp versucht den Begriff 'Antiamerikanismus' mit Inhalt zu füllen
und dann die Rolle der Medien im Kontext des Irak-Krieges zu überprüfen. Der erste Teil
dient der Betrachtung von Antiamerikanismus aus drei Blickwinkeln: Definition des Begriffes im wissenschaftlichen Gebrauch und im Alltagsverständnis, historische Entwicklung von
Amerikabildern im deutschsprachigen Raum sowie psychologische Konzepte zur Beschreibung und Erklärung von Antiamerikanismus. Daraus wird ein Analysekonzept entwickelt, das
die politischen Aspekte von Antiamerikanismus betont. Dieses Konzept bildet die Basis für
die inhaltsanalytische Untersuchung der deutschen Wochenpresse mit den Vertretern von 'Der
Spiegel', 'Stern', 'Focus', 'Die Zeit', 'Freitag' und 'Junge Freiheit'. Die Darstellung erfolgt überblicksartig, eine Erläuterung des Untersuchungsdesigns und des Analyserasters sowie der gewerteten Indikatoren fehlen. (ZPol, VS)
[237-F] Steffens, Gerd, Prof.Dr. (Leitung):
Konzepte der Bürgerrolle, politische Sozialisation und politische Bildung
INHALT: Untersucht wird, wieweit Konzeptionalisierungen/ Modellierungen von Bürgerrollen
die - expliziten oder impliziten - Fluchtpunkte politischer Sozialisation und politischer Bildung sind. Diese Frage wird sowohl in einer historischen, begriffs- und theoriegeschichtlichen Untersuchungsperspektive, die an der Genese idealtypischer Figurationen wie 'Citoyen',
'Bougeois' oder 'Untertan' interessiert ist, wie in einer demokratietheoretischen Perspektive
untersucht, aus der analysiert wird, welche Rollen/ Selbstverständnisse durch Konzeptionalisierung/ Inszenierungen von Politik nahegelegt oder durch Konzepte von politischer Bildung
zugeschrieben werden.
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Kassel, FB 05 Gesellschaftswissenschaften, Fach Politikwissenschaft Fachgebiet Politische Bildung und ihre Didaktik (Nora-Platiel-Str. 1, 34109 Kassel)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0561-804-3114, Fax: 0561-804-3464, e-mail: [email protected])
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6 Politische Einstellungen und politische Bewegungen
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[238-L] Trube, Achim:
Bürger ohne Arbeit, aber mit gesellschaftlichem Engagement?: Arbeitsmarktpolitik, Beschäftigungspolitik und Gemeinwohlarbeit, in: Archiv für Wissenschaft und Praxis der sozialen
Arbeit : Vierteljahreshefte zur Förderung von Sozial-, Jugend- und Gesundheitshilfe, Jg. 36/2005,
Nr. 4, S. 44-59 (Standort: UuStB Köln(38)-XG1981; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Erstaunliches kennzeichnet die aktuelle sozialwissenschaftliche Diskussion in der
Bundesrepublik: Einerseits erfolgt die Auseinandersersetzung mit der Massenarbeitslosigkeit
und deren Folgen, andererseits 'blühen' Überlegungen zur Zivilgesellschaft und bürgerschaftlichem Engagement. Beide Enden der Gesprächsfäden bleiben dabei oftmals seltsam unverknüpft oder aber werden eher theoretisch abgehoben in Bezug gesetzt. Im Lichte dessen will
der folgende Beitrag empirisch die vorfindbaren Ansätze bürgerschaftlichen Engagements im
Bereich von Arbeitslosigkeit und Beschäftigungsförderung beleuchten, ohne aber der theoretischen Fragestellung auszuweichen, die im ersten Teil der Abhandlung zumindest kurz angerissen werden soll. Praxisorientiert wird es überdies auch darum gehen, speziell die aktuelle
Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik im Hinblick auf ihr zivilgesellschaftliches Potenzial zu überprüfen, um ihre Valenz für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung soziologisch zu bewerten." (Autorenreferat)
[239-L] Vogt, Ludgera:
Das Kapital der Bürger: Theorie und Praxis zivilgesellschaftlichen Engagements, Frankfurt
am Main: Campus Verl. 2005, 298 S., ISBN: 3-593-37883-3
INHALT: "Zivilgesellschaft basiert auf dem freiwilligen Engagement der Bürger. Die investieren
viel Arbeit, Zeit und oft auch Geld, um gemeinnützige Projekte voranzubringen. Wodurch
sind sie motiviert, was erwarten sie sich davon? Ludgera Vogt zeigt in einer kritischen Diskussion der vorliegenden Theorieansätze und in einer empirischen Fallstudie zu einer deutschen Bürgerstiftung, wie Bürgergesellschaft tatsächlich funktioniert. Im Ergebnis zeigt sich,
dass nur da, wo Gemeinsinn und Eigennutz, republikanisches Ideal und kühle Nutzenabwägung zusammenwirken, zivil-gesellschaftliches Engagement erfolgreich auf Dauer gestellt
werden kann." (Autorenreferat)
7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
[240-L] Baurmann, Michael:
Korruption, Recht und Moral, in: Politische Vierteljahresschrift : Zeitschrift der Deutschen
Vereinigung für Politische Wissenschaft, Sonderheft, 2005, H. 35, S. 164-182 (Standort: UB
Bonn(5)-Einzelsign; UuStB Köln(38)-FHM-XE00036; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Will man etablierte Korruption in einem politischen System bekämpfen, so muss man
den Zustand der gesamten Gesellschaft verändern, postuliert der Autor. Obwohl gegen starke
konkurrierende Normensysteme von z.B. Subkulturen schwer durchsetzbar, haben staatliche
Rechtsnormen wichtige unverzichtbare Funktionen. Es ist jedoch eine Untersuchung der Wirkung von staatlicher Strafe in sozialwissenschaftlicher Perspektive nötig, die Wirkungen ana-
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soFid Politische Soziologie 2006/1
7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
lysiert und über eine bloße Abschreckungsprävention hinausgehen. Hierzu legt er zunächst
dar, dass Rechtsnormen mit Strafen als Mittel der moralischen Erziehung und Abschreckungsprävention schwer oder gar nicht gegen bestehende soziale Normen durchsetzbar sind.
Wirksamer erscheinen hier Maßnahmen im Sinne der positiven Generalprävention, die aktives freiwilliges Befolgen von Normen befördert. Es ist allerdings zwingend nötig, dass Strafen und die ausführenden Subjekte legitimiert und durch ihre Effizienz und Verlässlichkeit
Vertrauen vermittelnd erscheinen." (Autorenreferat)
[241-L] Behnke, Nathalie:
Ethik in Politik und Verwaltung: Entstehung und Funktion ethischer Normen in Deutschland und den USA, (Staatslehre und politische Verwaltung, Bd. 9), Baden-Baden: Nomos Verl.Ges. 2004, 276 S., ISBN: 3-8329-0953-2 (Standort: UB Bonn(5)-2005/4787)
INHALT: Die Verfasserin setzt sich mit der Frage auseinander, worauf das gesteigerte Interesse
an politischer Ethik in Deutschland und den USA zurückzuführen ist und welche Unterschiede es in der institutionellen Umsetzung politischer Ethik in beiden Ländern gibt. Zur Beantwortung dieser Fragen wird das Modell der Normentstehung von Edna Ullmann-Margalit herangezogen, das die Entstehung von Institutionen aus der situativen Nachfrage nach Normen
erklärt. Es schließt sich eine "dichte Beschreibung" beider Fallbeispiele an, die jeweils den
Ausgangspunkt der Ethik-Debatte, die Verankerung grundlegender ethischer Werte, einschlägige Regelungsinhalte (Verbote, Unvereinbarkeiten, Prävention) sowie Verantwortlichkeiten
und Kontrolle umfasst. Als vergleichbare Einflüsse auf die Nachfrage nach EthikMaßnahmen erweisen sich die Faktoren Erosion des öffentlichen Vertrauens, erhöhte Kontrollansprüche und moralische Entlastung. Darüber hinaus werden Faktoren identifiziert, die
für die unterschiedliche Schwerpunktsetzung in beiden Ländern auf die Signalfunktion von
Ethik-Maßnahmen oder auf die instrumentelle Kontrollfunktion verantwortlich sind, Einflüsse des politischen Systems benannt und institutionelle Lösungen vorgestellt. Die Verfasserin
schließt mit Überlegungen zur Einbettung von Ethik-Maßnahmen in ein weiter gefasstes Verständnis der Entwicklung und Standardisierung von Normen. (ICE2)
[242-L] Brück, Brigitte:
Frauen und Rechtsradikalismus in Europa: eine Studie zu Frauen in Führungspositionen
rechtsradikaler Parteien in Deutschland, Frankreich und Italien, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss. 2005, 164 S., ISBN: 3-8100-3857-1 (Standort: UB Dortmund(290)-D35347)
INHALT: "Das Buch bietet einen fundierten Überblick über das Selbstverständnis von Politikerinnen in Führungspositionen rechtsextremer Parteien in Deutschland, Frankreich und Italien.
Das Buch führt in die zeitgenössische Rechtsextremismusforschung - sofern sie eine Geschlechterperspektive berücksichtigt - ländervergleichend ein. Anhand von Leitfadeninterviews mit Politikerinnen in Führungspositionen rechtsradikaler Parteien in Deutschland,
Frankreich und Italien werden das Sachverständnis und die politische Positionierung dieser
Aktivistinnen untersucht. Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser Politikerinnen werden
analysiert. Dabei wird die Rolle der Politikerinnen in der Traditionsbildung und der Modernisierung ihrer Parteien nachgezeichnet. Das Buch bietet einen Überblick über rechtsextreme
Frauen in Europa und einen Einblick in die geschlechterkritische komparative Rechtsextremismusforschung." (Autorenreferat)
soFid Politische Soziologie 2006/1
7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
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[243-L] Brunssen, Frank:
Das neue Selbstverständnis der Berliner Republik, Würzburg: Königshausen u. Neumann
2005, 169 S., ISBN: 3-8260-3003-6
INHALT: Die deutsche Einigung hat - entgegen der anfänglichen Wahrnehmung vieler Westdeutscher - nicht einfach die alte Bundesrepublik um die Gebiete der neuen Bundesländer erweitert. Der Umbruch 1989/90 und die sich daran anschließenden Prozesse haben die politische
Kultur des vereinigten Deutschlands an markanten Punkten geprägt und gewiss auch verändert. Neben der Entscheidung über die Hauptstadt zählen dazu sicher - angesichts der Unterschiedlichkeit der Lebensverhältnisse - die Frage der inneren Einheit und Versuche einer
Neudeutung der jüngeren deutschen Geschichte, die eine Relativierung der nationalsozialistischen Vergangenheit bedeuten könnten. Anhand dieser thematischen Gesichtspunkte will der
Autor diskutieren, 'wie die Deutschen sich selbst seit der Zeitenwende von 1989/90 sehen und
wie sie von außen gesehen werden wollen' (10). Ausdrücklich betont Brunssen, dass es ihm
nicht um eine neuerliche Erörterung des problematischen Konzeptes der nationalen Identität
geht, sondern - jenseits essenzialistischer Vorannahmen - um die empirische, also wandelbare
Ausprägung des Selbstverständnisses der Deutschen. (ZPol, VS)
[244-F] Buchholz, Kai, M.A. (Bearbeitung); Weingart, Peter, Prof.Dr. (Betreuung):
Voraussetzungen und Widersprüche der wissenschaftlichen Politikberatung. Über Struktureigenschaften von politikberatendem Handeln (Arbeitstitel)
INHALT: In der Dissertation soll der Frage nachgegangen werden, ob sich wissenschaftliche
Politikberatung soziologisch als professionalisierungsbedürftiges Handeln beschreiben lässt.
Mit dieser Frage soll der Prozess der wissenschaftlichen Politikberatung genauer beleuchtet
werden, indem versucht wird zu zeigen, unter welchen strukturellen Bedingungen dieser Prozess stattfindet, die sich aus den Eigendynamiken der spezifischen sozialen Situation Beratung erklären lassen. Zur Bearbeitung diese Vorhabens werden in einem ersten Schritt aus
den Interviews der BBAW Arbeitsgruppe, der Analyse eines Fallbeispiels (der Zentralen
Kommission für Biologische Sicherheit) und durch die Analyse von Interviews mit Wissenschaftlern, die persönlich informell Politiker beraten, die Probleme rekonstruiert, die sich in
der Praxis der wissenschaftlichen Politikberatung ergeben. In einem zweiten Schritt wird auf
der Grundlage von soziologischen Forschungen zu Beratung ein allgemeiner Politikberatungsbegriff entwickelt. Dieser bestimmt Beratung als spezifische soziale Beziehung, die widersprüchliche Rollenerwartungen bereit hält und damit die Kommunikation zwischen Berater und Beratenen strukturiert. Diese Anforderungen müssen in der Beratung bearbeitet werden, damit Beratung nicht scheitert und Aussichten auf Erfolg hat. Dann werden diese Anforderungen mit denen verglichen, die nach der Professionalisierungstheorie Handeln in der pädagogischen Praxis oder der Rechtsberatung als professionalisierungsbedürftiges Handeln
auszeichnen. Hier werden Strukturähnlichkeiten vermutet, die es nahe legen, auch Politikberatung als professionalisierungsbedürftiges Handeln aufzufassen. Um diese Annahme zu verifizieren, wird in einem dritten Schritt mit dem theoretisch gewonnen Begriff der Beratung
versucht, die rekonstruierten Probleme der Politikberatung zu analysieren. Hier soll geklärt
werden, ob die Probleme, die die Praxis selbst sieht, als die durch die theoretischen Überlegungen hergeleiteten typischen Probleme zu interpretieren sind, die durch die widersprüchlichen Anforderungen der Beratung auftreten. Wenn sich dies zeigen lässt, ist ein allgemeiner
Beratungsbegriff gewonnen, der die Dynamiken von Politikberatung gut erfassen kann. Dies
162
soFid Politische Soziologie 2006/1
7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
würde weiterhin die Ausgangshypothese erhärten, dass Politikberatung als professionalisierungsbedürftiges Handeln charakterisiert werden kann.
METHODE: 1. Systemtheorie und Professionssoziologie; 2. Soziologie der Beratung. Untersuchungsdesign: Fallstudie DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen (ein Beratungsgremium). Qualitatives Interview (mehrere Politikberater und Gremienmitglieder). Feldarbeit durch
Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Buchholz, Kai: Wissenschaftliche Politikberatung in der Wissensgesellschaft. in: Hellmann, Gunther; Rudolf, Peter (Hrsg.): Politikwissenschaft in der Wissensgesellschaft. Zum neuen Verhältnis zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik (in
der Planung 2006).+++Patzwaldt, Katja; Buchholz, Kai: Beratung in der Forschungs- und
Technologiepolitik. in: Falk, Svenja; Römmele, Andrea; Rehfeld, Dieter; Thunert, Martin
(Hrsg.): Handbuch Politikberatung (im Erscheinen 2006).
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2004-08 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: keine
Angabe
INSTITUTION: Universität Bielefeld, Institut für Wissenschafts- und Technikforschung -IWT(Postfach 100131, 33501 Bielefeld); Universität Bielefeld, Graduiertenkolleg 724 "Auf dem
Weg in die Wissensgesellschaft: institutionelle und epistemische Transformationen der Wissensproduktion und ihre gesellschaftlichen Rückwirkungen" (Postfach 100131, 33501 Bielefeld)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0521-106-4667, e-mail: [email protected])
[245-L] Bussemer, Thymian:
Propaganda: Konzepte und Theorien, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 443 S., ISBN:
3-8100-4201-3
INHALT: Bussemer nimmt eine kritische theoriegeschichtliche Betrachtung der Entwicklung der
Propagandaforschung im 20. Jahrhundert und ihrer diversen Forschungsansätze vor: An der
'wechselvollen Geschichte' (379) der Kommunikationswissenschaften entlang stellt er die
Perspektiven und Forschungsansätze dar, die für deren verschiedene Phasen typisch sind. Er
beschränkt sich dabei aber nicht nur auf die gängigsten Paradigmen und Untersuchungen. Der
Band behandelt frühe Propagandakonzepte aus der Massenpsychologie und empirische Modelle wie das Reiz-Reaktions-Schema der Persuasionsforschung ebenso wie später folgende
gruppenorientierte Ansätze oder Theorien zur alltäglichen Persuasion in hochmodernen Gesellschaften. Dabei versucht Bussemer, die politischen Intentionen und Strategien sozialer
Kontrolle hinter der Kommunikations- und Propagandaforschung zu verdeutlichen, wie sie
während des Nationalsozialismus und des Kalten Krieges verfolgt wurden, aber später auch
zur Stabilisierung moderner Gesellschaften dienten und immer noch zum Beispiel in den aktuellen Ausformungen der Public Relations zu finden seien. (ZPol, VS)
[246-L] Dettling, Warnfried:
Fremde Welten?: Bürgergesellschaft und Mediendemokratie, in: Daniel Dettling (Hrsg.):
Parteien in der Bürgergesellschaft : zum Verhältnis von Macht und Beteiligung, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 139-146, ISBN: 3-531-14543-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005-5488)
INHALT: Die Zivilgesellschaft findet in der Mediendemokratie nur schwer ihren Platz. Sie wird
zwar in lokalen Medien greifbar, als politische Alternative bleibt sie jedoch in den nationalen
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
163
Medien unterbelichtet. Die Wirklichkeit der Mediengesellschaft verändert das Verhalten von
Wissenschaft und Politik. Die mediale Konstruktion der Wirklichkeit und die dadurch mitverursachte Entpolitisierung der Politik führen zu einer Verdrängung der Wirklichkeit und einer Verarmung der politischen Debatte. Erforderlich sind eine Wiedergewinnung kritischer
Öffentlichkeit und eine Repolitisierung der Politik mit dem Ziel, ein neues Verhältnis von
Staat, Gesellschaft und Wirtschaft zu formulieren. (ICE2)
[247-L] Eckert, Forian:
Lobbyismus - zwischen legitimem politischem Einfluss und Korruption, in: Politische Vierteljahresschrift : Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Sonderheft,
2005, H. 35, S. 267-286 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; UuStB Köln(38)-FHM-XE00036; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Problematische Nebeneinkünfte von Abgeordneten sind in letzter Zeit schlagartig in
das Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit gedrungen. Aber kann und darf hier von Korruption gesprochen werden? Der Autor versucht, den Graubereich zwischen Lobbyismus und
Korruption aufzuhellen und zu strukturieren. Er beschreibt das Wesen des Lobbyismus und
diskutiert das Für und Wider des Phänomens unter Berücksichtigung demokratietheoretischer
Gesichtspunkte - insbesondere der Pluralismusdebatte. Die Grenze zur Korruption ist nicht
klar zu umreißen, sondern man kann sich ihr lediglich nähern, wobei der Autor das Polaritätenschema von Alemanns und dessen Konzept der Schattenpolitik zu Hilfe nimmt. Ein wichtiges Unterscheidungskriterium wird im Tauschmedium gesehen: Beim Lobbyismus ist es die
Information, bei der Korruption der unrechtmäßige geldwerte Vorteil. Er kommt zu dem Ergebnis, dass es keine genaue Unterscheidung der wesensverwandten Phänomene gibt. Er
schließt daraus, dass Legitimität vor Legalität bei der Beurteilung der Phänomene gehen
muss. Vor dem Hintergrund dieser theoretischen Überlegungen diskutiert der Autor, wie und
in welchem Maße eine zuviel in die Korruption übergreifende Lobbytätigkeit bekämpft werden muss. Er hält die vorhandenen Selbstreinigungskräfte im politischen System für ausreichend. Weder eine Veröffentlichung sämtlicher Einkünfte von Abgeordneten noch die Schaffung zusätzlicher Transparenz werden als wirksam eingestuft. Ein Zuviel an Transparenz
schafft Intransparenz, qualifizierte Abgeordnete sind nur schwer zu haben, wenn man all ihre
Einkünfte veröffentlichen möchte, so seine Bedenken." (Autorenreferat)
[248-L] Fischer, Jochen; Rupp, Hans Karl:
Deutsche Vereinigung und NS-Vergangenheit, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur
Wochenzeitung Das Parlament, 2005, H. 40, S. 41-46 (Standort: UuStB Köln(38)-Ztg00926-a;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/HTGILM.pdf)
INHALT: Der durch Martin Walsers Friedenspreisrede ausgelöste Diskurs um die deutsche Erinnerungskultur nach der Wiedervereinigung wurde zur Grundsatzdebatte über einen neuen
Umgang mit dem Holocaust in einem neuen Deutschland. Durch die breite, zunächst mediale
und später auch politische Diskussion war bald von einem "Einschnitt in die Erinnerungskultur" der Bundesrepublik die Rede. Der Beitrag zeigt, dass von einem Vergessen der "singulären" deutschen Verbrechen der NS-Zeit trotz mancher Befürchtungen nach der deutschen
Vereinigung nicht die Rede sein kann. Die deutsche Erinnerungskultur hat sich mit dem deutlichen Bekenntnis zum Holocaust-Mahnmal erneuert, zumindest, was das offizielle Gedenken
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
in der Berliner Republik betrifft. Auch ging vom Wunsch der Deutschen nach Einheit und
von ihrem Vollzug keine neue Gefahr im Sinne einer Wiederholung der deutschen Geschichte
aus. Antisemitismus ist im offiziellen Deutschland ein durchgesetztes und bei Durchbrechung
streng sanktioniertes Tabu. Ethnische Minderheiten sind im Deutschland des 21. Jahrhunderts
gleichwohl immer wieder gefährdet - vor allem in Zeiten wirtschaftlicher und sozialer Krisen.
Immerhin zeigt aber die breite und dauerhafte Ablehnung antisemitischer Vorurteile in Repräsentativumfragen in Ost- und Westdeutschland, unabhängig von Geschlecht und Alter,
dass es bei einer Mehrheit der Deutschen eine inzwischen gefestigte Frontstellung gegen antisemitische Äußerungen und Verhaltensweisen gibt. (ICA2)
[249-F] Füting, Angelika, Dipl.-Medienwiss. (Bearbeitung); Will, Andreas, Prof.Dr.; Vowe, Gerhard, Prof.Dr. (Betreuung):
Wer kommuniziert wie über politische Themen? Eine typologische Längsschnittanalyse der
individuellen politischen Kommunikation in der Bundesrepublik Deutschland
INHALT: Forschungsfrage: Wie verändert sich die Kommunikation über politische Themen der
Bürger der Bundesrepublik Deutschland von 2002 bis 2005? ZEITRAUM: 2002-2005 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Theorie: individuelle politische Kommunikation; Methodologie: Instrument Typologie. Untersuchungsdesign: Panel DATENGEWINNUNG: Experiment; Standardisierte Befragung, telefonisch. Sekundäranalyse von Individualdaten (Stichprobe: ca. 1.300; Herkunft
der Daten: DFG-Projekt "Politische Online-Kommunikation"; Auswahlverfahren: Zufall).
Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2005-05 ENDE: 2007-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Stipendium; Landesgraduiertenförderung Thüringen
INSTITUTION: Technische Universität Ilmenau, Fak. für Mathematik und Naturwissenschaften,
Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft (Postfach 100565, 98684 Ilmenau)
KONTAKT: Vowe, Gerhard (Prof.Dr. Tel. 0211-8114014, e-mail: [email protected])
[250-L] Giordano, Christian; Patry, Jean-Luc (Hrsg.):
Wertkonflikte und Wertewandel: eine pluridisziplinäre Begegnung, (Freiburger Sozialanthropologische Studien, Bd. 6), Münster: Lit Verl. 2005, 163 S., ISBN: 3-8258-8073-7 (Standort: THB
Aachen(82)-Le9947-6)
INHALT: "Dieser Sammelband versucht Wertkonflikte und Wertewandel aus verschiedenen
disziplinären Perspektiven zu beleuchten. Experten aus der Philosophie, Theologie, Soziologie, Sozialanthropologie, Geschichte, Psychologie, Linguistik und Erziehungswissenschaft
bemühen sich zu zeigen, dass Wertkonflikte und Wertewandel sowohl in Vergangenheit als
auch in Gegenwart eine kreative transkulturelle Konstante im gesellschaftlichen Dasein darstellen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Jean-Claude Wolf: Wertkonflikte (7-31); Gerhard Zecha: Aus Fehlern lernen: Anmerkungen zur Wissenschaftsethik (33-49); Werner Wolbert: Zur Theorie der Pflichtenkollision oder: Die Pflicht zur pflichtwidrigen Tat (51-60); Mariano Delgado: Der Konflikt um die Weitergabe des Glaubens (61-80); Hans Goebl: "Kämpfende Buchstaben": Bemerkungen und Reflexionen zu Orthographie- und Kodifizierungskonflikten in Okzitanien, Romanischbünden und Ladinien (81-103); Claudine Brohy: Die
Schweiz und ihre Vielsprachigkeit: Wie spiegeln sich Wertvorstellungen und Wertekonflikte
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
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in Karikaturen? (105-118); Aline Gohard-Radenkovic: La nouvelle politique des ministères
de l'Education et de l'Immigration du Québec: de la catégorisation culturelle de "Eux Autres": aux tensions sociales entre "Nous - Québécois" (119-134); Jean-Luc Patry: Intrapersonaler Wertepluralismus in der Erziehung: Theorie und konkrete Beispiele (135-150); Christian G. Allesch: Globale Märkte - globale Ängste: zur Psychodynamik der Globalisierungsdebatte (151-163).
[251-F] Gruber, Andreas, Dipl.-Pol. (Bearbeitung); Hoffmann-Lange, Ursula, Prof.Dr. (Betreuung):
Der weg nach ganz oben - Karriereverläufe deutscher Spitzenpolitiker
INHALT: Im Jahr 1975 erschien mit Dietrich Herzogs Untersuchung "Politische Karrieren - Selektion und Professionalisierung politischer Führungsgruppen" eines der Hauptwerke der empirisch angelegten politischen Rekrutierungsforschung. In seinem wegweisenden Werk brachte Herzog als Erster Licht in das Dunkel politischer Karriereverläufe. Von besonderer Bedeutung war sein karrieretheoretischer Forschungsansatz, der eine verlaufssoziologische Betrachtung des Rekrutierungsprozesses von Spitzenpolitikern erlaubte. 30 Jahre nach dem Erscheinen sollen die zentralen Aussagen Herzogs einer empirischen Prüfung unterzogen werden.
Ziel des Projekts ist die Untersuchung politischer Führungsauswahl in Deutschland. Im Mittelpunkt stehen die Inhaber politischer Spitzenfunktionen in Exekutive und Legislative, auf
Bundes- und auf Länderebene. Deren politische Karriere soll dabei nicht nur als Summe individueller Aufstiegserfolge begriffen werden, sondern als Prozess des Handelns von Personen
im Kontext sozialstruktureller und organisatorischer Möglichkeiten. Ausgegangen wird von
der Grundüberlegung, dass Karrieren deutscher Spitzenpolitiker nicht einfach ein Produkt des
Zufalls sind, sondern dass Karrieren von gesellschaftlichen und politisch-institutionellen
Rahmenbedingungen abhängig sind. Eine Spitzenkarriere läuft daher innerhalb bestimmter
Phasen (z.B. politische Aktivierung) und Strukturen (z.B. politische Parteien) ab. Aufgrund
der Ähnlichkeit der Phasen und Strukturen einer Karriere ergeben sich feste Rekrutierungspfade. Politische Karrieren werden daher ähnliche Muster aufweisen. Das Forschungsziel des
Projekts besteht darin, diese Karrieremuster zu identifizieren und empirisch nachzuweisen.
Die Untersuchung der insgesamt ca. 475 Personen umfassenden Gruppe konzentriert sich auf
folgende Ausgangsfragestellung: Welche grundlegenden Karrieremuster erkennt man bei
Spitzenpolitiker in Deutschland? Sind die von Herzog 1975 entdeckten Muster der "StandardKarriere", der "Cross-Over-Karriere" und der "reinen Polit-Karriere" nach wie vor empirisch
nachweisbar? Haben sich die Gruppengrößen verschoben oder gibt es neue Karrieremuster?
Zur Beantwortung werden unter anderem folgende Aspekte betrachtet: 1. Zusammenhang
zwischen beruflicher Laufbahn und politischer Karriere aus: Ist die politische Karriere nach
wie vor eine zweite Karriere, die nach einer erfolgreichen beruflichen Laufbahn angestrebt
wird? Lässt sich ein Karrieremuster erkennen, in dem Politiker ohne berufliche Erfahrungen
unmittelbar in verantwortliche politische Positionen rekrutiert werden? Welche Rolle spielt
der Dritte Sektor aufgrund seiner Politiknähe als Rekrutierungsreservoir? 2. Verlauf innerparteilicher Karrieren: Zu welchem Zeitpunkt erfolgt der Parteibeitritt? Welche innerparteilichen
Ämter werden bekleidet? Welche Rolle spielen die Jugendorganisationen der Parteien oder
andere innerparteiliche Gruppierungen? 3. Öffentliche Wahlämter und parlamentarische
Mandate: Welche Rolle spielen kommunalpolitische Wahlämter für eine Spitzenkarriere? In
welcher Phase einer Karriere erfolgt mit der Übernahme eines Mandats im Bundes- oder
Landtag der Wechsel in die hauptamtliche Politik? Wie sieht die parlamentarische "Lehrzeit"
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
aus? In welchem Umfang kann man von einer vertikalen Ämterkumulation sprechen? 4. Landespolitik als Karrierearena: Wie hoch ist der Anteil der Spitzenpolitiker auf Bundesebene,
die den Weg über die Landespolitik genommen haben (Zentripetalrate) und der Anteil der
Landespolitiker mit Erfahrungen auf Bundesebene (Zentrifugalraten)? Ist die Landespolitik
eine eigenständige Karrierearena? Kann man daher von einem parallelen anstelle eines seriellen Modells bei der Betrachtung landes- und bundespolitischer Karrieren sprechen? GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland
METHODE: Herzog folgend wird ein karrieretheoretischer Ansatz der Untersuchung zugrunde
gelegt. Demnach wir Elitenbildung als Prozess verstanden, als sukzessive Folge von Rollen-,
Status- und Positionswechsel, in deren Ablauf Personen schließlich in Führungspositionen gelangen. Führungsauswahl wird daher nicht nur als Summe individueller Aufstiegserfolge oder
als bloßes Substrat gesellschaftlicher Bedingungen begriffen, sondern als Prozess des Handelns von Personen im Kontext sozialstruktureller und organisatorischer Möglichkeiten. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, schriftlich
(Stichprobe: 500; Spitzenpolitiker auf Bundes- und Landesebene, in exekutiven und legislativen Funktionen; Auswahlverfahren: total). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts;
Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut.
ART: Dissertation BEGINN: 2003-11 ENDE: 2007-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Bamberg, Fak. Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Professur für
Politikwissenschaft, insb. Politische Systeme (Feldkirchenstr. 21, 96045 Bamberg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0951-863-2752, e-mail: [email protected])
[252-L] Haug, Frigga; Reimer, Katrin (Hrsg.):
Politik ums Kopftuch, Hamburg: Argument-Verl. 2005, 191 S., ISBN: 3-88619-468-X
INHALT: Der Kopftuchstreit, also die Frage, ob es muslimischen Frauen als Lehrerinnen oder
ganz generell im öffentlichen Dienst erlaubt oder verboten sein soll, das Kopftuch zu tragen,
hat zu unübersichtlichen Fronten gerade auf der Linken und unter Feministinnen geführt.
Während Alice Schwarzer das Bundesverfassungsgerichtsurteil, das diese Frage nicht abschließend entschied, sondern den Landesgesetzgebern überließ, als 'halben Sieg der Fundamentalisten' anprangerte, sprachen sich Frauenpolitikerinnen aus Bund und Ländern sowie
Ausländerbeauftragte für eine liberale Haltung des Staates aus. Dieser Band dokumentiert das
gesamte Spektrum der Auseinandersetzung, die in Form von Aufrufen, offenen Briefen, Zeitungsartikeln und Vorträgen geführt wurde und wird. Damit wollen die Herausgeberinnen einen Beitrag zur Versachlichung der Debatte leisten. Gegliedert sind die Beiträge nach den
angesprochenen grundsätzlichen Fragen nach der Haltung zu kultureller Diversität und Frauenrechten, nach dem Verhältnis von Kirche und Staat, der Frage nach der universalen Geltung
von Menschenrechten sowie den Bedingungen und Grenzen individueller Entscheidungsfreiheit. Aus dem Inhaltsverzeichnis: I. Vom 'Kampf der Kulturen' zum Kampf um Frauenrechte:
Marieluise Beck / Barbara John u. a.: 'Religiöse Vielfalt statt Zwangsemanzipation!': Aufruf
wider eine Lex Kopftuch (10-12) Initiative für Toleranz, Akzeptanz und gegenseitigen Respekt: Muslimische Frauen zur Kopftuchdebatte (13-14); Initiative 'Mein Kopftuch': Einmischung und Anmaßung (15-17); Ülkü Schneider-Gürkan u. a.: Für Neutralität in der Schule!
(18-21); Hamideh Mohagheghi: Ein Stück (Streit-)Stoff (22-28); Frigga Haug: Nebenschauplatz Kopftuch. Über das Buch 'Nichts ist vergangen. Eine Bosnierin erzählt' von Hajrija
Hrustanovic (29-31); Alice Schwarzer: Ein halber Sieg für die Fanatiker. Über das Kopftuch-
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Urteil in Karlsruhe (32-34); Halina Bendkowski: Von der Notwendigkeit der Freiheit, sich
nicht selbst behindern zu müssen. Plädoyer für einen dogmatischen Feminismus! (35-40);
Heide Oestreich: Das Kopftuch als Kippfigur (41-46); II. Zur Trennung von Kirche und Staat:
Ute Sacksofsky: Lehrerin mit Kopftuch. Anmerkungen aus verfassungsrechtlicher Perspektive (48-54); Hermann Klenner: Christentum und Staatsgewalt (55-59); Lale Akgün: Für religiöse Vielfalt und Emanzipation. Wider die Kulturalisierung des Kopftuchdiskurses (60-64);
Gemeinsame Stellungnahme islamischer Organisationen in Deutschland zur 'Kopftuchdebatte' (65-66); Helmut Wiesmann: Anmerkungen zur Kopftuchdebatte (67-76); Manfred Kock:
Trennendes und Gemeinsames. Zur Kopftuch-Stellungnahme der Evangelischen Kirche
Deutschland (77-80); Sabine Kebir: Vom Zwang familiärer Autorität befreien. Kopftuch und
sexuelle Selbstbestimmung der Frau (81-84); Sanem Kleff: Die unvollendete Säkularisierung
und der Islam in Deutschland (85-94); III. Antirassismus, Menschenrechte, Kulturrelativismus: Birgit Rommelspacher: Eine 'billige' Lösung (96-98); taz-Interview mit Frigga Haug:
Der Streit verdeckt die wahren Probleme (99-101); Initiative gegen das Chipkartensystem:
Zum 'Stichwort: Becklash' (102-106); Halina Bendkowski: An die Initiative gegen das Chipkartensystem (107-108); Aufruf: Nein zum Kopftuchverbot! Kein Berufsverbot für Frauen!:
Türkischer Bund Berlin Brandenburg: Naivität nutzt den Fundamentalisten (110-111); Nora
Räthzel: Begegnungen mit dem Kopftuch (112-119); Interkultureller Rat in Deutschland:
Thesen zum Kopftuch (120-122); IV. Pluraler Universalismus: Perspektiven widerspruchsorientierter Politiken: Chahdortt Djavann: Das Symbol der Minderwertigkeit (124-129); Charlotte Nordmann: Das Knäuel entwirren. Der Kopftuchstreit in Frankreich (130-139); Berrin
Koyuncu Lorasdagi / Hilal Onur Ince: Den Staat 'vom Kopf auf die Füße stellen'. Feminismus
und das Symbol Kopftuch in der Türkei (140-150) und weitere Beiträge. (ZPol, VS)
[253-L] Hefty, Julia:
Die parlamentarischen Staatssekretäre im Bund: eine Entwicklungsgeschichte seit 1967,
(Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 145), Düsseldorf:
Droste 2005, 320 S., ISBN: 3-7700-5265-X (Standort: UB Bonn(5)-2005-6308)
INHALT: "Die Entwicklung der Institution des Parlamentarischen Staatssekretärs, die Bedeutung
des Amtes im Gefüge der politischen Elite der Bundesrepublik und die Inhaber der Position
von der Einrichtung 1967 bis heute blieben eine Forschungslücke der Politikwissenschaft.
Der Anspruch, diese Lücke zu schließen, steckt die Zielsetzung der vorliegenden Studie ab.
Die Arbeit will einen umfassenden und grundlegenden Beitrag zur historisch-politologischen
Erforschung des Parlamentarischen Staatssekretärs liefern und sowohl insitutionelle und prozessuale, als auch intentionale Aspekte des Themas beleuchten. Dabei sollen die Rahmenbedingungen dargestellt, Entwicklungen empirisch untersucht und analysiert und die Ergebnisse, soweit möglich, systematisiert werden. Das Ziel ist hierbei, nicht nur einen Teilaspekt,
sondern den Gesamtgegenstand zu erfassen, was eine Annäherung von allen Seiten und folglich die Anwendung der jeweils gewinnbringendsten Methode, also insgesamt einen 'Methodenmix' verlangt. Deshalb wird bewusst darauf verzichtet, eine gängige Theorie am Beispiel
der Parlamentarischen Staatssekretäre zu überprüfen, zu verifizieren beziehungsweise zu falsifizieren. Die Befassung mit theoretischen Grundlagen wird vielmehr in den Dienst der empirisch-analytischen Erforschung des Parlamentarischen Staatssekretärs gestellt. So erfolgt
beispielsweise auch der Rückgriff auf die Elitenforschung zu diesem Zweck, wobei generalisierbare, auf andere Forschungsgegenstände übertragbare Ergebnisse ein positives 'Nebenprodukt' wären. Das Erkenntnisinteresse der Untersuchung wird im Wesentlichen geleitet von
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
folgenden Fragen: - Welche Bedeutung hat das Amt, das - weil es für notwendig gehalten
wurde - festgefügten Strukturen des Regierungssystems der Bundesrepublik hinzugefügt
worden ist, nach mehr als drei Jahrzehnten seines Bestehens für das Regierungssystem erlangt? - Wie wirkt die Institution auf die politische Effizienz des parlamentarischen Regierungssystems der Bundesrepublik? - Wie und in welchem Rahmen verändert sich eine / diese
Institution unter dem Druck verschiedener Interessen in einem stabilen demokratischen System, wenn an ihrer gesetzlichen Grundlage wenig geändert wird? - Was kennzeichnet den
Aufstieg vom Bundestagsabgeordneten zum Parlamentarischen Staatssekretär, welche persönlichen Determinanten prägen die Amtsausübung und wodurch ist der Abgang aus dem
Amt bestimmt? Lassen sich gar Rückschlüsse vom Abgangsmuster auf Karrieremuster, Amtsund Rollenverständnis und individuelles Motivationsprofil ziehen? - Wie ist die Auswahl der
Parlamentarischen Staatssekretäre nicht nur als Summe individueller Aufstiegserfolge, sondern als ein Prozess des Handelns von Personen im Kontext politischer und organisatorischer
Möglichkeiten zu verstehen? - Welche Machtkonstellationen spiegeln sich in der personalpolitischen Nutzung des Instruments 'Parlamentarische Staatssekretäre' wider? - Mit welchem
Ergebnis lassen sich Funktionsbedingungen und Rekrutierungsmuster in ihrem Wirkungszusammenhang erfassen?" (Textauszug)
[254-L] Holz, Petra:
Zwischen Tradition und Emanzipation: CDU-Politikerinnen in der Zeit von 1946 bis 1960,
Königstein: Helmer 2004, 366 S., ISBN: 3-89741-159-8
INHALT: Obwohl die CDU unter Adenauer für eine konservative Rollenverteilung zwischen
Mann und Frau eintrat, bekleideten auch christdemokratische Frauen bereits in den Anfängen
der Bundesrepublik politische Ämter. Damit stand der persönliche Lebensweg der Politikerinnen im Widerspruch zum offiziellen Frauenbild. Die Autorin will sowohl die Rollenvorstellungen und das Selbstverständnis der Politikerinnen als auch ihren Einfluss auf die Frauenpolitik ihrer Zeit nachzeichnen. Dazu gibt sie im ersten Teil einen Überblick über die verschiedenen Strömungen der Frauenbewegung bis zur Gründung der Bundesrepublik, die den
historischen Hintergrund für die politische Sozialisation der Politikerinnen bildeten. Außerdem skizziert Holz die Biografien der Politikerinnen und ihre organisatorische Einbindung in
die CDU. Anschließend zeichnet sie im Hauptteil die Debatten zu politischen Entscheidungen
nach, die Fraueninteressen zentral berührten. Dabei behandelt sie sowohl die Auseinandersetzung um den Art. 3 Abs. II des Grundgesetzes ('Männer und Frauen sind gleichberechtigt') als
auch die Auslegung dieses Artikels im Kontext anderer Fragen, wie beispielsweise dem Familienrecht. Die Autorin gelangt zu dem Ergebnis, dass die CDU-Politikerinnen zwar mehrheitlich ein konservatives Frauenbild vertraten, innerhalb der Partei waren die Positionen jedoch keineswegs so einheitlich, wie es in der Außendarstellung der Partei erschien. Mit ihren
Debatten und Positionsbestimmungen legten die Politikerinnen, so die Autorin weiter, einen
Grundstein für die Arbeit der nachfolgenden Politikerinnengeneration. Zudem sei die Einbindung der Frauen ein wesentlicher Faktor für die relativ problemlose Demokratisierung der
Bundesrepublik gewesen. (ZPol, VS)
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[255-L] Imhof, Kurt; Blum, Roger; Bonfadelli, Heinz; Jarren, Otfried (Hrsg.):
Mediengesellschaft: Strukturen, Merkmale, Entwicklungsdynamiken, (Mediensymposium
Luzern, Bd. 8), (Mediensymposium Luzern "Mediengesellschaft: Strukturen, Merkmale, Entwicklungsdynamiken", 2002, Luzern), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2004, 419 S., ISBN: 3-53114372-7 (Standort: UuStB Köln(38)-32A670)
INHALT: "Die Debatte über den Gesellschaftsbegriff in den Sozialwissenschaften beginnt sich
langsam zu klären. Die Zahl der verhandelten Begriffe nimmt ab, dafür steigt die Qualität und
Konsistenz der Debatte. Einer der intensiv debattierten Begriffe ist derjenige der 'Mediengesellschaft'. Dieses Buch ausgewählter Beiträge zu diesem Terminus führt in die Debatte über
Gesellschaftsbegriffe ein und diskutiert das Konzept der 'Mediengesellschaft' zusammen mit
den Begriffen 'Medialisierung' und 'Mediatisierung'. Generell wird hier davon ausgegangen,
dass die Ausdifferenzierung eines eigenständigen Mediensystems die Beziehungen zwischen
den zentralen Teilsystemen moderner Gesellschaften fundamental ändern und die Akteure aller Teilsysteme, einem Medialisierungs- oder Mediatisierungsdruck aussetzen. Neben dem
Teilsystem Wissenschaft, steht das ökonomische System und das politische System im Zentrum." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Michael Haller: Die Mediengesellschaft oder das
Dilemma der Unvereinbarkeit von Identität und Universalität (33-56); Werner A. Meier,
Heinz Bonfadelli: Informationsgesellschaft oder Mediengesellschaft? (57-78); Esther Kamber: Mediengesellschaft - der Gesellschaftsbegriff im Spannungsfeld der Modernetheorie (7999); Elisabeth Klaus, Margret Lünenborg: Medienhandeln als Alltagshandeln. Über die Konstituierung gesellschaftlicher Identität durch cultural citizenship in der Mediengesellschaft
(100-113); Edzard Schade: Indikatoren für die Medialisierungsforschung: Konzepte von
Wirklichkeitskonstruktion als Bausteine der Mediengesellschaft (114-138); Ulrich Saxer:
Mediengesellschaft: auf dem Wege zu einem Konzept (139-155); Urs Dahinden: Steht die
Wissenschaft unter Mediatisierungsdruck? Eine Positionsbestimmung zwischen Glashaus und
Marktplatz (159-175); Stephan Ruß-Mohl: Wissenschaftsjournalismus in der Aufmerksamkeitsökonomie (176-194); Michael Schanne, Urs Kiener: Wissenschaft und Öffentlichkeit:
multiple Grenzziehungen (195-207); Jürgen Heinrich, Frank Lobigs: Moralin fürs Volk.
Gründe und Auswirkungen der Moralisierung in der Politik- und Wirtschaftsberichterstattung
aus einer modernen ökonomischen Perspektive (211-230); Stefan Tobler: Aufstieg und Fall
der New Economy. Zur Medialisierung der Börsenarena (231-261); Mark Eisenegger: Reputationskonstitution in der Mediengesellschaft (262-292); Christian Steininger: Das politische
Dilemma medialer Produktion (295-313); Frank Esser: Metaberichterstattung. Begründung
eines Konzepts der Medienselbstthematisierung und Publicity-Thematisierung in internationalen Wahlkämpfen (314-346); Horst Pöttker: Maßstab: Balance von Eigensinn und Fremdverstehen. Zur Analyse der Kritik an der Mediatisierung (347-362); Hans Matthias Kepplinger, Simone Christine Ehmig: Ist die funktionalistische Skandaltheorie empirisch haltbar? Ein
Beitrag zur Interpendenz von Politik und Medien im Umgang mit Missständen in der Gesellschaft (363-375); Herbert Schatz, Jörg-Uwe Nieland: Zum Verhältnis von Fernsehen und Politik in Zeiten der Medialisierung politischer Kommunikation (376-399); Ulrich Sarcinelli:
Zur Unterschätzung der Eigenlogik des Politischen: Plädoyer für eine Rekontextualisierung
der politischen Kommunikationsforschung (400-409).
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[256-L] Imhof, Kurt:
Die aktuelle Rolle der Medien in der politischen Kommunikation: zu einem vernachlässigten
Aspekt der Informationsgesellschaft, in: Gérald Berthoud, Albert Kündig, Beat Sitter-Liver
(Hrsg.): Informationsgesellschaft : Geschichten und Wirklichkeit ; 22. Kolloquium (2003) der
Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften, Fribourg: Acad. Press Fribourg, 2005, S. 65-76, ISBN: 3-7278-1467-5 (Standort: SUB Bremen(46)-SOZ312.7/I799)
INHALT: "In diesem Beitrag werden die wichtigsten Gefährdungsdiagnosen der Gesellschaftstheorie hinsichtlich der Integrationsfunktion öffentlicher Kommunikation diskutiert. Dies
wird auf der Basis empirischer Resultate aus zeitreihenanalytischen Untersuchungen der öffentlichen politischen Kommunikation in der Schweiz seit den 60er-Jahren vorgenommen.
Dabei wird gezeigt, dass sich die öffentliche politische Kommunikation - und damit eben das
Politische selbst - in kurzer Zeit folgenreich neu konstituiert hat und einige Gefährdungsdiagnosen entwertet, andere aber plausibilisiert und akzentuiert. Letzteres bezieht sich insbesondere auf die Reduktion des Rationalitätsgehalts politischer Öffentlichkeit." (Autorenreferat)
[257-L] Kathage, Andrea:
Mehr als Reden zum Fenster hinaus: zur Relevanz öffentlicher Kommunikation für den
privaten Konsens, (Essener Studien zur Semiotik und Kommunikationsforschung, Bd. 14), Aachen: Shaker 2005, VII, 163 S., ISBN: 3-8322-3662-7 (Standort: Ub Siegen(465)-31OCS2478)
INHALT: Anknüpfend an kommunikationswissenschaftliche Theorieansätze Gerold Ungeheuers
beschreibt die Verfasserin kommunikative Prozesse im Plenarsaal. Dabei wird gezeigt, dass
der Idealtypus der vollkommen freien Wechselrede nicht erreicht werden kann, dass er zudem
auch nicht der besseren Verständigung dienen würde. Die Verfasserin setzt sich zunächst mit
Positionen aus den Bereichen Linguistik und Politikwissenschaft auseinander, die die Kommunikationsprozesse der Abgeordneten im Deutschen Bundestag kritisieren. Mit Hilfe der
Termini "Öffentlichkeit" und "privater Konsens" werden sodann Kommunikationshandlungen
der Abgeordneten im Hinblick auf deren interne Funktion für den Bundestag analysiert. In
der öffentlichen Kommunikation formen, überprüfen und bestätigen die Abgeordneten ihren
privaten Konsens, die Grundvoraussetzung jeglicher Kommunikation. Erst im Hinblick auf
die Öffentlichkeit der Wähler bildet der Bundestag durch öffentliche Kommunikation seinen
eigenen Konsens. Ein Vergleich öffentlicher Kommunikation im Plenarsaal mit Prozessen der
Alltagskommunikation zeigt, dass die Grundlagen jedes Kommunikationsprozesses im Alltag
zu finden sind. Abschließend wird gefragt, welche Funktionen der Konsens innerhalb der Gesellschaft sowie einzelner Gruppen erfüllt, wie er entsteht, bewahrt und zerstört werden kann.
(ICE2)
[258-L] Kersting, Norbert; Cronqvist, Lasse:
Comparative studies: problem or solution: the political culture of democratization, in: Norbert Kersting, Lasse Cronqvist (Hrsg.): Democratization and political culture in comparative perspective : Festschrift for Dirk Berg-Schlosser, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 1536, ISBN: 3-8100-4159-9 (Standort: ULB Münster Zweigbibl. Sozialwiss. (6A)-ME3370/71)
INHALT: Im ersten Teil ihres Beitrags befassen sich die Autoren mit Problemen der Demokratisierung. Sie behandeln die Bedeutung institutioneller Faktoren für den Erfolg von Demokrati-
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sierungsprozessen, die von T. Schiller formulierten fünf "Prinzipien und Qualifizierungskriterien" der Demokratie sowie Phasen und Strategien im Prozess der Demokratisierung und fragen nach gesellschaftlichen Milieus (Eliten, Mittelschichten, Unterklassen) als Akteuren in
diesem Prozess. Der zweite Teil des Beitrags ist Aspekten der politischen Kultur und der politischen Kulturforschung gewidmet, wobei die Problematik internationaler Vergleiche den
Hintergrund der Überlegungen bildet. Hier geht es um die politische Sozialisation als Kernelement politischer Kultur, um Vertrauen, politische Partizipation und Legitimität als Charakteristika einer demokratischen politischen Kultur, um das Phänomen der Zufriedenheit oder
Unzufriedenheit mit "der Politik" und um die Frage politischen Wandels. Der dritte Teil des
Aufsatzes gibt einen Überblick über die sich anschließenden Einzelbeiträge des Sammelbandes, den die Verfasser mit ihren Überlegungen einleiten. (ICE)
[259-L] Kokott, Juliane:
Laizismus und Religionsfreiheit im öffentlichen Raum, in: Der Staat : Zeitschrift für Staatslehre
und Verfassungsgeschichte, deutsches und europäisches öffentliches Recht, Bd. 44/2005, H. 3, S.
343-365 (Standort: UuStB Köln(38)-FHM XF7; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Dieser Beitrag beschäftigt sich mit Laizismus und Religionsfreiheit im öffentlichen
Bereich und konzentriert sich dabei auf das Konfliktfeld zwischen Staaten christlicher Prägung und dem Islam. Es gibt drei verschiedene Modelle, mit denen man das Verhältnis zwischen Staat und Religionsgemeinschaft charakterisieren kann: das Staatskirchenmodell, das
Trennungsmodell und das deutsche Modell einer partnerschaftlichen Trennung, auch Kooperationsmodell genannt. Dabei ist das Staatskirchenmodell, heute beispielsweise noch in
Großbritannien etabliert, für die Bundesrepublik verfassungsrechtlich ausgeschlossen. Anders
als in Frankreich kam es in Deutschland nie zu einem endgültigen Bruch im Sinne einer strikten Trennung von Staat und Kirche. Das deutsche Kooperationsmodell lässt sich als hinkende
Trennung von Religion und Staat umschreiben. Das Grundgesetzt anerkennt die Kirchen, aber
auch die Religionsgesellschaften in der Tradition der Weimarer Reichsverfassung als Körperschaften des öffentlichen Rechts. Dies ist eine bewusste Absage an das französische Trennungsmodell, das man gerade in Weimar zeitlich unmittelbar vor Augen hatte: Religion und
Kirche sollten nicht vollständig auf den Bereich des Privaten verwiesen werden. Abschließend plädiert der Verfasser für den religionsneutralen, aber nicht religionsblinden Staat im
Rahmen eines fortentwickelten, modernen Kooperationsmodells. (ICB2)
[260-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr. (Leitung):
Politikberatung von innen: Über das politische Informationsmanagement des politischen
Spitzenpersonals
INHALT: Wolfgang Schäuble im Jahr 1998 über Bundeskanzler Helmut Kohl: "Ich habe von
Anfang an im Grunde das Prinzip haben können: ich mache das schon richtig, so wie er es
wollen würde, wenn er es wüsste" (Zitat aus dem Buch Korte: "Deutschlandpolitik in Helmut
Kohls Kanzlerschaft. Regierungsstil und Entscheidungen", Stuttgart 1998, S. 210). Sind solche "vertrauten Paare" die notwendige Bedingung für den Entscheidungsprozess der politischen Spitzenakteure? Sind sie existentieller Teil der internen Politikberatung? Auf welcher
Informationsgrundlage entscheiden Kanzler, Ministerpräsidenten, Minister? Wie gestalten die
handelnden Akteure das entscheidende Informationsmanagement? Die Information ist wich-
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
tiger Teil der Politikberatung. Sie wird zuallererst aus dem institutionellen Umfeld bereitgestellt, sozusagen als Politikberatung von innen. Idealtypisch wird die so gewonnene Informationsgrundlage durch Politikberatung von außen ergänzt. Um diese Fragen systematisch anzugehen, problematisierte die Forschungsgruppe Regieren die administrativen, die strategischen und personalen Prozesse der internen Politikberatung.
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der
Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0203-379-2041, Fax: 0203-379-2318, e-mail: [email protected])
[261-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr. (Leitung):
Die politischen Realitätswahrnehmung von politischen Spitzenakteuren: Das Beispiel der
Büroleiter
INHALT: Die Variable "Realitätsverluste", die im Projekt zum Aufstieg und Fall von Regierungen als eine entscheidende Variable im Umfeld des Machtabstiegs von Bundeskanzlern analysiert wurde, soll in einem größeren empirischen Projekt getestet werden. Wie und durch
welche Personen nehmen Spitzenakteure wie Bundeskanzler, Ministerpräsidenten, Minister
ihre politische Realität wahr? Wie zufällig, wie berechnend, wie erwartbar gehen parallel zur
Organisation des Tagesgeschäfts auch policy-Akzentuierungen damit einher? Wie verengt,
wie erweitert sich die politische Realitätswahrnehmung durch persönliche Organisation des
Regierungsalltags? In einer ersten Phase soll in einer Konferenz die Grundproblematik in Zusammenarbeit mit einigen Büroleitern erarbeitet werden, um vergleichbare Messgrößen ermitteln zu können.
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der
Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0203-379-2041, Fax: 0203-379-2318, e-mail: [email protected])
[262-F] Korte, Karl-Rudolf, Prof.Dr.rer.pol.Dr.phil. (Bearbeitung):
Realitätsverlust politischer Spitzenakteure?
INHALT: Wer vermittelt politischen Spitzenakteuren wie dem Bundeskanzler, Ministerpräsidenten und Ministern die politische "Realität"? Über welche Mechanismen nehmen Politiker ihr
Umfeld und die Welt, die sie regieren, wahr? Wie verengt oder erweitert sich die politische
Realitätswahrnehmung durch die individuelle Organisation des Regierungsalltags? Dieses
Projekt der Forschungsgruppe Regieren soll anhand konkreter Beispiele aus unterschiedlichen
Politikfeldern ermitteln, wie die Realitätswahrnehmung politischer Spitzenakteure durch Personen aus ihrem Umfeld und durch weitere intermediäre Strukturen beeinflusst wird. Besonderes Interesse gilt dabei der Kategorie "Realitätsverlust", die als entscheidender Erklärungsfaktor für den Machtverlust politischer Spitzenakteure identifiziert wurde. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
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INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der
Bundesrepublik Deutschland (47048 Duisburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0203-379-2041, Fax: 0203-379-2318,
email: [email protected])
[263-F] Kreiner, Maria, Dipl.-Soz.Wiss. (Bearbeitung); Naßmacher, Karl-Heinz, Prof.Dr.; Patzelt,
Werner J., Prof.Dr. (Betreuung):
Amt auf Zeit. Eine Verbleibsstudie über ehemalige Bundestagsabgeordnete
INHALT: Die Dissertation befasst sich mit dem beruflichen und politischen Verbleib ausgeschiedener Bundestagsabgeordneter. Ausgehend von der Tatsache, dass das Bundestagsmandat ein
Amt auf Zeit ist, die Bundestagsabgeordneten dieses Mandat in der Regel hauptberuflich ausüben und häufig die Verbindungen zum vorherigen Beruf abgebrochen haben, stellt sich die
Frage, was mit Bundestagsabgeordneten geschieht, die ihr Mandat durch eine Wahlniederlage
verloren, keine Rückkehrmöglichkeit zu ihrer vorherigen Arbeitsstelle und noch nicht das
Pensionsalter erreicht haben. Werden sie durch Positionen aufgefangen, welche die Parteien
ihnen schaffen? Bekommen sie einen hoch dotierten Aufsichtsratsposten in der Wirtschaft?
Haben sie für das Ausscheiden aus dem Amt in irgendeiner Hinsicht Vorsorge getroffen? Oder hat, wer einmal die Politik zum Beruf hatte, auf jeden Fall für den Rest seines Lebens
ausgesorgt? In der Literatur zur Elitenforschung wurde immer wieder festgestellt, dass Studien über den Verbleib von ausgeschiedenen Berufspolitikern fehlen. Was bislang erforscht
wurde, war vor allem der Zugang zum politischen Amt (Rekrutierung), seine Ausübung, welche Einstellungen die Amtsträger haben und wie ihre politischen Karrierewege verliefen. Die
Frage des Ausscheidens aus der Politik wurde zwar vereinzelt aufgeworfen, aber stets nur als
Teilfrage eines übergeordneten Kontextes behandelt und bildete nie ausschließlich den Forschungsgegenstand. Zu dieser Forschungslücke möchte diese Arbeit mit Hilfe qualitativer
leitfadengeführter Intensivinterviews einen ersten Beitrag leisten. ZEITRAUM: ehemalige
Bundestagsabgeordnete, die 1994 oder 1998 ausgeschieden sind GEOGRAPHISCHER
RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Es wurden qualitative Leitfadeninterviews durchgeführt. Im Zeitraum von März 20
03 bis März 2004 wurden insgesamt 38 ehemalige Bundestagsabgeordnete in ganz Deutschland in einem persönlichen Gespräch von der Verfasserin über ihre Situation nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag befragt. Anhand eines Gesprächsleitfadens wurde der berufliche
und politische Werdegang vor, während und nach dem Bundestagsmandat erfragt. Dabei bildete der berufliche Verbleib nach dem Mandatsende den Schwerpunkt der Befragung. Ferner
wurde erhoben, ob für den Fall des Ausscheidens aus dem Amt Vorsorge getroffen wurde und
was die persönliche Situation nach dem Bundestagsmandat am stärksten kennzeichnete. Die
Untersuchung kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass die wenigsten der Befragten zu
ihrer vorherigen Tätigkeit zurückgekehrt sind, obwohl die Mehrzahl von ihnen eine Rückkehrrecht und damit eine Arbeitsplatzgarantie hatte. Insbesondere die befragten "Beamten"
und "Angestellten des öffentlichen Dienstes" orientierten sich nach dem Mandatsende beruflich neu. Als Hauptgrund dafür lässt sich die geringe Motivation der Betroffenen feststellen,
sich wieder in ihr vorheriges Berufsfeld zu integrieren. Sie wollten ihre im Bundestag erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten nach dem Mandatsende beruflich nutzen. Auf der sicheren
Basis einer Arbeitsplatzgarantie konnten sie beruflich experimentieren und sich zum Beispiel
selbständig machen. Die Untersuchung zeigt aber auch Fälle von Befragten, die nach dem
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
Mandatsverlust in eine wirtschaftliche Notlage geraten sind. Diese Befragten hatten kein
Rückkehrrecht zu ihrer vorherigen Stelle und mussten noch etliche Jahre bis zum Pensionsalter überbrücken, wofür das Übergangsgeld bei weitem nicht ausreichte. Sie hatten große
Schwierigkeiten als ehemalige Berufspolitiker auf dem Arbeitsmarkt eine Stelle zu bekommen und eine Integration in das vorherige Berufsfeld war ausgeschlossen. Die Parteizugehörigkeit, aber auch ihre Managementfähigkeiten und Führungskompetenzen waren insbesondere für Stellenangebote der mittleren Positionsebene behindernde Faktoren für eine Anstellung.
Die Rolle der Parteien für einen beruflichen Wiedereinstieg nach dem Mandatsende wurde
von den Befragten überwiegend negativ beurteilt. In dem Verhaltensrepertoire der Parteien
gegenüber ausgeschiedenen Kolleginnen und Kollegen, die eine Hilfe ihrer Partei gebraucht
hätten, befanden sich folgenlos gebliebene Unterstützungsbekundungen, schlichte Ignoranz
bis hin zu Begegnungsvermeidungen. Hingegen gab es Befragte, die Stellenangebote der Parteien erhielten, die sie gar nicht brauchten und auch nicht wollten. Die Untersuchungsergebnisse legen nahe, dass die Parteien disponible Posten nach dem Nutzen vergeben, den sie
noch aus einem ausgeschiedenen Bundestagsabgeordneten ziehen können und nicht nach dem
Prinzip der Solidarität mit an einer Wiederwahl Gescheiterten. Die Fälle von Abgeordneten,
die nach einem Mandatsverlust in eine wirtschaftliche Notlage geraten, repräsentieren sicherlich nicht die Mehrheit der ehemaligen Bundestagsabgeordneten, aber sie relativieren das Klischee vom ausgeschiedenen Berufspolitiker, der für den Rest seines Lebens materiell ausgesorgt habe. DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 38; ausgeschiedene
MdB 1994 und 1998; Auswahlverfahren: Zufall).
ART: Dissertation BEGINN: 2002-12 ENDE: 2005-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution
INSTITUTION: Universität Oldenburg, Fak. 04 Human- und Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Abt. Empirische Demokratieforschung (26111 Oldenburg)
KONTAKT: Institution (e-mail: [email protected])
[264-L] Kreis, Georg (Hrsg.):
Erinnern und Verarbeiten: zur Schweiz in den Jahren 1933-1945, (Itinera, 25), Basel: Schwabe 2004, 160 S., ISBN: 3-7965-2073-1
INHALT: Das 'lange Beschweigen der schweizerischen Verstrickung in das Geschehen des Zweiten Weltkriegs' (40) und das Unbehagen der Schweizer darüber, dass der Holocaust zur Legitimation supranationaler Eingriffe dient (z. B. beim Boykott der EU gegen Österreich 2000),
gehören zu den Themen dieses Sammelbandes. Neben den Beiträgen, die sich der Vergangenheitsdebatte im engeren politischen Sinne widmen, reflektiert u. a. die Literaturprofessorin
Ursula Amrein über die Anlehnung und Abgrenzung vom deutschen Kulturraum. Der Band
erscheint in der Folge des ersten 'Schweizerischen Geschichtstags', den die Schweizerische
Gesellschaft für Geschichte Anfang 2003 an der Universität Freiburg veranstaltete. Allerdings
sind nur die ersten beiden Beiträge Tagungsvorträge. Der Historiker Moritz Csaky erinnert
einleitend daran, dass sich das kollektive Bewusstsein nicht erst vor dem Hintergrund der
(medialen) Globalisierung nicht deckungsgleich mit nationalen Identitätskonstruktionen entwickelt. Gleichwohl seien Gedächtnis und Erinnerung seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu leitenden Denkfiguren geworden. Vor dem Hintergrund von Zivilisationsbrüchen
und radikalen Transformationen werde einmal mehr deutlich, dass 'Identität kein fester Besitz, sondern ein Prozess ist' (27). Aus dem Inhaltsverzeichnis: Moritz Csaky: Die Mehrdeutigkeit von Gedächtnis und Erinnerung (7-30); Urs Altermatt: Verspätete Thematisierung des
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
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Holocaust in der Schweiz (31-55); Thomas Maissen: Führerlosigkeit als Normalzustand. Die
Schweizer Weltkriegsdebatte und die Krise um die nachrichtenlosen Vermögen in einer langfristigen Perspektive (57-69); Ursula Amrein: Der doppelte Ort. Die deutschsprachige Literatur in der Schweiz 1880 bis 1950 (71-88); Christian Koller: Der ausgestellte Volkskörper.
Sport an der schweizerischen Landesausstellung 1939 (89-117); Georg Kreis: Zwischen
Mangel und Überfluss. Das Versorgungsproblem der Jahre 1939-1942 aus der Sicht des 'Nebelspalters' (119-140); Anne Yammine: Humanitäre Propaganda am Ausgang des Zweiten
Weltkriegs. Die 'Schweizer Spende für die Kriegsgeschädigten' 1944-1948 (141-154). (ZPol,
VS)
[265-L] Krysmanski, Hans Jürgen:
Hirten & Wölfe: wie Geld- und Machteliten sich die Welt aneignen oder: Einladung zum
Power Structure Research, Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot 2004, 205 S., ISBN: 3-89691602-5
INHALT: Dass hinter den politischen Eliten meist auch der Einfluss von Personengruppen mit
viel Geld steht, wird insbesondere für die USA häufig diskutiert. Der Autor untersucht den
Einfluss dieser Geld-Eliten aus vornehmlich soziologischer Perspektive. Dabei werden einerseits konkrete Netzwerke, Beziehungen und Einflussnahmen exemplarisch dargestellt, andererseits setzt sich Krysmanski mit dem aus den US-amerikanischen Theorieströmungen adaptierten theoretischen Konzept des Power Structure Research auseinander, mit dessen Hilfe
diese Beziehungen beschrieben und analysiert werden können. Im Kern handelt es sich um
ein erweitertes und modernisiertes Klassenkonzept: Demnach haben sich die herrschenden
Klassen in sich ausdifferenziert und sind in vier verschiedenen Gruppen quasi arbeitsteilig
organisiert, um den Erhalt ihrer Macht zu sichern. Diese Gruppen lassen sich modellhaft in
konzentrischen Ringen um die im Zentrum stehenden Superreichen gruppieren, wobei zwischen den verschiedenen 'Ringburgen' netzwerkartige Strukturen bestehen. Diese Zusammenhänge erläutert der Autor vorwiegend anhand der US-amerikanischen Verhältnisse. Daneben
enthält das Buch Interviews zum Thema sowie einen Beitrag von Rainer Rilling, der sich mit
der aktuellen politischen Situation in den USA befasst. Einige Kapitel sind bereits anderweitig als Einzelbeiträge veröffentlicht worden. (ZPol, VS)
[266-L] Lamla, Jörn:
Zivilität und Konsum: die Bürgerkultur im Prozess gesellschaftlicher Vermarktlichung, in:
Michael Corsten, Hartmut Rosa, Ralph Schrader (Hrsg.): Die Gerechtigkeit der Gesellschaft,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 281-308, ISBN: 3-531-14401-4
INHALT: Der Beitrag vertritt die These, dass angesichts der unter dem Schlagwort der Globalisierung diskutierten ökonomischen Veränderungsprozesse und des damit verbundenen relativen Niedergangs nationalstaatlicher politischer Spielräume und des Machtzuwachses transnational operierender Konzerne weniger die Entscheidung des politischen Bürgers als vielmehr
die Dezision des Konsumenten ist, über die in der Gegenwartsgesellschaft moralische Ansprüche geltend gemacht werden. Der Autor prüft dabei die kulturellen und institutionellen
Voraussetzungen eines "politischen Konsums", der auf eine normativ anspruchsvolle Weise
gesellschaftliche Entwicklungen durch auch an moralischen Kriterien ausgerichtete Kaufentscheidungen und -verweigerungen wenn nicht zu steuern, so doch zu beeinflussen vermag.
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
Diese "Neue Konsum-Bürgerschaftlichkeit", die dem Verlust des politischen Steuerungsanspruches Rechnung tragen soll, ohne die Hoffnung auf eine gesellschaftliche Durchsetzung
von Gerechtigkeitsorientierungen preiszugeben, ist jedoch ihrerseits von gesellschaftlichen
Bedingungen abhängig, welche die Konsumsphäre selbst nicht zu erzeugen vermag und die in
der Spätmoderne zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich sind. Zum bürgerschaftlichen
Protest gegen die "Vermarktlichung des Sozialen" kommt es nur, wo bereits ein reflexives
Wissen von den institutionellen Zusammenhängen der kapitalistischen Gegenwartsgesellschaft vorliegt. Aber auch die diffuse Verweigerung erzeugt schon einen latenten Druck auf
die Konsument(inn)en-Bürgerschaft, sich von der marktkulturellen Werteordnung ein Stück
zu lösen und andere Lebenswerte - nicht zuletzt Gerechtigkeit - zu beachten oder zu verteidigen. (ICA2)
[267-L] Leggewie, Claus; Meyer, Erik:
'Ein Ort, an den man gerne geht': das Holocaust-Mahnmal und die deutsche Geschichtspolitik nach 1989, München: Hanser 2005, 397 S., ISBN: 3-446-20586-1
INHALT: Das 'Denkmal für die ermordeten Juden Europas' müsse ein Ort sein, an den man gerne
geht, schreiben die Gießener Politikwissenschaftler Leggewie und Meyer im Rückgriff auf
eine leicht missverständliche Formulierung des Bundeskanzlers - nicht im Sinne eines Vergnügens, sondern mit der freiwilligen 'Bereitschaft', sich durch die erinnerten Taten irritieren
und verunsichern zu lassen' (23). Würde niemand das Denkmal besuchen, wäre es sinnlos. Ob
es an sich eine gute oder schlechte Idee ist, wird ausdrücklich nicht thematisiert. Die Autoren
analysieren vielmehr die Entscheidungen und Prozeduren bis zum Zeitpunkt der Einweihung,
wobei sie den gesamten Prozess als 'Lehrstück der Geschichtspolitik' (12) verstehen und als
Politikfeld behandeln. Aufgezeigt wird die Entwicklung seit der Rede Richard von Weizsäckers am 8. Mai 1985, anhand des Historikerstreits, der Einrichtung der Neuen Wache als nationalen Gedenkort, der doppelten Vergangenheit Buchenwalds und der Durchsetzung der
These von der Einzigartigkeit des Holocausts. Im Hauptteil folgen die 'politische Geschichte,
die Irrungen und Wirrungen' (21) des Denkmalprojektes, wobei die Autoren das Augenmerk
immer wieder auf die nicht-intendierten Folgen politischen Handelns richten. Demnach
kommen dem Schriftsteller Martin Walser, der 1998 nicht immer an die Vergangenheit erinnert werden wollte, große Verdienste bei der Durchsetzung des Projekts zu - durch seine Art
der ablehnenden Geschichtsbetrachtung seien Befürworter des Denkmals gewonnen und mobilisiert worden. Leggewie und Meyer sehen in dem Denkmal einen 'herausragende(n) Meilenstein' auf einem 'dialektischen' Weg von Bonn nach Berlin' (34). Die gründlich aufgearbeitete Vergangenheit sei für Schröder, der in dieser Hinsicht mit seiner linksliberalen Regierung
glaubwürdiger sei als sein konservativer Vorgänger, eine Rückversicherung bei der Durchsetzung Deutschlands als internationaler Machtfaktor. 'Überspitzt formuliert: Man skandalisierte
den dicken Schlussstrich, um ihn feiner ziehen zu können.' (33). (ZPol, VS)
[268-L] Leif, Thomas:
Rückgewinnung gesellschaftlicher Funktionen: die Medien in der Rolle der "Vierten Gewalt", in: Christoph Fasel (Hrsg.): Qualität und Erfolg im Journalismus, Konstanz: UVK Verl.Ges., 2005, S. 31-48, ISBN: 3-89669-700-5
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INHALT: Der Fernsehreporter und Vorsitzende des Netzwerks Recherche beschreibt unter politologischem Blickwinkel das Beziehungsgeflecht aus politischer und wirtschaftlicher Macht,
das den Journalismus zu korrumpieren droht. Er erinnert an die unveräußerliche Kritikfunktion des Journalismus, die es zu stärken gilt. Die rechtlichen Privilegien der "Vierten Gewalt"
werden durch den Grundkonsens bestimmt, dass je größer das Informationsinteresse der Öffentlichkeit an einem bestimmten Vorgang ist, desto wichtiger das Grundrecht der Pressefreiheit vor den übrigen Grundrechten und allgemeinen Gesetzen ist. Mit sich veränderndem Informationsinteresse der Gesellschaft und unter geänderten medialen Rahmenbedingungen,
stellt sich die Frage nach einem Abbau der Schutzrechte der Pressefreiheit. Die Aushöhlung
der Rolle der Medien erfolgt auf vielen Ebenen, wobei der Einfluss der PR-Industrie auf den
Journalismus am wirksamsten zu sein scheint. Noch ist die Rolle der Medien nicht akut bedroht aber durch die detailliert beschriebenen Tendenzen gefährdet. "Alle Tendenzen, den
Medienbetrieb weiter zu kommerzialisieren und gleichzeitig die Arbeitsbedingungen für recherchierenden Journalismus zu begrenzen, müssen abgewehrt werden." (UN)
[269-F] Leuschner, Vincenz (Bearbeitung):
Politische Freundschaften. Zur Bedeutung persönlicher Beziehungen für das Handeln politischer Führungsgruppen
INHALT: keine Angaben
ART: keine Angabe BEGINN: 2004-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine
Angabe
INSTITUTION: Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät III, Berlin Graduate
School of Social Sciences -BGSS- (Jägerstr. 10-11, 10117 Berlin)
KONTAKT: Institution (e-mail: [email protected])
[270-L] Maissen, Thomas:
Verweigerte Erinnerung: nachrichtenlose Vermögen und Schweizer Weltkriegsdebatte 19892004, Zürich: Verl. Neue Zürcher Zeitung 2005, 729 S., ISBN: 3-03823046-4 (Standort: UuStB
Köln(38)-32A5048)
INHALT: Die vorliegende Untersuchung handelt davon, wie zuerst eine Institution - das Schweizer Bankensystem - und dann ein ganzes Land das Vertrauen einer globalisierten Öffentlichkeit verloren, weil die Revision des eigenen Geschichtsbildes und die damit notwendig werdende Bewältigung der eigenen Vergangenheit nicht oder nicht schnell genug vollzogen wurden. Die Untersuchung vollzieht sich in vier Schritten. Im ersten Schritt wird die Vorgeschichte der "Schweizer Weltkriegsdebatte" aufgezeigt - die Situation des Finanzplatzes
Schweiz im Zweiten Weltkrieg und der Umgang mit den nachrichtenlosen Vermögen 1945
bis 1995. Der zweite Teil ist den Rahmenbedingungen der Debatte gewidmet. Hier geht es
u.a. um die Außen- und Innenpolitik der USA nach dem Ende des Kalten Krieges, die Rolle
jüdischer Organisationen, Probleme der schweizerischen Historiographie, den Antisemitismus
in der Schweiz sowie die Rolle der Medien. Im dritten Schritt erfolgt eine detaillierte chronologische Aufarbeitung der Verhandlungen und der Konflikts um die nachrichtenlosen Vermögen von den ersten Bemühungen Akiva Lewinskys bis zu den Verhandlungen des zweiten
Claims Resolution Tribunal. Der Band schließt mit einer zusammenfassenden Würdigung von
Voraussetzungen, Verlauf und Ausgang des Konflikts. (ICE)
178
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
[271-L] Marr, Mirko:
Internetzugang und politische Informiertheit: zur digitalen Spaltung der Gesellschaft, (Forschungsfeld Kommunikation, Bd. 19), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2005, 255 S., ISBN: 3-89669475-8 (Standort: UB Duisburg(464)-01OVI4890)
INHALT: "In der Diskussion um die Chancengleichheit im Informationszeitalter wurden die
sozialen und regionalen Disparitäten bei der Ausbreitung des Internets als Indikatoren für die
Gefahr einer digitalen Spaltung der Gesellschaft gedeutet. Der Autor setzt sich kritisch mit
der Forschung zu dieser Debatte auseinander und problematisiert dabei nicht die Existenz von
Zugangsklüften, sondern deren Deutung als soziale Bedrohung. Am Beispiel politischer Informiertheit zeigt er, dass Internetnutzer zwar über einen höheren politischen Informationsstand verfügen, dieser Ressourcenvorsprung allerdings nur bedingt durch den Internetzugang
erklärt werden kann." (Autorenreferat)
[272-F] Münkel, Daniela, Dr. (Bearbeitung); Saldern, Adelheid von, Prof.Dr. (Leitung):
Willy Brandt und die "Vierte Gewalt". Politik, Massenmedien und politische Kultur in der
Bundesrepublik der fünfziger und sechziger Jahre
INHALT: Im Mittelpunkt des Forschungsprojektes steht die Frage nach dem Verhältnis von Politik und Massenmedien in seinen Auswirkungen auf die politische Kultur der Bundesrepublik
von den fünfziger bis Anfang der siebziger Jahre. Dieser Zeitraum ist durch einen tiefgreifenden Wandel gekennzeichnet, der sich vor dem Hintergrund der politischen und gesellschaftlichen Veränderugnen sowie der Umgestaltung der Medienlandschaft, vor allem durch den
Aufstieg des Fernsehens zum neuen Leitmedium, vollzog. Die wachsende Bedeutung der
Massenmedien bei der Vermittlung von Politik sowie als Informationsmedium der politischen
Meinungsbildung hatte Auswirkungen auf die politische Kultur der Bundesrepublik: die Formen der Selbstdarstellung von Politikern, das Verhältnis von Politik und Öffentlichkeit sowie
die Kommunikationsstrukturen im politischen Raum begannen sich zu wandeln. Dieser Prozess soll vor allem anhand der Vorreiterrolle des Politikers Willy Brandt und seiner Medienpolitik, von den fünziger Jahren bis zum Wahlkampf des Jahres 1972, konkretisiert werden.
In der Verknüpfung von Politik- und Mediengeschichte ist das Projekt ein Beitrag zur Geschichte der Bundesrepublik, unter einem wesentlichen Blickwinkel, der bisher von der historischen Forschung kaum berücksichtigt wurde. ZEITRAUM: 1950er Jahre bis 1972 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
VERÖFFENTLICHUNGEN: Münke, Daniela: Willy Brandt und die "Vierte Gewalt". Politik
und Massenmedien in den 50er bis 70er Jahren. Campus Historische Studien, Bd. 41. Frankfurt: Campus 2005, 329 S. ISBN 3-593-37871-X.
ART: Habilitation; gefördert BEGINN: 2000-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Hannover, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar (Im Moore
21, 30167 Hannover)
KONTAKT: Leiterin (e-mail: [email protected]); Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[273-L] Pfannes, Petra:
'Powerfrau', 'Quotenfrau', 'Ausnahmefrau' ...?: die Darstellung von Politikerinnen in der
deutschen Tagespresse, Marburg: Tectum Verl. 2004, 112 S., ISBN: 3-8288-8649-3
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
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INHALT: Trotz der Erfolge einzelner Frauen sei die Berichterstattung über Politik - wie die Politik selbst auch - nach wie vor männlich dominiert. Anknüpfend an diesen doppelten Befund
wirft die Autorin die Frage auf, ob sich in der Presse über 'Frauen, die in einen klassischen
Männerbereich eingedrungen sind' (1) Unterschiede gegenüber der Darstellung männlicher
Politiker nachweisen lassen. Pfannes unterzieht die SZ, die FAZ und 'Die Welt' einer quantitativen Inhaltsanalyse (Basis: 314 per Schlagwort im Titel zufällig ausgewählte Artikel), die
das Frauenbild rekonstruiert, das hinter der Berichterstattung über die Bundesministerinnen
der 14. Wahlperiode steht, und nach tradierten Rollenmustern in der Haltung gegenüber weiblichen Machtträgern sucht. (ZPol, VS)
[274-F] Reinhardt, Sibylle, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Konfliktfähigkeit als Demokratiekompetenz
INHALT: In einem Entwurf von fünf Demokratiekompetenzen spielt Konfliktfähigkeit die zentrale Rolle. Empirisch ist bisher nichts untersucht - mit einem Mehrebenenansatz werden Operationalisierungen vorgeschlagen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Kompetenz - Konzept für Demokratie
ART: Eigenprojekt BEGINN: 2004-04 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution
INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät, Institut für Politikwissenschaft Professur für Didaktik der Sozialkunde (06099 Halle)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[275-F] Rucht, Dieter, Prof.Dr.; Yang, Mundo, Dipl.-Pol.; Zimmermann, Ann, Dipl.-Soz. (Bearbeitung):
Besonderheiten netzbasierter politischer Kommunikation am Beispiel des Genfood-Diskurses
INHALT: Vielfach wird vermutet, das Internet habe eine Reihe von Qualitäten, die einer aktiven
Teilnahme der Bürgerschaft an öffentlichen Debatten besonders förderlich seien. Diesen Annahmen wird im Rahmen einer überwiegend quantitativ ausgerichteten Analyse des deutschsprachigen Diskurses zum Thema Genfood nachgegangen. Fragestellung: Um die Besonderheiten netzbasierter politischer Kommunikation zu analysieren, wurden Webseiteninhalte
und einschlägige Tageszeitungen miteinander verglichen. In Hinsicht auf die unterstellten
demokratieförderlichen Möglichkeiten des Internets wurde erforscht, ob auch periphere politische Akteure eine größere Sichtbarkeit erlangen, ob das Internet ein breiteres argumentatives Spektrum bietet, ob eine stärker interaktive und dezentrale Kommunikation vorzufinden
ist, ob vermehrt internationale Vernetzungen zu erkennen sind, und schließlich ob im Internet
politische Mobilisierung in Gang gesetzt wird. Ergebnisse: In der Tendenz lassen sich die
vermuteten Besonderheiten empirisch nachweisen. Das Spektrum der Akteure, Argumente
und Partizipationsmöglichkeiten ist im Internet breiter. Allerdings scheint das Internet als
Medium der politischen Mobilisierung überschätzt zu werden. Die Bestätigung der Untersuchungshypothesen fällt weit schwächer aus, als es die theoretische Literatur nahe legt.
METHODE: Die Untersuchung wurde mit Verfahren der quantitativen Inhalts-, Webseiten- und
Linkanalyse für einen zehnwöchigen Zeitraum im Sommer 2004 durchgeführt. Dabei wurden
180
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insbesondere beim systematischen Vergleich von Internet und herkömmlichen Medien innovative Wege beschritten.
ART: Auftragsforschung; Gutachten BEGINN: 2004-05 ENDE: 2004-10 AUFTRAGGEBER:
Deutscher Bundestag FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie Forschungsgruppe Zivilgesellschaft, Citizenship und Politische Mobilisierung in Europa (Reichpietschufer 50, 10785 Berlin)
KONTAKT: Rucht, Dieter (Prof.Dr. e-mail: [email protected])
[276-L] Schlie, Ulrich:
Was von Hitler geblieben ist: das Dritte Reich und das politische Gegenwartsbewußtsein in
Deutschland, in: Europäische Rundschau : Vierteljahreszeitschrift für Politik, Wirtschaft und
Zeitgeschichte, Jg. 33/2005, Nr. 2, S. 29-49 (Standort: UuStB Köln(38)-XE337; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Anlässlich des 60. Jahrestags des Kriegsendes in Europa widmet sich der Beitrag dem
moralischen und materiellen Erbe des Hitlerreiches und seiner Bedeutung für die Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland. Für die Beantwortung der Fragestellung fallen vier
Beobachtungen ins Auge: Mit dem zeitlichen Abstand ist das Interesse an Hitler nicht geringer geworden. Es besteht grundsätzliche Einigkeit über die verbrecherische Natur der nationalsozialistischen Herrschaft. Über die richtige Form des Erinnerns wird immer noch gestritten. In den letzten 15 Jahren stehen immer mehr Einzelschicksale im Vordergrund. Der Beitrag befasst sich daher mit folgenden Fragen: Welche Formen des Erinnerns sind der deutschen Geschichte angemessen? Welche Teile der nationalsozialistischen Vergangenheit werden auch in Zukunft politisches Handeln bestimmen und welche Folgerungen sind daraus für
die deutsche und europäische Politik zu ziehen? Neben den zeitgeschichtlichen Konsequenzen des Nazi-Regimes für die weitere Entwicklung der Weltgeschichte geht es auch um die
geschichtswissenschaftlichen Debatten in und außerhalb Deutschlands. Die abschließenden
Überlegungen befassen sich mit dem zukünftigen Umgang mit deutscher Geschichte und den
Chancen, die darin liegen, trotz aller Ablehnung die nationalsozialistische Vergangenheit in
den größeren Zusammenhang der ganzen deutschen Geschichte zu stellen, um darüber auch
eine positive Identität zu ermöglichen. (ICH)
[277-F] Schönborn, Susanne (Bearbeitung); Bergmann, Werner, Prof.Dr. (Betreuung):
Jüdische Identität im Spiegel politischer Diskurse in der Bundesrepublik Deutschland
INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Technische Universität Berlin, Zentrum für Antisemitismusforschung (ErnstReuter-Platz 7, 10587 Berlin)
KONTAKT: Betreuer (e-mail: [email protected])
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7 Politische Kultur und Ethik, politische Eliten
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[278-F] Seifert, Markus, Dipl.-Medienwiss. (Bearbeitung); Vowe, Gerhard, Prof.Dr. (Betreuung):
Neue Morgenröte der Demokratie? Selektive Mobilisierung zu politischen Kommunikationsaktivitäten durch Internetnutzung (Teilprojekt im Rahmen des DFG-Projekts "Politische
Online-Kommunikation")
INHALT: Ausgangspunkt des Vorhabens bildet die These, das Internet könne die Bürger zur
Kommunikation über Politik mobilisieren, so z.B. zu einer intensiveren Information durch
Medien, wie Internet und Fernsehen, zu häufigeren Gesprächen über Politik und zu stärkerer
Partizipation, wie Demonstrationen. Es lassen sich empirische Belege dafür anführen, dass
sich in der Tat nach dem Hinzukommen des Internets zum Kommunikationsrepertoire der
Bürger deren politische Kommunikation in einigen Aktivitäten intensiviert. Damit wird der
Vortrag in einen demokratiepraktischen Kontext gerückt: Wir leben in einer Demokratie - aber in wieweit bietet das Internet neue Chancen einer Mobilisierung zu aktiver politischer
Kommunikation? Denn die zentralen Fragestellungen des Vorhabens sind nun: Handelt es
sich hierbei um generelle Effekte, welche für die gesamte Bevölkerung gelten oder existieren
diese mobilisierenden Effekte nur in einigen Bevölkerungsteilen? Führt das Internet bei der
Intensivierung der politischen Kommunikation zu einer weiteren Art der "Digitalen Spaltung"? Im Mittelpunkt der theoretischen Diskussion des Vorhabens stehen deshalb die aktuellen Entwicklungen der Digitalen Spaltung, der Verteilung und Nutzung von Netzzugängen in
der Bevölkerung und weiterführend der Faktoren, die eine ungleich intensive politische
Kommunikation der Bürger bedingen.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Seifert, M.: Wen mobilisiert das Internet zu politischer Kommunikation? Zur Untersuchung eines selektiven mobilisierenden Einflusses des Internets auf die
politische Kommunikation der Bürger vor dem Szenario einer Digitalen Spaltung. in: BuschJanser, Florian et al. (Hrsg.): Düsseldorfer Forum Politische Kommunikation: Akteure, Prozesse, Strukturen - Tagungsband 2005. Berlin: poli-c-books 2005 (im Druck).
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2004-01 ENDE: 2006-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Technische Universität Ilmenau, Fak. für Mathematik und Naturwissenschaften,
Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft Fachgebiet Empirische Medienforschung, Politische Kommunikation (Postfach 100565, 98684 Ilmenau)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 03677-69-4673, Fax: 03677-69-4650,
e-mail: [email protected])
[279-F] Seifert, Markus, Dipl.-Medienwiss. (Bearbeitung); Vowe, Gerhard, Prof.Dr. (Leitung):
Politische Online-Kommunikation. Veränderungen in der politischen Kommunikation durch
Online-Zugang? Empirische Untersuchung der individuellen Online-Nutzung im politischen
Kontext
INHALT: Ziel des Projektes ist es, die Wirkungen eines Internetzugangs auf die politische Kommunikation und Partizipation der Bürger zu untersuchen. Ausgangspunkt waren die Ergebnisse einer ersten regional begrenzten Querschnittuntersuchung aus dem Jahr 2001, die Hinweise
darauf gaben, in welchem Maße die Varianz politischer Aktivität durch den Internetzugang zu
erklären ist. Es wird nun eine Paneluntersuchung durchgeführt, welche die vorliegenden
Querschnittsdaten in ein Paneldesign integriert und diese Längsschnittuntersuchung um ein
bundesweit repräsentatives Panel ergänzt. Bisherige Befunde: 1. Manche Kommunikationsmöglichkeiten des Internets werden intensiv auch für politische Kommunikation genutzt. Ins-
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gesamt sind Internet-Nutzer deutlich politisch aktiver als Nicht-Nutzer. 2. Die Mobilisierung
von Internet-Nutzern ebbt nicht nach einer gewissen Erfahrungsphase wieder ab; im Gegenteil nehmen verschiedene Aktivitäten mit zunehmender Online-Erfahrung noch an Intensität
zu. 3. Dem Internet-Zugang lässt sich im varianzanalytischen Modell ein signifikanter Erklärungsanteil an der Zunahme politischer Aktivitäten zuweisen. Die Wirkung des Internetzugangs ist dabei zwar relativ moderat und nur einer neben anderen Faktoren, es gibt jedoch
keinen Faktor, dem eine größere Erklärungskraft als dem Internetzugang zukäme. Diese Ergebnisse leisten einen Beitrag zur aktuellen Diskussion über den Einsatz des Internets im politischen Prozess: Das Netz hat einen gewissen verstärkenden Einfluss auf politische Kommunikation und Partizipation ("Mobilisierung"). Es wird vor allem dort eingesetzt, wo es seine Stärken ausspielen kann, nämlich im Bereich interpersonaler Kommunikation und interaktiver Partizipation. Die ersten beiden Erhebungswellen wurden in den Jahren 2002 und 2003
durchgeführt. Das Projekt wurde im Jahr 2004 fortgesetzt und wird noch bis zum Ende des
Jahres 2005 von der DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) finanziert. Mit dieser Fortführung der Untersuchung können insbesondere längerfristige Veränderungen in der individuellen politischen Kommunikation beobachtet werden. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
VERÖFFENTLICHUNGEN: Emmer, Martin; Vowe, Gerhard: Digital divide: ein Mythos auf
dem Prüfstand. in: Gellner, Winand; Strohmeier, Gerd (Hrsg.): Freiheit und Gemeinwohl. Politikfelder und Politikvermittlung zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Baden-Baden: Nomos
2002, S. 179-193.+++Emmer, Martin: Politische Mobilisierung durch das Internet? Eine
kommunikationswissenschaftliche Untersuchung zur Wirkung eines neuen Mediums. München: Fischer 2005. ARBEITSPAPIERE: Vowe, Gerhard: DFG-Projekt "Veränderungen der
individuellen politischen Kommunikation durch Online-Zugang. Längsschnittuntersuchung
zur Prüfung einer Theorie rationaler Mediewahl." Fragebogen 2005. Befragung der 4. Welle
der bundesweiten Stichprobe (Wiederbefragung und Panel-Nachziehung). 27 S. Download
unter:
http://www.tu-ilmenau.de/fakmn/fileadmin/template/ifmk/fachgebiete/empk/Dokumente/PolKom/Online5b.pdf .
ART: gefördert BEGINN: 2001-08 ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Technische Universität Ilmenau, Fak. für Mathematik und Naturwissenschaften,
Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft Fachgebiet Empirische Medienforschung, Politische Kommunikation (Postfach 100565, 98684 Ilmenau); Universität Düsseldorf, Philosophische Fakultät, Sozialwissenschaftliches Institut Lehrstuhl für Kommunikations- und Medienwissenschaft I (Universitätsstr. 1, 40225 Düsseldorf)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0211-81-14014, e-mail: [email protected]); Bearbeiter (Tel.
03677-69-4673, Fax: 03677-69-4650, e-mail: [email protected])
[280-L] Siedschlag, Alexander:
Digitale Demokratie - Netzpolitik und Deliberation, in: WeltTrends : Zeitschrift für internationale Politik und vergleichende Studien, Jg. 13/2005, Nr. 48, S. 11-26 (Standort: UuStB Köln (38)LXE782; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Computer allein hat das Verhältnis zwischen Bürger und Staat bis heute nicht
grundlegend gewandelt. Er hat nicht zu qualifizierterer Bürgerbeteiligung geführt und auch
nicht die Informationsvormacht von Regierungseliten geschmälert. Eine interessante Frage
ist, inwieweit die Möglichkeit internetvermittelter Kommunikation dazu genutzt werden kön-
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nen, die Potenziale für Partizipation und für deliberativen Diskurs auf eine der Demokratie
des 21. Jahrhunderts angemessene Weise zu verbessern und ihre Umsetzung praktikabler zu
machen. Netzgestützte Deliberation muss dabei vor allem die Kultur- und Gruppengebundenheit des Denkens berücksichtigen, anstatt primär davon auszugehen, dass Politik im Netz zur
Entstehung einer eigenen, neuartigen, politischen Kultur beiträgt. Nach dem heutigen Wissensstand liefert die Digitalität oder die Virtualität des Politischen keinen einheitlichen neuen
Bewertungsmaßstab und kein neuartiges übergreifendes Anforderungsprofil für öffentliches
Handeln und Kommunikation. Vielmehr hängen der Bewertungsmaßstab und das Anforderungsprofil in erster Linie davon ab, welches Konzept internetgestützter Politik man zugrunde
legt. Einschlägig sind mittlerweile fünf Konzepte: E-Government, E-Governance, EDemocracy, Cyberdemocracy und Digital Democracy. Das Model der Digital Democracy erscheint dem Verfasser dieses Beitrages als das sinnvollste, es könnte die Basis bilden für die
weiterer Erforschung der Zusammenhänge zwischen internetgestützter Politik und dem Wandel in der politischen Kultur und der Kommunikations-Kultur. (ICB2)
[281-L] Thunert, Martin:
Politikberatung in der Bundesrepublik Deutschland: Entwicklungslinien, Leistungsfähigkeit
und Legitimation, in: André Kaiser, Thomas Zittel (Hrsg.): Demokratietheorie und Demokratieentwicklung : Festschrift für Peter Graf Kielmansegg, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004,
S. 391-421, ISBN: 3-531-14118-X (Standort: UB Bonn(5)-2004/4498)
INHALT: Der Beitrag zur Politikberatung in der Bundesrepublik Deutschland geht folgenden
Fragen nach: Auf welche Beratungsinfrastruktur treffen die Nachfrager auf der Angebotsseite, wie leistungsfähig ist der Beratungssektor, und wie legitim ist die Hinzuziehung externer
Berater zur Entscheidungsvorbereitung? Ein theoretischer Einführungsteil erläutert zunächst
den Begriff der Politikberatung und stellt die konkurrierenden Grundverständnisse ('weise
Männer' und 'Marktplatz der Ideen') und Modelle von Politikberatung vor. Der anschließende
empirisch-genetische Hauptteil der Studie gliedert sich in folgende Abschnitte: (1) externe
Politikberatung vor 1945, (2) Dominanz der Regierungsberatung und geschlossener Beratungsformen von 1949 bis 1969, (3) quantitative und qualitative Ausweitung der Beratung in
den 1960er und 1970er Jahren, (4) Öffentlichkeitsorientierung, Wertebindung und advokatische Politikberatung in den 1980er und 1990er Jahren sowie (5) Entwicklung zu einer konsolidierten Vielfalt in der Gegenwart. Ferner wird eine Bilanz der Entwicklung der politischen
Konsultationen in Deutschland hinsichtlich der Aspekte (1) Systemmerkmale, (2) Verständniswandel und Vielfalt der Beratungsformen bzw. (3) Wissenschaftlichkeit und Beratungsprofessionalität formuliert. Im Anschluss folgen Überlegungen dazu, welche Hindernisse auf
dem Weg zu einer effektiven Beratung zu überwinden und welche institutionellen Änderungen in der Diskussion sind. In einer Schlussbetrachtung zur Legitimation von Politikberatung
merkt der Autor an, dass man nicht schlüssig beweisen kann, dass Politikberatung wirklich
die Qualität von Politik, d.h. die Problemlösungsfähigkeit des politischen Systems nachhaltig
verbessert. Vieles spricht jedoch dafür, dass insbesondere schwergewichtige Themen, die mittel- und längerfristige gesellschaftliche und politische Bedeutung besitzen, ohne die Beteiligung von Wissenschaftlern an Beratungsgemeinschaften politisch kaum beherrschbar sind.
(ICG2)
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[282-L] Uhl, Heidemarie:
Deutsche Schuld, deutsches Leid - eine österreichische Perspektive auf neue Tendenzen der
deutschen Erinnerungskultur, in: Moshe Zuckermann (Hrsg.) - 2. Aufl.: Tel Aviver Jahrbuch für
deutsche Geschichte : Bd. 33/2005, Antisemitismus, Antizionismus, Israelkritik, Göttingen: Wallstein, 2005, S. 160-180, ISBN: 3-89244-872-8 (Standort: UuStB Köln(38)-XE240-33/2005)
INHALT: Die Autorin untersucht neue Tendenzen in der deutschen Erinnerungskultur, die sich
mit einer "Rückkehr der Erinnerung" an das Thema "Flucht und Vertreibung" verbinden. Sie
geht von einem engen Zusammenhang zwischen dem Stellenwert der Holocausterinnerung im
nationalen Geschichtsbild und der normativen Ausrichtung der politischen Kultur eines Landes aus. Darüber hinaus lassen sich unterschiedliche gedächtniskulturelle Formate erkennen:
zum einen ein Opfergedächtnis, in dem die Gesellschaft als Opferkollektiv dargestellt wird,
und zum anderen ein "negatives" Gedächtnis, das sich mit Fragen von Schuld, Mitverantwortung und der eigenen Täterschaft auseinandersetzt. Dieses Schuldgedächtnis hat seit den
1980er Jahren vielfach Eingang in die offizielle Erinnerungskultur gefunden bzw. diese geprägt. Der Umgang mit der NS-Vergangenheit in der Bundesrepublik Deutschland ist vor allem durch einen Transformationsprozess von der Externalisierung der Schuldfrage in der
Nachkriegszeit zur Internalisierung der Holocausterinnerung als zentralen historischen Bezugspunkt des nationalen Gedächtnisses seit den 1980er Jahren geprägt, wie die Autorin in
ihrem Beitrag näher zeigt. Sie beleuchtet die oftmals konstatierte "Rückkehr der Erinnerung"
an die "eigene Leidenserfahrung" im Hinblick auf ihre gedächtniskulturellen Kontexte und
Codierungen und zieht Vergleiche zum "österreichischen Gedächtnis". (ICI2)
[283-L] Weber, Jörg:
Quo vadis Politikberatung? Wie politisch ist die wissenschaftliche Politikberatung in
Deutschland?: eine Entwicklungsgeschichte der wissenschaftlichen Politikberatung in
Deutschland unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses von Enquete-Kommisionen
auf den Wissens-Transfer, Wuppertal 2004, 263 S. (Graue Literatur; URL: http://elpub.bib.uniwuppertal.de/edocs/dokumente/fbg/paedagogik/diss2003/weber/dg0301.pdf; http://deposit.ddb.de/
cgi-bin/dokserv?idn=973068892&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=973068892.pdf)
INHALT: Die Studie untersucht die Entscheidungsfindungsprozesse von Politikern auf Bundesund Landesebene, die sie mit Hilfe von Sachverständigen erarbeiten, also die wissenschaftliche Politikberatung in Deutschland. Die zentrale Fragestellung der Untersuchung lautet dem
gemäß: Welche politischen Funktionen können der wissenschaftlichen Politikberatung im politischen Willens- und Entscheidungsprozess zugeordnet werden und inwieweit haben sich
Funktionen in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt? Im ersten Kapitel werden zunächst
wichtige Grundlagen des Untersuchungsgegenstandes betrachtet. Ferner wird der allgemeine
politische Rahmen der Entwicklung des Beratersystems in der Bundesrepublik Deutschland
beleuchtet. Im zweiten Kapitel schließt sich ein Beitrag über die Wissenschaftlichen Dienste
(Abteilung W) des Bundestages an. Zugleich wird ein Abriss der gesamten Organisation der
Wissensvermittlung beim Deutschen Bundestag geliefert. Die Institution der EnqueteKommission wird im dritten Kapitel hinsichtlich ihrer Entstehungsgeschichte und parlamentarischen Einbettung untersucht. Basierend auf persönlichen Erfahrungen des Autors durch
die Teilnahme am Beratungsprozess der Enquete-Kommission 'Zukunft der Städte in NRW'
des Landtages von Nordrhein-Westfalen, wird sodann im vierten Kapitel die objektiv erscheinende 'Beratungswelt' der Enquete-Kommission entlang eines Vergleichs dreier Instru-
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ment der empirischen Sozialforschung (Dokumentenanalyse, teilnehmende Beobachtung, Interview) untersucht. Im fünften Kapitel wird abschließend für eine demokratische und verantwortbare Zukunftsgestaltung durch mehr bürgerschaftliches Engagement plädiert. (ICG2)
[284-L] Wetzel, Dietmar J.:
Vom Anderen des Politischen: über "postmoderne Ethik" und ihre Grenzen, in: Susanne
Kollmann, Kathrin Schödel (Hrsg.): PostModerne De/Konstruktionen : Ethik, Politik und Kultur
am Ende einer Epoche, Münster: Lit Verl., 2004, S. 29-44, ISBN: 3-8258-7896-1 (Standort: ULB
Münster(6)-MR7200/295)
INHALT: Dass es die "postmoderne Ethik" nicht gibt, ist für den Autor Ausgangspunkt seiner
Überlegungen und ein wesentliches Kennzeichen postmodern-dekonstruktiver Theoriebildung. Dieser Überzeugung folgend knüpft der Text in wesentlichen Punkten diskurskritisch
an die Autorentrias Levinas, Derrida und Cornell an. Die durch diese DenkerInnen evozierten
notwendigen Verschiebungen und Korrekturen diskursethisch-moderner Positionen, so die
These, werden vor allem dann sichtbar, wenn man sich ausgehend von ethischen Fragestellungen zum "Feld des Politischen" begibt. Ausgegangen wird dabei von der grundlegenden
Differenz zwischen der Politik und dem Politischen. Politik wird als Regierungskunst und als
Einsatz der Polizei unter Rückgriff auf rechtsstaatlich legale Mittel verstanden. Anhand von
zwei Beispielen wird das "Andere des Politischen" im Sinne einer Wiederkehr und Korrektur
ethisch-moralischer Diskurse demonstriert. Fragen der Souveränität, des Flüchtlings und der
Biopolitik stehen dabei im Zentrum. Obwohl ambitioniert und den Rahmen einer "postmodernen Ethik" sprengend, werden "Empire" (Hardt/Negri) und "Homo sacer" (Agamben) als
Beitrag zur politischen Theoriebildung erörtert. Abgeschlossen werden die Überlegungen mit
einem kurzen Fazit, das für eine "ethische Eröffnung des Raums des Politischen" plädiert. (ICA2)
[285-L] Wild, Dieter:
Macht und Medien: zum Nachkriegsjournalismus in der Bundesrepublik von den sechziger
Jahren bis zum Fall der Mauer, in: Christoph Fasel (Hrsg.): Qualität und Erfolg im Journalismus, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2005, S. 15-19, ISBN: 3-89669-700-5
INHALT: Das ehemalige Mitglied der Chefredaktion des 'Spiegel' beleuchtet den westdeutschen
Nachkriegsjournalismus in der Zeit, in der M. Haller unter seiner Ressortleitung SpiegelRedakteur war. Die Zeit vom Ende der 1960er Jahre bis zum Fall der Mauer im November
1989 war die 'Blütezeit' des deutschen Journalismus, die, ausgelöst durch die 'Spiegel-Affäre'
durch eine emanzipatorische Entwicklung in Journalismus und Gesellschaft gekennzeichnet
war. Die Medien spielten eine wichtige Rolle beim Aufbau der Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland, indem sie auch internationale gesellschaftliche Entwicklungen aufnahmen und so dazu beitrugen, die deutsche Nachkriegsgesellschaft offener für unterschiedliche
Lebensentwürfe zu machen. Gesellschaftlicher Einfluss der Medien und politische Macht sind
zu unterscheiden. Spiegel, Stern und Zeit waren die wichtigsten Printmedien der Zeit und
Journalistenund Verlegerpersönlichkeiten wie R. Augstein, H. Nannen, G. Bucerius oder A.
Springer prägten das Bild der alten Bundesrepublik. Nach seinem Selbstverständnis konnte
der 'Spiegel' keine eigenen politischen Ziele verfolgen, wohl aber Themen setzen, Trends ver-
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stärken und politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Missstände aufdecken. Die journalistische Arbeit Hallers wird in diesen Rahmen eingeordnet und bewertet. (UN)
[286-L] Wilke, Manfred:
Umgestaltung in der Erinnerungspolitik: zur Zukunft der Stasi-Unterlagen-Behörde, in: Die
Politische Meinung : Monatsschrift zu Fragen der Zeit, Jg. 50/2005, H. 7 = Nr. 428, S. 39-42
(Standort: UuStB Köln(38)-EP15460; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://
www.kas.de/db_files/dokumente/die_politische_meinung/7_dokument_dok_pdf_6901_1.pdf)
INHALT: Am 3. Dezember 2004 ändert die Bundesregierung die ministerielle Zuständigkeit für
die Behörde der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) und der Stiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur. Beide Einrichtungen wechseln aus der Zuständigkeit des Innenministeriums in die des Staatsministeriums für
Kultur und Medien im Bundeskanzleramt (BKM). In Anbetracht der Funktion der BStU als
moralische Instanz zur Durchsetzung der Aufarbeitung dieser zweiten Diktatur-Geschichte in
Deutschland beschreibt und erörtert der Beitrag die dementsprechende erinnerungspolitische
Neubestimmung der SED-Herrschaft. Das BKM möchte auf diese Weise die erinnerungspolitische Kompetenz für die diktatorische Vergangenheit der Deutschen im 20. Jahrhundert insgesamt bündeln. Diese Konzentration ermöglicht nach Ansicht des Autors der Bundesregierung durch öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen, das Setzen von Forschungsschwerpunkten und die Präsentation von Ausstellungen in den Gedenkstätten, die für die Nachgeborenen
zu zeithistorischen Museen werden, aktiven Einfluss zu nehmen auf das Geschichtsbewusstsein der kommenden Generationen. (ICG2)
[287-L] Zintl, Reinhard:
Soziale Normen und politische Korruption, in: Politische Vierteljahresschrift : Zeitschrift der
Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Sonderheft, 2005, H. 35, S. 183-194 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; UuStB Köln(38)-FHM-XE00036; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Die Beherrschung von Korruption kann niemals als stabil gelten. Bei der Diskussion
von Normen und Korruption stützt der Autor diese These, indem er mehrere Ebenen unterscheidet, auf denen Normen verletzt werden können. Die Modelle zu diesen Ebenen gründen
auf dem Prinzipal-Agenten-Konzept, das er kurz skizziert und interpretiert. Vor der Diskussion der Ebenen konturiert er diese durch die Beschreibung von drei Typen der Korruptionsbekämpfung, die jene Ebenen kenntlich machen. Konkreter fassbar und beurteilbar ist Korruption auf der Ebene der Vollzugsorgane von Verwaltung usw. Problematischer wird es bereits,
wenn es um Agenten mit freiem Mandat geht. Wenn es um das Verhalten und das Zügeln der
Wähler selbst geht, so in seiner abstrakten Funktion als Prinzipal in der Rolle des Volkes,
hängt Korruption in starkem Maße vom vorhandenen 'sozialen Kapital' ab." (Autorenreferat)
Register
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Hinweise zur Registerbenutzung
Sachregister
Grundlage für das Sachregister sind die Schlagwörter, die zur gezielten Suche der Literatur- bzw.
Forschungsnachweise in unseren Datenbanken FORIS und SOLIS vergeben wurden.
Um eine differenzierte Suche zu ermöglichen, werden dabei nicht nur die Haupt-, sondern auch
Nebenaspekte der Arbeiten verschlagwortet.
•
Bei einem maschinell erstellten Verzeichnis wie dem obigen Sachregister führt das zwangsläufig zu einem Nebeneinander von wesentlichen und eher marginalen Eintragungen.
Manche Begriffe machen erst in Verbindung mit anderen Sinn oder wechseln ihren Sinn in Abhängigkeit vom jeweiligen Zusammenhang.
•
Solche Zusammenhänge gehen aber bei einem einstufigen Register typischerweise verloren.
Vermeintliche Fehleintragungen gehen fast immer aufs Konto eines dieser beiden Effekte, die sich
bei der maschinellen Registererstellung grundsätzlich nicht vermeiden lassen.
Personenregister
Aufgeführt sind
•
bei Literaturnachweisen: alle aktiv an dem Werk beteiligten Personen;
•
bei Forschungsnachweisen: alle als Leiter, Betreuer oder wissenschaftliche Mitarbeiter
(„Autoren“) eines Projekts angegebenen Personen.
Institutionenregister
Aufgeführt sind nur die forschenden Institutionen. Institutionelle Auftraggeber, Finanzierer, Förderer oder dergleichen sind zwar in den Forschungsnachweisen selbst aufgeführt, nicht jedoch im
Register.
Sortierung
Die Sortierung folgt den lexikalischen Regeln, d.h. Umlaute werden wie der Grundbuchstabe sortiert. Numerische Angaben (z.B. „19. Jahrhundert“) sind ganz ans Ende sortiert, also hinter Buchstabe Z.
Nummerierung
Alle in den Registern angegebenen Zahlen beziehen sich auf die laufenden Nummern der Literatur- und Forschungsnachweise.
Personenregister
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Personenregister
A
Abromeit, Heidrun 1
Adams, Karl-Heinz 132
Adloff, Frank 2
Albert, Hans 53
Albert, Mathias 3
Alemann, Ulrich von 133
Althammer, Jörg 35
Angeli, Oliviero 4
Arnim, Hans Herbert von 134, 135
Asbach, Olaf 5
B
Backhaus-Maul, Holger 136
Ballestrem, Karl Graf 6
Baumeister, Biene 7
Baurmann, Michael 240
Becker, Axel 116
Becker, Florian 84
Behnke, Nathalie 241
Behrens, Fritz 85
Benthin, Rainer 195
Berghoff, Peter 8, 196
Bergmann, Werner 213, 277
Berretz, Uschi 196
Best, Heinrich 78
Binder, Tanja 164
Bitzan, Renate 202
Blank, Hartmut 166
Blum, Roger 255
Bogner, Alexander 221
Boll, Friedhelm 137
Bonfadelli, Heinz 255
Bragyova, Andras 9
Bräuninger, Thomas 99
Brettschneider, Frank 165
Breuer, Stefan 197
Brie, Michael 138
Brink, Tobias ten 198
Brislinger, Evelyn 188
Brück, Brigitte 242
Brunssen, Frank 243
Buchholz, Kai 244
Bührmann, Andrea D. 10
Bussemer, Thymian 245
Bußjäger, Peter 86
Butterwegge, Christoph 87, 199, 209
C
Caluori, Ladina 139
Collani, Gernot von 166
Conze, Eckart 54
Crome, Erhard 55
Cronqvist, Lasse 258
D
Dams, Andreas 167
Dannenbaum, Thomas 200
Debus, Marc 56
Decker, Frank 201
Defert, Daniel 11
Demuth, Christian 88
Deth, Jan van 232
Dettling, Daniel 140
Dettling, Warnfried 246
Dingeldey, Irene 89
Dittberner, Jürgen 141
Döhler, Marian 98
Döhring, Kirsten 202
Domingues, José Maurício 12
Donsbach, Wolfgang 145
E
Eckert, Forian 247
Ehlers, Nils 13
Ehlert, Niels 90
Eith, Ulrich 168, 186
Elo, Kimmo 58
Elverich, Gabi 202
Erb, Rainer 222
Erlach, Emanuel von 203
Ewald, François 11
F
Feldmann, Renate 202
Fischer, Jochen 248
Flad, Henning 222
Flecker, Jörg 204
Fleischer, Julia 98
Flickinger, Hans-Georg 91
190
Florack, Martin 92
Foltin, Robert 205
Frank, Sybille 64
Freitag, Markus 169
Frindte, Wolfgang 206
Fritze, Lothar 14
Fröhlich, Manuel 104
Fromont, Michel 142
Fuchs, Dieter 15, 93
Füting, Angelika 249
G
Gabriel, Oscar W. 188
Gallus, Alexander 94
Ganghof, Steffen 16
Gebauer, Ronald 78
Geiger, Rolf 17
Gellner, Winand 95
Gerhardt, Volker 6
Gessenharter, Wolfgang 207
Gillessen, Christina 186
Giordano, Christian 250
Glatzmeier, Armin 95
Greven, Michael Th. 18
Groh, Kathrin 19
Gruber, Andreas 251
H
Haacke, Brigitte von 96
Haas, Melanie 143
Hacke, Jens 20
Hadler, Markus 21
Hahn, André 59
Haller, Max 21
Halm, Dirk 208
Hammelstein-Eroglu, Gülten 196
Hartleb, Florian 170
Haug, Frigga 252
Haupert, Bernhard 60
Häusler, Alexander 209
Hefty, Julia 253
Heinrich, Gudrun 210, 211
Heinze, Rolf G. 85, 97
Heitmeyer, Wilhelm 212
Henkel, Michael 22
Henning, Christian H.C.A. 171
Henning, Markus 228
Hermann, Michael 171
Herzog, Alexander 116
Personenregister
Heß, Cordelia 202
Heyer, Andreas 45
Hilbert, Josef 85
Hobsbawm, Eric J. 23
Hoffmann-Lange, Ursula 251
Holtmann, Everhard 144, 188
Holz, Petra 254
Höpner, Martin 61
Horster, Detlef 24
Hug, Simon 139
Hustedt, Thurid 98
I
Ihme-Tuchel, Beate 62
Imhof, Kurt 255, 256
J
Jagodzinski, Wolfgang 188
Jahn, Egbert 25
Jandura, Olaf 145
Jann, Werner 98
Janssen, Siebo 63
Jarren, Otfried 255
Jesse, Eckhard 146, 147, 148, 170, 172
John, René 215
K
Kaase, Max 64
Kaiser, André 90, 183
Karitzki, Olaf 26
Kathage, Andrea 257
Kenzo, Rena 202
Kepplinger, Hans Mathias 173
Kersting, Norbert 258
Kilpert, Daniel 213
Kirschenhofer, Sabine 204
Klein, Ansgar 214
Klein, Eckart 27
Klein, Markus 174
Knothe, Holger 215
Koch, Bettina 28
Koenig, Matthias 29
Kohler, Ulrich 175
Kohr, Jürgen 65
Kokott, Juliane 259
König, Thomas 99
Kornelius, Bernhard 176
Personenregister
Korte, Karl-Rudolf 92, 100, 101, 102, 103,
104, 105, 106, 107, 149, 177, 178,
179, 180, 260, 261, 262
Kössler, Till 66
Köttig Michaela 202
Kreiner, Maria 263
Kreis, Georg 264
Krenn, Manfred 204
Kriechbaumer, Robert 67
Krol, Martin 30
Krumm, Thomas 68
Krysmanski, Hans Jürgen 265
Kuhn, Hans-Peter 216
Kunze, Rolf-Ulrich 31
L
Lamla, Jörn 266
Langner, Ronald 217
Leggewie, Claus 108, 267
Leif, Thomas 268
Lemke, Matthias 69
Lenk, Klaus 109
Lessenich, Stephan 155
Leuenberger, Petra 218
Leuschner, Vincenz 269
Lijphart, Arend 32
Lindenberger, Thomas 70
Linder, Wolf 110
Linz, Juan J. 33
Lösch, Bettina 34
M
Madaràsz, Jeannette Z. 71
Maissen, Thomas 270
Mansel, Jürgen 219
Marr, Mirko 271
Martinez Ruiz, Maria Lucia 220
Masulin, Maurizio 181
Matzky-Eilers, Axel 150
Matzky-Eilers, Michael 30
Maurer, Marcus 173
Mazzoleni, Oscar 181
Menz, Wolfgang 221
Merle, Jean-Christophe 17
Metzler, Gabriele 72, 73, 74
Meyer, Erik 267
Micus, Matthias 151
Mielke, Gerd 152
Miliopoulos, Lazaros 201
191
Minkenberg, Michael 222
Mochmann, Ekkehard 64
Mokry, Alexander 223
Möller, Frank 75
Morgenstern, Andreas 153
Morlok, Martin 154
Müller, Kay 111
Münkel, Daniela 272
N
Nachtwey, Oliver 155
Nass, Elmar 35
Naßmacher, Karl-Heinz 263
Nawrath, Thomas 36
Negator, Zwi 7
Neves, Marcelo 37
Nicoll, Norbert 224
Noetzel, Thomas 38
Nonhoff, Martin 39
Nothelle-Wildfeuer, Ursula 112
O
Oberreuter, Heinrich 182
Ooyen, Robert Chr. van 113, 114
Oppenhäuser, Holger 225
Ottmann, Henning 6
P
Papadopoulos, Yannis 115
Papouschek, Ulrike 204
Pappi, Franz Urban 116, 171, 190
Patry, Jean-Luc 250
Patzelt, Werner J. 88, 185, 226, 263
Pettenkofer, Andreas 227
Pfannes, Petra 273
Pfeiffer, Thomas 207
Piel, Konstanze 117
Pietzsch, Henning 76
Plener, Ulla 77
Pollak, Johannes 40, 118
Przygoda, Annette 183
R
Raasch, Rolf 228
Rattinger, Hans 229
Rehling, Andrea 119
Reimer, Katrin 252
Reinhardt, Sibylle 274
Reissig, Rolf 156
192
Reitz, Tilman 41
Remy, Dietmar 78
Reutter, Werner 120
Richter, Norbert Axel 42
Riegel, Lisa 193
Riegraf, Birgit 121
Roller, Edeltraud 93
Römmele, Andrea 157
Röpke, Andrea 230
Rose, Uta-D. 43
Roth, Dieter 176
Roth, Roland 44
Rotte, Ralph 191
Rucht, Dieter 51, 275
Ruck, Michael 122
Rupieper, Hermann-Josef 79
Rupp, Hans Karl 248
S
Saage, Richard 45
Saldern, Adelheid von 272
Salheiser, Axel 78
Salzborn, Samuel 231
Sander, Wolfgang 220
Sauer, Martina 208
Scarano, Nico 17
Schäfer, Julia 232
Schaffer, Lena-Maria 184
Scharpf, Fritz W. 123
Scheiper, Stephan 80
Schellenberg, Sirii 185
Schlie, Ulrich 276
Schlipphak, Bernd 186
Schmidt, Peter 231
Schmidt, Thomas 1
Schmitt, Hermann 187
Schnapp, Kai-Uwe 124, 188
Schneider, Gerald 184
Schoen, Harald 235
Schönborn, Susanne 277
Schönhoven, Klaus 158
Schröder, Peter 46
Schrupp, Antje 233
Schuett-Wetschky, Eberhard 125
Schuler-Harms, Margarete 159
Schulz, Daniel 126
Schulz, Wolfgang 234
Schumann, Siegfried 235
Schumm, Wilhelm 221
Personenregister
Schweitzer, Eva Johanna 189
Schwerdt, Kai 47
Seifert, Markus 278, 279
Shikano, Susumu 171, 190
Siedschlag, Alexander 280
Slominski, Peter 118
Speit, Andreas 230
Srp, Uwe 236
Steffens, Gerd 223, 237
Steininger, Martin 191
Stöbe-Blossey, Sybille 85
Stoiber, Michael 1
Stöss, Richard 160, 192
Straube, Gregor 30
Streeck, Wolfgang 48
Sturm, Roland 127
T
Teune, Simon 51
Thomas, Sven 81
Thompson, Martyn P. 6
Thunert, Martin 281
Tiessen, Jan 98
Trube, Achim 238
U
Uhl, Heidemarie 282
Ullmann, Wolfgang 128
V
Vester, Michael 161
Vogt, Ludgera 239
Völkl, Kerstin 188
Vorholt, Udo 49
Vowe, Gerhard 249, 278, 279
W
Wächter, Franziska 193, 194
Walter, Franz 111
Wammetsberger, Dorit 206
Waschkuhn, Arno 129
Wassermann, Rudolf 130
Weber, Jörg 283
Weinbach, Christine 19
Weingart, Peter 244
Weiss, Hilde 234
Wenzke, Rüdiger 82
Weßels, Bernhard 162
Wettig, Susan 206
Personenregister
Wetzel, Dietmar J. 284
Wiesendahl, Elmar 163
Wild, Dieter 285
Wilke, Manfred 286
Will, Andreas 249
Williams, Howard 50
Wischke, Mirko 50
Wulff, Manfred 131
Wüst, Andreas M. 187
Y
Yang, Mundo 51, 275
Z
Zettl, Christian 186
Zierold, Kay 83
Zimmermann, Ann 275
Zintl, Reinhard 287
Zittel, Thomas 52
193
Sachregister
195
Sachregister
A
Abgeordneter 135, 247, 257, 263
Abstraktion 12
abweichendes Verhalten 70
Adel 36
Adenauer, K. 72, 75, 111
Adoleszenz 181
Affektivität 164
agenda setting function 182
Akteur 101, 260
aktivierende Arbeitsmarktpolitik 89, 238
Aktivierung 85, 97
Alltag 14, 257
Alltagswissen 236
Alpenraum 115
Amnestie 83
Amt 251, 253
Anarchie 17, 228
Anarchismus 228
Angst 164
Anthropologie 6
Antiamerikanismus 236
Anti-Atom-Bewegung 200
Antifaschismus 77
Antike 15, 94
Antikommunismus 77
Antirassismus 252
Antisemitismus
202, 206, 212, 213, 224,
231, 242, 248, 267
arabische Länder 219, 236
Arbeit 70
Arbeiter 70
Arbeiterbewegung 25, 77, 137
Arbeiterpartei 158
Arbeitgeber 122
Arbeitgeberverband 97, 119, 122
Arbeitslosigkeit 238
Arbeitsmarktpolitik 97, 238
Arbeitswelt 204
Arendt, H. 2, 43
Aristoteles 17, 35
Asylbewerber 218
Attac 215, 224
Attentat 80
Aufklärungszeitalter 4, 5
Ausländer 218
Ausländerfeindlichkeit 44, 206, 212, 218,
222, 234, 248
ausländischer Arbeitnehmer 218
Außenpolitik 63, 138
außerparlamentarische Opposition 228
autoritäres System 50, 94
Autoritarismus 204
B
Bank 270
Belgien 171
Berater 111
Beratungsgremium 111
Bergbau 79
Berichterstattung 87, 145, 165, 167, 173,
182, 255, 273
Berlin 81, 156, 243
Bernstein, E. 69
Beruf 263
beruflicher Abstieg 261
beruflicher Aufstieg 251, 261
berufliche Reintegration 263
berufliches Selbstverständnis 268
Berufsfeld 263
Berufsrolle 253
Beschäftigungspolitik 97, 156, 238
Bestandsaufnahme 159
Beteiligung 159
Bevölkerung 64, 218, 226, 236, 243, 248
Bevölkerungsgruppe 149, 204
bilaterale Beziehungen 236
Bildungspolitik 153
Biopolitik 17
Biotechnik 284
Bismarck, O. 75
Bourdieu, P. 198
Brandt, W. 72, 75, 111, 158
Bundeskanzler
67, 103, 113, 130, 167,
260, 261, 262
Bundeskompetenz 86
Bundesland 92, 116, 120, 135, 178, 251
Bundesministerium 286
Bundespolitik 116, 188, 251, 283
Bundespräsident 113, 130
196
Bundesrat 99, 113, 123, 130
Bundesregierung 84, 103, 125
Bundesstaat 86, 95, 123, 127
Bundestag 88, 99, 108, 113, 120, 123, 130,
148, 214, 226, 257, 263
Bundestagswahl 113, 130, 145, 147, 148,
160, 165, 167, 170, 172, 173, 174,
177, 178, 179, 180, 182, 184, 186,
187, 189, 192, 229
Bundesverfassungsgericht
113, 114, 130,
226
Bündnis 90/ Die Grünen
143, 145, 170,
180
Bündnis für Arbeit 97, 122
Bürger 13, 28, 112, 193, 237, 249
Bürgerbeteiligung 15, 52, 118, 221, 275
bürgerliche Gesellschaft 20, 127, 143
Bürgernähe 134, 280
Bürgerrecht 19, 156
bürgerschaftliches Engagement
2, 136,
140, 152, 163, 176, 208, 210, 214,
238, 239, 283
Bürgertum 20, 143, 237
Bürokratie 124
C
CDU 81, 158, 165, 170, 180, 254
Chancengleichheit 159
Charisma 75
computervermittelte Kommunikation 279
Contrat Social 13, 17, 45
Corporate Citizenship 136
Corporate Governance 61
CSU 170, 180
D
Dahrendorf, R. 2
Dänemark 98
DDR 14, 55, 58, 59, 62, 70, 71, 75, 76, 77,
78, 79, 82, 286
DDR-Forschung 286
Dekonstruktivismus 284
Deliberation 34, 51, 280
deliberative Demokratie 18, 34
Demokratieverständnis 25, 193, 274, 285
demokratischer Sozialismus 25, 138
demokratisches Verhalten 15, 51, 52, 274
Demokratisierung 25, 32, 44, 52, 142, 152,
214, 254, 258, 278
Sachregister
Denkmal 248, 267
Deprivation 164
Derrida, J. 284
Deutschlandpolitik 153
deutschsprachige Schweiz 218
Dewey, J. 2
Dezentralisation 90
Dezisionismus 18
Diäten 135
Die Grünen 68
Die Republikaner 160, 201
Diktatur 14, 25, 94, 286
Diktatur des Proletariats 25
direkte Demokratie 110, 142
Direktwahl 183, 187
Diskriminierung 137, 248
Diskussion 65
Dissident 82
Drittes Reich 60, 65, 75, 264, 276, 282
DVU 160, 201, 242
E
Effizienz 96, 99
Ehrenamt 176, 239
Einheitspartei 71
Einigungsvertrag 128
Einkommen 247
Einnahmen 132
Einparteiensystem 64
Einstellungsänderung 234
Einwanderung 250
Einwanderungspolitik 212
Electronic Government 109
elektronische Demokratie 15, 280
Elite 62, 78, 251, 253, 258
Energiewirtschaft 84
Engagement 112, 211
Entfremdung 164
Entscheidungsprozess 221
Erhard, L. 111
Erinnerung 248, 264, 282, 286
Erziehung 250
Etatismus 114, 207
Ethik 6, 8, 18, 26, 36, 49, 221, 241, 250,
284
Etzioni, A. 2
evangelische Kirche 76
Exekutive 27, 95, 98, 139
Exklusion 149
Sachregister
Experte 221
F
Fachdidaktik 220
familiale Sozialisation 151
Familienrecht 254
Fanatismus 196
Faschismus 197, 225
FDP
56, 74, 81, 83, 141, 145, 153, 170,
180
Feindbild 231
Feminismus 202, 233
Fernsehen 167, 173, 182, 255
finanzielle Situation 135
Finanzpolitik 83
Föderalismus 86, 90, 95, 97, 99, 110, 123,
127
Fordismus 225
Forschungsansatz 21, 150
Forschungseinrichtung 184
Forschungspolitik 156
Foucault, M. 10, 11, 41
FPÖ 56
Frankreich
98, 126, 142, 197, 202, 207,
242
Französische Revolution 23
französischsprachige Schweiz 218
Frau 57, 183, 202, 230, 242, 252, 254, 273
Frauenbewegung 71, 205, 233, 254
Frauenbild 254, 273
Freiheit 6, 9, 43, 49, 53, 112, 180, 228
freiheitlich-demokratische
Grundordnung
131
Freiheitsrecht 9
Freizeit 208
Freizeitverhalten 193
Fremdbild 236
Freundschaft 269
Frieden 149
Friedensbewegung 227
frühe Neuzeit 5, 6, 28, 40, 94
Führung 78, 102
Führungskraft 104
Führungsposition 92, 242, 269
Fundamentalismus 154, 196
funktionale Differenzierung 217, 255
Funktionär 141, 251
Funktionswandel 103
197
G
Gedenkstätte 267
Gemeinschaft 12, 43, 68
Gemeinwesen 135
Gemeinwohl 238
Generation 55
Gentechnologie 275
Gerechtigkeit
12, 18, 24, 26, 37, 43, 49,
180, 266
Geschichtsbewusstsein 267, 276, 286
Geschichtsbild 46, 243, 270, 282
Geschichtsphilosophie 4, 36
Geschichtsschreibung 276
Geschlecht 30
Geschlechterverhältnis 10, 242
Geschlechtsrolle 273
Gesellschaftsordnung 12, 53, 149
Gesellschaftsrecht 159
Gesellschaftstheorie 225
Gesellschaftswissenschaft 30
Gesetzentwurf 99
Gesetzgebung 16, 86, 99, 134
gesetzliche Regelung 84
Gewalt 30, 197, 201, 227
Gewaltbereitschaft 199, 230
Gewaltenteilung 27, 95
Gewerkschaft 61, 97, 119, 122
Glaube 14, 196, 259
Glaubensfreiheit 259
Gleichheit 16, 17, 37
Globalisierung
12, 38, 47, 48, 51, 110,
198, 215, 224, 225, 250, 266
Gouvernementalität 10, 11, 41
Governance 109, 117
Gramsci, A. 2
Großbetrieb 79
Großbritannien 98, 155, 171
Große Koalition 74, 158
Grundgesetz 108, 113, 128, 130, 135, 259
Gruppenzugehörigkeit 193
H
Habermas, J. 2, 4
Handlung 9, 43, 269
Handlungsfähigkeit 106, 113, 130
Handlungsorientierung 221
Handlungsspielraum 107
Haushaltskonsolidierung 106
Haushaltspolitik 156
198
Hegel, G. 2, 17
Hegemonie 39
Herder, J. 4
Herrschaft 14, 30, 40
herrschende Klasse 265
Hessen 68
Hierarchie 129
Hilferding, R. 61
historische Analyse 31
Hitler, A. 75, 276
Hobbes, T. 6, 28, 50
Honecker, E. 71
horizontale Mobilität 21
Humanismus 6
I
Idealtypus 197
Ideengeschichte 42
Identifikation 21, 144, 174
Identität 11, 127, 193, 215, 276
Identitätsbildung 216
Ideologie 65, 197, 199, 201, 207
Illegalität 83
Individualkommunikation 249
Individuum 9
Industriearbeiter 66
Industriegebiet 79
Informationsaufnahme 280
Informationsaustausch 280
Informationsfluss 280
Informationsgesellschaft 57, 255, 256
Informationsmanagement 260
Informationsquelle 280
Informationsstand 271
Informationstechnologie 109
Informationsverhalten 176
Informationsvermittlung 262
informelle Struktur 81, 117
Inklusion 19, 127, 150
Innenpolitik 200
innere Sicherheit 54, 80
innerparteiliche Demokratie 152
innerparteiliche Gruppierung 158
innerparteiliche Opposition 56
Institutionalisierung 53, 241
Institutionalismus 99
institutionelle Faktoren
52, 93, 96, 98,
183, 241, 258, 281
institutioneller Wandel 92, 281, 283
Sachregister
Instrumentarium 102
Integrationspolitik 218
Intellektueller 11, 198, 207
interaktive Medien 280
Interessengruppe 95, 134
Interessenorientierung 247
Interessenpolitik 134
Interessenvertretung 59, 154
interkulturelle Faktoren 42
internationale Beziehungen 230
internationale Politik 3, 26, 29
internationale Sicherheit 54
internationales System 3
Internationalisierung 3, 110, 154
Internet 109, 189, 207, 223, 271, 275, 278,
279, 280
Intervention 222
Irak 236
Islam 252, 259
Italien 197, 242
italienischsprachige Schweiz 181
J
Japan 190
Journalismus 255, 268, 285
Journalist 268, 285
journalistischer Beruf 268, 285
Jude 264, 270
Judentum 65, 277
Judenverfolgung 248, 264, 267, 282
Judikative 27, 95
Jugend 71, 216
Jugendarbeit 76
Jugendbewegung 205, 228
Jugendkultur 211
Jugendlicher 181, 193, 194, 201, 211, 219,
223, 232
junger Erwachsener 181, 193, 194
Jurist 281
K
Kader 78
Kalter Krieg 66, 77, 245
Kampagne 189
Kanada 57, 171, 250
Kandidatenaufstellung 183
Kandidatur 187, 190
Kant, I. 4, 36, 50
Kanton 169
Sachregister
Kapitalismus 25, 33, 61, 198, 225, 266
Karriere 151, 253, 263
Kartell 61
Katholizismus 57
Kautsky, K. 69
Kernenergie 84, 200
Keynesianismus 89
Kirche 71, 252, 259
Klassengesellschaft 265
Kleidung 230, 252
Koalition 68, 74, 81, 83, 170
Koalitionsbildung 56, 68, 116, 170
Koalitionspolitik 68, 83, 156
Kohl, H. 75, 111
Kollektivbewusstsein 264
kollektive Identität 227
kollektives Wissen 282
Kolonialismus 12
Kommerzialisierung 268
Kommission 221
Kommunikation
37, 101, 149, 223, 245,
257, 280
Kommunikationstechnologie 154, 280
Kommunismus 25, 66, 69
Kommunitarismus 43, 239
Kompetenzverteilung 86
Komplexität 37
Kompromiss 71
Konfliktfähigkeit 274
Konfliktregelung 129
Konfliktstruktur 129
Konformität 78
Konkordanzdemokratie 110, 115
Konservatismus 20, 254
konservative Partei 63
Konsolidierung 106
Konstitutionalismus 3, 126
Konstruktivismus 255
Konsum 7, 266
Konsumgesellschaft 266
Konsumtheorie 266
Kontrakttheorie 45
Konzentrationslager 267
konzertierte Aktion 119
Koordination 48
Korporatismus 44, 119, 122
korporativer Akteur 122
Korruption 44, 157, 240, 247, 287
KPD 66
199
Krieg 219, 236
Krise 87
Kritische Theorie 12
Kultur 30, 54, 196, 207, 208, 286
kulturelle Identität 277
Kulturpolitik 156
Kulturrelativismus 252
Kulturrevolution 228
Kunst 7
L
Länderkompetenz 86
Landespolitik
107, 116, 141, 156, 188,
251, 283
Landesregierung 81, 92, 156
ländlicher Raum 79
Landtag 120
Landtagswahl
147, 148, 160, 172, 180,
186, 188
Lebensbedingungen 243
Legislative 27, 95
Legislaturperiode 106
Legitimation 35, 155, 221
Legitimität 33, 247, 258
Lehrer 252
Leistung 24
Leistungsfähigkeit 93
Leitbild 4, 18, 89, 119, 214
Lernen 220
lernende Organisation 88
Lernerfolg 222
Lernprozess 88, 220
Levinas, E. 284
Liberalismus 17, 20, 23, 26, 41, 43, 45, 49,
69, 131, 141
Lobby 134, 247
Locke, J. 2
Luhmann, N. 217
Luxemburg, R. 69
M
Machiavelli, N. 46
Macht
8, 10, 11, 30, 95, 101, 104, 140,
261, 265
Machtverfall 100
Machtwechsel 100
Mädchen 202
Management 19, 104, 109, 121
Markt 129
200
Marktorientierung 266
Marktwirtschaft 266
Marxismus 62
Marxismus-Leninismus 71
Massenkultur 7
Massenmedien
87, 154, 159, 165, 167,
173, 255, 268, 272
Mecklenburg-Vorpommern 210
Mediatisierung 246, 255
Medien 57, 95, 135, 137, 145, 159, 182,
225, 236, 256, 286
Mediengesellschaft 140, 145, 246, 255
Medienpolitik 268
Medienrecht 159, 268
Medienverhalten 279
Mehrebenenanalyse 129
Mehrebenensystem 115, 116
Mehrheitsprinzip 16
Mehrheitswahl 171, 190
Mehrparteiensystem 64, 171
Mehrsprachigkeit 57
Meinungsbildung 167, 173, 221
Meinungsforschung 184
Mensch 13, 28
Menschenbild 38, 46
Menschenrechte 6, 27, 29, 36, 38, 252
Menschenwürde 35
Migrant 19, 208
Migration 209
Militär 46, 82
Minderheit 248
Minister 260, 261, 262, 273
Ministerialverwaltung 98, 124
Ministerium 124
Ministerpräsident 107, 260, 261, 262
Misstrauensvotum 113, 130
Mittelalter 28, 94
Mittelschicht 143, 158, 161, 258
Mittelstand 143
Mobilisierung 275, 278
Modell 35, 90, 96, 137, 220
Moderne 12
Modernisierung 31, 85, 155, 227
Moral 17, 18, 240, 284
moralisches Urteil 43
Motivation 239, 263
multikulturelle Gesellschaft 110, 209
multinationales Unternehmen 266
Musik 230
Sachregister
Muslim 252, 259
Mythos 48
N
Nachhaltigkeit 281
Nachkriegszeit 20, 254, 272, 285
Nachrichten 167
Nahrungsmittel 275
Nation 4, 23, 31, 126
Nationalbewusstsein 21
nationale Identität 21, 264
nationale Teilung 77
Nationalismus 23, 31, 197
Nationalsozialismus
60, 199, 243, 245,
248, 276, 282
Nationalstaat 21, 23, 26, 31, 47, 48, 266
NATO-Doppelbeschluss 83
Naturrecht 6, 35
Neofaschismus 276
Neoliberalismus
41, 87, 131, 155, 198,
199, 234
Neonazismus 146, 147, 160, 202, 230
Netzwerk 129, 207, 265
Neue Rechte 195, 201, 207
Neuseeland 171, 190
Neuzeit 45
New Economy 255
nichtstaatliche Organisation
2, 29, 117,
136, 223, 224
Niederlande 63, 149
Niederösterreich 204
Non-Profit-Organisation 2
Nordrhein-Westfalen
92, 107, 172, 178,
180, 196
Normalität 227
Normativität 16, 42, 94
Normbildung 241
Normgeltung 240, 241
Normsetzung 84
Normverletzung 240
Norwegen 171
Notlage 8
NPD 146, 147, 160, 201, 230, 242
Nutzung 223, 271, 278, 279
O
OECD-Staat 124
offene Gesellschaft 140
öffentliche Aufgaben 59, 159
Sachregister
öffentliche Kommunikation 255
öffentliche Leistung 96
öffentliche Meinung 64, 231, 236
öffentlicher Dienst 252
öffentlicher Sektor 117
öffentliche Verwaltung 19, 95, 109, 121,
124, 241
Öffentlichkeit 34, 209, 212, 223, 246, 255,
256, 257, 270, 281
Öffentlichkeitsarbeit 195, 245
ökonomisches Modell 96
ökonomische Theorie 41, 121
Ökonomisierung 121
Online-Befragung 280
Online-Dienst 280
Online-Medien 223, 279, 280
Opposition
71, 76, 105, 113, 141, 145,
148, 153
Ordnungspolitik 53
Ordnungstheorie 39, 42
Organisation 40, 98, 137
Organisationsstruktur 141, 150
organisierter Kapitalismus 61
Österreich 56, 67, 86, 118, 204, 205, 207,
221, 234, 282
Ostpolitik 153
P
Pädagogik 36
Parlament 95, 110, 125, 226, 283
parlamentarischer Ausschuss 214
Parlamentarismus 16, 32, 94, 95, 120, 125,
253
Parlamentsauflösung 108, 120, 148
Parlamentswahl 169
Parteianhänger
144, 158, 161, 166, 168,
174, 201, 235
Parteibasis 201
Parteiengesetz 132
Parteienrecht 132
Parteienstaat 99, 131, 142, 163
Parteigründung 138, 201
Parteipolitik 99, 140, 146, 152, 162, 163,
193, 197
Parteipresse 39, 137
Parteiverbot 147
Partikularismus 12
Partizipation 112, 169, 223
Pazifischer Raum 171, 190
201
PDS 138, 146, 156, 170, 180
Persischer Golf 219
Personal 92
Personalisierung 170
Persönlichkeitsentwicklung 216
Persönlichkeitsmerkmal 166
Persuasion 245
Philosophie 22, 49
philosophische Aufklärung 4, 5, 6, 65
Planungskonzeption 74
Planwirtschaft 71
Platon 6
Pluralismus 17, 19, 26, 37, 64, 72, 250
Polarisierung 99
Politikberatung 34, 74, 100, 221, 244, 260,
281, 283
Politiker 36, 67, 101, 104, 106, 107, 135,
151, 152, 235, 242, 251, 254, 262,
272, 273
Politikfeld 105, 178
Politikfeldanalyse 107
Politikverdrossenheit
32, 168, 193, 194,
211
Politikvermittlung 165
Politikwissenschaft 5, 94, 134
politisch-administratives System 103
politische Aktivität 145, 232, 253, 279
politische Bewegung 25, 51, 66, 198, 200,
205, 224, 225, 227
politische Beziehungen 269
politische Bildung 64, 127, 220, 223, 237,
286
politische Elite 55, 59, 115, 152, 251, 253,
263, 265, 269
politische Entscheidung
103, 125, 131,
135, 221
politische Entwicklung
39, 55, 67, 105,
137, 144, 151, 213, 228
politische Ethik 241
politische Folgen 156
politische Führung
55, 62, 75, 102, 104,
197, 251, 262, 267
politische Geschichte 267, 286
politische Gruppe 149
politische Herrschaft 28, 117, 127
politische Ideologie 65, 194, 197
politische Institution 16, 52, 103, 104, 194,
226, 253, 286
politische Integration 175
202
politische Kommunikation 8, 65, 104, 140,
145, 149, 165, 189, 195, 223, 246,
249, 255, 256, 257, 275, 278, 279
politische Kontrolle 78, 134, 241
politische Kriminalität 80
politische Krise 58, 161, 163
politische Kultur 8, 20, 55, 59, 71, 95, 106,
122, 127, 142, 196, 227, 241, 243,
248, 258, 272, 280, 281, 282
politische Linke
20, 138, 146, 148, 166,
205, 213
politische Macht 127, 285
politische Meinung 64, 65, 229, 236, 281
politische Mitte 162, 166
politische Ökonomie 39
politische Partizipation 15, 19, 34, 51, 52,
57, 59, 118, 127, 133, 140, 163, 175,
176, 181, 193, 194, 203, 216, 232,
258, 279, 280
politische Philosophie
6, 17, 20, 22, 34,
36, 40, 114
politische Planung 72, 74, 92
politischer Akteur 92, 104, 105, 106, 258
politischer Beamter 253
politische Rechte 146, 160, 164, 166, 170,
199, 201, 204, 213, 242
politische Reform 127, 135
politischer Einfluss 60, 104, 105, 124, 131,
167, 247, 265
politischer Konflikt 200, 270
politischer Unterricht 223
politischer Wandel 55, 58, 59, 62, 80, 92,
105, 120, 139, 144, 158, 258
politisches Asyl 209
politisches Bewusstsein 36, 276
politisches Handeln 37, 43, 72, 74, 92, 99,
103, 122, 146, 156, 158, 207, 244,
253, 267, 269, 276
politisches Interesse 203, 211, 216, 232
politische Situation 135, 265
politisches Mandat 169, 251, 263
politische Sozialisation 60, 151, 181, 193,
194, 203, 216, 232, 237, 254, 258
politisches Programm
56, 92, 138, 146,
149, 156, 162, 170, 172, 178, 180, 215
politisches Regime 71
politische Stabilität 71, 113
politische Steuerung 78, 92, 101, 104, 105,
107, 117, 129
Sachregister
politische Strategie 101, 170, 192
politisches Verhalten
52, 105, 135, 215,
267
politische Theorie 1, 2, 5, 6, 17, 22, 28, 31,
34, 39, 42, 52, 58, 69, 94, 95, 114,
150, 225
politische Verfolgung 82
politische Verhandlung 122
politische Willensbildung
59, 98, 105,
106, 127, 281
Politisierung 203
Popularität 179
Populismus 44, 115, 164, 201, 204, 234
Postfordismus 225
Postmaterialismus 219
Postmoderne 284
Poststrukturalismus 284
Präsidialsystem 32, 94, 142
Prävention 210, 240, 241
Presse 137, 182
Pressefreiheit 268
privater Sektor 117
Privatisierung 121
Privatsphäre 257
Privatunternehmen 84
Professionalisierung 140, 152, 244, 281
Prognose 184
Propaganda 209, 245
Protestantismus 63
Protestbewegung 79, 200, 205, 215, 224
Protestverhalten 215
psychische Faktoren 250
Psychologie 236
psychologische Theorie 31, 245
Publizistik 207
Q
Quotierung 183
R
Radikalismus 66
Ranking 96
Rassismus 44, 211, 231, 248
Rationalität 17, 104, 173, 227, 256
Rawls, J. 43
Realitätsbezug 189, 261
Recht 9, 28, 240, 284
rechtliche Faktoren 159
rechtsextreme Partei 191, 209
Sachregister
Rechtsform 137
Rechtsgeltung 27
Rechtsnorm 37
Rechtsphilosophie 4
Rechtsprechung 114
Rechtsradikalismus 44, 64, 146, 147, 160,
164, 195, 199, 201, 202, 207, 209,
210, 211, 222, 225, 230, 242, 248, 276
Rechtsreform 80
Rechtsstaat 37, 91
Rechtstheorie 6
Rechtswissenschaft 281
Reflexivität 12, 215
Reformmodell 52, 112
Reformpolitik 74, 106, 153, 214
Regelung 84
Regierbarkeit 113
Regierung 67, 73, 92, 95, 98, 99, 100, 103,
104, 105, 110, 111, 113, 122, 125,
131, 139, 158, 261, 280, 283
Regierungsbildung 16, 116, 158, 170
Regierungslehre 107
Regierungspartei 139, 141, 145, 148, 158
Regierungspolitik 80, 158
Regierungswechsel 92, 178
Regime 129
Region 21
regionale Faktoren 66, 191
Regulationstheorie 225
Rekrutierung 251, 253, 263
Religion 13, 28, 46, 196, 208, 259
Religionsgemeinschaft 259
Religionsunterricht 259
religiöse Faktoren 169, 231
religiöse Gruppe 259
Religiosität 235
Reorganisation 92
Repräsentation 16, 40, 59, 125, 149, 183
repräsentative Demokratie 15
Repression 82, 222
Republik 36
Republikanismus 46, 126, 239
Revolution 7, 79
Rollenverständnis 253
Rousseau, J. 4, 13, 17, 45
S
Säkularisierung 259
schichtspezifische Faktoren 234
203
Schleswig-Holstein 172
Schmitt, C. 50
Schröder, G. 111, 113, 130
Schule 208, 259
schulische Sozialisation 151
Schweden 98
Schweiz 19, 57, 110, 139, 169, 171, 181,
218, 250, 256, 264, 270, 271
SED 55, 70, 71, 286
Sekundäranalyse 186
Selbstorganisation 129
Selbstreferenz 189
Selbstverständnis 237, 243
Sexismus 202
Sicherheit 54
Sicherheitspolitik 54
Skandal 255
Solidarität 12, 35
sowjetische Besatzungszone 62
Sozialabbau 87
Sozialdemokratie
61, 69, 77, 155, 158,
161, 272
sozialdemokratische Partei 155
soziale Bewegung
25, 51, 91, 110, 200,
205, 215, 217
soziale Beziehungen 244
soziale Differenzierung 78, 265
soziale Einstellung 194
soziale Entwicklung 217
soziale Funktion 217
soziale Gerechtigkeit 18, 24, 35, 49, 112,
155, 161, 266
soziale Institution 194
soziale Integration 208, 222, 256
soziale Klasse 70
soziale Konstruktion 206, 246
soziale Kontrolle 70, 245
soziale Marktwirtschaft 39
soziale Norm 240, 241, 287
soziale Partizipation 181, 208
sozialer Konflikt 149
sozialer Status 251
sozialer Wandel 62, 66, 80, 162, 164, 204,
205, 282
soziales Milieu 60, 70, 143, 149, 258
soziales Netzwerk 129
soziales System 37, 150, 217
soziale Ungleichheit 21, 37, 161
soziale Wahrnehmung 204
204
Sozialisation 60, 151
Sozialismus 25, 49, 55, 62, 69, 77
sozialistischer Staat 25, 71
sozialistische Wirtschaft 71
Sozialkapital 2, 36, 232, 239, 240, 287
Sozialordnung 53
Sozialpolitik 24, 83, 85, 89, 138, 153, 156,
170, 238
Sozialrecht 35
Sozialstaat 24, 35, 85, 87, 89, 112
Sozialstruktur 143
soziologische Theorie 30, 49
sozioökonomische Entwicklung 155, 204
Sparpolitik 179
SPD
68, 69, 74, 77, 83, 137, 151, 155,
156, 158, 159, 161, 165, 170, 180
Spende 83, 132, 134, 157
SPÖ 67
Sport 208
Sprache 207
Sprachgruppe 250
Staatenbildung 53
Staatenbund 95
staatliche Einflussnahme 70
staatliche Lenkung 62, 70, 103
Staatsangehörigkeit 19
Staatsapparat 103
Staatsform 94, 131, 253
Staatsgewalt 227
Staatsrecht 114
Staatssozialismus 70
Staatstätigkeit 96, 121
Staatstheorie 22
Stabilisierung 119
Stagnation 161
Stalinismus 62
Stammzellenforschung 221
Stasi-Unterlagen-Gesetz 286
Steiermark 204
Steuerungsprozess 78, 103
Stiftung 136, 239
Stigmatisierung 70
Strafe 240
Strafrecht 6, 70, 80
Straftat 201
Strafverfolgung 70
Strafvollzug 11
Strukturwandel 154
Studentenbewegung 227, 228
Sachregister
Studentenverbindung 207
Subjektivität 10
Subsidiarität 112
Supranationalität 2
symbolische Politik 8, 68
Symbolismus 8
Sympathie 235
Systemkrise 33, 58
Systemstabilität 33
Systemtheorie 150, 217
T
Tageszeitung 273
Tarifpartner 119
Tausch 247
technischer Fortschritt 200
Technokratie 154
Teilnehmer 59
Terrorismus 80
Tocqueville, A. 2
Tönnies, F. 50
Totalitarismus 14, 58, 69, 94
Tradition 1
Transparenz 115, 142
Tugend 36
Türke 208
Typologie 31, 94, 150, 204, 231
U
Universalismus 12, 252
Unternehmen 61, 84
Unternehmer 159
Unterschicht 175, 258
Urteilsbildung 173, 220
USA
157, 171, 180, 207, 223, 236, 241,
265
Utilitarismus 239
Utopie 17, 45
V
Verantwortungsbewusstsein 206
Verantwortungsethik 18
Verband 110, 119, 131
Verbot 9, 241
Verein 203
Verfassungsänderung 108, 118, 123
Verfassungsbeschwerde 113, 130
Verfassungsgericht 135, 226
Verfassungsrecht 99, 114
Sachregister
Verfassungsschutz 207
Verfassungswirklichkeit 120
Verflechtung 188
Vergangenheitsbewältigung 206, 243, 248,
264, 270, 276, 282
vergleichende Politikwissenschaft 95
Verhaltensänderung 279
Verhältniswahl 190
Vermögen 264, 270
Vernetzung 275
Vertrauen 161, 168, 194, 226, 258
Vertrauensfrage 108, 113, 120, 130, 148,
172
Verwaltungshandeln 109, 287
Verwissenschaftlichung 74
virtuelle Gemeinschaft 280
Volk 4, 114, 287
Völkermord 282
Völkerrecht 29
Volksabstimmung 169
Volksentscheid 135, 142
Volkspartei 140, 144, 158
Vorurteil 206, 212, 231
W
Wahlbeteiligung 169, 174, 194
Wähler 104, 171, 173, 184, 188, 190, 229
Wahlergebnis
139, 147, 160, 161, 164,
179, 182, 191, 192
Wahlforschung 191
Wahlgesetz 130, 171
Wahlkampf 135, 145, 149, 157, 165, 170,
172, 174, 177, 180, 182, 185, 189, 192
Wahlrecht 57
Wahlsystem 171, 183, 190, 192
Wahrnehmung 145, 167, 261, 262
Wahrnehmungsstörung 261
Währungsunion 128
Weber, M. 197
Website 189, 275
Wehrdienstverweigerer 82
Weimarer Republik
19, 50, 65, 80, 126,
207, 259
Weltanschauung 14, 242
Weltbild 202, 242
Weltgesellschaft 3, 12, 21, 29, 37, 48
Weltmarkt 199
Weltordnung 3, 42
Weltpolitik 17, 26
205
Weltwirtschaft 48
Wende 55, 59
Wert 37, 250
Wertorientierung 20, 166, 180, 194, 207,
216, 219, 250, 281
Wertwandel 250
Wettbewerb 53, 61, 199
Wettbewerbsfähigkeit 199
Wettbewerbsordnung 53
Widerstand 71, 76, 79, 82, 266
Widerstandsrecht 50
Wiedervereinigung 128, 243, 248
Wien 204
Wirtschaft 53, 161, 255
wirtschaftliche Lage 167
Wirtschaftselite 265
Wirtschaftskrise 33
Wirtschaftsordnung 33, 39, 53
Wirtschaftspolitik 53, 61, 83, 96, 122, 138,
153, 156
Wirtschaftssystem 33
Wissen 194, 221, 271
Wissenschaftler 281
wissenschaftliche Beratung 74, 244, 283
Wissenschaftlichkeit 281
Wissenschaftsgeschichte 1
Wissenschaftspolitik 156
Wissensgesellschaft 255
Wissenstransfer 283
Wochenzeitung 236
Wohlfahrt 70
Wohlfahrtsstaat 19, 41, 87, 89
Z
Zeitfaktor 106
Zeitgeist 200
Zentralismus 95
Zielsetzung 59
Zionismus 65, 213
Zivilgesellschaft 2, 19, 44, 85, 112, 117,
129, 133, 136, 140, 163, 208, 210,
214, 215, 238, 239, 246, 266, 283
Zufriedenheit 258
Zukunftsperspektive 224
Zweiparteiensystem 171
Zweite Republik 56, 67, 118, 205, 234
Zweiter Weltkrieg 264, 270
zwischenbetriebliche Kooperation 61
206
17. Jahrhundert
18. Jahrhundert
19. Jahrhundert
21. Jahrhundert
Sachregister
5
5
23, 94, 126
30, 32
Institutionenregister
207
Institutionenregister
Europa-Universität Viadrina, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Politikwissenschaft,
insb. vergleichende Analyse politischer Systeme, Bewegungen und Kulturen 222
Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft Bereich Grundlagen der Politik Arbeitsbereich Historische Grundlagen der Politik
62
Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät III, Berlin Graduate School of Social Sciences -BGSS- 269
Institut für Religionspolitologie e.V. an der Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg 8, 196
Institut für Sozialforschung -IFS- an der Universität Frankfurt am Main
221
Katholische Hochschule für Soziale Arbeit 60
Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern 84
Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Technikfolgen-Abschätzung -ITA221
Technische Hochschule Aachen, FB 07 Philosophische Fakultät, Institut für Politische Wissenschaft Bereich Internationale Politik 191
Technische Universität Berlin, Zentrum für Antisemitismusforschung 213, 277
Technische Universität Darmstadt, FB 02 Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften, Institut
für Politikwissenschaft Arbeitsbereich Vergleichende Analyse politischer Systeme und Demokratieforschung 1
Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Kommunikationswissenschaft Professur für Kommunikationswissenschaft I 145
Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Politikwissenschaft Lehrstuhl Politische Systeme und Systemvergleich 88, 185
Technische Universität Ilmenau, Fak. für Mathematik und Naturwissenschaften, Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft 249
Technische Universität Ilmenau, Fak. für Mathematik und Naturwissenschaften, Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft Fachgebiet Empirische Medienforschung, Politische Kommunikation 278, 279
Universität Bamberg, Fak. Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl für Politikwissenschaft II Politische Soziologie 229
Universität Bamberg, Fak. Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Professur für Politikwissenschaft, insb. Politische Systeme 251
Universität Bielefeld, Graduiertenkolleg 724 "Auf dem Weg in die Wissensgesellschaft: institutionelle und epistemische Transformationen der Wissensproduktion und ihre gesellschaftlichen
Rückwirkungen" 244
208
Institutionenregister
Universität Bielefeld, Institut für Wissenschafts- und Technikforschung -IWT- 244
Universität Bochum, Fak. für Sozialwissenschaft, Sektion Sozialpolitik und Sozialökonomik Lehrstuhl Sozialpolitik 35
Universität Bochum, Promotionskolleg Ost-West 63
Universität Bremen, Zentrum für Sozialpolitik Abt. Theorie und Verfassung des Wohlfahrtsstaates
39
Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politisches System der Bundesrepublik Deutschland 92, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 149, 177, 178, 260, 261, 262
Universität Düsseldorf, Philosophische Fakultät, Sozialwissenschaftliches Institut Lehrstuhl für
Kommunikations- und Medienwissenschaft I 279
Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät 01, Institut für Politische Wissenschaft
Lehrstuhl für Politische Wissenschaft II 65
Universität Frankfurt, FB 03 Gesellschaftswissenschaften, Internationales Promotions-Centrum
Gesellschaftswissenschaften 225
Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Seminar für Wissenschaftliche Politik Arbeitsgruppe Wahlen 186
Universität Gießen, FB 03 Sozial- und Kulturwissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur für Empirische Sozialforschung 231
Universität Gießen, FB 03 Sozial- und Kulturwissenschaften, Institut für Schulpädagogik und
Didaktik der Sozialwissenschaften 220
Universität Göttingen, Graduiertenkolleg "Die Zukunft des Europäischen Sozialmodells"
155
Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät, Institut für Politikwissenschaft Lehrbereich
Systemanalyse und Vergleichende Politik 188
Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät, Institut für Politikwissenschaft Professur
für Didaktik der Sozialkunde 274
Universität Hannover, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar 272
Universität Jena, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl
für Methoden der empirischen Sozialforschung und Strukturanalyse moderner Gesellschaften 78
Universität Jena, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, SFB 580 Gesellschaftliche Entwicklungen nach dem Systemumbruch - Diskontinuität, Tradition und Strukturbildung 78
Universität Kassel, FB 04 Sozialwesen, Institut für Sozialpolitik und Organisation Sozialer Dienste 91
Universität Kassel, FB 05 Gesellschaftswissenschaften, Fach Politikwissenschaft Fachgebiet Politische Bildung und ihre Didaktik 223, 237
Universität Kiel, Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät, Institut für Agrarökonomie
Lehrstuhl für Agrarpolitik 171
Institutionenregister
209
Universität Köln, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Forschungsstelle für interkulturelle Studien 209
Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Forschungsinstitut für Politische Wissenschaft und Europäische Fragen Lehrstuhl für vergleichende Politikwissenschaft
90, 183
Universität Mainz, FB 02 Sozialwissenschaften, Medien und Sport, Institut für Politikwissenschaft
Abt. Vergleichende Politikwissenschaft 93
Universität Mannheim, Fak. für Sozialwissenschaften, Lehrstuhl für Politische Wissenschaft I
190
Universität Mannheim, Fak. für Sozialwissenschaften, Lehrstuhl für Politische Wissenschaft und
International Vergleichende Sozialforschung 232
Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung -MZES- Arbeitsbereich B Die politischen Systeme Europas und ihre Integration 171, 187
Universität Marburg, FB 03 Gesellschaftswissenschaften und Philosophie, Institut für Politikwissenschaft Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte 38
Universität Marburg, Graduiertenkolleg 884 "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit: Ursachen,
Phänomenologie und Konsequenzen" 231
Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Centrum für angewandte Politikforschung
-C.A.P- Forschungsgruppe Deutschland 101
Universität Oldenburg, Fak. 04 Human- und Gesellschaftswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Abt. Empirische Demokratieforschung 263
Universität Potsdam, MenschenRechtsZentrum 27
Universität Stuttgart, Fak. 10 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Abt. II Politische Theorie und Empirische Demokratieforschung 93
Universität Stuttgart, Fak. 10 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Abt. I Politische Systeme und Politische Soziologie 188
Universität Tübingen, Fak. für Philosophie und Geschichte, Seminar für Zeitgeschichte
80, 119, 200
72, 73,
Universität Tübingen, Graduiertenkolleg "Globale Herausforderung - transnationale und transkulturelle Lösungswege" 42
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Arbeit, Sozialstruktur und Sozialstaat Abt. Ungleichheit und soziale Integration 175
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Zivilgesellschaft, Konflikte und
Demokratie Forschungsgruppe Zivilgesellschaft, Citizenship und Politische Mobilisierung
in Europa 51, 275
Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung an der Universität zu Köln
188
ANHANG
Hinweise
213
Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur
Die in der Datenbank SOLIS nachgewiesene Graue Literatur enthält nahezu vollständig einen
Bibliotheksstandort zur Erleichterung der Ausleihe; dies gilt auch für einen Teil (40%) der nachgewiesenen Verlagsliteratur. In SOLIS nachgewiesene Zeitschriftenaufsätze sind zu über 60% mit
einem Standortvermerk versehen.
Beschaffung von Literatur über den Deutschen Leihverkehr
Die Standortvermerke in SOLIS (Kürzel, Ort und Sigel der besitzenden Bibliothek sowie Signatur
der Arbeit) beziehen sich auf Bibliotheken, die dem normalen Fernleihverkehr angeschlossen sind.
Sollte die gewünschte Arbeit bei Ihrer örtlichen Bibliothek nicht vorhanden sein, ersparen Ihnen
die Standortvermerke für die Fernleihe („Direktbestellung“) den u.U. sehr zeitraubenden Weg über
das Bibliothekenleitsystem.
Elektronische Bestellungen sind ebenfalls möglich, z.B. über subito - einen bundesweiten Dokumentlieferdienst der deutschen Bibliotheken für Aufsätze und Bücher.
Literaturdienst der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
Aufsätze aus Zeitschriften, die für SOLIS ausgewertet werden und in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln vorhanden sind, können über den Kölner Literaturdienst (KÖLI) als Kopie bestellt
werden. Diese Aufsätze enthalten den Standortvermerk „UuStB Koeln(38) - Signatur der Zeitschrift“ sowie einen Hinweis auf den Kopierdienst. Die Bestellung kann mit gelber Post, per Fax
oder elektronisch erfolgen.
Kosten für den Postversand bis zu je 20 Kopien pro Aufsatz betragen 4,- Euro, für Hochschulangehörige 2,- Euro (bei „Normalbestellung“ mit einer Lieferzeit von i.d.R. sieben Tagen); gegen
Aufpreis ist eine „Eilbestellung“ (Bearbeitungszeit: ein Arbeitstag) oder auch eine Lieferung per
Fax möglich.
Zur Benutzung der Forschungsnachweise
Die Inhalte der Forschungsnachweise beruhen auf den Angaben der Forscher selbst.
Richten Sie deshalb bitte Anfragen jeglicher Art direkt an die genannte Forschungseinrichtung
oder an den/die Wissenschaftler(in).
Das gilt auch für Anfragen wegen veröffentlichter oder unveröffentlichter Literatur, die im Forschungsnachweis genannt ist.
Informations- und Dienstleistungsangebot des
Informationszentrums Sozialwissenschaften
Als Serviceeinrichtung für die Sozialwissenschaften erbringt das Informationszentrum Sozialwissenschaften (IZ) überregional und international grundlegende Dienste für Wissenschaft und Praxis.
Seine Datenbanken zu Forschungsaktivitäten und Fachliteratur sowie der Zugang zu weiteren
nationalen und internationalen Datenbanken sind die Basis eines umfassenden Angebotes an Informationsdiensten für Wissenschaft, Multiplikatoren und professionelle Nutzer von Forschungsergebnissen. Zu seinen zentralen Aktivitäten gehören:
• Aufbau und Angebot von Datenbanken mit Forschungsprojektbeschreibungen (FORIS) und
Literaturhinweisen (SOLIS)
• Beratung bei der Informationsbeschaffung - Auftragsrecherchen in Datenbanken weltweit
• Informationstransfer von und nach Osteuropa
• Informationsdienste zu ausgewählten Themen
• Informationswissenschaftliche und informationstechnologische Forschung & Entwicklung
• Internet-Service
Das Informationszentrum Sozialwissenschaften wurde 1969 von der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V. (ASI) gegründet. Seit Dezember 1986 ist es mit dem Zentralarchiv für empirische Sozialforschung (ZA) an der Universität zu Köln und dem Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen e.V. (ZUMA), Mannheim in der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS) zusammengeschlossen. GESIS ist Mitglied der
„Leibniz-Gemeinschaft“ und wird von Bund und Ländern gemeinsam gefördert.
Im Januar 1992 wurde eine Außenstelle der GESIS (ab 2003 GESIS-Servicestelle Osteuropa) in
Berlin eröffnet, in der die Abteilung des IZ zwei Aufgaben übernahm: Die Bestandssicherung
unveröffentlichter sozialwissenschaftlicher Forschungsarbeiten der DDR und den Informationstransfer von und nach Osteuropa.
Die Datenbanken FORIS und SOLIS
FORIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften)
Inhalt: FORIS informiert über laufende, geplante und abgeschlossene Forschungsarbeiten der
letzten zehn Jahre aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Österreich und der Schweiz.
Die Datenbank enthält Angaben zum Inhalt, zum methodischen Vorgehen und zu Datengewinnungsverfahren sowie zu ersten Berichten und Veröffentlichungen. Die Namen der
am Projekt beteiligten Forscher und die Institutsadresse erleichtern die Kontaktaufnahme.
Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Psychologie, Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Sozialgeschichte,
Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie z.B. Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie, Sozialwesen oder Kriminologie.
Bestand der letzten 10 Jahre: über 40.000 Forschungsprojektbeschreibungen
Quellen: Erhebungen, die das IZ Sozialwissenschaften in der Bundesrepublik Deutschland, die
Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien in Österreich (bis 2001) und SIDOS (Schweizerischer Informations- und Daten-Archivdienst) in der Schweiz bei sozialwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen durchführen. Die Ergebnisse der IZ-Er-
hebung werden ergänzt durch sozialwissenschaftliche Informationen fachlich spezialisierter IuD-Einrichtungen wie z.B. des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der
Bundesanstalt für Arbeit (Nürnberg) sowie durch Auswertung von Internetquellen, Hochschulforschungsberichten sowie Jahresberichten zentraler Fördereinrichtungen und Stiftungen.
SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem)
Inhalt: SOLIS informiert über die deutschsprachige fachwissenschaftliche Literatur ab 1945, d.h.
Aufsätze in Zeitschriften, Beiträge in Sammelwerken, Monographien und Graue Literatur
(Forschungsberichte, Kongressberichte), die in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich oder der Schweiz erscheinen. Bei Aufsätzen aus Online-Zeitschriften und bei Grauer Literatur ist im Standortvermerk zunehmend ein Link zum Volltext im Web vorhanden.
Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Bildungsforschung, Kommunikationswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie
weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie z.B. Frauenforschung,
Freizeitforschung, Gerontologie oder Sozialwesen.
Bestand: Sommer 2005 ca. 320.000 Literaturnachweise
Jährlicher Zuwachs: ca. 14.000
Quellen: Zeitschriften, Monographien einschließlich Beiträgen in Sammelwerken sowie Graue
Literatur. SOLIS wird vom IZ Sozialwissenschaften in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden, der Freien Universität Berlin - Fachinformationsstelle Publizistik, dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, den Herausgebern der Zeitschrift für Politikwissenschaft und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung hergestellt. Weitere
Absprachen bestehen mit der Zentralstelle für Psychologische Information und Dokumentation in Trier und mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung
in Frankfurt/Main.
Zugang zu den Datenbanken
Der Abruf von Informationen aus den Datenbanken FORIS und SOLIS ist prinzipiell kostenpflichtig. Beide Datenbanken sind in jeweils unterschiedlichen fachlichen Umgebungen über folgende
Hosts zugänglich:
STN International
The Scientific & Technical
Information Network
Postfach 24 65
D-76012 Karlsruhe
Tel. (0 72 47) 80 85 55
www.stn-international.de
GBI
Gesellschaft für Betriebswirtschaftliche Information mbH
Postfach 81 03 60
D-81903 München
Tel. (0 89) 99 28 79-0
www.gbi.de/_de
An nahezu allen Hochschulstandorten sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der
Schweiz sind beide Datenbanken auf der Basis von Pauschalabkommen mit den Hosts - z.B. für
das GBI wiso-net - in der Bibliothek oder über Institutsrechner für die Hochschulangehörigen frei
zugänglich.
infoconnex - der neue interdisziplinäre Informationsdienst bietet Individualkunden günstige Jahrespauschalpreise für den Zugang zu den Datenbanken SOLIS und FORIS - auch in Kombination
mit den Literaturdatenbanken zu Pädagogik und Psychologie (www.infoconnex.de).
Im www-Angebot des IZ bzw. der GESIS steht - neben weiteren kostenfrei zugänglichen Datenbanken - ein Ausschnitt aus der FORIS-Datenbank mit Projektbeschreibungen der letzten Jahre für
inhaltliche und formale Suchen zur Verfügung; dadurch besteht darüber hinaus die Möglichkeit,
bereits gemeldete Projekte auf Aktualität zu prüfen sowie jederzeit neue Projekte für eine Aufnahme in FORIS mitzuteilen.
Beratung bei der Nutzung sozialwissenschaftlicher Datenbanken
Zur Unterstützung Ihrer eigenen Suche in den Datenbanken FORIS und SOLIS bietet das IZ entsprechende Rechercheinstrumente wie z.B. den Thesaurus oder die Klassifikation Sozialwissenschaften. Selbstverständlich beraten wir Sie auch jederzeit bei der Umsetzung sozialwissenschaftlicher Fragestellungen in effektive Suchstrategien in unseren Datenbanken.
Auftragsrecherchen
In Ihrem Auftrag und nach Ihren Wünschen führt das IZ kostengünstig Recherchen in den Datenbanken FORIS und SOLIS durch. Darüber hinaus werden Informationen aus weiteren nationalen
und internationalen Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen und/oder fachübergreifenden Themengebieten zusammengestellt.
Informationstransfer von und nach Osteuropa
Die Abteilung Informationstransfer in der GESIS-Servicestelle Osteuropa fördert die Ost-WestKommunikation in den Sozialwissenschaften. Sie unterstützt die internationale Wissenschaftskooperation mit einer Vielzahl von Informationsdiensten.
Eine wichtige Informationsquelle für Kontakte, Publikationen oder Forschung bietet in diesem
Zusammenhang auch der Newsletter „Sozialwissenschaften in Osteuropa“, der viermal jährlich in
englischer Sprache erscheint.
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst - soFid
Regelmäßige Informationen zu neuer Literatur und aktueller sozialwissenschaftlicher Forschung
bietet das IZ mit diesem Abonnementdienst, der sowohl in gedruckter Form als auch auf CD-ROM
bezogen werden kann. Er ist vor allem konzipiert für diejenigen, die sich kontinuierlich und längerfristig zu einem Themenbereich informieren wollen.
soFid ist zu folgenden Themenbereichen erhältlich:
•
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Allgemeine Soziologie
Berufssoziologie
Bevölkerungsforschung
Bildungsforschung
Familienforschung
Frauen- und Geschlechterforschung
Freizeit - Sport - Tourismus
Gesellschaftlicher Wandel in den
neuen Bundesländern
Gesundheitsforschung
Industrie- und Betriebssoziologie
Internationale Beziehungen +
Friedens- und Konfliktforschung
Jugendforschung
Kommunikationswissenschaft:
Massenkommunikation - Medien Sprache
• Kriminalsoziologie + Rechtssoziologie
• Kultursoziologie + Kunstsoziologie
• Methoden und Instrumente der
Sozialwissenschaften
• Migration und ethnische Minderheiten
• Organisations- und Verwaltungsforschung
• Osteuropaforschung
• Politische Soziologie
• Religionsforschung
• Soziale Probleme
• Sozialpolitik
• Sozialpsychologie
• Stadt- und Regionalforschung
• Technology Assessment
• Umweltforschung
• Wissenschafts- und Technikforschung
sowiNet - Aktuelle Themen im Internet
Zu gesellschaftlich relevanten Themen in der aktuellen Diskussion werden in der Reihe sowiOnline Informationen über sozialwissenschaftliche Forschungsprojekte und Veröffentlichungen auf
Basis der Datenbanken FORIS und SOLIS zusammengestellt. In der Reihe sowiPlus werden solche
Informationen darüber hinaus mit Internetquellen unterschiedlichster Art (aktuelle Meldungen,
Dokumente, Analysen, Hintergrundmaterialien u.a.m.) angereichert. Alle Themen sind zu finden
unter www.gesis.org/Information/SowiNet.
Forschungsübersichten
Dokumentationen zu speziellen sozialwissenschaftlichen Themengebieten, Ergebnisberichte von
Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des IZ, Tagungsberichte und State-of-the-art-Reports werden in unregelmäßigen Abständen in verschiedenen Reihen herausgegeben.
Internet-Service
Die Institute der GESIS (Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V.)
IZ
(Informationszentrum Sozialwissenschaften, Bonn)
ZA
(Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung an der Universität zu Köln) und
ZUMA (Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen, Mannheim)
bieten unter
www.gesis.org
gemeinsam Informationen zum gesamten Spektrum ihrer Infrastrukturleistungen sowie Zugang zu
Informations- und Datenbeständen.
Unter dem Menü-Punkt „Literatur- & Forschungsinformation“ bietet das IZ nicht nur Zugang
zu einem Ausschnitt aus der Forschungsprojektdatenbank FORIS, sondern zu einer Reihe weiterer
Datenbanken und Informationssammlungen:
• Die Datenbank SOFO - sozialwissenschaftliche Forschungseinrichtungen - enthält Angaben
zu universitären und außeruniversitären Instituten in der Bundesrepublik Deutschland in den
Bereichen Soziologie, Politikwissenschaft, Psychologie, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft, Bevölkerungswissenschaft, Geschichtswissenschaft sowie Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Gesucht werden kann nach Namen(steilen),
Fachgebiet, Ort, Bundesland sowie organisatorischer Zuordnung (Hochschule, außeruniversitäre Forschung oder öffentlicher Bereich).
Neben Adressen, herausgegebenen Schriftenreihen u.ä. verweisen Hyperlinks ggf. auf die jeweiligen Homepages der Institutionen. Darüber hinaus gelangt man über einen weiteren Hyperlink zu allen Projektbeschreibungen eines Instituts, die in den letzten drei Jahren in die Forschungsdatenbank FORIS aufgenommen wurden (www.gesis.org/information/SOFO).
• Die Datenbank INEastE - Social Science Research INstitutions in Eastern Europe - bietet
Tätigkeitsprofile zu sozialwissenschaftlichen Einrichtungen in vierzehn osteuropäischen Ländern. Ähnlich wie in SOFO, können auch hier die Institutionen durchsucht werden nach Namensteilen, Ort, Land, Personal, Fachgebiet, Tätigkeitsschwerpunkt und organisatorischer Zuordnung. Die zumeist ausführlichen Institutsbeschreibungen in englischer Sprache sind durch
weiterführende Hyperlinks zu den Institutionen ergänzt
(www.gesis.org/Information/Osteuropa/INEastE).
• Sozialwissenschaftliche Zeitschriften in Deutschland, Österreich und der Schweiz stehen in
einer weiteren Datenbank für Suchen zur Verfügung. Es handelt sich dabei um Fachzeitschriften, die vom IZ in Kooperation mit weiteren fachlich spezialisierten Einrichtungen regelmäßig
für die Literaturdatenbank SOLIS gesichtet und ausgewertet werden. Standardinformationen
sind Zeitschriftentitel, Herausgeber, Verlag und ISSN - Redaktionsadresse und URL zur Homepage der Zeitschrift werden sukzessive ergänzt. Immer vorhanden ist ein Link zur Datenbank SOLIS, der automatisch eine Recherche beim GBI-Host durchführt und die in SOLIS gespeicherten Titel der Aufsätze aus der betreffenden Zeitschrift kostenfrei anzeigt; weitere Informationen zu den Aufsätzen wie Autoren oder Abstracts können gegen Entgelt direkt angefordert werden. Die Datenbank befindet sich noch im Aufbau; eine alphabetische Liste aller
ausgewerteten Zeitschriften aus den deutschsprachigen Ländern kann jedoch im PDF-Format
abgerufen werden.
Zu sozialwissenschaftlichen Zeitschriften in Osteuropa liegen ausführliche Profile vor, die in
alphabetischer Reihenfolge für die einzelnen Länder ebenfalls abrufbar sind. Der Zugang erfolgt
über www.gesis.org/Information/Zeitschriften.
Über weitere Menü-Hauptpunkte werden u.a. erreicht:
• die Linksammlung SocioGuide, die - gegliedert nach Ländern und Sachgebieten - Zugang zu
Internetangeboten in den Sozialwissenschaften bietet (www.gesis.org/SocioGuide) sowie
• der GESIS-Tagungskalender (www.gesis.org/Veranstaltungen) mit Angaben zu Thema/ Inhalt,
Termin, Ort, Land, Kontaktadresse bzw. weiterführenden Links zu nationalen und internationalen Tagungen und Kongressen in den Sozialwissenschaften sowie zu Veranstaltungen in und
zu Osteuropa im Bereich der Transformationsforschung.
Elektronischer Service des IZ
Das IZ-Telegramm, das vierteljährlich über Neuigkeiten und Wissenswertes aus dem IZ berichtet,
sowie der Newsletter „Social Science in Eastern Europe“ können auch in elektronischer Version
bezogen werden. Ein E-mail-Abonnement des IZ-Telegramms erhalten Sie über
[email protected]; Textfeld: subscribe iz-telegramm IhrVorname IhrNachname
Der Betreff bleibt leer, statt IhrVorname IhrNachname können Sie auch anonymous eingeben.
Für den Newsletter gilt:
[email protected]; Text im Betreff: subscribe oenews
***
Umfassende und aktuelle Informationen zum Gesamtangebot der Serviceleistungen des IZ inklusive Preisen, Download- und Bestellmöglichkeiten finden Sie im Internet - alles auf einen Blick
unter:
www.gesis.org/IZ/IZ-uebersicht.htm
GESIS - Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher
Infrastruktureinrichtungen e.V.
Informationszentrum
Sozialwissenschaften
Lennéstraße 30
53113 Bonn
Telefon: (0228)2281-0
Telefax: (0228) 22 81-120
e-mail:[email protected]
Abteilung Informationstransfer
in der GESIS-Servicestelle Osteuropa
Schiffbauerdamm 19 • 10117 Berlin
Telefon: (030) 23 36 11-0
Telefax: (030) 23 36 11-310
e-mail:[email protected]
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