Von Krampfader bis Thrombose – Was tun?

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I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l
v o m
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Von Krampfader bis Thrombose – Was tun?
Durch das weit verzweigte Netz der Venen müssen täglich 7.000 Liter Blut zurück zum
Herzen transportiert werden. Problematisch kann dies vor allem in den Beinen werden, in
denen es entgegen der Schwerkraft nach oben strömen muss. Stundenlanges Stehen
oder Sitzen zum Beispiel schädigt die Venen. Ein Schicksal, das Millionen Deutsche trifft.
Neun von zehn Erwachsenen in Deutschland haben leichte Veränderungen an den Venen.
Doch Besenreiser und Krampfadern werden fälschlicherweise häufig nur als Schönheitsmakel angesehen. Ein gefährlicher Irrtum.
Der Fall Wulf T.
Wulf T. lebt gesund. Er raucht nicht. Sein Gewicht ist noch im normalen Bereich. In seinem
Beruf als Denkmalpfleger sitzt er nicht nur im
Büro, sondern ist auch viel unterwegs. Trotzdem zeigten sich bei ihm bereits mit Mitte 40
die ersten Krampfadern. Schon seine Großmutter litt darunter. Auch sein Vater hatte
Krampfadern. So akzeptierte Wulf T. seine
Venenschwäche zunächst als Schicksal. Doch
seine Beschwerden nahmen zu. Die Beine von
Wulf T. fühlten sich immer öfter bleischwer an
und schwollen unangenehm an. Erst als Wulf
T. Anfang 50 ist, konsultiert er wegen seiner
Krampfadern einen Arzt. Man zog ihm die erschlafften Venen im rechten Bein. Seitdem ist
ihm bewusst, dass er sich aktiv vor Thrombose
und Lungenembolie schützen muss. Und das
jeden Tag! Seit der OP vor 20 Jahren trägt
Wulf T. speziell angepasste Kompressionsstrümpfe. Sein Durchhalten hat sich gelohnt.
Bis heute hat sich bei ihm kein Blutgerinnsel in
den schwachen Venen gebildet. Die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen zeigen einen
normalen Blutfluss.
Berechnen Sie Ihr persönliches Risiko, an
einem Venenleiden zu erkranken
Auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie wird ein interaktiver
Fragebogen angeboten. Wer die neun Fragen
beantwortet, kann per Knopfdruck erfahren, ob
Zeichen für eine chronische Venenerkrankung
vorliegen.
www.phlebology.de/Mein-Risiko.html
Veneninsuffizienz
Was der Arzt als venöse Insuffizienz diagnostiziert, kann als Venenschwäche übersetzt werden. Der Begriff fasst alle Komplikationen zusammen, die entstehen, wenn sich das Blut
über eine lange Zeit hinweg in den Gefäßen
staut. Meist betroffen sind die Beinvenen. Und
das hat seinen Grund, denn von den Beinen
aus muss das Blut entgegen der Schwerkraft
zurück zum Herzen befördert werden. Normalerweise funktioniert das so: Die Wadenmuskeln pressen das Blut in den Beinvenen mit
jeder Muskelkontraktion in Richtung des Herzens. Dieser Vorgang wird auch Wadenpumpe
genannt. Ein Zurückfließen des Blutes wird
durch ventilartige Trennwände in den Venen,
die so genannten Venenklappen, verhindert.
Sie lassen das Blut nur in der gewünschten
Richtung, also hoch zum Herzen hin, passieren. Bei einer Venenschwäche haben sich die
Blutgefäße unumkehrbar geweitet. Dadurch
schließen die Klappen nicht mehr richtig dicht.
Das Blut sackt teilweise in die Beinvenen zurück. Ein Teufelskreis. Denn durch die hohe
Flüssigkeitsmenge in den Adern leiern die
Gefäßwände immer weiter aus.
Ständig schwere, geschwollene Beine
Der hohe Blutdruck in den Beinvenen führt
dazu, dass das im Blut enthaltene Wasser in
das umliegende Gewebe sickert. Ödeme, also
Wassereinlagerungen, lassen die Beine unangenehm anschwellen. Der Blutfarbstoff, der
durch die schwache Wand der Adern ebenfalls
nach außen dringt, führt zu rotbraunen Flecken
auf der Haut. Sie fängt an zu jucken und ent1
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zündet sich schnell. Durch die mangelnde
Durchblutung des Beines läuft das Gewebe
zudem leicht bläulich an. Durch die Minderversorgung der Haut kann es letztlich zu offenen
Hautstellen, zu offenen Beinen kommen. Um
diesen Verlauf zu stoppen, sollten sich Betroffene rechtzeitig an einen speziellen Facharzt,
einen Phlebologen, wenden.
Risikofaktoren
für
Venenschwäche,
Krampfadern und Thrombose
Bewegungsmangel
Erbliche Bindegewebsschwäche
Alter
Weibliches Geschlecht
Rauchen
Antibabypille
Schwangerschaft
Hormonersatztherapie
Vom kosmetischen Problem zur behandlungsbedürftigen Krankheit
Oberflächliche Venen
Wie kleines rotes oder blaues Reisig sehen sie
aus und überziehen die Beine recht unschön.
Sogenannte Besenreiser entstehen, wenn die
feinen, netzförmigen Venen direkt unter der
Hautoberfläche ausgeleiert sind. Sie sind für
den einen oder anderen ein Schönheitsmakel,
haben aber kaum Krankheitswert. Allerdings
können sie ein Anzeichen sein, dass die
Druckverhältnisse im Bein nicht mehr optimal
sind. Wer die roten Besenreiser aus optischen
Gründen loswerden möchte, dem rät der Arzt
zumeist zu einer Laserbehandlung. Der Laser
gibt ein sehr fein gebündeltes und energiereiches Licht in die Besenreiser ab. Durch die
Hitze werden die Proteine im Blut und den
Gefäßwänden erwärmt, wodurch sie schmelzen. Danach übernimmt der Körper den Abtransport dieser Stoffe. Nach einer Weile verschwinden die roten Äderchen.
Dickes Bein durch dicken Bauch?
Ein dicker Bauch kann zwar durchaus auch
sexy sein. Auf die Venengesundheit wirkt er
sich sehr negativ aus.Die Natur legt den Herren die Fettpolster oft wie eine Trommel auf
den Leib. Aber auch viele Frauen neigen zu
Fettanlagerungen in der Körpermitte (Apfeltyp).
Doch dieses sogenannte viszerale Fett ist viel
gefährlicher als das an Hüften und Po. Ein
dicker Bauch verhindert unter anderem den
Rückfluss des Blutes aus den Beinen zum
Herzen. Wie ein schwerer Medizinball drückt
das Bauchfett die Venen in der Leistengegend
ab. Besonders im Sitzen macht sich dieser
Effekt bemerkbar. Die Venen müssen dann
nicht nur gegen die Schwerkraft arbeiten, sondern gegen den Druck des Bauches. Ein un-
günstiger Effekt, der auch in der Schwangerschaft zu dicken Beinen beiträgt.
Krampfadern
Im Falle von Krampfadern hat sich die Venenschwäche auf größere Gefäße der oberen
Hautschichten, genauer im Unterhautfettgewebe, ausgedehnt. Erst schimmern sie wie bläuliche Schlängellinien auf der Haut. Irgendwann
quellen sie auf und zeigen sich auf dem Bein
wie unterirdische Würmer. Krampfadern haben
nichts mit Krämpfen zu tun. Die Bezeichnung
leitet sich aus dem Althochdeutschen ab. Früher wurden sie Krumpadern genannt. Ihr geschlängeltes und erhabenes Aussehen spiegelt sich auch in der medizinischen Bezeichnung Varizen (lt. varus = krummbeinig) wieder.
Schweregrade von Krampfadern
Grad 1: Krampfadern ohne Beschwerden
Grad 2: Krampfadern mit Beschwerden wie Schweregefühl, Juckreiz, Wadenkrämpfe, Schmerzen etc.
Grad 3: Wie Grad 2, jedoch stärker
ausgeprägt; Hautveränderungen (Verfärbungen, Ekzem, Entzündungen),
Narben eines offenen Beines
Grad 4: Wie Grad 3, doch stärker ausgeprägt; offenes Bein
Anders als Besenreiser haben Krampfadern
durchaus Krankheitswert. Unbehandelt schreiten Venenverschleiß und der Blutstau im Bein
ungehindert fort. Beinschwellungen, Schweregefühl, Juckreiz und letztlich offene Beine können die Folge sein.
Konservative Therapie
Wer unter Venenschwäche leidet, für den ist
es sinnvoll, so früh wie möglich etwas zu tun,
um einem weiteren Erschlaffen der Venen
vorzubeugen. Die beste nichtinvasive Maßnahme ist ein maßgeschneiderter Kompressionsstrumpf. Er bildet die Grundlage für weitere, konservative Behandlungen. Ihre Hauptwirkung entfalten Kompressionsstrümpfe durch
die Aktivierung der Muskel-Gelenk-Pumpen.
Deswegen sollten sich gerade Strumpfträger
regelmäßig bewegen. Kompressionsstrümpfe
werden vom Arzt verordnet und sollten unbedingt in speziellen Fachgeschäften individuell
angepasst werden. Als weitere Maßnahmen
bieten sich auch kalte Güsse, Wechselduschen und Anwendungen nach Pfarrer Kneipp
an, um die Durchblutung der Beine zu fördern.
Tipp: Die 3 S-3 L-Regel
Eigentlich sollte sie jeder kennen, denn sie hilft
nicht nur Menschen mit schwachen Venen,
sondern sie schützt auch die Gefäße von Ge2
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sunden! 3 S-3 L steht für "Sitzen, Stehen,
schlecht! Lieber Liegen oder Laufen!" Denn
körperliche Bewegung ist das Beste, was jeder
für seine Beine tun kann, denn die Beinmuskeln pressen täglich rund 1.000 Mal die gesamte Blutmenge durch die Venen. Sportarten
wie Schwimmen, Radfahren oder auch nur
Spazierengehen bieten sich besonders an.
Das Hochlagern der Beine wirkt zudem Wunder, entlastet die Venen und führt zu einem
erleichterten Rückfluss des Blutes von den
Beinen zum Herzen. Wer trotzdem gezwungen
ist, längere Zeit zu sitzen, sollte Kompressionsstrümpfe tragen.
Eher negativ wirken sich Kraftsport und Sportarten mit schnellen Richtungs- und Geschwindigkeitswechseln, wie Tennis und Badminton
aus. Große Wärme und Hitze sollte gemieden
werden, da sich hierbei die Gefäße erweitern
und die Venenschwäche unterstützen. Gehen
Sie zu Hause und im Garten barfuss, um die
Muskulatur zu kräftigen und vermeiden Sie zu
enge Schuhe und Stöckelschuhe, die den Blutfluss wiederum stören. Bei Krampfadern hilft
auch eine Beinmassage, die allerdings bei
Thrombosen nicht angewandt werden sollte.
Wichtig ist auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, damit das Blut nicht eindickt, sowie
eine ausgewogene Ernährung mit ballaststoffreichen Lebensmitteln und reduziertem Zucker- und Fettgehalt. Dadurch wird Übergewicht abgebaut und gleichzeitig werden die
Gefäße unterstützt. Zusätzlich können Venenmittel als Sprays oder Cremes mit Rosskastanie oder rotem Weinlaub genutzt werden. Die
Wirksamkeit wird in Fachkreisen kontrovers
diskutiert. Viele Patienten beschreiben jedoch
eine lindernde Wirkung.
Der Tipp von Physiotherapeutin Gitte Baumeier
Venengymnastik tut allen Menschen gut, auch
Venengesunden. Ganz besonders geeignet ist
sie natürlich für Menschen, die unter Venenschwäche leiden. Am effektivsten ist das Training, wenn Sie die Möglichkeit haben, sich auf
den Rücken zu legen und die Beine etwas
erhöht auf einen Kissenstapel oder ähnlichem
zu platzieren. Doch das geht leider im Büro
oder auf langen Busreisen nicht. Deswegen
möchte ich Ihnen zeigen, wie Sie auch im Sitzen und Stehen etwas gegen Blutstau in den
Beinen tun können. Bei der Venengymnastik
wird die Pumpwirkung des Wadenmuskels
ausgenutzt, der die Venen zusammendrückt.
Er hilft, das Blut aus den Beinen wieder nach
oben zu drücken. Die Wadenmuskulatur kann
man im Liegen, Sitzen oder Stehen aktivieren.
Übungen im Stehen
Stellen Sie Ihre Füße hüftbreit auseinander.
Schaukeln Sie nun im Sekundentakt hoch auf
die Zehenspitzen und zurück auf die Ferse
(Zehen leicht nach oben ziehen). Wenn Sie
Probleme mit der Balance haben, einfach an
einem Türrahmen oder an einer Stuhllehne
festhalten. Je nach Ihrer Kraft empfehle ich
fünf Runden mit je 15-25 Bewegungen.
Auch im Sitzen ist diese Übung möglich
Stellen Sie im Sitzen die Füße hüftbreit auseinander. Der Winkel zwischen Ihrem Schienbein und dem Oberschenkel sollte etwa 90
Grad sein. Nun wieder in einer Schaukelbewegung abwechselnd Zehen und dann Fersen
hochheben. Je nach Kraft fünf Runden mit je
20-30 Wiederholungen. Gerade für Menschen,
die viel Sitzen, unter schwachen Venenklappen leiden und deren Beine im Sommer
schnell anschwellen, sind diese Übungen,
regelmäßig angewendet, sehr hilfreich.
Krampfader-OP: Stripping, Schaum
und Laser
Vor der Einleitung invasiver Maßnahmen soll
mit konservativen Methoden versucht werden,
das Krankheitsbild zu bessern. Die operative
Behandlung von Varizen kann auf zwei wesentliche Ziele ausgerichtet sein: Die betroffene Vene veröden (Sklerosierung) oder entfernen (Stripping). Bei dem erstgenannten Verfahren wird der Zufluss in die Vene bzw. der
Durchfluss durch das Gefäß chemisch oder
thermisch verschlossen. Das Gefäß wird nicht
mehr durchströmt. Dazu wird bei kleinen Venen ein Mittel in flüssiger Form gespritzt. Ist
das Gefäß größer, ist es ein Schaum. Diese
Verklebung erfolgt fast immer in mehreren
Sitzungen. Sie muss nach ein bis zwei Jahren
wiederholt werden. Nicht nur chemisch, auch
mit Laser oder Radiowellen kann eine Vene
verklebt werden. Dazu muss in beiden Fällen
über einen Schnitt eine Sonde in das Gefäß
geschoben werden.
Soll die kranke Vene stattdessen entfernt werden, kommt das sogenannte Stripping zum
Einsatz. Dabei wird die Krampfader komplett
oder teilweise operativ aus dem Bein herausgezogen. Bei allen Therapien muss im Rahmen der Nachsorge ein Kompressionsstrumpf
getragen werden.
Wenn tiefe Beinvenen betroffen sind, droht
Gefahr
Erschlaffen die Gefäßwände der tief im Bein
und Becken liegenden großen Venen, hat das
sogar lebensbedrohliche Folgen. Denn durch
ausgeleierten Gefäßwände und das darin stockende Blut bilden sich Blutgerinnsel. Verstopfen diese die großen Hauptvenen, kommt es
zur Thrombose. Werden die Klümpchen
3
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(Thromben) mit dem Blutstrom zur Lunge mitgerissen, entsteht eine lebensgefährliche Lungenembolie.
Der Fall Frieda Kahlo
Spätestens seit dem Hollywood-Film "Frida"
weiß die Welt, dass das Leben und die Kunst
der mexikanischen Malerin Frida Kahlo durch
einen Unfall und eine dramatische Krankheitsgeschichte geprägt wurden. Neueste Erkenntnisse legen nahe, dass sie an einer seltenen
Thromboseerkrankung litt. Ihre Bilder werden
heute für Millionen Dollar versteigert. Viele sind
Zeugnisse ihrer Krankheit und ihrer Leiden
nach einem Verkehrsunfall, bei dem sie als
junge Frau schwere Wirbelsäulenverletzungen
erlitt und der sie zwang, ständig ein Stahlkorsett zu tragen. Ihre zahlreichen gesundheitlichen Probleme, auch zwei Fehlgeburten, wurden als Folge des Unfalls gewertet. Gefäßspezialisten an der Uniklinik Frankfurt aber meinen, dass Frida Kahlo an einer Thromboseerkrankung gelitten haben könnte. Im Alter von
47 Jahren hatte sie einen Arterienverschluss
im rechten Bein, das daraufhin sofort amputiert
werden musste. Kurz darauf entwickelte sich
eine Lungenentzündung, an deren Folgen die
Malerin schnell starb. Schon damals vermutete
man, dass sie eine Lungenembolie gehabt
haben könnte. Für den Fachmann eine sehr
ungewöhnliche Symptomkombination: Frida
Kahlo entwickelte Blutgerinnsel sowohl in den
Arterien, was zur Beinamputation führte, als
auch in den Venen mit der Folge einer Lungenembolie. Dazu die Neigung zu Fehlgeburten. Unter vielen Thromboseerkrankungen
kennen die Spezialisten nur eine, auf die diese
Kombination zutrifft: das AntiphospholipidSyndrom (APS) - eine Erkrankung, die zu Frida
Kahlos Zeiten noch unbekannt war.
Eine Krankheit, die vor allem Frauen trifft
Das Antiphospholipid-Syndrom ist einer der
häufigsten Autoimmune-Defekte, an dem vor
allem Frauen erkranken. Ein Antikörper im Blut
löst den Gerinnungsprozess aus. Normalerweise sind venöse aber auch arterielle Thrombosen Alterserkrankungen, typisch für Menschen ab dem 60. Lebensjahr. Wenn eine
junge Frau wie Frida Kahlo Blutgerinnsel entwickelt, dann wäre ein Arzt auch heute wahrscheinlich zunächst irritiert, häufig wird eine
Venenthrombose auch übersehen. Um APS
festzustellen, muss gezielt an diese Antikörper
gedacht werden und sie müssen auch gezielt
bei einem Speziallabor anfordert werden. Heilbar ist APS aber noch nicht, weil man nicht
weiß, warum sich die Antikörper bilden. Es
kann jedoch eine symptomorientierte Behandlung durchgeführt werden, d. h. die Neigung zu
Blutgerinnseln oder die Fehlgeburtsneigung
kann therapiert und verhindert werden. Sollte
Frida Kahlo tatsächlich unter APS gelitten haben, hätte man ihr also mit dem heutigen
Kenntnisstand helfen können. Fehlgeburten,
Beinamputation und Lungenembolie wären
vermeidbar gewesen.
Von Thrombose zur Embolie
Thrombose wird auch Blutgerinnung am falschen Ort genannt. Normalerweise ist die Fähigkeit des Blutes, zu verklumpen, lebenswichtig, um den Körper bei Verletzungen vor dem
Verbluten zu schützen. Zu vermehrter Thrombenbildung führen neben Venenschwäche eine
entsprechende erbliche Veranlagung oder
Veränderungen im Gerinnungssystem des
Blutes. Daneben werden sie auch durch Operationen mit großen Wundflächen, Verengungen der Blutgefäße und langes Liegen (Bettlägerigkeit) verursacht. Besonders gefährdet
sind ebenfalls Frauen, die schwanger sind
oder Hormonpräparate nehmen. Warnsignale
für Gefäßverengungen durch Thromben sind
geschwollene Fußknöchel und Unterschenkel
sowie Spannungsgefühle im Bein. Vor allem,
wenn ein Bein deutlich dicker ist als das andere, sollte man aufmerksam werden. Ebenso
deuten Schmerzen in der Wade beim Auftreten
und übermäßiges Wärmegefühl sowie eine
blaue Färbung beim Beine hängen lassen bzw.
Rötungen auf einen Gefäßverschluss hin. Aber
Achtung: Viele Thrombosen verlaufen auch
symptomlos!
Lösen sich die Gerinnsel, wandern sie zumeist
in die Lunge. Dies ist die größte Gefahr der
Erkrankung, da dadurch eine Lungenembolie
ausgelöst wird, die in 40.000 Fällen jährlich
tödlich endet. Sobald Symptome erkannt werden, sollte ein Arzt, am besten ein Gefäßspezialist, aufgesucht werden. Dieser untersucht
die Venen mit Hilfe von Ultraschall, Computertomographie oder Magnetresonanztomographie. Eine weitere Möglichkeit, die Gerinnsel
aufzuspüren, ist die Phlebographie. Hierbei
wird ein Kontrastmittel ins Venensystem gespritzt, der Körper dann geröntgt und die Ansammlungen identifiziert. Die darauffolgende
übliche Behandlung ist das Verschreiben von
Gerinnungshemmern, um ein weiteres Wachsen der Thromben zu verhindern. Weiter werden Kompressionsstrümpfe verordnet, die den
Druck auf die Gefäße erhöhen und so den
Blutfluss unterstützen. Hinzu kommen dann
Vitamin-K-Antagonisten (Cumarine), die die
Blutgerinnung hemmen. Bei der Auflösung der
Gerinnsel können die Venenklappen in Mitleidenschaft gezogen werden, sodass die Venen
nicht mehr voll funktionstüchtig sind. Es entsteht das Postthrombotische Syndrom. Dieses
zeigt sich in andauernden Schmerzen und
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Schwellungen. Bleibt es unbehandelt, verändert sich die Haut braun mit weißen narbigen
Einschlüssen. Menschen mit behandelter
Thrombose haben gerade in den ersten Monaten der Therapie ein Risiko, wieder Gerinnsel
zu bekommen, da beim Abbau Substanzen
freigesetzt werden, die die Gerinnung des
Blutes erhöhen.
Studiogäste: Dr. med. Thomas Hertel, Gefäßzentrum Zwickau
Gitte Baumeier, Physiotherapeutin,
Halle/ Saale
Tanzgruppe "Happy Legs", Chemnitz
Sonderfall: Thrombose im Auge
Zunächst wird es zunehmend dunkler vor einem Auge, dann folgt Blindheit, während man
mit dem anderen Auge glasklar sieht: So deutet sich eine Thrombose in der Netzhaut an.
Der Abtransport des Blutes über die Venen
wird immer langsamer, bevor er ganz erliegt.
Es kommt zu Einblutungen und Schwellungen
der Netzhaut (Makulaödem). Dieser Infarkt im
Auge tritt gar nicht so selten auf. Vor allem
ältere Menschen oder Frauen, die die Pille
nehmen, sind betroffen. Dass sich die Gefäße
im Auge zusetzen, hat viele Gründe. Sie ähneln denen für Herzkreislauf-Erkrankungen:
Bluthochdruck, Rauchen oder Gerinnungsstörungen. Bei Verdacht auf Thrombose im Auge
entsteht sofort Handlungsbedarf! Der Verschluss schädigt die Netzhaut unumkehrbar
und führt im Extremfall zur Erblindung. Setzt
eine Behandlung rechtzeitig ein, kann das
Augenlicht weitestgehend gerettet werden.
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