Einführung in die Didaktik der Mathematik Andrea Hoffkamp WS 2016/17 1 Dienstag, 22. November 16 6.Vorlesung: Allgemeine Lern- und Bildungsziele des Mathematikunterrichts 2 Dienstag, 22. November 16 Allgemeine Lern- und Bildungsziele des Mathematikunterrichts Ziele Inhalte Methoden Erster Schritt: Was will ich grundsätzlich erreichen? Welchen Bildungswert hat bzw. welchen Beitrag leistet die Mathematik zur Allgemeinbildung? 3 Dienstag, 22. November 16 Tauschen Sie sich 5 min mit Ihrer Sitznachbarin/Ihrem Sitznachbar über die folgende Frage aus: Welchen Bildungswert hat bzw. welchen Beitrag leistet Ihrer Ansicht nach der Mathematikunterricht zur Allgemeinbildung? 4 Dienstag, 22. November 16 „Angesichts der tiefgreifenden Wandlungsprozesse in unserer Gesellschaft [..] und angesichts der großen ungelösten weltweiten Probleme (Friedenssicherung, Befreiung von Hunger, Erhaltung der Umwelt, sozialer Ausgleich, Emanzipation der Frauen) wird es einerseits immer schwieriger, Allgemeinbildung zu definieren, andererseits aber auch immer wichtiger, dass möglichst viele Menschen eine möglichst gediegene Allgemeinbildung erwerben können. Eine funktionierende Demokratie ist ohne aufgeklärte, also selbständig denkende Bürger nicht vorstellbar.“ Heinrich Winter (1996): Mathematikunterricht und Allgemeinbildung. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Didaktik der Mathematik Nr. 61, 37­46. 5 Dienstag, 22. November 16 Mathematikunterricht und Allgemeinbildung Winter, H.: Mathematikunterricht und Allgemeinbildung. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Didaktik der Mathematik 61 (1995), S. 37-46. Mathematikunterricht in allgemeinbildendem Sinne ist nach HEINRICH WINTER durch drei Grunderfahrungen gekennzeichnet: (G1) „Erscheinungen der Welt um uns, die uns alle angehen oder angehen sollten, aus Natur, Gesellschaft und Kultur, in einer spezifischen Art wahrzunehmen und zu verstehen, Anwendung/Modellbildung, Lebensweltbezug (G2) mathematische Gegenstände und Sachverhalte, repräsentiert in Sprache, Symbolen, Bildern und Formen, als geistige Schöpfungen, als eine deduktiv geordnete Welt eigener Art kennen zu lernen und zu begreifen, Innermathematische Orientierung (G3) in der Auseinandersetzung mit Aufgaben Problemlösefähigkeiten, die über die Mathematik hinaus gehen, (heuristische Fähigkeiten) zu erwerben.“ Heuristische Denk- und Arbeitsweisen Dienstag, 22. November 16 Anwendung/Modellbildung, Lebensweltbezug • Mathematik als nützliche, brauchbare Disziplin mit schier universeller Reichweite • Allgemeinbildend wird dies aber erst durch mathematische Modellbildung (der reine Gebrauch kennzeichnet noch nicht den allgemeinbildenden Charakter) • Beispiel Zinsrechnung: ‣ ‣ ‣ ‣ Für geliehenes Kapital wird „Mietzahlung“ (Zinsen) verlangt Die Regeln hierfür sind gesellschaftliche Vereinbarungen Zentraler Begriff: Zinssatz = Mietbetrag pro Zeiteinheit und pro Geldeinheit Erfahrung, wie Kapitalien bei Zins und Zinseszins wachsen oder schrumpfen (exponentiell und nicht linear!) H. Winter: Mathematikunterricht und Allgemeinbildung 7 Dienstag, 22. November 16 Innermathematische Orientierung • „Jeder Schüler sollte erfahren, dass Menschen imstande sind, Begriffe zu bilden und daraus ganze Architekturen zu schaffen. Oder anders formuliert: dass strenge Wissenschaft möglich ist.“ • • Beispiel: Fundamentale Idee der Zahl (Vorlesung 5 - letzte Woche) • Kraft autonomen Denkens in der Deduktion: Es gibt unendlich viele Primzahlen (Euklid vor über 2000 Jahren!) • Ungelöst ist: Gibt es unendlich viele Primzahlzwillinge? Erfahrung: Einfachheit der Konstruktion von N („immer eins dazu“) versus Reichtum an Theoremen und teilweise ungelösten Problemen H. Winter: Mathematikunterricht und Allgemeinbildung 8 Dienstag, 22. November 16 Heuristische Denkund Arbeitsweisen • • „Mathematik als Schule des Denkens“ • Beispiel: Förderung von Problemlösekompetenzen durch Einübung und Bewusstmachung heuristischer Strategien und mentaler Techniken Transfer des strengen mathematischen Denkens in eine Alltagspraxis des Denkens geschieht nicht von alleine! ➡ Reflexion der eigenen Tätigkeiten (des eigenen Denkhandelns) nach oder während der Lösung von Aufgaben! ➡ Impulse: Was macht diese Aufgabe so schwierig? Komme ich durch Probieren weiter? Hilft eine Zeichnung? Kann ich die Aufgabe in Teilaufgaben zerlegen? War das Ergebnis zu erwarten/überraschend? Gibt es einen anderen Lösungsweg? Was weiß ich jetzt besser als vorher? H. Winter: Mathematikunterricht und Allgemeinbildung 9 Dienstag, 22. November 16 Erinnerung:Feedback und formatives Assessment WHAT WORKS BEST? AKTIVIEREN VS. LERNEN BEGLEITEN? Feedback beinhaltet nicht nur Korrektur, Kritik und Klarstellung, sondern vor allem Hinweise, wie der Lernende ans Ziel gelangen kann. Elemente gelungenen Feedbacks Where am I going? Was ist mein Ziel? How am I going? Wie gelange ich an mein Ziel? Where to next? Was sind die nächsten Schritte? Feedback sollte aufgabenbezogen, prozessorientiert und selbstregulationsfördernd sein. Effektivste Formen des Feedbacks • direkte Gabe von Hinweisen • Verstärken richtiger Verhaltensweisen • Feedback mit direkter Verbindung zu Aufgaben/Lernzielen Am wenigsten effektive Formen des Feedbacks • allgemeines Lob (das hast du gut gemacht) • Bestrafung & Belohnungen Prof. Dr. Nikolaus Schröck 19 aus Vortragsfolien zur Hattie-Studie, 2013 Dienstag, 22. November 16 Innermathematische Orientierung Beispiel: Mathematisches Argumentieren und Beweisen Ein paar oft gehörte Aussagen: • „Argumentieren gehört für mich zum Anforderungsbereich III“ (Lehrer/in) •„Beweisen ist für die Schule viel zu schwierig. Ich konzentriere mich lieber auf das, was tatsächlich nötig ist.“ (Lehrer/in) • „Echtes Beweisen geht in der Schule gar nicht.“ (Lehrer/in) • „In der Hochschulmathematik fällt mir das Beweisen besonders schwer!“ (Student/in) H.N. Jahnke, S. Ufer in Handbuch der Mathematikdidaktik, S. 331 ff., 2010 Dienstag, 22. November 16 Wir können doch alle argumentieren, oder? 1 Kleine Einführung in die Aussagenlogik Hier wollen wir weder Logik, noch den Aussagenlogik“ genannten Teil der ” Logik systematisch betreiben. Wir wollen im wesentlichen nur einen gewissen mathematischen Sprachgebrauch festlegen. Denn wir können alle logisch korrekt deduzieren, ohne darüber nachdenken zu müssen. Oder etwa nicht? Mit folgendem Beispiel geben wir Ihnen die Möglichkeit, sich in der Beziehung zu testen: Wer ist auf dem Bild? Wer ist auf dem Bild? Ein Mann stand vor einem Portrait. Jemand fragte ihn: Wer ist das auf ” dem Bild, das Sie sich da ansehen?“ Er antwortete: Brüder habe ich nicht, ” aber der Vater dieses Mannes ist der Sohn meines Vaters.“ ( Der Vater dieses ” Mannes“ bezieht sich natürlich auf den Vater des Mannes auf dem Bild.) Wessen Portrait betrachtete der Mann? Ein Mann stand vor einem Portrait. Jemand fragte ihn: „Wer ist das auf dem Bild, das Sie sich da ansehen?“ Er antwortete: „Brüder habe ich nicht, aber der Vater des Mannes auf dem Bild ist der Sohn meines Vaters.“ 8 Wessen Portrait betrachtete der Mann? (Brückenkurs Skript FU Berlin von H. Scheerer) Dienstag, 22. November 16 Ein Mann stand vor einem Portrait. Jemand fragte ihn: „Wer ist das auf dem Bild, das Sie sich da ansehen?“ Er antwortete: „Brüder habe ich nicht, aber der Vater des Mannes auf dem Bild ist der Sohn meines Vaters.“ Wessen Portrait betrachtete der Mann? B=Mann auf dem Bild M=Mann vor dem Bild Prämissen Vater von B = Sohn des Vaters von M M hat keine Brüder Vater von B = M, d.h. B ist Sohn von M Konklusion Vater von B = Sohn des Vaters von M Vater von B ist M oder ein Bruder von M M hat keine Brüder Vater von B = M, d.h. B ist Sohn von M Dienstag, 22. November 16 Was Sie nun erwartet: • Indirekte Beweise (Beweise per Widerspruch oder Beweis durch Kontraposition) als Paradebeispiele mathematischen Beweisens in der Schule (didaktisch-methodisch) • Philosophische und wissenschaftstheoretische Überlegungen zu mathematischem Beweisen und Argumentieren Dienstag, 22. November 16 Allgemeine mathematische Kompetenzen zeigen sich in der lebendigen Auseinandersetzung mit Mathematik und auf die gleiche Weise, in der tätigen Auseinandersetzung, werden sie erworben. Die angestrebten Formen der Nutzung von Mathematik müssen daher auch regelmäßig genutzte Formen des Mathematiklernens sein. Von zentraler Bedeutung für eine erfolgreiche Nutzung und Aneignung von Mathematik sind vor allem die folgenden fünf allgemeinen mathematischen Kompetenzen. Mathematikunterricht in der Grundschule Allgemeine mathematische Kompetenzen 196.34 Argumentieren Dienstag, 22. November 16 Problemlösen Schulwesen Kommunizieren Inhaltsbezogene beschreiben, Lösungswege Kommunizieren ! eigene Vorgehensweisen mathematische anderer verstehen und gemeinsam darüber reflektieren, Kompetenzen Darstellen von ! mathematische Fachbegriffe und Zeichen sachgeMathematik Modellieren recht verwenden, ! Aufgaben gemeinsam bearbeiten, dabei Verabredungen treffen und einhalten. Diese lassen sich!für Schülerinnen Aussagen und Schüler am Ende der JahrArgumentieren mathematische hinterfragen und4. auf Korgangsstufe wie folgt rektheit konkretisieren: prüfen, !! mathematische Zusammenhänge erkennen VerProblemlösen mathematische Kenntnisse, Fertigkeiten undund Fähigmutungen keiten bei entwickeln, der Bearbeitung problemhaltiger Aufga! Begründungen ben anwenden, suchen und nachvollziehen. Lösungsstrategien entwickeln und nutzender (z.B. sysModellieren !! Sachtexten und anderen Darstellungen Lebens2003 für Grundschule) tematisch (Bildungsstandards probieren), wirklichkeit die relevanten Informationen entneh! men, Zusammenhänge erkennen, nutzen und auf ähnliche Sachverhalte übertragen. ! Sachprobleme in die Sprache der Mathematik übersetzen, innermathematisch lösen und diese Lösungen auf die Ausgangssituation beziehen, 7 ! zu Termen, Gleichungen und bildlichen Darstellungen Sachaufgaben formulieren. (K 1) Mathematisch argumentieren und die inhaltsbezogenen mathematischen Kompetenzen über Dazu gehört: bereichen die Angabe von Leitideen. Zugleich illustrieren die Aufgabenbeispiele exemplarisch die Standarderreichung, indemcharakteristisch sie zeigen, welche konkrete – Fragen stellen, die für die Mathematik sind („Gibt es Qualität an mathematischer Leistung jeweils erbracht werden muss, um …?“, „Wiedie verändert sich…?“, „Ist das immer so …?“) und VermutunStandards zu erfüllen. Sie sind daher auch zur Adaption und schöpferischen Diskussion für Lehrkräfte und Fachkollegien gedacht. gen begründet äußern, 2 Allgemeine mathematische Kompetenzen im Fach Mathematik – mathematische Argumentationen entwickeln (wie Erläuterungen, BeMit dem Erwerb des Mittleren Schulabschlusses sollen Schülerinnen und gründungen, Beweise), Schüler über die nachfolgend genannten allgemeinen mathematischen Kompetenzen verfügen, die für begründen. alle Ebenen des mathematischen Arbei– Lösungswege beschreiben und tens relevant sind. Diese Kompetenzen werden immer im Verbund erworben bzw. angewendet. (K 2) Probleme mathematisch lösen Dazu gehört: – – vorgegebene und selbst formulierte Probleme bearbeiten, geeignete heuristische Hilfsmittel, Strategien und Prinzipien zum Problemlösen auswählen und anwenden, – die Plausibilität der Ergebnisse überprüfen sowie das Finden von Lösungsideen und die Lösungswege reflektieren. (K 3) Mathematisch modellieren Dazu gehört: – den Bereich oder die Situation, die modelliert werden soll, in mathematische Begriffe, Strukturen und Relationen übersetzen, – in dem jeweiligen mathematischen Modell arbeiten, – Ergebnisse in dem entsprechenden Bereich oder der entsprechenden Im Folgenden werden die oben benannten mathematischen KompetenSituation zen interpretieren und prüfen. erläutert, indem(Bildungsstandards sie beispielhaft konkretisiert werden. werden im 2003 für Sie den Mittleren Schulabschluss) Abschnitt 4.1 weiter ausdifferenziert. (K 4) Mathematische Darstellungen verwenden Dazu gehört: Dienstag, 22. November 16 p Irrationalität von 2 als Paradebeispiel eines „Beweises durch Widerspruch“ bzw. „indirekten Beweises“ in der Schule (Klasse 9) Zahlbereichserweiterung: Warum reicht ℚ nicht aus? Dankwerts, Vogel (2006): Analysis verständlich unterrichten Dienstag, 22. November 16 Erkenntnistheoretische Herausforderung und gleichzeitig allgemeinbildende Erkenntnis Fachphilosophische Perspektive Die Einführung der reellen Zahlen lässt sich nicht aus praktischen Messaufgaben rechtfertigen. In realen Situationen (insb. Messungen) treten irrationale Zahlen niemals direkt auf. Der Übergang von den rationalen zu den reellen Zahlen ist eine aus theoretischen Gründen zweckmäßige Erweiterung des Zahlbereiches. Durch sie wird gesichert, dass für gewisse geometrische und algebraische Probleme (Diagonalenlänge eines Quadrats, Kreisumfang) anschaulich vorhandene Lösungen auch in der Theorie als wohlbestimmte Objekte existieren. (A. Kirsch (1997): Mathematik wirklich verstehen, S.90) Dienstag, 22. November 16 √2 ist irrational also nicht als Verhältnis ganzer Zahlen (=ratio) darstellbar x =2 2 a mit a, b 2 N \ {0} Indirekte Argumentation: „Was wäre wenn?“ x = b 2 a ) 2 = x2 = 2 b ) 2 · b2 = a2 Primfaktorzerlegung von a und b Stelle dir a und b in Primfaktoren zerlegt vor. Dann kommt der Primfaktor 2 in a2 und b2 jeweils gerade oft vor. Eindeutigkeit der Primfaktorzerlegung Dienstag, 22. November 16 In 2 · b2 taucht der Primfaktor 2 aber ungerade oft auf, also kann die Gleichung nicht stimmen. Beispiel Geometrie: Indirektes Argumentieren tritt häufig auf! Lehrplan Gymnasium Sachsen, Klasse 9 Dienstag, 22. November 16 Möglicher Einstieg Methodische Perspektive (aus: Leuders et al., Mathemagische Momente, 2012) Erklären Sie anhand der Bankräubergeschichte die einzelnen Strukturelemente eines Beweises durch Widerspruch! Dienstag, 22. November 16 (aus: Leuders et al., Mathemagische Momente, 2012) Dienstag, 22. November 16 (aus: Leuders et al., Mathemagische Momente, 2012) Dienstag, 22. November 16 Ein weiteres berühmtes Beispiel: Unendlichkeit der Primzahlen Lehrplan Gymnasium Sachsen, Klasse 6 Dienstag, 22. November 16 Behauptung: Es gibt unendlich viele Primzahlen! Was ist eine Primzahl? Was wissen Sie über Eigenschaften von Primzahlen und das Verhältnis zwischen Primzahlen und natürlichen Zahlen, die nicht Primzahl sind? Wie beweist man solch eine Aussage? Beweis: ...... Bringen Sie folgende „Beweisschnipsel“ bzw. „Beweisschritte“ in eine sinnvolle Reihenfolge! QED Dienstag, 22. November 16 Methodische Perspektive Dienstag, 22. November 16 Dienstag, 22. November 16 Stark fomalisierter Beweis der Unendlichkeit der Primzahlen 28 Dienstag, 22. November 16 Ein paar wisenschaftstheoretische Überlegungen • Mathematische Argumentationen werden als Muster Voraussetzung Schlussregel - Schluss strukturiert und in linearer Form geschrieben. • • Verifizierung des Schlusses erfolgt aus bestimmten Voraussetzungen. • Beweise dienen dazu sich selbst oder andere von der Gültigkeit einer Aussage zu überzeugen. • Ob dies gelingt hängt vom mathematischen Vorwissen bzw. Hintergrund ab, aber auch von persönlichen bzw. sozio-kulturellen normativen Vorstellungen. Diese Voraussetzungen benötigen keine weitere Rechtfertigung oder sind schon verifiziert. Hoffkamp, A., Paravicini, W., Schnieder, J.: Denk- und Arbeitsstrategien zum Lernen von Mathematik am Übergang Schule - Hochschule. In Hoppenbrock A., Biehler R, et al., Lehren und Lernen von Mathematik in der Studieneingangsphase - Herausforderungen und Lösungsansätze, Springer Spektrum Verlag, 2015. 29 Dienstag, 22. November 16 Was ist das Allgemeinbildende beim Argumentieren und Beweisen? 30 Dienstag, 22. November 16 Tagesspiegel, März 2016 Argumentationstheorie in der Schule Fachphilosophische Perspektive Gatzemeier, M. (2005). Philosophie als Theorie der Rationalität, Band 1, Kapitel 4: Argumentationstheorie mit pädagogischem Bezug. • Was ist rationale Argumentation? ‣ ‣ ‣ • Argumentation als Rede- oder Sprachhandlung Zweck der Argumentation ist immer die Überzeugung des Gegenübers von der Richtigkeit einer Behauptung, Aussage oder Satzes „rational“ bezieht sich auf die Mittel der Argumentation, nur „rationale“ sollen zugelassen sein Alternativen zur rationalen Argumentation: ‣ Unterscheidungen in der letzten Begründungsinstanz: - so lange argumentieren, wie es persönliche Neigungen/Gefühle gestatten nur im Hinblick auf eigenen Nutzen ohne Berücksichtigung der Interessen der Anderen argumentieren man beruft sich auf Vorschriften (Autoritäten) man beruft sich auf Intuitionen 31 Dienstag, 22. November 16 ➡ Setzen wir voraus, dass Argumentationen den Zweck haben durch Begründung von Sätzen eine sichere Orientierung für zukünftiges Handeln zu bieten, dann würde man die genannten Alternativen verwerfen. ➡ Einige Bedingungen bzw.Verfahrensnormen für rationale Argumentation: ‣ Alle verwendeten Worte müssen verständlich sein, gemeinsame ‣ ‣ ‣ ‣ ‣ begriffliche Basis und Kenntnisse auf dem Gebiet der elementaren Logik! Das sprachlogische Vokabular der rationalen Argumentation beruht auf elementarer Logik! Alle Behauptungen müssen begründet werden. Kein vorgebrachtes Argument darf von vornherein ausgeschlossen werden, sondern jedes muss geprüft werden Geben/Verweigern von Zustimmung darf nicht sanktioniert (bestraft/ belohnt) werden In der Argumentation darf man sich nicht auf ungeprüftes gemeinsames Vorverständnis (subjektive Gruppeninteressen) berufen Von den Teilnehmern zu fordern: Sachkunde (Kompetenz) und Gutwilligkeit Gatzemeier, M. (2005). Philosophie als Theorie der Rationalität, Band 1, Kapitel 4: Argumentationstheorie mit pädagogischem Bezug. 32 Dienstag, 22. November 16 33 Dienstag, 22. November 16 1. Nennen Sie mindestens zwei für Sie wichtige Erkenntnisse, die Sie aus der heutigen Veranstaltung mitnehmen. 2. Was hat Ihnen gefehlt? Welchen Teil hätten Sie gerne tiefergehender oder auf andere Weise behandelt? 34 Dienstag, 22. November 16