Florenz – Wiege der Renaissance 20.10.2015 Einleitung/1 Prüfungen Grundsatz ● Sie wissen selber, welche Prüfung Sie ablegen müssen! Anmeldungsfrist ● 1. Dezember 2015 bis 7. Januar 2016 15minütige mündliche oder 2stündige schriftliche Prüfung ● B.A.‐Studiengängen sowie im Lehramtsstudiengang/GymnPO ● Wahl von 5 Vorlesungsmodulen mit dazugehörender Lektüre ● Prüfungstermin: 2. Februar 2016, 12‐14 Uhr Mündliche Gruppenprüfung ● Übergreifende Kompetenzen ● 26. Januar 2016, 13.45 Uhr Teilnahmekontrolle ● M.A.‐Studiengängen sowie im Rahmen der Basismodule des Lehramtsstudienganges/GymnPO ● Anmeldung sofort an: [email protected]‐heidelberg.de 20.10.2015 Einleitung/2 Organisatorisches • kweissen.ch Vorlesung • Vorlesungsslides Dienstag (20 Uhr) PDF • Begleitmaterial • Email [email protected]‐heidelberg.de 20.10.2015 Einleitung/3 Warum eine Vorlesung zur Geschichte von Florenz im 15. Jahrhundert? 20.10.2015 BAZ, 7. Oktober 2015 Einleitung/4 Florenz = «Wiege der Renaissance»? ● Rubinstein, Nicolai (1980): Die Wiege der Renaissance. In: Denys Hay und Siglinde Summerer (Hg.): Die Renaissance. Die Rückwendung zur Antike, S. 18–41. «Jede Untersuchung über die Renaissance muß in Florenz beginnen, dessen Bürger, begierig, ihr Schicksal selbst zu gestalten, von der Bestimmung ihrer geliebten Vaterstadt, Großes zu vollbringen, zutiefst überzeugt waren.» «[…] herrschte in der Stadt eine Aufgeschlossenheit allem Neuen gegenüber, die das geistige Leben ungemein befruchtete und Florenz zur eigentlichen Heimat der neuen studia humanitatis werden ließ, des an vielen Orten Italiens einsetzenden Studiums der alten Geschichte, der Moralphilosophie und der Rhetorik.» «[…] all das nahm seinen Anfang in Florenz, gleichzeitig mit einem Aufblühen der Künste, […]» 20.10.2015 Einleitung / 5 Neues Denken in der Renaissance? “The study of Greek, it has been well said, implies the birth of criticism, comparison and research. At the opening of that education of modern by ancient thought which we call the Renaissance, it was the words of Aristotle which sent Columbus sailing to the New World…” The Works of Oscar Wilde, Hg. G. F. Maine, London 1952, S. 1087. 20.10.2015 Einleitung/6 Individualismus ● Jacob Burckhardt, Das Porträt in der Malerei, in: Jacob Burckhardt, Werke, Bd. 6, München 2000, S. 179. 20.10.2015 Einleitung / 7 Zentrale Fragestellungen ● Inwieweit war Florenz wirklich die «Wiege der Renaissance»? ● In welchen Bereichen hat sich im 15. Jahrhundert in Florenz Neues entwickelt? ● Warum gerade in Florenz? 20.10.2015 Einleitung / 8 Aufbau der Vorlesung • • • • Einführung Ereignisgeschichte Lebenswelten Florenz in der Wissenschaft 20.10.2015 Einleitung/9 Es geht nicht um die Steine … • Bauwerke als Quellen und Anker • soziale Systeme und ihre Räume Niklas Luhmann (1927‐1998) städtischer Organismus • Bauwerke als Ausdruck gesellschaftlicher Zustände Meilensteine von Entwicklungen • vom Bauwerk auf die Struktur schliessen • von der Struktur auf das Bauwerk schliessen 20.10.2015 Einleitung/10 Palazzo Medici Riccardi • • • • • • • • • • • • • 1445 Baubeginn Was stand vorher an diesem Platz? Wo wohnten die Medici vorher? Waren die Medici die einzigen Bauherren von Palazzi? Wie wollten sich die Medici durch diesen Bau selber darstellen? War dies der einzige Palazzo der Medici in Florenz? War dies der grösste Palazzo in Florenz? Wie lebten die anderen Mitglieder der Oligarchie? Wie viele Medici lebten dort? Wie lebten die Medici in diesem Gebäude? Palazzo und Kunst? Warum heisst der Palazzo heute Medici Riccardi? usw. 20.10.2015 Einleitung/11 Was diese Vorlesung nicht ist • • • • • • • • Eine Geschichte der Renaissance Kunstgeschichte Baugeschichte Bautechnikgeschichte Architekturgeschichte Städtebaugeschichte „Stadt als Sammlung schöner Dinge“ usw. 20.10.2015 Einleitung/12 Empfohlene Literatur • Najemy, John M.: A history of Florence, 1200‐ 1575, Malden MA 2006. • Brucker, Gene A.: Renaissance Florence, Berkeley 1969. Brucker, Gene A.: Florence. The Golden Age, 1138‐1737, Berkeley 1998. • Goldthwaite, Richard A.: The building of Renaissance Florence. An economic and social history, Baltimore 1980. Goldthwaite, Richard A.: Banks, palaces and entrepreneurs in Renaissance Florence, (Collected studies series; 492), Aldershot 1995. • 20.10.2015 Einleitung/13 Città, contado, distretto Ricettario fiorentino Autor Arte de' medici e degli speziali (Guild : Florence) Verlag Nella stamperia dei Giunti, 1574 Ricettario fiorentino. Arte de' medici e degli speziali Nella stamperia dei Giunti, 1574. 20.10.2015 Einleitung/14 Città, contado, distretto distretto città contado 20.10.2015 Einleitung/15 Geopolitischer Begriff ‚Florenz’ • Contado von 1490 = in grosso modo Provincia di Firenze 2015 20.10.2015 Einleitung/16 Renaissance Giorgio Vasari (1511‐1574) Vite de‘ più eccellenti pittori scultori ed architettori, Firenze 1550 rinascita Jules Michelet (1798‐1874) L'Histoire de France, Bd. 7: Histoire de France au seizième siècle. Renaissance, Paris 1855 16. Jahrhundert Jacob Burckhardt (1818‐1897) Die Cultur der Renaissance in Italien ‐ Ein Versuch, Basel 1860 Epoche von Giotto bis Michelangelo „Mittelalter“ • England Anglo‐Saxon England (597‐1066) Middle Ages (1066‐1485) Tudor England (1485‐1603) • Deutschsprachiger Raum Frühmittelalter (500 – 1050) Hochmittelalter (1050 – 1250) Spätmittelalter (1250 – 1492/1520) • Italien Alto Medioevo (500 – 1000) Basso Medioevo (1000‐ 1453/1492) • Renaissance? Rinascimento? 20.10.2015 Isagoge Johannitii in Tegni Galeni. Oxford, 13. Jh. Einleitung/18 Periodisierung für Florenz • Frührenaissance beginnt mit Francesco Petrarca (1304‐1374) • Hochrenaissance beginnt mit Lorenzo Ghiberti, Battistero 1402/3 • Spätrenaissance beginnt mit Rückkehr von Leonardo da Vinci von Mailand nach Florenz 1500 Tod von Girolamo Savonarola 1498 • Renaissance endet mit Ende der Republik 1521 Fall von Florenz 1530 Manierismus 1520 (Tintoretto, El Greco) 20.10.2015 Lorenzo Ghiberti: Das Opfer Isaaks, 1401 Einleitung/19 Literatur zur Problematik des Renaissance‐ Begriffs ● Huizinga, Johan: Das Problem der Renaissance, 2. Aufl. Darmstadt 1967 (erstmals 1920) ● Buck, August (Hg.): Zu Begriff und Problem der Renaissance, Darmstadt 1966 ● Burke, Peter: Die Renaissance, Frankfurt/M. 1996 ● Nauert, Charles G.: Humanism and the Culture of Renaissance Europe, Cambridge 1985 ● Skalweit, Stephan: Der Beginn der Neuzeit. Epochengrenze und Epochenbegriff, Darmstadt 1982 Johan Huizinga 20.10.2015 Einleitung/20 Problemfälle der italienischen Aussprache ● Folgt direkt auf ein G ein E oder ein I, so wird das G wie dsch ausgesprochen Ginevra, Genoa, Gerardo, giro, gelato Also: Gottardo, Gambia, Gudrun ● Folgt direkt auf ein C ein E oder ein I, so wird das C wie tsch ausgesprochen Cento, Cesare, Cinzia, centro, Sicilia, ciao Also: Mocca, Coca, ● Sollte auf das I direkt ein weiterer Vokal folgen, bleibt das I stumm ‐ es führt zu einer Veränderung des G oder des C, wird aber selbst nicht gesprochen Gianni, Giorgio, Borgia, Perugia ● Das H ist immer stumm Gherardo, Spaghetti, Ghisela, Chiavenna ● Die Buchstabenfolge GL entspricht einem seitlich (lateral) an der Zunge gesprochenen "L", etwa wie in "Brillant" Abigliamento, figlio, famiglia, maglia ● Die Buchstabenfolge GN entspricht in der Aussprache NJ, etwas wie in "Cognac" Agnelli, Lasagne, Bologna Horror!! ● ● ● ● ● ● ● Gnocci = Gnocchi Maciato = Macchiato Chapucchino = Cappuccino Quattro stazioni = staggioni Tagliatelle Ciasso = Chiasso Cianti = Chianti ● Siena ● Wir schneiden Ihnen ein Gewinde 20.10.2015 Einleitung / 22 Jahresanfang I ● Annunziationsstil, Calculus Florentinus Anfang: 25. März nach dem Jahresanfang nach unserer Rechnung (Das Jahr 1500 begann nach diesem Stil am 25.3.1500 unserer Rechnung) Übereinstimmung mit der heutigen Rechnung: 25.3. bis 31.12. Verbreitung: Florenz (bis 1749), England (bis 1753), Spanien (bis ins 14.Jh.), Kirchenprovinz Trier (bis 1648). ● Weihnachtsstil Anfang: 25. Dezember vor dem Jahresanfang nach unserer Rechnung (Das Jahr 1500 begann nach diesem Stil am 24.12.1499 unserer Rechnung) Übereinstimmung mit der heutigen Rechnung: 1.1. bis 24.12. Verbreitung: Kirchenprovinz Mainz und der größte Teil Deutschlands. ● vorcäsarischer Jahresanfang Anfang: 1. März nach dem Jahresanfang nach unserer Rechnung (Das Jahr 1500 begann nach diesem Stil am 1.3.1500 unserer Rechnung) Übereinstimmung mit der heutigen Rechnung: 1.3. bis 31.12. Verbreitung: Russland (bis 13.Jh.), Venedig (bis 1797), Frankenreich (bis ins 8.Jh.). Dieser Jahresanfang entspricht dem römischen Kalender vor Cäsar. Jahresanfang II ● Osteranfang Anfang: Am Osterfest nach dem Jahresanfang nach unserer Rechnung (Das Jahr 1500 begann nach diesem Stil am 19.4.1500 unserer Rechnung) Übereinstimmung mit der heutigen Rechnung: Ostern bis 31.12. Verbreitung: Frankreich (bis 1563), Kirchenprovinz Köln Da der Ostertermin beweglich ist, kamen gewisse Daten im März/April in einem Jahr doppelt vor, in einem anderen überhaupt nicht. Statt am Ostersonntag fing man das Jahr manchmal auch am Karfreitag oder Karsamstag an. ● Annunziationsstil, Calculus Pisanus Anfang: 25. März vor dem Jahresanfang nach unserer Rechnung (Das Jahr 1500 begann nach diesem Stil am 25.3.1499 unserer Rechnung) Übereinstimmung mit der heutigen Rechnung: 1.1. bis 24.3. Verbreitung: Pisa (bis 1749) ● byzantinischer Jahresanfang Anfang: 1. September vor dem Jahresanfang nach unserer Rechnung (Das Jahr 1500 begann nach diesem Stil am 1.9.1499 unserer Rechnung) Übereinstimmung mit der heutigen Rechnung: 1.1. bis 31.8. Verbreitung: Byzanz, Russland (bis 1700), verschiedene Gegenden in Italien. ● Circumcisionsstil Anfang: 1. Januar, identisch mit unserer Rechnung. Der Stil hat seinen Namen vom Fest Circumcisio Christi, das am 1.Januar gefeiert wurde. Dieser Tag galt im ganzen Mittelalter als Neujahrstag, für die Datierung in offiziellen Urkunden wurden aber meist andere Jahresanfänge (s.dort) benutzt. Italienische Namen ● Vorname + Patronym (+Familienname) ● Cosimo di Giovanni d’Averardo detto Bicci de‘ Medici Giovanni di Cosimo ● Piero della Francesca ● Bartolomeus Dominici Bartolomeo di Domenico Bartolomeo Dominici