Erfahrungsbericht zur Auslandsfamulatur Tongji Universität Shanghai Shanghai East Hospital Bewerbung Durch eine Rundmail erfuhr ich von der Möglichkeit, an einer Auslandsfamulatur in Shanghai teilzunehmen. Da ich schon lange Interesse daran hatte, im asiatischen Ausland zu famulieren, entschied ich mich, mich zu bewerben. Die Tongji Universität Shanghai war mir nicht geläufig, doch nach wenigen Minuten Internetrecherche erfuhr ich, dass es sich hierbei um eine sehr renommierte und nicht nur in China hoch angesehen Hochschule handelte. In Shanghai kennt jeder die Universität. Die Bewerbung erfolgte über ein Online-Portal und bestand aus englischem Motivationsschreiben und diversen Unterlagen, die Schritt für Schritt vorgelegt werden müssen, das Online-Portal informiert über die notwendigen Schritte. Vorbereitung Wenn man für das Programm akzeptiert wird, bekommt man ein Einladungsschreiben des chinesischen Foreign Office. Damit kann man zur nächsten Visa-Service-Zentrale (nicht mehr Konsulat!) fahren (z.B. in Frankfurt) und dort ein Visum beantragen. Der Pass muss unbedingt bei Einreise noch mehr als 6 Monate gültig sein! Entgegen aller möglicher Gerüchte war die Beantragung des Visums absolut unkompliziert und dauerte nicht mal eine Woche. Das Visum war für 90 Tage nach Einreise gültig. Kosten belaufen sich auf ungefähr 70€, es kommt aber darauf an, wie oft man nach China einreisen möchte (Hongkong und Macao zählen als "Ausland"!). Wer öfter einreisen will, zahlt mehr. Wenn man noch weiter durch China reisen möchte, sollte man eine Reiseroute und Hotelbuchungen vorzeigen können. Den Flug sollte man nicht erst kurz vor knapp buchen, der Preis ändert sich nicht großartig, aber man verliert an Flexibiltät. Ein Direktflug kostet ca. 700€. Bei den Impfungen kann man sich an die Empfehlungen des Auswärtigen Amtes halten (+ Meningokokken wegen des Krankenhausaufenthaltes). Shanghai ist im August sehr warm (bei unserer Ankunft waren es knapp 40 Grad) und schwül, gleichzeitig kann es aber auch sintflutartig regnen. Die Klimaanlagen in den Metros sind dafür eisig. Also die Kleidung entsprechend anpassen. Wer es schafft, sollte versuchen ein paar Worte Chinesisch zu lernen, Englisch ist trotz internationalem Flair selten. Speisekarten sind oft nur auf chinesisch, da kann es helfen wenn man sich vorher nach Lieblingsspeisen informiert oder als Vegetarier fragen kann, welche Gerichte ohne Fleisch sind. Grundsätzlich Adressen auf chinesisch aufschreiben lassen, damit ist man auf der sicheren Seite. Geld kann man mit vielen Kreditkarten kostenlos am Visa-Automaten abheben, reichtzeitig vorher informieren und beantragen. Ansonsten kann man bei bestimmten Banken (z.B. ICBC oder Bank of China) auch Euro-Bargeld mit Pass umtauschen. Dies dauert aber meistens ein bisschen, da viele Formulare ausgefüllt werden müssen. Ankunft/Erster Tag Die Tongji Universität hat eine eigene Metrostation: "Tongji University". Nach der Ankunft am Flughafen Shanghai Pudong fuhren wir mit der Metro zum Wohnheim. Dies befand sich nicht direkt auf dem Campus, sondern ca. 10 Minuten davon entfernt. Auf dem Gelände befanden sich viele Wohntürme, die allesamt teil der Wohnanlage der Tongji Universität waren. Wir waren im Masters-Building untergebracht. Die Zimmer waren Zweierzimmer mit eigenem Bad, Klimaanlage, Wasserkocher und Schränken. Nach der Anmeldung an der Blockaufseherin bekamen wir die Schlüssel und zogen ein. Die Zimmer sind für chinesische Verhältnisse groß und komfortabel, man sollte sich aber nicht auf Luxus einstellen. Jedes Zimmer hat ein Stromkontingent, welches genau an von der Verwaltung eingesehen werden kann. Sollte man wegen übermäßigem Klimaanlagen-Gebrauch den Strom aufbrauchen, wird dieser abgestellt und kann erst gegen Gebühr wieder aufgeladen werden. Es empfiehlt sich also sparsam zu sein oder seinen Stand abzufragen. Eine Waschmaschine befindet sich auf dem Flur. In China wird mit kaltem Wasser gewaschen. Internet war so gut wie nicht vorhanden. Man kann sich mit seinem Pass und 100 Yuan eine Prepaid Karte fürs Smartphone kaufen und mobiles Internet nutzen. Dies empfiehlt sich auch deshalb, weil man in den meisten Cafes mit WLAN eine chinesische Nummer braucht, um sich anzumelden. Am ersten Tag der Famulatur wurden wir von chinesischen Medizinstudenten abgeholt und zum Verwaltungsgebäude auf dem Unicampus begleitet. Die Studenten sprachen sehr gut englisch. Dort trafen wir unsere Ansprechpartnerin vom Foreign Office und bekamen Unterlagen und machten Fotos. Danach gings mit der Metro Richtung Shanghai East Hospital, welches sich in Pudong, also dem Finanzdistrikt Shanghais befindet. Unser Begleiter führte uns zur Verwaltung des Krankenhauses ein paar Häuser weiter und wir bekamen unsere Einteilung auf die Stationen, sowie unseren Besucherausweis. Danach ging es ins Krankenhaus. Wir wurden auf den verschiedenen Abteilungen vorgestellt und bekamen Instruktionen, wann wir wo anfangen würden. Danach aßen wir gemeinsam Mittag. Für das Shanghai East Hospital sollte man von den Wohnheimen ungefähr eine Stunde Fahrtzeit einrechnen. Die Tage auf unserer Station begannen um acht Uhr und wir wurden immer freundlich von den Ärzten begrüßt. Los ging es mit der Besprechung des letzten Tages und der Vorstellung der Operationen des Vortages auf chinesisch. Danach wurde Visite gemacht und glücklicherweise wurde dabei oft auf englisch übersetzt (so gut es ging). Danach konnte man bei Wundverbandwechseln zusehen. Danach ging es meistens in den OP. Hier kann man sich relativ frei bewegen und ziemlich nah zusehen. Man muss manchmal freundlich nachfragen, dann stellt sich heraus dass viele der Ärzte doch ein bisschen Englisch reden können. Wir haben auf unserer Station (Unfallchirurgie) einen kleine Präsentation über Marburg und das Uniklinikum auf Englisch gemacht, die den Ärzten allem Anschein nach sehr gut gefallen hat. Das brach noch etwas mehr das Eis und viele Assistenzärzte kamen danach mit Fragen auf uns zu. Verpflegung Es gab eine Mensa, eine Mensakarte zu bekommen ging leider nur mithilfe unseres Betreuers. Das Essen ist nicht herausragend. Um das Krankenhaus herum sind viele Restaurants und dort das Essen im Vergleich zu Deutschland günstig und gut. Auch um den Campus der Tongji herum gibt es viel Street Food und Restaurants. Sehr zu empfehlen sind auch Sushi und Reishappen aus den 7Elevens oder Family Marts, diese sind immer frisch und günstig. Shanghai Der Lonely Planet ist ein ganz passabler Reiseführer. Nur ein paar Highlights die man meiner Meinung nach nicht verpassen sollte: Tianzifang, Qibao, Pudong, Yuyuan Garden, Peoples Square ("Heiratsmarkt" jedes Wochenende!), M50 an der Moganshan Road, French Concession. Die Stadt ist weitläufig, also die Zeit lieber großzügig planen. Internationalen Studentenausweis mitnehmen, oft kostet der Eintritt dann nur die Hälfte. Promoter für Clubs suchen, dann zahlt man den Abend nichts. Tagesausflug nach Hangzhou machen. Nicht zu Teezeremonien von gut englisch sprechenden Studenten einladen lassen, das ist ein Trick und man bezahlt horrende Summen! Ansonsten habe ich mich in Shanghai nie unsicher oder gar bedroht gefühlt. Fazit Das Programm hat es mir ermöglicht, eine unvergessliche Zeit in China zu verbringen und viele interessante Erfahrungen zu machen. Ich habe sehr nette Chinesen kennengelernt und eine faszinierende Kultur. Als teilnehmender Student muss man sich nur einen Flug suchen und das Visum beantragen, alles andere ist top organisiert. Besser kann man es sich nicht aussuchen. Ich empfehle jedem der Interesse an einer Famulatur in China hat, sich zu bewerben! tw