homo sABIens 2000 Respekt – Nachruf vom Englisch LK Rohde Der Rohde’sche Englischunterricht birgt einige Raffinessen in sich, wie zum Beispiel die Reaktion auf das allmorgendliche Zuspätkommen von bestimmten Schülern. Da kommt auf die Entschuldigung schon mal eine Antwort wie “Christoph, du siehst nicht aus wie jemand, der aus dem Stau kommt, sondern wie jemand, der aus dem Bett kommt: Ungekämmt und fern der Heimat!”. Frau Rohde selbst kennt so etwas wie Zuspätkommen oder Verschlafen nicht – man sieht sie auf den Fluren der Schule nur spurtenderweise. Das Verschlafen kommt auch nicht in Frage; obwohl die Abende bei ihr angeblich oft bis Mitternacht dauern, ist um ca. 5 Uhr morgens (!) Aufstehen angesagt...sonst könnte sie ja nicht die komplette Rhein-Zeitung nach Rechtschreibfehlern, grammatischen Patzern oder sonstigen Stilblüten durchforsten. Und das nur, um sie uns zum Schulbeginn zu zeigen. Wir dürfen dann raten, was falsch ist oder einfach über die Dämlichkeit des Autors lachen. Einmal kam Frau Rohde in den Klassenraum (wie immer mit Schwung) und drückte als erstes dem verdutzten Christoph (ja, er war pünktlich) eine Todesanzeige in die Hand mit den Worten “Als ich das gesehen habe, musste ich direkt an dich denken”. Das hatte natürlich nichts mit dem Toten zu tun, sondern mit einem grammatischen Fehler, der die Klasse 10 Minuten grübeln ließ. Es gibt in den Lessons aber noch schönere Momente: Das sind die Augenblicke, in denen (1) die Tür ohne Warnung aufgeht, (2) ein (Unter-/Mittelstufen-)Schüler hereinkommt und (3) nicht brav “Guten Morgen” sagt, sich (4) nicht für die Störung entschuldigt und (5) einfach so nach den Overhead-Projektor oder den Fernseher verlangt. Dann nämlich wird der Kurs totenstill. Alle Blicke wechseln zwischen Frau Rohdes Mimik und dem Gesichtsausdruck des armen Schülers, der Frau Rohde ungewollt auf 180 gebracht hat. Die damit vertrauten Englisch LK-ler warten wie Geier darauf, wie Frau Rohde sich auf das Opfer stürzt: “Was fällt dir ein, hier einfach so reinzuplatzen!”. Bei dem angsterfüllten Anblick dieses armen Schülerwürstchens kann sich keiner mehr ein hämisches Grinsen verbergen (oh ihr Unwissenden!). Wenn die Belehrungsprozedur zu Ende und der Schüler draußen ist, kommt meistens eine kurze Diskussion über die immer respektloser werdenden Pänns mit der Halft’schen Schlussfolgerung, dass WIR die Endstufe perfekter Erziehung sind – selbstverständlich durch Frau Rohdes Einfluss. [Das sollte als Warnung für angehende Fernseher-Holer und Einfach-so-Reinplatzer reichen.] “Englisch, Englisch über alles”, so in etwa lautet der Credo, den man akzeptieren muss. Frau Rohde im OTon: “Was immer ihr auch lernt, Englisch kommt zuerst!”. Die Überzeugung von der Überlegenheit ihres Fachs kann man auch sehr leicht bemerken...allein beim Diktat der zu lernenden Vokabeln. Oder wer sonst sagt so oft “Was, ihr kennt nicht xy ? Hach, ist das ein schönes Wort, das müsst ihr einfach können.” ? In dem Zusammenhang ist es auch schon zu Fetzereien im Lehrerzimmer gekommen, in dem sich ein Musiklehrer über die Vorteile des amerikanischen Englisch ausgelassen hat. “Ich sage ja auch nicht ‚Beethoven ist für Schüler Mist. Warum bestehen die Musiklehrer nur dadrauf?‘ Der soll sich nicht in Sachen einmischen, von denen er keine Ahnung hat!! Das regt mich dermaßen auf” [dabei reißt sie sich an den Haaren]. Wenn man derart durch 2 Jahre Englisch-LK geführt wird, verfliegt die Zeit nur so. Geblieben sind uns neben solchen Stilblüten aber auch ein fundiertes Wissen über alles, was irgendwie mit Great Britain zusammenhängt, sowie ein monströses Vokabular (nicht nur alltägliche, sondern besonders Fachvokabeln wie z.B. “Kartoffelfäule” u.ä. ) – und natürlich der Stolz zu sagen: Wir haben‘s geschafft. Danke für die schöne Zeit. Die wünschen ich und der Englisch-LK Ihnen noch weiter (Insider: es sind ja nur noch 31 Wandertage...). Keep on moving! 158 Abi-Jahrgang 2000