Vorträge Ort: Universität Ulm, Oberer Eselsberg, Hörsaal 4/5, evtl. Großbildübertragung in Hörsaal 2 Beginn: 10.00 Uhr (bis ca. 12.00 Uhr) º Montag, den 26. März 2001 Eröffnung der "Frühjahrsakademie 2001" Grußworte Prof. Dr. Hans Wolff Rektor der Universität Ulm Ivo Gönner Oberbürgermeister der Stadt Ulm Prof. Dr. Reinhardt Rüdel Sprecher des Vorstandes des ZAWiW Einführung AOR Carmen Stadelhofer Leiterin des wissenschaftlichen Sekretariats/ der Geschäftsstelle des ZAWiW º Montag, den 26. März 2001 Prof. Dr. Niels Birbaumer Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie der Eberhard-Karl-Universität Tübingen Kommunikation in der Kommunikationslosigkeit : Ein Gedankenübersetzungssystem für vollständig Gelähmte Verschiedene Erkrankungen oder Folgen von Unfällen können zu vollständigen Lähmungen, einschließlich der Augenmuskulatur führen. Dabei ist Wahrnehmung, Denken und Fühlen häufig unbeeinträchtigt. Dieser furchtbare Zustand wird als Locked-in, Eingeschlossen-Sein bezeichnet. Er wurde oft beschrieben, zuletzt in dem berühmten Buch von J-D. Bauby: "Schmetterling und Taucherglocke" (dtv-Taschenbuch). In dem Vortrag wird die Schwierigkeit besprochen, zwischen Koma und Locked-in zu unterscheiden, und den Bewußtseinszustand eines bewegungslosen Menschen zu bestimmen. Es wird ein neuropsychologisches System vorgestellt, das es erlaubt, mit vollständig gelähmten Locked-in Patienten sprachlich zu kommunizieren. Die Patienten lernen vorerst, ihre eigene elektrische Hirnaktivität selbst zu kontrollieren. Wenn sie dies zu mehr als 80 % gelernt haben, können sie mit ihrem Gehirn Buchstaben, Worte und Symbole auswählen und langsam kommunizieren. Einzelne Patienten werden beschrieben und emotionale und ethische Probleme diskutiert. º Dienstag, den 27. März 2001 9.45 - 10.00 Uhr: Kurze Vorstellung des Förderkreises des ZAWiW durch den Vorstand Prof. Dr. Franz Josef Wetz Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd, Fachbereich Philosophie Die Würde des Menschen ist antastbar - eine Provokation Die Würde des Menschen ist ein Schlagwort der Gegenwart mit höchster Rechtsbedeutung. Außer dem Grundgesetz Deutschlands fordern zahlreiche europäische Verfassungen sowie fast alle Erklärungen, Konventionen und Proklamationen der Vereinten Nationen die Achtung der Menschenwürde. Doch wer kann auf Anhieb sagen, was Menschenwürde ist und wie sie begründet wird? Selbst die erwähnten Dokumente geben keine klare Auskunft hierüber. Der Vortrag wird sich mit Geschichte, Bedeutung und Begründung des höchsten Rechtswertes unserer Gesellschaft befassen, um anschließend die traditionellen und offiziellen Würdedefinitionen kritisch zu hinterfragen. Wie kann in unserer pluralistischen Gesellschaft mit zunehmend naturwissenschaftlichem Weltbild die Menschenwürde noch allgemeingültig begründet werden? Wie weit trägt der Würdebegriff in bioethischen Diskussionen wie in der Frage nach der Zulässigkeit von Sterbehilfe? º Mittwoch, den 28. März 2001 Prof. Dr. Wolfgang Schreml Kreiskrankenhaus Günzburg, Abteilung für Innere Medizin Hospizidee und Palliativmedizin - zwei Seiten einer Medaille Die Betreuung von Menschen, die die Endphase einer schweren Erkrankung wie Krebs, AIDS oder bestimmter neurologischer Leiden in klarem Bewusstsein erleben und erleiden ist ausgehend vom ersten modernen Hospiz, St. Christopher’s in London, zunehmend ins Bewusstsein der Öffentlichkeit und der Medien getreten. Eine Seite dieser Bemühungen ist die idealistische, oft von ehrenamtlichem Engagement getragene Bereitschaft, zugewandt und achtungsvoll zu begleiten, wie es in der Hospizidee formuliert ist. Ziel ist es, den Betroffenen ein Leben bis zuletzt, in Selbstbestimmung und Würde, frei von belastenden Symptomen und Beschwerden, zu ermöglichen. Hierzu ist die Symptomenkontrolle eine wichtige Voraussetzung. In dieser medizinischen, wissenschaftlich begründeten Fachdisziplin, der Palliativmedizin, sind Techniken und Methoden niedergelegt, um die häufigen Symptome terminaler Erkrankungen wie Schmerzen, Übelkeit, Atemnot u.a. wirksam bekämpfen zu können. Empathie und medizinisches Können müssen zusammenwirken, um die Hospizidee wirksam werden zu lassen. º Donnerstag, den 29. März 2001 Prof. Dr. Albert C. Ludolph Poliklinik für Neurologie, Ulm Koma und Hirntod Die Frage nach der Selbstbestimmung des Patienten in medizinischen Situationen, in denen er nicht bewusst und selbständig agieren kann, ist in den Vordergrund des öffentlichen Interesses gerückt. Dabei stellt der klinische Symptomenkomplex des Komas (Bewußtlosigkeit) eines der wichtigsten klinischen Kriterien für die Diagnose des Hirntods dar. Das Koma muß von Zuständen unterschieden werden, die bei scheinbarer Wachheit durch verlorene kognitive Funktionen gekennzeichnet sind (apallisches Syndrom) oder von Zuständen, die bei erhaltener Wachheit vom Verlust der Spontanmotorik durch eine Antriebsstörung (akinetischer Mutismus) oder durch eine Unterbrechung der motorischen Bahnen (locked-in Syndrom) gekennzeichnet sind. Diese Zustände müssen vom Begriff des Hirntods differenziert werden. Der Hirntod wird zunehmend als der zentrale Teil des Todes des Menschen gesehen. Da das Gehirn nur um wenige Minuten einen Kreislaufstillstand überlebt, war der alleinige Hirntod vor Einführung der Intensivmedizin selten. Der Hirntod ist ein vollständiger, irreversibler Funktionsausfall eines spezifischen Organs, des Gehirns; er ist wie kein anderer Tod eines Organs durch klare Richtlinien und Untersuchungsvorschriften definiert. Daher ist die häufig geäußerte Befürchtung einer fehlerhaften, von subjektiven Kriterien beeinflussten Diagnose unbegründet. º Freitag, den 30. März 2001 Lebenswertes Leben?! Lebenswertes Leben?! Podiumsdiskussion Diskussionsleitung: Prof. Dr. Jürgen Aschoff Poliklinik für Neurologie, Ulm Dr. Gebhard Allert Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychotherapie und Psychoanalyse, Ulm Martina Baumung-Hirsch, Karlsruhe Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke Anna-Maria Eisenschink (angefragt) Pflegedirektorin der Universitätsklinik Ulm Prof. Dr. Thorsten Nikolaus Geriatrisches Zentrum Ulm/Alb Donau Sabine Schwenk stellvertretende Geschäftsführerin der AOK Ulm Dr. Peter Steffen Sektion Schmerztherapie der Universitätsklinik für Anästhesiologie Ulm · Freitag, den 30. März 2001, 13.00 Uhr Abschlußveranstaltung der "Frühjahrsakademie 2001" mit Kaffee und Kuchenspenden und musikalischer Umrahmung von Doris Groß, Gitarre und Gesang, Hermann Schneid, Mandoline