Population und Stichprobe: Wahrscheinlichkeitstheorie 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 Wahrscheinlichkeitstheorie in den Sozialwissenschaften: • Stichprobenziehung: – Aussagen über die Wahrscheinlichkeit Stichprobenzusammensetzung möglich – Generalisierung von Stichprobendaten und -kennwerten auf die Population 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 1 Statistische Modelle • Ermöglichen Prognosen über unsichere Ereignisse – Statistische Modelle werden formuliert, indem Vorwissen und Annahmen der Wahrscheinlichkeitstheorie kombiniert werden – z.B.: Vorwissen: Münze hat zwei Seiten Annahme: Die Münze ist fair, d.h. Kopf und Zahl sind auf lange Sicht gleichverteilt 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 Zufallsexperimente • Definition Zufallsexperiment: – Handlung oder Situtation deren Resultat unsicher ist – Formaler: • Handlung oder Situation, die (theoretisch) unter gleichen Bedingungen beliebig oft wiederhohlbar ist, deren Resultat genau eine von mehreren möglichen Ereignissen des Ereignisraums ist, deren Resultat vor dem Auftreten des Ereignisses unbekannt ist 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 2 Ereignisse • Definition Ereignis: – Resultat eines Zufallsexperiment – Elementarereignisse sind Ereignisse die nicht mehr in Teilereignisse zerlegt werden können – Komplexe Ereignisse können in mehrere Elementarereignisse zerlegt werden (z.B. 2-maliges Werfen einer Münze) 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 Ereignisraum Ω): • Definition Ereignisraum (Ω – Gesamtheit aller bei einem Zufallsexperiment möglichen Ereignisse 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 3 Disjunkte und Komplementäre Ereignisse • Definition Disjunkte Ereignisse: – Mehrere Ereignisse, die sich gegenseitig ausschließen • Definition Komplementäre Ereignisse: – Der Ereignisraum (Ereignisuniversum) Ω setzt sich aus dem realisierten Ereignis A und den nicht realisierten Ereignissen nicht-A (¬A) zusammen. ¬A bildet hier das Komplementärereigniss. 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 Verknüpfung von Ereignissen • Verknüpfung (Vereinigung): – Verknüpft elementare Ereignisse zum komplexen Ereigniss – Ergibt die Vereinigungsmenge, die aus den verknüpften Ereignissen besteht – Nach dem Logischen Oprerator „∪“ auch „oder“ Verknüpfung genannt – Beispiel: A ∪ ¬A =Ω Wobei: ∪ = „vereinigt mit“ (oder/und) (A ∪ ¬A) = Menge, die A und non-A umfasst Ω = Menge aller möglichen Ereignisse 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 4 Überschneidung von Ereignissen • Überschneidung: – Bildung der Schnittmenge mehrerer Ereignisse – Dargestellt durch den Logischen Operator ∩ („und“) – Beispiel A ∩ ¬A = – wobei: A ∩ ¬A = Menge die gleichzeitig A und non-A umfasst ∩ = gleichzeitiges „und“ (sowohl als auch) = Leere Menge 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 Wahrscheinlichkeiten und die Axiome der Wahrscheinlichkeitstheorie • Basis der Statistischen Modellierung: – Zuweisung von Wahrscheinlichkeiten P(A) zu Ereignissen P des Ereignisraumes Ω • Axiome der Wahrscheinlichkeitstheorie – Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens des Ereignisses A liegt zwischen 0 und 1 • 0 ≤ P(A) ≤ 1 – Die Wahrscheinlichkeit des Universums (d.h. der Summe der Ereigniswahrscheinlichkeiten ist 1 • P(Ω) = 1 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 5 Axiome der Wahrscheinlichkeitstheorie • Die Vereinigung eines Ereignisses mit seinem Komplementärereignis ergibt das Universum, dessen Wahrscheinlichkeit 1 ist. – P(A ∪ ¬A) = P(Ω) = 1 • Die Wahrscheinlichkeit eines Komplementärereignisses ist die Wahrscheinlichkeit des Universums minus der Wahrscheinlichkeit des Ereignisses – P(¬A) = 1 - P(A) • Die Wahrscheinlichkeit der Zusammenfassung zweier Ereignisse ist gleich der Summe der Einzelwahrscheinlichkeiten, wenn die Summe überschneidungsfrei, d.h. A ∩ B = ist P(A ∪ B) = P(A) + P(B) – 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 Wahrscheinlichkeiten Komplexer Ereignisse • Additionstheorem – Berechnung der Wahrscheinlichkeit des Auftretens mindestens eines nicht-disjunkten Ereignisses • P(A ∪ B) = P(A) + P(B) − P(A ∩ B) wobei P(A ∩ B) = Überschneidungsmenge von A und B (Spezialfall P=0 wenn A und B disjunkt) 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 6 Wahrscheinlichkeiten Komplexer Ereignisse • Bedingte Wahrscheinlichkeiten – Änderung der Auftretenswahrscheinlichkeit von B bei „vorherigem“ Auftreten von A (A und B stochastisch unabhängig wenn P(B | A) = P(B) ) • P(B | A) = P(A ∩ B) / P(A) wobei P(B | A) = Bedingte Wahrscheinlichkeit von B gegeben A (A und B stochastisch unabhängig wenn P(B | A) = P(B) ) 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 Wahrscheinlichkeiten Komplexer Ereignisse • Das Multiplikationstheorem – Wahrscheinlichkeit für das gemeinsame (sowohl/als auch) Auftreten zweier Ereignisse • P(A ∩ B) = P(B | A) * P(A) 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 7 Wahrscheinlichkeiten Komplexer Ereignisse 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 Das Bayessche Theorem Ziel • Berechnung unbekannter Bedingter Wahrscheinlichkeiten aus den Elementarwahrscheinlichkeiten und der „inversen“ bedingten Wahrscheinlichkeit • Anwendung als Alternative zur klassischen Statistik, Schlußfolgerungen auf komplexen Wissensbeständen (z.B. komplexe technische und medizinische Diagnosen, Evaluationsforschung, Metaanalyse) 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 8 Das Bayessche Theorem: Herleitung 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 Das Bayessche Theorem 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 9 Das Bayessche Theorem Beispiel 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 Apriori- und A-posterori-Definition von Wahrscheinlichkeit • Bis jetzt haben wir nur die sog. Apriori-Definition von Wahrscheinlichkeit verwendet, d.h. wir haben die Größe des Ereignisraums bestimmt und für die Elementarereignisse eine Gleichverteilung der Ereigniswahrscheinlichkeit angenommen • Aber, ist die Gleichverteilungsannahme nicht korrekt, zum Beispiel der Würfel gezinkt, werden sich empirisch andere (Häufigkeits)Verteilungen ergeben. • Der Schluß von diesen empirischen Häufigkeitsverteilungen auf Auftretenswahrscheinlichkeiten wird A-posterori-Definition der Wahrscheinlichkeit genannt 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 10 Das (schwache) Gesetz der Großen Zahl • Angenommen wir wiederholen ein Zufallsexperiment beliebig oft, so nähert sich die Empirische Häufigkeitsverteilung immer mehr der geforderten Wahrscheinlichkeitsverteilung im einfachen Zufallsexperiment an. 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 Wahrscheinlichkeiten als Grenzwerte relativer Häufigkeiten • Implikation der Gesetzes der großen Zahl: – Wahrscheinlichkeiten können als Grenzwerte relativer Häufigkeiten aufgefasst werden • Sog. A-posterori-Definition der Wahrscheinlichkeit 4. Sitzung 22 S. Peter Schmidt/Gero Schwenk 2001 11