Gebietsfremde Pflanzen in unserer Landschaft: Definition

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22. MÄRZ 2008
A USBILDUNG UND B ERATUNG
LANDPOST
Grüne Weltenbummler auf dem Vormarsch
Gebietsfremde Pflanzen in unserer Landschaft:
Definition – Beispiele – Auswirkungen
Seit jeher gelangen Pflanzen durch
den direkten oder indirekten Einfluss des Menschen in Gebiete, in
denen sie ursprünglich nicht vorkommen. So ist es keinWunder, dass
auch in unserem Umfeld immer mehr
Pflanzen auftauchen, die dem Betrachter bisher unbekannt waren. In
diesem und einem weiteren Artikel
sollen einige der wichtigsten Beispiele beschrieben werden.
Gebietsfremde Pflanzen werden
zum Teil absichtlich als Zierpflanzen
oder zu Nahrungszwecken eingeführt.
Oft war es der pure Forschungsdrang,
der in der Vergangenheit viele Entdecker und Forscher dazu bewogen hat,
die entsprechenden Pflanzen mit in ihre Heimat zu nehmen. So sind viele
Pflanzen in unseren Gärten und Parks
nicht einheimisch, sondern stammen
aus den verschiedensten Gegenden der
Erde. Auch viele Obst-, Gemüse- und
Getreidepflanzen haben ihren Ursprung auf anderen Kontinenten. Hinzu kommt, dass im Rahmen der zunehmenden Globalisierung durch Transport- und Reisetätigkeit heute viele
Pflanzen unabsichtlich als Begleiter
von Nahrungs- und Futtermitteln sowie als blinde Passagiere in und an
Verkehrsmitteln zu uns gelangen.
Man unterscheidet bei den gebietsfremden Pflanzen „Archäophyten“
und „Neophyten“ je nach dem Zeit-
punkt ihres ersten Auftretens im neuen
Lebensraum. Als Orientierungszeitpunkt wurde das Jahr 1492 festgelegt,
das Jahr, in dem Kolumbus Amerika
betrat. Pflanzen, die im historischen
Zeitraum bis zu diesem Jahr eingeführt wurden, werden als Archäophyten bezeichnet. Viele uns vertraute
Pflanzen, mit denen wir zum Teil täglich zu tun haben, zählen zu dieser
Gruppe. Dazu gehören unter anderem
Obstgehölze wie Apfel und Birne sowie
Getreidearten wie Weizen und Gerste.
Auch viele bekannte Wildkräuter wie
zum Beispiel der Klatschmohn sind
den Archäophyten zuzuordnen. Ein anderes bekanntes Beispiel für diese
Pflanzengruppe ist die Esskastanie
(Castanea sativa), die von den Römern
vor cirka 2.000 Jahren aus ihrer eigentlichen Heimat Vorderasien zu uns
gebracht wurde. Die als Maronen bekannten Früchte reifen hauptsächlich
im milden Weinbauklima Deutschlands
aus. Die Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) hingegen ist ein Neophyt.
Die Kastanien wurden als Pferdefutter
von den Osmanen bei ihren Eroberungszügen im 16. Jahrhundert mit
sich geführt. Ihre ursprüngliche Heimat ist Griechenland und der südliche
Balkan. Ende des 17. Jahrhunderts
war der Baum bereits in ganz Europa
bis nach Skandinavien verbreitet. Als
Park-, Straßen- und Alleebaum ist er
aus unserer Landschaft heute nicht
mehr wegzudenken.
Nicht alle Neophyten verhalten sich
jedoch in ihrer neuen „Heimat“ so kooperativ wie die Rosskastanie. Viele
ihrer „Kollegen“ kann man getrost als
invasive Neophyten bezeichnen, die
für Mensch und Umwelt im neuen Lebensraum eine gewisse Bedrohung
darstellen. Von den ca. 3.400 Wildpflanzen in Deutschland können dreiviertel zu den einheimischen Pflanzen
gerechnet werden. Etwa 850 Arten
kann man zu den gebietsfremden
Pflanzen rechnen. Davon wiederum
sind 500 zu den Archäophyten und 350
zu den Neophyten zu zählen. Von den
Neophyten gelten zurzeit zirka 30 als
invasiv. Hin und wieder ist die Zuordnung nicht unbedingt eindeutig, da
manche Pflanzen an ihrem zugedachten Standort zunächst eine nützliche
Funktion ausüben. Sollten diese dann
aber von ihrem Standort „entfliehen“
und sich auf anderen Flächen ausdehnen, können sie ebenfalls invasive Eigenschaften entwickeln. Ein Beispiel
hierfür ist die Robinie (Robinia pseu-
doacacia), die zu Beginn des 17. Jahrhunderts aus Nordamerika eingeführt
wurde. An Bahndämmen und im Straßenbegleitgrün hat sie sich zunächst
als nützlich erwiesen. An Wildstandorten, an denen sie sich nun ebenfalls
ausbreitet, hat sie hingegen eine eher
verdrängende Wirkung.
Negative Auswirkungen
Welche negativen Auswirkungen hat
das Auftreten von invasiven Neophyten
zur Folge?
Zunächst wären dort die ökonomischen Auswirkungen zu nennen. Ernteverluste sowie Bekämpfungskosten können zum Teil erhebliche Kosten verursachen. Eine Reihe von invasiven Pflanzen rufen Gesundheitsschäden hervor,
deren Behandlungskosten ebenfalls hohe Kosten verursachen. So schätzt man
die Kosten, die allein in Deutschland
durch Gesundheitsschäden in Verbindung mit der Beifußambrosie (Ambrosia artemesiifolia) verursacht werden,
auf jährlich 17 bis 47 Mio. Euro.
Neben den wirtschaftlichen Auswirkungen haben invasive Neophyten
auch eine nicht zu unterschätzende negative Wirkung auf ökologischem Gebiet. Die einheimische Vegetation wird
verdrängt und es kommt im schlimmsten Fall zur Veränderung ganzer Ökosysteme. Der Lebensraum von Tieren
kann so empfindlich beeinträchtigt
werden.
Ein dritter Punkt sind die bereits erwähnten gesundheitlichen Schäden.
Neben Allergien und Atembeschwerden, die beim Umgang mit den Pflanzen auftreten, kann der direkte Hautkontakt bei manchen Neophyten zu
schweren Verätzungen oder Verbrennungen führen. Außerdem sind beim
Verzehr bestimmter Pflanzen, beziehungsweise Pflanzenteile, Vergiftungen nicht auszuschließen.
Die geschilderten Auswirkungen
zeigen, dass es notwendig ist, sich näher mit den betreffenden Arten zu befassen. Kenntnisse können helfen,
Schäden zu vermeiden beziehungsweise auf ein Mindestmaß zu beschränken. Aus diesem Grund sollen nun Erscheinungsbild und Bekämpfungsmöglichkeiten der folgenden Pflanzen erörtert werden: Drüsiges Springkraut
(Impatiens glandulifera), Schmalblättriges Greiskraut (Senecio inaequidens) und Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica).
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Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)
Drüsiges Springkraut
(Impatiens glandulifera)
Das einjährige drüsige Springkraut
erreicht eine Höhe von maximal 2,50
m. Die bis zu 25 cm langen Blätter sind
am Blattgrund – beziehungsweise
Blattstiel – mit unangenehm riechenden Drüsen ausgestattet, was den deutschen Namen erklärt. Aus den rosa-purpurroten Blüten bilden sich 3 bis 5 cm
lange Fruchtkapseln, in denen sich pro
Pflanze zwischen 1.600 und 4.300 Samen befinden. Schon durch die geringste Berührung, wie zum Beispiel einen
Regentropfen, können diese Fruchtkapseln platzen und ihre Samen bis zu sieben Meter weit in die Umgebung
schleudern. Die so verteilten Samen
bleiben mehrere Jahre keimfähig. Da
der Blütennektar der Pflanzen sehr zuckerhaltig ist, werden diese stark von
Bienen beflogen, was wiederum eine
große Fruchtbildungsrate zur Folge hat.
Der dadurch auf die umgebende einheimische Flora ausgeübte hohe Konkurrenzdruck führt zu deren Verdrängung
und der ungehemmten Ausbreitung des
Springkrauts. Die hohe Nährstoffbelastung der Gewässer tut ein Übriges, um
die rasante Ausbreitung zu fördern. Beliebte Standorte finden sich daher an
Flussufern, wo die Samen auf dem
Wasser zu neuen Standorten weiter getragen werden. So kommt es, dass ganze Pappelauen auf weiten Strecken mit
dem drüsigen Springkraut bestanden
sind. Die ursprünglich aus dem Himalaya stammende Pflanze wurde 1839 als
Bienenfutterpflanze nach England importiert und hat sich von dort aus auf
das europäische Festland verbreitet.
Die Bekämpfung gestaltet sich schwierig. Einzelne Pflanzen sollten, sobald
sie auftauchen, noch vor der Samenreife durch Ausreißen oder Abschneiden
knapp über Bodenhöhe entfernt werden. Bei der Bekämpfung an Flussoder Bachläufen sollte man darauf achten, dass keine Pflanzenteile insWasser
Foto: Ak-Umweltschutz Bochum
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Schmalblättriges Greiskraut (Senecio inaequidens)
gelangen, da diese nach der Anlandung sich fortlaufend in Europa ausbreitet.
Wurzeln bilden, anwachsen und schnell Durch die Grenzöffnungen zu Beginn
neue Bestände bilden können.
der 90er-Jahre hat die Pflanze nun
auch ihre Wanderung nach Osteuropa
können. Auch in diesem Fall
Schmalblättriges Greiskraut antreten
ist die Bekämpfung sehr schwierig.
(Senecio inaequidens)
Wenn möglich sollten Einzelpflanzen
vollständig entfernt werden. Bei großen
Ein weiterer Neophyt, der sich in den Massenbeständen ist man zurzeit aber
vergangenen Jahren rasant verbreitet machtlos, da die Pflanze außerordenthat, ist das schmalblättrige Greiskraut, lich mahdverträglich ist. Auch Herbiziein bis zu 60 cm hoch werdender, gelb de können ihr nur schwer zusetzen. Die
blühender Halbstrauch. Die bis zu 2,5 weitere Verbreitung durch Fahrzeuge
cm großen Blüten erscheinen zwischen undWind ist so gut wie nicht zu stoppen.
Juli und Dezember; obwohl seit einiger
Zeit eine ständige Verfrühung des BlüJapanischer Staudenknöterich
tezeitpunkts zu beobachten ist. Die
schmalen zirka 7 cm langen blaugrünen (Fallopia japonica)
Blätter sind am Rand oft leicht umgerollt. Alle Pflanzenteile von Senecio
Ein weiterer Vertreter der invasiven
inaequidens sind giftig. Die unzähligen Neophyten ist der japanische StaudenSamen werden vom Wind weiter getra- knöterich. Mit seinen bambusartigen
gen und finden auf Ruderalstandorten, Stängeln, die im Winter nach dem ersdas heißt auf von Menschen geschaffe- ten Frost braun vertrocknet zurückbleinen beziehungsweise gestörten Kies- ben, ist die zweihäusige Pflanze für vieund Schuttflächen, leicht einen neuen le von uns zu einem vertrauten Anblick
Standort, wobei warme und sonnige geworden. Es handelt sich um eine
Lagen bevorzugt werden. Durch den krautige, mehrjährige Pflanze, deren
Fahrtwind werden die Samen auch an Wuchshöhe bis zu 4 Meter betragen
Straßenrändern und Autobahnmittels- kann. Diese Höhe wird überaus rasant
treifen schnell weiter verbreitet, so erreicht, da der Staudenknöterich in
dass die Pflanze mittlerweile auf Auto- der Hauptwachstumszeit täglich bis zu
bahnfahrten zwischen Flensburg und 30 cm zulegen kann.
Garmisch zu einem vertrauten BegleiZwischen Juli und September erter geworden ist.
scheinen die weißen Blüten, die gerne
In Weideland ist die Pflanze bei uns von Bienen beflogen werden. Sein nabisher noch nicht vorgekommen. Der her Verwandter, der Sachalin-KnöteKonkurrenzdruck auf andere Pflanzen rich (Fallopia sachalinensis), hat ein
bleibt die bisher einzige beobachtete ähnliches Erscheinungsbild. Dieser verAuswirkung. In Frankreich ist das fügt über bis zu 30 cm lange Blätter,
schmalblättrige Greiskraut jedoch be- die beim japanischen Staudenknöterich
reits in überweidete landwirtschaftli- lediglich eine Größe von 15 cm erreiche Flächen sowie in Weinberge, vor- chen. An den bevorzugten feuchten
gedrungen. In Südafrika – der Heimat Standorten bilden sich sehr schnell
der Pflanze – sind Pflanzenteile durch dichte und ausgedehnte Bestände.
Getreide in die Brotproduktion gelangt, Durch die Wassersammelfunktion der
was zu vereinzelten Vergiftungsfällen Straßenoberfläche finden sich solche
mit Todesfolge geführt hat. In den 50er Bestände sehr häufig an StraßenränJahren wurde Senecio inaequidens mit dern und in Straßengräben. BahndämSchafswolle aus Südafrika zunächst me, Schuttplätze als auch Waldränder
nach Belgien importiert, von wo aus es bieten häufig ähnlich günstige Standor-
Foto: Kurt Stueber
te. Im Jahre 1825 wurde die Pflanze
aus Ostasien absichtlich eingeführt.
Man versprach sich damals einen Nutzen als Bienenweide oder Viehfutterpflanze. Auch als Zierpflanze wurde der
Staudenknöterich zunächst verwendet.
Seit dieser Zeit hat sich die Staude über
ganz Europa verbreitet und ist heute
sehr häufig anzutreffen. Die Verbreitung geschieht in den meisten Fällen
auf vegetativeWeise, so dass sich große
rein weibliche, beziehungsweise männliche Bestände bilden. Die generative
Vermehrung wird hierdurch sehr eingeschränkt und spielt bei der Ausbreitung
kaum eine Rolle. Über einen Radius
von bis zu sechs Meter dringen die zahlreichen unterirdischen Ausläufer bis zu
drei Meter tief ins Erdreich ein. Dort
können an Ver- und Entsorgungsleitungen, wie zum Beispiel an Wasserleitungen oder Abwasserrohren, Schäden
Japanischer Staudenknöterich (Fallopia
japonica)
Foto: Michael Gasperl
entstehen, deren Behebung erhebliche
Kosten verursacht. Neben den negativen Auswirkungen als invasiver Neophyt lassen sich aber auch positive Aspekte erwähnen. So verfügt der japanische Staudenknöterich über bestimmte
Inhaltsstoffe, die in der Medizin unter
anderem bei Frauenleiden, Hautkrankheiten oder auch in der Tumorbekämpfung Anwendung finden. Die biologische
Landwirtschaft profitiert ebenfalls von
einem Wirkstoff, der dort als Fungizid
eingesetzt wird.
Welche Gegenmaßnahmen können
unternommen werden, um die Ausbreitung von Fallopia japonica einzu-
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LANDPOST
dämmen? Ein starkes Mähen der betroffenen Flächen – sechs bis acht Mal
pro Jahr – hat sich lediglich beim Sachalin-Knöterich als erfolgreich erwiesen. Beim Japanischen Knöterich hingegen hat man durch diese Maßnahme
das genaue Gegenteil erreicht. Dort
wurde durch verstärktes Abmähen die
Ausbreitung sogar noch gefördert! Bei
noch jungen Pflanzen ist ein vollständiges Ausgraben erfolgreich. Die Ausläufer sind hier noch nicht tief ins Erdreich vorgedrungen, so dass es noch
möglich ist, die ganze Pflanze zu entfernen. Man sollte unbedingt darauf
achten, dass die entsprechenden
Pflanzenreste nicht auf den Kompost
gegeben, sondern dem Hausmüll bei-
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gefügt werden, um ein erneutes Anwachsen zu verhindern. Größere
Mengen können durchVerbrennen beseitigt werden. Bei größeren Flächen
hat das Abdecken mit Geotextilmatten zum Erfolg geführt. Nachteil dieser Maßnahme ist jedoch, dass auch
die Begleitvegetation durch die Beschattung abstirbt. In einem solchen
Fall wäre es ratsam, die abgestorbenen Flächen unmittelbar nach Entfernung der Geotextilmatte mit einheimischen Pflanzen einzusäen.
Wie die geschilderten Beispiele zeigen, ist es äußerst schwierig, einen
schon bestehenden, größeren Bestand
invasiver Neophyten erfolgreich zu bekämpfen. Die Beseitigung wird durch
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die zum Teil sehr eingeschränkte Zugänglichkeit der Standorte zusätzlich
erschwert. Außerdem erfordern die
entsprechenden mechanischen Maßnahmen, wie zum Beispiel das vollständige Abtragen der betroffenen Flächen,
einen enormen maschinellen und personellen Aufwand, der mit großen Kosten verbunden ist. Es ist daher notwendig, eine Ausbreitung von vorne herein
durch gezielte Beseitigung von Einzelpflanzen wo irgend möglich zu verhindern. Dies ist besonders bei denjenigen
Neophyten wichtig, von denen neben
der verdrängenden Wirkung auf andere
Pflanzen auch eine gesundheitliche Bedrohung ausgeht. Dies trifft unter anderem auf die Beifußambrosie (Ambrosia
artemisiifolia) und den bekannten Riesenbärenklau (Herakleum mantegazzianum) zu, die in einem weiteren an dieser Stelle erscheinenden Artikel näher
beschrieben werden sollen.
Die Klimaerwärmung macht es auch
neuen invasiven Arten möglich, in Gegenden Fuß zu fassen, in denen früher
ein starker Frost den „Invasionsplänen“ ein jähes Ende bereitet hätte.
Anhand eines Beispiels wird dies in einer späteren Bauernblatt-Ausgabe beschrieben.
der Nitratauswaschung bei hoher NDüngung überproportional ansteigt,
während die Ertragswirkung vergleichsweise schwach ausgeprägt ist.
und nutzungsabhängig. Eine N-Gabe
von 40 (für Weide) bis max. 60 kg
N/ha im zeitigen Frühjahr ist zu empfehlen. Weitere Gaben können je nach
Entwicklungsstand und Kleeverhältnis
notwendig sein. Eine niedrige N-Düngung fördert die Etablierung des
Klees, eine höhere hingegen den Gräseranteil.
Karl-Martin Stuhlmann
Landwirtschaftskammer
Tel.: 0431-880-1307
[email protected]
Aktualisierte Richtwerte
Stickstoffdüngung zu Grünland
Aufgrund neuer Versuchsergebnisse
ergeben sich für die bedarfsgerechte
Stickstoffdüngung von Grünland im
Vergleich zu den bisherigen „Richtwerten für die Düngung“ geänderte
Empfehlungen der Landwirtschaftskammer. Diese sind bei der Düngebedarfsermittlung zu berücksichtigen.
Sie dienen der Einhaltung der Düngeverordnung und zur Zielerfüllung der
EG-Wasserrahmenrichtlinie.
Zustand nicht durch betonte Stickstoffgaben zu optimieren ist, sondern
vielmehr durch Nachsaat (im Extremfall Neuansaat) und einer verbesserten
Pflege.
Im Vergleich zu den bisherigen
„Richtwerten für die Düngung“ sind die
neuen Empfehlungen durch reduzierte
N-Mengen bei zunehmenderWeidenutzung gekennzeichnet. Dies trägt der
Tatsache Rechnung, dass insbesondere
unter reiner Weidenutzung die Gefahr
N-Düngung für
Weißkleegras-Narben
Der anzustrebende Kleeanteil einer
Grünlandnarbe sollte bei ca. 20 Prozent liegen. Sein Anteil ist witterungs-
In Abstimmung mit der Abteilung
„Grünland und Futterbau, Ökologi- Aktuelle Richtwerte für die N-Düngung zu Grünland (kg N/ha)
scher Landbau“ der CAU-Kiel (Prof. Weidenutzung (Stand– und Umtriebsweide)
Dr. F. Taube) empfiehlt die LandwirtKleeanteil
1.
2.
3.
4.
Jahresmenge*
schaftskammer die in nebenstehender Nutzung
in %
Übersicht ausgewiesenen Richtwerte
Deckungsgrad
für die Stickstoffdüngung von verschie0 – 20
40 – 60 20 – 40 (20 – 40)
–
80 – 140
denen Grünlandnutzungen. Hierbei Mineralboden
wird im Bereich der Weidenutzung
20 – 40
30 – 50 (20 – 40)
–
–
50 – 90
nicht mehr zwischen Milch- und Fleiüber 40
0 – 40
–
–
–
0 – 40
scherzeugung unterschieden, da sich Niedermoor
40 – 60 (20 – 40)
–
–
60 – 100
beide Weidehaltungsformen kaum in
der Stickstoffverwertung des aufge- Schnittnutzung
nommenen Grases unterscheiden. DarNutzung
1.
2.
3.
4.
Jahresmenge*
über hinaus wird Milchvieh zusätzlich
Mineralboden
80 – 120
60 – 80
60
(20 – 40)
240 – 280
Kraftfutter verabreicht, wodurch die
Niedermoor
60
–
80
40
(0
–
40)
–
100 – 160
N-Ausscheidungen auf der Grasfläche
erhöht werden (Nährstoffzufuhr).
Mähweide
Differenziert werden jedoch die
2.
3.
4.
Jahresmenge*
1.
empfohlenen N-Düngemengen nach Nutzung
unterschiedlichem Kleeanteil der Flä- Mineralboden
che (N-Bindung durch Leguminosen).
1 S, 3–4 UW
80 – 120
40
20
(20)
160 – 200
Die in Klammern gesetzten Stick- 2 S, 2–3 UW
80 – 120
60 – 80
20
(20)
180 – 220
stoffgaben sind nur dann erforderlich, 3 S, 1–2 UW
80 – 120
60 – 80
40
(20 – 30)
200 – 250
wenn die vorherigen Düngemengen
4 S, Nachw.
80 – 120
60 – 80
60
(40)
240 – 280
voll von der Grasnarbe in Ertrag umNiedermoor
gesetzt worden sind. Die in den ange60 – 80
40
–
–
100 – 120
gebenen Spannbreiten ausgewiesenen 1–2 S, UW
höheren Stickstoffgaben sind nur auf 3–4 S, Nachw.
60 – 80
40
(20 – 40)
–
120 – 160
hoch leistungsfähigen Grasnarben zu * Hohe N-Mengen nur dann, wenn Narbenzusammensetzung und Standort eine hohe Ertagsverabreichen. Dies bedeutet, dass die leistung erwarten lassen = Hochertragsstandorte
Leistung einer Narbe mit schlechtem 1. = 1 Schnitt, 4. = 4 Schnitte, UW = Umtriebsweide
N-Düngung auf
humusreichen Standorten
Auf Anmoor- und Moorstandorten
können durch Mineralisation aus dem
Boden bis zu 100 kg N/ha und Jahr –
auf kalkreichem Niedermoor auch
mehr – freigesetzt werden. Die Mineralisation nimmt bei zunehmender
Temperatur und Bodenfeuchte zu, so
lange ausreichend Sauerstoff im Boden vorhanden ist. Auch Kalkgaben
führen auf diesen Standorten zu erheblichen N-Freisetzungen. Die N-Lieferung aus der Mineralisation ist unbedingt bei der Bemessung der N-Düngung zu berücksichtigen.
Es wird empfohlen, diesen Beitrag
dem Bauernblatt zu entnehmen, um
gegebenenfalls bei einer Cross Compliance-Überprüfung Unterlagen für
eine nach der Düngeverordnung geforderten Düngeplanung parat zu haben.
Dr. K. Henning
Landwirtschaftskammer
Tel.: 04331-8414-76
[email protected]
Dr. Edgar Techow
Landwirtschaftskammer
Tel.: 04331-8414-11
[email protected]
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