Thema zum Schwerpunkt © Schattauer 2009 Magnetresonanztomografie beim akuten Schlaganfall M. Ebinger, J. B. Fiebach Centrum für Schlaganfallforschung Berlin (CSB), Charité – Universitätsmedizin Berlin Schlüsselwörter Keywords MRT, Schlaganfall, Sinusvenenthrombose, intrakranielle Blutung MRI, stroke, sinus-venous thrombosis, intracranial bleed Zusammenfassung Summary Die Magnetresonanztomografie kann beim akuten Schlaganfall mittlerweile routinemäßig eingesetzt werden. Neben der Diagnostik des ischämischen Schlaganfalls ist sie auch bei Blutungen und Sinusvenenthrombosen hilfreich. Wir besprechen Stärken und Schwächen der Methode in diesem Zusammenhang und geben einen Ausblick auf zu erwartende Entwicklungen. Magnetic resonance imaging (MRI) is used in diagnostics of acute ischemic stroke as well as intracranial bleeds and sinus-venous thrombosis. We give a short overview of the advantages and limitations of MRI in this context and comment on technological innovations. Korrespondenzadresse Priv.-Doz. Dr. med. Jochen B. Fiebach Campus Benjamin Franklin Klinik für Neurologie Hindenburgdamm 30, 12200 Berlin [email protected] Magnetic resonance imaging for acute stroke Nervenheilkunde 2009; 28: 125–128 Eingegangen am: 9. Oktober 2008; angenommen am: 12. Oktober 2008 Kaum eine Technologie hat die Nervenheilkunde so verändert wie die Magnetresonanztomografie (MRT). Sie bietet dem Arzt einen detailgenauen, nicht invasiven Einblick in das menschliche Gehirn. Die Bedeutung der MRT hat sich im Laufe der Jahre von einem Forschungsgerät über eine klinische Routinemaßnahme hin zum Notfalldiagnostikum drastisch verändert. Im Folgenden werden Anwendungen der MRT beim akuten Schlaganfall dargestellt. Ischämischer Schlaganfall Die Bildgebung ist ein zentraler Bestandteil des diagnostischen Prozedere beim akuten Schlaganfall. Dank fortschreitender technischer Entwicklung lassen sich mittels MRT heutzutage viele in der Notfallsituation wesentliche Aspekte binnen acht bis zehn Minuten Untersuchungszeit klären. Das moderne Schlaganfallprotokoll beinhaltet folgende Se- quenzen: Suszeptibilitätsgewichtete und diffusionsgewichtete Sequenzen, MR-Angiografie, fluid attenuated inversion recovery und Perfusionsmessung. Mithilfe einer T2-gewichteten Sequenz gelingt der zuverlässige Ausschluss von Blutungen (1, 2). Diese Sequenz an den Beginn der Untersuchung gestellt, ermöglicht eine Anpassung des Untersuchungsprotokolls bei Nachweis einer intrakraniellen Blutung, sodass Sinusthrombose oder Tumorblutung als mögliche Ursache gesichert werden können. In der sich anschließenden diffusionsgewichteten Sequenz (DWI) zeigt sich der Infarkt aufgrund eingeschränkter Molekularbewegung im zytotoxischen Ödem. Führt man mehrere Diffusionsmessungen mit unterschiedlich starken Diffusionsgradienten durch, so kann aus dem Signalunterschied der Einzelmessungen ein Diffusionskoeffizient (apparent diffusion coefficient = ADC) errechnet werden (3). Der Nachweis eines ischämischen Infarktes ist in der DWI in eini- gen Fällen bereits wenige Minuten nach Symptombeginn und in der Mehrheit der Fälle innerhalb der ersten Stunde möglich (4). Die MR-Angiografie (MRA) in der Timeof-flight-(TOF)-Technik bietet auch ohne Kontrastmittel die Möglichkeit zur hochauflösenden Darstellung der intra- und extrakraniellen Gefäßabschnitte. Dabei können Gefäßverschlüsse, Aneurysmen (ab einem Durchmesser von zwei Millimeter) und Stenosen der hirnversorgenden Gefäße identifiziert werden. Die Messzeit der TOF sollte unter drei Minuten liegen und eine zuverlässige Beurteilung der Äste der A. cerebri media auch distal ihrer Trifurkation erlauben. Wenn klinisch oder aufgrund der TOF-MRA der Verdacht auf Dissektion vorliegt, bietet sich die Ergänzung des Schlaganfallprotokolls mittels axialer T2-gewichteter Bilder und einer fettsuprimierten T1-Aufnahme an (5). Infarkte, die sich in der fluid attenuated inversion recovery (FLAIR) flau abgrenzen lassen, scheinen häufig älter als drei Stunden zu sein. Diese Beobachtung könnte angesichts des engen Zeitfensters zur thrombolytischen Behandlung an Bedeutung gewinnen, wenn der genaue Zeitpunkt des Symptombeginns nicht bekannt ist. Die Ergebnisse von derzeit laufenden Studien, die den genauen Zeitverlauf der Infarktdemarkierung in der FLAIR untersuchen, werden mit Spannung erwartet. Bisher hat die FLAIR einen hohen Stellenwert in der Erkennung von klinisch stummen subakuten Infarkten. Ist ein auf der DWI sichtbarer Infarkt auch in der FLAIR deutlich demarkiert, so ist er wahrscheinlich älter als neun Stunden. Zusätzlich kann mit der Flair das Ausmaß mikroangiopathischer sowie anderer struktureller Veränderungen erfasst werden. Die akute Schlaganfallbildgebung schließt mit einer Perfusionsmessung ab. Hierbei wird dem Patienten über einen intravenösen Zugang gadoliniumhaltiges Kontrastmittel injiziert. Nach Bestimmung einer „normalen“ arteriellen Input-Funktion (AIF) in der Nervenheilkunde 3/2009 Downloaded from www.nervenheilkunde-online.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 125 126 Ebinger M; Fiebach JB: MRT beim akuten Schlaganfall Abb. 1 Initial ist in der MRA ein Verschluss der linken Art. cerebri media sichtbar (a) sowie umschriebene Diffusionsstörungen im Caudatuskopf und in der Insel links (b). Die Perfusionsstörung (c) erstreckt sich über das gesamte Mediastromgebiet. Somit besteht ein großes Mismatch und es wurde eine Fibrinolyse indiziert. Nach 24 Stunden zeigt die MRA (d) eine Gefäßrekanalisation und die Perfusion ist nahezu normal (e). Im Caudatus ist eine hämorrhagische Transformation hypointens erkennbar, diese verursachte keine Symptome. nicht ischämischen Hemisphäre wird eine relative Perfusionskarte für das gesamte Hirn errechnet, auf der sich minderperfundiertes und somit gefährdetes Gewebe abgrenzen lässt. Die Untersuchung der Hirnperfusion erfolgt auf kapillärer Ebene mit einer T2-gewichteten Messung während der Passage eines möglichst konzentrierten Kontrastmittelbolus. An einem 1,5-Tesla-Tomografen können zwölf Schichten mit einer zeitlichen Auflösung von 1,4 Sekunden aufgenommen werden, bei drei Tesla kann das gesamte Gehirn erfasst werden. Während der Passage eines konventionellen MRT-Kontrastmittels durch die Hirnkapillaren sinkt das T2-Signal dosisabhängig um bis zu 35%. Aus der resultierenden Signal-Zeit-Kurve können relative Perfusionsparameter für jeden Bildpunkt berechnet werden. Diese relativen Perfusionswerte mit Bezug auf die Durchblutung der nicht ischämischen Hemisphäre reichen aus, um das Ausmaß der Perfusionsstörung qualitativ zu erfassen. Perfusions-DiffusionsMismatch Theoretischer Hintergrund der Kombination einer diffusionsgewichteten Sequenz mit einer Perfusionsmessung ist das sogenannte Mismatch-Konzept. Man geht davon aus, dass bei einer Diffusionsstörung, die von einem im Vergleich deutlich größeren Perfusionsdefizit umgeben wird, das erhöhte Risiko einer weiteren Ausdehnung des Infarktes besteht. Die Differenz zwischen dem Perfusionsdefizit z. B. basierend auf der mean transit time (MTT) und der DWI-Läsion ergibt das Gewebe, das bei persistierendem Gefäßverschluss zu infarzieren droht und entspricht weitestgehend der ischämischen Penumbra (6; 씰Abb. 1). In den beiden ersten ECASS-Studien wurden Patienten mit Computertomografie (CT) bis zur sechsten Erkrankungsstunde untersucht und anschließend mit rt-PA oder Placebo behandelt. Beide ECASS-Studien verfehlten den primären Wirksamkeitsnachweis der Fibrinolyse. Sie zeigten aber, dass ein Teil der Patienten von der Therapie profitieren kann. In der ebenfalls CT-basierten ECASS-3-Studie konnte eine Odds Ratio von 1,34 (95%CI 1,02–1,76; p = 0,038) für ein besseres klinisches Endergebnis (mRS 0–1) bei Thrombolyse in der 3. bis 4,5. Stunde nach Symptombeginn gezeigt werden (7). Dieses Resultat entspricht dem aus Metaanalysen CT-basierter Lysestudien der 1990er-Jahre bekannten Wert. ECASS 3 dürfte zur Ausweitung des Lysezeitfensters führen. Die Frage nach den optimalen „Lysekandidaten“ wird jedoch weiterhin bestehen bleiben. Insbesondere im Zeitfenster jenseits der ersten drei Erkrankungsstunden sollte eine Bildgebung nicht nur eine Blutung als wichtigste Kontraindikation der Fibrinolyse zuverlässig zeigen, sondern eine Darstellung der pathophysiologischen Situation ermöglichen. Dies gelingt mit der MRT. Das Mismatch-Konzept bei über die Diffusionsstörung hinausgehendem Perfusionsdefizit spielt eine besondere Rolle bei dem Versuch, die Subgruppe von Patienten zu identifizieren, deren Chance von einer Therapie zu profitieren besonders groß ist. Diese Hoffnung ist plausibel, konnte aber in keiner hinreichend großen placebokontrollierten, randomisierten Studie zweifelsfrei belegt werden. In der randomisierten, placebokontrollierten tPA-Studie echoplanar imaging thrombolysise evaluation trial (EPITHET) konnte an 100 Patienten zwar ein biologischer Effekt gezeigt werden, der primäre Endpunkt der Studie wurde jedoch statistisch knapp verfehlt (8). In der diffusion and perfusion imaging evaluation for understanding stroke evolution (DEFUSE)-Studie wurden 74 Patienten im Zeitfenster drei bis sechs Stunden vor Einleitung einer Fibrinolyse im MRT untersucht. Unabhängig vom MRT-Befund wurden alle Patienten mit rt-PA behandelt. Durch dieses Vorgehen sollte untersucht werden, ob Patienten mit einem Mismatch mehr von der Therapie profitieren als Patienten ohne Mismatch (9). Eine erfolgreiche Gefäßrekanalisation führte bei den Patienten, die initial ein Mismatch aufwiesen, zu einer hochsignifikanten Verbesserung des klinischen Befundes nach drei Monaten. Patienten, die bereits initial einen großen Infarkt hatten, erlitten fatale Hirnblutungen. Vor dem sicheren Einsatz des Mismatch-Konzept müssen noch viele methodische Detailfragen geklärt werden. Insbesondere bei der Definition des Mismatches (Wie viel größer muss das Perfusionsdefizit als die DWI-Läsion sein? Soll das Perfusionsdefizit als MTT oder Nervenheilkunde 3/2009 © Schattauer 2009 Downloaded from www.nervenheilkunde-online.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Ebinger M; Fiebach JB: MRT beim akuten Schlaganfall besser als Zeit bis zur höchsten Boluskonzentration angegeben werden?), der Berechnung einer Perfusionskarte und der Gewinnung der AIF wird weiterhin nach der idealen Methode gesucht. Parallel dazu werden andere MRT-Kriterien wie Gefäßverschlüsse, die ebenfalls auf zusätzliches gefährdetes Hirngewebe hinweisen könnten, geprüft. Intrakranielle Blutung Die intrakranielle Blutung macht nur einen Bruchteil (ca. 15%) aller Schlaganfälle aus, ist aber häufig mit einer schlechten Prognose und einer hohen Mortalität assoziiert (10). Für Blutungen ist die MRT mindestens so sensitiv wie die CT (1, 2, 11). Die Mikroblutungen, Hämosiderinablagerungen im Hirnparenchym < 1cm, sind nur mit T2*-gewichteten MRT-Aufnahme nachweisbar (씰Abb. 2). Mikroblutungen sind mit einer erhöhten Inzidenz von spontanen intrazerebralen Blutungen verbunden. Ob ein klinisch relevantes erhöhtes Risiko für symptomatische Blutungen nach Fibrinolyse besteht, wird von Experten unterschiedlich beurteilt. Präpontine subarachnoidale Blutungen (SAB) sind mitunter in der MRT schwieriger zu diagnostizieren. Parenchymatöse Blutungen und die ihnen zugrunde liegenden strukturellen Läsionen können aber in der überwiegenden Zahl der Fälle besser mit der MRT als mit der CT geklärt werden. Generell gilt, dass eine Blutung in den Stammganglien, im Thalamus oder in der Brücke, als sogenannte Loco-typico-Blutung, meist auf dem Boden eines arteriellen Hypertonus entsteht. Blutungen in anderer Lokalisation gelten als atypisch und können Folge einer arteriovenösen Malformation (= Angiom), einer Metastase, einer kongophilen Angiopathie oder einer Durafistel sein. Gelegentlich führt die Ruptur eines Aneurysmas neben einer SAB zu einer Parenchymeinblutung. Hilfreich ist die MRT auch im Hinblick auf die Datierung einer Blutung, da sich das Signalverhalten von freiem Blut über die Zeit verändert (12). Die Prognose einer Blutung hängt von verschiedenen Faktoren ab: Die Größe korreliert mit dem Schweregrad der Symptome; wenn es zu einem Einbruch der Blutung in das Ventrikelsystem kommt, besteht das Risiko einer Liquorzirkulationsstörung, die sekundär zu einer klinischen Verschlechterung führt. Abb. 2 T2*-gewichteten Aufnahmen: multiple kleine Hypointensitäten abgrenzbar, sogenannte Microblutungen. Sinusvenenthrombose Die wichtigste Differenzialdiagnose des ischämischen Schlaganfalls, die intrakranielle Blutung, kann mit der CT sicher ausgeschlossen werden. Bei venösen Thrombosen kann es zu Stauungsblutungen kommen, die ebenfalls im CT erkannt werden können. Auch der Thrombus kann in der CT dargestellt werden (delta sign, cord sign). In der MRT kann der Thrombus bis zum etwa 4. Tag sowohl auf T2- als auch auf T1-gewichteten Bildern isointens erscheinen. Dennoch ist die MRT insbesondere mittels venöser KM-MRA der CT-Untersuchung bei der Diagnose einer Sinusvenenthrombose überlegen. Die kurze Untersuchungszeit im MRT bei den meist jüngeren Patienten ohne den Einsatz von Röntgenstrahlung macht die Untersuchung besonders attraktiv, zumal sich nicht jede Sinusvenenthrombose mit klassischen Symptomen wie Kopfschmerzen, fokalen neurologischen Defiziten, Bewusstseinsstörungen, Pupillenödem und epileptischen Anfällen präsentiert. Das klinische Bild ist vielfältig und kann mitunter als einziges klinisches Symptom eine Psychose aufweisen. Im Vergleich zur digitalen Subtraktionsangiografie (DSA) dürfte die Spezifität und Sensitivität der venösen TOF zwar schlechter abschneiden. Insgesamt aber hat die venöse TOF eine hohe Zuverlässigkeit in der Erkennung von Sinusvenenthrombosen (13). Differenzialdiagnostische Vorteile Insgesamt bietet die MRT bei der Klärung von Differenzialdiagnosen des ischämischen Schlaganfalls erhebliche Vorteile gegenüber der CT. Während die CT in den ersten Erkrankungsstadien hauptsächlich dem Ausschluss einer Blutung und weniger dem Nachweis eines Infarktes dient, kann mit der MRT die klinische Verdachtsdiagnose positiv unterstützt werden. Zwar können bei postiktalen Paresen nach einem epileptischen Anfall Diffusionsstörungen auftreten und umgekehrt sind Schlaganfälle ohne Nachweis einer solchen Restriktion beschrieben worden. Eine MRT ohne Diffusionsstörung, Gefäßverschluss und/oder Perfusionsdefizit muss aber Zweifel an der Diagnose eines Schlaganfalls wecken. Ferner können die Brückenvenenthrombose, Tumore, die Enzephalitis oder Meningitis mittels der MRT erkannt werden, und die Untersuchung bei negativem Ischämiebefund kann entsprechend modifiziert werden. Therapieentscheidungen richten sich nach diesen Befunden. Unnötige Risiken z. B. im Rahmen einer Thrombolyse können so vermieden werden. © Schattauer 2009 Nervenheilkunde 3/2009 Downloaded from www.nervenheilkunde-online.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 127 128 Ebinger M; Fiebach JB: MRT beim akuten Schlaganfall Kontraindikationen Nach einer kurzen Anamneseerhebung und neurologischen Untersuchungen in der Klinik sollen vigilanzgeminderte Patienten und solche mit Marcumaranamnese vorzugsweise mittels CT untersucht werden. Akute Verschlechterungen, wie sie bei Patienten mit Blutungen und intensivpflichtigen Patienten erwartet werden müssen, können in der MRT zu bedrohlichen Situationen führen. Die Überwachungseinheiten, die im Bereich des Magnetfeldes Verwendung finden können, müssen MRT-tauglich sein. In einer Notfallsituation ist die erste Hilfe mit der CT sicherlich einfacher gewährleistet als mit der MRT, wo der Helfer zunächst „entmetallisiert“ und der Patient häufig aus dem Untersuchungsraum bewegt werden müsste. Herzschrittmacher oder andere metallische Implantate, die eine potenzielle Gefährdung des Patienten darstellen können, sind Kontraindikationen für das MRT. Neue Entwicklungen In der nahen Zukunft werden weitere Fortschritte in der MR-Bildgebung erwartet. Die Diffusion ist tangential zu Leitstrukturen behindert und parallel dazu erleichtert. Statistisch kann aufgrund dieses unterschiedlichen Diffusionsverhaltens der Verlauf von Nervenbahnen errechnet werden. Mithilfe des diffusion-tensor imaging (DTI) finden sich degenerative Veränderungen, die im kortikospinalen Trakt in einiger Entfernung von der ischämischen Läsion liegen. Das Ausmaß dieser Schädigung scheint sich sehr gut als Prädiktor des weiteren klinischen Verlaufs zu eignen (14). Das DTI kann mittlerweile routinemäßig und wenig zeitaufwendig beim akuten Schlaganfall eingesetzt werden. Derzeit scheint DTI aber vorwiegend unter rehabilitativ-diagnostischen Gesichtspunkten beim Schlaganfall an Bedeutung zu gewinnen (15). In der T2'-gewichteten Sequenz, bei der erhöhte Deoxyhämoglobin-Konzentrationen im Hirngewebe sich als transverse Relaxationszeiten zeigen, kann die ischämische Penumbra dargestellt werden (16). Ob tatsächlich Vorteile gegenüber dem Diffusions-Perfusions-Mismatch-Konzept bestehen, muss in weiteren Studien untersucht werden. Die MR-Spektroskopie kann beim akuten Schlaganfall ebenfalls pathophysiologische Informationen liefern. Bisher ist ihr Einsatz im Schlaganfall-MRT noch begrenzt. Tierexperimentell mehren sich aber die Hinweise auf ein großes diagnostisches Potenzial (17). Resümee Die moderne MRT dient als ein diagnostisches Werkzeug bei der frühen Behandlung eines akuten ischämischen Schlaganfalls. Sie ist hier von herausragender Bedeutung für Diagnose und Therapie, kann Hinweise auf die Ätiologie einer Blutung liefern und ist hilfreich beim Nachweis einer Sinusvenenthrombose. Die Entwicklung der MRT beim Schlaganfall scheint noch lange nicht abgeschlossen. Höhere Feldstärken erlauben kürzere Messzeiten bei gleicher Qualität. Neue Sequenzen (T2', MRT-Spektroskopien und diffusion-tensor imaging) können eine bessere Gewebecharakterisierung ermöglichen. Literatur 1. Kidwell CS, Chalela JA, Saver JL et al. Comparison of MRI and CT for Detection of Acute Intracerebral Hemorrhage. Jama 2004; 292: 1823–1830. 2. Fiebach JB, Schellinger PD, Gass A et al. Stroke MRI is accurate in hyperacute intracerebral hemorrhage. A multicenter study on the validity of stroke imaging. Stroke 2004; 35: 502–507. 3. Heiland S, Sartor K. Magnetic Resonance Imaging for Stroke: Basic Principles and Clinical Use. Fortschr Roentgenstr 1999; 171: 3–14. 4. Lovblad KO, Laubach HJ, Baird AE et al. 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