Parkinson und Logopädietherapie Parkinson-Patienten kommen zu uns, weil die Erkrankung das Sprechen, die Stimme und z.T. das Schlucken beeinträchtigt. Das liegt vor allem an der Beweglichkeitseinschränkung, eins der Leitsymptome der Parkinsonerkrankung. Sie führt zu: - Veränderung des Sprechens - Man bringt die Worte schwer heraus - Man wird von anderen schlecht verstanden Zum Sprechen gehören 3 Funktionskreise: 1. Atmung 2. Stimme 3. Artikulation (3 Bereiche, die in der Therapie berücksichtigt werden) Allgemein beginnen die Veränderung der Stimme und des Sprechens damit, dass die Stimme zunächst leiser wird und ihre Sprechmelodie verliert (man wird monoton). Es kommt zu einer schlechteren Artikulation (wie ich meine Lippen und die Zunge bewege) oder zu einem falschen Sprachrythmus (Sprechtempo). Dadurch wird man schwerer verstanden, es wird öfter nachgefragt. Die Sprache ist dagegen meistens unbeeinträchtigt, d.h.: man weiß zwar, was man sagen will, bringt es aber schwer heraus oder wird von anderen schlecht verstanden. ! 1 Häufig gestellte Fragen Warum ist meine Stimme so heiser? Die Stimme entsteht im Kehlkopf durch die schnellen Schwingungen der Stimmbänder. Die Stimmbänder sind 2,5 cm lange Muskelstränge, die durch die Ausatmungsluft in Bewegung gebracht werden. Der Ton, der entsteht, klingt durch die Resonanzräume im Kopf-, Hals- und Brustbereich. Eine lockere Hals- und Schulterpartie und eine kräftige Bauch- und Zwerchfellbewegung wirken sich positiv auf den Klang und die Lautstärke der Stimme aus. Beim Parkinson-Patienten wird die Stimme durch die schlechter werdende Beweglichkeit, die Erstarrung und die nachlassende Kraft der Stimmbänder und deren beim Sprechen beteiligten Muskeln heiser und leiser. Warum stottere ich? Ca. 1/3 der Patienten klagen über stotterähnliche Symptome. Als Ursache werden Medikamentennebenwirkungen und der „Freezing“-Effekt (plötzliche Blockade der Bewegung) diskutiert. Neben den üblichen Therapieeinheiten kann eine Sprechtemporeduzierung helfen. Warum werde ich immer schlechter verstanden? Die durch den Dopaminmangel verursachte Akinese (Bewegungsarmut) und der Rigor (Muskelsteifigkeit) führen dazu, dass sich die Sprechorgane (Lippen, Zunge, Kiefer) weniger bewegen und dass das Sprechen undeutlicher wird. Auch die Stimme wird leiser und heiser, weil die Stimmbänder fester werden und nicht mehr so schwingen wie früher. Das verändert den Stimmklang und das Stimmvolumen. Dazu kommt, dass Parkinsonpatienten häufig Probleme haben die Veränderung des Sprechens wahrzunehmen. Das Gehirn hat ein eigenes Klangbild von unserer Art und Weise wie wir sprechen im Kopf gespeichert. Der Parkinsonpatient hängt an diesem Bild fest und bemerkt die Veränderungen gar nicht und wird dadurch immer undeutlicher. - Wie bekomme ich logopädische Therapie? Für die logo. Therapie wird eine ärztlich verschriebene Heilmittelverordnung benötigt. Die kann von jedem niedergelassenen Arzt ausgestellt werden. Die Behandlung ! 2 besteht erst mal aus 10 Therapieeinheiten. Folgeverordnungen mit weiteren Einheiten werden wieder durch den Arzt verordnet. Warum muss ich beim Essen husten oder mich räuspern? Das Husten und das Räuspern beim Essen sind sehr wichtige Anzeichen dafür, dass während des Schluckens flüssige oder feste Nahrung in die „falsche Kehle“ gelangt (statt in die Speiseröhre in die Luftröhre). Das kann dann zu einem ausgeprägten Hustenreiz führen. Das Husten und Räuspern sind wichtige Schutzreflexe, um die Luftröhre von „Verschluckten“ Nahrungsresten zu befreien. Nicht immer kann alles wieder hochgehustet werden, daher ist es immer wichtig abzuklären, ob man unter einer Schluckstörung leidet, die zu einer Lungenentzündung führen kann, oder nicht und was man dagegen tun kann. Wichtig ist beim Essen auf bestimmte Essregeln zu achten • • • • • • • • • • • • • • • • • • ! Essregeln für Patienten mit Schluckstörungen Aufrechte Sitz- und Körperhaltung Essen und Trinken trennen Während des Essens nicht sprechen Nur kleine Bissen / Schlucke nehmen Gut kauen Kopf beim Schlucken leicht nach vorne beugen Der Mund muss ganz leer sein, bevor ein neues Schluck / Bissen genommen wird Trinken in kleinen Schlucken - Kopf dabei vorbeugen Nahrungsanpassung (gleiche Konsistenz) evtl. Anwendung einer Schlucktechnik Mundpflege nach jedem Essen Nach dem Essen mindestens noch 20 min. aufrecht sitzen bleiben Husten und Räuspern unbedingt zulassen, nicht unterdrücken r Wenn müde: Mahlzeit beenden 3 Praktische Übungen bei Parkinson 1.) Haltung - ist die Voraussetzung fiír eine tiefe und unbehinderte Atmung freie Stimmgebung bessere Stimmqualität die Kopfhaltung ist wichtig für Deutlichkeit und Verständlichkeit Übung: - Füße nebeneinander (hüftbreit) auf den Boden stellen Rücken mit Kontakt zur Stuhllehne (gerade sitzen) Schultern zeigen seitwärts Brustkorb richtet sich auf Kopf mit gedachtem Deckenkontakt Körperschwerpunkt in der Mitte 2.) Gesichtsausdruck/ Mimik - Beweglichkeit der Gesichtsmotorik kann abnehmen - mimische Reaktionen gehen zurück - Gesicht kann einen starren, unbewegten Ausdruck bekommen a) Passive Übungen: Mit den Fingern Dehnen, Kreisen, Zupfen, Klopfen usw. b) Aktive Übungen: - Augenbrauen hochziehen (erstaunt schauen) - Augenbrauen zusammenziehen (zornig schauen) ➡Im Wechsel - beide Augen fest schließen und wieder öffnen - abwechselnd linkes und rechtes Auge schließen - Nase rümpfen (etwas Ekliges) - Zähne zeigen (fletschen) - Wangen aufblasen - Luft hin- und herschieben - Wangen einsaugen - Wangen abwechselnd aufblasen und einsaugen ! 4 3.) Mundbeweglichkeit - fürs Sprechen - fürs Kauen und Schlucken a) Kieferübungen: - Mund weit öffnen (/a/) Mund schnell öffnen und schließen (/a/ und /m/) Unterkiefer nach rechts und links schieben (Hilfe mit Hand) Unterkiefer vorschieben mit geschlossenen Lippen eine deutliche Kaubewegung machen b) Lippenübungen: - Lippen fest schließen und platzen lassen - Oberlippe über Unterlippe legen - wechseln - Lippen breit ziehen - Lippen spitzen ➡Wechsel spitz/breit - I, E, O, U sprechen - Pfeifen - Schnute machen - Lippenflattern usw. c) Zungenübungen: - Zunge so weit wie möglich herausstrecken - Zunge vor- und wieder zurückziehen - Zunge Richtung Nase / Kinn/ Ohren strecken - Mit der Zunge über die Lippen kreisen - Zunge in die Wangen bohren usw. ! 5 4.) Atmung - Einatmung: Bauchdecke wölbt sich nach außen, Zwerchfell senkt sich. Brustkorb weitet sich - Ausatmung : Bauchdecke und Brustkorb ziehen sich wieder ein, Zwerchfell hebt sich - Die Atmung ist dann tief, wenn man die Bauchatmung spüren kann. Übungen: - Durch die Nase ein- und ausatmen (Ruheatmung einatmen - ausatmen - Pause) Durch die Nase einatmen und durch den Mund auf If/ oder Isch/ ausatınen Spüren, wie sich die Bauchdecke hebt und senkt Kerze kräftig auspusten pst! pst! pst! (um Ruhe bitten) 5.) Stimme Über eine gezielte Förderung der Lautstärke ist häufig gleichzeitig eineVerbesserung der Verständlichkeit zu erreichen a) Übungen: - Bequem und aufrecht hinsetzen - Tief einatmen und mit weit geöffnetem Mund ein /af so lange und so laut wie möglich sprechen - Ein tiefes /al und ein hohes /a/ singen - Alltagsfloskeln laut sprechen: HALLO! GUTEN MORGEN! WIE GEHT ES? KOMM HER! HAST DU GUT GESCHLAFEN? - Wörter: - Sätze: ! ! ! ! ! Schmerz Kirschen Felsen Sorge Niesen Essen Das Essen brennt an. Ein kleines Päckchen Mehl. Öffnet doch gleich beide Türen Texte/ freies Sprechen 6 b) Rufübungen: Laut Rufen: ! ! ! ! ! ! Komm her! Wer da? Pass auf! Mach mit! Schau her! 7