20110717 Mission Olympic

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Parkinson und Logopädietherapie
Parkinson-Patienten kommen zu uns, weil die Erkrankung das Sprechen, die Stimme
und z.T. das Schlucken beeinträchtigt.
Das liegt vor allem an der Beweglichkeitseinschränkung, eins der Leitsymptome der
Parkinsonerkrankung.
Sie führt zu:
- Veränderung des Sprechens
- Man bringt die Worte schwer heraus
- Man wird von anderen schlecht verstanden
Zum Sprechen gehören 3 Funktionskreise:
1. Atmung
2. Stimme
3. Artikulation
(3 Bereiche, die in der Therapie berücksichtigt werden)
Allgemein beginnen die Veränderung der Stimme und des Sprechens damit, dass
die Stimme zunächst leiser wird und ihre Sprechmelodie verliert (man wird monoton).
Es kommt zu einer schlechteren Artikulation (wie ich meine Lippen und die Zunge
bewege) oder zu einem falschen Sprachrythmus (Sprechtempo). Dadurch wird man
schwerer verstanden, es wird öfter nachgefragt.
Die Sprache ist dagegen meistens unbeeinträchtigt, d.h.: man weiß zwar, was man
sagen will, bringt es aber schwer heraus oder wird von anderen schlecht verstanden.
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Häufig gestellte Fragen
Warum ist meine Stimme so heiser?
Die Stimme entsteht im Kehlkopf durch die schnellen Schwingungen der
Stimmbänder. Die Stimmbänder sind 2,5 cm lange Muskelstränge, die durch die
Ausatmungsluft in Bewegung gebracht werden. Der Ton, der entsteht, klingt durch
die Resonanzräume im Kopf-, Hals- und Brustbereich.
Eine lockere Hals- und Schulterpartie und eine kräftige Bauch- und
Zwerchfellbewegung wirken sich positiv auf den Klang und die Lautstärke der
Stimme aus.
Beim Parkinson-Patienten wird die Stimme durch die schlechter werdende
Beweglichkeit, die Erstarrung und die nachlassende Kraft der Stimmbänder und
deren beim Sprechen beteiligten Muskeln heiser und leiser.
Warum stottere ich?
Ca. 1/3 der Patienten klagen über stotterähnliche Symptome.
Als Ursache werden Medikamentennebenwirkungen und der „Freezing“-Effekt
(plötzliche Blockade der Bewegung) diskutiert. Neben den üblichen
Therapieeinheiten kann eine Sprechtemporeduzierung helfen.
Warum werde ich immer schlechter verstanden?
Die durch den Dopaminmangel verursachte Akinese (Bewegungsarmut) und der
Rigor (Muskelsteifigkeit) führen dazu, dass sich die Sprechorgane (Lippen, Zunge,
Kiefer) weniger bewegen und dass das Sprechen undeutlicher wird.
Auch die Stimme wird leiser und heiser, weil die Stimmbänder fester werden und
nicht mehr so schwingen wie früher. Das verändert den Stimmklang und das
Stimmvolumen.
Dazu kommt, dass Parkinsonpatienten häufig Probleme haben die Veränderung des
Sprechens wahrzunehmen. Das Gehirn hat ein eigenes Klangbild von unserer Art
und Weise wie wir sprechen im Kopf gespeichert. Der Parkinsonpatient hängt an
diesem Bild fest und bemerkt die Veränderungen gar nicht und wird dadurch immer
undeutlicher.
- Wie bekomme ich logopädische Therapie?
Für die logo. Therapie wird eine ärztlich verschriebene Heilmittelverordnung benötigt.
Die kann von jedem niedergelassenen Arzt ausgestellt werden. Die Behandlung
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besteht erst mal aus 10 Therapieeinheiten. Folgeverordnungen mit weiteren
Einheiten werden wieder durch den Arzt verordnet.
Warum muss ich beim Essen husten oder mich räuspern?
Das Husten und das Räuspern beim Essen sind sehr wichtige Anzeichen dafür, dass
während des Schluckens flüssige oder feste Nahrung in die „falsche Kehle“ gelangt
(statt in die Speiseröhre in die Luftröhre). Das kann dann zu einem ausgeprägten
Hustenreiz führen.
Das Husten und Räuspern sind wichtige Schutzreflexe, um die Luftröhre von
„Verschluckten“ Nahrungsresten zu befreien. Nicht immer kann alles wieder
hochgehustet werden, daher ist es immer wichtig abzuklären, ob man unter einer
Schluckstörung leidet, die zu einer Lungenentzündung führen kann, oder nicht und
was man dagegen tun kann.
Wichtig ist beim Essen auf bestimmte Essregeln zu achten
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Essregeln für Patienten
mit Schluckstörungen
Aufrechte Sitz- und Körperhaltung
Essen und Trinken trennen
Während des Essens nicht sprechen
Nur kleine Bissen / Schlucke nehmen
Gut kauen Kopf beim Schlucken leicht nach vorne beugen
Der Mund muss ganz leer sein, bevor ein neues Schluck / Bissen
genommen wird
Trinken in kleinen Schlucken - Kopf dabei vorbeugen
Nahrungsanpassung (gleiche Konsistenz)
evtl. Anwendung einer Schlucktechnik
Mundpflege nach jedem Essen
Nach dem Essen mindestens noch 20 min. aufrecht sitzen
bleiben
Husten und Räuspern unbedingt zulassen, nicht unterdrücken r
Wenn müde: Mahlzeit beenden
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Praktische Übungen bei Parkinson
1.) Haltung
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ist die Voraussetzung fiír eine tiefe und unbehinderte Atmung
freie Stimmgebung
bessere Stimmqualität
die Kopfhaltung ist wichtig für Deutlichkeit und Verständlichkeit
Übung:
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Füße nebeneinander (hüftbreit) auf den Boden stellen
Rücken mit Kontakt zur Stuhllehne (gerade sitzen)
Schultern zeigen seitwärts
Brustkorb richtet sich auf
Kopf mit gedachtem Deckenkontakt
Körperschwerpunkt in der Mitte
2.) Gesichtsausdruck/ Mimik
- Beweglichkeit der Gesichtsmotorik kann abnehmen
- mimische Reaktionen gehen zurück
- Gesicht kann einen starren, unbewegten Ausdruck bekommen
a) Passive Übungen:
Mit den Fingern Dehnen, Kreisen, Zupfen, Klopfen usw.
b) Aktive Übungen:
- Augenbrauen hochziehen (erstaunt schauen)
- Augenbrauen zusammenziehen (zornig schauen)
➡Im Wechsel
- beide Augen fest schließen und wieder öffnen
- abwechselnd linkes und rechtes Auge schließen
- Nase rümpfen (etwas Ekliges)
- Zähne zeigen (fletschen)
- Wangen aufblasen
- Luft hin- und herschieben
- Wangen einsaugen
- Wangen abwechselnd aufblasen und einsaugen
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3.) Mundbeweglichkeit
- fürs Sprechen
- fürs Kauen und Schlucken
a) Kieferübungen:
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Mund weit öffnen (/a/)
Mund schnell öffnen und schließen (/a/ und /m/)
Unterkiefer nach rechts und links schieben (Hilfe mit Hand)
Unterkiefer vorschieben
mit geschlossenen Lippen eine deutliche Kaubewegung machen
b) Lippenübungen:
- Lippen fest schließen und platzen lassen
- Oberlippe über Unterlippe legen - wechseln
- Lippen breit ziehen
- Lippen spitzen
➡Wechsel spitz/breit
- I, E, O, U sprechen
- Pfeifen
- Schnute machen
- Lippenflattern
usw.
c) Zungenübungen:
- Zunge so weit wie möglich herausstrecken
- Zunge vor- und wieder zurückziehen
- Zunge Richtung Nase / Kinn/ Ohren strecken
- Mit der Zunge über die Lippen kreisen
- Zunge in die Wangen bohren
usw.
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4.) Atmung
- Einatmung: Bauchdecke wölbt sich nach außen, Zwerchfell senkt sich.
Brustkorb weitet sich
- Ausatmung : Bauchdecke und Brustkorb ziehen sich wieder ein, Zwerchfell hebt
sich
- Die Atmung ist dann tief, wenn man die Bauchatmung spüren kann.
Übungen:
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Durch die Nase ein- und ausatmen (Ruheatmung einatmen - ausatmen - Pause)
Durch die Nase einatmen und durch den Mund auf If/ oder Isch/ ausatınen
Spüren, wie sich die Bauchdecke hebt und senkt
Kerze kräftig auspusten
pst! pst! pst! (um Ruhe bitten)
5.) Stimme
Über eine gezielte Förderung der Lautstärke ist häufig gleichzeitig eineVerbesserung
der Verständlichkeit zu erreichen
a) Übungen:
- Bequem und aufrecht hinsetzen
- Tief einatmen und mit weit geöffnetem Mund ein /af so lange und so laut wie
möglich sprechen
- Ein tiefes /al und ein hohes /a/ singen
- Alltagsfloskeln laut sprechen:
HALLO!
GUTEN MORGEN!
WIE GEHT ES?
KOMM HER!
HAST DU GUT GESCHLAFEN?
- Wörter:
- Sätze:
!
!
!
!
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Schmerz Kirschen Felsen Sorge Niesen Essen
Das Essen brennt an.
Ein kleines Päckchen Mehl.
Öffnet doch gleich beide Türen
Texte/ freies Sprechen
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b) Rufübungen:
Laut Rufen:
!
!
!
!
!
!
Komm her!
Wer da?
Pass auf!
Mach mit!
Schau her!
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