Vorlesung zum Anorganisch-chemischen Lehramtspraktikum I Praktikumsinhalt ● ● Prof. Dr. Karlheinz Sünkel ● 1 2 Kapitel 1: WASSER (H2O) 1.1.Eigenschaften ● ● Einstieg: Grundlegende Labortechniken und Sicheres Arbeiten Physikalisch-chemische Grundlagen: Farbe. Reaktionskinetik Grundlegende „anorganische“ Reaktionstypen in Wasser: SäureBase-Chemie. Koordinationschemie. Redoxchemie. Festkörper und 2 Lösung Was ist eigentlich so besonders an Wasser? Physikalisch: Siedepunkt, Schmelzpunkt, Dipolmoment, Leitfähigkeit … http://www.lsbu.ac.uk/water/ ● ...und chemisch? ● ..und kann man das eigentlich voneinander trennen? 3 4 1 1.2.Wasser als Lösungsmittel ● Sehr oft ist der Lösevorgang mit einer „chemischen Reaktion“ verbunden. Aus dem Alltag bekannt: Auflösen von Zucker, Salz, Tabletten, Herstellung von (Beispiele?) Um das zu verstehen, müssen wir uns auf „Sodawasser“ die „atomare“ Ebene begeben. ● Ist das jetzt „physikalisch“ oder „chemisch“? 5 6 1.2.1. Reines Wasser Freie Elektronenpaare Schauen wir uns zunächst mal reines Wasser an... O H 7 Welche Reaktionen sind hier zu erwarten? Bindende Elektronenpaare H 8 2 Wasser als Säure Bei dieser Autoprotolyse wird ein Proton von einem Wassermolekül auf ein anderes übertragen. Damit erfüllt Wasser die Definition einer Brönsted-Säure 10 Säure/Base-Begriff nach Brönsted und Lowry ● ● Wasser als Säure Eine Säure-Base-Reaktion ist eine ● HO-H + H2O ⇔ H2O-H+ + OH- ● Wasser überträgt ein Proton (auf ein Protonen-Übertragungsreaktion anderes Wassermolekül) und wirkt damit Dabei entsteht aus der Säure die zu ihr als Säure; selbst geht es dabei in die konjugierte Base und umgekehrt: konjugierte Base OH- über 11 12 3 Gleichgewicht Gleichgewichtskonstanten Diese Protonenübertragung ist eine Man unterscheidet zwischen (thermodynamisch) exakten GGKonstanten „K°“, in die die „Aktivitäten“ der Reaktionspartner eingehen, und (leichter zu handhabenden) Konzentrations-GGKonstanten „Kc“. Wie bei allen “Konstanten“ müssen aber die äußeren Bedingungen auch definiert werden! dynamische Gleichgewichtsreaktion, für die man nach dem Massenwirkungsgesetz eine GG-Konstante „K“ definieren kann 13 14 Aktivität und Konzentration ● ● Der Begriff Aktivität steht für eine gewissermaßen „effektive“ Konzentration der Spezies i in der wässrigen Lösung Dieser Unterschied beruht auf der Rechnerisch steht sie mit der formellen Konzentration m (in mol/kg H2O, „Molalität“) in folgendem Zusammenhang: ai = γi * mi entstehenden Ionen aufgrund ihrer Tatsache, dass sich die durch Dissoziation wobei γi der sogenannte „Aktivitätskoeffizient“ ist. Für Reinstoffe gilt die Definition: ai = 1.0 15 Ladungen gegenseitig beeinflussen (Anziehung und Abstoßung) 16 4 Die Autoprotolyse-Konstante Kw Aktivität und Autoprotolyse Für das vorher angesprochene In reinem Wasser gilt zunächst einmal (definitionsgemäß für Reinstoffe): Autoprotolyse-GG des Wassers gilt somit {H2O}=1 die exakte Gleichung: Damit wird der Ausdruck für K° vereinfacht: K° = {H3O+}{OH-}/{H2O}2 K°={H3O+}{OH-} = „Kw“ Die geschweiften Klammern symbolisieren die „Aktivität“ 17 1.2.1.2. Elektronenübertragung Kw ist nicht immer gleich! ● Bei Standardbedingungen hat diese Wasser kann sowohl Elektronen abgeben (reduzieren) als auch aufnehmen (oxidieren). Im Unterschied zur Autoprotolyse laufen diese Reaktionen nicht „von selbst“ ab: ● H2O ⇔ ½ O2 + 2 H+ + 2e- Konstante den numerischen Wert 1.0*10-14. Wasser ist dann also nur sehr geringfügig dissoziiert ● 18 Durch Temperatur und Druckerhöhung ● lässt sich das aber ändern! 19 H2O + e- ⇔ ½ H2 + OH20 5 Elektrolyse 1.2.2. Zugabe von Fremdsubstanzen zu Wasser Damit reines Wasser Elektronen aufnehmen oder abgeben kann, benötigt Was geschieht nun, wenn wir eine man elektrischen Strom („Elektrolytische Substanz in Wasser geben? Von welchen Wasserzersetzung“) Parametern hängt das ab? 21 Zunächst mal natürlich vom 22 ● Beispiel: Auflösen von Kochsalz (NaCl) Aggregatzustand (Gas, Flüssigkeit, Feststoff), Temperatur, Druck ● Was passiert da auf „atomarer Ebene“? ...aber auch der „chemischen Natur“, d.h. ● Bindungsverhältnisse, Elektronegativität Vorschläge? usw. 23 24 6 Auflösung von NaCl in Wasser Dissoziation und Hydratation Übergang vom „geordneten“ Festkörper zur „ungeordneten“ Lösung über mehrere Stufen... 25 Quelle: T.L.Brown, H.E.LeMay,B.E.Bursten, „Chemie“,10.Auflage, Pearson,2006 Wie man sich vielleicht denken kann, 26 Das betrifft die physikalischen werden durch solche Lösungsvorgänge Eigenschaften genauso wie die auch die Eigenschaften des Wassers chemischen! verändert, und dies in umso größeren Beispiele? Umfang, je mehr Substanz aufgelöst wird 27 28 7 ● Schmelzpunktsänderung Wir werden im folgenden die wichtigsten (→Kältemischungen) chemischen Reaktionstypen in Wasser ● Siedepunktsänderung besprechen und uns anschauen, wie die ● Lösemitteleigenschaften ● Beeinflussung der Autoprotolyse Eigenschaften des Wassers und der gelösten Substanz beeinflusst werden 29 30 Kapitel 2: Chemie in Lösung 2.1. Säure-Base-Reaktionen 1. 2. 3. 4. 5. 6. 2.1. Säure-Base- und 2.2. Komplexbildungsreaktionen 2.3. Redoxreaktionen 2.4. Feststoffe und Lösung 31 31 Einleitung Säure-Konstante und Säurestärke Mehrbasige (polyprotische) Säuren Puffer pH-Wert-Berechnung Säure-Base-Titrationen 32 8 2.1.1. Einleitung Säure- was ist das? ● Historisch: „saurer“ Geschmack bestimmter Lebensmittel (Zitronen, Was ist eigentlich eine „Säure“? Essig, ...) und natürlicher Gewässer (Mineralquellen, Säuerlinge..), aber auch Brainstorming gasförmigen „Ausdünstungen“ der Erde ● Gibt es auch andere „Nachweise“? 33 34 Säure-“Nachweise“ ● Erklärungsversuche 1: Brönsted-Lowry Bestimmte Pflanzenfarbstoffe verfärben ● sich unter dem Einfluss von Säuren in Protonen-Übertragungsreaktion charakteristischer Weise („Indikatoren“) ● Eine Säure-Base-Reaktion ist eine ● Dabei entsteht aus der Säure die zu ihr konjugierte Base und umgekehrt: Säuren verätzen Haut und Augen („Proteindenaturierung“) ● Säuren lösen unedle Metalle und Kalk auf 35 36 9 Konjugiertes Säure-Base-Paar Protonenfreie Säuren? Wenn wir eine allgemeine Säure HA in ● Wasser geben, bilden HA und A- das eine, Schon im Mittelalter stellten Alchimisten fest, dass bestimmte Metallsalze (z.B. + H3O - ionen und H2O das andere „Eisenvitriol“ FeSO4*xH2O) sich ebenfalls konjugierte Säure-Base-Paar wie Säuren verhielten HA + H2O ⇔ H3O+ + A- ● Und warum sind viele Halogenide dreiwertiger Metalle stark korrosiv? 37 38 Erklärungsversuch 2: Lewis-Säuren Koordinationschemie als Lewis-S-B-Reaktion Das saure Verhalten protonenfreier Was es mit dieser Reaktion genauer auf Verbindungen führte Lewis zu der sich hat, erfahren wir im Kapitel Definition: „Koordinationschemie“ „Säuren sind Teilchen, die unter Bildung einer kovalenten Bindung ein Elektronenpaar aufnehmen können“ 39 40 10 Hydroniumionen- Aktivität HA + H2O ⇔ H3O+ + A- ● Zurück zu unserer ● Protonenübertragungsreaktion.. Hier steigt offensichtlich im Vergleich mit reinem Wasser die Aktivität der Hydroniumionen (die Konzentration natürlich auch). ● Wir definieren: ● pH = - log10 {H3O+} 41 Messung des pH-Werts 42 Prinzipielle Messanordnung Dieser pH-Wert lässt sich mithilfe eines Potentiometers („pH-Meter“) messen. Eigentlich wird eine Potentialdifferenz gegenüber einer Referenzelektrode gemessen. 43 44 Quelle: G.Allmaier, VO Nr.164.350, SS 2005, Unterlagen Teil 6 (CTA, Wien): 11 Elektroden Für pH-Messungen kommt hauptsächlich die sogenannte „Glaselektrode“ zum Einsatz: 45 Nachweise der Protonenübertragungsreaktion ● ● Nachweise der Protonenübertragung Was ändert sich sonst noch bei ● Spezifisch für die Produkte/ Edukte, evtl. Einstellung des Gleichgewichts? unter Zusatz von Hilfsreagenzien (→ Kann man das messen bzw. Farbe, Extinktion; Redoxpotentiale) nachweisen? ● Allgemeiner Nachweis der Bildung von Ionen (→Leitfähigkeit) 47 48 12 Wenn weder HA noch A- gefärbt sind, kann Nachweis durch Farbe: Indikatoren ● man sich pH-Farbindikatoren zunutze Wenn die Säure HA selbst und/oder ihr machen. Diese bestehen selbst aus Säure- Anion gefärbt sind, lässt sich aufgrund Base-Systemen HA'/A'-, deren relatives der entstehenden Mischfarbe eine Verhältnis durch die bei der Dissoziation Aussage über das Verhältnis [HA]/[A-] von HA gebildeten H3O+-Ionen gesteuert treffen ● wird Genauer geht das mithilfe von UV-VISSpektren 49 50 „Natürliche“ Indikatoren ● UV-VIS-Spektrum von Bromkresolgrün Rotkohlsaft als „natürlicher“ Indikator ● Ein synthetischer Indikator und sein UVVIS-Spektrum Bildquelle: http://www.chemieunterricht.de/dc2/indikator/ Bildquelle: http://www.chemieunterricht.de/dc2/indikator/index.html 51 52 13 Exkurs Elektrische Leitfähigkeit Kleiner Ausflug in die Elektrochemie: Leitfähigkeit ● Grundsätzlich 2 Typen: ● Elektronenleitung in Metallen ● Ionenleitung in geschmolzenen oder gelösten Elektrolyten (manchmal auch in nicht-metallischen Festkörpern möglich!) 53 Metalle... 54 Ionen in Lösung.. 55 56 14 Begrifflichkeiten.. ● „Leitfähigkeit“ ist der Reziprokwert des spezifischen Widerstands ρ (=R*A/d); Einheit: 1/Ωm ● „Äquivalentleitfähigkeit“ ist die Leitfähigkeit einer Lösung bezogen auf die Äquivalentkonzentration; Einheit: m²/Ω*mol Wichtige Grundregeln ● Leitfähigkeit und Konzentration Leitfähigkeit nimmt mit steigender Temperatur zu ● Beispiel: 0.01 m KCl T [°C] L [µS/cm] 5 891 15 1141 25 1408 35 1688 45 1977 58 ● Leitfähigkeit ist konzentrationsabhängig! ● Elektrolyte, deren Äquivalentleitfähigkeit mit zunehmender Verdünnung proportional √c ist, nennt man „starke Elektrolyte“ (Kohlrausch'sches Quadratwurzelgesetz) 59 60 15 Starke und schwache Elektrolyte ● Elektrolyte, die nicht diesem Quadratwurzelgesetz gehorchen, nennt man dementsprechend „schwach“ ● Bei hohen Konzentrationen weichen auch starke Elektrolyte von diesem Gesetz ab 61 Wichtige Grundregeln ● Quelle: Mettler-Toledo-Ingold, K.M.Queeney, „White Paper“ 62 Zusammenhang Äquivalentleitfähigkeit und Konzentration Die Äquivalentleitfähigkeit starker Elektrolyte nimmt mit abnehmender Konzentration zu- WARUM? ● Grenzleitfähigkeit bei „unendlicher Verdünnung“--“Ideale Lösungen“ 63 64 16 Gesetz der unabhängigen Ionenbewegung: Λ°=λ+ + λ- Beispiele Ionenleitfähigkeiten ● H3O+: 350 cm²/Ωmol ● OH-: 198 ● Na+: 50; K+: 74; Mg2+: 53 ● Cl-: 76; Br-: 78; SO42-: 80 ● Damit ergibt sich beispielsweise: ● Λ°(KCl) = 149.86 cm²/Ωmol ≈ Λ°(K+) + Λ°(Cl-) = (74 + 76) cm²/Ωmol 65 66 Festelektrolyte.. Zurück zu unseren Säuren 67 68 17 Äquivalentleitfähigkeiten ausgewählter Säuren Dissoziations-GG und Leitfähigkeit ● ● HA + H2O ⇔ H3O+ + A- Aus 2 neutralen Teilchen entstehen HF HCl HBr HI HOAc „0“ 405 426 428 426 390 0,001 geladene Teilchen→Leitfähigkeit steigt ● [HA]0 Je mehr das GG auf der rechten Seite 421 423 422 48 0,1 39 391 392 394 5,2 1,0 24 332 335 344 liegt, umso höher die Leitfähigkeitoder?? 69 2.1.2. Säurestärke und SäureKonstante Gleichgewichtsbeeinflussung ● 70 Von welchen Parametern hängt die Lage ● Was macht eine „starke“ Säure aus? ● Wer kennt Beispiele für „starke“ und des GG ab? ● Lässt sich das GG irgendwie „schwache“ Säuren? beeinflussen? →“Säurestärke“ 71 72 18 Säurestärke und Dissoziation Dissoziationsgrad HA + H2O ⇔ H3O+ + A- Eine Säure wird als „stark“ bezeichnet, wenn sie mehr oder weniger vollständig ihr Der Dissoziationsgrad α einer Säure HA Proton auf H2O überträgt, und zwar ist definiert als: αHA = [A-] / [HA]0 unabhängig von der (analytischen) Konzentration Beachte: [HA]0 = [HA] + [A-] ! 73 74 Messung des Dissoziationsgrades ● ● Bei einer starken Säure ist demnach ● α ≈ 1.0 (100%) Bei einer schwachen Säure gilt dann α << 1.0 (100%) Arrhenius postulierte den folgenden Zusammenhang: α = Λ / Λ° Frage: Lässt sich das überprüfen? ● Es zeigte sich allerdings später, dass dieser einfache Zusammenhang nur für schwache Elektrolyte voll gültig ist 75 76 19 Nach Arrhenius berechnete Dissoziationsgrade Die Säure- Konstante Ka ● Zu dem vorher gezeigten S-B- [HA]0 α = Λ/Λ° (HCl) (HOAc) Gleichgewicht gehört eine GG- 0.001 0.99 0.12 Konstante: 0.01 0.97 0.04 0.05 0.94 0.019 0.1 0.92 0.013 ● ● Ka° = {H3O+}{A-} / {HA}{H2O} In verdünnten Lösungen ist {H2O} ≈ 1 und die Aktivitäten von HA/A- können durch die GGKonzentrationen ersetzt werden 77 78 Ka- Wert und Säurestärke Einschub Für die konjugierte Base A- gilt dann: ● A- + H2O ⇔ HA + OH- ● pKa = - log10 Ka Die GG- Konstante lautet dann: ● Kb°= {HA}{OH-} / {A-}{H2O} [dito] ● Säuren mit pKa < 0 werden als stark, mit 0<pKa<3 als mittelstark, mit 3<pKa<6 als Multiplikation von Ka° mit Kb° ergibt: ● Wir definieren: mittelschwach und pKa >6 als schwach Ka°*Kb° = {H3O+}{OH-} /{H2O}2 = Kw bezeichnet 79 80 20 Dissoziationsgrad und Säurekonstante ● Das Ostwald'sche Verdünnungsgesetz Wenn hinreichend viel ([HA]0>>10-7 mol/L) Kac' = (α2/(1-α))[HA]0 HA aufgelöst wird, gilt: [H3O+]≈[A-] Daraus folgt: (warum?) ● Je verdünnter die Lösung, umso höher Aus der Definition von α ergibt sich: der Dissoziationsgrad! Kac' = (α[HA]0)2/(1-α)[HA]0 , oder: 81 82 Ka berechnet mit Arrhenius-beziehung (α = Λ / Λ°) [HA]0 HCl HOAc 0.001 0.10 1.78*10-5 0.01 0.31 1.80*10-5 0.05 0.73 1.81*10-5 0.1 1.1 1.80*10-5 Ein Beispiel: Essigsäure ● pKa = 4.8 (Ka= 10-4.8 = 0.0000158) ● Fall A: [HA]0 = 0.3 mol/l : α = 0.007 Fall B: [HA]0 = 0.003 mol/l: α = 0.07 Fall C: [HA]0 = 0.00003 mol/L: α = 0.51 ● ● Was schließen wir daraus? 83 84 21 2.1.3. Mehrbasige (polyprotische) Säuren Viele technisch wichtige Säuren –wie z.B. H2SO4 oder H3PO4- aber auch viele Weitere Beispiele? „natürliche“ Säuren –wie z.B. Oxalsäure → Übungen oder Zitronensäure- enthalten mehrere Protonen, die auf Wasser übertragen werden können. 85 Mehrbasige Säuren II ● HnA ⇔ Hn-1A + H ⇔ Hn-2A + 2H … ● Für jede Protonenübertragung lässt sich ACHTUNG! Das bedeutet in der Regel (d.h. wenn K1>1000K2), dass eine konzentrierte eine eigene Säurekonstante Ka,i angeben ● ● 86 Lösung der mehrbasigen Säure in reinem für Phosphorsäure z.B. Ka1 = [H2PO4-][H3O+] / [H3PO4]; Ka2 = [HPO42-][H3O+] / [H2PO4-]; Ka3 = [PO43-][H3O+] / [HPO42-] Wasser nur in der ersten Stufe dissoziiert ist! (Berechnung des Dissoziationsgrades heranziehen, →Übungen) allgemein gilt : Ka1 > Ka2 > Ka3 … 87 88 22 Amphotere/ amphiprotische Substanzen ● Das heißt beispielsweise: Die beiden „Endglieder“ der Dissoziationsreihe sind die reine Säure HnA ● H2PO4- + H2O ⇔ H3PO4 + OH- und die reine Base An● und Die dazwischen liegenden Spezies können sowohl als Säure als auch als Base wirken- ● H2PO4- + H2O ⇔ HPO42- + H3O+ sie sind „amphoter“ oder „amphiprotisch“ 89 90 2.1.4. Puffer Natürliche Puffer In der Natur zeigt sich, dass dies auf Definition: Bei einem Puffer handelt es sich um eine Lösung, deren Acidität oder Alkalinität sich weder durch Verdünnung noch geringfügigen Säure- oder Base-Zusatz ändert 91 zweierlei Art realisiert werden kann: Durch eine relativ hoch konzentrierte starke Säure wie z.B. Magensäure ● Durch das gleichzeitige Vorliegen einer schwachen Säure und ihrer konjugierten Base, z.B. Carbonat-Puffer im Blut oder Phosphat- Puffer in den Zellen ● 92 23 Pufferkapazität ● ● Unter „Pufferkapazität“ versteht man das Ausmaß, bis zu dem eine Lösung bei Säure- oder Basezusatz ihren pH nicht oder nur unwesentlich ändert. In der Laborpraxis definiert man als „unwesentlich“ eine Änderung von maximal 1.0 pH- Einheiten Im folgenden wollen wir der Frage nachgehen, ob und wie sich der pH- Wert einer wässrigen Säure berechnen lässt 93 94 2.1.5. pH-Wert-Berechnung ● 2.1.5.1. Starke Säuren.... Für pH-Wert-Berechnungen ist es einfacher ● (aber auch oft falscher!), mit der Konzentrations-GG- Konstante zu arbeiten: HA + H2O ⇔ H3O+ + A- Kac = [H3O+][A-] / [HA] ● Definition?? ● Die in eckigen Klammern gegebenen (molaren) Konzentrationen sind GG- Konzentrationen und weichen je nach Säure von den Ausgangskonzentrationen mehr oder weniger deutlich ab! Man kann in guter Näherung annehmen, dass [H3O+]≈ [HA]0, solange [HA]0 nicht zu groß wird (warum??) 95 96 24 2.1.5.2. Mittelstarke bis schwache Säuren Mittelstarke Säuren Sofern nicht zu große Verdünnungen vorliegen ([HA]0 > 10-6), kann man davon Bei den restlichen Säuren lassen sich unter ausgehen, dass die durch die Autoprotolyse bestimmten Voraussetzungen Näherungen erzeugten H3O+ - ionen vernachlässigt machen, die ebenfalls eine einfache pH- werden können: Wert- Berechnung erlauben [H3O+] ≈ [A-] 97 98 Mittelschwache Säuren Berechnungsansatz mittelstarke Säuren ● ● Zur Erinnerung: 3<pKa<7 und [HA]0 > 100*Ka Kac = [H3O+][A-] / [HA] ● kann man von einer sehr geringfügigen Dann ergibt sich die folgende Dissoziation ausgehen quadratische Gleichung: ● [H3O ] + Ka*[H3O ] –Ka[HA]0 = 0 + 2 + Der Einfachheit halber lassen wir das „c“ bei Kac weg Gilt hingegen 99 Erinnerung: Dissoziationsgrad (Folie 82): Ka = (α2/(1-α))[HA]0 oder (α2/(1-α)) = Ka/[HA]0 <(!)0.01 100 25 ACHTUNG! Rechenansatz mittelschwache Säuren ● Bei hohen Konzentrationen kann und darf Dann kan man annehmen: man den Einfluss der Ionenstärke nicht [HA] ≈ [HA]0 und [H3O+] ≈ [A-] vernachlässigen und das Arbeiten mit ● aus der Definition von Ka ergibt sich dann ● [H3O+] = √(Ka*[HA]0), oder Aktivitäten ist zwingend! ● pH = ½ (pKa – log10 [HA]0) Je nach Säure kann „hoch“ schon [HA]0=0.001mol/L sein! 101 102 103 104 ACHTUNG-II Bei sehr niedrigen Konzentrationen darf man die Autoprotolyse des Wassers nicht vernachlässigen. Das zeigt die folgende Grafik 26 2.1.5.3. Die Henderson-HasselbalchGleichung Für natürliche Puffersysteme kann man Info Genauere Berechnungen zeigen, dass die annehmen, dass solange die Hydronium- und Hydroxidionen- Konzentrationen gegenüber den analytischen Konzentrationen des verwendeten sind für Puffersysteme mit pK- Werten zwischen 5 und 9 Puffersystems vernachlässigbar sind, gilt: pH = pKa + lg ([A-]0/[HA]0] hierfür gemachten Näherungen nur zulässig 105 2.1.5.4. Mehrprotonige Säuren 106 pH- Wert einer amphoteren Substanz Für ein System: H2A/ HA-/ A2- gilt in erster Näherung Wenn sich die einzelnen pKa-Werte um drei oder mehr Einheiten unterscheiden, beeinflussen sich Der pH- Wert einer Lösung der amphoteren Substanz HA- ist unabhängig von der die verschiedenen Dissoziationsstufen kaum. In guter Näherung kann man im jeweiligen Bereich so tun, als ob nur eine einbasige Säure mit ihrer Konzentration und gleich der halben Summe von pKa1 und pKa2: pH = ½ (pKa1 + pKa2) konjugierten Base vorläge 107 108 27 Rechen-Beispiele ● pH (HSO4-) = ½ ((-3)+1.9) = (-0.55) ● pH (HCO3-) = ½ (6.3+10.3) = 8.3 ● pH (H2PO4-) = ½ (2.1+7.2) = 4.65 Weitere pH-Rechnungen → Übungen 109 110 2.1.6. Säure-Base-Titrationen 2.1.6.1. Quantitative Bestimmungen 1.Einleitung: Quantitative Bestimmungen ● 2.Titrationen als allgemeine Bestimmungsmethode Wieviel ist von einer Substanz vorhanden? ● 3.Säure-Base-Titrationen Welche Methoden gibt es? 4.Berechnungen von Titrationskurven 111 112 28 Notwendige Bedingungen für eine TitrationsReaktion 2.1.6.2. Titrationen Bei einer Titration wird die unbekannte Menge einer bekannten Substanz durch Zugabe eines spezifischen Reagenz bekannter Konzentration bestimmt ● Die Reaktion ist schnell ● Die Reaktion erfolgt nach einer definierten Stöchiometrie ● Die Reaktion ist spezifisch ● Die Reaktion ist quantitativ 113 114 Endpunkt und Äquivalenzpunkt ● ● Äquivalenzpunkt: Eine der zu Forderung: Es gibt eine praktikable bestimmenden Substanz äquivalente Möglichkeit der Endpunktanzeige- der Menge ist zugefügt worden. Endpunkt sollte so nah wie möglich am Äquivalenzpunkt sein! Endpunkt: Ein für die jeweilige Reaktion passender Bestimmungsparameter hat sich in eindeutiger Weise verändert. 115 116 29 Indikatoren Endpunktsanzeigen Indikatoren werden je nach ● Indikatoren ● Potentialmessungen ● Leitfähigkeitsmessungen Titrationsmethode ausgewählt: der Farbwechsel basiert also entweder auf einer Säure- Base-, Komplexbildungs-, Redoxoder Fällungsreaktion Um das Ergebnis nicht zu verfälschen, sollte deshalb in der Regel nur eine geringe Indikatormenge zugesetzt werden 117 118 Elektrochemische Endpunktanzeige ● Wenn der Äquivalenzpunkt bestimmt wird durch Messung der EMK einer elektrochemischen Zelle, spricht man von einer „potentiometrischen Titration“ ● Hierzu besteht eine Halbzelle aus dem Analyten und der „Arbeitselektrode“, die andere aus einer geeigneten Referenzelektrode Quelle: G.Allmaier, VO Nr.164.350, SS 2005, Unterlagen Teil 6 (CTA, Wien): 119 120 30 Elektroden ● Die wichtigsten Elektroden sind die Ag/AgCl- Elektrode und die KalomelElektrode (Hg/Hg2Cl2-Elektrode) ● In den Fällen, in denen entweder Ag+ oder Cl- stören würde, kommt auch die Hg/Hg2SO4- Elektrode zum Einsatz ● Bei der pH-Messung kommt die Glaselektrode zum Einsatz 121 Quelle: G.Allmaier, VO Nr.164.350, SS 2005, Unterlagen Teil 6 (CTA, Wien): 122 2.1.6.3. Säure-Base-Titrationen Leitfähigkeitsmessungen Bei einer S-B-Titration wird entweder eine Wenn sich bei der Bestimmungsreaktion Lösung einer Base bekannter Konzentration aus die Anzahl und/ oder Art der geladenenen einer Bürette zu einer Lösung einer Säure Teilchen ändert, kann man auch die unbekannter Konzentration gegeben oder Leitfähigkeitsmessung zur Bestimmung umgekehrt heranziehen. Zur Endpunktsanzeige lassen sich alle 3 123 Verfahren gut anwenden 124 31 Indikatoren ● Indikatoren- eine Auswahl Als Indikatoren werden Farbstoffe verwendet, die selbst schwache Säuren oder deren konjugierte Basen sind und deren Farbe im protonierten Zustand anders ist als im unprotonierten. http://de.wikipedia.org/wiki/Indikator_(Chemie) 125 126 Potentialmessungen Indikator- Auswahl ● Ziel der Titration ist die möglichst genaue Wendepunkt der Kurve Bestimmung des Äquivalenzpunktes. Deshalb ● sollte der Farbumschlag des Indikators zum Der ÄP liegt im Die Auswertung kann von Hand oder einen scharf sein, zum anderen in dem pH- automatisch mit Bereich liegen, der auch dem pH- Wert des „Titrationsautomaten“ Äquivalenzpunkts entspricht erfolgen 127 128 32 Leitfähigkeit: „Konduktometrie“ ● ● Ausgangssituation: nH3O+ + nA- ● Basenzugabe (MOH): H3O+ + xOH- → H2O; Bei einer Neutralisation einer starken Säure durch eine starke Base nimmt die (n-x)H3O+; nA-; xM+ Anzahl der Hydronium-Ionen kontinuierlich bis zum ÄP ab ● Gleichzeitig bleibt die Menge der ÄP (n=x): nA-; nM+ ● Basenüberschuss (n<x): nA-; xM+; (x-n)OH- Wie wirkt sich das auf die Leitfähigkeit aus? Säureanionen unverändert; die Menge der Basenkationen steigt ● 129 130 2.1.6.4. Berechnung von (potentiometrischen) Titrationskurven ● Zuerst muss man sich klar werden, ob die zu titrierende Säure (Base) stark, mittelstark, oder schwächer ist. ● Dann lässt sich der Ausgangs-pH mit den früher gelernten Formeln berechnen 131 132 Quelle: AK Kappenberg, Konduktometrie, D00 33 pKa = 1.0; c= 0.1-0.00001 Starke Säuren (Basen) ● ● ● ● ● solange c > 10-6M, gilt pH0 ≈ - lg c0 10% Neutralisation: pH10% ≈ -lg (0.9*c0) = pH0 + 0.046 50% Neutralisation: pH50% ≈ -lg (0.5*c0) = pH0 + 0.30 90% Neutralisation: pH90% ≈ -lg (0.1*c0) = pH0 + 1.00 99% Neutralisation: pH99% ≈ pH0 + 2.00 Hinweis: Bei Basen ist pH durch pOH zu ersetzen! 133 134 Zusatz-Info: pKa= 3.0/5.0; pC=1-5 Säuren mit pK>3 ● ● ● 135 Blau: pC= 1.0 … Lila: pC= 5.0 (pC= -lg C) 136 34 2.2. Komplexbildungsreaktionen 1. Einleitung 2. Hydratation und Hydrolyse Weitere Titrationskurven- Berechnungen →Übungen 3. Komplexbildung als Substitutionsreaktion 4. Energiebetrachtungen zu Komplexbildungs- Reaktionen 5. Chelat- Komplexe 6. Komplexometrie 137 138 ● 2.2.1. Komplexe: Einleitung Ein freies Metallion hat einen mehr oder weniger großen Elektronendefizit und kann daher als Akzeptor wirken, es ist eine Säuredefinition nach Lewis: eine Säure ist ein Elektronenpaar- Akzeptor, eine Base ein Lewis- Säure ● Elektronenpaar- Donator Moleküle oder Ionen mit freien Elektronenpaaren können diese prinzipiell anderen Molekülen/ Ionen zur Verfügung stellen, sie sind Lewis- Basen 139 140 35 Definitionen-II Definitionen ● ● Ist der Reaktionspartner der Lewis- Base ● Die Bindung zwischen beiden, bei der ein Metall(ion), wird diese als „Ligand“ das Elektronenpaar vom Liganden bezeichnet stammt, wird als „dative Bindung“ bzw. Das aus Metall(ion) und Ligand gebildete „koordinative Bindung“ bezeichnet ● Addukt wird als „Komplex“ bezeichnet. Ein Ligand, der über mehrere Donoratome verfügt, wird „mehrzähnig“ genannt 141 142 2.2.2.1. Hydratation ● Zur Erinnerung: ● Dieser Vorgang wird „Hydratation“ genannt. Er ist in der Regel stark exotherm Wenn ein Metallsalz in Wasser gelöst wird, ● dissoziiert es unter dem Einfluss des Dipols Dabei zeigt sich ein nahezu linearer Zusammenhang der Reaktionsenthalpie Wasser und es bilden sich mehr oder mit der Ladungsdichte des Kations weniger starke Bindungen zu Wassermolekülen aus 143 144 36 ● Die meisten Metallionen bilden Bindungen mit sechs Wassermolekülen aus, sie bilden oktaedrische „Hexaqua- Komplexe“ aus. Man schreibt: [M(H2O)6]n+ ● ● Quelle: D.T.Richens, „The Chemistry of Aqua Ions“, WILEY (1997) Lithium und Beryllium bilden nur Tetraqua- Komplexe tetraedrischer Struktur Einige große Metallionen bilden Komplexe mit acht oder neun Wassermolekülen aus 145 146 Zusatz-Info In der Regel führt die polarisierende Wirkung des zentralen Kations dazu, dass noch weitere Wassermoleküle über Wasserstoffbrückenbindungen angelagert werden Quelle: D.T.Richens, „The Chemistry of Aqua Ions“, WILEY (1997) 147 148 37 2.2.2.2. Hydrolyse Dieser polarisierende Effekt ist bei Metallionen mit hoher Ladungsdichte ● besonders groß. Deren große Transformation Lewis- Acidität des Metalls in Brönsted- Acidität des koordinierten Wassers Hydratationsenthalpie ist v.a. hierauf zurückzuführen [M(H2O)n]m+ + H2O ⇔ [M(H2O)n-1(OH)](m-1)+ + H3O+ Als Folge hiervon ist z.B. in wässriger Lösung das Lithiumion größer als alle anderen Alkalimetallionen! 149 pKa-Werte von Aqua-Komplexen 150 Zusatz-Info Damit lassen sich allen Aqua- Komplexen pKa- Werte zuordnen: Li+ Bei Oxidationsstufen >4 sind reine 13.6 Be2+ 5.4 Al3+ 5.0 Aquakomplexe in Wasser nicht Ca2+ 12.7 Sn2+ 3.4 Zn2+ 9.0 existenzfähig: es bilden sich Oxido- Cr3+ Fe3+ 2.2 3.7 Fe2+ 9.4 Quelle: S.J.Hawkes, J.Chem.Educ. 73 (1994), 516 Komplexe wie z.B. MnO4- . 151 152 38 2.2.3. Komplexbildung als Substitutions- Reaktion ● Komplexbildung als Substitutions- Reaktion Also: [M(H2O)6]n+ + L ⇔ [M(H2O)5L]n+ + H2O ● Solche Substitutionen verlaufen Prinzipiell kann jede Lewis-Base als Ligand gegenüber einem Metallion fungieren ● ● Wird ein solcher potentieller Ligand einer normalerweise stufenweise; es lassen wässrigen Metallsalz- Lösung zugesetzt, tritt sich aber prinzipiell alle H2O-Liganden er in Konkurrenz zu den bereits koordinierten ersetzen Wasser- Molekülen [M(H2O)7-nLn-1] + L ⇔ [M(H2O)6-nLn]+H2O 153 154 Bildungskonstanten ● Zusatz-Info Zu diesen GG gehören GG-Konstanten Kn° bzw. Kn, die Komplexbildungs- oder ● Je nach Art des zugesetzten Liganden kann sich bei der Substitution die Koordinationsgeometrie ändern ● Die Geschwindigkeit der Substitution hängt im Wesentlichen von der Elektronenkonfiguration des Metalls ab Stabilitätskonstanten genannt werden: Kn°= {MLn}/{MLn-1}{L} In den Formeln werden die auf die Gesamt-koordinationszahl fehlenden Wassermoleküle vereinfachend weggelassen • Meist wird mit den entsprechenden Konzentrationen gerechnet; Kn ist dann aber von der Ionenstärke abhängig! ● 155 156 39 Zur Erinnerung: ● Jede chemische Reaktion ist mit einer Änderung der freien Enthalpie ∆G verknüpft. Wenn ∆G<0, läuft die Reaktion 2.2.4. Energiebetrachtungen zu freiwillig ab. Es gilt: ∆G = -RT lnK Komplexbildungsreaktionen ● Ferner gilt folgender Zusammenhang mit der Reaktionsenthalpie ∆H und der Reaktionsentropie ∆S: ∆G = ∆H - T∆S 157 158 2.2.4.2. Entropie- Effekte 2.2.4.1. Enthalpiebetrachtungen ● ● Die Reaktionsenthalpie hängt im schränkt dessen Bewegungsfreiheit ein, Wesentlichen von der rel. die Entropie nimmt ab Bindungsstärke M-L vs. M-OH2 ab ● ● Die Bindung eines „freien“ Liganden In bestimmten Fällen ist die Erhöhung oder Die Freisetzung eines gebundenen Erniedrigung von Ringspannungen auch von Liganden erhöht dessen Beweglichkeit, Bedeutung die Entropie steigt 159 160 40 2.2.5. Chelat- Komplexe Bindung mehrzähniger Liganden ● ● Der Ersatz mehrerer einzähniger die über eine kurze Atomkette (3 oder Liganden durch einen mehrzähnigen weniger A.) miteinander verbunden sind Liganden erhöht im allgemeinen die ● Entropie! Schematisch: Im Chelatkomplex besetzen diese Donoratome einander benachbarte MLn + L'-(Xm)-L'⇔[L'-(Xm)-L']MLn-2+2L ● Ein Chelat hat 2 oder mehr Donoratome, Koordinationsstellen am Metall Aber: Gleichzeitig wird durch den Ringschluss eine Ringspannung erzeugt! 161 162 Chelat- Stabilität ● ● Anwendungen des Chelateffekts Chelatkomplexe sind stabiler als analoge ● EDTA in der quantitativen Analyse Komplexe mit einzähnigen Liganden ● Wasserenthärtung durch Tripolyphosphat Die Stabilität steigt mit zunehmender (→ Schlagwort „phosphat-frei“) Zähnigkeit und Anzahl der Chelatringe ● ● Die stabilsten Chelatkomplexe enthalten 5- ● Siderophore in Bakterien Aluminiummaskierung durch Malat oder Citrat in Pflanzenwurzeln oder 6-gliedrige Ringe 163 164 41 2.2.6. Komplexometrie ● 2.2.6.1. Ethylene diaminet Ethylened iaminetetraa etraacetic acid: EDTA Die hohe Stabilität von ChelatKomplexen lässt sich zur quantitativen Bestimmung von Metallen verwenden Hier wird meist nicht EDTA selbst, sondern das Natriumsalz des Dianions (EDTA)2- verwendet („Titriplex III“), das v.a. wegen seiner besseren 165 Wasserlöslichkeit zum Einsatz kommt 166 Komplexbildung mit einem Metallion Mn+ Speziesverteilung als Funktion des pH- Werts [H2EDTA]2- + Mn+ [MEDTA]n-2 + 2 H+ 167 168 42 Bildungskonstanten für EDTA-Komplexe Randbedingungen Wie man der Reaktionsgleichung entnimmt, Kation log K Kation log K Kation log K Fe3+ Cr3+ 23.0 Al3+ 2+ 18.8 2+ Ni 18.6 10.7 Mg2+ 8.7 25.1 werden bei der Komplexierung „Protonen“ frei, die abgefangen werden müssen 16.1 Bei hydrolysestabilen Metallionen kann die 2+ Fe 14.3 Cu Zn2+ 16.5 Ca2+ Titration bei hohem pH durchgeführt werden Hydrolyseempfindliche Metallionen erfordern dagegen die Verwendung eines Puffers 169 170 2.2.6.2. Indikatoren Mindest – pH für Titriplex- Titrationen Komplexbildner der ein besserer Ligand als Wasser, aber ein schlechterer Ligand als EDTA sein muss andere Farbe im freien Zustand als im komplexierten Zustand 171 172 43 Indikator Eriochrom-Schwarz-T Indikatoren II ● Eriochromschwarz T, Murexid, Calcein, Xylenolorange, Calconcarbonsäure, Sulfosalicylsäure ● Beachte: Farbe des Indikators ist oft pHabhängig!! Das komplexierte Metallion (M2+) verändert die Größe des П-Systems der organischen Verbindung und damit auch die Wellenlänge der Lichtabsorption: Umschlag von rot nach blauviolett 174 173 2.2.6.4. Titrationsverfahren 2.2.6.3. Puffer ● Puffer sollen einerseits die freiwerdenden Direkte Titration (z.B. Pb, Mn, Ca, Fe, Ni, Cu) Hydroniumionen abfangen, andererseits die Ausfällung von Hydroxiden verhindern. Der häufig zum Einsatz kommende NH3/NH4+Puffer beinhaltet in seiner AmmoniakKomponente einen potentiellen Komplexliganden! 175 ● Indirekte Titration (z.B. bei Al, Hg) ● Substitutionstitration des Mg-EDTA- Komplexes (z.B. Pb, Mn, Ca, Sr, Ba) ● Simultantitration (Ca/Mg, Pb/Zn, Zn/Mg) 176 44 Direkte Titration ● Substitutionstitration Meist in gepufferter alkalischer Lösung ● Nutzt die unterschiedliche Bindungsstärke der Metallchelate aus: die meisten Metalle binden fester als Mg oder Zn. ● Man setzt MgEDTA oder ZnEDTA zur Probelösung zu und titriert das freigesetzte Mg bzw. Zn. mit „passenden“ Indikatoren mit EDTA ● Mg, Zn, Cd: Erio-T ● Co, Ni, Cu: Murexid ● Ca: Calcein, Calconcarbonsäure ● Fe: Sulfosalicylsäure ● 177 Prinzip ähnlich Substitutionstitration. ● Verschiedene Verfahren, ähnlich wie Probe wird mit überschüssigem EDTA Rücktitration, v.a. bei versetzt und mit MgSO4 oder ZnSO4- Anionbestimmungen durch Fällung oder Komplexbildung Lösung rücktitriert. ● 178 Indirekte Titration Rücktitration ● Wird verwendet wenn für das zu bestimmende Metall kein geeigneter Indikator vorhanden ist oder zu schwerlösliche Hydroxide bildet ● z.B. bei Co, Ni, und Al 179 z.B. für Sulfat, Cyanid, Silber 180 45 Komplexometrie lässt sich auch potentiometrisch durchführen! Dazu werden „ionenselektive Elektroden“ benötigt. 181 182 2.3. Redoxreaktionen 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Mehr dazu → Praktikumsseminar 183 Einleitung Redoxgleichungen Elektrochemische Zellen, Batterien Elektrodenpotentiale und Spannungsreihe Die Nernst – Gleichung Redox – Regeln Redox - Titrationen 184 46 2.3.1. Einleitung ● Info Ein Redoxprozess beinhaltet grundsätzlich ● miteinander gekoppelte Reduktions- und ● Oxidations- Reaktionen ● ● Eine Reduktion führt unter ElektronenAufnahme zu einer Erniedrigung , eine ● Oxidation unter Elektronenabgabe zu einer Erhöhung der Oxidationsstufe ● Der Begriff Oxidationsstufe beschreibt die formelle Ladungszuordnung zu einem Atom Ein Element besitzt die O.S. 0, ein einatomiges Ion die O.S. die zahlenmäßig der äußeren Ladung entspricht Standardmäßig wird H in Verbindungen die O.S. +1 und O die O.S. -2 zugeordnet In polaren Bindungen wird das Bindungselektronenpaar dem elektronegativeren Atom zugeschlagen 185 186 Da freie Elektronen in Wasser nicht 2.3.2. Redoxgleichungen existenzfähig sind, muss bei einem Redoxprozess die Anzahl der ● abgegebenen Elektronen der Anzahl der Stöchiometrie einer Redoxreaktion zwingend aufgenommenen Elektronen entsprechen ● Aus dem bisher Gesagten ergibt sich die ● Ein Atom kann nur dann Elektronen abgeben, wenn ein anderes Atom zugegen Beispiel: Reaktion von MnO4- mit Fe2+ zu Mn2+ und Fe3+: das Mangan nimmt 5 Elektronen auf, wozu 5 Eisen(II)- Ionen benötigt werden, da diese jeweils nur 1 Elektron abgeben! ist, das sie aufnehmen kann 187 188 47 Wenn die beiden miteinander reagierenden Redoxzentren noch an weitere- formell in die Redoxreaktion nicht eingebundeneAtome (meist H und/ oder O) gebunden Übung: sind, so muss zum Ladungs- und Aufstellung von Redox- Gleichungen Stöchiometrie- Ausgleich in wässrigen Lösungen das System H2O/H3O+/OH- mit einbezogen werden 189 190 Vorgehensweise- I Vorgehensweise-II Identifiziere das Redox-Paar: Welche Verbindung wird eingesetzt? Bestimmung der Anzahl übertragener Welche Verbindung kann/ soll gebildet Elektronen werden? Stöchiometrische Faktoren berücksichtigen! Bestimme die Oxidationsstufen! 191 192 48 Vorgehensweise-III ● Vorgehensweise-IV In welchem Medium soll die Reaktion ablaufen? ● Wasser: im Sauren oder Alkalischen? Im ● ersten Fall mit H+ oder H3O+ arbeiten, im Ladungsausgleich mit Hilfe des vorhandenen Säure- Base- Systems zweiten mit OH-. Aber immer „konsequent“● entweder/ oder!! ● Schmelze: was ist das Säure-Base-System? z.B. CO2/CO32- 193 194 2.3.3. Elektrochemische Zellen und Batterien Vorgehensweise-V ● Zum Aufstellen von Gesamtgleichungen darauf achten, dass immer soviele Elektronen aufgenommen werden müssen ● Grundsätzlich 2 Designs möglich: ● 2 Elektroden tauchen in ein- und wie abgegeben wurden- die denselben Elektrolyten ein Gesamtgleichung darf keine freien ● Elektronen enthalten ● Überprüfung der „Massenbilanz“ Anwendung des „kgV-Prinzips“ 2 räumlich getrennte „Halbzellen“, die durch eine leitfähige „Brücke“ verbunden 195 sind 196 49 2 Elektroden im selben Elektrolyten „Brücke“ durch Verbindungsrohr 197 198 Typen elektrochemischer Zellen ..oder durch Membran 199 ● Galvanische Zellen ● Elektrolysezellen 200 50 Daniell-Element Elektrolyse 201 202 Begrifflichkeiten: Kathode und Anode ● Galvanische vs. Elektrolyse- Zelle ● Im Daniell-Element wird das Zink oxidiert, d.h. dies ist die Anode. Die zurückbleibenden Elektronen fließen zur Kupferelektrode. Dort werden sie auf Kupferionen des Elektrolyten übertragen, wodurch diese zum Metall reduziert werden, d.h. dies ist die Kathode. ● Die Anode ist der negative, die Kathode der positive Pol An einer Kathode geschieht immer eine Reduktion. ● An einer Anode geschieht immer eine Oxidation 203 204 51 ..Elektrolysezelle ● Die Elektrode, die mit dem negativen Pol der Stromquelle verbunden ist, zieht die positiven Ionen „Kationen“ an, die dann reduziert werden. Es handelt sich also um die Kathode. ● Die „positive“ Elektrode zieht die negativ geladenen Ionen „Anionen“ an, die dann oxidiert werden. Es handelt sich um die Anode 205 206 2.3.4.1. Elektrodenpotentiale ● Reaktion gegeben durch die Änderung 2.3.4. Elektrodenpotentiale und Spannungsreihe Wie immer ist die Triebkraft einer der molaren freien Energie; ● unter Standardbedingungen (1 bar, 25°C, Aktivität aller Spezies 1.0) gilt für eine Reduktionsreaktion: 207 ∆G° = -zFER° 208 52 Info Elektrodenpotentiale II Dabei ist ● z die Anzahl der übertragenen Elektronen ● F die Faraday- Konstante =96485 C/mol ● ER° das Standard- Reduktionspotential ● Es besteht die Konvention, die den Elektrodenpotentiale misst man mit einer elektrochemischen Zelle, die z.B. so aussieht Man schreibt: Elektrodenpotentialen entsprechenden Zn|Zn2+||Fe3+,Fe2+|Pt, Halbreaktionen als Reduktion zu formulieren 209 wobei „|“ für eine Phasengrenze steht 210 Spannungsreihe- II 2.3.4.2. Spannungsreihe ● Alle Standard- Elektrodenpotentiale werden Ergibt sich ein positiver Wert, ist das Reagenz in der rechten Zelle stärker gemessen relativ zur SWE, die immer „links“ oxidierend als Hydronium- ionen; ist der ist: Wert negativ, ist H3O+ stärker oxidierend ● 211 Die Auflistung aller so bestimmten Elektrodenpotentiale wird Spannungsreihe genannt 212 53 Spannungsreihe III ● „Oben“ in der Spannungsreihe stehen die „negativen“, „unten“ die „positiven“ Elektrodenpotentiale ● Das bedeutet, dass die oxidierte Form der weiter unten stehenden Redoxsysteme die reduzierte Form der weiter oben stehenden Systeme oxidieren kann 213 Die Nernst – Gleichung II 2.3.5. Die Nernst- Gleichung ● ● Wir haben bereits gehört (Folie 208): Ox + z e- ⇔ Red, ∆G° = -zFE° ● ist dann vor GG-Einstellung anzusetzen: Außerdem gilt (Folie 158): ∆G = ∆G°+RT ln(Red/Ox)=-zFER ∆G° = -RT ln K ● ● Gleichsetzen und Umformen führt zu: E° = (RT/zF) lg K Für die Halbzellenreaktion Damit ergibt sich die NERNST-Gleichung: ER = ER° - (2.3*RT/zF) lg (Red/Ox) 215 216 54 pH- Abhängigkeit des Redoxpotentials: ein besonderer Fall Der Wert von ER ist damit abhängig von ● Temperatur ● Reaktionsquotient Q ● pH, wenn H3O /H2O/OH involviert sind Fe3+ + e- ⇔ Fe2+ pH= 0: E= E°= 0.77V + pH= 14: E= -0.69V (aus Holleman-Wiberg) - Woher kommt das? 217 218 2.3.6. Einige Regeln für RedoxReaktionen Erklärung ● pH=0: [Fe(H2O)6]3+ + e- ⇔ [Fe(H2O)6]2+ ● pH=14: Fe(OH)3 + e- ⇔ Fe(OH)2 + OH- ● JE HÖHER DIE OXIDATIONSSTUFE UND JE KLEINER DER RADIUS EINES ELEMENTS IN EINEM OXO-ANION UMSO LANGSAMER VERLÄUFT SEINE REDUKTION ● BILDUNG UND ZERFALL ZWEIATOMIGER MOLEKÜLE SIND GENERELL LANGSAM 219 220 55 Redox- Regeln II ● 2.3.7. Redoxtitrationen NICHT-KOMPLEMENTÄRE REDOX- Je nachdem, ob das Titrationsmittel ein REAKTIONEN LAUFEN MEHRSTUFIG Oxidations- oder Reduktionsmittel ist, AB spricht man auch von „Oxidimetrie“ oder „Reduktometrie“ Eine Sonderstellung nimmt die „Iodometrie“ ein 221 2.3.7.1. Rahmenbedingungen 222 2.3.7.2. Redoxindikatoren Neben den üblichen Anforderungen Es sollte sich um eine stark gefärbte Substanz (welche?) ist bei Redoxtitrationen die handeln, die ihre Farbe ändert, wenn sie oxidiert Geschwindigkeit der Redoxreaktion (auch oder reduziert wird des Indikators!) ein entscheidender Der gewählte Indikator sollte ein Parameter Umschlagspotential haben, das so nah wie Deshalb müssen oft Katalysatoren zugesetzt möglich an das am Äquivalenzpunkt gemessene werden Potential der Titration herankommt 223 224 56 Redoxindikatoren II 2.3.7.3. Oxidimetrien Der Indikator sollte sehr rasch und reversibel oxidierbar bzw. reduzierbar sein → Bromatometrie (mit KBrO3) nur relativ wenige „gute“ Redoxindikatoren Bromometrie Allerdings wird häufig ein Farbwechsel im Cerimetrie (mit (NH4)2[Ce(SO4)3] ) Redoxsystem selbst für die Endpunktanzeige verwendet (z.B. MnO4-/ Mn2+) (Di-)Chromatometrie (mit K2Cr2O7) (Per-)Manganometrie (mit KMnO4) 225 Permanganometrie 226 2.3.7.4. Reduktometrien Ferrometrie (mit FeSO4), Indikator Diphenylamin(-sulfonat), zur Bestimmung von Chromat und Vanadat, bei pH 0-1 Titanometrie (mit HCl-saurem TiCl3), Indikator Rhodanid oder Methylenblau, zur Bestimmung von Fe(III), Cr(VI), Chlorat oder Nitrat, bei 60°C Kein Indikator nötig! Bestimmung von Fe(II), Peroxid, Oxalat, Nitrit (im Sauren) bzw. Mn(II) (bei pH 7) MnO4- + 8 H+ + 5e- ⇔ Mn2+ + 4 H2O, E°= 1.51 V 227 228 57 2.3.7.5. Iodometrie Oxidimetrische Variante: Iod als Titrant, für ● As(III), Sb(III), Sn(II), Hg(I), S2- und SO32- Komplex, dessen Entstehung oder Reduktometrische Variante: überschüssiges Iodid als Reduktionsmittel und Rücktitration Als Indikator dient der blaue Iod- Stärke- Verschwinden den Endpunkt anzeigt ● Reaktionsgleichungen: I2 + 2e- ⇔ 2 I-; S4O62- + 2e- ⇔ 2 S2O32- mit Thiosulfat, für Cu(II), Cr(VI), Co(III), Mn(IV), Pb(IV) sowie Cl2 , Br2, ClO(3)229 230 2.4. Löslichkeit und Fällung 2.4.1. Einleitung ● 1. Einleitung „Löslichkeit“ ist das Ausmaß, in dem sich eine Substanz in einer anderen löst 2. Beeinflussung von Löslichkeit ● 3. Das Löslichkeitsprodukt prinzipiell gibt es 3x3= 9 verschiedene Arten von Lösungen (warum?) 4. Kalk und Trinkwasser ● Da wir uns hier auf das Lösungsmittel „flüssiges Wasser“ beschränken, reduziert 231 sich dies auf drei Arten von Lösungen 232 58 2.4.1.1. Lösungen von Gasen Intrinsische Löslichkeit ● Hier muss man unterscheiden zwischen Es gilt z.B. für O2 das Henry'sche Gesetz [O2] = KH * pO2 Gasen, die sich ohne Reaktion in Wasser lösen (z.B. N2 oder O2, „intrinsische ● Löslichkeit“), und solchen, die teilweise oder KH heißt „Henry-Konstante“ und hat z.B. für O2 den Wert 0.0013 M/atm vollständig mit Wasser reagieren (z.B. HCl, ● Löslichkeitsberechnungen → Übungen H2S, CO2 oder Cl2) 233 234 2.4.1.2. Lösungen von kovalenten Flüssigkeiten und Feststoffen Kohlensäure ● CO2 löst sich geringfügig in Wasser ● In geringem Maße (ca. 0.3%) bildet sich ● Diethylether oder CCl4 hieraus H2CO3. ● ● Die Mischung aus intrinsisch gelöstem Intrinsische Löslichkeit gekoppelt mit Weiterreaktion z.B. bei Brom oder Iod CO2 und H2CO3 heißt im Alltag „Kohlensäure“ Reine „intrinsische“ Löslichkeit z.B. bei 235 236 59 2.4.1.3. Lösungen polarer bzw. ionischer Feststoffe Empirische Löslichkeitsregeln Löslich sind in der Regel Hier kann ● Geringfügige Dissoziation (z.B. HgCl2) ● Weitgehende Dissoziation (z.B. AgCl) ● Vollständige Dissoziation (z.B. NaCl) beobachtet werden ● Acetate, Nitrate, Chlorate und Perchlorate ● Chloride außer AgCl, Hg2Cl2 und PbCl2 ● Iodide außer AgI, Hg2I2, PbI2, CuI und BiI3 ● Sulfate außer von Pb, Ca, Sr, Ba, Ag(I), Hg(I und II) 237 238 2.4.2. Beeinflussung von Löslichkeit Unlösliche Salze ● Carbonate ● Oxalate Löslichkeit lässt sich beeinflussen durch: ● Phosphate 1. Temperatur ● Silikate 2. pH- Wert ● Oxide 3. Gegenwart anderer Verbindungen ● Sulfide außer von Na+, K+ und NH4+ 239 240 60 2.4.2.1. Löslichkeit und Temperatur ● ● Thermodynamische Aspekte Die Löslichkeit von Gasen sinkt allgemein ● Wie immer gilt: ∆G = ∆H – T∆S ● Für die Enthalpieänderung ∆H ist die mit steigender Temperatur Änderung von der Gitterenergie des Feststoffe lösen sich meist bei höherer Festkörpers zur Hydratationsenergie der Temperatur besser Lösung entscheidend ● In der Regel nimmt die Entropie beim Lösungsvorgang zu (Ausnahmen?) 241 242 2.4.2.2. Löslichkeit und pH- Wert ● Säuren lösen sich in der Regel mit steigendem pH- Wert besser. Beispiel: Organische Säuren ● Basen lösen sich meist im Sauren besser. Beispiel: Carbonate oder Sulfate 243 244 61 Gleichioniger Zusatz 2.4.2.3. Einfluss anderer Verbindungen ● ● Komplexbildner erhöhen in der Regel die im Überschuss des Anions aufgrund von Löslichkeit (häufig in Kombination mit Komplexbildung wieder auf Oxidationsmitteln) ● Manche schwerlöslichen Salze lösen sich ● Fixiersalz, Cyanidlaugerei, Königswasser Ist dies nicht möglich, ist die Löslichkeit einer Verb. MX in einer Lösung, die zusätzliches M oder X enthält, geringer als in reinem Wasser 245 246 2.4.3. Das Löslichkeitsprodukt Beispiel ● Gegeben sei ein System aus Kation A und Anion X, das sich im Gleichgewicht mit einem schwerlöslichen Niederschlag AaXx befindet: a A + x X ⇔ AaXx (fest) ● Das Produkt KL = {A}a * {X}x ≈ [A]a * [X]x wird „Löslichkeitsprodukt“ genannt 247 248 62 ● Gibt man die vorhin genannte Verbindung AaXx in reines Wasser, geht ein Teil davon ● Löslichkeit von AgCl: KL = 1.8 * 10-10 in Lösung; aufgrund der Stöchiometrie [Ag] = [Cl], also KL = [Ag]2 und damit muss dabei gelten Löslichkeit = [Ag] = 1.34 * 10-5 mol/l [X] = (x/a) * [A] ● Beispiele ● Löslichkeit von Ag2CrO4: KL = 1.0 * 10-12 (1/a)[A] ist dann numerisch gleich mit der [Ag] = 2 [CrO4], also KL = (1/2)[Ag]3 und „Löslichkeit“ der Substanz AaXx Löslichkeit = [Ag] = 1.26 * 10-4 mol/l 249 250 Häufige Irrtümer bei der Interpretation von KLWerten ● ● 2.4.4. Kalk und Trinkwasser Salze stark basischer Anionen sowie ● Kalk-Lösungs-Gleichgewichte acider Kationen hydrolysieren in Wasser – CaCO3 in Reinwasser sofort ! – CaCO3 in „Luft“- Wasser Stichwort „Le Chatelier“! – Offenes System und Geschlossenes System ● 251 Begriffe Trinkwasseranalytik 252 63 2.4.4.1. Kalk- Lösungs- Gleichgewichte ● CaCO3 in Reinwasser Gibt man Calcit (CaCO3) in reines Wasser, gilt zunächst einmal das GG: ● CO32- + H2O⇔HCO3- + OH- CaCO3,s ⇔ Ca2+aq + CO32-aq ● ● Aber CO32- ist eine relativ starke Base: und hierfür die GG- Konstante mit der GG- Konstante K = KbCO3 = Kw / Ka2H2CO3 = 2*10-4 K = {Ca2+}{CO32-}/{CaCO3}s ≈ 10-8.4 (bei 25°C) ● Ist CaCO3,s eine Reinphase, ist {CaCO3}s = 1 253 254 CaCO3 in „Luft“- Wasser Verknüpfte Gleichgewichte … ● Damit gilt für reines Wasser im GG mit ● festem CaCO3 mit CO2 – haltiger Luft in Kontakt ist, ist CaCO3 + H2O ⇔ Ca2+aq + HCO3- + OH● Befindet sich Kalk in einem Wasser, das das folgende GG zu berücksichtigen: CaCO3 + H2CO3* ⇔ Ca2+aq + 2 HCO3- Somit lässt sich errechnen (wie?), dass [OH-] = 8.14 * 10-5, pH= 9.9 255 256 64 2.4.4.2. Einige Begriffe aus der Offenes System ● Trinkwasseranalytik Im „offenen“ System wird der Partialdruck von ● CO2 als konstant angenommen, bei „normaler“ Säure-Bindungsvermögen (SBV) genannt Luft also 0.00038 atm. ● Rechnerisch ergibt sich: + ALKALINITÄT , auch „Carbonathärte“, ● -9, [H3O ] = 5.53*10 pH= 8.26 ACIDITÄT,auch „Basenkapazität“ genannt 257 Bestimmung der Basenkapazität 258 Bestimmung der Säurekapazität Basenkapazität (nach DIN 38409-H7-2-2) Säurebindungsvermögen (nach DIN durch Titration von 100 ml Probe mit 0.1 M 38409-H7-1-2) durch Titration von 100 ml NaOH bis pH= 8.2 Probe mit 0.1 M HCl bis pH= 4.3 deshalb auch KB 8,2 oder „p-Wert“ deshalb auch Ks 4.3 oder „m-Wert“ (Methylorange) genannt (Phenolphthalein) genannt 259 260 65 Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht (KKG) ● Ca(HCO3)2 ⇔ CaCO3 + H2CO3 ● Ein System befindet sich im KKG, wenn weder Kalklösung noch Kalkausscheidung auftritt 261 66