1/ 2010 KINDER WELT der Das Spendermagazin von Lust auf ungewöhnliche Geschenke? Verschenken Sie doch mal ein Baby-Set mit Windeln, Handtüchern und vielem mehr. Ein gesunder Start ins neue Leben, der gerade einmal 43 Euro kostet. Dieses und viele weitere Geschenke finden Sie im Wunschzettel-Shop von Save the Children. Lebensretterinnen: Eine Hebammenschule in Afghanistan Haiti nach der Katastrophe: Chancen für einen Neuanfang – ke n e g Kinder helfen Kindern: Schüler sammeln für Erdbebenopfer Kinder der Welt 1/2010 schurtsta ! e n G b n tt n Ge inder a t s hre e K I e nS e Si1/2010 Kinder derdWelt fe n Sp en l ier he Fe nd u i Inhalt zwischen Leben und Tod liegen 4 800 Kilometer: In Deutschland betreuen Hebammen, Krankenschwestern und Ärzte schwangere Frauen rund um die Uhr. Dementsprechend liegen die Mütter- und Kindersterblichkeit praktisch bei Null. In Afghanistan dagegen sterben täglich Hunderte Babys, weil Frauen ohne jegliche medizinische Versorgung entbinden. Oft weiß die werdende Mutter nicht, was gerade mit ihrem Körper passiert, weil es keine Geburtshelferin gibt, die ihr das erklären könnte. Ich selbst wurde vor der Geburt meiner Söhne von einer Hebamme betreut. Sie stand mir bei allen Fragen zur Seite. Die meisten afghanischen Mütter müssen sich dagegen selbst helfen. Die Folgen sind dramatisch: Jeden Tag sterben 50 Frauen in Afghanistan während Schwangerschaft oder Geburt. Die Kindersterblichkeitsrate ist die höchste weltweit. Ein Viertel aller Kinder erleben ihren fünften Geburtstag nicht, weil Krankheiten nicht erkannt und behandelt werden. Save the Children hat deshalb die erste Hebammenschule in Afghanistan mit aufgebaut. Mädchen und Frauen lernen dort alles über die Versorgung von Schwangeren, Müttern und Neugeborenen. Am Ende ihrer Ausbildung tragen die Hebammen ihr erworbenes Wissen zurück in ihre Dörfer. Für Afghanistan bedeutet das eine kleine Revolution. In unserer Titelgeschichte erfahren Sie mehr über die Hebammenschule und über unsere Gesundheitsprogramme in den abgelegenen Dörfern im Norden des Landes. In Kürze Auch 30 000 Kilometer weiter westlich in Haiti sind die Kinder auf Hilfe angewiesen trotz der Millionenspenden, die nach dem verheerenden Beben in das bitterarme Land geflossen sind. In der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince breiten sich in den überfüllten Notlagern Krankheiten rasend schnell aus. Damit es nicht zu einer Katastrophe nach der Katastrophe kommt, versorgen wir die Menschen in mobilen Kliniken, die in der Nähe der Camps aufgebaut sind. Save the Children arbeitet seit mehr als 30 Jahren in Haiti. Unser Ziel ist es, auch hier langfristige, nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, statt auf kurzfristige Notlösungen zu setzen. Die Kinder in Afghanistan und Haiti sind für uns in Deutschland scheinbar weit weg. Aber wir tragen auch die Verantwortung dafür, dass die Kinder dort eine Zukunft haben. Eine Zukunft ohne lebensbedrohliche Krankheiten. Eine Zukunft, in der sie sicher leben und aufwachsen können. Dieser Herausforderung müssen wir uns stellen. Herzliche Grüße Christine Neubauer, Schauspielerin Kinder der Welt 1/2010 * Von den € 2,99 (zzgl. Transportleistung), mit denen Ihre Handyrechnung belastet wird, gehen € 2,82 direkt an Save the Children. Ihre Mobilfunknummer wird nicht für Werbezwecke genutzt. Charity SMS ist ein Service von Burda Wireless. www.savethechildren.de/everyone 04 Auf Moas Charity-Ross in den Kampf für Kinderrechte 04 Puppenmuttis helfen Kindern in Mosambik 05 Oria wird neue Kinderbotschafterin 05 für Côte d’Ivoire Im Fokus Lebensretterinnen: 06 In Afghanistan helfen Hebammen Babys und Müttern zu überleben In Deutschland Kathrin Wieland Deutsche Geschäftsführerin von Save the Children IMPRESSUM „Dürfen wir ein Kind sterben lassen, weil 12 Cent fehlen? Soviel kostet die Behandlung von Durchfallerkrankungen mit einfacher Zucker-Salz-Lösung. Jeden Tag fehlen 5 000 Kindern diese 12 Cent. Jedes Kind zählt – auf Ihre Hilfe!“ Mit Babydecken Kinderleben retten Foto: Olivia Arthur/ Magnum Photos für Save the Children Foto: Klaus Lange mit Unterstützung von Claas Cropp Creative Productions, Markus Kopp c/o Phoenix, werk3studios München Liebe Freundinnen und Freunde von Save the Children, Kinder der Welt wird herausgegeben von Save the Children Deutschland e.V. Zinnowitzer Str. 1, 10115 Berlin Tel. +49 (0)30-27 59 59 79 0 Fax +49 (0)30-27 59 59 79 9 [email protected] © Save the Children Deutschland V.i.S.d.P.: Kathrin Wieland MITARBEIT Silja von Bornstaedt, Anja Krutzke REDAKTION Stephan Beschle, Maya Dähne, Tina Musil Spendenkonto 929 Bank für Sozialwirtschaft • BLZ 100 205 00 „Kinder sind unsere Zukunft“: Regina Hienle spendet seit fünf Jahren für Save the Children 10 Kinder helfen Kindern: Schüler in Deutschland sammeln für Haiti 11 In der Welt Chancen für einen Neuanfang: Haiti nach der ErdbebenKatastrophe 12 GESTALTUNG ipunkt Werbeagentur, Münster DRUCK Bitter & Loose GmbH, Greven Mit freundlicher Unterstützung von Römerturm In Kontakt TITELFOTO Der dreijährige Qudrat aus Afghanistan wird von Save the Children Mitarbeitern betreut. Foto: Jeff Holt Feiern Sie ein Fest? Lassen Sie sich beschenken und helfen Sie Kindern 14 Kinder der Welt 1/2010 03 IN KÜRZE IN KÜRZE Mit Babydecken Kinderleben retten Puppenmuttis helfen Kindern in Mosambik Alle Sie können aus dem Fläschchen trinken und in die Windel machen – die BABY born -Puppen von Zapf Creation. Im Frühjahr hat der Spielzeug-Hersteller eine spezielle Save the Children-Edition herausgebracht. Die Puppenserie besteht aus vier Modellen, die Europa, Asien, Afrika und Lateinamerika repräsentieren. Zehn Prozent des Gewinns aus dem Verkauf gehen an Save the Children. Mit dem Kauf dieser Puppen machen Eltern nicht nur ihr eigenes Kind glücklich, sondern helfen darüber hinaus Kindern in Not. Das Geld fließt unter anderem in unsere Gesundheitsprojekte in Mosambik. Die Kindersterblichkeit dort ist weltweit eine der höchsten – immer noch sterben in Mosambik jährlich über 100 000 Kinder unter fünf Jahren an vermeidbaren Krankheiten wie Malaria oder Durchfall. Viele Mädchen und Jungen leiden unter Mangelernährung. Weniger als die Hälfte aller Geburten wird von ausgebildeten Hebammen begleitet; Komplikationen während der Geburt gehö­ren daher mit zu den häufigsten Todesursachen vieler Neugeborener und ihrer Mütter. Stricken ist kinderleicht und kann Leben retten will Deutschland mehr Babydecken fertigen als Australien. Egal ob nähen, stricken oder häkeln, jede Handarbeit zählt. Je 16 Vierecke werden zu einer Patchwork-Babydecke zusammengenäht, die wir an Mütter und ihre Neugeborenen verteilen, um die Kinder warm zu halten. Die Decken können bis zum 15. Juli 2010 an die Initiative Handarbeit geschickt werden. Bereits im vergangenen Jahr konnten wir mit unserer Kampagne Eine Mütze voll Leben 150 000 liebevoll gestrickte Babymützen sammeln, die heute in unseren Gesundheitsprojekten Neugeborene vor Auskühlung schützen. Mehr Infos: i www.initiative-handarbeit.de Foto: Frogster Interactive Pictures AG Dass man auch in virtuellen Welten für Moas Charity-Ross erzielte 40 000 Euro für Save the Children 04 Kinder der Welt 1/2010 Kinderrechte kämpfen kann, beweist eine tolle Aktion unseres Unternehmenspartners frogster. Das Unternehmen lizenziert, vermarktet und betreibt Online-Computerspiele für Millionen Mitspieler in Europa, Asien und Nordamerika. Unter dem Motto Moas Charity-Ross für Save the Children konnten Spieler im Shop des Erfolgsspiels Runes of Magic im Winter 2009 ein Reittier erwerben. Pro Exemplar der rund 12 500 im Aktionszeitraum verkauften virtuellen Pferde spendete frogster drei Euro an Save the Children. Kathrin Wieland, deutsche Geschäftsführerin von Save the Children, nahm von frogster-Geschäftsführer Andreas Weidenhaupt den mit 40 000 Euro dotierten Scheck entgegen: „Wir bedanken uns herzlich für die Spende. Save the Children verwendet das Geld, um Kinder in den ärmsten Ländern der Welt medizinisch zu versorgen, in die Schule zu schicken und ihnen eine Zukunftsperspektive zu geben.“ Andreas Weidenhaupt war selbst vom großen Erfolg des Charity-Rosses überrascht: „Das gute Ergebnis zeigt, dass auch junge Gamer soziale Verantwortung übernehmen und für eine gute Sache einstehen.“ Foto: Zapf Creation AG Auf Moas Charity-Ross in den Kampf für Kinderrechte Mit Puppen spielend helfen Foto: Pernilla Norström/ Save the Children Schweden ® Foto: Sandra Kühnapfel reden vom Fußball – wir nicht! Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 ruft Save the Children dazu auf, zu stricken statt zu kicken. Anpfiff zu einem Wettkampf außerhalb des Fußballfeldes. Unser Motto lautet: Wärme schenken zur WM. Warum? Weltweit sterben jedes Jahr vier Millionen Säuglinge noch im ersten Lebensmonat an vermeidbaren Krankheiten. Viele könnten durch einfache Mittel wie Impfungen, Antibiotika und ausreichend Wärme gerettet werden. Gemeinsam mit der Initiative Handarbeit bittet Save the Children deshalb die Menschen in Deutschland, kleine Vierecke aus Wolle oder Stoff zu fertigen. Zusammengenäht sollen daraus bunte Babydecken entstehen. Zeitgleich fordert Save the Children auch die Menschen in Australien zum Handarbeiten auf. Während also die deutschen Kicker im Stadion gegen Australien um Tore kämpfen, klappern in beiden Ländern die Nadeln. Das Ziel: Bis zum Endspiel der Fußballweltmeisterschaft am 11. Juli 2010 Oria ist erst sechs Jahre alt und lebt in Abengourou im Osten von Côte d‘Ivoire Oria wird neue Kinderbotschafterin für Côte d’Ivoire Die Stadt Abengourou liegt ganz im Os- ten von Côte d’Ivoire, besser bekannt als Elfenbeinküste. Hier ist das Zuhause der kleinen Oria. Das sechsjährige Mädchen ist nur eines von Tausenden Kindern, die die Folgen des Bürgerkriegs in ihrer Heimat jeden Tag zu spüren bekommen. Schulgebäude wurden zerstört, Lehrer flohen vor der Gewalt. Allein in Abengourou geht ein Viertel aller Kinder nicht zum Unterricht. Armut, Krankheit und Ausbeutung sind weit verbreitet und bedrohen die Zukunft der Mädchen und Jungen. Oria steht wie der 13-jährige Baba als neue Kinderbotschafterin stellvertretend für all diese Kinder in Côte d’Ivoire. Das kleine Haus, in dem Oria wohnt, hat nur zwei Zimmer. Die Familie musste vor den Kämpfen im Norden hierhin fliehen. Obwohl Orias neues Zuhause in einem der ärmeren Teile Côte d’Ivoires liegt – mehr als die Hälfte der Menschen in Abengourou leben unterhalb der Armutsgrenze – kann sich die Familie immerhin drei Mahlzeiten am Tag leisten. Diese werden auf der Kochstelle vor dem Haus zubereitet, die auch von anderen Familien genutzt wird. Oria hat Glück: Sie darf lernen. Ihre Schule ist eine von 196 Schulen, die von Save the Children unterstützt werden. Lange Zeit waren Gebäude und Einrichtung stark beschädigt, Bücher gab es kaum und die Lehrmethoden waren veraltet. Dank der Spenden aus unserem Schutzengelprogramm konnten wir die Schule mit neuen Tafeln und Bänken ausstatten und das Gebäude reparieren. Viele Kinder, denen wir Schultaschen, Stifte und Schreibhefte gegeben haben, können nun das erste Mal zur Schule gehen und werden dort nach einem kinderfreundlichen Lehrplan unterrichtet. Für dieses Jahr haben wir noch weitere große Pläne: Insgesamt will Save the Children 63 weitere Schulen in Côte d’Ivoire neu ausstatten, über 80 000 Kinder mit Schulmaterial und 1 200 Lehrer mit Lehrmaterial versorgen. In 45 so genannten alternativen Bildungszentren bekommen Kinder, die auf keine der regulären Schulen gehen können, eine Chance. Dafür brauchen wir dringend weitere Schutzengel – für Oria und all die anderen Kinder, die auf eine bessere Zukunft im kriegsgebeutelten Côte d’Ivoire hoffen. Kinder der Welt 1/2010 05 IM FOKUS Lebensretterinnen: In Afghanistan helfen Hebammen Babys und Müttern zu überleben In bunte Tücher gehüllt und noch ganz zerknittert blinzelt das kleine Mädchen in die Welt. Gerade einmal sechs Stunden alt ist sie. Freshta, eine Hebammenschülerin, hält das winzige Bündel stolz im Arm. „Sie ist gesund und auch ihrer Mutter geht es gut“, sagt Freshta und strahlt. Foto: Mats Lignell/ Save the Children Die Geburt eines gesunden Babys – das ist längst keine Selbstverständlichkeit in Freshtas Heimat Afghanistan. Viele Babys sterben kurz nach ihrer Geburt. Die häufigsten Todesursachen: Atemstillstand, Blutvergiftung oder Frühgeburt. 85 Prozent der Frauen bringen ihre Kinder zu Hause ohne Betreuung durch eine Hebamme oder einen Arzt zur Welt. Die Mütter- und Kindersterblichkeit sind deshalb insbesondere in den abgelegenen ländlichen Gebieten, wie hier in Aqcha im Norden des Landes, extrem hoch. Jeder zehnte Säugling überlebt nicht einmal die ersten Wochen. Alle 30 Minuten stirbt eine Frau an Komplikationen vor oder während der Geburt. Freshta legt das kleine Mädchen neben seine Mutter und verlässt den Kreißsaal. Jeden Tag kommen in dem weiß gefliesten Raum fünf Kinder zur Welt – das sind mehr als 150 Geburten im Monat. Alles ist peinlich sauber, an den Wänden hängen Plakate, auf denen in einfachen Bildern erklärt wird, wie wichtig es ist, die Hände zu waschen. Freshta hat bereits zwanzig Babys auf die Welt geholfen. In der nahegelegenen Hebammenschule, die von Save the Children mitaufgebaut wurde, macht sie gerade eine Ausbildung zur Geburtshelferin. 18 Monate lang wird sie alles lernen über Schwangerschaftsvorsorge, Geburt, Säuglingspflege, Stillen und Hygiene. Den praktischen Teil ihrer Ausbildung absolviert sie hier im Krankenhaus, die theoretischen Grundlagen lernt sie in der Hebammenschule, die zum Krankenhaus gehört. Als Hebammenschülerin hat Freshta schon vielen Babys zu einem gesunden Start ins Leben verholfen Kinder der Welt 1/2010 Kinder der Welt 1/2010 07 IM FOKUS Mit einem Hörrohr will Sidiqa den Herzschlag des Babys hören Das Schulgebäude in Shiberghan ist grau, eng und unscheinbar. Drinnen stehen Frauen in Fünfergruppen um Tische, auf denen sich Bücher, medizinische Geräte und Babypuppen stapeln. Eine ausgebildete Hebamme erklärt anhand von Bildern den weiblichen Körper, den Verlauf einer Schwangerschaft und der Geburt. Eine der Schülerinnen, Sidiqa, versucht gerade den Herzschlag eines Neugeborenen im Bauch der Mutter zu hören. Aber es ist zu laut in dem Raum. Sidiqa presst ihr Ohr an das Hörrohr. „Ich möchte den Müttern in meinem Dorf helfen. Dort gibt es keine Hebamme“, erzählt die 20-Jährige. „Die nächste Gesundheitsstation ist meilenweit entfernt. Außerdem darf eine Frau ohne Erlaubnis ihres Mannes nicht dorthin gehen.“ Wenn eine Frau in Sidiqas Dorf ein Kind erwartet, helfen ihr Verwandte so gut sie können. Sie wissen nicht, dass sie die Nabelschnur mit einer sauberen Klinge durchtrennen und das Neugeborene warm halten müssen. Gleich nach der Geburt wird der Säugling – der Tradition folgend – auf den Fußboden gelegt. Es ist die fatale Mischung aus unzureichender medizinischer Versorgung und mangelnder Aufklärung, die dazu führt, dass täglich 08 Kinder der Welt 1/2010 Der einjährige Nanajibullah hat Glück: Er ist gesund Hunderte Kinder – und Mütter – sterben. „Die meisten Frauen haben keine Ahnung, was mit und in ihrem Körper passiert“, erklärt Sara Persson, Mitarbeiterin von Save the Children. „Ihre Kultur und Tradition verbieten es ihnen, über ihre Periode oder eine Schwangerschaft zu sprechen.“ Um das zu ändern, hat Save the Children in der Provinz Jawzjan im Norden Afghanistans begonnen, Hebammen auszubilden – in enger Zusammenarbeit mit dem afghanischen Gesundheitsministerium. Die Hebammenschule ist die einzige in ganz Afghanistan und sie ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Die angehenden Geburtshelferinnen kommen wie Sidiqa und Frestha aus den umliegenden Gemeinden. Sie sind dort fest verankert und kennen jede Familie persönlich. Nach ihrer Ausbildung kehren sie in ihre Dörfer zurück und können dort erworbenes Wissen weitergeben. Sie sind wichtige Multiplikatorinnen, informieren über lebenswichtige HygieneMaßnahmen wie Händewaschen, die Bedeutung von Impfungen, Vorsorgeuntersuchungen und Ernährung – und können so Leben retten. Zum Beispiel das der kleinen Zahar. Sie ist 47 Tage alt, wiegt aber gerade einmal zwei Kilo. Ihre Mutter hat das kleine ausgemergelte Mädchen in die Klinik nach Aqchar gebracht. Gerade noch rechtzeitig, sagt Dr. Sayed Ahmad Shah. Ein oder zwei Tage später wäre sie wie ihre Zwillingsschwester Aisha gestorben. Die Kleine leidet an akuter Unterernährung, Lungenentzündung und Durchfall. „Sie war so krank und weinte ständig. Ich wusste nicht warum“, erzählt die Mutter Zeeba und kämpft mit den Tränen. „Ich habe noch zwei ältere Kinder, die ich gestillt habe, als sie Babys waren. Bei den beiden Kleinen hatte ich einfach nicht genug Milch.“ Kein Wunder, sagen die Ärzte. Zeeba hat selbst nicht genug zu essen. „Ich trinke etwas Tee, dazu gibt es meistens Reis und Brot, mehr nicht.“ Ihre Tochter Zahar bekommt in der Klinik jetzt achtmal pro Tag eine kalorienreiche Spezialmilch. „Sie wird überleben“, beruhigt Dr. Shah. In den vergangenen neun Monaten hat er mehr als 100 unterernährte Babys behandeln müssen. Besonders betroffen sind Mädchen, erzählen die Ärzte. Jungen werden oft besser versorgt, weil sie später die Familie unterstützen. Hier, in den abgelegenen Dörfern im Norden Afghanistans, scheint seit dem Ende des Taliban-Regimes die Zeit stehengeblieben zu sein: 70 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze und müssen mit weniger als einem Euro am Tag auskommen. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei gerade einmal 44 Jahren. Kaum ein Mädchen darf zur Schule gehen. Jedes dritte Kind ist unterernährt. Tagtäglich sterben 850 Kinder unter fünf Jahren an vermeidbaren oder heilbaren Krankheiten wie Malaria, Masern oder Atemwegsinfekten. Von der internationalen Hilfe ist hier noch nichts angekommen. Save the Children kümmert sich deshalb in den umliegenden Gemeinden zunächst einmal um die ärmsten Familien wie die von Zeeba. Mitarbeiter verteilen so genannte Überlebenshilfe-Sets. Darin sind nicht nur kalorienreiche Nahrungsmittel für Eltern und Kinder enthalten, sondern auch Hygieneartikel wie Seife und Desinfektionsmittel sowie einfache Erste-Hilfe-Medikamente. Außerdem bildet Save the Children Gesundheitshelfer aus, die wie die Hebammen aus den Gemeinden stammen. Ihre wichtigste Aufgabe ist es, Kinder, die krank oder mangelernährt sind, rechtzeitig zu behandeln oder in die nächste Klinik zu schicken. Sie können mit ganz einfachen Methoden feststellen, ob ein Kind an Unterernährung leidet: Mit einem speziellen Armband messen sie den Umfang des Oberarms eines Kindes. Das so genannte MUAC-Band hat einen grünen, einen gelben und einen roten Bereich. Ist der Armumfang im grünen Bereich, weiß der Gesundheitshelfer, dass das Kind ausreichend ernährt ist. Ein Kind, dessen Foto: Mats Lignell/ Save the Children Foto: Mats Lignell/ Save the Children Foto: Olivia Arthur/ Magnum Photos für Save the Children IM FOKUS Die kleine Zahar wäre fast an Unterernährung und Infektionen gestorben Oberarmumfang weniger als 11 Zentimeter beträgt, ist dagegen akut mangelernährt und muss so schnell wie möglich medizinisch behandelt werden. „Wir können den Menschen hier in Afghanistan auf Dauer nur helfen, wenn es uns gelingt, überlebenswichtiges Wissen über Hygiene und Gesundheitsvorsorge weiterzugeben“, sagt Sara Persson von Save the Children. Dabei ist die Aufklärung, vor allem von Frauen, der Schlüssel zum Erfolg – und eine große Herausforderung. Denn die meisten Mädchen und Frauen können weder lesen noch schreiben. Gerade einmal 18 Prozent der jungen Frauen in Afghanistan gehen zur Schule. „Sie wissen nicht, wie wichtig es ist, die Hände zu i Afghanistan: Zahlen und Fakten • Kindersterblichkeit: Jeden Tag sterben 850 Kinder unter fünf Jahren • Bildung: 51 % der Jungen und 82 % der Mädchen sind Analphabeten • Unterernährung: Jedes dritte Kind ist unterernährt • Kinderarbeit: 1.2 Millionen Kinder müssen hart arbeiten • Hygiene: 73 % der Bevölkerung haben kein sauberes Wasser • Armut: 70 % der Afghanen gelten als arm waschen und wie gefährlich es ist, verschmutztes Wasser zu trinken. Viele von ihnen werden schon als Teenager Mutter und haben keine Ahnung, wie sie ihre Kinder vor Infektionskrankheiten schützen können.“ Ein spezieller Aufklärungsbus fährt von Dorf zu Dorf, um den Menschen beispielsweise zu zeigen, wie sie sauberes Trinkwasser bekommen oder was zu tun ist, wenn ein Kind Fieber bekommt. Außerdem versucht Save the Children insbesondere in abgelegenen Provinzen wie Balkh und Jawzjan, Schulunterricht für Mädchen anzubieten. „Richte keinen Schaden an“, das ist der wichtigste Grundsatz bei allem was Save the Children tut. Das heißt: Wir arbeiten eng mit den lokalen Behörden und Gemeinden zusammen. Wir achten und beachten kulturelle Gewohnheiten und Bedürfnisse. Die Hoffnung Afghanistans sind junge Frauen wie Freshta und Sidiqa. Die beiden Hebammenschülerinnen aus Shiberghan können nach ihrer Ausbildung Hunderten Müttern und Babys das Leben retten – und ihrem Land so eine Zukunft geben. Kinder der Welt 1/2010 09 IN DEUTSCHLAND IN DEUTSCHLAND Kinder helfen Kindern: Schüler in Deutschland sammeln für Haiti „Als wir im Dezember 2004 nach Weihnachten im Fernsehen die furchtbaren Bilder vom Tsunami sahen, war klar: Wir müssen etwas tun um zu helfen. Meine beiden Kinder wollten eigentlich Silvesterböller und Raketen kaufen. Stattdessen haben wir beschlossen das Geld den Opfern der TsunamiKatastrophe zu spenden.“ Nach dem Erdbeben in Haiti haben sich viele Kinder in Deutschland Gedanken gemacht, wie sie helfen können. Insgesamt 44 Schulen haben Spenden für Hilfsprojekte von Save the Children gesammelt. Fast 20 000 Euro sind zusammengekommen. Foto: Maya Dähne/ Save the Children Regina Hienle sitzt in ihrem Wohnzim- 10 Kinder der Welt 1/2010 „Kinder sind unsere Zukunft.“ Regina Hienle findet es selbstverständlich regelmäßig zu spenden mitreden. „Kinder haben einen großen Gerechtigkeitssinn. Sie wollen Menschen helfen, denen es nicht so gut geht. Meine Tochter hat vor Jahren einmal furchtbar geweint, als wir einen Bettler gesehen haben. Der Mann war wirklich sehr ausgemergelt und meine Tochter hat gesagt ‚Mama, wir müssen dem Mann etwas zu essen geben, damit er nicht verhungert’“, erinnert sich Regina Hienle. Sie selbst war noch nie in einem Entwicklungsland, aber als Dolmetscherin ist sie beruflich oft in Russland, Georgien und der Ukraine unterwegs. „In diesen Ländern ist das Leben für Kinder sehr viel härter als hier bei uns.“ Als Regina Hienle schwanger war, lernte sie in Georgien eine Frau kennen, die ihr erstes Kind erwartete. „Natürlich hatten wir ähnliche Erfahrungen. Aber während ich in Deutschland medizinisch bestens versorgt und finanziell gut abgesichert war, musste die Frau hochschwanger weiterschuften, um ihr Kind und ihre alte Mutter durchzubringen. Natürlich ging es dabei nicht um Leben und Tod, aber ich habe trotzdem oft gedacht: Oh Gott, wie schafft sie das bloß?“ Neben der regelmäßigen Unterstützung für Save the Children, spenden Regina Hienle und ihre Familie auch nach Katastrophen, zum Beispiel für die Erdbebenopfer in Haiti. „Den meisten Menschen in Deutschland geht es so gut, dass sie etwas abgeben können“, findet Regina Hienle. „Ich bin nicht reich“, lacht sie. „Aber solange ich meinen Job habe, kann ich mir das leisten. Und eigentlich denke ich auch, dass ich eine gewisse moralische Verpflichtung habe, Menschen zu helfen, denen es nicht so gut geht.“ Sagen Sie uns Ihre Meinung Schreiben Sie uns, warum Sie die Arbeit von Save the Children unterstützen. Teilen Sie uns mit, was Ihnen am Spendermagazin Kinder der Welt oder an unseren Spendenaktionen gefällt. [email protected] oder Save the Children Deutschland e.V., Zinnowitzer Str. 1, 10115 Berlin. Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Wünsche. Foto: Ewaldschule Oer-Erkenschwick mer in Berlin, selbstgemalte Bilder ihrer beiden Kinder hängen an der Wand über dem Schreibtisch. Leonie und Linus sind inzwischen 17 und 19 Jahre alt. Regina Hienle erinnert sich noch genau an die Familienentscheidung. „Spendengeld statt Silvesterböller. Da war ich schon sehr stolz auf meine Kinder.“ Weil es längst nicht allen Mädchen und Jungen so gut geht wie ihren eigenen, ist es für die 48-Jährige selbstverständlich, dass sie regelmäßig spendet. „Wenn ich lese, dass Kinder in Afrika an den einfachsten Krankheiten sterben, finde ich schon, dass ich etwas dagegen tun muss. Ich kann zumindest einen kleinen Beitrag leisten, dass sich etwas verändert“, sagt sie. „Für mich als Mutter war immer klar, dass Kinder unsere Zukunft sind. Wie soll es denn in der Welt weitergehen, wenn Kinder nicht sicher und gesund aufwachsen und zur Schule gehen können?“ Für Save the Children hat sich Regina Hienle bewusst entschieden: „Ich habe vor allem eine Organisation gesucht, der ich vertrauen kann. Anstatt ein bestimmtes Kind zu unterstützen, habe ich gesagt: Meine Spende soll den Kindern zugute kommen, die sie am meisten benötigen.“ Mit ihrer monatlichen Spende als Schutzengel unterstützt sie seit fünf Jahren die Hilfsprojekte von Save the Children. Natürlich durften auch ihre eigenen Kinder Linus und Leonie ein Wörtchen „Von der Minute an, in der ich von der Katastrophe erfuhr, hatte ich das dringende Bedürfnis zu helfen“, erinnert sich Nora Koenemann. Sie ist Schülerin am Friedrich-Ebert-Gymnasium Bonn. Sechs Wochen lang sammelte Nora mit ihren Freunden Thomas, Judith und Max Geld für die Nothilfeprogramme von Save the Children in Haiti. Vor allem die Pausen wurden genutzt, um die Mitschüler über die Lage der Menschen im Erdbebengebiet zu informieren, und um zu berichten, was auch kleine Spendenbeträge bewirken können. Schul-Newsletter und -Website machten die Spendenaktion auch bei Eltern und Freunden bekannt. Mehr als 730 Euro waren schließlich in der Spendendose. Der Lions-Club Bonn-Ennert rundete auf volle 1 000 Euro auf. „Die Mehrheit der Leute war sehr hilfsbereit“, erzählt Nora. „Wir haben uns über jede Spende gefreut, der Aufwand hat sich gelohnt. Hoffentlich können wir dabei helfen, den Menschen in Haiti ein Stück Normalität zurückzugeben.“ Der Schülerzirkus Ewaldino spendet Geld für Haiti Foto: Nora Koenemann „Kinder sind unsere Zukunft“: Regina Hienle spendet seit fünf Jahren für Save the Children Spenden macht Schule: Kinder in Deutschland sammeln für Hilfsprojekte in Haiti Emilia Lotta Arnz von der Thomas-MannGrundschule Berlin schreibt: „Nachdem unsere Lehrerin uns etwas über Haiti erzählt hat, wollten wir unbedingt Geld sammeln. Jurek kam auf die Idee, einen Kuchenbasar zu veranstalten. Wir hatten vorher viele Schilder gebastelt, die über die Arbeit von Save the Children in Haiti berichteten. Dann haben wir ganz viel Werbung bei den Schülern, Lehrern und Eltern gemacht. Der Kuchenbasar war ein voller Erfolg. Wir haben alle Kuchen (über 40!) innerhalb von 45 Minuten verkauft. Einige Kinder haben leider nicht einmal mehr ein Stück abbekommen. Sie haben aber netterweise trotzdem Geld in die Spendendosen geworfen. Insgesamt hat die Schule 1053,22 Euro gesammelt! Wir sind alle sehr stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben, und hoffen, damit den Kindern in Haiti helfen zu können.“ In der Ewaldschule in Oer-Erkenschwick fand eine Spendenaktion der besonderen Art statt. Der Schülerzirkus Ewaldino lud zu einer Benefiz-Gala ein. Die Turnhalle wurde zum Zirkuszelt umfunktioniert. Etwa 400 Gäste standen Schlange, um die Clowns und Artisten zu bestaunen. Schülerinnen und Schüler der Klassen 2, 3 und 4 wirbelten 60 Minuten lang durch die Manege. In der Pause gab es Kuchen und am Ende tosenden Beifall. Als der Vorhang fiel, hatte der Zirkus Ewaldino 1056,98 Euro eingenommen! Um den Kindern in Haiti zu helfen, versteigerte die Geschwister-Scholl-Schule Gütersloh Bilder aus dem Kunstunterricht. Unter der Leitung der Kunstlehrerin Roza Gerlach hatte ein Team von Schülerinnen und Schülern die Veranstaltung professionell geplant. Für die Versteigerung wurde eine ehrenamtliche Auktionatorin engagiert. Die Gäste bekamen selbstgemachte Häppchen und Getränke gereicht. Versteigert wurden 30 Bilder, die im Kunstunterricht der Jahrgangsstufen 8 bis 10 entstanden waren. Zur Auswahl standen abstrakte Werke, Kopien von alten Meistern und Pop-Art-Gemälde. Das Spitzengebot des Abends erbrachte 87 Euro! Nach einem spannenden und unterhaltsamen Abend hatten die Schülerinnen und Schüler insgesamt Spenden in Höhe von 1 500 Euro für Hilfsprojekte von Save the Children in Haiti gesammelt. Danke! Kinder der Welt 1/2010 11 IN DER WELT IN DER WELT Foto: Louise Dyring/ Save the Children Warteschlange vor der mobilen Gesundheitsstation im Dorf Gastron Magron eingereiht. Sie sind gekommen, um sich von den Ärzten der Station behandeln zu lassen oder die Dienste einer der Hebammen in Anspruch zu nehmen. Heute steht auch Jacline in der Schlange. Die 28-Jährige hat ihren Sohn Davidson auf dem Arm und wartet darauf, dass Dr. Abdias ihn endlich untersucht. Überall an Davidsons Armen und Beinen befinden sich Pusteln und Blasen, die an manchen Stellen blutig gekratzt sind. Man sieht dem Kleinen seine Qualen an. Zwanzig mobile Gesundheitsstationen hat Save the Children nach dem verhee- Jacline ist mit ihrem kleinen Davidson in die mobile Klinik von Gastron Magron gekommen 12 Kinder der Welt 1/2010 steckt haben.“ Medikamente gegen den Juckreiz für Davidson und der Hinweis an Jacline, alle Kleidung in heißem Wasser zu waschen und in der Sonne zu trocknen, das ist alles was Dr. Abdias heute tun kann. Auch Monate nach dem Beben versorgt Save the Children die Überlebenden im Erdbebengebiet noch immer mit allem, was sie dringend benötigen. So genannte Non Food Items wie Eimer, Plastikplanen und Decken gehören dazu. Aber auch Lebensmittel und Trinkwasser. Außerdem haben wir Latrinen gebaut und Waschräume eingerichtet. Hygiene ist überlebenswichtig, besonders während der Regenzeit. In den überfüllten Nothilfelagern steigt dann die Gefahr von Infektionen. Dabei ist Krätze noch vergleichsweise harmlos. Durchfallerkrankungen breiten sich vor allem unter Kleinkindern aus und führen, wenn sie wie vielerorts nicht behandelt werden können, zum Tod. Ärzte wie Dr. Abdias, aber auch zahlreiche Krankenschwestern und Gesundheitsmitarbeiter, die aus Haiti stammen und von Save the Children geschult wurden, kämpfen in ihren Zeltlazaretten gegen Krankheiten an und versorgen Kinder und Erwachsene mit lebensrettenden Medikamenten. Louna wohnt in Port-au-Prince. Sie hat miterleben müssen, wie die Katastrophe ihren Stadtteil Delmas 28 dem Erdboden gleich machte. Zusammen mit ihren Eltern und ihrer Schwester Geralda lebte die Elfjährige vor dem Erdbeben in einem einfachen Haus. Natürlich war das Gebäude nicht erdbebensicher gebaut. Nicht einmal der Präsidentenpalast war das. Deshalb fiel der Bau wie ein Kartenhaus zusammen, als die Erde wackelte. „Die Trümmer haben Geralda unter sich begraben“, erzählt Louna mit tränenerstickter Stimme. „Mit bloßen Händen habe ich zusammen mit meiner Mutter und meinem Vater nach ihr im Schutt gegraben. Wir haben meine Schwester gefunden, aber sie war tot.“ Foto: Laurent Duvillier/ Save the Children Etwa fünfzig Menschen haben sich in die renden Erdbeben vom 12. Januar eingerichtet. Es war kurz vor fünf, als an diesem Tag die Erde im Südwesten der Insel Hispaniola bebte. Nur einen Atemzug später lag Haitis Hauptstadt Port-auPrince nahezu vollständig in Trümmern. Betroffen waren auch die umliegenden Dörfer und Gemeinden wie Leogane und Jacmel. Schätzungen gehen von 200 000 Todesopfern aus. Selbst für ein Land wie Haiti, das regelmäßig von Tropenstürmen und Überschwemmungen heimgesucht wird, kam das Beben einer Apokalypse gleich. Skabies – Krätze: So lautet die Diagnose, die Dr. Abdias stellt. Neben Malaria ist das eine der häufigsten Krankheiten, mit der sich die Menschen in den provisorisch eingerichteten Notlagern anstecken. Kein Wunder, wenn man bedenkt, auf wie engem Raum sie Tag und Nacht zusammenhocken. „Obwohl erst früher Morgen ist, habe ich bereits fünf Kinder mit Krätze und zehn mit dem Verdacht auf Malaria behandelt“, berichtet Dr. Abdias. „Der kleine Davidson wird sich höchstwahrscheinlich bei seiner Mutter ange- Louna konnte nur ihre Puppen retten In den weißen Zelten der Gesundheitsstationen warten noch immer zahlreiche Menschen darauf, behandelt zu werden Die internationale Hilfe kam nur langsam in Delmas 28 an. „Wir haben ein Schild an die Hauptstraße gestellt, auf dem steht, dass wir dringend Hilfe brauchen und dass es viele Verwundete gibt“, erinnert sich Louna. „Aber niemand ist gekommen. Wir haben alles gegessen, was wir finden konnten, egal, was es war.“ Inzwischen hat Save the Children hier nicht nur Lebensmittel verteilt. Die weißen runden Dächer der Schutzzelte heben sich in der Mittagssonne von dem Grau der Trümmerlandschaft wie eine Trutzburg der Hoffnung ab. Davor stehen mehrere kleine blaue Zelte. 20 dieser Zufluchtsorte hat Save the Children allein in der haitianischen Hauptstadt aufgebaut, viele weitere in Jacmel und in Leogane. Die Zelte sind Anlaufstelle für die Kinder in der Gemeinde. Von hier aus organisieren wir die Suche nach Verwandten. Und hierher kommen Mädchen und Jungen, um gemeinsam zu singen und zu lachen, mit Fußbällen zu spielen oder Bauklötze aufeinander zu stapeln. Das alles können sie hier tun, ohne Angst haben zu müssen vor Entführung, Missbrauch und Gewalt, die in der zerstörten Stadt allgegenwärtig sind. Betreuer, die von Save the Children geschult wurden, sind immer an der Seite der Kinder. Leben möchte Louna hier aber trotzdem nicht mehr. „Alles, was wir hatten, liegt verschüttet in den Trümmern unseres Hauses.“ Nur ihre Puppen Babu und Prinzessin konnte das Mädchen im Schutt finden. Und einen Kamm. „Damit habe ich die Haare meiner Schwester oft gekämmt.“ Wo die Familie in Zukunft leben wird, ist vollkommen ungewiss. „Wir haben kein Geld, um uns ein neues Haus zu kaufen. Das hier ist alles, was wir haben“, erzählt Louna, während sie auf den Trümmerhaufen zeigt, der einmal ihr Zuhause war. Ein neues Zuhause, das ist es, was die Erdbebenopfer nun brauchen. Aber nicht nur das: neue Schulen, neue Krankenhäuser und neue Visionen für ein neues Haiti. Für ein Haiti, das beim nächsten Erdbeben nicht wieder in Sekunden nahezu ausgelöscht wird. Save the Children hat deshalb einen 5-JahresPlan entworfen, der einen Wiederaufbau nach dem so genannten Build Back Better-Prinzip verfolgt. Vor allem öffentliche Gebäude wie Schulen werden nicht einfach ersetzt, sondern so stabil gebaut, dass sie erdbebensicher und sturmfest sind. Mit unserem Maßnahmenplan wollen wir das Leben und die Zukunft von 800 000 Menschen, davon 470 000 Kindern, in den kommenden Jahren nachhaltig verbessern. Um das zu erreichen, arbeitet Save the Children eng mit den Gemeinden und der haitianischen Regierung zusammen. Es wird noch Monate, vielleicht sogar Jahre dauern, bis die mobilen Krankenstationen nicht mehr benötigt werden. Davidson kann dann wie Hunderttausende Haitianer in neuen, sicheren Krankenhäusern behandelt werden. Irgendwann werden auch die weißen und blauen Zelte wieder verschwunden sein. Vielleicht wird Louna dann mit ihren Eltern in einem kleinen Haus wohnen und die Schule in der Nachbarschaft besuchen. Haiti hat die Chance, gestärkt aus der Katastrophe hervorzugehen. Die Weichen dafür sind gestellt. „Wir müssen jetzt gemeinsam alles tun, um den Menschen in Haiti zu helfen.“ Roger Cicero, Sänger Foto: Sven Sindt Groß war die Hilfsbereitschaft nach dem verheerenden Beben, das Haiti im Januar 2010 erschütterte. Groß sind auch die Pläne, die es für den Wiederaufbau des zerstörten Landes gibt. Haiti hat jetzt die Chance auf eine bessere Zukunft. Foto: Luca Kleve-Ruud/ Save the Children Chancen für einen Neuanfang: Haiti nach der Erdbeben-Katastrophe Kinder der Welt 1/2010 13 IN KONTAKT Bauen Sie mit an Lounas neuem Zuhause. Feiern Sie ein Fest? Lassen Sie sich beschenken und helfen Sie Kindern Foto: Ingrid Lund/ Save the Children Im Mai habe ich Geburtstag – ein runder, den will ich groß feiern. Ich habe meine Familie, meine Freundinnen und Freunde, Kolleginnen und Kollegen zu einem Gartenfest eingeladen. Was ich mir wünsche? Ein rauschendes Fest mit meinen Liebsten und Gesundheit. Mein Lebensglück will ich gerne mit anderen teilen. Was wünschen Sie sich, wenn Sie feiern? Ein Geschenk... ... das gut ankommt, ... das lange hält, ... das wertvoll ist, ... das glücklich macht und allen Freude bereitet? Save the Children bietet Ihnen die Möglichkeit, all diese Wünsche zu erfüllen. Ob Sie Ihren Geburtstag feiern, Ihre Hochzeit, ein Jubiläum, die Geburt eines Kindes oder ein Firmenfest – wünschen Sie sich Spenden für Kinder in Not und schenken Sie ihnen damit eine gesunde und bessere Zukunft. Save the Children gibt Kindern seit über 90 Jahren eine Stimme und setzt ihre Wünsche und Bedürfnisse auf die internationale Tagesordnung. Wir haben Beraterstatus beim Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC) der Vereinten Nationen und unterstützen die Internationale Kampagne für das Verbot von Landminen (ICBL), Geschenke, die glücklich machen: spielende Kinder in Indonesien die 1997 den Friedensnobelpreis erhalten hat. Save the Children ist weltweit in über 120 Ländern aktiv. Mit dieser einzigartigen und schönen Geschenkidee können Sie Ihre Begeisterung für die Arbeit von Save the Children mit anderen teilen. Ihre Spendenaktion hilft uns, das Leben von Kindern nachhaltig zu verbessern und ihre Rechte durchzusetzen. Erwähnen Sie in jedem Fall schon in der Einladung zu Ihrem Fest, dass Sie sich Spenden für Save the Children wünschen. Am einfachsten ist es, wenn Sie Ihre Gäste auffordern, die Spenden direkt auf das Spendenkonto von Save the Children zu überweisen. Legen Sie ein Stichwort fest, z.B. „Geburtstag Claudia Müller“, und bitten Sie Ihre Gäste darum, dieses Stichwort bei ihrer Überweisung anzugeben. Oder Sie sammeln die Spenden bei Ihrem Fest und überweisen den Betrag dann an Save the Children. Gerne unterstützen wir Sie bei der Vorbereitung Ihrer Spendenaktion, damit es möglichst unkompliziert für Sie wird. Wir senden Ihnen Informationsmaterial über die Arbeit von Save the Children zu und bedanken uns in Ihrem Namen bei den Spenderinnen und Spendern. Helfen Sie mit Ihrer Geschenkspende Kindern in Not weltweit – weil geteilte Freude doppelte Freude bereitet. i Und so einfach geht’s: 1. Geschenkwunsch in der Einladung erwähnen 2. Stichwort festlegen, damit wir die Spenden zuordnen können 3. Kontonummer angeben: Save the Children Deutschland e.V. Spendenkonto 929, BLZ 100 205 00 14 Kinder der Welt 1/2010 4. Nicht vergessen, Namen und Adressen der Spenderinnen und Spender mit dem jeweiligen Betrag an uns zu senden, damit wir Spendenquittungen ausstellen können 5. Informationen über die Arbeit von Save the Children anfordern 6. Ein rauschendes Fest feiern Ihre Ansprechpartnerin für Spenden zu besonderen Anlässen ist: Frau Katrin Fettat Tel: 030 – 27 59 59 79 79 oder E-Mail: [email protected] Die Heimat der kleinen Louna liegt in Trümmern. Viele Schulen, Geschäfte und Krankenhäuser sind nur noch Berge aus Schutt. Louna braucht ein neues Zuhause. Helfen Sie mit, es zu bauen. Kinder der• Welt Stichwort „Haiti“ • Spendenkonto 929 BLZ 1/2010 100 205 00