Vortrag Ude-Wurglics 1

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Isnyer Fortbildungstage
Evidenzbasierte Behandlung von Schlafstörungen
und Angsterkrankungen
Was können Phytopharmaka leisten?
Dr. Mario Wurglics
Dr. Christian Ude
Institut für Pharmazeutische Chemie
Stern-Apotheke Darmstadt
J.W. Goethe Universität Frankfurt/Main
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Moderne Phytotherapie
Einleitung
Rationale Phytotherapie ist eine
Naturwissenschaft.
Der Einsatz dieser Arzneimittel
sollte auf der Grundlagen der
Evidenz-basierten Medizin erfolgen!
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Moderne Phytotherapie
Evidenz-basierte Phytotherapie in der Praxis
Bewertung der Evidenz in der Praxis
Cochrane-Reviews
Therapie-Leitlinien
Monografien (HMPC, Kommission E (veraltet), ESCOP)
Zulassungsstatus des Präparates
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Moderne Phytotherapie
Einteilung
Unbedenklichkeit: bibliographischer Überblick
Keine klare Indikation:
Traditionell angewendet
Pharmazeutische Qualität
Ude/Wurglics
Unbedenklichkeit durch
veröffentlichte Literatur
belegt
Klare Indikation
Pharmazeutische Qualität
Wirksamkeit durch präklinische und klinische
Daten nachgewiesen
Zulassung
Wirksamkeit durch veröffentlichte Literatur belegt u. Verwendung
> 10 J.
Well established use
Kein Nachweis der Wirksamkeit; Verwendung
> 30 J.; 15 J. in der EU
Traditional use
Phytopharmaka
Unbedenklichkeit durch
präklinische und klinische Daten belegt
Klare Indikation
Pharmazeutische Qualität
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
www.goethe-universitaet.de
Passionsblume
Pharm. Unserer Zeit 3/2007 (36)
Passionsblume
• Passionsblume (Passiflora incarnata) ist eine tropische Schlingpflanze
• seit dem 17 Jhdt in Europa
• verwendet werden Trockenextrakte hergestellt aus den getrockneten
oberirdischen Teilen mit Ethanol 40 bis 90%, Methanol 60% oder
Aceton 40%
• zur Linderung leichter Symptome von psychischem
Stress und zur Schlafförderung
• Für Erwachsene und Kinder ab 12 J.
• 4 Monopräparate in der Roten Liste
(auch Kombipräparate mit Baldrian, Hopfen und Melisse)
Pharm. Unserer Zeit 3/2007 (36)
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Passionsblume – Droge und Inhaltsstoffe
• Passiflorae herba
Oberirdische Pflanzenteile von Passiflora incarnata
• Trockenextrakte nach dem Europäischen Arzneibuch:
Der Trockenextrakt wird aus der Droge und Ethanol 40 bis 90 % (V/V), Methanol
60 % (V/V) oder Aceton 40 % (V/V) durch ein geeignetes Verfahren hergestellt.
Mindestens 2,0 Prozent Flavonoide, berechnet als Vitexin
• Inhaltsstoffe
 Flavonoide (Flavonglykoside)
 Kohlenhydrate
 ätherisches Öl nur in Spuren
Vitexin
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Passionsblume – Pharmakologie
• Für einen Trockenextrakt (DEV 5-7:1; EtOH 50%) wurden in vitro
modulierende Effekte an GABA-Rezeptoren, sowie eine GABAWiederaufnahmehemmung in relevanten Konzentrationen gezeigt
[ Appel et al., 2011]
• Für die angstlösende Wirkung der Passionsblume soll ein trisubstituiertes Benzoflavon verantwortlich sein, das sich nach
Fraktionierung eines methanolischen Extraktes von Passiflora
incarnata isolieren ließ und in vivo anxiolytische Effekte bei Mäusen
nach oraler Applikation von 10 mg/kg zeigte.
?
[Dhawan K, et al. 2001]
• In vivo Befunde weisen darauf hin, dass Passionsblumen-Extrakte
anxiolytischen Wirkungen über das GABA-System entfalten.
[Grundmann et al., 2008
Elsas et al., 2010]
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Passionsblume – Klinische Daten
Meta-Analysen und Studien
• Cochrane review
Indikation: Angststörungen
2 Studien wurden eingschlossen / n = 198
Ergebnis: Die Studienanzahl ist zu gering um Schlüsse zu ziehen. Weitere
Studien mit größeren Populationen sind nötig.
[Miyasaka et al., 2009]
• RCT mit 41 gesunden Probanden (18-35 Jahre) / 7 Tage
Untersucht wurde die Schlafqualität bei Gabe von Passionsblumen-Tee
Ergebnis: Keine Veränderungen im Schlaflabor feststellbar; nur die subjektive
Schlafqualität war besser als unter Placebo
[Ngan & Conduit, 2011]
• 2 Pilotstudien bei präoparative Administration von Passiflora incarnata
1. Studie: Extrakt nicht definiert / Ergebnisse unklar
2. Studie: Kleiner Unterschied im Summenscore / Probleme bei der Herstellung
der Placebos mit vergleichbarem Geschmack und Farbe
[Movafegh et al., 2008
Aslanargun et al.,2012]
EMA vergibt in der HMPC-Monografie den Status “traditional use”
Ude/Wurglics
EMA/HMPC/669738/2013
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Passionsblume – Klinische Daten
take home message
Passionsblumen-Extrakte werden traditionell bei Angststörungen und/oder
Schlafstörungen angewendet. Weder konnten die wirksamen Inhaltsstoffe
noch ein schlüssiger Wirkmechanismus eindeutig identifiziert werden.
Aus pharmakologischen und klinischen Studien gibt es Hinweise, dass
Passionsblumen-Extrakte ihre Wirkungen über das GABAerge System
vermittelt. Ein Wirksamkeitsnachweis konnte bisher jedoch nicht erbracht
werden. In Studien verbesserte sich lediglich die subjektive Schlafqualität,
die Einschlafzeit wurde aber kaum verkürzt.
Keine Leitlinienempfehlung!
HMPC-Monografie lediglich für traditional use.
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
www.goethe-universitaet.de
Baldrian
Arzneipflanzengarten Riedberg
Nicht erholsamer Schlaf /
Schlafstörungen
• Leitsymptome:
• Insomnie: Ein- und Durchschlafstörungen
• Hypersomnie: Tagesschläfrigkeit
• Einteilung des Schweregrades nach Häufigkeit, Befindlichkeiten und
psychosozialen Konsequenzen
• benötigte Schlafmenge: sehr individuell
• Schlafhygiene
• Therapieoptionen:
– Benzodiazepine / Nicht-Benzodiazepin-Agonisten
– sedierende Antidepressiva (z.B. Trimipramin, Doxepin)
– H1-Antihistaminika
– Melatonin
– Phytopharmaka (z.B. Baldrian)
[Leitlinie Nicht erholsamer Schlaf / Schlafstörungen]
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Fallbeispiel
 Patient, 72 Jahre
 alleinstehend
 Prostata-Hypertrophie
 Einschlafstörungen
 weitere chronische Erkrankungen mit Pharmakotherapie
vorhanden
 tagsüber müde, schläfrig
Kunde fragt Sie um Rat bzgl. einer Baldriantherapie!
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Baldrian – Valeriana officinalis
• Baldrian gehört zur traditionellen europäischen Medizin
• HMPC Monografie – well-established use
Behandlung von leichten nervösen Spannungszuständen und
Schlafstörungen
Extrakt-Präparate mit Ethanol (40-70% (V/V))
• HMPC Monografie – traditional use
Linderung von Stress und als Einschlafhilfe
Gepulverte Droge, Trockenextrakte, Tinkturen, Presssäfte,….
• über 50 Monopräparate in Roter Liste
(auch Kombipräparate mit Hopfen und Melisse)
Arzneipflanzengarten Riedberg
• Priscus-Liste: Empfehlung von Baldrian als Alternative für div.
Benzodiazepine
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Baldrian – Droge und Inhaltsstoffe
• Valerianae radix
Wurzelstock, Wurzeln und unterirdische Ausläufer von Valeriana officinalis
• Trockenextrakte nach dem Europäischen Arzneibuch:
 wässriger Extr.: mindestens 0,02% Sesquiterpensäuren
 wässrig-alkoholischer Extr.: EtOH 30 - 90% od. MeOH 40 - 55%; mindestens
0,25% Sesquiterpensäuren
• Inhaltsstoffe
 Valepotriate (Iridoidester, exozyklische Epoxidstruktur, instabil),
verestert mit u.a. Isovaleriansäure oder Essigsäure
 Lignane (u.a. Olivil-Derivate)
 ätherisches Öl
 Sesquiterpene (u.a. Valerensäure)
 Baldrianalkaloide
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Baldrian – Inhaltsstoffe und Pharmakologie
• Lignane
Partial-Agonismus am Adenosin-A1-Rezeptor für ein Olivil-Derivat in vitro
nachgewiesen [Müller et al. 2002, Schumacher et al. 2002]
• Valepotriate
In Extrakten nicht oder nur in Spuren nachweisbar
• Untersuchungen an Gesamtextrakten
Wechselwirkungen mit GABAA-Rezeptoren (?)
Antidepressive Eigenschaften (Forced swimming test) [Hattesohl et al . 2008]
- Bestimmte Extrakte zeigten Wirksamkeit andere waren unwirksam
Anxiolytische Eigenschaften
- Bestimmte Extrakte zeigten Wirksamkeit andere waren unwirksam
Kein abschließendes pharmakologisches Prinzip vorhanden.
Unterschiedliche Extrakte führen zu unterschiedlichen
pharmakologischen Wirkungen.
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Baldrian – Klinische Daten
Meta-Analysen
• EMA Assessment Report [EMEA/HMPC/167391/2006]
 Indikation Schlafstörungen: Evidenzlevel 1b (Individual randomized controlled trials)
 Indikation Leichte nervöse Anspannung: Evidenzlevel 3
• 16 Studien [Bent et al. 2006]
 Studien haben methodische Probleme: Dosis, eingesetzte Präparate, Dauer
 positive Effekte sind zu erwarten
• 37 Studien (29 hiervon kontrolliert) [Taibi et al. 2007]
 Ergebnis: keine Wirksamkeit für Schlafstörungen bzw. Insomnie
• 18 Studien [Fernández-San-Martín et al. 2010]
 Ergebnis: Wirksamkeit könnte subjektiv vorhanden sein, aber nicht messbar
AWMF-Leitlinien
• Insomnie: „Baldrianpräparate sind im Vergleich zu Placebo nicht effektiv“
• Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen: Baldrian mit niedrigstem Evidenz-Grad
 keine Empfehlung
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Baldrian-Präparate – Marktübersicht
well-established use
Arzneimittel
Ude/Wurglics
Auszugsmittel
DEV
Dosis
Baldrian Ratio 190 mg
MeOH 45%
5,3 - 6,6 : 1
190 mg
Baldrian Ratio 450 mg
EtOH 70%
3-6:1
450 mg
Baldrivit
EtOH 70%
3-6:1
600 mg
Euvegal® Balance
EtOH 70%
3-6:1
500 mg
Sedonium®
EtOH 70%
3-6:1
300 mg
Baldrian Dispert 45 mg
EtOH 70%
3-6:1
45 mg
Baldrian Dispert Tag
EtOH 70%
3-6:1
125 mg
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Baldrian-Präparate – Marktübersicht
Arzneimittel
Ude/Wurglics
Auszugsmittel
DEV
Dosis
Baldriparan Stark für die
Nacht
EtOH 70%
6 - 7,4 : 1
441,35 mg
Baldrian Tinktur Hetterich
EtOH 70 %
1:5
bis zu max. 2 TL
Abtei Baldrian-Perlen
MeOH 45%
4-7:1
48 mg
Abtei Baldrian Forte
EtOH 70 %
3-6:1
450 mg
Kneipp Baldrian Extrakt
EtOH 85%
5,5 - 7,4 : 1
322 mg
Kneipp Baldrian 500 mg
-
-
500 mg Pulver
Kneipp Baldrian +
Nervenvitamine
-
-
200 mg Pulver +
B-Vitamine
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Baldrian – Kombipräparate
• Baldrian mit Hopfen, Melisse und/oder Passionsblume
• sehr unterschiedliche Extraktionsmittel
• zweifach- und dreifach-Kombinationen: sehr heterogen
bzgl. Extrakt und Dosis
• Beispiel (Kytta Sedativum®):
DEV
Extraktionsmittel
Dosis
Baldrian
3-6:1
EtOH 70%
150 mg
Passionsblume
4-7:1
EtOH 50%
80 mg
Hopfen
4-8:1
EtOH 40%
30 mg
• Studiendaten (Anwendungsbeobachtungen) zeigen Wirksamkeit:
• Allgemeine Unruhe, Nervosität, Schlafqualität
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Baldrian – Sicherheit und UAW
• sehr gut verträglich
• UAWs: kaum bis „keine bekannt“
• keine relevanten Wechselwirkungen zu erwarten
• Sicherheitsprofil auf Placebo-Niveau
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Baldrian
take home message
Baldrianwurzel-Extrakte werden bei häufig bei Schlafstörungen eingesetzt. Ein eindeutiger Wirksamkeitsnachweis konnte bisher noch nicht
erbracht werden. Aus klinischen Studien gibt es Hinweise, dass die
Schlafqualität verbessert, die Einschlafzeit aber kaum verkürzt wird.
Keine Leitlinienempfehlung!
Bei entsprechendem Patientenwunsch sollten in der Apothekenpraxis
Präparate empfohlen werden, die nach der HMPC-Monografie dem
well-established use entsprechen.
Die Verträglichkeit ist unbestritten sehr gut. Die Nebenwirkungen
liegen auf Placeboniveau.
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Baldrian | Klinische Daten (I)
 Indikation: Angststörungen
 eine Studie über 4 Wochen
 36 Patienten
 Vergleich von Baldrian mit Diazepam und Placebo
 kein Unterschied zwischen Baldrian und Placebo
 keine Wirksamkeit
[Miyasaka et al. 2009]
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
www.goethe-universitaet.de
Lavendel
Arzneipflanzengarten Riedberg
Was ist Angst?
 Physiologisch
Warnsignal vor Gefahren => überlebenswichtig
=> erhöhte Aufmerksamkeit
=> Flucht- und Kampfbereitschaft
 Krankhaft
nicht vorhersehbar
schränkt Alltagsaktivität ein
beeinträchtigt Lebensqualität massiv
Neuronale Übererregbarkeit,
insbesondere im limbischen System
ca. 15 % der Gesamt-Bevölkerung leiden irgendwann in ihrem Leben an
einer Angststörung; Frauen doppelt so häufig betroffen wie Männer
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Die Angst hat viele Gesichter
 Phobien
Arachnophobie, Agoraphobie, Klaustrophobie
 Panikstörungen
 Flottierende Angst
Subsyndromale Angststörung
Generalisierte Angststörung
Dauerhafte diffuse, meist große Angst mit Anspannung und ständige Sorge
über alltägliche Probleme; Ruhelosigkeit, leichte Ermüdbarkeit, Reizbarkeit,
Konzentrations- und Schlafstörungen.
Oft mit einer Depression vergesellschaftet.
Die Krankschreibungsrate ist hoch, Spontanremissionen selten.
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Therapie der Angststörungen
Stand 15.4.2014
Die 2 Phasen der Therapie der Angsterkrankung
Phase I:
• Anxiolytika: Pregabalin (Ia; B), Buspiron (Ib; 0), Opipramol (Ib; 0) oder
Benzodiazepine (Ia; KKP; Leitlinienanpassung).
• Beginn einer wirksamen antidepressiven Therapie (Ia; A).
• Beginn einer Psychotherapie: Kognitive Verhaltenstherapie (Ia; A).
Phase II (Rückfallprophylaxe):
• Therapie mit Antidepressiva um einen Rückfall zu verhindern. Mindestens
6 – 12 Monate, im Bedarfsfall auch länger.
Unter „Homöopathische und pflanzliche Präparate“ wird auch ein „Lavendelölextrakt“ erwähnt. Die Studienlage allerdings als nicht adäquat angesehen.
Ude/Wurglics
Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie e.V. (DGPM)
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Fissler et al. Complement Ther Med 2014; 22: 63-69
Pflanzliches Anxiolytikum
Silexan
Silexan (Lasea®) enthält ein spezielles
Lavendel-Öl, aus Lavandula angustifolia
Das Öl entspricht der EAB-Monographie
Lavendelöl – Lavandulae aetheroleum
Durch Wasserdampfdest. aus Blütenständen von
L. angustifolia gewonnen ätherische Öl
Linalool
20 bis 45%
Linalylacetat
25 bis 46%
Terpin-4-ol
0,1 – 6%
3-Octanon
0,1 bis 2,5%
-Terpineol
<2%
Campher
<1,2%
………
………
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Pflanzliches Anxiolytikum
Silexan
Silexan (Lasea®) enthält ein spezielles
Lavendel-Öl, aus Lavandula angustifolia
Ca. 80 - 90% Linalool und Linalylacetat
Lipophile Verbindungen interagieren mit
zellulären Membranen und Proteinen
Ude/Wurglics
Arzneipflanzengarten Riedberg
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Pflanzliches Anxiolytikum
Silexan
Hemmung zentraler, präsynaptischer, spannungsabhängiger Calciumkanäle vom P/Q-Typ
ne Sedierung!
Ca2+
Glutamat
spannungs-abhängige
Calciumkanäle
neuronale Erregung
Ude/Wurglics
Schuwald AM, et al. (2013) PLoS ONE 8(4)
Arzneipflanzengarten Riedberg
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Pflanzliches Anxiolytikum
Silexan
Klinische Studien
Silexan (n = 40)
Lorazepam (n = 37)
1
2
4
6
Behandlungswoche
UAW: Lorazepam
16% Müdigkeit/Abgeschlagenheit
2% Übelkeit
Ude/Wurglics
Kasper S, et al. Int Clin Psychopharmacol. 2010; 25(5):277-87
Woelk H, et al. Phytomedicine 2010; 17(2): 94-99
Silexan
7% Aufstoßen/Mundgeruch
2% Übelkeit
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Pflanzliches Anxiolytikum
Silexan
Klinische Studien – Generalisierte Angststörung
Silexan 160 mg (n = 121)
Silexan 80 mg (n = 135)
Paroxetin (n = 132)
Placebo (n = 135)
UAW
Silexan 160 mg: 25%
Silexan 80 mg: 35%
Paroxetin:
41%
Placebo:
31%
Gastrointestinale Störungen,
Infektionen und zentralnervöse Störungen
Ude/Wurglics
Kasper S, et al. Int J Neuropsychopharmacol. 2014 Jan 23:1-11
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Pflanzliches Anxiolytikum
Silexan
Hamilton Anxiety Scale
Montgomery-Åsberg Depression Rating Scale
Klinische Studien – gemischte ängstliche und depressive Verstimmung
Patienten zeigen eine verbesserte Alltagskompetenz und eine erhöhte Lebensqualität.
Einzige nennenswerte UAW: Aufstoßen bei 10% der Patienten
Ude/Wurglics
Kasper S, et al. Eur Neuropsychopharmacol. 2016 Feb;26(2):331-40
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Pflanzliches Anxiolytikum
Silexan
take home message
Lavendelöl besitzen bei Angststörungen offensichtlich gute Wirksamkeit und Verträglichkeit, wenngleich noch keine Leitlinienempfehlung
vorliegt.
Lavendelöl wirkt nicht sedierend, verbessert aber trotzdem die
Schlafqualität der Patienten.
Zugelassen für Erwachsene über 18 Jahren. Eine Zulassung für
Jugendliche und Kinder (Schulangst!) ist in nächster Zeit nicht zu
erwarten.
Geringe Tagestherapiekosten!
Hoher Beratungsbedarf!
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
www.goethe-universitaet.de
Phytopharmaka in der
täglichen
Apotheken-Praxis
Beratungsgespräch
1.
• Einstieg in Beratungsgespräch nach ABDA-Leitlinien
• Kunde = Patient?, Alter, weitere Medikation, usw.
2.
• Hinterfragen der Eigendiagnose
• Abfragen der Kundenerwartung
3.
4
5
Ude/Wurglics
• Auswahl des Arzneimittels u. damit des Extraktes
• Einnahme-Schema und Dauer der Einnahme besprechen
• Über potentielle Wechsel- / unerwünschte
Arzneimittelwirkungen aufklären
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Evidenz in der Apothekenpraxis
klinisch getestete,
Evidenz-basierte
Phytopharmka
„traditionelle“
Phytopharmaka
Teezubereitungen
Tees
Ginkgo-haltige
Lebensmittel
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Evidenz in der Apothekenpraxis
klinisch getestete,
Evidenz-basierte
Phytopharmka
„traditionelle“
Phytopharmaka
Lasea®
Baldriparan®,…
Lioran®,…
Teezubereitungen
Tees
Ginkgo-haltige
Lebensmittel
Ude/Wurglics
„Schlafstörungen und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
Ude/Wurglics
und Angsterkrankungen - Was können Phytopharmaka leisten?“
[Ude & Wurglics, Pharmacon 2016, in „Schlafstörungen
press]
Vielen Dank
Beraten Sie fundiert!
Dr. Mario Wurglics
Apotheker Dr. Christian Ude
[email protected]
[email protected]
Goethe-Universität Frankfurt / Main
Stern Apotheke Darmstadt
Institut für Pharmazeutische Chemie
Goethe-Universität Frankfurt / Main
Institut für Pharmazeutische Chemie
Ude/Wurglics
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