Energiemanagement Energieverteilung KUPFER Publicis; Quelle: Finanztreff.net ALUMINIUM 2009 2010 2011 Kostengünstig oder brandgefährlich? Aluminium versus Kupfer In Zeiten überproportional steigender Rohstoffpreise für Kupfer gewinnt Aluminium als Leitermaterial in der Niederspannungs-Energieverteilung wieder an Bedeutung. Doch sind die Kosteneinsparungen gegenüber Kupfer wirklich so groß? Und was ist neben den Preisen noch zu beachten? D ie Zahlen sprechen für sich: Der nötig sind. Andererseits ist Aluminium Kupferpreis stieg in den letzten rund 35 Prozent leichter als Kupfer. Werden diese Faktoren berücksichtigt drei Jahren von rund 4.000 auf 6.000 Euro pro Tonne, der für Aluminium und Aluminium statt Kupfer verwendet, von etwa 1.300 auf 1.600 Euro pro Tonne. vermindern sich die Rohstoffkosten Soll Aluminium als Leitermaterial ver- heute um ganze 80 Prozent. Aluminium wendet werden, schlagen jedoch die um weist allerdings einige besondere Eigenrund 60 Prozent größeren Leiterquer- schaften auf, die neben den reinen Rohschnitte zu Buche, die aufgrund der ge- stoffpreisen bei der Wahl des Materials ringeren Leitfähigkeit gegenüber Kupfer zu berücksichtigen sind. 12 E-Installation | 02-2012 Mehr Platzbedarf, geringere Flexibilität Bei der Verwendung von Aluminium benötigen die erforderlichen größeren Leiterquerschnitte mehr Platz. Während dies bei Hochspannungsleitungen keine Rolle spielt, kann es in einem dicht bestückten Schaltschrank schon das K.O.-Kriterium sein. Zudem ist ein Alu- 8000 Raum zum Fließen von Aluminium Klemmen geschlossen LINK ZUM THEMA: Siemens AG 2012 1000 2000 3000 Euro pro Tonne 4000 5000 6000 7000 Nachteile bringt, müssen bei der Aus- mehr oder weniger rechteckige Öffnung wahl der anzuschließenden Geräte für das Kabel. Bei Anschluss eines runbeziehungsweise deren Klemmen sowie den Aluminiumkabels bleiben in den bei der Verarbeitung der Kabel noch Ecken der Klemme Freiräume, in die der weitere spezielle Eigenschaften des Alu- Aluminiumleiter fließen kann. Speziell für Aluminiumleiter entwickelte Klemminiums bedacht werden. An der Oberfläche von Aluminium bil- men, zum Beispiel Prismenklemmen, det sich innerhalb kurzer Zeit eine Oxid- haben dagegen meist eine runde, ovale schicht mit einem hohen Übergangswi- oder V-förmige Öffnung für das Kabel, derstand. Wird solch ein Aluminiumkabel die deutlich die Gefahr mindert, dass angeschlossen, erwärmt sich die Klemm- sich die Klemmstelle durch die Fließneistelle oft unzulässig stark. Je nach der gung des Aluminiums lockert. Darüber hinaus sind die Oberflächen Höhe von Strom und Spannung, die über die Klemmstelle geführt werden, kann dieser Klemmen in der Regel speziell für die Verwendung mit Aluminiumleitern dies bis zum Brand führen. ausgelegt. Für die Beschichtung der OberWerkzeugauswahl bei der Installation fläche dient ein Material, das in der elektrochemischen Spannungsreihe nahe bei Vor dem Anschluss muss daher die Oxid- Aluminium liegt, um die Kontaktkorroschicht am Kabel entfernt und eine neuer- sion zu verringern. Hinsichtlich seiner liche Oxidation verhindert werden, indem speziellen Eigenschaften liegt dieses das Kabel mit technischer Vaseline einge- Material meist zwischen Kupfer und Alufettet wird. Aluminium ist gemäß der elek- minium, sodass die Klemmen auch für trochemischen Spannungsreihe ein rela- Kupferleiter verwendet werden können. tiv unedles Metall und erfordert, dass Die Klemmflächen sind zusätzlich oft mit beim Entfernen der Oxidschicht keine Rippen versetzt, die eventuelle Reste der Rückstände vom Werkzeug am Kabel blei- Oxidschicht am Kabel besser durchdrinben, die durch elektrochemische Kor- gen können und so eine sichere Kontakrosion wiederum die Übergangswider- tierung gewährleisten. So können zum stände erhöhen. In der Praxis wird die Beispiel alle Sicherungslasttrennschalter Oxidschicht daher mit einem handels- 3NP1 von Siemens ab der Baugröße NH00 miniumkabel im Vergleich zu einem üblichen Elektromesser abgeschabt. mit Prismenklemmen ausgerüstet und in Außerdem neigt Aluminium im Ver- die Geräte ab Baugröße NH1 sogar PrisKupferkabel bei gleicher Stromtragfähigkeit deutlich steifer. In Applikatio- gleich zu Kupfer im geklemmten Zustand menklemmen in doppelter Ausführung nen, in denen eine flexible Kabelanbin- deutlich stärker zum Fließen. Daurch montiert werden. Letztere erlauben es dung gefragt ist, bleibt Kupfer daher kann sich die Klemmstelle lockern und dann sogar, zwei Leiter in einer Klemme nach wie vor die erste Wahl. die Übergangswiderstände steigen. Die anzuschließen. Das Nachrüsten einer Beim Biegen um enge Radien können Klemmstelle muss daher vor Inbetrieb- Prismenklemme erfolgt durch einfaches sich in Aluminium Mikrorisse bilden. nahme der Anlage und nach 100 bis 200 Festschrauben an der Kontaktlasche des Flachanschlusses. Anlagenvibrationen während des Betriebsstunden nachgezogen werden. Betriebs können dazu führen, dass die Leitung nach längerer Betriebszeit unter Anforderungen an die Klemme Fazit für die Materialauswahl Umständen komplett reißt. Die Folge wäre im schlimmsten Fall ein durch Die Klemme muss vom Hersteller für Aluminium ist als Material für Leitungen einen seriellen Lichtbogen verursachter Aluminiumleiter freigegeben sein. Her- zwar deutlich günstiger als Kupfer. Doch Anlagenbrand. Doch auch wenn all dies kömmliche Klemmen für den Anschluss ist seine Verarbeitung aufwendiger und für eine Applikation keine gravierenden von Kupferleitern haben meist eine es entstehen Mehrkosten für die notwendigen Spezialklemmen. Bei Verteilungen mit kleineren Kabelquerschnitten ist Kupfer unterm Strich meist die kostenAluminiumkabel erforgünstigere Alternative. In der NiederRahmenklemme Prismenklemme dern zum Geräteanschluss spannungs-Energieverteilung mit größebesondere Klemmen: Eine Prismenklemme ren Querschnitten bietet Aluminium Klemmen umschließt das Kabel aber Einsparpotenziale. Werden die pasoffen wesentlich dichter als senden Klemmen ausgewählt und die eine Rahmenklemme und Leitungen fachgerecht verarbeitet, ist es lässt im geschlossenen Zustand wenig freien + auch eine sichere Alternative. +www.siemens.de/lowvoltage KONTAKT: [email protected] E-Installation | 02-2012 13