GENERATION ONLINE: ICH LIKE, ALSO BIN ICH?! MEDIENSOZIALISATION IN VIREALEN SOZIALRÄUMEN Seminararbeit von: Franziska Sutter Heimatstrasse 8a 9008 St.Gallen FS 12 an der: FHS St. Gallen Hochschule für Angewandte Wissenschaften Fachbereich Soziale Arbeit Studienrichtung Sozialpädagogik begleitet durch: Dr. Rudi Maier Dozent Fachbereich Soziale Arbeit Für den vorliegenden Inhalt ist ausschliesslich die Autorin verantwortlich. St. Gallen, 8. Oktober 2014 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis .............................................................................................................. 1 Abstract ............................................................................................................................. 2 Einleitung ........................................................................................................................... 6 1 Sozialisation in der Jugendphase .................................................................................. 9 1.1 Ein Überblick .......................................................................................................... 9 1.2 Die Bedeutung von Peers und Identität im Jugendalter ........................................ 14 1.3 Mediensozialisation .............................................................................................. 16 2 Virealer Sozialraum: Virtueller und realer Raum im Vergleich...................................... 21 2.1 Definition Sozialraum............................................................................................ 21 2.2 Definitionsversuch: Virtueller Raum als virealer Sozialraum ................................. 24 3 Social Network Plattformen ......................................................................................... 27 3.1 Definition und möglicher Zweck von Online Social Network .................................. 28 3.2 Social Network Plattformen am Beispiel von Facebook ........................................ 31 4 Soziologisch relevante Zugänge .................................................................................. 36 4.1 Umgangsweisen Jugendlicher im virealen Raum ................................................. 37 4.1.1 Zwischen virtueller und realer Identität ........................................................ 38 4.1.2 Mögliche Wirkung auf reale Identität ........................................................... 39 4.2 Selfies: Bildhafte Selbstdarstellung im virtuellen Raum ........................................ 40 4.2.1 Definition .................................................................................................... 40 4.2.2 Mögliche Bedeutung von Selfies und genderspezifische Hinweise ............. 42 4.3 Die Bedeutung von Freundschaft im virealen Raum ............................................. 44 5 Mögliche Rückschlüsse für den Bereich der offenen Jugendarbeit .............................. 49 5.1 Offene Jugendarbeit in der Schweiz ..................................................................... 49 5.2 Rückschlüsse und mögliche zukünftige Veränderungen ....................................... 50 5.3 Herausforderungen............................................................................................... 53 6 Fachliches Fazit .......................................................................................................... 55 7 Danksagung ................................................................................................................ 58 8 Literatur- und Quellenverzeichnis ................................................................................ 59 9 Abbildungsverzeichnis ................................................................................................. 61 10 Erklärung zur selbstständigen Abfassung der Bachelorarbeit ...................................... 62 Franziska Sutter Seite 1 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Abstract Titel: Generation Online: Ich like, also bin ich?! Mediensozialisation in virealen Sozialräumen Kurzzusammenfassung: Die Arbeit beschreibt die Sozialisationsrelevanz von Social Network Plattformen in virealen Sozialräumen für Jugendliche und die entsprechenden Rückschlüsse in der offenen Jugendarbeit. Autor: Franziska Sutter Referent/-in: Dr. Rudi Maier Publikationsformat: BATH MATH Semesterarbeit Forschungsbericht Anderes Veröffentlichung (Jahr): 2014 Sprache: Deutsch Zitation: Sutter, Franziska. (2014). Generation Online: Ich like also bin ich?! Mediensozialisation in virealen Sozialräumen Unveröffentlichte Bachelorarbeit, FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit. Schlagwörter (Tags): Social Network, Social Media, Neue Medien, vireal, Sozialraum, Sozialisation Jugendlicher, Mediensozialisation, offene Jugendarbeit Ausgangslage: Generation online Computer, Tablets, Smartphones, Facebook und Co - die Vielfalt an neuen Medien ist gigantisch. Durch den rasanten Medienwandel entstehen ständig neue, fortschrittlichere Produkte und das maximale Niveau scheint längst nicht erreicht. Franziska Sutter Seite 2 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Vom Web 1.0 zu 2.0 und seit kurzem ist bereits die Rede vom Web 3.0. Gerade das breit diskutierte Schlagwort „Web 2.0“ bezieht sich auf Social Networking Plattformen, Blogs oder auch virtuelle Welten. Web 2.0 scheint für interaktiv, vernetzt und international/global zu stehen, was zahlreichen Beiträgen in Zeitschriften und Veröffentlichungen zu entnehmen ist. Die Jugend von heute, die „Digital Natives“ (Palfrey & Gasser, 2008, S.409), wächst in diesem digitalisierten Umfeld auf. Virtuelle Räume, wie Social Media, scheinen dabei ein wichtiger Bestandteil zu sein. Die JAMES Studie 2012 (Jugend, Aktivitäten, Medien Erhebung Schweiz) belegt, dass sich Jugendliche immer mehr in virtuellen Räumen aufhalten. 92% der Jugendlichen in der Schweiz besitzen ein Handy und einen Computer. Diese nutzen sie täglich. Die Tendenz geht kontinuierlich in die Richtung, Freunde in virtuellen Sozialräumen zu treffen (vgl. Willemsel, Waller und Süss 2013). Die aktuelle Jugend scheint permanent online zu sein. Ziele dieser Arbeit In dieser Arbeit wird die Sozialisationsrelevanz von Social Network Plattformen am Beispiel von Facebook erarbeitet. Es wird davon ausgegangen, dass virtuelle Medien eine Wirkung auf Jugendliche und deren Sozialisation haben und umgekehrt. Besteht dabei ein Zusammenhang zwischen virtuellem und realem Raum, in dem sich Jugendliche aufhalten? Wie lässt sich dabei virtuell und real differenzieren oder ist eine Differenzierung gar überflüssig? Dabei wird vom Verständnis ausgegangen, dass Social Network als Sozialraum, beziehungsweise als virealer Sozialraum fungiert. So versucht diese Arbeit auf die Aneignungsweise, aus der Perspektive Jugendlicher, von Social Network Plattformen ihrer Präsentation und Interaktion in Online Netzwerken zu zielen. Dieser Ansatz der Aneignung findet zum Beispiel bei Ulrich Deinet in der Fachliteratur im Bereich der Jugendarbeit Verwendung. Die offene Jugendarbeit wird thematisiert, weil diese auf Freiwilligkeit basiert und es daher einem attraktiven Angebot für Jugendliche bedarf. Dahingehend sollen sich Rückschlüsse und mögliche Herausforderungen ergeben. Daraus ergibt sich folgende zentrale Fragestellung: Welche Sozialisationsrelevanz hat die Nutzung von Social Network Plattformen am Beispiel von Facebook im virealen Raum, für Jugendliche (in der Schweiz) zwischen 14 bis 18 Jahren und welche Rückschlüsse ergeben sich daraus für die offene Jugendarbeit? Franziska Sutter Seite 3 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Das Vorgehen im Überblick und der Aufbau dieser Arbeit Basierend auf der zentralen Fragestellung thematisiert das erste Kapitel die Sozialisation in der Jugendphase mit anschliessendem Fokus auf Mediensozialisation. Im zweiten Kapitel wird, aufbauend auf das erste Kapitel, Bezug auf den virealen Sozialraum genommen. Es wird versucht herauszuarbeiten, wie virtuelle Räume auf reale Räume wirken, beziehungsweise in welcher Relation virtuelle und reale Räume zueinander stehen. Das dritte Kapitel umfasst Definitionen zum Thema Social Network. Facebook wird hervorgehoben, weil diese Plattform in der Schweiz am meisten von Jugendlichen genutzt wird. Dabei interessiert, was Jugendliche zur Facebook-Nutzung bewegt. Selfies und die Bedeutung von Freundschaft werden im 4. Kapitel als gewählte relevante sozialisatorische Zugänge behandelt. Über Chancen und Risiken im World Wide Web bestehen bereits einige wissenschaftliche Arbeiten. Daher sind die Themen Cyberbullying, Sexting, Internetsucht bekannt und werden in dieser Arbeit nicht weiter thematisiert. Selfie und die Bedeutung von Freundschaft scheinen ebenfalls relevant und finden entsprechend ihren Platz in dieser Arbeit. Abschliessend werden im 5. Kapitel Rückschlüsse und mögliche Herausforderungen für Professionelle in der Jugendarbeit thematisiert. Im Bereich der Jugendarbeit treffen unterschiedliche Generationen aufeinander. Was könnten dabei zukünftige Herausforderungen sein? Wie wirken solche Veränderungen auf die Jugendarbeit? Welches sind mögliche Ausrichtungen? Erkenntnisse Mit Social Media Plattformen oder dem Smartphone als „Alleskönner“ verändern sich Alltags- beziehungsweise Sozialräume Jugendlicher, was eng mit deren Sozialisation verbunden ist. Denn Jugendliche nutzen beispielsweise Facebook zur Bewältigung ihrer eigenen Entwicklung und Identitätsbildung. Zudem sind Neue Medien ein zentrales Element unserer Gesellschaft und können daher als eigenständige Sozialisationsinstanz gesehen werden. Social Network hat daher eine zentrale Sozialisationsrelevanz in der Jugendphase. Reale und virtuelle Sozialräume verschmelzen zunehmend. Diese stehen in reziproker Beziehung zueinander. Somit kann von virealen Sozialräumen oder von einer Hybridisierung gesprochen werden. Franziska Sutter Seite 4 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Trotz der aktuellen Relevanz des Themas liegt der literarische Fokus eher im Bereich Prävention oder Gefahren. Der Mehrwert und das eigentliche subjektive Medienhandeln von Jugendlichen scheinen noch wenig erforscht, was für den Bereich der Sozialen Arbeit jedoch als relevant gesehen wird. Das Angebot der offenen Jugendarbeit ist für Jugendliche auf freiwilliger Basis zugänglich. In Folge dessen ist ein attraktives Angebot nach den aktuellen Interessen Jugendlicher zentral - ohne Jugend keine Jugendarbeit. Fachkräfte der Sozialen Arbeit gehören grösstenteils zu den „Digital Immigrants“ (Palfrey & Gasser, 2008, S.409). Im Bereich der offenen Jugendarbeit treffen so stets zwei unterschiedliche Generationen aufeinander. Durch die Digitalisierung und den schnellen technologischen Wandel ergeben sich dadurch neue Herausforderungen. Gesellschaftliche Veränderungen müssen beobachtet und in der Arbeit mitgedacht werden. Denn „Nichts ist so beständig, wie der Wandel“ (Heraklit). Literaturquellen (Auswahl) Deinet, Ulrich. (2013). Innovative offene Jugendarbeit. Opladen, Berlin: Budrich Hurrelmann, Klaus & Quenzel, Gudrun. (2013). Lebensphase Jugend. Eine Einführung in die sozialwissenschaftliche Jugendforschung (12. Auflage). Weinheim und Basel: Beltz Juventa Löw, Martina. (2001). Raumsoziologie. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag. Palfrey, John & Gasser, Urs. (2008). Generation Internet. Die Digital Natives: Wie sie leben, Was sie denken, Wie sie arbeiten. München: Carl Hanser Verlag. Süss, Daniel. (2004). Mediensozialisation von Heranwachsenden. DimensionenKonstanten-Wandel (1. Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften Unger, Alexander. (2010). Virtuelle Räume und die Hybridisierung der Alltagswelt. In Grell Petra, Marotzki ,Winfried & Schelhowe, Heidi (Hrsg.), Neue digitale Kultur- und Bildungsräume. Wiesbaden: VS Verlag. Franziska Sutter Seite 5 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Einleitung Das Thema Medien und Jugend ist in den Tagesaktualitäten, im Radio, in Zeitungsartikeln oder Fachdiskursen mit Lehrkräften, Fachpersonen der Sozialen Arbeit, der Politik etc. allgegenwärtig. Oftmals scheint es so, als ob das Thema neu wäre. Medium bedeutet Kommunikationsmittel, was schlussendlich auch ein Buch sein kann. Generationsunterschiede bestehen seit Jahren, was sich verändert hat sind die von Jugendlichen genutzten Medien. Aktuell sind es Neue Medien. Diese Arbeit bezieht sich in Folge dessen auf neue digitale Medien. Bei der aktuellen Jugend scheint sich nämlich alles ums Internet, Facebook, WhatsApp, Instagram und Co zu drehen. Die Zeit, als in der Schule noch mühsam in Lexika geblättert wurde, scheint überholt. Die Vielfalt an neuen Medien ist gigantisch. Kabelloses Internet bietet beispielsweise die Möglichkeit, überall und zu jeder Zeit online zu sein. Permanent online und vernetzt? Durch diese Auswahl ergibt sich ein breites Spektrum an Handlungsmöglichkeiten - eine Art virtueller Jungle - in dem sich Jugendliche scheinbar grenzenlos austoben können. Neue Medien und damit auch das riesige bestehende Angebot stehen in kontinuierlichem Wandel, wodurch man sich schnell im virtuellen Jungle verirren kann, beziehungsweise den Anschluss verliert. Kabelloses Internet als Beispiel bietet die Möglichkeit, überall und zu jeder Zeit online zu sein. 1999 bringt Apple ein iBook auf den Markt, was dazu führt, dass sich die Verwendung von WLAN (kabelloses Internet) schlagartig verbreitet. Von Jahr zu Jahr werden Prozessoren beschleunigt und aufgerüstet, um sich von überall und zu jeder Zeit mit Freundinnen und Freunden oder anderen Geräten verbinden zu können. Die Zeit der Handys mit Tasten in unhandlich grosser Ausführung scheint längst überholt. Der aktuelle Trend liegt bei Touchscreens im möglichst schmalen Design. Dahingehend stellt sich die Frage, ob die aktuelle Jugend permanent online und vernetzt ist? Hierzu ein Beispiel: Seit Studienbeginn an der Fachhochschule St.Gallen, sitzen mittwochs zwei Jugendliche im Bus. Beide starren versunken auf ihr Smartphone. Mit den Kopfhörern in den Ohren scheint sie das Schreien eines Kindes nicht zu stören. Drei Stationen später steigt ein weiterer Jugendlicher hinzu - es wird kurz abgeklatscht mit einem: „hey altä, wiä laufts“. Nun sitzen da drei Jugendliche und starren in ein viereckiges Ding mit abgerundeten Kanten. Ab und an lacht einer vor sich hin oder sagt mal: „he, bisch nöd ganz putzt…boah do gsesch voll bsoffe us,…“ und dann beginnt wieder ein monotones Starren. Seit zweieinhalb Jahren wiederholt sich dieses Bild jeden Mittwoch mit eher kargen Wortfetzen und dafür innig starrem Blick. Franziska Sutter Seite 6 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Nun zur Auflösung: Diese Jugendlichen schreiben sich gegenseitig per WhatsApp im Gruppenchat und schauen sich gleichzeitig aktuelle Bilder auf der Facebook Seite an. Dies sei eben Trendy/Funny, „isch halt so - jede het es Smartphone - wo lebsch denn du!“ Wenn man sich in der Schweizer Gesellschaft umschaut, scheint dieses Bild einerseits befremdlich, da eine Beziehung ohne Face to Face Kommunikation schwer vorzustellen ist, aber dennoch vertraut. Ein Klick und ein Freund oder eine Freundin mehr. Dadurch wird der Umgang mit neuen Medien zum „Kinderspiel“, denn für Jugendliche ist es Teil des Alltags. Jugendliche bewegen sich virtuell auf Social Media. Die Wirkung scheint jedoch auch real zu sein. Jugendliche interagieren in Social Media Plattformen. Beziehungen werden gepflegt, es wird kommuniziert. Die Grenzen von virtuell und real scheinen in sich überzugehen. Social Media hat sich längst in unserer Gesellschaft verankert. Facebook Profile boomen zurzeit sogar im Pensionsalter. Daher stellt sich die Frage: Wie wird Facebook genutzt, wie gehen Jugendliche mit diesem Medium um? Das Echo in Nachrichten, Reportagen, etc. ist gerade bezüglich Jugend und neue Medien eher negativ. Öffentliche Facebook Partys? Smartphone, mein bester Freund? Sexting, unvorteilhafte Selfies, Cyberbullying, Internetsucht oder Online-Freundschaften sammeln wie Panini Bilder? Zugegeben ist dies zugespitzt und entspricht ganz klar nicht der persönlichen, wie auch fachlichen Einstellung, weshalb im weiteren Verlauf dieser Arbeit auch kein Bezug darauf genommen wird. Das Interesse dieser Arbeit liegt darin, wie Jugendliche Social Media Plattformen nutzen und was das für die Sozialisation Jugendlicher bedeutet. Im ersten Kapitel wird daher Bezug auf die Sozialisation Jugendlicher genommen. Das Kapitel 1.3 verweist spezifisch auf Mediensozialisation, weil sich diese Arbeit mit neuen Medien in Form von Social Network Plattformen befasst. Das zweite Kapitel umfasst die Thematik des Sozialraums. Da davon ausgegangen wird, dass Sozialisation in Sozialräumen stattfindet, wird das Thema Sozialraum ebenfalls als wichtig erachtet, gerade in Bezug auf die Relation von virtuell und real. Aufbauend auf die ersten beiden Kapitel werden im dritten Kapitel Social Network Plattformen vorgestellt. Enthalten sind Definitionen zum Thema Social Network. Als Beispiel dient dazu Facebook, weil diese Plattformen in der Schweiz oft von Jugendlichen genutzt wird. Im Weiteren wird versucht zu konkretisieren, was Jugendliche bewegt, Facebook zu nutzen. Franziska Sutter Seite 7 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Selfies und die Bedeutung von Freundschaft werden im 4. Kapitel als gewählte relevante sozialisatorische Zugänge behandelt. Über Chancen und Risiken im World Wide Web bestehen bereits einige Arbeiten. Themen wie Cyberbullying, Sexting, Internetsucht sind bereits bekannt. Selfie und die Bedeutung von Freundschaft scheinen ebenfalls relevant und finden daher ihren Platz in dieser Arbeit. Abschliessend werden im 5. Kapitel Rückschlüsse und mögliche Herausforderungen für Professionelle in der Jugendarbeit thematisiert. Das Feld der offenen Jugendarbeit interessiert, weil in diesem Bereich bereits eine zweijährige Praxiserfahrung vorhanden ist und diese daher als Eigenleistung aus fachlicher Perspektive miteingebracht werden kann. Zudem treffen stets zwei unterschiedliche Generationen aufeinander, was bereits eine Herausforderung darstellt. Was könnten dabei zukünftige Herausforderungen sein? Wie wirken solche Veränderungen auf die Jugendarbeit? Welches sind mögliche Ausrichtungen? Basierend auf den vorhergehenden Ausführungen ergibt sich folgende zentrale Fragestellung: Welche Sozialisationsrelevanz hat die Nutzung von Social Network Plattformen am Beispiel von Facebook im virealen Raum, für Jugendliche (in der Schweiz) zwischen 14 bis 18 Jahren und welche Rückschlüsse ergeben sich daraus für die offene Jugendarbeit? Franziska Sutter Seite 8 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit 1 Sozialisation in der Jugendphase In dieser Arbeit steht die pubertäre Phase, welche je nach Theorie im Alter zwischen 14 bis 17 Jahren stattfindet, im Vordergrund. Die Jugendphase jedoch hat sich stark ausgeweitet. Einerseits beginnt diese früher und andererseits verlängert sie sich. Heutzutage findet nach der obligatorischen Schulbildung eine weitere Bildungsphase statt. Durch ein Studium oder andere weiterführende Schulen ist daher die finanzielle Abhängigkeit verlängert. Im Weiteren bleibt es oft nicht bei einer Ausbildung fürs Leben. Meist finden sich in Lebensläufen mehrere Ausbildungshintergründe wieder, auch entstrukturierter Lebenslauf oder Bastelbiographie genannt. Die Jugendphase wird im folgenden Kapitel, basierend auf unterschiedlichen sozialisatorischen Zugängen, erläutert. Ob psychologisch, sozialökologisch, soziologisch orientiert, radikalkonstruktivistisch, Konzepte zur Selbstsozialisation - die Vielfalt an Sozialisationstheorien und deren Zugänge ist enorm. Unterschiedliche Zugänge sind wie Brillen. Sie zeigen, schärfen eine mögliche Perspektive. Im Folgenden wird zuerst ein kleiner Überblick gegeben und anschliessend auf die Theorie von Hurrelmann verwiesen, da diese auf unterschiedlichen Zugängen basiert, was für diese Arbeit passend scheint. Zudem war Klaus Hurrelmann im Leitungsteam der Shell Studie 2010, welche unter anderem relevante Studien zum Thema Jugend und neue Medien beinhaltet. Bei den anschliessenden klassischen Theorien handelt es sich dabei um die bis heute einflussreichen Basistheorien aus Psychologie und Soziologie, die für die Sozialisationstheorie eine zentrale und wichtige Rolle spielen. (vgl. Hurrelmann, 2006, S. 13) 1.1 Ein Überblick Émile Durkheim, (1858 - 1917) ein französischer Soziologe und Ethnologe, hat den Begriff der Sozialisation bis in die 1970er-Jahre stark geprägt. Er verstand Sozialisation als „Vergesellschaftung der menschlichen Natur, sozusagen als sozialen Vereinnahmungsprozess der Persönlichkeit“ (Hurrelmann, 2006, S.12). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stand Durkheims soziologisches Konzept für einen Aufbruch in die Richtung der Persönlichkeits- und Erziehungstheorien. Damit gab er wichtige Impulse für die interdisziplinäre Forschung (vgl. Hurrelmann, 2006). Die folgenden neueren soziologischen Theorien bauen auf denen von Durkheim auf und haben sich in der Vergangenheit stets weiterentwickelt. Franziska Sutter Seite 9 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Aus heutiger Sicht scheint diese Definition jedoch überholt. In einer modernisierten Gesellschaft geht es nicht ausschliesslich darum, wie die Welt (Rahmenbedingungen, Werte, Normen, etc. einer Gesellschaft) zum Individuum kommt. Vielmehr scheint sich die Frage zu stellen, wie Jugendliche auf eine Gesellschaft wirken und umgekehrt. Denn durch die Individualisierung haben beispielsweise Bastelbiographien und entstrukturierte Lebensläufe einen direkten Einfluss auf eine Gesellschaft. Heutzutage scheint daher ein interaktives, beziehungsweise dynamisches Verständnis von Sozialisation passender. Das integrierende Konzept der Sozialisation beziehungsweise die interdisziplinär ausgerichtete Sozialisationstheorie von Hurrelmann beinhaltet daher psychologische Theorien und soziologische Ansätze. Im Folgenden werden die unterschiedlichen Ansätze, welche Hurrelmann (2013) verwendet, kurz vorgestellt. Alle Erläuterungen zu den Ansätzen basieren auf sinngemässen Zitaten, Hurrelmann (2013) oder sind mit entsprechendem Verweis gekennzeichnet. Hier ist hinzuzufügen, dass diese nur als Überblick dienen und nicht vollumfassend beschrieben werden. Soziologische Ansätze Soziologische Theorien verweisen auf gesellschaftliche und ökonomische Einflüsse auf die Persönlichkeitsentwicklung. Die Umwelt wird Ausgangspunkt für das Verhalten Jugendlicher. Annahme: Entwicklungsimpulse kommen auch von ausserhalb des Organismus. Die Entwicklung der Persönlichkeit wird gefördert durch die Anpassung an gesellschaftliche Normen und Strukturen. Symbolischer Interaktionismus (Mead): Menschen verarbeiten und gestalten ihre Umwelt kreativ und produktiv. Der Mensch als Individuum wird zum Konstrukteur seiner eigenen Entwicklung. Bewusstseins- und Handlungsstrukturen bilden sich aus den wechselseitigen Beziehungen der Menschen untereinander. Soziale, kulturelle und natürliche Bedingungen beeinflussen die menschliche Entwicklung, sind aber nicht bestimmend. Durch soziale Interaktion werden das Selbstbild, das Bild von anderen und die rollenbezogenen Verhaltensweisen dynamisch angepasst. Dadurch ermöglicht sich eine Beeinflussung der Umwelt. Jugendliche wirken beispielsweise gegenseitig in Peers (Gleichaltrigengruppen) oder im Social Network, in dem sie beispielsweise Bilder ins Netz stellen. Konzept der Handlungskompetenz (Habermas): Jugendliche haben die Fähigkeit zur Kommunikation. Über einen Diskurs ermöglicht sich die Subjektwerdung und dadurch die Beherrschung der Regeln für vernünftiges Handeln, zur Verständigung oder um Argumentieren zu können. Franziska Sutter Seite 10 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Konzept der Individualisierung (Beck): In dieser Theorie wird der Abbau von traditionellen Rollenvorschriften fokussiert. Die persönliche Biographie wird herausgelöst aus Herkunft, Geschlecht, Region, Nationalität oder Ethnie. Jugendliche sollen sich als „Konstrukteur“ in Bezug auf seinen Lebenslauf begreifen. Psychologische Ansätze Psychologische Theorien sehen „Jugend“ als eine biologisch und psychisch reifebedingte Entwicklung. Es wird davon ausgegangen, dass Impulse für die Entwicklung vom Organismus kommen. Persönlichkeit entfaltet sich nach einem Entwicklungsplan von innen heraus. Konzept der Entwicklungsaufgaben (Havighurst): Hiermit werden die zu bearbeitenden Lernanforderungen bezeichnet. Bewältigung ist der Prozess, in dem sich Jugendliche den für sie wichtigen Anforderungen und Belastungen stellen. Der Jugendliche schätzt das Ausmass der Herausforderung ein und vergleicht dieses mit seinen angenommenen Handlungsmöglichkeiten. Die Entwicklungsaufgaben sind dynamisch miteinander verbunden. Das Konzept der Identität (Erikson): Die „Theorie der psychosozialen Entwicklung“ von Erikson beschreibt die spezifischen Entwicklungsstufen des Sozialisationsprozesses. Hiermit wird die Kontinuität und Konsistenz des Selbsterlebens im Verlauf wechselnder lebensgeschichtlicher und biographischer Umstände („persönliche Identität“) bezeichnet. Gleiches ist zentral in der Auseinandersetzung mit den Anforderungen verschiedener gesellschaftlicher Einrichtungen und Handlungsfelder („soziale Identität“). Erikson hat die Theorie der Identität als lebenslange Entwicklung entworfen. Diese Theorie wird in acht Phasen differenziert, wobei im Folgenden ausschliesslich auf die Jugendzeit eingegangen wird. Die Identität durchläuft demnach mehrere Krisenphasen, die einen gegensätzlichen Ausgang haben können („Identitätsdiffusion“ oder gefestigte Identität). Die jeweils positive Bewältigung der Krise ermöglicht die Auseinandersetzung mit der nächsten Aufgabe. Damit ist die Bewältigung der einzelnen Entwicklungsaufgaben die Voraussetzung für die Stabilisierung und Sicherung der Identität. Gerade Jugendliche erfahren im Gegensatz zu anderen Altersgruppen prägnante physische wie auch psychische Veränderungen, was eine besondere Herausforderung darstellt. Die kontinuierliche Entwicklung lässt sich auf verschiedenen Stufen nachvollziehen, wobei es sich um Aufbauprozesse handelt. Die eine Entwicklungsstufe ist die Voraussetzung für die Nächste. Ist eine Entwicklungsstufe erreicht, so ist die Veränderung dauerhaft und irreversibel. Franziska Sutter Seite 11 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Diese Grundannahme spiegelt sich in zahlreichen wissenschaftlichen Büchern zur Entwicklungspsychologie, die in Lebensaltersetappen gegliedert sind, wieder. Die Entwicklungsstufe fünf wird folgend etwas differenzierter umschrieben, da diese die Jugendzeit betrifft. Phase 5: Identität gegen Identitätsdiffusion (Jugendzeit) Jugendliche stellen sich in dieser Phase selbst in Frage und suchen nach der eigenen individuellen Identität. Das Individuum befindet sich jetzt in einer tiefgreifenden biologischen, psychosozialen und sozialen Veränderung. Jugendlichen wird bewusst, dass sie keine Kinder mehr sind, ohne dass bereits klar ist, wer sie sind oder wer sie sein werden. Aus diesem Prozess heraus stellen sie sich die Frage, „Wer bin ich eigentlich?“ Mit den neuen sozialen Rollen, die sie sich in den verschiedenen Lebensbereichen aneignen müssen (z.B. in der Schule, im Berufsalltag, als Tochter, Sohn oder als junge Frau, junger Mann in sozialen Gruppen), setzen sie sich täglich mehr oder weniger erfolgreich auseinander. Falls ihnen die positive Ausbildung der Identität nicht gelingt, spricht Erikson von einer Identitätsdiffusion. Diesen Jugendlichen misslingt die Einordnung in die reale Welt. Dadurch können sie in Gewalt, Sucht, Suizid oder in andere Formen abweichenden Verhaltens abgleiten. Diese Jugendlichen sind dann auf der Suche nach Halt, Sicherheit und Geborgenheit (vgl. Niederbacher & Zimmermann, 2011, S.29). Das Konzept der Ressourcen (Hendry & Kloep): Die Fähigkeit zur Aufgabenlösung im gesamten nachfolgenden Lebenslauf hängt bei diesem Konzept von den entsprechenden Erfahrungen im Jugendalter ab. In welchem Masse Jugendliche Lebensaufgaben lösen, richtet sich nach den Ressourcen, die ein Individuum besitzt. Es gibt personale Ressourcen (genetische Veranlagung) und soziale Ressourcen (Beziehungsnetz und Qualität der sozialen Beziehungen). Jugendliche haben eine hohe Selbstwirksamkeit, wenn sie aus subjektiver Sicht über genügend Ressourcen verfügen. Interdisziplinäre Ansätze Die interdisziplinären Ansätze bemühen sich um eine Verbindung beider Sichtweisen: Impulse für die Entwicklung werden in der wechselseitigen Anpassung von Person und Umwelt gesehen. Individuum und Umwelt stehen in einer aktiven Beziehung zueinander und beeinflussen sich gegenseitig. Entsprechend stehen interaktive, systemische und reflexive Denkmodelle für die Persönlichkeitsentwicklung im Vordergrund. Franziska Sutter Seite 12 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Folgende Beschreibung von Hurrelmann entspricht daher dem modernen geisteswissenschaftlichen Zeitgeist: „Sozialisation bezeichnet nach dieser Definition den Prozess, in dessen Verlauf sich der mit einer biologischen Ausstattung versehene menschliche Organismus zu einer sozial handlungsfähigen Persönlichkeit bildet, die sich über den Lebenslauf hinweg in Auseinandersetzung mit den Lebensbedingungen weiterentwickelt. Sozialisation ist die lebenslange Aneignung und Auseinandersetzung mit den natürlichen Anlagen, insbesondere den körperlichen und psychischen Grundmerkmalen, die für den Menschen die „innere Realität“ bilden, und der sozialen und physikalischen Umwelt, die für den Menschen die „äussere Realität“ bilden“ (Hurrelmann, 2006, S. 15-16). Hurrelmann beschreibt hier die Persönlichkeitsentwicklung als einen aktiven und durchaus produktiven Prozess, in welchem Jugendliche mit den Anforderungen des eigenen Körpers und der eigenen Psyche aktiv auseinandersetzen und versuchen, diese erfolgreich mit den Anforderungen der sozialen Umwelt in Einklang zu bringen. Im Gegensatz zu Erikson bezieht sich Hurrelmann jedoch im Hinblick auf die oben genannte Identitätsbildung nicht auf die Verarbeitung kindlicher Identifikationsmuster und deren neue Verortung in der Gegenwart, sondern auf Ergebnisse von Verarbeitung innerer Realität und deren Abstimmung mit Ergebnissen äusserer Realität. Dieses Verständnis von Sozialisation beschreibt deutlich den aktiven, produktiven Prozess, was durchaus aktuell ist. In diesem Zitat fehlt jedoch die Thematik der Interaktivität. Einerseits ist ein zentraler Aspekt in der Kindheits- und Jugendphase, sich gesellschaftlich gegebene Werte und Normen anzueignen - anderseits bieten gerade das World Wide Web die Möglichkeit, als aktiver Akteur direkt oder indirekt auf die Umwelt zu wirken. Denn wenn Jugendliche eine Party öffentlich auf Facebook posten, entsteht zwangsläufig eine Kettenreaktion. Ein weiteres Beispiel: Durch eine mögliche Polizeiaktion im „realen“ Leben auf Grund der Menschenmassen reagieren Medien, was zu negativen Schlagzeilen führt. Fachkräfte schalten sich ein, es wird diskutiert. Schlussendlich kann ein Jugendlicher oder eine Jugendliche durch eine solche Aktion erreichen, dass er/sie im Kollektiv stigmatisiert oder sanktioniert wird. Mark Zuckerberg, der Gründer von Facebook ist ein weiteres Bespiel, was das interaktive Verständnis verdeutlicht. Dem Internet ist zu entnehmen, dass Mark Zuckerberg sein Studium an der Elite-Universität Harvard mit 19 Jahren, entgegen der Norm der vorherrschenden Leistungsgesellschaft, abbricht. Er gründet mit Kommilitonen eine kleine, uniinterne Plattform, wo sich Mitstudierende im Web austauschen und Kontakte knüpfen können. Diese Plattform erhält den Namen Facebook, was zurzeit das grösste soziale Netzwerk der Welt darstellt. Franziska Sutter Seite 13 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Dahingehend wird in der neusten Auflage, Lebensphase Jugend von Hurrelmann und Quenzel (12.Auflage, 2013) das Sozialisationsverständnis weiter ausdifferenziert. Im Kapitel 5.3 wird direkt Bezug zur Sozialisationsfunktion von Medien genommen und auf ein interaktives Verständnis verwiesen: „Ein solches Verständnis von Sozialisation mit Medien insistiert also darauf, dass der Mensch von Anfang an in eine interaktive Beziehung zu seiner Umwelt tritt und im Wechselspiel zwischen Einflussnahme von aussen und subjektiver Interpretation und Eigentätigkeit seine Handlungsfähigkeit entwickelt“ (vgl. Hurrelmann & Quenzel, 2013, S.201). Dieses Verständnis stimmt mit gängiger Literatur zur Mediensozialisation überein, wie sich im späteren Verlauf dieser Arbeit zeigen wird (siehe Kapitel 1.3). 1.2 Die Bedeutung von Peers und Identität im Jugendalter Während der Jugendphase scheint eine bewusste Auseinandersetzung mit der persönlichen Identität zentral. Eine eigene Position zu finden, unter individueller Rücksichtnahme anderer Positionen, ist ein wichtiger Prozess. Es geht nun nicht mehr darum, was gut und was schlecht ist, sondern wie die persönliche Einstellung zu gewissen Dingen ist. Da die Selbstfindung der Identität kein Leichtes ist, ermöglicht hierbei eine Peergroup den Austausch mit Gleichgesinnten. Während der Jugendphase steht die Bildung und Verfestigung der Ich-Identität im Vordergrund. Dabei erfolgt eine psychische und auch soziale Ablösung von der Familie. Es wird versucht „auf eigenen Füssen zu stehen“. So verlagert sich der Schwerpunkt für Jugendliche auf freundschaftliche Beziehungen mit Peers (Gleichaltrigen). Während in der Kindheit eher die Sozialisation durch die elterliche Erziehung im Vordergrund steht, ist nun die Peergroup sozialisatorisch bedeutender. Jugendliche erhalten die Gelegenheit, sich zusätzlich zu den gegebenen familiären Strukturen eigene persönliche Kompetenzen oder Anforderungen anzueignen. Durch das Einnehmen anderer, neuer und meist abstrakter Rollen lernen Jugendliche in der Freizeit oder auch in einer Ausbildung neue Verhaltensweisen. Durch die Peers entstehen so neue Kompetenzen und Ressourcen, wie beispielsweise Teamfähigkeit, Anerkennung, Fürsorge, etc. Die selbstbestimmte Aneignung der Umwelt ohne Vorschriften von Autoritätspersonen ist ein wichtiger Schritt in Richtung des Erwachsenwerdens (vgl. Hurrelmann, 2005, S.126-136). Eine Clique oder auch Freundschaften bieten Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Gesprächsthemen frei zu wählen. In der Schule oder auch in der Familie herrscht ein gewisser Rahmen. In der Schule darf beispielsweise während des Unterrichts nicht gesprochen werden und für persönliche Themen ist meist kein Platz. In informellen Peers haben Jugendliche also ein hohes Mass an Selbstbestimmung, was wiederum zur Sozialisation beiträgt. Franziska Sutter Seite 14 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Gerade Social Network Plattformen wie Facebook oder WhatsApp bieten dabei die Möglichkeit, ungezwungen, wenn erwünscht auch anonym über Themen zu diskutieren und sich zu präsentieren. Um eine Gruppenidentität zu bilden, grenzt sich eine Gruppe durch gemeinsame Interessen und „Antisympathie“ oder bei Facebook beispielsweise durch geschlossene Gruppen gegenüber Nichtmitgliedern ab. Auf Grund dieses spezifischen Gruppencharakters entstehen meist Hierarchien. Gerade Mitglieder, die über einen längeren Zeitrum dabei sind, bilden eine Art Kerngruppe mit einer Rollenaufteilung. So lernen Jugendliche sich in einer Gruppe zu behaupten, beziehungsweise ihren „Platz“ zu finden, was für die Sozialisation in Bezug auf die spätere Arbeitswelt sehr bedeutsam ist. Informelle Peers sind wichtige, zentrale Sozialisationsinstanzen, weil diese einen sozialen Kontext beispielsweise zur Schule bieten. Hier lernen Jugendliche als Individuen ihr persönliches Selbstverständnis und das Verständnis über Werte und Normen durch Interaktion mit anderen gleichaltrigen Jugendlichen zu entwickeln, umzustrukturieren oder auch zu stabilisieren. Es bedingt daher einem „Aushandlungsprozess“ in einer Peergruppe, wodurch man neue Wertevorstellungen kennen lernt und sich selbst darin positionieren kann (vgl. Harrin, Böhm-Kaspar, Rohlf & Palentien, 2010, S.75-78). Sozialisation findet gewissermassen in Eigenregie statt, da kein direkter pädagogischer Einfluss vorhanden ist. Durch diese Eigendynamik entsteht in einer Peer meist ein spezifisches Normen-/Wertesystem, welches teilweise auch gesellschaftlich abweichen kann. Kleidung, wie weite Hosen, ein Basecap oder auch Geheimsprachen können sich ergeben. So könnte man eine Peergruppe als Lehrplattform für Autonomie, Selbstkontrolle, Identifikation mit seiner eigenen Geschlechterrolle, Werte und Normen, gesellschaftliche Integration und Persönlichkeitsentwicklung sehen. Durch ähnliche Interessen bildet sich eine gewisse Homogenität – Sinnsysteme werden vereinheitlicht. Diese „Referenz“ gibt Jugendlichen Halt, Selbstbestätigung und verhilft der persönlichen Orientierung. Jugendliche können sich frei ausprobieren und repräsentieren. So kann sich ihr Platz in der Gesellschaft weiter verankern. Hierbei stellt sich die Frage, ob eine vertiefte Beziehungsgestaltung virtuell per Facebook, Whats App, Twitter, etc. überhaupt möglich ist. Kann dabei noch von Freundschaft die Rede sein, wenn bei Jugendlichen der Durchschnitt bei ca. 400 Facebook Freunden liegt? Dieses wichtige Thema wird im Kapitel 4.3 weiter vertieft. Franziska Sutter Seite 15 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Peergroups sind eine wichtige Sozialisationsinstanz, sie bieten dabei aber auch mögliche kritische Einflüsse: • Problematische Umfelder/ Wohnviertel können zu Gewalt, Drogenkonsum etc. führen • Cybermobbing, Sexting • Eskapismus (Flucht aus dem Alltag in virtuelle Räume) • grosser Einfluss auf Jugendliche (Identität/Persönlichkeit ist noch nicht gefestigt) • Gruppenzwang - nicht mithalten können • Peergroups erschweren den Einstieg in die Erwachsenenrolle (vgl. Hurrelmann, 2005, S.157-161) Obwohl diese Einflüsse eher negativ erscheinen, kann sich eine negative Perspektive für die Sozialisation eines Jugendlichen auch positiv auswirken. Diese Jugendlichen sind gefordert, sich zu integrieren, zu reflektieren, um zu erkennen wie man seinen Platz in einer Gruppe findet. Daher hängt es davon ab, wie Jugendliche mit komplizierten Erfahrungen umgehen. Gerade virtuelle Räume, wie online Games oder auch Facebook bieten die Möglichkeit zur Flucht aus dem Alltag, auch Eskapismus genannt. Online Sucht ist daher ein aktuelles Thema und immer wieder in den Schlagzeilen. Doch welches sind die sozialisatorischen Besonderheiten der Peergroup oder Jugendfreundschaften? Was hat diese Sozialisationsinstanz, was eine Familie oder die Schule nicht bieten können? • Unterstützt bei psychischer und sozialer Ablösung von den Eltern • Hilft beim Aufbau gleichberechtigter Beziehungen • Ist nicht von Erziehungsberechtigten initiiert, kontrolliert, beeinflusst • Einüben sozialer Regeln/Werte/Normen und dabei Spannungen aushalten/lösen • Identitätsstabilisierung durch Abgrenzung zu anderen Gruppen (Wir - Gefühl/Zugehörigkeit) • Emotionale Unterstützung durch Gleichgesinnte • Gefahr: Isolation und Demütigung können negative Folgen für die soziale Entwicklung haben 1.3 Mediensozialisation Im Zeitalter der Digitalisierung werden für die aktuelle Jugend Schlagworte wie Generation online, Generation Y oder Generation Internet verwendet. Neue Medien, so beispielsweise Computer, Smartphones, Internet oder Social Network Plattformen sind bei Jugendlichen hoch im Kurs. Smartphones bieten Jugendlichen neben den herkömmlichen Kommunikationsmitteln die Möglichkeit, standortunabhängig im Internet zu surfen, vernetzt und stets auf dem Laufenden zu sein. Franziska Sutter Seite 16 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Durch die hohe Relevanz von Neuen Medien für Jugendliche verweist dieses Kapitel auf Mediensozialisation. Die JAMES Studie 2012 (Jugend, Aktivitäten, Medien - Erhebung Schweiz) belegt die in der Einleitung erwähnte Beobachtung, dass sich Jugendliche immer mehr in virtuellen Räumen aufhalten. Lediglich 3% der befragten Haushalte verfügen weder über ein Handy, Computer, Internetzugang, Fotokamera noch über einen Fernseher. 92% der Jugendlichen in der Schweiz besitzen ein Handy und einen Computer. Diese nutzen sie täglich. 23% aller Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren besassen 2010 ein eigenes Smartphone, 2012 sind es bereits 43%. Schliesslich sind Jugendliche unter der Woche rund zwei Stunden täglich online (vgl. Willemsel, Waller & Süss, 2013). Die folgende Grafik erweitert den oben erwähnten Gerätebesitz durch die mediale Freizeitaktivität. Abbildung 1 Aus dieser Grafik wird ersichtlich, dass Jugendliche am häufigsten das eigene Handy oder das Internet benutzen. Mädchen verwenden häufiger Handys oder Smartphones, wie auch das Internet. Genannte Medien werden zur Kommunikation, Austausch mit Freundinnen und Freunden oder zur Selbstdarstellung der eigenen Person verwendet. Männliche Jugendliche bevorzugen eher Online Games und oder Videospiele. Franziska Sutter Seite 17 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Das Smartphone und Internet wird daher vermehrt für Spiele und weniger zum Austausch genutzt. Daher sollte das Medium Internet als eine wichtige Sozialisationsinstanz mitgedacht werden. Denn aktuell scheint für Jugendliche und wahrscheinlich auch für den grössten Teil der Schweizer Gesellschaft der Alltag ohne Internet, Smartphone, WLAN und Co undenkbar. Mediensozialisation bezieht sich nicht nur auf neue Medien, sondern auf die Medien im Allgemeinen. Bücher, Radio, Fernseher etc. werden daher ebenfalls berücksichtigt. Daher gibt es folgend einen kurzen geschichtlichen Überblick. Die Geschichte der Medien kann in vier Phasen unterteilt werden: bis 1500 Das vorherrschende Medium ist die Sprache. Kommunikation findet physisch, verbal und oder auch nonverbal statt. Der eigene Körper dient sozusagen als Instrument des Ausdrucks. 1500 bis 1900 Print-Medien sind allmählich auf dem Vormarsch. Zu Beginn sind Bücher nur der oberen Schicht zugänglich. Durch die Druckmöglichkeiten wird die Zeitung zum Massenmedium und so auch für den „normalen“ Bürger erschwinglich. 1900 bis Erst kommt das Radio und später der Fernseher auf den Markt. Durch 2000 die Industrialisierung werden elektronische Medien hergestellt. So sind zunehmend auch Videorekorder, Computer und Fotoapparate für die breite Öffentlichkeit auf dem Markt. ab 2000 Alte Medien werden aufgerüstet, weiterentwickelt oder gar ersetzt. Vom Röhrenbildschirm zum Cristal-Liquid-Display. Vom kabelgebundenen Internet zum drahtlosen WLAN. Aus einem unhandlichen Handy sind längst Smartphones mit Touchdisplays entstanden. Dieses Zeitalter ist nun geprägt durch Interaktivität, weg vom passivem Nutzer. Durch das sogenannte Mitmachweb (Web 2.0) eröffnet sich ein breites Spektrum an Partizipationsmöglichkeiten im Netz (vgl. Süss, 2004, S.58) Franziska Sutter Seite 18 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Bezüglich dem rasanten Medienwandel in der Schweiz hat das PMZ (Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung) zwei eindrückliche Filmsequenzen erstellt: • Medienwandel in der Schweiz http://www.youtube.com/channel/UCJR0FC23VkgK2MZ9x3JApBQ • Medienwandel in der Schweiz 2014 (aktueller) http://www.mediachange.ch/news/90/ Diese sind auf YouTube frei zugänglich und selbtserklärend, wodurch auf eine weitere Vertiefung zum Thema Wandel verzichtet wird. In Literatur zur Mediensozialisation sind ebenfalls unterschiedliche sozialisatorische Zugänge dargelegt. Einige davon sind im Kapitel 1 enthalten. Nachvollziehbarer Weise liegt der Fokus auf den interaktiven Modellen. Grundlegend geht man in der Mediensozialisation nicht von einer einseitigen Wirkungsweise aus sondern von einer reziproken und daher wechselseitigen Dynamik. Im Alltag von Jugendlichen haben Medien eine wichtige Bedeutung, einerseits im aktiven Umgang mit Medien, andererseits auch bezüglich der Sozialisation und einhergehender Identitätsbildung. In jeglicher Fachliteratur, beispielsweise bei Vollbrecht, Süss etc. wird zwischen Fremdund Selbstsozialisation differenziert. Fremd- und Selbstsozialisation wird wie folgt definiert: „Mediennutzung als Selbstsozialisation bedeutet, dass die Sozialisanden die Wahl von Medien und Medieninhalten selbst steuern, über Medienzeiten und Medienorte in relativer Autonomie entscheiden und die Bedeutung der Medieninhalte im Rezeptionsprozess eigenständig konstruieren. Fremdsozialisation bedeutet hier, dass andere Personen oder Institutionen versuchen, den Medienumgang der Heranwachsenden zu lenken im Hinblick auf fremdbestimmte Sozialisationsziele“ (Süss, 2004, S.67). Diese Terminierung scheint im Vergleich zu herkömmlichen Sozialisationstheorien eher befremdlich. Gerade hinsichtlich der Interaktivität wird die Trennung von Fremd- und Selbstsozialisation als kritisch betrachtet, da normalerweise beides zugleich gegeben ist. Wer sich im Bereich der Physik etwas auskennt, ist sicherlich dem Wechselwirkungsprinzip von Isaac Newton begegnet. Dieses dritte Newtonsche Axiom folgt dem Prinzip „actio est reactio“. Etwas näher liegender am sozialen Bereich bedeutet dies: „Man kann sich nicht nicht verhalten“ (Watzlawick, Beavin & Jackson, 2007, S.51). Beide Beispiele zeigen, dass jede Handlung, Nutzung oder Aktion eine Gegenreaktion erzeugt. Franziska Sutter Seite 19 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Fremdsozialisation und Selbstsozialisation werden daher als reziprok verstanden. Von einem in Wechselbeziehung stehenden Konglomerat oder Gesamtsystem auszugehen, scheint hier passender. Daher wird im weiteren Verlauf keinen Bezug mehr auf diese Begrifflichkeiten genommen. Jugendliche können sich im Internet ziemlich frei bewegen, ohne dass Eltern oder Sozialarbeitende einen direkten Zugang zu Profilen oder Smartphones haben. Selbstverständlich werden die traditionellen Sozialisationsinstanzen nicht gänzlich von der Digitalisierung abgelöst. Es besteht eine Ergänzung und teilweise auch Überlappung. So können beispielsweise Familienmitglieder auf der Freundschaftsliste bei Facebook aufgenommen sein. Zudem sind Smartphones im realen Leben in der Familie als Sozialisationsinstanz ein aktuelles Erziehungsthema. Durch virtuelle Räume entsteht ein für Eltern, Lehrkräfte oder Sozialarbeitende oftmals schwer einsehbarer und auch schwierig kontrollierbarer Raum. Gleichzeitig können beispielsweise in einer Schule Seiten wie YouTube oder Facebook gesperrt werden. Der ganze kommerzielle Bereich mit Werbungen, Wettbewerben versucht ebenfalls Jugendliche zu „lenken“, um den Verkauf von Waren anzukurbeln. Gerade Smartphones können zu einem Komformitätsdruck führen. Denn Jugendliche orientieren sich an Gleichaltrigen. Um „in“ und „hip“ zu sein, ist heutzutage ein Smartphone nicht wegzudenken. Laut der JAMES-Studie ist das Handy bei Jugendlichen sehr weit verbreitet. 95% verfügen über ein eigenes Gerät. 97% der Mädchen haben ein Handy, wobei es bei den Jungen nur 93% sind. In den letzten zwei Jahren ist die Nutzung von Smartphones rasant angestiegen. Im Jahr 2010 waren es knappe 50% und im Jahr 2012 bereits 79% (vgl. Willemsel, Waller & Süss, 2013). Daraus ist ersichtlich, dass das multifunktionale Gerät bei Jugendlichen sehr beliebt ist. Wer hält denn heutzutage noch ein Smartphone über mehrere Jahre in Stand? Viele Geräte haben aus technischen Gründen an Langlebigkeit verloren. Abgesehen davon greift man schnell zum „Neusten vom Neusten“. In Zeitungsartikeln sind Schlagworte wie „Handy wird zur Schuldenfalle“, „Jugend lebt auf grossem Fuss“, verschwenderische oder verwöhnte Jugend etc. allgegenwärtig. In Folge dessen sollten tiefere, soziale Schichten nicht ausser Acht gelassen werden. Armut in der Schweiz ist zwar nicht vergleichbar mit der Armut in Drittweltländern, kann sich jedoch auf Partizipationsmöglichkeiten von Jugendlichen auswirken. Leider sprengt dieser Bezugspunkt den Rahmen dieser Arbeit. Trotzdem ist der Aspekt der Teilhabe und der Einfluss von finanziellen Mitteln relevant und im Bereich der Sozialen Arbeit nicht zu vernachlässigen. Franziska Sutter Seite 20 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Mediensozialisation zielt auf Medienkompetenz. Es geht darum, den Umgang mit Medien zu erlernen, zu beherrschen. Jugendliche nutzen Medien, um subjektiven oder auch kollektiven Bedürfnissen nachzugehen. „Je mehr Medienkompetenz sie erworben haben, desto effektiver können sie die Medien so nutzen, dass sie aus ihrer Sicht erwünschte Effekte erzielen und unerwünschte Effekte vermeiden“ (Süss, 2004, S.73). Zur Förderung der Medienkompetenz braucht es daher den Zugang zu entsprechenden Medien. In diesem Falle lernen Jugendliche durch die Nutzung von Social Network sich im Internet zu bewegen. Ob eine Person adäquate Medienkompetenz besitzt, liegt wohl im Auge des Betrachters. Denn bei Gesprächen mit Jugendlichen hat sich herausgestellt, dass diese sich durchaus medienkompetent fühlen. Meist wird jedoch das „Kleingedruckte“ nicht und eine Anleitung nur minimal gelesen, was aus der Perspektive der Erwachsenen wohl kritisch betrachtet würde. 2 Virealer Sozialraum: Virtueller und realer Raum im Vergleich Die Jugend von heute, die „Digital Natives“ (Palfrey & Gasser, 2008, S.409), wächst in einem digitalisierten Umfeld auf. Virtuelle Räume scheinen dabei ein wichtiger Bestandteil zu sein. Dadurch wird der Umgang mit neuen Medien zum „Kinderspiel“, denn für Jugendliche ist er Teil des Alltags. Virtueller Raum, ein Raum, der „nur“ irreal ist? Wenn beispielsweise zwei verliebte Jugendliche auf Facebook im virtuellen Raum chatten, kann sich diese Liebe nur auf den virtuellen Raum beziehen oder eben auch im realen Leben widerspiegeln. Jugendliche interagieren in diesem Raum. Beziehungen werden gepflegt, es wird kommuniziert. Menschen und Raum - ist virtueller Raum gar ein Sozialraum? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, wird im Folgenden zuerst „Sozialraum“ im Kontext der offenen Jugendarbeit definiert. Dieser Definitionsversuch soll dann als Basis und zum Vergleich mit „virtuellem Raum“ dienen. 2.1 Definition Sozialraum Für Sozialraum besteht im Bereich der Sozialen Arbeit eine Vielzahl an Definitionen. Es wird versucht, Sozialraum passend auf Jugend und die offene Jugendarbeit zu definieren. Physiker wie Isaac Newton oder Albert Einstein gingen von einem absolutistischen Raumverständnis aus. Raum fungiert als unabhängige, feste, materielle und eingrenzbare Grösse, wie zum Beispiel ein Jugendtreff. Mit diesem Raumverständnis wären Jugendliche, welche sich in einem Jugendtreff befinden, irrelevant, da der materielle Raum vordergründig ist (vgl. Kessl & Reutlinger, 2010). Franziska Sutter Seite 21 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit In Anbetracht dessen, dass in der offenen Jugendarbeit die Zielgruppe Jugendliche sind, ist ein absolutistisches Raumverständnis unpassend. Ein Jugendarbeiter, eine Jugendarbeiterin ist schliesslich kein Zimmermann, der Räume im materiellen Sinne entstehen lässt. Jugendliche halten sich zwar in materiellen Räumen auf. Zentral für die Soziale Arbeit sind jedoch Beziehungsarbeit und Kommunikation. Es wird daher Raum für soziale Aspekte beansprucht. In Bezug auf die offene Jugendarbeit ist die Perspektive des Sozialraums personenbezogen. Offene Jugendarbeit setzt sich mit Jugendlichen, Peers oder Cliquen auseinander. Nach Christian Reutlinger: „…weist der Begriff des Sozialraums auf das Phänomen hin, dass Raum immer das Ergebnis menschlichen Handelns darstellt,…“ (Kessl und Reutlinger, 2010, S.25). Sozialraum stellt daher einen durch Menschen konstruierten Raum dar. Dieser entsteht durch soziale Beziehungen oder Interaktionen. Durch das Präfix sozial wird auf gesellschaftlichen beziehungsweise humanen Handlungsraum verwiesen. Somit sind nicht nur territoriale oder materielle Orte gemeint. Soziale Prozesse können hingegen auf materiellen Raum wirken. Dieser Auffassung liegt zu Grunde, dass materieller Raum ebenfalls als Ergebnis von nichtmateriellen Prozessen gesehen wird (vgl. Kessl & Reutlinger, 2010, S.25-31). In Bezug auf Jugendliche ist ein Sozialraum daher der Raum, in dem sie leben, interagieren, sich mit Freunden treffen etc. Jugendliche bestimmen oder konstruieren ihren Sozialraum, in dem sie beispielsweise einen Parkplatz vor dem Jugendtreff zum Fussballplatz umfunktionieren oder sich auf eine Wiese setzen und gemeinsam aktuelle Themen austauschen. In der sozialraumorientierten Jugendarbeit ist die Orientierung an Jugendlichen (Subjekt) und an dessen Bedürfnissen zentral. Es geht weniger um klar begrenzte bzw. materielle Räume. Natürlich können materielle Räume oder auch die politische Ebene relevant werden. Im Fokus liegt jedoch der Sozialraum als subjektives, individuell gestaltetes Gefüge einer Lebenswelt. Denn daraus ergeben sich die Anforderungen für die offene Jugendarbeit. Nach Deinet zielt offene Jugendarbeit darauf, vorhandene Aneignungsräume zu identifizieren, zu gestalten und wo zu wenige bestehen, diese einzufordern. (vgl. Deinet & Krisch, 2002, Kapitel 2). Sozialräumliche Aneignung scheint daher zentral. Denn für Jugendliche ist es wichtig, sich Raum anzueignen, um Kompetenzen oder Wissen weiter auszubilden. Franziska Sutter Seite 22 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Sozialräume könnten daher als Erfahrungsräume, Handlungsräume oder auch Lernräume betrachtet werden. Aneignung ist ein wichtiger Faktor in Bezug auf die Sozialisation Jugendlicher und bedeutet daher: • eine eigenständige Auseinandersetzung mit der Umwelt • die individuelle Gestaltung von Räumen • die Entfaltung des Handlungsraumes z.B. durch Veränderung bestehender Situation • die Erweiterung von Kompetenzen (medial, sozial, kreativ,…) • neue Fähigkeiten zu erwerben und in neuen Situationen auszutesten (vgl. Deinet, 2013) Löw geht dabei von folgendem Raumverständnis aus: „Ich gehe…von einem Raum, der verschiedene Komponenten aufweist, aus. Das heisst, ich wende mich gegen die in der Soziologie übliche Trennung in einen sozialen und einen…Analytisch gehe ich daher von einem sozialen Raum aus, der gekennzeichnet ist durch materielle und symbolische Komponenten“ (Löw, 2001, S.15). Dieses Verständnis entspricht nicht dem weiter oben beschriebenen absolutistischen Raumdenken. Die Vorstellung von Raum hat sich unter anderem auch durch den rasanten Medienwandel verändert. Die Digitalisierung führt zwangsläufig zu virtuellen Räumen. Diese sind direkt oder indirekt mit realen Räumen „verknüpft“, beziehungsweise ergänzen diese. Heutzutage besteht, wie Massenmedien zu entnehmen ist, eine Multioptionsgesellschaft. Jugendliche können dabei aus einem riesigen Angebot wählen, wobei ebenso die Möglichkeit besteht, verschiedenste Angebote gleichzeitig zu nutzen. Man kann zum Beispiel im Kino sitzen, gleichzeitig mit Freundinnen und Freunden bei WhatsApp chatten, über Bilder auf Facebook lachen mit einer Freundin, einem Freund der gerade neben einem im Kino sitzt. Diese Vielfältigkeit wird daher in diesem Raumverständnis integriert. Es bezieht sich auf allgemeine Vorstellungen des Alltags, aber auch auf das Gefüge von materiellen oder symbolischen Räumen. Zudem besteht die Möglichkeit, dass verschiedene Räume an einem Ort gleichzeitig bestehen (vgl. Löw, 2001, S.103). Martina Löw präzisiert wie folgt: „Raum ist eine relationale (An)Ordnung sozialer Güter und Menschen (Lebewesen) an Orten“ (Löw, 2001, S.224). Franziska Sutter Seite 23 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Daraus ist ersichtlich, dass es um die Beziehung zwischen einzelnen Jugendlichen oder Peergroups geht - wo und wie sich diese aufhalten. Sozialraum ist daher nicht vorgegeben und territorial eingrenzbar, weil dieser durch Handlungen veränderbar ist. Heute der Steg am See, morgen die Wiese - alleine, mit Freunden oder einer neuen Peer. Zusätzlich variieren die Gesprächsthemen, die Stimmung (Beziehung untereinander), etc. wodurch Jugendliche den Sozialraum stets verändern. Sozialräumliche Aneignung scheint daher zentral. Denn für Jugendliche ist es wichtig, sich Raum anzueignen und zu verändern, um Kompetenzen oder Wissen weiter auszubilden. Deinet beschreibt diesen Aspekt folgendermassen: „Durch gelungene Aneignung wird das Individuum handlungsfähig … und erweitert damit seine Kompetenzen“ (Deinet & Krisch, 2002, S.35). Die individuelle Identitätsbildung ist ein wichtiger Teill der Entwicklung Jugendlicher. Grenzen auszuloten, sich von familiären Strukturen zu lösen, gehören unter anderem zu diesem Prozess. Der Begriff der Aneignung von Sozialraum ist daher passend, weil dies ein bedeutender Faktor in Bezug auf die Sozialisation Jugendlicher ist. Daraus lässt sich schliessen, dass Sozialraum ebenfalls als Sozialisationsinstanz fungiert. Sozialräume bieten Raum, um individuell Erfahrungen zu sammeln. Jugendliche können in Peers „testen“, wie ihre Handlungen auf andere wirken und ihren Bedürfnissen entsprechend anpassen. Jugendliche lernen den Umgang mit anderen, was die Sozialkompetenz fördert. Das individuelle Austesten, beziehungsweise Aneignen, findet natürlich auch im Umgang mit Erwachsenen, in der Schule, Familie, etc. statt. (vgl. Deinet, 2013, S.101) 2.2 Definitionsversuch: Virtueller Raum als virealer Sozialraum Sozialraum fördert die Aneignung von Kompetenzen. Wie ist dabei virtueller Raum zu verstehen? Ist Social Network, wie Facebook etwa ein Sozialraum? Aktuell bestehen in der Literatur im Bereich der Sozialraumorientierung wenig Bezüge zum virtuellen Raum. Bei Ulrich Deinet, Verena Ketterer oder Martina Löw lassen sich Inhalte zu diesem Thema finden. Dieses Thema wird als wichtig erachtet und daher in dieser Arbeit integriert. Zahlreiche Studien verweisen darauf, dass Freunde treffen oder Sport treiben bei Jugendlichen in den Hintergrund zu treten scheint. Die Tendenz geht immer mehr in die Richtung Freunde und Freundinnen virtuell zu treffen. Der Körper ist im virtuellen Raum nicht direkt involviert, was digitale Medien auszeichnet und neu ist. Franziska Sutter Seite 24 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Am Beispiel von Facebook wird dabei eine Person virtuell repräsentiert. Jugendliche erschaffen sich so einen immateriellen Raum. Dieser ist physisch nicht zugänglich, hat auch keinen klar einzugrenzenden Raum und ist zeitlich nicht gebunden. Raum kann beispielsweise in Form eines Profils nach Belieben angepasst werden. Jugendliche können dabei gezielt entscheiden, welche Informationen veröffentlicht werden. Ob Informationen in Form von Bildern oder Text wirklich wahr sind, weiss nur die Erstellerin oder der Ersteller des Profils. Der Kreativität sind somit keine Grenzen gesetzt. Durch Interaktionen wie Freundschaften sammeln oder Chatten agiert man im Erfahrungsraum und erhält eine Resonanz, wie das Profil auf andere wirkt. Daraus lässt sich schliessen, dass virtueller Raum real empfunden wird. Ein unvorteilhaftes Foto von Jugendlichen kann etwas zugespitzt zu Mobbing führen und zwar nicht nur im Internet, sondern auch auf dem Pausenplatz. Selbst die Entscheidungen über das was in einem Profil platziert wird ist ein realer Prozess. Im virtuellen Raum geht es wie im Sozialraum um Aneignung und Interaktion, also um Handeln. Zusätzlich ist die Nutzung sozialer Netzwerke ein wichtiger Bestandteil der Freizeitgestaltung von Jugendlichen. Sie agieren im virtuellen Raum, testen Grenzen, gestalten neu, etc. Daher ist nach Löw virtueller Raum ebenfalls ein Sozialraum (vgl. Deinet, 2013, S.83). Anstelle der Begriffe „virtueller Raum“ und „Sozialraum“ wird in wissenschaftlicher Literatur oftmals der Begriff des hybriden Raums oder Hybridisierung verwendet. Denn Reales und Virtuelles scheinen gegenseitig in sich überzufliessen, sich zu vermengen. Neue digitale Medien unterscheiden sich von den ursprünglichen Massenmedien. Alexander Unger geht davon aus „dass Neue Medien zunehmend Anwendungen anbieten, die eine neue, virtuelle Handlungssphäre eröffnen, die in vielfältiger und sehr enger Weise mit realen Handlungen und Sozialität verknüpft sind“ (Unger, 2010, S.99). Es scheint tatsächlich eine Vermischung von realen und virtuellen Räumen stattzufinden. Daher wird davon ausgegangen, dass durch das polarisierende virtuelle Medienangebot, das Verständnis, wie virtueller und realer Raum in Relation zueinander stehen, neuartig und anders ist. Daher scheint es nicht mehr dem klassischen Verständnis von Raum zu entsprechen. In Folge dessen fände eine Entgrenzung vom üblichen Verständnis von Sozialraum statt. Zudem kommt es zu einer „Hybridisierung“, wodurch mehrere Räume gleichzeitig bestehen können (vgl. Unger, 2010, S.99-101). Franziska Sutter Seite 25 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Zusätzlich wird weiter differenziert, in dem die Hybridisierung nicht als einseitiger Prozess betrachtet wird. Eine Hybridisierung von Raum kann „technologisch induziert“ sein oder auch selbstinduziert sein durch „individuelle Integrations- und Sinnstiftungsleistung“ (Unger, 2010, S.101). Obwohl die technologische Seite ebenfalls besteht, liegt der Fokus auf der Interaktivität. Die Perspektive liegt eher auf der Aneignungsform des Nutzers und verdeutlicht eine subjektive, aktive Form der Vermischung von Sozialräumen (vgl. Unger 2010, S.108-110). In aktueller Literatur zu diesem Thema werden stellvertretend für den hybriden Raum auch Begriffe wie crossmedial, vireal (siehe nächster Abschnitt) oder konvergent verwendet. Unabhängig der genannten Begrifflichkeiten geht es hierbei um die Vermischung, Verknüpfung, Relation von realen und virtuellen Räumen. Da es nicht den einen virtuellen oder realen Raum gibt, können diese Begriffe auch ausschliesslich auf realen oder virtuellen Raum hindeuten. Jugendliche haben beispielsweise die Möglichkeit, im Internet zu surfen, ein Online-Game zu spielen und gleichzeitig auf Facebook zu chatten, wodurch bereits im virtuellen Raum eine Entgrenzung beziehungsweise Vermischung stattfindet. Eine Gesellschaft ist in stetigem Wandel, wobei auch neue Medien eine Gesellschaft mitprägen. Nicht nur Jugendliche als Individuum betrifft eine Hybridisierung von Räumen sondern auch den alltäglichen Handlungsraum. Schule, Arbeitsstelle, Familie, etc. sind ebenfalls mitzudenken (vgl. Unger, 2010, S.102 -107). Die absolutistische Raumvorstellung beispielsweise wäre hierbei unangebracht, da Räume, ob virtuell oder real nicht mehr klar abzugrenzen sind. Dahingehend stellt sich die Frage, ob in Bezug auf die Medialisierung gängige Theorien zur Raumthematik noch aktuell sind. Verena Ketterer erschliesst daher den neuen Begriff des virealen Sozialraums. Bei diesem Verständnis wirken Virtuelles und Reales gegenseitig, wodurch eine klare Trennung kaum möglich ist. Es entsteht eine Verschmelzung von Virtuellem und Realem, eben „vireal“. Durch neue Medien geht es in Folge dessen nicht mehr nur um lokale Bedingungen, wie zum Beispiel einen Jugendtreff. Jugendliche halten sich ebenfalls in virtuellen Räumen auf, oftmals sogar in beiden Räumen gleichzeitig, wodurch der Begriff vireal überzeugt (vgl. Ketterer, 2013). Die JAMES Studie 2012 belegt, wie bereits im Kapitel Mediensozialisation erwähnt, dass sich Jugendliche immer mehr in virtuellen Räumen aufhalten. Denn 92% der Jugendlichen in der Schweiz besitzen ein Handy und einen Computer. Diese nutzen sie täglich. Franziska Sutter Seite 26 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Die Tendenz geht kontinuierlich in die Richtung, Freundinnen und Freunde in virtuellen Sozialräumen zu treffen. Schliesslich sind Jugendliche unter der Woche rund zwei Stunden täglich online. Am häufigsten wird dabei ganz klar Facebook genutzt. Drei Viertel besitzen ein eigenes Facebook Profil. 53% haben mehr als 300 Facebook Freunde (vgl. Willemsel, Waller & Süss, 2012). Eine neue Studie soll noch dieses Jahr erfolgen. Diese wird aufzeigen, in welcher Weise sich diese Ergebnisse von 2012 verändern. Denn zurzeit scheinen sich WhatsApp, YouTube, Snapchat, Instagram etc. ebenfalls zu etablieren. Während den Recherchen fiel auf, dass in Deutschland neuere Anwendungen wie beispielsweise Snapchat schneller von Jugendlichen genutzt werden als in der Schweiz. Doch die Gemeinsamkeit besteht darin, dass Social Network Plattformen beliebt sind, wo möglichst schnell Daten/Bilder ausgetauscht werden können und zudem einfach in der Handhabung sind. Daraus ist ersichtlich, wie stark virtueller Raum bzw. Sozialraum virtuell genutzt wird. Freunde treffen oder Sport treiben ist zweitrangig geworden. Dieser Wandel führt entsprechend zu neuen oder veränderten Sozialräumen, in denen sich Jugendliche aufhalten. 3 Social Network Plattformen In der Literatur bestehen unzählige Definitionen und Erklärungen, was aus der Perspektive von verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen (wie zum Beispiel der Psychologie, Kommunikationswissenschaft, Soziologie etc.) unter dem Begriff „soziale Netzwerke“ verstanden werden kann (vgl. Häusler, 2007, S.2). Im Bereich der Sozialen Arbeit gehört der Begriff des sozialen Netzwerkes zum Fachjargon. Denn ein soziales Netzwerk ist der Überbegriff für das Beziehungsgeflecht einer Person, einer Gruppe oder einer Organisation. Mit Social Network sind jedoch Online Netzwerke und deren Plattformen gemeint. Die meisten Begriffe rund ums Internet stammen aus dem Englischen, was durch Übersetzungen zu unterschiedlichen Definitionen führt. Diese Fülle an Definitionen erfordert zur Konkretisierung der hier zu behandelnden Thematik eine spezifische Definition, was im Internet unter dem Begriff Social Network verstanden wird. Im Folgenden wird entsprechend versucht, diesen Begriff zu konkretisieren. Anschliessend wird der mögliche Zweck von Social Network am Beispiel von Facebook erarbeitet. Franziska Sutter Seite 27 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit 3.1 Definition und möglicher Zweck von Online Social Network Die Zeit, in der das Internet passiv genutzt wurde, gehört der Vergangenheit an. Das neue Schlagwort in diesem Zusammenhang lautet Web 2.0, wobei bereits die Rede vom Web 3.0 ist. Mit dem Web 2.0 entsteht erstmals die Entwicklung vom einfachen User, Konsument (Nutzer) hin zum Producer, Produzent des World Wide Webs. Da meist eine Person als Produzent und Konsument agiert, spricht man ebenfalls vom Prosument. Die gegenwärtig beliebten Netz-Angebote, wie Facebook oder WhatsApp, zeichnen sich durch ihre interaktiv zusammengetragenen Inhalte aus. Oft wird das Web 2.0 auch mit dem synonymen Begriff des „Mitmachwebs“ bezeichnet. Es unterscheidet sich vom Web 1.0 dadurch, dass Nutzer selbst aktiv werden und Inhalte von Netzwerk-Diensten mitgestalten. Beim Web 1.0 war man aktiv entweder als Produzent oder als Nutzer. Dieses Netzwerk wurde daher einseitig genutzt im Gegensatz zum Web 2.0 (vgl. Neumann-Braun & Autenrieth, 2011, S.9-11). Ein wichtiger Teilbereich des Webs 2.0 wird mit dem Begriff „Social Web“ bezeichnet. Es kennzeichnet sich durch die sozialen Strukturen der User (Nutzer) aus. Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Interaktion zwischen Usern über das virtuelle Netz im digitalen Raum. Gegenstand des Social Webs sind somit webbasierte Anwendungen. Das primäre Ziel ist nicht der reine sachliche Datenaustausch, sondern die Unterstützung für Menschen, um zwischenmenschliche Interaktionen herzustellen. Dienste des Social Webs sind personalisiert, das heisst der User oder die Userin bewegt sich nicht anonym im Netz. Dabei geht es um Interaktionen untereinander. Nutzerinnen und Nutzer sind in Gruppen integriert. Personen, Beziehungen, Inhalte und Bewertungen sollen sichtbar gemacht werden. Grundlage ist die Idee der Selbstorganisation ohne formal vorgegebene Verhaltensregeln oder Datenstrukturen. Der Fokus des Social Webs liegt auf Verknüpfungen und daraus entstehenden Netzwerken und weniger auf einzelnen Inhalten. Ziel ist es, Verbindungen zu schaffen und die Informationen in Beziehung zueinander zu setzen, um so den Gehalt der Information grösstmöglich zu steigern. Darunter verstehen sich Social Network Sites (Netzwerkplattformen) wie Facebook, Twitter oder WhatsApp als Anwendung. Diese Plattformen dienen dem Aufbau und der Erhaltung von Beziehungsnetzwerken (vgl. Ebersbach, Glaser & Heigl, 2011, S. 27-36). Franziska Sutter Seite 28 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Daraus ergeben sich folgende Merkmale für Social Network Plattformen: • erfordert eine Registrierung • Profilseiten enthalten Interessen und Tätigkeiten • es wird vernetzt - Aufbau und Erhalt eines Beziehungsnetzwerkes • Darstellung von Beziehungen zu anderen Menschen • entfernte Bekannschaften werden ersichtlich, sind nachzuvollziehen (Durch Freundschaftslisten und der Anzeige gemeinsamer Freunde) • Bezug zu realen sozialen Beziehungen (vgl. Ebersbach, Glaser, & Heigl, 2011, S.96) Aus eigener Nutzung und dem Austesten von Social-Networks (Facebook, WhatsApp, Google+, Instagram etc.) im Rahmen der Erarbeitung der Bachelorarbeit haben sich vier Merkmale herauskristallisiert: 1) Um auf Social Network Plattformen aktiv zu werden, bedarf es einer Registrierung. 2) Nach der Registrierung erfolgt das anschliessende Erstellen eines Profils. Grundsätzlich wird so viel preisgegeben, wie individuell passend erscheint. Schlussendlich ist das Profil ein Abbild davon, wie man sich im virtuellen Raum der Öffentlichkeit und damit anderen Usern präsentiert. Ein Profil beinhaltet meist: • ein oder mehrere Profilbilder • Angaben zur Person (Wohnort, Geburtsdatum,…) • Informationen zum Ausbildungsstatus • eine persönliche Beschreibung der Person • Angaben zu persönlichen Interessen • Möglichkeit verschiedene Fotos hochzuladen, zu posten, zu teilen • Freundschaftsanfragen und oder die Möglichkeit der Gruppenbildung (Gruppen können von Usern nach Belieben erstellt werden.) • Beiträge kommentieren - liken (gefällt mir) 3) Es können unterschiedliche Kommunikationswege genutzt werden. Bei Facebook können beispielsweise Nachrichten privat versendet werden. Zudem besteht die Möglichkeit, andere Profile und Kommentare auf einer Pinnwand direkt zu kommentieren. Beiträge werden mit einem gefällt mir markiert. Im Weiteren kann direkt mit anderen Personen, welche online sind gechattet werden. Franziska Sutter Seite 29 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit 4) Ohne Freundschaften geht nichts?! Der zentrale Faktor, das was Social Network ausmacht, sind „Freunde“ (Freundinnen und Freunde). Ein Klick und man ist um eine Freundschaftsanfrage reicher. Nimmt die Empfängerin oder der Empfänger eine Freundschaftsanfrage an, speichert sich das Profilbild direkt in der eigenen Freundesliste. 5) Social Networks bieten eine Auswahl an Sicherheits- und Profileinstellungen. Teilweise können einzelne Bilder gezielt nur für bestimmte Freundinnen, Freunde veröffentlicht werden. Freundschaften werden bei Bedarf gesperrt oder das Profil kann optisch umgestaltet werden etc. Die eigenständige Auseinandersetzung mit noch unbekannten Plattformen (Instagram, Google+, etc.) zeigt, dass es gerade bezüglich Profileinstellungen und Sicherheit einer tieferen, längerfristigen Auseinandersetzung bedarf. Die erste Handhabung ist dagegen im Allgemeinen einfach. Ein Profil ist schnell erstellt, wenn eine Vertiefung über Sicherheitseinstellungen und Privatsphäre vernachlässigt wird. Gerade die fundierte Auseinandersetzung mit diesen beiden Themen könnte von Jugendlichen vernachlässigt werden. Zudem scheinen persönliche Profile von der Anzahl Freundschaften und von „likes“ zu leben. Je mehr Freunde in einer Freundschaftsliste bestehen, desto mehr fremde Inhalte werden zugänglich. Überraschenderweise scheinen auch Studierende während Vorlesungen genügend Kapazität für ausgiebige Chats, Bildposts oder Kommentare zu haben. Sei dies eine äusserst fachliche Diskussion über aktuell Dozierende, was am Wochenende noch anstehen könnte oder ob jemand das Mittagsmenu kennt. Daraus wird ersichtlich, dass Kommunikationsthemen kaum ausgehen und je mehr Freunde, desto abwechslungsreicher scheint zum Beispiel ein Chat. Wenn erwachsene Personen diese Netzwerke ebenfalls für banal wirkende Mitteilungen bis zum tatsächlichen Fachdiskurs nutzen, wird dies wahrscheinlich bei Jugendlichen nicht stark abweichen, was im späteren Verlauf versucht wird, herauszuarbeiten. Eine weitere mögliche Erläuterung zu Social Network findet sich bei Sascha Häusler. Diese lautet: „Als soziale Netzwerke im Internet werden jene online funktionierenden sozialen Konstrukte verstanden, die eine Erweiterung eines solchen persönlichen sozialen Netzwerkes ermöglichen, indem sie Zugang zu neuen direkten oder indirekten Beziehungen generieren. Dieser Zugang stellt sich als die Möglichkeit der tatsächlichen Kontaktaufnahme mit anderen Internetnutzern dar“ (Häusler, 2007, S.26). Franziska Sutter Seite 30 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Andere Bereiche neuer Medien, wie Wikipedia oder auch Google werden ausgeschlossen. Denn es sind eher digitale Nachschlagewerke, Suchportale. Dabei findet keine Interaktion und auch keine direkte Kontaktaufnahme mit anderen Usern statt. Dazu zählen auch E-Mail, Internet-Telefonie oder andere Kommunikationsdienste. Diese Angebote ermöglichen zwar bestehende Beziehungen zu pflegen. Das persönliche Netzwerk besteht dabei jedoch ausschliesslich aus bekannten Kontakten. Dadurch werden keine neuen oder unbekannten Kontakte generiert (vgl. Häusler, 2007, S.26). 3.2 Social Network Plattformen am Beispiel von Facebook Mark Zuckerberg, der Gründer von Facebook bricht sein Studium mit 19 Jahren ab und gründet mit Kommilitonen eine kleine, uniinterne Plattform (Facebook), wo sich Mitstudierende im Web austauschen und Kontakte knüpfen können. 2004 wird Facebook erstmals von Havard-Studenten genutzt. 2006 wird Facebook für den Rest der Bevölkerung freigegeben. Facebook findet nicht nur in den USA, sondern weltweit Anklang. Facebook hat sich so zu der wohl erfolgreichsten Plattform entwickelt. Im April 2012 wird in den meisten Massenmedien berichtet, dass Facebook Instagram aufkauft. So auch im Februar 2014: Facebook übernimmt WhatsApp, was mit dem zehnjährigen Bestehen von Facebook zusammenfällt. Es scheint, dass mögliche Konkurrenz einfach aufgekauft wird. Heutzutage, wo alles einfacher und schneller gehen soll, ist fraglich wie lange die Nutzerzahlen bei Facebook weiter steigen. Zurzeit ist Facebook noch das grösste soziale Netzwerk der Welt. Laut Statista nutzen zirka 1.3 Milliarden Menschen weltweit das soziale Netzwerk aktiv. Das „Profilbildmeer“ wird eindrücklich unter www.thefacesoffacebook.com veranschaulicht. Von allen Userinnen und Usern (Nutzende) greifen 945 Millionen weltweit mobil auf Facebook zu. In der Schweiz sind es ca. 3.44 Millionen (vgl. Statista, 2014). Franziska Sutter Seite 31 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Aktuelle Statistiken zur Facebook-Nutzung in der Schweiz zeigen zudem, dass die Nutzungszahlen bei den über 50 jährigen Personen steigen. Kinder nutzen Facebook im Vergleich wenig und bei Jugendlichen sinken die Nutzungszahlen leicht. Trotzdem ist es immer noch die meist verwendete Plattform bei Jugendlichen in der Schweiz (der folgenden Grafik zu entnehmen). Abbildung 2 Die Begründung für die zurückgehenden Nutzerzahlen ist ebenfalls in dieser Grafik veranschaulicht. Denn Jugendliche sind „Multiuser“, sie nutzen unterschiedliche Plattformen gleichzeitig. Anwendungen sollen heutzutage möglichst schnell und einfach bedienbar sein. Das Angebot an solchen Plattformen ist riesig und verbreitet sich bei Jugendlichen schnell, was durch den Jahresvergleich deutlich wird. Ebenfalls werden Unterschiede zu verwendeten Plattformen bezüglich Alter geringer (siehe Abbildung 2). Franziska Sutter Seite 32 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Wer von Facebook genug hat oder die Vorzüge einer Multiuserin, eines Multiusers nutzen möchte, hat zurzeit andere Möglichkeiten, um Beziehungen zu pflegen. Folgende Plattformen werden in der Schweiz genutzt und bieten sich als möglichen Ersatz an: • WhatsApp (www.whatsapp.com) Passende Alternative zu Facebook, wenn ausschliesslich die Chatfunktion verwendet wird. WhatsApp ermöglicht kostenfreies chatten unter anderem auch im Gruppenchat. • snapchat (www.snapchat.com) Bietet die Möglichkeit, Bilder zu verschicken, ohne einen digitalen Fingerabdruck zu hinterlassen. Gesendete Bilder zerstören sich nach ungefähr zehn Sekunden selbst. Gerade bezüglich Sexting hat diese Plattform für Negativschlagzeilen gesorgt. Freizügige Bilder können verschickt aber nicht nachverfolgt werden auf Grund des Löschvorgangs. • instagram (www.instagram.com) Fotos können direkt über das Smartphone hochgeladen werden. Auf dieser Plattform werden daher ausschliesslich Bilder mit Kurzkommentaren dargestellt. •Google + (www.google.ch) Hat aktuell vergleichsweise zu Facebook wenig Userinnen und User, funktioniert jedoch ähnlich. • YouTube (www.youtube.com) Wird je nach Definition nicht als Social Network betrachtet. Bei YouTube werden hauptsächlich Filme hochgeladen. Filme können betrachtet und bewertet werden. Facebook, YouTube, WhatsApp, Twitter etc. haben eines gemeinsam. Die Funktionsweise ist auf den ersten Blick ziemlich einfach. Obwohl eine Profilerstellung bei Facebook oder das Chatten bei WhatsApp für Jugendliche „ein Kinderspiel“ ist, wird oft vergessen, dass ein Fingerabdruck im Netz hinterlassen wird. Am Beispiel von Facebook besitzen Userinnen und User ein eigenes Profil. Darin sind persönliche Daten, Fotos, Videos oder auch Statusmitteilungen enthalten. Vom Selbstportrait (Selfie), Bilder beim Fussballturnier bis zu Abbildungen von der nächtlichen Homeparty mit übermässigem Alkoholkonsum scheint einiges enthalten. Franziska Sutter Seite 33 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Durch Gespräche mit Jugendlichen verdeutlicht sich, dass diese Inhalte aus der jeweiligen subjektiven Perspektive durchaus Sinn machen. Die Jugendzeit ist auch die Zeit des „Sturm und Drangs“. Einerseits der Drang „cool“ zu sein, sich zu behaupten und einem „Wir-Gefühl“ in einer „Clique“ nachzueifern, andererseits die Distanzierung von der Familie und oder teilweise allgemein von Erwachsenenbildern, um eine eigene Ich-Identität zu festigen. Gerade Social Network bietet dafür viel Raum, sich auszuprobieren, zu interagieren ohne einen moralischen Zeigefinger oder der Kontrolle von „Autoritätspersonen“. Im Bereich der Jugendarbeit zeigt sich durch eigene Beobachtungen, dass sich Jugendliche über Datenschutz wenig Gedanken machen. Es wird gepostet was gefällt. Ist zum Beispiel die eigene Party mit Bildern dargestellt, könnten sich zugespitzt, entsprechende Bilder auf einem öffentlichen Plakat wiederfinden. Denn es ist durchaus möglich, dass fremde Personen auf die Inhalte der Social-Networks zugreifen. Wir leben in einer Risikogesellschaft – no risk no fun? Die Nutzung von sozialen Netzwerken ermöglicht eine schnelle Vernetzung, ist aber auch mit Herausforderungen verknüpft. Es scheint ein Spannungsfeld zwischen Schutz der eigenen Privatsphäre und der Selbstpräsentation zu bestehen. Mögliche Spannungsfelder äussern sich folgendermassen: • private Daten: Diese sind im Netz auf unbestimmte Zeit gespeichert. Die Nutzungsrechte liegen beispielsweise bei Facebook. Im Weiteren haben viele Menschen Zugang zu persönlichen Daten, welche im Profil freigegeben sind. Oft werden heutzutage diese Daten für Werbezwecke weiterverwendet. • Kontakte statt Freundschaften: Ganz unter dem Motto des Titels dieser Arbeit, Ich like also bin ich, scheinen auch Freundschaften gesammelt zu werden. Im Gegensatz zur Face to Face Kommunikation sinkt die Hemmschwelle im virtuellen Raum. Ein Klick und man hat einen Freund, eine Freundin mehr. Durch unverbindliche Freundschaften ohne jeglichen persönlichen Bezug kann schnell der Überblick verloren gehen, was eine negative Wirkung auf die Privatsphäre haben kann. • Lurker: Unter dieser Bezeichnung sind Nutzerinnen und Nutzer gemeint, welche kaum persönliche Informationen preisgeben. Das Profil wird passiv genutzt, um ausschliesslich Beiträge anderer zu lesen. Franziska Sutter Seite 34 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit • Stalkerinnen und Stalker: Stalking findet nicht nur ihm realen Raum statt. Obwohl sich im virtuellen Raum kein physischer Kontakt ergibt, muss diese Form von Belästigung ernst genommen werden. Teilweise besteht die Möglichkeit, solche Userinnen und User für die eigene Profilseite zu sperren. • falsche Identitäten: Social Network eröffnet die Möglichkeit zu falschen Angaben. So können andere ausspioniert werden. Im Weiteren ermöglicht es Jugendlichen eine fiktive Darstellung der eigenen Person. Wunschvorstellungen können dadurch im Gegensatz zum realen Raum verwirklicht werden. • Mobbing: Bei Jugendlichen ist das Thema Mobbing allgegenwärtig, was auch virtuell der Fall ist. Digitales Mobbing funktioniert einfach, schnell und ohne eine direkte Face to Face Konsequenz. (vgl. Ebersbach, Glaser, & Heigl, 2011, S.114 - 116) Klar soll nicht bagatellisiert werden, trotzdem scheint aus fachlicher Perspektive, aus der Sicht der Sozialarbeit der Mehrwert der Social Media und deren Nutzen für Jugendliche ebenso zentral wie deren Gefahren und sind somit ebenfalls in den Blick zu nehmen. Denn ob real oder virtuell - das Leben birgt Risiken und auch Chancen. Leider liegt der Fokus meist auf den negativen Einflüssen und Gefahren für die Jugendlichen. Zudem trifft das Motto: „Ich weiss was gut für dich ist“, in keiner Weise die Sichtweise Jugendlicher. Ein Perspektivenwechsel bietet eine Lektüre von Philipp Riederle unter dem Titel: „Wer wir sind und was wir wollen, ein Digital Native erklärt seine Generation“. Philipp Riederle (19 Jahre) wurde als 13-Jähriger mit seinem Podcast „Mein iPhone und ich“ in Deutschland bekannt. Er berät aktuell Unternehmen als Digital Native (vgl. Riederle, 2013). In seinem Buch beschreibt er aus eigener Perspektive was die aktuelle Jugend ausmacht. Durch diese subjektive Perspektive ergibt sich ein Einblick in die Welt eines Jugendlichen. Die fachliche Perspektive ist hier eher nebensächlich. Die Inhalte sind kritisch, teilweise etwas zugespitzt und in jugendlich provozierender Sprache formuliert. In Anbetracht dessen, dass wenig wissenschaftliche Inhalte zur Jugendperspektive bestehen, hat dieses Buch trotzdem zu einem Perspektivenwechsel verholfen und andere Blickwinkel eröffnet. Beispielsweise schreibt Riederle: „Bei den Digital Immigrants kann man immer wieder beobachten, dass sie Informationen anders behandeln und deshalb auch mit Medien grundsätzlich anders umgehen als wir…Immer wieder fällt es auf, dass sich die Generation unserer Eltern über den kargen Gehalt an wirklich relevanten Informationen beschweren“ (Riederle, 2013, S.167). Franziska Sutter Seite 35 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Schlagzeilen in den Massenmedien unterstützen diese eher negative Perspektive. Aus fachlicher Perspektive ist die subjektive Wirklichkeitskonstruktion ein wichtiger Aspekt (vgl. von Spiegel, 2011, S. 38). Für Jugendliche mag es daher durchaus Sinn machen, ein neues Smartphone auf Facebook als Bild zu posten. Somit wird es als wichtig erachtet, unterschiedliche Blickwinkel zu betrachten und gerade auch bezüglich Jugendarbeit die subjektive Perspektive Jugendlicher besonders zu berücksichtigen. Wie bereits erläutert, besteht die Hauptfunktion bei Facebook im Erstellen eines eigenen Profils, auf dem Jugendliche sich mittels Fotos, Videos und Statusmitteilungen präsentieren können. Anders als im „realen“ Leben kann selbst bestimmt werden, was von sich preisgegeben wird und welches Selbstbild sich dadurch nach aussen vermittelt. Es findet eine Art digitale Präsentation der eigenen Person statt, eine bewusste Inszenierung seiner selbst. Das Internet wird so zum virealen Sozialraum, indem interagiert und ausprobiert wird. Fernab von fremden Erwartungen an die eigene Person und Vorurteilen, die Jugendlichen begegnen könnten, ist es möglich, ein Selbstbild, (eine Identität) zu erstellen, mit dem man sich identifiziert. Besonders Jugendliche, die sonst eher verschlossen sind, haben die Möglichkeit, sich frei auszuprobieren. Es wird „Identitätsmanagement betrieben, bei dem bewusst persönliche Daten präsentiert werden, um die eigene Person vorzustellen“ (Vgl. Kneidinger, 2010, S.50). Zudem besteht genau wie im „realen“ Leben die Möglichkeit, Verhaltensweisen, das Aussehen von Gleichaltrigen oder persönliche Idole aus der „Promi-Welt“ zu imitieren und auf Facebook zu präsentieren. 4 Soziologisch relevante Zugänge Durch Zeitungsartikel, Fernsehreportagen und auch aus den Tagesaktualitäten sind Begriffe wie Sexting, Cybermobbing oder Cyberbullying in der schweizerischen Gesellschaft grösstenteils bekannt. In der Annahme, dass alles stets positive, wie auch negative „Auswirkungen“ haben kann, interessiert vor allem wie Jugendliche Social Network nutzen. Denn bereits Paracelsus erkannte: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei“ (Paracelsus, 1538, S.510). Diese Arbeit fokussiert daher den Mehrwert und Handlungsweisen für Jugendliche bezüglich Social Network Plattformen. Franziska Sutter Seite 36 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit 4.1 Umgangsweisen Jugendlicher im virealen Raum Social Media ist ein zentrales Kommunikations- und Ausdrucksmedium für Jugendliche. Ein wichtiger Teilprozess der Persönlichkeitsentwicklung im Jugendalter ist der Ausbau sozialer Beziehungen, wie auch das wachsende Interesse an intimen Bindungen und das Erproben erster Liebesbeziehungen. Die eigene Persönlichkeitsdarstellung spielt eine wichtige Rolle. Das subjektive Selbstbild kann so nach aussen, für andere sichtbar, dargestellt werden. Jugendliche können sich als „einzigartiges“ Individuum definieren, präsentieren und abgrenzen. Über virtuelle Räume wie Facebook, Instagram oder WhatsApp genügt ein Foto und man ist um 50 Likes „reicher“. Jugendliche scheinen dadurch schneller und vor allem von einem grösseren Publikum als in „realen“ Räumen eine Resonanz zu erhalten. Dabei hat ein Facebook Foto einen direkten Einfluss auf den realen Raum, in dem Freundinnen und Freunde sich über ein Foto auch Face to Face über Posts (Beiträge) aus dem virtuellen Raum austauschen. Digitale Medien sind für Jugendliche in der Schweiz zu einem festen Bestandteil geworden. Smartphones sind dabei sehr beliebt. Die Nutzung des Internets mittels mobiler Lösungen (zum Beispiel Smartphones) wirkt sich auf die Freizeitgestaltung aus. Aus Studien (zum Beispiel JAMES Studie) geht hervor, dass Freizeitaktivitäten wie Sport, ein Instrument spielen etc. kaum rückläufig sind. Das Smartphone wird dabei zum ständigen Begleiter. Daraus lässt sich schliessen, dass Neue Medien bestehende Freizeitaktivitäten nicht verdrängen, ausschliessen sondern ergänzen. Onlineaktivitäten wirken sich entsprechend zunehmend auch auf „Offlineaktivitäten“ aus. Reale und virtuelle Räume scheinen zusammenzuwachsen. Durch diese bereits erwähnte Hybridisierung (siehe Kapitel 2) sollte aus fachlicher Perspektive Reales und Virtuelles als ein gesamtes dynamisches Gefüge betrachtet werden. Diese Erkenntnis bestätigt wiederum den Begriff des virealen Sozialraums, da keine klaren Grenzen bestehen. Gerade bei Jugendlichen scheint dies wichtig, weil „es zeigt sich, dass Jugendliche ihre Aktivitäten zunehmend mit virtuellen Elementen anreichern oder in die virtuelle Sphäre verlagern und dabei nicht nur passiv, sondern auch produktiv und sozial agieren“ (Unger, 2010, S.110). In dieser Arbeit wird daher davon ausgegangen, dass neue Medien generell auf Jugendliche wirken und umgekehrt. Jugendliche nutzen Medien und handeln darin, wodurch sie etwas mit neuen Medien machen. Gleichzeitig wirken neue Medien auf Jugendliche. Ausgangslage ist daher ein reziprokes Verständnis. Franziska Sutter Seite 37 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit 4.1.1 Zwischen virtueller und realer Identität Wie bereits erwähnt, scheint sich Virtuelles und Reales zu vermischen. Abgesehen davon, ist jede Person real vorhanden, auch wenn dieser sich in einem virtuellen Raum befindet. Ohne physische Handlung kommt man nach aktuellem Forschungsstand nicht in einen virtuellen Raum. Es bedarf mindestens einer Fingerbewegung oder bei intelligenten Technologien einer Augenbewegung oder der Stimme. Photoshop und Co bieten unter anderem die Möglichkeit, die eigene Selbstdarstellung auf einem Profil nach subjektivem Ermessen zu optimieren. Diesbezüglich scheint die Frage interessant, ob Jugendliche andere Identitäten im Internet entwickeln? Falls dies zutrifft, wie wirkt sich das auf die reale Identität aus und umgekehrt? Aus der Vorlesung im Wahlpflichtmodul zu Online Games ist zu entnehmen, dass sich Jugendliche, welche sich im realen Raum in Problemlagen befinden (Familiare Probleme, kein Peer-Anschluss,…) teilweise in virtuelle Räume flüchten. Diese Flucht aus dem Alltag wird auch Eskapismus genannt. Daraus kann sich bei stetig übermässigem Konsum schlussendlich eine Online-Sucht entwickeln. Bei Recherchen fand sich eine qualitative Analyse der Nutzung neuer Medien für jugendliche Identitätsbildung unter besonderer Berücksichtigung des Chat. Diese gibt einen Einblick zu Identitäten im realen und virtuellen Raum. Die meisten interviewten Jugendlichen stellen sich virtuell und real gleich dar. Es wird versucht, sich möglichst wahrheitsgetreu darzustellen: „Ich möchte durch den Chat … nicht meine Persönlichkeit ändern … weil ich möchte ja trotzdem noch ich bleiben … … ich stell mich eigentlich ganz normal dar … ja, ich bin der und der … ähm, bin so alt, komme hierher, mache das und das […] ich erzähl’ so von mir, wie ich wirklich bin …“ (Misoch, 2006, S. 21). Falls neue Realitäten im virtuellen Raum erschaffen werden, gelten diese wohl eher nur für kurze Zeit. Oftmals geht es um geringfügige Veränderungen, beispielsweise beim Alter, bei der Grösse oder bei Vorlieben. Andere Identitäten darzustellen mache keinen Sinn. Online Kontakte möchten auch im realen Raum gepflegt werden. Falls man sich treffe, möchte man keine unerwarteten Überraschungen, auf Grund von Scheinidentitäten im virtuellen Raum (vgl. Misoch, 2006, S. 21). Franziska Sutter Seite 38 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Jugendliche orientieren sich an gängigen Schönheitsidealen. Ein typischer Stereotyp für männliche Jugendliche scheint momentan das Bild des durchtrainierten, athletischen, grossgewachsenen Mannes. Das weibliche Schönheitsideal steht wohl eher für schlank, grosse, blaue Augen, volle Lippen und eine ausgeprägte weibliche Körperform. Ausgehend vom Beispiel der Entwicklungstheorie von Erickson können „Brüche“ in der Bewältigungsphase entstehen. Sind Jugendliche mit dem eigenen Körper unzufrieden oder haben wenig soziale Peerkontakte, kann ein Wunschbild für eine eigene Identität entstehen. Durch die Orientierung an Anderen im Kontext mit der Befassung mit sich selbst, scheinen automatisch Wunschidentitäten zu entstehen. Meist ist eine Person ihr grösster Kritiker: Der Wunsch nach dem was nicht vorhanden ist, kann eigene Ressourcen verblassen lassen. Gerade in der Jugendphase ist eine zentrale Herausforderung die Bildung der Ich-Identität, welche in Wechselwirkung mit eigenen Bedürfnissen und der Orientierung an Idolen, Peers etc. steht. Daraus lässt sich schliessen, dass Jugendliche mit einer inkonstanteren Identität eher zu imaginären und damit optimierten virtuellen Identitäten greifen. Im virtuellen Raum geht es darum, ein Wunschbild zu präsentieren. Denn es ist ohne grossen Aufwand möglich, Aussehen und Eigenschaften zu verändern. Auf Grund der Studienergebnisse zeigt sich, dass solche Scheinidentitäten meist nur eine terminierte Phase darstellen (vgl. Misoch, 2006, S.25). Etwas weiter gedacht, bietet eine Scheinidentiät das Potential für einen neuen Blick auf sich selbst. Jugendliche erfahren, wie sie mit einem veränderten Bild wirken. Durch das Festmachen von Unterschieden und Gemeinsamkeiten wird ein reflexiver Prozess gefördert, was sich durchaus positiv auf Selbst- und Sozialkompetenz auswirken kann. 4.1.2 Mögliche Wirkung auf reale Identität Am Beispiel von Facebook können Jugendliche im Gegensatz zum realen Raum völlig frei entscheiden und bestimmen, wie sie sich im virtuellen Raum darstellen. Mittels digitaler Präsentation kann die eigene Person bewusst in Szene gesetzt werden. Soziale Netzwerke eröffnen somit soziale Räume, die ein riesiges Spektrum an Möglichkeiten zum Ausprobieren bieten. Jugendliche müssen sich im virtuellen Raum nicht direkt Vorurteilen oder Erwartungshaltungen stellen, daher können eher introvertierte Jugendliche durch solche Plattformen profitieren, sie sind weder direkt noch real damit konfrontiert. Dadurch wird eine Art „Identitätsmanagement betrieben“ (Kneidinger, 2010, S.50). Franziska Sutter Seite 39 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit 4.2 Selfies: Bildhafte Selbstdarstellung im virtuellen Raum Das englische Wort Selfie wird im Oxford English Dictionary zum Wort des Jahres 2013 gekürt. Aktuell ist das Thema Selfie in aller Munde. Obwohl der Begriff bereits seit längerem besteht, scheint dies momentan bei Jugendlichen ein richtiger Trend zu sein. Um in dieses Thema einzusteigen, wird zuerst der Begriff geklärt. Anschliessend wird Bezug auf Jugendliche genommen. Es soll ein Einblick gewährt werden, was Jugendliche an Selfies fasziniert. Da gerade in Bezug auf die Selbstdarstellung genderspezifische Stereotypen zu bestehen scheinen, findet eine Differenzierung statt. 4.2.1 Definition Wie bereits erwähnt, stammt der Begriff Selfie aus dem Englischen. Der Ursprung ist leider nicht genau bekannt. Internetrecherchen ergaben unterschiedlichste Erklärungen, wobei es im deutschsprachigen Raum kaum veröffentlichte wissenschaftliche Studien gibt. Erst kürzlich wurde eine Studie vom Institut für Jugendkulturforschung Österreich veröffentlicht, welche später noch Verwendung findet. Das Wort Selfie scheint es seit ungefähr 11 Jahren zu geben und erscheint erstmals in Australien. Im Oxford English Dictionary wird der Begriff Selfie wie folgt beschrieben: „A photograph that one has taken of oneself, typically one taken with a smartphone or webcam and uploaded to a social media website“ (oxforddicitionary, 2014). Ein Selfie ist somit ein selbsterstelltes Foto, eine Aufnahme von sich selbst. Typisch für ein Selfie ist zudem, dass es mit einem Smartphone oder einer Webcam aufgenommen und auf eine Social Media Plattform ins Internet hochgeladen wird. Nun stellt sich vielleicht die Frage, was dieser Hipe um Selfies soll, denn Selbstaufnahmen mit dem Fotoapparat gibt es schon lange. Auf der Suche nach geeigneten Quellen, zeigte sich, dass unterschiedlichste Typen von Selfies bestehen. Dabei scheint es keine Grenzen zu geben. Über Massenmedien, YouTube, Twitter oder auch Facebook werden Trends generiert. Teilweise scheint die Faszination in der Groteske zu liegen oder ganz einfach lustig zu sein. Franziska Sutter Seite 40 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Beispiele für aktuell genutzte „Selfie – Typen“ bei Jugendlichen Im folgenden Abschnitt werden keine spezifischen Quellen angegeben, da die Informationen zusammengetragen sind aus Recherchen im Internet und eigenen Beobachtungen im Bereich der Jugendarbeit. Es ist hinzuzufügen, dass dies nur ein kleiner Ausschnitt darstellt und nicht als generalisierend für Jugendliche gesehen wird. • Duckface Eingesaugte Wangen und hervorgehobene Lippen, was wohl eher an einen Fischmund erinnern lässt. Gerade weibliche Jugendliche scheinen daran Gefallen zu finden, wenn man sich bei Facebook umsieht. • Spiegel Vor den Spiegel stehen und ein Foto machen. Dadurch wird ein Ganzkörperfoto ermöglicht, was ohne Spiegel durch die Armlänge erschwert ist. • Urlaub Ein Selbstportrait mit der Landschaft vom letzten Urlaub im Hintergrund. Die Freizeitgestaltung und damit auch Urlaub scheint bei Jugendlichen zentral. Denn gerade in Peers geht es darum, sich zu präsentieren und zu positionieren. Zudem ist dieser Aspekt stark mit dem sozialen Status verbunden, was teilweise zu Exklusion (Ausgrenzung) in Peers führen kann. • Belfie Diese Art von Selfies scheint bei männlichen Jugendlichen zu polarisieren. Das B steht dabei für body (Körper). Es geht darum den eigenen Körper zu fokussieren. Muskeln sollen der Öffentlichkeit zugänglich werden. Die Rolle des starken Mannes scheint sich darin zu verkörpern, was später noch etwas ausgeführt wird. • Beerdigung In einigen Zeitungen wurde über diesen Trend berichtet. Jugendliche scheinen sich dabei an Beerdigungen abzulichten. • Party Wenn beispielsweise eine Homeparty stattgefunden hat, werden diese Eindrücke festgehalten. Jugendliche die verhindert waren, können dabei am Geschehen teilhaben. Franziska Sutter Seite 41 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit • Freundinnen und Freunde Es wurde in dieser Arbeit bereits erwähnt, dass Freundschaften und Peer für Jugendliche zentral sind. In Folge dessen ist es nachzuvollziehen, dass dies auf Bildern gerne festgehalten wird. 4.2.2 Mögliche Bedeutung von Selfies und genderspezifische Hinweise Da zur bildhaften Selbstdarstellung kaum Literatur vorhanden ist, werden Inhalte zum Thema Selbstdarstellung aus dem Netz verwendet. Wie in der ganzen Arbeit gilt auch hier eine fachliche Perspektive. Jugendliche nutzen Facebook, um anderen über ihr Leben und über ihre Aktivitäten zu berichten. Seien es Bilder vom letzten Open-Air, von einer Home-Party, als Liebespaar oder vom Urlaub. Nach dem Motto: „Bilder sagen mehr als tausend Worte“ scheint munter fotografiert und gepostet zu werden. Da sich im persönlichen Profil alles um sich selbst dreht, darf ein Selfie nicht fehlen. Schaut man sich bei sozialen Netzwerken um, sind äusserst selten Landschaftsbilder bei Jugendlichen zu entdecken. Gerade das Profilbild, das den ersten Eindruck einer Person vermittelt, zeigt die meisten von ihrer „Schokoladenseite“. Klar scheint es auch im virtuellen Raum sogenannte „Klassenclowns“ zu geben, welche sich gerne mit Grimassen und unvorteilhaft in Szene setzen. Dabei fällt eine Entwicklung auf. Vor ungefähr fünf Jahren war das weibliche Schönheitsideal bei weiblichen Jugendlichen im Fokus. Aktuell sind auch männliche Jugendliche an idealtypischen Erscheinungsbildern interessiert und scheinen sich entsprechend zu präsentieren. Dahinter verstecken sich meist das traditionelle Rollenbild des starken Mannes und der eher passiven, zurückhaltenden, attraktiven Frau. In Zeitungsartikeln und im Fernsehen werden öfters Selfies von Mädchen gezeigt, welche sich auf Plattformen, wie Facebook, freizügig und stark geschminkt präsentieren. Die Prominenz macht es teilweise unvorteilhaft vor. Junge Mädchen machen es nach. Einige Mädchen stellen sich daher im Netz sehr aufreizend dar. Sie machen einen Schmollmund - Duckface, zeigen Dekolleté oder lassen sich in knapper Kleidung fotografieren, um die Aufnahme danach als Profilbild auf beispielsweise Facebook zu laden. Diese Mädchen scheinen ein Rollenbild der Frau als eine Art Lustobjekt zu manifestieren. Mädchen scheinen mit ihrem eigenen Körper zu experimentieren. Sie stellen verschiedene Fotos auf ihre Profile. Andere Jugendliche können diese Fotos einfach und schnell kommentieren, indem sie die „gefällt mir“ Taste drücken oder einen kurzen Text, Kommentar schreiben. In den Textnachrichten bedienen sich Jugendliche ihrer eigenen Symbole. Franziska Sutter Seite 42 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit So grenzen sie sich nicht nur von der Erwachsenenwelt ab, sondern schaffen gleichzeitig ihren eigenen Experimentierraum zur Erprobung sozialer Rollen und normativen Grenzen (vgl. Böhnisch, Lenz, & Schröer, 2009, S.120-124) Ein wichtiges Medium der Onlineselbstdarstellung sind demnach Fotos, im Speziellen das Profilbild. Es ist die erste visuelle Botschaft, die ein Facebook-Profil vermittelt. Darüber entsteht der erste Eindruck über User und Userinnen. Anhand dieser Bilder versuchen Jugendliche sich so zu zeigen, wie sie von anderen gesehen werden wollen. Jugendliche sagen häufig, dass das Bild etwas Besonderes sein oder zur aktuellen Situation passen sollte. Nicht nur Profilbild und Titelbild erfüllen wichtige Funktionen in der Selbstpräsentation im Internet. Selbst gemachte Fotos ermöglichen es, Erlebnisse zu teilen. Bilder können so als Erinnerungen archiviert werden. Wer erzählt schon nicht gerne eine Geschichte zu Bildern - „weisst du noch damals als wir im Klassenlager…“? Aus der JAMES - Studie 2012 geht hervor, dass neben Facebook, YouTube stark genutzt wird. Auch in anderen Netzwerken oder Facebook scheinen zunehmend Videos hochgeladen zu werden. Im Gegensatz zu statischen Bildern bieten Videos mit bewegten Bildern und Ton einen umfangreicheren Eindruck. Im Allgemeinen scheint das Thema Selfie und Jugend eher negativ behaftet zu sein. Hierbei stellt sich die Frage, weshalb in der Erwachsenenwelt eine eher negative Wahrnehmung herrscht, denn sozialisatorisch ist die Selbstinszenierung Jugendlicher ein wichtiger Prozess zur Selbstfindung. Durch Rückmeldungen von Gleichaltrigen/Peers findet eine Auseinandersetzung mit dem Selbst statt, wie wirke ich, wie soll oder wie möchte ich sein, was durchaus positiv ist. Schlussendlich sind bei Jugendlichen Selfies nicht mehr wegzudenken. Daher sollte dieses Thema stärker in den Fokus rücken, jedoch nicht basierend auf Negativschlagzeilen. Das Institut für Jugendkulturforschung Österreich veröffentlicht zu diesem Thema eine Online - Studie „Generation Selfie“ (vgl. Grossegger & Schorn, 2014). Jüngere weibliche Jugendliche (14 - 17 Jahre) scheinen am meisten von Selfies Gebrauch zu machen. Sie machen 59 Prozent der bildhaften Selbstdarstellenden aus. Jugendliche agieren dabei als Reporterinnen, Reporter eigener Sache. Folgend präsentieren sie sich in den Selbstporträts an den aktuell gängigen ästhetischen Standards. Die Studienleiterin Beate Grossegger kommentiert dies wie folgt: „In gewisser Weise ist die Generation Selfie eine Generation von Normopathen, die sich lieber am Geschmack der Masse orientiert, als eigenwillig mit Individualität zu experimentieren und Franziska Sutter Seite 43 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit im Körperbild ganz bewusst auf Brüche mit der Norm zu setzen“ (Grossegger & Schorn, 2014). In der Jugendphase ist Abgrenzung und eine persönliche Identitätsfindung vordergründig, was eher konträr zu dieser Aussage ist. Jugendliche orientieren sich aber auch zur Identitätsbildung an Personen, welche aus subjektiver Perspektive idealtypisch sind. Durch das Social Web entstehen vireale Sozialräume, wo Abgrenzung nicht mehr ersichtlich scheint. Social Network Plattformen basieren auf Vorlieben und zeigen eher das Potenzial von Personen. Jugendliche wählen dabei gezielt, aus einem riesigen Spektrum an Möglichkeiten. In dem, dass beispielsweise „gefällt mir“ Spaghetti, Kinderschokolade, Eminem, Transfomers etc. gesetzt wird, schliessen sich andere Dinge aus. So ist eine Abgrenzung ebenfalls gegeben. In Folge dessen wird der Begriff des „Normopathen“ kritisch betrachtet. Durch eigene Beobachtungen und dem direkten Austausch wird daher davon ausgegangen, dass Jugendliche Individualität, Eigenwilligkeit im virealen Raum immer noch fokussieren. Im World Wide Web wird Individualität, Abgrenzung weniger ersichtlich auf Grund des fehlenden Austauschs. Denn Inhalte eines Profils werden oft als gegeben betrachtet und nicht hinterfragt, wodurch auch nicht klar ist ob etwas auf Abgrenzung zielt oder auf den „Geschmack der breiten Masse“. Für Jugendarbeitende scheint dementsprechend wichtig, sich aktiv mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. 4.3 Die Bedeutung von Freundschaft im virealen Raum Heute scheint der Begriff der Freundschaft weitgefächert zu sein. Kann man 400 Facebook „Freunde“ tatsächlich als Freundinnen oder Freunde bezeichnen? Folgend wird versucht einen Überblick zum Thema Freundschaft und virtueller Raum zu erarbeiten. Während der Jugendphase findet eine Differenzierung von Sozialbeziehungen statt. Dabei wird nach Beziehungsqualität unterschieden. Es bestehen dyadische Beziehungen, welche oft gleichgeschlechtlich sind. Gerade im Jugendalter findet jedoch auch eine Orientierung am anderen Geschlecht statt, erste Liebesbeziehungen können daraus entstehen. Zweierbeziehungen können vom engen Freund, den man seit dem Kindergarten kennt, bis hin zum „Kumpel“ oder dem völlig lockeren Kontakt beispielsweise im Ausgang reichen. Peergroup und Cliquen sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil. Ein Grossteil der Freizeit wird in diesen Konstellationen verbracht (vgl. Trost, 2013, S.27-33). Franziska Sutter Seite 44 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Dabei ergeben sich acht Charakteristika zum Begriff Freundschaft bei Jugendlichen (keine chronologische Reihenfolge). Diese müssen nicht alle zutreffen, dienen jedoch als Überblick für ein Grundverständnis: • Prozess Die Freundschaftsqualität nimmt durch die Dauer der Beständigkeit einer Beziehung zu. Zudem findet eine Entwicklung statt. Mit der Zeit werden beispielsweise mehr Handlungsspielraum zugetragen. Zentrale Interessen, welche zu Beginn eine Freundschaft ausmachen, treten in den Hintergrund. Durch eine langandaurende Beziehung wird schlussendlich die Person mit all seinen Ecken und Kanten fordergründig. • langfristige Bindung Das Ziel einer Freundschaft ist grundsätzlich die Langfristigkeit. Während der Jugendphase gehen Freundschaften im Vergleich zu Erwachsenen schneller auseinander. Es finden ebenfalls mehr Wechsel statt. Diese Umorientierung ist für die Jugendphase völlig normal, da diese Phase nicht von Konstanz sondern von vielen Veränderungen geprägt ist. • autonome Bindung Freundschaften basieren auf Freiwilligkeit. Sie zeichnen sich durch informelle, offene Strukturen aus. Freundschaft basiert auf Zweiseitigkeit, da diese immer von beiden Seiten aus gegeben sein muss. Hierarchische Strukturen oder Sanktionen sind eher unüblich, was bei Jugendlichen teilweise jedoch der Fall ist. Die Kontrolle und Handhabung der Freundschaft obliegt dabei den Beteiligten selbst. • sozial konstituierte Bindung Jugendfreundschaften entstehen üblicherweise im sozialen Nahraum, aus dem sozialen Umfeld. Gleichgeschlechtliche Freundschaften sind vordergründig. Liebesbeziehungen werden immer wichtiger. Grundsätzlich sind gemeinsame Interessen oder Freizeitaktivitäten bei Jugendlichen von hoher Relevanz. Durch eine räumliche Distanz werden Freundschaften Jugendlicher schneller aufgelöst als im Erwachsenenalter. Durch Social Network und daraus resultierenden virealen Sozialräumen wird räumliche Distanz immer weniger relevant. Denn Kontakte können über Facebook unabhängig einer Distanz gepflegt werden. Franziska Sutter Seite 45 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit • Sozialisationsinstanz Freundschaften und Peers haben gegenüber dem formellen Kontext Schule oder auch dem erziehenden Kontext Familie eine weitere wichtige Sozialisierungsfunktion. Die persönliche Entwicklung, wie beispielsweise Sozialkompetenzen werden gefördert. Jugendliche erlernen Werte und Normen oder auch Sanktionen aus einer subjektiven Perspektive ohne den direkten Einfluss „der Erwachsenenwelt“. • Intimbeziehung Freundschaft basiert auf gegenseitigem Vertrauen. Geständnisse oder persönliche Offenbarungen fördern dieses Vertrauen, was eine Freundschaft festigt. • Unterstützungsbeziehung Eine Freundschaft exisiert durch Wechselseitigkeit. Beide Personen oder in Peergroups müssen alle Mitglieder in eine Beziehung investieren. Es ist ein „Geben und Nehmen“. Ist dieses Verhältnis asymmetrisch, kann dies zur Beendigung einer Freundschaft führen. • Privatbeziehung In Privatbeziehungen werden Inhalte grundsätzlich nicht mit anderen geteilt. Social Media Plattformen sprechen gegen Privatbeziehungen. Gerade Jugendliche posten gerne ihren Beziehungsstatus öffentlich oder posten aus der Perspektive der Erwachsenen intime Inhalte (vgl. Trost, 2013, S.43 - 45). Daher wird der Begriff der Privatheit in Bezug auf Jugendliche kritisch betrachtet. Eine neue Begriffsdefinition und vor allem die fachliche Auseinandersetzung mit diesem Thema scheint sinnvoll. Social Media verändert Sozialbeziehungen. Einerseits sind Freundschaftsbeziehungen distanzungebunden und andererseits bietet sich eine Vielfalt an Medien, um in Kommunikation zu treten (vgl. Trost, 2013, S.46). Ob am Computer zu Hause oder in der Schule, mit dem Smartphone im Zug oder auf den Malediven. Es besteht die Möglichkeit, so gut wie überall und zu jeder Zeit online zu sein und mit Freunden in Verbindung zu treten. Es findet entsprechend eine „Entgrenzung der Freundschaft statt. Diese Entgrenzung ist auf vier Ebenen zu beobachten“ (Trost, 2013, S.159). Diese vier Ebenen beziehen sich auf: • Raum Wie erwähnt ist Freundschaft räumlich ungebunden, ob virtuell, real oder lediglich örtlich. Zudem können Jugendliche ihre Freundschaften in verschiedenen Sozialräumen beziehungsweise in verschiedenen Lebensbereichen pflegen. Franziska Sutter Seite 46 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit • Zeit Permanent online? Die aktuelle Jugend ist oft wenn nicht sogar permanent online, was unter anderem auch durch das kostenfreie WLAN ermöglicht wird. Freundschaft ist somit nach Bedürfnis zu jedem Zeitpunkt verfügbar. • Sozial Um vernetzt zu sein bedarf es eines hohen Masses an Partizipation und Engagement. Jugendliche müssen aktiv werden, um Freundschaften zu erhalten. Nicht die typischen Zweierbeziehungen sind vordergründig, sondern die Vernetzung. Vernetzung fördert so die Inklusion Jugendlicher. • Kollektiv Das permanente Vorhandensein im virtuellen Raum führt zu einem kollektiven Verständnis. Durch Facebook können persönliche Bedürfnisse geiteilt werden. Die Sorgen einzelner Jugendlicher werden zum Kollektiv (vgl Trost, 2013, S.159). Anzahl Freundinnen, Freunde oder Likes scheinen für Beliebtheit zu stehen. Aus welchem Grund bekommt man sonst täglich Freundschaftsanfragen von Personen, die man überhaupt nicht kennt?! Durch virtuelle Freunde scheint sich das Freundschaftsverständnis zu verändern. Denn ein Durchschnittsmensch pflegt wahrscheinlich um die sechs Freundschaften, definitiv nicht 300. Für Jugendliche, wo Peers im Vordergrund stehen, scheint daher Freundschaft ein wichtiger Aspekt zu sein. Zum Thema Freundschaft und virtueller Raum besteht aktuell wenig Literatur. Dieses Thema wird gerade auch bezüglich Sozialisation als relevant betrachtet. Daher wird folgend versucht, sich mit der Bedeutung von Freundschaft im virealen Raum auseinanderzusetzen. Franziska Sutter Seite 47 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Wie bereits erwähnt, besitzen drei Viertel der Schweizer Jugendlichen ein eigenes Facebook Profil. 53% haben mehr als 300 Facebook Freunde (Willemsel, Waller & Süss, 2013), was diese Grafik veranschaulicht: Abbildung 3 Über 300 Freundschaften ist eine enorme Zahl. Zudem verdeutlicht diese Grafik nochmals, dass Facebook bei Jugendlichen in der Schweiz am meisten verwendet wird. Bei dieser Anzahl an Freundschaften stellt sich die Frage, inwiefern man sich dabei wirklich noch kennt - denn früher oder später wird das Namensgedächtnis auf die Probe gestellt. Jemandem kurz die Hand schütteln und schon entsteht eine Facebook Freundschaftsanfrage? Daher stellt sich die Frage, ob Freundschaft im Sinne einer engeren und über einen längeren Zeitraum bestehenden Beziehung noch gegeben ist? Freundeslisten veranschaulichen, wer mit wem in Beziehung steht. Sie zeigen auf, wer Freunde hat und wer nicht, dabei ist nicht ersichtlich, wie nahe diese Beziehungen im realen Leben sind, sofern diese überhaupt im realen Raum bestehen. Die qualitativ - empirische Studie (qualitative Befragung Jugendlicher zwischen 15 und 18 Jahren bezüglich der Bedeutung von Facebook für das Freundschaftsverständnis) von Trost deutet darauf, dass der Grossteil von Freundschaften in der Jugendphase keine massiven Unterschiede zwischen real und virtuell aufweist. Meist treffen sich Freunde aus dem realen Leben ebenso in virtuellen Räumen und umgekehrt (vgl. Trost, 2013). Franziska Sutter Seite 48 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Der Freund oder die Freundin aus einer Schulklasse ist somit in der virtuellen Freundschaftsliste enthalten. Ebenso wird es bei Freundschaften in der Freizeit, beispielsweise in einem Volleyballclub sein. Das passende „Outfit“, zu erledigende Hausaufgaben, Lehrerstreiche etc. können virtuell ausgetauscht und schlussendlich im realen Raum umgesetzt werden, ohne weite Fussmärsche auf sich zu nehmen. Eigene Beobachtungen und der Austausch mit Jugendlichen im professionellen Kontext (Jugendarbeit) ergeben ähnliche Rückschlüsse. Grundsätzlich zeigt sich jedoch auch, dass einige Jugendliche geradezu Freundschaften virtuell sammeln. Es wird in Peers verglichen, wer wie viele Freunde vorweisen kann. Daher scheint eine lange Freundesliste eine Art Statussymbol zu sein. Basierend darauf steht auch der Titel dieser Arbeit. Denn Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren identifizieren sich wohl über die Anzahl likes und eben auch Freundschaften. Der Austausch mit anderen Fachleuten im Bereich der Jugendarbeit hat gezeigt, dass dieses Verhalten hauptsächlich auf die erwähnte Altersgruppe zutrifft. Dies lässt sich auch sozialisatorisch begründen, denn durch eine gefestigte Ich-Identität und oder dem Eintritt ins Berufsleben der Erwachsenen verliert das Bedürfnis sich vor anderen zu behaupten an Bedeutung. Freundschaften aus dem realen Raum sind jedoch immer im virtuellen Raum enthalten, sofern diese Jugendlichen über ein Facebook-Profil verfügen. Daraus lässt sich schliessen, dass heutzutage Facebook-Freundschaften für Jugendliche bedeutend sind. Noch wichtiger sind jedoch immer noch die Freundschaftsbeziehungen im realen Raum. Die Jugend von heute scheint den Transfer zwischen real und virtuell im Allgemeinen gelungen zu managen. 5 Mögliche Rückschlüsse für den Bereich der offenen Jugendarbeit 5.1 Offene Jugendarbeit in der Schweiz Der Dachverband offene Jugendarbeit (DOJ) beschreibt offene Jugendarbeit folgendermassen: „Die offene Jugendarbeit ist ein Teilbereich der professionellen Sozialen Arbeit mit einem sozialräumlichen Bezug und einem sozialpolitischen, pädagogischen und soziokulturellen Auftrag. Ziel der offenen Jugendarbeit ist es, dass Jugendliche im Gemeinwesen partnerschaftlich integriert sind, sich wohl fühlen und an den Prozessen unserer Gesellschaft mitwirken.“ Dies bedeutet: Ressourcen vor Defizite stellen, Selbstwert aufbauen, Identifikation mit der Gesellschaft schaffen, integrieren und Gesundheitsförderung betreiben. Franziska Sutter Seite 49 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Offene Jugendarbeit grenzt sich von verbandlichen oder schulischen Formen von Jugendarbeit dadurch ab, dass ihre Angebote ohne Mitgliedschaft oder andere Vorbedingungen von Jugendlichen in der Freizeit genutzt werden können. Es werden drei Grundprinzipien verfolgt: • Offenheit (konfessionell und politisch neutral, offen für Veränderungen, Vielfalt bezüglich Dienstleistungen, Arbeitsmethoden und Zielgruppen) • Freiwilligkeit (Angebote in der Freizeit, unterstützt Selbstbestimmung, ermöglicht Partizipation) • Partizipation (Beteiligung, Mitwirkung und Mitbestimmung und Freiwilligkeit) (vgl. Dachverband offene Kinder- und Jugendarbeit in der Schweiz, 2011) 5.2 Rückschlüsse und mögliche zukünftige Veränderungen In der Fachzeitschrift Sozial Aktuell benennt Barbara Beringer die Online Präsenz sehr treffend mit dem Titel: „Soziale Arbeit: Präsenz markieren: Die Soziale Arbeit setzt sich mit den Tücken und Chancen von Social Media auseinander und eignet sich Medienkompetenz an. Dies beinhaltet: • Kennenlernen des «Facebook-Prinzips»; bzw. der Art und Weise, wie Facebook persönliche Daten sammelt und diese innerhalb der Facebook-Gemeinde vernetzt • Kennenlernen des «Twitter-Sogs» mit seiner permanenten Aktualität und Informationsflut • Auseinandersetzung mit dem Persönlichkeitsschutz… • Die Soziale Arbeit erhält mit Social Media Kommunikationskanäle für den beruflichen Austausch…“ (Beringer 2012) Unter dem Titel „Soziale Arbeit goes digital“ werden in der Fachzeitschrift „Sozial Aktuell“ neue Arbeitsgebiete und Kommunikationswege in der sozialen Arbeit beschrieben. Die Mediatisierung bedingt auch einen Wandel in der Jugendarbeit. Online-Beratung oder Facebook als Kommunikationsmittel bieten neue Wege, um mit Jugendlichen zu interagieren. (vgl. Kutscher, 2014, S.39-41) Die Mobile Jugendarbeit Basel und Riehen hat dahingehend ein Konzept „zur Verwendung von Facebook in der Jugendarbeit“ erstellt (Fuchs & Goldoni , 2011). Dieses Konzept verwendet Facebook und wird daher kurz vorgestellt. Denn es stellt ein mögliches Beispiel dar, wie Fachkräfte im Bereich der Jugendarbeit Angeboten nach den aktuellen Bedürfnissen Jugendlicher nachgehen könnten. Franziska Sutter Seite 50 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit In Folge dessen sollte im professionellen Kontext der Jugendarbeit Facebook zunehmend mitgedacht werden. Natürlich gilt das nicht nur für Facebook sondern meint den virtuellen Raum im Allgemeinen. Online Games, YouTube oder WhatsApp sind weitere Beispiele. In den vorhergehenden Kapiteln ist dargestellt, dass Facebook ein wichtiger Bestandteil im Alltag von Jugendlichen ist, was dieses Konzept ebenfalls enthält. Facebook in der Jugendarbeit scheint heutzutage wichtig, um wirkungsvoll zu kommunizieren. Zudem ergeben sich Ersparnisse, da sich das Erstellen von gedruckten Programmen oder Flyern erübrige. Um mit Jugendlichen in Kontakt zu treten, ist aber dafür das Erstellen und Pflegen eines Facebook - Profils oder einer Homepage zeitintensiv. Eine Nachricht erreicht eine grosse Anzahl von Jugendlichen gleichzeitig, was erleichternd im Arbeitsalltag sei. Schlussendlich sollen sich Fachkräfte dorthin bewegen, wo Jugendliche sind. Facebook oder Social Media bieten die Möglichkeiten für eine kombinierte Nutzung von Facebook und beispielsweise YouTube. So können Medienprojekte entstehen. Facebook kann aus fachlicher Perspektive als Werkzeug für folgende Beispiele dienen: • jugendpolitische Anliegen • Freizeitgestaltung • Austausch von aktuellen Themen, etc. Abschliessend geht hervor, dass das Fehlen eines digitalen Zugangs zum Sinken von Kontaktzahlen führe (vgl. Fuchs & Goldoni , 2011, S.11). Eigene Praxiserfahrung im Bereich der Jugendarbeit hat gezeigt, dass die Nachfrage an Social Media sehr gross ist. Somit werden digitale Medien zum wiederkehrenden Thema im Arbeitsalltag. Facebook oder eine Website scheint den Kontakt zu Jugendlichen zu fördern. Im virtuellen Raum findet eher eine ungezwungenere und kürzere Kommunikation statt, was einen schnellen Austausch ermöglicht. Ob online oder offline scheint nicht alleinig ausschlaggebend zu sein, ob Jugendliche das Angebot der Jugendarbeit wahrnehmen oder nicht. Kurzum, es ist grundsätzlich dieselbe Tätigkeit, welche Jugendarbeitende im realen Raum ausführen, sei dies mit oder ohne Social Media. Aber mit Social Media verändert sich die Umgebung und kann daher als ergänzendes Werkzeug für die alltägliche Arbeit betrachtet werden (vgl. Fuchs & Goldoni , 2011, S.19). Detaillierte Ausführungen finden sich für Interessierte im erwähnten Konzept und werden hier nicht weiter ausgeführt. Franziska Sutter Seite 51 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Potenzielle Informationsplattformen für Fachkräfte In der Schweiz, Deutschland und Österreich gibt es einige Informationsplattformen zum Thema Social Media und Jugend. Ob Informationen für Jugendliche, Eltern oder Fachkräfte - die Auswahl ist gross. Nicht alle Quellen werden dabei als geeignet gesehen. Gute Quellen sollten überblickbar sein und verständliche fachliche Informationen enthalten. Aktuelle Informationsquellen in der Schweiz informieren über Präventionsmöglichkeiten, aktuelle Fachdiskurse geben Tipps im Umgang mit Medien, etc. Diese Zusammenstellung ist auf dem Hintergrund entstanden, dass sich die Suche nach guten fachlichen und informativen Quellen während der Recherchen für diese Bachelorarbeit als sehr zeitintensiv herausstellte. Folgend ist eine Auswahl (bezogen auf die Schweiz), die aus fachlicher Perspektive als relevant gesehen wird, mit einer Kurzbeschreibung angeführt. Für Fachkräfte sind folgende Informationsquellen hilfreich: • http://www.jugendundmedien.ch/ Informationsportal zur Förderung von Medienkompetenzen. Darin besteht spezifisches Material für Fachpersonen, Lehrpersonen und Eltern. • http://medienblog.doj.ch/ Dieser Medienblog des Dachverbandes der offenen Jugendarbeit Schweiz enthält unterschiedliche Rubriken. Von Fachtexten bis zur einfachen Beschreibung von YouTube ist einiges enthalten. • http://www.infoset.ch/ Enthält vor allem Informationen zu neuen Medien in Bezug auf Sucht und Prävention. • http://www.ism-info.de/ Fachportal zur Medien- und Informationskompetenz. Darin sind einige fachliche Literaturhinweise enthalten. • http://www.skppsc.ch/ Die Schweizerische Kriminalprävention bietet unter der Rubrik Internet zahlreiche Informationen zum Thema Schutz und Sensibilisierung. Es bestehen Inhalte für Eltern, Fachkräfte und Kinder. Diese Plattform bietet zudem einige geeignete Infobroschüren. Franziska Sutter Seite 52 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit 5.3 Herausforderungen In jeglichen Arbeitsbereichen der Sozialen Arbeit sind Professionelle mit dem Thema Social Network konfrontiert. Einerseits kann beispielsweise Medienpräsenz zum Thema einer Organisation werden oder die Klientel nutzt Social Network. Je nach Zielgruppe variieren die Herausforderungen auf Grund unterschiedlicher Bedürfnisse. Daher wird in dieser Arbeit der Fokus auf Jugendliche im Bereich der offenen Jugendarbeit gelegt. Denn für Jugendarbeitende ist es zentral, sich am aktuellen gesellschaftlichen Wandel zu orientieren, um das Angebot für Jugendliche attraktiv zu halten. Was bedeutet das nun für die offene Jugendarbeit? In Folge der vorhergehenden Kapitel ergeben sich vier zentrale Herausforderungen: Es besteht eine Herausforderung in der Fachkompetenz, also zu wissen, wie beispielsweise Facebook genau funktioniert, welche Chancen und Risiken bei der Nutzung bestehen, warum sich Jugendliche darin aufhalten und welcher Bedarf, welche Bedürfnisse bestehen. Durch die schnellen Veränderungen im technologischen Bereich ist Aktualität unerlässlich. Was heute für Jugendliche „top“, hat morgen vielleicht schon keine Bedeutung mehr. Zudem scheinen virtuelle Räume schwieriger zu fassen - man kann nicht einfach auf den Fussballplatz gehen und beobachten wie beispielsweise zwei Peers rivalisieren. Beobachten lässt sich nur was, beziehungsweise worin Jugendliche Einsicht gewähren oder wenn Vorgänge auf Facebook einen Einfluss auf das Verhalten eines Jugendlichen haben. Wenn man ein verändertes Verhalten feststellt, ist oftmals bereits viel Zeit vergangen. Für Jugendarbeitende scheinen daher Kommunikation, Beziehungsarbeit und der offene Umgang in und mit virtuellen Medien zentral. Ein verändertes Freizeitverhalten bedeutet auch, dass die Jugendarbeit eine Anpassung benötigt. Das Angebot nach den Bedürfnissen Jugendlicher zu richten, wie zum Beispiel Kurse zur Gestaltung einer Homepage, Computerkurse, Filmgestaltungsworkshops fördern Jugendliche im Umgang mit neuen Medien und macht die offene Jugendarbeit gleichzeitig attraktiv. Im Weiteren ist mobile Jugendarbeit eine Möglichkeit, welche nicht mehr örtlich gebunden ist. Jugendarbeitende gehen dort hin wo die Jugend ist und nicht umgekehrt. Diese Beweglichkeit scheint zur aktuellen sich schnell wandelnden Gesellschaft zu passen. Abschliessend wird die Schwierigkeit darin gesehen, Handlungsspielräume auszuloten, in denen Jugendliche gefördert oder behindert werden. Es besteht ein Spannungsfeld zwischen Chancen und Risiken. Franziska Sutter Seite 53 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Daraus lässt sich schliessen, dass es einerseits einer Sensibilisierung Jugendlicher im Umgang mit neuen Medien bedarf. Andererseits ist, wie erwähnt, gerade in der Jugendphase das eigenständige Ausloten, das sich Ausprobieren wichtig. Ein individuell angemessener Mittelweg im professionellen Rahmen zu finden, ist letztendlich die zentrale Herausforderung. Während dem Verfassen dieser Arbeit hat sich, durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Social Media gezeigt, dass Prävention, Schutz oder auch Risiken in Fachdiskursen, in der Praxis, in der Schweizer Gesellschaft polarisieren. Prävention wird im Bereich der Sozialen Arbeit als wichtig erachtet. Professionelles Handeln bedeutet jedoch stets, dass einerseits der Handlungsrahmen (gesellschaftliche Werte/Normen, Gesetze, etc.) eingebunden und andererseits auch die Lebenswelt der Adressaten miteinbezogen wird (vgl. von Spiegel, 2011, S.37). Dieses Spannungsfeld zwischen Hilfe und Kontrolle ist in der Sozialen Arbeit allgegenwärtig. Im Zentrum sollte jedoch nicht nur Prävention und Kontrolle, sondern auch die Klientel, hier Jugendliche, als Experten ihrer selbst stehen. Daher sind Ressourcen und deren individuelle Nutzen für Jugendliche ebenso zentral, was basierend auf aktueller Literatur und Quellen eher hintergründig ist. Gerade in der Jugendarbeit ist auf Grund der Freiwilligkeit, individuelle Bedürfnisse aus der Perspektive Jugendlicher zu kennen beziehungsweise zu erkennen ein zentraler Aspekt. Mittels dieser Perspektive können attraktive Angebote für Jugendliche generiert werden. Das wusste schon der griechische Philosoph Heraklit vor über 2500 Jahren. Er beschreibt damit treffend die Herausforderung, sich mit Veränderungen zu beschäftigen, denn: „Nichts ist so beständig wie der Wandel“. Franziska Sutter Seite 54 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit 6 Fachliches Fazit Zusammenfassend lässt sich sagen, das Social Network eine zentrale Sozialisationsinstanz für die aktuelle Jugend ist. Denn Jugendliche nutzen Smartphones und vor allem Facebook täglich, was verschiedene Studien belegen, so auch die verwendete JAMES Studie. Social Network Plattformen nutzen Jugendliche unter anderem zur Bewältigung von Entwicklungsaufgaben. Daher ist dem sogenannten Web 2.0 und digitalem Social Media im Allgemeinen eine hohe Sozialisationsrelevanz zuzuschreiben. Im Weiteren ist das Erlangen von Medienkompetenz das Sozialisationsziel in Bezug auf digitale Mediensozialisation. Online Netzwerke können dabei ebenfalls als Sozialräume betrachtet werden. Es findet eine Hybridisierung von realen und virtuellen Räumen statt, was auch unter dem Begriff virealer Sozialraum zu verstehen ist. Sozialräume stehen reziprok zueinander, wodurch eine Dynamik, Wechselbeziehung besteht. Virtueller Raum bietet Jugendlichen neue Handlungsmöglichkeiten, wo sie nicht unter elterlicher Kontrolle stehen. Jugendliche können sich darin fernab von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Erwartungshaltungen ausprobieren. Es besteht Raum, in dem nach subjektiver Vorstellung und durch die eigens bestehenden Ressourcen eine persönliche Identität entwickelt werden kann. Die virtuelle Identität kann im Gegensatz zur realen Identität nach Belieben verändert werden. Das Internet bietet viele positive Möglichkeiten für Jugendliche. Genauso wie im realen Leben bestehen auch negative Aspekte. Cyberbullying, Sexting, Online-Mobbing oder Internetsucht sollten nicht übersehen werden. Trotzdem wurde in dieser Arbeit dieses Thema kaum erwähnt, weil es im Allgemeinen polarisiert, bekannt ist und der Mehrwert von Social Media für Jugendliche deshalb oftmals vernachlässigt wird. Für den professionellen Kontext der Sozialen Arbeit wird es als wichtig erachtet, gesellschaftliche Entwicklungen zu beobachten, zu reflektieren und kritisch zu hinterfragen. Gerade im Bereich der Jugendarbeit ist Prävention, beziehungsweise eine Sensibilisierung im Umgang mit neuen Medien sinnvoll. Ebenso hervorzuheben ist auch der Mehrwert, Nutzen von neuen Medien für Jugendliche. Denn für Jugendliche bieten Social Network Plattformen wertvolle Ressourcen. Es bietet Jugendlichen beispielsweise die Möglichkeit sich flexibel mit der eigenen Identität auseinanderzusetzen, ein Austausch über Facebook mit Freundinnen oder Freunden fördert soziale Kontakte, etc. Chancen, wie auch Risiken verdeutlichen die Wichtigkeit für einen verantwortungsvollen Umgang mit Social Media. Franziska Sutter Seite 55 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Dahingehend wird ein Nachholbedarf bezüglich Forschung im Bereich Mediennutzung und Medienhandeln aus der Perspektive von Jugendlichen gesehen. Ein Grossteil der Fachliteratur, Studien oder Quellen umfasst zwar dieses Thema, jedoch aus der Perspektive der Fachkräfte, der Erwachsenenwelt. Im Bereich der Sozialen Arbeit ist eine Subjektivperspektive jedoch ebenso zentral. Denn was für erwachsene Personen als sinnlos erachtet wird, kann für Jugendliche durchaus bedeutungsvoll sein. Nach der intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Social Media im Rahmen der Bachelorarbeit stellt sich daher heraus, dass für eine weitere Arbeit, eine empirische Untersuchung anstelle dieser literarischen Arbeit vorgezogen würde. Dadurch könnten beispielsweise Handlungsweisen fundierter hervorgehoben werden. Die offene Jugendarbeit ist durch Freiwilligkeit gekennzeichnet. Daraus lässt sich schliessen, dass es an attraktiven Angeboten, nach den aktuellen Bedürfnissen Jugendlicher, bedarf. In der offenen Jugendarbeit können Jugendliche im Umgang mit Social Media Plattformen, ergänzend zur Familie oder auch Schule, gefördert werden. Durch den aktiven Austausch mit Jugendlichen wird ein subjektiver Zugang ermöglicht. Jugendarbeitende erlangen dadurch Informationen was Jugendliche beispielsweise zu Facebook bewegt oder weshalb gerade das Profilbild wichtig ist. Solche Informationen sind im Professionellen Kontext bedeutend, um einerseits einen Zugang zu Jugendlichen zu gewährleisten und andererseits beispielsweise zur Prävention. Als übergeordnete Rahmenbedingungen gelten das gängige Werte- und Normensystem, wie auch Rechtsgrundlagen der Schweizer Gesellschaft. Abschliessend lässt sich basierend auf den Inhalten dieser Arbeit die Fragestellung folgendermassen beantworten: Social Network hat eine zentrale Sozialisationsrelevanz in der Jugendphase und ist eng mit dem Thema Sozialraum verbunden. Jugendliche nutzen ihr Smartphone häufig, fast schon permanent in virealen Räumen. Social Network Plattformen werden somit aktiv von Jugendlichen genutzt, was schlussendlich eine weitere Sozialisationsinstanz darstellt. Social Media ist daher zentral für die individuelle Entwicklung Jugendlicher. Denn virealer Raum ist informell und fernab vom „kontrollierenden, erzieherischen“ Kontext, was einen individuellen Handlungsraum bietet, sich nach eigenem Ermessen auszuprobieren. Rückschlüsse für die Jugendarbeit ergeben sich durch eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema Jugend und deren aktuellen Bedürfnissen. Die Herausforderung in der offenen Jugendarbeit besteht kurz und bündig darin „up to date“ zu sein. Gesellschaftliche Veränderungen müssen beobachtet und in der täglichen Arbeit mitgedacht werden. Franziska Sutter Seite 56 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit Durch die fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema Social Media hat sich das persönliche Fachwissen erweitert. Gerade bezüglich Handlungsweisen hat sich gezeigt, dass auch eine nonverbale Kommunikation mit Smartphones im Bus (siehe Einleitung) für Jugendliche von hoher Bedeutung ist. Aus der Perspektive Jugendlicher mag dies durchaus Sinn machen. In Anbetracht des fortlaufenden gesellschaftlichen Wandels sind daher neue digitale Medien nicht mehr wegzudenken. Wie weit eine technische Weiterentwicklung noch möglich ist bleibt offen. Daher wirken Negativschlagzeilen überflüssig. Umso zentraler scheint eine kritisch, reflektive Auseinandersetzung mit dem Thema Social Network gerade im Bereich der Sozialen Arbeit. Neue Medien, wie Social Media sind zentral für die Sozialisation Jugendlicher und bringen zudem ein verändertes Verständnis von Sozialraum mit sich. Daher ist aus fachlicher Sicht wichtig, Trends und gesellschaftliche Veränderungen weiter zu verfolgen und sich aktiv mit neuen Plattformen und Veränderungen auseinanderzusetzen. „Die Menschheit ist zu weit vorwärts gegangen, um sich zurückzuwenden und bewegt sich zu rasch, um anzuhalten“ (Winston Churchill). Franziska Sutter Seite 57 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit 7 Danksagung Eine Bachelorarbeit bedingt einiges an Zeitressourcen. Diese Eigenleistung wird durch die Beteiligung Dritter deutlich optimiert und ist massgebend für eine gelungene wissenschaftliche Arbeit. An dieser Stelle möchte ich mich daher bei allen Personen bedanken, die mich bei der Erstellung dieser Bachelorarbeit unterstützt haben. Meiner fachlichen Begleitung, Dr. Rudi Maier danke ich für die fachlichen Ratschläge bezüglich Themeneingrenzung, Planung und allgemeinen Tipps zur Erstellung einer Bachelorarbeit. Weiter danke ich meinen Mitstudierenden, die über eine WhatsApp Gruppe für einen regen Austausch von Frage- und Hilfestellungen beitrugen. Für die tatkräftige und zeitintensive Korrekturphase bedanke ich mich bei allen Korrigierenden. Besonders erwähnen möchte ich dabei Magdalen Keel, Regula Aschwanden und Oliver Meli. Franziska Sutter Seite 58 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit 8 Literatur- und Quellenverzeichnis Beringer, Barbara. (2012). Der Nutzen von Facebook und Twitter für die Sozialarbeit. Sozial Aktuell, 9, S. 17. 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November 2013 unter http://www.jugendundmedien.ch/fileadmin/user_upload/Angebote/ergebnisberichtjames-2010-de.pdf 9 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Freizeit medial nach Geschlecht. S.17 Willemsel, Isabel, Waller, Gregor, & Süss, Daniel. Ergebnisbericht zur JAMES-Studie 2012. Jugend/Aktivitäten/Medien - Erhebung Schweiz. Gefunden am 15. November 2013 unter http://www.jugendundmedien.ch/fileadmin/user_upload/Angebote/ergebnisbe richt-james-2010-de.pdf Abbildung 2: Studienergebnisse Junior Web Barometer 2012 S.32 (Quelle: gefunden am 05.06.2014 unter http://www.switch.ch/export/sites/default/about/news/2013/files/Resultate_S WITCH_Junior_Web_Barometer_2012.pdf Abbildung 3: Anzahl Kontakte. S.48 Willemsel , Isabel, Waller, Gregor, & Süss , Daniel. Ergebnisbericht zur JAMES-Studie 2012. Jugend/Aktivitäten/Medien – Erhebung Schweiz. Gefunden am 15. November 2013 unter http://www.jugendundmedien.ch/fileadmin/user_upload/Angebote/ergebnisbe richt-james-2010-de.pdf Franziska Sutter Seite 61 von 62 FHSG, Soziale Arbeit: Bachelorarbeit 10 Erklärung zur selbstständigen Abfassung der Bachelorarbeit Ich erkläre hiermit: dass ich die vorliegende Arbeit ohne fremde Hilfe und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel verfasst habe. Franziska Sutter ---------------------------------------------------------------St.Gallen, 08.10.2014 Veröffentlichung Bachelorarbeit Ich bin damit einverstanden, dass meine Bachelor Thesis bei einer Bewertung mit der Note 5.5 oder höher, der Bibliothek für die Aufnahme ins Ausleiharchiv und für die Wissensplattform Ephesos zur Verfügung gestellt wird. Sie darf auch an Aussenstehende verkauft werden. □ ja □ nein Franziska Sutter ---------------------------------------------------------------St.Gallen, 08.10.2014 Franziska Sutter Seite 62 von 62