Kombinatorik Kombinatorik Ziel: Bestimmen der Mächtigkeiten bestimmter endlicher Mengen, die durch Anordnung oder Auswahl von Elementen einer Menge gebildet werden. Wir wissen bereits, dass für die Potenzmenge gilt: card (P(M)) = 2card (M) Elementarerweise gilt für Produktmengen zweier Mengen M und N card (M × N) = card (M) · card (N) Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 54 / 415 Wir werden nun Formeln für die Anzahl von Permutationen, Kombinationen und Variationen von Elementen einer gegebenen n-elementigen Menge zusammenstellen. • Permutationen: Alle Elemente werden verwendet, ihre Reihenfolge ist entscheidend, • Kombinationen: Es werden Elemente ausgewählt (der Rest verworfen), es kommt auf die Auswahl an, • Variationen: Es kommt auf Auswahl und Reihenfolge an. Ferner sind die Optionen mit und ohne Wiederholungen zu unterscheiden. Mit Wiederholungen ist gemeint: Gewisse Vertauschungen sollen ignoriert werden. Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 55 / 415 Beispiele: Permutationen: Es gibt 6 verschienene Reihenfolgen, drei Kugeln anzuordnen. Sind zwei der Kugeln blau, eine rot, und es kommt uns nur auf die Farben an, so unterscheiden wir nur 3 Permutationen mit Wiederholung. Kombinationen: Das typische Beispiel ist die Ziehung der Lottozahlen, 6 Kugeln werden ausgewählt, 43 bleiben übrig, die Reihenfolge spielt keinerlei Rolle. Keine der Zahlen von 1 bis 49 ist auf mehreren Kugeln, es gibt also keine Wiederholungen. Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 56 / 415 Anders ist es, wenn 7 Mitarbeiter eingestellt werden sollen, zur Wahl stehen (beliebig viele) Informatiker, BWL-er und Juristen. Zwei Teams von je 2 Informatikern und BWL-ern sowie 3 Juristen gelten als identisch, aber z.B. verschieden von einer Mannschaft aus lauter Informatikern. In diesem Fall sprechen wir von Kombinationen mit Wiederholung. Variationen: Werden die gewählten Elemente in einer vorgeschriebenen Weise angeordnet, etwa die Ziffern einer Gewinnzahl, oder Kandidaten auf einer Wahlliste, ist also die Reihenfolge zu beachten, so sprechen wir von Variationen. Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 57 / 415 Grafik Permutationen von 3 bzw. 4 Elementen Permutationen von 3 bzw. 4 Elementen mit 2 mal 2 Wiederholungen Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 58 / 415 Symbole und Formeln Definition: n ! (lies: n Fakultät) 0! = 1 (n + 1) ! = n ! · (n + 1) rekursive Definition! Die Fakultäten sind für alle natürlichen Zahlen (inklusive 0) definiert. Beachte: 0! = 1 (nicht Null). Definition: Binomialkoeffitienten n k n k (lies: n über k) = n! (n−k ) ! k ! = n(n−1)(n−2)...(n−k +1) k! Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 59 / 415 Bemerkung: Die obere Definition ist nur für natürliche Zahlen n und k sinnvoll, die untere kann auch für beliebige n ∈ R angewendet werden, x , x ∈ R, k ∈ N. k Beispiele: −2 3 1 3 3 = (−2)·(−3)·(−4) 6 = 10 162 = 5 81 = −4 = 0.06172839506 Maple: binomial(-2,3); bzw. binomial(1/3,3); Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi combinat.mw WS 2012 60 / 415 Eigenschaften Satz: (n + 1) ! = (n + 1)n ! n n n =1 = n, = 1, n 1 0 n n = n−k k n+1 n n (Pascalsches Dreieck) = + k +1 k +1 k Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 61 / 415 WS 2012 62 / 415 n n = (n − k ) (k + 1) k k +1 n n+k +1 k +i = k +1 k i=0 n n k =0 Kurt Frischmuth (IfM) k = 2n Mathe4WiWi Binomischer Satz (a + b)n = n n k =0 Beispiele: a = b = 1 , k an−k bk a = 1, b = −1 Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 63 / 415 Permutationen Permutationen von n Elementen (ohne Wiederholung): n! Beispiel: Warteschlange Permutationen mit Wiederholungen von n Elementen bei r Gruppen von identifizierten Elementen, n! Gruppenstärken k1 . . . kr : k1 !...k r! Beispiel: Nachtzug Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 64 / 415 Beispiele {a, b, c} a a b c .. . c b Permutation a a b keine Permutation → Charakterisierung einer Permutation: p ∈ M card (M) , ∀ i, j (i = j ⇒ pi = pj ) Im Gegensatz hierzu: Permutationen mit Wiederholung: aabbc n! n1 ! n2 ! . . . nr ! bei r Gruppen mit je ni identischen Elementen Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 65 / 415 WS 2012 66 / 415 Kombinationen und Variationen Kombinationen von k aus n Elementen: n! - ohne Wiederholung.: kn = k !(n−k )! Beispiel: Lotto, Massenentlassung - mit Wiederholung.: n+k −1 Beispiel: Bevorratung k Variationen von k aus n Elementen: n! - ohne Wiederholung.: (n−k )! Beispiel: Rollenbesetzung, Jobmarkt - mit Wiederholung.: nk Beispiel: Telefonnummern, Passwörter Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi Beispiele ◦ Aufsichtsrat wählt Vorsitzenden und Stellvertreter (2 aus 20) 20 − Reihenfolge 1 · 2 ! = 20 · 19 ⇒ 2 − Wiederholung 0 = 380 ◦ Lotto (6 aus 49) − Reihenfolge 0 − Wiederholung 0 Kurt Frischmuth (IfM) ⇒ 49 6 = 13 983 816 Mathe4WiWi WS 2012 67 / 415 WS 2012 68 / 415 ◦ Würfeln mit 4 Würfeln verschiedener Farbe − Reihenfolge 1 ⇒ 64 = 362 = 1296 − Wiederholung 1 ◦ Qualitätsprüfung (2 aus 10) − Reihenfolge 0 − Wiederholung 1 Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi ⇒ 11 = 55 2 Mehr Beispiele ◦ 8 Teile wurden produziert 40 320 versch. Reihenfolgen ( Umbauzeiten) ◦ 3 Wagen 1. Klasse 5 Wagen 2. Klasse 2 Schlafwagen ⇒ 10 ! = 2520 Möglichkeiten 3! 5! 2! Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 69 / 415 WS 2012 70 / 415 Zusammenfassung: Reihenfolge? Wiederholungen? Formel 1 1 nk 1 0 0 1 n+k −1 0 0 n Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi n k k! k k Wahrscheinlichkeitsrechnung Ereignisse sind Teilmengen der Menge Ω aller Elementarereignisse. Begriff der Wahrscheinlichkeit (nach Laplace): Anzahl der „günstigen Fälle“ geteilt durch Anzahl aller möglichen Fälle Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 71 / 415 Bernoulli-Schema • n unabhängige Ausführungen eines Experiments mit zwei möglichen Ausgängen (Erfolg = 1, Misserfolg = 0) • Wahrscheinlichkeit für Erfolg: p, Wahrscheinlichkeit für Mißerfolg: 1 − p • Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von genau k Erfolgen bei n Versuchen beträgt Pkn = Kurt Frischmuth (IfM) n k pk q n−k Mathe4WiWi WS 2012 72 / 415 Übungsaufgaben (P 07/97) Für ein Theaterstück werden Statisten gesucht. Es melden sich 11 Männer und 7 Frauen. Es gibt aber nur 8 männliche und 5 weibliche Rollen mit je 8 bzw. 5 identischen Kostümen und Masken, es gibt keine Doppelrollen. a) Wie viele Varianten für die Besetzung der männlichen Rollen durch Männer gibt es? b) Wie viele Besetzungsvarianten gibt es insgesamt? c) Die neue Intendantin nimmt keine Rücksicht auf das Geschlecht der Statisten und vergrößert damit die Auswahlmöglichkeiten, ferner gibt sie den Akteuren Identität durch verschiedenfarbige Perücken. Wie viele Varianten gibt es jetzt? Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 73 / 415 (P 07/96) Zum Vergleichswettkampf im Eisstockschießen zwischen Afrika und Südostasien reisen aus jeder der beiden beteiligten Regionen vier Mannschaften an. In Afrika gibt es zwölf, in Südostasien sechs Bewerber. a) Wieviele Varianten gibt es für die Delegation aus Afrika und für die aus Südostasien? b) Wieviele Varianten gibt es für die Teilnehmer insgesamt? c) In den vier Spielen der ersten Runde tritt je eine Mannschaft aus Afrika gegen eine aus Asien an. Wieviele Varianten für die Zusammenstellung der erste Runde gibt es? d) Wieviele Varianten gäbe es, würden vier beliebige Paarungen ausgelost? Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 74 / 415 (P 02/01) Im Landwirtschaftsministerium sollen 7 neue Mitarbeiter eingestellt werden. Zur Auswahl stehen 10 Agrarökologen, davon 8 Männer, und 13 Wirtschaftswissenschaftler, davon 10 Frauen. Die Gruppen seien disjunkt. a) Wie viele Möglichkeiten 7 Personen auszuwählen gibt es, wenn Qualifikationen, Ausbildung und Geschlecht irrelevant sind? b) Wie viele Möglichkeiten gibt es, wenn 4 Agrarökologen einzustellen sind und 3 Wirtschaftswissenschafter? Einschränkende Bedingung sei hierbei, dass genau 2 Frauen im Team sein sollen, davon wenigstens eine Agrarökologin. Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 75 / 415 (P 07/00) Eine Filmgesellschaft sucht für ihren neuen Film noch Statisten für 7 verschiedene Rollen. Es bewerben sich 25 Frauen, davon 17 junge, und 15 Männer, davon 10 junge. a) Wie viele Möglichkeiten gibt es, die Rollen zu besetzen, wenn das Geschlecht und das Alter irrelevant sind? b) Wie viele Möglichkeiten gibt es, wenn 4 Rollen mit männlichen Bewerbern, davon genau 2 mit jungen, und 3 Rollen mit Bewerberinnen, davon genau 2 mit jungen zu besetzen sind? c) Maren und Peter gehören zu den jungen Bewerbern und haben sich für die Rollen als Jugendliche beworben, wollen aber nur gemeinsam mitspielen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Besetzung wie in b) beide eine Rolle bekommen? Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 76 / 415