Der Sizilianer Der Sizilianer ist dunkel, hager, klein. Er hat schwarze Augen, einen schwarzen Schnurrbart, schwarzen Schlips, schwarzen Hut. Er hat eine Frau, viele Kinder und mindestens eine Geliebte. Er ist eifersüchtig, besitzergreifend, rachsüchtig, blutdurstig, verschlossen, ein Mafioso. Er redet wenig, arbeitet viel. Sein Beruf: Emigrant. Im Plastikkoffer, mit einem Strick zusammengehalten, hat er eine Zahnbürste, ein paar Unterhosen, ein Unterhemd, die lupara (den Stutzen) und Sizilien. Sizilien trägt er immer mit sich herum. In New Yorks Little Italy, in den Barrios von Buenos Aires, den Favelas von Rio de Janeiro, den Bergwerken Belgiens, an den Fließbändern von Fiat in Turin, in den Restaurants von Hamburg. Sizilien sitzt in seinem Herzen und Gesicht. Er kann sich nicht verstellen, will sich nicht verstecken. Amerikaner seit zwanzig Jahren, spricht er immer noch waschechtes Sizilianisch zu hause und mit den Freunden. Argentinier in der zweiten Generation, isst er wie eh und je seine Spaghetti mit Sardinen. Im freizugigen Schweden erschießt er mit seiner Lupara die Braut, die ihn betrügt. Das ist der Sizilianer, der auf Leinwänden und Bildschirmen der ganzen Welt herumgeistert; es ist der Sizilianer der Filme von Germi und Lattuada, der Sizilianer im „Paten“, der Sizilianer in der „Scheidung auf italienisch“ und „Im Namen des Gesetzes“. Es ist der Sizilianer, Typ Markenprodukt, der meistverlangte und meistverkaufte Exportartikel in Italien und im Ausland.