Fachartikel Wirtschaftlichkeit von Outsourcing-Projekten Profitabler als gedacht Die Vorteile eines Outsourcings von Lagerhaltung und mechanischer Vorfertigung klingen vielversprechend: Hohe Investitionen in notwendige neue Lager- und Fördertechnik können vermieden, eigene Lagerflächen zugunsten von wertschöpfenderen Produktionsflächen aufgegeben und Personalkosten reduziert werden. Doch wie hoch ist das Einsparpotenzial eines solchen Auslagerungsprojekts wirklich? Dieser Beitrag fasst entscheidende Kostenpositionen zusammen, die bei einer Wirtschaftlichkeitsrechnung beachtet werden sollten. Im Rahmen eines Outsourcings integrieren stahl- und metallverarbeitende Unternehmen ihr bisheriges Vorratslager nahtlos in das Lager ihres Dienstleisters. Dieser übernimmt dann sowohl die Beschaffung und Bevorratung des Rohmaterials als auch den Zuschnitt, einfache mechanische Bearbeitungsschritte sowie die Kommissionierung und termingerechte Anlieferung des Materials – wenn gewünscht bis an die Bearbeitungsmaschinen. Führt man sich das vor Augen, wird schnell deutlich, dass sich durch die Auslagerung vor allem Kosten für Personal und Sägen einsparen lassen. „Bei diesen beiden Preispositionen kommt es bei Wirtschaftlichkeitsberechnungen allerdings häufig zu spürbaren Abweichungen von den tatsächlichen Einsparungen“, weiß Wolfgang Dörr, Geschäftsführer bei Günther + Schramm, einem süddeutschen Systemdienstleister für Stähle, NE-Metalle und Aluminium. Bei den Personalkosten beispielsweise gilt es neben den reinen Gehaltskosten auch Faktoren wie Urlaubsgelder, Feier- und Krankheitstage sowie die beim Outsourcing-Partner ggf. höhere Wochenarbeitszeit zu berücksichtigen. Bei den Sägen sind zum einen die Anschaffungskosten zu bedenken: Das Investitionsvolumen für eine neue Säge beträgt je nach Leistung und Funktionsumfang in der Regel zwischen 30.000 und 300.000 1 Fachartikel Euro. Hinzu kommen Wartungs- und Instandhaltungskosten von durchschnittlich ca. 600 bis 800 Euro pro Säge und Jahr. Investitionskosten einsparen Zusätzlich zu den genannten Kosten fallen noch einige weniger offensichtliche Positionen an, die durch ein Outsourcing eingespart werden. Hierzu zählen die vollständigen oder anteiligen Investitionskosten der Immobilie – abhängig davon, wie viel Platz die Sägerei in Anspruch nimmt – sowie Regaltechnik, Lager- und Pufferflächen und ggf. vorhandene Fördertechnik. „Insbesondere die Lager- und Pufferflächen werden sehr häufig bei den Berechnungen vergessen, unter anderem weil diese Flächen manchmal intern kostentechnisch nicht der Sägerei, sondern anderen Unternehmensbereichen zugeordnet werden“, erläutert Jörg Mayer, Outsourcing-Experte bei Günther + Schramm. Durch den Dienstleister werden die Stähle bzw. Zuschnitte und angearbeiteten Teile in der Regel just in time geliefert, sodass Lager- und Pufferflächen stark reduziert werden oder ganz entfallen können. Meist werden die freigewordenen Flächen dann für wertschöpfendere Tätigkeiten verwendet, zum Beispiel durch eine entsprechende Vergrößerung der Produktion. Ein weiterer finanzieller Vorteil, der mit der Reduzierung der eigenen Bestände einhergeht, ist die enorm verringerte Kapitalbindung. Laufende Kosten konsequent reduziert Bei den laufenden Kosten sind anteilig auch die Energiekosten für Heizung und Beleuchtung der Hallen sowie für den Betrieb von Hubwagen, Regalbediengeräten und Kranen zu kalkulieren. Bei zwei weiteren Positionen – den Betriebsmitteln und den Prüfmitteln für die Qualitätssicherung – gilt es zudem zu bedenken, dass ein StahlServicecenter dank der viel größeren Anzahl von Sägen und eines erheblich höheren Umschlags diese Posten aufgrund der abgenommenen Mengen sehr viel günstiger einkaufen kann als ein einzelnes Unternehmen. Das Stahl-Servicecenter von Günther + Schramm beispielsweise verfügt 2 Fachartikel insgesamt über mehr als 50 Sägen und kauft dementsprechend große Mengen an Sägebändern, Sägeblättern, Etiketten, Kühl- und Schmierstoffen etc. ein. Kostentransparenz „Neben diesen betriebswirtschaftlich nachvollziehbaren Kosten spielen bei den laufenden Kosten zusätzlich einige Faktoren eine Rolle, die sich im Unternehmensalltag kaum anhand von Zahlen oder Dokumentationen feststellen lassen und die erst nach dem Outsourcing durch die gesteigerte Kostentransparenz zutage treten“, so Jörg Mayer. Ein Beispiel hierfür sind die sogenannten „Schnellschüsse“: Es gehört bei vielen Unternehmen durchaus zum Arbeitsalltag, dass – abweichend von den Planungen der Mitarbeiter an den Sägen – sehr kurzfristig spezielle Zuschnitte benötigt werden. Bereits gerüstete Sägemaschinen müssen in diesen Fällen wieder abgerüstet und mit dem Schnellschussmaterial bestückt werden. Die so entstehenden unproduktiven Zeiten tauchen normalerweise in keiner Dokumentation auf. Der Dienstleister, der meist über mehrere Dutzend Sägen verfügt, wird hingegen immer eine Maschine finden, die nicht erst ab- und später wieder aufgerüstet werden muss. „In der Regel gelingt es uns außerdem, die Prozesse im Rahmen eines Outsourcings so weit zu optimieren und zu standardisieren, dass solche Schnellschüsse nur noch in absoluten Ausnahmefällen notwendig sind“, berichtet Wolfgang Dörr. Ein weiteres Beispiel für „versteckte“ laufende Kosten ist der Umgang mit Ausschuss und dem sogenannten natürlichen Schwund. In den meisten Unternehmen werden gewisse Inventurdifferenzen aufgrund der beiden genannten Faktoren als gegeben hingenommen. Das Stahl-Servicecenter von Günther + Schramm arbeitet hingegen mit durchgängig IT-gestützten Prozessen, sodass Verschnitt problemlos dem jeweiligen Auftrag zugeordnet werden kann und damit in die Stückpreise miteinkalkuliert wird. „Das schafft eine völlig neue Kostentransparenz“, ergänzt Jörg Mayer, „und führte bei Unternehmen bereits zu der Erkenntnis, dass bestimmte Teile 3 Fachartikel aufgrund der erforderlichen komplexen und aufwendigen Arbeitsschritte für den Endkunden lange Zeit zu günstig kalkuliert wurden.“ Versteckte Kostentreiber Die Tatsache, dass bei den wenigsten Industrieunternehmen Lagerhaltung und Vorfertigung zu den Kernkompetenzen zählen, führt zu einem weiteren Kostentreiber: der suboptimalen Prozessausgestaltung. Viele Betriebe setzen beispielsweise eine einzige Sägemaschine für die Bearbeitung unterschiedlichster Materialien ein. Das führt aufgrund der verschiedenen Werkstoffanforderungen oftmals Dienstleister, die die auf nicht zu optimalen Materialbevorratung und Ergebnissen. mechanische Bearbeitung spezialisiert sind, haben dagegen für annähernd alle Werkstoffe und Anforderungen spezialisierte Sägemaschinen in Betrieb, inklusive der passgenau zugeschnittenen Ausrüstungen, Automatisierungsvorrichtungen etc. So sind Outsourcing-Partner in der Lage, deutlich schneller und effizienter zu arbeiten. Ein letzter wichtiger Kostenpunkt ist die innerbetriebliche Logistik. Werden die benötigten Zuschnitte und angearbeiteten Teile von einem Dienstleister angeliefert, entfällt für das Unternehmen der interne Transport von den Sägen in die Produktion. Das kann bedeuten, dass Förderanlagen oder Flurförderzeuge abgeschafft werden können und die entsprechenden Wartungs- und Instandhaltungskosten entfallen. Nicht zu unterschätzen sind in vielen Fällen auch die frei werdenden Zeitressourcen der betroffenen Mitarbeiter, die sie nach dem Outsourcing für produktive Tätigkeiten nutzen können. „Bei einem unserer Kunden mussten die Zuschnitte vor dem Outsourcing von Mitarbeitern über das Werksgelände zu einer anderen Halle transportiert werden; hier kam es durch das Outsourcing zu einer spürbaren Effizienzsteigerung in der Produktion“, erinnert sich Wolfgang Dörr. 4 Fachartikel Fazit „Natürlich kann die reine Zusammenstellung der Kosteneinsparungen nur ein erster Anhaltspunkt sein und das Beratungsgespräch durch einen Outsourcing-Experten nicht ersetzen“, betont Jörg Mayer. In jedem Unternehmen seien die Prozesse, die Anforderungen und die benötigten Materialien schließlich sehr individuell. „Beispielsweise werden die Einsparungen bei einem Unternehmen, dessen Materialanforderungen zu 100 Prozent durch den Bestand des Outsourcing-Partners abgedeckt werden, immer erheblich höher sein als bei einem Unternehmen, für das viel Fremdmaterial zugekauft werden muss“, erläutert er. Abgesehen von den bevorrateten Materialien spielt auch die Effizienz der Lager- und Bearbeitungsprozesse beim Unternehmen eine große Rolle im Hinblick auf die Rentabilität eines Auslagerungsprojekts. Wer über neueste Lagertechnik und Bearbeitungsmaschinen sowie wirtschaftliche und transparente Vorfertigungsprozesse verfügt, kann durch ein Outsourcing nur begrenzt sparen. „Meist verhält es sich allerdings gegenteilig“, weiß Wolfgang Dörr. „Da die Lagerhaltung und vorbereitende mechanische Materialbearbeitungen normalerweise nicht zu den Kernkompetenzen der Industrieunternehmen zählen, bieten diese Bereiche oft viel Potenzial für Verbesserung.“ Auf all diese individuellen Besonderheiten, die bei einer standardisierten Zusammenstellung von Einsparpotenzialen nicht einbezogen werden können, wird ein erfahrener Outsourcing-Partner nach einer umfassenden Analyse der Ausgangssituation hinweisen. umfangreicher Outsourcings Leitfaden von zur Planung Metallbevorratung und und Durchführung Anarbeitung Ein eines kann bei Günther + Schramm kostenlos unter [email protected] angefordert werden. Stand: Juli 2013 Umfang: 9.233 Zeichen inklusive Leerzeichen (ohne Infokasten) 5 Fachartikel Infokasten Wichtige Einsparpotenziale im Blick Für eine vollständige Wirtschaftlichkeitsrechnung vor einem geplanten Outsourcing von Lagerhaltung und mechanischer Bearbeitung sollten Sie folgende Kostenblöcke berücksichtigen: 1. Personalkosten Löhne, Urlaubsgelder, Feier- und Krankheitstage, Wochenendarbeit 2. Investitionen Immobilie, Regaltechnik, Säge- und Bearbeitungsanlagen, Lager- und Pufferflächen, Fördertechnik 3. Laufende Kosten Energiekosten, Wartungskosten, Instandhaltungskosten, Betriebsmittel, QS-Prüfmittel 4. Innerbetriebliche Transportkosten 5. Optimierung und Standardisierung von Prozessen Fotos: 1. Sägezuschnitte 2. Blick in die Lagerhallen von Günther + Schramm 3. Vollautomatische Lager- und Sägetechnik 4. Sägezuschnitt 5. Beispiel für verbleibende Lagerfläche nach Outsourcing Günther + Schramm – das Unternehmen Die Günther + Schramm GmbH wurde 1930 gegründet. Seit 2003 gehört das Unternehmen zur innovations- und marktführenden SCHMOLZ + BICKENBACH AG. Günther + Schramm beschäftigt rund 170 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist zum einen im klassischen Metallhandel tätig, zum anderen bietet es als Metall-Servicecenter verschiedenste Anarbeitungsdienstleistungen – von Fräsen, Sägen, Drehen und Bohren über Schleifen und 6 Fachartikel Hobeln bis hin zu Wärme- und Oberflächenbehandlung. Knapp 4.000 aktive Kunden aus Maschinenbau, Handel und der mechanischen Bearbeitung versorgt Günther + Schramm mit Stahl sowie Kunststoffen, Aluminium, Titan, NE-Metallen u. a. Unternehmenskontakt Wolfgang Dörr • Günther + Schramm GmbH Heidenheimer Str. 65 • 73447 Oberkochen Telefon: 0 73 64-24-110 • Fax: 0 73 64-24-190 E-Mail: [email protected] • Internet: www.gs-stahl.de Pressekontakt Rebecca Schmortte • additiv pr GmbH & Co. KG Pressearbeit für Logistik, Stahl, Industriegüter und IT Herzog-Adolf-Straße 3 • 56410 Montabaur Telefon: 02602-950 99-24 • Fax: 02602-950 99-17 E-Mail: [email protected] • Internet: www.additiv-pr.de 7