Zorniger Jesus – Meinungsverschiedenheit durchzuhalten

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3. Fastensonntag 2009, B 2009 – Joh 2,13-25
„Die Entrümpelungsaktion“
Liebe Schwestern und Brüder,
1. wann ist denn die nächste „Sperrmüll“, habe ich erst kürzlich meine Eltern gefragt.
„Ich muss mal wieder aufräumen, manches entrümpeln und loswerden.“
2. Schauen wir das heutige Evangelium näher an, dann könnte man meinen: Jesus führt eine
Entrümpelungsaktion durch. Er räumt auf, was dort im Tempel nicht hingehört: Die
Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsel. „Er machte eine Geißel
aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld
der Wechsler schüttete er aus, und ihre Tische stieß er um. Zu den Taubenhändlern sagte er:
Schafft das hier weg.“
3. Dieser zornige Jesus passt ganz und gar nicht in unser Bild. Zumal wir doch davon
ausgehen und so erzogen wurden, dass Meinungsverschiedenheiten friedlich gelöst werden
sollen. „Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle“. Es
geht hier nicht nur um Äußerlichkeiten und Banalitäten. Jesus setzt damit ein kraftvolles
Zeichen und will im Bild des Aufräumens klar machen, wer eigentlich „Herr im Haus“ ist.
4. Wir sehen: Der Tempel ist mehr als ein Haus aus Stein. Der Tempel steht dafür, dass er
einen unmittelbaren Zugang zu Gott schaffen möchte. „Reißt diesen Tempel nieder, in drei
Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.“ Damit meint Jesus sich selbst: ER selbst ist der
Tempel. ER selbst ist Zugang und Weg zum Vater.
Bei der Vertreibung der Händler aus dem Tempel geht es aber auch um die innere Reinigung
des eigenen Tempels, des eigenen Lebens. Wir sind ein Tempel, in dem der hl. Geist wohnt
und seit der Taufe von uns Besitz ergriffen hat, die von Gott geschenkten Begabungen zu
gebrauchen und Gutes zu tun und Böses zu unterlassen: Neid, Eifersucht, Streitsüchtigkeit,
Zwiespalt, Eifersucht, Aggression, Wut. Aber fragen wir uns: Sind wir nicht manchmal zu
einer Markthalle verkommen? Wir als Gemeinde oder als einzelner Christ? Ein Leben, das
eher einer Markhalle gleichkommt als ein Tempel des Heiliges Geistes. Papst Benedikt
schreibt einen sehr ergreifenden Brief an die Bischöfe anlässlich der Diskussion um die
Exkommunikation der Piusbruderschaft: „In unserer Zeit, in der der Glaube in weiten Teilen
der Welt zu verlöschen droht wie eine Flamme, die keine Nahrung mehr findet, ist die
allererste Priorität, Gott gegenwärtig zu machen in dieser Welt und den Menschen den
Zugang zu Gott zu öffnen.“
5. „Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle.“ Diese
Worte Jesu rühren uns gerade in der Fastenzeit an, innerlich einmal aufzuräumen, Schutt,
Schuld und Sünde, all das, was uns unfrei und unwürdig macht und belastet, über Bord zu
werfen und neu anzufangen. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, auf das Sakrament der
Versöhnung einzugehen und die Beichte zu erklären, wie sie die Kinder der 3. Klasse
erfahren.
Wie Jesus die Menschen ganzheitlich gesehen hat, so wollte ich immer den Jugendlichen
begegnen – mit ihren Licht- und Schattenseiten. Diese Sichtweise hat sich dann auf die
Beichte übertragen, wie ich sie mit den Kindern und Jugendlichen praktiziere. In der offenen
Jugendarbeit habe ich viele russlanddeutsche Aussiedler kennengelernt, die nur noch ihre
unaufgeräumte Markhalle sahen, sprich ihr Versagen, ihre Ängste, ihre Schattenseiten des
Lebens. „In dir steckt auch etwas Gutes. Das musst du suchen. Von Gott hast Du Talente und
Fähigkeiten, eine besondere Würde erhalten, die es gilt zu entdecken!“ Zu Beginn der Beichte
– nach einer Geschichte aus der Bibel – frage ich – zur Überraschung vieler Eltern: „Was
macht dir Freude, welche Talente hat dir Gott geschenkt, wofür darfst du dankbar sein?“ Ich
nenne sie Lichtseite. Und ich sage den Kindern: Diese Seite muss in deinem Leben immer
größer werden. Aber wir wissen auch: Es gibt auch dunkle Seiten im Menschen, Seiten, die
einer Markhalle gleichen voll lärmender Gedanken: Gut vor dem anderen da zu stehen, gut
anzukommen, cool zu sein. Dunkle Seiten wie Schuld und Sünde, verstockte Herzen und
verdrehte Wahrheiten.
6. Liebe Schwestern und Brüder,
in dieser Woche wurden wir mit einer schrecklichen Nachricht konfrontiert: Ein Amoklauf
mit 16 Toten. Die Gebote, die wir in der Lesung gehört haben, sollen Richtschnur sein, damit
das Leben gut wird und gelingt. Der Mensch kann zu einer Markthalle verkommen. Er kann
wilde Tiere in sich bergen und im Laufe des Lebens groß ziehen, Tiere, die den Menschen
nach und nach beherrschen und unmenschlich machen: „Schafft das hier weg, macht das
Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle“.
7. Bitte wir Jesus um eine persönliche Tempelreinigung, damit wir – auch als Gemeinde „mit neuer Hoffnung auf das leuchtende Ziel des Osterfestes schauen.“ Amen.
Einleitung:
Jesus Christus lädt uns in der Vorbereitung auf Ostern ein auf den Weg zum Leben.
Das ist auch ein Weg der Umkehr und der Neuausrichtung an seinen Geboten.
Wir bitten unseren Herrn und Bruder:
Bitten:
Für Menschen, die von äußerem Treiben und innerer Unruhe beherrscht sind.
Für alle, die in der Fastenzeit bewusst Zeiten der Stille suchen und nutzen.
- A: Wir bitten dich, erhöre uns.
Für die Kirche, die Gott als Freund des Lebens bezeugt auch mit ethischen Stellungnahmen wie jetzt in den USA.
Für alle, die für die Einheit der Kirche besondere Verantwortung tragen.
- A: Wir bitten dich, erhöre uns.
Für alle, die um gerechte Rahmenbedingungen ringen für das Wirtschafts- und
Gesundheitssystem.
Für alle, die durch die Wirtschaftskrise in existentielle Nöte geraten.
- A: Wir bitten dich, erhöre uns.
Für die Menschen in Nordirland.
Für die Menschen in Tibet und in China.
- A: Wir bitten dich, erhöre uns
Für die Opfer der Amok-Schützen in Winnenden und in Alabama.
Für alle, die durch die schrecklichen Verbrechen einen Menschen verloren haben und in
Trauer gestürzt sind.
Für alle, die jetzt Angst haben vor der Schule und vor anderen Menschen.
- A: Wir bitten dich, erhöre uns.
Abschluss-Gebet:
Ja, Herr, für sie alle bitten wir dich.
Erweise du dich als Kraft, die zum Leben führt,
zum Leben in Fülle jetzt und für alle Zeit. Amen
Vermeldungen:
Kerzen für Autenhausen und Kaltenbrunn
Vortrag um 14.00 Uhr in Autenhaussen
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