BEVÖLKERUNGSWACHSTUM UND KLIMA Prof. Dr. Peter Höppe, Leiter Geo Risks Research/Corporate Climate Centre, Munich Re Wissenschaftstage München, 22. Oktober 2012 Munich Re • Gegründet 1880, nachhaltiges Geschäftsmodell • Führender globaler Rückversicherer • Prämienvolumen 27 Mrd. Euro • Führende Rolle im Bereich der Rückversicherung von Naturkatastrophen Munich Re: erste Warnungen vor den möglichen Folgen des Klimawandels bereits 1973 Publikation: August, 1973 3 Auswirkung in Mrd. US$ Weltwirtschaftsforum 2011 bewertet den Klimawandel als ”eines der größten Risiken, mit sehr großen Auswirkungen und einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit Wahrscheinlichkeit des Eintritts in den nächsten 10 Jahren Juli 2012: Wärmster Monat in den USA seit Beginn der Messungen, wärmster Juli für Landflächen auf der Nordhemisphäre Der Klimawandel geht ungebremst weiter! Globale Jahresmitteltemperaturen mit Korrekturen für natürliche Klimafaktoren ( ENSO, Sonnenaktivität, Vulkanausbrüche) Quelle : Rahmstorf Dez. 2011 (http://www.scilogs.de/wblogs/blog/klimalounge/klimadaten/2011-12-08/globale-temperatur-reloaded) 2012: Geringste Meereisbedeckung in der Arktis seit es verlässliche Daten darüber gibt NatCatSERVICE Naturkatastrophen weltweit 1980 – 2011 Anzahl der Ereignisse pro Naturgefahr mit Trend Anzahl 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 1980 1982 1984 1986 Geophysikalische Ereignisse (Erdbeben, Tsunami, Vulkanausbruch) 1988 1990 1992 1994 Meteorologische Ereignisse (Sturm) 1996 1998 2000 2002 Hydrologische Ereignisse (Überschwemmung, Massenbewegung) © 2012 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, GeoRisikoForschung, NatCatSERVICE – Stand Januar 2012 2004 2006 2008 2010 Wetterbezogene Schadenereignisse (global)1980 – 2011 Relative Trends der Anzahlen der Ereignisse für Länder unterschiedlicher Einkommensgruppen 700% 600% 500% 400% 300% 200% 100% 0% 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 Income Groups 2012 (defined by World Bank, Dezember 2011): High income economies Upper middle income economies Lower middle income economies Low income economies (GNI ≥12,276 US$) (GNI 3,976 – 12,275 US$) (GNI 1,006 – 3,975 US$) (GNI ≤1,005 US$) © 2012 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, Geo Risks Research, NatCatSERVICE – As at January 2012 Charakteristika der Treibhausgase in der Atmosphäre Treibhausgas Wert Wert Anteil Verweil-dauer Rel. Treib- 1750 2010 Mensch [Jahre] haus- Anteil am anthrop. [ppm] [ppm] [%] potential Treibhaus -effekt [%] CO2 280 390 40 120- 150 1 60 CH4 (Methan) 0,7 1,745 30 9-15 23 20 N2O (Lachgas, 0,27 0,314 20 80-150 298 6 0,00001 - 100 1-260 500-14800 10 100 3200 22800 <1 (Kohlendioxid) Distickstoffoxid) CFK (Chlorfluor- 0 kohlenstoff) SF6 Schwefel- 0,0000005 0 0,0000042 1-3% 1-3% hexafluorid H2O Wasserdampf Quelle: IPCC 2007 (1) wenige Tage 2 CO2-ist das bedeutendste Treibhausgas CO2-Emissionen 2011: Anstieg global um 3% Allzeit-Rekord von 34 Mrd. t Chinas pro Kopf CO2Emissionen stiegen um 9% auf 7,2 t Quelle: PBL Netherlands Environmental Assessment Agency (2012): Trends in Global CO2 Emissions Source: Pixelio Regionale CO2-Emissionen durch das Verbrennen fossiler Energieträger und die Zementproduktion (29%) (5%) (4%) (16%) Source: PBL Netherlands Environmental Assessment Agency (2012): Trends in Global CO2 Emissions, based on data from EDGAR 4.2 (1970–2008), IEA, 2011, USGS, 2012, WSA, 2012, NOAA, 2012 CO2-Emissionen einzelner Länder million tonnes CO2 10,000 8,000 6,000 4,000 2,000 Source: PBL Netherlands Environmental Assessment Agency (2012): Trends in Global CO 2 Emissions, based on data from EDGAR 4.2 (1970–2008), IEA, 2011, USGS, 2012, WSA, 2012, NOAA, 2012 Pro Kopf CO2-Emissionen tonne CO2 / capita 24 Katar ca. 60 t/Kopf 20 16 12 8 4 Source: PBL Netherlands Environmental Assessment Agency (2012): Trends in Global CO 2 Emissions, based on data from EDGAR 4.2 (1970–2008), IEA 2011, USGS 2012, WSA 2012, NOAA 2012, UNPD 2010 (WSS Rev. 2010) Milliarden Mrd. Tonnen CO2 8 36 7 31 6 26 5 21 4 16 36 36 36336 11 31 31 26 26 21 21 Population Population (bn) (bn) Erdbevölkerung 21 21 Global Global CO2 CO2 Emissions Emissions from from Fossil-Fuel Fossil-Fuel Globale CO 2-Emissionen aus der Burning, Burning, Cement Cement Manufacture, Manufacture, andand GasGas Flaring Flaring (bn (bn tons) tons) from Global Global CO2 CO2 Emissions Emissions from Fossil-Fuel Fossil-Fuel Burning, Burning, Cement Cement Manufacture, Manufacture, andand GasGas Flaring Flaring (bn(bn tons) tons) 16 16 16 16 2010 2005 2000 1995 1990 1985 1980 1975 Population Population (bn) (bn) 1970 1965 6 1960 31231 26 26 (linke Achse) Verbrennung fossiler Brennstoffe und der Zementindustrie (rechte Achse) Data Source: World Bank, CDIAC 11 11 11 11 2010 2010 2010 2010 2005 2005 2005 2005 6 6 CO2-Konzentration in der Atmosphäre in den letzten 650 Tsd. Jahren – Daten aus Eisbohrkernen aus der Antarktis 400 x 380 2012: 394 ppm 360 340 320 CO 2 (ppmv) 2000 2000 2000 2000 1995 1995 1995 1995 1990 1990 1990 1990 1985 1985 1985 1985 6 6 1980 1980 1980 1980 1975 1975 Erdbevölkerung und CO2-Emissionen 300 280 260 240 220 200 180 160 -650 -600 -550 -500 -450 -400 -350 -300 -250 -200 -150 -100 -50 0 Thousand years before present Sources: Siegenthaler et al., Science (2005). Etheridge et al., J. Geophys. Res. (1996). Petit et al., Nature (1999). Fischer et al., Science (1999). Indermühle et al., Geophys. Res. Lett. (2000). Monnin et al., Earth Planet. Sci. Lett. (2004). Monnin et al., Science (2001). Methankonzentration in der Atmosphäre Wachstumskurve der Erdbevölkerung läuft parallel zur Methankonzentration in der Atmosphäre Erreichbarkeit des 2°C Ziels? Um das 2°C Ziel mit einer Wahrscheinlichkeit von 67% erreichen zu können, dürfen bis 2050 nicht mehr als 750 Mrd t CO2 emittiert werden Emissionen von CO2 heute: 34 Mrd t durch 7 Mrd Menschen = 4,9 t/Kopf Budget von 750 Mrd t bis 2050 (38 Jahre) würde bei heute 7 Mrd Menschen 2,8 t pro Kopf und Jahr bedeuten, bei steigender Bevölkerungszahl entsprechend weniger Budget 750 Mrd t würde bei heutigen Emissionen in 22 Jahren (2034) erschöpft sein Mögliche Reduktionspfade zur Deckelung der CO2Emissionen bei 750 Mrd t Quelle: Messner et al., 2010, J. Renewable Energy Mögliche Reduktionspfade der pro Kopf Emissionen zur Deckelung der CO2- Emissionen bei 750 Mrd t Quelle: Messner et al., 2010, J. Renewable Energy Neben Emissionen von Treibhausgasen tragen auch Landnutzungsänderungen zum Klimawandel bei • Durch immer größer werdenden Bedarf von Anbauflächen für Nahrungsmittel werden Regenwälder zu landwirtschaftlich genutzten Feldern umgewandelt • Hierbei geht es nicht nur um mehr, sondern auch um als qualitativ höherwertiger angesehene Nahrungsmittel (pflanzlich -> tierisch) • Steigende Nachfrage nach Biotreibstoffen erhöht diesen Druck auf Landflächen • Bevölkerungswachstum neben steigendem Wohlstand in Entwicklungsländern erhöht den Druck auf die intensive Nutzung von Landflächen Potenziale für erneuerbare Energien 1 Globaler Primärenergieverbrauch: ca. 500 EJ/a Sonnenstrahlung (nur Kontinente) 1750 Wind 200 5 20 3,65 0,5 Physikalisches Energieangebot: Technisches Potenzial (heutige Technologien): 0,2 1 20 0,4 0,1 0,15 ca. 2 000 ca. 5 Quelle: Dr. Joachim Nitsch, DLR, Stuttgart Desertec Konzept für Energie, Trinkwasser und Klimaschutz Dr. Gerhard Knies: „Die Wüsten der Erde empfangen in 6 Stunden mehr Energie von der Sonne, als die Menschheit in einem ganzen Jahr verbraucht“. Erforderliche Fläche zur Deckung des weltweiten Strombedarfs © www.desertec.org, 2009 Versicherungslösungen für Entwicklungsländer als Teil der Anpassung an den Klimawandel Munich Climate Insurance Initiative (MCII) MCII MCII wurde 2005 auf Initiative der Munich Re gegründet. Heute ist MCII ein gemeinnütziger Verein mit Mitgliedern aus: Versicherung, NGOs, Hilfsorganisationen, Wiss. Instituten, Weltbank und unabhängigen Experten. Ziele: Entwicklung von Versicherungslösungen, um Entwicklungsländern bei der Anpassung an Folgen des Klimawandels zu helfen. Aktuelle Aktivitäten: MCII-Submission an UNFCCC mit konkreten Vorschlägen von Versicherungsmechanismen zur Implementierung in einem Post-Kyoto-Protokoll. Die Vorschläge sind in die Verhandlungstexte eingeflossen, Pilotprojekte in der Karibik begannen in 2011. Zusammenfassung Der Klimawandel ist das erste globale vom Menschen verursachte Umweltproblem, eine Lösung muss globalen Charakter haben Der Klimawandel birgt auch politische und sicherheitsrelevante Risiken Das Bevölkerungswachstum beschleunigt durch steigenden Energie- und Landverbrauch den Klimawandel Das 2°C Ziel ist wahrscheinlich nicht mehr zu schaffen Zusammenfassung Wir benötigen einen fairen Ausgleich der Interessen von Industrie- und Entwicklungsländern: jede/r Erdenbürger/in sollte die gleichen Rechte für Emissionen von Treibhausgasen haben Dringende Maßnahmen sind : - Verringerung des pro Kopf Energieverbrauchs v.a. in den Industrieländern - Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energien - Weniger Verzehr von Fleisch und Produkten von Wiederkäuern Neben Klimaschutz müssen wir uns an die unvermeidlichen Veränderungen anpassen - hierbei müssen die Industrieländer die Entwicklungsländer unterstützen Möglichst schnell muss durch Beseitigung der Armut in den Entwicklungsländern das Bevölkerungswachstum gestoppt werden