insekten.gefahr Ehrlichiose: Zecken-Fieber Zecken übertragen mehrere gefährliche Krankheiten, darunter die noch relativ unbekannte Ehrlichiose, die mit Fieber, Ödemen und Blutungen in den Schleimhäuten einhergeht. W enn der Gemeine Holzbock, eine der bekanntesten Zeckenarten Europas, zusticht, hat er vor allem ein Ziel: möglichst viel Blut abzapfen. Das alleine würde weder bei Mensch noch Tier großen Schaden anrichten. Doch leider hinterlässt das Spinnentier bei seinem Festschmaus allzu oft gefährliche Erreger in der Blutlaufbahn seiner Opfer. Es gibt weltweit mehr als 50 Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden. In Europa sind in den letzten Jahren vor allem die gefährliche Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und die Borreliose zum Problem geworden. Weniger bekannt ist die Ehrlichiose, an der Menschen, Pferde, Hunde und andere Säugetiere erkranken können. Bei der equinen granulozytären Ehrlichiose (EGE), die 1960 das erste Mal in Kalifornien beschrieben und Mitte der 80er Jahre in Deutschland dokumentiert wurde, wird das Pferd durch den Zeckenstich mit der Bakterie „Anaplasma phagozytophila“ infiziert. Zecken-Infos Wissenswertes über Zecken und Krankheiten, die von Zecken übertragen werden, Landkarten zur Zeckenaktivität und viele andere hilfreiche Infos rund um das kleine Spinnentier finden Sie im Internet unter: www.zecken.de 22 RHEINLANDS REITER+PFERDE 7-2012 Nicht jedes Pferd reagiert gleich Was genau im Pferdekörper passiert, wenn die Anaplasmen ihren Angriff starten, ist noch nicht sicher geklärt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich die Bakterien über die Blutwege oder die Lymphgefäße ausbreiten, sich dann in den Zielzellen vermehren und in den betroffenen Organen entzündliche Vorgänge einleiten. „Typische Symptome sind hohes Fieber mit Temperaturen von 39,4 bis 41,3 Grad Celsius, Appetitlosigkeit, Bewegungsunlust, Ödeme in den Gliedmaßen, gelbliche Verfärbungen der Schleimhäute. Es treten petechiale Blutungen (punktförmige Einblutungen ins Gewebe) in den Schleimhäuten auf. Auch allgemeine Schwäche, breitbeiniges Stehen sowie ein schwankender Gang bis hin zur Ataxie kommen vor“, sagt Karsten Feige. Bei einer Blutuntersuchung kann der Tierarzt außerdem veränderte Laborwerte feststellen: eine vermehrte Gallenfarbstoffkonzentration (Hyperbilirubinämie), einen Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie), eine Abnahme der weißen Blutkörperchen (Neutropenie) sowie Blutarmut (Anämie). Die richtige Diagnose zu stellen, ist vor allem bei jüngeren Tieren schwierig. „Pferde unter einem Jahr reagieren in der Regel nur mit leichter Apathie und Fieber. Auch bei ein- bis vierjährigen Pferden verläuft die Krankheit normalerweise mild, erst bei älteren Tieren haben die Anaplasmen im Körper dramatischere Auswirkungen“, so Feige. Fellpflege einfach • glänzend gepflegt • sprühbar sauber • besonders hautfreundlich c i l nat ür ö sc h n h „Ehrlichiose tritt nur in Regionen und zu Zeiten auf, in denen Zecken aktiv sind, also vorwiegend im Frühjahr und im Herbst. Insgesamt ist die equine Ehrlichiose relativ selten. Aber es gibt auch eine große Dunkelziffer, weil viele Fälle gar nicht erkannt werden“, sagt Professor Karsten Feige, Direktor der Pferdeklinik an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Fotos: www.zecken.de Zecken-Leben Zecken werden in echten Großfamilien geboren. Ein Zeckenweibchen legt nämlich bis zu 3.000 Eier, aus denen dann die Larven schlüpfen. Diese „Baby-Zecken“ sind nicht mal einen halben Millimeter groß. Um sich zu den sogenannten Nymphen weiterentwickeln zu können, brauchen sie Blut und fallen meist kleine Säugetiere wie Mäuse, Eichhörnchen oder Igel an. Erst nachdem sich auch die Nymphe satt getrunken hat, kann sie sich häuten und so zur ausgewachsenen Zecke werden. Im erwachsenen Alter saugen nur noch die Weibchen Blut. In freier Wildbahn werden Zecken zwei bis drei Jahre alt. MM-Cosmetic GmbH · www.zedan.de insekten.gefahr Gefahr durch Immunsuppression Am dritten bis fünften Tag der Krankheit verschlechtern sich die Symptome der betroffenen Pferde. Obwohl die Symptome viel stärker ausgeprägt sind und auch das Sterblichkeitsrisiko steigt, wenn das Pferd nicht oder nicht richtig behandelt wird, werden viele Pferde nach zehn bis 14 Tagen auch ohne Therapie wieder gesund. Auch das führt dazu, dass Ehrlichiose oft gar nicht erkannt oder mit anderen Krankheiten verwechselt wird. „Gefährlich wird die Ehrlichiose vor allem dadurch, dass sie das Immunsystem vorübergehend außer Gefecht setzt und den Pferdekörper dadurch viel anfälliger für andere Erkrankungen wie Virusinfektionen macht“, erklärt Karsten Feige. „Übersteht das Pferd die Krankheit, entwickelt es innerhalb von drei Wochen eine Immunität gegen Ehrlichiose, die rund zwei Jahre anhält.“ Einen Impfstoff gegen Ehrlichiose gibt es bislang noch nicht. Mit Insektenrepellents kann man versuchen, dem Pferd die Blutsauger vom Leib zu halten. Zudem sollte man das Pferd regelmäßig auf Zecken untersuchen, Zeckenstiche notieren und bei Anzeichen von Ehrlichiose den Tierarzt informieren. Zur Person Professor Dr. Karsten Feige, Fachtierarzt für Pferde, leitet seit 2005 die Klinik für Pferde der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Vor seiner Zeit an der TiHo arbeitete er unter anderem als leitender Tierarzt in der Abteilung Innere Medizin an der Pferdeklinik der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Zürich. Behandlung und Ansteckungsgefahr Zum Glück lässt sich die Ehrlichiose gut behandeln. Betroffene Pferde bekommen etwa eine Woche lang das Medikament Oxytetrazyklin – wird die Behandlung weniger als sieben Tage durchgeführt, kann es zu Rückfällen kommen. In schweren Fällen können außerdem Elektrolytgaben notwendig sein. „Schon zwölf Stunden nach Behandlungsbeginn bessert sich der Zustand des Pferdes meist deutlich. Das Fieber sinkt, der Appetit steigt. Ödeme in den Gliedmaßen und Ataxie verschwinden allerdings erst nach einigen Tagen“, sagt Karsten Feige. Geht es dem Patienten nach 24 Stunden noch nicht besser, müsse der Tierarzt davon ausgehen, dass nicht die Ehrlichiose, sondern eine andere Krankheit die Ursache ist. Ein an Ehrlichiose erkranktes Pferd ist ein Fehlwirt, das heißt, dass es zwar von den Anaplasmen befallen werden kann, diese aber nicht weitergibt, also keine Ansteckungsgefahr für andere Pferde oder den Menschen darstellt. „Meistens ist nur ein Pferd in der Herde betroffen. In neue Gebiete gelangen die Erreger der Ehrlichiose durch Zugvögel“, so Karsten Feige. Heidrun van Elderen Zecken-Fakten Ü berlebenskünstler: Zecken können Waschgänge bei 40 Grad, mehrere Tage unter Wasser sowie den Aufenthalt im Tiefkühlfach überleben. Ihre Zähigkeit ist vermutlich auch der Hauptgrund dafür, dass Zecken schon seit rund 350 Millionen Jahren existieren und sich in der Evolution kaum verändert haben. Gewiefte Jäger: Zecken lauern ihren Opfern in der Regel in Büschen und im Gras auf. Potentielle Wirte erkennt sie am Geruch, der Körperwärme sowie dem ausgeatmeten Kohlendioxid. Streift ein Mensch oder ein Tier die Zecke, krallt sie sich in Sekundenbruchteilen an der Haut, der Kleidung oder dem Fell fest. Anhänglich: Bis zu 15 Tagen kann die Zecke an ihrem Opfer hängen. Beim Festhalten helfen winzige Widerhaken am „Stechrüssel“. Einige Arten sichern sich zusätzlich mit einer Art Klebstoff ab. Blutrünstig: Die Haut ihrer Opfer reißt die Zecke mit scherenartigen Mundwerkzeugen auf und sticht eine Grube in das Gewebe. Bestimmte Inhaltsstoffe im Speichel betäuben die Einstichstelle und verhindern die Blutgerinnung. Dadurch füllt sich die Grube ständig mit frischem Blut, was die Zecke in ihren dehnbaren Darm saugt. Nach einer ausgedehnten Festmahlzeit kann eine Zecke 200-mal so viel auf die Waage bringen wie zuvor, danach überlebt sie auch lange Fastenperioden. In Laborversuchen konnten Zecken nach einer Mahlzeit zehn Jahre ohne weitere Nahrung überleben. Verfroren: Bei Temperaturen unter sieben Grad geht die Zecke nicht auf Jagd, sondern verkriecht sich im Laub und wartet in einer Art Winterstarre auf wärmere Zeiten. Ansteckend: Weltweit gibt es über 50 Krankheiten, die von Zecken übertragen werden, die meisten sind aber sehr selten. Hierzulande sind vor allem die FrühsommerMeningoenzephalitis (FSME) und die Borreliose bekannt. 24 RHEINLANDS REITER+PFERDE 7-2012 Fotos: www.zecken.de, privat Vielfältig: Es gibt mehr als 800 Zeckenarten. Außer auf dem Nord- und Südpol leben Zecken in allen Regionen der Erde. In Deutschland sticht vor allem der Gemeine Holzbock zu. — von Ihrem Tierarzt Centaura® Der Sofort-Schutz für Pferd und Reiter gegen stechende und beißende Insekten. Compagel® Das Sportgel wirkt sofort und zuverlässig bei Schwellungen, Blutergüssen, Prellungen, Zerrungen… Hannoveraner Hengst „Santini“ Sputolysin® Zur Hustentherapie: der 4-fachaktive Schleimlöser. 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