17716 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Juni 2001 (A) bis heute die vorherrschenden Energiearten. Windkraft – Windmühlen sind sicher auch von früher bekannt, aber sehr begrenzt einsetzbar – und die Sonne für Solarenergie kommen als technische Neuerungen unter anderem hinzu. Speicherkapazität in Form von Batterien wurde erfunden. Für die Langzeitspeicherung ist dies aber noch nicht ausgereift. Methangas und anderes mehr sind auf dem Markt, aber oft noch anfällig, das heißt nicht stabil und dauerhaft einsatzfähig. Heftiger Streit bei uns um die beste Energieart zeigt, dass man sich für verschiedene Primärenergiearten wegen wirtschaftlicher Interessen stark macht. Dabei sollte bedacht werden, dass der Energiemix die sicherste Form ist. Elektrizität ist heute aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Licht, Radio, Fernseher, Telefon, Internet, industrielle Entwicklung überhaupt sind ohne Strom nicht vorstellbar. Wie aber sieht es mit erneuerbaren Energieträgern aus. Sind sie nur für einen Bruchteil des benötigten Stromes verfügbar? Bei uns und weltweit? Noch führen einige davon ein Schattendasein. Aber immer lauter wird der Ruf nach ihnen. Vernünftige Gründe jedoch sprechen dafür: Verfügbarkeit, effizienter Einsatz durch Forschung ist heute möglich, wirtschaftliche Bedeutung für die Landwirtschaft, einfache Handhabung und vor allem Umweltund Klimaschutz. Wer die Rio-Konferenz von 1992 und ihre Folgekonferenzen ernst nimmt, wird sich dafür einsetzen, dass erneuerbare Energien gegenüber Energieträgern, die „verbraucht“ werden, wie Kohle, Öl, Uran – mit seiner Entsorgungsproblematik – eingesetzt werden sollten. Probleme der Abhängigkeit von wenigen Energieträ(B) gern könnten so gemindert werden. Was für uns gilt, gilt erst recht für die Länder des Südens. Die Kostenexplosion bei der Beschaffung von Rohöl als Primärenergie ist ein Beispiel dafür. Bis 2010 werde der weltweite Energieverbrauch um 50 Prozent steigen, so eine Prognose der Internationalen EnergieAgentur. Damit verbunden wären Emissionssteigerungen, die ebenso hoch wären und somit zum Problem für unser Klima würden. War doch in Kyoto die Reduzierung eingefordert worden. Für Deutschland bedeutet dies, dass 25 Prozent des CO2-Ausstoßes bis 2005 auf der Basis von 1990 gerechnet abgesenkt werden muss. Wie aber können die Schwellenländer des Südens und die armen und ärmsten Länder mit dieser Problematik fertig werden? Unser Antrag „Sonderprogramm zur breitenwirksamen Nutzung angepasster, erneuerbarer Energien in den Entwicklungsländern“ will hier hilfreiche Vorschläge machen. Dies war ein besonderes Anliegen unseres verstorbenen Kollegen Werner Schuster. In den kommenden Jahren wird das BMZE circa 200 Millionen DM zur Förderung von erneuerbaren Energien bereitstellen. Dies begrüßen wir ausdrücklich und unterstützen mit diesem Antrag dieses Anliegen. So verweisen wir auf die länderspezifischen Potenziale, die eine effizientere Nutzung vor Ort ermöglichen. Teure Rohstoffimporte könnten damit reduziert werden. Eine eigenständige und dezentrale Energieversorgungs- SEITE ZURÜCK struktur in den Entwicklungsländern wäre dadurch mög- (C) lich. Dabei könnten „Insellösungen“ für die ländlichen Räume endlich Entwicklungschancen bringen. Städtische Gebiete haben oft die vorhandenen Ressourcen für sich aufgebraucht. Konferenzen, Forschungsergebnisse, Evaluierungen sind nun genug vorhanden. Jetzt muss der Schritt zur Umsetzung getan werden. Handeln ist angesagt. Werben für Konzepte für Biomasse, Windkraft, Solar- und Photovoltaik, Geothermie und Umgebungswärme ist nun nötig. Weltbank, Entwicklungsbanken, bilaterale Finanzhilfen könnten gezielt Programme auflegen, damit in den Entwicklungsländern mit den Betroffenen für sie zu leistende Schritte getan werden können. Strom muss aber auch bezahlbar sein für die Abnehmer. Dass aus Deutschland Hilfe im Auf- und Ausbau geleistet werden kann, ist klar. Die mittelständische Industrie ist für alternative Konzepte sehr gut gerüstet. Knowhow steht hier zur Verfügung, das auch für den Süden interessant wäre. Energie ist für die wirtschaftliche Entwicklung unverzichtbar. Aber die Fehler der Industrieländer sollten vermieden werden, auf zum Beispiel Primärenergiearten wie Kernkraft zu setzen, die in die Sackgasse führen. Angepasste Technologien, die „altes“ Wissen der Menschen vor Ort nutzt, wird auf Akzeptanz stoßen und Fortschritt ermöglichen. Der Handwerker, der im ländlichen Raum jetzt eine Maschine einsetzen kann, wird einen wirtschaftlich höheren Wert seines Produktes und seiner Dienstleistung erreichen. Die Landwirtschaft wird profitieren, da sie durch Anbau und Abfallentsorgung mit da- (D) bei sein wird. Sonnenenergie ist die Zauberformel für den Süden. Unerschöpfliche Energie wäre somit vorhanden. Noch ist sie aber leider zu teuer und ihr Auslastungsgrad noch nicht voll ausgeschöpft. Wenn wir aber für uns und die Entwicklungsländer auch 7 Milliarden US-Dollar wie für den Schnellen Brüter und den Hochtemperaturreaktor ausgeben könnten, so könnte die Forschung und Entwicklung viel erreichen. Internationale Prognosen gehen davon aus, dass bereits auf mittlere Sicht – 2010/2015 – eine kostengünstige Alternative zu herkömmlichen fossilen Brennstoffen die Solarzellen sind. Das Sonderprogramm für erneuerbare Energien in den Entwicklungsländern kann mithelfen, einen wichtigen Schritt für vernünftiges Handeln in der Energieversorgung zu tun. Zwei Effekte könnte dies haben: zum einen, dass mehr geforscht und auf die Umsetzung der Ergebnisse gesetzt wird und, zum anderen, dass die Länder des Südens teilhaben am wirtschaftlichen Aufschwung durch Strom aus der Steckdose. Dr. Ralf Brauksiepe (CDU/CSU): Wir diskutieren heute über ein wichtiges, aber keineswegs neues Thema in der Entwicklungs- und Energiepolitik. Schon die unionsgeführte Bundesregierung hat wichtige Initiativen zur Förderung der Nutzung angepasster und erneuerbarer Energien in den Entwicklungsländern gegeben. Wir bewegen uns hier ja an der Nahtstelle zwischen verschiede- SEITE VOR