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Bangladesch bemüht sich um Anpassung an
den Klimawandel
20.11.2015
Armut ist rückläufig / Extreme Wetterereignisse stellen das Land vor große Herausforderungen / Von Marian Wittenberg *)
Eschborn (giz) - Bangladesch ist nach wie vor einer der ärmsten Staaten der Welt, doch das Land entwickelt sich
positiv: In den letzten zwei Dekaden hat sich der Anteil der in Armut lebenden Einwohner fast halbiert - und
das trotz einer stark wachsenden Bevölkerung von rund 160 Mio. Menschen. Die Volksrepublik ist reich an Was­
servorkommen und fruchtbarem Boden, sodass etwa zwei Drittel der Fläche landwirtschaftlich nutzbar sind.
Doch die Folgen des Klimawandels wirken sich immer stärker aus.
Geografie
Bangladesch erstreckt sich über rund 150.000 Quadratkilometer und ist fast völlig von Indien umschlossen. Das
Land wird von 240 Flüssen und Nebenflüssen durchzogen, zu den größten gehören der Ganges, der Jamuna
(Brahmaputra) und der Meghna. Der größte Teil des Staatsgebietes besteht aus Tiefland, das nur wenige Meter
über dem Meeresspiegel liegt. Nur im Südosten erhebt sich die hügelige Landschaft der Chittagong Hills bis zu
1000 Metern. Bangladeschs Küste zum Golf von Bengalen erstreckt sich über 580 Kilometer. Die ursprüngliche
Vegetation beheimatet weitläufige Mangroven- und Regenwälder, welche durch die landwirtschaftliche Nut­
zung der Böden jedoch stark zurückgegangen sind.
Die Hauptstadt Dhaka ist das wirtschaftliche und politische Zentrum Bangladeschs und zugleich eine der am
schnellsten wachsenden Städte der Welt. Weitere Großstädte sind Chittagong und Khulna, wobei über Chitta­
gong durch seine Lage am Meer der Großteil des internationalen Handels abgewickelt wird. In den Großräumen
von Dhaka und Chittagong sind über vier Millionen Menschen in der Textilindustrie beschäftigt, welche den
wichtigsten Industriesektor des Landes darstellt. Unternehmen, die Dienstleistungen im IT-Bereich erbringen,
bilden neben der Textilbranche eine weitere Schlüsselindustrie, die überwiegend in Dhaka und Umgebung ange­
siedelt ist.
Geschichte und Politik
Nach Ende der britischen Kolonialherrschaft auf dem indischen Subkontinent bildete Bangladesch ab 1947 zu­
nächst den östlichen Teil Pakistans. Sprachliche und kulturelle Differenzen spalteten die junge Nation jedoch
und verstärkten eine wirtschaftliche wie politische Entfremdung des östlichen Landesteils. Mit der Unabhängig­
keitserklärung am 25.03.1971 brach ein neunmonatiger Befreiungskrieg aus, der Hunderttausende Opfer forder­
te. Rund zehn Millionen Menschen flohen ins benachbarte Indien. Die hohen Flüchtlingszahlen führten zu einer
militärischen Intervention Indiens, welche den Krieg beendete. Die Kapitulation der pakistanischen Armee am
16.12.1971 wird heute als Unabhängigkeitstag Bangladeschs angesehen.
Die erste Verfassung vom Dezember 1972 gab Bangladesch die Staatsform einer parlamentarischen Demokratie.
In den kommenden Jahrzehnten erfolgten jedoch mehrere Staatsstreiche des Militärs sowie Gegenbewegungen.
Erst 1991 gelang eine Rückkehr zur parlamentarischen Demokratie. Das politische Leben wird seitdem durch die
beiden größten Parteien des Landes "Awami League" (AL) und "Bangladesh Nationalist Party" (BNP) bestimmt.
Zwischen den jeweiligen Parteiführerinnen Sheikh Hasina und Khaleda Zia herrscht großes Misstrauen.
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BANGLADESCH BEMÜHT SICH UM ANPASSUNG AN DEN KLIMAWANDEL
Die BNP boykottierte die Parlamentswahlen im Januar 2014, da die regierende AL nicht auf die Forderung nach
einer Übergangsregierung als neutrale Instanz zur Durchführung der Wahlen einging. Zwar wurden die Wahlen
verfassungskonform durchgeführt, durch die Nichtteilnahme weiter Teile der Bevölkerung fehlt es ihnen jedoch
an demokratischer Legitimität - zudem kam es davor wie danach zu Protesten und gewaltsamen Ausschreitun­
gen. Die Awami-Liga (AL) unter Führung von Sheikh Hasina stellt weiterhin die Regierungspartei. Im öffentlichen
Leben Bangladeschs sind Klientelismus und Korruption allgemein verbreitet. Durch die Schwäche staatlicher In­
stitutionen spielen Nichtregierungsorganisationen eine große Rolle - beispielsweise im Bildungs- und Gesund­
heitsbereich.
Bangladesch betreibt eine konstruktive Außenpolitik und zeigt hohes Engagement innerhalb der Vereinten Na­
tionen und auf internationalen Klimadebatten. Oft tritt das Land als Sprecher der am wenigsten entwickelten
Länder (Least Developed Countries nach Definition der UN) auf. Es wird voraussichtlich eines der Länder sein,
das weltweit am stärksten von einem Anstieg des Meeresspiegels betroffen ist. Die großen Herausforderungen
bestehen neben der Armutsbekämpfung, der flächendeckenden Energieversorgung und der Umsetzung von
Good Governance bei den verheerenden Folgen des Klimawandels.
Die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Bangladesch sind freundschaftlich. Deutschland
war eines der ersten Länder Europas, welches 1972 die Unabhängigkeit Bangladeschs formal anerkannte.
Bevölkerung
Mit seinen rund 160 Millionen Einwohnern und einer Bevölkerungsdichte von über 1.100 Einwohnern/km² ist
Bangladesch, abgesehen von verschiedenen Stadtstaaten, heute das Land mit der weltweit höchsten Bevölke­
rungsdichte. Bei einem Durchschnittsalter von 23 Jahren (Deutschland: 42 Jahre) verfügt es über eine sehr junge
Bevölkerung. Fast 98% der Bevölkerung gehören zu der Volksgruppe der Bengalen. Das Land ist überwiegend
muslimisch geprägt: Rund 88% bekennen sich zum Islam, 10% zum Hinduismus, zu kleineren Glaubensgruppen
gehören Buddhisten, Christen und Animisten. Die Amtssprache Bangladeschs ist Bengali, Englisch wird zudem
als Verwaltungs- und Geschäftssprache genutzt.
Klima
Das Klima Bangladeschs ist subtropisch, wobei drei Jahreszeiten unterschieden werden: die Monsunsaison (Mai
bis Oktober), die "kühle" Jahreszeit (Oktober bis Februar) sowie die "heiße" Jahreszeit (März bis Mai). Die Durch­
schnittstemperaturen liegen bei 25 Grad im Januar und 35 Grad Celsius im April. Während der Monsunzeit kann
es zu einer Luftfeuchtigkeit von über 95% kommen.
Bangladeschs Klima ist Fluch und Segen zugleich: Die jährlichen Monsunregen, die 30 bis 80% der Landesfläche
mit wertvollem Naturdünger überschwemmen, machen das Land zu einer der fruchtbarsten Schwemmlandebe­
nen der Welt. Durch den Wasserreichtum und die fruchtbaren Böden kann mehrmals im Jahr geerntet werden.
Gleichzeitig stellen extreme Wetterereignisse wie Monsunregen, Hochwasser und Wirbelstürme eine große Ge­
fahr dar. Durchschnittlich sechzehn Zyklone treffen pro Jahrzehnt auf die bangladeschische Küste und fordern
vielfach Tausende Menschenleben. Da sich extreme Wetterphänomene in der Zukunft voraussichtlich weiter
verstärken werden, bemüht sich Bangladesch um internationale Unterstützung bei der Anpassung an den Kli­
mawandel.
*) Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
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