Alp – Porträt einer verborgenen Welt Leben im Hochgebirge Drei Sömmerungen lang begleitete die Fotografin Vanessa Püntener Älplerfamilien im Kanton Uri. Ihre Bilder zeigen den Alltag von Menschen im Gebirge, Menschen, die das Leben so nehmen, wie es ist. Text: René Ammann Fotos: Vanessa Püntener isenthal, alT rüti, frühling 2005, thomas zurfluh. isenthal, oberalp, sommer 2005. Schweizer Familie 21 I 2007 17 Alp – Porträt einer verborgenen Welt V alp wannelen, sommer 2005. fotografin vanessa püntener. anessa Püntener war zu Besuch auf Alp Waldnacht oberhalb von Atting­ hausen im Kanton Uri, als ihr ein Buch mit dem Titel «Alpinspek­tionsbericht der Korporation Uri» in die Hände fiel. Der Autor: Ambros Püntener, ihr Urgrossvater. Er hatte vor 100 Jahren als Korporations­ schreiber sämtliche Alpen im Kanton Uri besucht. Zu jener Alp, auf der er den Som­ mer über selber lebte, notierte Ambros Pünte­ner: «Die Alp Waldnacht bildet ein von Westen nach Osten sich hineinzie­ hendes Bergtal, ist zufolge ihrer Lage wind­ geschützt und hat ein mässiges Klima.» Auf Alp Waldnacht war auch Vanessa Püntener, als Kind, in den Sommerferien bei ihrer Familie. «Es war eine Welt, die ich sehr mochte», erzählt sie, «sie war mir vertraut und gleichzeitig fremd.» Was ihr Urgross­ vater beobachtet und zu Papier gebracht hatte, hielt die Urenkelin mit ihrer Kamera fest: das Leben auf der Alp, an stotzigen Weiden, in niedrigen Ställen und engen Hütten. Ein entbehrungsreiches Leben, und dennoch: «Die Älpler möchten, dass ihre Lebensumstände nicht idealisiert, sondern realistisch dargestellt werden», sagt die Fotografin, die in Winterthur lebt. Die Älpler stiessen auf ein offenes Ohr. Vanessa Püntener dramatisiert nichts, sie überhöht nichts, sie erklärt nichts. Sie zieht den Betrachter auf die Alp und erzählt ihm Geschichten von Kühen und Träumen, von Hochzeiten und Gummistiefeln. Ihre Bilder schaffen das Porträt einer Welt der Stille und Behäbigkeit, in der die Menschen das Gewicht der Berge mit einem Anflug von Wehmut tragen. Eine Welt, die eine Prise Ewigkeit zu enthalten scheint. Im Betrachter löst die Mischung aus der Gelassenheit der Bergler und dem Ahnen um die Zerbrechlichkeit ihrer Umstände Mit­ gefühl aus. Kein Wunder, rief Vanessa Pün­ teners Ausstellung in der Galerie Coal­ mine in Winterthur ein grosses Echo hervor. n www.vanessapuentener.ch vorfrutt, sommer 2005, manfred herger. isenthal, alt rüti, frühling 2005. Schweizer Familie 21 I 2007 19 Alp – Porträt einer verborgenen Welt urnerboden, sommer 2005. 20 Schweizer Familie 21 I 2007 Schweizer Familie 21 I 2007 21 Alp – Porträt einer verborgenen Welt urnerboden, sommer 2005. hans-ruedi, marianne und sabina arnold. isenthal, alt rüti, sommer 2005. isenthal, alt rüti, sommer 2005. Schweizer Familie 21 I 2007 23 Alp – Porträt einer verborgenen Welt isenthal alt rüti, sommer 2005. 24 Schweizer Familie 21 I 2007 sabina arnold, urnerboden, sommer 2005. Schweizer Familie 21 I 2007 25