REISEN SPEZIAL Ein Weg voller Hindernisse Wer in diesem Sommer eine Europareise mit Zug und Fahrrad plant, sollte sich zuvor gut informieren. Zwar ist die Velomitnahme grundsätzlich auf den meisten nationalen und internationalen Zügen in Europa möglich. In den Fahrplänen kann man sich aber schnell in einem Gewirr von Regeln verheddern. Züge können Fahrräder transportiert werden. In allen Fällen müssen sie selbst verladen werden. Ein Synonym für velofreundliches Reisen. im. Die gute Nachricht vorweg: Nur bei wenigen Zugsverbindungen ist die Velomitnahme ausgeschlossen. Dazu gehören aber sämtliche ICE-Verbindungen zwischen der Schweiz und Deutschland, der nach Stuttgart und Italien fahrende Pendolino sowie einige City-Nightliner-Verbindungen in den Norden. Laut Renate Wächter von CityNightLine hat dies damit zu tun, dass die Züge «Aurora» (Basel–Kopenhagen), «Sirius» (Zürich– Norddeich) und «Vega» (Basel–Rügen) sehr kurz sind und über keine Abstellplätze verfügen. Auch der Pendolino und der ICE wurden ohne Veloplätze gebaut. Offiziell heisst es dazu, dass nach einer velofreundlichen Umrüstung weniger Personen befördert werden könnten. Sowohl in den TGV-Zügen nach Frankreich als auch im Grossteil der konventionellen internationalen Begrenzte Kapazitäten Die Kapazität für die Fahrradmitnahme auf internationalen Zügen ist oft begrenzt. So kann ein TGV maximal vier Fahrräder, ein CityNightliner zwanzig und ein Zug nach Österreich höchstens vierzig Fahrräder an Bord nehmen. Pro Person ist nur ein Fahrrad erlaubt. Wer ein Tandem oder ein anderes Spezialrad mitbringt, bezahlt auf praktisch allen internationalen und nationalen Verbindungen das Doppelte. In Italien werden Tandems überhaupt nicht transportiert. Der Platzmangel ist ein wichtiger Grund für die Reservationspflicht auf internationalen Linien zwischen der Schweiz und ihren Nachbarländern. Mit Ausnahme von Verbindungen nach Italien sowie einzelnen nach Frankreich herrscht eine obligatorische Reservationspflicht auf allen internationalen Zügen. In Frankreich und Österrreich müssen für diese Reservationen spezielle Gebühren entrichtet werden. Die internationale Velokarte für zwanzig Franken, die für die Fahrt in alle Nachbarländer der Schweiz mit Ausnahme von Frankreich gültig ist, enthält die Kosten der Reservation. Es gilt jedoch zu beachten, dass die SBB eine Anschluss-Reservationsgebühr von fünf Franken verrechnen, sobald Reisende im Ausland auf einen Anschlusszug umsteigen. Kostenbewusste Reisende sollten ihr Velo auseinander nehmen und in eine Tragtasche einpacken. Mit Ausnahme der Pendolinos werden diese Taschen auf allen internationalen Verbindungen transportiert. Sie werden als Gepäckstück betrachtet und sind deshalb in der Regel kostenlos. Allerdings gibt es Höchstmasse. Viele Züge nach Spanien erlauben den Fahrradtransport ausschliesslich auf diese Weise. Allerdings müssen Reisende dafür ein ganzes Abteil buchen. Sobald sich die Reisenden aber in einem Nachbarland der Schweiz befinden und dort mit dem Velo Zugreisen unternehmen möchten, gestaltet sich die Sache einfacher. Auf nahezu allen Regionalzügen ist der Velotransport ohne Reservation möglich, in Frankreich sogar kostenlos. In Deutschland und Italien existieren preisgünstige nationale Velobillette. In diesen Ländern empfiehlt es sich allerdings, die Fahrpläne auf ein Velosymbol hin zu checken. Für den nationalen Fernverkehr sind in Deutschland und in Frankreich Reservationen obligatorisch. Grosses Potenzial Fazit: Die Velomitnahme ist primär auf internationalen Verbindungen kompliziert. Der Fahrradtransport innerhalb der einzelnen Länder ist einfacher. Obschon immer mehr Bahnen das touristische Potenzial von Veloreisenden erkennen und um diese Gruppe auch werben, ist es noch ein weiter Weg, bis die Mitnahme in europäischen Zügen günstig und unkomplizierter wird. ■ VELOTRANSPORT Deutschland Frankreich Regionalverkehr Möglich, wann immer Züge im Fahrplan ein Velosignet haben. Möglich und kostenlos In allen Zügen mit in TER-Zügen, sofern Velosignet im FahrPlatz vorhanden *. plan möglich. Fernverkehr Grundsätzlich möglich, mit Ausnahme des ICE und einigen CNL-Verbindungen. Kostenlos, wenn sie im Fahrplan ein Velosignet haben. Transportmöglichkeit Im Velosack kostenlos. Im VelosackGratis. Im TGV werden Velos in den Wagen 8 und 18 befördert. Maximal vier Plätze. Zusammengepackt kostenlos (Höchstmass 80 x 110 x 140 cm). Keine Mitnahme auf Pendolino. Keine spezifizierten Angaben. Zusammengepackt kostenlos. Reservation Obligatorisch für den Fernverkehr, national und international. Obligatorisch für TGV, Corail- ohne Velosignet und Nachtzügen. Nur bei 10 oder mehr Velos. Dann ist ein Antrag möglich. Obligatorisch für EC-, IC- und ICE- Züge. Obligatorisch auf Keine Angaben. einigen stark frequentierten Strecken. Preise Nationale Fahrkarte 3,50 Euro für den Regional-, 8 Euro für den innerdeutschen Fernverkehr. GratisRegionalzüge**. 10 Euro Reservationsgebühr für TGV und Corails ohne Velosignet, sonst kostenlos. Internationale Fahrradkarte gilt nicht. Nationale Fahrkarte 3,50 Euro (24 Stunden). Für kurze Strecken kann auch ein 2.-Klass-Ticket fürs Velo gelöst werden. 2,90 Euro für regionale Züge, Fernzüge kosten national 6,80 Euro, international 12 Euro, exkl. Reservationsgebühr. Velotageskarte in der Schweiz kostet 15 Franken, 10 Franken mit Halbtax oder Generalabonnement. Österreich Schweiz Spanien Mitnahme auf allen Zügen möglich. Wagen sind markiert. Grundsätzlich möglich. Keine Angaben. Transport möglich, mit Mitnahme auf allen Ausnahme des Cisalpi- Zügen möglich. Wagen sind mit Piktono Pendolino. gramm markiert. Zusammengepackt möglich auf den Grande Lineas. Im Velosack, Buchung eines ganzen Abteils. (z.B. im Pau Casals / Trenhotel, Höchstmass 120 x 90 cm). Internationale Fahrradkarte gilt nicht. ** Dies gilt für die Regionen Rhône–Alpes, Auvergne, Languedoc–Roussillon, Alsace, Limousin, Provence Alpes–Côte dAzur. Sonst nur in den Zügen mit Velosignet im Fahrplan. ** z.B. einige Linien in Bayern und Baden-Württemberg. 38 | 3/2006 velojournal Fotos: zVg Italien