517 Qu by ht opyrig C All eR ech te vo rbe ha lte n i Editorial Sollten weiterhin histologische Humanstudien mit Blockbiopsaten nt e ss e n z durchgeführt werden? Wenn wir darüber nachdenken, ob histologische Humanstudien angebracht sind, stellt sich als erstes die Frage, wie die wesentlichen Erkenntnisse zur Wirksamkeit neuer Produkte zur parodontalen Regeneration erlangt werden sollen. Ohne histologische Nachweise kann man unmöglich wissen, ob die parodontale Regeneration als Ziel der Therapie erreicht worden ist. Schließlich ist die dafür allgemein akzeptierte Definition die Bildung von neuem Knochen, neuem parodontalem Ligament und neuem Zement auf der Wurzeloberfläche, die vorher noch der Krankheit ausgesetzt war. Das Ausmaß der Erkrankung wurde dabei durch eine Kerbe in der Wurzeloberfläche an der apikalsten Stelle des Zahnsteins markiert. Diesen histologischen Nachweis erbringt nur ein Biopsat, das den Zahn und den umgebenden Zahnhalteapparat umfasst und sehr sorgfältig bearbeitet wird. Dieser Proof of Principle muss durch Forschungsarbeiten ergänzt werden, die die Zuverlässigkeit des Produkts durch randomisierte Studien auswertet. So erhält man wertvolle Erkenntnisse zur Prognostizierbarkeit der Wirkung des Produkts. Wie wichtig der histologische Nachweis ist, geht auch deutlich aus der Veröffentlichung zur Forschung mit Affen von Caton und Zander1 hervor. Dort wurde die Knochenregeneration einer infraalveolären Tasche ohne neues Bindegewebsattachment zwischen dem neuen Knochen und der Wurzeloberfläche nachgewiesen. Auf dem Röntgenbild wäre das nicht entdeckt worden, und ohne die histologische Untersuchung hätte es vielleicht eine Fehldeutung gegeben. Es wird zwar häufig vorgeschlagen, anstelle von Humanversuchen Tierversuche durchzuführen. Die präklinischen Informationen, die durch Tierversuche gewonnen werden, sind zwar von großem Interesse, aber die Geschichte zeigt, dass allzu häufig die optimistisch stimmenden Ergebnisse in der klinischen Behandlung nicht wiederholt werden können. Außerdem ist es wichtig, dass wir im Auge behalten, wer unsere aktuellen Regenerationstherapien erhält, wenn wir die entsprechenden Materialien auswählen. Alle neuen und aufstrebenden Techniken sind schön verpackt und bieten anwenderfreundliche Verfahren, aber gibt es zu ihrer Wirksamkeit auch die bestmöglichen Nachweise? Wissen wir, ob sie überhaupt zur Behandlung von ausgedehnten Defekten geeignet sind? Bei ihnen stellen nämlich die Erhaltung der Platzhalterfunktion und die Stabilisierung des Blutkoagulums eine Herausforderung dar. Nur wenn der Kliniker die regenerativen Grenzen eines Materials kennt, wählt er für eine vorliegende Erkrankung das passende Produkt aus. Zweitens müssen wir erwägen, ob histologische Humanstudien menschenwürdig und ethisch sind. Dabei müssen viele verschiedene Faktoren berücksichtigt werden. Offensichtlich müssen der fragliche Zahn bzw. die Zähne eine fortgeschrittene Parodontalerkrankung mit zweifelhafter Prognose aufweisen, um für eine histologische Untersuchung in Frage zu kommen. Bei der Patientenauswahl muss es Ausschlussregeln geben, die den allgemeinen Gesundheitszustand und die Rauchgewohnheiten berücksichtigen. Die Patienten müssen mindestens 18 Jahre alt sein. Es darf sich nicht um Patienten handeln, die einen schlecht eingestellten Typ-I-Diabetes haben oder kürzlich eine Krebstherapie hatten oder den Knochenstoffwechsel beeinflussende Medikamente nehmen. Schwangere Frauen sind ebenfalls auszuschließen. Außerdem muss eine schriftliche Einwilligung nach Information vorliegen und mit dem Patienten besprochen worden sein, bevor der Eingriff angesetzt wird. Der Patient sollte die Einwilligung dann zu Hause und noch einmal mit dem behandelnden Zahnarzt prüfen, wenn der Eingriff ansteht. So wird sichergestellt, dass dem Patienten völlig klar ist, worum es geht. Bei den entscheidenden Überlegungen geht es um das postoperative Ergebnis und um die Gesundheit des Patienten. Es ist möglich, ein Blocktransplantat wohl überlegt zu entnehmen und dem Patienten, der der Spender ist, einen besonderen Dienst zu erweisen. Natürlich besteht die Verpflichtung, den durch die Blockentnahme entstandenen Schaden zu beseitigen und eine entsprechende Versorgung anzufertigen, die in Kaufunktion, Ästhetik und Phonetik optimal ist. Diese Behandlung sorgt für eine signifikante Verbesserung der dentalen Prognose. Als Gegenleistung erhalten wir wertvolle Informationen für die zukünftige Behandlung unserer Patienten. Literatur 1. Caton J, Zander H. Osseous repair of an infrabony pocket without new attachment of connective tissue. J Clin Periodontol 1976;3:54–58. 26. Jahrgang, Heft 6, 2006