Montag, 03.11.2008, 19.00 – 21.00 Uhr

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Wir starten wieder eine neue Gruppe für Menschen, die
Probleme haben mit Glücksspielen.
Die Erfahrung zeigt, dass die regelmäßige Teilnahme an der
Gruppe sehr positive Auswirkungen hat um abstinent leben zu
können. Begleitende Beratung/Psychotherapie und auch
Paarberatung wird in den Beratungsstellen ebenfalls
angeboten.
Die Gruppe für Spielsüchtige beginnt wieder am
Montag, 03.11.2008, 19.00 – 21.00
Uhr
in der Beratungsstelle Clean Bregenz
Bergstraße 8, 6900 Bregenz
Vorgespräche sind erforderlich
bei den Therapeutinnen des Clean Bregenz oder Clean
Feldkirch
Clean Bregenz Hannelore Tschabrun
Clean Feldkirch Mag. Christine Köhlmeier
05574 – 454 00
05522 – 380 72
Spielsucht tritt hauptsächlich dann in den Blickpunkt der
Öffentlichkeit, wenn medial etwa ein großer Fall von
Unterschlagung berichtet wird und der Hintergrund mit
Spielsucht erklärt wird. Dass viele Menschen davon betroffen
sind, die ganz gewöhnlich ihr Geld verdienen, ist für die
meisten nicht vorstellbar.
Menschen, die spielsüchtig sind, haben noch sehr mit
Vorurteilen zu kämpfen.
Das Bewusstsein, dass es sich um eine Krankheit handelt, ist
hier bei weitem noch nicht so weit fortgeschritten wie bei
Alkohol- oder Drogensucht. Es ist auch lange eine sehr stille
Sucht, weil man den Menschen – Frauen, Männern,
Jugendlichen – das Problem nicht ansieht. Unglaublich lange
lässt es sich vertuschen, es gibt so viele Möglichkeiten, warum
das Geld nicht reicht. Wer denkt denn da gleich an Probleme
mit dem Spielen?
Die Folgen der Spielsucht sind sehr ähnlich jener wie bei
anderen Süchten: Depression, Schlaflosigkeit, Schulden,
Verlust von Arbeitsplatz, Zerbrechen von Beziehungen, von
Familien und Suizidversuche.
Die persönlichen Folgen münden auch hier - wie bei anderen
Süchten - immer in Folgen für die Allgemeinheit:
Krankenstände, körperliche und seelische Beschwerden
(Schlaflosigkeit,
MagenDarmerkrankungen,
Herzerkrankungen, Depressionen, Suizidalität)
Finanzielle Folgen der Spielsucht aufgrund der Schulden für
die Allgemeinheit: Konkurse, Arbeitsunfähigkeit,
Gruppe
Eine Gruppe bietet die Möglichkeit mehr Menschen zu
erreichen und andererseits es ergeben sich andere Inhalte und
Lerneffekte. So kann es sinnvoll sein, an der Gruppe in
Ergänzung zu anderen Angeboten teilzunehmen oder auch nur
ausschließlich dieses Angebot anzunehmen.
Zum Aufnahmeprozedere der Gruppe gehören auf jeden Fall
zwei Einzelgespräche, in denen mit den Betroffenen das für sie
entsprechende Angebot gesucht wird. Die Gruppenteilnahme ist
nicht an die Abstinenz vom Spielen gebunden.
Der Vorteil einer gemischten Gruppe (abstinent und nicht
abstinent) ist es, dass die TeilnehmerInnen voneinander lernen
und sich gegenseitig konfrontieren. Dadurch ergibt sich ein
anderer Lerneffekt.
Gleichzeitig ist durch die professionelle Gruppenleitung
gesichert, dass es nicht zu einer Verherrlichung des Spielens
kommt.
Mögliche Inhalte der Gruppe
Ein wichtiges Thema in der Gruppe sind aus Erfahrung die
einzelnen Notfallmaßnahmen, die die Gruppenmitglieder
entwickeln und die gegenseitige Motivation solche Maßnahmen
zu setzen: Bankomatkarten zurückzugegeben, sich im Casino
sperren zu lassen, sich festzulegen wen man anruft, wenn es eng
wird etc.
Langfristige Maßnahmen: Die TeilnehmerInnen lernen, dass sie
langfristig daran arbeiten müssen, um einen Gegenpol und eine
gesunde Basis aufzubauen.
Alternativen werden aufgebaut: Sport, Vereinstätigkeit,
Schreiben, sinnvolle Tätigkeiten suchen.
Lebensgeschichtliche Themen: Auch in der Gruppe können, je
nach
Offenheit
und
Vertrautheit
persönliche
lebensgeschichtliche Themen zur Sprache kommen und
aufgearbeitet werden.
Es ist unbedingt erforderlich, dass unabhängig zur Behandlung
des direkt Betroffenen ein Angebot für Angehörige angeboten
wird. Das Mitbetroffensein führt zu Verzweiflung und oft zu
Depressionen.
Viele Angehörige „fallen aus allen Wolken“, wenn sie mit der
Spielsucht ihres Partners, ihrer Kinder konfrontiert werden.
Sie verstehen die Situation einfach nicht, und dass es Sucht ist,
schon gar nicht.
Vortäuschungen und Lügen können nur schwer als Teil der
Sucht gesehen werden, sondern nur als Vertrauensbruch. Alles
andere der Beziehung wird dadurch für sie in Frage gestellt.
Angehörige spielen beim Ausstieg eine ganz wichtige Rolle.
Manchmal sind sie die ersten, die den Kreislauf unterbrechen,
indem sie nicht mehr zuschauen, nicht mehr schweigen. Oft
sind sie in ein Co - Verhalten gelangt, indem sie Schulden
bezahlen, Fehlen bei der Arbeit oder sonstigen Verpflichtungen
entschuldigen. Gespräche und Versprechungen hat es oft zur
Genüge gegeben. Sie können oft selber nicht mehr schlafen,
scheuen den Kontakt mit Menschen, aus Angst vor Fragen und
möglichen Ausflüchten.
Angehörige schämen sich, fühlen sich schuldig und leiden unter
Depressionen.
Der/die Therapeutin unterstützt sie im Suchen und Finden von
Möglichkeiten, mit denen sie selber wieder mehr Lebensqualität
erreichen können und auch den Betroffenen dadurch einen
Weg weisen können, ihr Leben wieder zu verändern.
Es gibt auch die Möglichkeit anonym via internet mit uns
Kontakt aufzunehmen sowohl als Angehörige als auch für die
Spielsüchtigen selbst.
[email protected]
ZAHLEN UND FAKTEN ZUR SPIELSUCHT
Die Österreicher zählen zu den fleißigsten Spielern in Europa
In Österreich belaufen sich die durchschnittlichen Spiel- und Wetteinsätze pro Haushalt auf
3.122 € im Jahr. Nur die Briten (4.044 €) und Finnen (3.431 €) spielen noch mehr. Im
vergleich liegt Deutschland im unteren Mittelfeld bei durchschnittlich 850 €. 2006 wurden
insgesamt mehr als 10,3 Mrd. Euro verspielt und verwettet.
Vor allem das Online-Glückspiel und das Automaten-Spiel boomen. Online wurde im Jahr 2006
um 1,3 Mrd. Euro gespielt d.h. um ein Drittel mehr als im Jahr davor. Die Summe der
Automatenspiele beläuft sich 2006 auf ca. € 3,3 Mrd., das ist ein Plus von 36 % zu 2005.
2006 wurden in Österreich € 10.306 Mio. verspielt - 49 % Automaten-Spiel, 19 % Online, 16
% Lotterie und 16 % Spielbanken.
In Österreich darf das Automatengeschäft nur in Wien, Niederösterreich, Steiermark und
Kärnten legal betrieben werden. In den anderen Bundesländern ist es verboten. Von den
insgesamt 13.200 Automaten werden ca. 5.500 illegal betrieben.
WAS IST SPIELSUCHT?
Es geht immer um die verselbständigte Handlungsweise des Spielens, verbunden mit dem
Einsatz von Geld. Der Spieler versucht, sich durch das Spiel, durch den Reiz des Gewinnens
oder Verlustes, Befriedigung zu verschaffen oder Unlust und Schwierigkeiten, die er aus
familiärem oder beruflichem Alltag mitbringt, zu beseitigen. Eine Spielerkarriere beginnt mit
unproblematischen Kontakten mit dem Spielen um Geld im Familienkreis oder unter Freunden
und meist mit dem für die Person erfreulichen Gewinn am Anfang. Dabei erlebt der Spieler
eine Stärkung des Selbstwertgefühls.
Werden Spielintensität und Einsatz höher, kommt es meist zu Vernachlässigung des
bisherigen privaten und beruflichen Lebens. Dies kann sich so weit steigern, dass das
Glückspiel lebensbestimmend wird. Der Spielsüchtige wird fortschreitend unfähiger, dem
Impuls zu Spielen zu wiederstehen, auch wenn die Erfüllung persönlicher und beruflicher
Aufgaben beeinträchtigt bzw. verunmöglicht wird. Das Leben wird eingeengt auf die
Beschaffung der Mittel, das Spiel, auf Gewinn, Verlust usw. Wie bei substanzgebundenen
Süchten kommt es zu Kontrollverlust, Dosissteigerung (= Erhöhung des Spieleinsatzes),
Toleranzbildung, zu Abstinenzunfähigkeit und psychischen Entzugserscheinungen.
WIE WIRD MAN SPIELSÜCHTIG?
Spielsucht als ausweichendes Verhalten kann sich dort entwickeln, wo die äußeren
Möglichkeiten zum Spielen um Geld und die gesellschaftliche Akzeptanz vorgefunden werden.
Als persönliches Gefährdungspotential kann der Mangel an Kommunikations- und
Konfliktfähigkeit, Kreativität und Selbständigkeit gesehen werden. Spiele, die ohne
menschlichen Partner auskommen (wie Computerspiele), die keinen differenzierten
menschlichen Austausch fördern, sind eher hinderlich im Aufbau dieser persönlichen Stärken.
Überbehütetes sowie verwöhnendes Erziehungsverhalten einerseits und ein zu wenig
umsorgender, vernachlässigender oder sehr autoritärer, emotional kalter Erziehungsstil sind
suchtfördernd. Entwicklung von Selbstbewusstsein und somit Vertrauen in die eigenen
Stärken werden dadurch verhindert. Mißbrauchsverhalten jeglicher Art in der Familie ist ein
weiteres Gefährdungspotential zur Entwicklung von Spielsucht. Bei Personen mit
pathologischer Spielsucht spielen nicht selten Gefühle von Macht und Kontrolle, übertriebene
und unkritische Zuversichtlichkeit, aber auch Misstrauen und Verleugnen der eigenen
Probleme eine Rolle.
Viele Spieler sind der Ansicht, Geld sei sowohl die Ursache als auch die Lösung all ihrer
Probleme.
Spielsüchtige sind häufig sehr konkurrenzbewusst, energisch, ruhelos, häufig aber auch
innerlich leer. Sie können übermäßig besorgt um die Zustimmung anderer und dabei
großzügig bis hin zur Extravaganz sein. Nicht selten findet man unter Spielern "Workoholics",
stressbeladene Personen und psychosomatisch Erkrankte. Vorallem leiden viele Spieler an
Bluthochdruck, Magengeschwür und Migräne. Bei pathologischen Spielern ist ein erhöhtes
auftreten von Stimmungserkrankungen, Hyperaktivität, Alkohol- und
Medikamentenmissbrauch und Persönlichkeitsstörungen beschrieben. 20% der Spielsüchtigen
haben schon einen Selbstmordversuch verübt.
Krankhaftes Spielen beginnt bei Männern typischerweise im frühen Erwachsenenalter, bei
Frauen in späteren Lebensjahren. Einige betroffene erwischt es bei ihrer allerersten Wette, bei
den meisten ist der Verlauf der Störung am Beginn eher schleichend. Es kann vorkommen,
dass jemand jahrelang in sozial akzeptierter Weise spielt und dann plötzlich, ausgelöst durch
häufigeres Spielen oder einen Belastungsfaktor, die Sucht beginnt. Das Muster des
Spielverhaltens kann regelmäßig oder episodisch sein, meist zeigt sich ein chronischer Verlauf.
Im Allgemeinen kommt es zu einem Anstieg der Häufigkeit des Spielens, der Höhe der
Wetteinsätze, dem Eingenommensein vom Spielen und dem Beschaffen von Geld für das
Glücksspiel. Der Drang zum Spielen und das Spielverhalten sind in der Regel in Zeiten von
Belastung oder Depression gesteigert.
THERAPIE
Voraussetzung für Hilfe zum Ausstieg aus dem Kreislauf der Spielsucht ist die Einsicht in die
eigene Abhängigkeit. Diese stellt sich oft nach längerer Zeit, wenn beruflich, familiär oder
finanziell unübersehbare Brüche zu erkennen sind, ein. Für den Beginn und den Verlauf einer
Therapie, für die notwendige Einsicht können Angehörige eine wichtige Rolle spielen, wenn sie
lernen, die Sucht nicht zu entschuldigen, nicht zu decken.
Oft ist das für die Menschen in der Umgebung ein längerer Prozess. Auch für die Angehörigen
kann es wichtig sein, die Hilfe von Außenstehenden, insbesondere professionelle Beratung
anzunehmen. Sind Bereitschaft und Einsicht von Seiten des Süchtigen da, so kann Ambulant
und/oder stationär ein Prozess des Lernens beginnen, zeitweise gemeinsam mit den
Bezugspersonen, in Einzel- oder Gruppentherapie. Dieses Lernen setzt Abstinenz voraus, die
bei einer ambulanten Arbeit vielleicht noch nicht gleich am Anfang steht. Über Phasen des
Spielens, der Enthaltung, des Darüberredens, durch das Nützen der spielfreien Zeit in
Therapie und Beratung wird sie allmählich als notwendig erkannt. Erst durch die Abstinenz
wird es möglich, an den unbewussten Teilen der Sucht zu arbeiten, die Folgen des
Glückspieles (Schulden, Fehlen der Lebensperspektive, Isolation, verlorenes Geld usw.)
aufzuarbeiten, Rückfallprophylaxe (anderer Umgang mit Spannung und Konflikten...) zu
leisten und Zusammenhänge zwischen individuellen Problemen und dem Spielverhalten
(Selbstwert, familiäre Probleme, Bindungs- und Abstinenzunfähigkeit, usw.) zu erkennen. Die
Inanspruchnahme von Personen, die nicht durch das eigene Spielverhalten betroffen sind,
kann es erleichtern, die oft gewachsene Scham zu überwinden und andere Lebenswünsche
wieder zuzulassen.
Die Schweigepflicht der Berater/Therapeuten hilft, über das schon als Geißel erlebt Verhalten
zu reflektieren, notwendiges Vertrauen zu schaffen, über Vorgefallenes und Zukünftiges zu
reden und mit Unterstützung daran zu arbeiten.
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