Sexl u. a., Physik 5, Seite 37 – Die Entwicklung des heliozentrischen Weltbilds Die Entwicklung des heliozentrischen Weltbilds (Abb. 37.2): Während bewegte Körper auf der Erde ohne weitere Krafteinwirkung durch Reibung stets zur Ruhe kommen und Körper in Richtung Erdmittelpunkt fallen, bewegen sich Sonne und die Sterne scheinbar auf Kreisbahnen und brauchen keinen Antrieb. Im antiken Weltbild erfolgten daher irdische und himmlische Bewegungen nach verschiedenen Gesetzen. Die Planeten bereiteten jedoch Schwierigkeiten: Sie bewegen sich relativ zu den Fixsternen ungleichmäßig und kehren gelegentlich sogar ihre Bewegungsrichtung um. Ptolemäus löste das Problem, indem er jeden Planeten zwar auf einem eigenen Kreis umlaufen ließ, der Mittelpunkt dieses Kreises sollte jedoch auf einem weiteren sich drehenden Kreis liegen und von diesem, dem „Mitführer“ (lat. Deferent), bewegt werden. Daraus ergibt sich eine schleifenförmige Planetenbahn, eine Epizykloide. Der Kreis, auf dem der Planet umläuft, heißt Epizykel. Die Bezeichnung „Epizykel“ bedeutet „Kreis auf Kreis“ vom griechischen Wort „epi“ („auf“). Der Geburtsort von Kopernikus, Thorn – Torun, liegt heute in Polen, zur Zeit von Kopernikus´ Geburt war die Stadt Teil eines zum Königreich Polen gehörenden autonomen Gebietes, das später bis zum Ende des 1. Weltkriegs zum Königreich Preußen gehörte und dann Teil Polens wurde. Leben und Werk von Nikolaus Kopernikus werden in vielen Büchern dargestellt. Besonderen Einfluss auf die Vorstellungen, wie sich Naturwissenschaft entwickelt, hatte das Buch von Thomas S. Kuhn The Copernican Revolution: Planetary Astronomy in the Development of Western Thought (Harvard University Press, Cambridge 1957; deutsch: Die kopernikanische Revolution. Vieweg, Braunschweig 1980) als Vorläufer zu Kuhn’s The Structure of Scientific Revolutions (University of Chicago Press, Chicago 1962; deutsch: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1967). Die Biografie von Johannes Kepler gibt einen Einblick in die Wirren der politischen und religiösen Konflikte in Mitteleuropa (Reformation und Gegenreformation, Expansion des osmanischen Reiches,…) und die Schwierigkeiten, in dieser Zeit wissenschaftlich zu forschen. Keplers größte Leistung wird mit der Benennung der von ihm entdeckten Gesetze der Planetenbahnen gewürdigt. Die Kepler-Ellipsen sind wesentlich bessere Beschreibungen der Planetenbahnen als die auch von Kopernikus angenommenen Kreisbahnen. Exakt ist diese Beschreibung allerdings nicht. Durch die Gravitationsanziehung zwischen den Planeten, vor allem von Jupiter und Saturn, ändert sich die Exzentrizität der Planetenbahnen. Für die Erde beträgt diese Schwankungsperiode ca. 400000 Jahre. Durch Beobachtungen über lange Zeiten zeigte sich, dass die Bahn des Planeten Merkur keine feste Ellipse ist, sondern sich durch den Einfluss der anderen Planeten und einen Effekt der Allgemeinen Relativitätstheorie (s. Physik 8) dreht. © Österreichischer Bundesverlag Schulbuch GmbH & Co. KG, Wien 2010. | www.oebv.at | Sexl Physik 5 RG | 978-3-209-07200-9 Alle Rechte vorbehalten. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Für Veränderungen durch Dritte übernimmt der Verlag keine Verantwortung.