Aus dem Institut für Medizinische Soziologie der Albert–Ludwigs–Universität Freiburg i.Br. Die Wahrnehmung von HIV und AIDS bei Medizinstudierenden Eine Untersuchung von Wissen, Einstellungen und Verhalten von Medizinstudierenden aus Mainz und Freiburg. Inaugural-Dissertation Zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. Vorgelegt 2007 Von Michael Watson geboren in Wiesbaden / Hessen 2 Dekan Prof. Dr. C. Peters 1. Gutachter Prof. Dr. Frhr. J. v. Troschke 2. Gutachter Prof. Dr. D. Riemann Jahr der Promotion 2008 3 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 6 2. Theoretischer Teil 7 2.1. Das Phänomen HIV/AIDS 7 2.1.1 Historische Aspekte von HIV und AIDS 7 2.1.2. Epidemiologische Aspekte von HIV und AIDS 10 2.1.3. Infektionsrisiko und Schutzmaßnahmen 12 2.1.4. Infektionsrisiko von med. Personal durch infizierte Patienten 12 2.1.5. Infektionsrisiko von Medizinstudenten durch infizierte Patienten 13 2.1.6. HIV-Infektionsrisiko von Patienten durch infiziertes Personal 14 2.1.7. Schutzmassnahmen 16 2.2. Medizinstudierende und HIV/AIDS im Spiegel der wissenschaftlichen Literatur 17 2.2.1. Befragungen von deutschen Medizinstudierenden 17 2.3. Medizinstudium 29 2.3.1. Sozialisation zum Arzt 29 2.3.2. Belastungen im Medizinstudium im Kontext von HIV und AIDS 32 3. 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. 3.5. Methodik Untersuchungsinstrument Datenerhebung Datenauswertung Statistische Tests zur Hypothesengenerierung Auswertungsschritte der Hypothesengenerierung 37 37 39 39 40 41 4. 4.1. 4.2. 4.3. 4.4. 4.4.1 4.5 45 45 47 51 57 61 4.6. 4.7. 4.8. Ergebnisse Soziodemographische Merkmale der Stichprobe Wissen zu HIV und AIDS Einstellungen zu HIV und AIDS Verhalten bezüglich HIV und AIDS: Faktoren zu Infektionsrisiko und Schutzmaßnahmen Zusammenhänge der Indices bzw. der Faktoren mit Struktur- und Personenmerkmalen Zusammenhang der Indizes bzw. Faktoren untereinander Verhaltensbegründende Faktoren Mittelwertbildung der Ergebnisse nach Themenbereichen 63 65 70 71 5. Diskussion 75 6. Zusammenfassung und Ausblick 93 7. Literatur 94 8. Anhang 103 9. Curriculum vitae 127 4 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Übersicht gemeldeter Fallzahlen weltweit Abbildung 2: Teilnehmer / -innen nach Ort und Jahr der Erhebung Abbildung 3: Geschlechterverteilung Abbildung 4: Semsterzahl Abbildung 5: Anzahl der Kontakte mit HIV- und AIDS-Patienten Abbildung 6: Einschätzung Risikogruppe Abbildung 7: Einschätzung Risikosituation Abbildung 8: Wissensindex (Punkteverteilung) Abbildung 9: Wissensindex als arithmetisches Mittel (Erhebungsort) Abbildung 10: Zusätzliche Informationswünsche Abbildung 11: Einstellungen zu AIDS Abbildung 12: Persönliche Betroffenheit Abbildung 13: Einstellungen zur beruflichen Zukunft Abbildung 14: Anwendung von Schutzmassnahmen Abbildung 15: Nichteinhalten von Schutzmassnahmen Abbildung 16: Änderungen im Verhalten seit AIDS Abbildung 17: Verhalten gegenüber HIV-Infizierten Abbildung 18: Reaktionen bei Kanülenstichverletzung Abbildung 19: Aspekte von denen die Infektionsmöglichkeiten abhängen Abbildung 20: Wissensindex und Meinungsfaktoren Abbildung 21: Meinungsfaktoren untereinander Abbildung 22: Verhaltensfaktoren untereinander Abbildung 23: Meinungsfaktoren und Verhaltensfaktoren 11 45 45 46 47 48 49 50 50 51 52 54 56 57 58 59 59 60 61 66 67 68 69 5 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: AIDS erkrankte Personen in Deutschland 1989, 1994, 1998, 2006 .......................... 11 Tabelle 2: Übersichtstabelle Personen mit HIV / AIDS Deutschland 1989, 1994, 1998, 2006 ..12 Tabelle 3: Infektionswege nach ihrem Risiko aufgeführt . .......................................................... 15 Tabelle 4: Zusammenhänge der Fragenbereiche Wissen, Einstellungen, Verhalten ................ 27 Tabelle 5: Faktorenladungen zu Einstellungen zu AIDS............................................................. 53 Tabelle 6: Faktorenladungen persönliche Betroffenheit ............................................................. 55 Tabelle 7: Faktorenladungen Gefühle ......................................................................................... 57 Tabelle 8: Faktorenladungen: Reaktionen bei Kanülenstich....................................................... 61 Tabelle 9: Faktorenladungen: Schutzverhalten........................................................................... 62 Tabelle 10: Mittelwert der Items zum Themenbereich „Angst / Bedrohung“. ............................. 72 Tabelle 11: Mittelwert der Items zum Themenbereich “Restriktive Einstellungen”. ................... 73 Tabelle 12: Mittelwert der Items zum Themenbereich „Infektionsängste und Risikoeinschätzungen......................................................................................................... 73 Tabelle 13: Mittelwert der Items zum Themenbereich „Behandlungsbereitschaft“. ................... 74 Tabelle 14: Item zum Themenbereich „Klinischer Kontakt mit HIV-Patienten“ ........................... 74 Tabelle 15 (A1) Auflistung der internationalen Studien (Wissensbereich)................................ 106 Tabelle 16: (A2) Auflistung der internationalen Studien (Einstellungsbereich) ......................... 107 Tabelle 17: (A3) Auflistung der internationalen Studien (Verhaltensbereich) ........................... 108 Tabelle 18: (A4) Zusammenfassung der Teilbereiche (Wissen, Einstellung, Verhalten) der internationalen Studien ..................................................................................................... 109 Tabelle 19: (B1)Auflistung der nationalen Studien (Wissensbereich). ..................................... 110 Tabelle 20: (B2) Auflistung der nationalen Studien (Einstellungsbereich). .............................. 110 Tabelle 21: (B3) Auflistung der nationalen Studien (Verhaltensbereich). ................................ 111 Tabelle 22: (B4)Zusammenfassung der Teilbereiche (Wissen, Einstellung, Verhalten) der nationalen Studien. ........................................................................................................... 111 Tabelle 23: (C1) Auflistung der Zusammenhänge der internationalen Studien (Wissensbereich). .......................................................................................................................................... 113 Tabelle 24: (C2) Auflistung der Zusammenhänge der internationalen Studien (Einstellungsbereich). ...................................................................................................... 114 Tabelle 25: (C3) Auflistung der Zusammenhänge der internationalen Studien (Verhaltensbereich). ......................................................................................................... 115 Tabelle 26: (C4) Zusammenfassung der Zusammenhänge derTeilbereiche (Wissen, Einstellung, Verhalten) der internationalen Studien. ........................................................ 116 Tabelle 27: (D1) Auflistung der Zusammenhänge der nationalen Studien (Wissensbereich). . 117 Tabelle 28: (D2) Auflistung der Zusammenhänge der nationalen Studien (Einstellungsbereich) .......................................................................................................................................... 117 Tabelle 29: (D3) Auflistung der Zusammenhänge der nationalen Studien (Verhaltensbereich) .......................................................................................................................................... 118 Tabelle 30: (D4) Zusammenfassung der Zusammenhänge derTeilbereiche (Wissen, Einstellung, Verhalten) der nationalen Studien. ............................................................... 119 Tabelle 31: Tabelle mit gültigen Nennungen der einzelnen Fragen (N) ................................... 126 6 1. Einleitung Mit dem Auftreten der ersten AIDS-Erkrankungen vor ca. 25 Jahren hat sich die Medizin ununterbrochen und intensiv mit diesem Thema befasst. Im Zuge der Suche nach Erklärungen (z.B. Infektionswege, Risikogruppen, Therapien) haben sich Wissenschaftler und Vertreter von unterschiedlichen Interessengruppen vielen Aspekten zugewandt. Daraus haben sich vielfältige Fragestellungen ergeben, die sich in einer sehr umfangreichen Literatur widerspiegeln. Die Komplexität des Themas betrifft nicht nur rein medizinische Aspekte, sondern auch philosophisch-ethische, politische, wirtschaftliche, theologische und gesellschaftliche Fragen. Diese und andere Aspekte lassen die Gruppe der Ärzte und im Besonderen die der Medizinstudierenden als Untersuchungsgegenstand interessant erscheinen. Die vorliegende Arbeit hat das Ziel, Zusammenhänge mit soziologischen und psychologischen Aspekten im Rahmen der universitären medizinischen Ausbildung zu untersuchen. Nach einem ausgiebigen Literaturstudium gibt es keine vergleichbar umfangreiche Untersuchung in der Bundesrepublik Deutschland. Medizinstudierende der Universitäten Mainz und Freiburg wurden nach ihrer individuellen Auseinandersetzung mit den Themen HIV und AIDS befragt. Dazu wurden Wissen, Einstellungen und Verhaltensmuster der angehenden Ärzte in einem modifizierten Fragebogen erhoben. Im Vordergrund der Auswertung stand die Bedeutung des Umgangs der Studierenden mit den Themen HIV und AIDS und den davon betroffenen Menschen. Die abschließende Intention ist es, die Ausbildungsrealität anhand der Themen HIV und AIDS kritisch zu diskutieren. 7 2. Theoretischer Teil 2.1. Das Phänomen HIV/AIDSi 2.1.1 Historische Aspekte von HIV und AIDS Ende 1980 trat HIV und AIDS zum ersten Mal an der Ost- und Westküste der USA in das Blickfeld der Medizin. Zu Beginn des Jahres 1981 wurde vom Lungenarzt Dr. Gottlieb in Los Angeles, Kalifornien, ein neues, zum Tode führendes Krankheitsbild diagnostiziert (Gottlieb & Schanker 1981). Er meldete seine Beobachtungen dem amerikanischen „Center for Disease Control“1 der zentralen staatlichen Institution für Gesundheit. Es handelte sich bei den ersten Patienten hauptsächlich um junge homo- oder bisexuelle Männer, die sich mit damals seltenen „opportunistischen Erregern“ infiziert hatten. Obwohl erst relativ wenige Patienten mit diesen auffälligen Symptomen gemeldet waren2, richtete das CDC eine "Task Force on Kaposi´s Sarcoma and Pneumocystis carinii Pneumonia“3 ein. Als Übertragungsweg der neuen Infektionskrankheit wurde bei den vorliegenden Krankheitssymptomen, neben vielen anderen Hypothesen, relativ schnell die Kontakt- bzw. Sexualkontaktinfektion angenommen. Bezüglich der Ätiologie hat sich die folgende wissenschaftliche Hypothese durchgesetzt: eine bei Affen gefundene Virusart (für den Affen harmlos) sei mutiert und durch den Kontakt (möglicherweise Biss) auf den Menschen übertragen worden und habe sich dann mittels Sexualkontakten verbreitet. Andere Hypothesen haben für grosse Aufregung und Verwirrung gesorgt. Bei diesen so genannten Alternativhypothesen finden sich die typischen Erklärungen wie: HIV sei ein Produkt der Militärforschung zur biologischen Kriegsführung, HIV resultiere aus einem Laborunfall, AIDS sei eine 1 CDC: Centers for Disease Control in Atlanta, Georgia (USA), 1942 als Malaria-Control in War Areas (MCWA) gegründet, später als Teil des U.S. Public Health Service ausgebaut, heute u.a. für Kontrolle und Aufsicht über Infektionskrankheiten zuständig (Center for Infectious Diseases, CID); offizielles Mitteilungsblatt: Morbidity Weekly Report (MMWR). 2 Bis Ende Juni 1981 wurden dem CDC 85 Personen gemeldet, 1985. 3 Diese Institution wurde später in "Task Force on AIDS" umbenannt. 8 Autoimmunkrankheit oder AIDS sei keine neue Krankheit (vollständige Übersicht bei Schulz 1998). Diese Hypothesen werden auch von renommierten Personen (Segal, Duesberg) aus der Wissenschaft vertreten, was jedoch zu deren Prestigeverlust in der wissenschaftlichen Kommunität führte. Auf diese sozialen Mechanismen in der Wissenschaft hat bereits Ludwik Fleck hingewiesen, indem er die Konstruktion von wissenschaftlichen Tatsachen nachzeichnete und feststellte, dass sich unter einer Vielfalt von Meinungs- bzw. Ideengruppen ein gängiger Trend (Denkstil) herausbilde, welcher Erklärungsansätze, die nicht zur gängigen Richtung gehören, ausgrenzt oder gar bekämpft. Als Hauptursache für AIDS (Aquired Immunio Deficiency Syndrom = Erworbenes-Immunschwäche-Syndrom) wurde eine langsam progrediente Infektion mit HIV (Human Immuno Deficiency Virus = Menschliches Immunschwächevirus) angesehen. Aber auch um die Entdeckung und Benennung des Erregers und die Patente am HIV-Test entbrannte ein Streit, welcher zwischen den beiden Wissenschaftlern Montagnier und Gallo, aber auch auf staatlicher Ebene ausgetragen wurde (Popovic et al., 1984; Montagnier et al., 1984). Es kam zu der sehr ungewöhnlichen Situation, dass die Präsidenten Jacques Chirac und Ronald Reagan gemeinsam im März 1987 den Schlichtungsvertrag mit unterschrieben. Dieser Streit verzögerte die Einführung von Tests für Blutkonserven, wodurch viele Menschen, hauptsächlich die so genannten Bluter, infiziert wurden. Auch diese Entwicklung scheint die wissenschaftssoziologischen Betrachtungen Flecks (1994) zu bestätigen. Die "rätselhafte" Krankheit“ erhielt bereits 1982 den Namen AIDS, nachdem vielfältige Begriffe in den Medien auftauchten ("gay compromise syndrome", GCS; "gay related immune deficiency", GRID; "gay plague", (Schwulen-Pest); "Wrath of God", WOG, (Gottes Zorn), AIFO, 1991), was gerade in der Fachund Laienpresse zusätzlich zu Begriffsverwirrungen führte (Hinz 1984). Dieser Umstand weist ebenfalls auf die grosse inhaltliche Bedeutung der Begriffe wie Angst und Dimensionen Stigmatisierung, haben, Wissenschaftler und hin. welche Ebenfalls individuelle hatten Behandlungsteams und diese einen gesellschaftliche Aspekte deutlichen auf die Einfluss. Forschungsberichte mit kleinen Fallzahlen wurden schnell verallgemeinert und 9 die langwierige Medikamentenzulassung wurde häufig deutlich abgekürzt, wodurch Schutzvorkehrungen umgangen wurden. Hauptargument war meist die schnelle Hilfe, da Zuwarten bzw. Einhalten der üblichen Standards unethisch wären. Gleichzeitig wurde von Behandlungsablehnungen und sonderbaren Schutzvorkehrungen bei medizinischen Eingriffen berichtet (z.B. eigener Warteraum für Infizierte, Auslegen des Behandlungsraumes mit sterilen Tüchern). Im Kontrast zu der damals grossen öffentlichen Aufmerksamkeit für HIV und AIDS wurden die betroffenen HIV-Infizierten und AIDS-Erkrankten sowie die Personen der Risikogruppen häufig ausgegrenzt und stigmatisiert. Ein Teil dieser Personengruppen wurde bereits vorher gesellschaftlich diskriminiert. Sämtliche Stigmatisierungen Betroffene oder aufgrund entwickelten des aufgrund Krankheitsverlaufes dieser psychische Symptome. Hinzu kamen im Stadium von AIDS neurologische Symptome, welche die Folgen von nervalen Degenerationsprozessen waren. Auch diese Aspekte machten es für die medizinischen Berufe notwendig, ihre psychosozialen Fertigkeiten im Umgang mit diesen Patienten zu reflektieren und zu verbessern. Nach der ersten Welle von AIDS-Toten kam mit den „long time survivers“ eine weitere Besonderheit zum Vorschein. In den 80-er Jahren konnte diese Gruppe noch nicht wahrgenommen werden, sie erhielt jedoch zunehmende Bedeutung, da auch die Fortschritte in der medizinischen Behandlung (z.B. Kombinationstherapien) die Lebenserwartung der AIDS-Erkrankten deutlich verlängerte. Die „long time survivers“ prägen gegenwärtig das Bild des Erstund Zweitwelt-Patientenklientels. In den Drittweltländern sind kurze und schwere Verläufe immer noch Alltag (UNAIDS 2006). Durch diese Langzeitverläufe entwickelte sich HIV und AIDS eher in Richtung chronische Erkrankung. Der typische Verlauf einer HIV-Erkrankung wird seit 1993 in die folgenden Stadien unterteilt: virale Transmission, primäre HIV-Infektion, klinische Latenzphase, frühe symptomatische HIV-Infektion und AIDS. Die Transmission erfolgt hauptsächlich über die bekannten Infektionswege: ungeschützter Sexualkontakt und Blutübertragung. Hierbei sind penetrierende Sexualpraktiken und durch Transfusion oder durch kontaminierte Spritzennadeln bzw. 10 Behandlungsbestecke beim gemeinsamen Drogenkonsum und bei medizinischen Prozeduren zu nennen. Auch die intrauterine Infektion ist bekannt, wobei nicht alle Kinder von infizierten Müttern intrauterin oder beim Stillen infiziert werden (Griscelli 1986). Andere Infektionswege gelten bis heute weitestgehend als ausgeschlossen, z.B. Moskitostiche, Petting, Anhusten, gemeinsamer WC- und Zahnbürstengebrauch sowie Umarmungen bzw. Händeschütteln. Dennoch halten sich die Annahmen über solche Infektionswege beharrlich, ebenso die ätiologischen Alternativhypothesen. Dies könnte Ausdruck tradierter sozialer und psychologischer Muster sein, welche Grundängste, Misstrauen oder Hilflosigkeit gegenüber einer übermächtig erscheinenden „Realität“ repräsentieren. In der gedanklichen und emotionalen Assoziation (Kongruenzkonstellation) "AIDS = Homosexualität = Sünde = Sex = Tod" wird nach Susan Sontag (1989) diesen Gefühlen Ausdruck verliehen. Es ist weiterhin bekannt, dass beim Phänomen „Angst“ eine Tendenz zu Generalisierungen auftreten kann, wobei auch auf scheinbar unbedeutende bzw. unscheinbare Stimuli mit starken Angstsymptomen reagiert wird (Margraf & Schneider 1990). Dies würde für sehr komplex verlaufende Rückkoppelungsprozesse (häufig negativer Art) sprechen. 2.1.2. Epidemiologische Aspekte von HIV und AIDS Heute wird epidemiologisch von einer Pandemie gesprochen, welche sich aus vielen Einzelepidemien zusammensetzt. Dem offiziellen epidemiologischen Organ UNAIDS zu Folge, lebten Ende 2005 ca. 40.3 Mio. (36.7Mio. - 45.3Mio.) Menschen mit HIV, davon waren ca. 4.9 Mio. (4.3 Mio. – 6.6 Mio.) Neuinfizierte. Bis 2005 wurden 3.1 Mio. (2.8 Mio. – 3.6 Mio.) AIDS-Todesfälle gemeldet. 11 Abbildung 1: Übersicht gemeldeter Fallzahlen weltweit In den folgenden Übersichtstabellen werden die Daten der an AIDS erkrankten Personen in Deutschland in den Jahren 1989 – 1994 – 1998 – 2006 dargestellt (RKI und UNAIDS 1989-2006). Infektionsweg / bis Dezember bis Dezember bis März bis Dezember Jahr 1989 1994 1998 2005 Homo-/bisexuell 3.471 / 70,8% 8.433 / 68,1% 11.337 / 65,6% 31.000 iv-Drogenabusus 651 / 13,3% 1.745 / 14,1% 2583 / 14,9% 6.000 Hämophilie 234 / 4,8% 442 / 3,6% 541 / 3,1% 600 Transfusion 111 / 2,3% 246 / 2,0% 276 / 1,6% 600 Heterosexuell 142 / 2,9% 628 / 5,1% 1.005 / 5,8% 5.500 Pattern II 19 / 0,4% 153 / 1,2% 376 / 2,2% 300 Peripartalinf. 35 / 0,7% 75 / 0,6% 90 / 0,5% 300 235 / 4,8% 654 / 5,3% 1.075 / 6,2% k.A. 4.898 / 100% 12.379 / 100% 17.283 / 100% [89] [94] [98] [05] 4.863 / 100% 13.283 / 100% 17.283 / 100% k.A. keine Angaben Gesamt Gesamt korrigiert 43.400 / 100% Tabelle 1: AIDS erkrankte Personen in Deutschland 1989, 1994, 1998, 2006 (k.A. = keine Angaben) Bisher infizierten sich hauptsächlich homo- und bisexuelle Menschen sowie Personen, die einen iv-Drogenkonsum betreiben. Zunehmend sind aber heute auch Menschen mit heterosexueller Ausrichtung betroffen. 12 Gruppen / Jahr HIV-positive bis 12/89 % 1989 bis 12/94 % 1994 37.138/ 100% 67.855/ 100% Bestätigungstests 100% AIDS-Erkrankte 4.863/ 13,1% 10,7% 13.637/ 20,1% 888/ 17.283/ 14,8% 11.099/ 73,8% 2,4% 5,3% 75.000 20,9% 31.500 13,4% 26.000 7,5% k.A. 79,1% k.A. 6.184/ 26,2% 4 35,8% Personen mit HIV 32.275/ ohne AIDS 87,0% 80,0% 79,1 % Geschätzte Pers. 40.000- 50.000- 50.000- mit HIV ohne AIDS 50.000 60.000 60.000 87,0% 100% 64,2% 3.579/ 18,3% Bis 12/05 100% 10.058/ 81,7% % 1998 100% 100% 3.975/ Personen mit AIDS 82.817/ 100% 100% Verstorbene bis 3/98 54.218/ 80,0% 65.534/ k.A. Tabelle 2: Übersichtstabelle Personen mit HIV und AIDS Deutschland 1989, 1994, 1998, 2006 (k.A. = keine Angaben) 2.1.3. Infektionsrisiko und Schutzmaßnahmen Viele Befürchtungen des medizinischen Personals mit HIV-Infizierten und AIDSErkrankten zu arbeiten, beruhen auf der Möglichkeit, sich bei ihrer Arbeit selbst zu infizieren. Hierbei kommt es zur Frage, ob infiziertes Personal weiterbeschäftigt werden soll bzw. ob Patienten durch einen HIV-positiven Mitarbeitenden gefährdet sein könnten. 2.1.4. Infektionsrisiko von med. Personal durch infizierte Patienten Die Hauptgefahr einer HIV-Infektion besteht bei Schnitt- und Stichverletzungen im Umgang mit dem Virus kontaminierten Nadeln, Spritzen und anderen scharfen Gegenständen. Daneben kommen Blutkontakt mit eigenen offenen Wunden und seltener das bereits vor der HIV- und AIDS-Ära verbotene Mundpipettieren infizierter Körperflüssigkeiten als Ansteckungsquelle in Betracht. Eindeutig relevant ist die Korrelation zwischen der Häufigkeit von Stichverletzungen und dem Erfahrungsgrad des Personals. Somit sind Medizinstudierende während der Ausbildung besonders gefährdet (Gerberding & Schechter 1991). Auch Überlastungen und Zeitdruck sowie Notfallsituationen 13 bei der Arbeit erhöhen die Verletzungshäufigkeit. Dagegen hat die Kenntnis über den HIV-Status des Patienten keinen Einfluss auf die Häufigkeit der Verletzungen (Exner-Freisfeld & Stille, 1989). Die Summe von Erfahrungen des CDC mit über 3.000 perkutanen Expositionen in 14 Studien hat wiederholt eine Übertragungswahrscheinlichkeit von 0.25-0.3% ergeben (MMWR, 1992). Hierbei sind ungewollte Verletzungen, meist durch ungeschickte bzw. nachlässige Handhabung von HIV-kontaminierten Instrumenten oder Untersuchungsmaterial die Ursache. Das durchschnittliche Infektionsrisiko beträgt: • 0,3 % nach perkutanem Kontakt • ca. 0,1 % nach Schleimhaut- bzw. Wundkontamination (De Anderes 1996) • weniger als 0,1 % für die intakte Haut (Exner-Freisfeld & Stille, 1989)1 Bei anderen Tätigkeiten im pflegerischen und ärztlichen Bereich kann das mit 0,3 % angegebene mittlere Infektionsrisiko um das Vielfache ansteigen (ExnerFreisfeld & Stille1989). 2.1.5. Infektionsrisiko von Medizinstudenten durch infizierte Patienten Diesem Problem wird in den USA wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Zwischen 21% und 48% der Studierenden im 3. und 4. Studienjahr hatten Stichwunden mit HIV-kontaminierten Nadeln und Spritzen erlitten, sowie Hautkontakt mit Blut oder Körperflüssigkeiten (de Vries & Cossart, 1994; Koenig & Chu, 1995). Dies könnte auf die eignen Unsicherheit im Umgang mit Patienten und fehlende praktische Routine der Studierenden zurückzuführen sein (Hermann 1990; Roizen 1991). In der Literatur gibt es bisher keine Studien, welche eine HIV-Infektion von Medizinstudierenden beschrieben hat, obwohl anzunehmen ist, dass ihr reales Risiko (im Unterschied zum statistischen Risiko) im Gesundheitspersonal ähnlich oder höher ist (MMWR, 1995). Vergleich zum 14 2.1.6. HIV-Infektionsrisiko von Patienten durch infiziertes Personal Hier existieren Befürchtungen, dass infizierte Kollegen bei ihrer Tätigkeit ein Risiko für Patienten darstellen. Diese Infektionswahrscheinlichkeit wird bei HBV mit ca. 30% eines Nicht-Immunisierten (MMWR, 1991) und bei HIV mit ca. 0,3% angegeben. Dementsprechend ist das Risiko einer HIV-Infektionsübertragung von infiziertem Gesundheitspersonal (z.B. einem Operateur) auf den Patienten sehr gering. Aus der Literatur sind nur zwei Fälle5 bekannt (MMWR, 1991). Andererseits wurde von einem HIV-positiven Chirurg berichtet, der über 2000 Patienten operierte und keinen einzigen Patienten dabei ansteckte (Medical Tribune, 1990). In einer amerikanischen Untersuchung fand man heraus, dass bei 19.136 versorgten Patienten durch 57 HIV-infizierte Personen in keinem Fall eine Übertragung der HIV-Infektion von medizinischem Personal auf Patienten nachweisbar war (MMWR, 1993). Zu demselben Ergebnis kommt auch Henderson et al. (1990). 5 Pariser Chirurg infizierte einen Patienten und ein US-amerikanischer Zahnarzt infizierte 5 seiner ca. 850 Patienten. 15 Infektionswege nach ihrem Risiko aufgeführt (Leisz & Röhr 1989) Hohes Risiko einer Infektion: - penetrierender vaginaler und analer Sexualkontakt ohne Kondombenutzung mit einer HIV-infizierten Person - i.v.-Injektion von Drogen mit HIV-kontaminiertem Spritzbesteck ("needle-sharing" bei Fixern) - Transfusion/ Infusion von HIV-kontaminierten Blutprodukten - intrauterin und/oder perinatal von einer HIV-infizierten Mutter auf ihr Kind - Transplantation von Organen HIV-infizierter Spender - artifizielle Insemination mit Samen HIV-infizierter Spender Fragliches Risiko einer Infektion: - Trinken HIV-infizierter Muttermilch von Säuglingen (ein Fall beschrieben) - oraler Sexualkontakt ohne Kondombenutzung mit einer HIV-infizierten Person (bislang noch kein Fall sicher nachgewiesen) - massiver Hautkontakt mit HIV-infektiösen Flüssigkeiten bei aufgerissenen Händen (zwei Fälle beschrieben) und Schleimhautkontamination (Mund, Augen, ein Fall beschrieben) - gemeinsames Benutzen von Zahnbürsten und Rasierklingen (bislang noch kein Fall beschrieben) - Zungenkuss (bislang noch kein Fall nachgewiesen) - sadomasochistische Sexualpraktiken, bei denen es zu Verletzungen der intakten Haut/Schleimhaut sowie Exposition mit infektiösen Flüssigkeiten kommt (in der Literatur kein Fall) Sehr geringes Infektionsrisiko: - akzidentielle Stichverletzung mit HIV-kontaminierten Kanülen - penetrierender vaginaler und analer Sexualkontakt mit Kondombenutzung "Kein" Infektionsrisiko: - sozialer Kontakt mit HIV-infizierten Personen: Berührung, Händeschütteln, Wangenkuss, "sozialer" Kuss - gemeinsame Benutzung von Haushaltsgegenständen, Essgeschirr, Trinkgläsern etc. - Lebensmittel oder Getränke - Anhusten ("Tröpfcheninfektion") - Benutzung öffentlicher Toiletten - Benutzung öffentlicher Schwimmbäder und Saunen - Streicheln, Petting, gegenseitige Masturbation - Applikation hitzebehandelter Gerinnungsfaktoren - Transfusion von Albuminlösungen und Immunglobulinen, die durch konventionelle Cohn-Fraktionierung gewonnen wurden Tabelle 3: Infektionswege nach ihrem Risiko aufgeführt (Einteilung von Bengel übernommen In: Leisz & Röhr 1989). Grau unterlegt das akzidentielle Stichverlertzungsrisiko. 16 Die angeführte Auflistung teilt typische Infektionswege nach ihrem Risiko ein. Entgegen der Annahme, dass akzidentielle Stichverletzungen mit HIVkontaminierten Kanülen (grau unterlegt) ein hohes Risiko der Transmission darstellen, gilt dieses als eher gering, auch im Vergleich zu anderen Übertragungswegen. 2.1.7. Schutzmassnahmen Ausser dem privaten Schutz durch Verwendung von Kondomen bleibt mangels kausaler Therapie oder Impfmöglichkeiten die Aufklärung der Bevölkerung das einzige wirkungsvolle Mittel gegen Neuinfektionen, obwohl sich in den letzten 10 Jahren die Hinweise für einen baldigen HIV-Impfstoff häuften. Es wird auch wiederholt von einer „Kondom-Verdrossenheit“, besonders bei jungen Erwachsenen berichtet, was möglicherweise eine Reaktion auf obige Meldungen ist, aber auch auf soziale Vorgänge in der Gesellschaft hinweist. Im Mai 2007 wurde in unterschiedlichen Medien sogar ein nennenswerter Anstieg der Neuinfektionen gemeldet6. Allgemein ist mehr über HIV und AIDS bekannt, besonders die Wahrnehmung von HIV und AIDS als chronisch verlaufende Erkrankung, im Unterschied zum früher wahrgenommenen akuten und dramatischen Verlauf. Im privaten Bereich steht die vom Staat hauptsächlich finanzierte AIDS-Aufklärung7 an der Spitze der Massnahmen zum Schutz und zur Vorbeugung von Neuinfektionen. Hier stehen Information, Aufklärung, Konfrontation mit Aspekten der Epidemiologie, Ätiologie, Sexualität, soziales Verhalten im Vordergrund. Hauptziele der Präventionsarbeit sind Selbstverantwortung und der Kondomgebrauch. Diese Art des Zugangs hat seit deren Beginn kaum Veränderungen erfahren und ist weiterhin aktuell. Im Bereich des beruflichen Schutzes und Prävention hat es hingegen Veränderungen gegeben. Zunächst wurde von offizieller Seite empfohlen: soviel Einwegmaterial bei der medizinischen Versorgung zu benutzen wie möglich (BzgA 1987), Abdeckung der Toilettenbrille (berichtet in Exner6 Deutsches Ärzteblatt, Frankfurter Allgemeine Zeitung und TV, Quelle: Epidemiologisches Bulletin, Sonderausgabe, RKI Mai 2007 7 http://www.gib-aids-keine-chance.de/themen/safersex/index.php 17 Freisfeld, Helm & Stille 1988) oder das Verbrennen von blutverschmierter Kleidung, welche in einem wasserdichten Sack gesammelt werden sollte sowie die Einweisung des Kranken in ein Einzelzimmer und Isolierung (Kalle-Baron 1988). Heute dagegen werden Hygienestandards (wie z.B. Tragen von Handschuhen, Kennzeichnen von infektiösem Material sowie Desinfektion von kontaminierten Flächen und Wunden, etc.) gefordert und durchgeführt, welche auch für andere Erkrankungen als Hygienestandard gelten. Es werden nach den Charakteristiken der Erkrankungen (z.B. Immunstatus des Patienten) Massnahmen getroffen und nicht nur anhand der Diagnose HIV oder AIDS8. 2.2. Medizinstudierende und HIV / AIDS im Spiegel der wissenschaftlichen Literatur 2.2.1. Befragungen von deutschen Medizinstudierenden Wissen Kochen & Hasford (1991) evaluierten als erste 1988/89 mittels 37 Items das Wissen zur HIV-Übertragung von insgesamt 1665 Medizinstudierenden im vierten Studienjahr an 19 Universitäten. Einerseits beantworteten die Studierenden die unterschiedlichen Wissensfragen zwischen 60,6% und 99,1% richtig. Andererseits gaben 12% „Anhusten“, 15.7% „Küssen“ und 12.6% „Moskito und Kakerlaken“ als HIV-Infektionsrisiko an. Elsing et al. (1991) befragten 604 Studierende verschiedener Studienrichtungen. Dabei wurden die Fachrichtungen Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie zu „medizinischen Fächern“ (Gruppe = 185 Studierende). Die Studierenden der medizinischen Fächer beantworteten durchschnittlich 11,3 von 15 Wissensfragen richtig. Beim Item, ob der AIDS-Virus „durch Moskitos“ übertragen werden kann, antworteten 16% der gleichen Gruppe mit ja. Warnking & Meier (1994) befragten 1990 Medizinstudierende (N = 719) der Universitäten Leipzig und Hannover. Dabei erzielten sie bei Wissensfragen zu Übertragungswegen gute Ergebnisse (Richtigantworten: die Durchschnittswerte 8 Ausführlicher hierzu: Deutsche Zentrale für Volksgesundheitspflege 1987, Bundesärztekammer und Deutsche Krankenhausgesellschaft 1988, Bundesgesundheitsamt 1988 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA, 1987). 18 lagen zwischen 81,4% und 97,9%). Bei den als ausgeschlossen geltenden Transmissionswegen lagen die Durchschnittswerte auf einer sechsstufigen Skala9 (0-5 Skala) bzgl. Anhustens bei 1.3, Mückenstichen bei 1.6, Urin bei 2.0 und Speichel bei 2.5. Klewer & Kugler (1996) untersuchten 1991 und 1993 insgesamt 316 Medizinstudierende. 1,2% bis 10,6% der Befragten sahen ein Infektionsrisiko in Situationen wie: „Anhusten“, „Küssen“, „Tierbisse im Wald“ und „Mückenstiche“, obwohl diese in der Literatur einhellig als ausgeschlossen gelten. In der Folgestudie von Klewer & Seelbach (1997) wurden die Ergebnisse von 296 Medizinstudierenden veröffentlicht. Die beiden epidemiologischen Wissensfragen, welche aus unserer Sicht als schwierig einzustufen sind, wurden von den Untersuchten lediglich zwischen 6,5% und 14,7% richtig beantwortet. Fragenbeispiele sinngemäss: „Geben Sie die gegenwärtige Anzahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland an.“ „Geben Sie die Anzahl Personen an, welche jährlich in Deutschland an AIDS versterben.“ Im Jahr 2001 veröffentlichten Klewer, Seelbach & Kugler eine weitere Studie. Sie befragten 472 Studierende der Medizin, die die beiden epidemiologischen Wissensfragen ebenfalls niedrig zwischen 4,8% und 32,6% richtig beantworteten. Für „Infektionswege, welche als ausgeschlossen gelten“ gaben die Studierenden zwischen 0% und 14,9% falsche Antworten an. Geyer et al. (1997) befragten insgesamt 552 Personen, wovon 137 Medizinstudierende waren, mit Fragebögen, welche unterschiedliche Itemversionen aufwiesen. Der gebildete Wissensindex ergab eine Streuung der richtigen Antworten, die der Normalverteilung folgte. Einstellungen Im Zeitraum von 1988 bis 1989 befragten Waldvogel & Seidl (1991) 106 Medizinstudierende. 91% waren der Ansicht, dass ihnen der Umgang mit AIDSPatienten und insbesondere der mit homosexuellen AIDS-Patienten schwerer fallen würde, als der mit anderen Patienten (51%). Als stärkste Belastungsquelle gaben 90% an, dass sie durch die heftigen Gefühle mancher AIDS-Patienten überfordert wären. In der Altersgleichheit mit vielen Patienten 9 Auf der verwandten Skala indiziert ein Wert 5 eine hohe und 0 eine niedrige Ausprägung bzw. Zustimmung 19 sahen 81% eine weitere Belastungsquelle. Nach ihrem subjektiven Infektionsrisiko befragt, nahmen 30% ein Risiko von 1% und 20% ein Risiko von 10% und mehr an. Insgesamt schätzten die Studierenden der Untersuchung von Warnking & Meier (1994) die Gefährdung aller Menschen auf einer sechsstufigen Skala10 2.6 (Mittelwert) ein, die der Ärzte hingegen höher (3.4). Zwischen 50% und 53% (zwei unterschiedliche Items) der Medizinstudierenden hatten bereits Befürchtungen, sich mit dem HI-Virus angesteckt zu haben. Ca. 25% aller Befragten gaben an, schon einmal einen AIDS-Test gemacht zu haben. Es wurde weiterhin nach Infektionsmöglichkeiten im Krankenhaus gefragt. Bei den drei richtig gewerteten Items „Nadelstiche“, „Blut abnehmen“ und „i.v.-Spritzen“ ergaben sich für alle Studierenden durchschnittlich 91% richtige Beantwortungen. Bezüglich der 3 als falsch gewerteten Infektionsmöglichkeiten ergaben sich durchschnittlich 57% korrekte Ablehnungen und 24% inkorrekte Zustimmungen. Bezüglich der Situation, dass ein HIV-infizierter Patient auf Station sei, waren 99% der Meinung, dass alle Personen, die mit Blut, Sekreten und Ausscheidungen in Berührung kommen, informiert werden müssten. 62% befürworteten eine erkennbare Kennzeichnung der Krankenakte und 5% wollten, dass am Krankenzimmer ein Warnschild hängen sollte. Bei 4 (von 7) Antwortvorgaben zur Einstellung zum AIDS-Test waren 75% der Meinung, dass ein HIV-Test immer vor Operationen, 56% als Routine bei jeder Patientenaufnahme, 56% nur mit Zustimmung des Patienten und 51% bei der Einstellung von Krankenhauspersonal durchgeführt werden sollte. Verhalten In der Untersuchung von Warnking & Meier (1994) zum Umgang mit Injektionsnadeln (2 Items) antworteten durchschnittlich 56% korrekt auf beide Items. Klewer & Kugler (1996) stellten in ihrer Studie fest, dass ungefähr 10% der Studierenden sich bereits mehrfach einem HIV-Test unterzogen hatten. 10 Auf der verwandten Skala indiziert ein Wert 5 eine hohe und 0 eine niedrige Ausprägung bzw. Zustimmung 20 Zusammenhänge der Fragenbereiche In der Arbeit von Kochen & Hasford (1991) ergaben sich keine Zusammenhänge zwischen dem Antwortverhalten und der Geschlechts- oder Religionszugehörigkeit der befragten Medizinstudierenden. Systematische Geschlechts- und Altersunterschiede konnten auch in der Arbeit von Elsing et al. (1991) nicht gefunden werden. Falsche Kenntnisse über vermeintliche Infektionswege korrelierten positiv mit der Behauptung, dass AIDS-infizierte Patienten immer eine Infektionsgefahr darstellen und isoliert werden müssten. Ein hoher Kenntnisstand korrelierte mit weniger Vorurteilen gegenüber HIV-Infizierten (etwa 95% der Befragten) und positivem Verhaltensvorstellungen, ein geringerer Kenntnisstand hingegen mit negativen Verhaltensvorstellungen. Internationale Studien Im folgenden Abschnitt werden Studien der internationalen Literatur zusammengefasst, in denen Medizinstudierende zum Thema HIV und AIDS befragt wurden. Die einzelnen Ergebnisse, insgesamt 42 Publikationen, wurden unserer inhaltlichen Aufteilung folgend (siehe Kategorienbildung im Abschnitt Methodik) hinsichtlich der Bereiche Wissen, Einstellungen, Verhalten gesondert dargestellt. In 22 der Untersuchungen wurde der Kenntnisstand, in 41 die Einstellungen und in 33 das Verhalten der untersuchten Studierenden ermittelt. Die Studien unterscheiden sich im Design, in der Anzahl der verwendeten Items, in der Wahl der Methodik sowie in der Art der Ergebnisdarstellung. Um die Ergebnisse dieser Studien besser vergleichen zu können, wurde für die Bereiche Wissen11, Einstellungen12 und Verhalten13 jeweils ein Index gebildet14. Nähere Ausführungen hierzu befinden sich im Methodenteil dieser Arbeit. Beim Sichten der Literatur fiel eine Häufung von negativ formulierten Fragen auf („Homosexualität ist ekelhaft“ (Bredemeier 1991), teilweise mit suggestivem Charakter. In nur 11 Publikationen fanden sich ein oder mehrere explizit positiv 11 für Wissen (WI) für Einstellungen (EI) 13 für Verhalten (VI) 14 1. Kategorie: bis 33% = „wenig“ bzw. „geringgradig“; 2. Kategorie 34% bis 66% = "durchschnittlich“ bzw. „mittelgradig“; 3. Kategorie 67% bis 100% = "hoch“ bzw. „mehrheitlich“ bzw. „stark“. 12 21 formulierte Items (Currey, Johnson & Ogden 1990; Feldmann et al. 1990; Polan, Auerbach & Viedermann 1990; Bliwise et al. 1991; Bredemeier 1991; Simon et al. 1991; Dubois-Auber et al. 1993; Evans et al. 1993; McDaniel et al. 1995; Wickramasriya 1995; Carter, Lantos & Huges 1996). Wissen (internationale Studien) Unserer Einteilung nach (siehe Fussnote) berichteten insgesamt 12 Studien von einem guten Kenntnisstand (WI) ihrer Befragten (Morton & McManus 1986; Fisher et al. 1988; Strunin, Culbert & Crane 1989; Currey, Johnson & Ogden 1990; Thomas 1990; Bredemeier 1991; Johnson, Hustzi & Mullins 1992; Singh, Fong & Ratnam 1992; Dubois-Auber et al. 1993; Li et al.1993; Brachmann et al. 1996; Weyant, Simon & Bennett 1993) und 7 Studien von durchschnittlichen (WI) Wissensergebnissen (Landefeld et al. 1988; Muskin & Stevens 1990; Simon et al. 1991; Evans et al. 1993; Odebiyi 1992; McDaniel et al. 1995;. Tesch, Simpson & Kirby 1990). Weyant, Simon & Bennett (1993) zeigten, dass Medizinstudentinnen einen besseren Kenntnisstand haben als ihre Kommilitonen. Brachmann et al. (1996) berichtete in seiner vergleichenden Studie von einem ähnlichen Informationsniveau in den westlichen Industrieländern (USA, Kanada) und in den östlichen Entwicklungsländern (Indien, Thailand). Bredemeier (1991) belegte, dass die unterschiedlichen Wissensbereiche zu „Safe sex“ und AIDS positiv miteinander korrelieren. Johnson, Hustzi & Mullins (1992) fand, dass das gemessene Wissen der Medizinstudierenden über mehrere Erhebungszeitpunkte stabil blieb. Hinsichtlich der Kernfragen zu HIV und AIDS (z.B. „Homosexuelle sind eine Risikogruppe“) berichteten fast alle Studien übereinstimmend von einer hohen Antwortsicherheit. Bezüglich der korrekten Verneinung von Items im Themenbereich der Infektionswege (z.B. „durch Moskitostiche“) belegten Untersuchungen von Landefeld et al. 1988, Link et al.1988, Strunin, Culbert & Crane 1989, Bredemeier 1991, Singh, Fong & Ratnam 1992 und Brachmann et al. 1996 eine große Unsicherheit (Angaben von über 10%). Nur Dubois-Auber et al. 1993 (Schweiz) und Li et al.1993 (China) hingegen beschrieben exzellentes Wissen in diesem Bereich. 22 Einstellungen (internationale Studien) Der umfangreiche Bereich der Einstellungen umfasst diverse allgemeine und spezielle Items. Es werden die wichtigen Aspekte der Ängste, Risikoeinschätzungen, restriktive Einstellungen und Massnahmen im Umgang mit HIV und AIDS referiert. Ängste, Infektionsängste und Risikoeinschätzungen: Von den 42 Erhebungen interessierten sich 31 für Ängste im Zusammenhang mit HIV und AIDS. Davon gingen 21 auf Infektionsängste und die Einschätzung von Infektionsrisiken und 30 auf andere Ängste ein. Die Ängstlichkeit wurde in 16 Studien, gemäss unseres Index (EI) als stark ausgeprägt eingeschätzt (Morton & McManus 1986; Royse & Birge 1987; Bernstein, Rabkin & Wolland 1990; Currey, Johnson & Ogden 1990; Feldmann et al. 1990; Polan, Auerbach & Viedermann 1990; Thomas 1990; Bliwise et al. 1991; Bredemeier 1991; Caroll 1991; Christensen, King & Fetzer 1991; Singh, Fong & Ratnam 1992; Dubois-Auber et al. 1993; Loring, Crandall & Kelen 1993; Wickramasriya 1995; Brachmann et al. 1996) sowie in 6 Untersuchungen als mittelgradig (EI) (Imperato et al. 1988; Link et al.1988; McGrory, McDowell & Muskin 1990; Simon et al. 1991; Li et al.1993; Weyant, Simon & Bennett 1993). In 4 Erhebungen wurden die Items bezüglich des Themenbereichs Angst von uns (EI) als geringgradig eingestuft (Landefeld et al. 1988; Strunin, Culbert & Crane 1989; McDaniel et al. 1995; Carter, Lantos & Huges 1996). Als Gründe für Ängste wurden beispielsweise angegeben, dass heute wissenschaftlich ausgeschlossene Transmissionswege sich in der Zukunft doch als solche herausstellen könnten (Feldmann et al. 1990; Wickramasuriya 1995). Die Kategorisierung der Items bezüglich der Infektionsängste und Risikoeinschätzungen zur HIV-Infektion in 15 Studien ergab gemäss unserer Einteilung (EI) eine hohe bis sehr hohe Ausprägung (Morton & McManus 1986; Imperato et al. 1988; Link et al.1988; Strunin, Culbert & Crane 1989; Bernstein, Rabkin & Wolland 1990; Currey, Johnson & Ogden 1990; Polan, Auerbach & Viedermann 1990; Thomas 1990; Bliwise et al. 1991; Bredemeier 1991; Gann, Anderson & Regan 1991; Baguma 1992; Dubois-Auber et al. 1993; Loring, Crandall & Kelen 1993; Wickramasriya 1995). Nach unserer Einschätzung bewerteten wir 2 Studien als mittelgradig (EI) (Feldmann et al. 1990; Evans et 23 al. 1993) und 4 als geringgradig (EI) hinsichtlich dieser Aspekte (Landefeld et al. 1988; Simon et al. 1991; Singh, Fong & Ratnam 1992; Weyant, Simon & Bennett 1993). Zum Beispiel berichteten Strunin, Culbert & Crane (1989) von Sorgen, sich bei medizinischen Tätigkeiten mit HIV zu infizieren und Wickramasuriya (1995) von der Sorge, im Rahmen dieser auch Familienmitglieder zu infizieren. Restriktive Einstellungen: Restriktive Einstellungen wurden in 14 Studien erhoben (Morton & McManus 1986; Landefeld et al. 1988; Currey, Johnson & Ogden 1990; Feldmann et al. 1990; Tesch, Simpson & Kirby 1990; Bliwise et al. 1991; Bredemeier 1991; Gann, Anderson & Regan 1991; Baguma 1992; Dubois-Auber et al. 1993; Evans et al. 1993; Li et al.1993; McDaniel et al. 1995; Wickramasriya 1995). In nur 2 Untersuchungen wurden nach unserer Klassifikation (EI) starke restriktive Einstellungen gefunden (Feldmann et al. 1990; Bredemeier 1991), wobei bei Bredemeier gleichzeitig sehr positive Einstellungen angetroffen wurden. 4 Studien berichten von mittelgradigen Einstellungen, gemäss unseres Index (EI), in dieser Richtung (Tesch, Simpson & Kirby 1990; Gann, Anderson & Regan 1991; Dubois-Auber et al. 1993; Li et al.1993) und die Mehrheit (8 Studien) von eher geringen restriktiven Einstellungen (EI) (Morton & McManus 1986; Landefeld et al. 1988; Currey, Johnson & Ogden 1990; Bliwise et al. 1991; Baguma 1992; Evans et al. 1993; McDaniel et al. 1995; Wickramasriya 1995). In der Studie von Bliwise et al. (1991) lehnten die Befragten restriktive Einstellungen explizit ab. Massnahmen im Umgang mit HIV und AIDS: Zum Umgang mit HIV und AIDS wurden in der Literatur unterschiedliche Items verwandt. Hierbei konnte man die Ebenen des Umgangs, die Ebene des Individuums und die der Institutionen, welche eher privaten oder öffentlichen Charakter haben können, unterscheiden. Individuelle Maßnahmen waren für Studierende das Fernbleiben von Unterrichtseinheiten (Goldmann 1987), das Nachdenken über Berufswechsel (z.B. Wickeramasuriya 1995) oder über einen Wechsel des Fachgebietes, um weniger mit HIV und AIDS zu tun zu haben (z.B. Carter, Lantos & Huges 1996). Diese Arten des Umgangs waren durch 24 Vermeidung charakterisiert. Andere Arten zielten auf kommunikative und protektive Aspekte. Link et al. (1988) und Singh, Fong & Ratnam (1992) berichteten, dass die Studierenden über ihre Infektionsängste sprechen und andere Autoren (z.B. Landefeld et al. 1988; Baguma 1992), dass die Medizinstudierenden sich auf HIV testen lassen oder Schutzmaßnahmen in privaten und beruflichen Kontext praktizieren wollten. Wieder andere untersuchten sich selbst auf Krankheitssymptome (Link et al.1988; Bredemeier 1991) oder vertrauten auf Gottes Hilfe bei eigener AIDS-Erkrankung. Dies stellte Bredemeier (1991) in Chile bei 81% der Studierenden fest. Es wurde auch von aktiver und die Auseinandersetzung suchender Haltung berichtet. So würden Befragte von Wickramasuriya (1995) gern mit einem homosexuellen Kollegen zusammenarbeiten und Studierende, untersucht von Carter, Lantos & Huges (1996) gaben an, gerade wegen HIV und AIDS Medizin zu studieren. Beispiele für institutionelle Massnahmen waren Forderungen nach Tests für Patienten bei Aufnahme in eine Klinik (z.B. Feldmann et al. 1990) oder vor einer Operation sowie die Testung des Klinikpersonals und die Ablehnung der Behandlung von HIV-Infizierten und AIDS-Erkrankten (Link et al.1988), um die berufliche Übertragung sowie die Infizierung von Patienten oder Kollegen durch Klinikpersonal zu verhindern ([26%] Landefeld et al. 1988; [87,6%] Bredemeier 1991; [66%] McDaniel et al. 1995; [26,2%] Wickramasuriya 1995). Weitere Personen, die beispielsweise nach Ansicht der Befragten getestet werden sollten, waren Angehörige der Risikogruppen (44% - 60% bei Strunin, Culbert & Crane 1989; Baguma 1992; Wickramasuriya, 1995), aber auch Ausländer (50%), Schwangere (44%) und Personen, die heiraten wollen (47% bei Strunin, Culbert & Crane 1989). Entgegen der beschriebenen Ansichten vertraten 84% der Befragten einer Studie die Ansicht, ein Positiv-Status sollte kein Ablehnungsgrund für eine Krankenhausaufnahme sein (Strunin, Culbert & Crane 1989). Jedoch gaben diese Einstellung nur 6% der Befragten in einer anderen Studie an (Morton & McManus 1986). Bei der Aufnahme eines Infizierten in ein Krankenhaus befürworteten mehr als die Hälfte der Befragten einer Studie die notwendige Einweisung auf eine Isolationsstation oder zumindest das Anbringen eines Warnschildes (z.B. Morton & McManus 1986; Bredemeier 1991). Weiter zu nennen sind Maßnahmen wie Meldepflicht; Zwangstests und bei einigen Wenigen die Kennzeichnung für bestimmte 25 Personengruppen oder gar die Testung der ganzen Bevölkerung (z.B. Tesch, Simpson & Kirby 1990; Bredemeier 1991). Hierunter fallen auch die Befürwortung der Zulassungsverweigerung zum Studium oder zu bestimmten Berufen und der zwangsweisen Berufsaufgabe oder des Studienabbruchs von infizierten Kollegen (Landefeld et al. 1988; Strunin, Culbert & Crane 1989; Polan, Auerbach & Viedermann 1990; Tesch, Simpson & Kirby 1990; Gann, Anderson & Regan 1991; Bredemeier 1991; Li et al.1993). Doch gab es auch gegenteilige Meinungen. 70% befürworteten die Weiterarbeit von HIV-positiven Ärzten (Link et al.1988). Genau ein Drittel glaubte, dass die Rechte von Personen mit AIDS übertrieben worden seien (Feldmann et al. 1990) und dass Gesetze gegen AIDS erlassen werden sollten (Singh, Fong & Ratnam 1992). Über zwei Drittel befürworteten das Wegsperren einer Person mit AIDS, die weiterhin ”unsafe sex” praktiziere (Feldmann et al. 1990). Einige forderten das Verbot für Homosexualität allgemein (Bredemeier 1991) sowie für das Gesundheitspersonal im Speziellen (z.B. Morton & McManus 1986; Bredemeier 1991; Wickramasuriya 1995). Andere hielten Gesundheitserziehung, mehr Forschungsgelder, Lockerung der Arzneimittelregelungen und kostenlose Spritzenverteilung für adäquate Mittel, den Problemen von HIV und AIDS zu begegnen (z.B. Feldmann et al. 1990; Tesch, Simpson & Kirby 1990; Baguma 1992). Verhalten (internationale Studien) Im Bereich des Verhaltens sind die Aspekte Behandlungswille und klinischer Patientenkontakt erfragt worden. Dass die Mehrheit der Medizinstudierenden keine HIV und AIDS-Patienten behandeln wollen, berichteten Whalen (1987), Bernstein, Rabkin & Wolland (1990), Feldmann et al. (1990), McGrory, McDowell & Muskin (1990), Tesch, Simpson & Kirby (1990), Thomas (1990), Bliwise et al. (1991), Bredemeier (1991), Caroll (1991) und Wickramasriya (1995). Die Bereitschaft, gerade diese Patienten zu behandeln wurde in 14 Studien erwähnt (Fisher et al. 1988; Imperato et al. 1988; Link et al.1988; Currey, Johnson & Ogden 1990; Polan, Auerbach & Viedermann 1990; Christensen, King & Fetzer 1991; Simon et al. 1991; Dubois-Auber et al. 1993; Evans et al. 1993; Loring, Crandall & Kelen 1993; Weyant, Simon & Bennett 26 1993; McDaniel et al. 1995; Brachmann et al. 1996; Carter, Lantos & Huges 1996). Die Unwilligkeit, Arbeiten an AIDS-Erkrankten durchzuführen, stieg mit dem Grad der Invasivität einer Tätigkeit: „Anamnese“ (6,9%), „körperliche Untersuchung“ (13,8%), „Blutabnahme“ (31,6%), „chirurgischer Eingriff“ (43,1%) (Imperato et al. 1988). Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch Wickeramasuriya (1995) und Brachmann et al. (1996). Dubois-Auber et al. (1993) fand bei 1280 Medizinstudierenden 98% der Ansicht, dass sexuell übertragbare Krankheiten notwendigerweise in den ärztlichen Zuständigkeitsbereich gehören. Nach klinischem Patientenkontakt mit HIV- und AIDS-Patienten befragt, machten Ficarrotto et al. (1990) und Polan, Auerbach & Viedermann (1990) keine Zahlenangaben. Link et al.(1988), Bredemeier (1991) und Dubois-Auber et al. (1993) ermittelten wenig Patientenkontakte bei ihren Befragten und weitere 4 Autoren berichteten gemäss unserer Einteilung (VI) von mittelgradig bis viel klinischem Patientenkontakt (Imperato et al. 1988; McGrory, McDowell & Muskin 1990; Loring, Crandall & Kelen 1993; Brachmann et al. 1996). Carter, Lantos & Huges (1996) fragten allgemein, ob die Studierenden einen HIVInfizierten kennen, was ca. 37% bejahten. Muskin & Stevens (1990) berichteten, dass alle befragten Ärzte und Pflegekräfte beim „needle recapping“ beobachtet wurden, was der Übernahme von Verhalten durch Rollenvorbilder entspricht. Zusammenhänge der Fragenbereiche (internationale Studien) Viele Autoren untersuchten Zusammenhänge zwischen den Fragenbereichen Wissen, Einstellungen und Verhalten. Folgende Angaben beziehen sich auf die von den jeweiligen Autoren berichteten Ergebnisse. Ein guter Kenntnisstand war nach 3 Autoren mit positiven Einstellungen korreliert (Bredemeier 1991; Johnson, Hustzi & Mullins 1992; Evans et al. 1993). Tesch, Simpson & Kirby (1990) fand eine Korrelation zwischen gutem Wissen und negativen Vorstellungen. Gute Kenntnisse waren nach Simon et al. (1991) auch mit positivem Verhalten (Behandlungswille, Patientenkontakt) und nach Muskin & Stevens (1990) mit negativem Verhalten korreliert. Andere Autoren machten hierzu keine Angaben. Mangelhaftes Wissen war nach Dubois-Auber et al. (1993) mit negativen Einstellungen und nach Simon et al. (1991) und Dubois- 27 Auber et al. (1993) auch mit negativem Verhalten korreliert. Johnson, Hustzi & Mullins (1992) belegten eine überdauernde Stabilität des Kenntnisstandes seiner untersuchten Studierenden. Zusammenhänge der Bereiche Wissen, Einstellungen, Verhalten der internationalen Studien Zusammenhänge der Bereiche… Angegeben Keine Angaben Summe Gutes Wissen korreliert mit positiver Einstellung 3 39 42 Gutes Wissen korreliert mit negativer Einstellung 1 41 42 Gutes Wissen korreliert mit positivem Verhalten 1 41 42 Gutes Wissen korreliert mit negativem Verhalten 1 41 42 Schlechtes Wissen korreliert mit negativen Einstellungen 1 41 42 Schlechtes Wissen korreliert mit negativem Verhalten 2 40 42 Positive Einstellungen korrelieren mit gutem Wissen 0 42 42 Positive Einstellungen korrelieren mit positivem Verhalten 2 40 42 Positive Einstellungen korrelieren mit positiven Einstellungen 1 41 42 Positive Einstellungen korrelieren mit negativem Verhalten 1 41 42 Negative Einstellungen korrelieren mit schlechtem Wissen 4 38 42 Negative Einstellungen korrelieren mit negativen Einstellungen 7 35 42 Negative Einstellungen korrelieren mit viel Angst 2 40 42 Negative Einstellungen korrelieren mit negativem Verhalten 8 34 42 Negative Einstellungen korrelieren mit positivem Verhalten 1 41 42 Positives Verhalten korreliert mit gutem Wissen 2 40 42 Positives Verhalten korreliert mit positiven Einstellungen 3 39 42 Negatives Verhalten korreliert mit schlechtem Wissen 3 39 42 Negatives Verhalten korreliert mit negativen Einstellungen 2 40 42 Negatives Verhalten korreliert mit viel Angst 1 41 42 Tabelle 4: Zusammenhänge der Fragenbereiche Wissen, Einstellungen, Verhalten (internationale Studien 28 Ein Zusammenhang zwischen positiven Einstellungen und guten Wissenswerten wurde von keinem Autor berichtet. Morton & McManus (1986) belegten, dass es keine Zusammenhänge von Einstellungen zum Kenntnisstand seiner Studentenpopulation gibt. Johnson, Hustzi & Mullins (1992) wiederum fanden positive Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Einstellungsbereichen, wenn diese positiv waren. 2 Studien fanden eine Korrelation zwischen positiven Einstellungen und positivem Verhalten (Simon et al. 1991, Johnson, Hustzi & Mullins 1992). Beispielhaft waren die positiven Einstellungen eher mit einer positiveren Haltung zu Homosexualität (Morton & McManus 1986) und einer grösseren Bereitschaft HIV und AIDS-Patienten zu behandeln (Johnson, Hustzi & Mullins 1992) korreliert. Bei McDaniel et al. (1995) hingegen korrelierten positive Einstellungen mit negativem Verhalten seiner befragten Medizinstudierenden. Was die negativen Einstellungen betrifft, waren sich wieder viele Autoren einig. 4 Studien fanden Zusammenhänge zwischen negativen Vorstellungen und mangelndem Wissen (Fisher et al. 1988; Landefeld et al. 1988; Ficarrotto et al. 1990; Caroll 1991) und weitere 7 Studien belegten den Zusammenhang von negativen Werthaltungen untereinander (Morton & McManus 1986, Royse & Birge 1987, Merril, Laux & Thornby 1989, Bernstein, Rabkin & Wolland 1990, Bliwise et al. 1990, Evans et al. 1993, Li et al.1993). Diese negativen Einstellungen betrafen auch Angaben zu starken Ängsten (Infektions- und Todesängsten), aber auch mehr soziale und persönlichen Sorgen (z.B. Landefeld et al. 1988, Bliwise et al. 1991, Bredemeier 1991). In diesem Sinne wurde auch ein zu erwartender Zusammenhang zwischen negativen Einstellungen und negativem Verhalten von 8 Autoren berichtet (Imperato et al. 1988, Bernstein, Rabkin & Wolland 1990, Ficarrotto et al. 1990, Bliwise et al. 1991, Simon et al. 1991, Wolf et al. 1992, McDaniel et al. 1995, Carter, Lantos & Huges 1996). Nur Link et al. (1988) fand als einziger einen Zusammenhang zwischen negativen Vorstellungen und positivem Verhalten gegenüber HIV-Infizierten und AIDSErkrankten. Simon et al. (1991) und Johnson, Hustzi & Mullins (1992) berichteten von dem Zusammenhang von positivem Verhalten und einem guten Kenntnisstand. Currey, Johnson & Ogden (1990), Simon et al. (1991) und Johnson, Hustzi & Mullins (1992) von positivem Verhalten und positiven Grundhaltungen. Weitere 29 Autoren belegten die Zusammenhänge von negativem Verhalten und unzureichenden Wissenswerten (Strunin, Culbert & Crane 1989, Ficarrotto et al. 1990, Dubois-Auber et al. 1993) und von negativem Verhalten und negativen Einstellungen (Strunin, Culbert & Crane 1989, Dubois-Auber et al. 1993). Johnson, Hustzi & Mullins (1992) konnten (wie oben beschrieben) stabile Wissenswerte über 3 Erhebungszeitpunkte belegen. Auf der Ebene der Einstellungen wurde bei der ersten Nacherhebung eine leichte positive Veränderung der Bewertungen gefunden, welche jedoch bei der zweiten Nacherhebung an der gleichen Studienpopulation keine Konstanz aufwies und wieder in Richtung der Ausgangswerte strebte. Häufig bestanden keine Korrelationen zwischen den Fragenbereichen und den soziodemographischen Variablen wie beispielsweise Alter, Geschlecht, Religionszugehörigkeit, Wohnortgrösse der Eltern (Morton & McManus 1986, Strunin, Culbert & Crane 1989, Simon et al. 1991, Bredemeier 1991, Baguma 1992, Loring, Crandall & Kelen 1993, Brachmann et al. 1996). 2.3. Medizinstudium 2.3.1. Sozialisation zum Arzt Unter Sozialisation wird der Prozess verstanden, der ein Individuum durch Erlernen von Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen befähigt, ein Mitglied der Gesellschaft und/oder einer ihrer Subgruppen zu werden (Goslin 1978). Nach der Grundannahme von Hurrelmann (2001) entwickelt sich ein Individuum nicht frei von der Gesellschaft, es wird durch sie in seiner Persönlichkeitsentfaltung beeinflusst. Die Sozialisation der Medizinstudierenden wird einerseits durch die Gegenwart von Menschen und andererseits durch Vorstellungen bedingt, die die Gesellschaft vom Arzt bzw. den Medizinstudierenden hat. Merton & Reader (1957) zeigen in "The Student Physician", dass Sozialisation nicht nur als Prozess des Lehrens und des Lernens zu verstehen ist, sondern die Gesamtheit der prägenden Umgebung. Dazu gehören neben den eigentlichen Lehrinhalten die Haltungen und Handlungen der Hochschullehrer (theoretischer Ausbildungsabschnitt) und der Ärzte (praktischer Ausbildungsabschnitt), mit 30 denen Medizinstudierende zusammenkommen. Darüber hinaus haben Begegnungen mit Patienten, deren Angehörigen sowie die Zusammenarbeit und Auseinandersetzung mit Studienkollegen, der eigenen Familie und Angehörigen anderer, im Krankenhaus tätiger Berufsgruppen, einen entscheidenden Einfluss (v. Troschke 2004). Daraus ergeben sich drei allgemeine Wahrnehmungsebenen: • Ebene der Person: o sich ausreichend vorbereitet für die Anforderungen einer ärztlichen Tätigkeit fühlen o Bewältigung von theoretischen und praktisch klinischen Anforderungen o Reaktion auf Erlebnisse im klinischen Alltag • Ebene der Medizin: o Verbindung von medizinischen Erklärungskonzepten o Befunderhebung o Diagnosestellung o Behandlung • Ebene der Gesellschaft: o soziale Rolle der Medizinstudierenden bzw. der Ärzte o Analyse der Ausbildungsangebote o soziale Definitionsprozesse der ärztlichen Tätigkeit und des ärztlichen Denkens. Zwischen diesen Bezugssystemen ergeben sich übergreifende Aspekte wie beispielsweise die Interaktion zwischen Arzt und Patient, die Möglichkeiten und Grenzen medizinischer Maßnahmen und ihre Auswirkungen auf das Individuum (Patientin, Medizinstudentin, Ärztin) und die Gesellschaft sowie auch die Möglichkeiten der Einflussnahme auf die medizinische Ausbildung. Beschreibungen von ärztlicher Sozialisation definieren die soziale Rolle des Arztes durch affektive Neutralität, Hilfsbereitschaft ohne Unterschiede der 31 Person (z.B. Rasse, Geschlecht), funktionelle Spezifität seiner Handlungen gegenüber dem Patienten, Uneigennützigkeit und Sicherstellung fachlicher Kompetenz (Parsons 1959). Andere Beschreibungen beziehen sich auf weitere Rollen-Ideale, ohne jedoch weiter im Detail darauf einzugehen (Murrhardter Kreis 1995). Siegrist (1995) folgt einem Sozialisationsmodell für Ärzte, welches auf der Rollenaneignung durch Vorbilder basiert: • Aneignung von Basiswissen und –fertigkeiten für die berufliche Tätigkeit • Verinnerlichung beruflicher Normen (Beziehung zum Patienten, zu Berufskollegen, zu Mitgliedern anderer Gesundheitsberufe, Selbstdarstellung der Profession) • Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, diese in Handlungen umzusetzen und persönlich zu verantworten • Schulung von Interaktionskompetenz gegenüber Patienten (verbal, nonverbal) • Befähigung zum Aushalten extremer (vorwiegend psychischer) Belastungen sowie Affektkontrolle Die herkömmliche Medizinerausbildung in Deutschland leistet explizit einen beruflichen Sozialisationsbeitrag zur erstgenannten Dimension (Basiswissen, fertigkeiten) und lässt die anderen Aspekte häufig unberücksichtigt. Normen und Einstellungen werden Medizinstudierenden, neben den oben beschriebenen bewussten Anteilen, im Rahmen von Interaktionen zusätzlich indirekt oder unbewusst vermittelt, die oft weder von den Studierenden selbst noch von ihren Ausbildern oder der Gesellschaft reflektiert werden. Dies tritt vor allem dann auf, wenn Anspruch und Wirklichkeit stark auseinander klaffen (implizite und explizite Rollenanteile). 32 2.3.2. Belastungen im Medizinstudium im Kontext von HIV und AIDS Medizinstudium allgemein Bereits als Studienanfänger zeigen Medizinstudierende, verglichen mit Studierenden anderer Fachrichtungen, die positivste Einstellung zum Studium und bewerten Fachwissen am höchsten (Brachmann et al. 1997). Das Studium der Medizin ist für sie - weit häufiger als bei anderen - das Studium der ersten Wahl. Sie weisen einen stärker ausgeprägten Berufswunsch auf und richten sich im Studium bereits intensiv auf ihre Berufsziele aus. Sie haben auch mehr als andere ein klares Berufsbild. Die hohe Motivation mag Grund für relativ wenige Klagen über Belastungen im Studium sein, da sie die höchste Anzahl an Unterrichts- und Lernstunden an der Universität aufweisen (Zehnder 1992). Den Studienbedingungen messen sie geringere Bedeutung zu als Studierende anderer Fachrichtungen, (Zusammenarbeit, obwohl Beziehungen (im Vergleich) untereinander) im das soziale Studium als Klima am schlechtesten beurteilt wird und die Depressivität bereits im zweiten Studienjahr deutlich stärker ist und der Selektionsdruck enorm hoch ist (Bachmann et al. 1997). So scheinen im Studium und bereits vor Studienbeginn spezifische Einflüsse wirksam, welche die berufliche Sozialisation sehr gerichtet unterstützen. Ärztliche Tätigkeiten Am Beispiel des Sektionskurses kann modellhaft aufgezeigt werden, welche besondere physische und psychische Standhaftigkeit vom Studenten abverlangt wird. Es handelt sich um eine hohe intrinsische Motivation und Leistungsbereitschaft, die ein Durchhaltevermögen auch in außergewöhnlichen Belastungssituationen, wie Leid, Sterben, Tod wie sie im individuellen Leben mit Krankheit, medizinischen Eingriffen, Unfällen und Katastrophen auftritt. Obwohl es normalerweise keine Gewähr für angemessenes Verhalten im Sinne von „Funktionieren“ üblicherweise gibt, so wird im Medizinstudium diesen als „extrafunktionale“ Qualifikationen großer Wert beigemessen und auch gefördert. Neben der Methode der Konfrontation wie im Beispiel des Sektionskurses bestehen Distanzierungstechniken im emotionalen Bereich, wie Witze und 33 Zynismus. Im kognitiven Bereich wäre die Abstraktion von der konkreten Person, Denken in Fallkategorien und numerischen Repräsentationen zu nennen (Siegrist 1995). Neben den Unterrichtsformen (z.B. Präparierkurs) vermittelt auch das Prüfungssystem extrafunktionale Fertigkeiten. Die planmäßige Erarbeitung der fast nicht zu bewältigenden Stoffmenge, das Aushalten von Versagensängsten und die Ungewissheit über die tatsächlich relevanten Prüfungsinhalte scheinen dazu beizutragen, die intrinsische Motivation, den hohen Arbeitseinsatz, die psychische Stabilität auch in außergewöhnlichen Leistungssituationen zu fördern und zu trainieren. Ärztliche Tätigkeit und Stress Die Arbeits- und folgendermaßen: Organisationspsychologie »'Stress' ist ein definiert subjektiv ihr intensiv Stresskonzept unangenehmer Spannungszustand, der aus der Befürchtung entsteht, dass eine stark aversive, subjektiv zeitlich nahe (oder bereits eingetretene) - und subjektiv lang andauernde Situation sehr wahrscheinlich nicht vollständig kontrollierbar ist, deren Vermeidung aber subjektiv wichtig erscheint« (Greif, Bamberg & Semmer 1991). Diese Definition betont die subjektive Seite, d. h. das Erleben und die Bewertung von Stressoren durch die einzelne Person. Stressoren sind »hypothetische Faktoren, die mit erhöhter Wahrscheinlichkeit 'Stress' (oder 'Stressempfindungen') auslösen« (Greif, Bamberg & Semmer 1991). Als Stressoren gelten beispielsweise Überforderung, Unterforderung, Lärm, Rollenunsicherheit, Konflikte oder alltägliche Ärgernisse. (Mohr 1996, S. 146). Der Aspekt der Überforderung kommt beispielsweise durch die geringe praktische Ausbildung auf, der Aspekt des Rollenkonflikts mit dem Behandlungsideal, alle Patienten ungeachtet ihres Lebensstils und ihrer Erkrankung zu behandeln und gleichzeitig sich an klinisch anders handelnden Rollenvorbildern orientieren zu wollen. Der Vergleich verschiedener Meßmethoden zeigte, dass reine Fragebogenmessungen von Stressoren zu verzerrten, d.h. überhöhten Zusammenhängen führen können, dass es aber reale .Zusammenhänge gibt (Zapf 1991). Ergänzend mag angeführt werden, dass die spezifische Situation, 34 vermehrt mit chronischen, unheilbaren oder sterbenden Patienten konfrontiert zu sein, wie sie bei der Behandlung von HIV und AIDS-Patienten auftritt, von Olkinuora den „higher stress specialities" zugeordnet wird (Olkinuora et al. 1990). Im Falle der Medizinstudierenden im Zusammenhang mit HIV und AIDS, mag demnach bereits die Vorstellung mit einem HIV-Infizierten oder AIDSErkrankten in klinische Interaktion zu treten, in der Beurteilung der Situation, ebenfalls als „high stress“ beurteilt werden. „Meiner Meinung nach resultieren die besonderen Belastungen des Arztberufes aus einem oder mehreren der folgenden Merkmale: Konfrontation mit extrem, teilweise tabuisierten Erfahrungsbereichen menschlichen Lebens wie Leiden, Angst, Sexualität, Sterben und Tod; unangemessene Vorbereitung auf ärztliches Handeln, z.B. Umgang mit „Problempatienten“; Erwartungen an den Arzt von Seiten der Gesellschaft und der Patienten, die nicht erfüllbar sind, z.B. Bereitstellen sicherer Informationen, wenn es sie nicht gibt“ (McCue 1982, S. 458f. In: Siegrist 1995). Klinischer Umgang der Studierenden mit HIV und AIDS-Patienten Die spezielle Situation der Medizinstudiereden besteht darin, dass sie in der Hierarchie unterhalb der Ärzte stehen und meist weit weniger Routine als das behandelnde Pflegeteam haben. Anmerkungen zu der medizinischen Ausbildung in Freiburg Seit der Aufnahme des Themas HIV und AIDS in das Lehrangebot wurde dieses stetig verändert. Die Anpassung der Lehrinhalte erfolgte beispielsweise aus Kostengründen und durch ein abnehmendes Interesse seitens der Studierenden. Im Unterricht wurden meist allgemeine, wertneutrale Inhalte vermittelt. Nur die Fächer Mikrobiologie, Dermatologie, Pathologie Ökologisches Stoffgebiet (Kursteil / Gesundheitsamt und Medizinische Soziologie), Pädiatrie und wenige Schwerpunktseminare der Medizinsoziologie wiesen explizit auf den Zusammenhang ihrer Lehrangebote mit der Thematik hin. Die anderen Fächer vermittelten allgemeine, selten spezielle Informationen zu diesem Themenbereich. Die Inhalte wurden an Krankheitsphänomenen besprochen und nicht im expliziten Kontext von einem „HIV und AIDSThemenblock“. 35 HIV und AIDS und Angst Als Angst bezeichnet man allgemein einen unangenehmen emotionalen Zustand mit dem zentralen Motiv der Vermeidung bzw. der Abwehr einer Gefahr und mit stereotypen psychischen und physischen Begleiterscheinungen wie Unsicherheit, Unruhe, Erregung, Panik, Bewusstseins-, Denk- oder Wahrnehmungsstörungen, Anstieg von Puls- und Atemfrequenz, verstärkte Darm- und Blasentätigkeit, Übelkeit, Zittern, Schweißausbrüche (ICD10 1999/ Margraf & Schneider 1990). Andere Autoren weisen zusätzlich auf die Bedeutung ihrer Ursachen (Angstentstehung), ihres Triebcharakters (Angstverhalten) und ihrer emotionalen Faktoren (Angstverarbeitung) hin (Krohne 1981). Im Zusammenhang mit HIV und AIDS formulierte Susan Sontag (1989): " Wer AIDS hat, ist tot!", was durch die Kongruenzkonstellation "AIDS = Homosexualität = Sünde = Sex = Tod" anschaulicher gemacht werden kann. Die Betroffenen sterben dreimal, was erschwerend für die Krankheitsverarbeitung ist. Sie sterben durch Verlust ihrer sozialen Kontakte den gesellschaftlichen Tod, durch Stigmata der religiösen Dogmen den moralischen Tod und schließlich durch den physischen Zerfall. Angst kann schon mit der Vorstellung beginnen, "HIV-positiv" zu sein. Diese Perspektiven zeigen weitere Aspekte des vielschichtigen Phänomens HIV und AIDS, mit denen sich die Medizinstudierenden konfrontiert sehen. Lernen am Modell Ein Großteil der Autoren geht davon aus, dass Medizinstudierende nach der Vorstellung "Lernen am Modell" (u.a. Edelmann 2000), Ansichten und Gefühle ihrer Rollenvorbilder (z.B. Professoren, Ärzte) internalisieren. Berger und Luckmann (1996) verwenden in diesem Zusammenhang den Begriff "signifikanter Anderer". Inwiefern diese angenommenen Einstellungen und Überzeugungen dem historisch geprägten und geforderten Bild affektiver Neutralität entsprechen, ist fraglich. Hier lässt sich die Kluft erahnen, die sich zwischen normativen Ansprüchen und tatsächlichem Handeln auftut. Kritisch zu bemerken ist, dass oft ein Bild von Medizinstudierenden und Ärzten vermittelt wird, welches romantisch verklärt erscheint, indem Helfer mit Retterstigma/ - 36 charakteristika besetzt werden, die auch von ihnen selber angenommen werden und mit denen sie sich identifizieren. Das Prestige des Arztberufs fördert die Identifizierung mit den positiven Aspekten der Arztrolle. Näheres zu dieser Fehlentwicklung und ihre negativen Folgen findet sich bei Wolfgang Schmidbauer "Helfen als Beruf", "Hilflose Helfer", "Wenn Helfer Fehler machen" und, spezifisch zum HIV und AIDS-Thema, in der literarisch bearbeiteten Biographie von Mahlon Johnson in "Arbeiten an einem Wunder" (Schmidbauer 1992,1997a,1997b; Johnson 1998). Hier knüpft schon der Titel positive Konnotationen zwischen Beruf und Krankheit und stellt die Aufgabe des Arztes in ein besonderes Licht. In diesen interessanten Ausführungen werden aber auch die belastenden Aspekte dieser medizinischen Tätigkeit am Menschen aufgezeigt. 37 3. Methodik 3.1. Untersuchungsinstrument Wegweisend für die Erstellung eines Untersuchungsinstrumentes war die Diplomarbeit von Leisz & Röhr. Sie ging einem standardisierten Fragebogen der sozialen und institutionellen Situation von Krankenpflegepersonal und Rettungssanitätern nach, um die Beziehungen zwischen Einstellungen, Wertorientierungen, Emotionen und Verhaltensweisen in Bezug auf die Bedrohung durch AIDS in jeweils gegebenen Situationen zu erfahren. Weiteres Anliegen war, bei der Neuartigkeit dieser Studie, die Exploration von bedeutsamen Variablen des Untersuchungsgegenstandes, um daraus nachfolgend die systematischere und genauere Überprüfung von Hypothesen abzuleiten. Die Items sind im Fragebogen nur teilweise nach theoretischen Gesichtspunkten geordnet, so z.B. bei dem Bereich „persönliche Betroffenheit“. Andere Fragen wurden „Bewältigungsformen“ und von Leisz & Röhr „Kontrollüberzeugungen“ nach sowie Konzepten den damit verbundenen Themenbereichen „Angst und Bedrohung“ und „Restriktive Einstellungen“ inhaltsanalytisch zugeordnet (vgl. Leisz & Röhr 1989). Einige Bereiche wurden 1989 für die Befragungen in Freiburg und Mainz durch zwei Doktoranden der Abteilung Medizinische Soziologie aus inhaltlichen Gründen weggelassen. Die Berufsbezeichnungen Sanitäter und Pflegekraft wurden an die Untersuchungsgruppe der Medizinstudierenden angepasst, in den betreffenden Items geändert und die Bezüge zum Arbeitsplatz entsprechend durch „Studium“ bzw. „universitäre Ausbildung“ ersetzt. Für die weiteren Befragungen 1994 und 1998 in Freiburg wurde aus Gründen der Vergleichbarkeit, die Fragebogenstruktur beibehalten und optisch modifiziert. 38 Eingesetzter Fragebogen Der hier verwandte Fragebogen gliedert sich in folgende Themenbereiche15: Wissen/Informiertheit = I. Informiertheit Einstellungen = II. Einstellungen Handlungsvorstellungen = III. Infektionsrisiko und Schutzmaßnahmen Emotionen/Gefühle = IV. Persönliche Betroffenheit Informationsstand Zum Themenbereich „Information“ gehören die Teilbereiche: Subjektive Einschätzung und Wünsche bzgl. des Informationsstandes und –bedarfs (F161 bis F7 und F10) Wissen zu HIV und AIDS: Einschätzung der epidemiologischen Kennzahlen zu HIV-Infizierten und AIDSErkrankten (F8 und F9) Wissen über Risikogruppen (F11 bis F20) Wissen zu Risikosituationen (F21 bis F33) Einstellungen Ein zweiter Themenbereich der Studie war die Erhebung der Einstellungen und Meinungen zu AIDS. Hierzu wurden insgesamt 26 Fragen vorgelegt (F34 bis F59). Die Probanden waren aufgefordert zu den vorformulierten Items eine Antwortkategorie aus der vierstufigen Skala auszuwählen. Dem Bereich der Einstellungen wurde inhaltlich der Fragebogenbereich „Persönliche Betroffenheit“ zugeordnet. Unterthemen waren: Persönliche Betroffenheit (F111 bis F117) Durch AIDS ausgelöste Gefühle in Bezug auf berufliche Zukunft (F118 bis F130). 15 Eine Vollversion des Untersuchungsinstruments befindet sich im Anhang. F steht für Fragen (z.B. F2 = Frage 2). Der originale Fragebogen mit den jeweiligen Kennzeichnungen findet sich im Anhang. 16 39 Verhalten Der Themenblock Verhalten gliedert sich in die folgenden Unterbereiche; zu jedem Themengebiet wurde jeweils ein Fragenkatalog vorgelegt: Klinische Erfahrung und Infektionsbefürchtung (F60-F61) Reaktion bei Kanülenstich (F62-F71) Einschätzung Infektionsmöglichkeiten (F72-F80) Infektionsrisiko und Hepatitis-Schutzimpfung (F102-F103) und Verhalten, untergliedert in: - Verhalten im Umgang mit infektiösem Material (F81-F92) - Gründe für Nichtbeachtung von Schutzmaßnahmen (F93-F101) - Verhaltensveränderung durch AIDS (F104-F110) - Verhalten gegenüber Infizierten (F131-F137). 3.2. Datenerhebung Die erste Datenerhebung stammt aus dem Jahr 1989. Die 132 Freiburger und die 136 Mainzer Studierenden füllten im Rahmen der Veranstaltung „Ökologisches Stoffgebiet“ den modifizierten Fragebogen von Leisz & Röhr aus. Nach diesem ersten Rücklauf wurde der Fragebogen optisch aufgewertet, um ihn praktikabler zu gestalten. Dieser Fragebogen wurde im Jahre 1994 von 150 Studierenden und im Jahre 1998 von weiteren 83 Studierenden beantwortet. Die beiden Erhebungen erfolgten in Freiburg, wiederum in Rahmen des Kursteils „Ökologisches Stoffgebiet“. 3.3. Datenauswertung Es wurden zwei methodische Auswertungslinien verfolgt. Im Ansatz wurden statistische Verfahren zur Generierung von Hypothesen (explorativ) angewandt. Die zweite vergleichende Linie kategorisierte die Themenbereiche, welche in unserem Fragebogen als auch in der Literatur zu finden sind (konfirmatorisch). Es wurden die drei Signifikanzniveaus p<0.05, p<0.01 und p<0.001 unterschieden, p<0.05 wurde als statistisch nicht signifikant angesehen. Die Auswertung erfolgte mit dem Statistikpaket SPSS. 40 3.4. Statistische Tests zur Hypothesengenerierung Faktorenanalyse Die Faktorenanalyse wurde als Hauptkomponentenanalyse (PCA) mit Varimaxrotation durchgeführt. Die Faktoren sind durch z-Transformation standardisierte Variablen, sie haben immer den Mittelwert 0 und die Standardabweichung 1. Anhand des Screen-Plots und der Kennziffern einer ersten Lösung nach dem Kaiser-Kriterium [Eigenwert jedes Faktors > 1] wurde die Anzahl der zu extrahierenden Faktoren bestimmt. Diese Lösung wurde dann schrittweise durch die Eliminierung schlecht abgebildeter Einzelvariablen (niedrige Kommunalität) optimiert. Je höher der Betrag einer Ladung einer Aussage auf dem Faktor ist, desto gewichtiger und konstitutiver ist diese Aussage für den betreffenden Faktor. Positive Ladungen bedeuten, dass eine Zustimmung zur betreffenden Aussage mit hohen Faktorwerten einhergeht, negative Ladungen bedeuten, dass eine Ablehnung der betreffenden Items diese Folge hat. Jede der im Faktorenmodell verbliebenen Aussagen lädt mit mindestens 0.3 auf einem der Faktoren. Varianzanalyse Durchgeführt wurden einfaktorielle Varianzanalysen (ANOVA). Der etaKoeffizient (theoretischer Wertebereich zwischen 0 und 1) gibt die Stärke des gefundenen Zusammenhangs an, der zugehörige p-Wert das erreichte Signifikanzniveau. Auch die transformierten Faktormittelwerte werden in den einzelnen Subgruppen verglichen und dabei auf signifikante Unterschiede getestet. Regressionsanalyse Mit der schrittweisen Regressionsanalyse wird geprüft, ob noch ein weiterer Prädiktor in das statistische Modell hereingenommen wird [Schwelle: p < 0.05], oder ob ein momentan im Modell enthaltener Parameter ohne Einbußen in der Modellgüte wieder herausgenommen wird [Schwelle: p < 0.10]. Korrelationsanalyse Eingesetzt wurde der Produkt-Moment-Korrelationskoeffizient r nach Pearson mit zweiseitigem Signifikanztest. 41 3.5. Auswertungsschritte der Hypothesengenerierung Datenreduktionsverfahren Aus den Fragenbereichen: - Information über HIV / AIDS - Einstellungen zu AIDS - Infektionsrisiko und Schutzmassnahmen - Persönliche Betroffenheit wurden mit Hilfe der nachfolgenden Datenaggregations- und - auswertungstechniken Indizes gebildet, die Einzelinformationen zu Kennziffern verdichten. Dichotomisierung: Bei Antworten aus dem 4-Kategorien-Schema wurden für die folgenden Analysen jeweils die beiden positiven und die beiden negativen Bewertungen zusammengefasst. stimme zu Frage: Frage: stimme teilweise zu □ □ trifft genau zu trifft eher zu □ □ lehne eher lehne völlig ab □ □ trifft weniger zu trifft nicht zu □ □ In einem 5-Kategorien-Schema zur Frage „Gefühle in Bezug auf die eigene berufliche Zukunft“ wurden nach Aggregation der Antworten folgende zwei Gruppen gebildet: „sehr stark“, „ziemlich“ = Zustimmung „keine“, „wenig“, „mittel“ = Ablehnung Indexbildung Aus den vier vorgestellten Bereichen zum Thema Wissen (Schätzung Infiziertenzahl, Schätzung Erkranktenzahl, Bewertung Risikogruppen, Bewertung Risikosituationen) wurde der Index „Wissen” nach der methodischen Vorgabe von Leisz & Röhr (1989) gebildet. Für die korrekte Schätzung der Infizierten- bzw. Erkranktenzahl war je ein Punkt zu vergeben, für mindestens sieben korrekt benannte Risikogruppen bzw. für mindestens elf richtig erkannte Risikosituationen je ein weiterer Punkt. 42 Summenindex „Risikogruppen“ Als korrekt wurden Zustimmungen bei den Items F12, F13, F14, F16 und F18 und Ablehnungen bei F11; F15, F17 und F19 gewertet (F20 „Sonstiges“ wurde wegen der unklaren Aussagekraft ausgeschlossen). Die Summe der individuell korrekten Einschätzungen von Hauptbetroffenengruppen ergibt den Index „Risikogruppen„ mit einem theoretischen Wertebereich von 0 bis 9. Summenindex „Risikosituation“: Als korrekte Angabe wurden Zustimmungen bei den Items F22, F27, F29 und F30 gewertet sowie Ablehnung bei F21, F23, F24, F25, F26, F28, F31, F32 und F33. Für die Gesamtbewertung des Wissens um Risikosituationen wurde ein Summenindex „Risikosituationen“ gebildet, der die Summe der korrekten Angaben in diesem Themenbereich misst. Insgesamt konnten zwischen 0 und 13 Punkten erreicht werden. Gruppenvergleiche Die durch die Indexwerte entstandenen Gruppen wurden in einem nächsten Schritt nach Häufigkeiten und Mittelwerten verglichen. Die untersuchten Schlüsselvariablen waren: • Altersgruppe • Semesterzahlgruppe • Berufserfahrung mit Patienten • Erfahrung mit HIV-Patienten • Partnerschaft • Konfession • religiöse Bindung Faktorenbildung Die Verdichtung von Einzelitems auf Faktoren wurde jeweils für die folgenden Bereiche „Einstellungen zu HIV / AIDS“; „Infektionsrisiko“, „Schutzmaßnahmen“ sowie den Bereich „Persönliche Betroffenheit“ vorgenommen. Die gebildeten Faktoren erhalten einen Aussagenbündel charakterisiert. semantischen Oberbegriff, welcher das 43 Prädiktorenberechnung Da jeweils mehrere Schlüsselvariablen mit den Faktoren zusammenhängen müssen multivariate Analysemethoden die Frage nach den genuinen Einflussfaktoren klären. Die multiple lineare Regression wurde als Methode der Wahl genommen, um Scheinkorrelationen (confounding) zwischen Variablen mit unterschiedlichen Messniveaus (metrische abhängige Variablen = Faktoren und unabhängige Variablen) aufzudecken und damit genuine Prädiktoren zu enthalten. Gruppenzusammenhänge Durch eine Korrelationsanalyse wurde der Frage nachgegangen, ob und gegebenenfalls in welchem Ausmaß die einzelnen Indikatoren miteinander zusammenhängen bzw. sich wechselseitig beeinflussen. Kategorienbildung (für Literaturvergleich) Um unsere Ergebnisse mit denen der Literatur besser vergleichen zu können, wurden die jeweils erzielten prozentualen Anteile eines Fragenkomplexes unseres Fragebogens und die Instrumente der Literatur anhand der theoretischen Herleitung von Dimensionen (Leisz & Röhr 1989) als auch andere Themenbereichen den folgenden Kategorien zugeordnet, d. h. aus der gebildeten Summe aller Fragen zum Kenntnisstand (z.B. 3 Items) wird der Durchschnittswert ermittelt und einer der drei Kategorien (siehe Darstellung im folgenden Rahmen) zugeordnet. 44 Kategorien: 1. Kategorie: 2. Kategorie 3. Kategorie 0% bis 33% 34% bis 66% 67% bis 100% = = = „wenig“ bzw. „geringgradig“ "durchschnittlich“ bzw. „mittelgradig“ "hoch“ bzw. „mehrheitlich“ bzw. „stark“ Themenbereiche:17 Einstellungen • Angst/Bedrohung* • Restriktion* • Infektionsängste/ Risikoeinschätzungen# Verhalten • Behandlungswille/-bereitschaft# • Patientenkontakt# Für die in den beiden vorhergehenden Rahmen dargestellten Themenbereiche wurden die Ergebnisse (Durchschnittswerte) für die jeweiligen Itemgruppen kategorial zugeordnet (Darstellung im Anhang). Für Wissen wurde der Wissensindex (WI), für die Einstellungen der Einstellungsindex (EI) und für das Verhalten der Verhaltensindex (VI) gebildet. 17 # * Theoriegeleitete Itemkomplexe nach Leisz und Röhr (1989); Itemauswahl 45 4. Ergebnisse18 4.1. Soziodemographische Merkmale der Stichprobe Erhebungsorte, -zeitpunkte Die Untersuchung umfasste insgesamt 501 Personen, welche in vier Einzelerhebungen befragt wurden. In der folgenden Tabelle werden die Teilnehmerzahlen nach Ort und Zeitpunkt der vier Teilerhebungen dargestellt. 160 140 120 Mainz 1989 100 80 Freiburg 1989 60 Freiburg 1994 40 Freiburg 1998 20 0 Anzahl Abbildung 2: Teilnehmer / -innen nach Ort und Jahr der Erhebung Geschlecht (F139) Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (56.7%) des Gesamtkollektivs sind männlich (blau). Nur in der Freiburger Befragung von 1998 überwiegen die Frauen mit 52%. Geschlechterverteilung 5 212 Männlich Weiblich 284 Missings Abbildung 3: Geschlechterverteilung 18 Die Folgenden Abbildungen beziehen sich auf die jeweils gültigen Nennungen (siehe Tabelle 31 im Anhang) 46 Alter (F138) Die Altersstreuung ist sehr gering, die Altersspanne reicht von 19 bis 39 Jahre (Mittelwert von 25.4 Jahre ± 2.519). Semesterzahl (F144) Über 90% der Studierenden waren bei den Befragungen im 7. bis 10. Fachsemester (Mittelwert: 8.9 Semester, ± 1.6; Abbildung 5). Die bimodale Verteilung ergibt sich, da für die jeweiligen Erhebungszeitpunkte und –orte der Kursteil „Ökologisches Stoffgebiet“ für unterschiedliche Studienabschnitte variierte. In Mainz 1989 wurde der Kurs für das 7. Semester, in Freiburg 1998 für das 8. Semester und für die beiden Freiburger Befragungen 1989 und 1994 für das 10. Semester angeboten. Damit ergeben sich für die vier Teilerhebungen leicht unterschiedliche durchschnittliche Semesterzahlen. Dennoch herrscht insgesamt weitgehende Homogenität im Kollektiv, da auch Studierende anderer Fachsemester diesen Kursteil besuchen können. Semesterzahl 250 200 150 100 50 0 0-6 Stud.j. 7 Stud.j. 8 Stud.j. Abbildung 4: Semsterzahl 19 Angegeben ist die Standardabweichung. 9 Stud.j. 10 Stud.j. 11 Stud.j. 12-13 Stud.j. 47 Berufserfahrung / Erfahrung mit HIV (F60) Etwa ein Drittel der Probanden (31.8%) hat vor dem Medizinstudium in Berufen mit Patientenkontakt gearbeitet (N = 490 gültige Nennungen). 40% der Befragten hatten bisher noch nie Kontakt zu HIV-infizierten Patienten, weitere 48% geben an, in der Vergangenheit schon Kontakt zu bis zu fünf HIVPatienten gehabt zu haben, 12% zu mehr als 5 HIV-Patienten (N = 498 gültige Angaben). Kontakt mit HIV- u. AIDS-Patienten 12% 40% keinen mit Kontakt 48% > 5 Kontakte Abbildung 5: Anzahl der Kontakte mit HIV- und AIDS-Patienten 4.2. Wissen zu HIV und AIDS Allgemeine Einschätzung (F8 und F9) Die Befragten waren aufgefordert, die Anzahl der HIV-infizierten und der HIVerkrankten Personen zu schätzen20. Hinsichtlich der Infiziertenzahl wurde mangels exakter Statistiken bzw. starkem Variieren der Angaben (1989 bis 1998; RKI, Quartalsberichte 1996; 1998) die breite Antwortspanne von 50.000 bis 200.000 als korrekt gewertet. Für die Schätzung der Zahl der AIDSErkrankten wurden 1989 die Kategorien von 2.000 bis 5.000, 1994 von 5.000 bis 10.000 und 1998 von 10.000 bis 20.000 jeweils als richtige Antwort gewertet (1989 bis 1998; RKI, Quartalsberichte 1996; 1998). Insgesamt liegt der Anteil der korrekten Nennungen bei 72% und hinsichtlich der Zahl der HIV-Infizierten und bei 61% hinsichtlich der Zahl der AIDS-Erkrankten. 20 Vor den Erhebungszeitpunkten 1994 und 1998 gehörte das Gebiet der DDR nicht zur BRD 48 Risikogruppen (F11 bis F20) Wie aus der Abbildung ersichtlich, ergibt sich durchgängig für alle Items eine qualifizierte Mehrheit von Probanden, die die Betroffenheit dieser Gruppe korrekt einschätzten (hellgraue Balken). Einschätzung Risikogruppe 14% F11 Prostituierte 90% F12 Personen unter 30 83% F13 Bluter 98% F14 iv Drogenabhängige 32% F15 Medizinisches Personal 91% F16 Homosexuelle 33% F17 Strafgefangene 14% F18 Wechselnde Sexualpartner 91% F19 Angehörige HIV-Infizierter 95% F20 Sonstige Betroffene 0% 50% 100% Abbildung 6: Einschätzung Risikogruppe (helle Balken: richtige Antworten korrekt erkannt; dunkelgraue Balken: falsche Antworten korrekt erkannt; weißer Balken: Zusatzfrage, geht nicht in die Auswertung mit ein) Risikosituationen (F21 bis F33) Die Abbildung 8 zeigt die korrekten Antworten für jedes Item für alle 501 Befragten für Infektionssituationen mit hohem Risiko. Wie aus der Abbildung zu entnehmen ist, ergab sich mit Ausnahme der Items „Kanülenstich“ F23 und „Hautkontakt mit Flüssigkeiten“ F26 eine Mehrheit an korrekten Antworten. Die „intrauterine Übertragung Mutter-Kind“ wurde der Einteilung von Bengel in Leisz & Röhr (1989) folgend als korrekt gewertet21. 21 Obwohl aus wissenschaftlicher Sicht die intrauterine Infektion nicht als hoch risikoreich zu bewerten ist (Griscelli 1986) 49 Einschätzung Risikosituationen 65% F21 Muttermilch 98% F22 Kontaminierte Blutprodukte 27% F23 Stichverletzung 96% F24 Zungenkuß 8% F25 Intrauterin 22% F26 Flüssigkeiten 97% F27 Sexualkontakt ohne Kondom 75% F28 Zahnbürsten 92% F29 Transplantation 96% F30 Spritzbesteck 93% F31 Sexulakontakt mit Kondom 100% F32 Tröpfcheninfektion 100% F33 Sozialkontakt 0% 50% 100% Abbildung 7: Einschätzung Risikosituation (helle Balken: richtige Antworten korrekt erkannt; dunkelgraue Balken: falsche Antworten korrekt erkannt) Index „Wissen” Aus den vier vorgestellten Bereichen zum Thema Wissen (Schätzung Infiziertenzahl, Schätzung Erkranktenzahl, Bewertung Risikogruppen, Bewertung Risikosituationen) wurde der vierstufige Index “Wissen” gebildet. Für die korrekte Schätzung der Infizierten- bzw. Erkranktenzahl war je ein Punkt zu vergeben, für mindestens sieben korrekt benannte Risikogruppen bzw. für mindestens elf richtig erkannte Risikosituationen je ein weiterer Punkt (Abbildung 10). Der Index „Wissen” ist annähernd normalverteilt [Mittelwert: 2.22, ± 1.01] und zeigt keine signifikanten Unterschiede zwischen den Erhebungsorten. 50 Wissensindex (Punktverteilung) 40.00% 36.10% 35.00% 30.90% 30.00% 25.00% 18.80% 20.00% 15.00% 9.60% 10.00% 4.60% 5.00% 0.00% 0 Punkte 1 Punkt 2 Punkte 3 Punkte 4 Punkte Abbildung 8: Wissensindex (Punkteverteilung) Wissensindex (Erhebungsort) 2.4 2.35 2.3 2.25 2.2 2.15 2.1 2.05 2 1.95 1.9 1.85 2.37 2.24 2.22 2.22 2.04 M ai nz Fr e 89 ib ur Fr e g 89 ib ur Fr e g 94 ib ur In sg g 98 es a m m t Abbildung 9: Wissensindex als arithmetisches Mittel (Erhebungsort) Zusätzliche Informationswünsche (F2 bis F6) In folgender Abbildung 10 sind die Informationswünsche zu unterschiedlichen Themenbereichen wiedergegeben. 63% der Befragten wünschten sich mehr Informationen zum Themenbereich Umgang mit Patienten. 51 Weiterer Informationsbedarf 42% F2 Medizinische Fakten 12% F3 Schutz 26% F4 HIV-Test-Infos 63% F5 Umgang mit Patienten F6 Sonstige Infos 9% 0% 50% 100% Abbildung 10: Zusätzliche Informationswünsche 4.3. Einstellungen zu HIV und AIDS Eine Darstellung der dichotomisierten Zustimmungsquoten zu den einzelnen Aussagen ist Abbildung 12 zu entnehmen. Während bei einigen Aussagen fast völlige Zustimmung herrschte (z. B. F38 „Schutz vor AIDS möglich“ oder F42 „Aufklärung notwendig“) stießen andere auf fast einhellige Ablehnung (z. B. F53 “Tätowierungszwang“ oder F48 „AIDS wird bald vergessen sein“). Bezüglich der meisten vorgegebenen Aussagen war die befragte Gruppe aber geteilter Meinung. 52 Einstellungen zu AIDS 16% F34 Bevölkerungstest 69% F35 Unterschätzung 12% F36 Meldepflicht 30% F37 Erfolgreiche Behandlung 97% F38 Gesundheitsrisiko 68% F39 Treue 23% F40 gefährlich bei Partnerw echsel 74% F41 Diskriminierung 99% F42 Bevölkerungstest 34% F43 öffentliche Übertreibung 56% F44 AIDS macht Angst 64% F45 AIDS verändert Leben 58% F46 gefährlicher als andere Krankheiten 17% F47 selber Schuld F48 in ein paar Jahren vergessen 4% 34% F49 Test bei Krankenhauspersonal 53% F50 Test bei Patienten 44% F51 AIDS ist unberechenbar 85% F52 Gesundheitsrisiko aller F53 Tätow ierung erforderlich 2% 32% F54 Übertragung durch Homosexuelle 55% F55 Zulassung zu Heilberuf 22% F56 Berufsausübung untersagen 45% F57 Information über Kollegen 39% F58 nur Test bei Risikogruppen F59 Unterbringung 0% Abbildung 11: Einstellungen zu AIDS 10% 50% 100% 53 Faktoren der Einstellungen zu AIDS Die im Fragebogen vorgegebenen Einstellungen zu AIDS lassen sich zu 2 Faktoren (mit 24.6% erklärter Varianz) gruppieren. Bei immerhin noch 19 (von 26) damit abgebildeten Einzelaussagen kann das als gute Lösung gelten. Insgesamt sieben Einzelaussagen wurden sukzessive ausgeschlossen, da sie nicht sinnvoll in der 2-Faktorenlösung abzubilden waren. Die Faktorladungen sind in folgender Tabelle dargestellt. Faktorwerte konnten für insgesamt N = 444 Personen berechnet werden, bei 57 Missings. Faktorenladungen zu Einstellungen zu AIDS Aussage F49 Der HIV-Test sollte beim Krankenhauspersonal routinemäßig zum Faktor 1 Faktor 2 Restriktion Diffuse Angst 0.590 Schutz des Patienten durchgeführt werden F50 Der HIV-Test sollte in allen Krankenhäusern bei den Patienten 0.587 routinemäßig zum Schutz des Personals durchgeführt werden F54 AIDS wird von Homosexuellen und Prostituierten in die Bevölkerung 0.516 getragen F55 HIV-infizierte Personen sollten zu medizinischen Pflege- und -0.513 Heilberufen zugelassen werden (Bewerber) F34 Die ganze Bevölkerung sollte auf das HI-Virus getestet werden 0.445 F36 Es sollte eine namentliche Meldepflicht eingeführt werden 0.437 F56 HIV-positivem ärztlichem und pflegerischem Personal sollte die 0.419 Berufsausübung untersagt sein F57 Das medizinische Team sollte über die HIV-Infektion eines Kollegen 0.386 /einer Kollegin informiert sein F39 Es sollte wieder mehr Gewicht auf partnerschaftliche Treue gelegt 0.375 werden F47 Wer heute noch AIDS bekommt, ist selber schuld 0.345 F41 AIDS wird zur Diskriminierung von Homosexuellen benutzt -0.341 F40 AIDS ist nur gefährlich bei häufigem Partnerwechsel 0.332 F45 AIDS wird unser Leben noch stark verändern 0.656 F35 AIDS wird in seiner Tragweite unterschätzt 0.600 F43 Die Gefahr einer HIV-Infektion wird in der Öffentlichkeit künstlich -0.552 hochgespielt F44 AIDS macht mir Angst 0.550 F51 AIDS ist unberechenbar 0.498 F46 AIDS ist gefährlicher als andere Krankheiten 0.469 F52 AIDS ist ein Gesundheitsrisiko, das jeden betrifft 0.356 Tabelle 5: Faktorenladungen zu Einstellungen zu AIDS 54 Faktor 1 vereinigte zwölf Aussagen, welche in erster Linie restriktive Forderungen (routinemäßige Tests für Personal und Patienten, Meldepflicht, Tätigkeitsverbot, Beziehungsgestaltung) und pauschale Attributierungen auf einzelne Bevölkerungsgruppen (Homosexuelle, Prostituierte) vereinigt, weshalb die Bezeichnung „Restriktion” gewählt wurde. Auf dem Faktor 2 sind dagegen sieben Aussagen versammelt, die als Ausdruck von Befürchtungen unter dem Oberbegriff „diffuse Angst” vor AIDS subsumiert wurden. Einstellungen aus dem Bereich der persönlichen Betroffenheit Die Zustimmungen zur persönlichen Betroffenheit sind in Abbildung 13 dargestellt. Am stärksten wird dem Item F112 ausreichende Information zugestimmt. Demgegenüber gibt es kaum Befragte, die wegen des HIV-Risikos schon über einen Berufswechsel nachgedacht haben (F114) oder manchmal glauben, bereits infiziert zu sein (F111). Persönliche Betroffenheit 6% F111 Glaube infiziert zu sein 82% F112 Gefühl ausreichend Info 54% F113 Angst wegen Zunahme F114 Berufswechsel erwogen 2% 55% F115 Steigendes Infektionsrisiko 39% F116 Berufsaufgabe wenn HIV-positiv F117 persönl. AIDS-bedrohung 0% Abbildung 12: Persönliche Betroffenheit 20% 50% 100% 55 Faktoren persönliche Betroffenheit Aus den sieben vorgelegten Items zur persönlichen Betroffenheit ergab sich eine 1-Faktoren-Lösung für sechs Items, die 28.5% erklärte Varianz aufweist (siehe Tabelle 6, N = 489). Faktorenladungen persönliche Betroffenheit Frage Aussage Faktor 1 F117 Ich fühle mich durch AIDS persönlich bedroht. 0.722 F113 Die Zunahme der AIDS-Erkrankungen macht mir Angst. 0.680 F115 Das Infektionsrisiko wird für das Krankenhauspersonal eher steigen. 0.553 F114 Wegen des HIV-Infektionsrisikos habe ich schon daran gedacht, 0.402 den Beruf zu wechseln. F111 Manchmal glaube ich, bereits infiziert zu sein. 0.379 F112 Ich fühle mich über die Schutzmöglichkeiten und Übertragungswege -0.340 ausreichend informiert. Tabelle 6: Faktorenladungen persönliche Betroffenheit Der Faktor 1 wird nun als „persönliche Bedrohung„ benannt, da durch ihn Items mit hohen Ladungen Angst und Bedrohung thematisiert werden. Einstellungen zur beruflichen Zukunft (F118 bis F130): In der Abbildung 14 sind nach Dichotomisierung der Antworten (ziemlich und sehr stark gegenüber gar nicht, wenig und mittel) die Zustimmungen dargestellt. Dem Item F119 „Hilflosigkeit“ wurde am meisten zugestimmt. Es folgen F123 „Angst“ und F120 „Anspannung“. Den Items F122 „Erleichterung“ und F127 „Gleichgültigkeit“ wurde am wenigsten zugestimmt. 56 Einstellungen zur beruflichen Zukunft 15% F118 Hoffnung 43% F119 Hilflosigkeit 20% F120 Anspannung 14% F121 Ärger / Wut 1% F122 Erleichterung 22% F123 Angst 15% F124 Niedergeschlagenheit 15% F125 Trauer 11% F126 Optimismus 4% F127 Gleichgültigkeit 10% F128 Nervosität 7% F129 Resignation 18% F130 Gelassenheit 0% 50% 100% Abbildung 13: Einstellungen zur beruflichen Zukunft Faktor in Bezug auf die berufliche Zukunft Die Faktorenanalyse ergab eine eindimensionale Lösung (Varianz 32.5%; siehe folgende Tabelle, N = 463). Die im Vordergrund stehenden Items legen den Oberbegriff „Pessimismus“ für die durch AIDS in Relation zur eigenen beruflichen Zukunft empfundenen Gefühle nahe. 57 Faktorenladungen Gefühle Frage Aussage Faktor 1 F123 Angst 0.711 F124 Niedergeschlagenheit 0.700 F120 Anspannung 0.611 F128 Nervosität / Unruhe 0.601 F125 Trauer 0.584 F119 Hilflosigkeit 0.559 F121 Ärger / Wut 0.475 F129 Resignation 0.460 F130 Gelassenheit -0.318 Tabelle 7: Faktorenladungen Gefühle 4.4. Verhalten bezüglich HIV und AIDS: Zum Themenkomplex Verhalten wurden insgesamt vier Fragebatterien vorgelegt. Die erste betraf die praktizierten Schutzmaßnahmen im Umgang mit infektiösem Material. Der Anteil der jeweils immer oder häufig angewandten Schutzmaßnahmen ist der folgenden Abbildung zu entnehmen. Nahezu alle Befragten entsorgen scharfe Gegenstände umgehend und nach eigenem Befinden fachgerecht (F81), am wenigsten wird die Maßnahme Vermeiden von Mund-zu-MundBeatmung genannt (F85). Anwendung von Schutzmassnahmen 99% F81 entsorgen 53% F82 Schutz durch Verband 76% F83 Einmalhandschuhe 80% F84 Einmalmaterial 34% F85 kein Mund zu Mund 77% F86 Beatmungsmaske verfügbar 73% F87 Kanülen nicht knicken 62% F88 Kanülen nicht zurückstecken 85% F89 Kennzeichnung des Materials 47% F90 Mundschutz 96% F91 Flächen Säubern 47% F92 keinen direkten Kontakt 0% Abbildung 14: Anwendung von Schutzmassnahmen 50% 100% 58 In einem zweiten Themenbereich zum Schutzverhalten wurde nach Situationen gefragt, in denen Infektionsschutzmaßnahmen von den Befragten schon einmal nicht beachtet wurden. Die Anteile von Befragten, die den betreffenden Formulierungen teilweise oder ganz zustimmten sind der Abbildung zu entnehmen. Die häufigsten Begründungen waren „Notsituationen“ (F94) und „Zeitdruck“ (F93). Am Ende der Skala finden sich F100 „Patient ist Maßnahme unangenehm“ und F95 „Schutzmaßnahme ist lästig“. Nichteinhalten von Schutzmassnahmen 79% F93 Zeitdruck 94% F94 in Notsituationen 25% F95 lästige Schutzmassnahmen 34% F96 aus Vergesslichkeit 52% F97 ungenügende Aufklärung 47% F98 Unachtsamkeit 40% F99 Schutzmaterial nicht greifbar F100 Pat. Unangenehm berührt 23% 45% F101 sonstige Massnahmen 0% 50% 100% Abbildung 15: Nichteinhalten von Schutzmassnahmen Ein dritter Themenkomplex befasste sich mit Änderungen im Verhalten in der Ausbildung seit der Entdeckung von AIDS. In Abbildung 17 sind die Zustimmungen dargestellt. Wichtigste Folgen der Entdeckung von AIDS für das eigene Verhalten in der Ausbildung sind das „Tragen von Handschuhen“ (F104) und „häufigeres Händewaschen“ (F105). Kaum genannt werden die „Vermeidung von Hautkontakten“ (F106) und die „Verschlechterung des kollegialen Verhältnisses“ (F110). 59 Änderungen im Verhalten seit AIDS 67% F104 trage Handschuhe 53% F105 wasche Hände 11% F106 wenig Hautkontakt 25% F107 misstrauisch 25% F108 Arbeit unsicherer 13% F109 meide Arbeit mit Blut 5% F110 Verhältnis zu Komillitonen 0% 50% 100% Abbildung 16: Änderungen im Verhalten seit AIDS Ein vierter Komplex zum Thema Verhalten bildet die konkrete Bewertung des eigenen Verhaltens gegenüber HIV-infizierten Patienten ab. Die Zustimmungen sind in Abbildung 18 dargestellt. Am meisten genannt wurden Items der egalitären Behandlung von HIV-infizierten Patienten (F132, F133); Kontaktvermeidungstechniken (F135, F137) wurden dagegen nur von einer Minderheit angeführt. „Angst vor Aggressivität“ wurde am wenigsten angegeben. Verhalten gegenüber HIV-Infizierten 62% F131 ziehe Handschuhe an 64% F132 wie jeden anderen 72% F133 nichts anmerken lassen 41% F134 beruhige mich 22% F135 meide kontakt zu ihm 14% F136 Angst vor Aggressivität 23% F137 Hoffnung auf Entlassung 0% Abbildung 17: Verhalten gegenüber HIV-Infizierten 50% 100% 60 Reaktion bei Kanülenstich (F62 bis F71) Im Fragenbereich von Verhalten findet sich der Themenbereich Reaktion auf einen Kanülenstich. In der Abbildung sind die Anteile derjenigen, die den einzelnen Items jeweils zustimmen, abgebildet. Die größte Zustimmung erfuhr die Aussage F65 „sofortige Versorgung mit viruswirksamen Desinfektionsmitteln“. Die geringste Zustimmung ergab sich für die Items F63 „mit niemandem reden“ und F66 „sich nichts dabei denken“. Reaktion bei Kanülenstichverletzung 65% F62 Vorwürfe F63 Stillschweigen 10% 72% F64 viel nachdenken 89% F65 Wundversorgung 7% F66 nichts dabei denken 70% F67 Personalarzt melden 48% F68 selber schuld 34% F69 passiert nichts 67% F70 mit Kollegen reden 60% F71 Bedrohungsgefühl 0% 50% 100% Abbildung 18: Reaktionen bei Kanülenstichverletzung Einschätzung Infektionsmöglichkeiten (F72 bis F80) In der Abbildung ist der Anteil der Zustimmungen abgebildet. Eine jeweils sehr große Mehrheit der Befragten war der Ansicht, dass das Infektionsrisiko vom eigenen Verhalten (F72), vom Kontakt mit Blut (F76) und von der gesundheitlichen Aufklärung (F79) abhängt. Nur knapp 10% glaubten dagegen an eine schicksalhafte Vorbestimmung (F73). 61 Die Inkektionsmöglichkeit hängt ab von… 96% F72 eigenem Verhalten 8% F73 Schicksal 74% F74 Lebenseinstellung 39% F75 Zufall 91% F76 Blutkontakten 33% F77 Fortschritten in der Medizin 76% F78 Zunahme HIV-Infizierter 90% F79 gesundheitliche Aufklärung 81% F80 sonstige Faktoren 0% 50% 100% Abbildung 19: Aspekte von denen die Infektionsmöglichkeiten abhängen 4.4.1 Faktoren zu Infektionsrisiko und Schutzmaßnahmen Reaktion bei Kanülenstich Aus den zehn vorgelegten Handlungsalternativen bei einem Stich durch eine mit Blut behafteten Kanüle ergab sich eine 2-Faktoren-Lösung. Insgesamt neun Variablen (außer F68 “selbst schuld”) werden von diesen beiden Faktoren zusammenfassend abgebildet. Die erklärte Varianz beträgt 40.7% (N = 462). Faktorenladungen Reaktionen Kanülenstich Frage Aussage Faktor 1 Faktor 2 Angst u. Vorwürfe Komm. u. Handeln F64 Ich denke viel darüber nach 0.796 F71 Ich habe Angst und fühle mich bedroht 0.743 F62 Ich mache mir Vorwürfe 0.516 F66 Ich denke mir nichts weiter dabei -0.510 F63 Ich rede mit niemandem darüber -0.684 F70 Ich rede mit Kollegen/ Kolleginnen 0.662 F67 Ich melde mich beim Personalarzt, um eine 0.606 (-0.357) mögliche Infektion feststellen zu lassen F69 Ich sage mir, mir wird schon nichts passieren -0.526 F65 Ich versorge den Einstich sofort mit 0.332 viruswirksamen Desinfektionsmitteln Tabelle 8: Faktorenladungen: Reaktionen bei Kanülenstich 62 Es wurden die inhaltlich orientierten Oberbegriffe “Angst und Vorwürfe” (Faktor 1) und “Kommunikation und Handeln” (Faktor 2) gewählt. Schutzverhalten Von den insgesamt 34 zunächst verwendeten Variablen (ohne F101: „sonstiges”) wurden 28 Items durch eine 2-Faktoren-Lösung abgebildet. Die erklärte Varianz beträgt 20.2% (N = 364). Faktorenladungen Schutzverhalten Frage Aussage Faktor 1 Faktor 2 Angst u. Schutzmaßn. bei Kontaktvermeid. Kontakt F135 Ich suche weniger Kontakt mit ihm als mit anderen Patienten. 0.656 F137 Ich hoffe, dass er schnell wieder entlassen wird. 0.545 F108 Die Arbeit ist unsicherer geworden. 0.520 F107 Ich verhalte mich manchen Patienten gegenüber misstrauischer als vorher. 0.494 F109 Ich meide seither Arbeit mit Blut. 0.398 F85 Vermeidung von Mund-zu-Mund-Beatmung 0.396 F136 Ich habe Bedenken, er könnte aggressiv werden. 0.394 F110 Das Verhältnis zu den Kollegen/ -innen ist angespannter geworden. 0.384 F95 Weil entsprechende Schutzmaßnahmen lästig sind 0.378 F133 Ich möchte mir nicht anmerken lassen, dass ich nervös bin. 0.377 F132 Ich behandle den Patienten wie jeden anderen. -0.362 F134 Ich rede mir ein, mir wird schon nichts passieren. 0.361 F106 Ich achte darauf, dass ich weniger Hautkontakte mit den Patienten habe. 0.343 0.326 (0.371) (0.341) F99 Schutzmaterial ist nicht greifbar, wenn es benötigt wird F104 Ich trage Handschuhe bei jedem Umgang mit Körpersekreten. 0.564 F90 Tragen von Mundschutz und Schutzbrille bei Gefahr der Aerosolbildung oder 0.453 spritzenden Körperflüssigkeiten F83 Routinemäßig Benutzung von Einmalhandschuhen 0.436 F94 In Notsituationen, die sofortiges Handeln erfordern -0.418 F82 Eigene (auch kleine) Verletzungen durch flüssigkeitsdichten Verband schützen 0.406 F92 Kein direkter Kontakt mit Patienten und medizinischen Geräten bei eigener 0.405 F86 Schnelle Verfügbarkeit von Beatmungsmaske/ -beutel 0.377 F93 Unter Zeitdruck -0.376 F100 Weil ich den Eindruck habe, der Patient fühlt sich durch die Schutzmaßnahme -0.374 Dermatitis oder Hautläsionen unangenehm berührt F96 Aus Vergesslichkeit -0.354 F88 Kanülen nicht in Schutzhüllen zurückstecken 0.354 F131 Ich ziehe bei allen Tätigkeiten am Patienten Handschuhe an. 0.335 F98 Kontakt mit infektiösem Material aus Unachtsamkeit -0.332 F105 Ich wasche mir häufiger die Hände. 0.306 Tabelle 9: Faktorenladungen: Schutzverhalten 63 Als inhaltliche Oberbegriffe wurden „Angst und Kontaktvermeidung“ (Faktor 1) und „Schutzmaßnahmen bei Kontakt“ (Faktor 2) gewählt. Im ersten Faktor wird die Gefährdungsvermeidung und im zweiten die Gefahrenabwehr thematisiert. 4.5 Zusammenhänge der Indices bzw. der Faktoren mit Struktur- und Personenmerkmalen Im folgenden Abschnitt werden die bisher gefundenen Indices bzw. Faktoren in einem weiteren Schritt mittels Regressionsanalyse verdichtet, wodurch thematisch unterschiedliche Modelle gebildet werden. Modell: Restriktion Bei simultaner Einspielung der Parameter Erhebung und Semesterzahl verbleibt regressionsanalytisch als einziger signifikanter Prädiktor die Zugehörigkeit zur Mainzer Stichprobe von 1989. Dort waren restriktive Ansichten am stärksten vertreten. Die Semesterzahl hatte dagegen nur scheinbar einen direkten Einfluss; sie hängt mit dem Erhebungsort zusammen. Modell: diffuse Angst Hier wurden die auf bivariater Ebene signifikanten Parameter „Erhebung“, „Geschlecht“, „Religionsgruppe“ und „religiöse Bindung“ in ein multivariates Modell integriert. „Weibliches Geschlecht“, „mittlere religiöse Bindung“ und „Zugehörigkeit zur Stichprobe Freiburg 1994“ sind im erzeugten regressionsanalytischem Modell Parameter, die mit höheren Werten für den Faktor diffuse Angst einhergehen. „Zugehörigkeit zur Stichprobe Freiburg 1998“ und die „Verneinung einer religiösen Bindung“ hängen mit niedrigeren Angstwerten zusammen. Die Zugehörigkeit zu einzelnen Religionsgemeinschaften hat im multivariaten Modell keinen eigenen Einfluss mehr. Modell: Reaktion Angst und Vorwürfe Da der Parameter „allein lebend" der einzige Prädiktor für verstärkte Reaktionen in Richtung Angst und Vorwürfe darstellt, erübrigen sich multivariate Tests. 64 Modell: Reaktion Kommunikation und Handeln Kandidaten im Modell sind die beiden Parameter der Berufserfahrung: „Berufserfahrung mit Patientenkontakt“ und „Erfahrung mit HIV-positiven Patienten“, die beide mit höheren Werten auf diesem Faktor einhergingen. Im Ergebnis der multivariaten Analyse bleibt nur der spezifischere Parameter „Erfahrung mit HIV-Patienten“ als Prädiktor erhalten: Befragte, die in der Praxis schon mit HIV-positiven Personen zu tun hatten, gaben verstärkt an, auf einen Kanülenstich Reaktionsmuster aus dem Bereich Kommunikation und Handeln anzuwenden. Modell: Verhalten Angst und Vermeidung Von den bivariat signifikanten Parametern „Erhebung“, „Berufserfahrung mit Patienten“ und „Erfahrung mit HIV-positiven Personen“ verbleiben die drei Prädiktoren „Berufserfahrung mit Patienten“, „Stichprobe Freiburg 1994“ und „Stichprobe Freiburg 1998“ als genuine Vorhersagevariablen: Befragte aus den beiden letzten Erhebungen Freiburg 1994 und Freiburg 1998 richten ihr Verhalten deutlich weniger an den Maximen Angst und Vermeidung aus, als die Befragten der Erhebungen von 1989. Gleiches gilt für Studienteilnehmer, die vor ihrem Studium schon berufliche Erfahrungen mit Patienten gesammelt haben. Modell: Schutz bei Kontakt Die bivariaten Unterschiede zwischen den vier Erhebungen werden einzig durch die sehr niedrigen Werte der Stichprobe Freiburg 1989 verursacht. Zudem ist der Parameter „Kontakt zu HIV-positiven Personen“ signifikant. Sehr viel niedrigere Werte für ein rationelles Verhalten (Schutz bei drohender Gefahr) also für die Erhebung in Freiburg 1989, und höhere Werte für Probanden, die schon Erfahrung mit HIV-Personen gemacht haben. 65 Modell: persönliche Bedrohung Im multivariaten Modell werden die bivariaten Ergebnisse bestätigt: Personen mit mittelstark ausgeprägter religiöser Bindung wiesen deutlich höhere Werte auf dem Faktor persönliche Bedrohung auf, während die Freiburger Befragten der Jahre 1994 und insbesondere 1998 sehr viel niedrigere Bedrohungswerte verzeichneten. Modell: Pessimismus bezüglich beruflicher Zukunft Das multivariate Modell zum Thema pessimistische Bewertung der eigenen beruflichen Zukunft durch AIDS benennt als signifikante Prädiktoren das Geschlecht und die Zugehörigkeit zur 1998er Stichprobe: Frauen sahen ihre Zukunft deutlich pessimistischer, wogegen in der jüngsten Erhebung im Vergleich zu den drei früheren Befragungen signifikant niedrigere Pessimismuswerte resultierten. 4.6. Zusammenhang der Indizes bzw. Faktoren untereinander Wissen und Meinungen bzw. Gefühle: Der Wissensindex steht in statistisch signifikantem Zusammenhang mit allen vier Faktoren, die Meinungen, Einstellungen und Gefühle der Befragten messen - allerdings sind die gemessenen Korrelationen nur relativ schwach. Wie in der Abbildung 22 zu sehen ist, sind alle vier Korrelationen negativ, d.h. ein hoher Wissensstand ging mit niedrigen Faktorwerten für restriktive Ansichten hinsichtlich der AIDS-Problematik, für die Äußerung diffuser Angst, für das Empfinden persönlicher Bedrohung und für die pessimistische Einschätzung der eigenen beruflichen Aussichten im Zusammenhang mit AIDS einher. Umgekehrt formuliert: alle vier Meinungen wurden stärker von den Befragten genannt, die über weniger Wissen verfügten. 66 Wissensindex und Meinungsfaktoren Zukunft: Pessimismus Einstellung: Restriktion -0.10* -0.10* Wissen / Informiertheit -0.10* -0.14* persönliche Bedrohung Einstellung: diffuse Angst p< 0.05 Abbildung 20: Wissensindex und Meinungsfaktoren (signifikante bivariate Korrelatationen) Wissen und potentielle Reaktionen Der Wissensindex steht in keiner statistisch nachweisbaren Beziehung zu den vier Faktoren, die potentielle Reaktionen der Befragten, z.B. auf einen Kanülenstich bzw. im Umgang mit HIV und infizierten Personen abbilden. Wissen beeinflusst zwar die Meinungen und Einstellungen der Befragten, ein direkter Zusammenhang zum praktischen Verhalten ist aber nach den vorliegenden Daten nicht gegeben. Meinungen untereinander Wie die vier Faktoren zu Meinungen, Einstellungen und Gefühlen untereinander zusammenhängen, ist in der Abbildung 21 wiedergegeben. Die stärkste Korrelation besteht zwischen dem Einstellungsmuster „diffuse Angst“ und dem Empfinden einer „persönlichen Bedrohung“. Persönliche Bedrohung und Zukunftspessimismus hängen ebenfalls positiv miteinander zusammen. Daneben wurden signifikante Korrelationen zwischen restriktiven Ansichten und „persönlicher Bedrohung“ sowie zwischen „diffuser Angst“ und „Pessimismus“ 67 gemessen. Definitionsgemäß darf es keine Korrelation zwischen den beiden Einstellungsfaktoren geben. Da diese beiden Faktoren aus ein und derselben Faktorenanalyse stammen und darin eine orthogonale Rotation der Faktoren vorgenommen wurde, müssen sie senkrecht zueinander stehen, d.h. mit r=0 korreliert sein. Meinungsfaktoren untereinander Zukunft: Pessimismus 0.21* ** 0.16** Einstellung: Restriktion 0.30*** persönliche Bedrohung Einstellung: diffuse Angst 0.38*** p< 0.05 Abbildung 21: Meinungsfaktoren untereinander: signifikante bivariate Korrelation Die Zusammenhänge deuten auf eine hohe Konsistenz des Antwortverhaltens der Befragten vor allem in Bezug auf Aussagen, die Befürchtungen und Ängste zum Thema haben. Reaktionen untereinander: Zwischen den vier potentiellen Verhaltens- und Handlungsfaktoren wurden drei signifikante Korrelationen gefunden: Das resignierende Reaktionsmuster „Angst und Vorwürfe“ nach Kanülenstich geht sowohl mit einem verstärkten Verhalten in Richtung „Angst und Vermeidung“ einher, als auch mit verstärkten „Schutzmaßnahmen“ in Risikosituationen. 68 Verhaltensfaktoren untereinander 0.16** Kanülenstich: Angst und Vorwürfe -0.16** Kanülenstich: Kommunikation und Handeln Verhalten: Angst und Vermeidung -0.15** Verhalten: Schutzmassnahmen p< 0.05 Abbildung 22: Verhaltensfaktoren untereinander: signifikante bivariate Korrelation Zwischen dem passiven Verhaltensmuster „Angst und Vermeidung“ von Kontakten und der aktiven Reaktion „Kommunikation und Handeln“ nach Kanülenstich besteht eine negative Korrelation. Korrelationen zwischen den beiden Kanülenstichfaktoren und den beiden Verhaltensfaktoren sind wie erwähnt nicht möglich. Meinungen und Handeln: Neben der Analyse des Einflusses von Wissen auf Meinungen und Handlungen ist der Zusammenhang von Meinungen bzw. Einstellungen und potentiellen Reaktionen bzw. potentiellem Handeln ein interessanter Aspekt. 69 Einstellung: Restriktion *** Einstellung: diffuse Angst *** Verhalten: Angst und Vermeidung * persönliche Bedrohung *** Verhalten: Schutzmassnahmen *** Zukunft: Pessimismus *** *** *** Kanülenstich: Kommunikation und Handeln Kanülenstich: Angst und Vorwürfe p <0.05 Abbildung 23: Meinungsfaktoren und Verhaltensfaktoren: signifikante bivariate Korrelation In der Abbildung 23 sind die signifikanten bivariaten Korrelationen zwischen den je vier Faktoren abgetragen. Zunächst zeigt sich, dass das Reaktionsmuster „Kommunikation und Handeln“ nach einem Kanülenstich mit keinem der vier Einstellungsfaktoren zusammenhängt. Auch das eher aktive Verhaltensmuster „Schutzmaßnahmen“ ist nur mit einem Einstellungsfaktor korreliert, dem Restriktionsfaktor. Dagegen hängt Verhalten, das von Angst und Kontaktvermeidung geprägt ist, positiv mit allen vier Einstellungs- und Gefühlsfaktoren zusammen. Auch das Reaktionsmuster „Angst und Vorwürfe“ bei Kanülenstich ist positiv mit drei Faktoren aus dem Bereich Einstellungen und Gefühle korreliert. Diese Ergebnisse zeigen, dass Einstellungen und Gefühle, die von Angst und Befürchtungen in Bezug auf AIDS geprägt sind, verstärkt mit Verhaltens- und Handlungsmuster einhergehen, die wegen der Ängste auf Kontaktvermeidung zielen. 70 4.7. Verhaltensbegründende Faktoren Im folgenden Abschnitt werden die verhaltensbegründenden Faktoren in multivariaten Modellen geprüft. Modell: Angst und Vorwürfe bei Kanülenstich Neben der Schlüsselvariablen Einstellungsparameter „Diffuse „Partnerschaft“ Angst“, „Persönliche waren die Bedrohung“ drei und „Pessimismus“ in den vorhergehenden Modellen signifikant. Im multivariaten Modell bleiben alle vier Parameter als genuine Prädiktoren erhalten. Befragte, die allein leben, gaben ebenso häufiger Reaktionsmuster in Richtung „Angst und Vorwürfe“ an, wie Befragte mit höheren Faktorwerten für die drei Einstellungsfaktoren. Modell: Kommunikation und Handeln bei Kanülenstich Da aus dem Bereich Einstellungen und Gefühle kein signifikanter Prädiktor resultierte, bleibt es beim Schlüsselvariablenmodell. Dieses Reaktionsmuster wurde signifikant häufiger von Befragten angegeben, die schon verstärkt mit HIV-positiven Personen Kontakt hatten. Modell: Angst und Vermeidung als Verhaltensmaxime Die Höhe der Werte auf diesem Faktor hängt in den vorhergehenden Analysen von allen vier Einstellungsfaktoren sowie von der Erhebung und der Berufserfahrung ab. Im multivariaten Modell büßen die Parameter „diffuse Angst“ und „Pessimismus“ ihre Relevanz ein. Verhalten, das durch Angst und Vermeidung geprägt ist, wurde signifikant häufiger von Befragten mit restriktiven Einstellungen, von Probanden, die eine hohe persönliche Bedrohung empfinden und von Personen ohne Berufserfahrung genannt. Zudem ist es in der Untersuchung Freiburg 1994 deutlich seltener. 71 Modell: Schutzmaßnahmen als Verhaltensmaxime Hier waren neben den Schlüsselvariablen der Erhebung in Freiburg 1989, der Vorerfahrung mit HIV-positiven Personen und der Einstellungsfaktor „Restriktion“ in den vorangegangenen Analysen von Bedeutung. In einem multivariaten Modell mit diesen drei Kandidaten bleiben alle als genuine Prädiktoren erhalten. Das Verhaltensmuster „Schutzmaßnahmen“ wurde in der Untersuchung in Freiburg 1989 deutlich unterdurchschnittlich genannt, dagegen häufiger, wo Erfahrung mit HIV-Patienten vorlagen und ebenso bei Befragten, die restriktive Ansichten vertreten. 4.8. Mittelwertbildung der Ergebnisse nach Themenbereichen Um die Ergebnisse dieser Arbeit mit den in der Literatur berichteten vergleichen zu können, werden die Items wichtiger Themenbereiche (Angst/ Bedrohung; restriktive Einstellungen; Infektionsängste und Risikoeinschätzungen; Behandlungswille) inhaltlich zusammengefasst. Hieraus wurde jeweils ein Mittelwert errechnet. Dieses Vorgehen bot sich an, da die Instrumente und die jeweiligen Fragestellungen der gesichteten Literatur sehr heterogen sind. Hier ergeben sich nur partielle Übereinstimmungen mit dem hier eingesetzten Instrument. In der folgenden Tabelle sind diejenigen Items zusammengefasst, welche „Angst und Bedrohung“ zum Thema haben (Mittelwert 35%). Der Wert 35% wurde unserer Einteilung nach als mittelgradige Ausprägung eingestuft. 72 Items zum Themenbereich „Angst / Bedrohung“ Item Einstellungen zu AIDS F35 AIDS wird in seiner Tragweite unterschätzt F44 AIDS macht mir Angst F51 AIDS ist unberechenbar Infektionsrisiko F60 Befürchtung von Infektion am Arbeitsplatz Reaktion auf Kanülenstich F62 Ich mache mir Vorwürfe F64 Ich denke viel darüber nach F71 Ich habe Angst und fühle mich bedroht Änderung der Tätigkeit seit der Entdeckung von AIDS F106 Ich achte darauf, daß ich weniger Hautkontakt mit Patienten habe F107 Ich verhalte mich manchen Patienten gegenüber misstrauischer als vorher F108 Die Arbeit ist unsicherer geworden F109 Ich meide seither Arbeit mit Blut F110 Das Verhältnis zu den Kollegen/-innen ist angespannter geworden Persönliche Betroffenheit: F111 Manchmal glaube ich bereits, infiziert zu sein F112 Ich fühle mich über Schutzmöglichkeiten und Übertragungswege ausreichend informiert (umgepolt) F113 Die Zunahme der AIDS-Erkrankungen macht mir Angst F114 Wegen des HIV-Infektionsrisikos habe ich schon daran gedacht, den Beruf zu wechseln F115 Das Infektionsrisiko wird für Krankenhauspersonal eher steigen F116 Bei eigener HIV-Infektion würde ich meinen Beruf aufgeben F117 Ich fühle mich durch AIDS persönlich bedroht Persönliche Betroffenheit: 3.Verhalten HIV-Patienten gegenüber F131 Ich ziehe bei allen Tätigkeiten am Patienten Handschuhe an F135 Ich suche weniger Kontakt mit ihm als mit anderen Patienten F136 Ich habe Bedenken, er könnte aggressiv werden F137 Ich hoffe, er wird bald entlassen F134 Ich rede mir ein, mir wird schon nichts passieren (umgepolt) Mittelwertbildung Prozent 69% 56% 44% 17% 65% 72% 58% 11% 25% 25% 13% 5% 6% 12% 54% 2% 55% 39% 20% 62% 22% 14% 23% 59% _ x 35% Tabelle 10: Mittelwert der Items zum Themenbereich „Angst / Bedrohung“. Grau unterlegt die Werte der umgepolten Items. 73 In der folgenden Tabelle sind Prozentwerte der restriktiven Einstellungen zusammengefasst (Mittelwert 19%), welche in die Kategorie „geringe Ausprägung“ fällt (gemäss unserer Einteilung). Items zum Themenbereich “Restriktive Einstellungen” Items Prozente F34 Die ganze Bevölkerung sollte auf das HIV-Virus getestet werden 6% F36 Es sollte eine namentliche Meldepflicht eingeführt werden 12% F47 Wer heute noch AIDS bekommt, ist selber schuld 17% F49 Durchführung eines routinemäßigen HIV-Test bei Krankenhauspersonal 34% F50 Durchführung eines routinemäßigen HIV-Test bei Patienten 53% F53 Kennzeichnung von HIV-Infizierten 2% F56 HIV-positivem ärztlichem und pflegerischem Personal sollte die 22% Berufsausübung untersagt sein F38 AIDS ist ein Infektionsrisiko, vor dem man sich schützen kann (umgepolt) 3% F42 Die Aufklärung der Bevölkerung ist eine notwendige Maßnahme 1% (umgepolt) F52 AIDS ist ein Gesundheitsrisiko, das jeden betrifft (umgepolt) 15% F55 HIV-infizierte Personen sollten zu med. Pflege- und Heilberufen 45% zugelassen werden (Bewerber) (umgepolt) ..._ x 19% Mittelwertbildung Tabelle 11: Mittelwert der Items zum Themenbereich “Restriktive Einstellungen”. Grau unterlegt die Werte der umgepolten Items. Die beiden Items zu Infektionsängsten und Risikoseinschätzungen ergeben einen Mittelwert von 35% (siehe folgende Tabelle), was als durchschnittliche Ausprägung eingeteilt wurde (siehe Kategorienbildung S. 39). Items zum Themenbereich „Infektionsängste und Risikoeinschätzungen“ Item Prozente F61 Hatten Sie schon einmal die Befürchtung, sich bei der Arbeit infiziert zu haben 16.7% F102 Das Risiko, sich mit dem HIV-Virus zu infizieren, schätze ich in Bezug auf die 53.3% Normalbevölkerung wie folgt ein: Mittelwertbildung Tabelle 12: Mittelwert der Items zum Themenbereich „Infektionsängste und Risikoeinschätzungen _ x 35% 74 Der Fragebogen enthält keine Items, die direkt die Frage nach der Bereitschaft, HIV und AIDS-Patienten zu behandeln stellt („Behandlungswille“). Es kann jedoch aus den Angaben zum Item „ ich behandle den Patienten (HIVPatienten) wie jeden anderen“ (64%) und den beiden (umgepolten) Angaben zu folgenden Aussagen „Ich suche (nicht) weniger Kontakt mit ihm als mit anderen Patienten“ und „Ich hoffe (nicht), dass er schnell wieder entlassen wird“ (78% bzw. 77%) darauf geschlossen werden, dass die Mehrheit der Medizinstudierenden in Mainz und Freiburg einer solchen zustimmen würden. Die „Behandlungsbereitschaft“ ergab, wie in der folgenden Tabelle ersichtlich, einen Mittelwert von 73%, was in die Kategorie starke Ausprägung fällt. Items zum Themenbereich „Behandlungsbereitschaft“ F132 F135 F137 Item Ich behandle den Patienten (HIV-Patienten) wie jeden anderen Ich suche (nicht), weniger Kontakt mit ihm als mit anderen Patienten (umgepolt) Ich hoffe (nicht), dass er schnell wieder entlassen wird (umgepolt) Mittelwertbildung Prozente 64% 78% 77% _ x 73% Tabelle 13: Mittelwert der Items zum Themenbereich „Behandlungsbereitschaft“. Grau unterlegt die Werte der umgepolten Items. Der folgende Themenbereich „Klinischer Kontakt mit HIV-Patienten“ enthält nur ein Item, welches sich nicht zu einem Mittelwert verdichten lässt. Dass 60% der Medizinstudierenden angeben, klinischen Kontakt mit HIV-Patienten gehabt zu haben, wird als starke Ausprägung eingeteilt. Items zum Themenbereich „Klinischer Kontakt mit HIV-Patienten“ Item F61 Prozente Hatten Sie schon einmal mit infizierten Patienten zu tun? 60% 60% Tabelle 14: Item zum Themenbereich „Klinischer Kontakt mit HIV-Patienten“ 75 5. Diskussion In einem ersten Teil werden die Ergebnisse in Verbindung mit den Ergebnissen der Literaturrecherche anhand der Bereiche „Wissen“, „Einstellungen“, „Verhalten“ und deren Zusammenhänge gewürdigt, um im zweiten Teil den Kontext der medizinischen Ausbildung einzublenden. Wissen Die Ergebnisse zeigen nach Indexbildung eine Normalverteilung des Kenntnisstandes, das heißt, nur wenige Befragte verfügen über unzureichendes bzw. sehr gutes Wissen. Geyer et al. (1997) finden in Deutschland nach Indexbildung ebenfalls eine Normalverteilung. Eine weitere deutsche Untersuchung berichtet von einem geringen Kenntnisstand (Klewer 1997) und eine Erhebung von durchschnittlichem Wissen (Klewer 2001). Vier Studien kommen zu hohen Wissenswerten (Elsing et al. 1991; Kochen & Hasford 1991; Warnking & Meier 1994; Klewer & Kugler 1996), obwohl die Studie von Kochen & Hasford (1991) ihre Ergebnisse als enttäuschend bewerten. Die Ergebnisse der internationalen Untersuchungen, unserer Einteilung folgend, reichen von zwölf hohen, sechs durchschnittlichen und einer normalverteilten Wissensbewertung. Verglichen mit diesen Ergebnissen wird in der vorliegenden Erhebung ein normales Wissensniveau deutlich. Insgesamt erscheinen die deutschen Wissensergebnisse etwas schwächer als im internationalen Vergleich. Die zum Teil sehr divergierenden Ergebnisbewertungen von Kochen & Hasford (1991) und anderen deutschen Autoren, einschließlich der vorliegenden Arbeit, können zum Teil durch ein unterschiedliches Design der Items erklärt werden (Zahlabfrage statt Antwortvorgaben). Geyer et al. (1997) weisen explizit auf den Aspekt des Itemdesigns hin. So sind Kerninhalte, wie beispielsweise Items zur „Immunschwäche und Risikoeinschätzung von iv-Drogenkonsumenten“, in ihrer Erhebung skalenunabhängig beantwortet worden. Die „Risikoeinschätzung anderer Personengruppen“ und „unterschiedlicher Infektionssituationen“ war deutlich von den dargebotenen Skalen abhängig. Sie schließen daraus, dass die Beantwortung dieser Fragen zu unterschiedlichen gedanklichen Prozessen 76 gehört. Die Unterschiede in der Beantwortung sind Folge unterschiedlicher Bewertungsmechanismen und nicht reine Wissensreproduktion. So ist anzunehmen, dass Antwortstrategie das hat Itemdesign oder einen Einfluss auf das Vorliegen von die gewählte unterschiedlichen Antwortstrategien erst transparent macht. Somit wird nicht notwendigerweise „Wissen“ im eigentlichen Sinn abgebildet. Eine andere Erklärung für die unterschiedlichen Ergebnisse kann der Einfluss der Itemanzahl sein. Die drei von Klewer und Kollegen publizierten Studien (1996; 1997; 2001) verdeutlichen diesen Aspekt. 1996 wurden den Studierenden 18 Items zum Thema Wissen vorgelegt, 1997 nur zwei Items und 2001 mindestens 12 Items (aus der Publikation nur indirekt zu erschließen). In den Untersuchungen 1996 (gut) und 2001 (mittel) wurden jeweils bessere Wissenswerte erzielt, in der Arbeit von 1997 deutlich schlechtere, was die Wahl zu Gunsten Fragebogen). mehrerer 1996 Items wurde im nach Wissensbereich unterstreicht (dieser „Transmissionseinschätzungen von biologischen Medien“ und „sozialen Situationen gefragt“ und 1997 nach „epidemiologischen Werten“. In der Studie von 2001 wurde nach beiden dieser Bereiche gefragt. Die Beantwortung verschiedener Itembereiche zu Wissen führt scheinbar zu unterschiedlichen Ergebnissen, was auf die unterschiedliche Präsenz von Wissensinhalten schließen lässt. Daneben sind epidemiologische Kennwerte eher einem Wandel unterworfen und werden durch unterschiedliche Quellen (Printmedien, Lehre, etc.) uneinheitlich verbreitet. Durch die Fülle an Informationen ist es schwierig, immer auf dem „neuesten Stand“ zu sein. Häufig ist auch die Auswahl der Wissensitems eher unspezifisch und lässt eine Unterscheidung von Allgemeinwissen und Expertenwissen nicht zu, weswegen der Einfluss der universitären Ausbildung, im Unterschied zum Einfluss von zum Beispiel öffentlichen Medien oder AIDS-Aufklärungskampagnen auf das HIVund AIDS-relevante Wissen, schwer zu differenzieren ist. Da die medizinische Ausbildung deutschlandweit vereinheitlicht ist (Arbeitskreis Medizinerausbildung der Robert Bosch Stiftung 1995; v. Troschke 2004), sollte ein ähnlicher Kenntnisstand an unterschiedlichen deutschen Universitäten zu finden sein, was die Ergebnisse (19 Universitäten) von Kochen & Hasford (1991) belegen. Dies unterstreicht die Aussage zum Einfluss von Itemdesign 77 und Itemanzahl. Es konnte in der vorliegenden Arbeit ebenfalls kein relevanter Unterschied zwischen dem Kenntnisstand der Mainzer und Freiburger Studierenden gefunden werden. Neben dem guten Kenntnisstand der hier befragten Medizinstudierenden und dem Umstand, dass weltweit die richtigen Antworten zu den Kerninhalten von HIV und AIDS mehrheitlich über 90% liegen, ist auffällig, dass in Bezug auf die auszuschließenden Transmissionswege eine Antwortunsicherheit besteht. Es werden Infektionswege wissenschaftlicher als Meinung möglich angenommen, ausgeschlossen sind. welche Die nach gemachten Prozentangaben liegen zwischen 0% und 34%. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen fünf weitere deutsche Studien (Kochen & Hasford 1991, Elsing et al. 1991; Warnking & Meier 1994; Klewer 1996; Klewer 2001) und 6 internationale. Wissen zu Kernbereichen und Wissen zu auszuschließenden Inhalten unterliegen Lernvorgängen, unterschiedlichen Ebenen wobei anzunehmen verarbeitet und ist, dass beantwortet diese auf werden. Bei Lernprozessen und Gedächtnisleistungen im Medizinstudium wird meist auf das Lernen und Reproduzieren von positiven Inhalten wert gelegt. Das Ausschließen von Inhalten spielt eine geringere und häufig vernachlässigte Rolle. Auch im Prozess des Vergessens, welcher dem Abrufen von Wissen entgegenwirkt, können aktuelle Überzeugungen und Annahmen die Erinnerung ebenfalls verzerren und beeinflussen (Myers 2005), was einen weiteren Einfluss auf die Antwortsicherheit haben kann. Interessanterweise fallen zwei Erhebungen dadurch auf, dass die befragten Studierenden in diesem Bereich eine ähnlich hohe Antwortsicherheit erzielten, wie im Bereich zu den Kerninhalten von HIV und AIDS (Dubois-Auber et al. 1993; Li et al.1993). Dies lässt vermuten, dass an den beiden Universitäten in der Schweiz und in China das Thema HIV und AIDS anders gehandhabt wird. Hierfür spricht, dass Dubois-Auber et al. (1993) in ihrer Erhebung einen grossen Wert auf den Gedanken der Prävention legten und nur wenige Studien weltweit positiv formulierte Items verwandt haben. Die häufig negativ und zum Teil suggestiv formulierten Items geben möglicherweise einen Hinweis auf die innere Einstellung der Untersucher. Es kann aber auch sein, dass die 78 verwendeten Items nicht hinterfragt werden und somit eher einem aktuellen Denkstil im Sinne Flecks (1994) entsprechen. Die vorgelegte Arbeit erscheint im Vergleich bzgl. ihrer Itemauswahl und ihres Itemdesigns zum Bereich Wissen aussagekräftig, da sowohl die Anzahl der Items als auch ihre Auswahl eine sinnvolle Mischung darstellt. Die befragten Medizinstudierenden haben ein gutes Wissensniveau. Die universitäre Ausbildung in Freiburg und Mainz sowie andere Wissensquellen stellen ausreichende Informationen zur Verfügung, wobei eine klare Zuordnung zur Herkunft dieser Informationen nicht eindeutig möglich ist. Einstellungen In der Dimension Angst ergibt sich ein Mittelwert 35%. Dies entspricht einem mittleren allgemeinen Angstniveau (Kategorie). Bezüglich der Infektionsängste und Risikoeinschätzungen ergab sich ein Mittelwert von 35%, welcher einem mittleren Bewertungsniveau entspricht. Die elf Items zu restriktiven Einstellungen ergaben einen Mittelwert von 19%, welcher ein als gering zu bewertendes Bedürfnis (Kategorie) nach restriktiven Lösungsvorstellungen entspricht. Im Gegensatz dazu berichten zwei deutsche Studien von mittleren und hohen Angstbewertungen, mittleren und hohen Infektionseinschätzungen (Waldvogel & Seidl 1991; Warnking & Meier 1994), sowie starken restriktiven Vorstellungen (nur Warnking & Meier 1994). Die insgesamt 42 internationalen Studien berichten (unserer Einteilung folgend, Index EI) von mehrheitlich starken allgemeinen Ängsten (in 16 Studien hohe, in 6 Studien mittlere, in 4 Studien geringe Bewertungen), starken Infektionsängsten und hohen Risikoeinschätzungen (in 15 Studien hohe, in 2 Studien mittlere, in 4 geringe Bewertungen) sowie einem eher geringen Bedürfnis nach restriktiven Lösungsstrategien (in 8 Studien geringe, in 4 Studien mittlere, in 2 Studien hohe Bewertungen). Die Ergebnisse aus Deutschland sind in Bezug auf die allgemeinen Ängste, die Infektionsängste und Risikoeinschätzungen vergleichbar mit den Berichten der internationalen Autoren, da das Schwergewicht im hohen und mittleren Bewertungsbereich liegt. Unsere Studie liegt hier eher im mittleren Niveau. Bezüglich der restriktiven Vorstellungen sind unsere Ergebnisse mit dem Gros der 79 internationalen Studien vergleichbar niedrig. In den beiden deutschen Erhebungen lag das Bedürfnis nach restriktiven Lösungsmustern deutlich höher. Die mittelgradigen Ängste unserer Untersuchung sind womöglich ein Ergebnis der Rollenvorbilder, der inhaltlichen Ausbildung und der gesellschaftlich gewachsenen Einstellungen. Sie wären demnach Resultat einer allgemeinen und speziellen Sozialisation. Man könnte annehmen, dass sich die Ängste im Verlauf der Zeit vermindern, jedoch zeigt sich keine Regelmäßigkeit anhand der Publikationsjahre der Literatur. Hier können regionale Einflüsse oder das Itemdesign relevante Einflussfaktoren sein. Die Items „Schutz ist möglich“, „Infektionsmöglichkeiten hängen vom eigenen Verhalten“ ab und sich „über Schutzmöglichkeiten und Übertragungswege ausreichend informiert“ fühlen erhielten prozentual die meisten Zustimmungen. Diese Items entsprechen inhaltlich der wahrgenommenen Kontrolle des eigenen Verhaltens. Der Aspekt der eigenen Kontrollvorstellungen unterstreicht die Ausrichtung an der aktiven Berufsrolle und spricht für die Rezeption von relevantem Ausbildungs- und Aufklärungswissen (Universität, Anti-AIDSKampagnen). Das Gefühl „Hilflosigkeit“ im Zusammenhang mit der beruflichen Zukunft erhielt ebenfalls die meisten Nennungen, noch vor dem Item „Angst“. Das Gefühl der „Hilflosigkeit“ weist eher auf die emotionale Ebene hin, kann aber auch einem Handlungsaspekt des Umgangs mit infizierten Patienten entsprechen. Die wenigsten Zustimmungen erhielten folgende Items: „Tätowierung“ als Maßnahme einer Ausbreitung von AIDS zu begegnen; „Schicksal“ als relevanter Faktor einer Infektion; wegen des HIV-Risikos „schon über einen Berufswechsel“ nachzudenken und das Gefühl von „Erleichterung“ (Gefühlsitem) im Zusammenhang mit der beruflichen Zukunft. Diese Aussagen bilden inhaltlich einen passenden Gegenpol zu den Items mit den höchsten Prozentangaben. Extremformen der Stigmatisierung, fatalistischen externalen Kontrollvorstellungen wurde nur geringfügig zugestimmt. Starke Gefühle von „Hilflosigkeit“ und wenig empfundene „Erleichterung“ bezüglich der beruflichen Zukunft sprechen für die Ernsthaftigkeit, die die Studierenden dem Thema HIV und AIDS beimessen. 80 Die Faktorenbildung gruppiert inhaltlich die Items, welche sich mit „Restriktion“, „diffuser Angst“, „persönlicher Bedrohung“ und „Pessimismus“ beschreiben lassen. In der Literatur werden Items verwandt, welche diese Aspekte auch zum Inhalt haben, jedoch wird die Methode der Faktorenanalyse nur selten genutzt. Die in dieser Arbeit empirisch gefundenen Faktoren bilden inhaltlich typische Dimensionen ab. Zum einen kann dies Ausdruck einer guten Itemauswahl und damit ein Gütekriterium für den vorliegenden Fragebogen sein. Dies kann ein zufälliges Ergebnis darstellen, welches nur für unsere Untersuchungspopulation Geltung hat. Die beiden emotionalen Faktoren „diffuse Angst“ und „Pessimismus“ thematisieren eine nicht personifizierte allgemeine Bedrohung und Angst vor dem Phänomen AIDS. Unvorhersehbare und nicht abschätzbare Aspekte, wie beispielsweise die bekannte epidemiologische „Dunkelziffer“ und „das zukünftige Herausstellen von relevanten Infektionsmöglichkeiten, welche bisher wissenschaftlich als ausgeschlossen gelten“, passen inhaltlich zu diesen Faktoren. Diese beiden emotionalen Faktoren stehen den Dimensionen „allgemeine Angst“ und „Infektionsängste“ inhaltlich nahe. Im Unterschied hierzu ist der Faktor „Restriktion“ eher handlungsbetont. Er thematisiert das Individuum (Risikogruppenangehörige, HIV-Infizierte) als schuldigen Verursacher des Problems und fasst Lösungsstrategien, welche auf externer sozialer Kontrolle (gemeinschaftliche moralische Haltung, Suche, Kommunikation und Ausgrenzung der Infizierten) beruhen, zusammen. Der Faktor „persönliche Bedrohung“ thematisiert wiederum nicht personengebundene Aspekte (AIDS, Infektionsgefahr) von allgemeiner und persönlicher Bedrohung, welche Vermeidung als Lösungsmöglichkeit sehen. Da der empirisch gefundene Faktor „Restriktion“ ein inhaltlich bekanntes und konsistentes Antwortprofil abbildet, aber nach unserer Einteilung der Mittelwert der Antworten zu restriktiven Einstellungen eher gering bewertet wurde, erscheint die weitere inhaltliche Diskussion nicht relevant und wird daher nicht weitergeführt. Die drei Faktoren „Restriktion“, „diffuse Angst“ und „persönliche Bedrohung“ bilden inhaltlich die Dimensionen „allgemeine Angst“ sowie „Infektionsängste und Risikoeinschätzungen“ gut ab. Der Faktor "persönliche Bedrohung" weist 81 sogar alle typischen Komponenten (Verhaltens- und Bewertungsmuster) von klinisch relevanter Angst auf. Der emotionale Aspekt auf der Faktorenebene spiegelt sich in einem allgemeinen Gefühl von nicht personengebundener Angst und Bedrohung wieder. Auf der Vermeidungsverhalten Handlungsebene an. In den geben die Studierenden zusammengefassten ein Einzelaussagen (häufige und geringe Zustimmungen) findet sich als emotionaler Aspekt das Gefühl von „Hilflosigkeit“ bezüglich der beruflichen Zukunft, auf der kognitiven Ebene allgemeine Aussagen der „HIV und AIDS-Aufklärung“ und auf der Handlungsebene Lösungen, welche der individuellen Kontrolle unterliegen. Verhalten Im Bereich Verhalten wurden die Medizinstudierenden im Wesentlichen danach gefragt, welchen Umgang sie in konkreten klinischen Situationen mit HIVInfizierten haben. Der Mittelwert der Dimension „Behandlungsbereitschaft“ lag bei 73%, was unserer Einteilung nach für einen hohen Behandlungswillen der befragten Studierenden spricht. Bezüglich des klinisch relevanten Kontaktes mit HIV und AIDS-Patienten gaben insgesamt 60% der Befragten an, mit HIVPatienten zu tun gehabt zu haben, was einem mittleren Gesamtwert entspricht. Keiner der deutschen Autoren geht auf den Aspekt der Patientenbehandlung oder des Kontaktes mit HIV und AIDS-Patienten ein. Die Ergebnisse der internationalen Literatur (unserer Einteilung folgend) belegen keine klare Bevorzugung der Behandlungsbereitschaft. Insgesamt 14 Studien belegen ein Bereitschaft HIV-Infizierte zu behandeln und 10 Studien kommen zu dem gegenteiligen Ergebnis. Weder Ort noch Jahr der Publikation erscheinen für diesen Umstand relevant. In der Untersuchung von Simon et al. (1991) zeigte sich die ambivalente Haltung der Studierenden in der Prozentverteilung. Je eine Hälfte der Untersuchten bejaht eine Behandlung von HIV-Patienten bzw. lehnt diese ab. Ein Grund für die Unwilligkeit solches Patientenklientel zu behandeln, könnte die Sorge sein, sich bei der medizinischen Tätigkeit zu infizieren. Imperato et al. (1988), Wickeramasuriya (1995) und Brachmann et al. (1996) fanden Belege für diese Infektionssorgen. Ihre befragten Studierenden lehnten spezifische Tätigkeiten mit zunehmender Invasivität des Eingriffs ab, das heißt, je weniger invasiv die Tätigkeit, um so 82 bereitwilliger waren die Studierenden, HIV-Patienten zu behandeln. Diese Argumentation erscheint nachvollziehbar, da es mit steigender Invasivität wahrscheinlicher wird, mit offenen Wunden und damit auch mit Blut in Kontakt zu kommen. Da Blut das Infektionsmedium per se ist, ist es nicht verwunderlich, dass die Befragten gerade solche Situationen zu vermeiden suchten. Im Bezug auf den Patientenkontakt berichteten drei Studien von wenigen und vier von mittleren bis häufigen klinischen Patientenkontakten der Medizinstudierenden mit HIV und AIDS-Patienten. Im internationalen Vergleich zeigten unsere Befragten eine hohe Bereitschaft HIV- und AIDS-Patienten zu behandeln und eine eben so hohe Anzahl konkreter klinischer Kontakte zu solchen Patienten. Problematisch ist, dass fast alle Autoren die Einstellungen ihrer untersuchten Studierenden erfahren wollten, gleichzeitig fragten viele nicht nach tatsächlichen klinischen Interaktionen mit infizierten Patienten. Somit lässt sich wenig darüber sagen, ob die Einstellungen aufgrund von eigenen Erfahrungen gemacht oder durch klinische Kontakte verändert wurden. Über Hintergründe und mögliche Ursachen kann nur spekuliert werden. In der vorliegenden Arbeit wurde dieser Aspekt berücksichtigt. Unseren Ergebnissen zur Folge hatte ein Grossteil der Befragten klinisch relevante Patientenkontakte und gab eine hohe Behandlungsbereitschaft an, trotz bestehender Ängste (mittelgradig bewertet). Bezüglich der Anzahl klinischer Kontakte mit HIV-Infizierten und AIDSErkrankten machten nur 8 Studien Angaben. Hier verteilten sich die Ergebnisse auf die Kategorien: viel, mittel, wenig und Kontakte ohne weitere Angaben (2:2:3:1). Ihre Verteilung ist ähnlich. Einige Studien berichteten nur Ergebnisse ohne Angabe der Zahlen, somit ist Bewertungsgrundlage nicht nachvollziehbar. Ein Vergleich erübrigt sich, da keine ausreichende Ergebnisbasis vorliegt, obwohl die Relevanz eigener Erfahrungen in diesem Bereich offenkundig ist. Ängste, welche sich auf Erfahrungen gründen, sind von denen zu trennen, welche nur durch Vorstellungen und durch Dritte vermittelt wurden. Im Bereich von Verhalten wurde der „fachgerechten Entsorgung von scharfen Gegenständen“ als Schutzmaßnahme im Umgang mit infektiösem Material mehrheitlich zugestimmt und das „Vermeiden von Mund-zu-Mund-Beatmung“ erhielt die geringste Medizinstudierenden der Zustimmung. „Notsituation“ Mehrheitlich zu, als stimmten Situationen in die denen Infektionsschutzmaßnahmen von den Befragten schon einmal nicht beachtet 83 wurden. Dem Item „Schutzmaßnahmen sind lästig“ wurde am wenigsten zugestimmt. Als Veränderungen im Verhalten während der Ausbildung seit der Entdeckung von AIDS wurde mehrheitlich das „Handschuhe tragen bei jedem Kontakt mit Körpersekreten“ und am seltensten die „Verschlechterung des kollegialen Verhältnisses“ angegeben. Wenn die Medizinstudierenden nach der Bewertung des eigenen Verhaltens gegenüber HIV-infizierten Patienten befragt wurden, stimmten die meisten dem Item „Nervosität nicht anmerken lassen“ zu. Dem Item „Bedenken vor der Aggressivität des Patienten“ wurde am wenigsten zugestimmt. Das Antwortverhalten dieses Bereiches war insgesamt uneinheitlich. Die fachgerechte Entsorgung von „Sharps“ ist der eigenen persönlichen Kontrolle zugeordnet und ist allgemein anerkannter Hygienestandard. Eine Nichtbeachtung solcher Standards erfolgt bekanntlich in Notsituationen, wo möglicherweise unerfahrene Medizinstudierende von der Bedeutsamkeit der medizinischen Situation überwältigt sind und kaum Abstand zu ihr haben, um an Hygienevorkehrungen zu denken oder gar welche zu treffen. Die seltene Zustimmung zur Lästigkeit solcher Maßnahmen lässt möglicherweise darauf schließen, dass die Wichtigkeit solcher Schutzmaßnahmen eine (sozial) akzeptierte Haltung darstellt und häufig durch die Vorbildfunktion des Behandlungsteams (Ärzte / Pflegekräfte) modellhaft vorgelebt und demonstriert wird. Das sehr häufige Tragen von Handschuhen weist ebenfalls in die Richtung Ängstlichkeit und Distanzsuche mittels medizinischer Schutzhandlungen und -techniken. Es kann auch einer Unsicherheit von unerfahrenen Kollegen entsprechen, welche die Infektiosität der jeweiligen Situationen überbewerten und sich darum auch übervorsichtig schützen wollen. Passend hierzu gaben die Befragten an, sich ihre „Nervosität nicht anmerken lassen“ zu wollen, was im Zusammenhang mit in Ausbildung befindlichen Studierenden als Ausdruck von Unsicherheit sehr nachvollziehbar erscheint und zu erwarten ist, da Tätigkeitsroutinen noch nicht ausreichend etabliert sind. Die medizinische Ausbildung in Deutschland ist mehrheitlich theoretisch orientiert. Praktische Handlungsabläufe werden häufig erst im letzten Studienjahr (PJ) und in der nachfolgenden Assistenzarztzeit (früher auch AIP) erlernt. In der deutschsprachigen Untersuchung von Warnking & Meier (1994) wurde die klinisch relevante Tätigkeit, Umgang mit Spritzennadeln, erfragt. Nur etwa 84 die Hälfte der Befragten machte hierzu korrekte Angaben. Zum Umgang mit Spritzenbesteck gaben 99% unserer befragten Studierenden an, „scharfe Gegenstände so bald wie möglich in feste Entsorgungsbehälter“ zu werfen. Im Unterschied zur Studie von Warnking & Meier (1994) handelte unser Kollektiv fast ausnahmslos nach dem allgemein geforderten Hygienestandard. Der Annahme zu Folge, dass die Ausbildungscurricula deutschlandweit angeglichen und vereinheitlicht sind (v. Troschke 2004, Arbeitskreis Medizinerausbildung der Robert Bosch Stiftung 1995) würde man diese Diskrepanz nicht erwarten. Die Vermittlung von praktischen Ausbildungsinhalten, wie z.B. Blutabnehmen sind viel stärker an persönliche Anleitung und Rollenvorbildern gebunden. Hierbei spielt der Nachahmungseffekt eine große und wichtige Rolle. Hygienische Standards zu kennen und eine diesbezügliche vorgelebte Routine zu erfahren, unterscheiden sich sehr voneinander. Hier mögen an verschiedenen Ausbildungsstätten größere Unterschiede bestehen. Passend zu den bereits angesprochenen Befürchtungen, sich zu infizieren, gaben die Studierenden mittelgradige Infektionsängste an. Sich seine „Nervosität nicht anmerken zu lassen“ und „das Handschuhtragen“ sind persönliche Kontrollmöglichkeiten, welche von unseren Studierenden eingesetzt werden, um bestehende allgemeine Ängste und Infektionsängste beherrschen zu können. Das Vorliegen einer aktiven persönlichen Art des Umgangs könnte zur Erklärung dienen, dass bei mittlerer Angst die Behandlungsbereitschaft dennoch als hoch einzuschätzen ist. So scheinen Ängste die Motivation und das Engagement der Studierenden nicht wesentlich zu beeinflussen. Andererseits kann dies Ausdruck der Anpassung an eine sozial geforderte Norm darstellen. Demnach würden die Studierenden dem Normdruck dadurch nachgeben, dass sie bereitwilliger solche Techniken bevorzugen, welche dem medizinischen Berufsbild entsprechen. Dabei wird der ärztliche Blick weg von der Arzt-Patienten-Beziehung hin zur Arzt-Symptom-Behandlung gelenkt und fixiert, was zur Vermeidung eines persönlichen emotionalen Umgangs mit dem Patienten führt und den klinischen Kontakt auf Symptomerkennung und Symptombeseitigung reduziert. Die Aspekte wie „Verschlechterung der Teamatmosphäre“ und „Bedenken wegen der Aggressivität von HIV-Patienten“, erfahren selten Zustimmung. Dies scheint der vorgängigen Interpretation zu widersprechen, es sei denn, dass Verdrängungsmechanismen einen massiven 85 Einfluss haben. Die Angabe von Ängsten im Bereich der Einstellungen spricht eher gegen einen solchen. Neben dem Aspekt der medizinischen Sozialisation besteht sicherlich der Einfluss einer gesellschaftlichen Sozialisation. Die beiden Autorinnen Sontag (1989) und Bleibtreu-Ehrenberg (1989) gehen diesem Thema nach. So existieren gesellschaftlich historische Denk- und Gefühlstraditionen, welche eine Kongruenzkonstellation wie „AIDS = Sünde = Homosexualität = Sex = Tod“ annehmen und Ausdruck einer Vermischung von emotionalen und kognitiven Ebenen sind. Dies erfolgt den Autorinnen zu Folge auf bewusster Ebene durch Rollenvorbilder sozialer Gemeinschaften oder unbewusst im sozialen Kontext und spezifischen Tabukonstellationen in der Kommunikation. So werden Gedanken-, Emotions- und Handlungsmuster in der sozialen Gruppe über die Generationenfolge weitergegeben. Ein neues Phänomen trifft auf diese Grundmuster und verbindet sich umso leichter, je mehr inhaltliche Anknüpfungspunkte bestehen. Aufgrund unserer Herangehensweise können wir aus unseren Ergebnissen hierfür keine konkreten Hinweise herausziehen. Wenn wir einen Einfluss der beruflichen Sozialisation annehmen, sollte eine ebensolche gesellschaftliche Sozialisation auch gegeben sein, da der Beruf des Arztes auch aus einem gesellschaftshistorischen Hintergrund hervorgegangen ist. Zudem sind die Medizinstudierenden als Gesellschaftsmitglieder wesentlich länger sozialisiert worden. Es bestehen auch Kognitionen der Normalbevölkerung, welche Charakteristika des Berufsbildes Arzt entsprechen, was bedeutet, dass diese nicht erst neu im Zuge der Ausbildung erworben werden müssen (gesellschaftliche Denktraditionen im Sinne Flecks). Der letzte Aspekt des Bereichs der Zustimmungen betraf die mehrheitliche Angabe bezüglich der Durchführung der Mund-zu-Mund-Beatmung. Dieses Ergebnis steht klar im Widerspruch zu allen gemachten Aussagen. Eine solche Behandlung würde geringe Ängste implizieren, da bei dieser medizinischen Praktik ein sehr naher Kontakt entsteht. Die meisten Aussagen der Studierenden weisen jedoch darauf hin, dass gerade ein sehr naher Kontakt problematisch scheint. Nur dieses Item wurde als doppelte Verneinung formuliert, was die Medizinstudierenden möglicherweise übersehen haben. 86 Der Faktor „Angst und Vorwürfe“ vereinigt Items unspezifischer Angst und Bedrohung, als auch innere Angst wird Kontrollmechanismen und eigene Schuldzuweisungen. Die Kontrolle der dem persönlichen Verhalten und der Eigenverantwortung zugeschrieben. Dies ist wiederum konsistent mit den Anforderungen der Berufsrolle, aber auch die Verinnerlichung der Inhalte der AIDS-Aufklärung. Der Faktor „Kommunikation und Handeln“ verbindet die Standards der AIDSAufklärung und das von Arbeitsmedizinern und Hygienikern geforderte professionelle Arbeitsverhalten. Eine mögliche Verletzung wird bewusst wahrgenommen, mit Kollegen kommuniziert, aktive Hygienemaßnahmen in die Wege geleitet und Vorkehrungen getroffen (z.B. melden beim Personalarzt), die mögliche berufliche Infektion als Berufsunfall und –erkrankung anzuerkennen. Bei diesem Faktor liegt der Schwerpunkt auf persönlichen Kontrollüberzeugungen und Eigenverantwortlichkeit. Das Antwortverhalten entspricht einer angemessenen und geforderten professionellen Arbeitshaltung. „Vermeiden von Gefährdungssituationen“ ist Hauptaspekt des Faktors „Angst und Kontaktvermeidung“. Dieser Faktor thematisiert klar die professionelle Abkehr des Behandelnden vom Patienten, mittels professioneller Handlungsmöglichkeiten und Instrumentarium („Handschuhe“, „Waschen“, „Schutzkleidung“), da der infizierte Patient als Gefahrenquelle eingeschätzt und deshalb gemieden wird. Hier entsteht ein Schutz durch Vermeidung, was ebenfalls konsistent mit der Argumentation ist, dass medizinische Techniken genutzt werden, um mit der Rollenanforderung im Einklang zu sein. Dies weist auch auf eine berufliche Sozialisation hin, entspricht aber einer anderen Bewältigungsform im Umgang mit HIV-Infizierten und AIDS-Erkrankten als der beim Faktor „Kommunikation und Handeln“. Der Faktor „Schutzmaßnahmen Gefahrenabwehr Schutzmaßnahmen, durch welche die bei Kontakt“ Nutzung in diesem beschreibt vielfältiger Kontext eher die hygienischer nicht immer situationsangemessen erscheinen. Ebenso thematisiert er die bewusste Einhaltung der Schutzmaßnahmen trotz „Zeitdruck“, „Notsituation“, „Unachtsamkeit“, „Vergesslichkeit“ und auch dann, wenn sich der Patient von der Maßnahme unangenehm berührt fühlen könnte. Dieser Faktor vereinigt 87 sowohl Items von persönlichen als auch äußeren Kontrollüberzeugungen und repräsentiert eher eine idealisierte professionelle Haltung. Aus dem Ankreuzverhalten der Befragten geht hervor, dass sie sich hoch professionell verhalten, was allerdings nicht realistisch erscheint. Studierende haben noch nicht die geforderte Routine und neigen häufiger zur Selbstüberschätzung. Durch die theoretische Ausbildung sind ihnen die Schutzmassnahmen bekannt und bewusst. Sie vermitteln ihnen eine eher äußere Stabilität ihrer zukünftigen Berufsrolle. Die Angaben anderer Studierender (Muskin & Stevens (1990), dass sie häufig das „needle recapping“ beobachteten spricht eher gegen diese Ergebnisse Diese Problematik sollte in der Ausbildung stärker berücksichtigt werden. Insgesamt wurde im Bereich der Verhaltensvorstellungen ein sich mit dem Thema HIV und AIDS auseinandersetzendes Verhalten gefunden. Es gründet sich auch auf klinischen Erfahrungen. Anhand der Faktoren stehen sich ein aufgeklärtes und die Konfrontation suchendes Rollenverständnis und ein von Abwehr und Vermeidung geprägten Rollenverständnis gegenüber. Beide Haltungen stehen für typische Rollenidentitäten. Ob sie zu unterscheidende Teilpopulationen sind oder nur unterschiedliche Aspekte einer Gesamtidentität abbilden ist fraglich. Es ist eher zu erwarten, dass keine Medizinertypen identifiziert werden können, sondern komplexe Identitätsmuster angenommen werden müssen. Für die medizinische Ausbildung hätte dies sehr unterschiedliche Implikationen, wenn auf die Auszubildenden aktiv und bewusst Einfluss genommen werden soll. Zusammenhänge der Indices bzw. Faktoren untereinander Im folgenden Abschnitt werden die zuvor aufgeführten Faktoren untereinander in Beziehung gesetzt. Das herausragendste Ergebnis ist, dass alle Zusammenhänge inhaltlich konsistent zueinander sind. In den deutschen und internationalen Studien fanden sich mehrheitlich statistisch konsistente Zusammenhänge. Die Ergebnisse der gesamten Literatur zu Medizinstudierenden weisen inhaltlich starke Zusammenhänge zwischen den Bereichen Wissen, Einstellungen und Verhalten nach. Sie belegen die gegenseitige Einflussnahme dieser psychologischen Konstrukte, welche überwiegend inhaltlich konsistente Korrelationen abbilden. Die 88 miteinander korrelierten Dimensionen weisen gleichsinnige Bezüge zueinander auf. Häufig finden sich Zusammenhänge, wie z.B. guter Kenntnisstand mit positiven Einstellungen und anderen positiven Zusammenhängen. Die negative Ausprägung dieser Dimensionen untereinander ist ebenfalls häufig anzutreffen. So besteht wahrscheinlich ein globaler, interpersoneller bzw. systematischer Zusammenhang zwischen diesen Dimensionen, auf den möglicherweise die Unterschiede der Kultur, die religiösen Überzeugungen oder Nationalität kaum Einfluss haben oder diese implizit gleichgerichtete Überzeugungen vertreten. Ergebnis unserer Erhebung ist, je besser der Wissensstand der Befragten ist, um so seltener finden sich restriktive, angstgeprägte und resignative Einstellungen und negative Gefühle. Demnach steht das Wissensniveau im direkten Zusammenhang mit Einstellungen und Gefühlen bezüglich HIV und AIDS. Eine Verbesserung des Kenntnisstandes der Medizinstudierenden kann zur Verringerung restriktiver, ängstlicher und resignativer Einstellungsmuster führen, was ein wichtiges Ziel der AIDS-Aufklärung darstellt. Da die theoretische Wissensvermittlung die Basis der medizinischen Ausbildung ist, kommt eine Verbesserung des Kenntnisniveaus der bestehenden Ausbildungsrealität entgegen. Diese Zusammenhänge drücken jedoch keine Kausalitäten aus, wobei positive Einstellungen und zugewandtes Verhalten einen positiven Einfluss auf die Aneignung von theoretischem Wissen hätten. Wenn der Fokus vom reinen Faktenwissen hin zur Vermittlung und Erarbeitung von Bedeutungszusammenhängen und wissenskritischen Aspekten wechseln würde, würde möglicherweise mehr Wissenssicherheit entstehen, vor allem in Bezug auf das richtige Erkennen von falschen Antworten bezüglich HIV und AIDS. Die Ausbildungskurrikula der Universitäten in der Schweiz und in China könnten möglicherweise diesbezüglich Vorbildcharakter haben, da diese befragten Studierenden eine hohe Antwort-Sicherheit bei den auszuschließenden Fakten zu HIV und AIDS aufweisen (Dubois-Auber et al. 1993; Li et al.1993). Wird das Modell der „Meinungen untereinander“ untersucht, ergibt sich, dass eine stärker von Angst geprägte Einstellung mit einem höheren Empfinden von persönlicher Bedrohung und Zukunftspessimismus einhergeht. Je stärker restriktive Ansichten vertreten werden, desto größer sind die Empfindungen persönlicher Bedrohung, diffuser Angst und Zukunftspessimismus. 89 Die Zusammenhänge der Einstellungsmuster untereinander deuten auf eine hohe Konsistenz des Antwortverhaltens der Befragten hin, vor allem in Bezug auf Aussagen, die Befürchtungen und Ängste zum Thema haben. Neben der Relevanz des Kenntnisstandes, ist demnach auch die aktive Veränderung von Einstellungen notwendig, da die positive Veränderung eines Teilaspektes der Einstellungen sich positiv auf die jeweiligen anderen auswirkt. Johnson und Kollegen (1992) gleichbleibendes konnten über drei Wissensniveau und Erhebungszeitpunkte auf die hinweg Ausgangswerte ein sich zurückbewegende Einstellungswerte nach kurzer Verbesserung, belegen. Wenn dies sich in weiteren Studien als ein robustes Ergebnis erweist, ist davon auszugehen, dass Wissen mehr Stabilität aufweist als Meinungen und Gefühle. So kommt der Wissensbasis und Wissensbegründung wiederum eine bedeutsame Rolle zu, da Inhalte später weniger oder nur schwer zu verändern sind. Wenn die Einstellungen die Tendenz haben, sich über einen Zeitraum auf ihr Ausgangsniveau zurückzubewegen, braucht es möglicherweise wiederholte Konfrontationen mit relevanten Einstellungsaspekten, um eine stabile Veränderung von Einstellungsmustern zu bewirken. Dies wird in modernen Weiterbildungsansätzen vertreten. Dies spricht aber womöglich für eine Grundtendenz, dass ein so gewonnenes erwünschtes Einstellungsniveau nur künstlich (durch ständiges Wiederholen) aufrechterhalten werden kann. Geyer und Kollegen (1997) argumentieren, dass das Itemdesign das Antwortverhalten im Bereich Wissen stark beeinflusst. Würde dies auch für andere Fragenbereiche zutreffen, wäre die gefundene Antwortkonsistenz möglicherweise hierdurch begründet und stellt einen Artefakt dar. Hierfür spricht, dass in der Literatur nur wenige Autoren positive Fragenformulierungen wählen. Am Beispiel „Homosexualität ist ekelhaft“ (Bredemeier 1991) vs. „Homosexualität ist toll“ ist nachvollziehbar, dass einerseits die geringere Bejahung des einen Items nicht notwendigerweise eine größere Zustimmung des anderen entspricht, da Wörter auch Signalcharakter haben, was emotional andere Reaktionen auslösen kann und im Zwischenraum gegensätzlicher Begriffspaare sich nicht unbedingt ein diskretes lineares Kontinuum abbildet. Dieses Argument schwächt die Bedeutung einer hohen Antwortkonsistenz als Interpretationsansatz. Auch die Items unseres Fragebogens folgen dieser Tendenz, was dem traditionellen Charakter der Einstellungsforschung 90 entspricht, unseres Erachtens jedoch überdacht werden sollte. Gegenwärtig scheint die empirische Forschung diesen Aspekt mehr zu berücksichtigen. Die Zusammenhänge der vier Verhaltensfaktoren untereinander ergeben drei signifikante Korrelationen. Je mehr die Studierenden ihr Verhalten an der Reaktionsweise „Angst und Vorwürfe“ nach Kanülenstich orientieren, desto mehr zeigen sie Verhaltensmuster in Richtung „Angst und Vermeidung“ und „Schutzmaßnahmen bei Kontakt“ in Risikosituationen. Ein Verhaltensmuster, welches unspezifische Angst, Bedrohungsempfindungen und persönliche Kontrollüberzeugungen vereint, tritt entsprechend häufig mit solchen Mustern auf, welche passiv durch Vermeidung und aktiv durch Gefahrenabwehr mittels professioneller Möglichkeiten den Umgang mit HIV-Infizierten und AIDSErkrankten zu regeln sucht. Dies spricht für Gemeinsamkeiten auf der Einstellungs- und Verhaltensebene. Das Verhalten „Angst und Vermeidung“ von Kontakt zu HIV- und AIDSPatienten steht in einem sich ausschließenden Verhältnis zum aktiven Handlungsmuster „Kommunikation und Handeln“ nach Kanülenstich. Konfrontative aktive Handlungsvorstellungen sind auch im Alltag gegensätzlich zu Vermeidungsverhalten. Die Korrelation „Meinungen und Handeln“ zeigt zunächst, dass das Reaktionsmuster „Kommunikation und Handeln“ nach einem Kanülenstich mit keinem der vier Einstellungsfaktoren zusammenhängt. Es zeigt auch, dass je mehr ein aktives Verhaltensmuster „Schutzmaßnahmen bei Kontakt“ vorliegt, desto mehr befürworten die Studierenden restriktive Einstellungen. Gefahrenabwehr mittels professioneller Möglichkeiten steht inhaltlich den Items des Faktors „Restriktion“ nahe. Dort vereint sich eine moralische Haltung gegenüber HIV-Infizierten und AIDS-Erkrankten, welche durch Information, Meldung und Testung (medizinische Möglichkeiten) sich zu distanzieren sucht. Es wird versucht, mittels kommunikativer Muster und Aufdeckung (Trennung der Betroffenen von den Nichtbetroffenen) soziale Kontrolle durch institutionelle (berufliche, staatliche) und persönliche Maßnahmen auszuüben. Je mehr das Verhaltensmuster „Angst und Kontaktvermeidung“ angegeben wird, desto häufiger treten restriktive Einstellungen, diffuse Ängste, persönliche 91 Bedrohung und Zukunftspessimismus auf. Dies erscheint offensichtlich, da Ängste und Vermeidung Hauptaspekte dieser Einstellungsfaktoren sind. Hier zeigt sich wieder ein Hinweis auf eine hohe inhaltliche Konsistenz des Antwortverhaltens. Je mehr das Verhaltensmuster „Angst und Vorwürfe“ bei Kanülenstich genutzt wird, desto mehr geben die Studierenden diffuse Angst, persönliche Bedrohung und Zukunftspessimismus an. Dieses Ergebnis zeigt, dass Einstellungen und Gefühle, die von Angst und Befürchtungen in Bezug auf AIDS geprägt sind, verstärkt mit Verhaltens- und Handlungsmustern einhergehen, welche aufgrund von Angst zu Kontaktvermeidung führen. Das bestätigt die Annahme, dass kommunikative, eher professionell ausgerichtete Handlungsvorstellungen inhaltlich getrennt von den restriktiven, ängstlichen Einstellungen und Gefühlen sind. Im multivariaten Modell (verhaltensbegründende Faktoren) ist vor allem ein Ergebniszusammenhang erwähnenswert. Die beiden Reaktionsmuster „Kommunikation und Handeln bei Kanülenstich“ und „Schutzmaßnahmen bei Kontakt“ werden verstärkt von Studierenden angegeben, welche Erfahrungen mit HIV-positiven Patienten angeben. Das kann darauf hinweisen, dass es zwei verschiedene Verhaltenstypen bzw. Verhaltensausprägungen gibt, welche sich in ihrem Umgang mit HIV und AIDS unterscheiden. Zeigen die einen eine gewünschte ethische Grundhaltung (z.B. „Konfrontation“, „darüber sprechen“) und professionell gefordertes Vorgehen (z.B. „Personalarztmeldung bei Verletzung“), zeigen die anderen eine Handhabung, welche medizinische Techniken nutzt, um Abstand zwischen sich und dem Patient zu schaffen und dadurch sich zu schützen. Dabei geben die Studierenden ein ungewöhnlich hohes Maß an Selbstdisziplin an. Sogar in schwierigsten Situationen meinen sie an alle adäquaten Schutzmaßnahmen denken zu können, was nicht realistisch erscheint und der allgemeinen Erfahrung. Beschreibt der Faktor „Kommunikation und Handeln bei Kanülenstich“ einen Umgang bei dem der Befragte in Beziehung mit anderen tritt, bemüht sich das Verhaltensmuster „Schutzmaßnahmen bei Kontakt“ um einen auf Symptome fokussierenden Umgang, was häufig auch der Vermeidung von „in Beziehung treten“ entspricht. Die gleichzeitige Befürwortung von restriktiven Einstellungen unterstreicht diesen Aspekt. 92 Aus dem gesagten geht hervor, dass die einen über die Beziehung und die anderen über die Symptombekämpfung mit ihren Ängsten und Sorgen umgehen. Je nach Betrachtungsweise der Studierenden steht der Mensch als Ganzes im Vordergrund oder das Symptom. Das heißt, möglicherweise trennen die Studierenden das Symptom vom Menschen. Wie in der theoretischen Ausbildung häufig, steht die Erkennung und Unterscheidung von Symptomen im Vordergrund. Behandlungen zielen damit übereinstimmend in erster Linie auf die Symptombekämpfung ab. Diesem Denken zur Folge wäre der Mensch nach Symptombeseitigung gesund. Im Alltag empfindet sich ein Mensch aber erst durch Auftauchen eines Symptoms als krank. Er tritt zunächst als Person dem Arzt gegenüber und der neue Aspekt, das ungesunde Symptom und die Behandlung des Arztes machen ihn erst zum Patienten. Im Empfinden des Patienten steht er immer als Person im Vordergrund und das Symptom kommt und geht. Mit dieser Realität werden die meisten Studierenden erst im Alltag konfrontiert, was ihnen die Konflikte in der Arzt-Patienten-Kommunikation verständlicher machen kann. Die Integration dieser beiden Aspekte erscheint folglich wichtiges Ausbildungsziel zukünftiger Ärzte zu sein. 93 6. Zusammenfassung und Ausblick Mit unserem adaptierten Studierendenkollektiven der Fragebogen, Universitäten den in wir Freiburg verschiedenen und Mainz im Erhebungszeitraum 1989, 1994 und 1998 zur Beantwortung vorgelegt haben, wollten wir deren Kenntnisstand, Einstellungen und Verhalten bezüglich des Themas HIV und AIDS erfahren. Insgesamt wurden 501 Fragebogen ausgewertet. Im Vergleich zur Literatur ist unser Ergebnis ähnlich dem der internationalen und etwas besser als das der deutschen Studien. Der Kenntnisstand unserer Befragten war normal verteilt. Es ergab sich eine größere Antwortsicherheit bezüglich Kerninhalten zu HIV und AIDS und eine geringere bezüglich auszuschließender Infektionswege, was auch mehrfach in der Literatur beschrieben wurde. Im Bereich der Einstellungen ergaben sich als mittelgradig zu bewertende Ausprägung von Angst, Infektionsängsten und Risikoeinschätzungen sowie gering bewertete restriktive Einstellungen. Im Bereich der Einstellungen konnten vier Faktoren: „Pessimismus“, „Restriktion“, „diffuse Angst“ und „persönliche Bedrohung“ gefunden werden. Die letzten drei bilden inhaltlich die Komponenten klinisch relevanter Angst ab. Im Bereich des Verhaltens konnte in unserer Erhebung als Dimensionen eine hohe Behandlungsbereitschaft und eine als mittelgradig zu bewertende Anzahl klinischer Kontakte mit HIV-Patienten gefunden werden. Die vier Faktoren: „Angst und Vorwürfe“, Kommunikation und Handeln“, „Angst und Kontaktvermeindung“ und „Schutzmassnahmen bei Kontakt“, des Bereichs Verhalten trennen einen aufgeklärten, den Kontakt und Beziehung suchenden gleichzeitig den eigenen Schutz vernachlässigenden von einem abwehrenden, vermeidenden auf die Symptombehandlung reduzierten Umgang. Diese typische Handlungsmuster des klinischen Alltags. Letztlich ist die Integration von adäquater Behandlung unter Beachtung geeigneter Schutzmassnahmen, um eine tragfähige Arzt-Patient-Beziehung zu etablieren essentiell. Die Mehrheit der befragten Studierenden drückt ihren Wunsch nach mehr Informationen gerade im Bereich Umgang mit HIV-Infizierten aus, was die Wichtigkeit dieser Aussage unterstreicht. 94 7. Literatur Arbeitskreis Medizinerausbildung der Robert Bosch Stiftung (1995): Beiträge zur Gesundheitsökonomie 26: Das Arztbild der Zukunft: Analysen künftiger Anforderungen an den Arzt; Konsequenz für die Ausbildung und Wege zu ihrer Reform. 3., vollst. überarb. Aufl. Bleicher Verlag Gerlingen Baguma P.K. (1992): AIDS-related stigma, personal risk and career objectives among Makerere students. Journal of Community and Applied Social Psychology; Vol. 2 (2): 105-12 Berger P.L., Luckmann T. (1996): Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Fischer Verlag, Frankfurt a M. Bernstein C.A., Rabkin J.G., Wolland H. 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Anhang 104 Anhang I 105 Tabelle A 1 Erstautor Jahr Wissen befragt Wissensbewertung (Index) Ausgeschlossene Infektionswege befragt Elford 1984 nein - nein Morton 1986 ja gut nein Goldmann 1987 nein - nein Kelley 1987 nein - nein Royse 1987 nein - nein Whalen 1987 nein - nein Fisher 1988 ja gut nein Imperato 1988 nein - nein Landefeld 1988 ja mittel ja Link 1988 ja - ja Merril 1989 nein - nein Strunin 1989 ja gut ja Bernstein 1990 ja - nein Curry 1990 ja gut nein Feldmann 1990 nein - nein Ficarrotto 1990 ja - nein McGrory 1990 nein - nein Muskin 1990 ja mittel nein Polan 1990 nein - nein Tesch 1990 ja mittel nein Thomas 1990 ja gut nein Bliwise 1991 nein - nein Bredemeier 1991 ja gut ja Caroll 1991 nein - nein Christiansen 1991 nein - nein Gann 1991 nein - nein Simon 1991 ja mittel nein Baguma 1992 nein - nein Johnson 1992 ja gut nein Odebiyi 1992 ja mittel nein Singh 1992 ja gut ja Wolf 1992 nein - nein Dubois 1993 ja gut ja (gut) Evans 1993 ja mittel nein Li 1993 ja gut ja (gut) Loring 1993 nein - nein Weyant 1993 ja gut nein Farquhar 1995 nein - nein McDaniel 1995 ja mittel Nein Wickramasriya 1995 nein - Nein 106 Brachmann 1996 ja gut Ja Carter 1996 nein - Nein N = 42 Jahr Wissen befragt Wissensbewertung (Index) Ausgeschlossene Infektionswege befragt Tabelle 15 (A1) Auflistung der internationalen Studien (Wissensbereich) Tabelle A 2 Erstautor Jahr Einstellung befragt Bewertung der Angst (Index) Bewertung der Infektionsangst /-risiko (Index) Positive Items Bewertung der restriktiven Einstellung (Index) Elford 1984 ja - - - - Morton 1986 ja hoch hoch - wenig Goldmann 1987 ja ja (N unbek.) - - - Kelley 1987 ja - - - - Royse 1987 ja hoch - - - Whalen 1987 ja - - - - Fisher 1988 ja - - - - Imperato 1988 ja mittel hoch - - Landefeld 1988 ja wenig wenig - wenig Link 1988 ja mittel hoch - - Merril 1989 ja - - - - Strunin 1989 ja wenig hoch - - Bernstein 1990 ja hoch hoch - - Curry 1990 ja hoch hoch 5 Items wenig Feldmann 1990 ja hoch mittel 4 Items stark Ficarrotto 1990 ja - - - - McGrory 1990 ja mittel - - - Muskin 1990 ja - - - - Polan 1990 ja hoch hoch 1 Item - Tesch 1990 ja - - - mittel Thomas 1990 ja hoch hoch - - Bliwise 1991 ja hoch hoch 2 Items wenig Bredemeier 1991 ja hoch hoch 7 Items stark Caroll 1991 ja hoch - - - Christiansen 1991 ja hoch - - - Gann 1991 ja - hoch - mittel Simon 1991 ja mittel wenig ja (N unbek.) - Baguma 1992 ja ja (N unbek.) hoch - wenig Johnson 1992 ja - - - - Odebiyi 1992 ja - - - - Singh 1992 ja hoch wenig - - 107 Wolf 1992 ja - - - - Dubois 1993 ja hoch hoch 1 Item mittel Evans 1993 ja ja (N unbek.) mitttel 1 Item wenig Li 1993 ja mittel - - mittel Loring 1993 ja hoch hoch - - Weyant 1993 ja mittel wenig - - Farquhar 1995 nein ja (N unbek.) - - McDaniel 1995 ja wenig - Viele (N unbek.) wenig Wickramasriya 1995 ja hoch hoch 5 Items wenig Brachmann 1996 ja hoch - - - Carter 1996 ja wenig - 2 Items - N = 42 Jahr Einstellung befragt Bewertung der Angst (Index) Bewertung der Infektionsangst /-risiko (Index) Positive Items Bewertung der restriktiven Einstellung (Index) Tabelle 16: (A2) Auflistung der internationalen Studien (Einstellungsbereich) Tabelle A 3 Erstautor Jahr Verhalten befragt Elford Morton Goldmann Kelley Royse Whalen Fisher Imperato Landefeld Link Merril Strunin Bernstein Curry Feldmann Ficarrotto McGrory Muskin Polan Tesch Thomas Bliwise Bredemeier Caroll Christiansen 1984 1986 1987 1987 1987 1987 1988 1988 1988 1988 1989 1989 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1991 1991 1991 1991 nein nein nein nein nein ja ja ja nein ja nein ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja HIV- u. AIDSBewertung der Behandlungsbereitschaft Patientenkontakt (Index) Ableh. Zustim. Zustim. Zustim. Ableh. Zustim. Ableh. Ableh. Zustim. Ableh. Ableh. Ableh. Ableh. Ableh. Zustim. nein nein nein nein nein nein nein mittel nein wenig nein nein nein nein nein ja (N unbek.) viel nein ja (N unbek.) nein nein nein wenig nein nein 108 Gann Simon Baguma Johnson Odebiyi Singh Wolf Dubois Evans Li Loring Weyant Farquhar McDaniel Wickramasriya Brachmann Carter 1991 1991 1992 1992 1992 1992 1992 1993 1993 1993 1993 1993 1995 1995 1995 1996 1996 N = 42 Jahr ja ja ja nein ja ja ja ja ja nein ja ja ja ja ja ja ja Verhalten befragt Zustim. Zustim. Zustim. Zustim. Zustim. Zustim. Ableh. Zustim. Zustim. nein nein nein nein nein nein nein wenig nein nein mittel nein nein nein nein viel nein Bewertung der HIV- u. AIDSBehandlungsbereitschaft Patientenkontakt (Index) Tabelle 17: (A3) Auflistung der internationalen Studien (Verhaltensbereich) 109 Überblick A 4 (A1 - A3) Zusammenfassung der Tabelle A 1-3 ja/ Zustimmung Wissen befragt 22 Wissensbewertung (Index) 12 Ausgeschlossene Infektionswege befragt 6 Einstellung befragt 41 Bewertung der Angst (Index) 4 Bewertung der Infektionsangst /-risiko (Index) Positive Items gut/hoch/ viel/stak Mittel Wenig Ablehnung 7 2 33 Bewertung der Behandlungsbereitschaft 14 HIV- u. AIDSPatientenkontakt (Index) 2 20 42 23 42 34 42 1 42 6 4 12 42 15 2 4 21 42 31 42 28 42 9 42 18 42 33 42 2 Verhalten befragt Summe 16 11 Bewertung der restriktiven Einstellung (Index) Nein / keine Angaben 4 8 10 2 2 3 Tabelle 18: (A4) Zusammenfassung der Teilbereiche (Wissen, Einstellung, Verhalten) der internationalen Studien 110 Tabelle B 1 Erstautor Jahr Wissen befragt Wissensbewertung (Index) Ausgeschlossene Infektionswege befragt Elsing 1991 Ja gut ja Kochen 1991 Ja gut ja Warnking 1994 Ja gut ja Klewer 1996 Ja gut ja Klewer 1997 Ja schlecht nein Klewer 2001 Ja mittel ja Waldvogel 1991 Nein nein nein Geyer 1997 Ja mittel nein N=8 Jahr Wissen befragt Wissensbewertung (Index) Ausgeschlossene Infektionswege befragt Watson 2007 ja mittel ja Tabelle 19: (B1)Auflistung der nationalen Studien (Wissensbereich). Ergebnisse dieser Arbeit grau unterlegt Tabelle B 2 Erstautor Jahr Einstellung befragt Bewertung der Angst (Index) Bewertung der Infektionsangst /-risiko (Index) Positive Items Bewertung der restriktiven Einstellung (Index) Elsing 1991 nein - - - - Kochen 1991 nein - - - - Warnking 1994 ja mittel mittel - stark Klewer 1996 nein - - - - Klewer 1997 nein - - - - Klewer 2001 nein - - - - Waldvogel 1991 ja hoch mittel - - Geyer 1997 nein - - - - N=8 Jahr Einstellung befragt Bewertung der Angst (Index) Bewertung der Infektionsangst /-risiko (Index) Positive Items Bewertung der restriktiven Einstellung (Index) Watson 2007 ja hoch mittel 1 Item mittel Tabelle 20: (B2) Auflistung der nationalen Studien (Einstellungsbereich). Ergebnisse dieser Arbeit grau unterlegt 111 Tabelle B 3 Erstautor Jahr Verhalten befragt Bewertung der Behandlungsbereitschaft HIV- u. AIDSPatientenkontakt (Index) Elsing 1991 nein - - Kochen 1991 nein - - Warnking 1994 ja - - Klewer 1996 ja - - Klewer 1997 nein - - Klewer 2001 nein - - Waldvogel 1991 nein - - Geyer 1997 nein - - N=8 Jahr Verhalten befragt Bewertung der Behandlungsbereitschaft HIV- u. AIDSPatientenkontakt (Index) Watson 2007 ja Zustim, mittel Tabelle 21: (B3) Auflistung der nationalen Studien (Verhaltensbereich). Ergebnisse dieser Arbeit grau unterlegt Überblick B 4 (B1 – B3) Zusammenfassung der Tabelle B 1-3 ja/ Zustim. gut/hoch/ viel/stak Mittel Wenig/ Schlecht Nein / keine Angaben Summe 1 8 1 8 5 3 8 2 6 8 1 6 8 2 6 8 8 8 7 8 6 8 8 8 8 8 Wissen befragt 7 Wissens-bewertung (Index) Ausgeschlos-sene Infektions-wege befragt 4 2 1 Einstellung befragt Bewertung der Angst (Index) 1 Bewertung der Infektionsangst /-risiko (Index) Positive Items Bewertung der restriktiven Einstellung (Index) Verhalten befragt Bewertung der Behandlungs-bereitschaft HIV- u. AIDSPatienten-kontakt (Index) 1 2 Tabelle 22: (B4)Zusammenfassung der Teilbereiche (Wissen, Einstellung, Verhalten) der nationalen Studien. Ergebnisse dieser Arbeit grau unterlegt 112 C1 Erstautor Jahr Gutes Wissen korreliert mit positiver Einstellung Gutes Wissen korreliert mit positivem Verhalten Schlechtes Schlechtes Wissen korreliert Wissen korreliert mit negativen mit negativem Einstellungen Verhalten Elford 1984 - - - - Morton 1986 - - - - Goldmann 1987 - - - - Kelley 1987 - - - - Royse 1987 - - - - Whalen 1987 - - - - Fisher 1988 - - - - Imperato 1988 - - - - Landefeld 1988 - - - - Link 1988 - - - - Merril 1989 - - - - Strunin 1989 - - - - Bernstein 1990 - - - - Curry 1990 - - - - Feldmann 1990 - - - - Ficarrotto 1990 - - - - McGrory 1990 - - - - Muskin 1990 - neg. Verhalten - - Polan 1990 - - - - Tesch 1990 Neg. Einstellung - - - Thomas 1990 - - - - Bliwise 1991 - - - - Bredemeier 1991 ja - - - Caroll 1991 - - - - Christiansen 1991 - - - - Gann 1991 - - - - Simon 1991 - ja - ja Baguma 1992 - - - - Johnson 1992 ja - - - Odebiyi 1992 - - - - Singh 1992 - - - - Wolf 1992 - - - - Dubois 1993 - - ja ja Evans 1993 ja - - - Li 1993 - - - - Loring 1993 - - - - Weyant 1993 - - - - Farquhar 1995 - - - - McDaniel 1995 - - - - 113 Wickramasriya 1995 - - - - Brachmann 1996 - - - - Carter 1996 - - - - N = 42 Jahr Gutes Wissen korreliert mit positiver Einstellung Gutes Wissen korreliert mit positivem Verhalten Schlechtes Schlechtes Wissen korreliert Wissen korreliert mit negativen mit negativem Einstellungen Verhalten Tabelle 23: (C1) Auflistung der Zusammenhänge der internationalen Studien (Wissensbereich). Zusätzliche Ergebnisse grau unterlegt. C2 Erstautor Jahr Positive Einstellungen korrelieren mit gutem Wissen Positive Einstellungen korrelieren mit positivem Verhalten Negative Einstellungen korrelieren mit schlechtem Wissen Negative Einstellungen korrelieren mit negativem Verhalten Elford 1984 - - - - Morton 1986 - - ja - Goldmann 1987 - - - - Kelley 1987 - - - - Royse 1987 - - viel Angst - Whalen 1987 - - - - Fisher 1988 - - ja - Imperato 1988 - - - ja Landefeld 1988 - - ja - Link 1988 - - - pos. Verhalten Merril 1989 - - neg. Einstell. - Strunin 1989 - - - - Bernstein 1990 - - neg. Einstell. ja Curry 1990 - - - - Feldmann 1990 - - - - Ficarrotto 1990 - - ja ja McGrory 1990 - - - - Muskin 1990 - - - - Polan 1990 - - - - Tesch 1990 - - - - Thomas 1990 - - - - Bliwise 1991 - - viel Angst ja Bredemeier 1991 - - - - Caroll 1991 - - ja - Christiansen 1991 - - - - Gann 1991 - - - - Simon 1991 - ja - ja Baguma 1992 - - - - 114 Johnson 1992 Pos. Einstell. ja - - Odebiyi 1992 - - - - Singh 1992 - - - - Wolf 1992 - - - ja Dubois 1993 - - - - Evans 1993 - - neg. Eistell. - Li 1993 - - neg. Eistell. - Loring 1993 - - - - Weyant 1993 - - - - Farquhar 1995 - - - - McDaniel 1995 - neg. Verhalten - ja Wickramasriya 1995 - - - - Brachmann 1996 - - - - Carter 1996 - - - ja N = 42 Jahr Positive Einstellungen korrelieren mit gutem Wissen Positive Einstellungen korrelieren mit positivem Verhalten Negative Einstellungen korrelieren mit schlechtem Wissen Negative Einstellungen korrelieren mit negativem Verhalten Tabelle 24: (C2) Auflistung der Zusammenhänge der internationalen Studien (Einstellungsbereich). Zusätzliche Ergebnisse grau unterlegt. C3 Erstautor Jahr Positives Verhalten korreliert mit gutem Wissen Positives Verhalten korreliert mit positiven Einstellungen Negatives Verhalten korreliert mit schlechtem Wissen Negatives Verhalten korreliert mit negativen Einstellungen Elford 1984 - - - - Morton 1986 - - - - Goldmann 1987 - - - - Kelley 1987 - - - - Royse 1987 - - - - Whalen 1987 - - - - Fisher 1988 - - - - Imperato 1988 - - - - Landefeld 1988 - - - - Link 1988 - - - - Merril 1989 - - - - Strunin 1989 - - ja ja und viel Angst Bernstein 1990 - - - - Curry 1990 - ja - - Feldmann 1990 - - - - Ficarrotto 1990 - - ja - 115 McGrory 1990 - - - - Muskin 1990 - - - - Polan 1990 - - - - Tesch 1990 - - - - Thomas 1990 - - - - Bliwise 1991 - - - - Bredemeier 1991 - - - - Caroll 1991 - - - - Christiansen 1991 - - - - Gann 1991 - - - - Simon 1991 ja ja - - Baguma 1992 - - - - Johnson 1992 ja ja - - Odebiyi 1992 - - - - Singh 1992 - - - - Wolf 1992 - - - - Dubois 1993 - - ja ja Evans 1993 - - - - Li 1993 - - - - Loring 1993 - - - - Weyant 1993 - - - - Farquhar 1995 - - - - McDaniel 1995 - - - - Wickramasriya 1995 - - - - Brachmann 1996 - - - - Carter 1996 - - - - N = 42 Jahr Positives Verhalten korreliert mit gutem Wissen Positives Verhalten korreliert mit positiven Einstellungen Negatives Verhalten korreliert mit schlechtem Wissen Negatives Verhalten korreliert mit negativen Einstellungen Tabelle 25: (C3) Auflistung der Zusammenhänge der internationalen Studien (Verhaltensbereich). Zusätzliche Ergebnisse grau unterlegt. 116 Überblick C 4 (C1 – C3) der internationalen Studien Angeben Keine Angaben Summe Gutes Wissen korreliert mit positiver Einstellung 3 39 42 Gutes Wissen korreliert mit negative Einstellung 1 41 42 Gutes Wissen korreliert mit positivem Verhalten 1 41 42 Gutes Wissen korreliert mit negativem Verhalten 1 41 42 Schlechtes Wissen korreliert mit negativen Einstellungen 1 41 42 Schlechtes Wissen korreliert mit negativem Verhalten 2 40 42 Positive Einstellungen korrelieren mit gutem Wissen 0 42 42 Positive Einstellungen korrelieren mit positivem Verhalten 2 40 42 Positive Einstellungen korrelieren mit positiven Einstellungen 1 41 42 Positive Einstellungen korrelieren mit negativem Verhalten 1 41 42 Negative Einstellungen korrelieren mit schlechtem Wissen 4 38 42 Negative Einstellungen korrelieren mit negativen Einstellungen 7 35 42 Negative Einstellungen korrelieren mit viel Angst Negative Einstellungen korrelieren mit negativem Verhalten 2 8 40 34 42 42 Negative Einstellungen korrelieren mit positivem Verhalten 1 41 42 Positives Verhalten korreliert mit gutem Wissen 2 40 42 Positives Verhalten korreliert mit positiven Einstellungen 3 39 42 Negatives Verhalten korreliert mit schlechtem Wissen 3 39 42 Negatives Verhalten korreliert mit negativen Einstellungen 2 40 42 Negatives Verhalten korreliert mit viel Angst 1 41 42 Zusammenhänge C 1 – 3 Tabelle 26: (C4) Zusammenfassung der Zusammenhänge derTeilbereiche (Wissen, Einstellung, Verhalten) der internationalen Studien. 117 D1 Gutes Wissen korreliert mit positiver Einstellung Gutes Wissen korreliert mit positivem Verhalten Schlechtes Schlechtes Wissen korreliert Wissen korreliert mit negativen mit negativem Einstellungen Verhalten Erstautor Jahr Elsing 1991 ja ja - ja Kochen 1991 - - - - Warnking 1994 - - - - Klewer 1996 - - - - Klewer 1997 - - - - Klewer 2001 - - - - Waldvogel 1991 - - - - Geyer 1997 N=8 Jahr Gutes Wissen korreliert mit positiver Einstellung Gutes Wissen korreliert mit positivem Verhalten Schlechtes Schlechtes Wissen korreliert Wissen korreliert mit negativen mit negativem Einstellungen Verhalten Tabelle 27: (D1) Auflistung der Zusammenhänge der nationalen Studien (Wissensbereich). D2 Erstautor Jahr Positive Einstellungen korrelieren mit gutem Wissen Positive Einstellungen korrelieren mit positivem Verhalten Negative Einstellungen korrelieren mit schlechtem Wissen Negative Einstellungen korrelieren mit negativem Verhalten Elsing 1991 - - - - Kochen 1991 - - - - Warnking 1994 - - - - Klewer 1996 - - - - Klewer 1997 - - - - Klewer 2001 - - - - Waldvogel 1991 - - - - Geyer 1997 - - - - Positive Einstellungen korrelieren mit gutem Wissen Positive Einstellungen korrelieren mit positivem Verhalten Negative Einstellungen korrelieren mit schlechtem Wissen Negative Einstellungen korrelieren mit negativem Verhalten N=8 Jahr Tabelle 28: (D2) Auflistung der Zusammenhänge der nationalen Studien (Einstellungsbereich) 118 D3 Erstautor Jahr Positives Verhalten korreliert mit gutem Wissen Positives Verhalten korreliert mit positiven Einstellungen Negatives Verhalten korreliert mit schlechtem Wissen Negatives Verhalten korreliert mit negativen Einstellungen Elsing 1991 - - - - Kochen 1991 - - - - Warnking 1994 - - - - Klewer 1996 - - - - Klewer 1997 - - - -- Klewer 2001 - -- - - Waldvogel 1991 - - - - Geyer 1997 - Positives Verhalten korreliert mit positiven Einstellungen Negatives Verhalten korreliert mit schlechtem Wissen Negatives Verhalten korreliert mit negativen Einstellungen N=8 Jahr Positives Verhalten korreliert mit gutem Wissen Tabelle 29: (D3) Auflistung der Zusammenhänge der nationalen Studien (Verhaltensbereich) Überblick D 4 (D1 – D3) der nationalen Studien Angeben Keine Angaben Summe Gutes Wissen korreliert mit positiver Einstellung 1 7 8 Gutes Wissen korreliert mit negative Einstellung - 8 8 Wissen untereinander positiv Korr - 8 8 Gutes Wissen korreliert mit positivem Verhalten 1 7 8 Gutes Wissen korreliert mit negativem Verhalten - 8 8 Schlechtes Wissen korreliert mit negativen Einstellungen - 8 8 Schlechtes Wissen korreliert mit negativem Verhalten 1 7 8 Positive Einstellungen korrelieren mit gutem Wissen - 8 8 Positive Einstellungen korrelieren mit positivem Verhalten - 8 8 Positive Einstellungen korrelieren mit positiven Einstellungen - 8 8 Positive Einstellungen korrelieren mit negativem Verhalten - 8 8 Negative Einstellungen korrelieren mit schlechtem Wissen - 8 8 Zusammenhänge C 1 – 3 119 Negative Einstellungen korrelieren mit negativen Einstellungen - 8 8 Negative Einstellungen korrelieren mit viel Angst - 8 8 Negative Einstellungen korrelieren mit negativem Verhalten - 8 8 Negative Einstellungen korrelieren mit positivem Verhalten - 8 8 Positives Verhalten korreliert mit gutem Wissen - 8 8 Positives Verhalten korreliert mit positiven Einstellungen - 8 8 Negatives Verhalten korreliert mit schlechtem Wissen - 8 8 Negatives Verhalten korreliert mit negativen Einstellungen - 8 8 Negatives Verhalten korreliert mit viel Angst - 8 8 Tabelle 30: (D4) Zusammenfassung der Zusammenhänge derTeilbereiche (Wissen, Einstellung, Verhalten) der nationalen Studien. 120 Anhang II 121 Fragebogen zum wahrgenommenen HTV-Infektionsrisiko im Berufsalltag Informationsstand (F1) (F1) Wie gut sind Sie heute über AIDS informiert? gar nicht wenig mittel □ □ □ gut □ sehr gut □ In welchen Bereichen wünschen Sie mehr Information? (F2)□ Über medizinische Fakten (F3)□ Über Möglichkeiten, sich vor einer Infektion zu schützen (F4)□ Informationen zum HIV/HTLV-III-Antikörpertest (F5)□ Über Umgang mit HlV-infizierten Patienten (F6)□ Sonstiges ........................................................... (F7) Glauben Sie, daß Sie in Ihrer Ausbildung ausreichend über AIDS informiert werden? gar nicht wenig mittel gut sehr gut □ □ □ □ □ (F8) Wieviele Menschen sind Ihrer Ansicht nach derzeit in der Bundesrepublik mit dem HIV-Erreger infiziert? □ bis 1.000 □ bis 200.000 □ bis 10.000 □ bis 500.000 □ bis 50.000 □ mehr als 500.000 □ bis 100.000 (F9) Wie hoch schätzen Sie die Zahl der an AIDS erkrankten Personen in der BRD ein? ca. 10.000 □ ca. 1.000 □ □ ca. 2.000 □ ca. 20.000 □ ca. 5.000 (F10) Wie groß ist Ihr Informationsbedarf im Zusammenhang mit dem Problem AIDS? sehr groß relativ groß relativ gering gar keinen □ □ □ □ Welche der folgenden Personenkreise zählen Ihrer Meinung nach zu den Hauptbetroffenengruppen/Risikogruppen? (F11)□ Angehörige (nicht Partner) von HIV-infizierten Personen (F12)□ Bluter (F13)□ Drogenabhängige (i.v.) (F14)□ Homosexuelle (F15)□ Medizinisches Personal (F16)□ Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern (F17)□ Personen unter 30 Jahren (F18)□ Prostituierte (F19)□ Strafgefangene (F20)□ Sonstige ........................................................... In welchen der folgenden Situationen besteht Ihrer Meinung nach ein hohes Risiko einer HIV-Infektion? (F21)□ Trinken HIV-infizierter Muttermilch von Säuglingen (F22)□ Transfusion/Infusion von HIV-kontaminierten Blutprodukten (F23)□ Stichverletzung mit HIV-kontaminierter Kanüle (F24)□ Zungenkuß (F25)□ Intrauterin und/oder perinatal von einer HIV-infizierten Mutter auf ihr Bund (F26)□ Massiver Hautkontakt mit HIV-infektiösen Flüssigkeiten bei aufgerissenen Händen und Schleimhaut -kontamination (F27)□ Penetrierender vaginaler und analer Sexualkontakt ohne Kondombenutzung mit einer HIV-infizierten Person (F28)□ Gemeinsames Benutzen von Zahnbürsten und Rasierklingen (F29)□ Transplantation von Organen HIV-infizierter Spender (F30)□ i.v.-Injektion von Drogen mit HIV-kontaminiertem Spritzbesteck (F31)□ Penetrierender vaginaler und analer Sexualkontakt mit Kondombenutzung (F32)□ Anhusten ("Tröpfcheninfektion") (F33)□ Sozialer Kontakt mit HIV-infizierten Personen: Berührung, Händeschütteln, Wangenkuß 122 II. Einstellung zu AIDS Im folgenden finden Sie eine Reihe von Meinungen zu AIDS. Bitte kreuzen Sie an, inwieweit Sie damit übereinstimmen stimme stimme lehne zu teilw. zu eher ab (F34) • Die ganze Bevölkerung sollte auf das HIV-Virus getestet werden □ □ □ (F35)• AIDS wird in seiner Tragweite unterschätz □ □ □ (F36)• Es sollte eine namentliche Meldepflicht eingeführt werden □ □ □ lehne völlig ab □ □ □ (F37)• AIDS wird bald erfolgreich behandelt werden können (F38)• AIDS ist ein Gesundheitsrisiko, vor dem man sich schützen kann (F39)• Es sollte wieder mehr Gewicht auf partnerschaftliche Treue gelegt werden □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ (F40)• AIDS ist nur gefährlich bei häufigem Partnerwechsel (F41)• AIDS wird zur Diskriminierung von Homosexuellen benutzt (F42)• Die Aufklärung der Bevölkerung ist eine notwendige Maßnahme □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ (F43)• Die Gefahr einer HIV-Infektion wird in der Öffentlichkeit künstlich hochgespielt (F44)• AIDS macht mir Angst (F45)• AIDS wird unser Leben noch stark verändern □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ (F46• AIDS ist gefährlicher als andere Krankheiten (F47)• Wer heute noch AIDS bekommt, ist selber Schuld (F48)• AIDS wird in ein paar Jahren vergessen sein □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ (F49)• Der HIV-Test sollte beim Krankenhauspersonal routinemäßig zum Schutz des Patienten durchgeführt werden (F50)• Der HIV-Test sollte in allen Krankenhäusern bei den Patienten routinemäßig zum Schutz des Personals durchgeführt werden (F51)• AIDS ist unberechenbar (F52)• AIDS ist ein Gesundheitsrisiko, das jeden betrifft (F53)• Um die Ausbreitung zu verhindern, sollten HlV-Infizierte an bestimmten Körperstellen gekennzeichnet werden (z.B. Tätowierung) (F54)• AIDS wird von Homosexuellen und Prostituierten in die Bevölkerung getragen (F55)• HlV-infizierte Personen sollten zu med. Pflege-und Heilberufen zugelassen werden (Bewerber) (F56)• HIV-positivem ärztlichem und pflegerischem Personal sollte die Berufsausübung untersagt sein (F57)• Das medizinische Team sollte über die HIV Infektion eines Kollegen/einer Kollegin informiert sein (F58)• Der HIV-Test ist nur bei Hauptbetroffenengruppen/ Risikogruppen angebracht (F59) HIV positive Patienten sollten untergebracht werden: Auf normalen Stationen □ □ Auf Infektionsstationen □ In Spezialkliniken □ Sonstiges ................................ Infektionsrisiko und Schutzmaßnahmen (F60) Hatten Sie bisher schon einmal mit infizierten Patienten zu tun? □ □ bisher nicht mit ca. _____HIV-positiven Patienten (F61) Hatten Sie schon einmal die Befürchtung, sich bei der Arbeit infiziert zu haben? oft manchmal eher selten nie □ □ □ □ 123 Wie würden Sie reagieren, wenn Sie sich mit einer mit Blut behafteten Kanüle gestochen hätten? trifft: genau zu eher zu weniger zu (F62) • Ich mache mir Vorwürfe □ □ □ (F63) • Ich rede mit niemanden darüber □ □ □ (F64) • Ich denke viel darüber nach □ □ □ (F65) • Ich versorge den Einstich sofort mit viruswirksamen Desinfektionsmitteln (F66) • Ich denke mir nichts weiter dabei (F67) • Ich melde mich beim Personalarzt, um eine mögliche Infektion feststellen zu lassen (F68) • Wenn ich tatsächlich infiziert bin, bin ich selber Schuld (F69) • Ich sage mir, mir wird schon nichts passieren (F70) • Ich rede mit Kollegen/Kolleginnen (F71) • Ich habe Angst und fühle mich bedroht nicht zu □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ Die Möglichkeit, sich zu infizieren, hängt meiner Meinung nach von folgenden Faktoren ab: gar nicht wenig (F72) • Vom eigenen Verhalten □ □ (F73) • Ist vorbestimmtes Schicksal □ □ (F74) • Von der eigenen Lebenseinstellung □ □ ziemlich □ □ □ sehr □ □ □ stark □ □ □ (F75) • Vom Zufall (F76) • Von Kontakt mit Blut (F77) • Von Fortschritten in der Medizin □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ (F78) • Von der Zunahme der Zahl der HIVinfizierten Personen (F79) • Von der gesundheitlichen Aufklärung (F80) • Sonstiges………………………………….. □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ Welche der folgenden Schutzmaßnahmen praktizieren Sie im Umgang mit infektiösem Material? immer häufig (F81) • Scharfe Gegenstände sobald wie möglich in feste Entsorgungsbehälter werfen □ □ (F82) • Eigene (auch kleine) Verletzungen durch flüssigkeitsdichten Verband schützen □ □ (F83) • Routinemäßig Benutzung von Einmalhandschuhen □ □ (F84) • Verwendung von soviel Einmalmaterial wie möglich bei der med. Versorgung von Patienten □ □ (F85) • Vermeidung von Mund-zu-Mund-Beatmung □ □ (F86) • Schnelle Verfügbarkeit von Beatmungs-maske\-beutel □ □ (F87) • Kanülen nicht knicken oder verbiegen (F88) • Kanülen nicht in Schützhüllen zurückstecken (F89) • Kennnzeichnung von infektiösem Material □ □ □ (F90) • Tragen von Mundschutz und Schutzbrille bei Gefahr von Aerosolbildung oder spritzenden Körperflüssigkeiten □ (F91) • Flächen, die mit infektiösem Material verunreinigt sind, säubern und desinfizieren □ (F92) • Keinen direkten Kontakt mit Patienten und med. Geräten bei eigener Dermatitis oder Hautläsionen □ selten nie □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ Bei folgenden Gelegenheiten kann es passieren, daß Infektionsschutzmaßnahnien von mir schon mal nicht beachtet werden: trifft: genau zu eher zu weniger zu nicht zu (F93)• Unter Zeitdruck □ □ □ □ (F94)• In Notsituationen, die sofortiges Handeln erfordern □ □ □ □ (F95)• Weil entsprechende Schutzmaßnahmen lästig sind □ □ □ □ (F96)• Aus Vergeßlichkeit (F97)• Wegen ungenügender Aufklärung über Infektion eines Patienten (F98)• Kontakt mit infektiösem Material aus Unachtsamkeit (F99)• Schutzmaterial ist nicht greifbar, wenn es benötigt wird (F100)• Weil ich den Eindruck habe, der Patient fühlt sich durch die Schutzmaßnahme unangenehm berührt (F101)• Sonstiges □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ 124 (F102) Das Risiko, sich mit dem HI V-Virus zu infizieren, schätze ich in bezug zur Normalbevölkerang wie folgt ein: □ geringer □ gleichgroß □ größer (F103) Haben Sie eine Hepatitis-Schutzimpfung? □ ja □ nein In welchen Bereichen Ihrer Ausbildungstätigkeiten hat sich seit der Entdeckung von AIDS etwas geändert? trifft: genau zu eher zu (F104) Ich trage Handschuhe bei jedem Kontakt mit Körpersekreten □ □ (F105) Ich wasche mir häufiger die Hände □ □ (F106) Ich achte darauf, daß ich weniger Hautkontakte mit Patienten habe □ □ weniger zu nicht zu □ □ □ □ □ □ (F107) Ich verhalte mich manchen Patienten gegenüber misstrauischer als vorher □ (F108) Die Arbeit ist unsicherer geworden □ (F109) Ich meide seither Arbeit mit Blut □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ (F110) Das Verhältnis zu den Kollegen/-innen ist angespannter geworden □ □ □ IV □ Persönliche Betroffenheit trifft: genau zu (F111) Manchmal glaube ich, bereits infiziert zu sein (F112) Ich fühle mich über Schutzmöglichkeiten und Übertragungswege ausreichend informiert (F113) Die Zunahme der AIDS-Erkrankungen macht mir Angst (F114) Wegen des HIV-Infektionsrisikos habe ich schon daran gedacht, den Beruf zu wechseln (F115) Das Infektionsrisiko wird für Krankenhauspersonal eher steigen (F116) Bei eigener HIV-Infektion würde ich meinen Beruf aufgeben (F117) Ich fühle mich durch AIDS persönlich bedroht eher zu weniger zu nicht zu □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ Welche Gefühle löst die Immunschwächekrankheit AIDS in Ihnen aus, wenn Sie an Ihre berufliche Zukunft denken: keine wenig mittel ziemlich sehr stark (F118) • Hoffnung 1 2 3 4 5 (F119) • Hilflosigkeit 1 2 3 4 5 (F120) • Anspannung 1 2 3 4 5 (F121) • Ärger/Wut (F122) • Erleichterung (F123) • Angst 1 1 1 2 2 2 3 3 3 4 4 4 5 5 5 (F124) • Niedergeschlagenheit (F125) • Trauer (F126) • Optimismus 1 1 1 2 2 2 3 3 3 4 4 4 5 5 5 (F127) • Gleichgültigkeit (F128) • Nervosität/Unruhe (F129) • Resignation 1 1 1 2 2 2 3 3 3 4 4 4 5 5 5 (F130) • Gelassenheit 1 2 3 4 5 Wie, denken Sie, verhalten Sie sich einem HlV-infizierten Patienten gegenüber? trifft: genau zu (F131) • Ich ziehe bei allen Tätigkeiten am Patienten Handschuhe an □ (F132) • Ich behandle den Patienten wie jeden anderen □ (F133) • Ich möchte mir nicht anmerken lassen, daß ich nervös bin □ eher zu □ □ □ weniger zu nicht zu □ □ □ □ □ □ (F134) • Ich rede mir ein, mir wird schon nichts passieren (F135) • Ich suche weniger Kontakt mit ihm als mit anderen Patienten (F136) • Ich habe Bedenken, er könnte aggressiv werden □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ (F137) • Ich hoffe, daß er schnell wieder entlassen wird □ □ □ □ 125 Angaben zur Person (F138) Alter: (F139) Geschlecht: ________Jahre □ □ weiblich (F140) Schulabschluß: □ Hauptschule/-abschluß □ Realschule/Handelsschule □ Abitur □ Hochschulabschluß (F141) □ □ (F142) Konfession: □ □ □ □ (F143) Religiöse Bindung: □ □ wenig □ keine männlich alleinlebend zusammenlebend mit Partner/in römisch katholisch evangelisch sonstige keine stark (F144) Im wievielten Fachsemester studieren Sie Medizin? Im ____ Semester. (F145) Haben Sie vor Ihrem Medizinstudium schon in einem Beruf gearbeitet, in dem Sie auch Patientenkontakt hatten? □ ja □ nein Wenn ja, wie lange schon? Vielen Dank! __________Jahre 126 Tabelle mit gültigen Nennungen der einzelnen Fragen Frage N Frage N Frage N F1 498 F48 495 F95 493 F2 501 F49 498 F96 492 F3 501 F50 497 F97 486 F4 501 F51 491 F98 490 F5 501 F52 498 F99 489 F6 501 F53 499 F100 491 F7 496 F54 492 F101 22 F8 496 F55 492 F104 491 F9 496 F56 493 F105 490 F10 492 F57 491 F106 488 F11 501 F58 491 F107 490 F12 501 F59 491 F108 489 F13r 501 F60 498 F109 490 F14 501 F61 497 F110 459 F15 501 F62 488 F111 498 F16 501 F63 485 F112 497 F17 501 F64 487 F113 495 F18 501 F65 496 F114 497 F19 501 F66 489 F115 494 F20 501 F67 494 F116 486 F21 501 F68 489 F117 496 F22 501 F69 489 F118 477 F23 501 F70 489 F119 487 F24 501 F71 490 F120 484 F25 501 F72 499 F121 483 F26 501 F73 494 F122 479 F27 501 F74 495 F123 486 F28 501 F75 493 F124 478 F29 501 F76 496 F125 478 F30 501 F77 490 F126 479 F31 501 F78 494 F127 482 F32 501 F79 489 F128 480 F33 501 F80 48 F129 479 F34 497 F81 496 F130 481 F35 496 F82 497 F131 495 F36 493 F83 495 F132 490 F37 493 F84 490 F133 490 F38 499 F85 437 F134 490 F39 486 F86 443 F135 493 F40 500 F87 487 F136 491 F41 500 F88 490 F137 489 F42 500 F89 474 F138 487 F43 498 F90 483 F139 496 F44 497 F91 491 F141 466 F45 499 F92 480 F144 489 F46 497 F93 495 F145 490 F47 497 F94 492 Tabelle 31: Tabelle mit gültigen Nennungen der einzelnen Fragen (N) Grau unterlegt Fragentyp „Sonstiges 127 9.Curriculum vitae Angaben zur Person Name: Wohnort: Michael Watson Gundeldingerstr. 133 4053 Basel / Schweiz Geburtstag und -ort: Nationalität: Kinder: 11.11.1964 in Wiesbaden; BRD U.S.-Amerikaner 3 (9, 6, 2 Jahre) Kindheit und Schulzeit 1964 – 1972 1970 - 1975 1975 - 1981 1981 - 1984 USA Grundschule Förderstufe und Realschule Gymnasium und Abitur Studium 1984 – 1988 1988 (Winter) - 1995 26.10. 1995 Philosophie und Rechtswissenschaft, (Frankfurt/Main und Freiburg i. Br.) Humanmedizin, Freiburg i. Br. 3. Staatsexamen, Villingen/Schwarzwald Berufsweg: 9/1998- 2/2001 3/2001 – 3/2003 4/2003 – 3/2004 4/2003 – 3/2004 4/2004 – 12/2007 9/2007 1/2008 – 3.2009 ab 4/2009 Assistenzarzt: Bereich Abhängigkeitserkrankungen, (Psychiatrische Universitätsklinik Basel) Spezialassistenzarzt: Abt. Psychosomatik, Medizin-I, (Kantosspital Basel) Praxisassistent: 50% psychiatrische Praxis, (Gemeinschaftspraxis, Zürich) Assistenzarzt: 50%, Kinder- und Jugendpsychiatrie, (KJUP Basel) Assistenzarzt: Kinder- und Jugendpsychiatrie, (UPK Basel) Facharztprüfung: Kinder- und Jugendpsychiatrie (FMH Bern) Oberarzt: Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJPD Aargau) Leitender Oberarzt: Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJPD Aargau) Therapieausbildung: 2001-2003 2001-2002 2001-2003 seit 8/2007 Verhaltenstherapeutische Psychotherapie Akademie für ärztliche Fort- und Weiterbildung der Bezirksärztekammer und Kassenärztlichen Vereinigung Südbaden Fähigkeitsausweis Psychosomatische Medizin Prof. Kiss/ Prof. Langewitz/ Prof. Bitzer, Kantonsspital Basel Körperorientierte psychoanalytische Psychotherapie Dr. G. Downing Lehranalyse; Psychoanalytisches Seminar; Basel 128