eLexikon Bewährtes Wissen in aktueller Form Amazonen | Mythologie - Griechische Mythologie - Weibliche Internet: http://peter-hug.ch/lexikon/amazonen Seite 1.442 Amazonen 2 Seiten, 1'618 Wörter, 11'409 Zeichen ? Amazonen, ? nach griech. Mythus ein streitbares Frauenvolk an der Ostseite des Schwarzen Meers und im Kaukasus, das von Männern abgesondert lebte, eine Königin zur Herrscherin hatte und nur einmal des Jahrs mit den Männern der benachbarten Völker zum Zweck der Fortpflanzung Umgang pflog. Die neugebornen Knaben schickte man entweder den Vätern zurück, oder tötete sie; die Mädchen dagegen erzog man zu Kriegerinnen und brannte ihnen, damit sie den Bogen besser handhaben konnten, die rechte Brust ab, daher nach gewöhnlicher Annahme der Name Amazonen (»Brustlose«). Ihre Hauptgötter waren Ares und die Artemis Tauropolos. Sie waren ausgezeichnete Reiterinnen und unternahmen weite Kriegszüge in Asien und Europa, auf denen sie viele Orte zerstörten, aber auch eine Anzahl neuer Städte, wie Smyrna, Ephesos, Kyme, Myrina etc., gründeten. Unter anderm zogen sie Priamos gegen die Griechen zu Hilfe, wobei ihre Königin Penthesileia von Achilleus getötet wurde. Herakles und Theseus hatten sie in ihrem Land angegriffen und ihre Königin Antiope oder Hippolyte weggeführt; dafür rächten sich die Amazonen durch einen Einfall in Attika, bis Hippolyte den Frieden vermittelte. Auch waren sie als Feindinnen der Greife bekannt. Die Hauptstadt der Amazonen war Themiskyra am Fluß Thermodon in Pontos. Außer diesen gab es noch in Skythien am Tanais und am Tritonsee in Afrika. Im eigentlichen Griechenland zeigte man vielfach Gräber und Lagerplätze von Amazonen. Mit Unrecht hat man in ihnen ein historisches Volk von kriegerischen Weibern sehen wollen (Mordtmann, »Die Amazonen«, Hannov. 1862); vielmehr sind sie von Haus aus wahrscheinlich die Priesterinnen der asiatischen Naturgöttin (s. Ma), wie sie auch als die männerscheuen, keuschen, wehrhaften Priesterinnen (Hierodulen) der ephesischen Göttin auftreten, als Gründerinnen von Städten auf der Küste Kleinasiens sowie auf den Inseln etc. Während aber jenes altertümliche weibliche Priestertum, welches sich in den römischen Vestalinnen am längsten erhalten hat, erlosch, brachte die erweiterte Völkerkunde Nachrichten von der Frauenherrschaft, Frauenverehrung, Königswürde, Adel und Erbrecht in weiblicher Linie bei mehreren Völkern, wie Kelten, Liburnern, Skythen, Ägyptern, Lykern etc. Nun erst schuf man die Amazonen zu einem kriegerischen, von einer Königin beherrschten Frauenvolk um, gleich den Schildmägden, welche die Sage des Mittelalters in Mägdaland nördlich von Sarmatien suchte. Andre bringen das Wort Amazonen mit dem tscherkessischen maza, das Mond bedeuten soll, in Verbindung, wonach der Mythus auf den Mondkultus zurückzuführen wäre. - Der griechischen Kunst ein willkommener Gegenstand, wurden die Amazonen als kräftige und wohlbewaffnete Jungfrauen und zwar stets mit beiden Brüsten und in griechischer Tracht, mit kurzem, die einem Schulter und Brust frei lassendem Rock, bewehrt mit Helm, halbmondförmigem oder zweifach ausgezacktem Schild und Doppelaxt, zu Roß oder zu Fuß dargestellt. Ungemein häufig findet sich der Kampf zwischen den Amazonen und den Griechen unter Theseus' Führung auf Tempelfriesen (von Phigalia, jetzt im Britischen Museum; von Magnesia; vom Mausoleum zu Halikarnaß, ebenfalls in London, etc.), auf Vasenbildern und in Sarkophagreliefs wiedergegeben. In Athen sah man ihn am Schilde der Athene Parthenos auf der Burg, in Wandbildern im Theseion und in der sogen. bunten Halle (Stoa Poikile). Auch Statuen der Amazonen sind von vielen Künstlern geschaffen worden. Nach einer Künstlerlegende konkurrierten in diesem Gegenstand auf Anregung des Artemisheiligtums zu Ephesos vier bedeutende Künstler: Pheidias, Polyklet, Kresilas und Phradmon, miteinander. Von ihren Werken ist vielleicht die Amazone des Polyklet noch in Kopien erhalten, von denen ein gutes Exemplar sich im Berliner Museum (siehe Abbildung) befindet. Eine Nachbildung eines andern dieser Werke ist die sogen. Matteische Amazone im Vatikan. Eine im Tod zusammenbrechende Amazone ist im Hof des Palazzo Borghese zu Rom aufgestellt. Die moderne Kunst hat den antiken Stoff wieder aufgenommen und, wie besonders die Kißsche Amazone vor dem Berliner Museum beweist, mit Glück umgebildet. Vgl. Steiner, Über den Amazonenmythus in der antiken Plastik (Leipzig 1857); Stricker, Die in Sage und Geschichte (Berlin 1868), und besonders Klügmann, Die in der attischen Litteratur und Kunst (Stuttgart 1875). Böhmische Amazonen werden die tapfern Frauen genannt, welche (der Sage nach) 739 nach Ermordung ihrer Männer den sogen. Böhmischen Mägdekrieg anfingen und erst nach fast sieben Jahren, mehr durch List als offenen Widerstand, unterworfen wurden. Daß es auch in Südamerika Amazonen gegeben habe und zwar an den Ufern des Amazonenstroms, der, wie man früher meinte, nach ihnen benannt wurde, ist eine alte Tradition. Humboldt bemerkt dazu, daß es wohl Frauen gewesen, welche sich, müde der Sklaverei, in der sie von den Männern gehalten wurden, gleich flüchtigen Negern in verschiedenen Gegenden zusammenthaten und, um ihre Unabhängigkeit zu wahren, zu Kriegerinnen wurden und die Besuche männlicher Nachbarn empfingen. Wahrscheinlicher ist jedoch nach neuerer Ansicht, daß lediglich die wieder auflebende Erinnerung an die Amazonen des Seite 1 / 2 eLexikon Bewährtes Wissen in aktueller Form Amazonen | Mythologie - Griechische Mythologie - Weibliche Internet: http://peter-hug.ch/lexikon/amazonen Altertums von den Entdeckern und Eroberern auf die Neue Welt übertragen wurde, infolgedessen sie auch von amerikanischen Amazonen berichteten. Mit fortschreitender Kenntnis der neuentdeckten Länder wurde der Wohnsitz derselben immer weiter nach dem Innern Amerikas verlegt, bis sie endlich von den Brüdern Schomburgk, infolge ihrer Entdeckungsreisen in Britisch-Guayana, aus ihrem letzten Zufluchtsort vertrieben wurden. ^[Abb.: Amazone (Berlin).] Ende Amazonen Quelle: Meyers Konversations-Lexikon, 1888; Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892;1. Band, Seite 442 im Internet seit 2005; Text geprüft am 3.3.2008; publiziert von Peter Hug; Abruf am 6.6.2017 mit URL: Weiter: http://peter-hug.ch/01_0443?Typ=PDF Ende eLexikon. Seite 2 / 2