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Amazonen 2 Seiten, 1'618 Wörter, 11'409 Zeichen
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Amazonen, ? nach griech. Mythus ein streitbares Frauenvolk an der Ostseite des Schwarzen Meers und im Kaukasus, das von
Männern abgesondert lebte, eine Königin zur Herrscherin hatte und nur einmal des Jahrs mit den Männern der benachbarten Völker
zum Zweck der Fortpflanzung Umgang pflog. Die neugebornen Knaben schickte man entweder den Vätern zurück, oder tötete sie;
die Mädchen dagegen erzog man zu Kriegerinnen und brannte ihnen, damit sie den Bogen besser handhaben konnten, die rechte
Brust ab, daher nach gewöhnlicher Annahme der Name Amazonen (»Brustlose«). Ihre Hauptgötter waren Ares und die Artemis
Tauropolos. Sie waren ausgezeichnete Reiterinnen und unternahmen weite Kriegszüge in Asien und Europa, auf denen sie viele Orte
zerstörten, aber auch eine Anzahl neuer Städte, wie Smyrna, Ephesos, Kyme, Myrina etc., gründeten. Unter anderm zogen sie
Priamos gegen die Griechen zu Hilfe, wobei ihre Königin Penthesileia von Achilleus
getötet wurde. Herakles und Theseus hatten sie in ihrem Land angegriffen und ihre Königin Antiope oder Hippolyte weggeführt;
dafür rächten sich die Amazonen durch einen Einfall in Attika, bis Hippolyte den Frieden vermittelte. Auch waren sie als Feindinnen
der Greife bekannt. Die Hauptstadt der Amazonen war Themiskyra am Fluß Thermodon in Pontos. Außer diesen gab es noch in
Skythien am Tanais und am Tritonsee in Afrika. Im eigentlichen Griechenland zeigte man vielfach Gräber und Lagerplätze von
Amazonen. Mit Unrecht hat man in ihnen ein historisches Volk von kriegerischen Weibern sehen wollen (Mordtmann, »Die
Amazonen«, Hannov. 1862); vielmehr sind sie von Haus aus wahrscheinlich die Priesterinnen der asiatischen Naturgöttin (s. Ma), wie
sie auch als die männerscheuen, keuschen, wehrhaften Priesterinnen (Hierodulen) der ephesischen Göttin auftreten, als
Gründerinnen von Städten auf der Küste Kleinasiens sowie auf den Inseln etc. Während aber jenes altertümliche weibliche
Priestertum, welches sich in den römischen Vestalinnen am längsten erhalten hat, erlosch, brachte die erweiterte Völkerkunde
Nachrichten von der Frauenherrschaft, Frauenverehrung, Königswürde, Adel und Erbrecht in weiblicher Linie bei mehreren Völkern,
wie Kelten, Liburnern, Skythen, Ägyptern, Lykern etc. Nun erst schuf man die Amazonen zu einem kriegerischen, von einer Königin
beherrschten Frauenvolk um, gleich den Schildmägden, welche die Sage des Mittelalters in Mägdaland nördlich von Sarmatien
suchte. Andre bringen das Wort Amazonen mit dem tscherkessischen maza, das Mond bedeuten soll, in Verbindung, wonach der
Mythus auf den Mondkultus zurückzuführen wäre. - Der griechischen Kunst ein willkommener Gegenstand, wurden die Amazonen als
kräftige und wohlbewaffnete Jungfrauen und zwar stets mit beiden Brüsten und in griechischer Tracht, mit kurzem, die einem Schulter
und Brust frei lassendem Rock, bewehrt mit Helm, halbmondförmigem oder zweifach ausgezacktem Schild und Doppelaxt, zu Roß
oder zu Fuß dargestellt.
Ungemein häufig findet sich der Kampf zwischen den Amazonen und den Griechen unter Theseus' Führung auf Tempelfriesen
(von Phigalia, jetzt im Britischen Museum; von Magnesia; vom Mausoleum zu Halikarnaß, ebenfalls in London, etc.), auf Vasenbildern
und in Sarkophagreliefs wiedergegeben. In Athen sah man ihn am Schilde der Athene Parthenos auf der Burg, in Wandbildern im
Theseion und in der sogen. bunten Halle (Stoa Poikile). Auch Statuen der Amazonen sind von vielen Künstlern geschaffen worden.
Nach einer Künstlerlegende konkurrierten in diesem Gegenstand auf Anregung des Artemisheiligtums zu Ephesos vier
bedeutende Künstler: Pheidias, Polyklet, Kresilas und Phradmon, miteinander. Von ihren Werken ist vielleicht die Amazone des
Polyklet noch in Kopien erhalten, von denen ein gutes Exemplar sich im Berliner Museum (siehe Abbildung) befindet. Eine
Nachbildung eines andern dieser Werke ist die sogen. Matteische Amazone im Vatikan. Eine im Tod zusammenbrechende Amazone
ist im Hof des Palazzo Borghese zu Rom aufgestellt. Die moderne Kunst hat den antiken Stoff wieder aufgenommen und, wie
besonders die Kißsche Amazone vor dem Berliner Museum beweist, mit Glück umgebildet.
Vgl. Steiner, Über den Amazonenmythus in der antiken Plastik (Leipzig 1857);
Stricker, Die in Sage und Geschichte (Berlin 1868), und besonders Klügmann, Die in der attischen Litteratur und Kunst (Stuttgart
1875).
Böhmische Amazonen werden die tapfern Frauen genannt, welche (der Sage nach) 739 nach Ermordung ihrer Männer den
sogen. Böhmischen Mägdekrieg anfingen und erst nach fast sieben Jahren, mehr durch List als offenen Widerstand, unterworfen
wurden. Daß es auch in Südamerika Amazonen gegeben habe und zwar an den Ufern des Amazonenstroms, der, wie man früher
meinte, nach ihnen benannt wurde, ist eine alte Tradition. Humboldt bemerkt dazu, daß es wohl Frauen gewesen, welche sich, müde
der Sklaverei, in der sie von den Männern gehalten wurden, gleich flüchtigen Negern in verschiedenen Gegenden zusammenthaten
und, um ihre Unabhängigkeit zu wahren, zu Kriegerinnen wurden und die Besuche männlicher Nachbarn empfingen.
Wahrscheinlicher ist jedoch nach neuerer Ansicht, daß lediglich die wieder auflebende Erinnerung an die Amazonen des
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Altertums von den Entdeckern und Eroberern auf die Neue Welt übertragen wurde, infolgedessen sie auch von amerikanischen
Amazonen berichteten. Mit fortschreitender Kenntnis der neuentdeckten Länder wurde der Wohnsitz derselben immer weiter nach
dem Innern Amerikas verlegt, bis sie endlich von den Brüdern Schomburgk, infolge ihrer Entdeckungsreisen in Britisch-Guayana, aus
ihrem letzten Zufluchtsort vertrieben wurden.
^[Abb.: Amazone (Berlin).]
Ende Amazonen
Quelle: Meyers Konversations-Lexikon, 1888; Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte
Auflage, 1885-1892;1. Band, Seite 442 im Internet seit 2005; Text geprüft am 3.3.2008; publiziert von Peter Hug; Abruf am 6.6.2017
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