01-10 - Amphibie des Jahres

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Stadt Gera
Fachdienst Umwelt
Untere Naturschutzbehörde
Amthorstraße 11
07545 Gera
Informationsblatt Umwelt 01/2010
Der Teichmolch – Amphibie des Jahres 2010
Der Teichmolch (Triturus vulgaris) wurde
von der Deutschen Gesellschaft für
Herpetologie und Terrarienkunde als
„Lurch des Jahres 2010“ ausgewählt.
Das gibt Anlass, das heimliche, aber
sehr
interessante
Amphibiendasein
dieser früheren „Allerweltsart“ näher zu
betrachten und den Molchen im Jahr der
biologischen Vielfalt Beachtung zu
schenken. Amphibien oder Lurche sind
die stammesgeschichtlich älteste Klasse
der Landwirbeltiere. Der Teichmolch ist
mit 11 cm Länge neben dem Berg- und
dem seltenen Kammmolch die kleinste,
aber weitaus häufigste heimische
Männlicher Teichmolch, Foto: U. Perlet
Molchspezies. Wegen ihrer geringen
ökologischen
Ansprüche
kommen
Teichmolche in offenen Landschaften, Waldgebieten und sogar Ortschaften vor.
Ihnen genügt schon eine tiefe Fahrspur im Waldweg oder ein kleiner Gartenteich
mit Wasserpflanzen zum Leben. Entscheidend ist, dass der Tümpel ausreichend
lange über Wasser verfügt, von Pflanzen mit Sauerstoff versorgt wird und sich das
Gewässer nicht zu hoch erhitzt, wie es in ungeschützten Folienteichen der Fall sein
kann.
Als Amphibien sind Molche zunächst an Gewässer gebunden, in denen sie ihre Eier
– den Laich – hinterlassen und in denen nach 18 Tagen die winzigen Larven
schlüpfen. Diese stehen bei Fischen, Libellenlarven, Schwimmkäfern und vielen
anderen Wasserlebewesen auf
der Speisekarte. Das aus dem
griechischen abgeleitete Wort
Amphibien
weist
auf
ihr
„Doppelleben“ hin: Zunächst
können Eier und Larven nur
unter Wasser leben und atmen
mit Kiemen, die erwachsenen
Tiere haben Lungen und
müssen zum Luftholen an Land
gehen oder an die Wasseroberfläche kommen. Den Winter
verbringen die Tiere einzeln
schlafend versteckt unter Laub
und
im
locker-humosen
Weiblicher Teichmolch, Foto: U. Perlet
Waldboden.
Den überwiegenden Teil seines erwachsenen Lebens verbringt der Teichmolch an Land, wo
er seine Beute jagt und sich als Nützling im Hausgarten und Feld einen Namen gemacht hat.
Seine ausgezeichnete Tarnfarbe und Tatsache, dass er erst in der Dämmerung aktiv wird,
sorgen dafür, dass der Gärtner oft gar nicht weiß, wer in seinem Garten noch als Untermieter
agiert. Auf dem Speisezettel der Molche stehen kleine Schnecken, Larven und Würmer.
Jedes Jahr im Frühjahr wandern die Amphibien – zu denen auch Kröten und einige Frösche
gehören – zum Laichgewässer um sich fortzupflanzen. Die Wanderung ist gefährlich, denn
neben Fressfeinden lauern viele moderne Gefahren: befahrene Straßen, Kellerfenster,
Baugruben und vieles mehr. Aber auch an Amphibienschutzeinrichtungen (Krötenzäunen)
kommen Molche leicht zu Schaden, weil der zierliche Körper von den größeren und
schwereren Erdkröten im Sammeleimer zerdrückt werden kann. Will man die Teichmolche
vor dem Verkehrstod retten, sollten diese bei Sammelmaßnahmen daher in separaten
Eimern verwahrt und auch an einer separaten Stelle im Laichgewässer ausgesetzt werden.
Alle Amphibien sind wechselwarm. Blut
und Muskeln haben daher in etwa die
gleiche Temperatur wie das kühle
Gewässer oder der Wald. Anders als
Eidechsen können sich die Teichmolche
nicht durch ein Sonnenbad aufheizen,
weil ihre empfindliche und nicht mit
Schuppen versehene Haut sonst schnell
austrocknen würde. Das erklärt auch,
warum die Tiere dämmerungs- und
nachtaktiv sind und nicht schnell vor
Gefahren fliehen können. Sie können
daher auch durch Rasenmähen oder
andere Aktivitäten leicht gefährdet
werden. In einem naturnahen Garten
Erdkröten im Lichtkegel, Foto: U. Perlet
oder an einem Teich ist es deshalb
wichtig,
den Molchen Rückzugsmöglichkeiten zu belassen. Im und am Gewässer werden schatten- und schutzspendende
Wurzeln, Baumscheiben etc. gern angenommen. Ein „optimaler“ Teichmolch-Lebensraum
weist neben dem Laichgewässer auch Steinhaufen, Trockenmauern, Blattpflanzen, Moose
und lockeren humosen Boden auf. Nur so haben die Tiere ein ausreichendes Jagdrevier und
können die Ruhephase im Winter unbeschadet überstehen.
Wer sich nicht ganz sicher ist, ob im eigenen Gartenteich Molche oder andere Lurche leben,
kann während der Paarungszeit von April bis Juni nach Sonnenuntergang mit einer
Taschenlampe einen Test durchführen. Im Lichtkegel der Taschenlampe wird das
Wasserleben deutlich sichtbar. Langsam schwimmende Lurche sind dann mühelos
auszumachen.
Alle heimischen Molche gehören zu den nach § 44 Bundesnaturschutzgesetz besonders
geschützten Tierarten. Sie dürfen daher weder gefangen, verletzt oder getötet werden.
Fragen zum Teichmolch und anderen seltenen und schützenswerten Arten beantworten die
Mitarbeiter der
Stadtverwaltung Gera
Fachdienst Umwelt/Untere Naturschutzbehörde
Amthorstr. 11
07546 Gera
Tel.: 0365 – 838 42 41
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