Biologische Zukunftsperspektiven

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Biologische
Zukunftsperspektiven
Ein zukunftsgewandter Artikel in
Humanity+ diskutiert die Aspekte von
genetically modified organisms (GMOs;
genetisch veränderte Organismen). Diese
Organismen werden für genetisch
veränderte Nahrungsmittel genutzt und
in der wissenschaftlichen Forschung,
und sogar, um neue Haustiere zu
kreieren
(Bild:
GloFish,
www.glofish.com, Wikimedia Commons).
Der Humanity+-Artikel heißt Monsanto, GMOs, and the Future of
Open Source Synthetic Biology (21.8.)
Unbestreitbar ist eines aus dem Streit um Gentechnik oder
nicht: die lebenden modifizierten Organismen werden als Gefahr
für die Gesundheit verdächtigt. Zugleich könnten
Zukunftsrechte dem Menschen einen Anspruch darauf einräumen,
damit er synthetische Organismen für seine Nahrung oder
Medizin in Anspruch nehmen darf.
Der Autor Harry J. Bentham findet es legitim, die AgroGiganten wie Montsanto zu verdächtigen, sie würden
schadenbringende Saaten entwickeln, auch wenn es dafür keine
stichhaltigen Beweise gibt. Immerhin hätten alle möglichen
Firmen bewiesen, dass sie im Namen des Profits bereit sind.
Rechte und Wohlbefinden ihrer Kunden zu opfern. Das trägt
nicht zum Vertrauen in die GMO-Produkte bei.
In die Diskussion mischt sich auch die Occupy-Bewegung ein,
die das Beziehungsgeflecht der Agro-Industrie mit staatlichen
Stellen kritisiert. Der (amerikanische) Staat unternimmt
allerhand dafür, um die Aktionäre von z.B. Montsanto per
Gesetz zu schützen. Der Genfood-Streit wird dadurch zum
Politikum, anstatt dass er auf wissenschaftlicher Ebene
ausgetragen wird. Dazu verweist der Autor auf seinen Artikel
bei dem Institute for Ethics and Emerging Technologies (IEET,
ein "technikfreundlicher think tank"). Nachdem die Kontroverse
an einer Handvoll korrupter Politiker und Geschäftsleute
festzumachen sei, wäre es nicht gerechtfertigt, die
Wissenschaftler für die Entwicklung der GMOs anzugreifen.
Das Feld der synthetischen Biologie wird gern als neueste
Entwicklung der modernen Biologie bezeichnet, und nach den
Befürchtungen des Autors droht sie in dieselbe Kontroverse
gezogen zu werden wie die Genmanipulation. Der amerikanische
Staat dürfe nicht erlauben, dass sein Würgegriff die
Innovationen der Zukunft verhindert. Der Biologe J. Craig
Venter hat starke Worte gefunden, in denen er die
Zukunftsgestaltung mit der allgegenwärtigen Anwendung der
synthetischen Biologie verknüpft.
Aus wiki: Venter beschreibt, wie man die "Software" des Lebens
(die DNA) ändern kann, die daraufhin ihre eigene "Hardware"
ändert. Gen-Engineering öffnet neue Türen für das Design von
Leben, die synthetische Biologie gebe uns ein enorm
machtvolles Instrument in die Hand.
Ventner kann sich laut Bentham vorstellen, einfache Tiere zu
kreieren, die neue Quellen für Nahrung und Medizin werden
könnten. Auch könne man aus menschlichen Stammzellen
zerstörte, alte und kranke Körperteile neu generieren. Der
menschliche Körper könne verbessert (enhanced) werden, die
Intelligenz vermehrt, die Widerstandsfähigkeit verbessert,
eine quasi ewige Jugend erziielt werden.
Ventner sieht eine neue Phase der Evolution heraufziehen, wo
der Mensch seine eigene Entwicklung in die Hand nimmt, und die
Entwicklung seiner Umwelt auch. Bakterien könnten gegen die
Verschmutzung und CO2-Überflutung entwickelt werden und sogar
Öl produzieren. Die Werkzeuge der synthetischen Biologie
sprengen die Grenzen der menschlichen Restriktionen, sie sind
"transhumanist", weil sie unendliche Hilfsmittel für weitere
Entwicklungen bieten.
Die Gefahren dabei seien gering, wenn die synthetische
Biologie zukünftig allgegenwärtig wird, so Venter. Gefahren
sieht er nur in den Firmenoligopolen und dem Lobbyfilz, die
alle Aspekte des wissenschaftlichen Fortschrits gefährden. Am
besten fahre die Welt mit einer radikalen Umbesinnung in Bezug
auf Genmanipulation (GM, die christliche Religion dazu: "Der
letzte Frevel an der Schöpfung Gottes"). Der Einstieg in eine
gedeihliche Zukunft sei die Offenlegung der Quellen der GM,
statt die Entwicklung mit Patenten zu bremsen.
Es wird auf den Biologen und Zukunftsforscher Andrew Hessel
verwiesen, der sich selber als “catalyst for open-source
synthetic biology” bezeichnet. Hessel spricht sich gegen
Patente aus. Stattdessen will er die Software und die
biologischen Substanzen frei zugänglich machen. Daraus könnten
dann "innovative Medizinen für individuelle Krebsbehandlung"
gemacht werden, die ohne große Investitionen ond ohne ein
Dickicht von Patenten funktionieren.
Venter sieht dagegen einige Argumente pro Patente. Er möchte
lieber den jährlichen Wettbewerb der International Genetically
Engineered Machine (iGEM) fördern und so neue Entwicklungen
anstoßen. Er möchte auch Standards in die Entwicklung von
"Biological Parts" bringen und eine "open source library"
anlegen, aus der man "BioBricks" abholen kann. Die Entwicklung
soll dann gehen wie das Bauen mit Legosteinen, nur dass es
keine Plastikteilchen sind, sondern Stücke von genetischem
Code, die lebende Zellen mit neuen Fähigkeiten ausstatten
können. Damit sollen Studenren und kleine Firmen in die Lage
versetzt werden, das Leben neu zu programmieren. So können sie
an Entwicklungen teilhaben, die sonst unmöglich wären.
Der Begriff biohacking wird dabei eingeführt, Biologie mit
Hacker-Ethik. Das steht im Zusammenhang mit mehr Autonomie von
Forschern und Kleinfirmen bei Medizin und human enhancement.
Bisher haben diese Entwicklungen keine Zustimmung bei den
Anti-GMO-Kampagnen gefunden, die sich auf komplette
Zurückweisung der Biotechnologie kaprizieren. Die Forscher
reden von Wissenschaftsfeindlichkeit und “bio-luddite”. Sie
wollen nur die Kapazität der Biotechnologie für das Nähren und
Betreiben der Welt sehen, nicht die Risiken.
Die Bedenken der Genmanipulationsgegner wären besser
aufgehoben, so der Artikel, wenn sie sich zur Unterstützung
der
“do-it-yourself”-Biotechnologie-Bewegung
aufraffen
könnten, statt die Wissenschaft zu bekämpfen nebst den
Industrien, die als Grundbestandteil für zukünftige
Menschheitsgestaltung bereitstehen. Besser wäre es, die
Wissenschaft populärer zu machen und die Bedenken des
Technikfortschritts als Erfüllungsgehilfe von mächtigen
Staaten und Firmen auszuräumen. Es gelte die Zukunft zu
erschließen und Mittel für globale Befreiung von Ausbeutung
und Knappheit zu nutzen.
Zwar
gebe
es
Argumente
für
die
gegenwärtig
führenden
Biotechnologie-Firmen, sich sicherer zu fühlen, wenn sie
strikt kontrollierte Patente erwirken. In der Zukunft ginge es
aber weniger um Ökonomisches und Finanzielles als um
Kulturelles (so wird Hessel zitiert). Es finde ja schon eine
massive kulturelle Umwälzung statt. Patente würden zunehmend
angefeindet, die open-source-Bewegung werde populärer unter
der Internet-Jugend.
Die kulturelle Umwälzung stehe für die Wichtigkeit der
internationalen Jugendbewegung hin zum Internet. Der Anspruch
sei die Informationsfreiheit, und das schlage sich in der
modernen Firmenkultur nieder, Beispiel WikiLeaks. Gemäß des
Artikels ruft die Elite der heutigen Jugend nach offenen,
demokratischen, transparenten und benutzerorientierten
Verhältnissen auf jedem Level. Soweit der Artikel.
Das ist ein mächtiges Stück Fortschrittsgläubigkeit. Es fehlt
nicht das Krebsmittel als alte Verlockung, um den Techniken
Akzeptanz zu verschaffen, aber wie oft hat man das schon
gehört? Und wie wenig hat es bisher gebracht? Der BioBaukasten ist gewiss faszinierend, nur welche Möglichkeiten
gibt er Terroristen in die Hand? Und haben die GentechnikGegner nicht vielleicht doch recht mit ihren Bedenken? Geht es
letztlich nur um einen Befreiungsschlag gegen die Patente, die
allerdings schäbig genug als Erpressungsmittel genutzt werden?
Und wie realistisch ist das in der Bundesrepublik, wenn man
die Fortschrittsfeindlichkeit der Ethik-Kommission des
Bundestags schon bei den embryonalen Stammzellen betrachtet?
Als weitere Links das Buch von Craig Venter und 2 wb-Artikel:
Life at the Speed of Light: From the Double Helix to the
Dawn of Digital Life
Aufruf zur Abtreibung
inakzeptabel?
Der Mensch als Mutant.
von
behinderten
Kindern
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