Editorial Editorial Liebe Frauen!

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Editorial
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Editorial
Liebe Frauen!
Nicht erst seit den Kölner Ereignissen an Sylvester 2015/16 beschäftigt uns das Thema
Sexismus. Jenen, die gestern noch die Sexismus-Erfahrungen bagatellisierten, die über
den Hashtag „Aufschrei“ von Frauen publik gemacht wurden, und die heute im Namen
der Frauenrechte die vermeintlichen „anderen“ stigmatisieren und ausgrenzen wollen,
dürfen wir Politik und Debatte nicht überlassen. Rechtsextreme werden lauter in Europa.
In Talkshows und Printmedien geht es fast täglich um „Sorgen und Ängste“, gerichtet
gegen Flüchtlinge, Migrant_innen, Muslim_innen. Zu selten sind jene zu hören, die Tag für
Tag soziale Rechte für alle einfordern, „Willkommenskultur“ leben und zeigen, was sich
solidarisch bewegen lässt – unbeeindruckt davon, dass „Gutmensch“ 2016 zum Spottwort
avancierte. Care-Arbeit, Gewalt gegen Frauen, Kriege, Flucht, die mörderische Austeritätspolitik, die Europa spaltet in arm und immer reicher, sind weitere Themen, die wir
kommentieren.
Darüber hinaus finden sich Porträts von bemerkenswerten Frauen in diesem Kalender. An
Frauenrechtlerinnen der 1848er Revolution wie Mathilde Franziska Anneke und Emma
Herwegh, vor 200 Jahren geboren, und an die Schweizerin Iris von Roten, Jahrgang 1917,
wird erinnert, an Schriftstellerinnen wie die US-Amerikanerin Carson McCullers und die
britisch-mexikanische Künstlerin Leonora Carrington, an Musikerinnen wie die chilenische
Folklore-Vertreterin Violetta Parra, die deutsche Komponistin Erna Woll und die US-amerikanische Jazz-Sängerin Ella Fitzgerald, an Malerinnen wie die deutsche, in Auschwitz
ermordete Charlotte Salomon, an Schauspielerinnen wie die Österreicherin Hilde Krahl,
an Psychoanalytikerinnen wie Margarete Mitscherlich, an Politikerinnen und Widerstandskämpferinnen wie die Spanierin Soledad Real, die deutsche Kriminalpolizistin Ina Ender
oder die Tschechin Irma Trksak – alle vor 100 Jahren geboren. Und wir blicken auf das Jahr
1917 mit Briefen von Clara Zetkin und Rosa Luxemburg zurück.
Fotografinnen und ihren Selbstporträts ist das Kleine Lexikon gewidmet – Künstlerinnen,
die das eigene Ich zum Kunstwerk machen. Die kleine Chronik erinnert an wichtige Ereignisse der Frauenbewegung, die feministischen „Darlinks“ begleiten durchs World Wide
Web, im Anhang gibt es Adressen und praktische Übersichten.
Herzlichen Dank an die vielen, die zum Kalender beigetragen haben, mit ihren Bildern,
ihren Texten, ihrer Zeit und ihren Ideen!
Es grüßen Florence und Melanie
BÄUERIN MIT YAKHAAR, BHUTAN 2008 (FOTO: BERTI KAMPS)
Vielen Haushalten in Bhutan stehen Frauen vor. Sie sind Besitzerinnen der Höfe und Felder,
da das Land noch vielfach von der Mutter auf die Tochter übertragen wird. Die junge
Bäuerin Yangs bietet wenige Waren ihrer häuslichen Produktion zum Verkauf an und
demonstriert, wie das gefärbte Yakhaar als Verzierung der Masken für Klosterfeste genutzt werden kann.
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