DIEDERICHS „THE BERLIN NOT-BOOK“ Busen-Memory ari Um es gleich vorweg zu sagen: Entgegen allen sonstigen Gewohnheiten sind die Namen der nachfolgend Auftretenden in dieser Episode aus dem Innenleben der Hauptstadt geändert. Einzige Ausnahme bildet unser Jubilar. Nicht nur unter den Frauen im Kreuzberger Südstern-Kiez ist es kein Geheimnis, dass Reinhold, der Unhold, schlechterdings jeden Rock anbaggert, selbst wenn der Hosen trägt. Wirklich unbeliebt ist er deshalb nicht, denn der Bengel ist im Grunde harmlos, nur seinen überkommenen Chauvinismus kriegt er einfach nicht mehr aus den Klamotten. Und so kann es nicht verwundern, dass das Imperium der Büstenhalter irgendwann zurückschlägt. Und dieser Tag ist neulich, als Reinhold in einem redaktionsnahen Glasbierfachgeschäft seinen Geburtstag feiert. Zunächst unbemerkt sammeln sich inmitten der geladenen Gäste mehrere Damen, formieren sich und schieben sich keilförmig durch die Menge auf den Jubilar zu. An der Spitze der Prozession marschiert eine Yvonne. Während die übrigen Mädchen leicht vor ihm wibbeln, obliegt es ihr, Reinhold, dem Unhold, mit fein gesetzter Rede sein feminines Kollektiv-Geschenk zu überreichen: Ein Busen-Memory! (Inkognito, 18,00 EUR, Bestell-Nr. 40070). Dass ausgerechnet Yvonne diese Rolle zufällt, hat dabei einen besonderen Charme, denn mit ihrer knabenhaften Figur ist sie in der Bluse eher schwach besattelt; da ist nicht viel mit wippen. Während sich Torten, selbstgedrechselte Verse und sonstiges Zeugs wohlgefällig auf dem Gabentisch stapeln, ist das Memory flugs in des Unholds Jäckel verschwunden. Ganz wohl scheint ihm bei der Sache also nicht zu sein. Doch schon drei Tage später liegt das lustige Busen-Memory als gemeinnützige Unterhaltung wieder am Tresen. Reinhold hat sich überzeugt, dass keine nur ihm bekannten darunter sind. Natürlich gehört das bunte Spiel in den folgenden Tagen allenthalben zum Bier wie Kippen und Korn. Freigegeben ist es laut Kartonaufdruck ab frühreifen 14 Jahren; doch die Spielanleitung warnt: Auch für Profis nicht ganz einfach! „Das ist wirklich nicht einfach“, mault eine der zahlreichen Sabinen“, selbst wenn alle Karten regelwidrig offen da liegen. Na gut, die gepiercten und die mit den Puscheln gehen schnell. Aber sonst“. Eine Karin bestätigt dies. Also hilft nur ein Selbstversuch. So schwer kann das doch bei den verschiedenen Farben der einzelnen Kärtchen, bei Mammas unter grobem Luftmaschen-Strick oder in Ketten gelegt; mit feinen Wassertröpfchen besprenkelt und den dazwischen gestreuten Comic-Brüsten nicht sein. Alles was man aus dem Playboy oder sonstiger so genannter Erotik-Literatur kennt, ist dabei. Aber die Aussage der beiden Damen stimmt! Die weibliche Brust ist doch mysteriöser als man gemeinhin so denkt. Vielleicht ist Reinhold deshalb allein nicht damit klar gekommen. „Alles Quatsch“, erklärt Fränky, der Champion beim Busen-Memory, dem Hauptstadtkorrespondenten von ITALIEN, dem frauenfreundlichsten Tittenmagazin der Republik, „man muss nur drauf achten wo oben und unten ist“. Und im Hintergrund raunt eine entnervte Stimme: „Wann gibt’s denn endlich ein Klöten-Memory“? ITALIEN 11