Prof. Dr. Jörn Steuding Florian Stefan Universität Würzburg Mathematisches Institut Übung zur Algebraischen Zahlentheorie Erinnerungen an Algebra Es gelten folgende Implikationen: R ist ein euklidischer Ring ⇒ R ist ein Hauptidealring ⇒ R ist ein faktorieller Ring. Wichtige Beispiele euklidischer Ringe sind der Ring Z der ganzen Zahlen oder der Polynomring K[X] über einem Körper. Der Polynomring R[X1 , . . . , Xn ] über einem faktoriellen Ring ist wieder faktoriell. Das Lemma von Gauß Sei R ein faktorieller Ring mit Quotientenkörper K. Auf der Menge der Primelemente von R definiert man eine Äquivalenzrelation durch: x ∼ y ⇔ x = uy für eine Einheit u ∈ R. Sei P ein Repräsentantensystem der Äquivalenzklassen. Dann Q besitzt jedes Element 0 6= α ∈ K eine eindeutige Darstellung α = u p∈P pνp (α) mit einer Einheit u ∈ R und ganzen Zahlen νp (α). Für ein P Polynom f (X) = i αi X i ∈ K[X] definiert man νp (f ) = mini νp (ai ). Dann ist f ∈ R[X] äquivalent zu νp (f ) ≥ 0 für alle p ∈ P . Satz. Für Polynome f, g ∈ R[X] gilt νp (f g) = νp (f ) + νp (g). Korollar. Seien h ∈ R[X] und f, g ∈ K[X] normierte Polynome mit h = f g. Dann gilt f, g ∈ R[X]. Beweis. Für alle p ∈ P gilt νp (f ) = νp (g) = 0 wegen νp (f ), νp (g) ≤ 0 und 0 = νp (h) = νp (f ) + νp (g). Korollar. f ∈ R[X] sei irreduzibel in R[X]. Dann ist f irreduzibel in K[X]. Beweis. Sei f = gh in K[X]. Es gibt ein Element 0 6= α ∈ K mit νp (αg) = 0 für alle p ∈ P , also 0 ≤ νp (f ) = νp (αg) + νp (α−1 h) = νp (α−1 h). Korollar. Die Polynome f, g ∈ R[X] seien teilerfremd in R[X]. Dann sind f, g teilerfremd in K[X]. Beweis. Sei h ∈ K[X] ein gemeinsamer Teiler. Dann gibt es f1 , g1 ∈ K[X] mit f = f1 h und g = g1 h. Sei 0 6= α ∈ K mit νp (αh) = 0 für alle p ∈ P . Wie oben folgt α−1 f1 , α−1 g1 ∈ R[X]. 1 Das Kriterium von Eisenstein Sei R ein faktorieller Ring mit Quotientenkörper K. Satz. Sei f = an X n + · · · + a1 X + a0 ∈ R[X] ein Polynom mit Grad n > 0. Das Primelement p ∈ R habe folgende Eigenschaften: p ist kein Teiler von an , p ist ein Teiler von ai für i < n, p2 ist kein Teiler von a0 . Dann ist f irreduzibel in K[X]. Primzahlen ≡ 1 (mod 4) Satz. Sei p ∈ Z ein Primzahl mit p ≡ 1 (mod 4). Dann gibt es ganze Zahlen a, b ∈ Z mit p = a2 + b2 . Lemma. Der Ring Z[i] ist euklidisch. Beweis. Sei k · k der komplexe Betrag. Der Quotient von α, β ∈ Z[i], β 6= 0 liegt in einer Masche des durch √ 1, i in C aufgespannten Gitters. Daher gibt es q ∈ Z[i] mit kα/β − qk ≤ 2/2. Durch diese Konstruktion erfüllt der Rest r = α − qβ die geforderte Ungleichung krk = kβk · kα/β − qk < kβk. Lemma. Die Kongruenz X 2 ≡ −1 (mod p) besitzt eine Lösung. Beweis. Sei p = 4n + 1 und ζ ein Erzeuger der zyklischen Gruppe F× p . In Qp−1 i p(p−1)/2 (p−1)/2 =ζ und daher (p − 1)! = −1. In Fp gilt (p − 1)! = i=1 ζ = ζ Z bedeutet dies (p − 1)! ≡ −1 (mod p). Außerdem gilt (p − 1)! = 1 · · · (2n) · (p − 2n) · · · (p − 1) ≡ [(2n)!]2 (mod p). Es gibt also eine ganze Zahl x, so dass p ein Teiler von x2 +1 = (x+i)(x−i) ist. Wegen x/p ± i/p 6∈ Z[i] ist p kein Primelement von Z[i] ⇒ p ist in Z[i] reduzibel. Daher gibt es Nichteinheiten α, β ∈ Z[i] mit p = αβ. Wir erhalten p2 = kαk2 · kβk2 und 1 < kαk2 , kβk2 ∈ Z. Mit α = a + ib folgt p = kαk2 = a2 + b2 . Pythagoräische Zahlentripel Die ganzzahligen Lösungen von X 2 + Y 2 = Z 2 heißen pythagoräische Zahlentripel. Offenbar genügt es die teilerfremden Lösungen zu untersuchen. Diese nennt man primitiv. Satz. Die primitiven pythagoräische Zahlentripel werden bis auf Vorzeichen und Reihenfolge durch X = u2 − v 2 , Y = 2uv und Z = u2 + v 2 (u, v ∈ Z) parametrisiert. 2 Beweis. Sei (a, b, c) ein primitives pythagoräisches Zahlentripel. Dann gilt notwendig c 6= 0, d.h. (a/c, b/c) ist ein rationaler Punkt auf dem Einheitskreis C : X 2 + Y 2 = 1. Der Fall (a/c, b/c) = (−1, 0) führt auf b = 0 und ±1 = a = −c. Daher dürfen wir hier u = 0 und v = 1 setzen. Sei nun P = (a/c, b/c) ein von Q = (−1, 0) verschiedener Punkt von C. Dann hat die Gerade L durch Q und P eine rationale Steigung m = v/u (u, v ∈ Z teilerfremd). Auflösen der Gleichung 1 = X 2 + Y 2 = (1 + m2 )X 2 + 2m2 X + m2 liefert 2m 1−m2 die Schnittpunkte (−1, 0) und ( 1+m 2 , 1+m2 ) von C und L : Y = m(X + 1). 2 2 , 2uv ). Da u2 −v 2 , u2 +v 2 und 2uv paarweise teilerfremd Also gilt P = ( uu2 −v +v 2 u2 +v 2 2 sind, folgt a = u − v 2 , b = 2uv und c = u2 + v 2 . 3