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BZB März 14
Wissenschaft und Fortbildung
Der Zahnarzt als „Hautdetektiv“
Dermatologische Krankheitsbilder und Anzeichen für Krankheiten an der Haut
E i n K u r s b e r i c h t v o n D r. F r a n z i s k a L e c h e l m a y r, A u g s b u r g
„Der Zahnarzt als Hautdetektiv“ war das Thema
eines Kurses von Dr. Marc A. Hünten an der eazf
in München. Der Internist wollte Zahnmediziner
dazu animieren, über das eigentliche Arbeitsfeld
hinauszublicken, da in nächster Umgebung zur
Mundhöhle Anzeichen einer systemischen Erkrankung oder auch ernsthafte Erkrankungen auftreten
können. Der Referent riet davon ab, Diagnosen zu
stellen, dies sollte dem Spezialisten überlassen werden. Der Patient sollte aber auf eventuelle Veränderungen angesprochen und im Zweifelsfall an den
Facharzt überwiesen werden.
Veränderungen im Blickfeld des Zahnarztes
Zum Einstieg erläuterte Dr. Hünten, welche Veränderungen auch der Zahnarzt wahrnehmen kann,
da sie in seinem direkten Blickfeld liegen. Abgesehen von Veränderungen an der Mundschleimhaut
sind dies zum Beispiel Hautkrebs, Hyperplasien der
Schilddrüse, Schwellungen der regionalen Lymphknoten oder Infektionen im Hals oder Rachen. Im
Gesicht sind ein Hämangiom oder eine Akne leicht
zu erkennen. Auch innere Erkrankungen können
vermutet werden. So können Stauungen der V. jugularis zum Beispiel auf eine Rechtsherzinsuffizienz
oder ein Lungenemphysem hinweisen.
Im Gesicht kommen verschiedene Herpes-Formen
vor, wobei der Herpes Zoster, also die Gürtelrose,
auch im Trigeminusbereich auftreten kann. Er ist
oft schwer von einem bakteriell verursachten Erysipel zu unterscheiden. Auch die Augen des Patienten
liegen im Blickfeld des Zahnarztes. Eine ansteckende Krankheit wie eine Konjunktivitis sollte er nicht
übersehen. Xanthelasmen sind unterhalb der Augen
und an der nasalen Seite der Augenlider zu finden.
Dies sind meist gelbliche, begrenzte Einlagerungen
von Fett oder fettartigen Substanzen in der Haut.
Ab und zu lohnt sich auch ein Blick auf das Ohr,
wo neben entzündlichen Mykosen auch Infektionen des Gehörgangs vorkommen können.
Der Zahnarzt sollte aber seine Aufmerksamkeit
nicht nur auf das Gesicht lenken. Er darf in den
Sommermonaten bei Trägern von Sandalen ruhig
auch einen Blick auf die Füße seiner Patienten werfen. Ist etwa ein kompletter Fußnagel von Nagel-
pilz befallen, ist das ein Zeichen für eine systemische Pilzinfektion, die vom Facharzt abgeklärt werden sollte.
Hautkrebs
Ein Schwerpunkt des Vortrags lag beim Hautkrebs.
Die Prävalenz des malignen Melanoms steigt stetig,
auch jüngere Patienten können betroffen sein. Mit
aufschlussreichen Bildern und einem kurzen Film
veranschaulichte Hünten das Krankheitsbild und
seine Früherkennung. Bei der Beurteilung eines Pigmentmals hilft die ABCD-Regel:
A = Asymmetrie; die Veränderung ist nicht rund
oder oval, sondern hat eine asymmetrische
Form.
B = Begrenzung; diese ist unscharf und verwaschen.
C = Color; man findet mehrere Farbtöne wie braun,
grau, schwarz, rötlich oder bläulich.
D = Durchmesser; die verdächtige Veränderung ist
größer als fünf Millimeter oder in letzter Zeit
gewachsen.
Wie das Melanom entstehen auch andere Hautkrebsformen häufig bei sonnenbelasteter Haut.
Die aktinische Keratose ist als Präkanzerose zu werten, da sie in ein spinozelluläres Karzinom (Plattenepithelkarzinom) übergehen kann. Davon zu unterscheiden ist das zwar infiltrierend wachsende,
aber im Gegensatz zum Melanom und zum Spinaliom extrem selten metastasierende Basaliom
(Basalzellkarzinom, weißer Hautkrebs).
Kinderkrankheiten
Auch Kinderkrankheiten manifestieren sich im Gesicht oder in der Mundhöhle. Bei Masern folgt einer
Entzündung der Schleimhäute des oberen, teilweise
auch des mittleren Atemtraktes ein Enanthem am
weichen Gaumen, bevor das typische Masernexanthem am ganzen Körper auftritt. Masern galten als
weitgehend ausgerottet, sind aber wieder auf dem
Vormarsch.
Auch Röteln sind eine hochansteckende Infektionskrankheit bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen.
Die typischen roten Hautflecke zeigen sich zuerst
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im Gesicht. Während der Schwangerschaft können
Röteln zu schweren Komplikationen mit ausgeprägten Fehlbildungen des Kindes und zu Fehlgeburten führen. Wie bei Masern wird eine Impfung
empfohlen.
Auch die ansteckende sogenannte Hand-Fuß-MundKrankheit, eine Infektion durch den Coxsackie-Virus, betrifft meist Kinder. Anzeichen sind kleine,
schmerzhafte Bläschen im Mund des Patienten.
Gleichzeitig oder nur kurze Zeit später treten Bläschen bevorzugt an den Handflächen und den Fußsohlen auf.
Weitere mögliche Auffälligkeiten im Gesicht
des Patienten
Hierzu beleuchtete der Referent das Thema AIDS
und erläuterte, dass es durch die Fortschritte der
Medizin heute kaum noch „echte“ AIDS-Patienten gebe. Trotzdem sollten für AIDS typische Veränderungen der Mundschleimhaut erkannt werden. So kann eine oropharyngeale Candidiasis auf
AIDS hinweisen und Kaposi-Sarkome treten, für
den Zahnarzt leicht sichtbar, als braun-bläuliche
Plaques nicht nur im Gesicht, sondern auch an der
Mundschleimhaut auf.
Selten ist der Lupus erythematodes mit einem charakteristischen, in Schüben auftretenden schmetterlingsförmigen Ausschlag im Gesicht. Er erstreckt
sich vom Nasenrücken beidseitig auf die Jochbeinund Wangenregion.
Typisches Zeichen an der Haut für eine Borreliose
ist die Wanderröte. Andere klinische Manifestationen sind oft nicht eindeutig auf eine Infektion mit
Borrelien zurückzuführen.
Rot-bläuliche Verfärbungen unter anderem im Gesicht sind meist Einblutungen, die auf Gewalt, überstandene Operationen oder eine hämorrhagische
Diathese hinweisen können. Hierbei wies Hünten
auf die neueren Antikoagulantien hin. Bei Medikamenten wie Pradaxa oder Xarelta sollten beim
Zahnarzt die Alarmglocken klingeln, denn sie sind
nicht antagonisierbar und es besteht keine Kontrolle über ein Gerinnungsmonitoring. Aufmerksam sollte der Zahnarzt auch bei Hämatomen oder
Verletzungen sein, die keine üblichen Blessuren vom
Spielen und Toben darstellen, da sie ein Anzeichen
für eine Kindesmisshandlung sein können.
In anschaulichen Fotokollagen demonstrierte der
Internist noch diverse andere seltene Hauterkrankungen. Danach ging er auf Hautverfärbungen wie
den Ikterus bei Leberzirrhose oder Virushepatitiden
ein. Rötliche Verfärbungen im Gesicht manifes-
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tieren sich auch bei der in verschiedenen Schweregraden im Gesicht auftretenden Rosazea. Unbehandelt kann sich daraus, besonders bei Männern,
ein Rhinophym entwickeln.
Schließlich sollte der Zahnarzt einen Raucher nicht
nur an den verfärbten Zähnen identifizieren. Auch
an der Struktur der Gesichtshaut kann man Raucher enttarnen und an der Mundschleimhaut kann
bei starken Rauchern eine Leukoplakie auftreten. Die
Raucherentwöhnung ist sehr wichtig, gerade bei
jungen Patienten lohnt sich jeder Versuch.
Lippen und Mundhöhle
Eine Cheilitis (Perlèche, Mundwinkelrhagaden) kann
verschiedene Ursachen haben, aber auch Ausdruck einer Mangelernährung zum Beispiel mit
Mikronährstoffen wie Eisen sein. Jeder betroffene
Patient ist dankbar für diesen Hinweis, denn häufig leidet er schon länger unter den schmerzhaften
Wunden.
Öfters wird ein Lichen ruber der Mundschleimhaut
angetroffen. Charakteristisch sind weiße, netzartige,
nicht abwischbare Streifen. Ein oraler Lichen ruber sollte Beachtung finden, da auch die Schleimhäute der Speiseröhre, die Genitalschleimhäute
oder die Analregion betroffen sein können.
Abschließend wies der Referent auf den M. Sjörgen
(Sicca-Syndrom) und die Sklerodermie hin, da beide
mit einem verminderten Speichelfluss einhergehen. Diese Krankheitsbilder sollten schon deshalb
abgeklärt werden, weil bei vermindertem Speichelfluss oder gar bei Mundtrockenheit totale Prothesen keine zufriedenstellende Haftung aufweisen
können.
Fazit
Der Patient sollte stets auf Veränderungen der
Haut angesprochen werden – nicht nur um ihn
vor Komplikationen der Erkrankung zu schützen,
sondern auch um Mitmenschen und das zahnärztliche Team vor Infektionen zu bewahren. Einprägsam in diesem interessanten Kurs waren auch die
vielen instruktiven Bilder der Erkrankungen, die
man im farbigen Skript zu Hause in Ruhe noch
einmal anschauen kann.
Hinweis
Die eazf bietet regelmäßig Kurse zur Zahnheilkunde
an. Weitere Informationen unter www.eazf.de
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