IA05_02_24-25_Labor 09.02.2005 14:42 Uhr Seite 24 Aus Ihrem Labor IGeL-VITAL EIN „NAVIGATOR“ DURCH DIE ANGEBOTE DES SELBSTZAHLERMARKTS WURDE BEI DER DELAB-FACHTAGUNG „PRÄVENTION UND IGEL“ EBENSO VORGESTELLT WIE DIE NEUESTEN LABORGESTÜTZTEN RISIKOMARKER. N VIERFACHE DYNAMIK DES IGEL-SEGMENTS Laborgestützte Beratungsleistungen aus den Bereichen Vorsorge und Prävention könnten für einen Großteil der Ärzteschaft zu einem wichtigen wirtschaftlichen Standbein auf dem Sektor der Individuellen Gesundheitsleistungen werden, führte Krimmel weiter aus. Aktuell sei eine gleich vierfache Dynamik zu erkennen, was die Bedeutung des IGeL-Segments für den Honorarumsatz der Arztpraxen angehe: • Der Anteil der IGe-Leistungen anbietenden Praxen nehme weiter kontinuierlich zu. 24 IGeL aktiv 2005/02 Fotos: AbleStock TproBNP als Indikator für die Pumpleistung des Herzens, Lipoprotein-Phospholipase A2 (Lp-PLA2) als Marker der AtheroskleroseAktivität, Tumor-Diagnostik mit der dimeren Form des Isoenzyms Typ M2 der Pyruvatkinase … Die Innovationen der individuellen Labordiagnostik standen im Mittelpunkt der Fachtagung „Prävention und IGeL“ der DELAB in Mainz. Dass zahlreiche IGeL-Angebote gerade aus dem Bereich der individuellen Vorsorgemedizin kommen, „ist gut begründet“, erklärte Dr. Lothar Krimmel in seinem Einführungsvortrag zur Bedeutung der Prävention für das Gesundheitswesen: „Denn die gesetzliche Krankenversicherung ist primär für die Krankenbehandlung und nicht für die individuelle Vorsorge zuständig.“ Nur in wenigen Bereichen dürfe der Gemeinsame Bundesausschuss Vorsorge-Untersuchungen als GKV-Leistungen definieren. Und die hierfür maßgeblichen „kollektiven“ Kriterien spielten bei der Entscheidung des Einzelnen hinsichtlich der Wahl einer bestimmten Vorsorgeleistung „zumeist eine untergeordnete Rolle. Für den einzelnen Bürger sind vielmehr Kriterien wie Autonomie, maximale Sicherheit oder individuelle Entängstigung von größerer Bedeutung. Und genau dies ist die Domäne der IGel-Angebote.“ IA05_02_24-25_Labor 09.02.2005 14:42 Uhr Seite 25 Maler gehören zur Risikogruppe für das Harnblasenkarzinom. Sie sollten routinemäßig getestet werden, etwa mit dem Marker NMP 22. • Der Anteil der IGeL-Angebote nachfragenden Patienten pro Praxis steige ebenfalls stetig an. • Auch die Zahl der pro Patient nachgefragten IGeL-Angebote wachse angesichts offensichtlich zufriedener Kunden. • Schließlich steige auch die Zahl der für IGeLAngebote in Frage kommenden Leistungen aufgrund medizinischer Innovationen und zunehmender Ausgliederung aus dem GKV-Leistungskatalog. Zum Beispiel: der Tumormarker NMP 22 (Nukleäres Matrix Protein 22) für das Harnblasenkarzinom. Dr. Gerson Lüdecke von der Urologischen Klinik der Justus-Liebig-Universität Gießen sprach sich dafür aus, dass Risikopatienten wie Maler, Friseure oder Tankwarte ab einem Alter von 45 bis 50 Jahren routinemäßig auf Blasenkrebs untersucht werden sollten, auch wenn diese Vorsorgeuntersuchung nicht zum Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenkassen gehört. Der (schon etwas länger verfügbare) Urintest auf NMP 22 erkenne in der Primärdiagnostik ein Blasenkarzinom in 75 bis 80 Prozent der Fälle und biete nach transurethraler Resektion eine ideale Basis für die Nachsorge. Besonders vorteilhaft könne NMP 22 in folgenden drei Fällen eingesetzt werden: • in der nicht-invasiven Primärdiagnostik bei Patienten, die mit den Kardinalsymptomen eines Blasenkarzinoms vorstellig werden, • im Screening von Populationen mit einem erhöhten Blasenkrebsrisiko, • bei der Verlaufskontrolle nach transurethraler Resektion. RÜCKKEHR ZU FREIHEITLICHKEIT UND EIGENVERANTWORTUNG Unter Berücksichtigung der vorhandenen Ergebnisse könne man sich für NMP 22 ein Modell der Krebsnachsorge vorstellen, bei dem ein Patient im Falle eines negativen NMP 22-Befunds auf eine Zystoskopie verzichtet. Lüdecke wies darauf hin, dass NMP 22 keine absolute Sicherheit biete. Letztendlich könne bei der Verlaufskontrolle nur der Patient zwischen Sicherheit und einer besseren Lebensqualität – die ihm der Tumormarker NMP 22 biete – entscheiden. „Damit aber der Patient diese Entscheidung treffen kann, muss der Urologe seinen Patienten über die Risiken aufklären.“ Auch Krimmel hatte zuvor in seinem Vortrag betont, dass sich dem Patienten durch das konkrete Untersuchungsergebnis die Vorteile der individuellen Labordiagnostik häufig unmittelbarer erschließen als bei manchen anderen IGeL-Angeboten. Die größte Bedeutung aus Patientensicht hätten dabei die individuelle Indikationsstellung und die individuelle ärztliche Beratung auf der Grundlage des Laborergebnisses. Das IGeL-Konzept steht nach Krimmels Einschätzung „insoweit auch stellvertretend für eine Rückkehr zu Freiheitlichkeit und Eigenverantwortung im Gesundheitswesen. Eigenverantwortung und freie Wahl der Versorgungsform sind die Garanten dafür, dass der Kern einer solidarisch finanzierten Grundversorgung dauerhaft erhalten bleiben kann“. Zugleich stellte der „IGeL-Erfinder“ ein Strukturierungskonzept für eine bessere Überschaubarkeit des Selbstzahlermarktes vor. Die so genannte VITAL-Gliederung verbinde eine gute Einprägsamkeit mit der Präzisierung der wichtigsten Anliegen des IGeL-Konzepts, Ärzten und auch Patienten könne mit diesem „IGeL-Navigator“ des Deutschen Instituts für Privatmedizin (dip) auf einfache Weise verdeutlicht werden, welchem Segment des Selbstzahlermarkts die jeweilige Leistung zuzuordnen ist: • Vorsorge und Prävention (z.B. HPV-Test, PSA-Test). • Innovationen und Spitzenmedizin (z.B. Brustkrebsgen). • Top-Service und Komfortmedizin (z.B. Sporttauglichkeit). • Alternativ- und Umweltmedizin (z.B. RadonMessung im Wohnumfeld). • Lifestyle- und Wellnessmedizin (z.B. Anti-Aging). IGeL aktiv 2005/02 25