Bilderbuch-­‐Heimkehr? Remigration im Kontext – Internationales Symposion, 18.–20. Februar 2015 – Abstracts PANEL 1 – SPEKTRUM DER IDEOLOGIEN ∣ Moderation: Irene Messinger Peter Pirker (Wien): Remigration aus dem politischen Exil: Chancen, Bedingungen und Grenzen im Nachkriegsösterreich Gerade für politische ExilantInnen war nach dem Ende der NS-­‐Herrschaft die Art der Exilpolitik ein wesentliches Kriterium dafür, ob rückkehrwillige politische AktivistInnen Chancen hatten, für die Rückkehr notwendige Machtressourcen sowohl im Gastland als auch in Österreich zu mobilisieren. Gelang dies, war es auch möglich, die Abwehrhaltung gegenüber den ExilantInnen in Österreich bis zu einem gewissen Grad zu überwinden. Aufbauend auf Forschungen zu einer Gruppe von zum Teil prominenten SozialistInnen, die zwischen Mai und November 1945 nach Österreich zurückkehrten, wird der Frage nachgegangen, welche Grenzen dem politischen Engagement der RemigrantInnen gesetzt waren und wie sie doch in einigen Bereichen Schlüsselpositionen einnehmen konnten. Peter Pirker, Institut für Staatswissenschaft, Universität Wien. Co-­‐Projektleiter des WWTF-­‐Projekts „Politics of Remembrance and the Transition of Public Spaces“. Forschungen und zahlreiche Publikationen zu Nationalsozialismus, Widerstand, Exil, Vergangenheits-­‐ und Geschichtspolitik. Robert Rosner (Wien): Kommunistische Remigration aus dem Westen Die Ausrichtung auf eine Zukunft in einem unabhängigen Österreich half der KPÖ bereits im Exil bei ihrer Werbung für verschiedene Selbsthilfe-­‐ und Kulturorganisationen. Nach Kriegsende folgten zahlreiche, oft bereits gut in die Gesellschaft der Gastländer (GB, USA, Mexiko, Palästina, Schweiz etc.) integrierte Flüchtlinge dem Aufruf der KPÖ zur Rückkehr, um am Aufbau eines sozialistischen Österreichs mitzuarbeiten. Es zeigte sich bald, dass die Situation in Österreich ganz anders war, als die KommunistInnen es erwartet hatten: Sie wurden ins Abseits gestellt. Einige RemigrantInnen waren im Parteiapparat tätig. Sie waren zwar als überzeugte KommunistInnen zurückgekehrt, hatten aber viele Erfahrungen in den demokratischen Ländern des Exils gesammelt, die sie – vor allem nach den Ereignissen in Ungarn und der CSSR – beeinflussten. Robert Rosner, Emigration nach England mit einem Kindertransport. Nach der Rückkehr nach Österreich Studium der Chemie und Tätigkeit als Chemiker in der Industrie. Nach der Pensionierung Studium der Politikwissenschaft und Wissenschaftsgeschichte. Mehrere Publikationen zu Themen der österreichischen Chemiegeschichte. Alexander Pinwinkler (Salzburg): Remigration als eine Rückkehr zum Status quo ante? P. Thomas Michels OSB zwischen USA, Österreich und Deutschland 1938 in die USA emigriert, kehrte P. Thomas Michels OSB 1947 in seine frühere Wahlheimat Salzburg zurück. Michels, der seit 1910 als Benediktiner der deutschen Abtei Maria Laach angehörte und 1929 am Aufbau einer „Katholischen Universität für das deutsche Volkstum“ mitwirkte, war ein prononcierter Anhänger des Dollfuß-­‐Regimes und betätigte sich bereits in den USA in legitimistisch gesinnten Kreisen unter „abendländisch-­‐katholischen“ Vorzeichen für eine Restauration Österreichs („Austrian American Catholic Federation“). Er stand dabei in Verbindung mit Richard Coudenhove-­‐ Kalergi, Otto Habsburg, Karl Wolfskehl, der Familie Trapp etc. Basierend auf der Analyse seiner in den USA geknüpften Netzwerke stellt sich die Frage, ob speziell das Scheitern des – von ihm maßgeblich mitgetragenen – erneuerten Salzburger katholischen Universitätsprojekts Ausdruck einer Geisteshaltung war, die den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen im Österreich der Nachkriegszeit nicht mehr gerecht wurde. Alexander Pinwinkler, Dozent für Zeitgeschichte an der Universität Wien und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg. Schwerpunkte in Forschung und Lehre: Wissenschafts-­‐ und Sozialgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Geschichte Österreichs bzw. des österreichischen legitimistischen Exils im Nationalsozialismus. 1 Bilderbuch-­‐Heimkehr? Remigration im Kontext – Internationales Symposion, 18.–20. Februar 2015 – Abstracts PANEL 2 – TRAUM VOM KOMMUNISMUS ∣ Moderation: Doris Neumann-­‐Rieser Georg Huemer (Wien): Der lange Weg zum „Ich bin ich“. Die Remigration der Bilderbuchautorin Mira Lobe Mira Lobe, 1913 in Görlitz (Deutschland) geboren, zählt heute zu den bekanntesten österreichischen Kinder-­‐ und JugendbuchautorInnen. Besonders für ihre Bilderbücher wurde sie vielfach ausgezeichnet. Die überwiegend heiter stimmenden Geschichten lassen nur wenig von der von Flucht und Vertreibung gekennzeichneten Lebensgeschichte der jüdischen Intellektuellen erahnen: eine biographisch-­‐kulturwissenschaftliche Spurensuche fokussiert auf die Umstände ihrer Rückkehr, den Aufbau ihres Netzwerkes in der Kinderliteraturszene und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ihres (späten) Erfolges. Georg Huemer, Literatur-­‐ und Kulturwissenschaftler, war von 2007 bis 2014 am Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte und Theorie der Biographie tätig. Arbeiten zur Kinder-­‐ und Jugendliteratur und Geschichte der Biographie. Ulrike Schneider (Potsdam): Remigration – Übersiedlung – Rückkehr: Der Schriftsteller Fred Wander und die doppelte Erfahrung der Rückkehr Die im Herbst 1945 erfolgte Rückkehr Fred Wanders nach Wien wird von Beginn an von kritischen Beobachtungen des Demokratisierungsprozesses in Österreich und der Skepsis in Bezug auf die „Entnazifizierung“ begleitet. Die Bindung an die KPÖ ermöglichte Wander 1955 die Übersiedlung in die DDR, die Erfahrungen von In-­‐ und Exklusion setzten sich jedoch in der DDR fort. Die Rückkehr nach Wien war schließlich mit der Neupositionierung Wanders im literarischen Feld Österreichs verbunden. Durch die Nachzeichnung der Prozesse der Remigration – Übersiedlung – Rückkehr soll einerseits die Positionierung jüdischer RemigrantInnen im literarischen Feld Österreichs und ihre Funktion für den öffentlichen Erinnerungsdiskurs erörtert, andererseits die narrativen Darstellungsformen des doppelten Remigrationsprozesses betrachtet werden. Über diese Untersuchungspunkte wird evident, dass die von Fred Wander narrativ unternommene Konstruktion einer jüdischen Identität als transitorische Existenz auf den wiederkehrenden Emigrations-­‐ und Remigrationsprozess zurückgeht. Ulrike Schneider, Mitarbeiterin am Institut für Germanistik/Jüdische Studien und Religionswissenschaft an der Universität Potsdam, Redaktionsmitglied der Zeitschrift „Argonautenschiff“ der Anna-­‐Seghers-­‐Gesellschaft, Forschungs-­‐ und Publikationsschwerpunkte: deutsch-­‐jüdische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts, deutsch-­‐ deutsche Nachkriegsliteratur, Exil-­‐ und Holocaustliteratur, Zeitzeugenschaft und Erinnerungsdiskurse. Jana Buresova (London): No ,Storybook Homecoming‘ in Post-­‐war Czechoslovakia Ironically, the number of Sudeten Germans (Volksdeutsche) proposing to return to Czechoslovakia from Britain after WWII, exceeded that of the Slav Czech speakers according to the Czech Refugee Trust Fund’s survey of March 1945. Regardless of any patriotic and idealistic intentions to contribute to Czechoslovakia’s post-­‐war redevelopment, the Volksdeutsche were not welcomed back. For different reasons, antipathy towards repatriated Czechoslovak refugees was extensive, both in social and political terms. It extended to Communists, increasingly perceived by the Benes government’s Soviet allies and mentors as ,tainted imperialists‘ who should have fled east to Russia instead of west to Britain, thereby ignoring the physical problems of doing so. Even Social Democrats and left-­‐leaning repatriates with practical skills gained in Britain, encountered antagonism or open opposition stemming from resentment. Set within a socio-­‐political context, the presentation will illustrate the topic by drawing upon the author’s interviews with repatriates, highlighting their personal experiences, dilemmas and responses to them. It will conclude with a brief reference to the Communist coup of 1948, resulting in the flight and re-­‐migration to Britain of many repatriated refugees of diverse ethnicity, religion and political allegiance. Jana Buresova, student at the Institute of Modern Languages Research, University of London. 2 Bilderbuch-­‐Heimkehr? Remigration im Kontext – Internationales Symposion, 18.–20. Februar 2015 – Abstracts PANEL 3 – MEDIEN ∣ Moderation: Jutta Vinzent (Birmingham) Margit Reiter (Wien): Das „(Österreichische) Tagebuch“ als „intellektuelle Heimat“ für Linke, Juden und RemigrantInnen nach 1945 Die Kulturzeitschrift Tagebuch war ein zentrales Medium einer bisher in der Forschung wenig beachteten kritischen Gegenöffentlichkeit in Österreich. Der Vortrag untersucht am Österreichischen Tagebuch, wie die Publikation 1946–49 hieß, die Akteursebene und kollektivbiographische Muster sowie die aus dem Exil herrührenden transnationalen intellektuellen Netzwerke. Unter den AutorInnen waren überdurchschnittlich viele Rückkehrende aus dem Exil und dem KZ. Aufgrund ihrer Herkunft, Erfahrungen und politischen Haltungen gesellschaftlich marginalisiert, fanden sie im Österreichischen Tagebuch einen Ort des intellektuellen Austauschs und eine geistige/politische Ersatz-­‐Heimat. Der Vortrag versteht sich als Beitrag einer intellectual history Österreichs, an der die (zunehmend marginalisierten und retrospektiv oft ausgeblendeten) linken und jüdischen RemigrantInnen als kritisches Korrektiv zum hegemonialen österreichischen Nachkriegsdiskurs einen entscheidenden Beitrag geleistet haben. Margit Reiter, Dozentin für Zeitgeschichte, lehrt und forscht an der Universität Wien. Forschungs– schwerpunke: Nationalsozialismus, Exil in Shanghai, Linker Antisemitismus und Israel-­‐Kritik, Antiamerikanismus, NS-­‐Nachgeschichte. Jörg Thunecke (Nottingham): Von der „Roten Fahne“ zur „Welt am Sonntag“: die schillernde Karriere des Journalisten Bernhard Menne als Beispiel einer ‚geglückten‘ Remigration Der deutsche Journalist und Publizist Bernhard Menne (1901–1968) emigrierte 1933 nach Prag, 1939 nach England. Im Exil war er u.a. Mitglied des Vorstands der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SOPADE), 1942 wandte er sich in London der rechts orientierten Organisation ‚Fight for Freedom‘ zu. Als sich 1944 bei Menne Ernüchterung angesichts der immer radikaleren ‚Fight for Freedom‘-­‐Propaganda einstellte, näherte er sich wieder der SOPADE an. Der Vortrag konzentriert sich auf die Nachkriegskarriere Mennes, die in der Forschung bisher vernachlässigt wurde. Das mag dem Umstand geschuldet sein, dass sich Menne im Exil nach KPD-­‐ und SPD-­‐Mitgliedschaft zum Renegaten und anti-­‐deutschen Vansittartisten wandelte, für die sozialistische Exil-­‐Bewegung war er persona non grata. 1948 wurde er von den Alliierten in der britischen Besatzungszone (Hamburg) zum Chefredakteur des späteren Springer-­‐Blattes Welt am Sonntag bestellt – eine einmalige Karriere unter den SPD-­‐Renegaten des englischen Exils. Jörg Thunecke, Senior Lecturer an der Nottingham Trent University (1970–1997), wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Westdeutschen Akademie für Kommunikation in Köln (1998–2006). Schwerpunkte: Exil und Remigration in der deutschsprachigen Literatur. Desiree Hebenstreit (Wien): Wo sich Remigration artikulierte. Die Zeitschrift „Plan“ in der österreichischen Nachkriegszeit Bereits 1946 wurden Problemfelder der Remigration sowohl im Österreichischem Tagebuch als auch in der Zeitschrift Plan thematisiert. So bezeichnete der Schriftsteller Rudolf Geist im Dezember 1945 im „Plan“ die Rückholung der Emigranten als „österreichische Verpflichtung“. Letztlich arbeiteten jedoch nur wenige Rückkehrer am Plan mit. Dazu zählten Hugo Huppert, Walter Hollitscher, Hans Weigel und Hermann Hakel. Während die ersten beiden in der kommunistischen Partei aktiv waren und ihre Remigration als Teil eines politischen Auftrags gesehen werden kann, sind mit Weigel und Hakel zwei jüdische Autoren vertreten, deren individuelle Haltung zur Remigration in einem breiteren Kontext gesehen werden muss. Mein Beitrag geht den Fragen nach, inwiefern seitens der Remigranten Themen artikuliert wurden, die im Widerspruch zum hegemonialen Nachkriegsdiskurs um Österreich als erstes Opfer standen und welche Rolle das Thema Remigration im Plan spielte. Desiree Hebenstreit, seit 2013 Mitarbeiterin am FWF-­‐Projekt „Edition des Briefwechsels August Sauer-­‐ Bernhard Seuffert“ am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek; Schwerpunkte: österreichische Literatur, Literatur und Politik, Begriffsgeschichte, Biographieforschung. 3 Bilderbuch-­‐Heimkehr? Remigration im Kontext – Internationales Symposion, 18.–20. Februar 2015 – Abstracts PANEL 4 – NACHKRIEGSMENTALITÄTEN ∣ Moderation: Marita Krauss Nikola Herweg (Marbach): Persilscheine und andere Zugeständnisse. Voraussetzungen und Bedingungen der Remigration „Es war eine euphorische Heimkehr“, feierte die Lyrikerin Hilde Domin retrospektiv ihre Rückkehr nach Deutschland. Insbesondere ihre Briefe zeigen jedoch, dass diese „euphorische Heimkehr“ mit Zugeständnissen ‚erkauft’ war und Domin die Inszenierung als ‚Weltreisende‘ – der S. Fischer Verlag riet ihr, sich nicht als Emigrantin zu präsentieren – und die Instrumentalisierung als „Dichterin der [glücklichen] Rückkehr“ durchaus zwiespältig sah. Auch die emigrierten Philosophen Helmuth Plessner und Karl Löwith machten bereits im Exil und beim Wiederanknüpfen an die nach 1933 abgerissenen Netzwerke Zugeständnisse verschiedenster Art. Inwieweit beeinflussten solche Verhaltensweisen – speziell das Ausstellen sogenannter Persilscheine – eine gelungene oder misslungene Remigration? So entschied sich etwas der Kaufmann Heinz Altschul, der nach 1945 im japanischen Exil zunächst freigiebig Leumundszeugnisse vergab, gegen die Rückkehr nach Deutschland ... Nikola Herweg: Leiterin des Helen und Kurt Wolff Archivs für Exilliteratur im Deutschen Literaturarchiv Marbach; Publikationen zum Thema Exil, Exilliteratur und Gegenwartsliteratur; (Co-­‐)Herausgeberin der Sämtlichen Gedichte Hilde Domins sowie verschiedener Werke Felix Hartlaubs u.a. Kerstin Putz (Wien): „Zufällige Konstanz“. Günther Andersʼ Remigration nach Wien Nach langen Jahren der „Misere der Emigration“ kehrte Günther Anders 1950 schließlich, gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau, der Schriftstellerin Elisabeth Freundlich, in deren Heimatstadt Wien und damit nach Europa zurück. Dort begann Anders ein „philosophisches Tagebuch über die Nachkriegspsyche“ zu führen, in dem er seine Rückkehr nach Europa sowie seine ersten Eindrücke vom Wien der frühen 1950er Jahre schilderte. Es ist vor allem eine hartnäckige Geschichtsverdrossenheit, ein kollektiver Wunsch zu vergessen, den Anders den ÖsterreicherInnen darin attestiert. Obwohl die „Judenlosigkeit der Welt“ hier „hardly bearable“ ist und seine Arbeitsbedingungen wenig aussichtsreich, wird aus dem „versuchsweisen“ Aufenthalt eine jahrelange „zufällige Konstanz“. In späteren Selbstauskünften beschrieb er seine Entscheidung für Wien denn auch als Wahl eines Weder-­‐noch, eines gewissermaßen exterritorialen Ortes abseits der ideologischen Fronten des geteilten Deutschland. Kerstin Putz, Dissertantin und Mitarbeiterin am FWF-­‐Projekt „Günther Anders: Erschließung und Kontextualisierung ausgewählter Schriften aus dem Nachlass“ am Literaturarchiv der ÖNB. Peter Roessler (Wien): Geschichtsbilder und Traditionsbildungen. Zurückgekehrte Theaterleute im historischen Fundus Geschichte spielte eine große Rolle am Wiener Theater nach 1945 und es mochte dabei so wirken, als würden die vergangenen Zeiten mit der Gegenwart ein Ensemble bilden. Der historische Stoff, die Berufung auf Traditionen, aber auch die Wiederentdeckung von AutorInnen und Stücken gehörten zu den Erscheinungsformen dieses Phänomens. Die zurückgekehrten Exilanten und Exilantinnen hatten ihren Anteil an den vielfältigen Verwendungen des Geschichtlichen am Theater. Der Versuch, den dominierenden Geschichtsbildern andere Auffassungen entgegenzuhalten, war dabei ebenso zu finden, wie die Teilhabe an den offiziösen Geschichtsbeschwörungen. Die Rolle der zurückgekehrten Exilanten und Exilantinnen im Gestrüpp der historischen Anrufungen und Analogien soll untersucht werden: durch einen Überblick, bei dem einige Kategorien als Wegweiser dienen, vor allem aber durch einige Beispiele, bei denen die Versenkung ins Detail möglich ist. Peter Roessler, Professor für Dramaturgie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Max Reinhardt Seminar. Arbeiten zu Theater und Literatur; Dramaturgie, Regie und Schauspielkunst, Exil-­‐ und Nachkriegstheater, Rückkehr, Fragen des zeitgenössischen Theaters. 4 Bilderbuch-­‐Heimkehr? Remigration im Kontext – Internationales Symposion, 18.–20. Februar 2015 – Abstracts PANEL 5 – LITERATUR I ∣ Moderation: Günther Stocker Christine Ivanovic (Wien): Rückkehr nach Wien – eine Frage der Generation? Hilde Spiel, Ilse und Helga Aichinger, Ruth Klüger Im Abstand von je einem Jahrzehnt in Wien geboren, sind Leben und Werk von Hilde Spiel, den Aichinger-­‐Zwillingen und Ruth Klüger auf ganz unterschiedliche Weise vom Nationalsozialismus und der europäischen Judenvernichtung geprägt. Der Vortrag wird untersuchen, innerhalb welcher für weibliche Biographien spezifischer Parameter sich die Biographien dieser Autorinnen nach Kriegsende weiter entwickeln und inwiefern Faktoren wie akademische Bildung, soziale Bindungen (Heirat, Familie), kulturelle Differenzen in Bezug auf Weiblichkeitsentwürfe sowie Differenzen im Umgang mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs in den betreffenden Ländern (USA, GB; D; A) die Frage ihrer Rückkehr nach Wien konditionierten. Die vier Rückkehr-­‐ und Nicht-­‐Rückkehr-­‐Geschichten sind sehr heterogen, dementsprechend unterschiedlich fallen über die Jahre hinweg die Stellungnahmen der vier Autorinnen aus, die im Vortrag paradigmatisch verglichen werden sollen. Christine Ivanovic, Germanistin und Komparatistin, seit 2010 an der Universität Wien tätig, derzeit als Gastprofessorin am Institut für Europäische und Vergleichende Sprach-­‐ und Literaturwissenschaft; Forschungsschwerpunkte: Europa-­‐Diskurse und transeuropäischer Kulturtransfer; Translationale Literatur; Digital Humanities Projekt über Ilse Aichinger. Evelyne Polt-­‐Heinzl (Wien): Wenn die Zeitgeschichte die „Teile eines Lebens“ zersprengt. Friederike Manners Romanbericht „Die dunklen Jahre“ 1948 veröffentlichte Friederike Manner unter dem Pseudonym Martha Florian ihren Romanbericht aus dem Exil Die dunklen Jahre. Er setzt mit dem Februar 1934 ein und endet Silvester 1945, verlängert sich also in die Zeit nach der Befreiung, in der ein Sich-­‐wieder-­‐Beheimaten für die Erzählerin wie ihre Autorin so schwer gelingen wollte. Ab 1949 schrieb sie regelmäßig literaturkritische Essays und stellt dabei unermüdlich die Frage nach dem Verhalten im Nationalsozialismus. Trotzdem ist sie in ihren Urteilen nie untergriffig, während die Gegenseite oft heftig zurückschlug. Ihr Freitod 1956 war auch eine Verzweifeln „an dieser geistigen Verlogenheit, der sie sich nicht beugen konnte, noch wollte“ (Oskar Wiesflecker). Evelyne Polt-­‐Heinzl, Literaturwissenschaftlerin und Ausstellungskuratorin. Publikationen vor allem zur österreichischen Literatur um 1900, der zwanziger Jahre und der Nachkriegszeit, Frauenliteratur, Lesekultur und Buchmarkt sowie kulturwissenschaftliche Motivuntersuchungen. Olena Kormanicka (Poznan): Maria Berl-­‐Lee: „Wanderin zwischen zwei Welten“ Der Vortrag stellt den Heimkehrversuch der österreichischen Dichterin Maria Berl-­‐Lee in den Mittelpunkt. Nach dem Krieg wurde der Vater der Autorin, Arthur Berl, offiziell aufgefordert, mit der Familie zurückzukehren, um in Wien als Richter tätig zu sein, da es in Österreich wenige Richter gab, die keine NSDAP-­‐Mitglieder oder Nazi-­‐Sympathisanten gewesen waren. Die Zeit zwischen 1949 bis 1951 verbrachte die Dichterin in Wien und versuchte, Fuß zu fassen, sie kehrte aber wieder nach New York zurück. Der Vortrag fragt nach den Gründen dieser „gescheiterten“ Remigration und blickt auf den Zwiespalt zwischen Österreich und Amerika im literarischen Werk der Dichterin. Berl-­‐Lee blieb bis zu ihrem Tod eine „Wanderin zwischen zwei Welten“ – eine „Doppelzunge“. Olena Komarnicka, Promotion in Deutscher Literaturwissenschaft (2014) an der Adam-­‐Mickiewicz-­‐Universität in Poznan über österreichische Dichterinnen im New Yorker Exil zwischen 1938 und Beginn der 1980er Jahre. Forschungen zur deutschsprachigen Exilliteratur seit 1933. 5 Bilderbuch-­‐Heimkehr? Remigration im Kontext – Internationales Symposion, 18.–20. Februar 2015 – Abstracts PANEL 6 – LITERATUR II ∣ Moderation: Peter Roessler Sharon Weiner (Chicago): Leo Perutz: From Celebrated Novelist to Forgotten Author. A Remigration Enigma Leo Perutz, one of the most popular Austrian authors during the interwar period, fled to Palestine in 1938 and survived there in exile. After the war Perutz seriously weighed returning to Vienna; beginning in 1950 he made annual summer visits to Austria and in 1952 he renounced his Israeli citizenship and reapplied for Austrian citizenship. Yet he never actually remigrated, instead remaining in the newly-­‐created state of Israel for which he harbored very mixed feelings. While the reasons for this remain open to speculation, it is clear that he struggled to reestablish himself in the German and Austrian postwar literary scene. In the context of remigration, the pull that Perutz felt towards Vienna and his choice to keep one foot in Europe make him an intriguing case to explore. He simultaneously serves as a study in counterfactuals (could it have been otherwise?), a kind of Grenzfall and a curiosity or even paradox. In light of these puzzles, I will provide a window into Perutz’ body of work and his experience as a „forgotten writer“ (as he himself put it) and argue that there was ultimately no niche Perutz for in the post-­‐war Austrian literary landscape. Sharon Weiner, doctoral student in Germanic Studies at the University of Illinois, Chicago. Wynfrid Kriegleder (Wien): Charles Sealsfield, Armand Strubberg, Heinrich Boernstein: USA-­‐ Emigration und Remigration bei drei Schriftstellern des 19. Jahrhunderts Anhand der Schicksale dreier deutschsprachiger Schriftsteller des 19. Jahrhunderts werden drei verschiedene Modelle der USA-­‐Emigration und -­‐Remigration dargestellt. Daran könnte sich die Frage anschließen, ob und inwiefern diese Modelle auch für die Situation im 20. Jahrhundert relevant sind. Charles Sealsfield floh 1823 in die USA, nahm eine neue Identität an, kehrte 1831 nach Misserfolgen nach Europa zurück, wo sich der Erfolg einstellte. Sealsfield entspricht dem Modell eines Emigranten, der auch nach seiner Rückkehr die Migrations-­‐Identität beibehält. Auch Armand Strubberg nahm nach der Emigration eine neue Identität an, scheiterte beruflich und kehrte 1854 nach Europa zurück, wo er Abenteuerroman veröffentlichte. Strubberg entspricht dem Modell eines Emigranten, der in der Emigration (angeblich) Erfolg hatte und als erfolgreicher Rückkehrer die Daheimgebliebenen an seinem Erfolg teilhaben lässt. Heinrich Boernstein vertrieb 1848 die Revolution in die USA, dort reüssierte er unter anderem als Publizist und kehrte in den frühen 1860er Jahren wohl auch aus Heimweh zurück. In seiner Autobiographie stilisierte er sich als Entrepreneur, für den die USA-­‐ Emigration nur eine Etappe in einer internationalen Karriere darstellte. Wynfrid Kriegleder, a.o. U niv.-­‐Prof. am Institut für G ermanistik der U niversität W ien. Forschungsschwerpunkte: deutsche und österreichische Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts, literarische W echselbeziehungen zwischen dem U S-­‐amerikanischen und dem deutschsprachigen Raum. 6 Bilderbuch-­‐Heimkehr? Remigration im Kontext – Internationales Symposion, 18.–20. Februar 2015 – Abstracts Günther Stocker (Wien): „Wer ruft ihn zurück? Niemand!“ Robert Neumanns schwierige Remigration in die deutschsprachige Literatur Robert Neumann ging 1934 ins Exil nach England, wo er 24 Jahre bleiben sollte. Als einem von nur wenigen ExilautorInnen gelang es ihm, in der neuen Sprache heimisch zu werden und in ihr zu schreiben. Auch nach dem Krieg hielt Neumann, seit 1947 britischer Staatsbürger, vorerst an der englischen Sprache fest und begann sich im anglophonen Raum als Schriftsteller zu etablieren. Diese, seine zweite Schriftstellerkarriere, endete allerdings spätestens mit seiner Rückkehr auf den Kontinent im Sommer 1958, als er sich bezeichnenderweise nicht in Österreich, sondern im Schweizer Locarno niederließ. Schon einige Jahre zuvor hatte er wieder auf Deutsch zu schreiben begonnen. In den folgenden Jahren litt Neumann wie viele Remigranten daran, dass sein Vorkriegs-­‐ und Exilwerk in Deutschland und Österreich weitgehend unbekannt war und dass er keinen Anschluss an den zeitgenössischen Literaturbetrieb fand. Der Vortrag geht den Schwierigkeiten der Re-­‐Integration nach. Neumanns Agieren im Literaturbetrieb wird dabei ebenso in den Blick genommen wie die Ab-­‐ und Ausgrenzungsstrategien, mit denen er konfrontiert war und die eine angemessene Rezeption seines vielfältigen Werkes bis heute verhindert haben. Günther Stocker, assoziierter Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Wien. Forschungsschwerpunkte: Leseforschung, Literatur und Medien, Literatur des Kalten Krieges, moderne österreichische Literatur. 7 Bilderbuch-­‐Heimkehr? Remigration im Kontext – Internationales Symposion, 18.–20. Februar 2015 – Abstracts PANEL 7 – SELBST-­‐ UND FREMDBILDER ∣ Moderation: Katharina Prager Karin Bischof (Wien): Rhetorische Darstellungen von NS-­‐verfolgten EmigrantInnen in Plenumsdebatten des österreichischen Parlaments nach 1945 Etwa 130.000 Menschen mussten zwischen 1933 und 1945 aus Österreich flüchten, der Großteil davon waren Juden/Jüdinnen nach den Nürnberger Rassengesetzen. Bis heute halten sich hartnäckig Mythen darüber, dass es eigentlich die Privilegierten („die es sich leisten konnten“) gewesen seien, denen die Flucht vor dem Nationalsozialismus gelang. Besonders interessant erscheint vor diesem Hintergrund die Frage der Darstellung von EmigrantInnen als Gruppe, die, analog zu antisemitischen Stereotypen, tendenziell in einer Zwischenposition verortet ist: nicht ganz innerhalb, nicht ganz außerhalb des nationalen Wir. Der Vortrag untersucht rhetorische Darstellungen von NS-­‐verfolgten EmigrantInnen in Plenumsdebatten des österreichischen Parlaments nach 1945. Den Ausgangspunkt bildet die Annahme, dass die rhetorische Konstruktion von EmigrantInnen im österreichischen Parlament einen relevanten Kontext für die Entscheidung von NS-­‐Vertriebenen für oder gegen eine Rückkehr darstellte. Karin Bischof, Lektorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien und Redakteurin der Österreichischen Zeitschrift für Politikwissenschaft. Forschungsschwerpunkte: Gender studies, Integration/(Anti-­‐)Rassismus/Migration, politische Theorie, Vorurteilsforschung. Josefin Frangione (Como): Italienische RemigrantInnen im Kontext. Ein Überblick Ausgehend von der „Illusion der Rückkehr“ geht es hier um den fiktiven Charakter der (von italienischen Rückkehrern) lang ersehnten und erträumten „Heimat“, die sich als neue Fremde entpuppt. Diese Erfahrung, die sich bis hin zur subjektiven und entterritorialisierten Realtätswahrnehmung entwickelt, erfasst vor allem die zweite Generation, die im Aufnahmeland geboren wurde und dort ihre Kindheit verbracht hat. Kernthemen sind des Weiteren die innere Zerrissenheit der zweiten italienischen Rückkehrergeneration, die sich in keinem einheitlichen Identitätsbegriff wiederfindet und einseitige nationale, territoriale, lokale und kulturelle Zuschreibungen von sich weist, oder, auf gegensätzliche und doch ergänzende Art, die eigene bikulturelle Biographie unterdrückt: Der Status des Rückkehrmigranten kann sich nämlich als Hindernis in Bezug auf eine erfolgreiche Lebensgestaltung im Herkunftsland der Eltern enthüllen und Erfahrungen der Fremdheit, bzw. Entfremdung als Folge aufweisen. Josefin Frangione, seit 1999 Deutsch-­‐Unterricht für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im privaten sowie im öffentlichen Bereich, seit 2007 Vertragsdozentin für deutsche Sprache und Kultur deutschsprachiger Länder an der Universität Insubria in Como. Dagmar Heißler (Wien): „Nach Rückkehrern besteht kein Verlangen, nach solchen mit anerkannten Namen am allerwenigsten“. Der Schriftsteller Ernst Lothar: Rückkehr nach Wien 1946 Der jüdische Schriftsteller und Regisseur Ernst Lothar hoffte seit seiner Flucht vor den Nationalsozialisten im März 1938 darauf, wieder nach Österreich zurückkehren zu können. In seinem amerikanischen Exil wurde er 1942 in die Kommission des Plenums für Kunst und Wissenschaft des Free Austrian National Council gewählt. In mehreren Artikeln legte er seine Vorstellung über die kulturelle Rolle Nachkriegsösterreichs dar. Die amerikanische Regierung sandte ihn schließlich als Theater and Music Officer nach Österreich. Seine Agenden bedingten eine einflussreiche Position im Kulturbetrieb, was es ihm langfristig ermöglichte, in seine durch die Emigration unterbrochenen Tätigkeitsbereiche zurückzukehren. Gleichzeitig brachte die Arbeit für die US-­‐Regierung aber auch Komplikationen für Lothar mit sich: Er wurde als „amerikanischer Söldling“ und „Vaterlandsverräter“ wahrgenommen; zugleich erschien er (aufgrund seines kontinuierlichen Eintretens für Brecht etc.) paradoxerweise als „Kommunist“. Lothar selbst wiederum wertete darüber hinaus seine jüdische Abstammung als Hemmschuh. Dagmar Heißler, Studium der Ethnologie und Deutschen Philologie an der Universität Wien, Literaturwissenschaftlerin, Lektorin und Korrektorin. 8 Bilderbuch-­‐Heimkehr? Remigration im Kontext – Internationales Symposion, 18.–20. Februar 2015 – Abstracts Milena Mrkvicka (Wien): Identitätsproblematik jüdischer RemigrantInnen im Vergleich Österreich und BRD Sich mit der Erfahrungswelt und den Lebensgeschichten jüdischer RemigrantInnen befassend, geht es um die Frage der Neukonstituierung von Identität, die durch die Erfahrungen der Vertreibung und der Neuorientierung im Exil einem unfreiwilligen Wandel unterworfen worden war und nun im Hinblick auf die Remigration und deren Perzeption, sowohl von außen, sprich von Seiten der deutschen, beziehungsweise österreichischen Gesellschaft, als auch von innen, der Eigenwahrnehmung, neu ausgehandelt werden musste. Damit unweigerlich verbunden ist auch eine Erörterung der Ausgestaltung der Identität und des kollektiven Gedächtnisses der Nachkriegsgesellschaften der beiden zu untersuchenden Räume. Ausgehend von einem ereignisgeschichtlichen Zugang, werden vor allem autobiographische Quellen von Remigranten herangezogen, um einerseits den ereignisgeschichtlichen Kontext zu verdeutlichen, andererseits diesem einen Perspektivenwechsel, sozusagen einem alltagsgeschichtlichen Ansatz entsprechend einer Geschichte „von unten“, entgegenzusetzen. Milena Mrkvicka, Studium der Geschichtswissenschaften an der LMU München, der Universität Wien und der FU Berlin, seit 2011 Bibliothekarin bei den Büchereien Wien. 9 Bilderbuch-­‐Heimkehr? Remigration im Kontext – Internationales Symposion, 18.–20. Februar 2015 – Abstracts PANEL 8 – RÜCKKEHR? NICHT-­‐RÜCKKEHR? ∣ Moderation: Nikola Herweg Irene Nawrocka (Wien): Die Frage der Rückkehr in autobiographischen Texten von ÖsterreicherInnen im schwedischen Exil Im schwedischen Exil fanden ExilantInnen, sofern trotz sehr restriktiver Maßnahmen der Flüchtlingspolitik der Erhalt einer Aufenthaltsgenehmigung gelang, ökonomisch relativ gute Verhältnisse vor, was die Entscheidung, ob man nach Kriegsende in ein zerstörtes Österreich zurückkehren sollte, mitbeeinflusste. In Schweden, das vorwiegend ein Transitland für Flüchtlinge gewesen war, befanden sich zwischen 700 bis 1000 Personen aus Österreich im Exil (u.a. Bruno Kreisky, Otto Binder, Lise Meitner, Ernst Benedikt, Wanda Lanzer). Adolf Schärf war bei Kriegsende nach Stockholm gereist, um den Emigranten zum Verbleib zu raten, denn Österreich könnte ihnen nicht den Lebensstandard bieten, zu dem ihnen ein vermeintlich neutrales Schweden verhalf. Dennoch ging der erste organisierte Rückkehrertransport aus Schweden am 30. August 1945 von Stockholm ab und brachte nicht nur die Erfahrungen des politischen Exils mit dem schwedischen Sozial-­‐ und Wohlfahrtsstaat zurück nach Österreich. Irene Nawrocka, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Institut für Neuzeit-­‐ und Zeitgeschichtsforschung, Österreichisches Biographisches Lexikon), Exilforscherin und Verlagshistorikerin; Publikationen zu Exilliteratur, Exilverlagen und zum österreichischen Exil in Schweden. Françoise Kreissler (Paris): Remigration aus China. Die gesellschaftspolitischen Kontexte im Shanghai der Nachkriegszeit (1945–1950) „Ich bin nach Wien zurückgekehrt, weil man wohl nach Shanghai emigrieren, aber nicht dort leben kann“, schrieb im Mai 1947 der Schriftsteller Hans Schubert. Er war einer der rund 1000–1200 österreichischen Shanghai-­‐Emigranten, die zwischen Anfang 1947 und 1950 nach Österreich zurückkehrten. Dieser Sachverhalt kann nur unter Berücksichtigung des gesellschaftspolitischen Umfelds in der chinesischen Metropole der Nachkriegszeit untersucht werden. Das Kriegsende im pazifischen Raum bedeutete in Shanghai (nach 8-­‐jähriger japanischer Besetzung) die Übernahme der Stadt durch die nationalchinesische Regierung, welche bereits im November 1945 die unverzügliche Repatriierung der als „illegale Einwanderer“ geltenden Emigranten forderte. Sowohl diese politischen Hintergründe als auch die mangelnden Integrationsmöglichkeiten und der langjährige Bürgerkrieg in China, der schließlich zur kommunistischen Machtübernahme führte (1949), sind einige der wesentlichsten Gründe für die – zum Teil unfreiwillige – Rückkehr einer verhältnismäßig hohen Anzahl von Shanghai-­‐EmigrantInnen. Françoise Kreissler, Univ.-­‐Prof. für chinesische Zeitgeschichte am Institut des Langues et Civilisations orientales (INALCO, Paris). Forschungsschwerpunkte: Chinesische Historiographie zum Zweiten Weltkrieg; Geschichte Shanghais im 20. u. 21. Jahrhundert; Emigration nach Shanghai (1933–1949). 10 Bilderbuch-­‐Heimkehr? Remigration im Kontext – Internationales Symposion, 18.–20. Februar 2015 – Abstracts Philipp Mettauer (St. Pölten): „Volver“. Von Südamerika zurückgekehrt? Lebensgeschichtliche Interviews mit österreichisch-­‐jüdischen RemigrantInnen Von den zirka 2200 österreichischen Jüdinnen und Juden, die sich vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach Argentinien in Sicherheit bringen konnten, kehrten die wenigsten zurück. Bei einer Umfrage unter RemigrantInnen in den 1960er Jahren gab die Mehrheit persönliche bzw. wirtschaftliche Gründe als auschlaggebend für ihre Rückkehr an. Diejenigen, die nicht zurückgekehrt waren, beschäftigten sich weiterhin sehr intensiv mit dem Thema Remigration: Im Zuge eines Oral History-­‐Forschungsprojekts in Buenos Aires wurden in lebensgeschichtlichen Interviews sehr ausführlich das Für und Wider einer Rückkehr, persönliche Argumente und Erlebnisse geschildert. Basierend auf Interviews sowohl mit RemigrantInnen wie mit Nicht-­‐RemigrantInnen soll das Phänomen der Remigration von beiden Seiten beleuchtet werden. Philipp Mettauer, Mitarbeiter des Oral History-­‐Forschungsprojektes „ÖsterreicherInnen im Exil: Argentinien 1938–1945“. Seit 2012 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für jüdische Geschichte Österreichs in St. Pölten. Forschungsschwerpunkte: Nationalsozialismus und Shoah im Familiengedächtnis sowie die Zwangsumsiedlung in jüdische Sammelwohnungen in Wien 1938–42. 11 Bilderbuch-­‐Heimkehr? Remigration im Kontext – Internationales Symposion, 18.–20. Februar 2015 – Abstracts PANEL 9 – ORGANISATION – BÜROKRATIE ∣ Moderation: Peter Pirker Gabriele Anderl (Wien): Rückkehr in organisierten Transporten: Shanghai, Palästina, Karaganda Im Allgemeinen kehrten die während der NS-­‐Zeit bzw. schon nach 1933 geflüchteten ÖsterreicherInnen auf individueller Basis aus dem Exil in ihre Heimat zurück. Nur die Rückkehr der Vertriebenen, die in Shanghai Zuflucht gefunden hatten, sowie jener, die von den sowjetischen Behörden in Karaganda (Kasachstan) interniert worden waren, erfolgte in organisierten Transporten. Die nach Palästina Emigrierten kehrten teils individuell, teils ebenfalls in organisierten Großgruppen nach Österreich zurück. Hier soll es um die Rolle der internationaler Organisationen United Nations Refugee Relief and Rehabilitation Administration (UNRRA) und der Nachfolgeorganisation International Refugee Organization (IRO) etc. gehen wie auch um bürokratische Probleme, mit denen die Rückkehrwilligen vor Antritt der Heimreise konfrontiert waren. In einem zweiten Schritt geht es um die erste Zeit nach der Rückkehr, vielfach in Obdachlosenheimen oder Massenunterkünften, mit speziellem Fokus auf die Rolle des Wohnungsamtes der Stadt Wien. Gabriele Anderl, Wissenschaftlerin und Autorin in Wien. Forschungen zu zeithistorischen Themen, u. a. NS-­‐ Vertreibungs-­‐ u Beraubungspolitik, NS-­‐Kunst-­‐ u Kulturgutraub, Kunsthandel, Flüchtlings-­‐ u Asylpolitik, Exil. Marion Löffler (Wien): Restitution: Wiedergutmachung in der Sprache der Alliierten Remigration ist unweigerlich mit dem Thema Restitution verquickt. Dass insbesondere jüdische Vertriebene, die ihres Besitzes beraubt worden waren, Ansprüche stellen würden, war auch der österreichischen Regierung (Karl Renner, Leopold Figl) bewusst. Weder sie noch die Alliierten waren daher an einer umfassenden Heimkehr der vertriebenen Juden und Jüdinnen interessiert. Im Wissen um diese problematische Vorgeschichte wurde von der österreichischen Bundesregierung im Herbst 1998 eine Historikerkommission eingesetzt, die den Auftrag erhielt, den gesamten Komplex des Vermögensentzugs auf dem Gebiet des heutigen Österreich zur Zeit des Nationalsozialismus zu dokumentieren. Ziel war es, die Lücken in der Restitutionspolitik zu erfassen, um sie möglichst schnell zu füllen. Die Geschichte der Restitutions-­‐ und Entschädigungsmaßnahmen spiegelt (auch in ihren Begrifflichkeiten) die Geschichte der Vergangenheitspolitik in Österreich, die sich in den frühen 1990er Jahren von der Vorstellung Österreichs als Opfer zum Bekenntnis der Mittäterschaft gewandelt hat. – untersucht wird dies entlang der Analyse ausgewählter Debatten im österreichischen Nationalrat. Marion Löffler, Forschungsassistentin im FWF-­‐Projekt „Antisemitsm as a political strategy and the development of democracy“ u Lehrbeauftragte am Institut für Politikwissenschaft (Universität Wien). Schwerpunkte: Demokratieentwicklung, feministische Staatstheorien, politikwissenschaftliche Geschlechterforschung sowie der Umgang mit fiktionaler Literatur in der politischen Ideengeschichte. Irene Messinger (Wien): Flucht mittels Scheinehe und ihre Folgen nach der Rückkehr Die Eheschließung mit einem Ausländer konnte verfolgten Frauen aufgrund der patriarchal geprägten Staatsbürgerschaftsregelung während der NS-­‐Zeit die Aus-­‐ oder Weiterreise in Exilländer ermöglichen. Diese Ehen, die oft nur auf dem Papier bestanden, werden retrospektiv als Schutzehen bezeichnet, besser bekannt ist das Phänomen als Scheinehe. Der Vortrag stellt sich die Frage, was eine solche Ehe und die dadurch gewonnene Staatsbürgerschaft bei der Rückkehr bedeutete, selbst wenn die Ehe schon geschieden war. Wie wurde auf rechtlich-­‐administrativer Ebene damit umgegangen, z.B. bei der Pensionsversicherungsanstalt, Restitutionsansuchen oder in anderen staatlichen Institutionen? Wem erzählten die zurückgekehrten Frauen in der Familien, im Freundes-­‐ /Bekanntenkreis davon? Welche Nachteile könnten im Exilland sowie in Wien befürchtet worden sein? Diesen Fragen wird anhand von Fallgeschichten von drei Wiener jüdischen Frauen sehr unterschiedlicher Herkunft (Rosl Ebner, Hilde Zaloczer, Elisabeth Austerlitz) nachgegangen. Irene Messinger, Politikwissenschaftlerin, Lehrbeauftragte an der Universität Wien und an der Fachhochschule für Sozialarbeit, Dissertation zur staatlichen Konstruktion von „Aufenthaltsehe“ im aktuellen Fremdenrecht. Forschungsprojekt: Scheinehen in der NS-­‐Zeit. 12 Bilderbuch-­‐Heimkehr? Remigration im Kontext – Internationales Symposion, 18.–20. Februar 2015 – Abstracts PANEL 10 – UNIVERSITÄT ∣ Moderation: Margit Reiter Andreas Huber (Wien): Der Grat zwischen Erfolg und Enttäuschung. 1938 vertriebene und emigrierte Lehrende der Universität Wien im Wissenschaftsbereich der Zweiten Republik An der Universität Wien wurden 1938 im Rahmen der nationalsozialistischen Neuorganisation der Universität über 320 Professoren, DozentInnen, LektorInnen und Lehrbeauftragte aus „rassischen“ oder „politischen“ Gründen vertrieben. Rund die Hälfte der Verfolgten, zumindest 153 Lehrende, flüchtete ins Exil, wobei nach Ende des Zweiten Weltkrieges 28 WissenschaftlerInnen wieder an einer österreichischen Hochschule lehrten – 25 davon an der Universität Wien bzw. 15 (wieder) im Rahmen einer Professur/Dozentur und 13 in der Funktion eines Honorar-­‐ oder Gastprofessors. Dabei zeigt sich in den Karriereverläufen der Re-­‐migrantInnen ein durchaus heterogenes Bild. Der Vortrag fokussiert auf die Lebenswege und wissenschaftlichen Laufbahnen dieser Personengruppe und versucht – auch anhand eines Vergleiches mit den insgesamt 79 nicht emigrierten Vertriebenen, die nach Kriegsende wieder in Österreich lehrten – jene Faktoren herauszuarbeiten, welche eine erfolgreiche Re-­‐Integration in der akademischen Hierarchie begünstigten oder auch behinderten. Andreas Huber, Wissenschafts-­‐ und Zeithistoriker, Soziologe, seit 2013 Universitätsassistent am Institut für Zeitgeschichte, Forschungen zur Wissenschafts-­‐ und Universitätsgeschichte, insb. zur Entnazifizierung der Studierenden und zu den vertriebenen Lehrenden der Universität Wien. Katharina Kniefacz (Wien), Herbert Posch (Wien): Bildungsbiografien und Emigration/Remigration. Die Wiener Studierenden von 1938 und das Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938 An der Universität Wien wurden mit der Machtübernahme des Nationalsozialismus 1938 fast 3.000 vorwiegend jüdische Universitätsangehörige entlassen und in der Folge vertrieben/ermordet – Lehrende, Studierende und administrative MitarbeiterInnen. Seit 2009 stehen ihre Namen im „Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938“. In der Onlineversion (www.gedenkbuch.univie.ac.at) sind auch Kurzbiografien, Fotografien und Dokumente zu den betroffenen Personen veröffentlicht. Angehörige nutzen es intensiv, im Austausch mit ihnen werden die Biografien laufend erweitert. Insbesondere betrifft dies die Gruppe der über 2000 Studierenden, die 1938 an der Fortsetzung bzw. dem Abschluss ihres Studiums gehindert wurden (Geburtsjahrgänge 1915–1920). Anhand dieser Gruppe sollen strukturelle Fragen über Möglichkeiten zur Remigration behandelt werden. Exemplarisch sollen einzelne Lebensverläufe – alle geprägt durch den erzwungenen Abbruch der geplanten Berufs-­‐ und Lebensplanung, die Vertreibung und den Verlust des sozialen, ökonomischen und ideellen Hintergrunds – in ihren unterschiedlichen Entwicklungen vermittelt werden. Katharina Kniefacz, Wissenschafts-­‐ und Zeithistorikerin, seit 2009 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Zeitgeschichte im Forum „Zeitgeschichte der Universität Wien“, Forschungen Wissenschafts-­‐ und Universitätsgeschichte im 20. Jahrhundert. Herbert Posch, Zeit-­‐ und Wissenschaftshistoriker und Museologe, Senior Scientist am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien (2006 Gründung des Forums „Zeitgeschichte der Universität Wien“ gem. m. Friedrich Stadler); Forschungsarbeiten zu Universitäts-­‐ und Wissenschaftsgeschichte, Wissenschaftskommunikation, Biografie-­‐ und Exilforschung, Erinnerungspolitik, u. a. 13 Bilderbuch-­‐Heimkehr? Remigration im Kontext – Internationales Symposion, 18.–20. Februar 2015 – Abstracts Christoph Mentschl (Wien): Der lange Weg zurück. Die späte Remigration des Karl R. Stadler Der spätere Linzer Zeithistoriker Karl R. Stadler (1913–1987) flüchtete 1938 nach England und erfuhr dort ab 1941 am University College in Nottingham seine wissenschaftliche Sozialisierung – zunächst im Bereich Adult Education und später als Historiker. Durch diese berufliche Etablierung hatte er nur wenig Anlass, nach dem Krieg in das zerstörte Österreich zurückzukehren. Seine Kontakte dorthin waren aber selbst während des Krieges nie abgerissen und können sicherlich (wie auch seine Verbindungen zur SPÖ, speziell zum späteren Justizminister Christian Broda) als Voraussetzung für seine späte Rückkehr 1968 gesehen werden. Der Vortrag wird sich mit Karl R. Stadlers Reintegration in die österreichische Gesellschaft, seine Bedeutung für die Zeitgeschichtsforschung, für die Geschichte der Arbeiterbewegung und für die Erwachsenenbildung und mit seiner Rolle in der SPÖ befassen. Christoph Mentschl, Studium der Geschichte und Germanistik an der Universität Wien. Langjährige Tätigkeit am Institut Österreichisches Biographisches Lexikon und biographische Dokumentation der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, seit 2012 am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien beschäftigt. 14 Bilderbuch-­‐Heimkehr? Remigration im Kontext – Internationales Symposion, 18.–20. Februar 2015 – Abstracts PANEL 11 – IMPORT ∣ Moderation: Wolfgang Straub Marlen Eckl (São Paulo, Frankfurt/Main): „Brasilien ist kaum erforscht“. Remigranten als Kulturvermittler im Nachkriegseuropa Für die meisten der ca. 16.000 bis 19.000 deutschsprachigen Flüchtlinge des Nationalsozialismus, die zwischen 1933 und 1945 in Brasilien eine Zuflucht gefunden hatten, wurde das Land aufgrund seiner starken gesellschaftlichen Assimilationswirkung zu einem dauerhaften Heim. Einige der ExilantInnen, insbesondere diejenigen, die vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten politisch tätig gewesen waren, beschlossen nach Kriegsende, nach Europa zurückzugehen, um aktiv am Aufbau der alten Heimat mitzuwirken. Mit Brasilien blieben sie jedoch verbunden. Sie fungierten im Nachkriegsösterreich und -­‐deutschland als „BotschafterInnen“ ihres Zufluchtslands. Der Vortrag stellt drei dieser Kulturvermittler in den Mittelpunkt: Karl Lustig-­‐Prean, Johannes Schauff und Hermann Matthias Görgen. Ziel ist es, verschiedene Aspekte der Rückkehr aus dem brasilianischen Exil und das kulturvermittelnde Wirken einiger Remigranten vor dem Hintergrund der innenpolitischen Umstände im Nachkriegseuropa und Brasilien jener Jahre aufzuzeigen. Marlen Eckl, Historikerin und Literaturwissenschaftlerin. Wissenschaftlerin am Laboratório de Estudos sobre Etnicidade, Racismo e Discriminação (LEER) der Universidade de São Paulo. Forschungsschwerpunkte: deutschsprachiges Exil in Brasilien, die Geschichte Brasiliens 1933–1945, brasilianisch-­‐jüdische Literatur des 20. Jahrhunderts. Matthias Marschik (Wien): Steilpass zur Rückkehr: Leo Schidrowitz Der Wiener Theaterkritiker Leo Schidrowitz begann Mitte der 1920er Jahre gleich vier nur teilweise kongruente Karrieren: Buchautor, Verleger, Gründer des „Wiener Instituts für Sexualforschung“, Fußballfunktionär. Schidrowitz flüchtete mit seiner Familie über Paris nach Brasilien und überstand die NS-­‐Jahre in Porto Alegre und Rio de Janeiro. Wie und warum Schidrowitz mit seiner Frau nach Wien zurückkehrte, ist unbekannt. Nach seiner Heimkehr bekam Schidrowitz von Verbandspräsident Josef Gerö den Posten des ÖFB-­‐Propagandareferenten übertragen und stürzte sich abermals in rege Schreibtätigkeit. Der Vortrag fokussiert auf die Zeit nach der Remigration 1949, kann aber die biografische wie kulturelle Vorgeschichte nicht negieren. Matthias Marschik, Kulturwissenschaftler und habilitierter Historiker, Lehrbeauftragter an den Universitäten Wien, Salzburg und Klagenfurt. Derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität für Angewandte Kunst im FWF-­‐Projekt „Jüdische Sportfunktionäre im Wien der Zwischenkriegszeit“. Katja Stuckatz (University Park): „Meine Gefangenschaft, die meine Befreiung war“. Ernst Jandl kehrt heim Ernst Jandls Zeit als ,Prisoner of War‘ in einem kleinen Lager in Südengland (1944–46) markiert das Schlüsselerlebnis in seiner Entwicklung als Dichter und Vermittler zwischen dem österreichischen und angloamerikanischen Kulturraum. Im Zentrum des Vortrags steht Jandls kulturpolitisches Engagement. In der Kriegsgefangenschaft und Heimkehrerfahrung haben Jandls lebenslange Bemühungen um eine nachhaltige Internationalisierung des österreichischen Kulturbetriebs und der deutschsprachigen Nachkriegsdichtung ihren Ursprung. Anhand bisher unveröffentlichter Nachlassmaterialien zeige ich, wie sich Jandl nach seiner Rückkehr im April 1946 ein internationales Netzwerk aufbaut, dem es u.a. um die Erneuerung und Veränderung der konservativen Kulturpolitik Österreichs ging. An Jandl lässt sich für die Remigrationsforschung ein Grenzbereich untersuchen, dessen Wirkung auf die Entwicklung der kulturellen Landschaft im deutschsprachigen Raum des 20. Jahrhunderts noch heute sichtbar ist. Katja Stuckatz, Germanistik-­‐Promotionsstudium an der Pennsylvania State University mit einer Arbeit zu Ernst Jandl, im Wintersemester 2014/15 Lehrbeauftragte an der Leuphana Universität Lüneburg. Forschungsschwerpunkte: internationale Avantgardeforschung, Poetologie literarischer Mehrsprachigkeit, deutschsprachige Literatur nach 9/11. 15