Astrochemie Seite 1 Ein kleiner Auszug aus der Astrochemie (Energieprozesse der Sonne) I. Inhalt Astrochemie ............................................................................................................................... 1 I. Inhalt ............................................................................................................................... 1 1. Relevante astronomische Daten ......................................................................................... 2 1.1 Die Sonne ..................................................................................................................... 2 1.1.1 Entstehung der Sterne am Beispiel Sonne............................................................. 2 1.1.2 Energieprozesse (physikalisch) in der Sonne........................................................ 2 1.1.3 Atmosphäre und der Sonnenwind speziell der Sonne ........................................... 3 1.1.4 Sonnenflecken und die Oberfläche ....................................................................... 3 1.1.5 Zusammenfassende Daten..................................................................................... 4 1.1.6 Vergleich zu anderen Sternen ............................................................................... 4 1.2 Das interstellare Medium ............................................................................................. 6 1.2.1 Moleküle und Radikale im ISM ............................................................................ 6 2. Materieverteilung im Universum ....................................................................................... 7 2.1 Die Dunkle Materie und die Dunkle Energie............................................................... 7 2.1.1 DM/DE und die SRT/ART.................................................................................... 7 2.1.2 DM/DE und das Standartmodell der Teilchenphysik ........................................... 7 2.1.3 Die Dunkle Materie und Dunkle Energie (Aufbau) .............................................. 8 2.2 Die Häufigkeit der Elemente im Universum................................................................ 9 2.2.1 Mittlere kosmische Elementenhäufigkeit.............................................................. 9 3. Ausgewählte chemische Prozesse .................................................................................... 10 3.1 Fusionsprozesse auf Sternen ...................................................................................... 10 3.1.1 Die pp-Kette ........................................................................................................ 10 3.1.2 Sonderfälle bei Temperaturen über 10 Millionen Kelvin: .................................. 11 3.1.3 Der CNO-Zyklus:................................................................................................ 12 3.1.4 Der 3α-Prozess .................................................................................................... 13 3.1.5 Fusionen in besonders massereichen Sternen ..................................................... 13 3.1.6 Neutronensterne .................................................................................................. 14 4. Anhang ............................................................................................................................. 15 4.1 Quellen ....................................................................................................................... 15 © 2003 by Sebastian M. Großhaupt Sebastian M. Großhaupt Astrochemie Seite 2 1. Relevante astronomische Daten 1.1 Die Sonne Ohne die Sonne gäbe es dieses gesamte Sonnensystem nicht, vom Leben auf der Erde gar nicht zu reden. Nicht nur das; sie beeinflusst sogar das gesamte Geschehen im Sonnensystem und das Klima auf der Erde. Der Sonnenwind, ein Strom aus ionisierten Wasserstoff- und Heliumatomen, dringt mit 400 km/s selbst in die entlegendsten Winkel des Sonnensystems vor. Manche ihrer inneren Prozesse hat man heute noch nicht entschlüsselt... 1.1.1 Entstehung der Sterne am Beispiel Sonne Wenn man die Entstehung der Sonne rekonstruiert, sieht man zugleich die Bildung unseres Sonnensystems; denn durch die Entstehung der Sonne entstand gleichsam unser System – oder umgekehrt. Wir befinden uns 4,6 Milliarden Jahre in der Vergangenheit. Es existiert nur eine Gasscheibe die zum Großteil aus Helium und Wasserstoff entsteht. In der Mitte ist diese Scheibe um vieles dichter – dort entsteht unsere Sonne. Die Dichte dieser Wolke liegt bei 10.000 Molekülen pro Kubikzentimeter, das ist extrem wenig verglichen mit unserer Atemluft: 27 Trillionen Molekülen. Noch ist diese Wolke sehr kalt mit –260°C. Da sich die Wolke in dem Zentrum sehr verdichtet, kommt es zum größten Phänomen des gesamten Kosmos, der Gravitation. Die Gasscheibe beginnt zu rotieren. Dadurch rücken die Atome dichter aneinander. Nach einer Million Jahren kann man von einer Protosonne sprechen die von einem Staubmantel umgeben ist. Nun setzt die T-Tauri Phase ein. Magnetkräfte setzen ein und die Sonne beginnt zu rotieren. Dabei verliert sie sehr viel Materie von der Oberfläche. Etwa 10 Millionen Jahre dauert dieser Prozess, zu Ende war er als der Kern der Sonne heiß genug war um die Kernfusion zu starten. In genau dieser Zeit beginnen auch die Planeten sich zu formen. Bis heute hat die Sonne ca. 5% ihres Wasserstoffvorrats verbrannt. In mindestens 5 Milliarden Jahren erst wird es mit dem Leben der Sonne zu Ende gehen. Im Kern wird der Wasserstoffvorrat zu Neige gehen und später wird die Kernreaktion nur noch in den äußeren Schalen stattfinden. Dabei wird sie sich ums hundertfache aufblähen und zum roten Riesen. Spätestens dann wird auf der Erde kein Leben mehr existieren da alle Ozeane und Wasserreservate verdunstet sein werden. Nach dem Abwerfen der Hülle schließlich wird sie zu einem weißen Zwerg, einem kleinem kompakten Stern mit relativ hoher Oberflächentemperatur. Aufgrund ihrer geringen Größe wird sie nicht in einer gigantischen Supernova oder sogar Hypernova sterben, denn das ist den extrem massereichen Sternen vorbehalten. 1.1.2 Energieprozesse (physikalisch) in der Sonne Die Sonne kann man gar nicht mehr mit einem überdimensionalem Kernreaktor vergleichen, zu groß und unvorstellbar sind die Mengen an Energie die im Kern, dem „Herz“ der Sonne produziert werden. Allein in einer Sekunde verschmelzen mehrere Millionen Tonnen Wasserstoff zu Helium. Die Bedingungen im Kern sind extrem: 15,6 Millionen Grad Kelvin und enormen Druck (2,5 x 1016 Pascal), aber nur diese Bedingungen lassen die komplizierte Sebastian M. Großhaupt Astrochemie Seite 3 Reaktionen, wie sie im Kern vor sich gehen, stattfinden. Dort werden Wasserstoffkerne (Protonen) zu den schwereren Heliumkernen verschmolzen. Kurz nach der Entstehung allerdings verbrannte die Sonne Deuterium, das Isotop des Wasserstoffs, das schwerer ist als der Wasserstoff. Die Sonne verbrennt nämlich zuerst die schweren Elemente, das gilt für alle Sterne. Auf den ersten Blick herrscht im Sonneninnerem ein heilloses Durcheinander: im heißen Plasmaball der Sonne, dem Kern, schwirren Protonen und aus den Bahnen gerissene Elektronen herum, prallen aufeinender (wobei sich negative Elektronen und Protonen neutralisieren) und bewegen sich frei in dem Plasma des Kerns. Dadurch können sie aber auch viel kompakter zusammengepackt werden im Kern. Es ist sich das natürlich schwer vorzustellen aber es reicht, einen Eindruck der Verhältnisse zu gewinnen, die niemals ein Mensch erleben wird und kann. Die Leuchtkraft der Sonne beruht auf einer Folge von Kernreaktionen, der so genannten Proton-Proton-Reaktion, bei der vier Protonen zu einem Heliumkern verschmelzen, der zwei Protonen und zwei Neutronen enthält. Dabei werden je 25 MeV frei. Ohne weiter auf andere Reaktionen einzugehen, soll gesagt sein das noch viele weitere Komponenten zusammenwirken um das „Endprodukt“ Sonne zu erhalten. 1.1.3 Atmosphäre und der Sonnenwind speziell der Sonne Die Korona ist die faszinierende und weit reichende Atmosphäre der Sonne, deren Wirken und deren Mechanismen erst vor kurzem teilweise entschlüsselt wurden. Was wir als „Oberfläche“ sehen zählt im astronomischen eigentlich ebenfalls noch zur Atmosphäre der Sonne. Man teilt die Atmosphäre der Sonne in mehrere Unterteilungen ein, wie es auch bei der irdischen gehandhabt wird. Zunächst kommt dabei die etwa 300 km dicke Photosphäre. In der Nähe der Sonne ist sie 7.000°K heiß, kühlt sich aber nach außen auf 4.500°K ab. Sie ist die hellste der Schichten und überstrahlt deswegen die mit 10.000 km viel dickere Chromosphäre. Die Korona ,die spätestens nach der Sonnenfinsternis 1999 jedem ein Begriff ist, ist lediglich die äußerste Atmosphärenschicht, ist aber die Schicht die beim Anblick einer Sonnenfinsternis den schönsten Blickfang bietet, da sie am weitesten in den Weltraum hinausreicht. Gewissermaßen wirkt sich die Atmosphäre aber im gesamten Sonnensystem aus. Diese Erkenntnis brachten Kometen, denn deren Schweif ist immer radikal vertikal von der Sonne weg gerichtet. Die hohen Temperaturen in der Korona würden so eine stabile Atmosphäre aber nicht zulassen, man musste den Grund also woanders suchen. Die Antwort war bald darauf gefunden, es ist dem so genannten Sonnenwind, der bereits am Anfang erwähnt wurde, zu verdanken dass man in der Nähe des äußeren Sonnensystems Sonnenpartikel finden kann. Mit 400 km/s wehen die Ionen in den Weltraum. Eine andere wichtige Funktion trägt dieser Wind; er sorgt dafür, dass das Magnetfeld ebenfalls weit ins All reicht. Dieses Magnetfeld bindet sodann die Materie zusammen, deswegen erkennt man sie in einer Spirale mit dem Zentrum Sonne, es ist das die Parker Spirale. In diesem alles andere als gleichmäßigem Wind gibt es aus unerwartete Ströme mit bis zu 800 km/s. Solche Ströme reichen sogar in die Erdionosphäre, eine der äußeren Schichten unserer Atmosphäre und können dort sogar Störungen im Funk- und Kommunikationsbereich verursachen. 1.1.4 Sonnenflecken und die Oberfläche Die Sonne ist wahrlich kein statischer Gasball. Immer wieder werden Eruptionen und andere Ungleichheiten beobachtet wie zum Beispiel die schwarzen Sonnenflecken. Seit etwa 250 Jahren werden sie und ihre stetigen Wanderungen verfolgt und beobachtet. Es sind schwarze Flecken auf der Oberfläche der Sonne die unregelmäßig für Tage, Wochen und manchmal Sebastian M. Großhaupt Astrochemie Seite 4 sogar für bis zu einen Monat erscheinen. Ihr erscheinen ist auf schwächere Zonen im Magnetfeld zurückzuführen und obwohl das Magnetfeld auf ihren Stellen viel schwächer ist, ist es immer noch 6.000-mal stärker als das irdische. Die Stellen an Sonnenflecken sind in der Regel 1.000-2.000°K schwächer als die übrige Oberfläche der Sonne. Alle 11 Jahre polt sich das Magnetfeld neu (d.h. alle 22 Jahre hat es wieder dieselbe Polarisation), dabei ändern sich auch die Positionen der Sonnenflecken, man spricht vom Sonnenzyklus. Zu besonderen Schauspielen zählen Sonneneruptionen auf der Oberfläche bei denen die Materie viele tausende Kilometer weit ins All geschleudert wird. Zu den größten dieser Art zählen koronare Massenauswürfe, die durch magnetische Blasen unter der Oberfläche ausgelöst werden. Sonstige Faktoren für diese Eruptionen uns sogar für Sonnenbeben, die mit Erdbeben an ihrer Kraft nicht zu vergleichen sind, sind noch weitgehend unbekannt. Da der Gasball Sonne selbst nahezu flüssig ist, gibt es in ihr Ströme die alle ein Ziel haben: wenn auch über Umwege an die Oberfläche. Es sind die Granularströme, die direkt an die Oberfläche führen. Die Hierarchie dieser Ströme ist auch kaum erforscht, aber man weiß dass sie sich mit der Granulierung an der Oberfläche bemerkbar machen. Mit großer Vergrößerung kann man auf der Oberfläche der Sonne eine Granulierung, eine Körnige Oberfläche, erkennen. Die einzelnen Granulen sind etwa 1.000 km groß und bestehen etwa 10 Minuten ehe sie von anderen ersetzt werden. Es sind die Gasblasen die die Konvektions- und Granularströme an die Oberfläche befördern, und das mit etwa 500 km/s. Man erkennt, die Sonnenoberfläche ist ständig in Bewegung. 1.1.5 Zusammenfassende Daten Mittlere Entf. z. Erde: Größte Entf. z. Erde: Kleinste Entf. z. Erde: 149,6 Millionen km = 1AE 152,1 Millionen km = Erdaphel 147,1 Millionen km = Erdperihel Durchmesser: Masse: Mittlere Dichte: Äquatorneigung: Rotationsdauer (siderisch): Rotationsdauer (synodisch): 1,392 Millionen km 1,989 x 1030 kg 1,409 g cm3 7°8´ 25,38 tage 27,27 tage Visuelle scheinbare Helligkeit: Leuchtkraft: Spektralklasse: Leuchtkraftklasse: Effektive Temperatur: –26,7mag 3,847 x 1025 W G2 V 5770°K 1.1.6 Vergleich zu anderen Sternen Parallel zu unserer Sonne existieren ungefähr 1011 Sterne allein in unserer Heimatgalaxie (davon 106 Sterne allein im Zentrum). Etwa 5000 davon können wir in der Nacht am Himmel beobachten. Sterne gibt es natürlich in allen Größen, die zehn Größten (nach scheinbarer, also beobachtbarer, Helligkeit geordnet) möchte ich nun anführen: Sebastian M. Großhaupt Astrochemie Name (Konstellation) Sirius (canis maior) Canophus (Carina) Alpha Centauri (Centaurus) Arkturus (Bootes) Wega (Lyra) Capella (Auriga) Rigel (Orion) Procyon (canis minor) Achernar (Eridanus) Beteigeuze (Orion) Seite 5 a [Lj] 8,5 313 4,3 37 25 42 775 8,6 144 427 mag -1,42 -0,72 -0,27 -0,40 0,03 0,08 0,12 0,40 0,46 0,50 Leuchtkraft* m* 23 2 14800 8 1,7 2,09 215 1,5 54 1,5 160 5,5 66800 1,7 4,7 1,5 4 8-12 55000 13-15 *…Sonne = 1 Sebastian M. Großhaupt Ø* 3 89,7 2,2 26 3,5 20 70 2 8 277 Temperatur 9400 K 8000 K 5800 K 4290 K 11600 K 6000 K 11000 K 8700 K 1500 K 3600 K Astrochemie Seite 6 1.2 Das interstellare Medium Das ISM beschreibt die interstellare Materie und ist verantwortlich für den Materieaustausch im Universum. 1.2.1 Moleküle und Radikale im ISM 2-atomig: H2; CH; CH+; C2; CN; OH; CO; NO; SiO; CS; NS; SO; SiS 3-atomig: H2O; CCH; HCN; HNC; HCO; HCO+; NNH+; HNO; H2S; O3; COS; SO2; + C2H; HCS ; NaOH 4-atomig: NH3; C2H2; H2CO; HNCO; HCNO; H2CS; CCCN; HNCS; C3N 5-atomig: CH4; CH2NH; NH2CN; CH2CO; HCOOH; HCCCC; HCCCN 6-atomig: CH3OH; CH3CN; HCONH2; CH3SH 7-atomig: CH3NH2; CH3CCH; CH3CHO; CH2CHCN; HCCCCCN 8-atomig: HCOOCH3 9-atomig: CH3OCH3; CH3CH2OH; CH3CH2CN; HCCCCCCCN 11-atomig: HCCCCCCCCCN Viele der angeführten Moleküle kommen auf der Erde nicht natürlich vor, oder nur als Teil eines Moleküls (z.Bsp.: OH). Radikale: Aus nicht vollständigen Atomen bestehende Moleküle SO = Schwefelmonoxid SO2 = Schwefeldioxid SiS = Siliziumsulfid SiO = Siliziumoxid NaOH = Natronlauge NH3 = Ammoniak HCOOH = Ameisensäure CH3CN = Ethannitril CH3NH2 = Methylamin HCOOCH3 = Ameisensäure-Methylesther/Methylamid CH3OCH3 = Dimethylether CO = Kohlenmonoxid CH3CH2OH = Ethanol Viele andere Elemente sind Radikale, gesamt sieht die Zusammenstellung recht diffus aus bzw. ungeordnet. Sebastian M. Großhaupt Astrochemie Seite 7 2. Materieverteilung im Universum Lange war das Materievorkommen im Universum als bekannt abgetan, bis Physiker errechneten, dass es im Universum viel zu wenig baryonische (normale) Materie gibt. Mit der Masse dieser Materie, wäre unser Universum noch immer ein homogenes Gemenge, hätte also keine gravitative Kraft entwickelt. Man postulierte von da an einige Sorten so genannter exotischer Materievorkommen. Diese sind theoretisch vorhanden und nur durch Gravitation nachzuweisen, da sie auf andere Weise nicht mit der baryonischen Materie, also auch Photonen, wechselwirken. Man dachte dabei an zwei Typen: die Dunkle Materie (DM), die nicht mit Antimaterie verwechselt werden darf, und die Dunkle Energie (DE), die noch weit theoretischer und exotischer ist als die Dunkle Materie (DM). Vom Materiegehalt des Universums hängen viele wichtige Faktoren ab, wie die HubbleKonstante (H0) und daraus resultierend, das Weltenalter. Durch neuste Daten der Wilkinson Microwave Anisotropy Probe (WMAP) werden neueste Theorien unterstützt. Aus Daten der Sonde errechnete man 4,4% baryonische Materie, 22% Dunkle Materie (DM) und 73% Dunkle Energie (DE). Daraus ergibt sich mit Hilfe der Friedmann-Gleichung ein Hubblewert von H0=71km/s/mp und ein Weltenalter von 13,7±1% Milliarden Jahre. Die genaue Bedeutung dieser Aussagen wird das folgende Kapitel klären. 2.1 Die Dunkle Materie und die Dunkle Energie 2.1.1 DM/DE und die SRT/ART Einstein führte einen Wert Λ (Lambda) ein, ein Wert der der Expansion des Universums entgegenwirken sollte. Später verdammte er diesen als die „größte Eselei meines Lebens“, da er an der Notwendigkeit einer entgegenstehenden Kraft zweifelte. Wie auch immer, wurde Jahre später wieder ein ähnlicher Wert, ΩΛ (die Energiedichte des Vakuums), für die Friedmann-Gleichung benötigt. Dieses ΩΛ, heute bekannt – oder besser nicht bekannt - als die Dunkle Energie (DE), soll den Raum negativ krümmen. 2.1.2 DM/DE und das Standardmodell der Teilchenphysik Mit dem Standardmodell der Teilchenphysik lassen sich drei der großen Kräfte klären: Die Kleine Kraft, die für chemische Bindungen verantwortlich ist; die Große Kraft, die für die nuklearen Kräfte zuständig sind und für den Elektromagnetismus. Für die erste Kraft sind die W- und Z-Bosonen verantwortlich. Im Kern sorgen Gluonen für den Zusammenhang und Photonen überbringen elektromagnetische Kräfte. Nur die Gravitation ist für die heutige Teilchenphysik nicht möglich. Tatsächlich spüren wir sie jedoch überall in der Welt. Man postulierte bereits Gravitonen, hypothetische Teilchen die für die Gravitation verantwortlich sind, jedoch sind diese nicht auf Dauer haltbar. Auch Gravitationswellen hat man bereits festgestellt und sogar ihre Geschwindigkeit gemessen. Dunkle Materie (DM) und Dunkle Energie (DE) sind exotische Teilchen die bis jetzt nur hypothetisch existieren. Ihre Teilchen, sollten sie welche besitzen, sind weder im Standardmodell der Teilchenphysik, noch in der Quantentheorie zu finden. Sebastian M. Großhaupt Astrochemie Seite 8 Lediglich die Heiße Dunkle Materie (die aber die unwichtigere ist) kann das Standartmodell mit Neutrinos beschreiben. Tatsache ist jedoch, dass es solche unbekannten Teilchen geben muss und dass sie einen großen Teil der Masse (~96%) und der Energie im Universum darstellen. Da beide scheinbar nicht mit Photonen und anderen baryonischen Teilchen wechselwirken, machen sie sich nur durch Gravitation bemerkbar. Diese bewirkte nicht nur die Lichtung des homogenen Urgemenges (Urknall) sondern steht vermutlich heute noch der Expansion des Universums als negative Komponente entgegen (Einsteins Lambda). Unsere Existenz ist also von uns unbekannten Teilen abhängig. 2.1.3 Die Dunkle Materie und Dunkle Energie (Aufbau) Alles was wir bis jetzt mit Sicherheit über die Dunkle Materie sagen können ist, dass sie sich zusammenklumpt und mit ihrer Schwerkraft Galaxien und größere Objekte bindet. Im Gegensatz dazu dürfte die Dunkle Energie sich gleichmäßig über das Universum verteilen und mit seiner Energie die Expansion des Universums beschleunigen. Bei der dunklen Materie unterscheidet man zwei Arten: die Heiße Dunkle Materie besteht ausschließlich aus Neutrinos. Sie wird als heiß bezeichnet, da diese praktisch masselosen Elementarteilchen seit der Entstehung des Universums mit beinahe Lichtgeschwindigkeit durch den Raum jagen. Die Heiße DM hat vermutlich kaum etwas mit der Strukturbildung im Universum zu tun; dafür haben wir die Kalte Dunkle Materie, die aus trägen Teilchen bestehen dürfte die sich nach ihrer Entstehung kaum vom Ort ihrer Geburt wegbewegen. Das Standartmodell der Teilchenphysik bietet hierfür keine Teilchen. Also postulierte man eine kleine Auswahl von Teilchen, an erster Stelle das Axion, ein leichtes neutrales Partikel das sich in einem starken Magnetfeld in ein Photon im Mikrowellenbereich verwandeln müsste. Auf der anderen Seite kreierte man auch ein vollständig neues Elementarteilchen, das Neutralino, eine hypothetische Mischung aus Photonen (Träger der elektromagnetischen Kraft) und dem Z-Boson (Träger der schwachen- oder Kernkraft). Dieses müsste das leichteste supersymmetrische Teilchen sein, das nicht weiter zerfallen kann und somit stabil ist. Substanz Teilchenart Baryonische Materie Strahlung Heiße Dunkle Materie Kalte Dunkle Materie Siehe SMT* Dunkle Energie Skalare Teilchen? Photonen d. KHS* Neutrinos Teilchenmasse Anzahl/Teilchen Anteil an Indizien oder –energie im beobachteten der Masse des [ElektronenV] Universum Universums 6 9 78 10 – 10 eV 10 5% Direkte Beobachtung 4 87 10 eV 10 0,005 % Radioteleskope ≤1 1087 0,3 % Messung Supersymmetrische 1011 Teilchen? 1077 10-33 (falls 10118 Teilchen vorhanden) Sebastian M. Großhaupt 25 % 70 % Herleitung aus Galaxiendynami k Beschleunigte kosmische Expansion Astrochemie Seite 9 2.2 Die Häufigkeit der Elemente im Universum Obwohl, wie bereits oben beschrieben, die baryonische Materie nur einen kleinen Teil der Gesamtmasse des Universums ausmacht, scheint sie für uns der nachvollziehbarere Teil zu sein und der für die heutige Forschung (noch) relevantere. 2.2.1 Mittlere kosmische Elementenhäufigkeit 1. Wasserstoff (H) 2. Helium (He) 3. Lithium (Li) 4. Beryllium (Be) 5. Bor (B) 6. Kohlenstoff (C) 7. Stickstoff (N) 8. Sauerstoff (O) 9. Fluor (F) 10. Neon (Ne) 11. Natrium (Na) 12. Magnesium (Mg) bis Zink gleich dem Periodensystem 31. Brom (Br) 32. Krypton (Kr) 33. Rubidium (Rb) 34. Strontium (Sr) 35. Yttrium (Y) 36. Zirconium (Zr) 37. Zinn (Sn) 38. Antimon (Sb) 39. Tellur (Te) 40. Iod (I) 41. Xenon (Xe) 42. Caesium (Cs) 43. Barium (Ba) 44. Osmium (Os) 45. Iridium (Ir) 46. Platin (Pt) 47. Gold (Au) 48. Quecksilber (Hg) 49. Thallium (Tl) 50. Blei (Pb) 51. Bismut (Bi) 52. Thorium (Th) 53. Uranium (U) Oft sind diese Elemente nur als Kerne oder nur als Isotop vorhanden. Man sieht eindeutig den Hang zu leichten Elementen. So werden in der Astronomie alle Elemente die schwerer als Wasserstoff und Helium sind, als Metalle bezeichnet. Sebastian M. Großhaupt Astrochemie Seite 10 3. Ausgewählte chemische Prozesse 3.1 Fusionsprozesse auf Sternen Unter 100.000 Kelvin laufen noch keine Kernreaktionen ab; zwischen ein und fünf Millionen Kelvin werden durch Reaktionen leichte Elemente wie Bor, Lithium und Beryllium zerstört und in Helium verwandelt. Erst oberhalb von 5.000.000 (fünf Millionen) Kelvin beginnt die Umwandlung von Wasserstoff zu Helium, das ist der wichtigste Prozess zur Energiegewinnung in Sternen. Anfangs geschieht das in den Reaktionen der pp-Kette (Proton-Proton-Reaktion). 3.1.1 Die pp-Kette Die Proton-Proton-Reaktion besteht aus drei einzelnen Reaktionen die temporal nacheinander ablaufen. 1 H + 1H → 2D + e+ + v + 1,44 MeV (14 x 109 Jahre) Zwei Wasserstoffkerne vereinigen sich zu einem Deuteriumkern; dabei entstehen ein Positron (positives Elektron), ein Elektron-Neutrino (beinahe masseloses, ungeladenes Elementarteilchen mit beinahe Lichtgeschwindigkeit) und 1,44 Millionen Elektronenvolt (equiv. 1.6 x 10-13 Joule). Während es für ein Proton bis zu 14 Milliarden Jahre dauert, bis es ein zweites zur Vereinigung trifft, läuft die nächste Reaktion nur wenige Sekunden später ab: 2 D + 1H → 3He + γ + 5,49 MeV (6 Sekunden) Der Deuteriumkern vereinigt sich mit einem Wasserstoffkern zu einem Heliumkern mit der Massezahl drei; dabei entsteht auch ein γ-Quant (Strahlung) und im Mittel 5,49 MeV Energie. Nach etwa einer Million Jahren kann die dritte Reaktion stattfinden: 3 He + 3 He → 4He + 2 1H + 12,85 MeV (106 Jahre) Zur Bildung der Beiden 3He Kerne waren sechs Protonen nötig, am Ende bleiben zwei über, wodurch sich nun vier 1H-Kerne zu einem 4He-Kern vereinigt haben. Die Energie die dabei entstanden ist, kinetische- und Strahlungsenergie; wird in Wärme umgewandelt. Nur mit dem Entschwinden des Elektron-Neutrinos verliert man am Schluss 0,26 MeV. Man erhält zusammen (die erste Reaktion Zweimal) durch eine volle pp-Kette 26,2 MeV (4,2 x 10-12 Joule). Auch wenn das nun wenig klingt, man muss bedenken, dass sich dieser Prozess millionenoder sogar milliardenfach in der Sekunde abspielt und somit ungeheure Energiemengen gewonnen werden. Sebastian M. Großhaupt Astrochemie Seite 11 3.1.2 Sonderfälle bei Temperaturen über 10 Millionen Kelvin: Nebenzweig der pp-Kette: Nur möglich bei einer Temperatur über 14 Millionen Kelvin im inneren des Sterns. Es ist nur eine Erweiterung der pp-Kette. Bei solchen Temperaturen kann es vorkommen, dass in der Reaktion 3 He + 4He → 7Be + γ + 1,59 MeV aus dem Isotop 3He Beryllium gebildet wird. Das gewünschte 4He muss dann in folgenden Reaktionen über Lithium gebildet werden: 7 7 Be + e- → 7Li + v + 0,05 MeV Li + 1H → 4He + 4He + 17,35 MeV oder es wird wie folgt über das Bor Isotop 8B: 7 Be + 1H → 8B + γ + 0,14 MeV 8 B → 8B + e+ + v + 7,9 MeV 8 B → 4He + 4He + 2,99 MeV Bei all diesen Reaktionen des Nebenzweigs der pp-Kette wird mehr Energie verloren, da mehr Elektron-Neutrinos (v) die Sonne verlassen können. Bei so hohen Temperaturen, wie sie in Sternen jenseits der Größe der Sonne und auch im Zentrum unseres Gestirns entfacht werden, und meist in Verbindung mit hohem Druck stehen, spielen bei all diesen Temperaturen nur noch die Atomkerne eine Rolle. In den extrem verdichteten Kernen bewegen sich die Elektronen oft nur mehr frei zwischen den Kernen und spielen bei Fusionen kaum eine Rolle. Nur Neutrinos können das Zentrum der Sonne ungehindert wieder verlassen, wodurch der Sonne ein geringer Energiebetrag verloren geht. Solch unvorstellbare Bedingungen sind auf der Erde nicht zu schaffen, weswegen man nur schwer die Prozesse auf der Sonne nachvollziehen kann, geschweige denn daraus eine Energieform der Zukunft machen kann. Sebastian M. Großhaupt Astrochemie Seite 12 3.1.3 Der CNO-Zyklus: Dieser Reaktionszyklus (Zyklus = Wiederkehrende Reaktionen) ist nur in Sternen mit mehr als 10 Millionen Kelvin Temperatur und einem kleinen Anteil an Kohlenstoff möglich. Der CNO-Zyklus umfasst die Elemente Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff: 12 C + 1H → 13N + γ +1,95 MeV (1,3 x 107 Jahre) 13 13 N → C + e+ + v + 2,22 MeV (7 Minuten) 13 C + 1H → 14N + γ + 7,54 MeV (2,7 x 106 Jahre) 14 N + 1H → 15O + γ + 7,35 MeV (3,2 x 108 Jahre) 15 O → 15N + e+ +v + 2,71 MeV (82 Sekunden) 15 N + 1H → 12C + 4He +4,95 MeV (1,1 x 105 Jahre) Da die Isotope 13N und 15O keine stabilen Kerne haben, zerfallen sie nach kurzer Zeit und senden ein Positron und ein Elektron-Neutrino aus. Deswegen geht bei dieser Reaktionskette mehr Energie (in Form von Neutrinos) verloren. Umso schwerer die beteiligten Elemente werden, umso unwahrscheinlicher ist es, dass eine Reaktionskette bis zum Ende ausgeführt wird. Das liegt daran, dass die schweren Kerne oft instabil sind, und schneller zerfallen, also noch bevor sie einen Reaktionspartner finden (die Zeiten in Klammern bezeichnen den Zeitraum zwischen Entstehung des neuen Elements und Finden eines Reaktionspartners). Da in Sternen schwerere Elemente als Wasserstoff und Helium nur spärlich vorhanden sind, finden diese Reaktionen nur im Kern statt und halten nur einen kleinen Teil der Energiegewinnung. Gleiches gilt später für die Kohlenstoff-, Sauerstoff- und Siliziumreaktionen. Sebastian M. Großhaupt Astrochemie Seite 13 3.1.4 Der 3α-Prozess Dieser Prozess findet erst bei Sternen jenseits der Größenordnung unserer Sonne statt, es sind über 100 Millionen Kelvin dafür notwendig. Dabei beginnen sich je drei Heliumkerne (αTeilchen) zu Kohlenstoff zu verwandeln. 4 He + 4He → 8Be + γ – 0,095 MeV (Energieverlust!) 8 Be + 4He → 12C + γ + 7,4 MeV Der 8Be Kern ist aber nicht stabil und zerfällt nach kurzer Zeit wieder in Heliumkerne (es bleibt ein Energieverlust). Einer unter einer Milliarde schafft es, mit einem Heliumkern zu einem Kohlenstoff zu fusionieren. Deswegen ist eine hohe Dichte förderlich. Oft finden diese Reaktionen in sterbenden Sternen statt. 3.1.5 Fusionen in besonders massereichen Sternen In besonders heißen, dichten und massereichen Sternen kann es auch zur Fusion zu noch massereicheren, also in der Astronomie seltenen, Elementen kommen, so zum Beispiel: Kohlenstoffreaktionen: Bei 9 x 108 (900 Millionen) Kelvin können folgende Reaktionen von besonders massereichen Sternen infolge des CNO-Zykluses entstehen: 12 C + 12C 12 C Kernen in → 24Mg + γ → 23Mg + n → 23Na + 1H → 20Ne + 4He → 16O + 2 4He Sauerstoffreaktionen: Bei 2 x 109 (2 Milliarden) Kelvin und mehr, können sich 16O Kerne wie folgt reagieren: 16 O + 16O → 32S + γ → 31S + n → 31P + 1H → 28Si + 4He → 24Mg + 2 4He Sebastian M. Großhaupt Astrochemie Seite 14 Siliziumreaktion: Bei 4 x 109 (4 Milliarden) Kelvin können sich zwei Siliziumkerne zu Nickel vereinen: 28 Si + 28Si → 56Ni Dabei kann sich Nickel 56Ni wie folgt weiter zu Eisen entwickeln: 56 Ni → 56Co + e+ +v 56 Co → 56Fe + e+ + v Im betroffenen Stern entwickeln sich durch die bei den unterschiedlichsten Temperaturen stattfindenden Reaktionen eine Zwiebelschalen Struktur. Da aber der Eisenkern SPONTAN wieder zerfallen kann: 56 Fe → 14 4He kann es im schlimmsten Fall sogar zu einem Kollaps führen. Schwerere Elemente als Eisen können nicht mehr durch Kernfusion erzeugt werden, sie entstehen nur noch durch Neutronenfang oder β-Zerfall. 3.1.6 Neutronensterne Im Kern werden unter extremsten Druck sogar die Kerne aufgeteilt. Wenn nun die Elementarteilchen frei fliegen, kommt es zum inversen β-Prozess: P + e- → n + v Es geht soweit, bis beinahe nur noch Neutronen im Kern vorhanden sind. WICHTIG: In den Zentren der Sterne sind Druck und Temperatur so hoch, dass wir nur noch von Atomkernen sprechen! Die Hochzahl bei allen Prozessen beschreibt die MASSEZAHL! Sebastian M. Großhaupt Astrochemie Seite 15 4. Anhang 4.1 Abbildungen 1.: Grafische Anordnung der pp-Kette (Proton-Proton-Reaktion) 4.2 Quellen 1. Die Materie in unserem Universum (Sebastian Großhaupt), 2. Spektrum der Wissenschaft 10/2003 (David B. Cline: Suche nach DM und DE), Spektrum Verlag 3. Meyers Handbuch Weltall (Dr. Joachim Krautter und Prof. Dr. Erwin Sedlmayr), Meyers Lexikonverlag 4. Der Neue Kosmos (Prof. Dr. Abrecht Unsöld und Prof. Dr. Bodo Baschek); Springer Verlag Sebastian M. Großhaupt