Bünztal (PDF, 18 Seiten, 433 KB)

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Baudepartement
Abteilung für Umwelt
Wasserqualität im Bünztal
Zusammenfassung der Datenauswertungen - Stand 2004
Bericht:
August 2005
Michael Grenacher, Abteilung für Umwelt
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung.......................................................................................... 1
2
Zustand der Fliessgewässer im Bünztal........................................ 2
3
4
2.1
Beurteilungskriterien ..................................................................................2
2.2
Messgrössen und biologische Indikatoren ..............................................2
2.3
Gewässeruntersuchungen .........................................................................5
2.4
Untersuchungsergebnisse.........................................................................6
2.4.1
Äusserer Aspekt und biologische Indikatoren ...................................................... 6
2.4.2
Chemische Messgrössen..................................................................................... 8
Gewässerschutzprobleme in der Region..................................... 11
3.1
Gewässerverunreinigungen und Fischsterben ......................................11
3.2
Abwasserreinigungsanlagen (ARA) ........................................................12
3.3
Siedlungs- und Autobahnentwässerung ................................................12
3.4
Landwirtschaft...........................................................................................13
3.5
Kleinkraftwerk Tieffurtmühle ...................................................................13
Bewertung der Fliessgewässer im Bünztal ................................. 14
1 Einleitung
Gestützt auf Art. 50 des Gewässerschutzgesetzes (GSchG) vom 24. Januar 1991 prüft die
Abteilung für Umwelt als zuständige kantonale Gewässerschutzfachstelle die Auswirkungen
der Gewässerschutzmassnahmen und orientiert die Öffentlichkeit über den Zustand der Gewässer im Kanton Aargau. Sie schlägt Massnahmen zur Verhinderung nachteiliger Einwirkungen auf die Gewässer vor.
Der vorliegende Bericht über die Wasserqualität der Fliessgewässer des Bünztals soll den
momentanen Zustand der Gewässer im Einzugsgebiet der Bünz zusammenfassend
beschreiben. Die Beurteilung bezieht sich im wesentlichen auf den Zustand im Jahr 2004.
Frühere Daten werden insofern einbezogen, als diese die gegenwärtige Situation noch immer zutreffend beschreiben. Ökomorphologie (Verbauungsgrad der Gewässer) und Hydrologie (Wasserführung) sind nicht Gegenstand dieses Berichts.
Das Ziel eines umfassenden Gewässerschutzes kann sich nicht nur auf das Fernhalten von
Verunreinigungen beschränken, Gewässer müssen viel mehr als Lebensraum von Pflanzen,
Tieren und Mikroorganismen wahrgenommen und erhalten werden. Aus diesem Grund wurden zur Beurteilung der Wasserqualität nicht nur chemische Aspekte geprüft. Der äussere
Aspekt (Trübung, Geruch usw.) sowie biologische Kriterien der Gewässer (Artenzusammensetzung und -häufigkeit von Wasserkleinlebewesen) wurden ebenfalls untersucht. Dabei liegt
der Vorteil von biologischen gegenüber chemischen Messgrössen auf der Hand. Während
die Bestimmung von chemischen Messgrössen eine Momentaufnahme liefert, gibt das
Vorkommen von bestimmten Lebewesen Aufschluss über einen längeren Zeitraum, da sie
allfälligen Wirkstoffen über längere Zeit ausgesetzt sind.
1
2 Zustand der Fliessgewässer im Bünztal
2.1
Beurteilungskriterien
Die Gewässerschutzverordnung (GSchV) vom 28. Oktober 1998 legt für chemische Messgrössen numerische und für den äusseren Aspekt verbale Anforderungen an Fliessgewässer
fest. Diese müssen zwingend erfüllt werden. Bei Nichterfüllen sorgt die kantonale Gewässerschutzfachstelle dafür, dass die erforderlichen Massnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität ergriffen werden.
Die GSchV legt zudem ökologische Ziele fest, die zu berücksichtigen sind, wenn Massnahmen ergriffen werden müssen. Unter anderem sollen Lebensgemeinschaften von Pflanzen,
Tieren und Mikroorganismen eine Artenzusammensetzung aufweisen, die typisch ist für nicht
oder höchstens schwach belastete Gewässer.
Das Modul-Stufenkonzept des BUWAL stellt ein Werkzeug zur Beurteilung der bestimmten
Messgrössen und Indikatoren dar und ergänzt die Anforderungen und die ökologischen Ziele
der GSchV mit weiterführenden Zielvorgaben (für Gesamt-Phosphor, Phosphat und Nitrit,
deren Konzentration in der GSchV nicht mit einem Zahlenwert beschränkt werden). Die Zielvorgaben sind als Empfehlung gedacht.
Die Ergebnisse aus den Untersuchungen zum äusseren Aspekt werden in drei Zustandsklassen eingeteilt. Zum Erreichen der Anforderungen dürfen also keine Beeinträchtigungen festgestellt werden (Abbildung 1). Die Resultate aus den chemischen sowie den biologischen
Untersuchungen werden gemäss Modul-Stufenkonzept fünf Zustandsklassen zugeordnet.
Die ökologischen Ziele und Anforderungen der GSchV markieren die Grenze zwischen den
Zustandsklassen „gut“ und „mässig“ (Abbildung 1).
Äusserer Aspekt
Biol. Indikatoren
Chem. Messgrössen
Zustand sehr gut
Zustand sehr gut
Zustand gut
Zustand gut
Zustand mässig
Zustand mässig
Zustand
unbefriedigend
Zustand
unbefriedigend
Zustand schlecht
Zustand schlecht
keine Beeinträchtigung
schwache bis mässige
Beeinträchtigung
starke Beeinträchtigung
Abbildung 1:
2.2
Anforderungen und
Zielvorgaben erfüllt!
Zustandsklassen für Gruppen von Messgrössen und Indikatoren gemäss Modul-Stufenkonzept des
BUWAL
Messgrössen und biologische Indikatoren
In die Beurteilung der Wasserqualität der Fliessgewässer werden die Ergebnisse verschiedener Untersuchungsprogramme einbezogen (Tabelle 1):
•
Regelmässige Untersuchungen: Die 12 wichtigsten Bäche im Kanton Aargau werden im
Unterlauf alle 2-3 Jahre auf den äusseren Aspekt und biologische Indikatoren untersucht.
Im Rahmen dieser Untersuchung wird auch die Bünz geprüft. Weiter werden an 27
Stellen im Kanton Aargau regelmässig chemische Messgrössen bestimmt. Im Bünztal
wird dabei die Bünz in Möriken monatlich untersucht und die Bewertung jährlich gemacht.
2
Weiter werden die Bünz in Anglikon und der Holzbach vierteljährlich beprobt und die
Bewertungen über den Zeitraum von drei Jahren gemacht.
•
Orientierungsuntersuchungen: Im Bünztal wurden 2004 an neun Stellen biologische
Indikatoren untersucht. Im Jahr 1999 wurde der äussere Aspekt flächendeckend an 82
Stellen und einige chemische Messgrössen an 76 Stellen bestimmt. Orientierungsuntersuchungen sollen einen Überblick über die Wasserqualität im Bünztal geben und werden
deshalb nicht regelmässig durchgeführt.
•
Pestizide: Die Bünz (Anglikon) wurde 2001 während der Vegetationsperiode auf
verschiedene Pestizide untersucht.
•
Schwermetalle: Das Sediment der Bünz (Möriken, Anglikon) und des Holzbachs
(Villmergen) wurde 2001 auf Schwermetalle geprüft. Zur Abklärung einer
Belastungsquelle wurden weitere Stellen auf Quecksilber untersucht.
•
Überwachung ARA-Vorfluter: Ermittelt wurde der Einfluss von gereinigtem Abwasser auf
den äusseren Aspekt und biologische Indikatoren in der Bünz (Muri 1996, Bünzen 1997,
Hendschiken 2000 und Wohlen 2003), im Krebsbach (Ammerswil 1998) und im Erusbach
(Sarmenstorf 2004).
•
Gewässerverunreinigungen: Der äussere Aspekt sowie einige chemische Messgrössen
werden nach Gewässerverunreinigungen untersucht.
In jedem Untersuchungsprogramm werden Messgrössen und Indikatoren zu einem definierten Zeitpunkt bestimmt (Tabelle 1). Die Bedeutung der einzelnen Messgrössen und Indikatoren ist in Tabelle 2 auf Seite 4 zusammengefasst.
Untersuchungsprogramm
Messgrössen und Indikatoren
Äusserer Aspekt
Biologie
Chemie
Wasser
Regelmässige Untersuchungen
2003
2003
2002 - 2004
Orientierungsuntersuchungen
1999
2004
1999
Pestizide
2001
Schwermetalle
2001
Überwachung ARA-Vorfluter
1996 - 2004
Gewässerverunreinigungen
1997 - 2004
Tabelle 1:
Chemie
Sediment
1996 - 2004
1997 - 2004
Verwendete Untersuchungsprogramme mit den bestimmten Messgrössen und Indikatoren
Zu speziellen Untersuchungsprogrammen sind zusammenfassende Berichte verfügbar:
-
Orientierungsuntersuchungen an kleinen Bächen 1994 - 2000, zusammenfassender
Fachbericht, Mai 2001
-
Pestizide in aargauischen Fliessgewässern 2001, November 2002
-
Schwermetalle in Fliessgewässern des Kantons Aargau, Sedimentuntersuchungen
2001, März 2002
3
Chemie
Sediment
Chemie Wasser
Biologie
Äusserer
Aspekt
Messgrössen und
biol. Indikatoren
Bedeutung
Schlamm, Trübung, Ver- Diese Indikatoren dürfen als Folge von Abwassereinleitungen nicht auftreten.
färbung, Schaum, Geruch, Das Auftreten von Eisensulfid zeigt Sauerstoffmangel in der Gewässersohle
Eisensulfid (FeS)
an.
Heterotropher Bewuchs
Ein Bewuchs mit Bakterien, Pilzen und Protozoen lässt auf leicht abbaubare,
organische Belastung schliessen („Abwasser-Pilz“ Sphaerotilus natans).
Wirbellose Kleintiere
Die Artenzusammensetzung der wirbellosen Kleintiere gibt Auskunft über die
organische Belastung (Gewässergüteklasse) und die Qualität des Gewässerlebensraums.
Kieselalgen
Die Zusammensetzung der Kieselalgen eignet sich speziell für die Indikation
von organischen Belastungen und des Nährstoffgehalts. Dieser Indikator
beurteilt die Wasserqualität unabhängig von der Qualität des Gewässerlebensraums.
Ammonium
Kommunale Abwässer und landwirtschaftliche Dünger enthalten AmmoniumStickstoff. Bei hohen pH-Werten und erhöhten Temperaturen kann sich das
Ammonium zum fischtoxischen Ammoniak umwandeln.
Nitrit
Nitrit kommt in natürlichen und naturnahen Gewässern nur in Spuren vor.
Höhere Nitrit-Konzentrationen können z.B. unterhalb von ARA-Einleitungen
gemessen werden, wenn Ammonium nicht vollständig über Nitrit zu Nitrat
umgewandelt wurde. Nitrit kann für Fische toxisch wirken.
Nitrat
Nitrat ist bei guten Sauerstoffverhältnissen in Fliessgewässern mengenmässig die wichtigste Stickstoffverbindung. Hohe Nitrat-Konzentrationen in Gewässern gelten als Indikator für die Einleitung von gereinigten Abwässern
sowie Auswaschungen von überdüngten Böden. Zu hohe Nitratwerte im
Trinkwasser können die Gesundheit des Menschen gefährden.
Gesamt-Phosphor
Phosphor ist derjenige Nährstoff, welcher normalerweise das Algen- und
Wasserpflanzenwachstum in Gewässern bestimmt. Phosphor wird durch
kommunale Abwässer, durch Abschwemmungen aus intensiv gedüngten
landwirtschaftlichen Flächen und durch die Erosion der Böden in die Gewässer eingetragen.
Phosphat
Phosphat ist der biologisch leicht verfügbare Anteil des Gesamtphosphors.
Gelöster organischer
Kohlenstoff (DOC)
Der DOC (dissolved organic carbon) ist ein Mass für die Belastung eines
Gewässers mit gelösten organischen Substanzen aus natürlichen und zivilisatorischen Quellen.
Biochemischer Sauerstoffbedarf (BSB5)
Der BSB5 ist ein Indikator für die Belastung eines Gewässers mit biologisch
leicht abbaubaren organischen Substanzen.
Pestizide
Pestizide sind Stoffe, die zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden. Sie
werden durch Abschwemmung und Drainagen von Landwirtschaftsflächen
oder durch unsachgemässen Umgang in die Gewässer eingetragen.
Schwermetalle
Schwermetalle gelangen über die Abwässer von Siedlungen, Industrie und
Gewerbe in die Gewässer und wirken ab bestimmten Konzentrationen toxisch für die Wasserlebewesen.
Tabelle 2:
Bedeutung der Messgrössen und biologischen Indikatoren
4
2.3
Gewässeruntersuchungen
Abbildung 2:
Karte mit den Messstellen der verschiedenen Untersuchungsprogramme
5
2.4
2.4.1
Untersuchungsergebnisse
Äusserer Aspekt und biologische Indikatoren
Regelmässige Bestandesaufnahmen 2003
Die Bünz (Möriken) erreichte die ökologischen Ziele weder beim äusseren Aspekt noch bei
den biologischen Indikatoren. Beim äusseren Aspekt waren die wichtigsten Auffälligkeiten
Schlammablagerungen, stabiler Schaum, Eisensulfidflecken und ein leichter Abwassergeruch. Die Bestimmung der Gewässergüte zeigte, dass die Häufigkeit und Zusammensetzung weder der wirbellosen Kleintiere noch der Kieselalgen zu genügen vermochte
(Tabelle 3). Allerdings konnte eine geringfügige Verbesserung festgestellt werden, seitdem
die Abwässer der ARA Wohlen in die Aare abgeleitet werden. Biologische
Lebensgemeinschaften brauchen einige Zeit um sich von Belastungen zu erholen. Zudem
war 2003 ein Trockenjahr mit geringer Wasserführung. In der nächsten Bestandesaufnahme
wird eine deutlichere Verbesserung erwartet.
Äusserer Aspekt
Bünz (Möriken)
Tabelle 3:
Biologische Indikatoren
Schlamm, Schaum,
FeS, Geruch
Heterotropher
Bewuchs
Gewässergüte
wirbellose Kleintiere
Gewässergüte
Kieselalgen
mässige
Beeinträchtigung
wenig
II-III
II - (II-III)
Zustandsklassen für den äusseren Aspekt und die biologischen Indikatoren bei den regelmässigen
Bestandesaufnahmen 2003 (mit Angabe der Gewässergüteklasse)
Orientierungsuntersuchungen 1999
Im Frühsommer 1999 wurden 82 Stellen im gesamten Bünztal auf den äusseren Aspekt
geprüft (Abbildung 3). Bei 15 Stellen waren Auffälligkeiten zu beobachten. Eine Stelle gilt als
auffällig, wenn mindestens einer der überprüften Indikatoren die Anforderung nicht erfüllt. An
einigen Stellen konnten nicht alle Indikatoren beurteilt werden. Deshalb wurden die Auffälligkeiten in Abhängigkeit der auf diesen Indikator untersuchten Stellen prozentual angegeben.
Stabiler Schaum wurde bei rund einem Zehntel der Stellen entdeckt. Eisensulfid, Geruch,
heterotropher Bewuchs und Bildung von Schlamm wurden ungefähr an jeder fünfzehnten
Stelle beobachtet. Eine unnatürliche Trübung trat an drei, eine Verfärbung des Wassers nur
an einer Stelle auf.
6
Auffälligkeiten im äusseren Aspekt
prozentualer Anteil
100
80
60
40
20
0
Schaum
Eisensulfid
Geruch
het.
Bewuchs
auffällige Stellen
Abbildung 3:
Schlamm
Trübung
Verfärbung
unauffällige Stellen
Auffälligkeiten im äusseren Aspekt bei den Orientierungsuntersuchungen 1999: Eisensulfidflecken,
und heterotropher Bewuchs von blossem Auge sichtbar. Schlamm, Schaumbildung, Trübung, unnatürlicher Geruch und Verfärbung erkennbar als Folge von Abwassereinleitungen.
Orientierungsuntersuchungen 2004
Im Jahr 2004 wurde mit einer einfachen Feldmethode die Gewässergüte anhand der Artenzusammensetzung der wirbellosen Kleintiere an neun Stellen bestimmt. Drei der
untersuchten Stellen erreichten die ökologischen Ziele nicht (Tabelle 4). Die schlechte
Beurteilung der Bünz in Wohlen ist auf den starken Verbauungsgrad zurückzuführen. In
Othmarsingen sind Belastungen durch Abwasser wahrscheinlich verantwortlich für die
schlechte Wasserqualität. Im Hinterbach sind die Ursachen unklar.
Hendschiken
Sarmenstorf
Villmergen
Villmergen
Hinterbach
Boswil
Erusbach
Muri
Krebsbach
Othmarsingen
Wissenbach
Wohlen
Katzbach
Boswil
Bünz
II
III
III
I-II
II
II
I-II
II
II-III
Tabelle 4:
Gewässergüte und Zustandsklasse für die biologischen Indikatoren bei den Orientierungsuntersuchungen 2004
7
Abwasserreinigunsanlagen (ARA)
Die gereinigten Abwässer der ARA Muri, Bünzen und Hendschiken beeinträchtigen die Bünz
kaum. Nach den Sanierungen dieser ARA sind die nachteiligen Einwirkungen auf die Bünz
stark zurückgegangen (Tabelle 5).
ARA
Jahr
Muri
(Bünz)
Nach Sanierung
1996 •
Leichter bis mittlerer Bewuchs mit Einzellern (im Gegensatz zu leichtem Bewuchs
oberhalb der ARA)
•
Mehr belastungsresistente Kieselalgenarten (nur geringfügige Verschlechterung
gegenüber der Bünz oberhalb der ARA-Einleitung).
Chlostermatte,
Bünzen (Bünz)
Nach Sanierung
1997 •
Es konnten kaum nachteilige Einwirkungen des gereinigten Abwassers auf die
Bünz festgestellt werden.
Falkenmatt,
Hendschiken
(Bünz)
Nach Sanierung
2000 •
Es konnten kaum nachteilige Einwirkungen des gereinigten Abwassers auf die
Bünz festgestellt werden.
Tabelle 5:
Beeinträchtigungen durch gereinigtes Abwasser
Einfluss des gereinigten Abwassers auf den äusseren Aspekt und biologische Indikatoren in den
Vorflutern
Die Beinträchtigungen durch gereinigtes Abwasser sind im Erusbach nach der Aufhebung
der ARA Sarmenstorf weggefallen. Ebenso hat sich der Zustand des Krebsbachs deutlich
verbessert nach der Aufhebung der ARA Ammerswil. Seit 2002 wird das gereinigte
Abwasser aus der ARA Wohlen in die Aare geleitet. Der positive Effekt auf die
Wasserqualität der Bünz war bisher allerdings bescheiden. Die ARA Wohlen wurde im Jahr
2003 ausgebaut, sodass zu dieser Zeit nur eine Strasse in Betrieb war und die
Regenentlastungen vermutlich häufiger ansprangen. Erst nach Abschluss der
Ausbauarbeiten im Jahr 2004 dürften Verbesserungen der Wasserqualität in der Bünz voll
zum Tragen kommen.
2.4.2
Chemische Messgrössen
Regelmässige Untersuchungen 2002-2004
Drei der insgesamt 27 im Aargau regelmässig chemisch untersuchten Stellen liegen im
Bünztal.
Bünz (Anglikon): Die Bünz in Anglikon erfüllt nur die Anforderungen an Ammonium, Nitrat
und den BSB5. Die Anforderungen an alle anderen Messgrössen können nicht eingehalten
werden (Tabelle 6).
Holzbach (Villmergen): Im Holzbach sind die Anforderungen an alle Messgrössen erfüllt
(Tabelle 6).
Bünz (Möriken): In der Bünz in Möriken sind die Anforderungen an Ammonium, Nitrit und den
BSB5 eingehalten. Die Anforderungen an alle anderen Messgrössen werden nicht erfüllt
(Tabelle 6).
8
Ammonium
Nitrit
Nitrat
GesamtPhosphor
Phosphat
BSB5
DOC
gut
unbefr.
gut
unbefr.
mässig
gut
mässig
Holzbach
(Villmergen)
sehr gut
sehr gut
gut
sehr gut
sehr gut
gut
gut
Bünz
(Möriken)
sehr gut
gut
mässig
mässig
mässig
gut
mässig
Bünz
(Anglikon)
Tabelle 6:
Zustandsklassen der chemischen Messgrössen für die regelmässigen Untersuchungen 2002 2004 (Holzbach und Bünz, Anglikon) und 2004 (Bünz, Möriken)
In allen Bächen erfüllt der gelöste Sauerstoff die Anforderungen der GSchV.
Orientierungsuntersuchungen 1999
Im Frühsommer 1999 wurden 76 Stellen im ganzen Bünztal auf chemische Messgrössen
untersucht. Davon zeigten 40 Stellen Auffälligkeiten (Abbildung 4). Nitrat und der DOC waren
an rund einem Drittel der Stellen, Phosphat und Nitrit an rund jeder zwölften Stelle und
Ammonium an insgesamt drei Stellen auffällig. Mit dieser grossen Anzahl Auffälligkeiten
muss das Bünztal im Vergleich mit den anderen Gewässereinzugsgebieten im Kanton
Aargau zu den am stärksten belasteten Gebieten gezählt werden. Einzig im Suhrental
wurden noch mehr Auffälligkeiten gefunden.
Auffälligkeiten bei den chemischen Indikatoren
100
prozentualer Anteil
80
60
40
20
0
Nitrat
DOC
Phosphat
auffällige Stellen
Abbildung 4:
Nitrit
Ammonium
unauffällige Stellen
Auffälligkeiten bei den chemischen Messgrössen in den Orientierungsuntersuchungen 1999: DOC
> 2.5 mg/l C, NH4 > 0.15 mg/l N, NO2 > 0.05 mg/l N, NO3 > 5.6 mg/l N, PO4 > 0.1 mg/l P.
9
Verunreinigung mit Pestiziden
Im Jahr 2001 wurde die Bünz in Anglikon an sechs verschiedenen Daten in den Monaten
April bis August (Vegetationsperiode) auf 76 verschiedene Pestizide untersucht. Es konnten
14 Pestizide nachgewiesen werden. Bei 4 Pestiziden (Atrazin, Metamitron, Metolachlor,
Isoproturon) wurde der Anforderungswert der Gewässerschutzverordnung (GSchV)
überschritten, davon bei 2 Stoffen massiv (Atrazin und Isoproturon). Dies ist typisch für die
landwirtschaftliche Nutzung des Einzugsgebiets.
Schwermetalle im Sediment
Im Sediment von Holzbach (Villmergen) und Bünz (Anglikon und Möriken) wurden 2001 an je
einer Stelle die Konzentrationen der Schwermetalle Chrom, Nickel, Kupfer, Zink, Cadmium,
Quecksilber und Blei bestimmt. Die Werte wurden mit den Zielvorgaben der Internationalen
Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) verglichen. Im Holzbach erfüllen alle
Schwermetalle die Zielvorgabe der IKSR. Die Bünz in Anglikon überschreitet die
Anforderung an Kupfer leicht. In der Bünz in Möriken sind die Kupfer- und Zinkkonzentration
leicht, die Quecksilberkonzentration markant über der Zielvorgabe. Mit Ausnahme der hohen
Quecksilberkonzentration in der Bünz in Möriken sind alle Schwermetalle unbedenklich.
Aufgrund der bedenklich hohen Quecksilberkonzentration wurde die Bünz an mehreren
Stellen erneut auf Quecksilber untersucht, um die Quelle zu eruieren. Die Belastung
stammte aus der Sondermüllverbrennungsanlage (SAVA) der EMS Dottikon. Die
Abklärungen der Firma ergaben, dass wenige Wochen vorher unerkannt quecksilberhaltige
Abfälle verbrannt wurden, welche die vorhandenen Abwasserbehandlungsanlage
überforderte. Entsprechende Massnahmen wurden getroffen. Nachkontrollen in der Bünz
bestätigten, dass das Problem rasch behoben worden ist.
10
3 Gewässerschutzprobleme in der Region
3.1
Gewässerverunreinigungen und Fischsterben
In den Jahren 1997 - 2004 sind im Gebiet Bünztal 29 Gewässerverunreinigungen bekannt
geworden. Diese wurden in Abhängigkeit der jeweiligen Ursachen dargestellt (Abbildung 5).
Gewässerverunreinigungen und Fischsterben
dargestellt nach Ursache
6%
3%
26%
6%
Siedlungsabwasser
Industrieabwasser
Spülung Weiher
Jauche
3%
26%
Öl
kritische Wasserführung
unbekannt
30%
Abbildung 5:
Nach Ursachen dargestellte Gewässerverunreinigungen und Fischsterben in den Jahren 1997 2004
Die seit 2000 bekannt gewordenen Fälle sind in Tabelle 7 einzeln aufgeführt. In einigen
wenigen Fällen war derselbe Verursacher wiederholt für eine Gewässerverunreinigung
verantwortlich. Ansonsten konnten zwischen den verschiedenen Gewässerverunreinigungen
und Fischsterben keine Zusammenhänge festgestellt werden.
Datum
Gemeinde
Gewässer
Auswirkungen
Ursache
Juli
Sarmenstorf
Erusbach
Gewässerverunreinigung
Jauche
März 2001
Villmergen
Holzbach
Gewässerverunreinigung
Jauche
April 2001
Wohlen
Bünz
Gewässerverunreinigung
Öl
Mai
Muri
Sörikerbach
Gewässerverunreinigung
Jauche
Juni 2001
Sarmenstorf
Erusbach
Gewässerverunreinigung
Jauche
Sep. 2001
Uezwil
Erusbach
Gewässerverunreinigung
Öl
Sep. 2001
Wohlen,
Hendschiken
Bünz
Gewässerverunreinigung,
Fischsterben
unbekannt
Okt. 2001
Dottikon
Bünz
Gewässerverunreinigung
unbekannt
Dez. 2001
Hilfikon
Erusbach
Gewässerverunreinigung
Siedlungsabwasser
April 2002
Boswil
Wissenbach
Gewässerverunreinigung,
Fischsterben
unbekannt
Dez. 2002
Sarmenstorf
Erusbach
Gewässerverunreinigung
Öl
Dez. 2002
Waltenschwil
Büelisacherkanal
Gewässerverunreinigung
Jauche
Jan. 2003
Sarmenstorf
Erusbach
Gewässerverunreinigung
Öl
2000
2001
11
März 2003
Wohlen
Büttikerbach
Gewässerverunreinigung
Öl
April 2003
Boswil
Maiäckerbächli,
Sagiweiher
Gewässerverunreinigung,
Fischsterben
Spülung Weiher
April 2003
Dottikon
Bünz
Gewässerverunreinigung,
Fischsterben
unbekannt
Juni 2003
Dottikon
Bünz
Gewässerverunreinigung,
Fischsterben
unbekannt
Aug. 2003
Villmergen
Hinterbach
Fischsterben
kritische Wasserführung
Feb. 2004
Wohlen
Bünz
Gewässerverunreinigung
Öl
März 2004
Wohlen
Bünz
Gewässerverunreinigung
Öl
Juli
Hilfikon
Erusbach
Gewässerverunreinigung
Spülung Weiher
2004
Tabelle 7:
3.2
Gewässerverunreinigungen und Fischsterben im Bünztal in den Jahren 2000 - 2004
Abwasserreinigungsanlagen (ARA)
Zur Zeit leiten noch drei ARA ihre gereinigten Abwässer in die Bünz. Die Abwässer der
Gemeinden Sarmenstorf, Uezwil, Kallern, Waltenschwil, Büttikon, Hilfikon, Villmergen und
Wohlen werden der ARA Wohlen zugeleitet und nach der Reinigung in die Aare geführt. Somit tangieren die Abwässer der genannten Gemeinden die Oberflächengewässer im Bünztal
nur bezüglich der Regenwasserentlastungen. Verschiedene Sanierungsmassnahmen haben
zu einer Entlastung der Bünz und der kleineren Gewässer geführt (Tabelle 8).
ARA
Gewässer
Ergriffene Sanierungsmassnahmen
Wohlen
Bünz
1992
Phosphorelimination
2002
Ableitung des gereinigten Abwassers in die Aare
2004
Nitrifikation, Denitrifikation, neue Biologiestufe
Chlostermatte
(Bünzen)
Bünz
1996
Nitrifikation, Phosphorelimination
Muri
Bünz
1996
Nitrifikation, Denitrifikation, Phosphorelimination, Filtration
Ammerswil
Krebsbach
1998
aufgehoben, Anschluss an ARA Falkenmatt (Hendschiken)
Falkenmatt
(Hendschiken)
Bünz
2000
Nitrifikation, Phosphorelimination
Sarmenstorf
Bünz (via ARA 2004
Wohlen)
Tabelle 8:
3.3
aufgehoben, Anschluss an ARA Wohlen
Abwasserreinigungsanlagen (ARA) im Bünztal und die ergriffenen Sanierungsmassnahmen
Siedlungs- und Autobahnentwässerung
Die Bünz fliesst vor allem im unteren Teil durch teilweise stark besiedeltes Gebiet. Bei
Regenereignissen wird die Bünz somit durch einen hohen Anteil an Abwasser aus
Regenüberläufen belastet.
Bei den Sedimentuntersuchungen wurde die Bünz oberhalb (Anglikon) sowie unterhalb der
Autobahn (Möriken) untersucht. Diese Stellen liegen aber sehr weit auseinander, was eine
Aussage über einen Beitrag der Autobahnentwässerung zur Belastung verunmöglicht.
Zudem sind die Sedimentgehalte an Kupfer, Zink, Cadmium und Blei, welche über Pneu-,
12
Reifen- oder Strassenabrieb und über den Treibstoff via Strasse in die Gewässer gelangen,
unterhalb der Autobahn nur leicht erhöht oder sogar niedriger.
3.4
Landwirtschaft
In der Bünz bei Anglikon wurden 14 verschiedene Pestizide nachgewiesen. Dies ist ein
Zeichen für eine intensive landwirtschaftliche Nutzung des Einzugsgebiets. Zudem war Nitrat
in den Orientierungsuntersuchungen an mehr als einem Drittel der Stellen auffällig und mehr
als ein Viertel der Gewässerverunreinigungen sind auf Jauche zurückzuführen. All diese
Befunde belegen eine intensive landwirtschaftliche Nutzung des Bünztals.
3.5
Kleinkraftwerk Tieffurtmühle
Die periodischen Spülungen der Stauhaltung der Tieffurtmühle in Dottikon stellen ein
gewässerökologisches Problem dar. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass hohe
Frachten an Schwebstoffen weggespült werden, die sich in unterliegenden Bünzabschnitten,
insbesondere in der neuen Bünzaue ablagern und dadurch die positive Entwicklung der
Gewässerökologie beieinträchtigen können.
13
4 Bewertung der Fliessgewässer im Bünztal
Die Gewässer im Bünztal sind insgesamt relativ stark belastet. Die Bünz als Hauptgewässer
erfüllt die gesetzlichen Anforderungen an die Wasserqualität und die ökologischen Ziele
weitgehend nicht. Die kleineren Bäche im Einzugsgebiet sind hingegen wenig belastet.
Nachfolgend werden die Ergebnisse und Bewertungen für die Bünz und die bedeutenderen
Nebengewässer zusammengefasst.
Bünz: Beim Zusammenfluss von Aspibach und Rüeribach in Muri liegt der Ursprung der
Bünz. Bald danach leitet die ARA Muri ihre gereinigten Abwässer in die Bünz. Die Belastung
der Bünz durch die ARA ist allerdings gering, was auch durch das Erreichen der
ökologischen Ziele in Boswil bestätigt wird. In Bünzen fliessen die gereinigten Abwässer der
ARA Chlostermatte der Bünz zu. Diese Einleitung beeinträchtigt die Bünz kaum. Eine
Verschlechterung der Wasserqualität in der Bünz wird erst in Wohlen festgestellt, wo die
ökologischen Ziele in der biologischen Orientierungsuntersuchung deutlich verfehlt werden
(Gewässergüte III). Dies ist wahrscheinlich auf den hohen Verbauungsgrad der Bünz
zurückzuführen, was sich stark auf die Artenvielfalt auswirkt. Die Anforderung an die
Wasserqualität wird allerdings auch in Anglikon für verschiedene chemische Messgrössen
nicht erfüllt. Kurz darauf wird dieser Umstand durch die ARA Wohlen verstärkt. Seit 2002
leitet die ARA Wohlen ihre gereinigten Abwässer zwar in die Aare. Ausgebaut wurde die
Anlage aber bis 2004, weshalb sie wegen verminderter Leistungsfähigkeit häufiger
ungeklärtes Abwasser in die Bünz entlastete. Deshalb besserte sich auch nach der Ableitung
des gereinigten Abwassers in die Aare der Zustand der Bünz nur unwesentlich. In den
nächsten Jahren wird aber ein deutlicherer Effekt erwartet. Die Bünz wird in Hendschiken
durch das gereinigte Abwasser einer weiteren ARA belastet. Allerdings ist dieser Einfluss im
Vergleich zur Vorbelastung sehr gering. Der Zustand verbessert sich nicht mehr bis zur
Mündung in den Aabach. Sowohl bei der chemischen als auch bei der biologischen
Untersuchung in Möriken wurden die Anforderungen und Ziele knapp nicht erreicht. Der
Zustand der Bünz hat sich im Vergleich mit früheren Jahren entscheidend gebessert. Einen
starken Beitrag dazu haben die Sanierungen und Aufhebungen der ARA geleistet. Dass in
Möriken Abwassergeruch, Schaumbildung, Schlamm- und Eisensulfidablagerungen
beobachtet werden konnten, zeigt auf, dass im Bereich Abwasserreinigung und
Siedlungsentwässerung weitere Anstrengungen unternommen werden müssen. Eine weitere
Ursache für die Belastung der Bünz stellt die Landwirtschaft dar. Dies wird bestätigt durch
hohe Konzentrationen verschiedener Pestizide sowie durch zahlreiche Auffälligkeiten
bezüglich Nitrat in den Orientierungsuntersuchungen. Zudem war die Landwirtschaft die
Ursache für einen Grossteil der Gewässerverunreinigungen. Die Belastung der
Bünzsedimente mit Schwermetallen ist unbedenklich. Die Ursache für die hohe
Quecksilberbelastung in Möriken bei den Untersuchungen im Jahr 2001 konnte in der
Sondermüllverbrennungsanlage der EMS Dottikon gefunden werden. Nach der Behebung
dieses Problems zeigten Kontrollen, dass die Quecksilbergehalte im Bünzsediment wieder
auf ein unbedenkliches Niveau zurückgekehrt sind. Ein Zusammenhang zwischen
Schwermetallgehalte und der Autobahnentwässerung konnte nicht gefunden werden.
Nebengewässer: Die kleineren Gewässer im Bünztal sind im allgemeinen weniger belastet
als die Bünz. Dies ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass sie nicht mit gereinigtem
Abwasser belastet werden. Die Aufhebung der ARA Ammerswil und Sarmenstorf haben zu
massiven Verbesserungen der Wasserqualität in Krebsbach und Erusbach geführt. Der
Katzbach (Muri), der Wissenbach (Boswil), der Erusbach (Sarmenstorf und Villmergen) und
der Krebsbach (Hendschiken) erfüllen die ökologischen Ziele. Der Hinterbach in Villmergen
erreicht das ökologische Ziel nicht. Die Ursache für die Artenarmut ist allerdings unklar. Eine
organische Belastung kann jedoch ausgeschlossen werden. Die Auffälligkeiten bezüglich
Nitrat in den Orientierungsuntersuchungen beschränken sich nicht nur auf die Bünz, sondern
betreffen auch die Nebengewässer. Dies zeigt, dass die Einzugsgebiete der Nebengewässer
landwirtschaftlich genutzt werden und somit zur Belastung der Bünz beitragen.
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